Endenergieverbrauch und Handlungsansätze zur Minderung der ... · Einleitung MORO - Westsachsen 1...
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Endbericht
Endenergieverbrauch und
Handlungsansätze zur Minderung
der Treibhausgasemissionen
in der Planungsregion
Westsachsen
Expertise im MORO-Modellvorhaben
„Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel“
Geschäftsführung Sitz und Gerichtsstand Handelsregister Werner Bohnenschäfer-Bleidiesel Leipzig Amtsgericht Leipzig HRB 23778
Auftraggeber
Regionaler Planungsverband Westsachsen Bautzner Straße 67 04347 Leipzig
Telefon 03 41 / 33 74 16 - 0 Telefax 03 41 / 33 74 16 - 33
E-Mail [email protected] Internet www.rpv-westsachsen.de
Auftragnehmer Leipziger Institut für Energie GmbH neue Adresse ab 26.07.2010 Lessingstraße 2 04109 Leipzig
Telefon 03 41 / 22 47 62 - 0 Telefax 03 41 / 22 47 62 - 10
E-Mail [email protected] Internet www.ie-leipzig.com
Ansprechpartner
Bearbeitung
Jan Bahmann (Projektleitung) Telefon 03 41 / 22 47 62 - 17 E-Mail [email protected]
Ilka Erfurt
Martin Matthes
Matthias Reichmuth
Projektlaufzeit
Datum
Februar 2010 bis Juli 2010
16. Juli 2010
Einleitung
MORO Westsachsen
INHALTSVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG ............................................................................................................. 1
2 ENERGIE- UND KLIMABILANZ IN WESTSACHSEN .............................................. 2
2.1 Bilanzierungsmethodik und Datengrundlage .................................................. 2
2.2 Einwohnerzahlen ............................................................................................ 4
2.3 Bilanz - Sektor private Haushalte ................................................................... 4
2.3.1 Datengrundlage.................................................................................. 4
2.3.2 Endenergieverbrauch ......................................................................... 7
2.3.3 CO2-Emissionen ............................................................................... 11
2.4 Bilanz - Sektor Gewerbe-Handel-Dienstleistungen und Industrie ................ 13
2.4.1 Datengrundlage................................................................................ 13
2.4.2 Endenergieverbrauch ....................................................................... 17
2.4.3 CO2-Emissionen ............................................................................... 19
2.5 Bilanz - Sektor Verkehr ................................................................................. 22
2.5.1 Datengrundlage................................................................................ 22
2.5.2 Endenergieverbrauch ....................................................................... 23
2.5.3 CO2-Emissionen ............................................................................... 26
2.6 Bilanz -Verbrauchsbereiche insgesamt ........................................................ 28
2.6.1 Endenergieverbrauch ....................................................................... 29
2.6.2 CO2-Emissionen ............................................................................... 31
2.6.3 Pro-Kopf-Verbräuche der einzelnen Sektoren ................................. 32
3 BEWERTUNG DER SIEDLUNGS- UND VERKEHRSSTRUKTUR ........................ 34
3.1 Wohngebäudestruktur in Westsachsen ........................................................ 34
3.2 Verkehrsaufwand in unterschiedlichen Siedlungsformen ............................. 35
3.3 Wettbewerbssituation der Verkehrsträger .................................................... 36
3.4 Auswirkungen der Festlegungen im Regionalplan ....................................... 37
4 ABLEITUNG REGIONALPLANERISCHER HANDLUNGSANSÄTZE ................... 42
4.1 Beschreibung der Szenarien ........................................................................ 42
4.1.1 Neue räumliche Zuordnung ............................................................. 42
4.1.2 Kurzbeschreibung der Szenarien..................................................... 43
4.1.3 Begründung zu den Annahmen ....................................................... 46
4.2 Bilanz - Sektor private Haushalte ................................................................. 56
4.2.1 Endenergieverbrauch ....................................................................... 57
4.2.2 CO2-Emissionen ............................................................................... 58
4.3 Bilanz – Sektor Gewerbe-Handel-Dienstleistungen / Industrie .................... 59
4.3.1 Endenergieverbrauch ....................................................................... 60
4.3.2 CO2-Emissionen ............................................................................... 61
4.4 Bilanz – Sektor Verkehr ................................................................................ 61
4.4.1 Endenergieverbrauch ....................................................................... 62
4.4.2 CO2-Emissionen ............................................................................... 63
4.5 Bilanz - Verbrauchsbereiche insgesamt ....................................................... 64
4.5.1 Endenergieverbrauch ....................................................................... 64
4.5.2 CO2-Emissionen ............................................................................... 66
Einleitung
MORO Westsachsen
4.6 Handlungsansätze im Bereich privater Haushalte und GHD/Industrie ......... 68
4.7 Handlungsansätze im Bereich Siedlungsstruktur und Verkehr .................... 69
5 FAZIT ...................................................................................................................... 71
LITERATURVERZEICHNIS .............................................................................................. 73
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ......................................................................................... 76
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ........................................................................................... 77
TABELLENVERZEICHNIS ................................................................................................ 79
Einleitung
MORO - Westsachsen 1
1 EINLEITUNG
Vor dem Hintergrund, eine abgestimmte Raumentwicklungsstrategie zum Umgang der
Region Westsachsen mit den Folgen des Klimawandels zu entwickeln, hat sich der Regi-
onale Planungsverband Westsachsen (RPVW) als Modellvorhaben der Raumordnung
(MORO) beworben und im Jahr 2009 den Zuschlag erhalten. Neben vielen anderen As-
pekten soll im Rahmen des Projekts die Thematik Energie näher untersucht werden. In
diesem Zusammenhang wurde das Leipziger Institut für Energie GmbH (IE Leipzig) damit
beauftragt, eine Energie- und Klimabilanz für die Region Westsachsen zu erstellen, um
daraus regionalplanerische Handlungsstrategien für die Raum- und Siedlungsstruktur ab-
zuleiten.
Eine effiziente Energienutzung entlang der gesamten energiewirtschaftlichen Wert-
schöpfungskette und der sukzessive Umbau der Energieerzeugungsstruktur sind maß-
gebliche Herausforderungen im Kontext des Klimawandels, denen sich alle Akteure zu-
künftig stellen müssen. Hierbei sind vor allem Regionen und Kommunen aufgerufen, ihre
spezifischen Potenziale zu identifizieren, um durch konkrete Weichenstellungen zur Sen-
kung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen bestmöglich beitragen sowie ein
nachhaltiges Energieversorgungssystem schaffen zu können.
Aufbauend auf der externen Expertise des IE Leipzig soll anhand der momentanen Situa-
tion untersucht werden, welche Handlungsstrategien zur künftigen Energie- und Klima-
gaseinsparung möglich und welche durch die Regionalplanung sinnvoll umsetzbar sind.
Welche Wirkungen sind zu erwarten? Realistische Ziele für Westsachsen sind insofern
wichtig, da sich die regionalen Akteure damit identifizieren und bestmöglich zur Zielerrei-
chung beitragen können. Die Umsetzung der Maßnahmen setzt aber auch entsprechen-
de Anstrengungen voraus.
Der vorgelegte Endbericht stellt dafür zunächst eine fundierte Datenbasis dar. Im Rah-
men von Workshops mit den regionalen Akteuren werden die Ergebnisse der erstellten
Energie- und Klimabilanz diskutiert, Detailinformationen ausgetauscht und mögliche
Maßnahmen abgestimmt. Somit ist von Anfang an sichergestellt, dass eine Vielzahl wich-
tiger Informationen berücksichtigt werden kann und sich die Akteure bei der späteren
Umsetzung der Maßnahmen wiederfinden.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 2
2 ENERGIE- UND KLIMABILANZ IN WESTSACHSEN
Zur Bearbeitung des Arbeitspaketes 1 wurde ein komplexes Modell zur Ermittlung der
Energie- und Klimabilanz eingesetzt, welches den gesamten Energieverbrauch der Regi-
on Westsachsen nach den Sektoren private Haushalte, Gewerbe-Handel-Dienst-
leistungen (GHD) und Industrie sowie Verkehr beschreibt. Vereinbarungsgemäß wurden
aufgrund des vorgegebenen zeitlichen und finanziellen Rahmens ausschließlich der
Endenergieverbrauch und die CO2-Emissionen untersucht; andere relevante Treib-
hausgase wurden nicht betrachtet. Die energetisch bedingten CO2-Emissionen der Land-
und Forstwirtschaft werden gemäß Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 [WZ 2008]
im Sektor GHD/Industrie behandelt.
Die Schaffung einer verlässlichen Datenbasis ist Grundvoraussetzung für die anschlie-
ßende Ableitung und Bewertung von Handlungsempfehlungen zur Verbrauchs- und
Emissionsminderung im Themenfeld Energie und Verkehr.
Eine Differenzierung innerhalb des Betrachtungsgebietes erfolgte vereinbarungsgemäß
nach den drei Siedlungskategorien Oberzentrum sowie Städte über 12.000 Einwohner
und übrige Gemeinden in den beiden Landkreisen (vgl. Tabelle 1). Aus Gründen der Le-
serlichkeit werden in den Abbildungen die beiden Landkreise entsprechend Ihrer amtli-
chen Kraftfahrzeugkennzeichen (Landkreis Leipzig - L, Landkreis Nordsachsen - TDO)
abgekürzt.
Tabelle 1 Räumliche Differenzierung im Betrachtungsraum Westsachsen
Oberzentrum Städte über 12.000 Einwohner der Landkreise Leipzig und Nordsachsen
übrige Gemeinden
Leipzig Borna, Grimma, Markkleeberg,
Markranstädt, Wurzen (L)
im Landkreis Leipzig
Delitzsch, Eilenburg, Oschatz,
Schkeuditz, Taucha, Torgau (TDO)
im Landkreis Nordsachsen
2.1 Bilanzierungsmethodik und Datengrundlage
Zur Ermittlung des Energieverbrauchs innerhalb der Region Westsachsen wurden sei-
tens des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen (StaLA) statistische Daten
bereitgestellt, welche eine Untergliederung nach den Sektoren private Haushalte, Ge-
werbe-Handel-Dienstleistungen und Industrie sowie Verkehr zuließen. Infolge unter-
schiedlicher Datenqualitäten wurden zusätzliche Quellen genutzt, um in den Sektoren
bessere Differenzierungen vornehmen zu können. Auch wurden weitere andere Daten-
sätze zur Plausibilisierung herangezogen. In den Sektoren private Haushalte sowie GHD
und Industrie werden die Energieträger feste Brennstoffe, Heizöl, Gas, Elektroenergie,
Fernwärme und erneuerbare Energien anhand von Indikatoren unterschieden. Im Sektor
Verkehr wurden Benzin, Diesel, Elektroenergie und Flugtreibstoff betrachtet.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 3
Da der Energieverbrauch in allen betrachteten Sektoren nach dem Verursacherprinzip –
also beim Nutzer der Energie – bilanziert wurde, wurden die Energieflüsse des Umwand-
lungssektors (Kraft-, Heiz- und Heizkraftwerke) nicht betrachtet. Diese Herangehens-
weise ist insbesondere für die regional ansässigen Kraftwerke (z. B. Lippendorf) zielfüh-
rend, da deren Energie auch außerhalb der Bilanzgrenze genutzt wird und somit deren
Energie- und Klimabilanz zu interregionalen Ergebnisverfälschungen führen würde.
Die Bilanzierung der klimarelevanten Treibhausgasemissionen bezieht sich primär auf die
CO2-Emissionen, die durch den Energieeinsatz in den Verbrauchsbereichen in der Regi-
on Westsachsen freigesetzt werden (energiebedingte CO2-Emissionen). Eine Ausnahme
bildet die landwirtschaftliche Tierproduktion als nicht energetisch bedingte Emission, die
im Rahmen der Klimabilanz jedoch nicht untersucht wurde. Vorgelagerte Prozesse im
Sinne einer Lebensweganalyse (Ökobilanzierung) werden nicht betrachtet, wobei die
Energieträger von außerhalb des Bilanzraumes mit den Vorketten, wie Veredelung und
Transport, beaufschlagt würden (siehe Abbildung 1). Im Energie- und Klimagasmodell
werden für die einzelnen Verbrauchssektoren die temperaturbereinigten CO2-Emissionen
für das Oberzentrum Leipzig, die Städte mit mehr als 12.000 Einwohnern sowie die übri-
gen Gemeinden der beiden Landkreise für das Bezugsjahr 2008 dargestellt.
Prozesse global Energieträger Verbrauchssektoren
Feste Brennstoffe
Erneuerbare Energien
Rohöl
Strom
Fernwärme
Erdgas
Feste Brennstoffe
Erneuerbare Energien
Heizöl
Kraftstoffe
Haushalte
Industrie & GHD
Verkehr
Ve
red
elu
ng
un
d T
ran
spo
rt
Ve
red
elu
ng
un
d T
ran
spo
rt
Erdgas
Kernbrennstoff
Müll
Bilanzraum
Abbildung 1 Energieflussschema am Beispiel der Region Westsachsen Darstellung: IE Leipzig
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 4
2.2 Einwohnerzahlen
Für die Berechnung der Pro-Kopf-Verbräuche werden die in Tabelle 2 aufgeführten Ein-
wohnerzahlen zu Grunde gelegt.
Tabelle 2 Einwohnerzahlen für die verschiedenen Raumkategorien
Westsachsen Freistaat Sachsen Bundesrepublik
Stichtag 31.12.2008 31.12.2007 31.12.2007
Einwohner 998.688 4.220.200 82.217.800
Quellen: [StaLA 2010 c], [StBA 2010]
2.3 Bilanz - Sektor private Haushalte
2.3.1 Datengrundlage
Für die Berechnung des Endenergieverbrauchs und den damit verbundenen energiebe-
dingten CO2-Emissionen der privaten Haushalte ist eine Reihe von Detailinformationen
unerlässlich:
• Strukturdaten:
Einwohnerzahlen, Anzahl der (bewohnten) Wohnungen, Anzahl der Gebäude
nach Gebäudealter, Wohnflächen [StaLa 2010 a], Struktur der Heizungssysteme
• Kennwerte:
typische Nutzungsgrade der Heizsysteme, Verbrauchsstruktur der Haushalte
nach Anwendungsbereichen, flächenspezifischer Energieverbrauch (Wärme) der
Wohngebäude [ebök 2004], spezifische CO2-Emissionen
Die aktuellen amtlichen Statistiken weisen für das Zielgebiet keine Datenbasis auf, die die
vorhandene Wohnbebauung nach Baualtersklassen differenzieren lässt. Demnach be-
stand die Notwendigkeit, ausgehend von der verfügbaren Basis der Gebäude- und
Wohnraumzählung 1995 (GWZ 95) über die jährlich erfassten Bauabgänge und Bau-
fertigstellungen, diese zu generieren und mit den Daten der Fortschreibung des Wohnge-
bäude- und Wohnungsbestandes abzugleichen [StaLA 2010 a]. In diesem Rahmen wur-
den die Baualtersklassen der GWZ 95 und der Bauabgänge in einer praktikablen Ge-
bäudealtersklassifikation (Tabelle 3) neu zusammengefasst, welche Aussagen über den
energetischen Zustand der thermischen Gebäudehülle zulässt. Während die ersten bei-
den Wärmeschutzverordnungen (WSVO 1977 und WSVO 1984) infolge der damaligen
Teilung Deutschlands im Betrachtungsgebiet keine Relevanz haben, spielen sowohl die
3. WSVO 1995 und vor allem die Energieeinsparverordnung (EnEV), die mit Einführung
im Jahr 2002 im Bausektor aus energetischer Sicht einen Meilenstein darstellt, eine signi-
fikante Rolle für die energetische Qualität der Wohngebäude.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 5
Tabelle 3 Gebäudeklassifikation nach Baualter (Darstellung: IE Leipzig)
A E
Baujahr nach
1980
Baujahr bis 1948 Baujahr von 1949 bis 1971 Baujahr von 1972 bis 1990 Baujahr von 1991 bis 2001 Baujahr ab 2002
Baujahr bis 1948 Baujahr von 1949 bis 1971 Baujahr von 1972 bis 1990Baujahr von
1991 bis 1994
Baujahr 1995
(bis
30.09.1995)
Gebäudeklassifikation nach Baualter für die Energie- und Klimabilanz Westsachsen
D
Baujahr von
1949 bis 1962
Baujahr von
1963 bis 1970
Baujahr von
1971 bis 1980
Klassifikation nach Gebäude- und Wohnraumzählung 1995
Klassifikation der Bauabgänge
Baujahr bis 1948
B C
Ein weiterer wesentlicher Aspekt für die Beurteilung des Endenergieverbrauchs im Sektor
der privaten Haushalte ist die Aufteilung der energieverbrauchswirksamen Wohnflächen
auf die Gebäudetypen Ein- und Zweifamilienhaus (EZFH) und Mehrfamilienhaus (MFH).
Letztgenannter Gebäudetyp weist mindestens drei Wohneinheiten auf und wird unab-
hängig von der Gesamtzahl der Wohneinheiten im Gebäude nicht weiter untergliedert.
Die Verteilung in Westsachsen ist in Abbildung 2 dargestellt. Wie nicht anders zu erwar-
ten, weist das Oberzentrum Leipzig mit 82 % den prozentual größten Anteil der Wohnflä-
chen in Mehrfamilienhäusern auf. Die Situation in den übrigen Gemeinden stellt sich er-
fahrungsgemäß konträr zu den Städten dar. Lediglich die Stadt Markranstädt verfügt mit
64 % über einen ähnlich hohen Anteil an energieverbrauchswirksamer Wohnfläche in
Ein- und Zweifamilienhäusern wie der ländliche Raum.
18%
39%
54% 52%
64%
40%
67%
44%39%
48%
56%53%
38%
77%
39%
82%
61%
46% 48%
36%
60%
33%
56%61%
52%
44%47%
62%
23%
61%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
energiewirksame
Wohnfläche MFH
energiewirksame
Wohnfläche EZFH
Abbildung 2 Prozentuale Verteilung der energiewirksamen Wohnflächen in Westsachsen nach Gebäudearten Quelle: Berechnungen des IE Leipzig auf der Grundlage von [StaLa 2010]
Nach Abzug des Leerstandes gemäß dem Wohnbaumonitoring 2008 [SAB 2008] wurden
den Wohneinheiten, den Gebäudetypen entsprechend, Heizungssysteme zugeordnet.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 6
Grundlage dieser Zuordnung bilden interne Untersuchungen des IE Leipzig zur Woh-
nungsbeheizung in Ostdeutschland, die bezogen auf die damaligen Landkreise detaillier-
te Angaben zur Beheizungsstruktur von Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Mehrfamili-
enhäusern liefert (Abbildung 3). Die annähernd flächendeckende Modernisierung der
Heizungssysteme im Gebäudebestand erfolgte im Betrachtungsgebiet weitestgehend in
den 1990-er Jahren. Darauf aufbauend berücksichtigte das IE Leipzig die aktuellen Ent-
wicklungen, z.B. den steigenden Anteil erneuerbarer Energien (einschließlich Wärme-
pumpen) zur Raumwärme- und Warmwasserversorgung. Während für das Oberzentrum
Leipzig die prozentuale Verteilung der Heizungssysteme auf EZFH und MFH übernom-
men wurde, sind die untersuchten Städte jeweils mit den Zahlen der ehemaligen Land-
kreise (vor der Kreisreform 2008) untersetzt. Die übrigen Gemeinden wurden über die
Wohneinheiten der ehemaligen Landkreise gewichtet.
Struktur der Heizungssysteme im EZFH-Bereich in
Westsachsen
Feste Brennstoffe | 0,2%
Fernwärme| 0,5%
Gas | 60,6%
Strom |0,7%
Heizöl | 37,8%
Erneuerbare Energien | 0,2%
Struktur der Heizungssysteme im MFH-Bereich in
Westsachsen
Feste Brennstoffe | 10,7%
Fernwärme|24,8%
Gas | 46,9%
Strom |7,1%
Heizöl | 10,4%
Erneuerbare Energien | 0,1%
Abbildung 3 Verteilung der Heizungssysteme in EZFH und MFH in Westsachsen Darstellung: IE Leipzig
Die Untergliederung der Wohneinheiten nach Baualtersklassen lässt eine individuelle Zu-
ordnung von Energiekennzahlen zu, die die jeweils baualterstypischen energetischen
Baustandards berücksichtigen. Grundlage für die Zuordnung der Energiekennzahlen bil-
det die sächsische Gebäudetypologie [ebök 2004], die im Rahmen der Evaluierung des
Sächsischen Energiepasses erstellt wurde und typische Baukonstruktionen in Sachsen
nach energetischen Gesichtspunkten bewertet. Um den Sanierungsgrad des Gebäude-
bestandes ebenfalls berücksichtigen zu können, wurde die Energiekennzahl für die jewei-
lige Bauepoche adaptiert. Tabelle 4 gibt einen Überblick über die verwendeten Energie-
kennzahlen. Die Tatsache, dass die Baualtersklasse A trotz ihres Alters einen geringeren
spezifischen Heizwärmebedarf aufweist als die Baualtersklasse B, ist den unterschiedli-
chen Philosophien der Baukonstruktion geschuldet. Führte man früher, aufgrund fehlen-
der statischer Berechnungen, aus Erfahrung sehr dicke Wandkonstruktionen aus, wurden
diese in den 1950-er und 1960-er Jahren durch den Einsatz neuer Materialien und der
Anwendung baustatischer Berechnungsmodelle wesentlich schlanker, ohne sie zu die-
sem Zeitpunkt bauphysikalisch zu optimieren.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 7
Tabelle 4 Energiekennzahlen für EZFH und MFH nach Baualtersklassen (Darstellung: IE Leipzig)
Energiekennzahl A B C D E
nach Baualter bis 1948 1949 - 1971 1972 - 1990 1991 - 2001 ab 2002
EZFH [kWh/m²a] 220 260 150 100 60
MFH [kWh/m²a] 170 190 150 120 70
2.3.2 Endenergieverbrauch
Die Verteilung des endenergetischen Verbrauchs auf die einzelnen Energieträger ergibt
sich sowohl aus der Energiekennzahl als auch aus der Struktur der Heizungssysteme.
Für die Region Westsachsen ergibt sich folgendes Bild:
• Die festen Brennstoffe tragen bei der Raumwärmebereitstellung in Westsach-
sen mit 8,1 % bei. Zum Einsatz kommen sie hauptsächlich zur Beheizung der
Mehrfamilienhäuser in Leipzig (16,5 %), der Städte (13,9 %) und der übrigen Ge-
meinden (15,4 %). Während in den Städten ein großer Anteil auf kohlebeheizte
Einzelraumfeuerstätten im unsanierten Gebäudebestand zurückzuführen ist,
spielt im ländlichen Raum zunehmend die Holzfeuerung eine Rolle. Der Trend
zur Feuerung mit fester Biomasse wird perspektivisch aber in allen Sparten zu-
nehmen. So werden beispielsweise in Leipzig zunehmend Mehrfamilienhäuser
durch moderne Pelletzentralfeuerungsanlagen mit Wärme versorgt.
• Heizöl ist mit 24,7 % der in Westsachsen am zweithäufigsten genutzte Energie-
träger zur Raumbeheizung. Einsatzfelder sind vor allem EZFH. In den Mehrfami-
lienhäusern der Städte mit mehr als 12.000 Einwohnern und den übrigen Ge-
meinden hat Heizöl als Energieträger ebenfalls Anteile von mehr als 10 %.
• Der Anteil der gasbeheizten Wohnungen in der gesamten Region Westsachsen
ist mit insgesamt 50,7 % zu beziffern. Der Gasanteil des Oberzentrums Leipzig
ist mit 46,0 % insgesamt etwas geringer als der der restlichen betrachteten Städ-
te (51,8 %). Dieser geringere Anteil liegt u.a. an der ebenfalls vorhandenen Fern-
wärmeversorgung.
• Die fernwärmeversorgten Wohnungen nehmen in Westsachsen prozentual ei-
nen Anteil von 13,2 % ein, wobei aufgrund der gewachsenen städtebaulichen
Versorgungsstruktur in Leipzig die Mehrfamilienhäuser mit 34,6 % den größten
Anteil erbringen. In den MFH der Städte mit mehr als 12.000 Einwohnern ist die
Fernwärmeversorgung mit 16,0 % weniger ausgeprägt. Eine Fernwärmeversor-
gung im Ein- und Zweifamilienhausbereich ist nur in wenigen Ausnahmen gege-
ben.
Es gilt festzuhalten, dass Fernwärme als Sekundärprodukt der Strombereitstel-
lung sowohl im Bereich der Endenergiebereitstellung als auch bei den Klimagas-
emissionen eine Gunstwirkung hat. Als Teil eines Kraft-Wärme-Kopplungs-
Prozesses (KWK) ist diese Form der Wärmebereitstellung prinzipiell positiv zu
bewerten.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 8
• Eine Sonderstellung nehmen die Heizungs(ergänzungs)systeme Wärmepumpe
und Solarthermie ein, die bei der Bilanzierung als erneuerbare Energien zu-
sammengefasst wurden. Insbesondere solarthermische Anlagen haben in den
überwiegenden Fällen eine heizungsunterstützende Funktion und substituieren
nur teilweise konventionelle Energieträger. Insgesamt befinden sich diese Ener-
gieträger im westsächsischen Gesamtkontext noch auf einem niedrigen Niveau,
was der im Vergleich zum deutschen Durchschnitt schlechteren Vermögens-
situation in der Region (hohe Anschaffungskosten und lange Amortisations-
zeiträume) zuzuschreiben ist. In der jüngsten Vergangenheit ist eine Markt-
dynamik vor allem im Bereich des Gebäudeneubaus zu beobachten, welche sich
aber in der Gesamtbilanz bisher noch nicht wesentlich niederschlägt.
Im Energie- und Klimamodell floss zudem die Entwicklung der spezifischen Jahresnut-
zungsgrade von unterschiedlichen Heizungssystemen mit ein.
