Erfahrungen mit Amatin, Einem Neuen Antipyreticum Ohne Diaphoretische Wirkung

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231o KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. IO. J A H R G A N G . Nr. 5o 12. DEZEMBER ~93 r anderer Stelle als die Olfactoriusfasern liegen lind die Glosso- pharyligeus~ und sensibleli Facialisendigungeli wiederum an anderen Stellen vorhanden sind und dort die Geschmacks- empfindung fibermitteln. Es wurden im ganzen ioo F~lle nit den verschiedellsten Erkrankungeli der Nase, des Nasenraehenraumes und der vor- dereli Sch~tdelgrube untersucht. Jeder Geruehsprfifung muB eine einwandfreie Untersuehung der Nase und des Nasen- rachenraums vorangehell, IIm lokal bedingte St6rullgen aus- zllschalten. Auf Grund unseres Materials k61inen wir his jetzt allerdings eille eillwandfreie Entscheidung, ob eine Geruchs- st6rung zentral oder peripher bedillgt ist, nicht treffen. IZeilies- fails aber darf man sich dazu verleiten lassen, durch einen llegativell Nasenbefund eine Geruchsst6rung zentral zu lokali- sieren. Sehr interessallte Ergebliisse kollnten wir bei unseren Untersuchullgell in bezug auf die Frage, ob eille organische oder fullktionelle St6rung im t3ereich des Geruehssinnes vor- liegt, erzieten. Bei s~tmtlichen Sch~digullgen der Nasellschleim- haut durch Nasennebenh6hlelleiterungeI1, postoperative Ver- Xnderungen, Ozaena, Nasentumorell, konnte framer wieder festgestetlt werden, dab je nach dem Grad der Hyposmie oder Anosmie die reinen Riechstoffe ausgefallen warell. Ein eillzelner Tall machte eine Ausllahme. Ill diesem Fall war die Schleimhalit der Nase und des Rachenraumes vollkommen zerst6rt, undes war nebell dem Ausfall der Empfindllng der Riechstoffe such ein Verlust fiir die Tast- und Geschmacks- komponente zu konstatieren. Aus diesen Untersuchungen ging weiterhin hervor, dab bei Erkrankungen ilinerhalb des nerv6sen Riechapparates die Tast- und Geschmackskompo- nellten erhalten bleiben mfissen. Wenll man sich anatomisch die Lokalisatioll der Riech-, Tast- und Geschmacksempfindung vergegenwXrtigt, so ist such ohne weiteres die Methodik zur Feststellullg yon Simu- lation und Aggravation gegeben. Priift mall z. 13. einen Patien- ten mit Verletzung der Rima olfactoria beiderseits, so muB die Empfindulig ffir die reinen Riechstoffe vollkommen aus- fallen, w~hrend die Empfilidung der Tastkomponente (Tri- geminus) und der Geschmackskomponente (Glossopharyngeus und sensibler Facialis) noch vorhanden sein muB, da die ent- sprechenden Nerven aliatomisch sehr weft auseinalider- liegen oder ein so allsgedehntes Trauma vorgelegell haben muB, dab Olfactorius, Trigeminus, Glossopharyngeus und Facialis gleichzeitig betroffen worden sind, ein Befund, der sehr selten nit dem Leben vereinbar sein diirfte. Weiterhill konnte ill diesell Untersuchungen festgestellt werden, dab z. B. die verschiedenell Arten der Nebenh6hlen- eiterungen zu Geruehsst6rungen ffihren kSnnen, andere da- gegen den Geruch in keiner Weise beeinflussen. Allch Mellingitiden der Sch~delbasis brauchen keilie Riech- st6rungei1 zu hinterlassen, w~thrend Tumoren der vorderen Sch~delgrube scholl eher zu St6rungen der reinen Riech- empfindung ftihren k6nnen. Die fibrigen interessanten Einzel- heiten dieser Arbeit mfissen in der an anderer Stelle erscheinen- den ausffihrlicheli Publikation nachgelesen werden. Berfick- sichtigt werden muB allerdings bei sXmtlichen Geruchs- prfifungell die individuelle Schwalikung und das Abstumpfen des Geruchssinnes nit zunehmendem Alter*. ERFAHRUNGEN MIT AMATIN, EINEM NEUEN ANTIPYRETICUM OHNE DIAPHORETISCHE WIRKUNG. Von HELMUT M/JLLER. Aus dem St~dtischei1 Tuberkulosekrankenhaus Breslau, Heils~tte Herrnprotsch. (Prim/irarzt: Priva~dozent Dr, BRIEGER.) Zu den wichtigsten ~rztlichen MaBnahmen bei der t3e- Mtmpfung der Tuberkulose geh6rt die Herabsetzung des Fiebers, das nicht nur dem I~ranken erhebliches physisches Unbehagen bereite~, sondern auch bei l~ngerem Anhalten psychisch auBerordentlich niederdrfickend zu wirken pflegt. * Die ausfiihrliche Publikation erscheinf ,/on LAEMMLE, Arch. Ohr- usw. Heilk. |931. Es stehen uns zwar eine Reihe gut wirksamer Fiebermittel zur Verffigung, ihre sehweil3treibende Wirkung