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Entstehen in Abhängigkeit IPaticcasamuppâda

Erster Talk bei Buchinger Marbella Christoph Lübbert

Februar 2013

© 2009-2013 Dr.C.Lübbert - elektronische Weiterverwendung nicht ohne Zustimmung des Autors

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 2

Übersicht über alle Talks

• Vorwort– Zur Einstimmung und Sichtweise

• Entstehen in Abhängigkeit I– Abhängigkeiten in der Automatik des Prozesses der „Leiderzeugung“– Der "negative Aspekt" des Paticcasamuppâda

• Entstehen in Abhängigkeit II– Praktische Anwendung: Achtsamkeit statt Schuldzuweisungen– Der "positive Aspekt" des Paticcasamuppâda

• Entstehen in Abhängigkeit III– Keine Spur hinterlassen: Erste Ahnung, was mit „Unwissenheit“ einerseits und

„Weisheit“ andererseits wirklich gemeint ist.

• Quellen: – Alle Zitate sind dem Pâli-Kanon, u. zwar: dem „Dreikorb“ (Tipitaka ={Sutta-

pitaka, Vinayapitaka, Abhidhamma-pitaka}), und zwar hauptsächlich aus dem Suttapitaka, dem Korb (pitaka) der Lehrreden (sutta) des Buddha, entnommen. Nummerierung nach PTS

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 3

Vorwort (1) – Leitmotive zur Einstimmung:„Glaubt nichts ohne eigene Prüfung“

Aus dem Kâlâma Sutta, Anguttara Nikaya A.III.66 Die Kâlâmer aus Kesaputta im Land Kosala, von den verschiedensten, widersprüchlichsten Heilspredigern

verwirrt, fragten den Buddha um Rat, was sie glauben sollten. Buddha sagt ihnen:

• „Folgt nicht, Kâlâmer, als geoffenbart geltenden Lehren, altehrwürdigen Überlieferungen, der Autorität heiliger Schriften, dem Hörensagen oder der jeweils landläufigen Meinung, reinen Vernunftgründen, Schlüssen aus bloßer Theorie und Logik, einem betörenden Charisma oder der vorgetragenen Größe eines Meisters!“ (Dies richtete sich auch gegen die Autorität der Brahmann, der vedischen Priesterkaste.)

• „Aber wenn ihr selbst in euch versteht: 'Diese Dinge sind heilsam, förder-lich, von den Weisen gepriesen, und, wenn akzeptiert und unternommen, bringen sie allseits Nutzen und Glück', – dann, o Kâlâmer, möget ihr auch dem gemäß handeln.“

• Dabei schloss Buddha ausdrücklich die Haltung gegenüber seiner eigenen Lehre mit ein!

• Welchem monotheistischen Gottesvertreter könnte so etwas je über die Lippen kommen?

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 4

Vorwort (2) – Leitmotive zur Einstimmung: Was Buddha uns klarmachen wollte

• Buddhas Lehre hat wenig zu tun mit "Erklärung der Welt" nach irgendeiner Metaphysik, und nichts zu tun mit irgendeinem Glaubenssystem welches etwa nach dem Tod "das Paradies" verspricht oder auch mit "der Hölle" droht.

• Buddhas Lehre hat nur EIN Ziel: Uns zu befreien von jeglicher Art psychischen Leids (pâli: dukkha).

• Buddha war so zu sagen der erste "Psychologe" – und das vor zweieinhalb Jahrtausenden, zu einer Zeit als das, was wir heute "Psychologie" nennen, in seinem Umkreis (heute: Bihar / Nordindien) noch völlig unbekannt war.

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 5

Vorwort (3) – Leitmotive zur Einstimmung: Was Buddha uns klarmachen wollte

• Wie können wir "frei von Leid" werden?Buddhas Anwort darauf ist eine andere, als wir erwarten würden!– Die Realität um uns herum ändert sich von Moment zu Moment. Die "Dinge"

und Prozesse sind unbeständig (pâli: aniccâ). Nichts ist "ewig". Wir selbst ändern uns ständig (die Zellen unseres Körpers sind alle 7 Jahre ausge-tauscht), und unsere Ansichten ändern sich ständig mit der Erfahrung.

– Daher betrachtet Buddha alle "Dinge" (materielle wie mentale) – einschließ-lich dessen, was wir unser "Selbst" (oder "Ego") nennen, und was Religio-nen unsere "Seele" nennen – als leer von irgendeiner (metaphysischen / permanenten) "Substanz" (pâli: anattâ, sanskr.: an-atman – "Nicht-Selbst").

– Im Konflikt zu dieser Tatsache steht unser Anspruch auf Besitz (p.: upâdâna) sowohl von "Dingen" als auch von "Ideen", besonders der Besitz-anspruch auf unseren Körper und Geist:

– Normalerweise meinen wir, wir seien der Besitzer unseres Körpers, der Besitzer unseres Geistes, der Besitzer unserer "Seele". (Buddha: Wir sind verantwortlich dafür aber nicht Besitzer!)

