Entwicklung eines Nachhaltigkeitsindikators zur ... Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Erforderliche...
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INL – PRIVATES INSTITUT FÜR NACHHALTIGE LANDBEWIRTSCHAFTUNG GmbH Reilstraße 128
06114 Halle (Saale)
Abschlussbericht
Entwicklung eines Nachhaltigkeitsindikators zur
standortspezifischen Bewertung landwirtschaftlicher
Anbausysteme in Bezug auf die Abschätzung der
Winderosionsgefährdung
(Erweiterung der Software REPRO)
Halle im Mai 2012
Bearbeiter: Privates Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung GmbH Reilstraße 128 06114 Halle/Saale
Halle, den 16.05.2012 Dipl.-Ing. agr. P. Deumelandt
Geschäftsführer
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Inhaltsverzeichnis
1. Zielsetzung des Vorhabens _________________________________________________ 4
2. Methodische Ansätze _____________________________________________________ 6
3. GIS-technische Umsetzung ________________________________________________ 9
3.1 Modul zur Berechnung der Winderosion nach DIN 19706 ________________________ 9
3.2 Modul zur Berechnung der Winderosion nach WEQ ___________________________ 14
3.3 Entwicklung der REPRO-Umgebung zur Erweiterungen im Auswertungsmenü
„Bodenerosion“ in REPRO _______________________________________________ 17
4. Ermittlung des Indikators `Winderosion` zur Implementierung in REPRO ____________ 22
5. Betriebliche Lösungsansätze und Kosten-Nutzen-Analyse _______________________ 30
5.1 Auswirkung von Windschutzelementen auf den Ertrag _________________________ 31
5.2 Kostenkalkulation Neuanlage Windschutzhecke ______________________________ 32
5.3 Leistungs-Kostenrechnung einer Windschutzhecke ____________________________ 33
6. Publikationen ___________________________________________________________ 36
7. Literatur _______________________________________________________________ 39
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Vorgehensweise bei der Ermittlung der Erosionsgefährdung durch Wind ______ 6
Abbildung 2: Einbindung des DIN-Moduls in die ArcGIS-Toolbar _______________________ 9
Abbildung 3: Benutzeroberfläche des DIN-Moduls _________________________________ 10
Abbildung 4: Schema zur Berechnung der Winderosion nach DIN 19706 _______________ 11
Abbildung 5: Ergebnisdarstellung des DIN-Moduls in ArcGIS _________________________ 13
Abbildung 6: Benutzeroberfläche des WEQ-Moduls ________________________________ 14
Abbildung 7: Ergebnisdarstellung des WEQ-Moduls in ArcGIS _______________________ 17
Abbildung 8: Beispiel RBA-Stammdaten für Silomais _______________________________ 18
Abbildung 9: Beispiel für die Faktoren der Wasser-/Winderosion in den Jahren 2008 – 2010 20
Abbildung 10: Verlauf Indikator `Bodenabtrag` für die Bewertung im Modell REPRO _______ 23
Abbildung 11: Lage der Testbetriebe ____________________________________________ 25
Abbildung 12: Auswertung der Winderosionsgefährdung nach DIN 19706 für die
Einzelrasterzellen am Beispiel des Betriebes Nr. 7 _____________________ 28
Abbildung 13: Auswertung der Winderosionsgefährdung nach DIN 19706 aggregiert auf
Schlagebene am Beispiel des Betriebes Nr. 7 _________________________ 28
Abbildung 14: Auswertung der Winderosionsgefährdung nach WEQ aggregiert auf
Schlagebene am Beispiel des Betriebes Nr. 7 _________________________ 29
Abbildung 15: Windschutzwirkung und Ertragssteigerung durch Hecken ________________ 31
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Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Erforderliche Eingangsdaten für das DIN-Modul ________________________ 10
Tabelle 2: Azimuth-Vorgaben für die Bestimmung der Windrichtung ________________ 12
Tabelle 3: Altitude-Vorgaben für die Bestimmung der Schutzbereiche _______________ 12
Tabelle 4: Erforderliche Eingangsdaten für das WEQ-Modul ______________________ 15
Tabelle 5: Bewertungsschema mit unterschiedlichen RBA-Schutzfaktoren ___________ 19
Tabelle 6: Beispiel für den WEQ-Export für Teilschlag Lehmgrube 3 von 2008 – 2009 __ 21
Tabelle 7: Standortcharakteristika der Testbetriebe mit Bezug zur
Winderosionsdisposition __________________________________________ 24
Tabelle 8: Ableitung der Modelleingangsdaten _________________________________ 26
Tabelle 9: Zuordnung der Bodenarten nach KA5 zu den Bodenfaktoren (I-Faktor n. WEQ) 26
Tabelle 10: Einfluss einer Hecke auf den Ertrag verschiedener Kulturen ______________ 32
Tabelle 11: Kostenrechnung Neuanlage einer Windschutzhecke ____________________ 32
Tabelle 12: Vergleich der Direktkostenfreien Leistung, Anlage einer Windschutzhecke ___ 34
Tabelle 13: Vergleich der Direktkostenfreien Leistung, 12 Wirtschaftsjahre Fruchtfolge WW-
WG-WRa ______________________________________________________ 35
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1. Zielsetzung des Vorhabens
Die Anforderungen an die Optimierung von Produkt- und Prozessqualität landwirtschaftlicher
Betriebe im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung der Agrarökosysteme steigen kontinuierlich.
Damit verbunden sind wachsende Ansprüche an geeignete Indikatorensysteme, die zur
Steuerung und Dokumentation betrieblicher Prozesse und zur Schaffung von Transparenz
geeignet sind. Triebkräfte dieser Entwicklung sind neben der Landwirtschaft selbst, die
praktikable Managementsysteme für die betriebliche Optimierung braucht, Handel und
Verarbeitung als Abnehmer landwirtschaftlicher Produkte sowie das gesellschaftliche und
politische Interesse an Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutzaspekten der
landwirtschaftlichen Produktion. Letzteres wird auch deutlich durch eine Vielzahl von
Richtlinien, Vorschriften und Gesetzen, die diese Thematik zum Gegenstand haben.
Die gegenwärtige Diskussion in der Landwirtschaft in Bezug auf Bodenschutz, Klima-
auswirkungen und Biodiversität fokussieren sich fast ausschließlich auf die Spannungsfelder
Bodenverdichtung, Humus und Wassererosion. Das Gefährdungspotenzial für die
landwirtschaftliche Produktion und den Boden, das aus der Winderosionsproblematik resultiert,
wird gegenwärtig in Deutschland nur sekundär betrachtet. Ursachen hierfür sind:
Die Folgen von Wassererosionsereignissen sind für jedermann deutlich sichtbar
(Schlamm in den Dörfern, auf Straßen, in Gräben, zerfurchter Boden).
Folgen von Winderosion sind in der Regel vom Laien nicht erkennbar.
Wassererosion tritt gehäuft auf fruchtbaren Böden auf. Das Augenmerk der Politik ist
primär auf die Erhaltung fruchtbarer Böden ausgerichtet.
Winderosion ist in der Regel ein Problem für leichte Standorte, die im Ertragsniveau geringer
sind.
Die monetären Folgen von Wassererosionen sind auf gesamtgesellschaftlicher Ebene
sehr weitreichend und betreffen Versicherer, Banken, Kommunen etc.,
dementsprechend groß ist auch aus historischer Sicht das Interesse an einer
Schadensminimierung.
Gegenwärtig spürt nur der Landwirt (und indirekt der Eigentümer) über die Ertragsminderung
und den Verlust an Bodenfruchtbarkeit die monetären Auswirkungen.
Prozesse der Wind- und Wassererosion haben neben Schäden durch Bodenverdichtung die
größten Auswirkungen auf die Ertragsfunktion der Böden und beeinflussen somit indirekt auch
das Betriebsergebnis der landwirtschaftlichen Unternehmen. Während Wassererosion
vornehmlich auf reliefierten Standorten ein Gefährdungspotenzial aufweist, ist die Winderosion
vorwiegend auf mittleren und leichten Standorten ein ernst zu nehmendes Problem sowohl für
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die Pflanzenproduktion (Ertragsausfälle durch Organbeschädigung, Windschliff oder komplette
Abdeckung der Pflanzen) als auch für das Ertragspotenzial der Böden. Darüber hinaus wächst
das Schadensausmaß aufgrund von winderosionsbedingten Off-site-Schäden.
Dennoch ist Winderosion ein sowohl in den Agrar- und Bodenwissenschaften als auch der
Öffentlichkeit wenig beachtetes Thema. Entgegen der Wassererosion, die sehr eng an die
Hangneigung gekoppelt ist und geringe Hangneigungen die Wassererosion ausschließen, sind
äolische Verfrachtungen aufgrund des Wirkkomplexes aus Windoffenheit, Bodensubstrat,
Bedeckung und Bodenfeuchte in unterschiedlichem Ausmaß ständig zu beobachten und nicht
nur zu Extremereignissen.
Winderosion wirkt sich auf den Boden und die Pflanze(Pflanzenertrag) vielfältig aus und kann
direkte Ertragsausfälle sowie erhebliche Ertragsschwankungen bewirken. Erhebungen des
ZALF Müncheberg zeigen, dass in Extremlagen flächig 10t/ha fruchtbarer Oberboden jährlich
durch Winderosion abgetragen (Bodenverlust von ca. 3 mm) werden und somit in ähnlichen
Größenordnungen wie durch wassererosionsbedingten Bodenabtrag liegt (Deumlich, 2010).
Neben den bereits aktuell erkennbaren Gefährdungen und Risiken ist mit der im Zuge der
Klimaveränderung zu erwartenden Häufung der Starkwinde eine Zunahme des
Gefährdungspotenzials für die landwirtschaftliche Produktion zu erwarten und es sind frühzeitig
Gegenmaßnahmen zu ergreifen (UBA, 2010).
Das Gefährdungspotenzial durch Winderosion wurde erkannt, in die Regelungen zum Cross
Compliance aufgenommen (BMELV, 2009) und wurden zum 01.07.2010 gültig.
