€¦ · Einleitung. Das Problem der Dyse n terieatiologie hat erst in den letzten vier Jahren eine...

87

Transcript of €¦ · Einleitung. Das Problem der Dyse n terieatiologie hat erst in den letzten vier Jahren eine...

  • DVSENTER EIOX N .

    DR . ROBERT DOERR ,K. UND K. REGIMENTS FIRZT .

    MIT ZWEIKURVEN IM TEXT UND EINER THEEL .

    VERLHG VON GUSTHV FIS CHER IN JENH .

    1 907 .

  • Ein le itung .

    Das Problem der Dysen terieatiologie hat erst i n d en letzten vier

    Jahren ei n e befri ed igende und erschöpfende Lösung erfahren,haupt

    sächl i ch w ohl aus d em Grunde,weil d i e bakteriologische Differen

    z ieru n gste chn ik erst i n d i eser Zei t j ene Ausbi ldung und Vollkommenhei t

    errei chte,d i e ein e si chere Abgren zung der bakteri ellen R uhrerreger

    von ihren nächsten Anverwandten aus der Typhus-Koligruppe ermögl i cht . Doch mag auch der Umstan d ungünstig ei ngewirkt haben

    ,daß

    man di e Ruhr kl i n i sch u nd anatomisch für ei n - einhei tli ches Krank

    he itsbild hiel t und demgemaß auch nach ei n em gemei nschaftl i chen

    Erreger fah n dete .

    All erdi ngs sprachen gew i chtige epid emiologi sche Grunde gegen

    di ese u n i taristzhe Auffassung . Schon vor j eder sicheren Erkenntn i s

    d er R uhrerreger fi nd en w ir bei vi elen -Autoren bald mehr , bald mi nder

    d eu tl i ch zwei Formen dieser In fektion 'skrankheit von ei nander ge

    schieden : d ie i n d en Tropen ei nheimi sche,sporadisch und endemisch

    auftretende Ruhr u n d d i e Dysenteri e d er gemäßigten Klimate ; d ie

    ei n e deutl i che Tenden z zu epid emischer Ausbrei tung verri et u nd als

    regelmäßige Begl ei terschei nung der Feld züge d es verflossenen Jahr

    hu n derts di e allgemei n e Aufmerksamkei t au f si ch zog . Auch im kl i

    n i schen Bilde w aren wohl schon frühzei ti g Differenzen aufgefal len , so

    der chron ische Verlauf u nd di e H äufi gkei t der Leberabsz esse bei der

    Trope n form ein ersei ts , der stürmische , dem Bilde ei ner akuten In

    fektion skrankhe i t mehr_

    e n tspre chende Charakter der epidemischen

    Erkrankungen anderersei ts .

    Die mächtig aufblühende ät i ologi sche Forschung hat di esen Unter

    schied bestäti gt , zun ächst al l erdi ngs nur so wei t, als es bl oß bei der

    T ropen dysen terie gelang , ei n e m ikroparasitäre Ursache , d i e Dysenterie

    amöbe,nachzuweisen . Es i st k ekan n t , daß di e ersten Angaben von

    L ö s ch l ) , K o c h ? ) und K'

    ar t u l i sg—ß) d i e allgemein e Anerken nung

    ni cht sofo rt zu erri ngen vermochten ; erst d i e Nachprüfungen von

    K r u s e und P a s q u a l e 7) , C o u n c i l m a n und I . a f l e u r s) , fern er derD o e r r

    ,Das D y sen ten

    etox i n . 1

  • Nachweis ei n er spezi fi schen Pathoge n i tat der Dyse n terieamobe fur

    den Katzendarm und schl i eßl i ch die morphologische

    Abgren zung derselben von ihrer saprophytischen Doppelgängerin , der

    Amoeba coli , durch ] ti rg e n s 9) un d bese itigte rf ‚a;lle

    Zw ei fel an der ätiologischen Bed eutung di eser Be fu nde f

    Dami t war frei l i ch das Zustandekomm en der zwei ten Form,der

    epidemischen Dysenteri e,i n kei n er Weise geklärt . Hier wurden d i e

    Amöben vermiß t od er nur harmlose Arten n achgem ese n .

    Doch hat d ie Amöbe n forschuri g i n sofern ei n en wichti gen Ei n

    fluß auf das Stud ium di es’es Tei les d er Dyse n terie frage genommen ,

    als sie ' zu ei n er scharfen Abgren zung der beiden Dysen terie forme n

    führte . Schon C o u n c i lm a n und L a f l e u r 5 ) haben 1 89 1 d i e Amöbe'n

    dysenteri e von der katarrhalische n oder diphtheri tischen Ruhr ge

    schi eden,di e schon bekannten Differenzen der Krankhei tsbi lder stärker

    beton t und anatomische Kriterien zur Unterschei dung bei der Prozesse

    aufgestellt . Si e fanden , w ie später au ch daß di e Arriöben

    si ch zunächst i n der Submucosa an si edel n u nd H erde erzeugen , d i e

    erst seku ndär di e Schleimhaut durchbrechen,während bei d er katarrha

    lischen o d er diphtherische n Form ohne Amöbe nbefu nd ei n e n tzünd

    l i cher oder n ekrotisiere n der Prozeß d ie Mucosa befä—llt , der si ch erst

    später auf di e and eren Schi chten d er Darmw and ausdehn t . L u t z ” )woll te d i esen prin z ipiel-Ie n Untersch i ed sogar i n der Nomenklatur fest

    legen, u n d d i e T r0 pe nruhr, spezi ell die ägypti schen Fäll e, d i e zumeist

    un tersucht w urden,als Amöben e n te ritis

    i

    bezei chnen . Auch K r u s e

    u nd P a s q u a l e 7) vertraten en ergisch d i e Auffassung von der totalen

    äti ologischen u nd pathologisch -anatomischen V erschi edenhei t beider

    Krankhei tsformen .

    So drängte all es dahi n,nach einem Erreger der epidemischen

    Dysenteri e zu suchen . Den ersten Versuch i n di eser Ri chtung unter

    n ahmen Ch a n t e m e s s e Un d VVi da l ; sie züchteten aus Dysenteri e

    stühlen , sow i e au s'

    de n Organen ei n es todlich verl aufen en Fall es klei n e,

    b ew e g l i c h e,die Gelati n e n i cht verflüssigend e Stäbchen u ndwol len

    m i t Rei nkulturen derselbe n be i l\/Ie erschw e i n che n posi ti ve In fektion s

    versuche durchgeführt haben . Si e zögerten n icht,di ese Bakterien als

    Dyse n terie erreger zu erklären ; doch m es Ba u m g a r t e n bal d n ach

    dem Erschei n en ihrer Arbei t n ach , daß di ese Anschauung i n An

    betracht d er”

    weni g charakteristischen morphologisch-k ulturellen Merk

    male der n euen Stäbchen n icht gerechtferti gt sei u nd wies darauf

  • hi n,daß man auch m i t E s c h e r i c h s Kolibazi llu s ähnl i che Darm

    affekti on en beim Meerschwei n chen erzi elen kann,wie sie Ch a n t e

    m e s s e u n d \V i d a l beschri eb en . Di e genan nten .Autoren erhoben

    später au f Grun d d i eser Publikati on den . An spru ch auf d i e Priori tät

    d er Entdeckung des R uhrbazillu s gegenüber S h i g a und K r u s e ;

    w ir könn en aber au f Gru nd unserer he u ti gen Kenntn isse B a u m

    ga r t e n s Kri tik n i cht nur bestätigen,sondern sogar m i t al ler Posi

    t ivität behaupten , daß n ach der Beschreibung der bei den fran zösi schen

    Autoren kei n Zw ei fel mehr besteht , daß sie_die echten Dyse n teriebaz ille n

    n i cht i n den Händen hatten .

    Auch d ie Bemühungen der folgenden Autoren ware n n icht von

    Erfolg gekrönt un d beanspruchen gegenwärti g w ohl nur mehr ei n

    historisches In teresse . Erst im Jahre 1 8 98 gelang es dem J apaner

    K i y o s k i S h i g a13’ 14) den ersten e n tscheidenden Schri t t z u tu n .

    Er fand i n den E n tle-eru n ge'

    n dyse n teriekran ker Japaner em S täb

    chen . das morphologi sch dem Kolibazillus gl-i ch ‚ . kulturel l . aber

    w esen tli ch von d emselben abw i ch , vor all em durch sei n Unvermögen ,

    Traubenzuck er zu vergären ; er erklärte dasselbe als d en Erreger der

    japan ischen R uh r vorzügl i ch deshalb,

    .w ei l er d i e auße rordentl i ch

    w i chtige Beobachtung gemacht hatte , daß der fraglichei

    Baz i llus vorn

    Serum R uhrkran ker aggluti n i ert w urde , vom Se rum Gesunder oder

    Typhöser n i cht .

    Die Pr iorität der S h i g a schen Entdeckung ist wohl n i cht anzu

    zw ei fel n,wen n auch zugegeben w erd en muß

    ,daß ihm m ehrfache

    Fehler unterli efen,di e geeignet waren , be i d er Ahn lichke it des n euen

    Baz i l lus m it dem R akt . col i i n morphologisch-kulturelle r Bezi ehung

    V erw i rrung m e in e Frage zu tragen,deren si chere Lösung so er

    w ünscht w ar. Wir finden auch , daß S h i ga s Arbei t wen ig Beachtungfand u nd daß erst d i e grün dl i chen un d umfassenden Mi ttei lu ngen

    K r u s e s 2°=21 ) aus den Jahren 1 90 0 und 1 90 1 den Anstoß zu wei teren

    Untersuchungen gaben . Es w äre aber ungerecht ; S h i g as Verdi enst

    i n di eser Frage völl i g i n Abrede zu stell en ; sein -e Ku l turen haben

    ei n er späteren Nachprüfung standgehal ten und si ch als artgl e i ch mi t

    den K r u s e schen erw i esen und S h i g a selbst hat a in d er Folge d i e

    Ungenauigkeiten seiner erst en Veröffen tl i chung ri chtig gestel lt . Es

    i st auch fragl i ch,ob K r u s e mit sei n er M i ttei lung solchen Erfolg ge

    habt hätte , wenn si e n i cht all gem ein als ei n e wertvoll e „Bestätigung

    und Ergänzung der Arbei t S h i g as aufgefaßt worden w äre .

  • In rascher Folge beri chteten j etzt Autoren au s al len Ländern

    uber ähnli che Befunde , so F l e x n e r 2f » 3ö) (Phil ippin en ) , S t r o n g“)

    (Nordamerika) , V . D r i g a lsk y zs) (Döberi tz ) , P f u h l (Alexan drowo ) ,

    V e d d e r und D u v a l ‘3”) (Nordameri ka) , M ü l l e r“) (Stei ermark ) un d

    (Bruck ) . Es g alt nun zunächst , di ese Stamme mi tei nan der

    zu vergl ei chen ; bei d en , wi e es vorerst den Anschei n hatte , wen ig

    charakteri sti schen Eigenschaften der beschri ebenen Stäbchen war di e

    Frage nach d er Iden ti tät kei n eswegs lei cht zu entscheid en . Di e ersten

    Zw eifel i n di eser Ri chtu ng äußerte P fu h l , doch haben erst M a r t i n i

    u nd L e n t z 35) durch d i e’Aggluti nati on m i t hochwerti gen Immu n serrs

    si chergestel lt,daß di e Stamme von F l e x n e r (Phil ippi nen ) u nd S t r o n g

    verschi eden sei en von den Kulturen vonS h i g a , K r u s e , v . D r i g a l sk y ,

    P f u h l und M ü l l e r u nd daß d i ese l etzteren un terei nand er als artgleich

    angesehen werden müssen . Glei chzei tig stellte auch L e n t z 36 ) fest, daß

    Flex n erstämme M an n itlakmu sdährböden röt en,Shiga-Krusesche n icht .

    Auf d iese Art zerfie le n also d i e beschri ebenen Dyse n teriebazillen

    in zw e i Typen , di e man nach den Entdeckern wohl am zweckmässi gsten als Typus Shiga -Kruse und als Typus Flex n er ben ennen kann .

    An die äti ol ogi sche . Bedeutung der F lex n ersche n Bazill en woll te

    man al lerdings zun ächst n icht recht gl auben u nd di e Shiga-Kruse

    schen Stäbchen gal ten sozusagen all ei n als legi tim e Erreger d er epi

    demische n Ruhr . Erst als J ü r g e n s ” ) i n Deutschland , D o e r r 32) i n

    Wien und E n zersdof f, L e i n e r 3") u nd J e h l e “) i n Wien ,l

    D u v a l und

    Ba s s e t“’l i n Amerika bei Ki nderdyse n te rien Stäbchen aus den Ent

    l eerungen züchteten , d i e kulturel l und aggluti n atorisch den Flexn er

    s chen Orig in alstämme n völl i g gl i chen , mußte d i eser Wi d erstand aufgegeben w erden . Abgesehen davon , daß sich d i eser Bazi lle n typu s

    bei kl i n is'ch si cheren Dyse n terie n oft i n Rei nkul tur im Stuhle fand ,

    w urde er auch vom Serum der Krank en agglu tim ie rt ; es sprachen

    also ganz d i eselben M onie n te für sei n e Pathogeni tät,d i e den Shiga

    Kru sesche n Bazil l en di e An erken nung ' errangen . V a i l l a r d un d

    di e noch immer an der Ei nheitli chkei t des Erregers der

    epidem ischen oder,W i e w i r jetzt sagen könn en

    , bazi lläre n Dysenterie

    festhalten , stehen m i t ihrer Auffassung zi em l i ch isoli ert da und ihre

    Gründe , d ie später n och ei ngehender gewürdigt werden soll en , si nd

    z um Tei l erst n euerl i ch von selbst ei n er abfäll i gen Kritik

    unterzogen word en,zum Teil erschei n en sie berei ts durch Ma r t i n i

    und L e n t z “) widerlegt .