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 6

Vorwort (4) – Leitmotive zur Einstimmung: Was Buddha uns klarmachen wollte

–Und was wir glauben zu besitzen, das wollen wir nicht verlieren.–Aber da die "Dinge" und wir selbst nicht ewig sind, werden wir verlieren,

was wir besitzen – zumindest am Tag unseres Todes. – Und das ver-ursacht uns "dukkha" (Sorge, Furcht, Hass, Unzufriedenheit, Un-glück, …, kurz: "Leiden") – und (um dieses "dukkha" aufzuheben) verleitet es uns zu allen möglichen metaphysischen Spekulationen, die darauf aus sind; Besitzer und Besitz über das natürliche Ende hinaus – ja möglichst auf "ewig" – fortsetzen zu wollen.

–Alle Arten von dukkha sind in Buddhas sogenannter "Ersten Edlen Wahrheit " aufgezählt.

–Buddhas berühmte "Zweite Edle Wahrheit" benennt die Gründe für das Entstehen von dukkha: Nach Dingen / Personen / Gefühlen usw.., die wir wollen, haben wir Verlangen, gegen solche, die wir nicht wollen, haben wir Abneigung. Beides (sowohl Verlangen als auch Abneigung) wird tanhâ ("Durst") genannt. Und dieser "Durst" ist die Hauptursache des "dukkha".

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Vorwort (5) – Leitmotive zur Einstimmung: „Wiedergeburt“ ??

• Buddhas Lehre von der „Bedingten Entstehung“ ist eine detail-lierte Analyse der „Zweiten Edlen Wahrheit“, welche die Gründe der Leiderzeugung (dukkha) klarlegt.

• Später, lange nach Buddha, wurde diese Lehre von vielen, sowohl östlichen als auch später westlichen Exegeten, dazu benutzt, um den Kreislauf der so genannten „Wiedergeburten“ zu „erklären“.

• Darauf will ich nicht eingehen. Denn es führt zum Konflikt zwischen unterschiedlichen Metaphysiken. – Es tritt im Suttapitaka nicht als Kern der Lehre auf:

– Für Nichterwachte ist „Wiedergeburt“ nichts als ein Glaubenskonzept, ein Dogma, entstanden lange vor Buddha. Und es zielt im Grunde genau darauf ab, was Buddha geradezu als Befreiungshindernis sah: "Besitz und Substanz in alle Ewigkeit".

– Es gibt uns außerdem wenig Hilfe, unser jetziges Leben zu meistern.

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Vorwort (6) – Leitmotive zur Einstimmung: „Wiedergeburt“ ??

• Ein Unkundiger kommt bei diesem Dogma meist in Konflikt mit Buddhas „Anatta-Lehre“ von der Nicht-existenz einer permanen-ten individuellen „Seele“.

• Die übliche Vorstellung von „Wiedergeburt“ oder auch von „Nicht-Wiedergeburt“ ist, so Buddha, ein Produkt der illusionären aber schwer ausrottbaren „ich-und-mein“ Vorstellung.

– Egal, mit welcher metaphysischen Theorie „Wiedergeburt“ untermauert oder abge-lehnt wird, fragt der gewöhliche Mensch (wenn überhaupt) nach „seiner“ Wieder-geburt (in Himmel, Hölle oder auf der Erde), ist also dabei in der “ich-und-mein“ Vorstellung!

• Aus dem Samyutta Nikaya S.16.12 zum Beispiel geht klar hervor: – Spekulative Fragen über „was passiert mir nach dem Tode“ gehören nicht zur Lehre

des Tathāgata (so wurde der Buddha auch genannt), – denn sie sind – so Buddha – für den Heilsweg nicht segensreich, nicht förderlich.

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Vorwort (7) – Leitmotive zur Einstimmung: „Unweise Erwägungen“

Zu seinen Bhikkhus (Mönchen) äußerte sich der Buddha so:• Aus Majjhima Nikaya, M2, Sabbāsava Sutta („Alle [sabbe] Anwandlungen [asavsa]“):„... Wer unweise nachdenkt, bei dem entstehen immer neue Anwandlungen (asava)

und die alten werden stärker; bei dem, der weise nachdenkt, entstehen keine neuen Anwandlungen und die alten schwinden.“ ...