Die Kenntnis der Verbrauchsstruktur nach Anwendungsbereichen liefert weitere wichtige
Informationen zur Aufteilung des Endenergieverbrauchs (vgl. Abbildung 4).
3.234
1.373
2.012
469
189
250
112
43
53
760
310
407
4.575
1.915
2.722
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
4.000
4.500
5.000
Oberzentrum Städte > 12.000 EW übr. Gemeinden
GWh
Sonst. Strom-verbrauch
Nahrungs-zubereitung
Warmwasser
Raumwärme
Abbildung 4 Verteilung des Endenergieverbrauchs der privaten Haushalte in Westsach-sen nach Anwendungsarten Quelle: Berechnungen des IE Leipzig auf der Grundlage von [StaLa 2010]
Vor allem im Hinblick auf spätere Wirkungsabschätzungen von Einsparmaßnahmen sind
folgende Aspekte von Bedeutung:
• Beim Endenergieverbrauch der privaten Haushalte überwiegt mit 71,9 % deutlich die
Bereitstellung von Raumwärme. Bei Betrachtung des Oberzentrums (70,7 %), der
Städte (71,7 %) und der übrigen Gemeinden (73,9 %) sind in der Quantität der Ver-
teilung kaum Unterschiede festzustellen. Daher sind im Bereich der effizienteren
Wärmenutzung der Wohngebäude (Steigerung der Qualität des energetischen Zu-
standes) bedeutende Potenziale zur Energie- und Emissionsminderung zu erwarten.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 9
Diese Entwicklung wurde bereits in der Vergangenheit durch restriktive Vorgaben für
Neubauten und Gebäudesanierungen gemäß EnEV sowie durch ein gestiegenes
Bewusstsein in der Gesellschaft forciert.
• Die Warmwasserbereitung nimmt im westsächsischen Durchschnitt einen Anteil von
ca. 9,9 % des Endenergieverbrauchs ein. Auch hier sind keine wesentlichen
Schwankungen zwischen dem Oberzentrum Leipzig (10,3 %), den Städten über
12.000 Einwohnern (9,9 %) und den übrigen Gemeinden (9,2 %) vorhanden.
• Die Nahrungszubereitung nimmt mit durchschnittlich 2,3 % den geringsten Anteil
am Endenergieverbrauch der privaten Haushalte ein.
• Der Anteil des sonstigen Stromverbrauchs (insgesamt 16,0 %) ist mit 16,6 % im
Vergleich zum Durchschnitt im Oberzentrum Leipzig am höchsten, die Unterschiede
zu den mittleren Städten (16,2 %) und zu den übrigen Gemeinden (15,0 %) sind hin-
gegen marginal. Erfahrungsgemäß steigt der Stromverbrauch für Information, Kom-
munikation und Beleuchtung kontinuierlich an. Dies lässt sich vorrangig mit einem
zunehmenden Ausstattungsgrad der Haushalte mit Elektrogeräten begründen. Somit
sind mit Blick auf künftige Einsparungen im Bereich der Stromnutzung ebenfalls Po-
tenziale zu erwarten, wenngleich diese mutmaßlich wesentlich geringer ausfallen, als
im Wärmebereich. Diese Potenziale sind vor allem durch eine Ablösung von Elektro-
geräten mit hohem Stromverbrauch durch effizientere Modelle zu heben.
Der Endenergieverbrauch der privaten Haushalte in der Region Westsachsen beträgt im
Bezugsjahr 2008 temperaturbereinigt insgesamt 9.212 GWh. Dabei beansprucht das
Oberzentrum Leipzig mit 4.575 GWh einen prozentualen Anteil etwa 50 %, was einem
Pro-Kopf-Endenergieverbrauch von 8,9 MWh/EW entspricht. Die Städte über 12.000 Ein-
wohner weisen einen Endenergieverbrauch von 1.915 GWh (20,8 %), die übrigen Ge-
meinden einen Endenergieverbrauch von 2.722 GWh (29,5 %) auf. Für die mittleren
Städte sowie die übrigen Gemeinden ergibt sich ein Pro-Kopf-Endenergieverbrauch von
9,2 MWh/EW bzw. 9,9 MWh/EW. Alle drei betrachteten Siedlungskategorien liegen über
dem sächsischen bzw. bundesdeutschen Durchschnittsverbrauch pro Kopf, welcher
6,6 MWh/EW bzw. 7,6 MWh/EW beträgt. Die Abweichungen können einerseits in der
vorhandenen Bilanzierungstiefe und dem Detailgrad der vorliegenden Expertise begrün-
det sein. Andererseits kann dieser Umstand reale Ursachen haben und ist auf die vor-
handene historische Bausubstanz, einen geringeren Sanierungsgrad sowie vergleichs-
weise ineffiziente Wärmebereitstellungstechnologien zurückzuführen. Einen ebenfalls
großen Einfluss kann ein aus energetischer Sicht ungünstiges Nutzerverhalten der Be-
völkerung haben, was aber im Rahmen dieser Expertise nicht in ausreichendem Maße zu
beurteilen ist.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 10
491109 98
381
447776
1.718
817
1.242
930
413
510
1.051
127
93
4.575
1.915
2.722
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
4.000
4.500
5.000
Oberzentrum Städte > 12.000 EW übr. Gemeinden
GWh
* Differenzen zwischen den Einzel- und Summenwerten ergeben sich aus dem Anteil Erneuerberer Energien
Erneuerbare Energien *
Fernwärme
Elektroenergie
Erdgas
Heizöl
Feste Brennstoffe
Abbildung 5 Verteilung des Endenergieverbrauchs der privaten Haushalte in Westsach-sen nach Energieträgern Darstellung: Berechnungen des IE Leipzig auf der Grundlage von [StaLa 2010]
In Tabelle 5 sind die kumulierten Endenergieverbräuche der privaten Haushalte in West-
sachsen im Vergleich zum Freistaat Sachsen und zur Bundesrepublik Deutschland dar-
gestellt.
Tabelle 5 Endenergieverbrauch der privaten Haushalte in Westsachsen nach Energieträ-gern
Westsachsen [GWh]
Freistaat Sachsen [GWh]
Bundesrepublik [GWh]
Sonstige Energieträger nicht erfasst - -
Erneuerbare Energien 9 123 3.904
Fernwärme 1.271 3.706 43.015
Elektroenergie 1.853 5.284 139.807
Erdgas 3.777 11.497 247.596
Heizöl 1.604 4.495 129.368
Festbrennstoffe 698 2.601 62.024
Summe 9.212 27.706 625.714
Tabelle 6 zeigt die kumulierten Pro-Kopf-Verbräuche der privaten Haushalte in West-
sachsen im Vergleich zum Freistaat Sachsen und zur Bundesrepublik Deutschland.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 11
Tabelle 6 Endenergieverbrauch pro Kopf* der privaten Haushalte in Westsachsen nach Energieträgern
Westsachsen
[MWh/EW]
Freistaat Sachsen
[MWh/EW]
Bundesrepublik
[MWh/EW]
Sonstige Energieträger nicht erfasst - -
Erneuerbare Energien 0,01 0,03 0,05
Fernwärme 1,27 0,88 0,52
Elektroenergie 1,86 1,25 1,70
Erdgas 3,78 2,72 3,01
Heizöl 1,61 1,07 1,57
Festbrennstoffe 0,70 0,62 0,75
Summe 9,23 6,57 7,60
*Pro-Kopf-Verbräuche beziehen sich auf die jeweiligen Einwohnerzahlen für das Bezugsjahr (Region West-sachsen = 2008,*Freistaat Sachsen und Bundesrepublik Deutschland = 2007)
2.3.3 CO2-Emissionen
Da im Rahmen der Energie- und Klimabilanzierung keine Zeitreihe untersucht wurde,
ergibt sich eine CO2-Emission für private Haushalte in Westsachsen von insgesamt
2.569 kt als Momentaufnahme für das Bezugsjahr 2008. Für die Ableitung der CO2-
Emissionen aus den jeweiligen Energieträgern wurden dabei die offiziellen Umrech-
nungsfaktoren des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
herangezogen [BMU 2010]. Dabei entfallen auf das Oberzentrum Leipzig 1.236 kt CO2,
auf die Städte über 12.000 Einwohner 557 kt CO2 und auf die übrigen Gemeinden
776 kt CO2. Die Aufteilung auf die Energieträger ist in Abbildung 6 dargestellt.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 12
52 12 10
101119
206
347
165
251
530
236
291
206
25
18
1.236
557
776
0
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
Oberzentrum Städte > 12.000 EW übr. Gemeinden
kt CO2
Fernwärme
Elektroenergie
Gas
Heizöl
Feste Brennstoffe
Abbildung 6 Verteilung der CO2-Emissionen der privaten Haushalte in Westsachsen nach Energieträgern Darstellung: Berechnungen des IE Leipzig auf der Grundlage von [StaLa 2010]
Tabelle 7 stellt die kumulierten CO2-Emissionen der privaten Haushalte in Westsachsen
im Vergleich zum Freistaat Sachsen und zur Bundesrepublik Deutschland dar.
Tabelle 7 CO2-Emissionen der privaten Haushalte in Westsachsen nach Energieträgern
Westsachsen
[kt CO2]
Freistaat Sachsen
[kt CO2]
Bundesrepublik
[kt CO2]
Sonstige Energieträger nicht erfasst 0 0
Erneuerbare Energien 0 0 0
Fernwärme 249 937 10.870
Elektroenergie 1.057 3.319 87.821
Erdgas 763 2.324 50.055
Heizöl 426 1.186 34.322
Festbrennstoffe 74 185 3.946
Summe 2.569 7.951 187.014
Tabelle 8 zeigt die kumulierten Pro-Kopf-Emissionen der privaten Haushalte in West-
sachsen im Vergleich zum Freistaat Sachsen und zur Bundesrepublik Deutschland.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 13
Tabelle 8 CO2-Emission pro Kopf* der privaten Haushalte in Westsachsen nach Energie-
trägern
Westsachsen
[t CO2/EW]
Freistaat Sachsen
[t CO2/EW]
Bundesrepublik
[t CO2/EW]
Sonstige Energieträger nicht erfasst 0 0
Erneuerbare Energien 0 0 0
Fernwärme 0,25 0,22 0,13
Elektroenergie 1,06 0,79 1,07
Erdgas 0,76 0,55 0,61
Heizöl 0,43 0,28 0,42
Festbrennstoffe 0,07 0,04 0,05
Summe 2,57 1,88 2,28
*Pro-Kopf-Verbräuche beziehen sich auf die jeweiligen Einwohnerzahlen für das Bezugsjahr (Region West-sachsen = 2008,*Freistaat Sachsen und Bundesrepublik Deutschland = 2007)
2.4 Bilanz - Sektor Gewerbe-Handel-Dienstleistungen und Industrie
2.4.1 Datengrundlage
Methodisch wurden die Bereiche Gewerbe-Handel-Dienstleistungen und Industrie zu-
sammengefasst. Für beide Sektoren stellt die amtliche Statistik den Indikator "sozialver-
sicherungspflichtig Beschäftigte" bereit. Andere Untersuchungen des IE haben gezeigt,
dass zwischen der Entwicklung der Beschäftigten und der Entwicklung des Energiever-
brauchs ein signifikanter Zusammenhang besteht. Ausgehend von diesem Indikator wur-
den weitere Informationen in die Berechnungen einbezogen:
• Strukturdaten:
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte1 [StaLA 2010 b]
• Kennwerte:
Verbrauchsstruktur der Energieträger nach Anwendungsbereichen, Jahresnut-
zungsgrade, Energieverbrauch je Beschäftigter [Geiger 2009], spezifische CO2-
Emissionen
Im Vergleich aller Verbrauchssektoren stellt sich die Datenlage im Bereich GHD/Industrie
in Bezug auf regionalspezifische Besonderheiten am unsichersten dar. Eine umfangrei-
che Strukturuntersuchung dieses Sektors für die Region Westsachsen würde zu genaue-
ren Ergebnissen führen, ist jedoch für eine Betrachtung auf Makroebene, wie sie in die-
sem Gutachten durchgeführt wird, nicht zwingend notwendig.
Anhand der vom StaLa zur Verfügung gestellten Daten auf Basis der WZ 2008 wurden
die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zunächst auf die Branchen aufgeschlüsselt,
1 Der Endenergieverbrauch nichtsozialversicherungspflichtig Beschäftigter wird statistisch über die spezifischen Energiever-
brauchskennwerte erfasst.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 14
für die nach [Geiger 2009] spezifische Energieverbrauchskennzahlen vorliegen. Die Ab-
grenzung der Industrie vom GHD-Sektor erfolgt beim verarbeitenden Gewerbe, in dem
alle Produktionsbetriebe der Industrie und des verarbeitenden Handwerks mit 20 und
mehr Beschäftigten erfasst sind. Der Bergbau und die Gewinnung von Steinen und Erden
sind ebenfalls dem verarbeitenden Gewerbe zugeordnet.
In Westsachsen sind laut Statistischem Landesamt [StaLA 2010 b] 338.293 sozialver-
sicherungspflichtig Beschäftigte registriert. Mit 60,8 % arbeitet die Mehrheit im Oberzent-
rum Leipzig. Die Städte über 12.000 Einwohner stellen mit 21,4 % etwas mehr sozialver-
sicherungspflichtig Beschäftigte als die übrigen Gemeinden (17,8 %). Abbildung 7 zeigt
die Verteilung auf die unterschiedlichen Wirtschaftszweige.
Die Land- und Forstwirtschaft ist in Sachsen am stärksten in den übrigen Gemeinden des
Landkreises Nordsachsen vertreten. Das Baugewerbe weist nur in den oberzentrumsna-
hen Städten Markkleeberg, Markranstädt, Schkeuditz und Taucha einen Anteil von über
10 % auf. Der Handel ist für die Stadt Taucha mit insgesamt 33 % eine wichtige Säule.
Der Wirtschaftszweig Verkehr und Nachrichtenübermittlung kommt insbesondere durch
den Flughafen Leipzig/Halle in der Stadt Schkeuditz mit 33 % zum Tragen. Die Industrie,
die durch das verarbeitende Gewerbe repräsentiert wird, ist in Markranstädt und Wurzen
mit jeweils 30 % vertreten.
0% 0% 2% 1% 1%4% 4%
1% 1% 1% 1% 2% 2%
10%
2%5%
8%8%
15% 13% 5%
11%
9%6%
8%12%
13%
7%
13%
10%
12%
18% 16%
23%
20%
12%
15%
13%
14%
16% 8%
33%
16%
15%
17%3%
2% 4%
5%
2%
2%
2%
3%
2%
2%
4%
3%
2%
2%
3%
12%
3%3%
4%
8%
4%
8%
5%9%
7%
33%
8%
4%
6%
8%4%2%
6%
1%
2%
1%
1%
2% 1%1%
1%1%
3%
0%
2%
24%
9%
15%
20%
10%
11%
10%
13%10%
13%
9%
18%
10%
6%
13%
28%
48%29%
19%
10%
28%
22% 32%
32%
32%
15%
15%
38% 21%
26%
2%2%
2%
5%
4% 3%
4%
5%
2%
1%
1%
2%
5%
2%
3%
9%7%
15%
8%
30% 30%
23%
17%
23%20%
16%
5%
13%
24%
17%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
So
zia
lve
rsic
he
run
gsp
flic
hti
ge
Be
sch
äft
igte
Verarbeitendes Gewerbe
Energie- und Wasser-versorgung
Gebietskörper-schaften
sonstige Dienst-leistungen
Kreditinstitute und Ver-sicherungen
Verkehr, Nachrichten-übermittlung
Gastgewerbe
Handel
Baugewerbe
Land- und Forstwirtschaft
Abbildung 7 Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort nach Branchen in Westsachsen Quelle: Berechnungen des IE Leipzig auf der Grundlage von [StaLa 2010]
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 15
Zur Ermittlung des Energieverbrauchs wurden branchenspezifische Werte verwendet, wie
sie in „Energieverbrauch des Sektors Gewerbe, Handel, Dienstleistung (GHD) für die
Jahre 2004 bis 2006“ [Geiger 2009] untersucht und veröffentlicht wurden.
Für die Region Westsachsen ergibt sich dabei folgendes Bild:
• In Westsachsen werden 7.285 GWh Endenergie im Sektor Industrie verbraucht,
wobei mit insgesamt 3.412 GWh der größte Anteil (46,8 %) auf das Oberzentrum
entfällt. Mit 1.849 GWh belegen die Städte über 12.000 Einwohner nur 25,4 %
am Endenergieverbrauch, was in einigen Fällen (Markkleeberg, Taucha) mit der
unmittelbaren Nähe zum Ballungsraum Leipzig begründet werden kann. In
Schkeuditz hingegen ist der Endenergieverbrauch vergleichsweise hoch, was auf
die funktionelle Verdichtung infolge des Flughafens zurückzuführen ist. In den üb-
rigen Gemeinden werden 2.024 GWh (27,8 %) Endenergie verbraucht.
• Bei Betrachtung des Sektors Gewerbe-Handel-Dienstleistungen ist festzustellen,
dass nach Leipzig mit 63,3 % (2.146 GWh) der Endenergieverbrauch der mittle-
ren Städte (657 GWh; 19,5 %) und der übrigen Gemeinden (572 GWh; 16,9 %) in
etwa gleich groß ist, was durch die landwirtschaftliche Prägung mit einem hohen
Beschäftigungsanteil in Land- und Forstwirtschaft zu erklären ist.
Die verschiedenen Branchen weisen ganz unterschiedliche Strukturen beim Endenergie-
verbrauch auf. Die branchentypische Untersuchung erfolgt in Form einer Aufteilung der
Energieträger. Hinsichtlich der Anwendungsbereiche der Energieträger liegen für West-
sachsen keine Daten vor. Somit wird auf die in Abbildung 8 aufgeführten Werte, die einen
Durchschnitt auf Bundesebene darstellen, zurückgegriffen.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 16
66,8
16,7
0,9
9,7
8,2
44,8
21,3
19,4
1,5
6,7
1,32,7
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Industrie GHD
Endenergie
26,8
12,4
0,3
11,8
0,3 7,2
64,1
39,8
4,8
20,3
3,78,5
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Industrie GHD
Information und
Kommunikation
Beleuchtung
Mechan.
Energie
Raumwärme
Warmwasser
Prozesswärme
Strom
Verbrauchsstruktur nach Anwendungsbereichen 2006
Abbildung 8 Verbrauchsstruktur des Sektors GHD und Industrie nach Anwendungs-bereichen 2006 Quelle: [AGEB 2008], [BDEW 2008], Darstellung: IE Leipzig
• Im Sektor Industrie überwiegt endenergetisch der Bedarf an Prozesswärme, die
vorrangig aus Heizöl und Elektroenergie erzeugt wird. Vor dem Hintergrund, dass
mit dem Neuaufbau der industriellen Infrastruktur der Region in den 1990-er und
2000-er Jahren viele Prozesse unter energetischen Gesichtspunkten optimiert
wurden, lassen sich hier nur wenige Anknüpfungspunkte zur Verbrauchsminde-
rung vermuten. Auch weil schon allein aus ökonomischen Zwängen laufende An-
strengungen zur Prozessoptimierung seitens der Industrie betrieben werden.
Dies schließt auch den Bereich der elektrischen Antriebe, Pumpen und Druckluft
(hier: Mechanische Energie) mit ein. Jedoch gibt es auch Prozesse mit hohen
energetischen Anforderungen, bei denen keine weiteren Einsparungen möglich
sind, wohl aber Substitutionsmöglichkeiten beim Energieträgereinsatz bestehen.
Diese werden bereits verstärkt ausgenutzt, wenn sie wirtschaftliche Vorteile ver-
sprechen. Der Energieverbrauch für Information, Kommunikation und Beleuch-
tung ist endenergetisch eher gering, bei Betrachtung der stromseitigen Ver-
brauchsstruktur jedoch nicht unerheblich. Daher sind auch hier Einsparmaßnah-
men möglich, wenngleich diese bei pauschaler Betrachtung teilweise leichter
umgesetzt werden können, als wenn in einen industriellen Produktionsprozess
eingegriffen werden muss.
• Im Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen wird ein Großteil der End-
energie zur Raumwärmebereitstellung eingesetzt. In diesem Bereich sind u. a.
Kommunale Liegenschaften, Arztpraxen, Kanzleien, Gewerbebetriebe, Geschäfte
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 17
usw. zusammengefasst, die einen hohen Raumwärmebedarf aufweisen. Dem-
nach gilt hier, ähnlich wie im Sektor Haushalte, dass die energetische Sanierung
der Gebäude das höchste Einsparpotenzial darstellt. Der hohe Anteil an End-
energie zu Beleuchtungszwecken (Geschäfte, Büros usw.) zeigt einen weiteren
Anknüpfungspunkt für wirksame Einsparmöglichkeiten vor allem beim Stromein-
satz.
2.4.2 Endenergieverbrauch
In Abbildung 9 ist die prozentuale Verteilung des Endenergieverbrauchs des Sektors
GHD/Industrie nach Branchen aufgegliedert für das Oberzentrum Leipzig, die Städte mit
über 12.000 Einwohnern sowie den übrigen Gemeinden dargestellt.
0% 1% 3% 2% 1%4% 5%
2% 1% 1% 1%6% 5%
11%
2% 3%2% 5%
2%1%
2%2%
1% 2% 3%
5%
2%
2%
6%
11%6%
13%
5% 3%4%
5%4%
5% 3%
22%
6%
4%
2%
2%
2%
3%
0% 1%
1%1%
1%1% 2%
2%
1%
1%
7%
2%
1%
2%
2% 1%
2%2%
3%2%
13%
5%
2%
2%
10%4%
4%
9%
2% 2%
2% 4%
2%3%
3%
9%
3%1%
10% 21%
8%
8%
2% 4%
4%8%
6%7%
4%
7%
11%
4%
61%
55%
72%
56%
86% 85%79%
76%82%
79%
72%
43%
68%
76%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Ve
rte
ilu
ng
En
de
ne
rgie
ve
rbra
uch
Verarbeitendes Gewerbe
Energie- und Wasser-versorgung
Gebietskörper-schaften
sonstige Dienst-leistungen
Kreditinstitute und Ver-sicherungen
Verkehr, Nachrichten-übermittlung
Gastgewerbe
Handel
Baugewerbe
Land- und Forstwirtschaft
Abbildung 9 Verteilung des Endenergieverbrauchs des Sektors Industrie und GHD nach Branchen in Westsachsen Quelle: Berechnungen des IE Leipzig auf der Grundlage von [StaLa 2010]
Der Bereich Industrie ("verarbeitendes Gewerbe") weist bei absoluter Betrachtung mit
7.285 GWh den höchsten Endenergieverbrauch aller Branchen in der Region Westsach-
sen auf, wobei das Oberzentrum Leipzig mit ca. 47 % maßgeblich daran beteiligt ist.
Bei differenzierter Betrachtung des Endenergieverbrauchs im Sektor GHD/Industrie nach
Energieträgern ist festzustellen, dass Erdgas mit 3.834 GWh und Elektroenergie mit
4.124 GWh zusammen einen Anteil von ca. 75 % erreichen. Heizöl hat mit 1.326 GWh
(12,4 %) ebenfalls einen nennenswerten Anteil, Fernwärme trägt mit 9,1 % (966 GWh)
bei. Festbrennstoffe spielen beim Endenergiebedarf im Sektor GHD/Industrie eine unter-
geordnete Rolle. Über die Siedlungskategorien Oberzentrum, Städte über 12.000 Ein-
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 18
wohner und übrige Gemeinden sind in der Verteilung der Energieträger keine signifikan-
ten Unterschiede erkennbar (vgl. Abbildung 10).
165 102 143
592333 401
2.145
870 819
2.051
996 1.077
605
205156
5.558
2.506 2.596
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
Oberzentrum Städte > 12.000 EW übr. Gemeinden
GWh
Fernwärme
Elektroenergie
Erdgas
Mineralöle
Feste Brennstoffe
Abbildung 10 Verteilung des Endenergieverbrauchs im Sektor GHD/Industrie in West-sachsen nach Energieträgern Darstellung: Berechnungen des IE Leipzig auf der Grundlage von [StaLa 2010]
In Tabelle 9 sind die kumulierten Endenergieverbräuche des Sektors GHD/Industrie in
Westsachsen im Vergleich zum Freistaat Sachsen und zur Bundesrepublik Deutschland
dargestellt.
Tabelle 9 Endenergieverbrauch des Sektors GHD/Industrie in Westsachsen nach Energie-trägern
Westsachsen
[GWh]
Freistaat Sachsen
[GWh]
Bundesrepublik
[GWh]
Sonstige Energieträger nicht erfasst 410 8.712
Erneuerbare Energien 0 22 1.943
Fernwärme 966 3.424 79.242
Elektroenergie 4.124 14.624 368.587
Erdgas 3.834 13.598 361.722
Heizöl 1.326 4.067 125.019
Festbrennstoffe 410 1.456 150.805
Summe 10.660 37.601 1.096.030
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 19
Tabelle 10 zeigt die kumulierten Pro-Kopf-Verbräuche des Sektors GHD/Industrie in
Westsachsen im Vergleich zum Freistaat Sachsen und zur Bundesrepublik Deutschland.
