~EITSCHRIFT DER DEUTSCflEn nJlTURFREUDDE · Zeitschrift sein. ... haben sie den Kameraden in...

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DER DEUTSCflEn nJlTURFREUDDE Mlttetlungeblatt Ocr J\rbettegemetnfchaft Oer LanOeeocrbllnOe Jabrgang 1 - Nür11her11. MäruApril 1949 Doppelnummer 112 Auf ti nsamrm Weg - H..ochkalttr v om !Aumgtb irge b ei Bad ReichenhaU Foto E. llaumann, Bad Reichenhall

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~EITSCHRIFT DER DEUTSCflEn nJlTURFREUDDE Mlttetlungeblatt Ocr J\rbettegemetnfchaft Oer LanOeeocrbllnOe

Jabrgang 1 - Nür11her11. MäruApril 1949 Doppelnummer 112

Auf tinsamrm Weg - H..ochkalttr vom !Aumgtbirge bei Bad ReichenhaU Foto E. llaumann, Bad Reichenhall

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„Wandetn und ßetqsteiqen!'' Zum Geleit!

Die Zeitschrift der ,Naturfreunde" tritt in diesen Tagen di~ Wanderschaft durch unsere d~utsche Heimat an. Als Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Landesverbände will sie eine enge Verbindung zwischen den · im Süden und Norden wohnenden Freunden herstellen. Darüber hinaus will sie erzählen, was unsere Freunde beim Wandern und Bergsteigen sehen, hören und erleben.

Wir haben nicht die Absicht, wissenschaftliche Probleme durch die Seiten zu wälzen, wir wollen nicht klüger sein, als wir es durch Lebenserfahrung sind. Die Gedankenwelt, die wir landschaftsgebunden in uns t ragen, soll Inhalt unserer Zeitschrift sein. Schlicht, einfach, wie wir das Naturgeschehen erleben und die tiefe Erkenntnis dieser eigenen Welt in uns aufnehmen, so wollen wir es einander erzählen und uns ganz verstehen lernen. Dazu brauchen wir die Jugend mit der Freude im Herzen und das Alter mit abgeklärtem Denken.

Wir wissen, daß aus dem Wandern im Tale ein Bergsteigen entstehen wird auf steilem und ste inigem Weg, an tiE<fen Abgründen vorbei ... Wir wissen auch, daß uns auf dieser Bergtour ein schneidiger Wind um die Ohren pfeifen wird. Das ist für uns nicht von Bedeutung. Was will es auch besagen, wenn wir als Naturfreunde das warme Licht der Sonne kennen ...

Wandern und Bergsteigen ist nicht das Vorrecht einzelner in unserer Bewe­gung. Grundsätzlid1 gilt hier das Recht für alle. In der Gemeinschaft. liegt das Tiefe und Kraftvolle. Helft deshalb an der Vervollkommnung alle mit'! Kritiker sind nicht unsere besonderen Freunde, sie werden es erst, wenn sie Besseres wissen und mitarbeiten.

Die Naturfreunde blättern oft und wohl am nachdenkl1chsten ii:o großen Buche der Natur. Sie sind die suchenden Leser, haben sich in den Inhalt am meisten vertieft und sind deshalb berufen, d i e Kapitel, die ihnen am besten gefallen, „abzuschreiben" und die schönsten Bilder aus diesem Buche an ihre Zeitschrift • Wandern und Bergsteigen" weiterzugeben. Damit werden sie vieten Mitmenschen . Freude bereiten, und das ist ja de r Weg, der uns durch die ineinandergelegten Hände auf unserem kleinen Abzeichen symbolisch verbindet und verpflicht<md durch die ganze Welt führen soll.

Alle, die hier mithelfen, stellen sich in die Reihen de r Menschenfreunde, denen ' die Naturfreundebewegung eine Lebensaufgabe geworden ist.

A'uf diesem Wege „Wandern und Bergsteigen" Bergfri~i! Hans Ebert

,,NaturfreunOe'' roitOtr internationaler ßunO Freiheit, Freundschaft und Friede waren schon immer die Leitsterne unseres

Bundes seit seiner 'Gründung. Die Naturfreunde haben von Anbeginn versucht, einer schon um die Jahrhundertwende sichtbaren Kriegsgefahr zu begegnen, und haben sich nicht nur als Freunde der Natur im Sinne ihrer Zielsetzungen, sondern auch als Menschen- und Friedensfreunde betätigt.

Nur noch wenige von unseren alten Weggenossen sind es, die sich jener Zeiten erinnern können, sind sie doch selbst Mitstreiter um eine bessere Zukunft gewe­sen. Wenn sie sich auch in manchen Dingen in ihren Hoffnungen und in ihrem heißen Bemühen um die Verwirklichung ihrer Ideale betrogen sahen, so haben sie doch n ichts unterlassen, nach dem Zusammenbruch einer Knechtschaft im schlimm­sten Sinne die Banner der Freiheit und der Naturfreude wieder aufzurichten. Ueber die an allen Grenzen errichteten Barrikaden und Stadlelzäune hinweg haben sie den Kameraden in anderen Ländern, getreu dem Naturfreunde-Sinnbild, die verbindenden Hände gereicht. Neue Erkenntnisse und neue Gedanken haben unseren internationalen Bund wieder zur Wirklichkeit werden lassen.

Es ist das ungemein beachtlidle Verdienst unserer ·Schweizer Freunde, daß sie nie aufgehört haben, die Bastion gewesen zu sein, in der deutschsprachige Natur­freunde noch ungestört vereint und tätig waren.

Auch jene Freunde, die .an der Wiege unserer Bewegung in der Donaustadt Wien Pate gestanden haben, sind unterdrückt und unterjocht worden.

Der Naturfreundegedanke hatte sidl auch in anderen Ländern durdlgesetzt, dort Gruppen und Vereinigungen gebildet, die der deutschen Zunge nidlt mädllig waren, und somit wurde unser Gedankengut ilUf andere Völker übertragen. Das mit Dank und Achtung anzuerkennen, ist unsere Pflicht. Es war das heiße Bemühen unseres Zentralausschusses in Zürich, die alte Naturfreunde-Internationale wie,der­herzustellen. Wir müssen es begreiflich finden, daß durch das Geschehen seit 1933 unser Volk in seiner Gesamtheit verächtlich gemadlt wurde und daß es Stimmen g,ab, die gegen die Wiederaufnahme der deutschen Naturfreunde in den inter­nationalen ' Bund sich ausgesprochen hatten. Da waren es wieder unsere Schweizer Freunde, die sich im Sinne der Menschlichkeit und der Versöhnung betätigten. Sie schlugen wieder die Verbindungen von Land zu Land, und am 10. und 11. '.April 1948 wurde auf der ersten internationalen Präsidenten-Konferenz in Züridl der letzte Sdlritt getan, um auch der deutschen Naturfreunde-Bewegung die Rückkehr in den internationalen Bund zu ermöglichen. Es ist bei uns eigentlidi nicht üblich, daß wir um Personen einen besonderen Strahlenkranz legen. Dennoch müssen wir die Verdienste unseres Zentral-Präsidenten, Ernst Moser (Thalwil), und des Bundesvorsitzenden unserer Schweizer, Albert Georg i, im besonderen. heraus­stellen. Sie beide waren es, die Bedenken zerstreut, Vorurteile behoben und letzten Endes die Vereinigung wieder herbeigeführt haben.

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Unf trt JugrnO

JugenO zu Pfingftrn 1949 Pfingsten 1949 muß zu einem Er­

lebnis für die bayerisdle Natur­freundejugend werden. Aus allen Orten sollen sich unsere Jugend­gruppen am bayer. Landesjugendtreffen 1949 beteiligen. Die sd1öne Stadt Wei­ßenbur9 mit ihrer reizvollen land­schaftlichen Umgebung und das Na­turfreundehaus am Rohrberg sind als Treffpunkt in Erwägung gezo­gen. Mit dem Treffen der Jugend­gruppen wird glei,hze ilig die Kon­ferenz der Delegierten aus allen bayerischen Orten mit Neuwahl der Landesjugendleitung verbunden.

Wir hoffen, daß alle bayerisdlen Jugendgruppen gerne unserem Ruf Folge leisten und sidl zu Pfing­sten am Landesjugendtreffen betei­ligen. Wir wissen, daß für mandle Ortsgruppen die Bahnkosten sehr hodl sein werden. Aber trotzdem sollen die Jugendlieben wissen, da!l ein gemeinsames Treffen e twas Einmalige~ ist und zu einem großen Erlebnis werden kann .

In Kürze geht allen Jugendgrup­pen das Programm mit den näheren Einzelheiten zu. Wir bitten jedoch, j etzt schon die Vorbereitungen zu einer gemeinsamen Fahrt nach Wei­ßenburg zu treffen. N e hmt unsere Bitte ernst und beteiligt Euch be-stimmt am Landesjugendtreffen , 1949.

Dle, Landesjugendleltung Bayern

Wir roollen Oie Stimme Otr JugenO hören! Ein landeswettbewerb

für die bayerische N_aturfreunde-Jugend

Die Haltung der Jugend ist im­mer nodl voller Probleme und vol­le r Rätsel. Die ältere Generation findet allzuoft die Einstellung und das Handeln der Jugend auch in unseren Reihen unbegreiflidl. Die gleiche Einstellung legt aber auch die Jugend gegenüber den Älte­ren an den Tag. Scheinbar stehen

. sich zwei Welten gegenüber. Wir Älteren wissen oftmals nidlt, ob wir per Jugend von heute üb•erhaupt nodl etwas zu sayen oder zu ge­ben haben. Zu tief ist de r Riß, den das „1000jährige Reidl" zwisdlen alt und jung gesdldffen hat, und es wäre verhängnisvoll für die Natur­freundebewegung, wenn es ihr nicht möglich wäre, einen Stamm von jungen Freunden zu e rziehen, der schon in kurzer Zeit in die Vereinsarbeit hineinwadlsen könn­te. Unsere ganze Arbeit wäre ohne Wert, wenn wir uns nidlt Einblid<. In das Denken und Fühlen der Na­turfreundejugend von heute ver­schaffen könnten. In den Mit­gliederversammlungen und in den

' Konferenzen geht die Masse der Jugendlieben noch viel zu wenig aus sidl heraus, als daß wir uns . ein Urteil bilden könnten, ge­sdlweige denn einen Maßstab hät­ten, nach· dem wir unsere Jugend­arbeit weiterhin gestalten müssen. Dieses Problem beschäftigt uns seit langem, weil die Nadlwuchsfrage für uns die wichtigste ist. Auf der letzten Landesaussdlußsitzung auf

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dem Rohrberghaus hat Freunä Ge· orge auf diesen Umstand mit

.Nachdruck aufmerksam 'gemacht und den Antrag gestellt, ein Preisaus­schreiben für die Naturfreunde· jugend durchzuführen, in dem un­sere Jugend sich äußern soll, was sie zur Natur!reundebewegung ge­führt hat, was sie von ihr erwar­tet und was sie in unseren Reihen erlebt ha

Der Landesvorstand und die Lan­desjugendleitung der ba ~-erischen Naturfreundebewegung stellt an alle jungen Naturfreunde eine Frage und wünscht von recht vielen eine ersd.öpfende Antwort. Diese Frage lautet:

Was erwarte ich von der Naturfreundebewegungl

Mit der Beantwortung dieser Frage wollen wir wissen, wo unsere Ju­gend heute steht, wie sie über den Krie g und seine Auswirkungen hinweggekommen ist, und was sie von der Zukunft von uns erwartet.

Naturfreunde-Jugend! Burschen und Mädel, denkt über unGere Frage nach und beantwortet sie uns nach bestem Wissen und Ge­wissen. In Verbindung mit der Landesjugendleitung wurden dann die Bedingungen festgelegt , die im Nachstehenden veröffentlicht wer­den sollen.

Teilnahmeberechtigt sind alle Mitglieder bis zum 21. Lebensjahr. Auch unsere Jugendfreunde aus den Westzonen können sich an dem Preisausschrc,iben beteiligen. Die Antwort soll klar und eindeu­tig gehalten sein. Es soll keine lange Einleitung geschrieben wer­den. Es kann auch irgend ein Er­lebnis geschildert werden, in dem unsere Jugendfreunde innerhalb der Naturfreundebewegung Erfül­luniJ ihrer Ideale gefunden haben: Wir lassen Euch weitgehenden Spielraum, auf daß Ihr die Grund­frage in einer Euch persönlich eige­nen Art beantworten könnt.

Die Einsendungen dürfen nur auf einer Seite beschrieben sein, d. h., daß die Rückseite unter allen Umständen freizulassen ist. Der Umfang der Einsendung soll 3 bis 6 Seiten "betragen. Die Preis- -arbeiten müssen mit Vor· und Zunamen unterschrieben sein, die volle Anschrift tragen und es soll auch das Alter und der Beruf an­gegeben werden. Die Einsendii"ng muß den Stempel der Ortsgruppe tragen.

An Preisen werden ausgeworfen: 1. Preis 50 DM, 2. Preis 30 DM, 3. Preis 20 DM, außerdem werden noch Trostpreise in der Höhe von 50 DM ausgeworfen, die in Form von Büchern verteilt werden. Dar­über hinaus ist beabsichtigt, die Preisträger bei dem kommenden Jugendaustausch zwischen uns und den ausländischen Naturfreunde­organisationen zu berücksiehtigen.

Als Pre isgericht wurden be-stimmt: A. C. George, Kulturrefe­rent der Landesleitung, Karl Hle­dik, 1. Landesjugendleiter, Max Kieling, 2. Landesjugendleiter.

Alle Einsendungen müssen bis zum 1. Juni" 1949 bei der Landeslei­tung in Nürnberg, Sündersbühl­s traße 5, eingelaufen sein. In der linken unteren faxe des Umschlags wolle das Wort „Preisausschrei-ben" vermerkt werden. ·

Die Landesleitung: Steinberger. Kulturreferat: George. Die Landesjugendleitung: Hledik.

Die Vertreter der Länder Reihe sitzend, von links nach rechts: Xaver Stelnberger, Nürnberg; P. Ludwig, Colmar; Ernst Moser, Zentralpräsident, Thalwll-Zürlch; Franz Wlnterer, Wien; Eugen Haller, Colmar; stehend: M. Dequecker, Antwerpen; C. de Boer, Amsterdam; H. Welt!, Zürich; Trouchau, Brüssel; Wlasek, Wien. Photo: Freytag, Zürich.

„Alle Menschen werden Brüder•, wie es so schön in Schillers Ode an d ie Freude heißt und wie sie so erschütternd und erl!ebend zugleich von Ludwig van Beethoven in dem Schlußgesang seiner 9. Symphonie vertont wurde.

Es war ein historischer Akt. .Als der 70jährige treue und tapfere Genosse S t ei n b er g er , der frühere Präsident der deutschen Naturfreunde und der jetzige Präsident der Arbeitsgemeinschaft der drei westlichen deutschen Zonen, den Saal betrat, herrschte lautlose Stille und gespannteste Erwartung•, wie es im .Naturfreund", dem Zentralorgan unseres Bundes, geschrieben. steht. Steinberger sagte dort wörtlich: .Die Deutschen haben ein großes Unglück über die Welt gebracht. Wenn ich heute als Naturfreund spreche, so wird der eine oder andere denken, es stehe den Deutschen nicht gut an; wenn sie Worte der Verbrüderung sagen. Aber wir Naturfreunde sind nicht schuld. Wir haben nie verleugnet, wer wir sind. Wir haben immer für die Völkerverbrüderung, für den Sozialismus gekämpft.• Er schilderte weiter unseren Werde- und Leidensgang und legte zum Abschluß ein glühendes Bekenntnis zum internationalen Naturfreundegedanken ab.

Unser Wanderfreund Steinberger verstand es, aus dem Herzen zu den Herzen der anderen zu sprechen, da gab es keine Bedenken mehr und einstimmig wurde die Wiederaufnahme der deutschen Naturfreunde in den Bund der internationalen Naturfreundebewegung beschlossen.

Dieser Akt, den wir hier auch bildlich darstellen, ist aber nicht nur ein Bekennt­nis, sondern auch eine Verpflichtung zugleich. Mehr als bisher muß sich innerhalb unserer Mitgliedschaft der Wille durchsetzen, hoffnungsfroh und tatbereit an der Verwirklichung unserer Aufgaben zu arbeiten. Neue· Zeiten bedingen neue Ge­danken, bringen oft ein Abweichen von Wegen, die gestern und vorgestern noch die richtigen waren, aber sie führen nach wie vor zu einem großen Ziel - zur Aechtung des Krieges, zur äußeren und inneren Freiheit und zur Verwirklichung der Schlußgedanken von Goethes Faust:

' . Solch e in Gewimmel möcht ich sehn, Mit freiem Volk - auf freiem Grund zu stehn.•

A. C. George

J ntetnationales N atut/teundettef/en in Basel Kurz vor Redaktionsschluß erreicht uns folgende Mitteilung: Die Landesleitung

Schweiz des Touristenvereins „Die Naturfreunde" beabsichtigt, an Pfingsten 1949 im „ Waldpark" zu Basel ein internationales Naturfreunde-Treffen mit Beteiligung der angrenzenden Länder sowie Belgiens und Hollands durchzuführen. Vorgesehen sind u. a. für die ausländischen Gäste Exkursionen in die Umgebung Basels und für die schweizerischen Teilnehmer eine Autocarfahrt nach Colmar und Strasbourg mit Kunstbesichtigungen. Am Montag wird das eigentliche Treffen abgehalten, welches jedoch weniger als offizielles, denn als Freundschafts-Treffen zu be­werten ist.

