Einführung in die Qualitative Sozialforschung · nennen - Ziel ist die Entwicklung einer Theorie,...

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1 4 Einführung in die Qualitative Sozialforschung Teil 2 Johann Bacher Ilona Horwath Johannes Kepler Universität Linz Linz 2011

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Einführung in die Qualitative

Sozialforschung

Teil 2

Johann Bacher

Ilona Horwath

Johannes Kepler Universität Linz

Linz 2011

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Inhaltsverzeichnis

1 Feldarbeit .................................................................................................... 3

1.1 Durchführung qualitativer Interviews .................................................... 3

1.2 Feldnotizen und Protokollierung........................................................... 3

2 Transkription................................................................................................ 5

2.1 Regeln.................................................................................................. 5

2.2 Computerprogramme ......................................................................... 11

3 Auswertung ............................................................................................... 15

4 Grounded Theory ...................................................................................... 16

4.1 Entwicklungsgeschichte ..................................................................... 16

4.2 Theoretisches Kodieren ..................................................................... 17

4.3 Hinweise für Praxis............................................................................. 18

4.4 Beispielbericht .................................................................................... 18

4.5 Fazit ................................................................................................... 20

5 Qualitative Inhaltsanalyse.......................................................................... 22

5.1 Ablauf einer qualitativen Inhaltsanalyse ............................................. 22

5.2 Beispiel............................................................................................... 26

5.3 Reliabilitätsprüfung............................................................................. 35

5.4 Fazit ................................................................................................... 36

6. Die Dokumentarische Methode................................................................. 37

6.1. Beispielstudie......................................................................................... 39

6.2. Transkription und Auswertung ............................................................... 42

6.3. Grenzen und Gütekriterien der Dokumentarischen Methode ................. 47

6 Computerprogramme ................................................................................ 49

6.1 Übersicht ............................................................................................ 49

6.2 MAXQDA............................................................................................ 49

7. Qualitativer Forschungsbericht ................................................................. 57

7.1. Aufbau eines qualitativen Forschungsberichtes..................................... 59

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1 Feldarbeit

1.1 Durchführung qualitativer Interviews

Fehler nach Hopf, die häufig bei qualitativen Interviews auftreten, sollten

vermieden werden:

• Planungsfehler: zu wenig verfügbare Zeit, zu langer Leitfaden, der zu einem

Abhaken der Fragen führt (Tiefe fehlt)

� realistischen Zeitrahmen mitteilen, gewährleisten, dass InterviewpartnerIn

ausreichend Zeit (Falsch: Haben Sie Zeit für ein kurzes Gespräch von 10

Minuten?)

• Tendenz zu dominierendem Kommunikationsstil (suggestive Fragen,

Bewertungen), können störend empfunden werden und Antwort in eine

Richtung lenken

� Suggestionen, Bewertungen vermeiden, neutraler Interviewstil, der aber

Interesse am Gegenüber zum Ausdruck bringt

• Probleme beim passiv-rezeptiven Teil, also Probleme beim Zuhören und

beim Nachfragen

� wichtige Nachfragen stellen, Leitfaden und Interview vorher durchgehen,

Checkliste, was besonders wichtig ist und unbedingt gefragt werden sollte,

Forschungsziele und –fragen nicht aus den Augen verlieren

• Starres Festhalten am Leitfaden, interessante Aspekte werden nicht

erkannt, kann vom Befragten als Disziplinierung empfunden werden

� gut zuhören, Offenheit, Bereitschaft zu weiterem Gespräch einholen

1.2 Feldnotizen und Protokollierung

• Gesprächsinhalte in Stichworten während des Gesprächs, sofern möglich

• ausführliches Protokoll im Anschluss an das Interview, sollte enthalten

• Kontext- oder Metadaten des Interviews (wann, wo, mit wem,..)

• Persönliche Eindrücke, Ideen, Vermutungen, visuelle Eindrücke u.ä.

• besondere Vorkommnisse

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• Zur Protokollierung kann ein Protokollbogen entwickelt werden (siehe

Übersicht), dient als Muster, muss für die eigenen Zwecke angepasst

werden); hilfreich sind auch Kurzfragebogen zu relevanten

soziodemografischen Angaben, die nach einem Interview ausgefüllt werden

können (Entlastung im Interview – Konzentration auf narrative Teile).

• zusätzlich kurzer Eintrag ins Forschungstagebuch, aufgenommen werden

sollen auf jeden Fall subjektive Bewertungen und Eindrücke

• Protokolle und Einträge ins Feldtagebuch spätestens am Folgetag der

Beobachtung anfertigen!

Übersicht: Beispiel für einen Dokumentationsbogen

entnommen

aus Flick

(2009: 379)

Literatur

Hopf, Chr., 2008: Qualitative Interviews – ein Überblick. In: Flick, U.; Kardorff, E. v.; Steinke, I.

(Hg) 2008: Qualitative Sozialforschung. Handbuch. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt,

349-360.

Flick, U., 2009: Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Kuckartz, M., 2007: Qualitative Textanalyse. Wiesbaden, VS-Verlag.

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2 Transkription

2.1 Regeln

Transkription = Verschriftlichung der Tonbandaufnahme (kein Ersatz für die

Aufzeichnung!)

Transkripte sind die grafische Darstellung ausgewählter Verhaltensaspekte von

Personen, die an einem Gespräch (Interview, Diskussion, Alltagsgespräch)

teilnehmen und sollen die geäußerten Wortfolgen, meist auch die lautliche

Gestaltung (Intonation, Lachen, Versprecher, Wortabbrüche, Fülllaute, ...) sowie

redebegleitendes nichtsprachliches Verhalten (Räuspern, Gesten,

Blickverhalten,...) möglichst genau abbilden. � Sichtbarmachen der

Besonderheiten eines Gespräches

Zur Transkription gibt es unterschiedliche, d.h. unterschiedlich genaue

Systeme, die auch als Notationssysteme bezeichnet werden (vgl. Flick 2005:

437 - 447; Flick 2011: 379ff, Beispiele für Notationssysteme bei Bohnsack,

2008: 235; Loos & Schäffer 2001). Ein Standardsystem hat sich bisher nicht

durchgesetzt. Welche Ausführlichkeit und Detailtreue eine Transkription

erfordert, ist je nach Forschungsinteresse unterschiedlich (z.B.

Konversationsanalyse, soziologische Fragestellung, Objektive Hermeneutik,

Formen der Inhaltsanalyse ...) � häufig muss deshalb ein eigenes System

entwickelt werden (pragmatische Anlehnung an vorhandene Systeme).

Fallbeispiel Transkriptionssystem , Bohnsack 2008: 235

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Fallbeispiel Transkriptauszug , Bohnsack 2008: 219

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Theoretische Verortung:

Der Prozess der Transkription wurde lange als Dokumentation verstanden und

theoretisch vernachlässigt bzw. wenig reflektiert, in den letzten Jahren aber

steigendes Methodenbewusstsein � Transkription stellt eine Selektion,

Reduktion und Abbildung einer wesentlich komplexeren Situation dar, die

Herstellung von Transkripten wird daher heute als theoriegeladener und

kreativer Prozess (Flick et al 2005: 440) bzw. bereits als Interpretationsschritt

betrachtet (Bohnsack 2008).

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Hinweise zur Durchführung:

• Die Auswahl der zu transkribierenden Verhaltensmerkmale (und

entsprechenden Notationszeichen) wird von der Zielsetzung und

Fragestellung des spezifischen Forschungsprojektes bestimmt, sie ist zu

begründen und zu dokumentieren!

• Sinnvoll ist, nur so viel und so genau zu transkribieren, wie Fragestellung

und Analyseansatz erfordern (aber auch nicht zu wenig transkribieren! �

Auswahl begründen und dokumentieren)

• Eine zu detaillierte bzw. differenzierte Transkritpion (z.B. Lautzeichen

innerhalb von Wörtern, Vielzahl an Versprechern, Wortunterbrechungen

und Füllauten, umständliche Abbildung der zeitlichen Abfolge,...) kann

Unübersichtlichkeit und Auswertungsprobleme schaffen, der Lesbarkeit

und Zugänglichkeit der Darstellung ist daher Vorzug einzuräumen, wenn

es die Forschungsfrage erlaubt

• Kriterien für die Qualität von Transkriptionssystemen sind

Handhabbarkeit (für TranskribientInnen), Lesbarkeit, Lernbarkeit und

Interpretierbarkeit (für die InterpretInnen und den Computer, vgl. Flick

2011: 380).