Bezüglich der Beratung und Planung von Schutzmaßnahmen zur Minderung der Winderosion
besteht in Deutschland gegenwärtig ein großes Defizit. Dieses liegt nicht am wissenschaftlichen
Vorlauf, sondern ist vielmehr in der praktischen Umsetzung und der öffentlichen (und
betrieblichen) Wahrnehmung der Winderosion begründet. Wenn von Erosion gesprochen wird,
steht die Wassererosion meist im Vordergrund. Fördermaßnahmen (Wissenschaft, Beratung,
Praxis, Schutz) gehen, auch bedingt durch die EU-Wasserrahmenrichtlinie, ausschließlich in
diese Richtung.
Die Winderosion wurde bis dato im System REPRO, obgleich für eine Vielzahl von
Landwirtschaftsbetrieben von Bedeutung, noch nicht bewertet. In Analogie zur Wassererosion
ist dies jedoch zwingend erforderlich. Ausgehend von der dargelegten Situation ergaben sich
für das Vorhaben folgende Zielsetzungen:
Entwicklung eines REPRO-Indikators zur Bewertung der standort- und
nutzungsspezifischen Winderosionsgefährdung auf Schlagebene sowie Implementierung
der Ermittlungsverfahren nach DIN 19706 und nach Wind Erosion Equation (WEQ),
einschließlich der Übertragung des WEQ-Kennwerte auf die deutschen Verhältnisse
Erarbeitung von betrieblichen Lösungsansätzen für den kurz-, mittel- und langfristigen
Schutz landwirtschaftlicher Flächen vor Winderosion sowie daraus resultierenden off-site-
Schäden einschließlich Kosten-Nutzen-Analyse
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Entwicklung eines GIS-gestützten Beratungs- und Planungstools zur Verminderung der
Winderosionsgefährdung auf betrieblicher Ebene durch pflanzenbauliche und
landeskulturelle Maßnahmen
Berechnung der Winderosion für Testbetriebe und Verfahrensvergleich
2. Methodische Ansätze
Im Gegensatz zur Wassererosion, für die mit der Allgemeinen BodenAbtragsGleichung (ABAG)
für Deutschland eine bewertungspraxistaugliche und (wenn auch nur empirische) validierte
Gleichung zur Berechnung des Bodenabtrages vorliegt (Schwertmann u. a., 1990), wird die
Winderosionsgefährdung in Deutschland gegenwärtig über ein matrixbasiertes Expertensystem
(DIN 19706) eingestuft, welches nur Gefährdungsstufen jedoch keine Abtragsmengen ausweist.
Der Ansatz der DIN 19706 ist in Abbildung 1 schematisch dargestellt und wurde aktuell für die
Berechnung der Winderosionsgefährdung nach Cross-Compliance angewendet (Schäfer u. a.
2010).
Abbildung 1: Vorgehensweise bei der Ermittlung der Erosionsgefährdung durch Wind (aus DIN 19706, verändert) Durch die Integration der Bodenbedeckung ist es möglich eine nutzungsabhängige Gefährdung
auszuweisen.
Das größte Defizit dieses Ansatzes ist, dass nur Gefährdungsstufen ausgewiesen werden und
somit ein qualitativer Vergleich zwischen Standorten möglich ist. Eine stoffliche und somit
quantitative Bilanzierung ist hingegen nicht möglich. Werden Windhindernisse mit betrachtet ist
der Einsatz der DIN-Methode sehr aufwendig, da alle Windrichtungen und deren Schutzzonen
berücksichtigt werden müssen. Für einen praktischen Einsatz bei der Planung von
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Schutzmaßnahmen ist die Anwendung dieses Verfahrens, da er sehr aufwendig ist, nur bedingt
geeignet. Zudem lassen sich keine mengenmäßigen Aussagen zum verlagerten Sediment
treffen, so dass Abschätzungen zu bodenschutzrelevanten Funktionen nicht möglich sind.
Ein weiterer Ansatz in Deutschland, der jedoch nur noch in einigen ostdeutschen
Bundesländern Anwendung findet, ist die Ausweisung der Winderosionsgefährdung mittels
MMK-Auswertung nach der VERMOST-Methode (VERgleichsMethOdeSTandort – Thiere u. a.,
1991). Diese Methode wurde zur Umsetzung der Ergebnisse der Mittelmaßstäbigen
Landwirtschaftlichen Standortkartierung (MMK) erarbeitet, die für das Gebiet der neuen
Bundesländer flächendeckend vorliegt. Bei diesem Verfahren lassen sich auf der Grundlage
definierter Kombinationen verschiedener Boden- und Standortmerkmale von bestimmten
Flächenarealen (Kartierungseinheiten, Schläge, Teilschläge sowie weitere Areale, wie Betriebe,
Gemeinden, Kreise usw.) eine Reihe von Beurteilungsparameter, so auch die
Winderosionsgefährdung, ermitteln. Aktuell wird nach dieser Methode nur noch in den Ländern
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sowie für Einzelaspekte in Sachsen-Anhalt
gearbeitet (Thiere u. a., 1996, Deumlich u. a., 2002). Eine Übertragung der Methode auf die
aktuelle bodenkundliche Nomenklatur ist nicht geplant, wodurch eine weitere Verwendung des
VERMOST-Ansatzes nicht gewährleistet ist.
In den USA wurde in den 60iger Jahren die "Wind Erosion Equation" (WEQ) entwickelt. Sie war
das erste Modell zur Abschätzung des Bodenverlustes durch Wind und ist das gegenwärtig
weltweit am häufigsten genutzte Modell zur Abschätzung von Bodenabträgen durch Wind. Es
verfolgt einen analogen Ansatz wie die ABAG. WEQ ist ein empirisches Model welches auf
gemessen jährlichen Bodenabträgen für ein Feld in Garden City/Kansas basiert. Wie bei allen
empirischen Ansätzen muss die Anwendung des Modells außerhalb der Randbedingungen, für
welche es entwickelt wurde, validiert und getestet werden. Während das Modell in den USA
eine weite Verwendung findet (Fryrear u. a., 2001), fand es in Deutschland bis dato nur in der
Wissenschaft Verbreitung.
Das Wind Erosion Equation (WEQ)- Modell. Dieses ist analog der ABAG aufgebaut und liefert
im Ergebnis einen mengenmäßigen Abtragswert je Flächeneinheit (NAM, 2002).
Die WEQ wird meist in der von Woodruff und Siddoway (1965) publizierten Form angegeben.
E=f(I,K,C,L,V)
wobei:
E Erosionsrate [t ha-1 a-1]
I Bodenerodierbarkeitsindex [t ha-1 a-1]
K Rauigkeits-Faktor [-]
C Klima-Faktor [Anteil des C-Faktors von Garden City / Kansas]
L Ungeschützte Feldlänge in Richtung des vorherrschenden Windes [m]
V Vegetationsdecken-Faktor [kg ha-1]
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Die einzelnen Faktoren sind zum Teil Summenparameter für verschiedene Einflussgrößen der
Winderosion.
Da das WEQ-Modell Abtragsmengen ausweist, ist es für Zwecke der Maßnahmenplanung und
Abschätzung deren Auswirkung sehr gut geeignet. Darüber hinaus ist es möglich, in eine GIS-
gestützte Modellierung die Geländemorphologie einzubinden und somit die
teilflächenspezifische Aussagekraft zu verbessern. Eine Übertragung auf deutsche Verhältnisse
sowie ein großflächiger Test ist bis dato nicht erfolgt, so dass der Modelleinsatz auf
wissenschaftliche Anwendungen beschränkt blieb (u. a. Universität für Bodenkultur Wien, ZALF
Müncheberg).
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3. GIS-technische Umsetzung
Zur GIS-technischen Umsetzung der beiden o. g. Ansätze wurden zwei GIS-basierte Module
zur Berechnung der Winderosion auf Ackerschlagebene entwickelt. Das DIN-Windmodul
basiert auf dem Regelwerk der DIN 19706 (DIN (2005)) und entspricht dem Vorschlag zur
Abschätzung der Erosionsgefährdung durch Wind des AK ‚Erosionsgefährdungsabschätzung’
(AK EROSION 2008) gemäß BMELV-Auftrag. Im Ergebnis steht eine qualitative Bewertung der
Erosionsgefährdung (Gefährdungsklassen).
Das WEQ-Modul implementiert den Ansatz der „Wind Erosion Equation“ (WEQ) nach
(WOODRUFF & SIDDOWAY, 1965). WEQ ist ein empirisches Modell, welches auf gemessenen
jährlichen Bodenabträgen für ein Feld in Garden City (Kansas, USA) basiert. Mit Hilfe von
Zuschlägen auf die Einflussfaktoren der Bodenerosion erfolgt die Anpassung an
mitteleuropäische Verhältnisse und die Ermittlung der Jahressumme des Bodenabtrages für ein
isoliertes Feldes.
3.1 Modul zur Berechnung der Winderosion nach DIN 19706
Softwareumgebung, Implementierung und Benutzeroberfläche
Das DIN-Windmodul 1.22 wurde als Tool für das ESRI-Software-Produkt ArcGIS entwickelt.
Voraussetzung ist die Verfügbarkeit des Spatial Analyst unter ArcGIS. Als dll-Datei lässt es sich
durch einen mit Administratorrechten ausgestatteten Nutzer effizient in die ArcGIS-Toolbar
einbinden (Abbildung 2).
Abbildung 2: Einbindung des DIN-Moduls in die ArcGIS-Toolbar
Innerhalb der Benutzeroberfläche des Moduls werden über Auswahlfelder die gewünschte
Rasterauflösung, die erforderlichen Eingangsdaten mit den zugehörigen Attributfeldern sowie
die optional auszuwählenden und anzuzeigenden Ergebnisdaten definiert. Ergänzend wird der
Status des Berechnungsvorganges angezeigt (Abbildung 3).
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Abbildung 3: Benutzeroberfläche des DIN-Moduls
Erforderliche Eingangsdaten
Das ArcGIS-Modul zur Berechnung der Winderosionsgefährdung nach DIN 19706 verknüpft die
Einflussgrößen ‚Erodierbarkeit des Bodens’, ‚Windgeschwindigkeit’, ‚Schutzwirkung von
Windhindernissen’ und ‚Schutzwirkungsstufen angebauter Fruchtarten’. Demzufolge sind als
essentielle Eingangsdaten nachfolgende Parameter mit den in der Tabelle aufgeführten
Attributen und Datenformaten bereit zu stellen (Tabelle 1). Datei- und Attributnamen sind frei
wählbar, müssen innerhalb der Benutzeroberfläche jedoch eindeutig definiert werden.