  • T oxiz ität de r Shiga-Krusesc‘

    hen Baz i lle n .

    Zwischen den beid en Erregern bazi llärer Dysenteri e besteht aber

    noch ei n w ei terer , i n sein er Bedeutung bis zum Jahre 1 90 4 wen ig

    oder gar n i cht gew u rdigter Untersch ied . Die Shiga -Kruseschen

    Stämme si n d fur ei n b estimmtes Versuchsti er und zw ar für das

    Kan i nchen hochgradi g gi fti g,di e dem F lex n ert

    _vpu s zuzurechn end en

    n icht . Inj i z i ert man sehr geri nge Mengen Öse , j a n och klei n ere

    Dosen ) l ebender Agarku ltu r großen Ti eren (2 — 4 kg ) i ntravenös oder

    subkutan . so erkranken d ieselben n ach 1 —3 täg iger I nkubation (j e

    nach d er Art der Applikation ) un ter ganz charakteri stischen Sym

    ptomen . Die Kan i n chen zeigen anfangs ei n e zunehmende Schwäche

    d er hin teren Extrem i täten u n d kön nen si ch,wenn man S i e umw i rft ,

    n i cht mehr aufsetzen ; diese Parese stei gert si ch rasch z ur völ l igen

    Lähmung , das Ti er si tzt nu r m ehr au f den Vord erbei nen , di e beid en

    Hi n terbei n e si nd völl i g schlaff u nd verbl eiben i n j ed er beli ebigen

    Lage . In man chen Fäll en en twi ckelt si ch später auch ei n e Parapl egi e

    der Vorderbe i n e ; d i e Temperatur s i nkt erhebl i ch ab , d i e L offe l fühlen

    si ch kalt an . Dazu gesell en sich D iarrhoe n,di e al lerd ings n icht gan z

    kon stan t si nd ; d en flüssigen En tl eerungen i st häufig du nk e lschw arz

    rotes Blut beigemengt,bi swei l en bestehen si e gegen das Ende zu

    überhaupt nur aus.dickflüssig em Blute . Manchmal treten zu d en

    Parapleg ien der hi nt eren Extremitäten auch Lähmungen der Sphink

    teren und man beobachtet typisches Harnträufel n un d unw i llkürl i chen ,

    beständ igen Abgan g von Kot . J e n ach der Dosis und der E in ver

    le ibun gsart w ährt dieses paralytische Stadium bis etwa 2 Tage

    und endet schl i eßl i ch mi t dem Tode . Klei n e Abw ei chungen von

    d i esem typi schen Verlauf kommen vor ; so w erden unter Umstän den

    d i e vordere n Extremi täten zu n ächt befallen oder es zei gen di e Ti ere

    ataktische Bew egungen des Schädels,Neigen desselben nach ei n er

    Sei te,Zähneknirschen

    ,so daß das ganze Bild , w ie auch F l e x n e r

    und S w e e t” hervorhebe n,große ! hn l i chkei t m i t dem der para

    lytischen Kan inchen lyssa gewin nt .

  • ö

    Untersucht man di e Organ e ei n es eben verendeten Ti eres mikro

    skopisch und kul turell , so erweisen si e si ch meist steri l . Da ma n

    fern er auch m it bei 5 0 0 C durch ein e Stun de abgetöteten Kul turen

    d i eselben Resul tate bekommt , so ergibt s i ch der Schluß , daß Krank

    he i tsphän omen e und Tod nur auf di e R esorpti o n losliche r Gifte zurück

    geführt w erd en kön n en,analog d er Wirkung lebender Diphtheri e

    kulturen bei subkutaner I nj ektion von Meerschw ei nchen .

    Mit F lex n erbazi lle n , Typhus od er Kol ibakteri en gel i ngt es n i e ,

    di ese Erschei nungen hervorzurufen , wie d i es zahl rei che eigen e Ver

    su che m ir m i t völl iger Si cherhei t bewi esen”

    . Ich habe bei ei n er statt

    l i chen A n zahl von Kan i n chen oft bedeutend e Mengen lebender so

    \V i e abgetöteter Kultur der genannten “drei Arten,sowi e auch oft

    von atypischem Koh (an aöroge n es , an in dolicum) , ferner von Kol i

    spezi es aus diarrhoische n Stühlen - infiziert un d zwar sowohl i n travenös

    als subkutan,ohn e au ch nur em e 1nmgesmal di e so charakteristi schen

    Erscheinungen d er V ergi ftung mi t Shiga-Krusesche n Bazi l l en zu er

    halten . Daraus ergibt sich auch für m ich mit völl iger Evid enz der

    Schluß,daß schon vor S h i g a s“) erster Publ ikati on mi t R uhrbak terien

    exper1men ti-ert word en sei n mußf Denn G i l b e r t und L i o n ” ) sahen

    schon 1 8 8 8 und 1 892 nach i n travenöser Inj ektion von angebli chen

    Koliku lture n Parapleg ien , ebenso T ho i n o t und 1 8 96 ,

    d i e b e i 34 von 43 behandelten Kan i nchen A t a x i e u nd folgende

    P a r e s e beider Hin terbei n e,sowi e D i a rrho e n konstati erten .

    S h i g a selbst und den Autoren,welche nach ihm in i t sei n en

    R uhrerregern experimen ti erten , konn te natürli ch - bei der Prüfung der

    Pathogen i tät für die gebräuchli chen L aboratoriumstiere d i e hohe Giftig

    kei t d er Ku l turen für Kani n chen n i cht entgehen . S h i g a kon nte

    Kan in chen durch subkutan e E i i i Spritzu ng von Öse l ebender Kultur

    töten . C o n r a d i “) w ar der erste , der d i e Gi ftigkei t der (durch Chloro

    form ) a b g e t ö t e t e n Kulturen feststellte u nd be i verendeten Ti eren

    Darmläsion e n konstati erte,di e ei n e w ei tgehende ! hnl i chkei t mi t dem

    anatomischen Bi lde der menschl i chen Dysen teri e aufw i esen . Er ver

    suchte auch di e spezifischen Toxi n e,wie noch erörtert werden sol l

    ,

    aus d en Bakteri en zu extrahi eren . Auf Grun d der Co n ra d i sche n

    Versuche kam schon 1 90 2 v . zu dem'

    für di e Erklärung

    des dysen terischen Krankheitsprozesses und d i e Begründung ein er

    ätiologischen Therapie ungemei n w i ch ti gen Schluß , daß d i e Ruhr als

  • ei n e akut ei nsetzende , mi t mehr oder w en iger schweren V e rg i f

    t u n g s e rs ch e i n u n g e n ei nhergehende Darm i n fekti on aufzufassen sei .

    Di e späteren Veröffentl i chungen brachten immer nur n eue Be

    statigu n gen d i eser Befunde, so d i e Arbei ten von N e i s s e r und Sh i g a “)und von V a i l l a rd. und den en w ir d i e ersten genaueren

    anatomisch-histologischen Beschreibungen der experimentellen Kan i n

    che nd_vsen terie verdanken . di e aber zu den irrigé 1i Auffassung ge

    langten,daß man m i t l ebend en Kulturen ei n e I n f e k t i o n des Ka

    n in chen darmes hervorrufen könn e,t rotzdem schon C o n r a d i d ie al l ei n

    mögliche Erklärun g gegeben hatte,daß der Prozeß ledigl ich au f der

    Wirkung spezifischer T o x i n e beruhen müsse . Auch M ü l l er” ) und

    D o e r r 3 1 ) konnten si ch von der Gifti gk ei t ihrer Kul turen überzeugen ,

    di e namentl i ch bei d er Immuni si erung von Kan i n chen behufs Gew in

    nung hochw ertig aggluti n i erender Sera hervortrat . Trotz vorsich

    tigster Dosi erung der abgetöteten Kulturen gingen di e Ti ere meist

    schon nach Gaben von Öse ei n . ! hn li ch sprechen sich auch

    L e n t z 3 7) , I. ü dk e “) un d K i k u c h i49’ 50) aus, welch letzere r d i e enorme

    Toxizi tät periton ealer M e erschw e in chen exsudate ( erhalten m i t Shiga

    kul tur) für Kani nchen beschreibt . Neuerlich haben noch F l e x n e r:

    und S w e e t“) mi t Au tolysaten von Krusestämmen d ieselben Krank

    he itssymptome erzi el t , u nd ähn li che Verän derungen im Darme er

    zeugt, w ie si e schon sei n erzei t C o n r a d i , sowie V a i l la rd und D op t e r

    gesehen .

    Auch bei Hunden un d Katzen wi rkte d i e subkutane, i n traperi

    ton eale, oder i n travenöse Ei nführung lebender oder abgetöteter Kultur

    tötlich (Sh i g a , C o n r a d i ) und ri ef hämorrhagische Entzündungen der

    Darmschleimhaut hervor ( V a i l l ard und D op t e r ) . Größere Ti ere

    w i esen glei chfal ls deutl i che Vergi ftungserschei nu ngen bei subkutaner

    Applikation von abgetöteter Agarku l tur auf . Zi egen u nd

    Esel reagieren m it hohem Fi eber , mangeln der F reßlust u nd Ab

    mageru ng (L e n t z 35 ) , e igene Versuche) , Pferd e desgl ei chen bei sub

    ku tan er Inj ekti on lebender Bodi llonku ltu ren (Beobachtungen im staat

    l i ch serotherapeu tischen In sti tut i n Wien ) .

    Sow ei t w aren also di e Erkenn tnisse zu Beg i n n des Jahres 1 90 4

    gediehen . M an kannte di e enorme Gi ftigkei t der Kruse-Shi ga-Bazillen

    für das Kan i nchen und w ußte,daß g eri nge Mengen lebender oder

    abgetöteter Kultur oder, aus den Bakteri en gewonnener Extrakte ei n

    Krankheitsb i ld erzeugen , das aus n ervösen Symptomen und E rsche i

  • nungen von Seiten d es Darmes zusammengesetzt w ar ; w e

    si cher gestell t,daß l etzteren än atorn ische Läsionen der D an

    zugrunde l i egen,di e imWesen i n ei n er haemorrhag isch-n ekroti

    Entzündung bestanden und den Veränderungen bei der

    Dysen teri e des Menschen völ li g analog w aren . Man hatte fe 1

    Hund und bei der Katze e ine ähnl i che allerd in gs vi el

    Empfängli chkei t n achgew iesen und sogar für den Menschen .v

    Selbstversuche S h i g a s u nd K r u s e s (S l ehe 37) festgestell t w or

    subkutane Inj ek ti on geri nger Dosen abgetöteter Kultur zu 1r

    akti ver Immuni si erung schwere Intoxikation en (hohes me

    Fi eber,Kopfschmerzen ) im Gefolge hatten .

    —Doch herrschte i n v i eler Beziehung noch Unklarhei t .

    W i r n i rgends d ie wi chtige Tatsache präz is hervorgehoben,de

    i n d i eser Toxi z ität für Kan i nchen ei n p r i n z i p i e l l e r ‘ U n

    zwischen den b e i d e n T y p e n de? Dysen teriebaz i llen g

    F lex nerstamme si n d geradezu atoxi sch . Man kann m indes

    Mengen w ie von Typhus oderColibakterien i nj i z i eren,

    zu schäd igen . Die typi sch en Symptome der In tox ikati

    Stämmen fehlen auch bei letal en Gaben von F lex n

    ebenso vermißt man di e charakte ristischen V eran de ru n

    D o e r r 32) h at“

    zu erct 1 9 0 5 au f Gru nd sei n er in

    gemachten Erfahrungen über das -Dyse n t

    di e! e Ungi ftigkei t der F lex n erstämme betont u nd vor

    Experimen t am Kani n chen zur Differen z i erung beid e

    zuz i ehen besonders dort,w o hochwertige

    böden n icht zur Hand si nd . D emu n geachte t woll en

    D op t e r“) mit al len Arten von D ysen teriebaz i lle n gle

    erzielt haben . F l e x n e r und S w e e t“) bezwei feln

    wirkl ich man n itvergäre n de Stämme i n Handen hatten

    wohl zur Überzeugung gelangt sei n , daß ei n du rchgre

    schi ed i n d i eser Ri chtung be i den beiden Typen

    also m ei n en - .Ae e sted on rabbi ts . how e w e r

  • Injekti on von U se l ebender Kultur nach 2 4 Stunden verenden . Dari n

    l i egt aber ni ch ts merkw ürd iges oder charakteristisches . Abgeseh en

    davon . daß , wie K i k u c h i s ”) und Agressin experime n te

    l ehrten . oft vi el erhebl i chere Mengen glatt vertragen we rden,si nd

    Cholerav ibrion en, Ty phus od er Colibaz ille n i n glei cher Weise wirk

    sam , natürl i ch auch F lexn erarte n , u n d _ \ oft i n bedeutend geri ngerer

    Dos i s Use ) . Der Sektionsbefund b esteht i n ei ner serös

    fibrinosen Peri ton i t is ; es fehlen am Darme auch al le Veränd erungen ,

    d i e i n An olog i e mit der men schl i chen Dysenteri e z u setzen w ären .

    Es moge um das Gesagte zu i l lustri eren , hi er folgender Versuch

    Platz finden .