Tabelle 10 Endenergieverbrauch pro Kopf* des Sektors GHD/Industrie in Westsachsen nach Energieträgern
Westsachsen
[MWh/EW]
Freistaat Sachsen
[MWh/EW]
Bundesrepublik
[MWh/EW]
Sonstige Energieträger nicht erfasst 0,10 0,11
Erneuerbare Energien 0 0,01 0,02
Fernwärme 0,97 0,81 0,96
Elektroenergie 4,13 3,47 4,48
Erdgas 3,84 3,22 4,40
Heizöl 1,33 0,96 1,52
Festbrennstoffe 0,41 0,35 1,83
Summe 10,68 8,92 13,32
*Pro-Kopf-Verbräuche beziehen sich auf die jeweiligen Einwohnerzahlen für das Bezugsjahr (Region Westsachsen = 2007, *Freistaat Sachsen und Bundesrepublik Deutschland = 2007)
2.4.3 CO2-Emissionen
Die Sektoren GHD und Industrie emittieren mit insgesamt 3.803 kt die größte Menge CO2
aller betrachteten Sektoren. Dabei entfällt auf das Oberzentrum Leipzig mit 1.931 kt gut
die Hälfte der CO2-Emissionen, die Städte über 12.000 Einwohner und die übrigen Ge-
meinden beanspruchen jeweils etwa ein Viertel. Die größten Anteile an den Klimagas-
emissionen werden durch den Stromverbrauch mit 61,8 % (2.351 kt CO2) und den Ein-
satz von Erdgas mit 20,4 % (775 kt CO2) verursacht (vgl. Abbildung 11).
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 20
53 34 48
15789 107
433
176 166
1.169
568614
119
4030
1.931
907965
0
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
1.600
1.800
2.000
Oberzentrum Städte > 12.000 EW übr. Gemeinden
kt CO2
Fernwärme
Elektroenergie
Erdgas
Heizöl
Feste Brennstoffe
Abbildung 11 Verteilung der CO2-Emissionen im Sektor GHD/Industrie in Westsachsen nach Energieträgern Darstellung: Berechnungen des IE Leipzig auf der Grundlage von [StaLa 2010]
Tabelle 11 stellt die kumulierten CO2-Emissionen des Sektors GHD/Industrie in West-
sachsen im Vergleich zum Freistaat Sachsen und zur Bundesrepublik Deutschland dar.
Tabelle 11 CO2-Emissionen des Sektors GHD/Industrie in Westsachsen nach Energieträ-gern
Westsachsen
[kt CO2]
Freistaat Sachsen
[kt CO2]
Bundesrepublik
[kt CO2]
Sonstige Energieträger nicht erfasst 0 0
Erneuerbare Energien 0 0 0
Fernwärme 189 865 20.025
Elektroenergie 2.351 9.186 231.531
Erdgas 775 2.749 78.181
Heizöl 353 1.083 33.472
Festbrennstoffe 135 292 40.275
Summe 3.803 14.175 403.484
Tabelle 12 zeigt die kumulierten Pro-Kopf-Emissionen des Sektors GHD/Industrie in
Westsachsen im Vergleich zum Freistaat Sachsen und zur Bundesrepublik Deutschland.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 21
Tabelle 12 CO2-Emission pro Kopf* des Sektors GHD/Industrie in Westsachsen nach Ener-gieträgern
Westsachsen
[t CO2/EW]
Freistaat Sachsen
[t CO2/EW]
Bundesrepublik
[t CO2/EW]
Sonstige Energieträger nicht erfasst 0 0
Erneuerbare Energien 0 0 0
Fernwärme 0,19 0,21 0,24
Elektroenergie 2,35 2,18 2,82
Erdgas 0,78 0,65 0,95
Heizöl 0,35 0,26 0,41
Festbrennstoffe 0,14 0,07 0,49
Summe 3,81 3,37 4,91
*Pro-Kopf-Verbräuche beziehen sich auf die jeweiligen Einwohnerzahlen für das Bezugsjahr (Region West-sachsen = 2008, *Freistaat Sachsen und Bundesrepublik Deutschland = 2007)
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 22
2.5 Bilanz - Sektor Verkehr
In die Energiebilanz gehen aus dem Sektor Verkehr vereinbarungsgemäß der MIV (moto-
risierter Individualverkehr mit Pkw und Krafträdern auf der Straße), der ÖPV - öffentliche
Personenverkehr (Schienennah- und Fernverkehr, Busverkehr), der Flugverkehr (Flugha-
fen Leipzig/Halle) sowie der Güterverkehr (Straßen- und Schienengüterverkehr) ein.
2.5.1 Datengrundlage
Die Bilanzierung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen im Sektor Verkehr be-
ruht weitestgehend auf dem Verursacher- oder Inländerprinzip. Bei den Pkw heißt dies,
dass die gesamte Fahrleistung des in Westsachsen gemeldeten Fahrzeugbestandes der
Region zugeordnet wird, unabhängig davon, ob diese Fahrzeuge die Emissionen inner-
halb oder außerhalb der Region verursachen. Andererseits wird der von außen in die Re-
gion kommende Verkehr mit seinen Emissionen nicht berücksichtigt. Die Datenlage der
verschiedenen Verkehrsträger ermöglicht jedoch nicht in allen Fällen die Anwendung die-
ses Ansatzes. Teilweise wurde auch das Territorialprinzip gewählt, d. h. es wird der Ver-
kehr innerhalb der regionalen Grenzen betrachtet, unabhängig davon, ob die Nutzer aus
Westsachsen oder von auswärts kommen. Diesem Ansatz wurde insbesondere beim
Schienenverkehr entsprochen, da beim Schienenpersonenverkehr die Zugkilometer in-
nerhalb der Region anhand der Fahrpläne des Fernverkehrs und der Bestellungen des
Aufgabenträgers recht genau erfasst sind, während eine Anwendung des Verursacher-
prinzips einerseits auch den Fernverkehr der westsächsischen Einwohner außerhalb der
Region berücksichtigen müsste, andererseits für den Zugverkehr innerhalb Westsach-
sens abgeschätzt werden müsste, welcher Anteil der Passagiere aus der Region stammt
und welcher nicht, damit der Energieverbrauch und die Emissionen verursachergerecht
dargestellt werden könnten. Allerdings kann der Unterschied zwischen dem Verursacher-
und dem Territorialprinzip im Schienenverkehr hingenommen werden, da es keine An-
haltspunkte für starke Ungleichgewichte zwischen der Bahnnutzung westsächsischer
Einwohner außerhalb der Region und der Bahnnutzung auswärtiger Einwohner innerhalb
Westsachsens gibt. So gibt es sowohl bei Tourismus und Geschäftsreisen als auch bei
Pendlerbewegungen nennenswerte Verkehrsbewegungen auf beiden Seiten der Bilanz,
insbesondere im Fernverkehr der DB AG.
Umgekehrt fehlen beim Pkw-Verkehr geeignete Datengrundlagen, um den Fahrleistungs-
anteil westsächsischer Fahrzeuge außerhalb und den Fahrleistungsanteil auswärtiger
Fahrzeuge innerhalb Westsachsens nach dem Territorialprinzip zu bestimmen. Folgende
Datenbasis wurde für die Berechnungen im Verkehrssektor herangezogen:
• Strukturdaten:
Bestand an Pkw, Krafträdern, Bussen, Lkw, Sattelzugmaschinen [KBA 2009];
Fahrleistung der Straßenbahnen in der Region [Leipzig 2008], bestellte Zugkilo-
meter im SPNV in der Region [ZVNL 2009], Fahrplankilometer im Schienenper-
sonenfernverkehr [DB AG 2010], Energieverbrauch nach Verkehrsträgern in
Sachsen [LfULG 2010]
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 23
• Kennwerte:
mittlere Fahrleistungen verschiedener Kfz-Typen [LfULG 2010],spezifischer
Energieverbrauch verschiedener Zugarten im Personenverkehr [intraplan 2010],
spezifischer Energieverbrauch von Diesel-Güterzügen [LfULG 2010], Anteile des
Flughafens Leipzig/Halle an den Starts und Landungen in Sachsen
[LfULG 2010], Schätzungen des IE zum Energieverbrauch von Güterzügen mit
Elektrolok, Emissionsfaktoren für Elektroenergie und Kraftstoffe (Diesel, Benzin,
Flugkraftstoffe)
Beim Flugverkehr stützt sich die Berechnung auf die Energiebilanz des Freistaates Sach-
sen von 2007 [SMWA 2010] in Kombination mit Daten der Landesanstalt für Umwelt und
Geologie [LfULG 2010], die für den Flughafen Leipzig/Halle denjenigen Treibstoffver-
brauch ausweist, der im Zusammenhang mit den Starts und Landungen am Flughafen
Leipzig/Halle sowie anderen Flugplätzen in Sachsen verbraucht wird.
2.5.2 Endenergieverbrauch
Zur Ermittlung des Endenergieverbrauchs wurde bei den unterschiedlichen Verkehrsträ-
gern wie folgt vorgegangen:
Pkw und Krafträder
Die Zahl der Pkw und Krafträder wurde aus den Bestandsstatistiken des KBA [KBA 2009]
für die einzelnen betrachteten Städte sowie für die Summe der übrigen Gemeinden des
ländlichen Raumes übernommen. Als mittlere Fahrleistung wurde für Westsachsen die
überregional gültige mittlere Fahrleistung angesetzt. Anhand der Daten von [SrV 2008]
und [ZVNL 2010] waren für die meisten der betrachteten Städte differenzierte Angaben
zur täglich mit Pkw zurückgelegten Entfernung der dortigen Einwohner verfügbar. Davon
ausgehend wurden die Fahrleistungen der Pkw in den erfassten Städten und diejenigen
der in den übrigen Gemeinden zugelassenen Pkw – unter Annahme entsprechend höhe-
rer oder geringerer Nutzung der Pkw in unterschiedlich strukturierten Standorten – diffe-
renziert errechnet. Die Relation zum durchschnittlichen Jahresverbrauch sächsischer
Pkw [LfULG 2010] führt so für die einzelnen erfassten Städte und verbleibenden Ge-
meinden zum Gesamtenergieverbrauch, jeweils gegliedert nach Ottokraftstoff und Die-
selkraftstoff.
Personenverkehr auf der Schiene
Die Zahl der fahrplanmäßigen Zugkilometer im Jahr 2008 [ZVNL 2009], [DB AG 2010]
wurde mit den spezifischen Verbrauchsfaktoren für Dieseltriebwagen im SPNV (Muster:
VT 642), für elektrische Nahverkehrszüge (Muster: lokbespannter Zug mit drei Doppel-
stockwagen) sowie für Fernverkehrszüge (IC mit 8 Wagen sowie ICE-T in Einfach- und
Doppeltraktion) multipliziert, woraus sich der jährliche Verbrauch von Diesel und Elektro-
energie ergibt.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 24
Flugverkehr
Ausgehend vom Endenergieverbrauch des Luftverkehrs im Freistaat Sachsen, der in der
Energiebilanz des Freistaates ausgewiesen ist [SMWA 2010], und dem Anteil des Ener-
gieverbrauchs im Zusammenhang mit Starts und Landungen auf dem Flughafen Leip-
zig/Halle [LfULG 2010] ergibt sich ein Endenergieverbrauch des Flugverkehrs in der Re-
gion Westsachsen, da der Flughafen Leipzig/Halle der einzige Flughafen der Region ist
und der Energieverbrauch an den wenigen kleineren Flugplätzen der Region im Vergleich
dazu vernachlässigt werden kann.
Güterverkehr auf der Schiene
Die Angaben der LfULG zu den Zugkilometern der Dieselgüterzüge in Sachsen lagen nur
für das Bezugsjahr 2001 vor, waren jedoch nach Bahnstrecken gegliedert, so dass sich
der Anteil der Planungsregion Westsachsen eindeutig bestimmen ließ. Aus der gleichen
Quelle wurde der Energieverbrauch des Schienengüterverkehrs mit Dieseltraktion anteilig
übernommen. Für den Schienengüterverkehr mit Elektrotraktion konnten nur Schätzun-
gen verwendet werden (mehr Zug-km als im Güterverkehr mit Dieseltraktion, höherer
Stromverbrauch pro Zug-km als im Schienenpersonenfernverkehr).
Güterverkehr auf der Straße
Nach dem Verursacherprinzip wurden die Bestände der Lkw und Sattelzugmaschinen,
die zum 01.01.2009 in der Region Westsachsen zugelassen waren, mit den spezifischen
Verbrauchswerten (t Diesel pro Jahr und Fahrzeug) aus den Daten der LfULG
[LfULG 2010] multipliziert, was dem jährlichen Gesamtenergieverbrauch der westsächsi-
schen Lkw und Sattelzüge entspricht. Da beide Quellen nach Fahrzeugen mit Diesel- und
mit Ottomotor differenzieren, konnte dieser Energieverbrauch auch auf beide Kraftstoffar-
ten aufgeteilt werden.
Insgesamt ergibt sich für die betrachteten Verkehrssparten MIV, ÖPV, Flug- und Güter-
verkehr eine Aufteilung des Endenergieverbrauchs nach Energieträgern wie folgt (vgl.
Abbildung 12).
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 25
778
176
2.463
3.387 62
1.106
136
61
4.165
312
1.106
2.586
0
1.000
2.000
3.000
4.000
MIV ÖPV Flugverkehr Güterverkehr
GWh/a
Elektroenergie
Flugkraftstoff
Benzin
Diesel
Abbildung 12 Verteilung des Endenergieverbrauchs im Sektor Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern Quelle: Berechnungen des IE Leipzig auf der Grundlage von [DB AG 2010], [Falk 2010], [Intraplan 2010], [KBA 2009], [LfULG 2010], [MID 2008], [SrV 2008], [StaLA 2010 c], [ZVNL 2009] und [ZVNL 2010]
Tabelle 13 stellt die kumulierten Endenergieverbräuche des Sektors Verkehr in West-
sachsen im Vergleich zum Freistaat Sachsen und zur Bundesrepublik Deutschland dar.
Tabelle 13 Endenergieverbrauch des Sektors Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern
Westsachsen
[GWh]
Freistaat Sachsen
[GWh]
Bundesrepublik
[GWh]
Sonstige Energieträger nicht erfasst 1.901 47.198
Elektroenergie 197 511 16.354
Diesel 3.417 11.976 305.150
Benzin 3.449 10.626 247.525
Flugtreibstoff 1.106 2.253 103.717
Summe 8.169 27.267 719.944
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 26
Tabelle 14 zeigt die kumulierten Pro-Kopf-Verbräuche des Sektors Verkehr in Westsach-
sen im Vergleich zum Freistaat Sachsen und zur Bundesrepublik Deutschland.
Tabelle 14 Endenergieverbrauch pro Kopf* des Sektors Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern
Westsachsen
[MWh/EW]
Freistaat Sachsen
[MWh/EW]
Bundesrepublik
[MWh/EW]
Sonstige Energieträger nicht erfasst 0,45 0,58
Elektroenergie 0,20 0,12 0,20
Diesel 3,42 2,84 3,72
Benzin 3,45 2,52 3,02
Flugtreibstoff 1,11 0,53 1,26
Summe 8,18 6,46 8,78
*Pro-Kopf-Verbräuche beziehen sich auf die jeweiligen Einwohnerzahlen für das Bezugsjahr (Region Westsachsen = 2007, *Freistaat Sachsen und Bundesrepublik Deutschland = 2007)
2.5.3 CO2-Emissionen
Die CO2-Emissionen wurden unmittelbar aus den spezifischen Emissionskennwerten
[BMU 2010] für die betrachteten Energieträger ermittelt. Durch den Sektor Verkehr wer-
den in Westsachsen insgesamt 2.175 kt CO2 emittiert.
Die Verteilung auf die Verkehrssektoren und Energieträger zeigt weitgehend das gleiche
Bild wie beim Endenergieverbrauch (siehe Abbildung 13). Lediglich die im Personen- und
Güterverkehr genutzte Elektroenergie auf der Schiene führt pro GWh Endenergie zu
mehr als doppelt so hohen CO2-Emissionen wie die Kraftstoffe, da hier der Wirkungsgrad
der Kraftwerke in die Berechnung mit eingeht. Da die Elektroenergie am Energiever-
brauch aber insgesamt nur mit 2,4 % beteiligt ist, wird die Gesamtbilanz durch diesen
Faktor nur unwesentlich beeinflusst.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 27
208
47
657
84515
28780
36
1.053
127
287
709
0
200
400
600
800
1.000
1.200
MIV ÖPV Flugverkehr Güterverkehr
kt CO2 /a
Elektroenergie
Flugkraftstoff
Benzin
Diesel
Abbildung 13 Verteilung der CO2-Emissionen im Sektor Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern Quelle: Berechnungen des IE Leipzig auf der Grundlage von [BMU 2010], [DB AG 2010], [Falk 2010], [Intraplan 2010], [KBA 2009], [LfULG 2010], [MID 2008], [SrV 2008], [StaLA 2010 c], [ZVNL 2009] und [ZVNL 2010].
Tabelle 15 stellt die kumulierten CO2-Emissionen des Sektors Verkehr in Westsachsen
im Vergleich zum Freistaat Sachsen und zur Bundesrepublik Deutschland dar.
Tabelle 15 CO2-Emissionen des Sektors Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern
Westsachsen
[kt CO2]
Freistaat Sachsen
[kt CO2]
Bundesrepublik
[kt CO2]
Sonstige Energieträger nicht erfasst 42 810
Elektroenergie 116 321 10.273
Diesel 912 3.199 81.520
Benzin 860 2.762 64.339
Flugtreibstoff 287 602 27.708
Summe 2.175 6.926 184.650
Tabelle 16 zeigt die kumulierten Pro-Kopf-Verbräuche des Sektors Verkehr in Westsach-
sen im Vergleich zum Freistaat Sachsen und zur Bundesrepublik Deutschland.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 28
Tabelle 16 CO2-Emissionen pro Kopf* des Sektors Verkehr in Westsachsen nach Energie-trägern
Westsachsen
[t CO2/EW]
Freistaat Sachsen
[t CO2/EW]
Bundesrepublik
[t CO2/EW]
Sonstige Energieträger nicht erfasst 0,01 0,01
Elektroenergie 0,12 0,08 0,13
Diesel 0,91 0,76 0,99
Benzin 0,86 0,65 0,78
Flugtreibstoff 0,29 0,14 0,34
Summe 2,18 1,64 2,25
*Pro-Kopf-Verbräuche beziehen sich auf die jeweiligen Einwohnerzahlen für das Bezugsjahr (Region Westsachsen = 2008, *Freistaat Sachsen und Bundesrepublik Deutschland = 2007)
2.6 Bilanz -Verbrauchsbereiche insgesamt
Nach der detaillierten Untersuchung der einzelnen Verbrauchsbereiche private Haushal-
te, GHD/Industrie sowie Verkehr werden die einzelnen Sektoren kurz zusammenfassend
dargestellt. Dabei werden die Ergebnisse für die Region Westsachsen mit den Durch-
schnittswerten des Bundes gemäß [AGEB 2010] sowie des Freistaates Sachsen
[SMWA 2010] verglichen. Eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Sparten Ober-
zentrum, Städte mit mehr als 12.000 Einwohnern und übrige Gemeinden ist in dieser
aggregierten Form nur mit dem Hinweis möglich, dass sowohl der Schienenverkehr als
auch der Flugverkehr als Endenergieverbraucher und Klimagasemittenten keiner Sied-
lungskategorie zugeordnet sind. In den raumbezogenen Grafiken erscheint dieser Ener-
gieverbrauch (Schienengüterverkehr, ÖPV mit Eisenbahn und Straßenbahn, Flugverkehr)
dann „ohne Zuordnung“.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 29
2.6.1 Endenergieverbrauch
Der Endenergieverbrauch (temperaturbereinigt) der Region Westsachsen für das Be-
zugsjahr 2008 liegt bei insgesamt 28.041 GWh. Dazu tragen der Sektor GHD/Industrie
mit 10.660 GWh, die privaten Haushalte mit 9.212 GWh und der Verkehr mit 8.169 GWh
bei. Das entspricht der in Abbildung 14 dargestellten sektoralen Verteilung.
10.660; 38%
9.212; 33%
8.169; 29%
GWh
GHD & Industrie
Private Haushalte
Verkehr
Abbildung 14 Sektorale Verteilung der Endenergie in Westsachsen Quelle: IE Leipzig
In Westsachsen ist der Sektor GHD/Industrie mit 38,0 % im Unterschied zum bundes-
deutschen (44,1 %) und sächsischen (40,7 %) Durchschnitt unterrepräsentiert. Der Ver-
kehr weist mit 29,1 % etwa den gleichen prozentualen Anteil wie der Bundesdurchschnitt
(29,5 %) und der sächsische Vergleichswert (29,9 %) auf. Die privaten Haushalte liegen
mit einem Anteil von 32,9 % über den bundesdeutschen (25,6 %) und sächsischen
(29,9 %) Vergleichswerten.
Bei sektoraler Betrachtung des Endenergieverbrauchs (vgl. Abbildung 15) innerhalb der
gewählten Siedlungskategorien wird deutlich, dass im Oberzentrum Leipzig der Anteil des
Verkehrs ungefähr halb so viel Energie wie der Sektor GHD/Industrie verbraucht. Die üb-
rigen Gemeinden weisen dagegen nahezu eine sektorale Gleichverteilung auf. Ohne Zu-
ordnung auf die Raumkategorien wurden dabei der Flugverkehr und alle Formen des
Schienenverkehrs (Personen- und Güterzüge, Straßenbahnen) dargestellt.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 30
5.558
2.506 2.596
4.575
1.9152.722
2.617
1.460
2.711
1.381
12.750
5.881
8.029
1.381
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
14.000
Oberzentrum Städte > 12.000 EW
übrige Gemeinden ohne Zuordnung
GWh
Verkehr
Private Haushalte
GHD & Industrie
Abbildung 15 Sektorale Verteilung des Endenergieverbrauchs in Westsachsen nach Raumkategorien Quelle: IE Leipzig. Bei Verkehr Zuordnung nach dem Zulassungsort der Fahrzeuge. Ohne Zuordnung: Schienenverkehr und Flugverkehr
Der – gemessen am bundesweiten Mittelwert – niedrige Energieverbrauch des Sektors
GHD/Industrie kann seine Gründe sowohl in der sukzessiven Substitution historischer In-
dustrieschwerpunkte mit hohem Energieverbrauch durch Ansiedlung neuer Wirtschafts-
zweige mit vergleichsweise verbrauchsreduzierten bzw. energieoptimierten Prozessen in
der Region, als auch in der stärkeren Industrialisierung anderer Regionen (außerhalb
Westsachsens) haben. Die Abweichung im Sektor der privaten Haushalte ist einerseits
auf die große Anzahl alter Bausubstanz infolge historischer Entwicklungen zurückzufüh-
ren, bei der energetische Sanierungsmaßnahmen nur schwer mit denkmalpflegerischen
Gesichtspunkten zu vereinbaren sind. Die im Vergleich zum bundesdeutschen Durch-
schnitt geringe Finanzkraft hat einen zusätzlichen Einfluss auf die Aktivitäten im Bereich
der Gebäudesanierung. Andererseits können die Suburbanisierung und der damit ver-
bundene hohe Wohnungsleerstand im urbanen Gebäudebestand eine Rolle spielen.
Aufgrund der gesetzlichen Restriktionen, die die Energieeinsparverordnung mit sich
bringt, wird in neugebauten, aber auch energetisch sanierten, Wohneinheiten theoretisch
der Endenergieverbrauch perspektivisch sinken. Grund dafür ist einerseits der bessere
Wärmeschutzstandard und andererseits die Integration erneuerbarer Energien. Die Effek-
te, die sich aus der Änderung des Nutzerverhaltens ergeben, können in diesem Rahmen
nicht abgeschätzt werden. Hier liegt jedoch erfahrungsgemäß ein großes Energieein-
sparpotenzial.
Ausgehend von dem vorhandenen Niveau des Endenergieverbrauchs im Sektor
GHD/Industrie sind unter der Maßgabe der beschriebenen vergleichsweise neuen und
modernen Infrastruktur nur bedingt weitere Energieeinsparungen zu erwarten. Um das
vorhandene Potenzial zu heben, sind individuelle Prozessanalysen notwendig. Mit dem
Pilotprojekt „Sächsischer Gewerbeenergiepass“ konnte im Jahr 2008 [SAENA 2010] da-
für ein praktikables Instrument geschaffen werden.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 31
Beim Verkehr liegen die deutlichsten Einsparpotenziale in der Verkehrsvermeidung sowie
in einer stärkeren Nutzung der nichtmotorisierten Verkehrsmittel, in der Regel zudem
auch in der Verlagerung vom MIV auf öffentliche Verkehrsmittel. In Kapitel 4 wird analy-
siert, welchen Einfluss die Raumstruktur hierauf haben kann.
2.6.2 CO2-Emissionen
Die CO2-Emissionen (energiebedingt, temperaturbereinigt) in der Region Westsachsen
für das Bezugsjahr 2008 betragen insgesamt 8.547 kt CO2. Daraus ergibt sich ein Pro-
Kopf-Ausstoß von 8,56 tCO2 pro Einwohner. Dieser Wert liegt deutlich über dem sächsi-
schen Durchschnitt von 6,90 tCO2/EW und etwas unter dem Bundesdurchschnitt von
9,43 tCO2/EW. Wie in Abbildung 16 dargestellt, entfallen auf die verschiedenen Sektoren
Anteile zwischen 25 % und 45 %.
3.803; 45%
2.569; 30%
2.175; 25%
kt CO2
GHD & Industrie
Private Haushalte
Verkehr
Abbildung 16 Sektorale Verteilung der CO2-Emissionen in Westsachsen Quelle: IE Leipzig
Analog zum Endenergieverbrauch liegt der Sektor GHD/Industrie in Westsachsen bei den
CO2-Emissionen mit 44,5 % unter dem bundesdeutschen Durchschnitt (52,0 %). Der
Verkehr weist mit 25,4 % ein mit dem Bundesdurchschnitt (23,8 %) vergleichbares Ni-
veau auf. Die privaten Haushalte liegen mit einem Anteil von 30,1 % über den bundes-
deutschen Vergleichswerten (24,2 %).
Der Unterschied zu der Verteilung beim Endenergieverbrauch ergibt sich v. a. durch die
unterschiedlich starke Bedeutung der Elektroenergie in den einzelnen Sektoren.