• Innerhalb von Forschungsteams und Projekten gemeinsames

Transkriptionssystem verwenden! Ausgewählte Transkriptstellen

wechselseitig kontrollieren � Interpretationsspielräume und

unterschiedliche Wahrnehmungenen bleiben auch bei gemeinsamen

Notationssystem bestehen!

• Neben klaren Regeln über die Transkription von Äußerungen,

SprecherInnenwechsel, Pausen, Satzabbrüchen, ... sind die nochmalige

Kontrolle eines Transkriptes anhand der Aufzeichnung und die

Anonymisierung der Daten (Namen, Orts- und evtl. Zeitangaben,...)

ebenfalls zentrale Bestandteile des Transkritpionsvorganges

• Zeilen und- Seitennummerierungen verwenden; Zitiersystem für

Ergebnisbericht (z.B. Angabe des Transkripttitels, Seite und

Zeilennummer); Zeitmarken und Kommentarfunktionen (Anmerkungen

zu Transkriptionsentscheidungen bei unklaren Stellen; ggf. inhaltliche

Notizen für die Auswertung) in Transkriptionsprogrammen nutzen!

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• Notationszeichen sollten eindeutig sein, d.h., nur für die Darstellung

jeweils eines definierten Merkmales (in Anlehnung an Konventionen von

Systemen, z.b. (...) für Pausen ) verwendet werden; kein Merkmal sollte

durch verschiedene Notationszeichen dargestellt werden

• Subjektive Wahrnehmungen und/oder Kategorisierungen von

Transkribierenden sollten nicht als objektive Messungen transkribiert

werden; in einem Transkript sollte deutlich erkennbar zwischen

Beschreibungen, Erklärungen, Anmerkungen und Interpretationen

unterschieden werden

• Es gilt: Pragmatisch, aber sorgfältig vorgehen!

Für die computerunterstützte Auswertung sind folgende Regeln hilfreich

(Kuckartz 2007: 43)

Beispiel

Kuckartz (2007: 44) gibt folgendes Beispiel:

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Wichtig: Transkripte sollten so wie andere wissenschaftliche Arbeiten Korrektur

gelesen werden, indem sie angehört werden und das Gehörte am Text

verglichen wird.

2.2 Computerprogramme

Um zeitökonomisch vorzugehen, sollte für Transkriptionen unbedingt

entsprechende Software verwendet werden. Es gibt eigene

Transkritionsprogramme, aber auch Auswertungssofwarepakete (wie z.B.

MAXQDA, vgl. Kapitel 7) bieten oft Transkriptionsfunktionen an.

Joachim Gerich (AES, JKU) hat zur Transkription das Computerprogramm

TRANSCRIPTOR entwickelt. Es gibt auch ein Spezialprogramm für

Gruppendiskussionen.

http://www.soz.jku.at/aes/content/e39/e259/e6103/index_ger.html

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Weitere Programme:

� Für Audio- und Videoaufzeichnungen; mit Fußtaste oder Tastaturkürzel

verwendbar

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(vgl. auch Kapitel 7).

Literatur:

Bohnsack, R., 2008: Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative

Methoden. 7. Auflage. Opladen & Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich.

Flick, U., 2011: Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 4. Auflage. Reinbek bei

Hamburg: Rowohlt.

Flick, U.; Kardorff von, E.; Steinke, I. (Hg.), 2005: Qualitative Sozialforschung. Ein

Handbuch. 4. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Kuckartz, U. (2007): Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten. 2.

Aufl., Wiesbaden: VS Verlag.

Loos, P.; Schäffer, B., 2001: Das Gruppendiskussionsverfahren. Theoretische

Grundlagen und empirische Anwendung, Opladen: Leske+Budrich.

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3 Auswertung

Unterschiedliche Auswertungskonzepte

Einführende Konzepte/Methoden:

• Grounded Theory (Glaser/Strauss) � Theoriegenerierung und –prüfung

steht im Vordergrund, Datenmaterial wird vor allem in späteren Phasen nur

selektiv ausgewertet

• Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring) � stärker explorativ und beschreibend,

häufig Versuch, das gesamte Datenmaterial zu erfassen

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4 Grounded Theory

Einfache Auswertungsmodell

• Grounded Theory

• Qualitative Inhaltsanalyse

Fortgeschrittene Konzepte/Methoden, z.B.:

• Dokumentarische Methoden (Bonsack)

• Objektive Hermeneutik (Oevermann)

• Psychoanalytische Textinterpretation (Leithäuser/Volmerg � Ziegler)

4.1 Entwicklungsgeschichte

Schütz (Narratives Interview) und Witzel (Problemzentriertes Interview) �

Auswertung auf der Basis der Grounded Theory

GT wurde in den 1960er Jahren von Glaser und Strauss entwickelt, Grundlage

war eine medizinsoziologische Untersuchung über den Umgang mit dem

Sterben in Krankenhäusern

Glaser & Strauss, 1965: Awareness of Dying � Glaser & Straus, 1967: The

Discovery of Grounded Theory

� getrennte Entwicklung:

1978, Glaser: Theoretical Sensitivity (�http://www.groundedtheory.com/ ;

Grounded Theory Reveiw)

1987, Strauss: Qualitative Analysis for Social Scientists

� Unterschiede im Detail und in der Terminologie (Glaser: stärker induktiv;

Strauss: stärker abduktiv = Kombination von Induktion und Deduktion; Denken

in Möglichkeitsräumen), aber gleiches Grundprinzip und Grundvorgehen

(Strauss & Corbin 1996)

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Wichtig: Bei der GT handelt sich um eine Auswertungsstrategie

Erstes Interview � Auswertung („theoretical coding“) � Theorieformulierung

(„memoing) � Weiteres Interview, weitere Quellen auf der Basis des

theoretischen Samplings („theoretical sampling“) � usw.

Wissenschaftliche Fachliteratur aber auch Belletristik und andere Quellen als

Hilfe bei der Theorieentwicklung

Drei Kernelemente:

• Theoretical Coding

• Memoing

• Theoretical Sampling

In späteren Phasen können nur mehr Teile des Interviews transkribiert werden.

4.2 Theoretisches Kodieren

Besteht aus drei Schritten:

• offenes Kodieren: Analyse des Textmaterials, dem Text werden Kodes

zugeordnet

• axiales Kodieren: die Kodes werden zueinander in Beziehung gesetzt

• selektives Kodieren: Ableitung von Kernkodes und Hierarchisierung

Axiales Kodieren als Schritt 2 des theoretischen Kodierens

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Beispiel: Phänomen = Studienwahl, Studium, das Interessen entspricht

Kontexte = Rahmenbedingungen (Ort = gegeben)

Ursachen = Unterforderung im Beruf

Wirkungen = ?

Codes = markierte Textstellen

Konzepte = Zusammenfassung von Codes mir gleicher Bedeutung

Kategorien = Auswahl der Konzepte für die Theorieentwicklung

Theorie = Erklärungen für das untersuchte Phänomen mittels der Kategorien

4.3 Hinweise für Praxis

Auswertung mittels theoretischem Kodieren � Ziel: theoretisches

Entscheidungsmodell

Praktisches Vorgehen:

1. Markieren relevanter Textteile (offenes Kodieren)

2. Bestimmung relevanter Konzepte (offenes Kodieren)

3. Codes/Konzepte miteinander in Beziehung setzen (axiales Kodieren)

4. Manche Codes/Konzepte weglassen (selektives Kodieren)

5. Modell formulieren (Theorieentwicklung)

6. Vorschläge für Modellprüfung (Theorieprüfung)

7. Bericht

- Kurzbeschreibung des methodischen Vorgehens

- Kurzbeschreibung des Falls

- Beschreibung des Modells

- empirische Prüfmöglichkeiten

4.4 Beispielbericht

Name + Matrikelnummer

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1. Methodisches Vorgehen

Nachfolgendes Interview wird mittels des theoretischen Kodierens der

Grounded Theory ausgewertet. Das Interview .. – Kontextdaten zum Interview

nennen - Ziel ist die Entwicklung einer Theorie, in unserem Fall eines

Entscheidungsmodells für die Studienwahl. Bei der Auswertung wurde wie folgt

vorgegangen: ….