„... Unweise denkt man: >>War ich in früherer Zeit oder war ich nicht? Was war ich, wie war ich, was wurde ich früher? ... Werde ich künftig sein oder werde ich nicht sein? Was werde ich, wie werde ich künftig sein? Was werde ich werden?<<....“

„... Wer so unweise nachdenkt, verfällt auf eine dieser sechs Theorien: >>Mein Ich ist<< oder >>Mein Ich ist nicht<<, oder >>Mit dem Ich erkenne ich das Ich<< oder >>Mit dem Ich erkenne ich das Nicht-Ich<< oder >>Mit dem Nicht-Ich erkenne ich das Ich<< oder >>Dieses mein Ich, das hier und dort die Folgen böser und guter Taten erlebt, ist unvergänglich<<...“ (Das waren 6 gängige Theorien zu Buddhas Zeit)

„... Dies nennt man Theorien-Gestrüpp, Theorien-Sport, Theorien-Fessel. Ins Garn solcher Ansichten geraten, kann ein Unkundiger nicht frei werden von Geburt, Altern, Sterben, von Sorgen, Jammer, Schmerzen, von Kummer und Verzweiflung. Nicht frei vom Übel (dukkha) wird er, sage ich.“

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Vorwort (8) – Ein Zugang zur "Bedingten Entstehung"

• Die Lehre von der „Bedingten Entstehung“ kann uns „Unerwachten“ aber zu etwas viel Nützlicherem in unserem jetzigen täglichen Leben dienen:

• Zu durchschauen, wie der tägliche Kreislauf unseres Lebenskam-pfes in unserem Hirn entsteht und wie er mit eigener Anstrengung, Einsicht und Übung – also ebenfalls mit Hilfe unseres Hirns! – durchbrochen (oder wenigstens heilsam relativiert) werden kann.

• Dies entspricht dem eigentlichen Zweck dieser Lehre, denn sie ist Kern der „Zweiten Edlen Wahrheit“; diese durchschaut (pariññâ), was der Grund ist für dukkha, für allen Unfrieden, alles menschen-gemachte Leid.

• Und in ihr liegt auch der Schlüssel dazu, wie dukkha überwunden – im wahrsten Sinne „gegenstandslos“ gemacht – werden kann („Dritte Edle Wahrheit“).

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Vorwort (9) – Ein Zugang zur "Bedingten Entstehung"

• Ein relativ einfacher Zugang zu Paticcasamuppâda kann in der Meditation erfolgen.

• Was versuchen wir – alle, die wir manchmal „sitzen“ – zu erreichen?

– Innere Stille.

• Warum wollen wir beim Sitzen in die Stille gehen?– Weil sie uns Abstand gibt von unseren täglichen Problemen. – Sie gibt uns „Kraft“, mit unseren Sorgen, Ängsten, Stress, Ärger,

Ablenkungen, kurzen Vergnügungen usw. zu leben, sie als natürliche Daseinsphänomene zu betrachten.

– Mit der Stille wird unser tägliches kleines oder großes „Leid“ (pâli: dukkha) zwar nicht fortgezaubert, aber wir bekommen eine andere Einstellung zu dukkha. Wir werden souveräner.

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Vorwort (10) – Ein Zugang zur "Bedingten Entstehung"

• Und wenn es nicht gelingt, in die Stille zu kommen?– Dann haben wir bei einiger Achtsamkeit etwas anderes beim Sitzen gemerkt;– und das ist ebenso wichtig und genau so ein wertvoller Grund zu meditieren, wie

die glückliche Erfahrung der Stille:

• Wir haben bemerkt, wie unser Gehirn „rotiert und rotiert“, wir fühlten uns dem richtiggehend ausgesetzt und konnten wenig dagegen machen. Wir wussten einfach nicht, wie diese „Rotation des mind“ abzustellen sei. Nicht wahr?

– Und schon haben wir die ersten wichtigen Punkte der Lehre von der „Bedingten Entstehung“ berührt:

– Das fortwährende Rumoren unseres Denkapparates, manchmal ganz wider unser Bemühen,

– das Nichtwissen, wie wir mit diesem Rumoren umgehen sollen,– eine erste Ahnung davon, dass damit die Entstehung psychischen Leids

zusammenhängt.

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Vorwort (11) – Ein Zugang zur "Bedingten Entstehung"

• Diese Feststellung gibt uns einen guten Einstieg in die oft formelhaft wiedergegebene Konditionen-Sequenz von der „Bedingten Entstehung“:

– Diese trocken anmutende Formel von paticcasamuppâda erklärt einfach, wie aus „Unwissenheit“ (avijjâ) im Geist durch eine natürlich ablaufende Automatik letzt-endlich Unfrieden / Unfreiheit (dukkha) entsteht. (Talk 1)

– Und sie gibt Hilfen, wie wir diese Automatik durchbrechen und so psychisches Leid meistern / relativieren können durch langsame Änderung des Bewusstseins. (Talk 2)

– Schließlich wird die volle Einsicht in diese Bedingungsautomatik und die praktische Möglichkeit ihrer Aufhebung eine Sicherheit geben, dass die Befreiung von der „ich-und mein“-Vorstellung Freiheit von dukkha bedeutet. – Ein tatsächlich stufenweise erreichbares Ziel. (Talk 3)

• Schauen wir uns also die Formel von der „Bedingten Entste-hung“ unter diesem Gesichtspunkt genauer an.