Es ist uns deshalb e in Vergnügen, unsere Freunde aus Deutschland zu diesem Treffen herzlich einzuladen, in der Hoffnung, die Beziehungen zwischen unseren vom gleichen Geiste ge tragenen Organisation~n erneut verstärken zu kömien.

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Vom WanOern im WanOtl 6tr Ztittn Von August Schuy, Frankfurt/Main

Es ist eine gewaltige Entwicklung von den Wanderungen unsteter Jägervölker der Vorzeit bis zu unseren Auffassungen über das Wandern in -Ge'genwart und Zukunft. Diese Entwicklung zu verfolgen ist interessant und lehrreich; ihre Kenntnis sollte Grundlage unserer Wanderführerausbildung und jeder Diskussion über das Thema „Soziales Wandern" sein.

Die Nahrungssuche und die Suche nach besseren wirtschaftlichen Existenzbedin­gungen, also wirtschaftliche Interessen, veranlaßten bereits vor Jahrtausenden die Menschen, ihren Standort zu wechseln. Ob die Jägervölker der Steinzeit sich

L J\lpine Schule~ für Wandern, Bergsteigen und Skilaufen der Arbeitsgemein­schaft der deutschen Landes­verbände des Touristenvereins „Die Naturfreunde" in Gar-

misch-Partenkirchen '

Adresse: Alpine Schule des TVDN, 13b, Garmisch-Paftenkirchen, Allee­

straße' 20/II.

bessere Jagdgründe suchten oder später die Bauern der Eisenzeit sich bessere An alle Landesverbände, Bezirke Bodenlagen in den Niederungen wählten, bevör sie seßhaft wurden, und es die und Ortsgruppen im TV „Die Na· Hirtenvölker waren, die auf der Suche nach guten Weideplätzen diesen Bauern turfreunde" ! dann. ihren Besitz streitig machten, - immer erkennen wir wirtschaftliche Beweg·- Im Sommerhalbjahr 1949 finden gründe als Ursache des ruhelosen Umherziehens der Völker jener Zeiten. Und folgende Schulungs- und Prülungs-früh schon ze~gte sich die Neigung jener primitiven Mens.chen, das ihnen von· Lehrgänge statt: d ein Gebirgswanderlührerkurs v.

er Natur gestellte Problem der Ernährung unter Mißbrauch der ihnen von der 12. bis einschließlich 21. Juni und Natur verliehenen Fähigkeiten in Kriegs- und Raubzügen untereinantler zu „lösen •. ein Bergführerkurs vom 4. bis Dies änderte sich auch nicht, als die gesellschaftliche Entwicklung längst von einschließlich 17. September. Stamm und Sippe zur staatlichen Gemeinschaft geführt hatte. Die Teilnehmergebühr beträgt oro

W 'eh „ d d l d · Mitglied: as s1 an erte, as waren e ighch die Formen, in denen die wirtschaftlichen für den . zehntägigen Wandergrup-und gesellschaftlichen Machtkämpfe in der Folge ausgetragen wurden. Man führte penführerkurs 15 DM und 2 DM jetzt Krieg auf kollektiver Basis, fand zu Bündnissen und Mächtegruppierungen Prüfungsgebühr = 17 DM; und brachte die Menschen länderweise in Not und - auf Wanderschaft. v\Tir für den vierzehntägigen Bergfüh-kennen kaum ein Jahrhundert, am wenigsten in den zweitausend Jahren christ- rerkurs 20 DM und 2 DM Prü-licher Zeitrechnung, das sich rühmen· kann, in unserem Lebensraum ein friedliches fungsgebühr .= 22 DM. gewesen zu sein. Von der Schlagkeule zur Atombombe, - es hat sehr den Hinzu kommen noch die Kosten A h · l · · h a· . . k . .

1 für Verpflegung und Unterkunft im

nsc e m, a s seien s1c 1e Menschen m diesem Pun t gleich geblieben. Naturfreundehaus am Kreuzjoch; Der Uebergang vom Altertum zum Mittelalter wurde durch die Völkerwanderung sie sind mit etwa 4 DM pro Tag

(375-476 n. Chr.) eingeleitet; der Einfail der Hunnen aus dem Inneren Asiens - an~usetze~:ehlt .ch die Anm e 1_ gab den Anlaß zu .endlosen Kämpfen, welche für damalige Verhältnisse un~eheure du~;~~ 1

für ~~e ' beiden Sc!m-Menschenmassen m Bewegung brachten. Bedeutende Bewegungen und d ie Ver- lungs- und Prüfungs-Lehrgänge brämung wirtschaftlich-machtpolitischer Interessen mit religiösen Glaubensfähren möglichst bald vorzunehmen. Sie finden wir bei den Kreuzzügen (1095- 1229 n. Chr.), die sich aus den Wallfahrten sind miUels Form b 1 a t t e s .. das nach dem „Heiligen Lande" entwickelten. Man hätte annehmen dürfen, daß die durch die .schulleitung. erhalthch Entdeckungen und Erfindungen zu Ausgang des Mittelalters lichtvollere Zeiten Ist, ausschheij_hch an obige Adresse . d' B . h d M h . d h .. t b . „ l zu richten m ie · ez1e ungen er ensc en untereman er at en rmgen mussen , · zuma Anm e j de s c h 1 u ß für den Handel und Wandel mit Messen und Märkten zeitweilig eine solcne Entwicklung Gebirgs-Wanderführerkurs ist der anzudeuten schienen. Doch der Dreißigjährige Krieg (1618-1648), im Zeichen 28. Mai; füt den Bergführerkurs konfessioneller Unduldsamkeit geführt, sah weltliche wie kirchliche Würdenträger der 21. August. wetteifernd um die Erringung irdischer Machtpositionen; der Krieg vertrieb . Gle!chzeitig mit der An~eldung Millionen Melischen damals von Haus und Hof und die Dezimierung des Volks· ist die entsprechende. Te 1 l n eh-b t d 18 . f 7 M·11· M eh · d K · f l o· mer- samt Pruf ungsge-es an es von au 1 10nen ens en war eme er negs o gen. 1e b ü h r ein zu z a h 1 e n (eben-Napoleonischen Kriege -um die Wende des 18. Jahrhunderts unter Führung des falls nur an die genannte An-machthungrigen Imperators würfelten wiederum die Menschen Europas w:ild durch- schritt. einander. Es ist das Unglück unseres blut- und tränenreichen Jahrhunderts , daß Nur solche Freunde können mit diese Herrscherfigur im letzten Machthaber Deutschlands ein~n nicht minderen der Zulassung zur Te.~lnahme an Nacheiferer fand der erst am Gewissen freiheitsliebender Völker scheiterte nicht den Sdmlungs- und Pruiungs-Lehr-

h · · ' . , · ' gängen rechnen, die ihre Anmel-o ne 35 Millionen Men!jchen unserer Zeit Tod und verderben gebracht Und durch d f dem Formblatt ordnungs-

-den Strom von vielen Millionen Zwangsverschleppten und Flüchtlingen aus allen g~!~nau und redl.tzelllg vorgenom-Richtungen die größte Völkerwanderung aller Zeiten bewirkt zu haben. men und ebenso die Gebühren Im

Was in den zurückliegenden Jahrhunderten immer wieder deutsche Menschen in monatelangen Wanderungen in die Länder des Ostens auswandern hieß, von . wo sie jetzt als Flüchtlinge zurückkehrten, oder über den Ozean in das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten" - auch hier erkennen wir wirtschaftliche Ursachen als Triebfeder all dieser schicksalhaften Wanderungen in fremde Länder und Erdteile !

Allzu bescheiden nehmen sich. gegenüber den Massenwanderungen im Zuge von Kriegsereignissen jene Wanderungen aus, welche die Menschen aus friedlichem Anlaß unternahmen. Aber gerade in dem, was Minnesänger, Handwerksgesellen, und im. Zeitalter der Postkutsche Reisende aller Berufszweige uns an kulturellem Volksgut hinterließen, erkennen wir eindrucksvoll, wie befruchtend erst in fried· lichen Zeiten Wandern und Reisen sich auf Geist und Gemüt der M enschen aus· wirken. Die Naturverbu-ndenheit der Menschen jener Zeit hat nicht zuletzt in Jier deutschen Dichtung sinnfälligen Niederschlag gefunden. Der Wert des Wanderns konnte nicht eindringlicher dargetan werde11 als durch das Beke nntnis Goethes: „Was kh nicht erlernt habe , habe ich erwandert.• Und es ist kein Zufall, daß Goethe unter der großen Zahl Italien-Reisender zu finden ist, die als Maler, Bildhauer, Dichter und Musiker unter dem blauen Himmel des geschichtlichen lt1'liens geistige Anregung in Fülle fande n. Oder die als Messeleute gerne die Beschwernisse des . W eges · zu den Handelszentren jenseits der Alpen auf sich nahmen oder auch als fromme Pilger an den jährlichen Wallfahrte.n zum „Ewigen Rom" teilnahmen.

. Die wirtschaftliche Entwicklung - führte zur Industrialisierung. In vVerkstatt und Büro wurden die Arbeitsmens.chen in einem Maße in den Arbe itsproze ß ein­gespannt, daß zur Vermeidung gesundheitlicher Schäden ein körperlicher und geistiger Ausgleich dringend geboten erschien. Aufs neue e ntdeckten die M ensd1en

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vorhinein eingezahlt haben. Es wird weiter darauf aufmerksam ge­macht, daß die Freunde zu beiden Schulungs- und Prüfungs-Lehrgän­gen, besonders aber zum Bergfüh­rerkurs, bestimmte Voraussetzun­gen (alpines Wissen und alpine Er­fahrungen) mitbringen müssen.

Außer diesen Veranstaltungen, die den teilnehmenden Freunden den letzten Schliff geben sollen, finden das ganze Sommerhalbjahr hindurch Tourenkurse für Gebirgs­wandern und , Bergsteigen sowte Kletterkurse statt und selbstver­ständlich Sommerführungstouren im Zugspilz· und Alpspitzgebiet usw. Zu den Tourenkursen für Gebirgswandern und Bergsteigen sowie fü r die Kletterkurse empfiehlt sich vorherige Anmefdunq mit Angabe der Wohnadresse und des Geburtsjahres sowie der qe­wünschten Zeit.

Alle Anmeldungen und A_nfra­gen - letzteren ist -unbedingt R ü c kp o r t o beizufügen - so­wie Einzahlungen sind direkt an die Alpine Schule zu richten. Nur auf diese Weise kann rasche Erle· digung verbürgt werden.

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LanOtsltitung 1

Neue Bestimmungen über Fahr­preisermäßigung bei Jugendpllege­

und Sdtulfahrten

'ßeredtllgte. 251. a) Vereine für J ugendpflege, die behördlidl an­erkannt und der Eisenbahnverwal­tung namhaft gemacht sind; b) Teilnehmer an slaatltd1en oder staatlich anerkannten Lehrgängen ltir Jugendleiter; die Schulungs­stätten müssen von der zuständi­gen Landesjugendbehörde der Eisen· bahnverwaltung namhaft gemdcht sein.

Art und Zwedt der Reise. 252. Zu 251 a) Gemetnschaltliche Fahr· ten Jugendl,d1er zu Zwedcen der Jugendpllege unter• Leitung von b~hörd1ich bestätigten Jugendgrup· penleitern. Die J ugendlichen dür· len das 21. Lebensjahr nicht über· schritten haben. Z u 251 b ): Ein· zelfahrten zu Beginn und Schluß des Lehrgangs vom Wohnort des Berechtigten nach dem Lehrgangs· ort und zurüdc.

Teilnehmerzahl. 253. Zu 251 a): An jeder Fahrt müssen mindestens 5 J ugendliche und 1 Leiter teil· nehmen. Mit der gleidten Ermäßi­gung ist zugelassen für 11 bis 20 und für jede weitere angefangene Zahl von 10 Jugendlieben je ein weiterer Leiter. Zwei ·Kinder unter 10 Jahren zählen als 1 Jugend­liche r. Zu 251 b): Beliebig.

Preise, Wagenklasse, Züge. 254. Halbe r Fahrpreis 3. Klasse in Per­sonenzügen, in Eil- und Schnell­zügen außerdem voller Zuschlag. Kinde r im Alter von 4-10 Jah· ren zahlen die Hälfte des ermällig· ten Fahrpreises. 255. Der Ueber­gang in eine höhere Wagenklasse ist ausgeschlossen. •

Vergütung, 256. Zu 251 a): Bei Bezahlung für 15 bis 30 Jugendliche werden ein Teilnehmer und bei Be­zahlung für jede weitere angefan­gene Zahl von 30 Jugendlichen noch ein Teilnehmer, jedodt zusammen nidlt mehr als 5 Teilnehmer, un­entgeltlidl befördert.

Art des Fahrausweises. 257. Zu 251 a): Beförderungsschein, je nach Antrag für einfadle Fahrt oder für Hin· und Rückfahrt. J eder Teil­nehmer erhält ~ußerdem eine Pe· sellschaftskarte, die mit dem Be­förderungssd1ein als Fahrausweis im Sinne des Tarifs gilt. Beförde­rungsschein und Gesellsdlaftskar­ten sind bei Beendigung der Fahrt abzugeben. 1Zu 251 b): Einfache qe­wöhnliche Fahrkarten mit Rüdc­fahrtstempel, gültig zur Hin- und Rüdcfahrt. Für die Geltungsdauer der Fahrkarte zur Hin- und Rüdc· fahrt gilt 604.

Fahrlunterbre dlung. 258. Fahrt­unterbrechung ist auf der Hin· und Rückfahrt je einmal zulässig.

Antrag. 259. Die Fahrpreisermä­ßigung w ird nur auf einen Antrag nach vorgeschriebenem Muster ge­währt. Antragsvordrudce verkau­fen die Fahrkartenausgaben. 260. Zu 251 a): 1. Den Antrag hat der Vereinsleiter für einfache Fahrt oder für Hin- und Rüdcfahrt beim Abgangsbahnhof zu stellen. Der Jugendgruppenleiter, der / die Fahrt leitet, muß auf dem Antrag be­scheinigen, daß die Jugendlichen das 21. Lebensjahr nicht übe rschrit· ten haben. 2. Mit de m Antrag ist . für jeden zugelassenen Leiter der

. Jugendgruppenleiterausweis nach

Xaver Stelnberger, Nürnberg, berldltet über dle Arbeit der deutsdien Naturfreunde Photo: Freytag, Zürich

die Natur mit ihren Sdiönheiten und gesundheitlichen Werten. Und wenn es in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts auch zunächst Sache des Bürger­tums blieb, zahlreiche Wandervereine mit landschaftlich begrenzten Zielen ins Leben zu rufen, in denen man Gesellschaft und Gesundheit ptlegte und ängstlich darauf bedacht war, .schön unter sich zu bleiben", so war es das Verdienst der Gründer des TV .Die Naturfreunde", 1895 in Wien die Grundlagen zu unserer weltumspannenden Wanderorganisation im Dienste der Werktätigen in aller Welt gelegt zu haben. /

Ein Unterschied zwischen dem TVDN und den übrigen • Touristenvereinen• bestand zunächst nur in der gesellschaftlichen Zusammensetzung, mcht aber in der Auffassung vom Wandern.

Da war es im Jahre 1910 unser Wandergenosse Gustav He n n i g, der das Wort vom .sozialen Wandern• prägte. In der stürmischen Entwicklung de1 Naturfreunde bewegung der 20er Jahre wurde dieses Wort zum konkreten Begriff, zur Forderung, über ·die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Notwendigkeiten hinaus unserem Wandern einen tieferen geistigen Inhalt zu geben. Ausgebend von der Erkenntnis, daß im Mittelpunkt der Landschaft der Mensch steht, welcher das Gesicht der Landschaft weitgehend bestimmt, sollten wir uns durch kritisches Beobachten auch der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten (unte1 Berücksichtigung des geschichtlichen Werdens) die Grundlagen zu unserer Willens­bildung zur· Schaffung einer besseren, sozialistischen Zukunft erwerben!

