Einzugsgebiet

4
Einzugsgebiet Haupteinzugsgebiete der Erde. Wasserschei- de/Einzugsgebietsgrenze Endorheisches Becken Depression Das Einzugsgebiet (auch Entwässerungsgebiet, Ab- flussgebiet, im engeren Sinne Niederschlagsgebiet, bei Fließgewässern auch Flussgebiet, bei Strömen Strom- gebiet) ist das Gebiet bzw. die Fläche, aus der ein Gewässersystem seinen Abfluss bezieht, also das Areal innerhalb der Wasserscheiden des Gewässers. Es ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen dem ober- irdischen und dem unterirdischen Einzugsgebiet. [1] Das oberirdische Einzugsgebiet kann in der Regel schnell durch die Topographie des Geländes (Orographie) er- mittelt werden. Die Ermittlung von davon eventu- ell abweichenden unterirdischen Einzugsgebieten durch Grundwasserströme ist sehr aufwendig und wurde für die meisten Gewässer auch noch nicht durchgeführt. [1] Außerdem wird das Einzugsgebiet heute vielfach durch technische Eingriffe (Schiffahrtskanäle, Wasserkraft und Trinkwasserversorgung) beeinflusst. Das Wort hat außer seiner hier behandelten hy- drologischen Bedeutung noch eine weitere in der Humangeographie, es bezeichnet dort den Wirk-, Anziehungs- oder Ausstrahlungsbereich eines Zentrums irgendeiner Art – für den Handel, den Verkehr, die Verwaltung usw., auch Einzugsbereich genannt. Solche humangeographischen Einzugsbereiche verschiedener Zentren können sich durchaus auch überlappen, während zwei verschiedene hydrologische Einzugsgebiete immer entweder disjunkt sein müssen oder das eine ein Teil des anderen sein muss. 1 Definitionen Das Einzugsgebiet (engl. drainage basin, drainage area, catchment area, river basin) ist ein „Gebiet mit einem gemeinsamen Ausfluss für Oberflächenabfluss.“ [2] , ein- schließlich der Grundwässer. Der Ausfluss des Entwäs- serungsgebietes ist dessen Vorfluter. Die Umrahmung ei- nes Einzugsgebietes ist die Wasserscheide, sodass sich das Einzugsgebiet auch definieren lässt als „Areal, das – mit Ausnahme eines Punktes – vollständig von Wasserschei- den umgrenzt ist“. Die auf die Ebene projizierte Fläche des Einzugsgebietes heißt Einzugsgebietsfläche. Das Gebiet wird vor allem durch die topographischen und geologischen Verhältnisse bestimmt. Die Wasserbilanz eines Einzugsgebiets schließt ober- und unterirdische Ab- flüsse ein. Letztere können jedoch auch in ein anderes Tal gelangen und damit dem Grundwasser eines anderen Ein- zugsgebietes zuströmen. Einzugsgebiete beziehen sich immer auf einen bestimm- ten Punkt, in der Regel einen Pegel (sollte keine Pegel- stelle vorhanden sein, wird der Bezugspunkt dagegen Ge- bietsauslass genannt). Das Einzugsgebiet eines kleinen Fließgewässers bezieht sich somit meist auf den Punkt, an dem das Gewässer in ein Gewässer höherer Ordnung mündet. Die Quell- und Einzugsgebiete von Bächen und kleineren Flüssen sind immer auch Teil eines größeren Einzugsge- bietes – nämlich von jenem Gewässer, in das sie mün- den. Fließt ein Bach direkt ins Meer, gehört er zu dessen sehr viel größerem Einzugsgebiet (siehe auch Ordnung der Gewässer, bzw. Nebenfluss). In höher gelegenen Ge- bieten eines Hochgebirges stellen hingegen die Kare und Gletscher den Beginn der Einzugsgebiete dar. Das wirksame Einzugsgebiet ergibt sich aus dem natürli- chen Einzugsgebiet unter Berücksichtigung der von Zu- und Ableitungen betroffenen Gebiete. Es wird insbeson- dere zur Berechnung der Abflussspenden benötigt, um deren Vergleichbarkeit zu gewährleisten. [3] 2 Beispiele 2.1 Harz und Elbe Im Sinne der Gewässer-Hierarchie hat beispielsweise im Mittelgebirge des Harzes jeder Quellfluss der Bode ein bestimmtes Einzugsgebiet, das Bestandteil des Einzugs- gebietes der Bode ist. Deren Sammelbecken ist wieder- 1

description

deutsch

Transcript of Einzugsgebiet

Page 1: Einzugsgebiet

Einzugsgebiet

Haupteinzugsgebiete der Erde. Wasserschei-de/EinzugsgebietsgrenzeEndorheisches BeckenDepression

