Entrepreneur Jounral No. 10

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2 N0. 10 Sommer 2010 www.entrepreneur-journal.com ENTREPRENEUR JOURNAL Ideen die bewegen leadership is definded by results, not attributes 100 Jahre Peter F. Drucker

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Entrepreneur Journal No. 10

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Sommer 2010

www.entrepreneur- journal .com

ENTREPRENEUR JOURNALI d e e n d i e b e w e g e n

leadership is definded by results, not attributes

100 JahrePeter F. Drucker

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Liebe Leserinnen,liebe Leser!

Herzlich willkommen zur zehnten Ausgabe des Entrepreneur Jour-nal.

Sie haben es bemerkt: Lang hat es gedauert, bis wieder eine kleine Aus-gabe meines Entrepreneur Journal erscheint. Das berufl iche und familä-re Leben gestaltet sich immer inten-siver, was sehr schön ist, aber kaum Zeit lässt, um ein ganzes Magazin alleine zu füllen.Meine Idee zu Beginn dieser kleinen Heftreihe war, dass eine Plattform für Menschen mit unternehmerischen Ideen geschaffen wird, auf der man sich gegenseitig von seinen unter-nehmerischen Erfahrungen, aber auch ungelösten Fragen berichten kann. Gerne möchte ich alle unter-nehmerischen Leserinnen und Leser ermutigen, mir Artikel oder Themen-vorschläge zu senden. Dann wird dieses kostenlose Heft lebendiger und kann eventuell doch wieder re-gelmässiger erscheinen.

Vor bald einem Jahr wäre Peter F. Drucker 100 Jahre alt geworden. Ich habe mich in dem letzten Jahr inten-siv mit seinem Werk befasst und war erstaunt, wie viel Anregendes und Zukünftiges darin enthalten ist.

Zufällig bin ich über eine kleine Zei-tungsnotiz gestolpert, die von einem Social Business Projekt bzw. einer Fairtrade Sprachschule berichtete. Eine wirklich interessante Idee.

Sie alle haben die Diskussion um die Sarrazin Thesen verfolgen können. Was man aber nicht oder nur kaum lesen konnte ist, dass Sarrazin die Genetik falsch interpretiert hatte und daher zu irritierenden Ergebnissen kommt.

Gerne mache ich auch noch auf eine schweizer Social Entrepreneur Initia-tive aufmerksam, die einen Wettbe-werb auschreibt.

Abschliessend ein kleiner Hinweis auf eine interessante Tagung zu den sozialen Auswirkungen des globalen Wandels.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser kleinen Ausgabe und freue mich auf Ihre/Eure Rückmel-dungen

Benjamin Kohlhase-Zöllner

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über 100 Jahre Peter F. DruckerPeter F. Drucker wäre am 19. November 2009 hundert Jahre alt geworden. Über fünfzig Jahre prägte er das Thema Ma-nagement. Welchen Einfl uss hatte und hat sein Denken auf Management und Gesellschaft?.............................. ... S. 6

Inhalt

11Glovico-fairtrade Sprachschule

15Sarrazin- falsch verstandene Genetik

19Social Entrepreneur Initiative

21Tagung: Sozialer Auswirkungen

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Peter F. Drucker wäre am 19. November 2009 hundert Jahre alt geworden. Über fünfzig Jahre prägte er das Thema Management. Welchen Einfl uss hatte und hat sein Denken auf Management und Gesellschaft?Peter Drucker wurde in Wien geboren. Nach seinem Stu-dium arbeitete Drucker in Frankfurt als Redakteur für internationale Beziehungen und ging 1933 als Journalist nach England und später in die USA.

Drucker lehrte am Bennington College in Vermont, später an der New York University und ab 1971 an der Claremont University. Die Universität Harvard wollte ihn zwei Mal berufen, was er aber ablehn-te.

Seine Beratungstätigkeit vieler Führungskräfte in Re-gierungen und Wirtschaft

über 100 Jahre Peter F. Drucker

Managementvordenker, Sozialreformer und das Kon-zept der Selbsteinschätzung - ein Nachruf

prägten Wirtschaft und Ge-sellschaft bis heute. So lern-ten Manager wie Jack Welch ex CEO bei General Electric von ihm und bauten ihre Un-ternehmen zu Weltunterneh-men um.