He.ute, zwei Jahrzehnte später, hat diese an uns .gerichtete Forderung an B.e· deutung noch gewonnen. Sie setzt nur eines voraus: Unser Interesse an sozialen Verhältnissen überhaupt, und bedeutet kein Verdrängen der ursprünglichen Auf· fassung vom Wande rn, sondern eine Bereicherung des Erlebens b~im vVandern Ob wir als Naturfreunde besonders stark sportlich-touristisch, naturkundlich oder lichtbildnerisdi interessiert sind, es gilt, nicht alle in die Werke der Natur mit all ihren Schönheiten in uns aufzunehmen, sondern mit .wachen kritischen Augen auch all das_ zu sehen und zu betrachten, was Menschenwerk ist!

Es sage k ein Naturfreund, Bodennutzung, Bodenschätze, Waldwirtschaft, indu­strielle Erzeugung, Flußwasserstand, Lohn- und Arbeitsverhältnisse der Arbeite1 und der bäuerlichen Bevölkerung jenseits seines engeren Heimatbezirkes gingen ihn nichts an. Wer allerdings in der Notzeit der vergangenen Jahre den Zu­sammenhang zwischen diesen Dingen und dem eigenen Ergehen nicht erkannte, dem mögen auch Worte nicht zur Erkenntnis gereichen.

Zum Studium der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen der Menschen untereinander ist zwar dem einzelnen das Buch der unersetzliche Helfer Doch nicht in der Stube hinter dem Ofen formt sich der Naturfreund sein W!'!ltbild, sondern im Berufsalltag und in unmittelbarer Anschauung beim Wandern reifen ihm die. Erkenntnisse„ die ihn zum Mitkämpfer für eine bessere, Gesellschafts- und Wirtschilftsordnung werden lassen. -

Die Welt ist wie ein Strom, der in seinem Bette fortläuft, bald hier, bald da zufällig Sandbä~ke ansetzt und von diesen wiederum zu einem andern Weg genö­tigt wird. Das geht alles so hübsch und bequem und nach und nach; dagegen die Wasserbaumeister eine große Not haben, wenn sie diesem Wesen entgegenarbeiten wollen. Go et h e, Gespräch mit Riemer

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Ich will dich führen in durdlsonntes Land, wo schleierweiße Blütenwunder winken. -Komm, laß uns wandern, selig Hand in Hand, und aus des Lebens reinen Quellen trinken!

Josephine Moos

WanOern unO Sehen Von W. Berndl, Garmisch-Partenkirchen

· Jeder Mensch hat normalerweise zwei Augen. Sie sind ihm zum Sehen ge­geben . Die wenigsten gebrauchen sie aber so, wie sie es e igentlich sollten. ::.1e nehmen zwar viel wahr, doch bringen sie sich das Gesehene nicht richtig oder überhaupt nidll zum Bewulltsein. Machen wir die Probe aufs Exempel: Du gehst in deiner Heimatstadt täglich e in paarmal am Ra thaus vorbei. Du hast es so oft gesehen, daß sein Bild dir genau in der Seele haften müßte. Nun versuche es emmal aus dem Ge~ächlnis zu zeichnen! Da wirst du gewahr werden, wie wenig du es kennst ! Du wirst dich an die Anzahl der Fens ter oder die Form einer Säule am Eingang nid1t erinnern können, ja vielleidll selbst die ·Gliederung des Ganzen nicht mehr vor Augen haben! So oberflächlich hast du bisher das Rathaus be­trachtet!

Und· damit sind wir bei dem angelangt, was uns Naturfreunde in Bezug auf das Sehen besonders angeht: "Wir sollen be i unseren Wander.ungen b e w u ß t

. sehen, d. h. die Bilder erfa~sen, die uns unsere Augen ermitteln. Diese nehmen ähnlich einer Camera obscura die Bilde r auf und an uns h egt es, das Gesehene im Gehirn zu ve rarbeiten. Je besser uns das gelingt, um so größer wirci der Ge­winn sein, den wir von unseren Wanderungen mit nach Hause bringen.

Freilich darf man dieses Achtgeben auf alle Emzelheiten, diese Verarbeitung im Gehirn, auch nicht übertreiben! Wenn efoem das Rathaus nichts ist als eine. Summe von architektomschen Einzelheiten, wird man nie dazu kommen, das Ganze als Kunstwerk zu würdigen. So ist es auch in der N atur! Kein Bergste iger, der eine Felswand nur auf ihre geologische Entstehung und die chemische Zu­sammensetzung des Gesteins hm betrachtete, käme je zum Genuß ihrer wahren Schönheit. Wohl aber wird die Kenntms der naturgeschichtlichen Tatsadlen ihm . dazu verhelfen, den charakteristischen Zügen auf die Spur zu kommen, die die Schönheit der Felswand wesenthch mit bedmgen. Wie man auch, um die Harmonie

, eines Bauwerks zu erfassen, von Architektur nie genug wissen kannr Voraussetzung für ein derar tiges Sehen sind zwei gesunde, leis tungsfähigs

Augen. An ihrer Zweiheit liegt es, daß wir die Dinge körperlich sehen. Wir betrachten jeden Gegenstand sozusagen von zwei verschiedenen Standpunkten. Dadurch tritt er aus der zweidimensionalen Fläche heraus in den dre idimensio­nalen Raum. Auf dem gleichen Prinzip beruhen übrigens das Stereoskop (das als Spielzeug vielen von uns noch aus der Kinderzeit in Erinnerung sein wird) , 'die moderne Stereophotographie und - noch Zukunftsplan - der .räumliche Film".

Die Augen sind etwas Kostbares. Deshalb sei man darauf bedacht, sie zu schonen. Gefährlich ist es, beim Lesen zu nah an de n Text heranzugehen, bei Dämmerung das Sehvermögen anzustrengen oder auf hellem Firnschnee die' Augen den Strahlen ungeschützt auszusetzen. Nicht umsonst ist die Redensart: .Ein Ding wie seinen Augapfel hüten! " Ohne Augenlicht ist der Mensch hilflos. Der Blinde, der sich mühsam vortastet oder geführt werden muß, ist uns ein Sinnbild menschlicher Hilfsbedürftigkeit!

Entscheidend für das Sehen im echten, höchsten Sinn aber ist die geistige Einstellung, das innere Aufgeschlossensein. Man lerne im Antlitz eine r Landschaft lesen und sie in ihrer Entstehung .und natürlichen Weiterentwicklung zu ver­stehen, man wende sich liebevoll ihren kleinen, oft unscheinbaren Schönheiten zu und verwende Zeit auch auf i)u Verständnis! Eine Landschaft, die einem bisher nichtssagend erschien, wird einen dann auf einmal anreden und ihr bisher ver­borgenes Wesen offenbären. Wir haben in Deutschland Gebie te von besonderer landschaftlicher Schönheit. Die schönen, wertvollen Motive sind dort gehäuft, sie drängen sich etnem auf Sduitt und Tritt förmlich auf. Man kommt dort aus dem Sehen u'nd Staunen nicht heraus. Ich nenne als Beispiel nur das Hochgebirge. Auch Menschen, die keine geschulten Augen haben, sehen dort v iel. Menschen jedoch, die zu sehen und im Buche der Natur zu lesen verstehen, schwelgen im Hoch­gebirge im Naturgenuß.

Zum Wandern gehört das Sehen und Sinnen. Ich kenne zwei Naturfreunde, die zu jeder Halbtagswanderung zwei Stunden mehr brauchen als andere Wanderer. Warum? Weil sie unterwegs oftmals stehen bleiben und sich alles, was ihre Auf­

' merksamkeit fesselt, genau ansehen und ihm auf den Grund zu kommen trachten. So ist es richtig! Dahin sollten a 11 e Naturfreunde kommen!

Jeder Wanderer wird es schon bedauert haben, daß er die Eindrücke nicht so lebendig und farbig festzuhalten vermochte, wie er sie in der Natur gewonnen hatte. Dem menschlichen Erinnerungsvermögen sind Grenzen gesetzt. Hier hilft vielfach die photographische Aufnahme, die uns noch nach Jahren das Bild wieder­zugeben und uns auch in die Stimmung zurückzuverse tzen vermag, die uns bei der Wanderung e rfüllte. So werden uns die Stunden zum Nacherlebnis, in denen wir zu Hause im Album blättern und uns in die Bilde r versenken, die wir auf unseren· Wanderungen mit der Kamera eingefangen und als getreue Erinnerungen mit nach Hause genommen . haben. Sie halten in uns den Wunsch wac;i, sobald als möglidJ. wieder die Natur sehend :iu durchwandern.

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vorgeschriebenem Muster vorzule ­gen, aus dem hervorgeht, daß der Leiter behördlich bestätigt ist und dem als Jugendpllegeverein be­hördlid1 anerkannten und der Ei­senbahnverwaltung - namhaft ge­rnadlten Verein anyehört. Der Aus­weis ist auf Verlangen jederze it vorzuzeigen. 3. Der Jugendgrup­penleiterausweis, der mit dem Lichtbild des Bered1tigten versehen sein muß, gilt e in Kalenderjahr und · kann von der Anerkennungsbehör­de dreimal auf je ein weiteres Jahr gültig gesd uieben weroen. '.lG 1. 2.u 251 b): Der Antrag ist für Hin- und Rückfahrt zu stellen. In de m Antrag hat cier Leiter der Schulungsställe zu bescheinigen, a) daß der J ugendlciterlehrgang staatlich oder s tä a llich anerkannt ist, bl wie lange der Lehrgang dauert, c) wo der Teilnehmer wohnt. 262. Der Antrag zu 259 bleibt beim Abgangsbahnhof ; den Antrag zu 260 hat der Berechtigte mit sich zu führe n, auf Verlangen jederzeit vorzuzeigen und bei Be­endigung der Rückfahrt mit der Fahrkarte abzugeben.

Anmeldefris t. 263. Die Fahrt zu 25 1 a) ist beim Abgangsbahnhof mindestens 4 Tage vorher anzu­melden. Wenn möghch, wird die Anmeldung noch bis 2 Stunden vor der Abfahrt berücksichtigt.

Die neuen J ugendgruppenle1ter­Ausweise werden durch den Kreis­jugendring auf Antrag ausgestellt. Die bisherigen Ausweise sind an den KJR zurückzugeben.

Unfallhilfe Eine wichtige Einrichtung für d ie

Mi tglieder unserer Bewegung ist die seit dem J ahre 1947 bestehende „ Unfall-Unterstützungshilfe". · Zur Ansammlung eines Fonds, der die­ser Einrichtung den notwendigen fi na nziellen Rückhalt geben sollte, war für das Jahr 1948 ein im Ver­einsbeitrag eingeschlossener Anteil von 1.- DM festgesetzt worden.

Zu Beginn der D-Mark verfügte n wi r für Unfall -Unterstützungs­zwe cke nur noch über minimale Barbeträge. Als Nachbeitrag fü r das zweite Halbjahr wurde darauf­hin ein Betrag von DM -.50 erhoben. Hiermi t konnte w ieder ein Grundstock gelegt werden, der heute schon den finanziellen Be­stand dieser ' Unfallhilfe gewährlei­s tet.

Ursprünglieh vom Landesverband Bayern ausgehend, haben s ich nach und nach die Landesverbände Hes­sen, No rdmark, Rheinland, West­falen, Teutoburge r Wald und Nie­dersachsen angeschlossen. Vor ku rzem ist neu d azugekommen der Landesverband Südwürttemberg­Hohenzollern, und am 13. 3. hat der Landesverband , Württemberg-Nord a uf seiner Landesversammlung e benfalls beschlossen, mit seiner Gesamtmitgliedschaft beizutreten. Im Kreise der deutschen Landesver­bände ist demnach nur noch der I:andesverband Rheinpfalz ohne Un­fallschutz für seine ' Mitglieder. Der Landesverband Baden hat für seinen Bereich eine eigene Unterstützungs­einrichtung ge schaffen. Wenn diese beiden Landesverbände e benfalls der gemeinsamen Unfall-Unterstüt· zungs-Einrichtung beitreten wür­den,' wäre diese wieder, wie in der Zeit vor 1933, eine gemeinsame AnQßlegenheit aller deutschen Na­turfrirnnde. Wie w ichtig die fi nan· zielle H ilfe für unsere Mitglieder

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Ist, falls sie beim Wandern, Ber1-steigen, Klettern, Skilauf oder Was­serwandern einen Unfall erleiden, erhellt aus folgender Zusammenstel­lung : Im Jahre 1948 wurden uns 78 Unfälle gemeldet, davon verlie­fen 8 tödlich. 3 Unfälle ereigneten sidi beim Wandern, 2 beim Berg­steigen, 5 beim Klettern, 3 beim Wasserwandern, !1 bei sportlidler Betätigung, 3 bei Verridilung von Arbeiten an Natu1 freundehäusern. Den größten Anteil stellen die Skiläufer mit 53 Unfällen .

2 de r gemeldeten Unfälle mußten, weil sie den Unfallbestimmungen nicht entsprad1en, abgelehnt wer­den. Die übrigen 76 Unfälle wur­den den Bestimmung en gemäß ent­wede r mit der 'Zustehenden Todes­fallsumme oder mit Tagegeld ent­sdiädigt. Die Unfall-Unterstülzungs­Einrichtung der Arbeitsgemein­sdiaft hat damit für die Gesamtmit­gliedschaft re cht segensreich ge­wirkt. Der fortschreitende Ausbau und die gesunde finanzielle Grund­lage wird der gesamten Bewegung zugutekommen.

l\dltu.ng ! Vrrgnügu ngefteuer

Lichtbildervorträge, Feierstunden und ähnlldte Veranstaltungen der Naturfreunde unterliegen ab sofort nicht mehr der gem.elndllche!l Ver­gnügungssteuer. Auf Ihren aus!Uhr­llch begründeten diesbezüglichen Antrag erhielt die Landesleitung Bayern nunmehr eine Entschließung der Regierung von Mittelfranken In Ansbach als zuständiger Behör­de, wonadt die Gemeinnülzlgkelt unserer Bestrebungen anerkannt und die Befreiung von der Ver­gnügungssteuer !Ur die genannten Veranstaltungen ausgesprochen wird. Diese Anerkennung gilt bis zum 31. Dezember 1951 für g an z Ba y ~ r n. Von der Anerkennung ausgesdtlossen sind Veranstaltun­gen geselliger Art, bei denen ge­raucht oder getanzt wird oder gle ldtzeltlg Getränke und Speisen gegen Bezahlung verabreicht wer­den. Die Regierung von Mlttellran­ken hat damit in verständnisvoller Würdigung des großen voiksbll­denden Wertes ' unserer Tätigkeit eine Entsdteidung getroffen, die vielen unserer Ortsgruppen Ihre kulturelle Arbeit wesentlid1 erleich­tern wird. Den Wortlaut der An­erkennung erhalten .die Ortsgrup­pen In Kürze mitgeteilt.

Konferenz des Bezirkes Nieder­bayern-Oberpfalz am 19. u. 20.

März 1949 In Regensburg Am Sonntag, den 20. März, hielt

der Bezirk Niederbayern-Oberpfalz des TVDN in Regensburg seine Be­zirkskonferenz ab.

leider waren hiezu nur von 7 Ortsgruppen Delegierte anwesend. Am Samstag ging eine Tagung der Jugendleiter in der Jugendherberge voraus. Höhepunkte der beiden Ta­gungen waren die beadttenswerten Keferate des Vertreters der Lan- _ desleilung Wanderfreund George. Die Konferenz legte Zeugnis von der Arbeit unserer rühngen Or~s­gruppen im Bezirk ab, sie gab auch allen• Beteiligten weiteres Wissen und Anregungen mit auf den Weg, um auch in der schw<'!~en Zeit die Idee unsere r schönim Bewegung weiter auszubreiten und zu vertie­fen . Die Neuwahl der Bezirkslei-

Jugendgruppe auf Wanderung

NaturfreunOe roanOern ! Von Ewald Eweler, Bietefeld

Vom Touristenverein „Die Naturfreunde" war Ganztagsfahrt angesagt. An einem wunderschönen Frühlingssonntag im April bringt uns die Kleinbahn früh­morgens schon nach Werther. Erwartungsvoll krabbelt hier ein schon recht ansehn­liches Häuflein wanderfreudiger Naturfreunde aus dem Abteil.

Warm liegt ein goldener Sonnenschein über der heiteren blühenden Frühlings· landschaft. Die Finken schlägen und all die anderen Vögelein huschen munter jubilierend durchs Gesträuch. Aus nicht zu weiter Feme lockt schon der Höhenzug des Teutoburger Waldes. Da durcheilen wir fröhlidl das sdlmucke Landstädtdlen Werther und steigen gemächlich die Höhe zum Bergkamm hinan. Dort, wo der alte Postweg nach Halle den Kammweg schneidet und einen Paß bildet, dort, an der sogenannten • Werther Schanze ", halten wir erste kurze Rast. Alles Land liegt uns im strahlenden Sonnenglanze zu Füßen. Hier geb<m uns die schon zurück­gekehrten gefiederten Sänger des \Alaldes e in Freikonzert. Der Frühling schwingt seinen Taktstock und all die Vöglein in der Runde jubilieren, daß uns das Herz vor lauter Freude lacht. Ein Freund nennt uns all die k leinen Solisten mit Namen und kann uns auch manchen der kleinen Sänger, welche schon zutraulich näher auf dem Gezweig heranhüpfen, zeigen.