Insbesondere im Verkehr spielt die Elektrizität nur eine geringe Rolle, weshalb hier der
Unterschied zwischen Endenergie (meist Kraftstoffe) und Primärenergie (Erdöl) gering ist.
Dort, wo Elektroenergie eine stärkere Rolle spielt, wird die gesamte Vorkette dem
Energieverbrauch zugeordnet, was für jede Einheit Endenergie einen höheren CO2-
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 32
Emissionswert mit sich bringt. Dieser Effekt wird auch in Abbildung 17 im Vergleich zu
Abbildung 15 erkennbar, die CO2-Emissionen der stromintensiveren Sektoren fallen in
jeder Raumkategorie stärker ins Gewicht als deren Endenergieverbrauch.
1.931
907 965
1.236
557776
671
377
703
424
3.838
1.841
2.444
424
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
4.000
Oberzentrum Städte > 12.000 EW
übrige Gemeinden ohne Zuordnung
kt CO2
Verkehr
Private Haushalte
GHD & Industrie
Abbildung 17 Sektorale Verteilung der CO2-Emissionen in Westsachsen in den einzelnen Raumkategorien Quelle: Berechnungen des IE Leipzig. Bei Verkehr Zuordnung nach dem Zulassungsort der Fahrzeuge. Ohne Zuordnung: Schienenverkehr und Flugverkehr
2.6.3 Pro-Kopf-Verbräuche der einzelnen Sektoren
Die sektoralen Pro-Kopf-Werte der einzelnen Siedlungskategorien im Vergleich zum Lan-
des- bzw. Bundesdurchschnitt sind für den Endenergieverbrauch in Abbildung 18 und für
die CO2-Emissionen in Abbildung 19 dargestellt. Die Daten des Schienenverkehrs und
des Flugverkehrs wurden dabei allen Raumkategorien in der Proportion zugeordnet wie
die übrigen Daten, so dass die Kategorie „ohne Zuordnung“ in den nachfolgenden Grafi-
ken (Abbildung 18 und Abbildung 19) entfällt.
Die Daten für Westsachsen sind Ergebnisse der vorangegangen Analyse und basieren
auf den beschriebenen Annahmen. Die Zahlenwerte für den Freistaat Sachsen sowie die
Bundesrepublik Deutschland wurden aus den jeweiligen Energiebilanzen extrahiert. Eine
vollständige Vergleichbarkeit der regionalen und überregionalen Ergebnisse ist aus me-
thodischer Sicht nicht möglich, deshalb wird bewusst auf eine Interpretation der Ergeb-
nisse im Rahmen der vorliegenden Expertise verzichtet.
Energie- und Klimabilanz in Westsachsen
MORO - Westsachsen 33
10,7812,02
9,4510,68
8,92
13,32
8,889,19
9,919,23
6,57
7,60
6,11
8,43 11,888,18
6,46
8,78
25,77
29,64
31,24
28,09
21,95
29,70
0
5
10
15
20
25
30
35
Oberzentrum Städte > 12.000 EW übrige Gemeinden Westsachsen Sachsen Bundesrepublik
MWh/EW
Verkehr
Private
Haushalte
GHD/
Industrie
Abbildung 18 Sektorale Verteilung des Endenergieverbrauchs pro Kopf in Westsachsen in den einzelnen Raumkategorien im Vergleich zum Landes- und Bundes-durchschnitt Quelle: Berechnungen des IE Leipzig auf der Grundlage von [AGEB 2010], [SMWA 2010]
3,754,35
3,51 3,813,37
4,91
2,40
2,67
2,83 2,57
1,88
2,28
1,62
2,253,18
2,18
1,64
2,257,76
9,269,52
8,56
6,90
9,43
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Oberzentrum Städte > 12.000 EW
übrige Gemeinden Westsachsen Sachsen Bundesrepublik
t CO2/EW
Verkehr
Private
Haushalte
GHD/
Industrie
Abbildung 19 Sektorale Verteilung der CO2-Emissionen pro Kopf in Westsachsen in den einzelnen Raumkategorien im Vergleich zum Landes- und Bundesdurch-schnitt Quelle: Berechnungen des IE Leipzig auf der Grundlage von [AGEB 2010], [SMWA 2010]
Bewertung der Siedlungs- und Verkehrsstruktur
MORO - Westsachsen 34
3 BEWERTUNG DER SIEDLUNGS- UND VERKEHRSSTRUKTUR
Die bestehende Siedlungs- und Verkehrsstruktur sowie die im Regionalplan Westsach-
sen dazu enthaltenen Festlegungen wirken sich auf die Energie- und Klimabilanz aus.
3.1 Wohngebäudestruktur in Westsachsen
Nachfolgend werden ohne Anspruch auf Vollständigkeit einige wesentliche Einflussfakto-
ren beschrieben, die zur heutigen Wohngebäudestruktur in Westsachsen geführt haben.
Weitere Aspekte, wie z. B. die Entwicklung des Bodenwertes, werden hier nicht betrach-
tet.
Die Gebäudestruktur in Westsachsen ist vor allem in städtischen Kernbereichen sehr
stark von Altbauten geprägt. Dies trifft sowohl für das Oberzentrum Leipzig als auch für
die Mittelzentren zu. So gibt es allein in Leipzig etwa 12.500 Wohngebäude der Baujahre
1871 bis 1914 [Heck 2005]. Infolge mangelnder Instandsetzung kam es seit dem Zweiten
Weltkrieg zum schrittweisen Verfall dieser Bausubstanz. Parallel dazu wurde der ent-
standenen Wohnungsknappheit in der DDR mit Neubauten begegnet. So wurden in den
1970-er und 1980-er Jahren in den Randbereichen der Städte große Neubaugebiete
(z.B. Leipzig Grünau) errichtet. Der Eigenheimneubau spielte in der DDR eine begrenzte
Rolle.
Durch die Ausweisung vieler Neubaugebiete im peripheren Raum setzte nach 1990 ein
Trend zur Suburbanisierung ein. Der typisch ländliche Gebäudebestand wurde durch
Neubau von EZFH- und MFH-Siedlungen „auf der grünen Wiese“ ergänzt. Diese Entwick-
lung hatte insbesondere in Innenstädten und in Wohnungskomplexen des DDR-
Wohnungsbaus einen hohen Wohnungsleerstand zur Folge, der im Rahmen von Stadt-
umbaumaßnahmen (z.B. Rückbau ganzer Wohnkomplexe in Leipzig-Grünau oder De-
litzsch-Nord und -West) teilweise kompensiert werden konnte. Mit Hilfe von Fördermaß-
nahmen wurden ab Mitte der 1990-er kontinuierlich viele Gebäude in innerstädtischen
Lagen rekonstruiert und erfreuen sich seitdem wieder großer Beliebtheit.
Die Städte über 12.000 Einwohner besitzen meist einen historischen Stadtkern mit ent-
sprechend alter Bausubstanz, gesäumt von Neubaugebieten der 1960-er sowie 1970-
und 1980-er Jahre, und verfügen aufgrund von Eingemeindungen nach 1990 außerhalb
der früheren Stadtgrenzen über eine heterogene, teilweise sehr ländliche Siedlungsstruk-
tur. Die übrigen Gemeinden weisen eine zum Teil sehr alte Bausubstanz auf.
Die Änderung der Gebäudestruktur in gewachsenen Gebieten ist unter energetischen
Gesichtspunkten ein langfristiger Prozess. Dieser reicht vom Neubau über Sanierungs-
maßnahmen bis hin zur Substitution von Alt- durch Neubau. Die Regionalplanung kann
zwar in diesen Prozess über die Definition von Zielen und Grundsätzen regulierend ein-
greifen, jedoch sind deren Steuerungsmöglichkeiten eher bedingt. Die Umsetzung der
Maßnahmen muss letztendlich durch die beteiligten Akteure (Immobilienbesitzer, Woh-
nungsbaugenossenschaften, öffentliche Träger etc.) erfolgen.
Bewertung der Siedlungs- und Verkehrsstruktur
MORO - Westsachsen 35
3.2 Verkehrsaufwand in unterschiedlichen Siedlungsformen
Je kleiner eine Siedlung ist, desto geringer wird der Anteil der täglichen Ziele, der vor Ort
erreichbar ist (Schulen, Arbeitsstätten, Einkaufsmöglichkeiten, ärztliche Versorgung). An-
dererseits sind die am Ort vorhandenen Ziele in kleinen Siedlungen in der Regel zu Fuß
erreichbar, während in Großstädten auch innerörtliche Entfernungen von 10 km oder
mehr keine Seltenheit sind. Der tägliche Verkehrsaufwand pro Kopf (Personenkilometer)
hängt daher sowohl von der Siedlungsgröße als auch vom Anteil der vor Ort beschäftig-
ten Einwohner bzw. vom Anteil der Auspendler ab. Für die betrachteten Städte ab 12.000
Einwohnern liegen überwiegend Daten aus der 2008 durchgeführten Verkehrserhebung
SrV [SrV 2008] sowie vergleichbare Daten des ZVNL [ZVNL 2010] vor, die dies unter-
streichen (vgl. Tabelle 17).
Tabelle 17 Pendlerverflechtungen und Verkehrsaufwand der untersuchten Städte
Stadt Entfernung
zum Oberzent-rum in km
Anzahl der SV-pflichtig
Beschäftigten am Wohnort
darunter Mittl. tägli-che Wege-länge in km
pro Ein-wohner
Auspendler gesamt
Auspendler nach Leipzig
Leipzig 0 161.918 25,9% keine 19,1
Taucha 10 5.193 82,4% 55,8% k. A.
Markkleeberg 12 7.941 84,4% 57,6% 19,0
Schkeuditz 14 6.899 66,5% 39,4% 22,8
Markranstädt 15 5.906 81,7% 53,7% k. A.
Delitzsch 21 9.463 58,5% 22,5% 19,9
Eilenburg 25 5.378 64,0% 22,4% 20,7
Wurzen 26 5.753 60,7% 18,0% 21,2
Grimma 31 6.458 58,6% 18,1% 24,1
Borna 33 6.951 62,4% 20,1% 23,1
Torgau 52 6.709 48,8% 8,7% 16,2
Oschatz 53 5.723 54,8% 8,8% k. A.
Quellen: Entfernung: Kursbuchtabellen der DB AG [DB AG 2010], Anzahl der Beschäftigten und
Auspendler: Bundesagentur für Arbeit [BA 2009], mittlere Wegelänge: [SrV 2008] und
[ZVNL 2010]
Von den neun aufgeführten Städten, die im Jahr 2008 analysiert wurden (im Rahmen von
[SrV 2008] bzw. [ZVNL 2010]), ist die pro Einwohner und Tag zurückgelegte mittlere Ent-
fernung in Torgau am niedrigsten und in Grimma am höchsten. Die Reihenfolge der Städ-
te in Tabelle 17 ist nach der Entfernung vom jeweils zentrumsnächsten Bahnhof zum
Leipziger Hauptbahnhof gegliedert.
Es zeigt sich, dass in den aufgeführten vier Städten des Leipziger Verdichtungsraumes
die Zahl der Auspendler am höchsten ist, lediglich in Schkeuditz, wo mehr Arbeitsplätze
vor Ort existieren, liegt deren Anteil unter 80 %. Rund zwei Drittel aller Auspendler haben
Bewertung der Siedlungs- und Verkehrsstruktur
MORO - Westsachsen 36
ihr Ziel in Leipzig, lediglich in Schkeuditz liegt deren Anteil knapp unter 60 %, hier folgen
Delitzsch und Halle (S.) als Zielorte auf den Plätzen 2 und 3. Die Entfernungen, die pro
Tag zurückgelegt werden, sind in Markkleeberg etwa gleich wie in Leipzig. Schkeuditz
weist dagegen höhere tägliche Entfernungen auf, was mit der Lage am Verkehrsdreh-
kreuz erklärt werden kann und wodurch innerhalb der gleichen Zeit mehr Kilometer zu-
rückgelegt werden können.
In 20 bis 35 km Entfernung von Leipzig treten die größten täglichen Wegelängen auf.
Rund 60 % der dortigen SV-pflichtig Beschäftigten sind Auspendler, von denen rund ein
Drittel auf das Oberzentrum Leipzig entfallen (ca. 20 % aller SV-pflichtig Beschäftigten).
Die letztgenannten Personen legen allein durch eine Fahrt zur Arbeit und zurück pro
Werktag rund 60 km zurück, so dass die mittleren Entfernungen noch deutlich höher aus-
fallen würden, wenn nicht andere Bevölkerungsgruppen (Schüler, Rentner etc.) diese
Werte durch deutlich unterdurchschnittliche Wegelängen ausgleichen würden.
In einer Entfernung von ca. 50 km von Leipzig zeigt sich ein anderes Bild: Hier ist der An-
teil der Auspendler aus den Mittelzentren etwas niedriger, insbesondere das Oberzent-
rum Leipzig ist aufgrund der hohen Entfernung nur für knapp 9 % der SV-pflichtig Be-
schäftigten tägliches Ziel. Zugleich wurde in Torgau mit 16,2 km der geringste Wert be-
züglich der täglichen Personenkilometer pro Person gemessen, d. h. hier konzentriert
sich der Verkehr stärker auf das Mittelzentrum selbst und die Wege sind hier kürzer als
im Oberzentrum Leipzig.
3.3 Wettbewerbssituation der Verkehrsträger
Auch die Wettbewerbssituation der Verkehrsträger spielt für die Energieeffizienz im Ver-
kehr eine wichtige Rolle, im Regionalverkehr insbesondere die Wettbewerbssituation zwi-
schen Pkw- und Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Im innerörtlichen Verkehr spielen
auch der Fußgänger- und Fahrradverkehr eine relevante Rolle.
Wie gut die Alternativen zum Pkw tatsächlich genutzt werden, hängt von zahlreichen Fak-
toren ab, die deutschlandweit z. B. in der Studie „Mobilität in Deutschland“ genauer be-
schrieben werden [MiD 2008]. Bezogen auf die Planungsregion Westsachsen, die stark
auf das Oberzentrum Leipzig ausgerichtet ist, spielt hierbei die Konkurrenzsituation zwi-
schen Schiene und Straße auf dieser Relation eine relevante Rolle. Diese wird in Tabelle
18 anhand der Fahr- und Wartezeiten näher analysiert. Die Rolle des MIV, welcher in der
rechten Spalte angegeben ist, hängt dabei in den Leipzig-ferneren Orten nur in geringe-
rem Maße als im Leipziger Verdichtungsraum von dieser Relation ab, da dort nur ein
kleiner Teil des Verkehrs nach Leipzig ausgerichtet ist. Hier beeinflussen auch Faktoren,
wie das örtliche Fahrradklima oder das Stadtbusangebot, die Frage, ob Alternativen zum
MIV eine relevante Rolle spielen können.
Bewertung der Siedlungs- und Verkehrsstruktur
MORO - Westsachsen 37
Tabelle 18 Schiene-Straße-Konkurrenz auf dem Weg nach Leipzig und Rolle des MIV
Stadt
Fahrzeit nach Leipzig,
schnellster Zug
in Minuten
Mittlere War-tezeit zur
Normalver-kehrszeit
in Minuten
Fahrzeit auf der Straße von Bhf. zu
Bhf. in Minuten
Relation (Fahr- und Wartezeit
Zug)/ Fahrzeit Pkw
MIV-Anteil im Modal Split
Leipzig 0 0 0 - 39,5%
Taucha 11 15* 16 1,63 k. A.
Markkleeberg 14 8* 17 1,27 51,0%
Schkeuditz 16 15 23 1,35 60,7%
Markranstädt 21 30* 24 2,13 k. A.
Delitzsch 19 15 27 1,26 52,0%
Eilenburg 20 15 37 0,95 51,4%
Wurzen 20 16 34 1,07 48,7%
Grimma 32 30 34 1,82 65,8%
Borna 34 16 36 1,39 58,8%
Torgau 42 30 62 1,16 41,7%
Oschatz 40 30 59 1,19 k. A.
Quellen: Fahrzeit und Wartezeit: [DB AG 2010], Fahrzeit auf der Straße: Falk-Routenplaner [Falk
2010], MIV-Anteil: [SrV 2008] und [ZVNL 2010]
* kürzere Wartezeit und längere Fahrzeit bei Nutzung von Bus und Straßenbahn
Die mittlere Wartezeit entspricht bei gleichmäßigen Taktfahrplänen der halben Taktlänge,
bei wechselnden Takten wurde entsprechend der Taktfolge gewichtet. Es fällt auf, dass in
Grimma, wo der Pkw die größte Rolle im Modal Split spielt, die Relation zwischen Bahn
(Regionalbahn) und Pkw (Autobahn) besonders ungünstig für den Zug ausfällt. Die kon-
kurrenzfähigsten Zugangebote sind die Regionalexpresszüge nach Eilenburg und Torgau
bzw. nach Oschatz, die auf diesen Relationen in Konkurrenz zur Bundesstraße treten.
Außerhalb Leipzigs lag in Torgau der Pkw-Anteil an allen Fahrten auch am niedrigsten,
was wiederum mit den in Tabelle 17 dargestellten mittleren Entfernungen zu erklären ist.
Beim Vergleich der Fahrzeiten ist zu beachten, dass die Bahnhöfe vielerorts nicht direkt
am Siedlungsschwerpunkt liegen, so dass für konkrete Haus-zu-Haus-Vergleiche noch
der Zulauf zum Bahnhof und der Weg zwischen Bahnhof und Ziel addiert werden muss,
so dass der Wettbewerbsvorteil auf der Straße in der Regel noch größer ausfällt.
3.4 Auswirkungen der Festlegungen im Regionalplan
Im Regionalplan Westsachsen [RPV 2008] sind für die Untersuchung relevante Festle-
gungen als überfachliche Ziele und Grundsätze in Kapitel 2.1 „Allgemeine raumstruktu-
relle Entwicklung“ und als fachliche Ziele und Grundsätze in den Kapiteln 5 „Siedlungs-
entwicklung“, 6 „Gewerbliche Wirtschaft und Handel“ und 10 „Verkehr“ enthalten.
Bewertung der Siedlungs- und Verkehrsstruktur
MORO - Westsachsen 38
Diese Festlegungen wurden in einem breiten Konsens aufgestellt. Bei deren Umsetzung
sind in einigen Fällen Rückwirkungen auf die betrachteten Sektoren, insbesondere der
Verkehrsentstehung und den damit einhergehenden Energieaufwand, zu erwarten. Be-
sonders ist dies bei den Grundsätzen des Kapitels 2.1 sowie den Festlegungen zum
Thema Verkehr (Kapitel 10) der Fall. Die Ziele und Grundsätze dieser beiden Kapitel sind
in Tabelle 19 aufgeführt. Prinzipiell ist davon auszugehen, dass sich verkehrsvermeiden-
de und energiesparende Maßnahmen im Wohnbereich positiv auf die Klimabilanz auswir-
ken werden.
Tabelle 19 Grundsätze der raumstrukturellen Entwicklung und Festlegungen im Bereich Verkehr sowie deren verkehrliche sowie energetische Auswirkungen
Festlegungen Einschätzung zu den Auswirkungen auf Verkehrs- und
Energieaufwand
G.2.1.1, G.10.1.3
Gleichwertige Lebensbedingungen in allen Teilräumen erfordern in dünn besiedel-ten Gebieten einen höheren finanziellen Aufwand. Bei Differenzierungen zwi-schen den Teilregionen könnten Anreize zum Wohnen an zentralen Orten ge-schaffen und öffentliche Haushalte entlastet werden.
G.2.1.2, G.2.1.6, G.10.1.1, G.10.1.2
Je großräumiger die wirtschaftliche Vernetzung ist, desto abhängiger wird die Re-gion von schnellen Verkehrsverbindungen. Insbesondere die zurückgelegten Ent-fernungen im Geschäftsreiseverkehr und die Transportentfernungen im Güterver-kehr werden durch diese Verflechtungen bestimmt. Je kleinräumiger die Koopera-tionen sind (z. B. regionale Wirtschaftskreisläufe durch innerregionale Arbeitstei-lung), desto geringer ist der Verkehrs- und Energieaufwand für die Wirtschaft.
G.2.1.4, G.2.1.14
Durch ein räumlich ausgewogenes Angebot an Arbeitsplätzen verkürzen sich die durchschnittlichen Pendlerentfernungen. Wenn die Zahl der Beschäftigten am Wohnort und derjenigen am Arbeitsort in Westsachsen insgesamt etwa gleich sind, werden verkehrs- und energieintensive Fernpendler-Verflechtungen am bes-ten vermieden. Die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region und damit die Vermeidung von Fern-Auspendelbeziehungen tragen daher zur Energieeinspa-rung bei.
G.2.1.7, G.2.1.9, G.2.1.10
Die Orientierung von Gewerbeansiedlungen an Autobahnen und Fernverkehrs-straßen kann dazu führen, dass diese Standorte stark vom MIV abhängig werden und die Erschließung durch effizientere Verkehrsmittel (Schiene, Fahrrad) nicht konkurrenzfähig wird. Eine Orientierung der Gewerbeentwicklung an Bahnhöfen und Siedlungsschwerpunkten wäre daher im Sinne der Energieeffizienz sinnvol-ler.
G.2.1.14, G.10.4.1 bis G.10.4.6
Die Neubau- und Ausbauvorhaben des Straßennetzes beschleunigen den MIV und verändern dessen zeitliche Konkurrenzfähigkeit zulasten des Verkehrsträgers Schiene. Durch Verkürzung der Fahrzeit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Pend-ler dort tageweise über größere Entfernungen pendeln, da bei gleichbleibendem Zeitbudget größere Abstände zwischen Wohnen und Arbeiten möglich werden. Damit steigt der Verkehrs- und Energieaufwand. Die Auswirkungen werden in zwei der Szenarien überprüft.
G.10.1.1 Unter den genannten sechs Zielen sollte die verkehrsvermeidende Siedlungs-struktur als Ziel innerhalb des Gesamtverkehrssystems oberste Priorität haben, da diese die Energieeinsparung am nachhaltigsten begünstigt.
G.10.2.1 bis G.10.3.6
Die Ziele zur Stärkung des ÖPNV und des Verkehrsträgers Schiene begünstigen einen relativ energieeffizienten Verkehrsträger als Alternative zum MIV und sind daher sinnvoll. Aus energetischer Sicht ist die Grenze dann erreicht, wenn die Auslastung der ÖPNV-Angebote so niedrig ist, dass eine Beförderung der Fahrgäste in Pkw effi-zienter wäre. Bei der Döllnitzbahn (Z.10.3.3.) und heute nicht betriebenen Nebenbahnen (Z.10.3.5) kann je nach Auslastung die Busbedienung energieeffizienter als die Nutzung von Schienenfahrzeugen sein.
Bewertung der Siedlungs- und Verkehrsstruktur
MORO - Westsachsen 39
Tabelle 20 behandelt ausgewählte, im Regionalplan Westsachsen verankerte Grundsät-
ze und Ziele der Siedlungsentwicklung und deren energetische Auswirkungen:
Tabelle 20 Festlegungen der Siedlungsentwicklung sowie verkehrliche und energetische Auswirkungen
Festlegung Einschätzung zu den Auswirkungen auf Verkehrs- und Energieaufwand
Z 5.1.1 Dieses Ziel wendet sich gegen die Suburbanisierung und zielt auf die Nutzung vorhandener Bauflächen ab, was aus energetischer und verkehrlicher Sicht posi-tiv zu bewerten ist.
Z 5.1.2 Bei einer Neubebauung ist unabhängig von der vorhandenen baulichen Dichte auf bauliche Kompaktheit Wert zu legen. Die Einbindung in natürliche Gegeben-heiten stärkt die Attraktivität des Wohnumfeldes und stärkt die zentralen Orte.
Z 5.1.4
Die Umgestaltung des Wohnraumangebotes an die künftigen Anforderungen soll-te auch energetische Aspekte mit berücksichtigen. Dies kann - soweit möglich - unter anderem über Zusammenlegung und Umstrukturierung bewohnter und nicht bewohnter Wohneinheiten im Rahmen energetischer Sanierungsmaßnahmen er-folgen.
Z 5.1.6 Die Entwicklung der Siedlungskerne ist mit den bereits vorhandenen ÖPNV-Strukturen zu vereinbaren. Ziel sollte eine eng abgestimmte Entwicklung zwi-schen siedlungsstrukturellen und verkehrlichen Planungen sein.
G 5.2.1 Multifunktionalität bedeutet kompakte Versorgungsstrukturen mit kurzen Wegen und eine Aufwertung der Innenstadtbereiche. Energetische Sanierungen sind ins-besondere auf diese Bereiche zu konzentrieren. Die Vermeidung von Leerstand in diesen zentralen Lagen geht mit diesem Grundsatz einher.
Z 5.2.2 Die Stärkung der Versorgungsstrukturen erhöht die Attraktivität der Stadtteile und fördert die Wohnverdichtung durch Vermeidung von Leerstand und ggf. Lücken-bebauung. Energetisch ineffiziente Randlagen werden möglichst komplett rück-gebaut.
Z 5.3.2 Angebote für betreutes Wohnen und die Pflege älterer Menschen bedingen eine hohe Funktionsdichte (medizinische Betreuung etc.). Die räumliche Entkopplung bedürftiger Menschen von ihrer Heimat wirkt sich aus verkehrlicher Sicht kontra-produktiv aus, da Besuche mit längeren Wegstrecken verbunden sind.
G 5.3.4 Der Erhalt historischer Siedlungsformen steht teilweise in Konflikt mit energeti-schen Zielvorgaben.
G 5.3.5 Um- und Rückbaumaßnahmen, insbesondere von Siedlungen mit wenig Zu-kunftsperspektive, eliminiert mittelfristig energetisch ineffiziente Bausubstanz und führt durch Mieterverschiebungen zur Vermeidung von Wohnungsleerstand.