Seinen 96. Geburtstag erleb-te er nicht mehr, da er kurz vorher im Jahr 2005 verstarb. Bis zum Ende schrieb Drucker noch zahlreiche Artikel und Bücher. Das letzte Werk war: „The Next Society: A Survey of the Near Future“, welches den Kreis seines Sozialimpul-ses schliesst.

Bevor sich Drucker mit sei-nem Lebensthema Manage-ment befasste, schrieb er über Fragen von Ordnung und Gestaltung in Gesellschaft und Politik. Sein 1939 veröf-fentlichtes Buch „The End of Economic Man“ sowie das Werk „The Future of Industrial

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Man“ zeigen seine Sozialthe-orie einer funktionierenden Gesellschaft nachhaltig auf.

Peter Drucker formulierte als erster ein klares Verständnis von Management. Bereits 1954 formulierte er fünf we-sentliche Punkte:

•ein Manager setzt Ziele,•ein Manager organisiert,•ein Manager motiviert und kommuniziert,•ein Manager misst Ergebnis-se und•ein Manager entwickelt und fördert Menschen und sich selbst.

Seine wesentlichste Entde-ckung machte er auf dem Ge-biet der Arbeit. Er beschrieb den Wissensarbeiter und sein Potential und entwickelte dar-aus das Management. Auf das Phänomen des Wissensarbei-ters stiess er in seiner Studie über das Grossunternehmen. Seine Studie bei General Mo-tors veröffentlichte er 1946 in seinem Buch „Das Gross-unternehmen“, mit dem er international den Durchbruch erlangte.Peter Drucker konzentrierte

sich viele Jahre auf das The-ma Management und verhalf so tausenden Arbeitern und Akademikern, „Wissensarbei-ter“ zu werden. Dies ermög-lichte den Aufschwung der Wirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg nicht nur in Ame-rika, sondern auch in Korea und Japan. Seine Leistung bestand vor allem darin, dass er dieses Thema lehr- und lernbar machte. So entstand eine neue breite soziale ge-sellschaftliche Ebene aus dem Kreis der Arbeiter und Akade-miker.

Drucker gelang es, einen völ-lig neuen Beruf zu defi nieren und zu professionalisieren: den des Managements als gestaltende und verändernde Kraft innerhalb einer Gesell-schaft und Organisation.Grundlage dieses professio-nellen Managements ist Dru-ckers ganz-heitliches und vo-rausschauendes Den-ken. Die heutige Weltwirtschaftskrise wäre vermutlich nicht ent-standen, wenn sich heutige Manager an Druckers ganz-heitlichen und nach-haltigen Führungsgrundsätzen orien-tiert hätten.

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Ein weiterer wesentlicher Ent-wicklungsschritt gelang Drucker 1954, als er das „Management by Objectives“ entwickelte. Mit einer aus-gesprochen schonungslosen Klarheit beschrieb er Zweck und Mission des Unterneh-mens als „das Schaffen von Kundenzufriedenheit“.In Zeiten einer Finanzkrise stellt man fest, dass dieser Glaubensansatz im krassen Gegensatz zum aktuellen Glaubensansatz des „Share-holder Value“ steht. Die Fol-gen dieser aktuellen Irrlehre sind jetzt mehr als deutlich bekannt.Peter Drucker war ein Visionär und Vordenker. In zahlreichen Büchern wie „Sinnvoll wirt-schaften“, „Technologie, Ma-nagement und Gesellschaft“, sowie „Die Zukunft bewälti-gen: Aufgaben und Chancen im Zeitalter der Ungewiss-heit“, sah er die Entstehung der Wissensgesellschaft und die Entstehung des neuen Ka-pitals „Wissen“ voraus.Seine Arbeitsweise war sys-tematisch erneuernd. Seine Vision war eine Zukunft, die nicht passiert, sondern die es bereits heute zu entwickeln