2. Fallbeschreibung

Die Befragte ist 30 Jahre alt, weiblich und studiert im 7. Semester Soziologie.

Sie lebt in Partnerschaft und versorgt derzeit ein Kind. Die Partnerschaft hat

bereits vor Studienbeginn bestanden. Das Kind wurde während des Studiums

geboren. Für die Befragte ist es nicht das erste Studium. Sie hat nach der

Matura ein Psychologiestudium in Salzburg begonnen, dieses aber nach kurzer

Zeit abgebrochen. Anschließend lernte Friseurin und war beruflich erfolgreich

tätig. Sie kommt aus einem Akademikerhaushalt. Der Vater ist Akademiker, die

Mutter hat eine Lehre abgeschlossen. Ihr Partner hat ein Jusstudium

abgeschlossen.

3. Relevante Entscheidungsfaktoren

Für das jetzige Studium nennt die Befragte zunächst als wichtigen Grund

berufliche Unterforderung. Diese habe sie veranlasst, nach Alternativen zu

suchen. Sie entschied sich schließlich für Soziologie, da ihre Wahl wegen der

Partnerschaft auf Linz eingeschränkt war und sie ein Studium im Sozialbereich

suchte. Als Berufswunsch nennt sie folglich Lebens- und Berufsberatung. Aus

dem Interview geht nicht hervor, ob die soziale Berufsorientierung bereits für

das erste Studium ausschlaggebend war.

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4. Entscheidungsmodell

Es wird angenommen, dass die Befragte einen bestimmten Typus der

Studienwahl repräsentiert, der für Studierende charakteristisch ist, die zuvor

berufstätig waren. Der Typus soll als „Interessensorientierte Wahl mit

Restriktionen nach vorausgehender Erwerbstätigkeit“ (Arbeitstitel) bezeichnet

werden. Charakteristisch für diesen Typus ist:

Die Studienwahl erfolgt interessensorientiert und überlegt. Anlass ist zumeist

berufliche Unzufriedenheit – im konkreten Fall Unterforderung. Der Studienort

ist i.d.R. nicht frei wählbar, da häufig eine Partnerschaft und eventuell

Betreuungspflichten bestehen. Dies schränkt die Wahl ein.

5. Vorschläge zur Validierung

Zur Validierung dieses Typus soll wie folgt vorgegangen werden:

- Es werden drei weitere Interviews analysiert, wo der/die Befragte zuvor

erwerbstätig war. Erwartetes Ergebnis: der Typus wird bestätigt.

- Es werden drei Interviews untersucht, wo der/die Befragte unmittelbar nach

der Matura das Studium aufnahm. Erwartetes Ergebnis: neue

Entscheidungsmuster

4.5 Fazit

Durchführung und Protokollierung = wichtige Schritte, bei der Durchführung

sollten Fehler nach Hopf sollten vermieden werden

Transkription = Verschriftlichung, Software steht zur Verfügung

Auswertung = Vielzahl an Methoden, einführende Methoden: Grounded Theory

und qualitative Inhaltsanalyse

Literatur

Hopf, Chr., 2008: Qualitative Interviews – ein Überblick. In: Flick, U.; Kardorff, E. v.; Steinke, I.

(Hg) 2008: Qualitative Sozialforschung. Handbuch. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt,

349-360.

Flick, U., 2009: Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

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Kuckartz, M., 2007: Qualitative Textanalyse. Wiesbaden, VS-Verlag.

Strauss, A.- / Corbin, J., 1996: Grounded Theory: Grundlagen qualitativer Sozialforschung.

Weinheim: Beltz

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5 Qualitative Inhaltsanalyse

Die qualitative Inhaltsanalyse wurde von Mayring in den 1980er Jahren

entwickelt. Sein Einführungsbuch liegt in der Zwischenzeit in der 10. Auflage

vor (Mayring 2008). Dies zeigt, dass diese Methode äußerst populär ist.

Mayring entwickelt zunächst ein allgemeines Ablaufmodell einer Inhaltsanalyse.

5.1 Ablauf einer qualitativen Inhaltsanalyse

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Drei Techniken:

• zusammenfassende Inhaltsanalyse: stark explorativ/deskriptiv, Wiedergabe

der wesentlichen Inhalte durch Abstraktion; zentrale Arbeitsschritte:

Paraphrasierung, Generalisierung, Reduktion � induktive

Kategorienbildung steht im Vordergrund

• strukturierte Inhaltsanalyse: stärker deduktiv, Ordnung des Materials auf der

Basis eines vorgegebenen Ordnungsschemas, Querschnitt über das

Material; zentrale Arbeitsschritte: Definition von Kategorien, Suche nach

Ankerbeispiele, Kodierregeln � deduktive Kategorienbildung

• explizierende Inhaltsanalyse: Erweiterung des Verständnisses einzelner

Textteile durch zusätzliches Material

In einem Forschungsprojekt können alle drei Techniken zum Einsatz kommen.

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Nachfolgende Übersicht gibt das Ablaufschema für die zusammenfassende

Inhaltsanalyse wieder.

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5.2 Beispiel

WEB-Analyse der Studieninformation der JKU:

Fragestellungen:

Welche Informationen werden über die Studienrichtungen der JKU gegeben?

Auf was wird der Schwerpunkt gelegt? Auf Inhalte, formale Bestimmungen,

Studienablauf, Anforderungen, Berufsaussichten oder andere Aspekte?

Gibt es Unterschiede in der Information und in den Schwerpunkten nach

Studienrichtung?

Wenn ja, wie lassen sich diese erklären?

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1. Festlegung des Materials

Alle WEB-Informationen (direkt lesbare Information und Downloads), für die die

JKU verantwortlich zeichnet (oder die auf der Homepage der JKU und ihren

Unterseiten auffindbar sind?) � Sollen auch Informationen von Instituten, der

ÖH oder anderen Organisationen (z.B. Stadt Linz) einbezogen werden?

Begründung für Konzentration auf WEB: wichtige Informationsquelle,

Downloads decken auch Broschüren ab

2. Analyse der Entstehungssituation

allgemein:

Information über VerfasserIn

Information über Zielgruppe

Information über Entstehungssituation

Umsetzung auf WEB-Analyse:

� Datum erfassen, VerfasserIn festhalten (Studienabteilung, Zulassungsstelle,

..), Zielgruppe (potenzielle StudienanfängerInnen, Studierende, Stakeholders

usw.), Entstehungssituation (Werbung für Studiengängen, Information von

Stakeholdern

3. Richtung der Analyse

Grundlage kommunikationstheoretisches Modell: Sender � Nachricht �

Empfänger

Analyse kann sich allgemein beziehen auf:

SenderIn und seine/ihre Motive

Nachricht (Inhalt, Form, …)

EmpfängerInnen

Wirkung der Nachricht auf EmpfängerInnen

WEB-Beispiel: Inhalte der Nachricht

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4. Theoretische Differenzierung der Fragestellung

Abhängig vom Forschungsstand und Art der Analyse,

folgende Thesen:

Moderne Bildungskonzepte � Entwicklung von Kompetenzen

Ausdifferenzierung des Bildungssystems und der Beziehung zur Umwelt �

spezielle Infos für unterschiedliche Zielgruppen

Autonomie der Universitäten � Konkurrenz � Werbung um Studierende,

positive Aspekte werden genannt

Information abhängig von den konkreten Studienbedingungen

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5. Bestimmung der Analysetechniken und Festlegung des konkreten Ablaufs

Entscheidung, ob Zusammenfassung, Strukturierung oder Explikation

(Entscheidung, ob Teilquantifizierung erwünscht)

WEB-Vorgehensweise: Definition der Grundgesamtheit, Herunterladen der

Dokumente in einem bestimmten Zeitraum, Sicherung auf CD, Aufbereitung für

MAXQDA (computerunterstützte Inhaltsanalyse)

6. Definition der Analyseeinheiten

Mehrere Optionen: Dokument / Seite / Absatz / Zeile

üblich = Absatz

WEB-Beispiele: Absätze

7. Festlegung des Materials mittels des Kategoriensystems

Durchführung der Inhaltsanalyse, konkrete Ausführung hängt von der

Analysetechnik ab. Bei einer zusammenfassenden Inhaltsanalyse

beispielsweise ist das obige an Subschema anzuwenden mit den

Hauptschritten:

- Paraphrasierung der relevanten Inhalte

- Generalisierung der Inhalte

- Reduktion bedeutungsgleicher Paraphrasen

- Bündelung, Integration und Konstruktion

Beispiel:

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Paraphrase:

JKU-Studium – fundiertes theoretisches Wissen, Förderung von

Problemlösungskompetenz, Befähigung Kenntnisse und Fähigkeiten

unterschiedlich anzuwenden

Generalisierung:

JKU-Studium – Ziele: fundiertes Theoriewissen, Förderung von Kompetenzen

Reduktion:

Alle anderen Passagen mit ähnlichem Inhalt werden gestrichen

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Kategoriensystem (Asuzug):

1. Wissensvermittlung

1.1. Theoretische Grundlagen

1.2. Mathematische Grundlagen / Mathematik, Statistik, ..

1.3. Wissenschaftliches Arbeiten

2. Kompetenzen

2.1. Fachliche Kompetenzen

2.2. Problemlösungkompetenz

2.3. Analysekompetenz

2.4. Transferkompetenz

2.5. Soziale Kompetenzen

2.6. Fremdsprachenkompetenzen

Usw.

� ergänzende explizierende Inhaltsanalyse (Was wird unter

Problemlösungskompetenz verstanden?)

Anmerkung:

Zusammenfassende Inhaltsanalyse sehr aufwendig

Weniger aufwendig bei der Kodierung ist die strukturierende Inhaltsanalyse,

setzt aber umfangreichere theoretische Vorarbeiten voraus.

8. Rücküberprüfung des Kategoriensystems an Theorie und Material

Überprüfung, ob Kategoriensystem das Material abdeckt; Vergleich mit anderen

Studien.

9. Interpretation der Ergebnisse in Richtung der Hauptfragestellung

Beantwortung der Fragestellung

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Gliederung des Berichts:

1. Untersuchte Fragestellungen

2. Theoretische Vorüberlegungen und Forschungsstand (optional)

3. Methodisches Vorgehen

4. Ergebnisse

4.1. Informationsinhalte

4.2. Schwerpunkte

4.3. Unterschiede nach Studienrichtungen

4.4. Ursachen der Unterschiede nach Studienrichtungen

5. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Teilauszug aus dem Bericht:

(…)

4.1. Informationsinhalte

Im Vordergrund der Informationen über die Studienrichtungen stehen die

Inhalte. Auf Inhalte entfallen xxx% aller erfassten Inhalte (

Teilquantifizierung). Besonders häufig genannt werden die Vermittlung von

theoretischem Wissen und die Vermittlung von Kompetenzen (eventuell

Quantifizierung). Auf der Einstiegsseite heißt es dazu:

<Zitat der Einstiegsseite einfügen >

Angesprochen werden in dem Zitat die Vermittlung von theoretischem Wissen

und die Vermittlung von zwei Kompetenzen, der Problemlösungskompetenz

und der Transferkompetenz.

Eine ergänzende explizierende Inhaltsanalyse zum Begriff der

Problemlösungskompetenz erbrachte das Ergebnis (….)

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10. Anwendung der inhaltsanalytischen Gütekriterien

Mayring schlägt hier die Triangulation, den Vergleichbarkeit mit anderen

Studien und klassische Reliablitätsprüfungen vor

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5.3 Reliabilitätsprüfung

Intrakoderreliabilität (erneute Kodierung desselben Textmaterials durch

dieselbe Person)

Interkoderreliabitität (Kodierung desselben Textmaterials durch andere Person)

Maßzahlen, z.B. Cohens Kappa (sollte nach Mayring 2000 größer 0,7 sein)

P0 = empirische Übereinstimmung

Pc = theoretisch erwartete Übereinstimmung

,

.

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Cohens_Kappa)

z.B. Problemlösungskompetenz genannt bzw. nicht genannt

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empirisch beobachtete Übereinstimmung

Rater B

kodiert ja nein gesamt

Rater A ja 30 10 40

nein 20 140 160

gesamt 50 150 200

P0=0,85 (= (30+140)/200)

theoretisch erwartet Übereinstimmung

Rater B

kodiert ja nein Gesamt

Rater A ja 0,05 0,15 0,20

nein 0,20 0,60 0,80

Gesamt 0,25 0,75 1

Pc = 0,65 (=0,05+0,60)

Kappa =0,57 (= (0,85-0,65)/(1-0,065))

5.4 Fazit

Qualitative Inhaltsanalyse = wichtige Methode

starke Orientierung an der quantitativen Forschung

unterschiedliche Techniken verfügbar

Literatur

Mayring, P. (1997) Qualitative Inhaltsanalyse. 6. Auflage Weinheim.

Mayring, P. (2000) Qualitative Inhaltsanalyse. Forum: Qualitative

Sozialforschung, Vol. 1, No.2, Art. 20, verfügbar unter: http://www.qualitative-

research.net/index.php/fqs/article/view/1089 (7.5.2011)

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6 Die Dokumentarische Methode

Die Dokumentarische Methode (nachfolgend: DM) steht in der Tradition der

Wissensoziologie Karl Mannheims (1980), der Ethnomethodologie (Garfinkel

1967) und der Grounded Theory (Strauss & Corbin 1996) � Entwicklung durch

Mangold (1960), Bohnsack (2008), Nohl (2006). Die Entwicklung des Ansatzes

steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung des

Gruppendiskussionsverfahrens (vgl. Bohnsack 2008).

Die DM der Interpretation erhebt den Anspruch, latente Sinnebenen der

Kommunikation durch systematische Analyse und Fallvergleich zu erschließen,

ohne die empirische Ebene des AkteurInnenwissens zu verlassen.

Exemplarische Anwendungsfelder: Jugend- und Devianzforschung,

Erziehungswissenschaft, Geschlechterforschung, Organisationskulturforschung,

Medien- und Rezeptionsforschung, Wissenschaftsforschung,

Migrationsforschung,....

� Beispielstudie: Horwath 2010: „Gut Wehr!“ und die HeldInnen von Heute:

Empirische Analysen zur Gleichstellung im Feuerwehrwesen.

Wissensformen nach Mannheim (1980)

• Unterscheidung von theoretischem Wissen und atheoretischem,

vorreflexivem Wissen der AkteurInnen

• Atheoretisches Wissen ist implizit, inkorporiert; habitualisiert �

handlungsleitende Orientierungen

• „konjunktiver Erfahrungsraum“ � kollektive Orientierungen,

Mehrdimensionalität (z.B. Generations- und

Geschlechterzusammenhang)

• Aufgabe der Sozialforschung, implizites Wissen begrifflich – theoretisch

zu explizieren

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Grundzüge der dokumentarischen Methode

• Verfahren zur Erschließung von handlungspraktischem, impliziten –

konjunktiven – Erfahrungswissen (↔↔↔↔ theoretisches, reflexives Wissen)

• Häufig kommt das Gruppendiskussionsverfahren zur Anwendung; dieses

eröffnet Zugang sowohl zu kollektiver Erlebnisschichtung in einem

gemeinschaftlichen Erlebnisraum, als auch zu „übergemeinschaftlichen“

konjunktiven Entstehungszusammenhängen kollektiver Orientierungen.