Tabelle 1: Erforderliche Eingangsdaten für das DIN-Modul
Eingangsgröße Dateiformat Raumbezug Attribut
Schlaggrenzen shape-file Schlag Schlag-ID (numerisch)
Erodierbarkeit des Oberbodens
shape-file Schlag, Elementarfläche
Klassenwert 0 bis 5 (Zahl)
Schutzwirkungsstufe Fruchtart
shape-file Schlag, Elementarfläche
Klassenwert 0 bis 5 (Zahl)
Windhindernisse (Fläche) shape-file Polygon Höhe (m)
Windhindernisse (Linie) shape-file Polygon Höhe (m)
Windgeschwindigkeiten shape-file Punkt, Station als Punkt
Geschwindigkeit (1/10 m/s)
Windrichtungen shape-file Stationswerte als Punkt
Häufigkeit des Auftretens der 8 Hauptwindrichtungen (%)
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Die im ESRI-shape-Format vorliegenden Flächen für die Erodierbarkeit des Oberbodens und
die Schutzwirkungsstufen angebauter Fruchtarten müssen sich nicht zwingend an
vorgegebenen Schlaggrenzen als Bewertungseinheit orientieren. Vielmehr können auch
innerhalb eines Schlages gelegene Teilflächen mit unterschiedlichen Boden- oder
Schutzwirkungseigenschaften (Elementarflächen) abgebildet werden, die später über ein zu
definierendes ID-Feld in die statistische Auswertung des Schlages einfließen.
Berechnungsvorgang
Der gesamte Berechnungsvorgang im DIN-Modul erfolgt über GRID-Operationen. Hierzu
werden alle Eingangsdaten in ein Rasterformat transformiert, wobei die Rasterweite durch den
Nutzer selbst fest gelegt werden kann. Abbildung 4 stellt schematisch die in Tabelle 1
aufgeführten Eingangsdaten, die entsprechend der DIN-Vorgaben vorgenommenen
Verknüpfungen der Daten und Zwischenergebnisse sowie die Ergebnisparameter mit den
zugewiesenen Dateinamen dar.
Zunächst erfolgt aus den Punkten der Windgeschwindigkeiten (üblicherweise im 200m-Raster
des DWD vorliegend) die Generierung eines Windrasters mit Bezug der Rasterkanten zum
Schlagraster. Entsprechend der Klassifizierungsvorgaben der DIN 19706 wird anschließend die
Reklassifizierung der Geschwindigkeiten in Klassenwerte von 1 bis 6 vorgenommen. Über
deren Verknüpfung mit den Klassenwerten der Erodierbarkeit des Oberbodens erfolgt über eine
Bewertungsmatrix (siehe DIN 2005) die rasterbasierte Zuweisung von Klassen der
standortabhängigen Erosionsgefährdung (vergl. Abbildung 4). Analog erfolgt die Ableitung
der bewirtschaftungsabhängigen Erosionsgefährdung (ohne Windgeschwindigkeiten) aus
den Schutzwirkungsstufen der Fruchtarten.
Abbildung 4: Schema zur Berechnung der Winderosion nach DIN 19706
12
Am komplexesten ist die Ermittlung der Schutzwirkungsstufe der Windhindernisse. Gemäß
DIN 19706 und AK EROSION (2008) erfolgt die Klassifizierung der Schutzwirkung von
Windhindernissen in Abhängigkeit von der Höhe des Windhindernisses und bei senkrechter
Ausrichtung zur vorherrschenden Windrichtung. Aus der Höhe eines Windhindernisses
errechnet sich die maximale Gesamtlänge seines Schutzbereiches in Metern als das 25-fache
seiner Höhe. Die 5 Schutzwirkungsstufen entsprechen der 5-teiligen Untergliederung des
maximalen Schutzbereiches.
Innerhalb des Moduls werden die Schutzbereiche mit Hilfe der Hillshade-Funktion ermittelt.
Durch Einbindung des Azimuths wird die Windrichtung (0-360°) vorgegeben (Tabelle 2). Die
beschatteten (durch Hindernisse geschützten) Bereiche werden durch fünf Altitudes ermittelt
und Schutzstufen zugewiesen (Tabelle 3). Der Berechnung vorangestellt ist modulintern die
Umwandlung der als Inputdaten erforderlichen Hindernis-Shapes (Linien-, Flächenhindernisse)
in Grids und deren Aggregierung. Insgesamt sind 48 Berechnungsdurchläufe erforderlich (8
Hauptwindrichtungen x 6 Schutzbereiche – einschließlich Luvbereich), wobei die Rechendauer
mit geringerer Rasterweite zunimmt. Die je Hauptwindrichtung ermittelten
Schutzbereichsklassen beziehen sich ausschließlich auf die Bereiche innerhalb der
Schlaggrenzen, externe Flächen werden nicht berücksichtigt.
Tabelle 2: Azimuth-Vorgaben für die Bestimmung der Windrichtung
Windrichtung Azimuth
N 0
NE 45
E 90
SE 135
S 180
SW 225
W 270
NW 315
Tabelle 3: Altitude-Vorgaben für die Bestimmung der Schutzbereiche
Schutzwirkung Stufe Altitude
Sehr gut 5 11,3099
Gut 4 5,7106
Mäßig 3 3,8141
Gering 2 2,8624
Sehr gering 1 2,2906
Die klassifizierten Windschutzbereiche werden abschließend mit den Häufigkeiten der
Hauptwindrichtungen im Modellgebiet verrechnet. Hierzu erfolgen vorab die räumliche
Interpolation der als Punktwert vorliegenden Häufigkeitswerte und die Ausgabe von 8
Häufigkeitsrastern. Rasterbasiert liegt die Schutzwirkungsstufe der Windhindernisse vor.
Entsprechend der Bewertungsmatrizen der DIN 19706 erfolgt die Berechnung der potenziellen
und aktuellen Erosionsgefährdung auf Rasterebene (Abbildung 4).
Die Bewertung der Erosionsgefährdung durch Wind in Bezug auf Cross Compliance wird auf
Feldblockebene vorgenommen (AK EROSION 2008). Dies wird im DIN-Modul durch die Bildung
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des Median aus den auf Rasterebene ermittelten Erosionsgefährdungsstufen (aktuell und
potenziell) für jeden Feldblock vorgenommen. Die Definition eines Feldblockes/ Schlages wird
im Menü durch Vorgabe einer ID festgelegt.
Ausgabeparameter und -struktur
Die in Abbildung 4 dargestellten Ergebnis- und Zwischenergebnisparameter werden nach
Abschluss des Berechnungsvorganges im Layer des ArcGIS-Projektes eingeladen und
klassifiziert dargestellt (Abbildung 5). Die Ergebnisdaten (Grids, Shapes) werden in den
erzeugten Ordner ‚Output’ geschrieben, wobei für jeden Berechnungslauf ein Unterordner ‚work
#’ generiert wird. Die Speicherebene des Ordners entspricht der Ebene des gespeicherten
ArcGIS-Projektes. Um die in der Menüoberfläche festgelegten Moduleinstellungen nach Ende
der Berechnung nachvollziehen zu können, wird ebenfalls in der Projektebene eine
Protokolldatei ‚Wind.gfx’ erzeugt.
Abbildung 5: Ergebnisdarstellung des DIN-Moduls in ArcGIS
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3.2 Modul zur Berechnung der Winderosion nach WEQ
Softwareumgebung, Implementierung und Benutzeroberfläche
Das WEQ-Windmodul 1.31 wurde ebenfalls als Tool für ArcGIS entwickelt und lässt sich als dll-
Datei in die ArcGIS-Toolbar einbinden.
Die Festlegung der Rasterauflösung, der Windhindernisse, der Windgeschwindigkeiten und der
Schlagdatei entspricht dem DIN-Modul (s. oben). Zusätzlich lässt sich ein Schwellenwert für die
Vegetationsbedeckung festlegen, unterhalb dessen Erosion auftreten kann. Entsprechend den
Nutzeranforderungen kann über das Feld ‚Überhöhung der Windhindernisse’ variabel eingestellt
werden, wie groß der im Lee gelegene Windschutzbereich ist. In Abhängigkeit von den
Gebietseigenschaften kann in den Wintermonaten die Schneebedeckung zu einer Minimierung
der Erosionsgefahr führen. Über die Angabe der innerhalb des Berechnungsalgorithmus zu
berücksichtigenden Monate können Zeiträume realer Erosionsgefährdung ausgewählt werden
(Abbildung 6).
Abbildung 6: Benutzeroberfläche des WEQ-Moduls
Erforderliche Eingangsdaten
Das WEQ-Modul berechnet die Winderosionsgefährdung in der Form
E = f (I,K,C,L,V )
mit
E … Erosionsrate [t*ha-1
*a-1
]; I ... Bodenerodierbarkeitsindex [t*ha-1
*a-1
]; K ... Rauigkeitsfaktor [-]; C … Klima-Faktor [% des C-Faktors von Garden City, Kansas]; L ... Ungeschützte Feldlänge in Richtung des vorherrschenden Windes [m]; V … Vegetationsdecken-Faktor [t*ha
-1*a
-1]
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Der Bodenerodierbarkeitsindex ‚I’ kann für definierte Boden-Schlageinheiten (Elementarflächen)
als Globalwert bereit gestellt werden. Der Vegetationsdeckenfaktor ‚V’ und der Rauigkeitsfaktor
‚K’ werden durch Monatswerte charakterisiert, die durch den Nutzer für jede Elementarfläche im
gleichen Datensatz vorgegeben werden. Der Klimafaktor ‚C’ ist für einen definierten Klimaraum
bereit zu stellen. Im gleichen Datensatz sind Angaben zum monatlichen Anteil von Starkwinden
(12 Parameter, bezogen auf das Jahr) und zur Häufigkeit der 8 Hauptwindrichtungen je Monat
(96 Parameter) je Klimaraum zu machen (Tabelle 4).
Tabelle 4: Erforderliche Eingangsdaten für das WEQ-Modul
Parameter Datensatz (Bsp.) Format Spalte (Bsp.)