und zu gestalten gilt. Er woll-te damit eine Zukunft ermög-lichen, die bewusst anders ist als das Heute. Sein Ziel war es, Entwicklungsfähig zu werden.Später galt sein vertiefen-des Interesse vor allem den Non Profi t Organ-isationen, die seinem Verständnis nach deutlich anspruchsvollere Rahmenbedingungen aufwei-sen als jedes Wirtschaftsun-ternehmen.Dennoch stehen bis heute NPO`s in dem Ruf, soziale Hängematten zu sein und nichts von Wirtschaft zu ver-stehen.Seine Beschäftigung mit NPO`s führte, z.B. zu seinem Werk „Managing the Non-Profi t Organization: Practices and Principles“ und später zu seinem bedeutenden Buch „The fi ve most important questions you will ever ask about your organization“ (Die fünf entscheidenden Fragen des Managements).Diese einfachen und klaren fünf Fragen sind entschei-dende Fragen. Sie entschei-den über Irrelevanz oder Bedeutung jeglicher Organi-sationen. Fünf Fragen , die

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das von Drucker entwickelte Konzept „Selbsteinschätzung“ (ein Selbsterkenntnisprozess), meiner Meinung nach zu einem meditativen Schulungsweg machen.

Diese entscheidenden Fragen sind:

• Was ist unsere Mission?• Wer ist unser Kunde?• Worauf legt der Kunde Wert?• Was sind unsere Ergeb-nisse?• Was ist unser Plan?

Das Instrument der Selbst-einschätzung zwingt eine Organisation, sich auf Ihren Auftrag zu konzentrieren. Ein Auftrag, der in den allermeis-ten Fällen, wie bei Unterneh-men, durch die Gesellschaft, also Kunden oder besser gesagt Menschen vergeben wird.

Es geht bei dem Konzept der Selbsteinschätzung auch da-rum, eine Gesellschaft von Bürgern für morgen zu schaf-fen. Eine Gesellschaft, die ihr eigenes Schicksal bewusst und mutig ergreift und für

Veränderung, also Ergebnis-se, eintritt.

Dieser Sozialimpuls lag Peter Drucker sehr am Herzen. Er wollte die Menschen, die sich in Organisationen und Unter-nehmen engagieren, um et-was in der Welt zu verändern, mit den dafür notwendigen Hilfsmitteln und Instrumen-ten ausstatten.

Heute führt das von ihm ge-gründete Institut „Leader to Leader“ seine Idee und seinen Impuls weltweit erfolgreich weiter.

Benjamin Kohlhase-Zöllner

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Tobias Lorenz vermittelt deutschen Sprachschülern muttersprachliche Lehrer aus Entwicklungsländern und tut damit Gutes

Das Konstrukt klingt recht einfach: Muttersprachler aus Afrika und Lateinamerika er-teilen deutschen Sprachschü-lern Unterricht in Französisch oder Spanisch. Dafür erhalten sie einen landestypisch über-durchschnittlichen Lohn. Weil der im Vergleich zu deutschen Verhältnissen aber immer noch relativ niedrig ist, lohnt sich das auch für die deut-schen Schüler. Die können auf diesem Wege zudem nicht nur sprachliche Fähigkei-ten erwerben, sondern auch interkulturellen Austausch hautnah mitgestalten. Kom-muniziert wird nämlich von Angesicht zu Angesicht - per Skype, einer Art Internetvide-otelefon.

Social Business Glovico

Die Fairtrade Sprachschule

Ausgedacht hat sich diese Fair Trade-Sprachschule To-bias Lorenz, Doktorand an der Fakultät für Wirtschafts-wissenschaft der Universität Witten/Herdecke.

Profi t möchte er mit diesem Modell nicht machen. Glovico (global video conference) ist