Wir steigen hinunter ins Dörfchen Ascheloh. Silbern plätschert' ein kl-eines Bäch­lein d1,1rch grüne Wiesen. Es bildet einen kleinen blitzenden Kolk. Hei, was gibt es dort in und an seinen Wassern zu schauen und zu erklären! Das schon rege Leben der kleinen und kleinsten Kreatur zleht uns in Bann. Was birgt doch soldJ ein kleines Wiesenbächlein für Wunder in sich und wie achtlos gehen die meisten Wanderer an all diesem vorbei! ·

Muntere Wasserkäfer und flinke Kammolche durchziehen das klare Gewässer. Am Ufer erstrahlt aus dunklem Grün sternengleich die Rosette der Distel und dort büschelweise auf dicken, fleischigen Stengeln das saftige Gelb der Sumpfdotter­blume. Am Bachrand liegt faul und schläfrig ein Feuersalamander in der warmen Sonne. Sein schwarz-golden Kleid leuchtet nur so im Sonnenglanze. Ein schönes Bild!

Oben am Hang erfreuen unser Auge ganze Büschel der herrlich roten i,md blauen Farben des Lungenkrautes. Weiter geht es jetzt an den Südhängen des Teutoburger Waldes entlang. Hier an der Südseite dieser Kalksteinberge ist ein Wachsen, Grünen und Blühen, daß es nur so eine Art ist. Große Blumenteppiche blühen hier und die Namen für Blumen und Sträucher schwirren umher wie bunte Schmetterlinge. Dort blüht noch das Leberblümchen, gelbe und weiße Anemonen und das erdbeerblättrige Fingerkraut, Aronstab, Bingelkraut und die Farben de1 Goldnessel sind vertreten. Und oben auf der Kuppe des Gartnisch-Berges unter hohen' Buchen sehen wir ganze Felder des Lerchensporns in zweierlei Farben blühen. Eines der schönsten Bilder dieser Wanderung; wir bedauern, keine Farb­aufnahme machen zu können. Drüben, wo der Hang blau ist von Wald· und Märzveilchen, jagt ein Freund mit der Strahlenfalle den .Kleinen Fuchs" Doch der narrt ihn. Jedesmal, wenn er ihn auf der Mattscheibe hat, erhebt er sich wieder 2u tollem Gau!Celspiel der Schmetterlinge in die · Lüfte. Immer neue Herr· lichke iten entdecken, wir. . Hier das 9elbe Frühlingsfingerkraut, dort blüht der Schwarzdorn in weißen Flocken, und gerade da, wo wir ein Halbstündchen in der Sonne liegen wollen, stehen ganze Büschel weißer Veilchen. Heiß brennt die Mittagssonne auf den Kalkstein und dort an der Gruppe hoher Wacholder ist ein

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Morgensonne im Budlenwald Photo: Spindler, RöthenbadJ

idealer · Rastplatz~ Sofort konzertieren wieder Goldammer, Baumpieper, Mistel­drossel und viele andere in der Runde. Der Ruf des Fasans ertönt aus qem Grunde zu uns herauf. Ganz oben in der blühenden Esche sitzt de r Fitislaubsänger und schmettert sein Lied. Da k'önnen auch w ir nicht anders und zollen der Schöp­fung unseren Tribut und jubelnd schallt unser Lied von den Hangen ins Tal: "Wie ist dodl die Erde so schön, so sdlön 1 " .

Fröhlidl wandern wir bald -dem Haupthöhenzug des T_eutoburger Waldes ent­gegen. Hier sind wir in äen Sandsteinformationen und das Blühen und Wac;hsen ist hier im Vergleich mit den Kalksteinhängen der Ausläuferberge, welche wir heute morgen durchwa nderten, sehr zurück. Kurz vor der Hünenburg lagert unsere Schar noch einmal i!l der warme!! Nachmittagssonne am Hang. Ein lustiges Wanderlied ertönt, aus der Tiefe des Rucksacks- wird das Fahrtenbud1 hervor­geholt und v erschönt uns die Rast. Nachher, kurz hinter der Hünenburg, müssen wir leider noch einige blumenpflückende Spazi.ergänger belehren, daß sie die unter Naturschutz stehenden Blumen nicht pflücken dürfen. Bald darauf trennen sidl oberhalb Olderdissen unsere im Westen wohnenden Wanderfreunde von uns mit fröhlichem „Bergfrei ! • Wir aus dem östlichen Stadtteil gehen noch durdl den Botanischen Garten und bewundern dessen Frühlingsl].errlichkeiten, ehe wir zufrie­den unserer Behausung zustreben. Wir ha tten eine feinß Wanderung gemacht. Daß sie uns zum Erlebnis wurde, verdanken wir der guten, kenntnisreichen Füh­rung eines Wanderfreundes.

Sonnentau Märkige, würzige Luft umfängt mich , durchse tzt mit dem Duft der Bäume. -

Ueber der weichen, federnden Schicht des Waidbodens wölbt sich über schlanken Baumsäulen der .Blätterdo!I). - Goldene Lichter t_anzen dur.ch silbrige Buchen­stämme, durch tiefdunkle Tannen, verfangen sich in ihren Wipfeln und wirken hier und dort ein wundervolles Mosaik. - Unten im feuchten, grünen Moose grüßen mich scharlachrote 'zwergendächer_ giftschöner Pilze ...

Idl wandere durch diesen sonnenlicht.nimmernden Buchenwald, an Gräben und kle inen · Seen vorbei, die völlig mit weißleuchtenden Blüten der Wasseranemone ausgefüllt sind, als wären sie von Schnee überrieselt. - - -

·PlÖtzlich ein Durchblick - ·der Waldrand. Vor mir liegt das Venn im Sonnen­glanz. Kiebitze und Venntüten sind jetzt über mir und begrüßen mit ihrem Klage­ruf mich einsamen Wandersmann. Dann wieder verhallt für Ruf in der Feme.

Alte verwachsene. Pfade durchstreife ich, wate durch knietiefes, rot-bläulich schäumendes Heidemeer, über dem das Geläute der Erika und der blauen Glocken des Lungenenzians schwingt. Mein Weg führt mich ins Sumpfgebiet.

1 . Plötzlich bleibe ich stehen und betrachte aufmerksam ein kleines, fast unsC:hein-

bares Pflänzchen, das in dem schwellenden Polster des Moores verborgen sitzt. -Aus einer rotfunkelnden, kleinen Blattrosette erhebt sich ein zierlicher, langer, rotbrauner Stengel, den eine . weiße, fünfteilige, glockenartige Blütenkrone schmückt. - Es ist der .Sonnentau"! Auf rotbehaarten, langstieligen Blättern glänzen verlockend kleine Schleimtröpfchen wie Tauperlen in der Sonne.

Ein kleines Naturschauspiel rollt vor m einen erstaunten Augen ab: Ein Insekt nähe.rt sich, läßt sich ahnungslos auf eines der Blätter nieder, will sich an dem glänzenden Tautropfen erfrischen. . . und ist rettungslos verloren! Das Schleim­tröpfchen hält es fest, läßt es nicht m ehr los. Das kleine Müddein zappelt und

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tung bradtte einige Verinderun­gen, neben bisherigen· bewährten Kräften wurden neue wertvolle Mitarbeiter gewonnen. Der Abend des · Samstages vereinigte d ie De­legierten und die Mitglieder der Ortsgruppe Regensburg zu einem interessanten und stimmungsvollen Abend . Wanderfreund George e r­freute die zahlreichen Teilnehmer mit dem - vorzüglichen Farblichtbil­tler vortrag „Das bunte Bi lderbud~ der Jahreszeiten". Anschließend ehrte er 22 Mi':glieder der Orts­gruppe Regensburg für eine mehr als 25jäh rige Mitgliedschaft durch Ueberreichung unseres Abzeichens mit dem Silberkranz

Verlagsartihel . Die Naturfreunde-Geschäftsstelle

in Nürnberg, Sündersbühlstr. 5, kann kurzfristig lie fern: Vereinsab"-. zeichen in 4 verschiede nen Größen, Abzeichen-Klischees fü r Druck­sachen, Gebührenblo<:ks für Natur­freundehäuser, wie Sd1lafkarten, Essenkarten usw„ Abrechnungs­bücher für Naturfreundehäuser, Berg frei - Liederbuch, 256 Seiten s tark, ohne Noten, Volkstanzheft mit 8 Tänzen, Wanderkarten 1:50000, topogr. Atlas von Bayern, Mitglieds-Karteikarten, Einkassie­rerkarti!n, Teilbeitragskarten, Ge­sellschaftsspiel „Skirennen vom Kreuzjoch". Ausführliche Preis­liste s teht den · Landesverbänden und Ortsgruppen auf Anforderung zur Verfügung.

Unsere Tänze Pie Arbeitsgemeinschaft der Lan­

desverbände in Nürnberg hat ein kle ines Büchlein herausgegeben, das allen Jugendgruppen eine Quelle der · Freude werden soll. Es trägt die Aufschrift „ Unsere Tänze" und enthält eine Anzahl schlichter und einfacher Volkstänze, die von beliebig , vielen Paaren ausgeführt werden können. Insgesamt sind 9 Tänze darin enthalten und zwar: • Kuhländler Dreher , Hir tq.madl , Kreuzpolka, Siebenschritt, Klapp­tanz, Jägermarsch oder Marsch­Walzer, Rheinländer mit 4 ver ­schiedenen Tanzformen, Bayerische Polka und Schwabenliese!. Das Büchlein ist deshalb w;ertvoll, weil zu j edem Tanz die Melodie und eine leicht verständliche Beschrei­bung gegeben wird, so daß es auch jedem Neuling auf diesem Gebiet \ möglich ist, mit einer Gruppe dar­nach zü tanzen. Viele Jugendlei-ter warten seit langem auf das Er­scheinen einer solchen Anleitung. Nun haben die vielen Gruppen die Möglichkeit , unsere Tänze in den Heimabenden zu pflegen. Sammel­bestellungen durch die Ortsgrup­pen ermöglichen Preisnachlaß und sind zu richten an die Naturfreun­de-Geschäftsstell~ Nürnberg, Sün­dersbühlstraße 5.

Leihvortrag der Nürnberger Photo-' gruppe. Es ist uns gelungen, in

Gemeinschaftsarbeit eine Lichtbild­serie mit Text, Thema : „Nürnberg, das Schicksal einer Stadt" mit 145 Dias, schwarzweiß und far big. Format 5 X 5, fertigzus tellen. - Der Vortrag steht den Ortsgruppen ge­gen eine Leihgebühr von 15.- DM zur Verfügung. Meldungen hierfür sind an die Fotogruppe der Orts­gruppe Nürnberg, Hans Weth , Nürnberg, Friedrichstraße 59.- zu richten.

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Lanöeamelfterfchaften Oer NaturfreunOe

im Shtlauf (LanOeauerbanO· Bayern) 1. Meisterschaft Im Lang·laul

bei Oberwarmenst~inach

Landesmeister FreunCi· Gerner-Selb. Am ·Sonntag, 13. Februar, war

das Gebiet um das N a t u r -freundehaus am Fleck! bei Oberwarmenstein ach Schauplatz der Naturfreunde-Lan­desmeisterschaften un Langlauf. Bei schwierigsten Schneeve rhältnissen - Verwehungen, Vereisung - gin­gen in den verschiedenen Klassen 85 Läufer an den Start. Wenn die Veranstaltung ohne jeden Unfall ablief, so ist gerade dieser Um­stand Beweis für das gute Können der Naturfreunde - Wintersportler. Ganz besonders stark war die Ju­gend vertreten. Der Lauf ging üb.er 12 km in den Klasse n der Erwachse­nen und über reichlich 6 km in den beiden Jugendklassen .

Ergebnisse: Jugendklasse I (6 km): !. Willardt (Hof) in 46:02 Min„ 2. Hacker (Hohenberg) 46:21 Min. Jugendklasse II (6 km): !. Kofer (Schwarzenbach) 40:25, 2. Fritsch (Hof) 41 :30. Jungmannen: (12 km) !. Kellermann (Nürnberg) 74:33, 2. Strebei (Fürth) 78:00. All­gemeine Klasse (12 km): !. Gerner (Selb) 63 :54 (Tagesbestzeit), 2. Gütlein {Erlangen) 68: 48. Alters­-klasse I (12 km): !. Hegen {Mit-terteich) 80:55, 2. Hegenbarth (Bayreuth) 82, 12. Altersklasse II ( 12' km): 1. Häring (Wunsiedel) 66:34, 2. Dietz (Füt th) 73:43. In der Maq,nschaftswertung sicherten sich die ersten Plätze: •

In der Jugendklasse II die Win­tersportabteilung Naturfreunde Fürth mit Böß, Buchner, Kramer, Gesamtzeit: 139:08 Min. Bei den Jungmannen Wintersportabteilung Naturfreunde Nürnberg mit Keller­mann, Arnold, Dobmeyer, Gesamt­zeit: 241 :07 Min. In der Allgemei­nen Klasse Fränkischer Winter- und Klettersportverein Nürnberg mit Kopf, Hübner, Moßmeyer, 235:43 Minuten.

Zum Schluß der Veranstaltung wurden den Siegern von dem La n­des-Sportreferenten Baierlein-Nürn­berg die Siegerurkunden und we rt­volle Sportgeräte als Preise über· reicht.

Z. Meisterschaft in der Alpinen Kombination bei Lenggries

(Abfahrts- und Slalomlauf)

Landesmeister: Erwin Wieser-Reichenllall.

Landesmeisterin : Gisela Maurer­Garmisch.

Lenggrles. Die Naturfreunde-Win­tersportler hatten mit der dies iähri· gen Austragung der Landesmei· sterschaften am 5. und 6. März 1949 auf der idealen Rennstrecke a m Brauneck in Lenggries einen schö· nen Erfolg zu verzeichnen, da sich insgesamt 150 Wettkämpfer am Start befanden. Bei guten Schnee­verhältnissen und schönem Wetter sah man spannende Kämpfe, und die Organisation. die in · den Hän­den des TVDN Bad Tölz lag klappte vorzüglich.

Der Abfahrtslauf am Samstag nahm einen äußers t spannenden Verlauf. Der Start war am kleinen Galland über dem Niederleger, be·

Frühling Im Heimatdörflein Photo: Hans Weth, Nürnberg

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Wit uerfttht idl Otn Begriff Htimat ! Von Alfons Lippl, Mündlen

Es ist eigentlich ganz kurz zu sagen: Dort, wo ich zu Hause bin und dort, wo ich mich am wohlsten fühle, da ist meine Heimat. Für uns seßhafte Menschen wird es immer ein bestimmtes Land oder ein bestimmter Flecken Erde sein. Eben der Flecken, wo man sich auf Grund seiner Sprache, seiner ökonomischen Ver­hältnisse und nicht zuletzt in der Erinnerung an seine dort verbr.achte Jugendzeit am wohlsten fühlt. Man kann zwar von einer weiteren und e iner engeren IIeimal sprechen, selten aber wird das ganze Land für einen Menschen als Heimat zu betrachten sein. Wir sehen zum Beispiel zwei Neger; ihre .Heimat" ist Afrika, und demnach ist für den einzelnen von beiden dieses Land oder dieser riesige Erdteil kein Begriff der Heimat. Der eine ist aufgewachsen im tiefsten Busch und Urwald, während der andere aus der endlosen Weite der Steppe hervor­gegangen ist. Sie haben beide die verschiedens ten Lebensbedingungen, ja sogar die Muttersprache der beiden wird ganz verschieden sein. Ebenso verhält es sich im kleinen gesehen bei uns in Deutschlarrd · oder auch in irgend einem anderen Land.

Die Landschaft, die Bodenform und zudem die klimatischen Verhältnisse zwingen dem Menschen Lebensbedingungen auf, an die er sich von Jugend an gewöhnt. Diese Lebensbedingungen spiegeln sich auch in seinen Sitten und Gebräud1en wider. Oft schon in nicht . a llzu weiter Entfernung von seiner wirklichen Heimat kann ein Mensch sich nicht mehr wohlfühlen . Ein Mensch von der Wasserkante, ein Fischer oder Seeip.ann, dem das Meer mit seiner Landschaft zu seiner Lebens· bedingung und Gewohnheit geworden ist, kann wohl beeindruckt und begeistert sein, wenn er plötzlich die Berge zu sehen bekommt. Sollte er aber hier nun bleiben und leben, so müßte er seine Lebensgewohnheiten verändern, und dies ist schon der erste Widerstand, auf den er stößt. Dazu noch die psychische, seelische Beeinflussung der Erinnerung an die gewohnte Landschaft wird ihn mit einem bestimmten inneren Schmerz bedrücken, dem Heimweh. Gewiß, er kann sich im Laufe der Zeit einfühlen und umstellen, zu seinem wirklil:hen Wesen der Heimat aber wird ihm diese ungewohnte Landschaft nie. Ebenso ist es, wenn ein Mensch der Berge umgekehrt ins Flachland versetzt wird. Die Sehnsucht nach seiner gewohnten Landschaft wird ihn immer mehr befallen, je länger es dauert.