    Eine durch Erw ärmen u nd Toluol abgetote te Ku lturemu lsion

    tö tete Kan i n chen 37 1 i n d er Dosi s von i n 48“ bei subkutaner

    I nj ekti on . Glei chz eiti g wurde ein e Reihe von Meerschwei n chen ge

    impft und zwar i ntraperi toneal

    Meerschw ei nchen 2 96 und 2 5 0 erhi elt en Uberlebte n

    2 0 4 2 98

    2 2 1 2 2

    2 83 2 1 0 Tod i n 2 4 Stunden .

    Klares, steril es Transsudat i n d er Bau chhohle .

    In solchen Mengen toten natürl ich auch andere Arten aus der

    Typhus—Coligruppe .

    Trotz d i eser Tatsache n und trotz K i k u c h i s b ereits zi ti erten

    Experim enten,der

    ,um Meerschwei nchen sicher Zu töten

    ,ei n oder

    mehrere gan ze Agarku ltu ren i nj i z i eren mußte , erhiel t si ch di e Angabe

    von der Toxi zi tät d er Shigastämme für Meerschwein chen i n ‚ der

    Dysen terie literatur . Wir begegnen ‚ ihr bei K r u s e 2o) , L e n t z37) , C o n

    und obgl eich K r a u s und D o e r r 53—56) wiederholt Gelegenhei t

    nahmen,das Unrichtige di eser Auffassu ng darzutu n

    ,auch i n de n

    n eueren Arbei ten 2 . B . v on F l e x n e r und S w e e t , d ie beide Arten

    für glei ch toxi sch für Meerschw ei n chen erklären und noch hin zufügen ,daß d ie Toxi zi tät n i cht notwend ig von ei n er V ermehrung der Bakterien

    abhänge,wei l auch abgetötete Mikroorgan ismen sehr toxisch w i rk en .

    Selbst dem w ir, w ie wir gleich hören w erden , ein en

    wichtigen F ortschrit i n der Dysen terie tox in forschu ug verdanken, hat

    si ch von diesem Fehler n icht frei gehalten und zum Tei le Meer

    schwei nchen als Testobj ekt für di e an titox ische Wirksamkeit sei ner

    H e ilsera verwendet. Nur V a i l l ard und sowie v o n D r i

  • g a l s k i28) machen ei ne Ausnahme . Letzterer schreibt : Meerschwei n

    chen gehen am ersten bei i n traperi toneal er Einverleibung ei n . D as

    S ektion sbild entspri cht etwa dem ei ner B . col i bzw . Typhu sin fek tion .

    Natur des Dysenterietoxi'

    ns .

    Zn n ächst schi en man al lerd i ngs ei ni g,daß d ieses Gift ei n E n d o

    t o x in 'im S i n n e der herrschenden Lehre sem müsse . Man su chte

    aus d en S h i g a -K r-u s e sche n Baz illen , i d i e ja schon i n so klei n en

    Mengen auch im abge tötéfe n Zustand e gifti g au f Kanin chen.w i rken

    ,das Toxin durch mehr oderminder emgre ifen de Verfahren

    zu extrahi eren,d ie im Wesen ein e Auflösung der Bakterie n le iber be

    absichtigte'

    n,um di e darin

    '

    e in geschlossen en Gifte frei zu machen .

    Den ersten Versuch i n di esem Si n n e machte Von

    der Tatsache ausgehend,daß i n —B akteri enku lturen bakteri zi d e

    ,an to

    lyti sche Zerfallsprodukte auftreten,di e vollkommen wasserlösl i ch si nd ,

    kam er au f d i e Idee, „auch d i ej en igen giftigen Ze llsubstan ze h der

    Bakteri en i n Lösung uberzu fuhre n,d ie bi sher au f kei n e Weise ohn e

    erhebli che Herabsetzun g ihrer Gi fti gkei t vom Bakterie n le ib losge tre n n t

    werd en konnten“. Er verwendete hie rzu das Verfahren der a s e p

    t i s c h e n Au t o l y s e . Au f ei n em schw ach alkalischen , Flei schw asseragar mit Zusatz von 1 T ropon

    "

    wurden i n großen , 2 0 cm

    im Durchmesser halten den D oppe lschale ri Massenkul turen angelegt .

    Nach 2 0 stündigem Aufenthal t im Thermostaten werden d i e Bakteri en

    rasen steri l abgekratzt , d i e zähflüssige Masse m i t ihres Volums

    Kochsalzlösung versetzt u nd i n Ze n trifugierröhrchen für 2 4

    bis 48 ln bei C gehalten . D ie überstehende , klare, gelbl i ch ge

    färbte Flüssigkei t wird sodan n abpipe ttiert , mit der 5 fachen Menge

    Kochsalzlösung v ersetzt und durch B e rk e f e l d sche Ton kerze n

    fi ltriert . Das Fi ltrat wird au f sei n e Steri l i tät geprüft, und sodan n im

    Vakuum au f sei n es Volumens ei ngedampft . Der Rückstand

    bi ldet eben das w asserlösli che Bakteri engi ft .

    Vom Zusatze an tiseptischer Substanzen w ie Chloroform , Toluol .

    S e n fol u . dgl . vor der Autolyse rät C o n rad i ab , wei l dadurch ein e

    Abnahme der Tox izi tat he rbeigeführt w i rd . (Dieses Verfahren de r

    antisepti schen T olu olautolyse hatte bekan ntl i ch E h r l i c h und W a s s e r

    m a n n zur Darstellung des D iphthe rieg iftes , sowi e der Bakteri engi fte

    überhaupt empfohl en und angewendet) . C o n r a d i fan d auch , „daß

  • ei n e langer als 48 “ fortgesetzte asepti sche Autolyse stets schlechte

    Resultate l i eferte“,resp . daß di e resul ti erend en G iftlösu n ge n durch

    raschen Abbau d er eben freigeworden en Toxi n e um so schwächer

    Werd en , j e länger di e Bru tw ärme ei nwi rkt .

    Bei Anwendung der aseptischen Autolyse au f R uhrstamme der

    D öberitzer Epidemie erhi elt C o n r a d i w asserlosliche , bak terie n fre ie

    G iftlösu ngen , w elche bei i n travenöser Inj ektion von ccm Kani nchen

    von — 3 kg i n n erhalb 48 “ töteten . Schon“

    w eni ge Stunden nach

    der Inj ekti on sank d i e Temperatu r und es traten auch bald L äh

    mungen d er hi n teren,später auch der vord eren Extrem i täten ein .

    Bei d er Sekti on der vere ndeten Ti ere ze i gte d i e Darmschleimhaut

    u n d di e serösen Häute l in sen große H änäorrhag ien , der Schl eimhaut

    haftete glasi ger,bluti ger Schleim an . Nach klei n eren Dosen ccm )

    veren dete nur ei n Tei l (4 von 6 ) Kani n chen u . zw . erst nach 4— 6

    Tagen . „Die D ickdarrhschle imhau t w ar, besond ers im letz ten Dri ttel

    geschw ol len,i n toto schw ärzli ch gefärbt un d an mehreren Stel len

    durch Geschw üre zerstört .“

    Dagegen gelang es Conradi n icht,durch Bou i llonku lfu rfiltrate * )

    selbst i n großen Mengen (bi s zu 1 5 ccm ) werden bei i n traperi tonealer

    subkutan er n och bei i n travenöser Ei nspri tzung i rgendei n en Effekt zu

    erzi el en , w obei es glei chgültig w ar, ob di e Kulturen 8 , 1 4 Tage oder

    vi er Wochen alt waren .

    Bald darauf beri chteten auch N e i s s e r u nd S h i g a 48 ) über ei n e

    andere Methode der Darstel lung lösl i cher Gifte au s R uhrbakterie n ,

    Si e schwemmten ei n e Agark u ltur i n 1 0 ccm Kochsalzlösu ng au f ,

    töteten ei n e Stund e bei 60 0 ab und fi ltri erten nach 48 stündiger

    Autolyse be i 37 C . durch ein e R e iche lkerze . bi s _ccm des

    Fil trates i ntravenö s i nj i z i ert,töteten Kan i nchen i nn erhalb 2 Tagen .

    „Die S ektion äe igte hauptsächl i ch starke H yperaemie des Dünndarmes ,dessen Inhalt schleimig - und gelbl i ch war . Während des Lebens be

    stand starke Diarrhoe .

    Zu denselben Anschauungen w ie C o n r a d i b ekann ten si ch auch

    V ai llar d und D op t e r“ In ihrer ersten Mi ttei lung ( Jul i 1 90 3)

    beri chten si e gl ei chfalls über mißglück te Versuche,i n flüssi gen Kultur

    medi en gelöste Gi fte n achzuw ei sen . 5 täg ige Bou i llon ku ltu ren durch

    Porzell an fi lter fi l tri ert,l i eferten atoxische Flüssigkei ten , von denen

    man Kan in chen 2 0, 30 , j a 50 ccm in t 1 aperiton eal inj i z i eren konnte ,

    Durch —Chamberlandkerze , Ki tasato—Berke fe ld-F i l ter erhalten .

  • 1 2

    ohn e ei n e andere Wirkung als ei n e vorü bergehende Abmagerung zu

    erzi el en . Si e le i 1gi i en daher beim Shigabaz i llus d i e Sekreti on echter

    lösli cher Toxi n e ; dagegen erh i elten auch si e durch Extraktion der

    Leiber mi t w ässeri gen Flüssigkei ten ähnl i che Substanzen , w ie N e i s s e r

    S h i g a u nd C o n r a d i . Sie stel lten Massenku lturen au f Agar her,

    töteten durch Chl oroform oder Hitze (5 8 0) ab, schwemmten i n steri l em

    Wasser au f und digerierteh i n geschlossen en Kölbche n bei 37 0 durch

    2 0 40 Tage . Die klare Schicht , welche si ch bi ldete , wurde dekan

    tiert , war ze llfre i (absolumen t pr ive d e baci ll es) und tötete K an i n chen

    i n Menge-n von — 1 ccm be i/

    Inj ekti on i n di e Ohrven e i n 1 8

    Der Obdüktion sbefu nd war meist n egativ ; nur selten war d i e Darm

    schleimhaut hyperäm isch od er ödematös . Be i subkutan er Applikation

    höherer“

    Dosen — 2 ccm) starben di e Ti ere erst nach 5— 1 1 Tagen ,

    zei gten aber Parese n u nd D iarrhoen ; d i e Obduktion ergab di eselbe n

    Bi ld er, di e V a i l l ard und D 0 p t e r durch d i e Inj ek ti on l ebender oder

    abgetöteter Kultur erhi el ten . Der Inhalt des Dickdarms bestand au s

    bluti gen Massen,se in e Schleimhaut war odematös

    ,hell od er dunkel

    rot gefärbt u nd wi es E kchymose n , diffuse H ämorrhag ien und auf der

    Höhe der Falten punktförmige Nekrosen auf . Die mesen terialenLymphknoten waren groß un d rot . ! hnl i che Wi rkungen hatten die

    Autolysate bei Hunden,nur waren vi el größere Mengen erforderl i ch

    (3— 1 0 ccm ) , um di e Ti ere zu töten , W i e j a au ch beträchtli che Dose'

    n

    l ebender -Kultur bei subkutan er Anwendung 1 11 112 1ert werden m ußten

    ( 1 — 2 Agarku ltu re n ) , um bei Hunden ei n dysen terisches Kran khe its

    bild u nd den Exi tus herbei zuführen .

    Wie schon früher angedeutet , woll en V a i l i ard un d D op t e r

    d i ese exper1men te llen Resultate mi t allen von ihn en geprüften S täm

    men erhalten haben un d zwar haben si e nach ihrer Angabe mit

    Kulturen von ‚S h iga , K r u s e , F l e x n e r , P fu h l‘

    u n d C h a n t e m e s s e

    gearbeitet . Si e schl i eße n darau s , daß d i e i n den verschi ed enen L än

    dern gezüchteten Dysen teriebazi lle n u n tere 1 n an der völli g id en tisch sei en .

    Diese Behauptung steht so sehr i n Widerspruch m it den Ergebn issen

    der and eren Autoren , daß si e wohl ei n er Aufklärung bedarf. F l e x n e r

    u nd S w e e t“) mein en , es sei n i cht si cher , daß di e dem F lex n ertypus

    an gehörigen Stämme der bei den Autoren w i rkl i ch man n itröte nde Arten

    w aren und haben damit w ohl das Richt ige getroffen . Den n w enn

    V a i l l ard u nd'

    D op t e r von ei n em F lexn erstamm sprechen , so i st

    d iese Bezei chnung n icht genau . Wie bekann t, hat F l e x n e r Stämme

  • fi

    au f den Phil ippi n en gezüchtet , and ere i n Nordamerika kultiviert u nd

    d i e Un tersuchungen von L e n t z und M a r t i n i “) haben ergeben , daß

    erstere dem F lex n ertypus, l etztere d em Typus Shiga-Kruse zu zuzahlen

    sei en . Es l iegt also nahe , daran zu denken , daß di e F lex n erku ltur

    V a i l l a r d und I) 0 p t e r l etz tere Proven i en z hatte .