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Teil I

Bedingte EntstehungAutomatik der Leiderzeugung

„Evameva sabbe sankhârâ aniccâsabbe sankhârâ dukkhâsabbe dhammâ anattâ‘ti“

Dhammapada 277f

„Wahrlich, alle Gebilde sind vergänglich, sind leidbehaftet, alle Dinge sind ohne Substanz“ • Ganz gemäß dem Kâlâma-Sutta fragen wir uns:

– Was hat die – aus nur intellektueller Sicht äußerst trivial anmutende – Feststellung, – dass alle Prozesse des Lebens (sankhârâ) vergänglich (aniccâ) und alle Dinge (dhammâ)

substanzlos (anattâ) seien, – mit der Erzeugung aller möglichen Formen von „mentalem Leid“ (dukkhâ) zu tun? – Und wo liegt dabei die Automatik?

• Das wollen wir in Buddhas Terminologie im 1.Talk untersuchen.

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„ich und mein“

I (3) – Alle Glieder des Konditionalzyklus

avijjâVerblendung sankhârâ

Geistesaktivitäten,Tatabsichten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiZutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

aniccaVergänglich,prozesshaft

anattasubstanzlos

ohne „Selbst“leer

anattaSubstanzlos,ohne „Selbst“,

leer

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Pause 1

PauseFragen

Aussprache

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„ich und mein“

I (4) – Erläuterung der Glieder

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

Unwissen (über Buddhas selbst erfahrene Weisheit), Verblendung, falsche Ansichten (ditthi) über “ich

und mein und die Welt“Eine der besten Quellen im Ti Pitaka über die "Be-dingte Ent-stehung" ist der Diskurst D15 (Sutta Pitaka / Digha Nikaya 15)zwischen Buddha und seinem Schüler und Betreuer Ananda.

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„ich und mein“

I (5) – Erläuterung der Glieder

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

In Unwissenheit erfolgende willensbildende Geistesaktivitäten / Konzept- & Absichtsbildungen. Der

Thai-Mönch Buddhadasa nennt das treffend: „Zusammenbrauungen“

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„ich und mein“

I (6) – Erläuterung der Glieder

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

Sinnesbewusstsein: Der von Unwissenheit geprägte

und von den sankhârâ aufrecht erhaltene dua-listische Geisteszustand

über „ich und mein“ und die „Außenwelt“, mit

Seh-/Hör-/Riech-/Schmeck-/Tast-/Denk-Bewusstsein.

In ihm wird stets eine Subjekt-Objekt-Trennung, eine Trennung zwischen

„Ich“ und „Außenwelt“ wahrgenommen

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„ich und mein“

I (7) – Erläuterung der Glieder

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

Die 5 „Anhäufungen“ (khandhâ), die nach Buddha ein

menschliches Wesen ausmachen (Körperliches, Wahrnehmung,

Gefühl, Geistesaktivitäten, Bewusstsein)

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 21

„ich und mein“

I (8) – Erläuterung der Glieder

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

a) 6 innere âyatana: die 5 Sinnesfähigkei-ten (Seh-,Hör-,Riech-,Schmeck, Tast-fähigkeit) + (als 6. Sinn) die Denk-fähigkeit.b) 6 äußere âyatana: Formen&Farben, Geräusche, Gerüche, Schmeck-, Tast-bares und geistige Anliegen.Mit den âyatana sind also nicht nur die physiologischen Sinnesorgane gemeint

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„ich und mein“

I (9) – Erläuterung der Glieder

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

Sinnesreiz (1-5) und Erinnerung / Denkreiz(6). Als Prozess: Das Zusammentreffen von äußeren & inneren âyatanâ im Sinnes-bewusstsein (viňňâna). Mit phassa ist nicht nur ein physikalischer Kontakt gemeint

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 23

„ich und mein“

I (10) – Erläuterung der Glieder

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

Spontane, vorbewusste, automa-tische Bewertung eines Reizes: (+) „das tut mir gut“; (-) „das tut mir nicht gut“; (0) „das interessiert mich nicht / ich weiß nicht“. Nicht zu verwechseln mit dem kom-plexen deutschen Begriff „Gefühl“ (womit man eher andere sankhârâ-Komponenten bezeichnen könnte).Die moderne Neurologie weiß heute, dass diese vorbewusste Kontakt-Bewertung im Hyppo-campus (also der Region über dem Stamm- oder Reptilienhirn) erfolgt und an das Alarmsystem der Amygdala weitergegeben wird.

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 24

„ich und mein“

I (11) – Erläuterung der Glieder

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nama-rupaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

Begehren, wörtl. „Durst“. Wunsch, etwas Erfahrenes haben / sein oder nicht haben / nicht sein zu wollen. – Offenbart die Subjekt / Objekt-Separierung (Nur wenn ich mich getrennt sehe von etwas „Gegenüber“, habe ich Zuneigung dazu bzw. Abneigung dagegen).Tanhâ ist der triebhaft-emotio-nale Ausdruck von avijjâ.