Eine Vielzahl der im Regionalplan Westsachsen verankerten Ziele fokussiert auf die Stär-
kung der Zentren, die Vermeidung von Wohnungsleerstand und die Aufwertung bzw. den
Rückbau energetisch ineffizienter Bausubstanz. Grundsätzlich wird am Anfang des Kapi-
tels 5 [RPV 2008] der Hinweis gegeben, dass kulturhistorische Sehenswürdigkeiten zu
bewahren sind. Im Fall der privaten Haushalte beinhaltet dies eine Vielzahl von denkmal-
geschützten Häusern. Damit diese historische Bausubstanz den Anforderungen des zu-
G.10.5.1 bis G.10.5.3
Der Ausbau des Luftfrachtverkehrs fördert im Bereich des Güterverkehrs den Verkehrsträger mit der mit Abstand schlechtesten Energieeffizienz und begünstigt den Transport der Waren über große Entfernungen zulasten der regionalen Wirt-schaftskreisläufe. Auch im Personenverkehr widerspricht die Förderung des Flug-verkehrs dem Ziel der Verkehrsvermeidung.
G.10.7.1 bis G.10.7.5
Die Ziele für den Radverkehr sind sinnvoll, insbesondere für den Alltags-Radverkehr, da dieser besonders große Potenziale zur dauerhaften Verringerung der Emissionen aufweist, wenn dadurch regelmäßig motorisierte Fahrten substitu-iert werden.
Bewertung der Siedlungs- und Verkehrsstruktur
MORO - Westsachsen 40
künftigen Wohnens gerecht wird, sind perspektivisch denkmalpflegerische Restriktionen
(z. B. die Integration von Solaranlagen) neu zu überdenken.
Was Neubau und umfassende Gebäudesanierungen betrifft, steht mit der EnEV bundes-
weit ein gesetzliches Instrument zur Verfügung, was die Energieeffizienz in privaten
Haushalten in ausreichendem Maße thematisiert. Die Verhältnismäßigkeit der Mittel sollte
jedoch immer im Vordergrund stehen und setzt eine entsprechende Finanzkraft der Ak-
teure voraus. Die angestrebte Wohnqualität muss auch in Zukunft bezahlbar sein.
In der nachfolgenden Tabelle 21 werden die Ziele und deren Auswirkungen im Hinblick
auf die gewerbliche Entwicklung in Westsachsen bewertet:
Tabelle 21 Festlegungen im Bereich gewerbliche Wirtschaft und Handel sowie verkehrliche und energetische Auswirkungen
Festlegung Einschätzung zu den Auswirkungen auf Verkehrs- und Energieaufwand
Z 6.1.3
Die Vermeidung von Neuausweisungen fördert die Funktionsverdichtung beste-hender Gewerbegebiete und lässt unter Umständen positive energetische Syner-gieeffekte zu. Sollte eine vollständige Nutzung bestehender Gewerbegebiete mit-telfristig nicht möglich sein, dann ist über alternative Nutzungsformen (Mischfunk-tion) nachzudenken.
Z 6.1.5
Die Etablierung neuer Industriestandorte zieht immer eine verkehrliche und sied-lungsstrukturelle Anbindung nach sich. Die Nutzung innerstädtischer und hier be-reits vorhandener Strukturen vermindert Neuanpassungsmaßnahmen. Jedoch ist eine Beeinträchtigung angrenzender Wohngebiete (Lärm, Geruch, etc.) zwingend zu vermeiden.
Z 6.1.6 Chemiestandorte bedingen besondere infrastrukturelle Voraussetzungen. Des-halb sollten sich Neuansiedlungen an Standorten mit bereits bestehenden Vo-raussetzungen konzentrieren.
Z 6.2.1 Zur Vermeidung von Wegen sollte die Versorgung des kurzfristigen Bedarfs über kleinteiligen verbrauchernahen Einzelhandel gewährleistet werden
Z 6.3.2 Großflächiger Einzelhandel sollte nur in städtebaulich integrierter Lage realisiert werden, um neue notwendige strukturelle Infrastrukturanpassungen möglichst zu vermeiden.
In Karte 1 zum Regionalplan Westsachsen [RPV 2008] sind die regionalen Verbindungs-
und Entwicklungsachsen festgelegt. Sofern diese im Zuge überregionaler Verbindungs-
achsen verlaufen, verbinden sie jeweils Oberzentren untereinander und erschließen in
ihrem Verlauf zudem alle Mittelzentren der Region.
Die regionalen Verbindungs- und Entwicklungsachsen außerhalb überregionaler Entwick-
lungsachsen erschließen, bis auf Brandis und Mügeln, alle Grundzentren bzw. Teilzen-
tren der grundzentralen Verbünde. Innerhalb der Achsen verlaufen teilweise Bahnlinien
(Halle – Delitzsch – Eilenburg), teilweise sind die Bahntrassen innerhalb der Achsen nicht
mehr genutzt (Wittenberg – Bad Düben – Eilenburg – Wurzen – Grimma – Colditz;
Belgern – Torgau – Dommitzsch – Wittenberg; Leipzig – Merseburg; Markkleeberg –
Zwenkau – Pegau; Borna – Bad Lausick), andere Achsen waren schon immer ohne
Schienennetz. In den Nahverkehrsplänen der Landkreise Leipzig und Nordsachsen sind
jedoch auf allen regionalen Verbindungs- und Entwicklungsachsen vertaktete Busange-
bote vorgesehen, auf denen eine Bedienung durch öffentliche Verkehrsmittel auch au-
ßerhalb der Hauptverkehrszeiten gewährleistet wird (siehe auch Tabelle 22).
Bewertung der Siedlungs- und Verkehrsstruktur
MORO - Westsachsen 41
Tabelle 22 Zentrale Orte, Verbünde und regionale Achsen
Festlegung Einschätzung zu den Auswirkungen auf Verkehrs- und Energieaufwand
Z 2.3.1 Die Konzentration auf diese Orte fördert das Prinzip der kurzen Wege und trägt so durch Verkehrsvermeidung zur Energieeffizienz bei.
Z 2.3.2 Innerhalb der teils großflächigen Gemeinden gilt das Konzentrationsprinzip eben-so, auch die Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel wird so erleichtert.
Z 2.3.3
Das Prinzip der Konzentration gilt auch für den Wohnungsbau. Generell ist der Wohnungsbau allerdings nur dort sinnvoll, wo dadurch der Unterschied zwischen örtlich verfügbaren Arbeitsplätzen und ortsansässigen Erwerbspersonen nicht vergrößert wird, da sonst die Zahl der Pendler zunimmt, was den Verkehrs- und Energieaufwand erhöht.
Z 2.3.5 Diese Ausrichtung wird in den Nahverkehrsplänen der Landkreise konkretisiert und ermöglicht so auch im ländlichen Raum eine hinreichende Auslastung der öf-fentlichen Verkehrsmittel, da diese sonst, d. h. bei zu geringen Fahrgastzahlen, energetisch keinen Vorteil gegenüber dem Pkw-Verkehr aufweisen.
Z 2.6.3 Bei konsequenter Umsetzung dieser Vorgabe lässt sich der Verkehr am effizien-testen gestalten. Dies beinhaltet, dass sich die Siedlungsentwicklung innerhalb der Zentren und Achsen konzentriert und der Siedlungsrückbau aufgrund des demographischen Wandels vorwiegend außerhalb dieser Strukturen stattfindet.
Insgesamt ist das Konzept der zentralen Orte und der regionalen Achsen damit gut ge-
eignet, die Siedlungsstruktur und den Verkehr der Region möglichst effizient zu gestalten.
Dies gilt auch für die Lage der Wohn- und Gewerbegebiete innerhalb der teilweise sehr
großflächigen Gemeinden: Standorte in Bahnhofsnähe oder im Umfeld von Bushaltestel-
len, die im Taktverkehr bedient werden, sollten in der Entwicklung folglich bevorzugt wer-
den, sofern es sich nicht um eine Kombination von Wohnen und Arbeiten vor Ort handelt
(z. B. landwirtschaftliche Gehöfte).
Die Raumordnung ist zugleich dem Grundsatz Schaffung gleichwertiger Lebensbedin-
gungen bzw. dem Abbau räumlicher Disparitäten und Angleichung der Lebensstandards
verpflichtet. Hierfür sieht sie auch abseits der Entwicklungsachsen einen Ausbau des
Straßennetzes vor. So heißt es in der Begründung zu 2.6 (Regionale Achsen): „Unter
verkehrs- und regionalpolitischen Gesichtspunkten ist der Ausbau zahlreicher Straßen-
verbindungen auch außerhalb der Achsen erforderlich, insbesondere um Zentrale Orte
untereinander oder mit Zentralen Orten höherer Stufen zu verbinden.“ Dabei ist zu be-
denken, dass die somit absehbare Erleichterung der Erreichbarkeit der gesamten Fläche
Anreize für steigende mittlere Entfernungen des täglichen Verkehrs schafft und zugleich
die Konkurrenzsituation zulasten des Schienenverkehrs verändern kann.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 42
4 ABLEITUNG REGIONALPLANERISCHER HANDLUNGSANSÄTZE
Zur Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze werden mehrere Entwicklungsopti-
onen bis zum Jahr 2020 betrachtet. Grundlage bildet die vierte regionalisierte Bevölke-
rungsprognose des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen [StaLa 2007].
Die Konzeption und Definition der unterschiedlichen Szenarien erfolgte in enger Abstim-
mung mit dem RPVW sowie dem Institut für Landschaftsarchitektur der TU Dresden, wel-
ches im Projekt als Partner für die regionale Forschungsassistenz eingebunden ist. In
diesem Gremium herrscht Einigkeit darüber, dass die Erweiterung des zeitlichen Betrach-
tungshorizonts über das Jahr 2020 hinaus aus regionalplanerischer Sicht sehr wün-
schenswert wäre, aber wegen fehlender belastbarer Daten im Rahmen der vorliegenden
Expertise nicht behandelt werden kann.
Im Folgenden werden die Entwicklungsszenarien zunächst beschrieben sowie deren An-
nahmen begründet. Nach Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse werden Hand-
lungsstrategien zur Minderung des Endenergieverbrauchs und der Treibhausgasemissio-
nen vorgeschlagen.
4.1 Beschreibung der Szenarien
4.1.1 Neue räumliche Zuordnung
Im Rahmen der Abstimmung der verschiedenen Entwicklungsszenarien erfolgte die Ver-
einbarung zur Erweiterung der räumlichen Differenzierung von bisher drei auf sechs Teil-
räume. Wurde bisher nur zwischen dem Oberzentrum, den Städten mit mehr als
12.000 Einwohnern und den übrigen Gemeinden unterschieden, so führt die neue Zuord-
nung zu den in Abbildung 20 dargestellten Teilräumen.
Die feinere räumliche Gliederung des Bilanzraumes lässt für die nachfolgend dargestell-
ten Szenarien detailliertere Aussagen zu Auswirkungen unterschiedlicher Raumentwick-
lungen hinsichtlich der Siedlungs- und Verkehrsstruktur in Westsachsen zu.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 43
Abbildung 20 Gliederung der Region Westsachsen in sechs Teilräume
4.1.2 Kurzbeschreibung der Szenarien
Im Folgenden werden die gewählten sechs Zukunftsszenarien kurz beschrieben. Im Vor-
feld der Festlegung auf die einzelnen Szenarien und deren Energie- und Klimagasbilan-
zierung fand ein Brainstorming mit Vertretern des RPV, der regionalen Forschungsassis-
tenz und dem IE Leipzig statt, auf dem die Rahmenbedingungen diskutiert und abschlie-
ßend festgelegt wurden.
Die Szenarien stellen jeweils bewusst eine Zusammenstellung abstrakter Annahmen dar,
um in vereinfachter Form die Spannbreite der möglichen Entwicklungen aufzuzeigen. So-
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 44
mit werden Extremfälle der Möglichkeiten aufgezeigt, die eintreffen können, nicht jedoch
konkrete Handlungsalternativen für ein steuerndes Eingreifen der Regionalplanung, zu-
mal es auch Szenarien gibt, in denen die Steuerung weitgehend entfällt.
0 Projektion des IST-Zustands 2008 auf das Jahr 2020 unter Berücksichtigung der vierten regionalisierten Bevölkerungsprognose
Zunächst wird die vorliegende Energie- und Klimabilanz als Datengrundlage für
das Bezugsjahr 2008 gemäß den Annahmen der vierten regionalisierten Bevölke-
rungsprognose [StaLa 2007] auf das Zieljahr 2020 projiziert. Zugleich werden all-
gemeine technische Entwicklungen zugrunde gelegt, die überregional Gültigkeit
haben. Hierzu zählt die Annahme, dass durch Sanierungsmaßnahmen an der Ge-
bäudehülle in Zukunft Energie eingespart wird. Infolge einer schlecht
prognostizierbaren Entwicklung in diesem Bereich, wird in Szenario 0 der durch-
schnittliche Sanierungsgrad aller, im Folgenden beschriebenen Zukunftsszenarien
(Einfluss auf die Energiekennzahl) zu Grunde gelegt.
Im Verkehr wird angenommen, dass der mittlere Verbrauch pro 100 Fahrzeugkilo-
meter bei benzin- und dieselgetriebenen Pkw im Jahr 2020 um 10 % unter dem
Ausgangswert des Jahre 2008 liegt. Bei Lkw und Bussen wurden dagegen keine
Veränderungen unterstellt.
Ausgehend von diesem Grundszenario entwickeln sich die verschiedenen Ten-
denzen wie folgt:
I Konzentration auf das Oberzentrum Leipzig (zentrale Konzentration)
Der Schwerpunkt im Szenario I liegt ausschließlich bei der Entwicklung des Ober-
zentrums Leipzig. Damit verbunden ist sowohl eine Bevölkerungszunahme bedingt
durch verstärkten Zuzug aus dem Umland, einhergehend mit einer Verdichtung
des Sektors GHD und Industrie im Oberzentrum. Infrastrukturelle Investitionen er-
fährt nur die Stadt Leipzig. Außerhalb des Oberzentrums stagniert der Ausbau der
Verkehrsinfrastruktur infolge fehlender finanzieller Mittel, welches zusätzlich einen
punktuellen Rückbau von Verkehrswegen zur Folge hat. Die Stagnation bzw. der
teilweise Rückbau der Infrastruktur außerhalb des Verdichtungsraumes verläuft
zeitnah mit einem Bevölkerungsrückgang und einer schrumpfungsbedingten An-
passung des Sektors GHD und Industrie.
Zusätzlich sind auch Ausstrahlungseffekte für den angrenzenden Verdichtungs-
raum, besonders für Gemeinden mit attraktivem Wohnumfeld, wie z.B. Markklee-
berg, zu erwarten. Sie können im sogenannten „Speckgürtel von Leipzig“ ebenfalls
von diesen Entwicklungen profitieren.
II Konzentration auf Oberzentrum und Mittelzentren (dezentrale Konzentration)
Das Szenario umfasst neben einer Orientierung auf das Oberzentrum Leipzig auch
eine Stärkung der Mittelzentren des inneren (Borna, Delitzsch, Eilenburg, Grimma,
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 45
Wurzen) sowie des äußeren Rings (Oschatz, Torgau). Da sich die regionalplaneri-
sche Schwerpunktsetzung nicht nur auf das Oberzentrum Leipzig konzentriert,
sondern auch die Mittelzentren an dieser Entwicklung partizipieren, wird eine de-
zentrale Konzentration beschrieben.
II a Stärkung der Infrastruktur Schiene
Im Szenario II a beschränken sich die infrastrukturellen Investitionen im Bereich
Verkehr primär auf die Stärkung der schienengebundenen Verkehrswege entlang
der vorhandenen Verkehrsachsen, während sich der Erhaltungszustand des Stra-
ßennetzes eher verschlechtert. Verbunden damit ist die Verbesserung der Ver-
kehrsangebote auf der Schiene (dichterer Takt, höhere Geschwindigkeiten).
II b Stärkung der Infrastruktur Straße
Szenario II b übernimmt die siedlungsstrukturellen Entwicklungen aus Szenario II.
Die infrastrukturellen Investitionen im Bereich Verkehr betreffen aber schwer-
punktmäßig Straßenbaumaßnahmen, während sich der Erhaltungszustand des
Schienennetzes eher verschlechtert.
III Ungesteuerte Entwicklung („Laissez-faire“)
Szenario III beschreibt eine entgegengesetzte Entwicklung zu Szenario I und II. Es
erfolgt keine Steuerung der Siedlungsentwicklung auf ein bestimmtes Konzentrati-
onsgebiet, sondern die Entwicklung erfolgt flächenhaft, ohne dass eine Steuerung
wirksam wird.
III a Siedlungsnahe Gewerbeansiedlung
Da keine Steuerung erfolgt, ist die Entwicklung der einzelnen Gemeinden von der
lokalen Eigeninitiative bzw. dem endogenen Potenzial abhängig. Die Attraktivität
der Gemeinden befindet sich in starker Abhängigkeit zur Bevölkerungsentwicklung
und der wirtschaftlichen Entwicklung. Gleichzeitig stehen in der Region keine fi-
nanziellen Mittel zur Weiterentwicklung bzw. Unterhaltung der verkehrlichen Infra-
struktur zur Verfügung, was eine Stagnation des Verkehrswegeausbaus und einen
partiellen Straßenrückbau zur Folge hat. Das führt zu einer siedlungsnahen Ge-
werbeansiedlung, welche auch die Attraktivität der Gemeinden erhöht. Die Bevöl-
kerungsdichte korreliert direkt proportional mit der Gewerbedichte.
III b Gewerbeansiedlung am Fernstraßennetz
In diesem Szenario wird in erheblichem Umfang in Fernstraßen und in das regiona-
le Straßennetz investiert. In leicht abgewandelter Form erfolgt in Variante III b
ebenfalls eine flächenhafte Entwicklung ohne räumliche Schwerpunkte, jedoch
konzentriert sich das Gewerbe infolge des verstärkten Ausbaus des Straßennetzes
nicht siedlungsnah, sondern entlang der Hauptverkehrsachsen.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 46
4.1.3 Begründung zu den Annahmen
Bevölkerungsentwicklung
Die Annahmen für die Bevölkerungsentwicklung werden nachfolgend für die unterschied-
lichen Szenarien und Teilräume dargestellt.
Für das Szenario 0 wurde die Variante 1 der vierten regionalisierten Bevölkerungsprog-
nose [StaLA 2007] zu Grunde gelegt. Für alle übrigen Szenarien wurden unterschiedliche
Einwohnerverteilungen bei insgesamt gleicher Einwohnerzahl angenommen. Einflüsse
der Szenarien auf Wanderungsbewegungen über die Grenzen der Region hinweg wur-
den somit vernachlässigt, zumal auch für die Attraktivität und Struktur anderer Regionen
keine Annahmen getroffen wurden.
In Szenario I bewirkt die starke Konzentration auf Leipzig, dass sich die Einwohnerzahl
dort erheblich steigert, während sie in allen anderen Teilräumen niedriger liegt als in Sze-
nario 0. Im Verdichtungsraum Leipzig wird allerdings gegenüber der Analyse noch mit ei-
nem Anstieg der Einwohnerzahl gerechnet. Dies ist zwar in Szenario 0 in noch stärkerem
Maße der Fall, stellt sich aus heutiger Sicht jedoch als unrealistisch dar, da die Einwoh-
nerzahl in diesem Bereich schon von 2005 bis 2008 deutlich rückläufig war. In Szenario 1
wird demnach mit einer Trendumkehr gerechnet, weil im Oberzentrum Leipzig nicht die
gesamte zuzugswillige Bevölkerung geeignete Wohnungen findet und daher in die Nach-
bargemeinden (Markkleeberg, Borsdorf, Markranstädt usw.) ausweicht, wovon diese
Gemeinden profitieren. In den übrigen Teilräumen beschleunigt sich der Einwohnerrück-
gang.
In den Szenarien II a und II b steigt die Einwohnerzahl Leipzigs ebenfalls stärker an als
in Szenario 0. Hier wird allerdings in den Mittelzentren (Teilräume 3 und 5) der Abwärts-
trend gestoppt, so dass sich der Bevölkerungsrückgang auf die Teilräume 2, 4 und 6
konzentriert. Da Zentren durch die Schiene besser erschlossen werden als ihr Umland,
konzentriert sich die Bevölkerung in Szenario II a noch etwas stärker auf die Zentren als
in Szenario II b, wo das feinmaschigere Straßennetz etwas mehr Einwohner in den Teil-
räumen 2, 4 und 6 ermöglicht; insbesondere in den Nachbargemeinden der gestärkten
Zentren.
In Szenario III a steigt die Bevölkerung in Leipzig etwas stärker an als in Szenario 0, weil
der verschlechterte Zustand der Verkehrsinfrastruktur das Einpendeln nach Leipzig unat-
traktiver macht, so dass einige ehemalige Pendler in die Stadt ziehen. Die unkontrollierte
Entwicklung ermöglicht allerdings Wohn- und Gewerbeneubauflächen an besonders
preisgünstigen Standorten (z. B. im Teilraum 4), wobei der Trend zu kürzeren Wegen
geht. Davon profitieren – im Vergleich zu Szenario 0 – die Mittelzentren etwas, während
der Teilraum 6 der Verlierer dieser Entwicklung wird, da dort kaum wohnortnahe Arbeits-
plätze erwartet werden.
In Szenario III b wird das Straßennetz weiter ausgebaut und modernisiert. Dadurch wird
die Wahl von ländlichen Wohnstandorten erleichtert, die dennoch entlang der Hauptver-
kehrsachsen (Autobahnen und Bundesstraßen) leicht die Arbeitsplätze erreichen können,
die sich verstärkt entlang dieser Straßeninfrastruktur konzentrieren. Die Anziehungskraft
des Oberzentrums und der Mittelzentren lässt deutlich nach, während in den Teilräumen
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 47
4 und 6 eine höhere Bevölkerungszahl als in Szenario 0 erwartet wird, Im Teilraum 4
würde die Bevölkerung sogar höher liegen als heute.
Die Abschätzung der Einwohnerzahlen als rechnerische Entsprechung der jeweiligen
Annahmen wurde anschließend so vorgenommen, dass sich sowohl pro Szenario im
Verhältnis der Teilräume zueinander als auch pro Teilraum im Verhältnis der Szenarien
zueinander plausible Relationen ergaben und die Gesamteinwohnerzahl jeweils konstant
blieb. Da für das Szenario 0 die Abgrenzung der Teilräume 2 und 4 nicht allein aus den
veröffentlichten Zahlen abzuleiten war, wurde hierfür noch ergänzend eine gesonderte
Auskunft des Statistischen Landesamtes herangezogen [StaLA 2010 d]. Zusammenfas-
send sind alle angenommenen Einwohnerzahlen in Tabelle 23 aufgeführt.
Tabelle 23 Annahmen zur Bevölkerungsentwicklung nach Teilräumen und Szenarien
Einwohner-zahlen
Analyse 2008
Szenario 0
Szenario I
Szenario II a
Szenario II b
Szenario III a
Szenario III b
Zeitpunkt 31.12.2008 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020
Teilraum 1 (Oberzen-trum Leipzig)
515.469 520.100 542.500 534.000 532.000 522.000 511.600
Teilraum 2 (Verdich-tungsraum)
104.962 110.300 105.800 101.000 102.000 107.800 109.000
Teilraum 3 (nahe Mittel-zentren)
101.339 96.400 93.000 102.000 101.000 97.900 95.300
Teilraum 4 (großer Kranz)
111.875 107.100 102.000 103.300 104.800 112.300 113.000
Teilraum 5 (ferne Mittel-zentren)
35.677 33.500 32.000 36.000 35.500 34.000 33.000
Teilraum 6 (ferne Flä-che)
129.366 120.900 113.000 112.000 113.000 114.300 126.400
Westsachsen insgesamt
998.688 988.300 988.300 988.300 988.300 988.300 988.300
Entwicklungen im Sektor GHD/Industrie
Entscheidender Indikator zur energetischen Beurteilung des Sektors GHD/Industrie sind
die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Deren Anzahl entwickelt sich vereinba-
rungsgemäß in allen betrachteten Wirtschaftszweigen proportional zu den beschriebenen
Bevölkerungsprognosen der jeweiligen Szenarien. Der Einfluss des demographischen
Wandels, der sich in einer rückläufigen Beschäftigtenzahl ausdrücken wird, kann durch
die sukzessive Produktivitätssteigerung (z.B. durch Prozessautomatisierung) kompensiert
werden. Entwicklungen innerhalb der sektoralen Beschäftigungsstruktur werden vernach-
lässigt, da zum Beispiel der Einsatz von Leiharbeitern eine Verschiebung innerhalb der
Wirtschaftszweige bewirkt. Zeitarbeitsfirmen sind als Dienstleister gelistet, die Leiharbei-
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 48
ter kommen jedoch je nach beruflicher Qualifikation temporär in allen Wirtschaftszweigen
zum Einsatz und generieren dort einen Endenergieverbrauch verbunden mit CO2-
Emissionen.
Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass die zunehmende Verlagerung vom Be-
schäftigtenverhältnis zur Selbständigkeit aus energetischer Sicht vernachlässigt werden
kann, da der zu erwartende Endenergieverbrauch beider Kategorien gleichzusetzen ist.
Der Trend zum Home-Office (Wohnort als Arbeitsplatz) hat letztendlich sogar eine Vermi-
schung der Sektoren GHD und private Haushalte zur Folge, der jedoch in der Betrach-
tung der Szenarien keine Berücksichtigung findet. Der Verbrauch im Privathaushalt, der
zu Lasten der Erwerbstätigkeit geht, muss im Sinne einer sektoralen Betrachtung dem
Sektor GHD zugerechnet werden.