    Noch ‘ei n anderer Punkt i n d en Deduktionen V a i l l a r d und

    D o p t e r s schei n t m ir ni cht völ l ig e inw an dsfre if Trotzdem si e d i e Ent

    stehung der Darmläsion e n beim Ti ere und kon sequenterw eise auch

    beim Menschen auf di e Wirkung des R uhrg iftes bezi ehen und so wie

    v . D r i g a l s k i d i e Dysenteri e als malad i e d’in tox ication a siege i n

    testin al“ bezei chnen,schreiben si e doch an andrer Stelle : Ces désordres

    anatomiques * ) sont commandés p a r l a m u l t i p l i c a t i o n d u b a c .

    dy s e n t e'

    r iq u e dans la muqueuse in testi nale ; i l y est , e n e f f e t , a b o n

    d amm e n t r ép a r t i .“ In den t i eferen Schi chten der . Darmw and,i n

    den ödematösen Maschen des aden oiden Gew ebes , i n den Lieberkühn

    schen Krypten soll en Dysen teriebazille n bei m it l ebender Kultur ge

    impften Kan i n chen i n Massen zu fi nden sein . D a V a i l l a rd und

    D 0 p t e r aber bei ku lturel l er Untersuchung der mese n terialen Lymph

    knoten , der Milz , der Leber u nd d es Herzblutes i n d er Regel n ega

    ti ve Befund e hatten,so erk lären si e doch di e Dysenteri e als Tox ikose

    und setzen si e i n Analogie zur Cholera . Diese Befunde von Ruhr

    bazi l len i n d er Darmwand von Kan i nchen,haben nun etwas u nwahr

    sche in liche s an S i ch ; abge tote te Kul turen und steri le Bakteri enextrakte

    rufen j a di eselben Wirkungen hervor,es ist also d i e Anwesenheit

    d er Bazillen und ihre V e r m eh r u n g i n der Schleimhaut für di e Ent

    stehu n g der anatomischen Veränderungen n i cht erforderl i ch . Name n t

    l i ch bei subkutan i nfi zi erten Ti eren wäre die Ansi edelung der Bazi ll en

    an dieser Stel le gerad ezu rätselhaft, da nach allen Autoren ei n e Aus

    breitun'

    g der Keime im Kani n chenorgan ismus n icht stattfi ndet und

    auch V a i l la rd und D 0 p t e r feststel len , „que le bacil l e n e se gene

    ralise pas“.

    Immerhi n ware es j a denkbar,daß si ch i n trav en os i nj i z i erte

    lebende Dyse n teriebazi llen beim Kan i n chen gerade in d er Darmwand

    ans i edeln,etw a wi e Typhu sbakterie n i n der Gallenblase , daß si e sich

    daselbst w ei ter vermehren und ihre spezifischen Gifte ausscheiden .

    Dann wurde s i ch das Kan in chen ähnl ich wi e der Mensch verhalten ;

    eigen e Versuche haben aber ergeben , daß ein e experimen telle I n

    S c . be im Kan in chen .

  • f e k t i o n des Kan i nchens weder vom Darmlum en , noch von der Sub

    kuti s od er vom Gefäßsystem aus mögl i ch i st .

    Inj i zi ert man größere Mengen l ebender R uhrke ime in traven os,so

    ware es j a immerhi n lei cht mögl i ch,di eselben bei rasch (etwa 1n n er

    halb ei n tretend em Exi tus m der Darmw and nachzuwei sen . Bei

    subkutan er Anwendung w erden sie stets v ermißt , ebenso bei i n tra

    v enöser Inj ek t i on n i cht allzugroßer Mengen . Die Ansi cht V a i l la rd s

    und D op t e r s über di e Verbrei tung der Bazi l l en i n der Darmwand

    be i ° experime n te ller Kan in che n dyse n terie schei nt vi elmehr darauf zu

    beruhen,daß si e Baz il l en nur in Schn i tten

    ,n icht aber ku lturel l n ach

    gewiesen haben . Ist n un die obe rflächliche Schl eimhautschicht n e

    krotisch,das Epi thel z 'erstör t, dan n w i rd d er Darm von Kol ibakteri en

    und anderen im Darmlumen befindl i chen Keimen rasch durchwuchert .

    Die Abbildung,welche V a i l l a r d u n d D o p t e r geben , z eigt auf den

    ersten Bl i ck,daß d iese Vermutung zutrifft ; wenn man übrigens ei nem

    Ti er steri les Toxi n i nj i z i ert i n so geri ngen Quan titäten,daß d er Exi tus

    erst nach ei n i gen Tagen eintri tt, so kann man i n den Nekrosen und

    den ti eferen Schi chten der ‘Darmw and denselben Bak terie n re ichtum

    sehen . D as s in d aber ke in e Dyse n te riebazille n , w ie folgende Versuche

    lehren

    I . Kan i nchen No . 5 8 erhalt am 3 1 . VII . subkutan 1 Ose 2 4 stun

    dige Agarku ltur (K r u s e )? Am 2 . VI I I . typ ische Paralysen , am

    3 . VIII . in Sektion sbefund : An d er I nj ekt i o nsstel le i n d er subkuti s

    ei n talergroßes , ei triges In fi ltrat . Coecum w e ißlichv iole tt , zei gt ei n

    enormes,mehrere Mil l imeter d ick es , subseröses Odem . Im Proc .

    v erm1f . e in 1ge blutige F äkalpartike l. Im Coecum dün n flussiges , von

    Gasblasen durchsetztes Blut , im D i ckdarm dickbren ge , m it Blut u n ter

    men gte F äces . Schl eimhau t des Proc . vermif . blaß u nd zart . Schl eim

    haut des Coecums wässerig geschw oll en , zwischen den F alten blaß ,

    auf den F altenkämmen du nkélschw arzrot , hämorrhagisch in farz iert

    un d stell enweise m i t m ißfarbigen , n i cht abzi ehbaren Bel ege-11 bedeckt .

    Kultu ren angelegt au f Driga lskiplatte n

    Leber : steri l , ebenso Herzblut (auch größereMengen i n Boui llon ) ,

    Harn un d Gall e .

    Coecum Dunn und Dickdarminhalt l i efert rote Kolikolon ien

    i n der Mehrhei t,verei n zel te g r o ß e

    ,s c h l e i m i g e

    ,blaue Kolon i e-11

    (säm tl i ch abge impft und als G a sb i l d n e r agn osziert) .

  • https://www.forgottenbooks.com/join

  • 1 6

    Toxin en d er Diphteri e un d Tetanusbazi ll en als ebenbü rtig an zu re ihen,

    Zunächst (Februar 1 90 4 ) beri chtete R o s e n t h a l “ es sei ihm ge

    lungen auf alkal i scher Martin scher Boui llon losliche Toxi ne herzu

    stel l en . Bei saurer , n eutral er oder stark alkal i scher Reakti on ent

    wick el ten si ch n u r schwache Toxin e,ebenso bei Anaerobiose . Junge

    (3 tägige ) Kulturen li eferten nur schwache G iftlösu n gen , da 3 ccm

    des Fi ltrates so gut w ie u n w n ksam waren ; täg ige töteten i n

    Mengen von Kan i nchen i n 1 2 Stu nden,bei dre iw oche n tliche n

    Bou illonku lturfi ltraten betrug d i e Dosi s letali s ccm . Meer

    schwei nchen waren wen ig empfängl i ch , und zeigten selbst nach großen

    Dosen nur Abmagerung . Auf d i e subkutan e Inj ekti on hi n en twi ck elten

    si ch bei Kan i nchen D iarrhoe n , Parese n'

    der h i n teren Extremitäten,

    Hypotherm i e . Di e Sektion ergab hämorrhagische Infi ltrati on der

    Dickdarmschle imhäu t u n d umschri eben e , oberflächliche Nekrosen , also

    d i eselben Verän deru ri gen w ie d ie Bakteri en selbst oder ihre Extrakte .

    D as Toxi n war im Verglei ch zum D iphterie tox in sehr resi sten t ,

    w urde durch Erw ärmen au f 70 — 1 0 0 0 nur abgeschwächt, j edoch ni cht

    vern i chtet,schwache Sauren hatten au f dasselb e kei ne Wirkung

    ,

    stark e (4 Salzsäure) oder Natron lauge zerstörten e sf Durch Alkohol

    war es fallbar . Di e Frage , w arum es and eren Forschern n i cht gelang,

    das Dysén terietox in auf d em natürl i chen Wege“ d . h . durch Fi ltrati on

    von Bou i llonk u l ture n darzustel len , l äßt R o s e n t h a l “ offen und

    vermutet nur, daß dieser Umstand entweder mit der besonderen

    Gifti gkei t sei n er Kulturen zusammenhängt,oder m it i rgendw el chen

    E igen tüml iehke iten sei n er Nährböde 1i .

    Im Oktober d esselben Jahres kon nte T o d d ” 60) über ähn li che

    Erfolge beri chten .“ Auch er fand,daß ei n gewisses Alkalesze n zoptimum

    füf di e Tox i nbildu ng bestehe , und fügt zu r lakmu sn eu trale n Bouill on

    per Li ter n och 7 ccm Normaln atron lau ge . Er fand den größten Toxi n

    gehalt (Dosis l etal i s 1 ,0 ccm ) i n v ie r b is sechs Wochen alten Kul

    turen und beobachtete,daß n ach di eser Zei t di e T ox i t-ät w i eder ab

    nahm . Auch er kon n te sich von der Resistenz der Toxins überzeugen ,

    dessen \N irksamke it durch Monate un verändert bl i eb,und w elches

    auch durch ei nstündiges Erhi tzen bei 70 0 n i cht zerstört wurde . E s

    w ar fällbar durch Ammon su lfat . Kan i n chen verendet en nach in tra

    v en oser Inj ekti on von ccm . Der Obduktionsbefun'd bestan d i n

    Hyperämi e des Dickdarms m it klei n en H ämorrhagie n der Schleim

    haut . Auch subkutane oder i ntraperi ton eale Ei nverl eibung w ar wirk

  • sam , all erdi ngs erst i n großere n Mengen . E mpfan glich fur das Gift

    waren außer Kan i nchen auch Pferde ; Meerschwei nchen vertrugen

    selbst d i e 5o fach l etal e Dosis für Kan i n chen ohn e beso ndere Krank

    he itsersche in u n ge n . F l e x n e rk u l tu r e n l i e f e r t e n k e i n e T o x i n e .

    Unabhän gig“) von d iesen Autoren und zur selben Zei t (5 . Ok

    tober 1 90 4 ) hi elt K r a u s ” ) i n der österrei chischen „Gesellschaft für

    Gesundheitspflege ei n en Vortrag,m welchem er d ie Ergebni sse

    längerer Versu chsre ihe n resümi erte , die er berei ts vor Jahresfrist be

    gon n en un d i n Gem ein schaft m it mir fortgesetzt .

    Auch wir konn ten wi e R o s e n t h a l in Bou illonku lturen losliche

    Gi ft e nachweisen u nd konstati eren, „d a ß d i e s o w e n i g k u l t u r e l l

    v o n e i n a n d e r d i f f e r e n t e n B a z i l l e n a r t e n,w i e T y p u s S h i g a u n d

    T y p u s F l e x n e r i n i h r e n p a t h o g e n e n E i g e n s c h a f t e n f ü r T i e r e

    w i e i n i h r e r G i f t b i l d u n g v o l l k o m m e n v e r s c h i e d e n s i n d,

    “ da nur

    Stämme vom Typus Shi ga Toxi ne bi ld en,n i e sol che der F lexn ergruppe .

    Di e von K r a u s und D o e r r gewonnenen Toxin e w aren für Kan inchen

    rötl i ch , n i cht aber für Meerschw ei nchen u nd li eßen sich berei ts aus

    zehntägigen Bou illon ku ltu re n darstel l en . Auch fi l tri erte K o c h s a l z

    e x t r a k t e,au s 2 4 stün dige n Agark u ltu ren durch ei nfaches, ei nstünd iges

    Schüttel n ohn e j ed e Autolyse erzeugt,w aren gi ftig für Kani nchen .

    K r a u s un d D o e r r -53— 5 5 ) haben später n och wied erholt über ihre

    R esul tate beri chtet un d spezi el l d i e tox i n artige N atur des R uhrg iftes

    durch den Nachw eis ei n es “s p e z i f i sc h e n A n t i-t o x i n s zuerst m it

    Sicherhei t bew i esen . Die ausführl i che Veröffentl i chung der Arbeiten

    von K r a u s und D o e r r “) wurde bereits im M ärz 1 90 6 dem Drucke

    übergeben ; da sie erst vor kurzem erschi en en , so dürfte es am Plätze

    sein,di e auf das Toxi n si ch bezi ehenden Detai ls hi er zu erw ähn en .

    W i e hervorgehoben wurde,gelang der Nachw ei s des

    .

    R uhrtox in s

    schon i n j ungen ( 1 0 täg ige n ) Bou illonku lturen , was gegenüber T o d d

    j edenfal ls ei n en Fortschritt bedeutet ; denn bei 3— 6 wöchentli chen

    Kulturen ist j a immer der Ei nw and zulässi g,daß durch Autolyse

    Endotoxi n e in Lösung ü bergeführt w erden . Die Dosis l etalis betrug

    für Kan i nchen be i i n travenöser Appl ikation der Filtrate (R e iche lkerze n )

    meist oft auch nur bei äl teren Kulturen war die Toxi z ität

    vi el höher ; di e tötliche Dosis sank im Durchsch n i tt bei 3 w öchen t

    K r a u s und D o e r r began n en ihre Arbe i ten bere its An fan g 1 90 3 , u n d kon n tenschon im Sommer 1 904 den Hei lw ert hochw ertiger Sera bei men schl icher Dysen teri e ( inKrakau ) kon sta ti ere n . D as Nähe re h ierüber a . a . O .

    D o e r r , Das D y sen ta i etoxi n .

  • l i chen Kulturen au f ccm . Doch hatten wir schon damals

    ei n F i ltrat in H anden,das i n Mengen von bei Kan i nchen von

    1 kg Körpergew i cht unter typischen Symptomen nach 1— 2 Tagen

    l etal wirk te . Be i subkutan er Inj ekti on w aren v i el höhere Dosen er

    forderlich und d i e Wirkung n i cht so konstan t w ie bei i ntravenöser ;

    au ch‘

    w ar das Inkubation sstadium und di e Krankhei tsdauer verlängert .