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„ich und mein“

I (12) – Erläuterung der Glieder

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nama-rupaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

Sich Aneignen, Ergreifen, Anspruch, Anhaften, Festhalten. In festen Vorsatz verwandeltes tanhâ. Hat sich das einmal festgesetzt, „ist das Kind in den Brunnen gefallen“, die Konsequenzen bis zu dukkha sind so gut wie unumkehrbar!

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 26

„ich und mein“

I (13) – Erläuterung der Glieder

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

Werden (auch „Sein“); den Samen legen für eine neue Situation. Insbes.: Festigung der illusionären Ich-und-mein-Vorstellung

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 27

„ich und mein“

I (14) – Erläuterung der Glieder

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

„Geburt“ (nicht nur im biolog. Sinn! Vgl.D15,M38), insbes.:Das wiederholte Zutagetreten der „ich und mein“- Vorstellung, ausge-drückt als „Ich bin das-und-das“ / „Ich habe das-und-das“. Es gibt keine linguistische oder dhammische Rechtfertigung, jâti nur als „Wiedergeburt“ zu übersetzen! [Buddhadasa]

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 28

„ich und mein“

I (15) – Erläuterung der Glieder

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

(wörtl.: „schwer zu er-tragen“) Jammer, Auf-regung, Sorge, Unzufrie-denheit, Frust, Mangel, Verzweiflung, Schmerz.

Im engeren Sinn ist dukkha die Qualität des Erlebens, die entsteht, wenn im Geist durch avijjâ die Bedingungen für Verlangen, Anspruch und Egoismus geschaffen wer-den. Da Befriedigung durch Wunscherfüllung, wie jedes bedingt Entstandene nie beständig ist (anicca), führt auch sie spätestens mit ihrem Verschwinden zu dukkha.

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 29

„ich und mein“

I (16) – Wie hängen die Glieder zusammen?In Pâli: "A-paccaya B" („A bedingt B“)

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

Avijjâ-paccayâ sankhârâ:Geistige Blindheit bewirkt alle

möglichen Geistesaktivitäten und Absichtsbildungen, die das „Ich“ zu stärken, zu schützen, zu bestätigen

suchen „A-paccaya B“ bedeutet nicht immer nur das logische „aus A folgt B“, sondern die paccaya-Relation ergibt sich jeweils aus dem Kontext. Daher vermeide ich es, A immer nur als „die Ursache von B“ zu deuten.Fleißige Scholastiker haben im Abhidhamma Pitaka sogar 24 Arten der „Bedingtheitsrelation“ identifiziert.

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 30

„ich und mein“

I (17) – Wie hängen die Glieder zusammen?A-paccaya B („A bedingt B“)

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

sankhâra–paccayâ viňňânam:

Als iterative Aktion-Zustand-Relation zu verstehen:

viññâna ist der jeweils resul-tierende, momentane „blinde“ Gesamtzustand des Geistes, der durch sankhârâ-Akte fort-

während genährt und ver-ändert wird und damit die

Basis für die nächsten sankhârâ-Akte bildet

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 31

„ich und mein“

I (18) – Wie hängen die Glieder zusammen?A-paccaya B („A bedingt B“)

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

viňňâna–paccayâ nâma-rûpam:

Dies ist als wechselsei-tige Bedingtheit zu ver-stehen; vgl. D15: „So ist denn, Ananda, Bewusst-sein bedingt durch Geist-

& Körperlichkeit, und diese ist bedingt durch Bewusstsein ...“. Also: ohne nâma-rûpa kein

viññâna, ohne viññâna kein nâma-rûpa

Diese wechselseitige Bedingtheit geht auch aus

S.12.65 und S.12.67 hervor.

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 32

„ich und mein“

I (19) – Wie hängen die Glieder zusammen?A-paccaya B („A bedingt B“)

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

Ab hier beginnen die Details.nâmarûpa–paccayâ

salâyatanam:Das Körper-Geist-System ist

naturgemäß zum Überleben in der Welt mit diesen 6

Fähigkeiten (Sinnesgrund-lagen) ausgestattet.

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 33

„ich und mein“

I (20) – Wie hängen die Glieder zusammen?A-paccaya B („A bedingt B“)

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

salâyatana–paccayâ phassam:

Die Sinnesgrundlagen sind wie „Automaten“, die dazu

dienen, äußere & innere Erfahrungen zu machen, also

Eindrücke (phassa) zu sammeln

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 34

„ich und mein“

I (21) – Wie hängen die Glieder zusammen? („A bedingt B“)

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

phassa–paccayâ vedanâ:Mit jedem Eindruck/Reiz ist

automatisch eine Bewertung (+/-/0) verbunden, die angibt, ob sie für das Ego günstig /

ungünstig / oder irrelevant sei

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 35

„ich und mein“

I (22) – Wie hängen die Glieder zusammen?A-paccaya B („A bedingt B“)