Hindernishöhe von Flächenelementen [m]
hi_flaeche Shape H
Hindernishöhe (gepufferter) Linienelemente [m]
hi_linie Shape H
Elementarfläche (Schlag-Boden-Einheit)
Schlag Shape ID
Bodenerodierbarkeitsindex I Schlag Shape I_Bodenfkt.
Vegetationsdeckenfaktor V1_12 Schlag Shape Veg_1 .. Veg_12
Rauigkeitsfaktor K1_12 Schlag Shape Rauh_1 .. Rauh_12
Klima-Faktor C Klima_windhaeufigkeit Shape Klimafak_C
Monatlicher Anteil des Auftretens von Starkwinden – bezogen auf Jahr und Klima-ID [%]
Klima_windhaeufigkeit Shape Wh_jan … Wh_dez
Anteil des Auftretens der 8 Hauptwindrichtungen je Monat [1/100] – bezogen auf Klima-ID
Klima_windhaeufigkeit Shape 1_n, 1_ne … 12_w, 12_nw
Berechnungsvorgang
Für den funktionalen Zusammenhang der einzelnen Faktoren der WEQ wurden Diagramme und
Tabellen zur Lösung der Gleichung entwickelt. Die Erosion kann auch mit folgender Gleichung
nach (Williams u. a., 1984) berechnet werden.
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Der Berechnungsalgorithmus wurde in das WEQ-Modul implementiert. Da die Rechenoperation
wie im DIN-Modul auf GRID-Ebene erfolgt, werden alle Eingangsdaten in ein Rasterformat
transformiert, mit definierter Rasterweite. Die Verrechnung der Eingangsparameter erfolgt
zunächst für jeden Monat als kleinste gemeinsame Zeiteinheit aller Parameter. Das bedeutet,
dass die Erosionsrate ‚E’ zunächst als Monatswert bestimmt wird, unabhängig vom realen
Anteil der Winderosion eines Monats am gesamten Jahr. Überschreitet in einer Elementarfläche
der Wert der Vegetationsbedeckung den im Menü festgelegten Schwellenwert, so findet keine
Erosion statt und ‚E’ wird auf 0 gesetzt. Die Berechnung des jährlichen Bodenabtrages durch
Wind wird abschließend durch Wichtung der Monatsabträge mit den monatlichen Anteilen der
Starkwinde des Klimagebietes vorgenommen. Dabei werden ausschließlich die Monate in die
Wichtung einbezogen, die zuvor in der Benutzeroberfläche festgelegt wurden (Abbildung 6).
Im Gegensatz zu den Parametern ‚I’, ‚K’, ‚C’ und ‚L’, die durch den Nutzer direkt vorzugeben
sind, wird die ungeschützte Feldlänge in Richtung des vorherrschenden Windes aus der Höhe
der Windhindernisse abgeleitet. Dieser Vorgang wird im Modul in zwei Schritten umgesetzt.
Zunächst erfolgt (analog DIN-Modul) mittels Hillshade-Ansatz die Berechnung des geschützten
Bereiches im Lee der Windhindernisse. Die Überhöhung der Hindernishöhe kann durch den
Nutzer flexibel festgelegt werden. Die Berechnung wird für alle 8 Hauptwindrichtungen durch
Vorgabe eines Azimuths (Tabelle 2) durchgeführt. Um im zweiten Schritt die ungeschützte
Feldlänge bestimmen zu können, kommt im Modul ein Fließakkumulationsalgorithmus zum
Einsatz, der in Richtung des vorherrschenden Windes (8 Richtungen) – beginnend mit dem
Ende des geschützten Bereiches – die Anzahl der Rasterzellen bis zum nächsten Hindernis
errechnet und über die Zellweite die ungeschützte Feldlänge ermittelt. Für jede Rasterzelle
einer Elementarfläche wird anschließend die Verrechnung der ungeschützten Feldlänge je
Hauptwindrichtung mit deren Häufigkeit des Auftretens vorgenommen und eine mittlere,
jährliche ungeschützte Feldlänge bestimmt. Um den Parameter ‚V’ für jede Elementarfläche
bereit zu stellen, werden die Werte aller Rasterzellen einer Elementarfläche abschließend
gemittelt.
Ausgabeparameter und -struktur
In dem Layer des ArcGIS-Projektes wird der jährliche Bodenabtrag jeder Elementarfläche
ausgegeben und klassifiziert dargestellt (Abbildung 7) Analog des DIN-Moduls werden die
Ergebnisdaten eines Berechnungslaufes in den Unterordner ‚work #’ des Output-Ordners
geschrieben und eine Protokolldatei ‚Wind.gfx’ angelegt.
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Abbildung 7: Ergebnisdarstellung des WEQ-Moduls in ArcGIS
3.3 Entwicklung der REPRO-Umgebung zur Erweiterungen im Auswertungsmenü
„Bodenerosion“ in „REPRO
Aufgabenstellung
Im Umweltmanagementsystem „REPRO“ besteht die Möglichkeit, für den zu untersuchenden
Betrieb bzw. zu den dazugehörenden Teilschlägen bestimmte Auswertungen vorzunehmen, die
in Gruppen unterteilt sind. Eine Gruppe davon sind die ökologischen Umweltindikatoren. Ein
zentrales Schutzgut stellt dabei der Boden dar, zu dem auch die Betrachtung von Bodenerosion
gehört.
Als Methode zur Ermittlung des mittleren jährlichen Bodenabtrages einer Fläche war bisher nur
die Wassererosion in REPRO umgesetzt. Hierzu wurde die Allgemeine Bodenabtragsgleichung
(ABAG) verwendet. Die Bodenerosion wird aber nicht nur durch Wasser, sondern auch durch
Wind verursacht. Im Rahmen des Projektes bestand daher die Aufgabe, in „REPRO“ die
Berechnung von Bodenverlusten bzw. die Abschätzung der Gefährdung durch Wind auf
Teilschlagebene zu ermöglichen. Hierzu sollten zwei anerkannte Methoden anwendbar sein:
a) Bodenabtrag durch Wind nach DIN 19706
b) Bodenabtrag durch Wind nach WEQ
Anhand von 10 Testbetrieben wurden dann Arbeitsweisen überprüft und Verfahrensvergleiche
vorgenommen.
Winderosion nach DIN 19706
Nach DIN 19706 wird ein standort- und nutzungsspezifischer Erosionsfaktor Wind (W) für jeden
Schlag ermittelt. Voraussetzung für diese Aufgabe war, die Stammdaten für den bereits
18
bestehenden, fruchtartenspezifischen relativen Bodenabtrag (RBA) um den Parameterset für
die Winderosion zu erweitern. Für jede Frucht wurde der entsprechende Faktor „Schutz
Winderosion“ angelegt (Abbildung 8).
Der Auswertungszeitraum/-jahr für die Winderosion wird zusammen mit der Wassererosion
nach ABAG ausgewählt. Eine mehrjährige Auswertung wird nur für den Teilschlag durchgeführt,
da die Aggregierung in den höher geordneten Ebenen (Fruchtart, Betrieb) nicht darstellbar ist.
Bestimmend für die Ermittlung des Erosionsschutzfaktors (W) ist die Fruchtart/arten, die für den
Auswertungszeitraum auf dem Teilschlag angebaut ist, sowie das Aussaatdatum und die
Berücksichtigung eines Pflugeinsatz bei der Grundbodenbearbeitung. Weiterhin findet dabei
auch Zwischenfruchtanbau, Untersaaten oder der Anbau mehrerer Hauptfrüchte hintereinander
Beachtung.
In Tabelle 5 ist die Abfrage der Anbaufolge und die Generierung des spezifischen Schutzfaktors
in Abhängigkeit von Aussaat und Bodenbearbeitung aufgeführt. Die entsprechenden Verfahren
werden in der Dokumentation der Bewirtschaftungsmaßnahmen programmtechnisch abgefragt.
Bei mehreren Fruchtarten wird die Fruchtart mit dem niedrigsten Schutzfaktor betrachtet.
Fruchtarten mit hohem Schutzfaktor werden allerdings zusätzlich unter Beachtung des
Aussaatzeitpunktes angepasst. Der Pflugeinsatz erhöht die Gefahr der Winderosion.
Abbildung 8: Beispiel RBA-Stammdaten für Silomais
19
Tabelle 5: Bewertungsschema mit unterschiedlichen RBA-Schutzfaktoren
RBA RBA
Schutzfakt.
1. Frucht Aussaat
Schutzfakt.
2.Frucht Aussaat
W-Faktor
mit Pflug
W-Faktor
ohne
Pflug
1 kein Datum betrachten 1 2
2 kein Datum betrachten 2 3
5 vor 01.Februar 5 5
5 nach 01.Februar 4 5
6 kein Datum betrachten 1 bis 31. Mai 2 3
6 kein Datum betrachten 2 bis 31. Mai 3 4
6 kein Datum betrachten 5 bis 31. Mai 4 5
6 kein Datum betrachten 6 bis 31. Mai 4 5
6 vor 01. Okt. Vorjahr 4 5
6 nach 01. Okt. Vorjahr vor 01. Febr. 3 4
6 nach 01. Febr. vor 01. April 2 3
6 nach 01. April 1 2
Anhand eines Beispiels soll die Ermittlung des Windschutzfaktors verdeutlicht werden.
Auf dem zu untersuchenden Teilschlag wurden für das Jahr 2008 2 Fruchtarten angebaut. Eine
Hauptfrucht (Silomais) und eine Zwischenfrucht (Senf). Für beide Fruchtarten wird der
„Schutzfaktor Winderosion“ aus der RBA-Stammdatei ermittelt. Für Silomais beträgt er 1, für
Senf 6. Bei den nachfolgenden Berechnungen wird mit dem höheren Faktor (Senf) gearbeitet
und Silomais wird als 2. Frucht betrachtet. Entsprechend dem Bewertungsschema wird das
Aussaatdatum der 2. Frucht abgeprüft welches vor dem 31. Mai des Untersuchungsjahres liegt.
Wenn kein Datum bzw. unvollständig angegeben ist, kann der W-Faktor für die Winderosion
nicht berechnet werden.