Das Einzugsgebiet (auch Entwässerungsgebiet, Ab-flussgebiet, im engeren Sinne Niederschlagsgebiet, beiFließgewässern auch Flussgebiet, bei Strömen Strom-gebiet) ist das Gebiet bzw. die Fläche, aus der einGewässersystem seinen Abfluss bezieht, also das Arealinnerhalb der Wasserscheiden des Gewässers.Es ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen dem ober-irdischen und dem unterirdischen Einzugsgebiet.[1] Dasoberirdische Einzugsgebiet kann in der Regel schnelldurch die Topographie des Geländes (Orographie) er-mittelt werden. Die Ermittlung von davon eventu-ell abweichenden unterirdischen Einzugsgebieten durchGrundwasserströme ist sehr aufwendig und wurde fürdie meisten Gewässer auch noch nicht durchgeführt.[1]Außerdem wird das Einzugsgebiet heute vielfach durchtechnische Eingriffe (Schiffahrtskanäle, Wasserkraft undTrinkwasserversorgung) beeinflusst.Das Wort hat außer seiner hier behandelten hy-drologischen Bedeutung noch eine weitere in derHumangeographie, es bezeichnet dort den Wirk-,Anziehungs- oder Ausstrahlungsbereich eines Zentrumsirgendeiner Art – für den Handel, den Verkehr, dieVerwaltung usw., auch Einzugsbereich genannt. Solchehumangeographischen Einzugsbereiche verschiedenerZentren können sich durchaus auch überlappen, währendzwei verschiedene hydrologische Einzugsgebiete immerentweder disjunkt sein müssen oder das eine ein Teil desanderen sein muss.

1 Definitionen

Das Einzugsgebiet (engl. drainage basin, drainage area,catchment area, river basin) ist ein „Gebiet mit einemgemeinsamen Ausfluss für Oberflächenabfluss.“[2], ein-schließlich der Grundwässer. Der Ausfluss des Entwäs-serungsgebietes ist dessen Vorfluter. Die Umrahmung ei-nes Einzugsgebietes ist dieWasserscheide, sodass sich dasEinzugsgebiet auch definieren lässt als „Areal, das – mitAusnahme eines Punktes – vollständig von Wasserschei-den umgrenzt ist“. Die auf die Ebene projizierte Flächedes Einzugsgebietes heißt Einzugsgebietsfläche.Das Gebiet wird vor allem durch die topographischen undgeologischen Verhältnisse bestimmt. Die Wasserbilanzeines Einzugsgebiets schließt ober- und unterirdische Ab-flüsse ein. Letztere können jedoch auch in ein anderes Talgelangen und damit demGrundwasser eines anderen Ein-zugsgebietes zuströmen.Einzugsgebiete beziehen sich immer auf einen bestimm-ten Punkt, in der Regel einen Pegel (sollte keine Pegel-stelle vorhanden sein, wird der Bezugspunkt dagegen Ge-bietsauslass genannt). Das Einzugsgebiet eines kleinenFließgewässers bezieht sich somit meist auf den Punkt,an dem das Gewässer in ein Gewässer höherer Ordnungmündet.Die Quell- und Einzugsgebiete von Bächen und kleinerenFlüssen sind immer auch Teil eines größeren Einzugsge-bietes – nämlich von jenem Gewässer, in das sie mün-den. Fließt ein Bach direkt ins Meer, gehört er zu dessensehr viel größerem Einzugsgebiet (siehe auch Ordnungder Gewässer, bzw. Nebenfluss). In höher gelegenen Ge-bieten eines Hochgebirges stellen hingegen die Kare undGletscher den Beginn der Einzugsgebiete dar.Das wirksame Einzugsgebiet ergibt sich aus dem natürli-chen Einzugsgebiet unter Berücksichtigung der von Zu-und Ableitungen betroffenen Gebiete. Es wird insbeson-dere zur Berechnung der Abflussspenden benötigt, umderen Vergleichbarkeit zu gewährleisten.[3]