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt, Reiz

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

vedanâ–paccayâ tanhâ:Angenehmer Eindruck (+) er-zeugt Verlangen, nach mehr,

nach Wiederholung / Aufrecht-erhaltung. Unangenehmer

Eindruck (-) erzeugt Verlangen nach Vermeidung. Neutraler Eindruck (0) erzeugt meist

Verlangen nach weiterem Reiz (phassa)

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 36

„ich und mein“

I (23) – Wie hängen die Glieder zusammen?A-paccaya B („A bedingt B“)

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

tanhâ–paccayâ upâdânam:Dieses Verlangen will in

einen Anspruch umgesetzt werden! Man klammert sich

daran, man dringt auf Befriedigung

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 37

„ich und mein“

I (24) – Wie hängen die Glieder zusammen?A-paccaya B („A bedingt B“)

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anattaupâdâna–paccayâ bhavo: Ergreift / beansprucht man

etwas, so entsteht eine neue Absicht, so tut man etwas

(gedanklich oder physisch) zu seiner Erfüllung: Es entsteht also der Same (bhava) zu

etwas Neuem

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 38

„ich und mein“

I (25) – Wie hängen die Glieder zusammen?A-paccaya B („A bedingt B“)

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

bhava–paccayâ jâti:„Was ihr sähet, werden ihr ernten“. Der Samen geht auf / wird offenbar/

tritt zu Tage / wird „geboren“

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 39

„ich und mein“

I (26) – Wie hängen die Glieder zusammen?A-paccaya B („A bedingt B“)

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

jâti–paccayâ dukkham:„Geburt“ als erfolgreiches oder gescheitertes Resul-tat eines Anspruchs und ausgedrückt als: „Ich bin

das-u-das“ / „Ich habe das-u-das“, führt (im

Negativfall) zu dukkha (Jammer/ Sorge/ Unwillen,

Unzufriedenheit usw.), wenn es den Erwar-

tungen nicht entspricht. Aber auch im Positivfall:

Da der Unwissende nicht wahrhaben will, dass alles Entstandene nie beständig ist (anicca), führt es spä-testens mit seinem Ver-

gehen ebenfalls zu dukkha (Trauer/ Verlust-

gefühl/ Bedauern/ Schmerz, Unzufriedenheit

usw.)

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 40

„ich und mein“

I (27) – Wie hängen die Glieder zusammen?A-paccaya B („A bedingt B“)

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

anicca anatta

dukkha – avijjâWenn wir aus erfahrener Unzulänglichkeit nichts gelernt haben, bleibt die

Verblendung bestehen, und das ganze geht von vorne

los.Das nennen die Buddhisten

„Samsara“

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 41

Mit allen Details(z.T. noch ausführlicher als hier dargestellt, vgl. D15)

Mit einigen Details

Zusammen-fassend

Älteste, häufigste und wichtigste

Teilkette

I (29) – Unterschiedliche Detailstufen, mit denen der Konditionalzyklus in den Lehrreden auftritt

avijjâVerblendung

sankhârâGeistesaktivitäten

viňňânaBewusstsein

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

bhavaEntstehen, Reifen

jâtiGeburt, Zutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

Page 42: Entstehen in Abhängigkeit I Paticcasamuppâda Erster Talk bei Buchinger Marbella Christoph Lübbert Februar 2013 © 2009-2013 Dr.C.Lübbert - elektronische.

(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 42

I (28) – Wie hängen die Glieder zusammen?

„me and mine“

avijjaIgnorance, delusion sankhârâ

mental activities,Intensions

viňňânaconsciousness

nâma-rûpamind-body system

salâyatana6 senses

phassacontact

vedanâvaluing, rating

(+,-,0)

tanhâthirst, desire

upâdânacraving, clinging

bhavamaturing

jâtibeing revealed,

birth

dukkha dissatisfaction,

suffering

aniccaUnbeständigkeit,Prozesshaftigkeit

anattaleer von Substanz,

leer von "Selbst"

Dies sind die allgemeinen

FaktorenDies sind die speziellen Ausprä-

gungen der allgemeinen

Faktoren

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 43

Pause

PauseFragen

Aussprache

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 44

I (30) – Was wir nicht weiterverfolgen wollen &&&

• Bevor wir im nächsten Talk die Glieder dieses Kreises weiter unter-suchen, wollen wir noch einmal klarstellen, was wir dabei nicht weiterverfolgen wollen:

– Nämlich, dass die Formel von der „Bedingten Entstehung“ angeblich hauptsächlich zur „Erklärung der Wiedergeburten“ gut sein solle.

– Aber wir müssen das wenigstens erwähnen, weil es von sehr vielen buddhistischen Exegeten so gesehen und auch von den meisten westlichen nicht-buddhistischen „Indologen / Buddhologen“ kritiklos so übernommen wird.

• Der Bedingungskreis wird dazu in 3 Teile aufgeteilt,– und diese sollen sich angeblich auf 3 aufeinander folgende Existenzen beziehen.