beeintr~chtigt jedoch in vielen Fgllen wesenflich die Vorteile der Anfipyrese gerade beim Tuberkulosekranken, der oft ohllehill schon yon l~stigen SchweiBen geplagt wird. Von der I. G. Farbenindustrie wurde uns ein erst seit kurzer Zeit eingeftihrtes Antipyreticum nit der Bitte um Erprobullg fiberreicht, das Amatin (Acetyl-m-kresotins~ure), das nach dem Prospekt bei dem Aspirin gleicher antipyretischer Wirkung und ausgezeichneter Vertr~glichkeit sich durch eine starke Herabsetzung der diaphoretischen Wirkung auszeichnet und zuerst yon DOBNER klinisch erpmbt und gtinstig beurteilt worden ist. Wenn ich reich entschlossell habe, auch ulisere Erfahrungen kurz zu ver6ffentlichen, so deshalb, weft ich in der Tat glaube, dab uns im Amatin ein Pr~parat zur Verffigung steht, das in vielen F~llen gute Dienste zu leisten vermag und gerade auch im Hinblick auf die beim Phthisiker so besonders sehwer empfundene und schwer zu bekXmpfende Neigung zu SchweiBausbrfichen einen Fortschritt in der symptomatischen Tuberkulosetherapie bedeutet. Ich habe bei eiller gr6Beren Zaht Lungenkranker das Mittel angewandt. In fast allen F~llen trat bei einer Dosis voli 3--4real o, 5 g pro die eine erhebliche Herabsetzung der K6rpertemperatur ein, oft auch bei I~raliken, bei denen Pyra- midon and Gardan nicht oder nicht mehr wirkten. Dabei war vor allem die Angabe zu best~ttigen, dab SchweiBwirkullg in vielen F~llen v611ig fehlte, in einigen gegentiber dell anderen Pr~paraten erheblicl~ geringer war. Das Fehlell der dia- phoretischen Wirkung wurde sogar mehrfach in F~tllen be- obachtet, die vorher ohne jegliche Medikation fiber starke SchweiBausbrfiche geklagt hatten. t3esonders eindrucksvoI1 war der erste Tall, in dem ich das Mittel erprobte : Der 43J~thr. Patient Sch., der an schwerer florider hochfieber- hafter exsudativer Phthise nit erheblieher H6hlenbildung lift, hatte bereits mehrere 3/Iittel (Pyramidon-Lactophenin, Gardan) erprobt, wollte diese abet wegen der dutch sie hervorgerufenen profusen SchweiBausbriiche nicht welter nehmen. Er nahm das Amatin (4mal o, 5 g pro die), yon dem ich ibm die Hoffnung er- weckt hatte, dab es nicht schweil3treibend wirke, in vollem Glauben an seine \u wollte abet am nXchsten TaKe nichts mehr davon wissen, da er noch viel mehr danach geschwitzt habe. Erst auf Zureden lieB er sich dazu herbei, es wenigstens einige Tage zu ver- suchen -- und hatte nie mehr SchweiBausbrflche und wesentlich niedrigere Temperatnren. Der Umstand, dab der tgranke vor- eingenommen gegen das Mittel war, lXBt den Erfolg als einen objek- tiven erscheinen. Ahnlich gfillSfige Wirkungell sahen wir ill einer groBell Zahl voll F~llen. Die Beobachtullg, dab die Wirkung erst am 2. bis 4. Tage zur Entfaltung kam, machten wit IIoch mehr- fach. Auch die Erfahrung, die wir roll anderen Antipyreticis her kellnen, fanden wit beim Amatin gleichfalls, dab n~mlich die Wirkung h~ufig fiber die Dauer der Medikation anh~tlt. Es soll auf der alideren Seite IIicht versehwiegen werdell, dab auch mehrere g~nzliche MiBerfolge yon uns beobachtet worden sind. In einer kleinen Minderzahl yon F~llen bewirkte das Amatin weder eine ausreichende Herabsetzung der K6rper- temperatur noch ein Nachlassen der SchweiBe, ja einige Kranke behaupteten sogar, auf das Mittel noch mehr zu schwitzen als vorher. Im fibrigen haben wit unallgeliehme Nebeliwirkuligen bei unserer Dosierung hie beobachtet, insbesolidere wurde das Pr~parat vow keinem Kranken IIn- gerli genommen, die Vertr~glichkeit war stets gut. W'elln such eine ~Reihe ausgezeichneter Antipyretica existiereli, das noch inner in erster Reihe stehende Pyramidon, das uns besonders bew~hrte Gardan u. a., so ist es doch gerade ftir den Tiiberkulosearzt nit seinen chronisch-fieberhaften Pat. erwtinseht, eine Reihe yon Mitteln an der Hand zu haben, da er h~ufig gezwungen ist zu wechseln. Schon aus diesem Grunde ist jedes nene brauchbare Fiebermittel zu begrtiBen. Wenn dieses nun noch die wertvolle Eigenschaft besitzt, seine Wirkling ohne Vermehrung der SchweiB- sekretion zu entfalten, so muB es als eine wirkliche Bereiche- rung unseres therapeutischen Rfistzeuges angesehen werden. L i t e r a t u r : DOB.'~ER, Mfinch. ned. "vVschr. I93o, Nr 26.