Die Bodenbearbeitung wurde in diesem Beispiel mit Pflug durchgeführt. Der
Erosionsschutzfaktor für Winderosion ist demzufolge 2. Den Einfluss der Zwischenfrucht zeigt
im Vergleich dazu das Jahr 2009, wo Silomais ohne Zwischenfrucht angebaut wurde. Bei
gleicher Aussaat und Bodenbearbeitung beträgt hier der Windschutzfaktor 1.
Sommergerste besitzt als Standardwert den Windschutzfaktor 2. Da im Anbau kein Pflug zum
Einsatz kam, verbesserte sich der Schutzfaktor auf 3 (vergl. Abbildung 9).
20
Abbildung 9: Beispiel für die Faktoren der Wasser-/Winderosion in den Jahren 2008 – 2010
WEQ-Export
Die Berechnung der Winderosion nach WEQ erfolgt außerhalb des Programms „REPRO“.
Hierzu musste im Menü „Bodenerosion“ ein entsprechender Export von Bewirtschaftungsdaten
in Form einer CSV-Datei eingerichtet werden. Über den Button „Export“ erfolgt die Auswahl,
welches Datenset:
a) Ergebnisse der Bodenerosion
b) Daten für das WEQ-Modell
exportiert werden sollen.
Im Folgenden wird nur auf b) Bezug genommen.
Die Spaltenbezeichnungen für die zu erstellende CSV-Datei sind vorgegeben. Der Zeitraum für
den Export entspricht dem ausgewählten Auswertungszeitraum, d.h. es werden alle
Teilschläge, die den Auswertungskriterien (Ebenen/Jahre) entsprechen, mit ihren
zugehörenden Bewirtschaftungsdaten betrachtet.
Die Daten werden nach den vorgegebenen Kriterien für den WEQ-Export aufbereitet (siehe
Tabelle 6). Nachfolgend werden spezielle Informationen näher erläutert:
21
Fruchtart Name der 1. Hauptfrucht auf dem Teilschlag
Nutzung Koppelprodukt ja/nein (ist eine Nebenprodukternte vorhanden)
Zwischenfrucht Fruchtname der Winter-/Sommerzwischenfrucht oder einer
weiteren Hauptfrucht
Untersaat Fruchtname der Untersaat
Fruchtart Vorjahr Name Vorfrucht (Prüfen, ob im Vorjahr für den Teilschlag eine
Frucht/Hauptfrucht vorhanden ist)
Ernte, Datum Vorjahr letztes Hauptprodukt-Erntedatum der Vorfrucht
Nutzung Koppelprodukt ja/nein (ist eine Nebenprodukternte vorhanden) Vorfrucht
Bodenbearbeitung, Datum maximal können 5 Bodenbearbeitungen mit Datum und Gerät
exportiert werden
Aussaat-/Pflanzdatum Datum der 1. Hauptfrucht, bei mehreren Bestellungen wird die
früheste erfasst
Mechanische Pflege, Datum maximal können 3 Verfahren zur Bodenpflege mit Datum und
Gerät exportiert werden
Ernte, Datum Datum und Gerät der 1. Hauptprodukternte, bei mehreren HP-
Ernten wird die früheste erfasst
Alle Spalten der WEQ-Datei, für die keine Daten vorhanden sind, bleiben leer.
Tabelle 6: Beispiel für den WEQ-Export für Teilschlag Lehmgrube 3 von 2008 – 2009
Schlagbezeichnung Lehmgrube Lehmgrube
Nr. 12 12
Teilschlagbezeichnung Lehmgrube 3 Lehmgrube 3
Nr. 3 3
Anbaujahr 2008 2009
Fruchtart Mais (Silomais) Mais (Silomais)
Nutzung Koppelprodukt Nein nein
Zwischenfrucht Senf
Untersaat
Fruchtart Vorjahr Mais (Silomais)
Ernte Datum Vorjahr 07.09.2008
Nutzung Koppelprodukt
Vorfrucht
nein
Bodenbearbeitung1 Datum 06.03.2008 01.03.2009
Bodenbearbeitung1 Gerät Pflügen mit Anbaudrehpflug,
Packer
Pflügen mit Anbaudrehpflug,
Packer
Bodenbearbeitung2 Datum 28.03.2008 15.03.2009
Bodenbearbeitung2 Gerät Eggen mit Saatbettkombination Eggen mit Saatbettkombination
Bodenbearbeitung3 Datum
22
Schlagbezeichnung Lehmgrube Lehmgrube
Bodenbearbeitung3 Gerät
Bodenbearbeitung4 Datum
Bodenbearbeitung4 Gerät
Bodenbearbeitung5 Datum
Bodenbearbeitung5 Gerät
Aussaat-/Pflanz-Datum 14.04.2008 01.04.2009
mech. Pflege1 Datum
mech. Pflege1 Gerät
mech. Pflege2 Datum
mech. Pflege2 Gerät
mech. Pflege3 Datum
mech. Pflege3 Gerät
Ernte Datum 07.09.2008 31.08.2009
Ernte Gerät Silomais häckseln mit
Selbstfahrer
Silomais häckseln mit
Selbstfahrer
4. Ermittlung des Indikators `Winderosion` zur Implementierung in REPRO
Für die Einordnung der Ergebnisse der einzelnen Bewertungskennwerte ist im Modell REPRO
eine innovative Bewertungsmethodik integriert. Die jeweiligen Bilanz- und sonstigen Ergebnisse
(z. B. Bodenerosion, Stoffaustrag) werden in ihrer Größenordnung bewertet und auf deren
Basis zur Berechnung von Indikatoren verwendet. Unter einem Indikator ist im Allgemeinen eine
Kenngröße zu verstehen, die der Beschreibung des Zustandes eines Systems dient.
Indikatoren sind somit Maßzahlen zur Systembewertung. Die in Maßeinheiten angegebenen
Indikatorenwerte werden in REPRO mittels Normalisierungstechnik in dimensionslose Werte
überführt. Dabei bedeutet 0 die ökologisch ungünstigste, 1 die günstigste Situation. Ein
wesentlicher Vorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass auch nichtlineare Zusammenhänge
darstellbar sind. Das Verfahren zeigt Analogien zur Fuzzy-Logik. Diese ist eine Theorie, welche
vor allem für die Modellierung von Unsicherheiten und Unschärfen von umgangssprachlichen
Beschreibungen entwickelt wurde. Es erfolgt eine Zuordnung von Eingangsgrößen zu Variablen
µ zwischen 0 und 1 mittels Funktionen sowie die mögliche Verarbeitung unscharfer
Informationen. Durch das Normalisieren werden die Ergebnisse aller Einzelkriterien
aggregierbar; eine anschließende Wichtung und Gesamtbewertung ist möglich. Für jeden
Indikator wird das Bewertungsergebnis in Form eines Diagramms (Beispiel Erosion siehe
Abbildung 10) angezeigt, so dass die Bewertung nachvollziehbar ist. Damit werden
Umweltleistungen des Gesamtsystems messbar und die Leistungen der Betrieb untereinander
vergleichbar. Um die REPRO-Indikation in sich gleichlaufend und homogen zu gestalten, hätte
ein Rückgriff auf die Gefährdungsstufen nach DIN 19706, d. h. die Parallelisierung des
Indikators aus einem Qualitätskennwerte, einen Bruch mit der gegenwärtigen Verfahrensweise
23
bedeutet. Aus diesem Grund wurden die in t ha-1 * a-1 quantifizierten Bodenabträge der WEQ für
die Indikation des Kennwertes `Bodenabtrag durch Wind (Winderosion)` herangezogen. Es
wurde von der Randbedingung ausgegangen, dass im Sinne der Gleichbehandlung/-bewertung
der Gefährdungspotenziale der Bodenfruchtbarkeit durch Bodenabtrag die Größenordnung
analog der Wassererosion festgesetzt werden muss.
Mit Blick auf die Bodenerosionen muss jedoch festgestellt werden, dass einerseits die
Diskussionen zu tolerierbaren Bodenabträgen bisher kein allgemein akzeptiertes Ergebnis
gebracht haben. Andererseits Erfahrungen aus der Praxis zeigen, das durch die Durchführung
geeigneter Maßnahmen der Bodenabtrag landwirtschaftlich genutzter Flächen selbst in
Gebieten mit hohem Erosionspotential auf unter 1 t ha-1 a-1 reduziert werden kann ((Huber u. a.,
2005). Aus Sicht des Bodenschutzes wird ein maximaler Bodenabtrag von bis zu 12,5 t als
akzeptable Größe angesehen (Auerswald & Schwertmann, 1991), was somit im Maximum dem
DIN-Ansatz tolerierbarer Bodenabtrag = Ackerzahl/8 entspricht. Fachdisziplinen die vornehmlich
die off-site-Schäden der Erosion betrachten, sehen einen deutlich geringeren Wert vor (z.B. 3 t;
LfULG, 2010). Der Indikator zur Bewertung des Bodenabtrages im Modell REPRO (Abbildung
10) bewegt sich zwischen diesen beiden Werten, wobei der normierte Wert 1 (=Optimum im
Sinne des Bodenschutzes) bei 1 t ha-1 a-1 und der untere Wert bei 12 t ha-1 a-1 (0 = maximal zu
tolerierende Wert) liegt.
Abbildung 10: Verlauf Indikator `Bodenabtrag` für die Bewertung im Modell REPRO
24
Für die Erprobung der GIS-Module, die Wertung der Eignung des Indikators und als Grundlage
für die Ableitung pflanzenbaulicher und landeskultureller Maßnahmen auf Betriebsebene
wurden 10 Testbetriebe ausgewählt, aus deren Standorteigenschaften (Bodensubstrat,
Windoffenheit und mittlere Windgeschwindigkeit) sich ein erhöhtes Winderosionsrisiko ableiten
lässt. Analog zur REPRO-Vorgehensweise bei der Ausweisung der Wassererosionsgefährdung
werden auch bei der Winderosionsgefährdung nur die Ackerstandorte betrachtet und bewertet.
Die Lage der Betriebe ist Abbildung 11 zu entnehmen, in Tabelle 7 sind die
Standortcharakteristika der Testbetriebe mit Bezug zur Winderosionsdisposition aufgeführt.