Befindet man sich hingegen noch so fern seiner eigentlichen Heimat in einer Gegend, die denselben landschaftlichen Charakter aufweist und somit auch die Lebensbedingungen, Sitten und Gebräuche der Leute dort denjenigen der heimat­lich gleichen oder ähnlich ·sind, kann man sich ohne weiteres dort wohlfühlen, wenn die menschliche Umgebung freundlich und wohlmeinend ist. Man spricht dann von einer .zweiten Heimat•. .

Heimat ist auch nicht immer {ier Ort, wo man geboren wurde, sondern der Fleck oder jene Landschaft, mit deren Lebensbedingungen man am meisten ver­traut wurde, worin man erzogen wurde und aufgewachsen ist, kurz, wo man sich auf Grund seiner Verhältnisse am wohlsten fühlt.

wehrt sich mit äußerster Kraft - umsonst! . . . Di'e Zuckungen werden immer schwächer und schwächer und bald liegt es regungslos auf dem kleinen Blatt, von hauchfeinen Fäden umsponnen ... Da! Das Blatt rollt sich zusammen, umschließt sein Opfer und verdaut es . . . 1 . Auf dem entrollten' Blatt glänzt verlockend ein Schleimtröpfchen wie eine· Tau­perle in der Sonne . ..

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Erroachtn O.rr Pflanzrn im Vorfrühling Von Hermann Rudy, München

Nun kommt die Zeit des Vorfrühlings, worfn die Berge recht wenig besucht w erden. Teils fehlt ·es den Skilä_ufern an Schnee, teils glaubt der Fußgänger, daß er um diese Jahreszeit zu wenig Naturgenuß findet. Und doch bietet gerade je tzt die lebende'..,Natur viele ungeahnte Wunder der Schöpfung und des Wieder­erwachens. Ja, ,'{i~les war gar nie erstorben, denn nur schlummernd oder langsam atmend blieben Bäume, Sträucher, Kräuter, Gräser, Moos und Flechten am Leben, an denen selbst im tiefsten Winter der naturfreundliche Wanderer interessante .&eobachtunge~ machen kann. Zu diesen Winterwanderern gehört nicht allein der Mensch, sqpdern auc;U eine große Anzahl Tiere, vom .Hirsch bis zum winzigen Urtierchen, die auf d~ pflanzliche Nahrung oder auf den Gehölz-Schutz vor den l!Jnbilden i:ler ka!Ien fahreszeit angewiesen sind. Nicht die Kälte an sich ist der Todbringer ~ freien Pflanzenleben, sondern die Aus t r o c.k nun g, wenn !lt~deln uµ,d Holzrinde der Bäume und Sträucher mehr Wasser verlieren, als wun;eln und;. Ader'° aus dem Boden nach pumpen können. Auch im Vorfrühling ist_ .die Gefahr des Verdurstens vieler Pflanzen und Blumen noch groß. Aber die ~atu1: hat im Laufe von Jahrmillionen auch di~ pflanzlichen Gewächse mit wunderb'ar,en Hilfskrä'ften ausgestattet. Unsere im Winter und Vorfrühling blühen­den Kräuter UJtd Gräser besitze'n erstaunliche Fähigkeiten, um dem Wassermangel abzuhelfen. ~o haben ..die Nadelbaum- und einige Strauchgewächse ihre stets grünen und arb~itenden Blätter n1it einer wachsartigen Schutzschicht überzogen, uruL1re.ff.e.n.d b~z~i.d1J!~Lde Aelp.le.t§ Volksmund die immergrüne Stechpalme mit: „Wachsloab".

L~f'Ri\hgt".l'd'b.'g1~1i."ß!ittf '\fi1d ist doch experimentell festgestelit, daß die Winter­und Vorfrühlingsblüher, zum Beispiel die schwarzwurzlige, weißblühende Nies­wurz, ~iji,p,a~~~ (W'er~Ai.,,~~e ff~l'lAAP-t, dann die beiden Schneeglöckchen­Arten, di:e.JH.i\i't~~t-e41~c.f.tne~elaJ~rI~r -Ei'i'k~ die zierliche blaubeglöckelte Troddel­blume oder Soldanella, veldsfi~~:'!~~e . r~~f!dgräser und Zwergweiden, w elche oft inmitten von Eis und Schnee schon zum Leben erwachen, ungeheure Kräfte zu·m Säl:l.genounrdnt!JcfC:tiP&iiipl!rl Vend:W§sserJ·.renwickelri. Diese Kräfte betragen fünfzig(!) Uh'.\:ll'>men)'l Al:rnß~ffääi'erl Bi!berCJrW&f-I , w~r)'ß .pioz sb'l!I 110Jf:i0FI 10Jr:1m<J3c,c1 · -J~VenPli~2W,W:RB5l!O •MRffitiE!J!rnn !·inden wir in ihren Säften eigenartige Gefrier­~<8\l~!?~t~~) 99'.fl~g~&wYi~}§bG.11-h!J5Jspflanzen bringen im zeitigen Frühjahr das Eis llHllii~fflrr§.~~ ·~dhfi~~ r2.t~ndort zum Schmelzen, um Stengel und Blüte ans li!.g~~)A~1M,~raj.9!J:92NJl\lt w:n ihre uns herrlich erscheinenden Farben den ersten I,'ili§t!IHtffe..n;lf.111•.1fü,i};tjjlfä-emmhtung anzubieten. Wer jetzt und noch einige Wochen ~9j<!u~9.fJfiYr104~!Jri&.Q.!t:,e, auf einem Naturfreunde- oder Bergsteigerhaus die 11},!l~Jll 1l./}}jl2ffli.;alf!iPS.P.~!1iQenden Frühjahrs-Sonnenstrahl~n genießt, wird. bemerken, d~..,.ßine9!;~_w~s~% wJnziger Käfer, kleiner Wild-Bienen, Fliegen aller Art und SflS.Rfa rn~nffiJTJrrfü;lz.m.f!tterling herumschwärmen, um die ersten Blüten der Bergflora ZP-J c~%\lii!!!~ &Jbs{!~n Quellenrinnsalen finden wir schon ein saftiges . Grün und 'f~iJ31Bfl.1-~YlI d}fi anderwärts erst später ihre leuchtenden Kronen entfaHen. So die goldgelbe Butterblume, verschiedene weiße Kressearten, so häufig und

l:IW·9±tl'l~r1 rfl!\\3.r·Wik sie gerne zur ersten Vitaminspeise auf unserer Hütte nehmen ' dili .' "-k9r~ BliWHi!i4r bitten wir die Wanderer, Berg- und Wintersportler, auch

~~rl· r{ll:)_<rf. emJ5rw,':te ;it~· .unorganisierten Naturgenießer: alle ersten Berg- und IB°f..EfrtBl!J.li9~9h'lW?~~\1!'ci. f}bden-Kätzd1en doch ja nicht abzupflücken oder gar die

1 ~1~MimY~svv-e1wrrlEs1 xfün9. -2~t.s.cilly~nes NMz'Qnbrdet m-ste·n Blüten ist unschätzbar wertvoller als der au~:eir11}tcltlfdni .Sfu!!ih.g-~ß !ei:rwr robgerupften Blume oder eines Palmkatzls. rrun wirl 10d5 Js sJIJoc .JmmQ:;!ed 119,_ 2sib brru ,mebnih~}Üh91t'l~~W;inigi!HS~!J<luch, im Grase ,s rfnirl:iyaq scb ~ftn!jjsml!n .ro!lme~ ll1i~bd~r. Nase ! Jim mii b1ivr fü;rb~§\\i!Y BiIDk.1ffi~ c!liB MJl.!lf!ims ?J.n, amnl w ,füws;J ,}Mq~ mi'b ,'l19~~.m ~~P.!. aa29\/lf l19rbil.Xliw m9nf92 IJI ,rr9ll9j2mu bnu 119Irlri rrn<Jvr ,2s l2i 0211~d}.:_._li~ll.s.Ji'.lfli!lllJ 91,(!.d.o_W"l]ll~A~il>S~ttt lb.sn Jrf.)u2nrb2 91~U~fJl««Jirrilffi'I lit4!J~elil>\:''1U f .Jwu.sb 29 wurrßI Gt ,n9lffi}9d HfWJ 1!J'.Tl{!i~ · nd{. püw Hi;dnbrrn~ wrii9 rri Jr:.misH rrsrbiltnsui9 wnigr rr19'f Pb~ lton rr9l]9Dnirf rbiz eiblljfj!.® ~~JJ!b[jß!nQt\Jl)T~°gi~~Hß-illl eri®1li$i;~tdl:t1r5 JI'gg,d lW.iir.)Ji.a ben droben üM.n&nk.-leJ rie._~~~rub Wriiit~~~rr~Q:).~ uruüN.ftb~lrl1;1J$l,gn,J.~\:~rnl&t~n Wänden qD.<l!rlillfrlkiühlleobGr~.ttsb.ar~tnttUJ. roaiim_en: s..dl:w.&r,miM~terrilf~lSJ~q.n:g~. Eine groß~anneM fäellciel9utdnda~ihetrtlunfb~.ti;b~ldt.:t'l fJ!§theiJ w.a.firina\l:l'!Sab§ibd(esen Himmelsleite rn der Jugend. Neben uns waren. 'tjhffi~JtdlQfu:!fMi~~ill§Il~ßib<W-aUgn­fiy§ht&fu blUJ2e~9l!Jfi.6w WR§1G~r rrßfillf8WJJ:t.flio:lug!} filß.lAf!/H}fö f~ e}l~jlJa~~n jJ.!lf&l}~fn Sflb,e)Zlfä!l.JiYmi nme n!!fttlElfiltP~<filfln~~J 4fJ\gfJ!~fiftU{H!Jf32flfu;\!Il~.flljlng~ ~t!J: 'lin~eifüln9§'!1~flW\ilt!il'Eh~5~B~r ~im.tfuwi~~h8I1rn~r M·iß!JJ1~1UI1t~!f9}j:\fu schonen weißen Wolken. Im frm'flmnnW:Httl:„,lp!ffly. ~eiinslmtfüi'1Ui1JWhJ~sbg}J.l.~l\ffi, neben dem Gipfelkreuz und das unbeschreibliche Gefühl des Losgelöstseins von allem Menschlichen war in uns. Neben mir lagen Gefährten, die so dachten und fühit® wte:ridv. dtteW,W~lliSth:i®r .Kaf1Mltad.ltlb.a.ft.. dM 1b.j1.1'feJll~!l.!JlP fJi§iie~~f <Jb.~eu. 11'.n.dr !iie llF~J:;tllittsblU!1.ft~e~nuf?'J!!teys 1'.~§iI II}~ bJiiH~:t'l ri!lli~tfJ rf~<fldinesiBifü~Jle Sön.tie~dt.eiµxsmduMlßlkie.Ji:icb.Kttt!lll ~ge3i;Q:aJ!~®~ .hi.Mffl9J ~~lh~s;:yrw,~Ell\l> 1~-t;i türme und kühne Gipfel bis herauf in unsere einsa:\f\ii ;hlölm;i!;IJlAr i·Däweitini.cfexM gr.üm03dßß SiandtAfflSEJOO!loS~cM9 clm&.1Sm~m,~.6Jtil.3j~~sin1öllim.~ ~l:l)J#:;e . für uns Bergsteiger zu verschenken hat. Am Seil sind _ wir. -W~hin.tirtt~rs!:J!:lq

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sonders das wellige Gelände kurz vorm Ziel stellte an die Läufer qro­ße Anforderungen. Die Strecke ·war rund 2,3 km lang. Ein ausgezeich­netes Rennen lief Erwin Wieser (Reichenhall), der mit 2 :23,9 mit die Tagesbestzeit fu hr, doch war ihm der Sieger in der Allgemeinen Klasse Karl Ammon (Berchtesga­den) mit der Zeit von 2:36,7 knapp au! den Fersen. Bei den Freundin­n en war G :sela Maurer [Garmisch) mit der Zeit von 3:40,l die Beste .

Abends fand im „Postsaal" ein Begrüßungsabend statt, an dem a lle Teilnehmer und Gäste teilnah­m en. Freund Budrner, Bad Tölz, be­grüßte die Anwesenden u . _gab sei­ner Freude darüber Ausdruck, daß gerade iril sdlönen lsarwinkel die Landesmeisterschaften stattfinden. Er wies darauf hin, daß der Wett­kampfgedank.e bei den Natu~­freunden in den letzten Jahren ge­wachsen sei, und daß die Winter­sportler in den Reihen der Natur­freunde recht aktiv geworden sind . 2. Landesvorsitzender' Freund Eckert überbrachte die Grüße der Lan­desleitung und wünschte allen Teil­nehmern vielen Erfolg und den Gästen !rohe Stunden im Kreise der Naturfreunde. Bürgermeister Taubenberger, Lenggries, hieß die Naturfreunde im schönen Isarwin­kel willkommen und wünschte viel Glück zu der Veranstaltung.

Sonntag war Torlauf. Hans Erler [Hausham) war bester Torläufer, kam aber in der Kombination auf den 4. Platz. Beste Tor läuferin war Gisela Maurer {Garmisch). Lan­desmeisterin wurde in der , Ge­samtwertung Gise la Maurer (Gar­misdl) u.nd Landesmeister Erwin Wieser (Reidlenhall). Die in Leng­gries durchgeführte n Landesmci­stersdlaften zeigten, daß die Ski­läufer der Naturfreunde technisch und leistungsmäßig auf sehr be­achtli<:her Höhe stehen. Die beiden unvergeßlichen Kampftage im Isar­winkel klangen Jl).it einer Ehrung der besten Läufer aus .

Ergebnisse: Abfahrtslauf: Frauen: Gisela Maurer [Garmisdl) 3:40,1, Erna Huber (Berchtesgaden) 4:21 ,8. Weib!. Jugend : Aqathe Mehr! (Füs­sen) 4 :26,0, Erika Lanzendörfer (Berchtesgaden) 6:20,6. Männer Klasse I: Max Sdüchtl [Hausham) 2 :50.2. Klasse II: Heinridl Leid­gsdlwendtner (Hausham) 2:46,4, Lenz Zistl (Hausham) 2:54,2, Franz Sc:hmidt (Hausham) 2 :54,6. Alters­klasse I: Siegfried Nix (München) 3:08,2, Adolf Seid! (Wunsiedel) 3: 19,9, Anton Kellner (Rosenheim) 3 :41,6. Altersklasse II: Hans Hof­

·mann ( München) 4:21 ,2; Kemmet­müller (Garmisc:hi 4:37,l, Wenzel Div.is [Planegg) 10:10,9. Versehr­tenklasse: Josef Pürzer [Berc:htes­gaden) 3 :55,0. Klasse III: Erwin Wieser (Reichenhall) 2 :23,9 (Ta­gesbestzeit), Rudi Wenninger (Neu­aubing) 2 :55,7, Franz Bayer (Mün­chen) 2:56,8. Allgemeine Klasse: Karl Ammon (Berchtesgaden) 2:36,7, Konrad Steg er (Garmisc:h) 2 :36,8. Jugendklasse I: Peter Wein (Berc:h­tesqaden) 3:00, Karl Lang [Bad lläre) 4 :54,8 .. J ugendklasse II : Alois Grabnl.ejer [Bad Tölz) 2 :46,2, Karl ClstterN [Garmisdi) 3:08,8. - Tor-1.lufü D.dqren: Gisela Maurer (Gar­miSihl) Jt32>,7do~Punkte), Erna Hu­b~n;f(Be:rcnTesgatllm) 175,8 (19,01 P.). Herren: Hans Erlen., (Hausham) 1g1;)9m~ Pun.kte)1..ur.f2Max Schidltl (Hafusham):iz 126,4tri,\Ql!Z5 oB.). Ju­gendklfa!;se~ ~ J©.Sf:lern(Garrpisch) 14ftJ0 .~0fu~~ riwb 19clfi brt..

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Abfahrtslauf vom Jenner bei Berchtesgaden

Für den 27. Fe ber 1'949 hatte die Ortsgrupp:? Berchte~gaden zu d em nun alljährlich stattfindenden Ski­läufertreflen beim Abfahrtslauf vom Jenner (1874 m) sämtliche Winter­sportfreunde eingeladen.

Strahlender Sonnenschein, beste Schneeverhältnisse und ausgezeid1-nete Streckenbeschaffenheit li(·ß,-n die Herzen der teilne hmenden Wettläufer und Veranstaller höher schlagen.