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gedacht als Social Business, das sich irgendwann selbst tragen, aber keine Gewinne erwirtschaften soll. Das Start-kapital von 10.000 Euro hat Lorenz selbst aufgebracht, für das weitere Wachstum sucht er noch Investoren. „Bis die Investitionen abgezahlt sind, dauert es bestimmt zwei Jahre“, sagt der Gründer. „Danach entstehende Profi te werden nicht ausgeschüttet, sondern in soziale Projekte reinvestiert.“ Genau dieses Konstrukt macht ein Social Business aus. Und genau das schätzt er an seiner Arbeit: „Ich habe gespürt, dass man als Sozialunternehmer eine andere Form des Glücks aus seiner Arbeit zieht: Es geht nicht darum, reich zu wer-den, sondern glücklich zu sein mit dem, was man tut.“ Doch nicht nur deshalb macht ihm die Arbeit in diesem Be-reich großen Spaß. Lorenz: „Ich habe festgestellt, dass im sozial-unternehmerischen Sektor die spannenderen Köpfe unterwegs sind, echte Persönlichkeiten, die Visionen umsetzen wollen. Und die kri-tisch sind.“

So sei er häufi g mit dem Vor-wurf konfrontiert gewesen, mit den Lehrern nur jene Men-schen zu unterstützen, die sich bereits einen gewissen Status und damit relativen Wohlstand erarbeitet haben. Schließlich benötigt jeder Lehrer ein Headset, einen In-ternetanschluss und die nöti-gen sprachlichen Fähigkeiten, um Unterrichtsstunden geben zu können. „Wir planen aber, mithilfe eines Mikrokreditpro-gramms auch ärmere Lehrer für das Unternehmen zu ge-winnen“, so Lorenz.

Wichtig sei es in jedem Fall, eine gute Qualität des Sprachunterrichts zu gewähr-leisten. Dazu führt Glovico mit den potenziellen Lehrern Auswahlgespräche via Skype. „Dabei achten wir auf Profes-sionalität der Kommunikation im Vorfeld sowie Internetver-bindung und Persönlichkeit des Lehrers. Didaktische Vorkenntnisse spielen keine Rolle. Im Spanischen arbeiten wir jedoch zum Großteil mit ausgebildeten Sprachlehrern zusammen, die auch ‚offl ine‘ Unterricht geben.“ Lediglich die Französischlehrer ver-

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fügen über keine Didakti-kausbildung. „Afrika hinkt in dieser Hinsicht leider auch hinter Lateinamerika her“, sagt Lorenz. Diesen Nachteil versucht Glo-vico durch ein „teacher trai-ning“ abzufangen, das eine pensionierte Französischleh-rerin den Lehrern aus Afrika bietet. Lorenz: „Hauptsächlich bauen wir zur Qualitätssiche-rung jedoch auf unseren Web 2.0-Ratingmechanismus, bei dem Schüler nach der Stun-de ihren Lehrer hinsichtlich Pünktlichkeit, Akzent, Kom-petenz, Freundlichkeit und Verbindungsqualität bewerten können. Dadurch wird ein kol-lektives Gedächtnis über die Lehrer aufgebaut. Mittelfristig wollen wir selbst auch stärker an der Curriculumsentwick-lung arbeiten.“

Darüber hinaus hat Lorenz für sein Fair Trade 2.0-Mo-dell noch weitere Visionen. Neben einem ersten Piloten in Englisch mit einer Lehrerin von den Philippinen möchte er noch weitere Sprachen anbieten. Als nächstes Portu-giesisch, das von Lehrern aus Brasilien und Mosambique un-terrichtet werden soll. An ei-

nem Hamburger Gymnasium startet zudem im Herbst ein Projekt, in dem der Französi-schunterricht durch Videokon-ferenzen mit Muttersprachlern aus Afrika bereichert wird. Lorenz: „Wir haben noch viel vor und möchten unsere Visi-on, die Unternehmertum mit sozialem Wandel verbindet, weiter ausbauen.“

Nähere Informationenwww.glovico.org

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Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin hat bei der Vorstel-lung seines neuen Buches “Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen” provokante Thesen aufgestellt, die eine kontro-verse Diskussion ausgelöst haben. In Bezug auf die Aus-sagen Sarrazins zur Genetik verwehrt sich der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutsch-land (VBIO e. V.) entschieden gegen jede Verfälschung und politische Instrumentalisie-rung biologischer Fakten. – Sei es durch Thilo Sarrazin selbst, sei es durch andere Teilnehmer der derzeit lau-fenden öffentlichen und me-dialen Debatte.