    Vom Peri toneum aus wirkten di e Filtrate ebenfalls gi ftig (Dos . l et .

    ccm ) . Meerschw ei n chen w aren absolut refraktär, und ver

    trugen d i e subkutane oder i ntraperi ton eal e Inj ekti on von ccm

    ei n es Filtrates,das Kani nchen schon i n Mengen von si cher tötete .

    Ebenso erw i esen si ch Hühner un d Tauben als immun . Die Resisten z

    des Giftes (Haltbarkei t d er karbolisierte n‘

    F i l trate durch Mona te) hatten

    wir gleichfal ls beobachtet .

    So war durch R o s e n t h a l u nd T o d d die Lehre vom Endotoxin

    i ns Wanken gekommen ; erst _ K r a u s un d D o e r r hatten aber m i t

    Bestimmthei t festgestel l t,daß es s1ch h i er eben so um ei n echtes , lös

    l i ches,sezern i ertes Tox i n im engeren S i n n e hand elt , wie bei der

    Diphtheri e u n d beim Tetanus .

    Die Herstel lung von Gi_ftloSlm gen durch Fi ltrat ion von Boui llon

    kul turen war gelungen , di e Kul turen hatten , wen igstens bei R o s e n

    t h a l,Kra u s und D o e r r kein erhebl iches Alter , di e G iftigkeit erreichte

    endli ch Werte,d ie d e n beglaubigten Toxi n en der Diphtheri e und des

    Tetanus n i cht n achstehen , besonders wen n man das Gewicht der Ver

    su chstie f e ( 1— 2 kg !) i n Rücksicht z i eht un d bedenkt , daß bei den

    ersten Versuchen von R o u x Un d Y e r s i n ö3) uber das D iphtheri eg ift

    30-

    36 ccm erforderli ch waren , um di e Ti ere typisch akut zu töten

    und daß erst durch Ausw ahl der Nährboden un d g e e ign eter Stamme

    Toxine erz i elt w urden,deren letale Dos1s em oder w enige Mil l i

    gramme betrug . Jedenfalls waren d i e G iftlösun gen , m it den en K r a u s

    und D o e r r arbeiteten,stärker als d i e Autolysate von N e i ß e r - S h i g a

    sow i e von V a i l l ar d u n d D op t e r ; C o n r a d i gelangte erst durch E in

    dampfen im Vakuum au f des Volumens zur Dosis letal i s

    von ccm . Endli ch sprach auch d i e l ei chte Au slau gbarke i t der

    Gifte aus Agarku ltu re n (K r a u s u nd Do e r r) gegen die Endotoxi n

    lehre und bew i es,daß die kompl i z i erten Methoden der z i ti erten Autoren.

    überflüssi g sei en .

    Als charakteri stisch fur d i e Endotoxi n e gal t auch stets,daß es

    bisher n i ch t gelungen w ar,echte Anti toxi n e zu erzeugen

    ,j a d i eser

  • I9

    Umstand ist es ei gentl ich , der heute n och d i e Abtren nung der gifti gen

    i n Bak terien le ibern (z . B . bei den Cholerav ibrion en , beim Typhus)

    nachgewi esen en Substanzen von den echten Toxi n en rechfertigt. Nun

    ist es j a bekann t,daß di e Herstellu ng an titox ischer Sera m it Ruhr

    toxi n l ei cht geli ngt u nd daß di eselben si ch sowohl im Tierexperiment

    als auch bei d er dyse n terischen Erkrankung des„M e n sche n als hoch

    w i rksam erw i esen haben . Es sei hi er nur auf d i e Publikation en von

    T o d d s,R o s e n t h a l

    ,sow i e K r a us und D o e r r verw i esen

    ,au s denen

    hervorgeht , daß durch Immun isi erung von Pferden mit Shiga-Kru se

    Toxi n Sera erhal ten w erden,d i e n i cht nur i n vi tro das Gift neutral i

    s i eren , sondern auch im Kan i nchenorgan ismus präven tive u n d kurative

    Wirkungen entfalten . Im übrigen gehört di e Frage des Dysen teri e

    an ti toxi n s n i cht i n den Rahmen d ieser Arbei t . Nur ei n es sei n och be

    tont . Mit Rücksi cht auf d i e Versuche Wa s s e rm a n n s , der z eigen

    konnte,daß di e lösl i chen

    ,fi l tri erbaren Gifte des Pyocyan eus und ihre

    An ti toxi n e bei d er Neu trali sati on in v i tro si ch ande rs v erhalten,w ie

    d i e echten Toxi n e u nd ihre Antikörper,i n dem si e n icht d em Gesetz

    d er Multi pla“ folgen,haben K r a u s und i c h das Verhalten des Dyse n

    teri etox i n s n eu erl ich (in noch n i cht publ i z i erten Versuchen ) studi ert

    und si n d zu dem Schlüsse gekomm en , daß dasselbe auch i n d i eser

    H i nsi cht von den bekan nten Toxi nen n i cht abweicht . Damit wäre

    auch der letzte E inw and gegen d i e Auffassung des R uhrgiftes als

    ei n es echten Toxi ns als w i derlegt zu betrachten .

    Es muß allerd ings zugestanden werden,daß auch d ie Bakteri en

    leiber d er Shiga-Krusesche n Bazi llen ei n e auffall ende Giftigkeit be

    sitz en , wie si e nach den Diphtheri ebazi ll en ( im gewaschenen

    Zu'

    stan de !) n i cht zukomm en soll . Di eser Umstand kön nte aber m it der

    Intensi tät der T ox inproduk t1on 1m Innern der Bakteri en zelle, und der

    Schnelli gkei t un d Vollstän d igkei t d er Sekretion der fertigen,toxischen

    Produkte zusammen hänge n,i st al so mehr gradueller , gew iß n i cht

    pri nzipi el ler Natu r . Es genügt völl ig , daß das R uhrtox i n i n al l en

    anderen Punk ten den bekann ten echten Toxi nen entspri cht , um es

    als ei n sol ches zu defin i eren . M an darf n icht vergessen , daß der Endo

    tox inbegriff hypothetischer Natur ist u nd i n d i e Bakteriologie ei n

    geführt w erden mußte , um Vergiftungserschei nungen durch solche

    l ebend e oder abgetötete Bakteri en zu erkl ären , bei denen lösli che

    Toxin e und ihre Antikörper n i cht darstel lbar w aren .

  • Nach all em , w as w ir heute w i ssen . besteht aber beim Ruhr

    bazi l lus durchaus n i cht d i e Notw end igk ei t,di e E n dotox inhypothese

    heranzuz i ehen,deren Gebi et übrigens durch d i e Un tersuchungen von

    K r a u s über losliche Cholera u n d Typhu sg ifte noch ei n e w ei tere Ei n

    e ngu n g erfahren dürfte .

    Die Bew eiskraft d er Untersuchungen von T o d d,R o s e n t h a l

    ,

    K r a u s\

    und D o e r r i st , sowei t si e di e Natur des Dyse n terie tox in s an

    langt,bi sher n icht von allen Seiten an erkan n t w ord en , w as umso

    m erkw ürdiger i st , als das an titox ische Experim en t d i e ganz e Frage

    doch vollständi g gekl ärt und w ei tgehende Analogi en zu den Verhäl tn issen bei der Diphtheri e hergestell t hat . Wo l f f

    ,V a i l l ard

    u n d B e sr e dk a “) u n d n euerli ch F l e x n e r und S w e e t“)beharren b ei der alten Anschauung C o n r a d i s u n d geben n eu e

    ,zum

    Tei l recht kompl i z i erte techn ische Kunstgri ffe an , um das so lei ch t zu

    e rzeugende Toxi n i n löslichern' ”

    Zustande zu gewi n n en . Dies,sow i e

    d er Umstan d , daß das Dysen teri egift i n man cher H i nsi cht im Ver

    hältn is z u anderen Toxi n en w en ig studi ert i st,gaben d i e äußere Ver

    an lassu n g zu den V ersuchen , d ie im folgenden beschri eben werden

    m ögen .

    Herste llung des T oxins.

    Zu n achst suchte ich Aufklärung zu bekommen , w i eso es den

    Autoren vor —R O S e n t h a l n icht gelungen war , durch keimfrei e Fi ltrati on

    von Bou il lonku lturen Giftlösu n gen zu gew i n n en . Schon K r a u s und

    g emacht,daß Bou illonku ltu rfiltrate

    ÖD o e r r hatten d i e Wahrn ehmung

    d ess elb en S tamm es * das e in ema'l t oxisch waren , das -anderemal n i cht

    w obei das Alter der Kultur k ein e besondere Rolle spi elte : 1 0 tägige

    Filtrate w irkten l etal zu 2 —3 w öchen tl i che waren noch ungiftig

    i n Mengen von und umgekehrt . (Nebenbei bem erk t sprach

    d i ese Beobachtung auch gegen d ie Bedeutung der Autolyse für das

    A uftreten der Toxin 'e i n flüssi gen Kulturmed i en . ) Ein en Fingerzei g

    g aben hier d i e Erfahrungen beim Diphtheri etoxi n und d i e Angabe

    R o s e n t h a l s,daß saure oder stark alkali sche Bou illon en ei n e geri nge

    Ausbeute an Toxi n l i efern . Auch T o d d erw ähn t , daß man auf

    s chw ach alkal ischer Boui l l on schl echte Resultate erhält ; er verwendete

    d eshalb Bouil lon mit Zusatz von 7 ccmNormaln atron lauge per Liter ,w ie si e gew öhn l i ch für das D iphtherieg ift benutzt w i rd . Darn ach

    schi en di e Alkale szen z von besonde re r Bedeutung—f ur d ie Inte ns i tä t

  • d er T ox in produk tion . Um die Frage zu entscheiden , wurde zunachst

    folgender V ersuch herangezogen . Ein e größere Menge lakmu sn eu

    traler,gew öhnl i cher Peptonbou i llon (Pepton Witte) wurd e i n drei Kolben

    verteil t . Ich bedi ente m i ch großer , 3 Li ter fassender Kolben , i n d i e

    nur 2 Liter Boui ll on ei ngefüll t wurden , um der Luft hi nreichenden

    Zutri tt zu gestatten . Zum Kolben I e fügte i ch ccm Acidum

    hy drochloric . conc . ccm pro Li ter) , . Kolben II bli eb l akmus

    neutral , Kolben I II erhi el t 2 0 ccm ei n er Lösung von “ krystalli

    sierter Soda , pro Li ter also 4 ccm . Hierauf wurde autoklav i ert , u nd

    j ed er Kolben m it 1 Ose Stamm Krakau am 1 7 . VI . geimpft . In

    regelmäßigen In tervall en wurden u nter al len .Kautel en Proben en t

    nommen,durch R e iche lk erze n geschi ckt , und d i e Fi ltrate sofort i n

    abgestuften Mengen Kani n chen von — 1 kg i n travenös i nj i z i ert .

    Auf di ese Art mußte auch der Ei nfluß des Alters der Kultur au f den

    Tox in gehalt zu Tage treten .

    Kolben I. ( Sa-n er . )

    1 . F i ltrat vom 2 2 . V I . (3 T age) .Kan in chen 1 9 . ccm . Überlebt .

    63

    Filtrat vom 2 7. V I . ( 1 0 T age ) .Kan inchen 4 3 . ccm .

    Filtrat vom 2 . V I I . ( 1 3 T age ) .Kanin chen 70 . ccm .

    2 3 .

    F iltrat vom 7 . V I I . ( 2 0 T age . ) (Alkaleszen z 2 6 N ormaln atron lauge proLiter bis zum Phen olphthale

    '

    in 11 eu tralpun kt. L akmussau er. )Kan inchen 78 . ccm . Überlebt .

    1 0 .

    F iltrat vom 1 2 . VIL ( 2 3 Tage . ) 2 3 ccm Normaln atron lauge . L akmu ssau er. )Kan in chen 1 1 . ccm . Überlebt.

    F iltrat vom 2 2 . V I I . (33 T age . ) ( 1 4 ccm Normaln atron lauge . Lakmusalkalisch . )

    Kan inchen 36 . ccm . 2 3 . Paralyse der hin teren E xtrem itäten . 2 4 .schw er krank

    ,Nachm ittags 4“ f .

    F iltrat vom 1 1 .VI I I . (33 T age . ) ( 2 2 ccm N ormaln atron lauge . L akmusn eu tral. )Kan in chen 1 43 . ccm . 1 2 . gesun d , 1 3 . k1 ank, 1 4 . i .

    '

    49 . Überlebt .

    In der sauren Bouill on hatten si ch also zunachst nen n enswerte

    T ox inm en gen überhaupt n i cht entw i ckel t . Erst i n 33 Tagen w aren

    ccm w i rksam ; doch trat der Exi tus spat , nach mehr als 2 Tagen

    ei n . Nach wei teren 2 0 Tagen w ar d i e Toxi zi tät eher w i eder gefal len ,

    da di eselb e -Dosis erst i n drei Tagen tötete . Vom 4 . Fi ltrat an

  • gefangen hatte i ch auch nach d em Vorgänge M a d s e n s ”) bei D iph

    the 1;iebou i llonku ltu ren d i e Alkaleszen z der F iltrate bestimmt , und zwar

    mit Phenolphthale'i n als In tikator, um zu erm ittel n , ob di e durch dasBakteri enw achstum

    ‚im Nährmedium hervorgerufenen A n deru n ge n der

    Reaktion in i rgend ei n en Parallel-i smus'

    mit d er T ox in produkt ion zu

    setzen w ären . Es fäll t nun auf , das daß 4 . u n d 3 . Filtrat , d i e beide

    gegen Lakmus sauer waren,und zur Errei chung d es Phenolphthale

    '

    in

    n eu tralpu nk tes 2 6 resp . 2 3 ccm Normaln atron lauge pro Li ter benötigten ,

    si ch als atoxisch erw iesen Fi ltrat 6 ‘w ar gegen Lakmus alkali sch

    und berei ts schwach toxisch: Fi ltrat 7 war sauerer, lakmu sn eu tral und

    hatte i n der Gifti gkei t an schem en d etw as abgenommen . Auf d i ese

    V erhaltn isse sol l n oeh später ei ngegangen werden .