2 Beispiele

2.1 Harz und Elbe

Im Sinne der Gewässer-Hierarchie hat beispielsweise imMittelgebirge des Harzes jeder Quellfluss der Bode einbestimmtes Einzugsgebiet, das Bestandteil des Einzugs-gebietes der Bode ist. Deren Sammelbecken ist wieder-

1

Page 2: Einzugsgebiet

2 5 WEBLINKS

Europäische Flusseinzugsgebiete und Hauptwasserscheiden

um ein Teil des Einzugsgebietes der Saale, jenes derSaale gehört zum Einzugsgebiet der Elbe. Letzteres be-trägt bereits 148.000 km² und speist sich aus einigen tau-send Quellbächen. Jenes derWolga ist allerdings neunmalgrößer und umfasst 13 % der Fläche Europas.

2.2 Donau/Rhein

Die Donau hat einen Einzugsbereich von 817.000 km²,mehr als das Vierfache desjenigen des Rheins (185.000km²). Im Schwarzwald bahnt sich jedoch ein Abtauschvon etwa 2000 km² an: der steile Oberlauf der Wutach,die vor etwa 50.000 Jahren noch zur Donau floss, erodiertrückwärts zu den Donauquellen, und von Norden her tundie Quellflüsse des Neckars ähnliches.Durch den künstlich angelegten Altmühlüberleiter wirdWasser aus dem Einzugsgebiet der Donau in das Einzugs-gebiet des Rheins übergeleitet. Eine weitere – allerdingsverborgene – Besonderheit findet sich im Bereich derso genannten Donauversickerung. Dort fließt ein erheb-licher Teil des Donauwassers unterirdisch dem Bodenseeund damit dem Rhein zu und überwindet somit auch dieEuropäische Wasserscheide.In der Silvretta werden mehrere Zuflüsse von Rosannaund Trisanna gefasst und über die Europäische Was-serscheide hinweg in den Silvretta-Stausee bzw. denSpeicher Kops abgeleitet und dadurch der Ill zugeführt.Das wirksame Einzugsgebiet der Sanna (und in weitererFolge von Inn und Donau) wird dadurch um 164 km²[4]verringert, jenes der Ill und damit des Rheins um densel-ben Betrag vergrößert.

2.3 Memel

Das Memel-Becken hat ein Einzugsgebiet von 97.928km² und liegt mit 46,4 % in Weißrussland und mit 47,7% in Litauen. Die östliche und süd-östliche Grenze desMemel-Beckens zum Dnepr-Becken bildet einen Teil dereuropäischen Hauptwasserscheide zwischen Ostsee undSchwarzem Meer.

3 Wasserscheiden, Kanäle undKraftwerke

Die Einzugsgebiete verschiedener, nicht ineinander mün-dender Gewässer sind durch Wasserscheiden getrennt,welche meistens entlang der Kammlinien des Gelän-des verlaufen. Mancherorts können diese aber durchgeologische Besonderheiten deutlich vom Verlauf derGeländeoberfläche abweichen.Im Flachland kann man für Zwecke der Schifffahrt dieEinzugsgebietsgrenzen auch mit Hilfe von Kanälen über-winden, wobei man wegen der Höhenunterschiede in derRegel nicht ohne Schleusen oder Schiffshebewerke aus-kommt. Aufgrund derartiger Bauwerke gibt es auch Ka-nalsysteme, die große Höhendifferenzen überwinden, et-wa den Rhein-Main-Donau-Kanal.Während bei solchen Verkehrswegen netto (durchSchleusung und Versickerung) nur wenig Wasser-tausch stattfindet, ist er bei vielen Projekten imGebirge das Hauptanliegen. Solche Überleitungen fin-den bei Speicherkraftwerken und für Zwecke derWasserwirtschaft statt. Die oft steilen, natürlichen Gren-zen der Einzugsgebiete können durch tunnelartige Stollenmit Pumpstationen überwunden werden, doch auch mitfreiliegenden Wasserleitung (z. B. römische Aquädukte).Lokal begrenzte Höhenunterschiede und Talquerungenlassen sich mit Dükern bewältigen.