Die genetischen Thesen von Herrn Sarrazin sind nicht mit den modernen Erkenntnissen zur Evolutionsbiologie des Menschen vereinbar.

zu Sarrazins Thesen

falsch verstandene Genetik

Quelle: http://djane.momocat.de/

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Evolutionsbiologisch gesehen ist der Mensch eine der ge-netisch homogensten Spezies die es auf der Erde gibt. Im Vergleich zu anderen Spe-zies sind die Unterschiede zwischen Populationsgruppen sehr gering. Tatsächlich sind die Unterschiede innerhalb von Populationsgruppen etwa 5-fach höher als zwischen ih-nen.Das genetische Repertoire des heutigen Menschen geht auf eine Gründerpopulation von weniger als 50.000 Indi-viduen zurück. Praktisch alle heute existierenden Genvari-anten gab es bereits in dieser Population und diese sind in praktisch allen gegenwärtigen Volksgruppen zu fi nden. Die einzige signifi kante Differen-zierung die kürzlich gefunden wurde, ist die, dass sich nur die Vorgänger der Europäer und Asiaten mit Genmaterial des Neandertalers vermischt haben, nicht aber die Afrika-ner. Genau genommen gibt es „genetisch reine“ Menschen - aus evolutionsbiologischer Sicht allerdings ein unsinniger Begriff - daher nur in Afrika.

Auf die Art des genetischen Unterschiedes kommt es anGenetische Unterschiede zwischen den heutigen Volks-gruppen lassen sich im We-sentlichen nur mit Hilfe von neutralen genetischen Mar-kern nachweisen, die per de-fi nitionem keine Rückschlüsse auf spezifi sche Eigenschaften erlauben. Neutrale genetische Marker verhalten sich – eben weil sie neutral sind - nach statistischen Zufallsprinzipi-en. Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen sagen nichts anderes aus, als dass diese eine Zeit lang in un-terschiedlichen Regionen ge-lebt haben. Wenn man eine Gruppierung von Volksgrup-pen mittels neutraler Marker durchführt, erhält man ein ungefähres Abbild der geo-graphischen Verteilung.

Darüber hinaus gibt es aber tatsächlich einige wenige funktionale Genregionen in denen Menschengruppen sich unterscheiden. Ganz offen-sichtlich gehören dazu die Gene, die die Hautfarbe be-stimmen. Sie sind als lokale Adaptationen entstanden,

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aus der Balance zwischen Schutz vor UV-Strahlen und der Notwendigkeit über eine Lichtreaktion Vitamin D in der Haut zu erzeugen. Ein weite-res prominentes Beispiel ist eine bei Westeuropäern sehr häufi ge Genvariante, die es Erwachsenen erlaubt Milch-zucker zu verdauen. Dies ist evolutionsbiologisch eine genetische Anpassung an die kulturelle Errungenschaft der Milchverarbeitung (am häu-fi gsten ist diese Genvariante in Holland). Bei Japanern gibt es dafür genetische Anpas-sungen in der Darmfl ora, die es ihnen erlauben Nährstoffe aus Meeresalgen zu verwer-ten. Andere Unterschiede betreffen Resistenzen gegen Krankheitserreger, wie etwa die mittelalterliche Pest.

Genetische Unterschiede und IntelligenzDass es bei Volksgruppen genetische Unterschiede in Bezug auf Intelligenzleistun-gen geben könnte, ist nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens nicht zu erwar-ten. Intelligenz wird von vie-len Genregionen beeinfl usst,

die in jedem Individuum neu zusammengewürfelt werden. Das kann zu großen Unter-schieden innerhalb einer Gruppe führen, wirkt aber gleichzeitig im Vergleich zwi-schen Gruppen wie ein Puffer. Wissenschaftlich formuliert: die Varianz innerhalb der Gruppe übersteigt die Unter-schiede zwischen Gruppen bei weitem. Selbst wenn es zu lokalen Veränderungen der Häufi gkeit von Genva-rianten kommen sollte (wie z.B. durch Inzucht in Alpen-tälern), würden diese Vertei-lungsunterschiede im Falle von Rückkreuzungen schnell wieder ausgeglichen (dafür reicht bereits ein 1%-iger Genfl uss). Es ist daher davon auszugehen, dass jede Volks-gruppe grundsätzlich das gleiche genetische Potential für Intelligenzleistungen hat.