Die Jugend, welche au! verkurz· ter Strecke an den St.art ging, bot hervorragende Leistungen. Wein Peter, Berchtesgaden , ließ sich hier seine Favoritenehren n id1t streitig machen und halle sith allen voran die Bestzeit bei der J ugend ;und den Sieg in seiner Klasse.

Ergebn isse: Jugend (männlich): Kl. l (14- 16 J .): l. Pilgra m Alb„ B'gaden, 0,54 3; 2. Stocke r Anl„ B'gaden, 0,56,8. Kl. II (16-18 J .): t. Wein Peter, B'gaden, 0,48,2; 2. Angerer Hans, B'gaden, 0,56,4: 3. Huber Marinus, Wasserbg„ 0,59,8. Männer: Allgem. KI.: 1. Schöndor· fer H., Reichenhall, 2,00; 2. Ammon Karl, B'gaden, 2,01; 3. Wieser Er· win, Reiihenhall, 2,08; 4. Obraczka Otto, B'gaden, 2,30; 5. Wieser Fritz, Reicllenhall, 2,32,4. Frauen: All· gern. KI.: 1. Grass! Ria, B'gaden, 1,22,0; 2. Huber Erna, B'gaden, 1,39,1. Jugend (weiblich): 1. Lan· zendörfer E., B'gade n 1,21,8.

TrefftnderWafferroanöerer Vom Landesverband Rheinland

wird ein Treffen aller Wasserwan· derer in den Westzonen vorge· schlagen. Es soll in der Zeit vom 30. J·uli bis 7. August an der Lahn stattfinden. Unsere Wasserwa nder­gruppen, die geneigt sind an die· sem Tre ffen teilzunehmen, melden sich schnellstens in Nürnberg, Sün· dersbühlstr. 5. Sofern durch ge­nügende Teilnehmer das Treffen zustandekcmmt, geht den Grupnen genaues Programm zu.

Deutscher Kajakmelster 1948, Freund Paschun, Erlangen, auf dem

Wlldwasser der Isar. Foto: J. E. Sigritz, München

Als neue Ortsgruppen können wir begrüßen: Cham/ Bayer. Wald: A lbert Vetter (J3a) Cham/ Opf., Katzbadlstr. 3. Coburg: Alfred Thiel (13a) Coburg, Spitalgasse 21. Kirdlenlamitz: Rictiard Kode! (13a) Kirchenlamitz Stadt, Mühl­weg 172. Lichtenau: Georg Uhl· mann (13a) Lidllenau/Mfr„ Nr. 85. Marktredwitz: Hans Wies­neth (13a) Marktredwitz, Walter· Flexstr. 12. Neuaubing: Franz Gruber (13b) München-42, Gott· hardstr. 5/ 0. Reichelsdorf-Mühl· dort: Herbert Appenfelder ( 13a) Nürnberg-Reichelsdorf, Reicbels· derfer Hauptstr. l'.26. Fränkischer

Bel einer B_ergtour. Rast an der Baumgrenze

glitten ins dunkle Kar und langsam gedankenversunken über blumenbedeckte Graspolster abwärts gewander t zu unseren Zeiten.

Das t.agerfeuer loderte auf, die leuchtenden Farben des scheidenden Tages v1::rflüd1lelen aus den Wänden und von den höchsten Gipfeln, die Sterne be­gannen zu funke ln und im Nachtwind wirbelten die Funken des Feuers. Ein Tag ist vergangen, eine neue Perle rei.hte sich ein in den Kranz unserer Berg· e rlebnisse und Erinnerungen. Wie vielfältig ist doch der Glanz dieser Kette; Perlen in reinsten Farben, klar wie Bergkristall, andere wieder dunkel und schaurig - und wenn wir in besinnlichen Stunden diese Kette durch unsere Hände gleiten lassen, dann tauchen wieder unvergeßliche Stunden auf, Kameraden sind bei uns im Reiche der Erinnerung, Seilgefährten bei schwersten Fahrten -die schon lange ihre letzte Bergfahrt angetreten haben. Vorbilder waren es für uns, die uns den Weg zeigten hinauf zu dem Kraftquell - Bergland. Sie saßen damals mit uns am Lagerfeuer und wir waren die Jüngsten, heute sitzen andere junge Mensdlen mit uns um das 'flackernde Feuer und wir haben die schöne, verantwortungsvolle Aufgabe das Ererbte rein und wahr an unsere Jüngsten weiterzugeben. So wird es immer weitergehen, auch dann , wenn wir nicht mehr sind. So wie heute klangen damals unsere Lieder hinaus in die Nacht, die Zelt­wände leuchteten im flackernden Schein des Feuers, dunkler als die Nacht standen die Berggestalten um uns, bis dann das Mondlicht seinen weichen Silber· schein über die Gipfel und Grate ausbreitete. ·Nur die Fahrten damals, das Ringen im Fels war technisch nicht so schwer wie heute und in fernen Zeiten werden ·die Jüngsten 'unter uns, die jetzt hineinwachsen in den idealen Kampf, dasselbe sagen , denn alles Schwere wird überboten, die Zeit bleibt nie stehen. Junge Bergsteiger werden heben uns treten, die besser sind als wir, und was heute am Berg als unmöglich beurteilt wird, ist vielleicht morgen schon ein neuer Höhenweg - ein Kletterweg der Jugend. Es gibt ältere, gute Bergtechniker, Bergsteiger kann man sie nicht nennen, die der Jugend. das Recht des Neuland·

Oas ltleben det Betge Erleben heißt mit irgendeinem Gegenstand der Welt so in Fühlung zu treten,

daß von dort her die Strahlen in unser inneres Leben dringen, Strahlen der Berei­cherung und seelischen Gewinnes. Wer in der Natur ein Höheres erkennt, trägt es scnon in sich. Als Zeichen des Gewaltigen, Erhabenen, als Verkörperung eines Gedankens, als erstarrte Weltgeschichte spricht der Berg zu uns . und · fördert uns innerlich, wenn wir ihm mit Ehrfurcht nahetreten. Nirgends gilt der Ausspruch von Rückert mehr als hier, der so wundervoll sagt: ,Nichts wird dir offenbar, wenn du nicht offen bist.• Nicht daß ich den Berg überwinde, nicht di~ Form, in der ich den Berg sehe, ist maßgebend, sondern einzig und allein meine Einstellung dem Berg gegenüber. Die Leistungsfähigkeit des einzelnen mag gering sein, doch sein Gefühl ist gewaltig. So gibt es nur eine Form des Bergsteigens, die eine innere seelische Berechtigung hat, jene, die das Streben nach Erhebung aus den Niederungen des menschlichen Alltagslebens in sich schließt. W er so in die Bergwelt hinauszieht, dem wird sich ein Schatz reichsten und reinsten Erlebens erschließen, de r beim Durchblättern 1>eineli Lebens von Taq zu Tag schöner wird.

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stürmens nehmen wollen, und in der Kritik würdigen sie in ihren Berichten die alpine Literatur von heute herunter bis zur Stufe der billigen Fußballkritik. Von einem Bergsteiger, einem Vorbild für die, die es einmal werden wollen. nimmt die Jugend an, daß er ihr Streben und ihre Zeit versteht. Wie hat doch die Jugend das Hans-Ertl-Buch „Bergvagabunden• begeistert und so wünscht sie sich auch die alpine Literatur von heute. Nicht so wie die spießerhafte, persönliche Nörgelei in den Zeilen der jüngsten Beriet/.te: Die jungen Bergsteiger gehen trotzdem lachend ihre Wege, denn die große erhabene Bergwelt sc:henkt ihnen die Kraft für das harte Leben des Alltags.

Das Feuer ist erloschen, nur wenn der Nachtwind in die verkohlenden Scheiter bläst, glimmen sie dunkelrot auf. Die Lieder sind verklungen, schweigend sitzen wir vor den Zelten, hinter kühnen, zerrissenen Graten steigt der Mond herauf und taucht unser weltfernes Lager in sein Licht. Der Nachtwind trägt einen späten Glockenschlag aus dem Tal herauf zu uns. Wir kriechen in die Zelte und morg'en erwarte t uns wieder das abenteuerliche Unbekannte auf den Vv'egen zur einsamen besinnlichen Gipfelrast.

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Larointnzaubcr Von Ottmar Riederer, Mtlnchen

Warum Zauber? Sonderbare Frage! Ist es n icht bezaubernd, wenn die Lawine über Felsen, durch Klüfte gleich Wasserfäilen herniederstäubt? Ist es nicht über­wältigend, wenn schwerer Frühjahrsschnee, alles mit sidt reißend, in die Tiefe wuchtet? .

Bezaubernd mag es sein, wenn wir von gesichertem Platze aus dies einzigartige Naturschauspiel beobachten. Aber erschauern wir nidtt bei dem Gedanken, daß von den ungeheuren Schneemassen gute Kameraden oder gar wir selbst erfaßt und erdrückt werden können? Wehe dem allzu Waghalsigen!

In den einsamen Ammergaue.r Bergen hatten wir in der Enningalm ein zwar kleines Heim, aber günstigen Ausgangspunkt für unsere Fahrtenziele gefunden. Als wir den dämmerigen Raum betraten, gewahrten wir rechts eine von Bänken umgebene offene Feuerstelle. Ihr gegenüber stand ein Tisch unter der schmalen, einzigen Fensteröffnung. Dahinter, wohl in stetes Dunkel gehüllt, fanden wir strohgedeckte Holzlager. Dort hausten wir, fern den trauten Osterglocken.

Während der Kartage hatten wir die meisten unseren Stützpunkt umgebenden Berge mit den schlanken Gleithölzern befahren. Für den Ostersonntag aber ward als besonders feine Sache die Befahrung des Hirschbühel vorgeplant. Ueber dessen ebenmäßigen, kaum steilen Graten wölbte sich ein breiter Rücken, der wiederum zwischen den Graten steile Flank~n in die Tiefe sandte. So sahen wir den Berg all die Tage vor uns, frühmorgens, ehe wir die Skier anschnallten, abends, wenn wir, vor der Hütte sitzend, die Stunden bis zum matten Dämmerschein ver­plauderten.

Gemächlich stieg die kleine Schar, wir waren sechs Freunde, den breiten Grat­rücken empor. Nur das Klappern der Bindungen unterbrach das eintönige Schleifen der Hölzer auf dem körnigen Sdtnee. Mitunter schauten wir auf, um das Leuchten der uns umgebenden Berge, das Glitzern ihrer besonnten Grate und Flanken, dieses .in Sonnenglut getauchten erstarrten Wellenschlages der Schöpfung, in uns auf­zunehmen.

Ueber Nacht war wieder Föhn aufgekommen. Dumpf und träge lastete die heiße, fiebernde Luft in den engen Täler.n, während über die Gipfel der feurige Sohn des Südens hinwegfegte. Matt und schmierig _war der Schnee geworden, doch · ungehemmt erreichten wir den stillen, Berg.

Ein kleiner Taschenimbiß ward noch in den Mund gesteckt, dann ging es wieder hinunter. Weil junge· Leute gar so gerne um die Wette laufen, vereinbarten wir, wer der Erste an unserem Hüttchen sei, der sollte abends . . . Na, wir werden ja sehen!

Die Abfahrt ging über den Gratrücken, den Weg, den wir heraufgekommen. Da ich erst Skifahren gelernt, konnte ich nur der Letzte werden. Ich wollte aber doch auch der Erste sein und fuhr daher rasch entschlossen in den Gipfelhang der

· Nordwestflanke des Berges ein. Rasch kam idt tiefer, beobachtete auch schon einen kleinen Vorsprung. Da wurde mir auf einmal so leicht unter den Füßen. Es war kein Sturz, trotzdem verlor ich den Boden. Mich umsehend, gewahrte ich, Wie sich der Sdtnee des ganzen Hanges abwärts schob. I~ war in eine Lawine geraten - nein! Ich hatte ein Schneebrett losgetreten!

Von Sekunde zu Sekunde versdtnellerte sich die teuflische Abfahrt. Und immer schneller gings hinunter! Eine nachfolgende Woge stürzte über mich, ging über mich hinweg. Das Herz pochte, kalter Schweiß trat aus den Poren. Ich riß die Skier herunter. Hielt sie fest in den Händen, damit idt sie nicht verlor, und ruderte mit ihnen, ruderte, um hinauszukommen, hinaus aus diesem rasenden, wogenden Schneemeer. Wieder stürzte eine Welle über mich, wieder bradtte ich den Kopf aus den Schneefluten. Weiter ruderte ich, die Armkra.ft drohte zu erlahmen - mit zusammengebissenen Zähnen ruderte idt, nur hinaus!

Zurufe meiner Kameraden weckten mich, rüttelten midi ins Dasein zurück. Ich tastete den erschöpften Körper abi alle Glieder waren g'anz geblieben. Immer- noch zitternd schnallte ich die Bretter an und fuhr zu den Rufenden. Gemeinsam erreichten wir die Hütte.

Abends bekam ich dann, zwar nicht als Sieger, wohl aber für die ausgestandene Angst und die Anstrengungen die vereinbarte Extratasse Glühwein.

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lied des türmetl Zum Sehen geboren, Zum Schauen bestellt, Dem Turme geschworen, Gefällt mir die Welt. Ich bild< In die Ferne, Ich seh In der Näh Den Mond und die Sterne, Den Wald und das Reh. Ihr glücklichen Augen, Was je Ihr gesehn, ls sei, wie es wo.le, Es war doch so schön!

Goethe

Winte r- und Klettersportverein e. V. Nürnberg (bisher Sektion d,er Ortsgruppe Nürnberg, nun­meh r selbständig): Hdns Goll, Nürnberg, Amselstraße 14,

Adressenänderungen: Bayreuth: Hannes Eckert ll3a) Bayreuth, Leuschnerstr. 33. Mdrktredwitz · Hans Wiesneth ( l 3a) Marktred­witz, Waller-Flexstr. 12. Mün­chen: Albert Bayerle (13b) Mün­cheq-25, Boschetsriederstr. 103. Pfronten: Fritz Tröndle (13b) Pfronten-Ried / Allgäu. Sennfeld: Alois A lbert (13a) Sennfetd, Kir· chenstraße 4. Schwandorf: Ob mann Grabinger Hans (13a) Schwandorf, Augustinerstr. 6. (sämtliche Schriftwechsel an) Hans Habermeier ( 13a) Schwan­dorf, Goethestr. 28. Schwab­münchen: Josef Pilz (13b) Schwabmünchen, Taubental 11.

Anschriftänderungen für Naturfreundehäuser

Wir weisen darauf hin, daß für Anmeldungen in d<>n Hütten der Ortsgruppe Berchtesgaden nur fol­gende Anschriften gültig sind~

S c h n e i b s t e i n h ü t t e: Hans Vonderthann, (t3b) Berchtesgaden. Rathausplatz 8/ III.

Alpe 1 h ü t t e : Valentin Ham­berger ( 13b) Berchlesgaden, Maxi­milianstr. 10. Direkte Anfragen an die Hütten sind nicht e rwünscht. Jeder Quartiernachfrage ist Rück­porto beizulegen.

Ostertalhll.tte der Ortsgruppe Augs­burg bei Gunzesrled Im Allgäu Ab 1. März 1949 hat Freund Er·

win Bax_er als Hüttenwart die Füh­rung des schön gelegenen Natur· freundeheimes im Ostertal über-nommen. Anfragen an: Erwin Bayer, Blaichad1, Hauptstraße 15, Tel. Sonthofen 373.

Die für immer von uns gehen ~ . Erst jetzt erreicht uns die Bot­

sdiaft, daß am 1. März der lang­jährige verdiente Vorsitzende der Ortsgruppe Sonthofen , Wander­freund Anton L ech n er, ver­storben ist. Ehre seinem Anden­ken!

Büchersc.hau Wie unterscheide Ich, die Speise­

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~o_r_ts_s_ru_p_p_en_I· Felswände und Lagerfeuer

Einer der prominentesten Vertre­ter der Bergsteigerjugend von heute - Jean . Spind 1 er aus Röthen-· bach an der Pegnitz - hielt in vielen Naturfreunde-Ortsgruppen seinen Farblichtbtldervortrag „Fels­wände und Lagerfeuer" . Er ging von seiner fränkischen Heimat aus, die etwa 2000 Klettereien bi~tet. Dann wanderte er mit uns in den Bergfrühling des Allgäu und hin­auf in den Bergsommer unseres Wetterste'ingebirges: Auch ins schö­ne Salzkammergut durften wir ihn begleiten und ins Reich der Salz­burger Dolomiten: auf die Bis<hof~­mütze und den HochkesseJKoor. Schließlich ließ er uns die vierte Winterbegehung der Watzmann­Ostwand'" erleben, die er mit drei Kameraden im Winter 1947 unter­nahm. Zum Durchsteigen der fast 2000 Meter hohen Wand benötioten die vier Bergfreunde 64 Stunden. Als sie auf .dem Gipfel standen, waren sie „nurmehr Eisklumpen, in denen aber ein starkes, warmes Herz schlug." Spindler erzählte in gewinnender Weise vom härtesten Kampf in schwersten Fels- und Eis­wänden der Alpen und von seinem Sueben nach der Seele der Berge. Er wies der Jugend .den Weg zum Wunderland hoch über Tälern und Menschen. In den älteren Teilneh­mern weckte er die Erinnerung an ihre unvergeßliche sorgenlose Ju­gendzeit. Zugleich bildete er eine Brücke zwischen den oft auseinan­dergehenden Anschauungen der Bergsteiger von gestern und heute. Er bot einen Einblick in den Geist der Jugend von heute, einer Ju­gend, die das Bergsteigerideal trotz Not und Elend weiterträgt! Spind­ler erntete . für seinen ausgezeich­neten Vortrag starken 'Beifall. -dt.