Weiterhin ist der verstärkte lokale Einsatz erneuerbarer Energien zur Wärme- und Pro-
zessenergiebereitstellung bis zum Jahr 2020 zur Substitution konventioneller Energieträ-
ger im Hinblick auf die klimarelevanten Treibhausgasemissionen relevant. Da eine räum-
liche Zuordnung auf die sechs Teilräume nicht möglich ist, wird der Anteil der erneuerba-
ren Energien flächendeckend pauschal auf zwei Prozent angehoben. Die fossilen Ener-
gieträger werden entsprechend ihrer bisherigen Wichtung entlastet.
Die Verringerung des CO2-Emissionsfaktors für Elektroenergie von bisher
570 t CO2/GWh auf etwa 540 t CO2/GWh basiert auf der globalen Zunahme erneuerbarer
Energien zur Bereitstellung elektrischer Energie und betrifft alle Teilräume in allen Szena-
rien.
Für den Bilanzraum Westsachsen sind bei Betrachtung des Sektors GHD/Industrie im
Ergebnis keine Unterschiede zwischen den einzelnen Szenarien zu erwarten. Infolge der
unterschiedlichen Bevölkerungsverlagerungen sind jedoch in den einzelnen Szenarien
räumliche Entwicklungen zu beobachten.
Entwicklungen im Sektor private Haushalte
Im Sektor der privaten Haushalte spielen eine Reihe von Einflussfaktoren bei der Be-
rechnung der Energie- und Klimabilanz eine Rolle. Dementsprechend ist die Festlegung
verbindlicher Grundannahmen innerhalb der Entwicklungsszenarien zwingend notwendig.
In Anbetracht des knappen zeitlichen Rahmens und dem vorgesehenen Projektbudget
unterscheiden sich die Szenarien ausschließlich durch den Wohnungsleerstand und das
Verhältnis von EZFH zu MFH, was entsprechende Zu- und Rückbauquoten impliziert,
sowie einem prognostizierten Sanierungsgrad, der sich in einer adaptierten Energiekenn-
zahl manifestiert. Ferner werden für die unterschiedlichen Szenarien unterschiedliche
Zubauraten von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien angesetzt. In der folgenden
Tabelle 24 sind die Annahmen für den Wohnungsleerstand dargestellt.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 49
Tabelle 24 Entwicklung des Wohnungsleerstandes
Leerstand Analyse 2008
Szenario 0
Szenario I Szenario II a
Szenario II b
Szenario III a
Szenario III b
Zeitpunkt 31.12.2008 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020
Teilraum 1 (Oberzen-trum Leipzig)
19 % 19 % 5 % 10 % 10 % 15 % 15 %
Teilraum 2 (Verdich-tungsraum)
14 % 14 % 13 % 12 % 12 % 13 % 13 %
Teilraum 3 (nahe Mittel-zentren)
15 % 15 % 17 % 10 % 10 % 16 % 16 %
Teilraum 4 (großer Kranz)
15 % 15 % 22 % 22 % 21 % 17 % 19 %
Teilraum 5 (ferne Mittel-zentren)
15 % 15 % 18 % 9 % 10 % 16 % 16 %
Teilraum 6 (ferne Flä-che)
15 % 15 % 23 % 26 % 25 % 19 % 17 %
Infolge der unterschiedlichen Bevölkerungsverlagerungen verschieben sich sowohl der
Wohnungsleerstand als auch die Verteilung von EZFH zu MFH. Während in Szenario I
die Siedlungsstruktur im Oberzentrum verdichtet wird, trifft diese Zentralisierung in Sze-
nario II neben dem Oberzentrum auch für die Mittelzentren zu. In beiden Szenarien geht
eine Verringerung des Leerstandes in den Städten mit der Verschiebung des Gesamtge-
bäudebestandes vom EZFH zum MFH einher. Der Wohnungsleerstand im ländlichen
Raum steigt. Die fehlende Steuerung in Szenario III bewirkt hingegen eine heterogenere
Siedlungsstruktur in der Fläche und eine Verschiebung zum EZFH.
Zur Beurteilung der energetischen Gebäudemodernisierungen, die in den einzelnen Sze-
narien bis zum Jahr 2020 zu erwarten sind, wird die Energiekennzahl herangezogen. Ei-
ne Differenzierung nach Baualtersklassen, wie sie in Arbeitspaket 1 vorgenommen wur-
de, kann infolge des knappen Budgetrahmens bei Betrachtung der neuen räumlichen Zu-
ordnung nicht erfolgen. Eine qualitative Bewertung der zu erwartenden Baualtersstruktur
in der neuen räumlichen Zuordnung erfolgt durch Wichtung der durchschnittlichen Ener-
giekennzahlen auf der Grundlage bewohnter Wohnflächen im Bezugsjahr 2008. An-
schließend werden je nach Szenario für die beiden Gebäudetypen EZFH und MFH Sa-
nierungsgrade prognostiziert und mit einer einheitlichen Energiekennzahl, die dem
Grundszenario 0 zu Grunde liegt, multipliziert. Tabelle 25 sind die Energiekennzahlen für
alle Teilräume und Szenarien zu entnehmen.
Den getroffenen Annahmen liegen folgende Überlegungen zu Grunde. Die Umsetzungs-
wahrscheinlichkeit einer energetischen Gebäudesanierung hängt von einer Vielzahl von
Faktoren ab. Bei einer Wohnraumeigennutzung – insbesondere in EZFH - sind sowohl
das Alter der Bewohner als auch die finanziellen Möglichkeiten des betroffenen Haus-
halts entscheidend. Während junge Familien in einer energetischen Sanierung eine lang-
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 50
fristige Perspektive sehen, werden ältere Menschen den ökonomischen Nutzen anders
abwägen. Bei Mietobjekten – im Wesentlichen bei MFH - spielt die Vermietbarkeit eine
entscheidende Rolle für eine Investitionsentscheidung. Die Refinanzierung von kostenin-
tensiven Sanierungsmaßnahmen kann im Mietwohnungsbau nur durch möglichst vollflä-
chige Vermietung erfolgen. Bei Anstrebung eines hohen Sanierungsstandards ist der
Vermieter auf zahlungskräftige Mieter angewiesen, die auch meist eine Neigung zum Le-
ben in attraktiven Wohngegenden haben. Ein probates Mittel zur Kommunikation eines
guten Energiestandards ist die Veröffentlichung eines Energieausweises. An weniger be-
liebten Standorten herrscht diesbezüglich ein Vermieter-Mieter-Dilemma. Die energeti-
sche Aufwertung der Bausubstanz ist dort nur schwer refinanzierbar und wird deshalb nur
in geringem Maße umgesetzt.
Tabelle 25 Entwicklung der Energiekennzahlen infolge energetischer Sanierungsmaßnah-men in EZFH und MFH
EKZ in EZFH u.
MFH
Typ Analyse 2008
Szenario 0
Szenario I
Szenario II a
Szenario II b
Szenario III a
Szenario III b
Zeitpunkt 31.12.2008 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020
Teilraum 1 (Oberzen-trum Leipzig)
EZFH 192 190 188 190 190 191 191
MFH 160 150 144 149 149 154 154
Teilraum 2 (Verdich-tungsraum)
EZFH 188 185 184 184 184 186 186
MFH 157 154 154 154 154 155 155
Teilraum 3 (nahe Mittel-zentren)
EZFH 196 196 196 195 195 196 196
MFH 162 158 161 154 154 159 159
Teilraum 4 (großer Kranz)
EZFH 193 193 193 193 193 193 193
MFH 159 159 159 159 159 159 159
Teilraum 5 (ferne Mittel-zentren)
EZFH 193 193 193 192 192 193 193
MFH 162 157 160 153 153 158 158
Teilraum 6 (ferne Flä-che)
EZFH 193 193 193 193 193 193 193
MFH 159 159 159 159 159 159 159
Bei verstärkter Urbanisierung (Szenario I und II) wird eine zunehmende energetische Sa-
nierung von MFH priorisiert. Mit 144 kWh/m²a wird bei absoluter Zentralisierung auf das
Oberzentrum Leipzig der höchste Sanierungsgrad (10 %) angenommen. In diesem Fall
wird davon ausgegangen, dass einerseits der notwendige Zubau an MFH wegen bauge-
setzlicher Restriktionen in Niedrigenergiebauweise erfolgt und andererseits große Woh-
nungsbaugenossenschaften die Attraktivität ihrer Mietobjekte mittels Investitionen in die
Energieeffizienz erhöhen. Dies trifft in Szenario II, wenn auch in geringerem Umfang,
ebenfalls für die Mittelzentren zu. Das Szenario III (ungesteuerte Entwicklung) lässt im
Unterschied dazu eine geringere Modernisierungsrate sowohl bei EZFH als auch bei
MFH erwarten.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 51
In Analogie zum Sektor GHD/Industrie ist ein verstärkter Zubau erneuerbarer Energien
zur Bereitstellung von Heizwärme und Warmwasser in privaten Haushalten zu erwarten.
Es wird davon ausgegangen, dass die Konzentration des Zubaus mit der Bevölkerungs-
verlagerung und somit der Kaufkraft korreliert. Aber auch hier sind ähnliche Tendenzen
wie bei der Gebäudesanierungsbereitschaft zu beachten. Die Motivation zur Substitution
einer konventionellen Wärmebereitstellung durch erneuerbaren Energien kann sehr un-
terschiedlich sein. Junge Familien haben eine hohe Affinität zur regenerativen Energien.
Prinzipiell ist im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser der Nutzen regenerativer Ener-
gien am ehesten vorstellbar, da Substitutionseffekte direkt spürbar werden. Zunehmend
werden infolge ökonomischer Zwänge (Energiepreissteigerungen) und gesetzlicher Rest-
riktionen (Umrüstvorschriften) auch in Mehrfamilienhäusern die verschiedenen Möglich-
keiten zur Nutzung erneuerbarer Energien Zugang finden. Eine Übersicht über die ange-
nommenen Zubauraten gibt Tabelle 26. Die konventionellen Energieträger werden in
Analogie zum Sektor GHD/Industrie entsprechend ihrer bisherigen Wichtung entlastet.
Tabelle 26 Anteil erneuerbarer Energien zur Wärmebereitstellung in EZFH und MFH
Anteil EE in EZFH u.
MFH
Typ Analyse 2008
Szenario 0
Szenario I
Szenario II a
Szenario II b
Szenario III a
Szenario III b
Zeitpunkt 31.12.2008 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020
Teilraum 1 (Oberzen-trum Leipzig)
EZFH 0,2 6,4 8,0 7,0 7,0 5,0 5,0
MFH 0,1 5,4 7,0 6,0 6,0 4,0 4,0
Teilraum 2 (Verdich-tungsraum)
EZFH 0,3 7,8 11,0 9,0 9,0 5,0 5,0
MFH 0,1 4,8 6,0 5,0 5,0 4,0 4,0
Teilraum 3 (nahe Mittel-zentren)
EZFH 0,2 6,0 6,0 7,0 7,0 5,0 5,0
MFH 0,1 4,2 5,0 5,0 5,0 3,0 3,0
Teilraum 4 (großer Kranz)
EZFH 0,2 4,0 6,0 4,0 4,0 3,0 3,0
MFH 0,1 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0
Teilraum 5 (ferne Mittel-zentren)
EZFH 0,2 6,0 6,0 7,0 7,0 5,0 5,0
MFH 0,1 4,2 5,0 5,0 5,0 3,0 3,0
Teilraum 6 (ferne Flä-che)
EZFH 0,2 4,0 6,0 4,0 4,0 3,0 3,0
MFH 0,1 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0
Die Verringerung des CO2-Emissionsfaktors für Elektroenergie, wie in GHD/Industrie be-
schrieben, betrifft ebenfalls die privaten Haushalte.
Verkehr
Als Grundlage für die Verkehrsentstehung wird in Tabelle 27 die Auspendlerquote an al-
len sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und in Tabelle 28 der Anteil der nach Leip-
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 52
zig auspendelnden Bevölkerung an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der
übrigen Teilräume dargestellt. Wie bei der Bevölkerungsprognose handelt es sich um
Annahmen, die anhand von Plausibilitätsüberlegungen und Vergleichen zwischen den
Szenarien und Teilräumen getroffen und mit dem Auftraggeber abgestimmt wurden.
Tabelle 27 Anteil der Auspendler an den SV-pflichtig Beschäftigten
Auspendler-quote in %
Analyse 2008
Szenario 0
Szenario I
Szenario II a
Szenario II b
Szenario III a
Szenario III b
Zeitpunkt 31.12.2008 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020
Teilraum 1 (Oberzen-trum Leipzig)
25,9% 26% 24% 25% 25% 27% 30%
Teilraum 2 (Verdich-tungsraum)
78,6% 79% 80% 80% 81% 79% 82%
Teilraum 3 (nahe Mittel-zentren)
60,6% 62% 65% 57% 58% 64% 67%
Teilraum 4 (großer Kranz)
83,4% 84% 86% 85% 86% 80% 87%
Teilraum 5 (ferne Mittel-zentren)
51,6% 52% 53% 50% 51% 55% 58%
Teilraum 6 (ferne Flä-che)
72,3% 73% 74% 76% 77% 74% 80%
Tabelle 28 Anteil der Auspendler ins Oberzentrum Leipzig an den SV-pflichtig Beschäftigten
Leipzig-Pendler in %
Analyse 2008
Szenario 0
Szenario I
Szenario II a
Szenario II b
Szenario III a
Szenario III b
Zeitpunkt 31.12.2008 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020
Teilraum 2 (Verdich-tungsraum)
65,5% 66% 68% 67% 67% 65% 64%
Teilraum 3 (nahe Mittel-zentren)
33,7% 34% 37% 30% 30% 33% 31%
Teilraum 4 (großer Kranz)
35,3% 36% 39% 36% 35% 31% 33%
Teilraum 5 (ferne Mittel-zentren)
8,8% 9% 11% 8% 8% 9% 9%
Teilraum 6 (ferne Flä-che)
12,7% 13% 14% 13% 13% 12% 12%
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 53
Für das Szenario 0 wird davon ausgegangen, dass sich der langsame Trend der Diversi-
fizierung von Wohnen und Arbeiten abschwächt, aber generell erhalten bleibt. Das heißt
es wird weiterhin etwas mehr Pendler als heute geben, da nicht jeder Arbeitsplatzwechsel
zum Umzug führt (befristete Beschäftigungen) oder verschiedene Familienmitglieder an
unterschiedlichen Standorten arbeiten. Zudem führt die zunehmende Spezialisierung in
der Berufswelt dazu, dass weniger Menschen wohnortnahe Arbeitsplätze finden, die ge-
nau ihrer Qualifikation entsprechen. Abgeschwächt wird der Trend durch langfristig stei-
gende Mobilitätskosten.
In Szenario I führt die Konzentration auf Leipzig dazu, dass aus allen Teilräumen mehr
Auspendler nach Leipzig gelangen, nur die Zahl der aus Leipzig auspendelnden Beschäf-
tigten fällt geringer aus. Der Anteil der Auspendler zu anderen Zielen geht dagegen teil-
weise leicht zurück, weshalb der absolute Anteil der Leipzig-Auspendler sogar stärker
steigt als die Zahl der Auspendler insgesamt.
In Szenario II a liegt die Zahl der Auspendler aus den Zentren (Teilräume 1, 3 und 5)
niedriger als in Szenario 0, während sie in den Teilräumen 2, 4 und 6 leicht rückläufig ist.
Da die Einwohnerzahl in diesen weniger zentralen Orten zugleich rückläufig ist, bedeutet
dies insgesamt eine deutliche Verringerung der Pendlerströme. In Szenario II b sind die
Verhältnisse ähnlich, da die Verstärkung des Straßennetzes auf den Hauptachsen auch
den Einwohnern in Nachbarschaft der Mittel- und Oberzentren das Pendeln erleichtert.
So ist die Auspendlerquote in diesen Bereichen geringfügig höher als in Szenario II a,
wobei die Einwohner aus Teilraum 4 eher zu den nahen Mittelzentren als nach Leipzig
auspendeln.
In Szenario III a führt die ungesteuerte Entwicklung dazu, dass die Attraktivität der Stadt
Leipzig als Arbeitsstandort etwas nachlässt. Durch die Verschlechterung der Infrastruktur
versuchen die Einwohner ländlicher Räume, Pendelfahrten zu vermeiden. Durch die un-
gesteuerte Entwicklung gelingt dies in den Zentren, in denen weniger zentrale Funktionen
gebündelt sind, aber schlechter, so dass dort die Auspendlerquote noch ansteigt.
In Szenario III b steigt die Auspendlerquote in allen sechs Teilbereichen gegenüber Sze-
nario 0 deutlich an, da die Entwicklung ungeordnet verläuft und Wohnen und Arbeiten
dadurch schwerer räumlich in Einklang zu bringen sind. Durch die gut ausgebaute Stra-
ßeninfrastruktur wird dies jedoch eher hingenommen, so dass die Zahl der Auspendler
insgesamt ansteigt. Das Ziel Leipzig verliert unter den Auspendlerzielen dagegen an Be-
deutung, weil die Arbeitsplätze sich stärker in der Fläche verteilen.
Für die Berechnung der Emissionen von Bedeutung sind dabei wesentlich
• die mittlere pro Einwohner zurückgelegte tägliche Entfernung sowie
• der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) am gesamten Verkehrsauf-
kommen.
Die erste Variable wird in Tabelle 29 dargestellt.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 54
Tabelle 29 Mittlere täglich zurückgelegte Entfernung pro Kopf der Bevölkerung
Wegelänge in km
Analyse Szenario 0
Szenario I Szenario II a
Szenario II b
Szenario III a
Szenario III b
Zeitpunkt 31.12.2008 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020
Teilraum 1 (Leipzig)
19,1 19 19 19 19 19 21
Teilraum 2 (Verdichtungs-raum)
20,5 20,5 20,5 20,5 20,5 20,5 22
Teilraum 3 (nahe Mittel-zentren)
21,7 21,5 22 20 20 22 24
Teilraum 4 (großer Kranz)
22,0 22,5 23 22,5 23 22,5 24
Teilraum 5 (ferne Mittel-zentren)
16,5 17 17,5 16,5 16,5 17 20
Teilraum 6 (ferne Fläche)
22,0 22,5 23,5 23 23,5 22,5 24
Die Angaben aus der Analyse entstammen den Quellen [SrV 2008] und [ZVNL 2010].
Nur für die Teilräume 1 und 3 lagen solche Daten für alle Orte vor. In Teilraum 2 wurde
der Mittelwert aus den Angaben von Markkleeberg und Schkeuditz verwendet, in
Teilraum 4 existierte eine solche Angabe lediglich für Pegau. Angaben zu drei weiteren in
Teilraum 4 liegenden Gemeinden wurden bei der Ermittlung der Pendlerquoten genutzt.
Da aus Pegau eher weniger Auspendler nach Leipzig zu verzeichnen waren als im Mittel
von Brandis, Zschepplin und Zwochau, wurde für Teilraum 4 die in Pegau ermittelte Ent-
fernung (20,5 km) auf 22 km angehoben, um ein für den Teilraum 4 repräsentatives Bild
zu erreichen. Für den Teilraum 5 wurde der in Torgau ermittelte Wert leicht angehoben
(da Oschatz etwas mehr Auspendler als Torgau aufweist), für Teilraum 6 fehlten entspre-
chende Erhebungen. Die vergleichbar ländliche Struktur der Teilräume 4 und 6 bei zu-
gleich unterschiedlichen Zielen der Pendler (Teilraum 4 eher Leipzig-orientiert, Teilraum 6
eher dispers orientiert) führte zur Einschätzung von gleich großen Entfernungen in beiden
Teilräumen.
In Szenario 0 wurden diese Werte weitgehend übernommen, wobei sich der leichte Trend
zur mehr Auspendlern punktuell in einem leichten Trend zu längeren Wegen widerspie-
gelt.
In Szenario I führt die Zentralisierung auf Leipzig dazu, dass dorthin öfter Wege unter-
nommen werden müssen, obwohl diese eine schlechtere Qualität aufweisen. Die mittlere
Tagesentfernung steigt daher leicht an.
In den Szenarien II a und II b sinken die mittleren Entfernungen für die Einwohner der
Mittelzentren, weil diese dort mehr Grunddaseinsfunktionen als bisher vorfinden, während
diese sich in den übrigen Bereichen wenig ändern.
In Szenario III a kompensieren sich mehrere Effekte, so dass sich die typische Entfer-
nung nur geringfügig von der aus Szenario 0 unterscheidet.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 55
In Szenario III b steigt die mittlere Entfernung an, da der Ausbau des Straßennetzes im
gleichen Zeitraum das Zurücklegen einer höheren Kilometerleistung ermöglicht (induzier-
ter Verkehr) und der Anteil der Pendler zugleich zunimmt (weniger Beschäftigte können
am Wohnort arbeiten).
Tabelle 30 zeigt den Anteil des motorisierten Individualverkehrs in den unterschiedlichen
Teilräumen in allen Szenarien.
Tabelle 30 Anteil des MIV am Verkehrsaufkommen nach Szenarien und Teilräumen
MIV-Anteil in %
Analyse 2008
Szenario 0
Szenario I
Szenario II a
Szenario II b
Szenario III a
Szenario III b
Zeitpunkt 31.12.2008 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020 31.12.2020
Teilraum 1 (Oberzen-trum Leipzig)
39,5% 39% 38% 37% 40% 40% 42%
Teilraum 2 (Verdich-tungsraum)
55,1% 54% 55% 52% 57% 56% 60%
Teilraum 3 (nahe Mittel-zentren)
55,4% 55% 55% 52% 57% 56% 60%
Teilraum 4 (großer Kranz)
61,0% 61% 62% 57% 64% 62% 66%
Teilraum 5 (ferne Mittel-zentren)
42,0% 43% 44% 41% 52% 46% 56%
Teilraum 6 (ferne Flä-che)
62,0% 62% 62% 60% 64% 62% 66%
Die Datenlage für den MIV-Anteil beruht auf den Angaben der gleichen Städte wie in Ta-
belle 17. Ergänzend wurde für die Teilräume 4 und 6 noch der typische Wert aus
[MiD 2008] herangezogen, da dieser repräsentativer für die verdichteten und ländlichen
Räume abseits der Kernstädte ist als das Einzelergebnis der Befragung in Pegau.
Deutliche Abweichungen vom heutigen Zustand ergeben sich in den Szenarien II a und
II b, weil dort jeweils verstärkt auf einen Verkehrsträger gesetzt wird, sowie in den Szena-
rien III a und III b, weil die dispersen Verkehrsbeziehungen vom ÖPNV schlechter erfasst
werden können als die radialen Beziehungen. In Szenario III b kommt der Ausbau des
Straßennetzes hinzu, wodurch die Nutzung des MIV noch attraktiver wird, so dass in al-
len Teilräumen die höchsten MIV-Anteile erreicht werden.
Darüber hinaus wurden für den Verkehr noch folgende Annahmen getroffen:
• Die Anzahl der Wege pro Tag sowie die mittlere Wegelänge der mit dem MIV zu-
rückgelegten Wege bleiben in den einzelnen Zonen unverändert. Für die Zonen 1
und 3 konnten die empirischen Zahlen von [SrV 2008] und [ZVNL 2010] heran-
gezogen werden, für die übrigen Zonen mussten Schätzungen auf Grundlage
von Angaben in [ZVNL 2010] für einige Städte herangezogen werden.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 56
• Die Gesamtfahrleistung aller Pkw entwickelt sich in jedem Teilraum proportional
zur mittleren mit Pkw zurückgelegten Entfernung pro Tag und Person, d. h. der
mittlere Besetzungsgrad pro Pkw bleibt für alle Szenarien unverändert.
• Die Zahl der Pkw pro Kopf der Bevölkerung bleibt in den jeweiligen Teilräumen
stabil. Damit veränderte sich die Gesamtzahl der Pkw nur dadurch, dass mehr
oder weniger Einwohner in den Städten (mit geringerer Anzahl Pkw pro Kopf)
bzw. in den ländlichen Teilräumen (mit höherer Anzahl Pkw pro Kopf) leben. Da
sich die Gesamtfahrleistung aller Pkw bereits aus den Pro-Kopf-Werten ergibt,
werden deren Fahrleistungen als Quotient aus Gesamtfahrleistung und Anzahl
der Pkw errechnet. Damit spielt die genaue Anzahl der Pkw keine entscheidende
Rolle mehr – für die Energiebilanz ergibt sich der gleiche Wert, wenn ein Pkw von
einem Autofahrer 7.000 km/a oder durch drei Car-Sharing-Nutzer insgesamt
21.000 km/a genutzt wird – entscheidend ist die zurückgelegte Verkehrsleistung
im MIV pro Kopf der Bevölkerung.
• Die Zahl der Motorräder pro Kopf bleibt ebenfalls in den sechs Teilräumen jeweils
stabil. Der jährliche Kraftstoffbedarf pro Motorrad wurde über die Szenarien hin-
weg unverändert gelassen, da angenommen wird, dass sich Veränderungen im
Verkehrsverhalten zwischen den Verkehrsträgern bei den Motorrädern weniger
niederschlagen, denn diese werden überwiegend im Freizeitverkehr (z. B. an
Wochenenden) eingesetzt, so dass Verlagerungen zwischen Motorrädern und
anderen Verkehrsmitteln weniger wahrscheinlich als beim Pkw sind.
• Für den Güterverkehr wird der Fahrzeugbestand der Lkw und Sattelzugmaschi-
nen sowie deren Energieverbrauch nicht nach den Szenarien unterschieden, da
diese überwiegend überregionale Güterverkehrsströme bedienen. Der langfristig
prognostizierte Trend zu mehr Güterverkehr durch eine weitere internationale Ar-
beitsteilung wird dabei nicht berücksichtigt, weil er sich in allen Szenarien glei-
chermaßen zeigen würde, regional jedoch nicht hinreichend genau zugeordnet
werden kann.
• Durch die allmähliche Marktdurchdringung sparsamerer Modelle wird der spezifi-
sche Endenergieverbrauch pro Fahrzeugkilometer bei Pkw bis 2020 um 10 %
niedriger liegen als 2008, unabhängig vom gewählten Szenario.