Tabelle 7: Standortcharakteristika der Testbetriebe mit Bezug zur Winderosionsdisposition
Be
trie
b N
r.
dom
inie
ren
de
Bo
de
na
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n-
ha
up
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mittl. jä
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fakto
r
DIN
mittl.
Be
de
ckun
gsfa
kto
r
WE
Q (
V/1
00
0)
1 s…(l) 3,4 907,2 57,9 2,8 4,3
2 s 3,4 1542,4 44,6 3,9 3,7
3 s…(l) 3,3 2669,9 50,5 4,7 4,1
4 s 3,1 678,8 76,4 3,6 3,9
5 s 3,5 714,5 101,4 4,3 4
6 l; s 3,5 1792,5 42,6 3,9 3,9
7 s…(l) 3,3 2152,2 38,9 3,2 3,4
8 u; l, teils mo 3,6 695,7 46,6 3,6 3,8
9 u 3,4 1533,1 51,5 4,3 4,3
10 s 4,6 217,5 65,4 3,9 4,1
9 der 10 Testbetriebe weisen ausgehend vom dominierenden Bodensubstrat ihrer
Betriebsflächen eine hohe Winderosionsgefährdung auf. Hierbei handelt es sich um sandige bis
sandig lehmige Substrate sowie um landwirtschaftlich bewirtschaftete Niedermoorstandorte
(Betrieb 8). Zum Vergleich wurde ein Betrieb (Betrieb Nr. 9) mit schluffigen Substraten, die nicht
winderosionsgefährdet sind, ausgewählt.
Die für die Modellnutzung notwendigen Daten wurden wie in Tabelle 8 abgeleitet.
26
Tabelle 8: Ableitung der Modelleingangsdaten
Kennwert DIN-Verfahren WEQ-Verfahren
Bodeneigenschaften Substrateigenschaften des Oberbodens, abgeleitet aus verfügbaren groß- bis mittelmaßstäbigen Bodenkarten
Substrateigenschaften des Oberbodens, abgeleitet aus verfügbaren groß- bis mittelmaßstäbigen Bodenkarten, In-Wert-Setzung entsprechend Tabelle 9, Ableitung der Bodenrauigkeit entsprechend der in REPRO erfassten Bodenbearbeitung (siehe REPRO-Schnittstelle WEQ - Tabelle 6 und Erläuterung)
Windkennwerte Windgeschwindigkeit und Windrichtung der nächstgelegenen Klimastation
Witterungsdaten der nächstgelegenen Klimastation und Vergleich mit dem amerikanischen Standardwert nach (i)
Windhindernisse Digitalisierung aus vorhandenen Luftbildern (z. B. google earth)
Bodenbedeckung Schutzfaktor nach REPRO-Schnittstelle DIN
Fruchtarten und Bewirtschaftung nach REPRO-Schnittstelle WEQ und Berechnung der Vegetationsbedeckung nach (ii)
Kontur Ackerschlag betrieblicher GIS-Datensatz oder Digitalisierung aus vorhandenen Luftbildern (z. B. google earth)
Tabelle 9: Zuordnung der Bodenarten nach KA5 zu den Bodenfaktoren (I-Faktor n. WEQ)
Bodenart n. KA5 (AG Boden, 2005)
I-Faktor kalkarm I-Faktor kalkreich
Ss 544 544
Su2 544 544
Su3 213 213
Su4 213 213
Sl2 213 213
Sl3 213 213
Sl4 213 213
Slu 213 213
Us 213 213
Uls 213 213
Ut2 213 213
Uu 130 136
Ut3 130 136
St2 245 245
St3 245 245
Ls2 163 198
Ls3 163 198
Ls4 163 198
Ut4 166 213
27
Bodenart n. KA5 (AG Boden, 2005)
I-Faktor kalkarm I-Faktor kalkreich
Lu 166 213
Ts4 138 138
Ts3 138 138
Lt2 149 193
Lts 149 193
Tu3 67 213
Tu4 67 213
Lt3 67 213
Tu2 198 198
Ts2 213 213
Tl 213 213
Tt 213 213
(i) Die Gleichung für den klimatischen Faktor mit metrischen Grunddaten lautet:
C= 386 *v3/(PE)2
C = jährlicher Klima-Faktor
V = mittlere jährliche Windgeschwindigkeit in m/s
PE = Index der Ablagerungseffektivität von
Thornthwaite
386 = Konstante
Ni = monatliche Niederschlagssumme in mm
Ti = Monatsdurchschnittstemperatur in °C
(ii) Ansatz nach Cepuder u. a. (2001):
SG =g1*Bag+g2*SR+g3*FR
g1, g2, g3 fruchtartenspezifische Koeffizienten
Bag oberirdische Biomasse einer lebenden Frucht in kg ha-1
SG aufrecht stehende Ernterückstände in kg ha-1
FR liegende Ernterückstände in kg ha-1
Angaben zu den fruchtartenspezifischen Koeffizienten sind in Cepuder u. a. (2001)
dokumentiert.
28
In der Abbildung 12 bis Abbildung 14 sind die Ergebnisse der Berechnungen nach DIN 19706
und WEQ am Beispiel des Testbetriebes Nr. 7 dargestellt.
Abbildung 12: Auswertung der Winderosionsgefährdung nach DIN 19706 für die Einzelrasterzellen am Beispiel des Betriebes Nr. 7
Abbildung 13: Auswertung der Winderosionsgefährdung nach DIN 19706 aggregiert auf Schlagebene am Beispiel des Betriebes Nr. 7
29
Abbildung 14: Auswertung der Winderosionsgefährdung nach WEQ aggregiert auf Schlagebene am Beispiel des Betriebes Nr. 7
Abbildung 12 und Abbildung 13 zeigen die Ergebnisse für die Berechnung nach DIN 19706,
wobei in der ersten Abbildung die rasterzellenspezifischen Abtragswerte, jeweils ermittelt aus
Boden, Wind, Windoffenheit und Vegetationsbedeckung, abgebildet sind. Die zweite Abbildung
enthält dann die Ergebnisse der Aggregierung der Rasterzellen innerhalb einer Schlageinheit
auf einen mittleren Abtragswert bezogen für die gesamte Schlageinheit. Es zeigt sich, dass
kleinflächige starke bis sehr starke Gefährdungen auf Schlagebene durch die ansonsten inner-
und unterhalb der mittleren Gefährdungsschwelle liegenden Flächenanteile ausgeglichen
werden. Diese Ergebnisse sagen jedoch noch nichts zu den absoluten Bodenabtragsmengen
durch Winderosionsprozesse, wie sie zu einer Bewertung im System REPRO notwendig sind.
Hierzu muss auf die Ergebnisse, wie sie in Abbildung 14 enthalten sind, zurückgegriffen
werden. In den Grundzügen zeigt sich ein ähnliches Bild hinsichtlich der Gefährdungssituation.
Ausgehend von der REPRO-Bewertung sind die Bereiche unterhalb 3 t ha-1 a-1 als nicht bis sehr
gering gefährdet einzustufen und stellen somit aus Sicht des Bodenschutzes bezüglich
Windoffenheit und Vegetationsbedeckung die optimale Bewirtschaftungsform dar. Kritisch zu
betrachten sind die Bereiche oberhalb 6 t ha-1 a-1, die die stark bis sehr stark gefährdeten
Schlageinheiten repräsentieren. Während insgesamt die Situation mit geringen Abweichungen
nach oben bzw. unten nach beiden Ansätzen gleich bewertet wird, gibt es einige sehr große
Differenzen. Hier wird nach DIN keine und nach WEQ die höchste Gefährdung ausgewiesen.
30
Ursache ist die unterschiedliche Wertung der Wirkung der Schutzhindernisse auf die Höhe des
Bodenabtrages, die im WEQ-Ansatz nicht so optimistisch wie im DIN-Ansatz gewertet wird.
Der Vergleich der Abtragswerte aus den 10 Testbetrieben mit dem REPRO-Bewertungsansatz
`Bodenabtrag` zeigt, dass die festgelegten Einstufungskriterien auch auf die
winderosionsbedingten Abtragswerte anwendbar sind. Darüber hinaus ist auch ersichtlich, dass
auf Ebene des Betriebes eine Nutzung der DIN-Ergebnisse zur Abschätzung der
Abtragsgefährdung möglich ist.
Hierzu sind folgende Werte anzusetzen:
keine Gefährdung entspricht ca. 1 t ha-1 a-1
sehr geringe Gefährdung entspricht ca. 1 bis 3 t ha-1 a-1
geringe Gefährdung entspricht ca. 3 bis 6 t ha-1 a-1
mittlere Gefährdung entspricht ca. 6 bis 9 t ha-1 a-1
starke Gefährdung entspricht ca. 9 bis 12 t ha-1 a-1
sehr starke Gefährdung entspricht ca. > 12 t ha-1 a-1
Somit sind für die REPRO-Bewertung auch Ergebnisse aus der bundesländerspezifischen
Einstufung der Winderosionsgefährdung nach Cross-Compliance in Ergänzung durch den
Einfluss der Schutzwirkung ackerbaulicher Kulturen (Verknüpfungsregel 5.25 und 5.26 der Ad-
hoc-AG Boden, 2002) möglich. Für die Ableitung von Schutzmaßnahmen sollte jedoch immer
der WEQ-Ansatz zum Tragen kommen, da die Schutzwirkung des Bodens und der
Windhindernisse auch über das Vegetationsjahr hinweg sehr detailliert abgebildet werden
können.
5. Betriebliche Lösungsansätze und Kosten-Nutzen-Analyse
Für die Anlage von Randstreifen/Windschutzstreifen zum Erosionsschutz kommen prinzipiell
alle Ackerflächen in Frage. Aus landwirtschaftlicher Sicht sind ungünstig zugeschnittene
Flächen, sowie ertragsschwache Standorte, in besonderer Weise geeignet. Hier sind die
Ertragsverluste vergleichsweise gering, die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen
vereinfacht sich. Die Pflege der Randstreifen in den Folgejahren lässt sich gut in die
landwirtschaftliche Routine integrieren.
Da in den ausgewählten Versuchsbetrieben nur in einem Betrieb (Testbetrieb Nr. 7) mit
relevanten Bodenabträgen durch Winderosion zu rechnen ist, sollen die Lösungsvorschläge
und ökonomischen Auswirkungen exemplarisch an einem fiktiven Beispielschlag in den
folgenden Kapiteln dargestellt werden.