4 Siehe auch

• Flussgebietsmodell

• Liste der längsten Flüsse der Erde (mit Einzugsge-bieten)

5 Weblinks

• Commons: Einzugsgebiete – Sammlung vonBildern, Videos und Audiodateien

• Was ist ein Bach- und Flusseinzugsgebiet, Schüler-und Lehrerangebot des Bayerischen Landesamtesfür Umwelt

Page 3: Einzugsgebiet

3

6 Einzelnachweise[1] Hans Bretschneider, Kurt Lecher, Martin Schmidt: Ta-

schenbuch der Wasserwirtschaft, 6. Auflage, Paul PareyVerlag, Hamburg und Berlin, 1982, S. 110

[2] Eintrag DE 0360 Einzugsgebiet, Entwässerungsgebiet,Flußgebiet. In: Pierre Hubert: Internationales Hydrologi-sches Glossar. Ecole des Mines de Paris, abgerufen am21. Januar 2009 (dt., engl., fr., ua., nach UNESCO-OMM(Hrsg.): Glossaire international d’hydrologie, en quatrelangues (Anglais, Espagnol, Français, Russe). 2 Auflage.Paris/Genf 1992.).

[3] Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Um-welt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): HydrographischesJahrbuch von Österreich 2010. Wien 2012, S. XL (PDF;13,2 MB).

[4] Hydrographisches Jahrbuch von Österreich 2010, S. OG400.

Page 4: Einzugsgebiet

4 7 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN

7 Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen

7.1 Text• Einzugsgebiet Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Einzugsgebiet?oldid=144587341 Autoren: Uwe Gille, Geoz, Rax, Hanno, Donkeyshot, RedBot, Francis McLloyd, Florian Adler, TOMM, W!B:, Roterraecher, Mkill, JFKCom, Vond, Langläufer, Jü, DHN-bot~dewiki,Summ, Emeritus, Jakob Schulze, JAnDbot, Herzi Pinki, CommonsDelinker, Muscari, JuTe CLZ, TXiKiBoT, Idioma-bot, Showertower,Atompilz, SieBot, Jón, Aktionsbot, Pandarine, Jo Weber, Ute Erb, Silvicola, Thee, Hadibe, HerculeBot, Luckas-bot, GrouchoBot, Xqbot,Vhorvat, Parakletes, RibotBOT, MondalorBot, Helium4, Hahnenkleer, EmausBot, WikitanvirBot, MerlIwBot, Lektorat Cogito, Luftschiff-hafen, Addbot, Botrenko und Anonyme: 7

7.2 Bilder• Datei:Commons-logo.svg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/Commons-logo.svg Lizenz: Public domain Au-toren: This version created by Pumbaa, using a proper partial circle and SVG geometry features. (Former versions used to be slightly warped.)Ursprünglicher Schöpfer: SVG version was created by User:Grunt and cleaned up by 3247, based on the earlier PNG version, created byReidab.

• Datei:Disambig-dark.svg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/Disambig-dark.svg Lizenz: CC-BY-SA-3.0Autoren: Original Commons upload as Logo Begriffsklärung.png by Baumst on 2005-02-15 Ursprünglicher Schöpfer: Stephan Baum

• Datei:Europäische_Wasserscheiden.png Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c4/Europ%C3%A4ische_Wasserscheiden.png Lizenz: CC-BY-SA-3.0 Autoren: Source: German Wikipedia, original upload see file history Ursprünglicher Schöpfer:Sansculotte

• Datei:Ocean_drainage.png Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b1/Ocean_drainage.png Lizenz: Public domainAutoren: Übertragen aus en.wikipedia nach Commons. Ursprünglicher Schöpfer: Citynoise in der Wikipedia auf Englisch

7.3 Inhaltslizenz• Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0