(Liebig/Nentwig-Geseman 2009:103) Die Diskussionsgruppe ist dabei

nicht der soziale Ort der Genese, sondern derjenige der Artikulation

kollektiver Erlebnisschichtung (Bohnsack 2008:63, vgl. Kapitel 7 in

Skriptum Teil1)

• Auf Grund gemeinsamen Erlebens bestimmter Ereignisse und

Entwicklungen konstituiert sich eine gemeinsame Erfahrungsschichtung,

die ihren Ausdruck im Diskurs der Gruppe findet. Organisationen

konstituieren jeweils selbst einen unverwechselbaren „konjunktiven

Erfahrungsraum, innerhalb dessen sich aber oft unterschiedliche

lebensweltliche Bezüge unter Personen verschiedener

Funktionsbereiche, Hierarchieebenen, Geschlechtszugehörigkeiten etc.

unterscheiden lassen, welche die Mehrdimensionalität organisationaler

Erfahrungswelten oder Gemeinsamkeiten zwischen Organisationen

bedingen“ (Liebig/Nentwig-Gesemann 2009:117). Diese bedingen die

Mehrdimensionalität organisationaler Erfahrungswelten oder

Gemeinsamkeiten zwischen Organisationen

• Erfahrungsräume sind immer mehrdimensional, typische Dimensionen

sind Entwicklungsdimension, Bildungsdimension,

Generationendimension, Geschlechterdimension, sozialräumliche

Milieus oder organisationstypische Dimensionen

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Paradigmen interpretativer bzw. rekonstruktiver Ver fahren

• Weniger Eingriffe der ForscherInnen schaffen mehr methodische

Kontrolle � Sinngehalt von Äußerungen ist durch den Kontext

erschließbar

• Methodisch kontrolliertes Fremdverstehen � Reflexion mittels

empirischer Vergleichshorizonte (komparative Analyse)

• Prinzipien der Kommunikation und Offenheit

6.1 Beispielstudie

Ziele der Beispielstudie

• Wissenschaftliche Untersuchung, ob und wie es zur

Vergeschlechtlichung der Organisationen im Feuerwehrwesen kommt

und Identifizierung jener Mechanismen, über die sich die Organisation

als männlich reproduziert und stabilisiert

• Bestandsaufnahme der Integration von Frauen und Mädchen und der

Geschlechtergleichstellung im Freiwilligen Feuerwehrwesen

• Beleuchtung der Voraussetzungen für Gleichstellungsmaßnahmen

(Geschlechterorientierungen)

Forschungsfragen der Beispielstudie

1. Welche internationalen Erfahrungen gibt es zur Integration von Frauen ins

professionelle Feuerwehrwesen?

2. Welche Zugangswege zur Feuerwehr gibt es und wo liegen Barrieren für

Frauen?

3. Inwiefern können Frauen und Mädchen in den Freiwilligen Feuerwehren als

Rekrutierungspotential für die Berufsfeuerwehr betrachtet werden?

4. Welche potentiellen Chancen und Konflikte ergeben sich durch eine Integration von

Frauen in die Feuerwehr und den damit verbundenen Organisationswandel?

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5. Welche handlungsleitenden Geschlechterorientieru ngen zeigen sich im

Feuerwehrwesen? Inwiefern tragen diese zur Förderun g oder Verhinderung einer

Integration von Frauen bei?

Explikation theoretischer Vorannahmen

• Sozialkonstruktivistische Perspektive (Geschlecht, Organisation)

• Der Zusammenhang von Geschlecht und Organisation muss sowohl als

Strukturmuster, als auch auf der Handlungs- und

Wahrnehmungsdimension konzipiert werden

• Relevanz von handlungsleitenden Orientierungen

Forschungsdesign der Beispielstudie

• Triangulation quantitativer und qualitativer Verfahren und Daten, um

Struktur-, Handlungs- und Wahrnehmungsdimensionen zu adressieren

• Triangulation qualitativer und quantitativer Methoden zur wechselseitigen

Ergänzung, Vertiefung und Validierung

• Anwendung der Dokumentarischen Methode der Interpretation, um

empirischen Zugriff auf handlungsleitende Orientierungen zu erhalten.

���� Qualitative Erhebungsmethoden : Teilnehmende Beobachtung,

Gruppendiskussionsverfahren, Narrative Interviews, ExpertInneninterviews,

Kommunikative Validierung

���� Quantitative Erhebungsmethoden : Sekundärstatistische Analyse,

Fragebogenerhebung

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Themen der Erhebung:

Themen der qualitativen Erhebungen:

Motivation und Zugang zur Feuerwehr

Arbeitskultur, Organisationskultur und Soziales Klima in der FW

Erfahrungen und Anforderungen im FW-Alltag

Einschätzung künftige Entwicklungen in der FW

Themen der ExpertInneninterviews:

GEM in der BF

Aufnahmeverfahren und Kriterien

„Beruf“ Feuerwehrmann (Berufsbild, Aufgaben, Arbeitsteilung, Arbeitsalltag, rechtliche

und soziale Rahmenbedingungen)

Fragebogenerhebung BF:

Personalstrukturanalyse (Zugang & Durchlässigkeit auf struktureller Ebene, z. B.

Mitgliedschaft in FFW, Ursprungsberuf, ….)

Einstellungen und Orientierungen (Integration von Frauen, Geschlechterverhältnisse)

Analyse: Zusammenhang von Meinungen und Orientierungen mit verschiedenen

Faktoren (Alter, Funktionsbereich, Hierarchie, …)

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Ablauf der Erhebung – praktische Hinweise für die D urchführung von

Diskussionsgruppen

• Realgruppen oder „künstliche Gruppen“

• 4 bis 8 Personen, 1,5 bis 3 Stunden

• Teams (Moderation, Technik/Organisation, Beobachtung)

• InterviewerInneneffekte

• Digitale Aufzeichnung (Qualität und Absicherung)

• Diskussionsregeln, Vorstellrunde, Einstiegsfrage

• Selbstläufigkeit!

• „strategische Inkompetenz“ oder demonstrativ vage

• Explizites Nachfragen, Einbringen von Themen und Ansprechen von

Widersprüchen erst gegen Ende!

• Dokumentation und Protokolle

6.2 Transkription und Auswertung

• Transkriptionsregeln bei Bohnsack 2008, Loos & Schäffer 2001

• Volltranskripte sind nicht unbedingt erforderlich (Formulierende

Interpretation)

• Detaillierungsgrad und Lesbarkeit

• Verwendung von Transkripitonssoftware und qualitativer

Auswertungssoftware hilfreich

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Analyseschritte der Dokumentarischen Methode

• Formulierende Interpretation

• Reflektierende Interpretation

• Rekonstruktion der Diskursorganisation

� Fallbeschreibung,

� Komparative Analyse: Prinzip des Kontrastes in der Gemeinsamkeit

• Typenbildung

� Sinngenetische Typenbildung

� Soziogenetische Typenbildung

Formulierende Interpretation: Schritt 1

• Analyseeinstellung: Herausarbeitung der thematischen Struktur der

gesamten Diskussion

• Thematischer Verlauf wird durch die Formulierung von Überschriften und

durch Paraphrasierung herausgearbeitet (entspricht einem

Inhaltsverzeichnis)

• Vermerk, ob Themen von TN oder Moderation eingebracht werden

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• FI verbleibt im Relevanzsystem der Befragten

• Enthaltsamkeit gegenüber den Geltungsansprüchen der Texte

(Wahrheit, Realitätsgehalt)

� Beispiel Ergebnis Schritt 1: Thematischer Verlauf

Formulierende Interpretation: Schritt 2

• Auswahl der Passagen für die Reflektierende Interpretation: thematische

Relevanz (Forschungsfragen) und Vergleichbarkeit mit Passagen

anderer Diskussionen; besondere interaktive und metaphorische Dichte

• Erstellung einer detaillierten formulierenden Interpretation, die die

thematische Feingliederung herausarbeitet

� Beispiel Ergebnis Schritt 2:

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Beispielinterpretation Gruppe D S34/20 – 35/1 Ausfall wegen Schwangerschaft – (k)ei n Problem?(Rituelle Konklusion) F6: Der ganze Dienstbetrieb ist betroffen, wenn die Frau z.B. schwanger wird. F2 kontert: man bekommt Ersatz, z.B. ja auch dann, wenn jemand krank wird. Das ist ein abgelaufenes Argument bzw. kein Thema. F1: Es gibt administrative Mittel, um den Ausfall zu kompensieren. F3 und F2 beharren: ist sehr wohl ein Thema: eine geht, aber bei mehreren wird es irgendwann ein Problem. F2 kontert: Es gibt historisch und weltweit gesehen nur eine geringe Anzahl an Feuerwehrfrauen. (Kurze Diskussion mit F1, wie viele es in A gibt; Witze aus der Runde, dass das keine Frauen sind) und zum Ausfall: „Das Argument, das ist tausendmal widerlegt! Dann kommt ein Mann! Fertig aus! Wenn die in Karenz ist, dann kommt ein Mann! Und fertig aus! Oder kommt eine andere Frau! Gibt eh Ersatz, [durcheinander] das ist nicht das Problem.“ F1: „Hab ich ja kein Problem damit! Aber es soll sich die Frau die Frage stellen, ob sie das will! (..) Weißt du?“