31
5.1 Auswirkung von Windschutzelementen auf den Ertrag
Die Ertragsbeeinflussung durch Windschutzanlagen wird in erster Linie durch den Grad der
Modifikation des Kleinklimas bewirkt. Internationale Untersuchungen, schreiben
Windschutzanlagen kulturartspezifisch einen ertragssteigernden Effekt von 10 - 30 % zu.
Zurückzuführen ist dies auf die Herabsetzung der Verdunstung und der Windgeschwindigkeit.
Analog nehmen die Niederschlagsmenge, die Taubildung und die Bodenfeuchtigkeit zu. Diese
Zusammenhänge werden in der Abbildung 15 exemplarisch dargestellt. Ein weiterer positiver
Effekt ist der verminderte Faktoreinsatz (vor allem von Betriebsmitteln), da er sich auf die
verbleibende Fläche beschränkt, dies wirkt sich positiv auf die Rentabilität des Anbaus aus.
Abbildung 15: Windschutzwirkung und Ertragssteigerung durch Hecken
Quelle: aus Röser(1988)
Die höheren Erträge von Kulturpflanzen, auf Flächen mit einer Heckenanlage, wurden von
Schulze u. a. (1984) genauer untersucht. Ihre Ergebnisse zeigen, für unsere klimatischen
Verhältnisse, Steigerungen für den Getreideanbau von ca. 10% gegenüber Flächen ohne
Windschutzelemente auf. Die Erkenntnisse der Untersuchungen sind in Tabelle 10 dargestellt.
In aktuelleren Versuchen werden diese Werte durch Ergebnisse des Verbundprojekts
„agroforst“ (Möndel, 2006) untermauert. Die Wissenschaftler am LAP Forchheim konnten
Ertragssteigerungen, durch vorhandene Windschutzanlagen, von 6% im Roggenanbau
nachweisen.
Für die weitere Kalkulation wird von langfristig konservativen Ertragssteigerungen im Anbau von
5 % gegenüber Flächen ohne Windschutzmaßnahmen ausgegangen. In der Etablierungsphase
der Hecke sind die zu erwartenden Mehrerträge aufgrund des dargestellten Zusammenhanges
in Abbildung 15 noch nicht in diesem Umfang zu realisieren. Demgegenüber wird die Wirkung
einer älteren, etablierten Hecke, mit einem relevanten Baumbestand, auf den Ertrag höher sein.
32
Tabelle 10: Einfluss einer Hecke auf den Ertrag verschiedener Kulturen
Kultur Ertragsanstieg zur heckenfreien Fläche in %
Mitteleuropa Nordeuropa
Sommerweizen 12 -
Gerste - 19
Hafer 9 20
Roggen/ Weizen 8 17
Zuckerrübe 13* 23
Kartoffeln 14 22
Luzerne, Gras, Klee - 23
* Zuckerertrag Quelle: Schulze u. a. (1984)
5.2 Kostenkalkulation Neuanlage Windschutzhecke
Für die weitere Kalkulation werden die benötigten finanziellen Mittel für die Neuanlage einer
Windschutzhecke ermittelt. Diese Daten werden in den folgenden Kapiteln für die weiteren
Berechnungen benötigt.
Es wird eine Vollkostenrechnung durchgeführt, so fließen neben den Kosten für das benötigte
Material (Pflanzen und Zaunbau), die variablen Maschinenkosten sowie die betrieblichen
Festkosten ein. Darüber hinaus werden sämtliche Kosten, die im Zusammenhang mit der
Durchführung der Arbeitsverfahren stehen, einkalkuliert. Für die Berechnung wird der benötigte
Zeitaufwand in Schlepperstunden (Sh) und Arbeitskraftstunden (Akh) separat dargestellt. Die
dargestellte Kalkulation in Tabelle 11 basiert auf einer 100m langen, dreireihigen Hecke mit
einem Baumanteil von 14%, der Abstand zwischen den Reihen beträgt 1,5m.
Tabelle 11: Kostenrechnung Neuanlage einer Windschutzhecke
Verfahrensgestaltung und kalkulierter Arbeitszeitbedarf Akh/ 100m Sh/ 100m
Einschlagen der Gehölze (in Pflugfurche)
Markierung und Bodenvorbereitung des Pflanzstreifens
Strauchpflanzung mit Forstpflanzpflug
Handpflanzung der Bäume mit Spaten und
Baumpfählung mit Rammkatze
Pflanzbewässerung mit Wasserfass
Zaunbau (mit Holzpfählen und Wildzaun)
Summe des Zeitbedarfs
1,7
0,5
3,7
17,0
4,7
20,7
48,3
0,2
0,4
1,7
8,1
2,2
5,7
18,4
Kostenbestandteile und Kalkulation der Gesamtkosten in € je 100m
Materialkosten 1.150,00
variable Maschinenkosten 135,00
Arbeitskosten 600,00
Festkosten 25,00
Gesamtkosten 1.910,00
Quelle: verändert nach Roth und Berger (1999)
33
Neben den Pflanzen und Bäumen wird ein beidseitiger 1,5m breiter Saum geplant sowie ein
Schutzzaun gegen den möglichen Wildverbiss angelegt. Die Gesamtgröße der Heckenfläche
beträgt 100 Meter mal 6 Meter, somit werden 600 m² der landwirtschaftlichen Produktion
entzogen. Die Pflanzung wird vom landwirtschaftlichen Unternehmen mit eigenen Maschinen
und Arbeitskräften durchgeführt.
Die Vollkosten für die Neuanlage einer Windschutzhecke liegen je 100 Meter nach der
vorliegenden Kalkulation bei 1.900,- Euro. Weiterhin sind der jährliche Pflegeaufwand, sowie
der dargestellte Flächenverlust durch die Neuanlage zu beachten. Um den prozentualen
Flächenverlust nicht zu groß werden zu lassen, ist hierbei eine betriebsspezifische genaue
Planung hinsichtlich der Ausgestaltung und Anlage der Windschutzmaßnahmen durchzu-
führen. Dem gegenüber stehen aber die, in Kapitel 5.1 dargestellten, dauerhaften Mehrerträge
der Kulturpflanzen auf der nun durch eine Hecke geschützten Fläche.
5.3 Leistungs-Kostenrechnung einer Windschutzhecke
Nach der Berechnung der spezifischen Kosten der Anlage einer Windschutzhecke ist es wichtig
diese, in einen betriebswirtschaftlichen Vergleichskontext zu stellen. Denn in der konkreten
Planungssituation des landwirtschaftlichen Betriebes spielen die zu erwartenden Mehrerträge
und der Flächenverlust eine große Rolle, diese beeinflussenden Faktoren sind
gegenüberzustellen. Diese Kalkulation soll durch ein Instrument der Betriebsführung, die
Leistungs-Kostenrechnung erfolgen.
Die Leistungs-Kostenrechnung eignet sich sowohl zur Nachkalkulation vergangener
Rechnungsperioden, als auch zur Planung von Produktionsverfahren. Die Leistungs-
Kostenrechnungen, die hier angewendet werden, sollen dem Betriebsleiter eine
Entscheidungsmatrix für die Planung und Anlage von Windschutzelementen geben. Zu diesem
Zweck wird die betriebswirtschaftliche Methode der Teilkostenrechnung eingesetzt. In der
Teilkostenrechnung werden im Unterschied zur Vollkostenrechnung ausschließlich Kosten
berücksichtigt, die einem Verfahren unmittelbar zugeordnet werden können. Für die kurz- bis
mittelfristige Planung auf Produktionsverfahrensebene liefert die Teilkostenrechnung ohne
Berücksichtigung der betrieblichen Gemeinkosten und der Arbeitserledigungskosten alle
entscheidungsrelevanten Kennzahlen.
Zum Vergleich der Varianten, a) ohne Windschutzelemente und b) mit Windschutzelementen,
wird die Direktkostenfreie Leistung (DKL) verwendet. Diese entspricht den Leistungen abzüglich
aller Direktkosten einschließlich des Zinsansatzes für das in den Betriebsmitteln gebundene
Kapital. Die Direktkosten des Anbaus ergeben sich aus dem Verbrauch von materiellen und
immateriellen Betriebsmitteln. Für die im Produktionsverfahren eingesetzten Betriebsmittel
werden für die Dauer der Kapitalbindung Zinskosten berechnet.
Die DKL dient der Deckung aller Kostengruppen außer den Direktkosten. Der Betriebs-
mitteleinsatz ist abhängig von der biologischen Produktivität der eingesetzten Pflanzen und den
räumlichen Gegebenheiten. Die Direktkostenfreie Leistung ist unabhängig von der Art der
Arbeitserledigung des Produktionsverfahrens, also unabhängig von der technischen
34
Ausstattung und weiterer Einflüsse auf die Arbeitserledigungskosten. In der vorliegenden
Kalkulation werden zur Deckung der Direktkosten 400,- Euro je Hektar herangezogen, dies ist
ein Mittelwert aus vielen deutschlandweiten Untersuchungen hinsichtlich der Kosten des
Winterweizenanbaus.
Die Kennzahl der Direktkostenfreie Leistung kann in arbeitswirtschaftlich ähnlichen Verfahren
zur Kalkulation der Wettbewerbsfähigkeit der verschiedenen Varianten herangezogen werden.
In der vorliegenden Kalkulation in Tabelle 12 wird die Ausgangslage (a) auf einem
winderosionsgefährdeten Schlag mit einer Größe von 30 Hektar mit einer Anpassungsvariante,
Anlage einer Windschutzhecke (b), verglichen. Zur besseren Veranschaulichung ist der Schlag
rechteckig, mit den Schlaglängen 1.000 x 300 Meter. Die zu schützenden Seite, gegenüber der
Hauptwindrichtung, hat hierbei die Länge von 1.000 Metern. Für den Vergleich wird die Anlage
einer Windschutzhecke aus Kapitel 5.1 herangezogen, dies bedeutet, dass für die
entsprechende Länge eine Fläche von 6.000 m² benötigt wird. Dem gegenüber steht der
langfristig zu erwartende Ertragsanstieg aufgrund der Wirkung der Heckenanlage von 5%. Auf
den Beispielschlag bezogen bedeutet dies, bei einer Breite von 300 Meter, dass die
Heckenanlage eine Höhe von 12 Metern erreichen muss, um ganzflächig seine
ertragsbeeinflussende Wirkung zu entfalten. Dieser Zusammenhang ist in der Abbildung 15
dargestellt.