Dass es auch messbare Un-terschiede in Intelligenzleis-tungen gibt, liegt nur daran, dass die Intelligenztests durch kulturelle Vorerfah-rungen beeinfl usst werden. Jede Volksgruppe, die einen Intelligenztest auf der Basis

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ihrer eigenen Kultur entwi-ckeln würde, würde feststel-len, dass die meisten ande-ren Kulturen durchschnittlich schlechtere Leistungen zei-gen als die Mitglieder des ei-genen Kulturkreises. Da aber kulturelle Traditionen nicht genetisch festgeschrieben sind, können sie sich auch in-nerhalb einer Generation ver-ändern. Die Großmutter ist dem Enkel bei Formulierung von handschriftlichen Briefen haushoch überlegen, wäh-rend sie mangels einschlägi-ger Erfahrungen bestimmte (Intelligenz?) Leistungen am Computer nicht erbringen kann.

Subjektive Wahrnehmung von UnterschiedenDass wir neben den offen-sichtlichen Unterschieden in den Hautfarben überhaupt Ethnien unterscheiden kön-nen, liegt an den ausge-sprochen hoch entwickelten kognitiven Fähigkeiten des Menschen, die für sie rele-vante Informationen aus der Umwelt akzentuieren. Deswe-gen können wir als Europäer auch sehr gut europäische Volksgruppen unterscheiden,

asiatische aber viel schlech-ter. Umgekehrt ist es aber genauso - Asiaten können europäische Volksgruppen viel schlechter unterscheiden. Was uns subjektiv als großer Unterschied erscheint, muss daher nicht bedeuten, dass es auch tatsächlich einen großen genetischen Unterschied gibt.

Fazit: Herr Sarrazin hat die grundlegenden genetischen Zusammenhänge falsch ver-standen - seine Aussagen be-ruhen auf einem Halbwissen, das nicht dem Stand der Evo-lutionsforschung entspricht.

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In der Schweiz mangelt es an Innovationen bei sozialen Dienstleistungen und Produkten, und es gibt kaum Start-ups in diesem Bereich. Das soll sich mit der Social Entrepreneurship Initiative (SEI) ändern, die von der Förderagentur für Innovation KTI des Bundes und der GEBERT RÜF STIFTUNG unterstützt wird. In diesem Frühsommer wird der erste Social-Business-Gründerwettbewerb in der Schweiz gestartet.

Social Entrepreneurs sind Menschen, die zur Lösung gesellschaftlicher Probleme soziale Dienstleistungen oder Produkte anbieten. Sie gehen dabei unternehmerisch vor und wollen nicht ausschliesslich von Spenden oder Zuschüssen abhängen. Solche wissensintensive Dienstleistungsinnovationen in Gesundheit, Sozialem oder Umwelt fristen aber in der Schweiz noch ein Schattendasein. Auch Daten und

Die Social Entrepreneur Initiative

Sozial denken und unternehmerisch handeln

Fakten zu diesem potenzialreichen neuen Wirtschaftszweig sind kaum greifbar. Was aber vor allem fehlt, das sind geeignete Förderinstrumente, damit sich auch in diesem Bereich eine eigentliche Start-up-Szene entwickeln kann. Die Social Entrepreneur Initiative will dies nun ändern und startet diesen Frühsommer den ersten Schweizer Business-Plan-Wettbewerb für Social

Prof. Mariana Christen Jakob

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Entrepreneurs. Die Ausschreibung richtet sich an die Absolventen aller Universitäten und Fachhochschulen. Teilnehmende mit überzeugenden Businessideen erhalten in einem Summer Camp kostenlos Wissensvermittlung und im weiteren Jahresverlauf ein gezieltes Coaching. Im Januar 2011 soll dann der beste SE-Businessplan prämiert werden. Erste Rückmeldungen zeigen, dass vor allem im Bereich Gesundheit – Stichwort „Aging Society“ – ein beachtliches Potenzial für Dienstleistungsinnovationen vorhanden ist. Geleitet wird die SEI von der Sozialwissenschafterin Mariana Christen Jakob. Sie arbeitet eng mit dem Departement Entrepreneurial Management der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur und der Hochschule Luzern zusammen. Beide Fachhochschulen engagieren sich in der Forschung im Themenbereichen Social Entrepreneurship. Wirtschafts-partner ist die Suva, die speziell an innovativen Ideen zur beruflichen Reintegration interessiert ist. Ein Beirat mit Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen und Branchen begleitet die Initiative, selektioniert die Businessideen und juriert die Businesspläne.