Ortsgruppe . Garmisch-Partenkirdlen.: Die Jahreshauptv.ersammlung wur­

de mit Farblichtbildern eingeleitet, die Aufnahmen von_ vorjährigen Wanderungen und von Streifzügen durch Garmisch-Partenkirchen brach· ten. Vorstand Philipp Schumpp gab einen Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr. Er wies vor allem auf die rege Wandertätigkeit - meist Hochtouren - hin. Hand in Hand mit der touristischen ·ging die kul­turelle Tätigkeit. Die elf" Farb· lichtbildervorträge (Ertl, Gorter 11~w.I wanm out besudlt. Das ln­t;r·~;se: -ci~; die Jugend den kul­turellen Veranstaltungen entgegen­brachte, war 1948 größer als 1946/ 47. Doch hielt es 'mit jenem für den Sport nidl t Schri lt, und das sei - wie Scbumpp bemerkte -ungesund. Die Berichte der Sach­walter waren nicht .minder auf. schlußreich; sie ze'ugten gleichfalls von ernstEir, eifriger Arbeit. Bei der Neuwahl wurde der alte Ausschuß fast unverändert wiedergewählt. dt.

Mit 70 Jahren auf der Alpspltze Rudolf S i e b e r von der Orts­

gruppe Garmisch-Partenkirchen, der im vorigen Herbst seinen 70. Ge­burtstag feierte, bestieg am Sonn­tag, den 3. April 1949, die 2628 m hohe Alpspitze, das Wahrzeichen des Werdenfelser Landes. Er voll·

Johann Simonis, Hamburg t

Johann Simonis, „der Vater" aller nordmär­kischen Naturfreunde, ist wieder heimwärts ge­wandert, zurück ins ewige All. Das, was an ihm sterblich war, hat man am 8. März der reinen Flamme übergeben, auf daß sich das ewige Ge­sotz von Stirb und Werde erfülle und erneuere.

Nun weilt der allzeit gütige Greis nicht mehr unter seinen Wander- und Weggenossen, denen er das Höchste - nämlich Vater in des Wor­tes bestem Sinne sein konnte.

Um den alten knorrigen Recken trauern un­sere nordmärkischen Naturfreunde. Aber auch die Fahnen und Wimpel der großen internatio­nalen Naturfreundebewegung senken sich an seiner Bahre, um dem Nestor der Bewegung die letzten und auch unendlich mühsam verdienten Ehren zu erweisen.

Im Spätherbst eines langen, arbeitsreichen und doch überaus fruchtbaren Lebens, in dem er 87mal die Blumen blühen und die braunen Blätter fallen sah, ist ihm der · W~derstab aus der · müde gewordenen Hand gesunken. Da'ß der Umgang mit Mutter Natur und gleichzeitig mit der Jugend Simonis frisch und gesund erhalten hat bis in ein fast sagenhaft hohes Alter, ist der beste Beweis. für die Grundsätze und hohen Ideale der Naturfreundebewegung, der der Verblichene nicht nur seine ganze Freizeit, söndern sein ganzes Leben geschenkt und geopfert hatte.

Mit hellwachen Sinnen- und mit recht viel Sonne im Herzen ist der frühere Tischlergeselle dui::chs Leben gewandert und hat sich um unseren ·Bund größte Verdienste erworben. In den Alpenländern, insbesondere in der Schweiz, ist er frühzeitig mit dem Gedankengut der Naturfreunde in Berührung gekommen, hat sich dieses vollkommen zu eigen gemacht und ist · ihm treu geblieben, als ihn .später das Lebensschicksal an die Wai;serkante verschlug. Im Jahre 1924 stellte ihn das Vertrauen der nordmärkischen Naturfreunde auf den Posten des Gauobmannes und die Reichsgruppe Deutschland unserer Bewegung wählte ihn in den Beirat der damaligen Reichsleitung. . .

Mit treuer Hingabe·verwirklichte er die ihm gestellten Aufgaben und durfte bis in das hohe Alter hinein die Freude erleben, auch im Herzen d_e'r Jugend Wider­hall zu finden. All). Verfassungstage des Jahres 1930 wurde er vom Senat der Stadt Hamburg durch d~ Ueberreichung der Plakette für treue Dienste am Volke besonders geehrt. •

In den ·Jahren der Unterdrückung und der Knechtschaft lebte Simonis äußerst zurüdcgezogen und versuchte dennoch, die Bindung und Verbindung unter den alten Naturfreunden aufrecht zu erhalten. Als 1945 unsere nur scheinbar vernich· tete, aber unserer Meinung nach nur zurüdcgedämmte Bewegung neue WurzelD schlug, da war es wiederum unser Freund Simonis, d!i!r mit Rat und -Tat beim Wiederaufbau des Gaues Nordmark zur Seite stand. Noch bei Lebzeiten wurde er zum Ehrenlandesvorsitzenden Nordmark ernannt und gleichzeitig das schönste• und größte Naturfreundehaus in der Heide nach ihm a~s .Johann-Simonis-Haus• benannt. Wie groß. der Drang war, der ihn beseelte, alle mitfühlen ·zu lassen, was die Natur ihm sei und was diese ihm alles zu geben hätte, konnten x:iur die erfahren, die mit ihm in nähere persönliche Fühlung kamen. Mit tiefster innerer Bewegung erinnern wir uns bei d iesem Nekrolog an Vater Simonis, als nach Abschluß der Züricher Hauptversammlung eine größere Anzahl unserer führenäen Wandergenossen gemeinsam durch die Schweiz fuhren und wanderten. Da stand der .Alte• am Steven eines Dampfers, der tiefe Wasserfurchen durch die kristall­blauen Fluten des Vierwa1dstättersees scimiit, mit wehendem weißem Bart und versenkte sich in den Zauber der schweizerischen Gebirgslandschaft, die ihm in seiner Jugend Ziel und Verheißung war. Aus innerstem Bedürfnis heraus erzählte der damals schon fast 80jährige, aber ungemein rüstige Mann aus seiner Jugend­zeit, die ihn in die Eisgefilde und auf die Gipfel der Schweizer Bergwelt geführt hatte. Und mit einem gewissen Bangen sprach er damals davon, daß all diese Pracht und Schönheit für ihn bald erlöschen werde. Doch ein gütiges Geschidc hat es anders gewollt. Noch zwanzig lange Jahre waren ihm als Mensch und Wan­derer beschieden. So wird uru; Johann Simonis in unserer Erinnerung erhalten bleiben.

Daß er unsere nordmärkische . Naturfreundebewegung aus unscheinbaren Anfän­.gen heraµs zu einer allzeit geachteten Organisation . hat en~widceln können, ist sein größtes und schönstes Ver9ienst. Johann Simonis ist heimgegangen, aber sein alter und doch ewig junger Feuergeist wird uns alle aufmuntern und aufrütteln und uns bereit finden zu neuen Taten für unseren Bund. Er aber bleibt uns allen unvergessen.

Die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Naturfreunde •

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Sport für Otn SdlafftnOtn Von A. Eckert, · Gmund

Das in seiner .(\uslegung überaus variable Wort „Spor t" entwickelte sich aus einer Tätigkeit freiwilliger Natur und hatte vor allem einen körperbeweglichen Ausgleich zum Berufsleben zum Ziele. Das ist ein Motiv einer gesunden Lebens­auffassung und bei der heutigen Mechanisierung eine prophyla.xe Notwendigkeit. Damit scheidet für unsere Betrachtung eine _ große Gruppe von Sportbeflissenen aus, nämlich die, die lediglich die Tribünen füllen, im To,to ihr Glück oder ihre Tips versuchen. Fiebernder Nervenkitzel. .Strategie mit persönlichem Abstand. Sport ohne Sport in des Wortes positiver Bedeutung. ·

Die zweite Gruppe sind die Superaktiven, die Herolde in deh Sportteilen der _ Tagesbläfter, zum Teil wirkliche Pioniere auf dem Gebiet der Verfeinerung und Fortentwicklung der einzelnen Sportarten. Leider Jührt d iese Hymne zu einer abstrakten Beurteilung über das Wesen des Sports und die Rekordsucht zur Akrobatik: Diese wirkliche Artistik _kann nicht mehr im Rahmen einer Freizeit­gestaltung erworben werden, sondern in ununterbrochenem, hartem Training mit viel Zeit und Geld. Sie wird in den meisten Fällen zum Berufe, sei's als Champion einer Vereinsgruppe oder: als Werbeschild eines domänen Winter­kurortes. Dem entlegenen Städter . schmilzt jede Chance, da außer den über­züchteten Favoriten die heranwachsende Jugend der Gebirgsdörfer von Natur eine kaum auszustechende Konkurrenz bildet. Was für den Wintersport zur Faust­regel wird, gilt für Bergsteigen und Klettern in veränderter Form. Auch hier fällt der Baum nicht auf einen Streich, und mit dem Steigen des Schwierig keits­grades wächst im Quadrat die Notwendigkeit der körperlichen Voraussetzung mit dem Faktor Zeit. So kann z. B. irgendein Gipfel auf der Normalseite jederzeit in einer Tagestour errei~t werden, währenl;l er über die Nordwand unbedingt zuverlässiges Wetter als Voraussetzung haben muß. Manche Wand wurde wo.chen­lang belagert. Hiezu ist ebenfalls mehr Zeit, als für den allgemeinen Erwerbs­menschen zur Verfügung steht, notwendig, und da für den Durchsdmitt Zeit Geld bedeutet, ist die Dicke des Geldbeutels keineswegs hinderlich.

Ich glaube mit Sicherheit annehmen zu können, daß die Mehrzahl der heutigen Touristen, sofern sie aus den Verbänden stammen, in ihrer Leistung über dem. Mittel liegen. Das hat nun zur zwangsläufigen Folge, daß die Kluft zwischen Anfängern und solchen, die w ede r Zeit noch Geld haben, vergrößert wird. Das darf -aber nicht Zweck der Uebung sein und entspr icht vor allem nicht der Be­deutung, · den der Sport, ich meine selbstverständlich nur den aktiven, für's Volks­ganze haben muß. Eine Sk(tour, bei der die Stürze zur Perlenschnur w erden, oder eine Hochgebirgstour, bei der bereits die Sendboten von Freund Pe trus nebenher schweben, ja selbst eine Wanderung, die mehr auf den Knien als den Sohlen v ollendet wird, bieten dem einzelnen nicht nur k einen Genuß, sondern sich selbst und den Mitmenschen e ine Gefahr. Hier beginnt die w irklich k örperkulture lle Bedeutung des Sportes. Daß es notwendig ist, nicht nur das eine oder andere zu treiben, sondern sich dafür zu schulen, seinen Körper zu j eder Zeit in die n ot­wendige Disziplin zu setzen, s eine Leistung zu steigern, ohne am Objekt zu sein, und außerdem we iterhin eine gesundheitsfördernde Freizeitgestaltung in unseren persönlichen Plan wie auch in den des Bundes aufzunehmen. Beileibe möchte ich nicht empfehle n, damit den Turn- oder übrigen Sportvereinen Konkurrenz zu machen, und ich bin weit entfernt, Dinge zu interpretieren, die außerhalb unseres Rahmens liege n, aber von dem möchte ich reden, was fördern hilft und rascher zum Ziele führt. In einer den Bergen entfernten Stadt stößt in· heller Bege isterung. ein Häuflein Skisäuglinge zu uns. Je nach dem Winter haben sie fünf- oder sechs­mal Gelegenh.eit, der weißen Kunst zu frönen. · Höchstwahrscheinlich werden sie -zu Großeltern, bis sie zu einer befriedigenden Leistung kommen. Es _ wird niir niemand abstreiten, daß auch im Sommer fortgesetzte Skigypmastik und der oft­mals v erkannte Trockenkurs das Ziel auf halbem Wege gewinnen läßt. Manch guter Fahrer versauert zwische ndurch und seine Bizeps w erden sulzig. Auch dem · würde vorangegangene Gymnastik d ie erste Wintertour genußreicher machen. Was für den Winter brauchbar„ taug t für den Sommer, und e s ist vollkommen falsch zu meinen, w enn man seine Extremitäten in Schuß hält, hat man schon gewonnen. Es ist des Sportes vollkommenste Bedeutung, daß die Anforderung an den gesamten Körper geht, vor allem auch an Herz und Lunge. Es übersteigt de n Rahmen dieser Abhandlung, w elche Mittel geeignet sind, ohne dabei eine schul­meiste rliche Abhandlung aufzuziehen, und wir möchten das .gerne in einem Zyklus „ Wie steigere ich meine sportliche Leistung" von Experten ' behandelt wisse n . Trotzdem möchte ich noch kurz auf einige Möglichkeiten eingehen , die praktisch leicht durchführbar sind, trotzdem aber verblüffenden Erfolg haben.

Ne ben der Spezialgymnastik ist wohl W aldlauf eine der besten Vorschulen. Selbstverständlich ist dazu die Stadtmitte k e in sonderlich geeigneter Platz, und es

_ist unter allen Umständen auf die oft recht komische M e inung unserer lieben Mitmenschen Rücksicht zu nehmen . Mit e iniger Geschicklichkeit läßt er si_ch aber am Stadtrand durchführen und findet fast immer Anhänger. Sich am Anfang mit kle inen Leistungen begnügen, sichert den Erfolg. Daß Schwimmen und Rudern außer der Muskulatur auch alle inneren -O r gane stark in Anspruch nehmen, empfiehlt sie zur Stärkung von Herz und Lunge. Radfahre n wird von „Kennern • und .Könnern" als eklatante Gleichgewichtsübung empfohlen mit dein zusätzli­chen Training der Beinmuskulatur. Die allgemeine Wirt schaftslage wird vie le nötigen, ihre Freizeit in n icht allzu großer Entfernung ihres Domizils zu verbrin­gen. J eder See, Fluß und auch m anchmal recht bes cheide n e Wasseransammlung wird geradezu belagert. Dabei ist keineswegs das erquickende Bad das Begehrte,

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brachte damit eine bergsteigerische Leistung, die unser aller Bewun· derung hervorruft . Am Samstag, den 2. April, nachmittags ging er von Garmisch über die Kochelberg­alm und das Rimlermoos zum Na­turfreundehaus am Kreuzjoch. Dort übernachtete er und am nächsten Morgen machte er sich an den Aufstieg. Gegen Mittag war er am Gipfel der Alpspitze. Nach kurzer Rast begann er auf demselben Weg den Abstieg. Dabei sank er freilich viele Male tief ein, denn der Schnee war inz~ischen durch die Sonnen­strahlung recht weich geworden. Sieber ging, ohne sidl ausgiebigere Rast zu gönnen, über die Toni­hütte wieder ins Tal. Als er abends von einem Skifahrer ange­sprochen wurde : „Sie waren ·heute auf der Alpspitze - wir Skifahrer haben uns schon oben über diese Leistung unterhalten und Ihre Rü­~tigkeit bewundert" , antwortete Sieber lachend': „Jung gewohnt .. "

Ortsgruppe Hersbruck: (Jubiläumsfeier bei den Hersbruk­

kern). Unsere rührige Ortsgruppe Hersbruck ehrte im Rahmen einer Feierstunde 12 langjährige Mit­glieder mit dem Silberabzeichen. Landesvorsitzender Xaver Stein­berger sprach im Namen der Be· wegung den verdienten Freunden in warmen Worten seine Anerken­nung aus. Unser Mitglied Landrat Roiger, seit Jahrzehnten· Mitglied unseres Bundes, dankte im Namen der Gefeierten. Dabei wies er mit allem Nachdruck auf alle Natur­Heimatschutzbestrebungen hin, die auch im Bunde der Naturfreunde ein~ vorbildliche Pflege gefun­den haben. Zum ersten Male gab er der Oeffentlichkeit davon Kenntnis, daß das Wahrzeichen der Hersbrucker Landschaft, die „Hou­birg", mit einem Riesensteinbruch hätte verunstaltet werden sollen, nachdem das Dritte Reidl mit einer unterirdischen Rüstungsanstalt dem Berg schon so schwere W unden ge­schlagen hatte. Die von Wander­freund Landrat R o i g e r angereg­te Mitarbeit bei Durchführung des Naturschutzes wird von uns Naturfreunden gerne geleistet. E.