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231o K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . IO. J A H R G A N G . Nr. 5o 12. DEZEMBER ~93 r

anderer Stelle als die Olfactoriusfasern liegen lind die Glosso- pharyligeus~ und sensibleli Facialisendigungeli wiederum an anderen Stellen vorhanden sind und dort die Geschmacks- empfindung fibermitteln.

Es wurden im ganzen ioo F~lle n i t den verschiedellsten Erkrankungeli der Nase, des Nasenraehenraumes und der vor- dereli Sch~tdelgrube untersucht. Jeder Geruehsprfifung muB eine einwandfreie Untersuehung der Nase und des Nasen- rachenraums vorangehell, IIm lokal bedingte St6rullgen aus- zllschalten. Auf Grund unseres Materials k61inen wir his je tz t allerdings eille eillwandfreie Entscheidung, ob eine Geruchs- st6rung zentral oder peripher bedillgt ist, nicht treffen. IZeilies- fails aber darf man sich dazu verleiten lassen, durch einen llegativell Nasenbefund eine Geruchsst6rung zentral zu lokali- sieren.

Sehr interessallte Ergebliisse kollnten wir bei unseren Untersuchullgell in bezug auf die Frage, ob eille organische oder fullktionelle St6rung im t3ereich des Geruehssinnes vor- liegt, erzieten. Bei s~tmtlichen Sch~digullgen der Nasellschleim- haut durch Nasennebenh6hlelleiterungeI1, postoperative Ver- Xnderungen, Ozaena, Nasentumorell, konnte framer wieder festgestetlt werden, dab je nach dem Grad der Hyposmie oder Anosmie die reinen Riechstoffe ausgefallen warell. Ein eillzelner Tall machte eine Ausllahme. Ill diesem Fall war die Schleimhalit der Nase und des Rachenraumes vollkommen zerst6rt, u n d e s war nebell dem Ausfall der Empfindllng der Riechstoffe such ein Verlust fiir die Tast- und Geschmacks- komponente zu konstatieren. Aus diesen Untersuchungen ging weiterhin hervor, dab bei Erkrankungen ilinerhalb des nerv6sen Riechapparates die Tast- und Geschmackskompo- nellten erhalten bleiben mfissen.