Reflektierende Interpretation: Kategorien zur Besch reibung der

Diskursorganisation

• Proposition: Stellungnahme zu einem Thema, eine Orientierung wird

zum Ausdruck gebracht

• Elaboration: Entwicklung eines Themas, die verschiedene Formen

annehmen kann (Exemplifizierung, Differenzierung, Validierung,

Anschlussproposition)

• Opposition und Rahmeninkongruenzen

• Konklusion, Transition und rituelle Konklusion

• Fokussierungsmetaphern, Bezugshorizonte (positive und negative

Gegenhorizonte), Enaktierungspotential

� Beispielinterpretation: Formulierende Interpretation und Reflexion

Diskursorganisation

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Beispielinterpretation Gruppe A 67 – 75 Die FW ist froh, wenn jemand kommt und ste llt keine großen Anforderungen (für jeden gibt’s eine Aufgabe) F1(Proposition): eher das Gegenteil ist der Fall: Problem, die Tagesalarmbereitschaft zu halten führt dazu, dass Personen mit offenen Armen aufgenommen werden. Mögliche Ausschlusskriterien wäre, wenn einer sich irgendwo schon was zu Schulden kommen lassen hätte; hatten auch schon einen Behinderten in der FF, der nicht richtig schreiben konnte (Fokussierungsmetapher für Soziales Engagement). F1 und F2: in der FF nahm man sich die Zeit und brachte es ihm bei. F1: FF ist froh, wenn jemand kommt und stellt keine großen Anforderungen. (Konklusion): bei der FFW gibt es für jeden eine Aufgabe, jeder kann sich einbringen. Das ist das Schöne. F3: Beispiel einer Kameradin, die körperlich nicht mehr fit ist, aber in der Zentrale bleibt und funkt: „Das ist auch ganz wichtig, dass wer da ist. Und die kämpft halt nicht an der Front vorne mit, aber sie ist halt da. Und man kann sich verlassen“.

Typenbildung

• Sinngenetische Typenbildung: Ausarbeitung unterschiedlicher

Orientierungsrahmen (fallintern, fallübergreifend)

• Soziogenetische Typenbildung: bestimmte Orientierungshintergründe

werden mit spezifischen Erfahrungshintergründen in einen

systematischen Zusammenhang gestellt

� Beispiel Typenbildung: Typologie der Gleichstellungsorientierungen im Feuerwehrwesen (Auszug)

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6.3 Grenzen und Gütekriterien der Dokumentarischen

Methode

• Methodische Kontrolle der Standortgebundenheit von ForscherInnen und

Beforschten

• Reflexion und Dokumentation des gesamten Forschungsprozesses

• Gütekriterien qualitativer Sozialforschung (Überblick: Steinke, in Flick et

al. 2005)

Literatur

• Behnke, C.; Meuser, M. (1999): Geschlechterforschung und qualitative Methoden,

Opladen: Leske + Budrich.

• Bohnsack, R. (1998): Rekonstruktive Sozialforschung und der Grundbegriff des

Orientierungsmusters. In: Siefkes, D.; Eulenhöfer, P.; Stach, H.; Städtler, K. (Hg.):

Sozialgeschichte der Informatik. Kulturelle Praktiken und Orientierungen. Wiesbaden:

Deutscher Universitäts-Verlag, 103 – 121.

• Bohnsack, R. (2008): Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative

Methoden.7. Aufl., Opladen & Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich.

• Bohnsack, R.; Nentwig-Gesemann, I.; Nohl, A.-M. (2007) (Hg.): Die dokumentarische

Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. 2. Aufl.

Wiesbaden: VS Verlag.

• Garfinkel, H. (1967): Studies in Ethnomethodology. Cambridge: University Press.

• Horwath, I. (2010): „Gut Wehr!“ und die HeldInnen von Heute: Empirische Analysen zur

Gleichstellung im Feuerwehrwesen. Dissertation, eingereicht an der Johannes Kepler

Universität Linz.Horwath, I.; Kronberger, N.; Wörtl, I. (2007): Das Technikstudium aus der Sicht

von Frauen und Männern. TEquality – Technik.Gender.Equality. Linz: Trauner Verlag. Online:

www.tequality.at

• Liebig, B.; Nentwig-Gesemann, I. (2009): Gruppendiskussion. In: Kühl, S.; Strodtholz, P.;

Taffertshofer, A. (Hg.): Handbuch Methoden der Organisationsforschung. Quantitative und

qualitative Methoden. Wiesbaden: VS Verlag.

• Loos, P.; Schäffer, B. (2001): Das Gruppendiskussionsverfahren. Theoretische Grundlagen und

empirische Anwendung. Opladen: Leske + Budrich. Mangold, W. (1960): Gegenstand und

Methode des Gruppendiskussionsverfahrens. Frankfurt a. Main: Verlagsanstalt.

• Mannheim, K. (1980): Strukturen des Denkens. Frankfurt a. Main: Suhrkamp. Mensching, A.

(2008): Gelebte Hierarchien. Mikropolitische Arrangements und organisationskulturelle Praktiken

am Beispiel der Polizei. Wiesbaden: VS Verlag.

• Meuser, M. (2006): Geschlecht und Männlichkeit. Soziologische Theorie und kulturelle

Deutungsmuster. 2. Aufl., Wiesbaden: VS Verlag. Nohl, A.-M. (2006): Interview und

dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. Wiesbaden: VS Verlag.

• Schreyögg, G. (2000): Organisation. Grundlagen moderner Organisationsgestaltung. Mit

Fallstudien. 3. Aufl., Wiesbaden: Gabler. Steinke, I. (2005): Gütekriterien qualitativer Forschung.

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In: Flick et al. (Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt, 319

– 331.

• Strauss, A.L.; Corbin, J. (1996): Grounded Theory: Grundlagen qualitativer Sozialforschung.

Weinheim: Beltz, Psychologische Verlags Union. Vogd, W. (2009): Rekonstruktive

Organisationsforschung. Qualitative Methodologie und theoretische Integration – eine Einführung.

Opladen & Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich.

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6 Computerprogramme

6.1 Übersicht

Die am häufigsten eingesetzten Softwareprogramme sind:

• ATLAS.ti (http://www.atlasti.com/de/), unentgeltliche Testversion mit

eingeschränktem Umfang verfügbar

• MAXQDA (http://www.maxqda.de/), unentgeltliche Testversion für einen

bestimmten Zeitraum verfügbar, Campuslizenz verfügbar

• NVIVO (http://www.qsrinternational.com/), unentgeltlich Testversion für 30

Tage

Es gibt auch Freeware, wie z.B. WEFT.QDA (http://www.pressure.to/qda/).

Einen guten Überblick über die computerunterstützte qualitative Datenanalyse

gibt auch: http://onlineqda.hud.ac.uk/Intro_QDA/what_is_qda.php

6.2 MAXQDA

Vorbereitung der Transkripte

-- Einfügen der Informationen zur Stichprobe

-- Einfügen der Informationen aus Kurzfragebogen

-- Einfügen der Informationen aus dem Protokoll

-- Transkript

Beispiel:

InterviewbefragteR: SOWI mit Betreuungspflichten Stichprobeninformation

Interviewdatum: 14.12.2009 Protokollinformation,

Eckdaten zum Interview

Interviewort: Johannes Kepler Universität Linz, Seminarraum K224B

Interviewzeit: 15:35

Interviewdauer: 15:21

Leerzeile, erforderlich zum Trennen von Inhalten

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Interviewpartnerin: Information aus dem Kurzfragebogen

Geschlecht: weiblich / Alter: 30 Jahre / Soziodemographie der Befragten

Bildungsabschluss Vater: Studienabschluss / Bildungsabschluss Mutter: Lehre /

derzeitige Lebensform: Partnerschaft / Bildungsabschluss Partner:

Studienabschluss/ Familienstand: Lebensgemeinschaft / Berufstätigkeit derzeit:

nein / Kinder: 1 Kind / Betreuungspflichten gegenüber gegenüber

einem/mehreren Kindern oder anderen Personen: ja / Wenn ja, gegenüber

wem? : Kind/ern

Fakultät : SOWI / Studienrichtung: 121 / Semester: 7 / Semesterwochenstunden

= 16 / ECTS = 32,5

Leerzeile, erforderlich zum Trennen von Inhalten

Interviewsituation: das Gespräch wurde auf Tonband aufgezeichnet

entspanntes, Protokollinformation

ungestörtes Gespräch mit keinem Hintergrundlärm das Gesprächsverhältnis

war sehr freundschaftlich und kollegiales wurde auf jede Frage eingegangen,

auf Nachfragen prompt reagiert die Befragte war sehr offen und bereit sich auf

das Gespräch einzulassen keine Frage wurde verweigert das Gespräch wurde

weder durch Telefonate noch durch andere Personen gestört

Leerzeile, erforderlich zum Trennen von Inhalten

I: Hallo XXX. Danke dass du dir heute Zeit genommen hast, mit mir das

Gespräch zu führen. Du siehst ich habe hier ein Tonbandgerät, es ist auch

schon eingeschaltet. Darauf habe ich dich auch beim Ausfüllen des

Fragebogens schon hingewiesen, dass mir das meine weitere Arbeit sehr

erleichtert, wenn ich das benützen darf. Dafür möchte ich mich auch noch

einmal bedanken. Du weißt wir verwenden die Daten nur in dem geschützten

Raum der Vorlesung „Einführung in die qualitative Sozialforschung“ im WS

2009/10. Wir haben uns ja schon darüber unterhalten, welche Frage wir da

beantworten möchten. Es geht eben um die Wahl des Studiums an der JKU.

Wir befragen Studierende der drei verschiedenen Fakultäten und zusätzlich gibt

es noch eine Unterscheidung bezüglich Erwerbstätigkeit, Betreuungspflichten,

Migrationshintergrund und noch ein paar weitere Sachen.

Also ich habe mir ja schon den Kurzfragebogen angeschaut, den du mir

ausgefüllt hast und da hast du eben angegeben, dass du jetzt schon im

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7.Semester bist von Soziologie. Und jetzt wollte ich einmal fragen, ist das dein

erstes Studium, das du machst oder hast du vorher schon einmal studiert.

Leerzeile, erforderlich zum Trennen von Inhalten

B: Ja ich habe schon einmal ein Jahr Psychologie studiert. In Salzburg.

Leerzeile, erforderlich zum Trennen von Inhalten

I: Und wenn du nur ein Jahr studiert hast, hast du ja wahrscheinlich mit dem

Studium aufgehört. Und gibt es da irgendwelche Gründe dafür, dass du

aufgehört hast?

usw.

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1. MAXQDA starten

2. Neues Projekt definieren

3. Text importieren (Text muss im RTF-Format vorliegen)

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4. Kodedefinition und Kodieren

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5. Subkategorien definieren

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6. Kodierungen ansehen

Text und Kodes müssen aktiviert werden (Texte ansteuern � rechte Maustaste

� aktivieren/ Kodes analog), Kodierungen erscheinen dann im unteren rechten

Fenster.

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7. Ankerbeispiele und Memos definieren

7. Qualitativer Forschungsbericht

� vgl. Flick 2011: 531- 546; Flick et al. 2005: 578-587;

Bortz & Döring 2009: 86 – 94.

Ausgewählte Beispiele für qualitative Forschungsber ichte:

Horwath, I. (2010): „Gut Wehr!“ und die HeldInnen von Heute: Empirische Analysen zur

Gleichstellung im Feuerwehrwesen. Dissertation, eingereicht an der Johannes Kepler

Universität Linz.

Horwath, I.; Kronberger, N.; Wörtl, I. (2007): Das Technikstudium aus der Sicht von

Frauen und Männern. TEquality – Technik.Gender.Equality. Linz: Trauner Verlag.

Wetterer, A.; Poppenhusen, M. (2007): Mädchen & Frauen bei der Feuerwehr.

Empirische Ergebnisse – praktische Maßnahmen. Forschungsreihe des

Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Band 2, Baden-Baden:

Nomos Verlag.

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Allgemeines:

• Für die Darstellung qualitativer Forschung gibt es kein Standardmodell,

aber wichtige Konventionen

• Prinzipiell wird über die Darstellung von Ergebnissen der

Forschungsgegenstand neu konstruiert. Jede Darlegung ist notwendig

selektiv und nur eine Auswahl aus vielen verschiedenen

Darstellungsmöglichkeiten; jeder Bericht bzw. Text ist eine Konstruktion

für spezifische Zwecke und ein bestimmtes Publikum.

Ergebnisdarstellungen sind daher weder einfache Abbildung noch bloße

Reproduktion von Wirklichkeit � Reflexivität und Nachvollziehbarkeit,

keine „Pseudo-Objektivierung“!

• Je nach Gegenstand und Forschungsinteresse können in der Darstellung

Schwerpunkte gelegt werden, z.B. Einzelfallorientierung,

Milieubeschreibung, Strukturgeneralisierung, Typologie,.... � daraus

ergeben sich jeweils unterschiedliche Anforderungen für die Auswertung,

Auswahl, Bedeutung und Präsentation der Daten

• Die Darstellung von Wirklichkeit ist immer auch eine Konstruktion von

Wirklichkeit, denn die Art und Weise, wie in einem Ergebnisbericht

Daten, Aussagen und Ergebnisse ausgewählt und zusammen gestellt

werden, erzeugt eine entsprechende Deutung der Welt bzw. des

Forschungsgegenstandes. Der Gestaltungsspielraum für die Darstellung

ist allerdings nicht beliebig � Angemessenheit!

• Zentral ist die Transparenz und Nachvollziehbarkeit des

Forschungsprozesses, v.a. für FachkollegInnen � auch im eigenen

Interesse (Bedenken, Ergebnisse könnten „falsch“ oder „unangemessen“

sein) � Validierungsstrategien, Transparenz von Reichweite und

Grenzen der Ergebnissen!

• Häufig: Darstellung von Gütekriterien qualitativer Forschung in Bezug auf

Forschungsprozess und Ergebnissen � Dokumentation, Reflexivität!

WissenschafterInnen sind für die Qualität ihrer Arb eit selbst

verantwortlich und haben die moralische Pflicht zur Sorgfalt!

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7.1. Aufbau eines qualitativen Forschungsberichtes

Das Gerüst eines Forschungsberichtes bilden üblicherweise das Exposee inkl.

Darstellung des Forschungsstandes/Literaturaufarbeitung, die

Untersuchungsmaterialien (Leitfäden, Codesystem, Protokolle, Dokumentation

des Forschungsprozesses,...), die Ergebnisse und Anmerkungen zur

Interpretation.

Der Aufbau empirischer Forschungsberichte gliedert sich meist in folgende

Teile bzw. Kapitel:

1. Titelblatt

2. Inhaltsverzeichnis (ggf. Tabellen, Abbildungs- und

Abkürzungsverzeichnis)

3. Abstract (ggf. deutsch und englisch)

4. Einleitung

5. Forschungsstand und Theorie

5.1. Theoretischer und empirischer Forschungsstand zum Thema

5.2. Theoretisches Modell der Studie

5.3. Fragestellungen, ggf. Hypothesen

6. Methode

6.1. Untersuchungsdesign

6.2. Methoden (methodisches Vorgehen, methodologische Begründung)

6.3. Beschreibung des Samples

6.4. Untersuchungsdurchführung

6.5. Analysemethode

7. Ergebnisse

8. Diskussion und Ausblick

9. Literatur

10. Anhang

Ad 3. Abstract: Zusammenfassung, ca. 100 – 150 Wörter

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Ad 4. Einleitung: Darstellung von Zugang zum Thema und der Relevanz des

Themas (was ist daran interessant, warum ist die Erforschung relevant); die

Einleitung ist „der Türöffner zum Thema“ (Bortz & Döring 2009:87), als

Interesse erweckender Einstieg eignen sich z.B. auch Anekdoten, empirische,

literarische oder berühmte Zitate, prominente Fälle oder bekannte Situationen,

Ereignisse, Beispiele etc., die das Interesse der LeserInnen wecken und die

besonderen inhaltlichen, theoretischen oder methodischen Merkmale der Studie

hervorheben.