Mit dem Wettbewerb nimmt die SEI Bestrebungen auf, die man in anderen Ländern seit längerem kennt. So führt beispielsweise die University of Califonia in Berkeley seit 1999 den Global Social Venture Competition durch. Oder die im selben Jahr gegründete Skoll Foundation verleiht alle drei Jahre Skoll Awards for Social Entrepreneurship. In diesen Tagen werden mit der Veröffentlichung des Global Entrepreneurship Monitor 2010, der als Sonderthema Social Entrepreneurship behandelt, auch für die Schweiz erste Grundlagendaten vorgelegt.

Prof. Mariana Christen Jakob

Weitere Informationen unter: www.sociale

ntrepreneurship.ch

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Die sozialen Aspekte von Umweltwandel und Umweltpolitik thematisiert die „Berlin Conference on Human Dimensions of Global Environmental Change“ am 8. und 9. Oktober an der Freien Universität. Erwartet werden rund 400 Experten aus Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Politik. Dazu zählen der amtierende EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, Laszlo Andor, sowie der ehemalige Bundesumweltminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Professor Klaus Töpfer, der heute das 2009 gegründete Institut für Klimawandel, Erdsystem und Nachhaltigkeit (IASS) in Potsdam leitet.

„Die Konferenzreihe dient dazu, die sozialwissenschaftliche For-schung zum Globalen Wandel zu fokussieren“, sagt Dr. Klaus Jacob, Projektleiter an der FFU und Koordinator der Tagung. „Das Programm nimmt Bezug auf aktuelle

Soziale Auswirkungen des Globalen Wandels

Tagung

politische Debatten und soll zur Themensetzung in Forschung und Forschungsförderung beitragen.“

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die sozialen und ökonomischen Zusammenhänge von einzelnen Regionen oder Staaten? Dies wird eines der Tagungsthemen sein. Dabei wird zum einen die Nord-Süd-Perspektive betrachtet: Was bedeuten beispielsweise die gravierenden Umweltveränderungen für die Volkswirtschaften der Entwicklungsländer?

Gleichzeitig werden sozio-ökonomische Aspekte für die

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Industriestaaten beleuchtet: Werden etwa bestimmte Einkommensgruppen durch die Ökosteuer besonders belastet und welche Auswirkungen hat dies? Welche Folgen hätte es für den wirtschaftlichen Strukturwandel, wenn erneuerbare Energien stärker gefördert würden als traditionelle Branchen wie die Automobilindustrie?

Die Konferenz dient als Plattform, auf der aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert, mögliche Strategien diskutiert, und Netzwerke zwischen Experten und Entscheidungsträgern geknüpft werden. Sie richtet sich an Politikwissenschaftler und Experten benachbarter Disziplinen wie der Ökonomie, Soziologie oder der Rechtswissenschaften sowie an Vertreter internationaler Forschungs-einrichtungen, der Wirtschaft oder der Politik.

Die öffentliche Konferenzreihe, zu der die Forschungsstelle für Umweltpolitik (FFU) der Freien Universität Berlin und die Freie Universität Amsterdam einladen, fi ndet in diesem Jahr zum zehnten Mal statt. Dr. Klaus Jacob hat sie 2001 mit Frank Biermann, Professor für Politikwissenschaften und Umweltpolitik an der Freien Universität Amsterdam, initiiert. Die Tagungen fi nden jährlich jeweils im

Wechsel in Berlin und Amsterdam statt. Kooperationspartner sind unter anderem das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik und die Deutsche Forschungs-gemeinschaft.

Zeit und Ort:• 8. und 9. Oktober 2010, jeweils 9.00 bis 20.00 Uhr• Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin, Garystraße 35, 14195 Berlin-Dahlem

www.berlinconference.org