4.2 Bilanz - Sektor private Haushalte
Für die unterschiedlichen Szenarien wurden mit der in Kapitel 2.1 beschriebenen Bilan-
zierungsmethodik sowohl die Endenergieverbräuche als auch die klimarelevanten Treib-
hausgasemissionen für den Sektor private Haushalte ermittelt. Änderungen der vorhan-
denen Datengrundlage ergeben sich aus den getroffenen Annahmen, die in Kapitel 4.1
beschrieben und begründet wurden.
Im Unterschied zur detaillierten Betrachtung des Gebäudebestands nach Baualtersklas-
sen in der Energie- und Klimabilanz für das Bezugsjahr 2008, wurden bei der Betrach-
tung der Zukunftsszenarien die Daten für Gebäude, Wohneinheiten sowie energierele-
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 57
vanten Wohnflächen aggregiert, da deren Entwicklungen nur auf Schätzungen beruht
hätten. In Anbetracht anderer Unschärfen bei der Prognose der zukünftigen Wohnsituati-
on in Westsachsen, stellt die Aggregation der Gebäudeparameter eine ausreichend ge-
naue Basis dar. Um die vorhandenen Altersstrukturen im Gebäudebestand dennoch zu
berücksichtigen, wurde die für den Endenergieverbrauch privater Haushalte infolge
Raumwärmebereitstellung relevante Energiekennzahl für die jeweils neue räumliche Zu-
ordnung auf der Basis der vorhanden Wohnflächenrelationen gemäß Baualtersklassen
gewichtet. Die Verbesserung der baulichen Hülle infolge der prognostizierten Sanie-
rungsgrade ergibt sich aus der Multiplikation mit einem gemeinsam abgestimmten Faktor.
Die modifizierten Energiekennzahlen als auch der Zubau erneuerbarer Energien unter-
scheiden sich innerhalb der drei Hauptszenarien. Quantitative Unterschiede zwischen
den Unterszenarien II a und II b sowie III a und III b haben ihre Ursache in der bevölke-
rungsproportionalen Entwicklung der Wohnflächen.
4.2.1 Endenergieverbrauch
Alle Szenarien weisen in der nächsten Dekade Einsparpotenziale beim Endenergiever-
brauch im Sektor der privaten Haushalte auf. Gegenüber dem Istzustand 2008 ist die Dif-
ferenz des Endenergieverbrauchs zu Szenario I mit 666 GWh am größten und mit
229 GWh zu Szenario III b am geringsten. Damit liegt die Verbrauchssenkung nie über
10 %, die Unterschiede zwischen den einzelnen Szenarien sind verhältnismäßig gering.
Abbildung 21 gibt einen Überblick über die Endenergieverbräuche aller Szenarien.
4.575 4.320 4.395 4.417 4.469 4.520 4.430
1.0011.013 967 924 948 1.013 1.025
928850 826 890 894 889 865
1.0981.028 979 992 1.032 1.101 1.111
313283 272 301 301
295 287
1.297
1.186 1.107 1.099 1.1431.147 1.265
9.212
8.680 8.546 8.623 8.787 8.965 8.983
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
8.000
9.000
10.000
Analyse 2008 Szenario 0 Szenario I Szenario II a Szenario II b Szenario III a Szenario III b
GWh
Zone 6
Zone 5
Zone 4
Zone 3
Zone 2
Zone 1
Abbildung 21 Verteilung des Endenergieverbrauchs der privaten Haushalte in Westsach-sen in den einzelnen Szenarien nach räumlicher Zuordnung
Quelle: Berechnungen des IE Leipzig
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 58
Der mit 8.546 GWh geringste Endenergieverbrauch im Jahr 2020 ergibt sich für Szena-
rio I. Die mit der Konzentration auf das Oberzentrum Leipzig verbundene Wohnverdich-
tung generiert zwei positive Effekte. Um die Attraktivität des Zuzuges zu steigern, werden
insbesondere große Wohnungsbaugenossenschaften verstärkt in die Wärmedämmung
von Mehrfamilienhäusern investieren, was sich mittelfristig in geringeren Nebenkosten
bemerkbar machen wird. Die Energiekennzahl für Leipziger Mehrfamilienhäuser wurde in
der Berechnung entsprechend um 10 % auf 144 kWh/m²a reduziert. Selbst die Erhöhung
der Kaltmiete infolge einer Umlage der Sanierungskosten wird in vielen Fällen zur Reduk-
tion der Warmmiete führen und einen monetären Vorteil für den Mieter darstellen. In
energetisch ineffizienten Gebäuden erhöht sich sukzessive der Leerstand. Diese Gebäu-
de werden durch Abriss und Neubau mit hohem Energiestandard ersetzt oder ebenfalls
energetisch saniert. Die Verschiebung der Bevölkerung in das Oberzentrum bewirkt
gleichzeitig den Rückbau des Gebäudebestandes in den Teilräumen 3 - 5.
Ähnlich positive Effekte sind in Szenario II erkennbar. Die Wohnverdichtung in den zent-
ralen Orten hat Energieeinspareffekte in privaten Haushalten zur Folge, denn auch hier
besteht die Notwendigkeit von Vermietern, mittels Senkung der Nebenkosten die Attrakti-
vität der Gebäude zu erhöhen. Neben dem Oberzentrum Leipzig sind auch in den Mittel-
zentren höhere Sanierungsaktivitäten zu erwarten. Insgesamt wurde für Szenario II a ein
Endenergieverbrauch von 8.623 GWh und für Szenario II b ein Endenergieverbrauch von
8.787 GWh ermittelt. Geringe quantitative Unterschiede zwischen Szenario II a und II b
beruhen auf den leicht unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklungen.
Szenario III (ungesteuerte Entwicklung) birgt erwartungsgemäß die geringsten Energie-
einsparpotenziale für die Region Westsachsen. Diese liegen noch unter denen des Aus-
gangsszenarios 0.
4.2.2 CO2-Emissionen
Für alle Zukunftsszenarien ergeben sich bis zum Jahr 2020 signifikante Senkungspoten-
ziale für CO2-Emissionen. Diese liegen neben den Energieeinsparmaßnahmen an der
Gebäudehülle primär in der Zubaudynamik regenerativer Energien für Heizungsunterstüt-
zung und Brauchwassererwärmung in privaten Haushalten begründet. Ohne Betrachtung
der Vorketten gelten erneuerbare Energien als klimaneutral und substituieren - teilweise -
konventionelle Energieträger. Die Substitution herkömmlicher Energieträger durch erneu-
erbare Energien wirkt sich positiv in der Bilanz aus. In Abbildung 22 sind die CO2-
Emissionen für alle untersuchten Szenarien dargestellt.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 59
1.2361.068 1.084 1.090 1.122 1.154 1.131
289
270 253 245 255 278 281
270
229 221 239 243246 239
314
276 260 266284
302 306
90
74 71 7980
80 78
370
318 294 294316
316 347
2.569
2.235 2.183 2.2132.300
2.376 2.382
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
Analyse 2008 Szenario 0 Szenario I Szenario II a Szenario II b Szenario III a Szenario III b
kt CO2
Zone 6
Zone 5
Zone 4
Zone 3
Zone 2
Zone 1
Abbildung 22 Verteilung der CO2-Emissionen der privaten Haushalte in Westsachsen in den einzelnen Szenarien nach räumlicher Zuordnung Quelle: Berechnungen des IE Leipzig
Bereits heute besitzen regenerative Energien eine gesellschaftliche Akzeptanz. In West-
sachsen kommen sie bisher in geringen Anteilen hauptsächlich im Bereich der Ein- und
Zweifamilienhäuser zum Einsatz. Bis zum Jahr 2020 ist davon auszugehen, dass erneu-
erbare Energien auch eine Präsenz in Mehrfamilienhäusern erreichen. Einerseits werden
gesetzliche Rahmenbedingungen (z.B. Umrüstverpflichtung) und andererseits wirtschaft-
liche Aspekte (z.B. bessere Amortisationszeiten) für eine Marktdurchdringung sorgen.
Neue Technologieentwicklungen werden zusätzliche Anreize zur Nutzung erneuerbarer
Energien schaffen.
Die Annahme, dass sich der Zubau an regenerativen Energien hauptsächlich dort kon-
zentriert, wo durch Bevölkerungs- und Beschäftigtenzuwächse die entsprechenden finan-
ziellen Mittel zur Maßnahmenumsetzung zur Verfügung stehen, manifestiert sich in Sze-
nario I mit einer Klimagasreduktion von ca. 18 % gegenüber dem Istzustand 2008. Etwas
geringere Zubauraten in den Szenarien II a und II b bewirken CO2-Emissionen von 16 %
und 12 %. Ausgangsszenario 0 ordnet sich mit 15 % dazwischen ein.
Der verhältnismäßig geringe Zubau in Szenario III manifestiert sich in CO2-Einspar-
potenzialen von etwa 8 %.
4.3 Bilanz – Sektor Gewerbe-Handel-Dienstleistungen / Industrie
Die Bilanzierung des Endenergieverbrauchs und der CO2-Emissionen im Sektor Gewer-
be-Handel-Dienstleistungen und Industrie basiert auf der Datengrundlage für das Be-
zugsjahr 2008. Modifikationen fanden bei zwei Parametern statt. Die Anzahl der sozial-
versicherungspflichtig Beschäftigten entwickelt sich in den einzelnen Szenarien bevölke-
rungsproportional und weist entsprechende Verschiebungen auf. Des Weiteren wurde für
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 60
den Bereich GHD und Industrie eine Substitution herkömmlicher Energieträger durch re-
generative Energien angenommen, der Zubau betrifft alle betrachteten Wirtschaftszweige
in gleichem Maße.
Änderungen der spezifischen Kennzahlen für die jeweiligen Energieträger in den Wirt-
schaftszweigen als Indikator für signifikante Effizienzsteigerungen wurden im Sinne einer
konservativen Betrachtungsweise nicht vorgenommen. Einerseits wurde ein Großteil der
GHD- und Industriebetriebe am Standort Westsachsen in den 1990-er und 2000-er Jah-
ren neu etabliert, bestehende Maschinen und Prozesse sind modern und teilweise wirt-
schaftlich noch nicht abgeschrieben, andererseits wird sukzessive die Wertschöpfung er-
höht, was bei steigender Energieeffizienz einen konstanten Endenergieverbrauch in der
nächsten Dekade impliziert. Mit der Ansiedlung neuer, energieintensiver Wirtschaftszwei-
ge ist mittelfristig nicht zu rechnen.
4.3.1 Endenergieverbrauch
Mit durchschnittlich 134 GWh ist der Endenergieverbrauch im Sektor GHD und Industrie
in allen betrachteten Szenarien um 1,3 % geringer als zum Bezugsjahr 2008. Szenario I
weist mit 10.500 GWh den geringsten Endenergieverbrauch auf. Mit 10.536 GWh liegt
der Endenergieverbrauch des Szenarios III b etwa auf dem Niveau des Ausgangsszena-
rios 0 (10.533 GWh).
Die Senkung der Endenergieverbräuche gegenüber dem Istzustand 2008 ist gering. In
Abbildung 23 sind alle Ergebnisse nach neuer räumlicher Differenzierung im Vergleich
dargestellt.
5.558 5.163 5.385 5.301 5.281 5.182 5.078
1.1631.276
1.223 1.168 1.179 1.246 1.260
1.1451.145 1.105 1.212 1.200 1.163 1.132
1.0411.124 1.071 1.085 1.101 1.179 1.187
504491 469 528 521 499 484
1.249 1.334 1.247 1.236 1.247 1.261 1.395
10.660 10.533 10.500 10.530 10.529 10.530 10.536
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
Analyse 2008 Szenario 0 Szenario I Szenario II a Szenario II b Szenario III a Szenario III b
GWh
Zone 6
Zone 5
Zone 4
Zone 3
Zone 2
Zone 1
Abbildung 23 Verteilung des Endenergieverbrauchs des Sektors GHD/Industrie in West-sachsen in den einzelnen Szenarien nach räumlicher Zuordnung
Quelle: Berechnungen des IE Leipzig
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 61
4.3.2 CO2-Emissionen
Bei Betrachtung der Szenarien hinsichtlich der CO2-Emissionen im Sektor GHD und In-
dustrie ergibt sich ein ähnliches Bild wie beim Endenergieverbrauch. Der Ausstoß an CO2
liegt bei allen Entwicklungen auf einem gleichmäßigen Niveau von durchschnittlich
3.508 kt. Mit 3.500 kt CO2 wird in Szenario I die geringste und mit 3.511 kt CO2 in Szena-
rio 0 die größte Klimagasmenge emittiert. Das Einsparpotenzial gegenüber dem Istzu-
stand im Bezugsjahr 2008 ist mit durchschnittlich 8,4 % nicht so groß, wie bei den priva-
ten Haushalten.
Erhebliche quantitative Unterschiede zwischen den einzelnen Entwicklungen bis zum
Jahr 2020 waren aufgrund der getroffenen Annahmen nicht zu erwarten. In Abbildung 24
sind die Klimagasemissionen aller Szenarien nach räumlicher Zuordnung zusammenfas-
send dargestellt.
1.9311.722 1.796 1.768 1.761 1.728 1.694
427
429 411 392 396 419 423
413
380 366 402 398 386 375
387
374 357 361 366 393 395
181
163 156 175 173 165 160
464
443 414 411 414 419 463
3.803
3.511 3.500 3.509 3.508 3.510 3.510
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
4.000
Analyse 2008 Szenario 0 Szenario I Szenario II a Szenario II b Szenario III a Szenario III b
kt CO2
Zone 6
Zone 5
Zone 4
Zone 3
Zone 2
Zone 1
Abbildung 24 Verteilung der CO2-Emissionen des Sektors GHD/Industrie in Westsachsen in den einzelnen Szenarien nach räumlicher Zuordnung
Quelle: Berechnungen des IE Leipzig
4.4 Bilanz – Sektor Verkehr
Die Berechnung des Endenergieverbrauchs im Sektor Verkehr beruht auf den in Kapitel
4.1.3 beschriebenen Annahmen. Der Endenergiebedarf bei den Pkw und Krafträdern
hängt damit primär von der Verteilung der Bevölkerung auf die sechs Teilräume ab, in
denen das Verkehrsverhalten jeweils unterschiedlich ist. Zusätzlich geht bei den Pkw die
mittlere tägliche Wegelänge ein, die pro Person und Teilraum mit dem Pkw zurückgelegt
wird, da diese über die Gesamtfahrleistung aller Pkw den Energieverbrauch bestimmt.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 62
Für den Endenergieverbrauch in den Bereichen Güterverkehr, Flugverkehr und öffentli-
cher Verkehr wird zwischen den Szenarien nicht unterschieden. Sofern in die Infrastruktur
des öffentlichen Verkehrs, insbesondere in das Schienennetz, verstärkt investiert wird
(wie z. B. in Szenario II a), steigt zwar die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs und da-
mit dessen Auslastung, aber nicht notwendigerweise der Gesamt-Energieverbrauch der
Züge. Durch schnellere Fahrzeugumläufe (ohne Langsamfahrstellen) lässt sich mit dem
gleichen rollenden Material sogar das Fahrplanangebot verbessern, ohne dass der Ener-
gieaufwand wesentlich steigt, da gleich viele Züge unterwegs sind, allerdings schneller
fahren und damit im gleichen Zeitraum mehr Fahrplankilometer angeboten werden kön-
nen. Da zugleich auch auf der Schiene noch weitere Steigerungen der Energieeffizienz
möglich sind, lässt sich der ggf. durch zusätzliche Fahrplanangebote erforderliche Mehr-
aufwand nicht sicher quantifizieren, zumindest ist der Unterschied zum heutigen Zustand
geringer als die Prognose-Unsicherheiten der verschiedenen Annahmen.
4.4.1 Endenergieverbrauch
Für die Ergebnisdarstellung wird eine Aufteilung nach Regionen und Szenarien für den
MIV gewählt, weil dies sowohl eine klare Unterscheidung der Szenarien als auch eine
klare regionale Zuordnung der zugelassenen Pkw und Krafträder ermöglicht (vgl. Abbil-
dung 25).
Für die Gesamtbetrachtung folgt anschließend die Aufgliederung der Szenarien nach
Verkehrssektoren, bei denen aufgrund der getroffenen Annahmen jeweils nur der Anteil
des MIV variiert (Abbildung 26).
1.8841.682 1.710 1.639 1.764 1.731
1.967
445
405 395357
395 410
476
436
367 362342
371 388
441
595
525 519474
551 560
639
105
94 9493
117 102
141
700
602 588
552
607 570
714
4.165
3.675 3.669
3.457
3.804 3.760
4.379
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
4.000
4.500
5.000
Analyse 2008 Szenario 0 Szenario I Szenario II a Szenario II b Szenario III a Szenario III b
GWh
Zone 6 (ferne Fläche)
Zone 5 (ferne
Mittelzentren)
Zone 4 (großer Kranz)
Zone 3 (nahe
Mittelzentren)
Zone 2
(Verdichtungsraum)
Zone 1 (Leipzig)
Abbildung 25 Endenergieverbrauch des MIV in Westsachsen in allen Szenarien nach räumlicher Zuordnung
Quelle: Berechnungen des IE Leipzig
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 63
Szenario II a schneidet hinsichtlich des Energieverbrauchs im MIV am günstigsten ab, da
sich zusätzlich zur Konzentration auf die Städte und Mittelzentren auch die bevorzugte
Nutzung des öffentlichen Verkehrs und damit die geringeren mit dem MIV zurückgelegten
Entfernungen pro Kopf auswirken. Gegenüber Szenario 0 liegt der Energieverbrauch um
rund 6 % niedriger. Szenario III b mit unkontrollierter Siedlungsentwicklung in Kombinati-
on mit dem Ausbau des Straßennetzes führt dagegen zu einem Energieverbrauch, der
um 19 % höher als in Szenario 0 ausfällt und damit sogar um 5 % über dem Ausgangs-
wert des Jahres 2008 liegt. Damit werden in Szenario III b die technischen Fortschritte
durch sparsamere Motoren, aufgrund der längeren Wege der Einwohner, insgesamt
überkompensiert. Szenario I erreicht den zweitgünstigsten Energieverbrauch.
In Abbildung 26 sind die Ergebnisse des motorisierten Individualverkehrs mit den Daten
zum Flugverkehr, zum öffentlichen Personenverkehr und zum Güterverkehr zusammen-
geführt dargestellt.
2.586 2.586 2.586 2.586 2.586 2.586 2.586
312 312 312 312 312 312 312
1.106 1.106 1.106 1.106 1.106 1.106 1.106
4.165 3.675 3.669 3.457 3.804 3.7604.379
8.169
7.679 7.6737.461
7.808 7.764
8.383
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
8.000
9.000
Analyse 2008 Szenario 0 Szenario I Szenario II a Szenario II b Szenario III a Szenario III b
MIV
Flugverkehr
ÖPV
Güterverkehr
Abbildung 26 Endenergieverbrauch aller Verkehrssektoren in Westsachsen pro Szenario in GWh
Quelle: Berechnungen des IE Leipzig
Da bei den Berechnungen der Energieverbrauch des öffentlichen Verkehrs, des Flugver-
kehrs und des Güterverkehrs in den unterschiedlichen Szenarien nicht variiert wurde,
verbleiben die Unterschiede, die beim MIV gezeigt wurden, maßgeblich für das Gesamt-
system. Dabei entfällt – je nach Szenario – etwas mehr oder weniger als die Hälfte des
Energieverbrauchs auf den MIV.
4.4.2 CO2-Emissionen
Die CO2-Emissionen wurden für alle Szenarien mit den gleichen Emissionsfaktoren er-
rechnet wie in der Analyse. In den verschiedenen Szenarien ergeben sich somit weitge-
hend die gleichen Relationen wie im Zusammenhang mit dem Endenergieverbrauch. In
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 64
Abbildung 27 sind die CO2-Emissionen pro Szenario nach den jeweils genutzten Energie-
trägern gegliedert.
912 887 887 876 893 891 922
860761 760 717
787 778904
287
287 287287
287 287
287
116116 116
116116 116
1162.175
2.051 2.0501.996
2.083 2.072
2.229
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
Analyse 2008 Szenario 0 Szenario I Szenario II a Szenario II b Szenario III a Szenario III b
kt/a
Elektroenergie
Flugkraftstoff
Benzin
Diesel
Abbildung 27 CO2-Emissionen im Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern in allen Szenarien Quelle: IE Leipzig
Insgesamt lagen die verkehrsbedingten CO2-Emissionen in Westsachsen im Analysejahr
2008 bei 2.175 kt, in den Szenarien 0 und I sinken sie demgegenüber um knapp 6 %, in
Szenario II a sinken sie mit gut 8 % am deutlichsten. In Szenario III b steigen sie dagegen
um rund 2,5 % über das Niveau von 2008 an, wobei alle Veränderungen allein auf den
Unterschieden im MIV beruhen.
4.5 Bilanz - Verbrauchsbereiche insgesamt
Nach Untersuchung der sechs Zukunftsszenarien im Vergleich zum Istzustand 2008 in
den Sektoren private Haushalte, GHD/Industrie sowie Verkehr werden die Entwicklungen
der Verbrauchsbereiche zusammenfassend betrachtet.
4.5.1 Endenergieverbrauch
Gegenüber dem Istzustand 2008 weisen alle betrachteten Szenarien Einsparpotenziale
hinsichtlich der Endenergie auf, wie Abbildung 28 verdeutlicht. Szenario II a hat mit 5,4 %
das größte Minderungspotenzial und rangiert damit von Szenario I mit 4,9 % und Szena-
rio 0 mit 4,3 %. Mit prognostizierten Einspareffekten von 140 GWh (0,5 %) beim End-
energieverbrauch gegenüber dem Istzustand 2008 sind in der ungesteuerten Entwicklung
mit dem Fokus auf den Straßenbau, wie sie in Szenario III b betrachtet wird, fast keine
positiven Effekte zu erwarten.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 65
12.750 11.897 12.222 12.089 12.246 12.165 12.208
2.9493.034 2.926 2.790 2.863 3.010 3.102
2.7852.639 2.571 2.721 2.742 2.717 2.716
3.2193.162 3.053 3.035 3.168 3.324 3.420
1.048994 962 1.048 1.064 1.022 1.038
3.9093.786 3.606 3.551 3.661 3.641 4.038
1.3811.381 1.381 1.381
1.381 1.3811.381
28.04126.893 26.721 26.615 27.125 27.260
27.903
0
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
30.000
Analyse 2008 Szenario 0 Szenario I Szenario II a Szenario II b Szenario III a Szenario III b
GWh
o. Zuordn.
Zone 6
Zone 5
Zone 4
Zone 3
Zone 2
Zone 1
Abbildung 28 Verteilung des Endenergieverbrauch aller Sektoren in allen Szenarien Quelle: Berechnungen des IE Leipzig
Das Oberzentrum Leipzig nimmt in allen Szenarien mit ca. 46 % den größten Teil des
Endenergieverbrauchs in Anspruch. Die Zonen 2 bis 4 haben mit rund 10 % etwa gleiche
Anteile am Endenergieverbrauch. Die beiden Mittelzentren Oschatz und Torgau tragen
mit nicht einmal 4 % zum Endenergieverbrauch in Westsachsen bei. Am Beispiel des
Szenarios II a wird in Abbildung 29 die räumliche Verteilung des Endenergieverbrauchs
dargestellt.
Zone 1 -Oberzentrum Leipzig
46%
Zone 2 - Ver-dichtungsraum
11%
Zone 3 - nahe Mittelzentren
10%
Zone 4 - großer Kranz11%
Zone 5 - ferne Mittelzentren
4%
Zone 6 -
ferne Fläche13%
o. Zuordn.5%
Abbildung 29 Räumliche Verteilung des Endenergieverbrauchs in Westsachsen in Szena-rio II a
Quelle: Berechnungen des IE Leipzig
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 66
Die sektorale Verteilung in den einzelnen Szenarien ergibt sich wie nachfolgend in Abbil-
dung 30 dargestellt. Signifikante Unterschiede zwischen den Zukunftsszenarien sind nicht
festzustellen. Die beiden Entwicklungen, die den verstärkten Ausbau der Straße beinhal-
ten (Szenario II b und III b), haben mit knapp 29 % bzw. 30 % die höchsten Anteile im
Sektor Verkehr unter den Zukunftsszenarien.
38,0% 39,2% 39,3% 39,6% 38,8% 38,6% 37,8%
32,9% 32,3% 32,0% 32,4% 32,4% 32,9% 32,2%
29,1% 28,6% 28,7% 28,0% 28,8% 28,5% 30,0%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Analyse 2008 Szenario 0 Szenario I Szenario II a Szenario II b Szenario III a Szenario III b
Verkehr
private Haushalte
GHD/ Industrie
Abbildung 30 Sektorale Verteilung des Endenergieverbrauchs in allen Szenarien Quelle: Berechnungen des IE Leipzig
4.5.2 CO2-Emissionen
Bei den CO2-Minderungspotenzialen ergibt sich bei Betrachtung aller Szenarien ein ähn-
liches Bild (vgl. Abbildung 31) wie bei dem des Endenergieverbrauchs, wenngleich die
Einsparpotenziale gegenüber dem Bezugsjahr 2008 mehr als doppelt so hoch sind, wie
beim Endenergieverbrauch.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 67
3.8383.410 3.507 3.466 3.524 3.515 3.517
920
891 855 818 842 891 915
866
775 753 801 808 804 800
980
912 877 876 918 965 991
331
294 284 311 316 305 307
1.188
1.090 1.033 1.0211.060 1.055 1.168
424
424 424 424424 424
424
8.547
7.796 7.733 7.7177.892 7.959 8.122
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
8.000
9.000
Analyse 2008 Szenario 0 Szenario I Szenario II a Szenario II b Szenario III a Szenario III b
kt CO2
o. Zuordn.