    Kolben II. (Lakmusn eu tral, 2 2 ccm Normaln atron lauge pro L iter. )

    I . Filtrat vom 2 2 . V I . (3 tagig. )Kan in chen 63 . ccm ; 2 3 . V I .

    2 8 . f nach (Starke Cocc idiosis. )68 . Überlebt.

    F iltrat vom 2 7 . VI . ( 1 0 tägig. )Kan in ehen 38 . .ccm

    ' nach V I . ”1 .33 . Überlebt.53 ° n

    3 . Filtrat “vom 2 . V II . ( 1 3 tägig, Alkaleszen z 1 8 ccm N -N - Lauge pro Liter. )Kanin chen 86 . ccm . Überlebt.

    67 .

    77 0 1 5

    4 Filtrat vom 7 . VI I . ( 2 0 tägig, 1 8 . N -Lauge pro Liter. )Kan in chen 1 68 .

    2 0 ccmi 8 . VI I .T 8 . V I I .

    9 1' Überlebt .

    F iltrat vom 1 2 . V I I . ( 2 3 t'a'gig, 1 8 N -Lauge pro Liter. )

    Kan in chen 8 8 . ccm . 1 3 . VI I . D iarrhoe ,Ataxie des Kopfes, i 1 6 . VI I .6 . F iltrat vom 2 2 . V I I . (33 ta0 'i 0 ' ph e n o lph tha l e i n n e u t ra l.)D O ’

    Kan in chen 30 . ccm . 2 3 . Paralyse -aller E xtrem itäten un d T od .1 93 . 2 4 . krank. i

    am 2 6 . V I I .1 60 . Überlebt.

    7 . F iltrat _vom 1 1 . VI I I . (33 täg1g, 4 N o rm a ls chw e’

    f e lsä u re pro L iter. )Kan in chen 4 7. ccm . j

    "

    1 3 . V I II .‘

    44 . 1 2 . Paralyse der Vorderbe in e . 1 3 . p . m . t .1 5 0 . 1 2 .

    — 1 5 . kran k , erholt sich , geht aber am1 6 . VIII . e in .

    Auch die n e u t r a l e Boui l lon en thi el t also Anfangs nur wen ig

    Gift,i ndem bi s zum 1 3 . Tag Dosen von uns i cher un d spät wirk ten .

    Das 4 . Fi ltrat vom 2 0 . T ag wirkte i n: d ieser Menge akut ; beim 6 .

    und 7 . sehen w ir gleichzei ti g m it ei n er raschen Steigerung der

  • https://www.forgottenbooks.com/join

  • Di e angeführten Versuche zeigen , daß sich das Dyse n teri etox in

    bei'

    Kan i nchen ebenso dosi eren läßt,wie andere Gifte bakteri el ler

    oder n ichtbakteri eller Proven in z . Vi ell ei cht erschei n t“

    es überflüssig,

    di ese Tatsache hier hervorzuheben . Aber F l e x n e r u nd S w e e t haben

    bei ihren A u tolysate n derartige Schwankungen der i nd ividuellen

    Empfängl i chk ei t d er Kan i n chen beobachte t . daß ei n e sichere D osie

    rung fast ausgeschlossen erscheint . Sie schreiben : There are con

    siderable vari ati ons of susceptib i l i ty to the dysentery toxi n amon gthe rabbi ts . A part only of the rabbi ts w hi ch succumb to the tox in

    develop the nervous and large i n testi nal l esi on s . A g iven lot of toxi n

    w i l l cause i n certai n rabbits the nervous and i n testi nal l esi ons,and

    i n stil l other rabbi ts transi tory _i ll ness from which they recover , or

    death w i thou t visibl e l esi ons . N e i t h e r d o e s t h e r e a p p e a r t o b e

    a m a r k e d r e l a t i o n betw een dosage and lesion s , or even d eath . Of

    a given toxi n ccm may be'

    fatal to on e seri es of rab bi ts whil e

    another seri es may surv ive ccm of the same poi son , the weights

    of the rabbi ts having been about _ equal . Larger d oses usual ly k i ll ,

    bu t the peri od of survi val vari es considerably .

    Das gi lt i n d i eser Form für i n travenös i njiz i erte Bou i llonku ltu r

    fi ltrate gewiß n i cht , w ie ei n Bl ick au f d i e obigen Tabell en ohne

    w ei teres ergibt . Ich b i n al l erd i ngs der Überzeugung , daß die indiv i

    duel le Resistenz gl ei ch schwerer Versuchsti ere von v iel en Autore n

    stark vernachlässi gt wi rd u nd habe d i ese Überzeugung auch i n mei n erKriti k d er B ai l schen Aggressin versu che en tschi eden zum Ausdruck

    gebracht . Wo es si ch um Infekti onen m it l ebenden Bakteri en han

    delt,di e fur das betreffend e Versu chsti er w en ig pathogen si nd

    ,si nd

    d i ese Schwankungen d er Resisten z sogar sehr bedeutend u nd kann

    ihr Ei nfluß nur durch größere Versuchsreihen ausgeschaltet werden .

    Hier handelt es si ch aber um gelöste Gifte,d i e so appl i z i ert w erden

    ,

    daß V erschi ed enhei ten i n der Schnell igkei t der Resorptio n n i cht i n

    Betracht kommen . Da ware nun ei n absolutes Fehlen j eder Kon

    gru en z zw i schen Giftmenge un d Gi ftw i rkung sehr m erkw ürdig . Klei n e

    Differenzen w erden natürl i ch immer zu Tage treten . Si e fehlen ja

    auch n icht beim Diphtheri e u nd Tetanusgi ft ; so stel lte schon B e h

    r i n g “) fest , daß d i e si cher letale Dosis ei n es bestimm ten .Tetanus

    toxi ns sechsm al größer war als d i e Menge,bei welcher kei n Ti er

    mehr ei nging,un d ähn li che Erfahrung-e u hat wohl j eder m it echten

    Toxi nen arb ei tende Autor gemacht . Das hi n dert aber doch n icht

  • ei n e si chere Dosi erung di eser T oxin e . So l i egen di e Dinge eben

    auch beim Dyse n terie tox i n

    Diese Feststel lu ng i st n otw endig ; den n wurden die Beobach

    tungen von F l e x n e r und S w e e t,fur i ntravenös i nj i z i ertes Dys

    e n terieg ift ihre vol le Gültigkei t haben , so w ürde dem Dysen teriegift

    ei n e gan z besondere Stellu ng zukommep auch wäre es w ohl fast

    u nmoglich, d i e Wi rksamkeit der an titox ischén Sera im Ti erexperimen t

    zu erw eisen . Übrigen s geht auch aus den Versuchen von K r a u s

    und D o e r r uber das Dysen terieserum hervor , daß d ie Ermittelung

    ei ne r si cheren,l etalen D osi s beim Shigatox in kei n e größeren Schw i erig

    keiten b i etet , als bei anderen echten Toxin e n .

    Nach dem oben mitgetei lten Versuch war es w ünschenswert,

    das O p t i m um d e r A lk a l e s z e n z zu erm i tteln . Es wurd en also

    wi eder große Mengen lakmu sn eu traler Peptonbou i llon ( 2 2 ccm Normal

    natron lauge fehlten pro Li ter bis zum Phe n olphthalemn eu tralpu nkt)hergestell t

    ,i n große Kolben verfül l t un d mi t abgestuften M engen von

    kristalli si erter Soda versetzt .

    A . erhi el t n och 1 g Soda - pro Liter (War für Lakmus schw ach

    alkalisch ; 1 8 ccm Normallän ge bis zum Phenolphthalei'

    n

    neutralpunkt erford erl i ch ) .

    B . 3 g ( 1 2 ccm Normallänge mußten bis zum Phe n olphthalem

    n eutralpunkt hi n zugefügt

    C . 4 g (8 ccm Normallän ge-Alkalesz e n z) .

    D . 6 g (4’

    ccm Normallaug e A lkaleszen z ) .

    E . 10 g (6 ccm N o rm a l s chw e f e l s äu r e über den N e u t r a l

    p u n k9.

    All e Bou illon kolbe n wurden mi t demselben Stamm (Krakau ) ge

    impft un d bei 37 C enthalten . Die Prüfungder R eak tiohsändefu n gund Toxizi tät des Kulturmediums erfolgte

    ,w ie früher

    ,i n kurzen

    Tn tervalle n .

    A . ( 1 g Soda pro L iter . )1 . Filtrat vom 1 8 . V I I . (Alter der Kultur 3 T age . Bouillon difq getrübt,

    ke in e Kahmhau t . Reaktion : 2 1 NKani n chen 37 . ccm . 1 9 . früh T.

    1 98 . Überlebt.1 8 6 .

    -

    2 ; F iltrat vom 2 3 VII. ( 1 0 tägige Kultur, deu tl iche Kahmhaut . Reaktion1 4 N -L :

    Kani n chen 76 . ccm . 2 4 . früh T.

  • 4 Fi ltrat vom 1 3 .

    1 . Filtrat vom 1 8 . V I I ,

    2 . Filtrat vom 2 3 . V I I .pro Liter. )

    4

    0

    1 .

    Kan in chen

    F il trat vom 2 .Kan in chen

    Kan inchen

    Kan in chen

    Kan in chen

    1 2 4 .

    1 35 .

    VI I I .1 8 .

    1 1 4 .

    1 6 .

    31

    ccm . 2 6 . früh T.2 6 . p . m . T.

    ( 2 o tägige Kultur. Reaktion : 2 N . -Lccm . 4 . früh T

    6 . krank, D iarrhöe p . 11 1 . T6 . gesund , fehlen w e itere Beobachtungen .3 . leicht kran k, erholt sich, am 6 . sche in

    bar gesu n d , geht am 8 . em mit positi v e-m D armbefun d .IX .

    1 96 .( 2 Mon ate alt,

    ccm . 1 4 . g1. 1 3 . g; Geht erst am 6 . T age emBefun d n egati v .1 9 2 . ccm . 1 4 . g. 13 g. 1 6 . blutige D iarrhöe , 1 7 .Paresen

    , 1 9 . T.

    1 93 . cci‘

    1'

    1 . Überlebt .

    B . (3 g Soda pro Li ter . )

    (3 tägige Kultur ; d i ck e'

    gra u w e 1 5 e K a h'

    m ha u t,

    w elche in Brockeln‘zu Boden fällt . Reaktion 3 N . -L :Kan in chen

    Kan in chenF iltrat vom 2 .Kan in chen

    7 )

    Kan in chen

    Filtrat vom 1 8 . VII .1 N . -N . -L :

    Kan in chen

    1 46 .

    2 1 4 .

    2 2 .

    I I2 .

    8 2 .

    ccm . 1—9:- D iarrhöe

    ,Paralysen , 2 0 . früh T.

    o

    - I_ 0 1 schw er krank 2 “ m .7 p T

    1 9 . Paresen 6“ p . m . _T.

    1 0 tägige Kult ur. Reaktion : 4 Normalschw e fel-säure

    2 4 . früh T2 4 . Paresen , 2 5 . stat. idem , 2 6 . blu tige

    D iarrhöe u nd T.4 .

    VIII .2 30 .

    2 8 7 .

    2 83 .

    2 38 .

    1 0 1 .

    4 . Filtrat vom 1 3 . IX .1 8 8 .

    1 2 6 .

    1 76 .

    84 .

    1 9 1 .

    1 3 2

    2 4 . Paralyse _n , aben dsT.

    ( 2 0 tägige Kultur Reaktion = 6 N . -S .S : 1 0 0 0 )ccm . 3 . früh T.

    3 . früh T3 . früh T

    3 . g. 4 . früh T.3 . D iarrhöe , 4 . n achm ittags T.

    Mon ate alt . Reaktion : 4 N .ccm . 1 4 . Paresen ; 1 3 . T

    1 4 . le icht krank,‚

    1 3 . T.1 4 . g, 1 6 . früh T.1 4 . g, 1 5 . le icht krank, 1 6 . früh T

    C. 0‘ Soda pro L i ter . )

    (3 tägige Ku ltm ; d i ck e K ahm h au t . Reaktion =

    ccm . 1 9 . früh1 9 . früh1 9 . g, 2 0 . Parasen d . Vorderb. , 2 1 . trü b T

    T.

    1 .

  • l

    o Filtrat vom 2 3 . VI I . ( 1 0 tägige Kultur, Reaktion 4 NKan in chen 2 1 ccm . 2 4 . Paresen , D iarrhöe , 2 8 . T.

    1 2 2 2 4 . Paraly sen , 2 5 . früh T.5 . 2 4 . g, 2 6 . p . 111 . T.

    _3 . Filtrat vom 2 . V III . ( 2 o tagige , Kultur. Reaktion 8 NKan in chen 1 1 0 . ccm . 3 . früh T.

    8 . 5 . früh T.1 2 0 . Überlebt ;

    g eht aber , n ach 9 T agen m itn egati v em Befund e in .