� Bsp. TEquality: Titelzitat;

Studentin 1: „Ich habe mir oft gedacht, ich will einfach in der Masse

untergehen ... Es sind keine bösen Meldungen, aber doch so, dass den

Profs auffällt, dass du jetzt als einzige Frau in dem Raum sitzt. Es ist

nicht wirklich unangenehm, aber auf Dauer denkst du dir manchmal:

Ich möchte einfach nur ganz normal sein.“

Studentin 2: „Ganz normal wie ein Mann [Lachen].“

� Bsp. Exposee zur Feuerwehrstudie: Literaturzitat.

„Natürlich hat eine Frau auch manchmal ihr Gutes, aber wie du richtig gesagt hast: Sie bringt

Probleme. Eine Frau in unserer Kaserne ist wie ein Chippendale im Nonnenkloster – ein

Problem. Nicht wegen möglicher Anzüglichkeiten, bei Gott nicht. Das hätte man mit ein wenig

Disziplin sofort im Griff. Nein, nein, ich rede von den Genen, von der menschlichen Natur.

Frauen und Männer sind zwei völlig verschiedene Spezies. Wir sind nicht aus dem gleichen

Holz geschnitzt. Wir reden anders. Wir denken anders. Wir mögen nicht die gleichen

Dinge – es gibt nichts, was uns verbindet.“

(Auszug aus dem Roman „Die Feuerwehrfrau“, Roubaudi Ludovic 2006)

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Ad 5. Forschungsstand und Theorie: Wissenschaftliche Arbeiten setzten am

aktuellen Forschungsstand an; dieser ist zu recherchieren und aufzubereiten:

• Orientierung an aktuellen Überblicksartikeln bzw. -sammelbänden zum

Thema;

• Herausarbeiten, welche Theorien, Methoden und Befunde für das

Forschungsthema in der Fachliteratur diskutiert werden

• Umfassend, aber nicht langatmig zusammen fassen; auf kurze

Charakterisierung der wesentlichen Ansätze konzentrieren und auf das

eigene Forschungsthema beziehen (Relevanz für das eigene Thema

herausarbeiten)

• Wichtiger als die bloße Wiedergabe der Theorien ist die kritische

Reflexion, Selektion und Weiterentwicklung der bisherigen Theorien

• Als Ergebnis sollte ein eigenes theoretisches Modell entstehen, das der

Arbeit zu Grunde gelegt wird bzw. die Forschungsfrage einbettet (z.B.

durch Verbindung von Elementen anderer Theorien, ...)

• Auf Basis dieses Modells werden die Forschungsfragen und ggf.

Hypothesen formuliert

Ad 6. Methode: Der Methodenteil muss so exakt sein, dass andere, am

gleichen Problem interessierte ForscherInnen die Untersuchung im

Wesentlichen nachstellen können (Replizierbarkeit). Er sollte folgende

Elemente enthalten:

• Charakterisierung des Untersuchungsdesigns (z.B. Triangulation,

Interviewstudie, etc)

• Beschreibung der Erhebungsinstrumente (z.B. Interviews, Teilnehmende

Beobachtung, Diskussionsgruppen,...), methodologische Verortung der

Instrumente (z.B. Gruppendiskussionsverfahren der Dokumentarischen

Methode), Reichweite und Gütekriterien der Erhebungsinstrumente

(Validität, Reliabilität). Materialien (z.B. Interviewleitfäden, Codesystem,

…) werden im Anhang dokumentiert � im Methodenteil darauf

verweisen

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• Beschreibung des Samples: Vorgehen bei Zusammenstellung und

Auswahl der Untersuchungsperson(en) oder –gruppe(n); � Darlegung

des theoretischen Samplings und der Rekrutierung bzw. Anwerbung der

TeilnehmerInnen, Beschreibung der Stichprobe in ihren allgemeinen

soziodemografischen Merkmalen und in themenrelevanten Dimensionen

(z.B. Alter, Geschlecht, Beruf, Studiendauer, Rang, Mitgliedschaften, ...)

• Beschreibung der Untersuchungsdurchführung (Wann und wo erfolgte

die Datenerhebung, welche besonderen Vorkommnisse traten auf und

gab es spezielle Reaktionen von TeilnehmerInnen?

• Beschreibung der Dokumentation: Wie wurde aufgezeichnet und

dokumentiert (Digitale Aufnahmen, Protokolle, Forschugnstagebuch,

etc.), wie transkribiert (Notationssystem, Software)?

• Beschreibung der Darstellungsweise im Ergebnisteil (formale

Darstellung, z.B. Zitate aus Interviews; inhaltliche Darstellung, z.B.

entlang der interessierenden Forschungsfragen, rein empirische Daten,

...)

• Beschreibung der Datenanalyse: Welcher Analyseansatz wurde

angewendet? Methodisches Vorgehen und methodologische

Begründung des Auswertungsverfahrens

Ad.7. Ergebnisse: Kernstück des Forschungsberichtes, in dem neue

Erkenntnisse dargestellt werden. Die Form der Darstellung kann je nach

Gegenstand und Forschungsinteresse recht unterschiedlich sein, z.B.

Einzelfallanalyse, Fallvergleich, ...

Hilfreich für die Strukturierung des Ergebnisteiles können v.a. die

Forschungsfragen, Leitfäden, Samplestruktur und das Codesystem sein.

Im Vordergrund steht die Berichterstattung über die empirischen Ergebnisse,

die mit Beispielen und Zitaten belegt werden. Wichtig ist die Nachvollziehbarkeit

der Darstellung, „Pseudo-Objektivierungen“, d.h. die Darstellung von

Interpretationen als Fakten, müssen vermieden werden (i.S. von „Das beweist,

dass ....“) � kritische Reflexion, Berichte sind Konstruktionen und sollen den

Gegenstand angemessen abbilden

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Es muss die richtige Balance zwischen wissenschaftlicher Ausdrucksweise,

genauer und sorgfältiger Darstellung und ansprechender Lesbarkeit gefunden

werden � prägnant Zusammenfassen, mit Beispielen (Zitate, Anekdoten, ggf.

Abbildungen,...) illustrieren

Ad 8. Diskussion und Ausblick :

• Kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse,

Zusammenführung von Einzelergebnisse zu einem Gesamtresume,

Bezugnahme auf Theorien bzw. das eigene theoretische Modell

• Kritische Reflexion der Grenzen der eigenen Studie (z.B:

Einschränkungen bei interner und/oder externer Validität,...),

Offenlegung methodischer Schwächen

• Würdigung der Stärken der eigenen Studie und Diskussion der Befunde

und ihres Beitrages für die weitere Forschung und ggf. Praxis

(Interventionsmaßnahmen, z.B. Gleichstellungsvorhaben im

Feuerwehrwesen).

• Ideal: Schluss mit Pointe oder Schließen eines Argumentationskreises,

der z.B. in der Einleitung geöffnet wurde.

Hinweis: Abstract, Einleitung und Diskussionsteil sind die in

Forschungsberichten am häufigsten auch tatsächlich ausführlich gelesenen

Teile .....

Ad. 9. Literatur: Die für die Studie relevante Literatur wird zusammen gestellt

(vgl. Beispielstudien). Es stehen unterschiedliche Zitiersysteme zur Verfügung

(z.B.http://www.ahs-dg.be/PortalData/13/Resources/downloads/apanormen.pdf);

Orientierung an den Standards der eigenen Disziplin ���� Einheitlichkeit!

Sowohl Literaturzitate als auch Zitate aus dem empirischen Material müssen in

ihrer Darstellung im gesamten Bericht einheitlich sein!

Ad 10. Anhang: Dient der Dokumentation der Forschungsmaterialien, um die

Nachvollziehbarkeit und Replizierbarkeit zu gewährleisten (Anschreiben,

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Leitfäden, Fragebögen, Dokumentations- und Protokollbögen, evtl.

Beispielinterpretation,...)

Literatur:

Bortz, J.; Döring, N.; 2009: Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und

Sozialwissenschaftler. 4. Auflage, Heidelberg: SpringerMedizin Verlag.

Flick, U., 2011: Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 4. Auflage. Reinbek bei

Hamburg: Rowohlt

Flick, U.; Kardorff von, E.; Steinke, I. (Hg.), 2005: Qualitative Sozialforschung. Ein

Handbuch. 4. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.