Zone 6
Zone 5
Zone 4
Zone 3
Zone 2
Zone 1
Abbildung 31 Verteilung der CO2-Emissionen aller Sektoren in Westsachsen in allen Sze-narien nach räumlicher Zuordnung Quelle: IE Leipzig
Mit 7.717 kt CO2 wird im Jahr 2020 in Szenario II a am wenigsten klimarelevante Treib-
hausgasemissionen emittiert. Mit insgesamt 7.959 kt (Szenario III a) und 8.122 kt (Szena-
rio III b) sind die CO2-Emissionen der beiden Zukunftsszenarien mit ungesteuerter Ent-
wicklung am größten. Trotzdem verfügen Sie über Minderungspotenziale von 7,4 % so-
wie 5,2 % gegenüber dem Bezugsjahr 2008. Dies beruht vorwiegend darauf, dass in al-
len Zukunftsszenarien ein größerer Teil der Endenergie als heute durch erneuerbare
Energien bereit gestellt wird, insbesondere im Bereich der privaten Haushalte.
In Analogie zum Endenergieverbrauch lässt sich für Szenario II a konstatieren, dass beim
Oberzentrum Leipzig mit durchschnittlich 45 % der größte CO2-Ausstoß zu verbuchen ist.
Auf die Teilräume 2, 3, 4 und 6 entfallen zwischen 10 % und 14 % des Wertes von West-
sachsen auf. Mit etwa 4 % emittieren die beiden Mittelzentren Oschatz und Torgau am
wenigsten; Durchschnittlich 5,5 % entfallen auf die Bereiche des Verkehrs, die den fest-
gelegten Zonen räumlich nicht zuzuordnen sind.
Bei sektoraler Differenzierung der CO2-Emissionen (siehe Abbildung 32) ergibt sich ein
ähnliches Bild wie bei den Endenergieverbräuchen.
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 68
43,7% 45,0% 45,3% 45,5% 44,5% 44,1% 43,2%
30,5% 28,7% 28,2% 28,6% 29,1% 29,9% 29,4%
25,8% 26,3% 26,5% 25,9% 26,4% 26,0% 27,4%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Analyse 2008 Szenario 0 Szenario I Szenario II a Szenario II b Szenario III a Szenario III b
Verkehr
private Haushalte
GHD/ Industrie
Abbildung 32 Sektorale Verteilung der CO2-Emissionen in allen Szenarien Quelle: IE Leipzig
4.6 Handlungsansätze im Bereich privater Haushalte und GHD/Industrie
Im Bereich der Privaten Haushalte sind klimagasreduzierende Effekte hauptsächlich über
individuelle Energieeinsparmaßnahmen zu bewerkstelligen. Diese reichen von nichtinves-
tiven Maßnahmen, wie die Änderung des Nutzerverhaltens, über die Modernisierung der
Heizungssysteme bis hin zur Verbesserung der energetischen Qualität der Gebäudehülle
durch Wärmedämmung oder Bauteilaustausch (z.B. Fenster). Ähnliches gilt ebenfalls für
den Sektor GHD und Industrie, zudem können hier je nach Branche durch Prozess-
optimierungen positive Klimaeffekte erzielt werden. Alle diese Maßnahmen sind durch die
Regionalplanung nicht zu leisten und werden teilweise bereits durch gesetzliche Restrik-
tionen (z.B. EnEV) abgedeckt.
Stattdessen können aus raumplanerischer Sicht Anstrengungen unternommen werden,
dass insbesondere in den Ober- und Mittelzentren durch Funktionsanpassung die beste-
hende innerstädtische Siedlungsstruktur verdichtet wird. Durch die Erhöhung der Attrakti-
vität des Wohn- und Arbeitsumfeldes und die Schaffung neuer Wohnanreize im urbanen
Bereich können Rückbaumaßnahmen von energetisch ineffizienten Häusern oder Ge-
bäuden mit hohem Leerstand von Außen nach Innen forciert werden. Ein ausgelastetes
Mehrfamilienhaus ist energetisch effizienter als ein partiell leer stehendes. Die Stabilisie-
rung von zentralen Orten setzt eine adäquate Infrastruktur mit ausgewogener Mischung
voraus, die sich letztendlich auch im Verkehrsverhalten wiederspiegeln wird.
Bei ausgewiesenen und noch nicht belegten Neubaugebieten kann der Fokus auf die
Anbindung an eine dezentrale Energiebereitstellung auf Basis regenerativer Energien ge-
legt werden. So zum Beispiel ist die Anbindung an Nahwärmenetze oder Schwachgas-
netze, die im ländlichen Raum an Biogasanlagen angeschlossen sind, denkbar. Ein kriti-
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 69
scher Aspekt kann hier die Einschränkung durch Geruchsbelästigung (Biogasanlagen)
sein.
Bei der Ansiedlung von GHD und Industrie ist aus Sicht der Wirtschaftsförderung die Nut-
zung der vorhandenen, noch brachliegenden, Gewerbegebiete im Sinne einer Funktions-
verdichtung angeraten. Unter Umständen kann dies zur Nutzung von Synergieeffekten
(Nutzung verfügbarer Abwärme aus anderen Betrieben, gemeinsame Straßenbeleuch-
tung) zu Energieeinspareffekten führen.
Zielte die Zentrumsverdichtung bisher darauf ab, den hohen Nutzungsdruck sowie die re-
lativ hohen Bodenpreise in den Städten zu kompensieren (Beispiel: mehrstöckige Bau-
weise), kann sie auch aus energetischer Sicht Vorteile, wie die Vermeidung von Leer-
stand im Zentrum oder die aus versorgungstechnischen Gesichtspunkten ineffiziente
Suburbanisierung, mit sich bringen. Die letztendlich erfolgreiche Umsetzung der raum-
planerischen Vorgaben obliegt der kommunalen Bauleitplanung und ist von zahlreichen
Faktoren abhängig.
4.7 Handlungsansätze im Bereich Siedlungsstruktur und Verkehr
Hinsichtlich der Diskrepanz zwischen den flächenhaft gleichwertigen Lebensbedingungen
und der Priorisierung bestimmter Räume (Achsen und Zentren) sowie bestimmter Ver-
kehrsmittel liegen den Szenarien folgende Überlegungen zu Grunde:
Aus Gründen eingeschränkter Handlungsspielräume der öffentlichen Kassen sollten bei
der Umsetzung Prioritäten gesetzt werden, z. B.:
• Vorrang der öffentlichen Investitionen in die Schaffung von Strukturen, die große
Wegeentfernungen für viele Einwohner vermeiden (z. B. Nahversorgung), vor der
Investition in die Verkehrsnetze,
• Vorrang der Bestandserhaltung des Verkehrsnetzes vor Neubau-Investitionen,
• Vorrang der energieeffizienteren Verkehrsträger (Radverkehr, Schienenverkehr),
• Vorrang der Investitionen in den zentralen Orten.
In den Szenarien wurden hierzu unterschiedliche Annahmen getroffen, so etwa in Szena-
rio II b der Vorrang des Ausbaus der Schienen- vor der Straßeninfrastruktur. Weiterhin
wurden in den Szenarien generell unterschiedlich attraktive Verkehrsangebote zu Grunde
gelegt, wodurch die Bevölkerung sich bei der Wahl des Wohnstandortes mehr oder weni-
ger stark auf die städtischen Zentren konzentriert.
Die Ergebnisse der Szenarien zeigen, dass sowohl die räumliche Verteilung der Bevölke-
rung als auch die Frage der verfügbaren Infrastruktur unter Annahme der abgesproche-
nen Annahmen zu erkennbaren Veränderungen des Verkehrsaufwandes und des damit
verbundenen Energieverbrauchs führen.
Als Handlungsempfehlungen für die Regionalplanung können daher folgende Ansätze
weiter verfolgt werden:
Ableitung regionalplanerischer Handlungsansätze
MORO - Westsachsen 70
• Konzentration der Ansiedlung von Arbeitsplätzen an Standorten, die von vielen
Einwohnern mit kurzen Wegen erreichbar sind, also primär in den Ober- und Mit-
telzentren
• Vorrangige Berücksichtigung der Schiene bei Investitionen in die Verkehrsinfra-
struktur, um im Reisezeitvergleich Wettbewerbsnachteile der Schiene gegenüber
der Straße abzubauen
• Vollendung begonnener Vorhaben im Bereich neuer Straßeninfrastruktur, an-
sonsten Konzentration der Mittel auf die Erhaltung der vorhandenen Infrastruktur,
insbesondere auf denjenigen Achsen, die Oberzentrum und Mittelzentren mitei-
nander verbinden.
Da neben der Verteilung von Wohnstandorten und Arbeitsplatzstandorten auch die Wahl
des Verkehrsmittels den Energiebedarf stark beeinflusst, sollte die Strategie zur Emissi-
onsminderung neben der (primären) Maßnahme der Konzentration von Wohnen und Ar-
beiten auch (sekundäre) Maßnahmen des Mobilitätsmanagements beinhalten. Dies um-
fasst Maßnahmen der Information und Kommunikation sowie tarifliche und wirtschaftliche
Anreize, um den Einwohnern die Wahl umweltfreundlicher Verkehrsmittel zu erleichtern
oder auch den Besetzungsgrad der vorhandenen Pkw zu erhöhen (z. B. durch Fahrge-
meinschaften). Da Westsachsen im Rahmen des bundesweiten Programms „effizient
mobil“ seit Ende 2008 eine der Modellregionen wurde, in denen entsprechende Maß-
nahmen des Mobilitätsmanagements durch Beratung einzelner Unternehmen exempla-
risch vorangebracht wurden, bestehen hier gute Anknüpfungspunkte für eine weitere
Verbreitung entsprechender Konzepte. Die Regionalplanung kann deren Umsetzung al-
lerdings nicht direkt beeinflussen, sinnvoll wäre es jedoch, bei Ansiedlungen oder Verla-
gerungen von Unternehmensstandorten von den Unternehmen entsprechende Konzepte
einzufordern, um das Verkehrsverhalten im Berufsverkehr zu einem Zeitpunkt steuern zu
können, an dem sich bei den Beschäftigten noch keine langjährigen Verkehrsgewohnhei-
ten gebildet haben.
Voraussetzung für ein erfolgreiches Mobilitätsmanagement ist jedoch eine gute Erreich-
barkeit der Standorte mit dem Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln, so dass indi-
rekt auch hierfür die Steuerung der Standorte zentrale Voraussetzung ist, um den Ener-
gieaufwand im Verkehrssektor nachhaltig zu senken.
Für Regionen, in denen sowohl Bevölkerung als auch die Zahl der Arbeitsplätze rückläu-
fig sind, und die sich zugleich abseits der ausgewiesenen Siedlungsachsen befinden,
kommen darüber hinaus Rückbau-Szenarien in Betracht, die den Einwohnerrückgang mit
dem Rückbau von Gebäuden und Verkehrsinfrastruktur kombinieren. Dies könnte im
Straßennetz z. B. bei wenig befahrenen Strecken eine Anpassung des Ausbaustandards
an die verfügbaren Ressourcen und den verbleibenden Bedarf bedeuten, sofern eine
Entwidmung der Flächen (Straßenrückbau) wegen der Erschließung einzelner Grundstü-
cke nicht in Betracht kommt.
Fazit
MORO - Westsachsen 71
5 FAZIT
Zunächst wurden für das Bezugsjahr 2008 in einer dreistufigen räumlichen Differenzie-
rung der Betrachtungsregion Westsachsen die Endenergieverbräuche und Kohlendioxid-
emissionen für die Sektoren private Haushalte, Gewerbe-Handel-Dienstleistungen und
Industrie sowie den Verkehr ermittelt. Die Region Westsachsen ordnet sich mit einem
Pro-Kopf-Endenergieverbrauch von 28,1 MWh/EW im Vergleich zwischen dem sächsi-
schen Landesdurchschnitt (22,0 MWh/EW) und dem Bundesdurchschnitt (29,7 MWh/EW)
ein, wobei die Methodik der Energiebilanzen nicht durchgängig einheitlich ist.
Zur Ableitung von Handlungsstrategien zur Minderung der Endenergieverbräuche und
klimarelevanter Treibhausgasemissionen wurde die Region räumlich feiner gegliedert und
anhand verschiedener Zukunftsszenarien bis zum Jahr 2020 untersucht. Alle Szenarien
haben sowohl beim Endenergieverbrauch als auch bei den CO2-Emissionen Einsparpo-
tenziale, die im Wesentlichen auf folgende Ursachen zurückzuführen sind:
• Allgemeine Ursachen
o leichter Bevölkerungsrückgang
o allgemeine Effizienzsteigerungen bei technischen Geräten
o Anpassung des CO2-Emissionsfaktors für den Energieträger Elektroener-
gie, um den zunehmenden Anteil erneuerbarer Energien an der Strombe-
reitstellung zu berücksichtigen
• Sektor private Haushalte
o Steigerung des Sanierungsgrades im Gebäudebestand
o Neubau mit guten energetischen Standards
o Zubau von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien für Raumwärme-
und Warmwasserbereitstellung
• Sektor Gewerbe-Handel-Dienstleistungen und Industrie
o Leichter Rückgang der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (bevöl-
kerungsproportional)
o Zubau von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Bereitstel-
lung von Prozessenergie (z.B. solare Prozesswärme)
• Sektor Verkehr
o Marktdurchdringung und Einsatz sparsamerer Pkw
o Konzentration der Bevölkerung im Oberzentrum Leipzig und dort wiede-
rum höherer Anteil der energieeffizienten Mobilitätsformen (Fußgänger-
verkehr, Fahrrad, ÖPNV) als im ländlichen Raum.
Hinsichtlich der Senkung der Endenergieverbräuche und der daraus resultierenden klima-
relevanten Treibhausgasemissionen in den Sektoren private Haushalte und
GHD/Industrie ist primär das Engagement des Einzelnen gefragt. Das betrifft sowohl
Hausbesitzer und Wohnungsbaugenossenschaften als auch die Betriebe in den einzel-
Fazit
MORO - Westsachsen 72
nen Wirtschaftszweigen. Die Einflussmöglichkeiten der Regionalplanung reduzieren sich
hier auf die Ausweisung bzw. Umstrukturierung von Flächen, der Entwicklung der Innen-
städte sowie dem Fokus auf den Vorrang erneuerbarer Energien. Eine Reihe dieser In-
strumente sind bereits im Regionalplan 2008 als Ziele definiert. Die Umsetzung der Maß-
nahmen obliegt letztendlich den betroffenen Akteuren.
Beim Sektor Verkehr kann die Steuerung der Siedlungs- und Gewerbeentwicklung hin zu
zentral gelegenen Standorten in den Ober- und Mittelzentren zu einer Verkürzung der
durchschnittlichen Wegelänge und damit des Verkehrsaufwands führen. Hier kann die
Regionalplanung gemeinsam mit den kommunalen Behörden Einfluss auf die Standort-
steuerung nehmen.
Darüber hinaus kann durch eine Konzentration der Infrastrukturinvestitionen im Sektor
Schiene und räumlich entlang der definierten Hauptsiedlungsachsen sowie durch einen
Vorrang der Bestandserhaltung vor dem Streckenneubau im Straßennetz die Konkur-
renzfähigkeit der energieeffizienteren Verkehrsträger gesteigert werden. Hier sind die
Prioritäten von Bund, Freistaat und Kommunen bei der Finanzierung der Verkehrsinfra-
strukturvorhaben der entscheidende Einflussfaktor. Flankierend kann das Verkehrsver-
halten durch Maßnahmen des Mobilitätsmanagements beeinflusst werden, auch im Zu-
sammenhang mit betrieblichen Standortentscheidungen.
Literaturverzeichnis
MORO - Westsachsen 73
LITERATURVERZEICHNIS
Kürzel
Vollständige Quellenangabe
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Die Datenquellen zur Berechnung der Energieverbräuche und CO2-Emissionen sind in
diesem Dokument nicht vollständig einzeln aufgeführt. Es handelt sich dabei größtenteils
um statistische Daten des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen, des Sta-
tistischen Bundesamtes und des Kraftfahrtbundesamtes. Weitere Kennwerte beruhen auf
anerkannten Studien, speziellen Untersuchungen bezogen auf die Region Westsachsen,
offiziellen Regelwerken sowie dem Expertenwissen der Gutachter des IE Leipzig.
Abkürzungsverzeichnis
MORO - Westsachsen 76
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abkürzung
Bedeutung
BMU
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-cherheit
DB AG Deutsche Bahn Aktiengesellschaft
EnEV Energieeinsparungsverordnung
EW Einwohner
EZFH Ein- und Zweifamilienhaus
GHD Gewerbe-Handel-Dienstleistungen
GWh Gigawattstunde
GWZ Gebäude- und Wohnraumzählung
IE Leipziger Institut für Energie GmbH (IE Leipzig)
IC Intercity (Zug)
ICE Intercity-Express (Zug)
KBA Kraftfahrtbundesamt
Kfz Kraftfahrzeug
Kt Kilotonne
KWK Kraft-Wärme-Kopplung
LfULG Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Mid Mobilität in Deutschland
MIV Motorisierter Individualverkehr
MFH Mehrfamilienhaus
MWh Megawattstunde
ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr
Pkw Personenkraftwagen
RPVW Regionaler Planungsverband Westsachsen
SMWA Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und So-ziales
SPNV Schienenpersonennahverkehr
StaLa Statistisches Landesamt
SV-pflichtig Sozialversicherungspflichtig
VT 642 Triebwagen
WZ Wirtschaftszweige
Zug-km Zugkilometer
Abbildungsverzeichnis
MORO - Westsachsen 77
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1 Energieflussschema am Beispiel der Region Westsachsen ................ 3
Abbildung 2 Prozentuale Verteilung der energiewirksamen Wohnflächen in Westsachsen nach Gebäudearten ....................................................... 5
Abbildung 3 Verteilung der Heizungssysteme in EZFH und MFH in Westsachsen ........................................................................................ 6
Abbildung 4 Verteilung des Endenergieverbrauchs der privaten Haushalte in Westsachsen nach Anwendungsarten ............................................. 8
Abbildung 5 Verteilung des Endenergieverbrauchs der privaten Haushalte in Westsachsen nach Energieträgern ................................................ 10
Abbildung 6 Verteilung der CO2-Emissionen der privaten Haushalte in Westsachsen nach Energieträgern .................................................... 12
Abbildung 7 Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort nach Branchen in Westsachsen ........................................ 14
Abbildung 8 Verbrauchsstruktur des Sektors GHD und Industrie nach Anwendungsbereichen 2006 .............................................................. 16
Abbildung 9 Verteilung des Endenergieverbrauchs des Sektors Industrie und GHD nach Branchen in Westsachsen ......................................... 17
Abbildung 10 Verteilung des Endenergieverbrauchs im Sektor GHD/Industrie in Westsachsen nach Energieträgern ........................ 18
Abbildung 11 Verteilung der CO2-Emissionen im Sektor GHD/Industrie in Westsachsen nach Energieträgern .................................................... 20
Abbildung 12 Verteilung des Endenergieverbrauchs im Sektor Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern .................................................... 25
Abbildung 13 Verteilung der CO2-Emissionen im Sektor Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern .................................................... 27
Abbildung 14 Sektorale Verteilung der Endenergie in Westsachsen ....................... 29
Abbildung 15 Sektorale Verteilung des Endenergieverbrauchs in Westsachsen nach Raumkategorien .................................................. 30
Abbildung 16 Sektorale Verteilung der CO2-Emissionen in Westsachsen ............... 31
Abbildung 17 Sektorale Verteilung der CO2-Emissionen in Westsachsen in den einzelnen Raumkategorien .......................................................... 32
Abbildung 18 Sektorale Verteilung des Endenergieverbrauchs pro Kopf in Westsachsen in den einzelnen Raumkategorien im Vergleich zum Landes- und Bundesdurchschnitt ............................................... 33
Abbildung 19 Sektorale Verteilung der CO2-Emissionen pro Kopf in Westsachsen in den einzelnen Raumkategorien im Vergleich zum Landes- und Bundesdurchschnitt ............................................... 33
Abbildung 20 Gliederung der Region Westsachsen in sechs Teilräume ................. 43
Abbildung 21 Verteilung des Endenergieverbrauchs der privaten Haushalte in Westsachsen in den einzelnen Szenarien nach räumlicher Zuordnung .......................................................................................... 57
Abbildung 22 Verteilung der CO2-Emissionen der privaten Haushalte in Westsachsen in den einzelnen Szenarien nach räumlicher Zuordnung .......................................................................................... 59
Abbildung 23 Verteilung des Endenergieverbrauchs des Sektors GHD/Industrie in Westsachsen in den einzelnen Szenarien nach räumlicher Zuordnung ................................................................ 60
Abbildung 24 Verteilung der CO2-Emissionen des Sektors GHD/Industrie in Westsachsen in den einzelnen Szenarien nach räumlicher Zuordnung .......................................................................................... 61
Abbildungsverzeichnis
MORO - Westsachsen 78
Abbildung 25 Endenergieverbrauch des MIV in Westsachsen in allen Szenarien nach räumlicher Zuordnung .............................................. 62
Abbildung 26 Endenergieverbrauch aller Verkehrssektoren in Westsachsen pro Szenario in GWh .......................................................................... 63
Abbildung 27 CO2-Emissionen im Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern in allen Szenarien ...................................................... 64
Abbildung 28 Verteilung des Endenergieverbrauch aller Sektoren in allen Szenarien ............................................................................................ 65
Abbildung 29 Räumliche Verteilung des Endenergieverbrauchs in Westsachsen in Szenario II a ............................................................. 65
Abbildung 30 Sektorale Verteilung des Endenergieverbrauchs in allen Szenarien ............................................................................................ 66
Abbildung 31 Verteilung der CO2-Emissionen aller Sektoren in Westsachsen in allen Szenarien nach räumlicher Zuordnung ........... 67
Abbildung 32 Sektorale Verteilung der CO2-Emissionen in allen Szenarien............ 68
Tabellenverzeichnis
MORO - Westsachsen 79
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1 Räumliche Differenzierung im Betrachtungsraum Westsachsen ........................................................................................ 2
Tabelle 2 Einwohnerzahlen für die verschiedenen Raumkategorien ................... 4
Tabelle 3 Gebäudeklassifikation nach Baualter (Darstellung: IE Leipzig) ........... 5
Tabelle 4 Energiekennzahlen für EZFH und MFH nach Baualtersklassen (Darstellung: IE Leipzig) ....................................................................... 7
Tabelle 5 Endenergieverbrauch der privaten Haushalte in Westsachsen nach Energieträgern ........................................................................... 10
Tabelle 6 Endenergieverbrauch pro Kopf* der privaten Haushalte in Westsachsen nach Energieträgern .................................................... 11
Tabelle 7 CO2-Emissionen der privaten Haushalte in Westsachsen nach Energieträgern .................................................................................... 12
Tabelle 8 CO2-Emission pro Kopf* der privaten Haushalte in Westsachsen nach Energieträgern .................................................... 13
Tabelle 9 Endenergieverbrauch des Sektors GHD/Industrie in Westsachsen nach Energieträgern .................................................... 18
Tabelle 10 Endenergieverbrauch pro Kopf* des Sektors GHD/Industrie in Westsachsen nach Energieträgern .................................................... 19
Tabelle 11 CO2-Emissionen des Sektors GHD/Industrie in Westsachsen nach Energieträgern ........................................................................... 20
Tabelle 12 CO2-Emission pro Kopf* des Sektors GHD/Industrie in Westsachsen nach Energieträgern .................................................... 21
Tabelle 13 Endenergieverbrauch des Sektors Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern ........................................................................... 25
Tabelle 14 Endenergieverbrauch pro Kopf* des Sektors Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern .................................................... 26
Tabelle 15 CO2-Emissionen des Sektors Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern .................................................................................... 27
Tabelle 16 CO2-Emissionen pro Kopf* des Sektors Verkehr in Westsachsen nach Energieträgern .................................................... 28
Tabelle 17 Pendlerverflechtungen und Verkehrsaufwand der untersuchten Städte ........................................................................... 35
Tabelle 18 Schiene-Straße-Konkurrenz auf dem Weg nach Leipzig und Rolle des MIV ..................................................................................... 37
Tabelle 19 Grundsätze der raumstrukturellen Entwicklung und Festlegungen im Bereich Verkehr sowie deren verkehrliche sowie energetische Auswirkungen ..................................................... 38
Tabelle 20 Festlegungen der Siedlungsentwicklung sowie verkehrliche und energetische Auswirkungen ........................................................ 39
Tabelle 21 Festlegungen im Bereich gewerbliche Wirtschaft und Handel sowie verkehrliche und energetische Auswirkungen ......................... 40
Tabelle 22 Zentrale Orte, Verbünde und regionale Achsen ................................. 41
Tabelle 23 Annahmen zur Bevölkerungsentwicklung nach Teilräumen und Szenarien..................................................................................... 47
Tabelle 24 Entwicklung des Wohnungsleerstandes ............................................. 49
Tabelle 25 Entwicklung der Energiekennzahlen infolge energetischer Sanierungsmaßnahmen in EZFH und MFH ....................................... 50
Tabelle 26 Anteil erneuerbarer Energien zur Wärmebereitstellung in EZFH und MFH................................................................................... 51
Tabelle 27 Anteil der Auspendler an den SV-pflichtig Beschäftigten ................... 52
Tabellenverzeichnis
MORO - Westsachsen 80
Tabelle 28 Anteil der Auspendler ins Oberzentrum Leipzig an den SV-pflichtig Beschäftigten ......................................................................... 52
Tabelle 29 Mittlere täglich zurückgelegte Entfernung pro Kopf der Bevölkerung ........................................................................................ 54
Tabelle 30 Anteil des MIV am Verkehrsaufkommen nach Szenarien und Teilräumen .......................................................................................... 55