    Filtrat vom 1 3 . IN . ( 2 Mon ate alt. Reaktion 8 NKan in chen 1 99 . ccm . 1 4 . g. 1 3 . Paralysen p . m . T

    7 . Überlebt.

    I) . ( 6 g S oda . )

    1 Filtrat vom 1 8 . V II . (3 tägige Kultur, k e i n e K ahmh a u t , Phen olphthalemn eutral . )

    Kan in chen 2 0 0 . ccm . Überlebt.F iltrat vom 2 3 . V I I . ( 1 0 1ägig, dieselbe Reaktion . )Kan inchen 1 84 . ccm . 2 4 . g. 2 3 . g, 2 6 . Paresen . 2 9 . T.

    1 77 . Überlebt .3

    . Filtrat vom 2 . VI I I . (20 tägig. 6 N -Säure z 1 0 0 0 .)Kan in chen 1 1 1 . ccm . 3 . kran k p . 111 . T'.

    1 5 . 3 . p . m . T .2 2 o . o ,3 Uberlebt.2 1 8 ° 0 7 1

    4 Filtrat vom 1 3 . IX . ( 2 Mon ate . 1 4 . N ormalsäu re : 1 0 0 0Kan inchen 1 43 . ccm . Überlebt.

    E . ( 10 g Soda . )

    Hier trat in den ersten Tagen schei nbar überhaupt kei n \?Vachs

    t um em und w urde der Kolben n i cht weiter beobachtet . Als nach

    2 Monaten zufäll ig der Kolben revi di ert w urde,w ar er getrübt, hatte

    k ei n e Kahmhaut gebildet,sei n Fi ltrat w ar völ l i g atoxisch . Die Reaktion

    w ar noch etwas alkali sche r geworden 1 0 Normalsäu re pro Li ter ) .

    Wenn w ir di ese Tabell en vergl ei chen, so zei gt si ch ohn e w e i

    t eres,daß Kolben B u n d C rasch und i n größeren Mengen Toxin e

    g el i efert hatten , als d i e anderen .

    Das A l k a l e s z e n z op t imum besteht also , w enn man ei ner lackmus

    neutralen Peptonbou i llon noch 3 gr krystallisierte S oda . pro Liter

    hi nzufügt . Die Nährfiüssigk e it i st dann an Phenolphthale‘

    i n gemessen

    so alkal i sch,daß pro Liter ca . 1 0 ccm N ormaln atron lau ge erforderli ch

    w ären,um den Neutralpunkt zu errei chen .

    Die Reaktion der Bou i llon war i n al len Fällen stark er alkal isch

    gew orden,offenbar durch das Wachstum der R uhrbazi lle n . E s schi en

  • auch hier wi eder ei n gew i sser Parallel i smus zwischen Alkal i-i u n d

    Giftb i ldung zu bestehen . Das wird beson ders deutl i ch,w enn wir den

    Ablauf d i eser bei den Prozesse graphisch darzustel l en suchen , so daß

    Höhe der A lkalesze n z und Toxi zi tät d ie Ordi naten,d ie Zei t d 1e

    Abszisse bi ld et . Die ausgezogen e Li n i e en tspricht dem Verlauf der

    A lkal ibildun g , d i e gestri chelte dem j ew ei ligen —Giftgehalt .

    Kolbe n A.

    (4 bedeu tet den Phenolphthale 1n n eu tralpu nkt.T) Ausgedrück t in ccm N ormalnatron lauge , die zum Phenolphthale

    '

    1'

    n n eu tralpun kt feh len . .

    Kolbe n B .

    «1 bedeu te t den Phen olphthale 1 n n eu tralpunk t .

  • 3 9

    Ausdem Vergl ei che der bei d en Diagramme geht auch hervor,

    daß ei nem stei leren Ansti eg der Alkalesze n zku rve auch ei n rasches

    Anwachsen der Giftigkei t entspricht , Vorgänge , di e eben von ei ner

    günsti gen Au sgan gsreakt ion abhängen .

    Fern er ist di e K ahm ha u tb i ld u n g sehr bemerkenswert ; man

    k ann si e als d i r e k t e n I n d i k a t o r e -r-höh t e r T ox i n p rod u k t i o n

    bezei chnen . Die an G i ft rei chsten Kolben bi ldeten auch sehr rasch

    d i ck e Kahmhäu te (B und bei A sehen wir , daß das erste , wen ig

    gi ftige Fi ltrat ei n er Boui l lon ohn e Kahmhaut en tstammt , Nach

    w ei teren fünf Tagen war derselbe Kolben v i el tox in re icher, hatte

    aber auch ei ne d eutl i che Bak terienhau t . Wir werden di eser Er

    s che in u n g noch später begegnen .

    Kochsalzagarfi ltrate .

    Ein e andere,ei nfache Methode der Tox in gew in n u n g besteht i n

    d er Aufschw emmung junger Agarku ltu re n 1n Kochsalzlosu ng und

    Fi l trati on durch R e ichelkerzen . K r a u s und D o e r r haben d ieses

    Verfahren geprüft u nd empfohl en . Da aber F l e x n e r un d S w e e t

    n i cht i n der Lage si n d,unsere Resultate zu betätigen , habe i ch noch

    m als Versu che i n d i eser Richtung a ngestel l t . Ei n Tei l derselben

    m ag hi er wi edergegeben werd en .

    1 . Ei n e ei n tägige Kultur des Stammes Kruse au f ein er großeren

    Agarfiache (Agärfiasche ; d i e Oberfläche beträgt ca . 1 30 cm f3

    , i st also

    e tw a doppelt so groß W 1e e1n e Petri’sche Schale) wurde mit 30 ccm (l)

    o,8 2 °/0 Kochsalzlösung abgeschwemmt, nach - 1 Stun de durch —Rei chel

    k erzen fi l tri ert,und das au f sein e Steril i tät geprüfte Fi ltrat Kan inchen

    i ntravenös i nj i z i ert :

    Kariin chen 2 64 am VIII . 8 . D iarrhoe , Paralysen , 9 . T.72 1 3 7 . V I I I . 8 . früh T.2 69 7 . VI II . 8 . früh T.2 1 3 7 . V I I I . 8 . Paralysen , 9 . stad . id . , 1 0 . T.2 2 2 7 . V I I I . Überlebt .

    2 . Derselbe Versuch mit Stamm Krakau

    Kan in chen 2 93 am 7 . V I I I . ccm . 8 . früh T.2 70 7 . VI I I . 8 . T.2 0 9 7 . V I I I . 8 . T.2 1 4 7 . VI I I . 8 . Paresen , erholt sich w ieder.3 1 7 7. VI I I . 8 .2 1 9 7 . V I I I . Überlebt .

  • 30

    Die Autolyse i st also durchaus n i cht erford erl i ch . Man gewin n t

    auch aus den Tabellen von F l e x n e r u n d S w e e t n i cht den Ei n druck,

    daß di e D a u e r der Autolyse ei n en beson deren'

    E infiuß hat . Den n

    ei n 2, 4 u n d 9 täg iges Au toly sat w aren u nw i rksam , e i n 3 , 3 , 6 ,

    7 u n d

    8 täg iges toxisch , Di e inj i z i erten Mengen betrugen meist ccm ,w aren also gew iß n icht kl ei n er, als

    -

    di e w i rksamen Dosen unserer

    Extrakte ; zudem ist n irgends angegeben , i n w e l c h e n K o c h s a l z

    m e n g e n F l e x n e r und S w e e t d i e Kulturen vor der Autolyse auf

    schwemmten , sodaß ei n genaueres Urtei l über ihre Dosi erung n i cht

    gefäl lt w erd en kann . Auch“ w i rd j eder V erg l eich hi nsi chtl i ch der

    Wirkung ein er länger dauernden Autolyse dadurch erschwert,daß

    F l e‘

    x n e r un d S w e e t von älteren A u toly'

    saten höhere Dosen ccm )

    i nj i z i erten .

    T oxinbi ldung , Eéi Anaerobiose .

    Wi e schon R o sen th a l hervorhebt , en tstehen bei Sauerstoff

    abschluß vi el gerin gere Giftmengen . Ei n e Nachprü fung bestätigte

    diese Angabe .

    Ein e optimal- alkal ische Bou i l lon wurde i n ei n em g ew ohn lichen

    Kolben mi t Stamm Krakau beschi ckt . Ei n e gl eiche Menge derselbenBou i llon \ vu rde mit Paraffin überschichtet

    ,steril i si ert , mit derselben

    Kultur geimp ft , sodan n durch zwe i Stunden Wasserstoff durchgele i tet

    und schlielich der durch e in en Gummipfr0 pf g eschlossen e Kolben du rch

    Paraffi n luftd i cht abgedi chtet. Nach 1 0 Tagen wurde fi ltri ert . D as

    aerobe Filtrat wirkte z ieml i ch stark .

    Kan in chen 3 2 6 am 1 1 . V I I I . ccm , 1 1 . VI I I . Nachmittags 5“ T .5 30 1 1 . V I I I . 1 2 . V I I I . Paralysen 1 3 . fn

    "

    1h T.

    53 1 1 . V I I I . 1 2 . V II I . Paralysen 1 3 . früh T.5 2 3 1 1 . VI I I . 1 2 .— 1 4 . VI I I . g, 1 7 . T,5 38 1 1 . V I I I . 1 2 . g 1 3 . D iarrhoe N achm . T

    Das an érobe w ar so. gut w i e w i rksam :

    Kan in chen 53 1 am 1 1 . V I I I . ccm Überlebt.

    T oxin e in e iw e ißfre ien Nahriosungen .

    Verw endet w urde d i e N ährlösung von U s ch i n sk y und zw ar

    i n folgender Zusammensetzu ng

    D est. Wasser g:Glyzerin g.Kochsalz g.

  • https://www.forgottenbooks.com/join

  • d aß d i e T ox inbildu n g bei versch i ed en en S tammen seh r versc1

    i st, ja daß es D iphtherieku ltu re n gibt„d ie morphologisch , ku

    un d biologisch (durch di e Aggluti n at ion ) von toxischen Stämmen

    d iffereren z ierbar smd denen -”

    aber das Vermögen d er Giftprod i

    völl i g . mangel t .

    Diese V erhaltn isse bei den Dyse n teriebaz il le n zu u nters

    w ar umsomehr geboten,als der Besi tz toxischer Stämme ft

    Herstellu ng des H e ilserums bezw . für d ie Immun is ieru ng d er

    von hoher praktischer Bedeu tu ri g"

    ist . Es wurde also - ei n e g1

    M e nge'

    lak in u sh e u traler Boui llon hergestel lt , mit 3 g Soda pro

    v ersetz t,gleiche Mengen i n gleichgroße Kolben verfüllt

    ,au tokk

    un d mit versch i eden en Stämmen geimpft . Nach 1 0 Tagen

    f i ltri ert

    I. StammKrakau . (S ta rk e Kahmh a u t. Reaktion 1 N o rm a lsa u reKan in chen 3 2 6 am 1 1 . V I I I . ccm , 1 1 . V I I I . Nachm ittags 5

    536 I I . V I I I . 1 2 . Paralysen , 1 3 . früh T33 2 1 1 . VIII . 1 2 . Paralysen , 1 3 . früh T3 2 3 1 1 . VI I I . 1 2 .— 1 4 . 1 7 . T.338 1 1 . V I II . 1 2 . O, 1 3 . D iarrhoe , Na<

    II. StammMu l ler . (L e i ch t e K ahmh a u t , Reaktion 6 N o rm a l la u ge"Kan in chen 1 0 3 am 1 1 . V I I I . ccm , 1 2 . VI I I . Paralvsen .

    kran k un d T .1 0 5 am 1 1 . V I I I . g, 1 3 . fruh T.1 0 4 1 1 . VI I I . Überlebt.

    III. S tamm Hofer . (Ke in e Kahmhaut, 8 N ormallauge z 1 0 0 0 ) .

    Kan in chen 1 0 7 am 1 1 . V I I I . 2 ,0'

    ccm,1 2 . VI I I . Paresen , 1 3 .

    m ittags T1 0 6 am 1 1 . V I I I . Überlebt .

    IV S tamm Kru se -Kräl. (Ke in e Kahmhaut, 9 N ormallauge : 1 0 0 0 . )Kan in chen 1 1 3 am 1 1 . VI II. ccm , 1 2 . Nachm ittags T.

    1 1 6 1 1 . V I II . 1 2 . g, 1 3 . g, 1 4 . T.

    V. S tamm “’i en . (Ke ine Kahmhau t, 1 0 Normallänge

    Kan in chen 1 0 8 am 1 1 . V II I . ccm , 1 2 . Paralyse , N achmittz1 1 7 1 1 . V I I I . Überlebt.

  • 33

    VI. S tamm Bru ck . (Ke in e Kahmhaut, 8 N ormallauge : 1 0 0 0 ) .

    Kan in chen 1 1 8 am 1 1 . V I I I . ccm . Überlebt.

    VII. Bact. col i au s dyse n teri schem S tuhl . (Kahmhaut, 2 N ormalsaure :

    Kan in chen 1 69 am 1 1 . V II I . ccm . Überlebt.1 70 1 1 . V I I I .