• Nirgendwo im Suttapitaka wird diese Aufteilung erwähnt.• Sie kommt erst in späteren Kommentaren zum Pâli-Kanon vor,

– zu einer Zeit, als die buddhistischen Scholasten die ursprüngliche Lehre Buddhas vermutlich nicht mehr identifizieren konnten oder sie nicht mehr verstanden haben.

Page 45: Entstehen in Abhängigkeit I Paticcasamuppâda Erster Talk bei Buchinger Marbella Christoph Lübbert Februar 2013 © 2009-2013 Dr.C.Lübbert - elektronische.

(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 45

I (31) – Was wir nicht weiterverfolgen wollen

avijjâVerblendung

sankhârâTatabsichten

nâma-rûpaGeist-Körper-System

salâyatana6 Sinnesgrundlagen

phassaKontakt

vedanâBewertung (+,-,0)

tanhâVerlangen

upâdânaAnklammern

jâtiZutagetreten

dukkhaLeid, Unzufriedenheit

1.Existenz: In Unkenntnis (avijjâ) der wahren Samsara-Verhältnisse entstehen Tatab-sichten (kamma, sânkhârâ), die verblendetes Bewusstsein schaffen.

2.Existenz: Dieses initiiert nach dem Tod eine neue „Per-son“ (nâma-rûpa) in einem Mut-terleib – mit allen „automati-schen“ Lebensfolgen von Kon-takt (phassa) bis zum „Anklam-mern“ (i.S.v. Zeugung).

3.Existenz: Ein neues Wesen reift (bhava), wird geboren (jâti) und erfährt wieder dukkha.

1.

2.

3.viňňâna

Bewusstsein

bhavaEntstehen, Reifen

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 46

I (32) – Was wir nicht weiterverfolgen wollen

• Bei dieser Aufteilung fällt sofort eine Unsymmetrie auf:– Wenn das (individuelle) dukkha-behaftete Leben im Samsara immer wieder ähnlich

abläuft, warum werden in den 3 Teilen nicht die gleichen Faktoren genannt?– Darüber haben dann die Scholasten in endlosen Abhandlungen spekuliert.

• In den ältesten Suttas des Pâli-Kanon aber wird die „Wieder-geburt“ im Zusammenhang mit der „Bedingten Entstehung“ nur am Rande (und dann meist aus pädagogischen Gründen und vor Laien) erwähnt.

• Sie ist (nachweislich) an manchen Stellen auch erst nachträg-lich in schon bestehende Suttas eingefügt worden.

– Das geht aus Pâli-Ausdrücken hervor, die erst einige Jahrhunderte nach Buddha gebräuchlich wurden.

Page 47: Entstehen in Abhängigkeit I Paticcasamuppâda Erster Talk bei Buchinger Marbella Christoph Lübbert Februar 2013 © 2009-2013 Dr.C.Lübbert - elektronische.

(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 47

I (33) – Was wir nicht weiterverfolgen wollen

• Besonders auffällig ist das im berühmten Sutta M38 „Vernich-tung des Durstes“ im Majjhima Nikaya (Mittlere Sammlung):

– Auf die abweichende Ansicht des Mönchs Sati hin, der Bewusstsein mit einer Art „Seele“ verwechselt, „paukt“ der Buddha seinen Bhikkhus noch einmal das paticca-samuppâda ein, und zwar vom den Sinnesgrundlagen (salayatana) über das Anklammern (upâdânana) bis zum dukkha.

– Abschließend betont er eindringlich, dass „diese anschauliche Lehre nicht erst nach dem Tode wirksam wird“; dass sie „zum Schauen einlädt; und Weise können sie in sich selbst finden“.

– Danach aber kommt ein erst in späterer Zeit eingefügter Absatz, der in völligem Widerspruch zum Vorausgegangenen steht: Er erklärt – ganz gemäß dem damals im indischen Volksglauben üblichen Sinn – die Wiedergeburt damit, dass, wenn Vater und Mutter sich vereinigen, eine Geburt nur dann zustande kommt, wenn auch der gandhhabba („Engel“) in den Mutterleib fährt.

• Irreführenderweise wird aus M38 dieser letzte Absatz in der Sekundärliteratur mehr zitiert als der Hauptteil des Sutta M38!

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 48

Ende Teil I

Ich danke Euch.

Wie es weiter geht:

• Bedingte Entstehung II – Achtsamkeit statt Schuldzuweisungen: Praktische Anwendung des

paticcasamuppâda (der "positive Aspekt")

• Bedingte Entstehung III –Keine Spur hinterlassen: Erste Ahnung, was mit „Unwissenheit“

bzw. "Weisheit“ wirklich gemeint ist.

