Einsatz partizipativer Medien beim Service Learning an Hochschulen

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Posterpräsentation beim DoktorandInnenforum der DGfE Sektion Medienpädagogik am 7.11.2013 in Köln.

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Einsatz partizipativer Medien im »Service Learning« an Hochschulen

Philip Meyer M.A., Universität Augsburg

Hintergrund

Service Learning, eine aus der Demokratiepädagogik stammende Lehrmethode, die in den

USA schon seit den 1990ern fachbezogenes Lernen mit sozialem Engagement von

Studierenden verbindet, verbreitet sich zunehmend an deutschen Hochschulen. Der

ausgeprägte Aspekt einer translokalen Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Non-

Profit Sektor beim Service Learning legt nahe, dass auch Kommunikationsmedien hier eine

bedeutsame Rolle spielen. Dennoch findet man in Lehrbüchern bislang kaum Hinweise zum

partizipativen und lernförderlichen Einsatz von Medien im Service Learning. Fragen, die

sich in diesem Zusammenhang stellen, sind etwa:

Wie können sich Studierende an der Ausgestaltung von Projektideen

beteiligen, wenn Kollaboration ortsübergreifend stattfindet?

Welche Wege gibt es, die Kooperation mit externen Partnern digital zu unterstützen?

Wie ermöglicht man es Studierenden, Ereignisse zu reflektieren und

Ergebnisse digital zu präsentieren?

Partizipative Medien im Service Learning

Nach Bowman und Willis (2003) versetzen partizipative Medien Bürger tendenziell dazu in

die Lage eine aktivere Rolle im gesellschaftlichen Dialog zu spielen.

“[Participatory media encourages] the act of a citizen or group of citizens, playing an

active role in the process of collecting, reporting, analysing and disseminating news

and information. The intent of this participation is to provide independent, reliable, ac-

curate, wide-ranging and relevant information that a democracy requires.”

(Bowman & Willis, 2003, S.9)

In der Pädagogik wurde ein Bezug zwischen dem Einsatz partizipativer Medien und

»Service Learning« zum ersten Mal 2008 von Dailey-Hebert et al. vorgenommen. Sie

definieren ein so genanntes „Service E-Learning” als eine “integrative pedagogy that

engages learners through technology in civic inquiry, service, reflection, and action” (Dailey-

Herbert, Donnelli-Sallee & DiPadova-Stocks, 2008, S.1).

Betrachtet man Bildung als Partizipationsraum, in dem Lernende und Lehrende gemeinsam

Ziele, Inhalte, Methoden, Beziehungen und Medien gestalten (Mayrberger, 2013) fällt auf,

dass wir es beim Service Learning mit einem „erweiterten“ Raum zu tun haben, in dessen

Rahmen auch der Service-Partner berücksichtigt werden muss (siehe Grafik).

„Erweiterter Partizipationsraum“ im Service Learning

(Eigene Darstellung in Anlehnung an Mayrberger, 2013)

Bislang ist noch wenig darüber bekannt, wie sich Partizipation im Service Learning

zwischen den drei beteiligten Gruppen vollzieht. Die folgenden Entwürfe für Partizipa-

tionsmodelle, die empirisch noch zu überprüfen sind, beziehen sich auf die Beteiligung der

Personengruppen im Zeitverlauf einer Lehrveranstaltung.

Wellenmodell: Partizipation vollzieht sich in Wellen der ab-

wechselnden Bestimmungshoheit zwischen den drei Gruppen.

Linear steigendes Modell: Die volle Bestimmungshoheit liegt zu

Beginn beim Lehrenden und wird dann zunehmend auf die anderen

Gruppen verteilt.

Studierendenzentriertes Modell: Entscheidungen werden zu einem

frühen Zeitpunkt den Studierenden überlassen und bleiben

primär an ihnen ausgerichtet.

Partnerzentriertes Modell: Analog zum studierendenzentrierten Modell

mit Fokussierung auf die Interessen der Service-Partnerorganisationen

Über die reine Stärke der Partizipation herausgehend, berücksichtigt ein elaboriertes Modell

auch woran welche Akteure zu welchen Zeitpunkten besonders partizipieren (etwa Ziele,

Inhalte, Methoden, Beziehungen oder Medien). Auch Punkte, bei denen eine Partizipation

wenig sinnvoll oder zweckgemäß erscheint, sollen identifiziert werden.

Fallbeispiel: Blended Learning Kurs „Service Learning“ an der

virtuellen Hochschule Bayern

Der Kurs „Service Learning: Soziales Lernen in Schule, Hochschule und Weiterbildung“ der

virtuellen Hochschule Bayern, welcher sich an Studierende medien- und erziehungswissen-

schaftlicher Disziplinen richtet, soll ein erster Ausgangspunkt der Erforschung des Einsat-

zes partizipativer Medien im Service Learning im Rahmen dieser Arbeit sein. Der Kurs

findet sowohl virtuell als auch in Partnereinrichtungen statt. Er nutzt partizipative Medien auf

vielfältige Weise zur Einbindung der Beteiligten, unter anderem sind dies:

Engagementkarte zur Identifikation von Voting-Tool zur Aufteilung der Studie-

Projektideen durch Partner und Studierende renden auf die Projektvorschläge

Portfolio zur angeleiteten Reflexion und Selbst- Wiki zur kollaborativen, multimedialen

bewertung der Erfahrungen in den Projekten Bearbeitung des Projektthemas

Methodik

(1) Zunächst werden leitfadengestützte Einzelinterviews mit Studierenden, Service-

Partnern und Lehrenden eines Kurses an der virtuellen Hochschule Bayern durchgeführt.

Der Kurs setzt partizipative Medien gezielt ein, um Beteiligung aller Akteure zu fördern

(siehe „Fallbeispiel“). Ziel der Interviews ist die Generierung von Hypothesen über die

Ausgestaltung von Partizipation im Service Learning mit besonderer Berücksichtigung

medial vermittelter Partizipationsformen.

(2) In einem zweiten Schritt sollen die Hypothesen an weiteren Standorten überprüft

werden. Hierfür werden an verschiedenen Orten Gruppeninterviews mit je einem Studie-

renden, Service-Partner und Lehrenden abgehalten. Die Übertragbarkeit der Erfahrungen

aus dem lokalen Kontext soll hierbei geprüft werden.

Im Anschluss wird ein Modell für Partizipation im Service Learning entwickelt, welches ggf.

in einer weiteren Erhebung quantitativ geprüft wird. Der Stellenwert dieser abschließenden

quantitativen Verbreiterung ist zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar.

Kontakt

Philip Meyer M.A., Medienlabor, Universität Augsburg

E-Mail: [email protected], Telefon: +49 821 598 5724

www.philipmeyer.de Philip_Meyer

Literaturquellen

Bowman, S. & Willis, C. (2003). We Media. How audiences are shaping the future of

News and Information. Reston: The American Press Institute.

Dailey-Hebert, A., Donnelli-Sallee, E. & DiPadova-Stocks, L.N. (2008). Service-eLearning

as an Integrated Pedagogy. In Dailey-Hebert, A., Donnelli-Sallee, E. and DiPadova-Stocks,

L.N. (Hrsg.), Service-eLearning: Educating for Citizenship (S.1-5). Charlotte, NC: Information

Age.

Mayrberger, K. (2013). Eine partizipative Mediendidaktik (nicht nur) für den Hochschul-

kontext? In C. Bremer & D. Krömker (Hrsg.), E-Learning zwischen Vision und Alltag. Zum

Stand der Dinge (S. 109–119). Medien in der Wissenschaft (Band 64). Münster: Waxmann.