    Wie man si eht,hatten d i e Stamme Kr a k a u und M u l l e r

    "

    d i e

    starksten Toxi n e gebi ldet , besonders der erstere , der , berei ts 2 Jahre

    im Laboratorium gehalten , i n d i eser Richtung al le anderen übertraf

    und deshalb zu den meisten de r im folgenden gesch ilderten Versuche

    herangezogen w urde . Der Stamm B r u c k w ar i n Dosen von u n

    gifti g . Doch war er noch vor Jahresfrist ei n kräftiger T ox inbi ldn er,wie i ch aus den Versuchsprotokol len von K r a u s und mir entn ehme ;er wird berei ts sei t 1 90 2 fortgezüchte t und hatte i ch gegenwärtig

    ca . d i e 60 . Generatio n i n Händen . Offenbar war sei n e Toxi z ität

    du rch di e fortwährenden Nährbodenpassage n gesunken . Ob frisch

    aus den D ejek ten gezüchtete R assen auch derartige Differen zen auf

    glei chen Nährboden erkenn en lassen , kon nte i ch , da mir geeign etesMateri al n i cht zur Verfügung stand

    ,n icht erui eren . Immerhi n wäre

    es w i chti g , di ese Frage zu entschei den , da si ch aus eventuellen Ver

    schiedenhe iten der Toxi z i tät vi el lei cht sowohl der verschi eden schwere

    Verlauf ei n zeln er Fäl le,und der malign ere Charakter mancher Epi

    demien erklären l i eße .

    D ie Herste llung von T rocken toxin

    gel i n'

    gt durch Aussalzen der Bou i llonku ltu rfi ltrate ohne besondere

    Schwieri gkei t . So wurde ein e G iftlösu n g (Dos . letalis= o ,3 ccm ) bi s

    zur Sätti gung m it chemisch rei n em Ammon sulfat versetzt ; “ Es bi ldete

    si ch an d er -Oberfläche ei n e schlammige , bräun l i che , zu samin enhängende

    mehrere Mil l im eter d i ck e ‚ Haut , di e durch Fi ltrat ion von der Salz

    lösung getren nt w urde Die überschüssige Flüssigkei t wurde durch

    Absaugen auf Tonplatten entfernt,der Rest über Schwefelsäure ge

    trock n et,in 30 ccm dest. Wasser aufgelöst , d ie Lösung durch drei

    Tage gegen strömendes Wasser dialysiert , das Dialysat im Thermo

    staten bei 37 C getrocknet und pulveri si ert .'

    E s resulti erte ei n

    lei cht es dunkelbraun es Pulver,das i n Wasser si ch völl ig zu ein er

    schwach 0 palisi eren den Flüssi gkei t l oste . Es enthielt d i e spezifi schen

    Toxi ne .D 0 e rP Das Dysen teri etox in .

  • 34

    V ersuch : g T rocke n tox in i n 1 0 ccm steri ler _Kochsalzlosu nggelost

    ,davon i n travenös i nj i z i ert am 30 . IX . :

    ccm T ox in Kanin chen 1 33 . 1 . Pares. , D iarrhoe , 2 . T, positi v erDarmbefun d.

    1 34 . I. o, 2 . kr. , 3 . schw er krank und T.1 33 . 1 . o, 2 . le icht krank, 3 . T, posit.

    Befun d .1 36 . 1 . o, 2 .

    —4 . 3 . T.

    Ein e andere Methode ist d i e Alkoholfu llu ng . 1 Toxi n (Dos .

    l et . o,3 ccm ) versetz t m i t d em sechsfachen Volum absoluten Alkohols

    l i eferte ei n en weißen, großflock ige n Niederschlag, d er si ch rasch se d i

    me n t ierte . Nach Dekanti eren des Alkohols wurde das Präz ipi tat ge

    trocknet und pulveri si ert . Das Pulver war l i cht,graubraun . Sei n e

    Toxiz i tät z eigt d er folgend e Versu ch .

    Versuch : g i n g steri l er Kochsalzlosu n g gelöst , davon

    i n travenös inj iz iert am 7 . I . 1 90 7ccm T oxin . Kan inchen 386 . T 8 . I .

    333. 9 . Paralysen

    . 348 . 8 . 14. 9 . T .37 1 . 9 . Parasen , 1 0 . Paralyse, 1 4 . T.

    Res istenz der Giftlosungen .

    Allen Autoren,di e sich mit d em Stud ium des Dyse n terie tox in s

    beschäftigt h aben,w ar sei n e große Widerstandsfähigkei t gegen di e

    verschiedensten Einflüsse aufgefal len , d i e an dere Toxi n e z . B . das

    Diphtheri e oder n amentl i ch das Tetan ustoxi n l ei cht abschwächen

    od er zerstorer'

    1 . Sehr bald w ar es bekan nt,daß man S uspe_n sion en

    von Dyse n teriebazi llen durch 1“au f 70

    0 erhitzen kön ne , ohne ihre

    Gifti gk ei t wesen tl i ch zu alteri eren . Ebenso verhalten S 1Ch nach V a i l

    l a r d und D op t e r d i e zel lfre ie n , steri len Autolysate , welche Tempera

    turen vo-n 70 —73 0 ohne Schaden ei n e Stunde ausgesetzt werden

    können ; 73— 80 0 schwächten zwar d i e toxische Wirkung ab, hoben

    si e aber n i cht auf,da n ach i n travenöser Inj ektion von 4 ccm d i e

    Kan i nchen ei ngi ngen,al lerd i ngs erst nach 3 , 8 oder 1 1 Tagen , wäh

    ren d das n i cht erhi tzte Au tolysat i n Mengen von 1 ccm bere its . in

    2 4“ l etal war . Erst wen n d ie Temperatur 8 0 0 überschri tt, w ar das

    Au tolysat ungifti g, selbst i n großen Dosen .

    Über d i e echten G iftlösu n gen, Wi e si e R o s e n t h a l , T o d d ,K r a u s und D o e r r hergestel lt

    ,exi sti eren w i d ersprechende Angaben .

  • 35

    R o s e n t h a l erw ähnt,daß sie durch Erwärmung bis 70 —1 0 0 0 C zwar

    abgeschwächt , aber n i cht zerstört werden ; T o d d hingegen schreibt :

    The toxin i s n ot destroyed by heati ng at 70 0 C for 1 hour

    though exposure to 80 0“

    C for an hour seems to en tive ly destroy it .

    Ich habe mi t ei ner G iftlösu ng experim ent—iert, von der ccm

    si cher letal waren . tötete Kan i nche n” 2 0 0 akut

    Kan i nchen 2 0 0 . 1 7. VII . Toxin , nachmittag schwerkrank ,1 8 . früh T.

    Diese Losung wurde a 1 0 ccm i n steri le E prou ve tten vertei lt u n d

    di ese i n das Wasserbad gestellt, wenn di e Temperatur 3 C unter dembeabsi chtigten Maximum stand . Ein Vorversuch mit Boui l lon hatte

    gezeigt , daß di e Zei t, die b ei gegebener Größe der Heizflamme not

    wendig w ar,um das Wasserbad bis zur gewünschten Höhe zu er

    wärmen , auch ausrei chte , d i e Tox in lösu n g en tsprechend zu erhi tzen .

    Diese Vorsichtsmaßrege l wurde angewendet , um z . B . beim Erwärmen

    auf 1 0 0 C d i e Giftlösu n g n i cht allzu lan g Temperaturen'

    von 8 0 -90 ° C

    auszusetzen,di e an si ch schon von E in fluß se i n konnten . In ent

    sprechenden In tervall en wurden di e Röhrchen herausgenommen u n d

    beim Erwärmen bi s 80 0.

    d i e dreifache,über 8 0 0 di e vi erfache letale

    Dosis in travenös Kanin chen i nj izi ert .1 . Toxi n erhi tzt a 60 0 0 am 1 7 . VII

    durch 1 3‘Kan in chen 1 2 1 ccm , 6“Nachm ittags schw er krank, 1 8 . früh T .

    30‘

    1 30 1 11 8“

    .T.

    60‘

    1 39 1 8 . Blutige D iarrhöe , 1 9. Paral . , 2 0 : T .1 2 0

    ‘1 48 1 9 .

    '

    schw er k1 ank (n ach 2 0 .‘

    stat.id . 2 1 . T

    Nach ei n er Stunde war also d i e Wirkung verzogert außerdem

    hatten di e Ti ere 1 39 u nd 1 48 ei n en posi ti ven , 1 2 1 und 1 30 ei nen

    n egativen anatom i schen D armbefun d, v i ellei cht i nfolge der kürzeren

    Krankhei tsdauer . Jed enfal ls glaube ich i n di esem Erhitzen hochw irk

    samer Giftlösu nge n auf 60 — 700 ei n M i ttel gefunden zu haben , um

    di e z i emli ch i nkon stan teh D armv erän deru nge n sicherer zu erzeugen ,

    vi ell eicht w ei l eben di e neurotoxische Komponente der Gi ftlösu n gi ntensiver geschädigt w i rd , die rasch d en Tod herbei führt und so das

    Zustandekommen schwererer D armläsion en vereitel t . ‚ Ein e andere

    Erklär ungsmögli chkei t l äge dari n,daß zwar das n äm l i che Gift au f

    Nervensystem und Darm wi rk t,daß aber der Darm schon durch ge

    ri n gere Dosen affi z i ert w i rd , als d i e nervösen Zen tralorgan e (s . übri

    gens wei ter u n ten über di e Wirksamkei t des Toxi ns) .

  • 36

    2 . Toxin auf 70 ° C erhi tz t am 1 9 . VI I

    durch 1 ' Kan in chen 1 1 3 . ccm . n achm ittags schw erkrank,7“ aben ds T .

    durch 3’ Kan in chen 1 2 3 . ccm . 2 0 . fruh T .

    1 3’

    1 2 3 . 2 0 . früh T .30

    '

    1 3 1 . 2 0 . T .6 0

    '

    1 38 . 2 0 . krank, 2 1 . früh T .

    1 2 3 , 1 2 3 und 1 3 1 hatten negat iven Dafmbefu n d , 1 1 3 l ed igl i ch

    ei n subseroses Coecumödem , 1 38 wieder starke Veränd erungen (Trans

    sudat i n d er Bauchhöhle,odematöse un d hämorrhagisch in farzi erte

    mesen teriale Lymphknoten ,“ enorme s submuköses Odem des Bli nd

    darmes) .

    3 . Toxi n auf ‚ 80 0 c“

    erhitzt am 1 7 . vn

    durch 1 ’ Kan inchen 1 40 . ccm . 1 8 . Paresen , abends1 4 2 .

    1 8 7 .

    30'

    1 8 9 .

    4 . Toxm auf 90 ° C erhi tzt am 1 7 . VII

    durch 1 ' Kaninchen 1 47.“

    ccm . Überlebt.3

    '

    1 36 .

    1 37 .-1. 1 0

    '

    1 83 .

    1 3’

    1 8 3 .

    3 . Toxi n auf 10 0 0 C ( 1 7 . VII )

    durch 1 ' Kaninchen 1 94 . ccm . ÜberlebtI

    3 1 96 .

    D ie'

    Giftlosun gen ertragen somit Temperaturen von 60— 700 C

    durch 30’ ohn e Abschwächung ; bei 1_ — 2 stündigem Erw ärmen i st der

    exitus deutl i ch retard i ert . Erhi tzen au f 8 0 0 schwächt di e Toxi n e

    rasch , schon nach 1 Minute , nach 3 Minuten i st d i e doppelte, n ach

    3 Minuten di e 3 fache tötliche Dosis völ l i g u nwirksam . 90 — 1 0 0 °

    zerstören di e Gi fte Schon bei ei ner'

    Ei nwirkungsda'uer von nur e ine r

    Minute .

    Ebenso w iderstandsfahig si nd di e G iftlosu n -gen gegen das Li cht .

    Das auch zum vorigen Versuch b enutzte Fi l trat wurde i n offenen

    Kulturschalen i n dünn er Schi chte u nd au f weißer Unterlage dem

    d irekten Son n enl i cht expon iert . Nach 1, 3 , 7 und 1 0 Stund en wurden

    j e ccm i n travenös i nj i z i ert . Alle Kan i nchen verendeten noch i n

    d er darauffolgen den Nacht .

  • 5 7

    Ein besonderes Kapi tel , dessen Bearbei tu ng ich mir noch vor

    behalte,bi ldet d i e Resistenz gegen d i e Ei nwirkung von Säuren .

    Nach R o s e n t h a l si n d schwache Säuren ohn e Ei nfluß , stark e z . B .

    Salzsaure (4 zerstören das Dyse n terie tox in .

    Als i ch nun 5 ccm ei n es Tox i n s * ) mit Acid hydrochloricum

    con cen tr. versetzte und davon ccm» Kan i nchen 1 8 2 i ntravenös

    i nj iz i erte . starb das Ti er i n der folgenden Nacht . Daraus hätte si ch

    ergeben,daß Salzsäu regehalt das Gift ni cht schädigen

    Bei ei ner anderen Gelegenhei t (R esistem prüfu ng gegen T rypsi n

    w i rkung) hatte ich gewissermaßen als Kontroll e ei n e ebenso starke

    T ox in lösu n g mit ein er ebenso großen Menge Salzsäure und Trypsin

    versetzt . Ich erw artete,daß d i e Ti ere, die mit di eser Lösung i nj i z i ert

    werden,ei ngehen müßten

    ,da ja das Trypsi n i n saurer Flüssigkei t

    i nakti v ist und di e Säure,nach dem obigen Versuch unschädl i ch war .

    Doch bli eben al l e am Leben

    1 3 . IX . saures T ox in Kan inchenÜberleben sämtlich.

    M ir fi el d er Wi derspruch auf ; i ch eri n n erte mi0h j edoch , daß

    i ch im ersten V ersuch das Toxin vor der Inj ektion rn i t S odalosu n gneutralisi ert hatte

    ,da i ch Bedenken trug

    ,ei n e so stark saure -F lü5 5 1g

    ke i t di rekt i n den Kreislauf ei n zuführen .