Wenll man sich anatomisch die Lokalisatioll der Riech-, Tast- und Geschmacksempfindung vergegenwXrtigt, so ist such ohne weiteres die Methodik zur Feststellullg yon Simu- lation und Aggravation gegeben. Priift mall z. 13. einen Patien- ten mit Verletzung der Rima olfactoria beiderseits, so muB die Empfindulig ffir die reinen Riechstoffe vollkommen aus- fallen, w~hrend die Empfil idung der Tastkomponente (Tri- geminus) und der Geschmackskomponente (Glossopharyngeus und sensibler Facialis) noch vorhanden sein muB, da die ent- sprechenden Nerven aliatomisch sehr weft auseinalider- liegen oder ein so allsgedehntes Trauma vorgelegell haben muB, dab Olfactorius, Trigeminus, Glossopharyngeus und Facialis gleichzeitig betroffen worden sind, ein Befund, der sehr selten n i t dem Leben vereinbar sein diirfte.

Weiterhill konnte ill diesell Untersuchungen festgestellt werden, dab z. B. die verschiedenell Arten der Nebenh6hlen- eiterungen zu Geruehsst6rungen ffihren kSnnen, andere da- gegen den Geruch in keiner Weise beeinflussen.

Allch Mellingitiden der Sch~delbasis brauchen keilie Riech- st6rungei1 zu hinterlassen, w~thrend Tumoren der vorderen Sch~delgrube scholl eher zu St6rungen der reinen Riech- empfindung ftihren k6nnen. Die fibrigen interessanten Einzel- heiten dieser Arbeit mfissen in der an anderer Stelle erscheinen- den ausffihrlicheli Publikation nachgelesen werden. Berfick- sichtigt werden muB allerdings bei sXmtlichen Geruchs- prfifungell die individuelle Schwalikung und das Abstumpfen des Geruchssinnes n i t zunehmendem Alter*.

ERFAHRUNGEN MIT AMATIN, EINEM NEUEN ANTIPYRETICUM OHNE DIAPHORETISCHE

WIRKUNG. V o n

HELMUT M/JLLER. Aus dem St~dtischei1 Tuberkulosekrankenhaus Breslau, Hei ls~t te Herrnprotsch.

(Prim/irarzt: Priva~dozent Dr, BRIEGER.)

Zu den wichtigsten ~rztlichen MaBnahmen bei der t3e- Mtmpfung der Tuberkulose geh6rt die Herabsetzung des Fiebers, das nicht nur dem I~ranken erhebliches physisches Unbehagen bereite~, sondern auch bei l~ngerem Anhalten psychisch auBerordentlich niederdrfickend zu wirken pflegt.

* Die ausfiihrliche Publikation erscheinf ,/on LAEMMLE, Arch. Ohr- usw. Heilk. |931.

Es stehen uns zwar eine Reihe gut wirksamer Fiebermittel zur Verffigung, ihre sehweil3treibende Wirkung beeintr~chtigt jedoch in vielen Fgllen wesenflich die Vorteile der Anfipyrese gerade beim Tuberkulosekranken, der oft ohllehill schon yon l~stigen SchweiBen geplagt wird.

Von der I. G. Farbenindustrie wurde uns ein erst seit kurzer Zeit eingeftihrtes Antipyret icum n i t der Bitte um Erprobullg fiberreicht, das Amatin (Acetyl-m-kresotins~ure), das nach dem Prospekt bei dem Aspirin gleicher antipyretischer Wirkung und ausgezeichneter Vertr~glichkeit sich durch eine starke Herabsetzung der diaphoretischen Wirkung auszeichnet und zuerst yon DOBNER klinisch erpmbt und gtinstig beurteilt worden ist. Wenn ich reich entschlossell habe, auch ulisere Erfahrungen kurz zu ver6ffentlichen, so deshalb, weft ich in der Tat glaube, dab uns im Amatin ein Pr~parat zur Verffigung steht, das in vielen F~llen gute Dienste zu leisten vermag und gerade auch im Hinblick auf die beim Phthisiker so besonders sehwer empfundene und schwer zu bekXmpfende Neigung zu SchweiBausbrfichen einen Fortschri t t in der symptomatischen Tuberkulosetherapie bedeutet.