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 49

Abkürzungen & Referenzen zum Palikanon (2)

P PâliPatth Patthána Pts Patisambhidá-Magga PTS Pali Text Society, London Pug Puggala-PaññattiSkr Sanskrit S Samyutta-Nikáya – Sammlung der Gruppierten Lehrreden (Teil des SP)SP Suttapitaka (Korb der Lehrreden)SnK Kommentar Buddhagosas zum Sutta-Nipáta (Paramattha- jotiká) Snp Sutta-Nipáta Thag Theragáthá Ud Udána Vibh Vibhanga Vis Visuddhi-MaggaVP Vinayapitaka (Korb der Ordensregeln)Yam Yamaka

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 50

Verwendete Quellen (1)

Einige Lehrreden aus dem Pâli-Kanon zur Bedingten Entstehung:• Sutta Pitaka / Khuddaka-Nikâya / Sutta-Nipáta:

– Snp III,12

• Sutta Pitaka / Majjhimanikaya:– M9 – Rechte Einsicht – M11 – Löwengebrüll (kleines Sutta)– M18 – Honigkuchen Sutta– M38 – Vernichtung des Durstes (großes Sutta)

• Sutta Pitaka / Dighanikaya:– D14 – Mahāpadāna Sutta, Offenbarung – D15 – Mahānidāna Sutta, Abkunft

• Sutta Pitaka / Samyuttanikaya:– S12 – Nidāna-Samyutta – S22 - Khandha-Samyutta

• Vinaya Pitaka / Mahâvagga:– Mv1.1 – am Ufer des Flusses Nerañjara bei Uruvelâ

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 51

Verwendete Quellen (2)

Weitere verwendete Pâli-Text-Quellen:• Sutta Pitaka:

– Majjhima Nikâya, M2, Sabbāsava Sutta („Alle Anwandlungen“)– Khuddaka Nikâya / Dhammapada (insges. 423 Verse)– Khuddaka Nikâya / Udâna (Aphorismen) Ud.1.3– Anguttara Nikaya / Kâlâma Sutta, A.III.66

• Pâli Chanting (translated by Ven. Âchârya Buddharakkhita)– Dhamma Vandanâ– Sakala Buddhâ pûjâ

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(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 52

Verwendete Quellen (3)

Übersetzungen von Texten des Pâli-Kanons ins Deutsche:• Tipitaka – der Pâli-Kanon des Therâvada-Buddhismus.

Fast vollständige Sammlung (Deutsch) aller drei Pitakas. Unterschiedliche Übersetzer. Im Internet: http://www.palikanon.de , seit 1998 ca. 2000 HTML-Seiten mit 28.000 URLs u. Fußnoten, implementiert von Wolfgang Greger (Thailand)

• Kurt Schmidt: „Buddhas Reden“Majjhimanikaya – die Lehrreden der Mittleren Sammlung des buddhistischen Pâli-

Kanon. In kritischer, kommentierter Neuübertragung. W. Kristkeitz Verlag, 1989• Nyânatiloka: „Buddhistisches Wörterbuch“

Pâli – Deutsch, Verlag. Beyerlein & Steinschulte; 5. Auflage, 1999• T.W.Rhys Davids / W. Stede: Pâli-English dictionary

– Reprint: Motilal Banarsidass, Delhi 2003

Page 53: Entstehen in Abhängigkeit I Paticcasamuppâda Erster Talk bei Buchinger Marbella Christoph Lübbert Februar 2013 © 2009-2013 Dr.C.Lübbert - elektronische.

(c) C. Lübbert, 02/2013 Paticcasamuppâda I, V1.1d 53

Verwendete Quellen (4)

Verwendete Sekundärliteratur zum Thema:• Anagarika Govinda: „Die Dynamik des Geistes“

Die psychologische Haltung der frühbuddhist. Philosophie u. ihre systematische Darstellung nach der Tradition des Abhidhamma. Verlag O.W. Barth, 1992

• Nyânatiloka: „Das Wort des Buddha“Systemat. Kurz-Übersicht der Lehre; v. Autor ausgewählte u. übersetzte Pâlikanon-Texte. Buddhist. Handbibliothek. Vlg.

Christiani, Konstanz, 1989

• Nyânaponika: „Geistestraining durch Achtsamkeit“Buddhist. Handbibliothek. Vlg. Beyerlein & Steinschulte; 8. Auflage, 2000

• Buddhadasa Bhikkhu (Thailand): „Kernholz des Bodhibaums“Suññata verstehen und leben, 1994Hrsg. der Deutschen Fassung: Buddhistische Gesellschaft München e.V., 1999

• Buddhadasa Bhikkhu (Thailand): „Kalamasutta, hilf!“1988

• Buddhadasa Bhikkhu (Thailand): Anattâ und Jâti• Dhammadûta (Zeitschrift), Jahrgang 10, Nr. 1 – Mai 2006;

Hrsg. Vijayâ (Dr. Helmtrud Rumpf)

• Ajahn Chah (Thailand): A Taste of FreedomSelected Dhamma Talks, - printed in Taipei / Taiwan, 1994