In dem vorliegenden Beispiel steigt der Hauptproduktertrag von 80 dt/ha in der
Ausgangssituation, auf 84 dt/ha in der Anpassungssituation. Bezogen auf die Gesamtfläche
könnten somit 7 Tonnen Mehrertrag, trotz geringerer Fläche, realisiert werden. Dieser höhere
Ertrag spiegelt sich auch in den monetären Leistungen wieder. Bei einem Verkaufspreis von
200 Euro je Tonne Winterweizen, entspricht dies einem kalkulatorischen Mehrerlös von 1.400,-
Euro für die gesamte Fläche. Abzüglich der Direktkosten (in Variante b geringer, aufgrund der
kleineren Fläche) ist auf diesem Schlag die direktkostenfreie Leistung 1.760,- Euro höher als in
der Ausgangssituation, dies entspricht 80 Euro je Hektar.
Tabelle 12: Vergleich der Direktkostenfreien Leistung, Anlage einer Windschutzhecke
Ausgangssituation (a) Anpassungssituation (b)
Flächengröße in ha 30 29,4
Ertrag je ha in dt 80 84
Gesamtertrag in t 240 247
Erlös (WW 200€/t) 48.000 € 49.400 €
Direktkosten (400 €/ha) 12.000 € 11.760 €
Direktkostenfreie Leistung 36.000 € 37.640 €
DKL je ha 1.200 € 1.280 €
Quelle: eigene Kalkulation
Für die weitere Betrachtung wird auf dem Beispielschlag eine 3-jährige typische Fruchtfolge in
Ackerbauregionen, Winterweizen (WW)-Wintergerste (WG)-Winterraps (WRa), angelegt.
Insgesamt werden 12 Anbaujahre betrachtet, das bedeutet jede Fruchtart wird insgesamt 4-mal
angebaut. Es ist schwierig Tendenzen für zukünftige Entwicklungen vorherzusagen. Aber in
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Bezug auf eine langfristige Investitionsentscheidung, wie den Bau einer Windschutzhecke,
müssen die längerfristigen, ökonomischen Auswirkungen betrachtet werden.
Es wird unterstellt, dass die Direktkosten beim erneuten Anbau der gleichen Fruchtart um 3%
gestiegen sind. Diese Kosten betragen in der ersten Rotation neben den genannten 400 Euro
pro Hektar für den Winterweizen, 350 Euro für die Wintergerste und 550 Euro je Hektar für den
Winterraps. Weiterhin steigen im selben Turnus die Erträge der Kulturen, aber nur mit
durchschnittlich 0,5% alle 3 Jahre, da eine höhere Steigerung eine Verkennung der Realitäten
und der züchterischen Möglichkeiten darstellen würde. So werden Erträge von 70 dt/ha für die
Gerste und 40 dt/ha für den Winterraps in der ersten Anbauperiode angenommen. Die
Verkaufspreise des Ernteproduktes in der Kalkulation werden wie folgt angenommen:
Winterweizen 200 Euro/t; Wintergerste 190 Euro/t und Winterraps 450 Euro je Tonne. Diese
Preise bleiben über den gesamten Betrachtungszeitraum gleich, da realistische Veränderungen
nicht vorhersagbar sind. Aufgrund der hohen Volatilität der letzten und wahrscheinlich auch der
kommenden Jahre wird diese Annahme die Realität bestmöglich abbilden.
Auf der Kostenseite wird die Anlage der Windschutzhecke aus Kapitel 5.2 in Ansatz gebracht.
Diese wird kalkulatorisch über 20 Jahre abgeschrieben, dass bedeutet das 1/20 der
Herstellungskosten von 19.000 Euro für die 1.000 Meter Hecke jährlich getragen werden
müssen. Dazu kommen noch Aufwendungen für die Pflege von ca. 500 Euro je Jahr. Daraus
ergeben sie zusätzliche Kosten von 1.500 Euro pro Jahr in der Anpassungsvariante.
Tabelle 13: Vergleich der Direktkostenfreien Leistung über 12 Bewirtschaftungsjahre Fruchtfolge WW-WG-WRa
Ausgangssituation (a)
Anpassungssituation (b)
Jahr Kosten Erlöse DKL
Jahr Kosten Erlöse DKL
1 12.000 48.000 36.000
1 13.260 49.392 36.132
2 10.500 39.900 29.400
2 11.790 41.057 29.267
3 16.500 54.000 37.500
3 17.670 55.566 37.896
4 12.360 48.240 35.880
4 13.613 49.886 36.273
5 10.815 40.100 29.285
5 12.099 41.468 29.369
6 16.995 54.270 37.275
6 18.155 56.122 37.967
7 12.731 48.481 35.750
7 13.976 50.385 36.409
8 11.139 40.300 29.161
8 12.417 41.882 29.466
9 17.505 54.541 37.037
9 18.655 56.683 38.028
10 13.113 48.724 35.611
10 14.350 50.889 36.538
11 11.474 40.501 29.028
11 12.744 42.301 29.557
12 18.030 54.814 36.784
12 19.169 57.250 38.080
Summe 163.161 571.871 408.710
Summe 177.898 592.880 414.982 Quelle: eigene Kalkulation
Im direkten Vergleich, der beiden Varianten über 12 Jahre, ist festzustellen dass sich die
direktkostenfreie Leistung der Anpassungsvariante geringfügig besser darstellt. Obwohl die
Kosten für die Pflege und die Erstellung der Windschutzhecke getragen werden müssen und
die Gesamtfläche des Schlages um 0,6 Hektar geringer ist. Dies wird allein über die höheren
Erträge realisiert.
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Aus ökonomischer Sicht ist die Pflanzung einer Windschutzhecke für landwirtschaftliche
Betriebe überlegenswert. Über einen längeren Zeitraum betrachtet amortisiert sich die
Investition durchaus. Die zu erwartenden höheren Erträge wiegen den Flächenverlust, durch die
Heckenanlage, auf. Die Kosten durch den Bodenabtrag können nicht konkret monetär beurteilt
werden. Hinsichtlich des prognostizierten Klimawandels ist der drohende Verlust des
fruchtbaren Oberbodens in Bezug auf das Wasserhaltevermögen und die Erfüllung der Puffer-
und Nährstoffspeicherfunktion von hoher Relevanz.
Für die Umsetzung von Windschutzhecken in landwirtschaftlichen Unternehmen hat die
bundeslandspezifische Ausgestaltung der Förderprogramme einen erheblichen Stellenwert,
auch hinsichtlich der ökonomischen Akzeptanz der Windschutzhecken. Über dieses Element
kann in gefährdeten Gebieten Deutschlands eine schnellere Umsetzung von
Schutzmaßnahmen realisiert werden.
6. Publikationen
Poster und Kurzfassung zur Tagung der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften in Kiel
2011
Mitteilungen der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften Band 23 - Stickstoff in Pflanze, Boden und
Umwelt - Gemeinsame Tagung der Deutschen Gesellschaft für Pflanzenzernährung e. V. und der
Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften e. V., 2011; S. 183
Entwicklung eines Nachhaltigkeitsindikators zur standortspezifischen Bewertung landwirtschaftlicher Anbausysteme in Bezug auf die
Abschätzung der Winderosionsgefährdung
Bernhard Wagner1, Michael Steininger2, Peter Deumelandt3 & Olaf Christen4
1 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, [email protected] 2 Mitteldeutsches Institut für angewandte Standortkunde und Bodenschutz, Halle, [email protected] 3 Privates Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung GmbH, Halle, [email protected] 4 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, [email protected]
Einleitung
Das Gefährdungspotenzial durch Winderosion wird gegenwärtig in Deutschland mittels des
qualitativ ausgerichteten Ansatzes nach DIN 19706 bewertet.
Das durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt geförderte Vorhaben verfolgt das Ziel, den
quantitativen Ansatz der "Wind Erosion Equation" (WEQ) (Woodruff and Siddoway, 1965) in das
Bewertungssystem REPRO zu überführen, auf die deutschen Verhältnisse zu applizieren und
einen Indikator zur Abbildung des Gefährdungspotenzials von Agrarökosystemen zu erstellen.
Material und Methoden
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Grundlage für den Indikator bildet die WEQ, die den mittleren jährlichen Bodenabtrag durch
Winderosion in t/ha als Funktion von Boden, Rauigkeit, Klima, ungeschützte Feldlänge und
Bodenbedeckung abbildet. In den USA wurden hierzu standortspezifische Nomogramme und
Tabellen entwickelt. Williams et al. (1984) legten ein Gleichungssystem vor, welches die
Grundlage für die Überführung in ein GIS und in das Programm REPRO bildet.
Ergebnisse und Diskussion
Es wird ein praxistauglicher Lösungsansatz zur Indikation des Gefährdungspotenzials durch
Winderosion für die Systemumgebung des Modells REPRO und die Schaffung eines
Bewertungsansatzes zur Abbildung der standortspezifischen ackerbaulichen
Landnutzungssysteme in Bezug auf die Winderosionsgefährdung erarbeitet. Dieser Ansatz geht
weit über die aktuell praktizierten Bewertungen nach Cross-Compliance hinaus und
berücksichtigt den Einfluss der Bodennutzung und -bearbeitung. Mit der Entwicklung dieses
Nachhaltigkeitsindikators wird erstmals für das Gefährdungspotenzial durch Winderosion ein
standort- und betriebspezifischer Vergleich sowohl in vertikaler als auch horizontaler
Bewertungsebene ermöglicht. Dem Schutzgut Boden kann nunmehr auch auf den leichten und
mittleren Standort in der landwirtschaftlichen Produktion verstärkt Rechnung getragen werden.
Literatur
Williams N. P., Jones C. A. and Dyke P. T. (1984): A Modeling approch to determine the
relationship between erosion an soil productivity. In: Transaction of the ASAE, 27(1), 129-144
Woodruff, N. P. and F. H. Siddoway (1965): A wind erosion equation. - In Soil Sci. Soc. Am.
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7. Literatur
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