Ortsgruppe lndersdorf (Kreis Dachau):

Die Jahresversammlung der jun­gen Ortsgruppe nahm einen ange­regten Verlauf. Aus dein Bericht

· des Freundes Hierath geht hervor, daß die Ortsgruppe seit Grün­dung am 5. Juli 1947 auf 75 Mi t­glieder anqestiegen ist und daß das Vereinsleben ein sehr reges ist. Die regelmäßigen Vereinsabende sind gut besucht. Lichtbildervor· träge und Wanderungen gaben den Freunden Gelegenheit, sich ganz im Sinne unserer Bewegung zu be­tätigen. Eine J ugendgruppe mit 40 Mitgliedern hat ihre Tätigkeit auf· genommen und gibt zu den schön­sten Hoffnungen• Anlaß. Die Neu­wahl , der Vereinsleitung brachte fast keine Veränderungen.

Ernst Görgner.

Ortsgruppe Memmingen: (H. Ertl: „Grönlandzauber" )- Erst­

mals machte die- Ortsgruppe Mem· mingen den Versuch, einen ihrer Vorträge auch für die Schulen durchzuführen. Es war ein Erfolg. Von der 6. Klasse aufwärts waren die Volksschulen klassenweise er·

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schienen, ebenso die Berufs- und Oberschulen. Mit etwa 800 Sd1ülern war das Stadttheater zum Brechen voll. Ertl war just der Mann, der unserer Jugend mit treffenden Worten und prächtigen Bildern den Zauber des unbekannten Grön­land vermitteln konnte. Das Er­gebnis: Lehrer und Schüler waren vollauf befriedigt und verließen be-geistert das Stadttheater. D.

Ortsgruppe Mittenwald: Ortsgruppe Mittenwald. Bei gün­

stigen Schneeverhältnissen konnte die Ortsgruppe ihren ersten Ab­fahrtslauf von der Ederkanzel durchführen. Ohne Unfälle wurde der Lauf, bei dem sich über 30 Teilnehmer beteiligten, abgewickelt. Ergebnisse: Jugentl I: Rhein Gün­ther 5:38,6; 2. Schmid Marianne 6: 18,8. - Jugend II: 1. Schieber Erich 2:47,2, 2. Ficht! Josef 3:24,1. Frauen: 1. Müller Mir! 3:19, 2. Wa­goun Erika 3:30,4. Versehrte: 1. Beu Horst 3:11,4, 2. Wineberger Willi 3:15,6. Altersklasse: 1. Wag-,

· ner Fritz 2:33,2, 2. Rauch Josef 2:54,2. Allgemeine: 1. Veit Toni 2: 19.2 (Tagesbestzeit). 2. Wörnle Hans 2:24,2.

Ortsgruppe Selb: Der 1. Vorsitzende gab Bericht

über die Tätigkeit im vergangenen Jahr-e . Vier Lichtbildervorträge mit nahezu 3000 Besuchern, ferner' vier weitere Vorträge und mehrere Ver• anstaltungen sowie 40 Wanderun· gen mit 800 Teilnehmern lassP.n auf rege Arbeit schließen. - Die im Frühjahr 1948 neugegründete Sän­gerabteilung hat trotz ihres kurzen Bestehens gute Fortschritte gezeigt und bei verschie denen Veranstal­tungen ihr Können unter Beweis gestellt. - Unsere naturkµndliche Abteilung unter Leitung von Wan­derfreund Karl Klughardt wird im Sommer 1949 eine Ausstellung auf dem Fleckt-Haus veranstalten. -De r Kassenbericht zeigt ein gutes Bild, ebenso der Mitglie derstand, welch.er auf 257 erhöht w erden konnte. - Die Ortsgruppe konnte folgende Naturfreunde für 25jähri­ge treue Mitgliedschaft e hren: Hans Adler, Hans Beck, Erich Endler, Heinrich Ende, Anna Ende , Otto Fischer, Hans Gärtner, Anna Gärt­ner, Fritz Heidenreich, Hans Jün­ger, August Kießling, Karl Klug­hardt, Josef Mörtl, Anna Mörtl, Jette Summa, Heinrich Schwarz, Adolf Kletz, Ludwig Wetzei und Hermann Zeidler. - Bei der an­schließenden Neuwahl wurde der alte Ausschuß wiedergewählt. K. F.

Ortsgruppe Weißenberg i. Bay.:

Am 4. April 1949 feierte unser altverdienter Wanderführerobmann Georg R a ·u e n b u s c h seinen 50. Geburtstag. Er ist nicht nur eines unserer ältesten Mitglieder, sondern auch eines unserer eifrigsten, ge­hört dem Verein schon 30 Jahre an und hat in dieser Zeit Hunderte von Wanderungen bei jeder Wit­terung mit seinem nie versiegenden Humor geführt. Kaum einer Sitzung oder einer -v eranstaltung blieb er während dieser langen Zeit fern und überall stand er mit Rat und Tat zur Seite. Möge er uns allen e in leuchtendes Beispiel sein! -Der V erein konnte in diesem Mo· nat auch seine Eint ragung in das Verein~register bewirken.

.J

Vor der Abfahrt können sich auch die „Bretter" noch einmal sonnen. Wo werden die Besitzer dieser . Fahrzeuge" seln1 Sie liegen bestimmt ganz ,In de r Nähe und genießen

die warme Frühlingssonne

Die Alpine Schule der Naturfreunde, Arbeitsgemeinschaft der deutschen Landesverbände

will _in allen Fragen des Wanderns, Bergste igens und sämtlichen damit zusam­menhängenden Belangen der treue Berater aller Naturfreunde sein. Beachtet

die Ausschreibung in der vorliegenden Nummer auf ~eite 4!

sondern die braungebrannte Haut, die dann anderntags an den Arbeitsstätten als Visitenkarte eines glucklichen Sonntages bestaunt wird. Wenn ich sie oftmals liegen sehe, die unbeweglichen Gestalten, dann muß ich immer an Mumifizierung denken und kann le ider nicht den Beweis antre ten , daß neben Schweiß auch ein erheblicher Geist verdunstet ist. Hier muß jedenfalls für unsere Kreise Wandel geschaffen werden. Statt Trägheit muß Leichtathletik gesetzt -werden. Weit- und Hochsprung, Kugelstoßen und Diskuswerfen sowie Ballspiele. Wo jede Anr,egung versagt, ist auf unsere alten Spiele zurückzugreifen wie „Schneider-Schneider", .Komm mit", Dreischlag usw. Seid unbesorgt, d ie Haut bräunt sich auch in Bewe­gung, im Gegenteil, sie wird ~'rheblich gleichmäßiger getönt.

Noch einige Worte für die Jugend: Neben vieles andere , das wir gerne missen möchten, ist die Sucht nach Langentbehrtem getreten. Rauchen, Tanz und Alkohol sind Begierdebegriffe einer großen Zahl junger Menschen. Verbietet s idJ.. Rauchen und Alkohol bei jedem ernsten Sportbetrieb von selbst, so ist der Tanz in eine ·gesunde gymnas tische Uebung überzuleiten. Selbstverständlich soll der Jugend nicht verwehrt werden, Melodie und Rhythmus Gestaltung zu geben, aber heraus aus der Atmosphäre der dunstenden Leiber, den Brutstätten seichter Vergnügun­gen! Auf den Dorfplatz, unter die Linden auf dem grünenden Anger mit unseren alten Volkstänzen und vor allem den immer wieder ansprechenden Reigentänzen.

So rundet sich ein Bild zu moderner Freizeitgestaltung. Wandern und Bergstei­gen, Skilaufen und Klettern gelten unsere Bestrebungen. Sie in möglichst voll­endeter Form auszuführen, ist unsere körperkulturelle Aufgabe. Sie jedoch mit dem Geist und dem Herz zu e rfassen, se i unsere Kulturaufgabe getreu der Devise: In einem gesunden Körper wohnt e in gesunder Geist.

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Wie arbeltefman mlt Erfolg bet

· Frühllnga=J\ufnahmen t Von Fr. Müller, Nürnberg

Ein eigentümlicher Reiz der von milder Frühlingssonne beschiene­nen Landschaft erweckt immer wieder den Wunsch, dieses milde Gleißen und Schimmern photogra­phisch naturgetreu darzustellen. Wf;r eng verbunden ist mit den heimatlichen Naturschönheiten, hat damit s.chon die wichtigsten Vor­aussetzungen zum E r s c h a u e n eines landschaftlichen Bildes in sich. Einige ,wenige Minuten Be­sinnung über das ansprechende Landschaftsbild Jassen bald den günstigsten Aufnahmestandpunkt finden, der die ganze Schönheit wiedergibt.

Das helle Grün junger Weiden­triebe am Bachrand, darunter das mildglitzernde . Wasser leichte Wol­ken widerspiegelt, ergibt im fla­chen seitlichen oder Gegenlicht bei Blende 8 mit 1/ so Sek. Belichtung, dazu helles Filter und Gegenlicht­blende, eine gute Bildwirkung.

· Ein andermal fesselt uns das Bild im Winde schwankender Bäume gegen ziehende Wolken. Hier wählen wir eine nicht zu kurze Belichtungszeit, um die Bewe­gung der Baumkronen darzustellen. Mit Blende 8, hellem Filter und 1/25 (bei starkem Wind 1/50, Blende 5,6), gelingt uns auch diese Aufgabe.

Die weite Landschaft ohne be· tonten Vordergrund, im Hinter­grund ein paar Bäume und hoher (ca. zwei Drittel des Bildes) wol­kiger Himmel verlangt bei Blende 8, hellem Filter, i / 100 Sek. Be-lichtung. ·

Und die s mit' Margiireten und Löwenzahn übersäte Stückchen Wiese leuchtet im leichten Gegen­licht vor dem tonigen Hintergrund, daß wir mit lfGo Sek. bei Blende 8 und hellem Filter die Aufnahme getrost wagen können.

Einmal bei den Blumen ange­langt, wollen wir ein besonders schönes Exemplar ganz nah auf­nehmen. Mil einer Mattscheiben­kamera, mögliehst doppelter Aus­zug, findet man leicht die rich­tige .Scharfeinstellung. Belichtung: Sonne, helles Filter, Blende 11 , 1 /25 Sek. Bei doppeltem Auszug ist die Belichtungszeit 8 X zu verlängern. Bei Venvendung von Vorsatzlinsen (z. ·B. Proxar) die dazugehörige Gebrauchsanweisung beachten und möglichst ein Stativ verwenden. Bei Blumenaufnahmen am Stand­ort auf den Bodenwind achten! Läßt die zur Tiefenschärfe notwen­dige Abblendung eine genügend kurze Belichtungszeit nicht zu, dann v e r z i c h t e n !

Auch einz~lne Blütenzweige und aufbredlende Knospen bannen wir. gegen den Himmel auf den Film. Blüten im Gegenlicht vor dunklem Hintergrund (Mauer, Dach usw.) zaubern d ie Lichtfülle des Früh­lings hervor. Blende 8, helles Fil­ter und 1 / 25 Sek. ergeben gut be­lichtete Negative.

Die angegebenen Belichtungszei­ten sind für Negativmaterial mit 17/ 10 DIN berechnet.

Paul Sdlulz, Sdlwelnfurt

Schon liegt das Dorf im Abendfrieden, Umkränzt von grünem Rebenhain. Noch glühen Mainbergs Schlosses Zinnen Rot im letzten Sonnenschein.

Um alte Mauern weht Vergangenheit, Aus grauer Zeit manch Märchen sacht. Der Turm liegt noch im Abendscheine, Doch in den Fenstern schattet schon die Nacht.

Kaum ist das letzte Sonnengold Verglüht an Zweigen alter Bäume, Spinnt sich das schöne Frankenland Ein in seine stillen Träume.

LanOfdlaftsphoto Von Ludwig Deuerling, Hersbruck

· A lle Naturfreundephotographen haben mit der ersten Aufnahme in der freien Natur begonnen. So sollte man wenigstens meinen! War es ein Anfänger, so kam er bald darauf, daß man mit Schwierigkeiten rech.nen muß. Klappte es mal " mit der Beleuchtung und den anderen Arbeitsgängen, so stellte man trotzdem ein Unbefriedigtsein an der Aufnahme fest. Und dabei hat sich das Motiv bei der Durchsicht im Sucher oder auf der Mattscheibe so schön angesehen. Nur kritisches Sehen schafft hier Abhilfe. - Vor allem denke man sich bei normalem Negativ­material die Farbe in der Natur weg. Licht, Schatten, Linien und Flächen sind dann die Künstler beim Landschaftsphoto. Dies so anzutreffen, daß das Motiv allen Ansprüchen gerecht wird - geschieht selten. Hier beginnt die Motivjagd! · Mit gutem Material und allen' Hilfswerkzeugen zieht man los. Ein Beispiel: An unserem Weg liegt ein Weiher und in der Feme grüßen Berge. Bei Windstille betrachtet man den Bildausschnitt - kritisiert und korrigiert denselben. Als Staffage nimmt man einen im Vordergrund stehenden Baum - läßt den Weg schräg ins Bild hineinführen, und nachdem die Berge im Hintergrund etwas klein erscheinen, sucht man den Weiher im Mittelgrund als Hauptmotiv zu verwerten. Dazu kommen noch Wolken, um durch die Luftsicht ein fein abgestimmtes Bild zu gewinnen. Demnach baut sich ein Bild in Vorder-, Mittel- und Hintergrurid auf. Das, worauf es ankommt, soll stets im Vordergrund anzutreffen sein. Ein Photo soll nie symmetrisch wirken. Horizontale nnd vertikale Linien müssen sich das Gleichgewicht halten. Die Raumtiefe muß angestrebt werden.

Auf die Verteilung von Licht und Schatten ist größtes Augenmerk zu verwenden. Bei Sonne im Rücken gibt es immer flache, ausdruckslose Bilder. Die Gegenlichtauf­nahmen reizen sehr, doch ist mit einiger Kenntnis zu rechnen. (Reflexe - Belich­tung - Entwicklung.) Plastik im Bild erhält man dadurch, daß man den Mittel­und Hintergrund etwas weniger scharf abbildet. Unter Umständen kann eine leichte ' Unschärfe ein Motiv noch an Wirkung erhöhen. Alle Linien sollen ins Bild hinein­führen. Eine Staffage muß mit viel Geschick angewendet werden, um Unaufdring­lich zu erscheinen. Soll ein Photo motivlich gut wirken, muß unbedingt .Stimmung" hinein. Aufnahmen sieht man sehr oft, die bei passender Beleuchtung oder anderer Jahres- oder· Tageszeit selbst künstlerische Arbeiten zeitigen. Niemals soll man beim Photographieren in der Landschaft auf die Wolken verzichten. Der Blick für ein Motiv läßt sic\l nicht so ohne weiteres erlernen. Hier muß das Gefühl des Photographen viel mit dazu beitragen.

Ein gutes Auge und ein empfängliches Herz wird dem Naturfreundephotographen den Weg zeigen, auch das Landschaftsphoto zu meistern.

Mein munterer Freuno, Oer l<itbit; Wenn ich durch meine geliebte Heide streife, begleiten mich die munteren Kie­

bitze mit ihrem Gaukel~piel. Des öfteren Qleibe ich stehen und erfreue mich an ihren neckischen Flügen. - - -

Inmitten blühenden· Heidekrautes steht ein Kiebitz fnit hochgerichteten Kopf­fec;lern und blickt mich mißtrauisch an ... Nun rennt er eilig trippelnd vor mir her ... bleibt stehen ... duckt sich .. . richtet sich wieder auf und beginnt wieder zu laufen. Dabei kippt er e inmal auf die rechte Seite, dann wieder auf die linke. .. . Täuschungsmanöver! ...

Nun startet er mit wuppendem Flügelschlag, steigt in die Höhe und ruft mir jauchzend sein „Kiuw1u·· zu. Im nächsten Augenblick saust er nieder, fängt sich. überschlägt sich, taumelt dann über den nahen Weiher, wirft sich mit blitzschnellen Bewegungen einmal auf. die eine, dann auf die andere Seite. Bald g~änzt seine helle ·Unterseite mit dem schwarzen Kehlfleck, bald zeigt sich der dunkle Rücken. Dann steigt er wieder hoch in steilem Bogen, saust plötzlich nieder, um sich mit vornehmem Schwung im Heidekraut niederzulassen. - - -

.Kiuwitt, kiuwitt" klingt es immer wieder, „kiuwitt, kiuwitt", bald klagend, bald frohlockend, bald träumerisch, bald gereizt . . . . . . . ·

Authorlzed by Information Services · Division, Publlcatlons Branch, Authorizatlon-Nr. 016/ 49. Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der .Naturfreunde•, Nürnberg, Sündersbllhtstraße 5, herau1gegeben und verantwortlldl: Hans Ebert, Garmisdl, Burgstraße 29a.

Druck: .Hodlland-Bote•, Garmlsdl-P•1Ttenklrdlen, Fürstenstraße 1. - Nadldrud< mit Quellenangabe gestattet.