Ich habe bei eiller gr6Beren Zaht Lungenkranker das Mittel angewandt. In fast allen F~llen t ra t bei einer Dosis voli 3- -4real o, 5 g pro die eine erhebliche Herabsetzung der K6rpertemperatur ein, oft auch bei I~raliken, bei denen Pyra- midon and Gardan nicht oder nicht mehr wirkten. Dabei war vor allem die Angabe zu best~ttigen, dab SchweiBwirkullg in vielen F~llen v611ig fehlte, in einigen gegentiber dell anderen Pr~paraten erheblicl~ geringer war. Das Fehlell der dia- phoretischen Wirkung wurde sogar mehrfach in F~tllen be- obachtet, die vorher ohne jegliche Medikation fiber starke SchweiBausbrfiche geklagt hatten.

t3esonders eindrucksvoI1 war der erste Tall, in dem ich das Mittel erprobte :

Der 43J~thr. Patient Sch., der an schwerer florider hochfieber- hafter exsudativer Phthise n i t erheblieher H6hlenbildung lift, hatte bereits mehrere 3/Iittel (Pyramidon-Lactophenin, Gardan) erprobt, wollte diese abet wegen der dutch sie hervorgerufenen profusen SchweiBausbriiche nicht welter nehmen. Er nahm das Amatin (4mal o, 5 g pro die), yon dem ich ibm die Hoffnung er- weckt hatte, dab es nicht schweil3treibend wirke, in vollem Glauben an seine \u wollte abet am nXchsten TaKe nichts mehr davon wissen, da er noch viel mehr danach geschwitzt habe. Erst auf Zureden lieB er sich dazu herbei, es wenigstens einige Tage zu ver- suchen -- und hatte nie mehr SchweiBausbrflche und wesentlich niedrigere Temperatnren. Der Umstand, dab der tgranke vor- eingenommen gegen das Mittel war, lXBt den Erfolg als einen objek- tiven erscheinen.

Ahnlich gfillSfige Wirkungell sahen wir ill einer groBell Zahl voll F~llen. Die Beobachtullg, dab die Wirkung erst am 2. bis 4. Tage zur Entfal tung kam, machten wit IIoch mehr- fach. Auch die Erfahrung, die wir roll anderen Antipyreticis her kellnen, fanden wit beim Amatin gleichfalls, dab n~mlich die Wirkung h~ufig fiber die Dauer der Medikation anh~tlt. Es soll auf der alideren Seite IIicht versehwiegen werdell, dab auch mehrere g~nzliche MiBerfolge yon uns beobachtet worden sind. In einer kleinen Minderzahl yon F~llen bewirkte das Amatin weder eine ausreichende Herabsetzung der K6rper- temperatur noch ein Nachlassen der SchweiBe, ja einige Kranke behaupteten sogar, auf das Mittel noch mehr zu schwitzen als vorher. Im fibrigen haben wit unallgeliehme Nebeliwirkuligen bei unserer Dosierung hie beobachtet, insbesolidere wurde das Pr~parat vow keinem Kranken IIn- gerli genommen, die Vertr~glichkeit war stets gut.

W'elln such eine ~Reihe ausgezeichneter Antipyretica existiereli, das noch i n n e r in erster Reihe stehende Pyramidon, das uns besonders bew~hrte Gardan u. a., so ist es doch gerade ftir den Tiiberkulosearzt n i t seinen chronisch-fieberhaften Pat. erwtinseht, eine Reihe yon Mitteln an der Hand zu haben, da er h~ufig gezwungen ist zu wechseln. Schon aus diesem Grunde ist jedes nene brauchbare Fiebermittel zu begrtiBen. Wenn dieses nun noch die wertvolle Eigenschaft besitzt, seine Wirkling ohne Vermehrung der SchweiB- sekretion zu entfalten, so muB es als eine wirkliche Bereiche- rung unseres therapeutischen Rfistzeuges angesehen werden.

L i t e r a t u r : DOB.'~ER, Mfinch. ned. "vVschr. I93o, Nr 26.