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1 Erfahrungsbericht Auslandssemester an der TU Delft, Niederlande Fachrichtung: Business Administration, Schwerpunkt SCM Dieser Erfahrungsbericht soll einen kurzen Einblick in das Leben und Studieren an der TU Delft geben. Speziell wird hier auch über den Masterstudiengang Systems Engineering, Politicy Analysis and Management berichtet werden und über wichtige Tipps.

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Erfahrungsbericht Auslandssemester an der TU Delft, Niederlande

Fachrichtung: Business Administration, Schwerpunkt SCM

Dieser Erfahrungsbericht soll einen kurzen Einblick in das Leben und Studieren an der TU Delft

geben. Speziell wird hier auch über den Masterstudiengang Systems Engineering, Politicy Analysis

and Management berichtet werden und über wichtige Tipps.

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Vorbereitung Wer an der TU Delft im Winter studieren will, sollte seine nötigen Bewerbungsunterlagen für die

zeitnah zusammen gestellt haben. Im Allgemeinen bleiben ca. 3 Wochen inklusive verschicken

per Post! um alle Unterlagen an der TU einzureichen. Ist man dann angenommen, muss man sich

erst noch einmal selber durch das Onlineportal Studielink kämpfen, um sich zu immatrikulieren.

Die Universität steht jedoch immer bei Problemen mit Rat und Tat zur Seite. Ich habe zum

Beispiel einen Fehler gemacht und falsche Zahlungsmodalitäten angegeben. Rückgängig machen

konnte ich das selber nicht mehr, da gilt es aufmerksam beim Ausfüllen zu sein zu sein. Im

Notfall das Studierendensevericezentrum CSA angerufen, die helfen weiter.

Ankunft und Einführung Etwa 200€ kosten das Vollprogramm der TU Delft. Wer daran teilnimmt lernt nicht nur gleich

die meisten der neuen Internationalen Studenten kennen, sondern bekommt eine Einführung in

das Niederländische Bahnsystem, Stadtführung, Abholung am Flughafen und eine Anmeldung

am Rathaus und die Kultur. Gerade in Bezug auf administrative Dinge und das Finden von neuen

Freunden ist dieses Einführungsprogramm nicht zu verachten. Es ist jedoch nicht unbedingt

nötig. Als Deutscher findet man sich oft schnell zurecht. Ich zum Beispiel habe nicht daran

teilgenommen, Freunde habe ich trotzdem schnell gefunden. Wichtiger ist es jedoch am

Einführungstag teilzunehmen. Dort trifft man seine künftigen Studienkollegen und lernt alles

Wichtige, wie die Bedienung von Blackboard zum Anmelden für Kurse und Klausuren.

Unterkünfte Wer schnell und einfach eine Unterkunft haben

möchte bewirbt sich bei der Wohnungsgesellschaft

DUWO. Dies hat Vor-und Nachteile. Erst einmal die

Vorteile, als Internationaler Student zahlt man etwas

mehr, dafür wird man bei der Zuteilung der

Unterkünfte direkt berücksichtigt und wird nicht auf

der Warteliste gesetzt (die Wartezeit für die schönen

Wohnungen liegt übrigens bei ca 3 Jahren),

außerdem sind im Normalfall bereits alle Kosten

inklusive, was im Winter nicht zu verachten ist. Ein

weiterer Vorteil ist, dass sich Duwo bemüht Schäden

jeglicher Art schnell zu beseitigen. Waschmaschinen

sind auch immer vorhanden, wenn gleich die

Waschleistung und die Preise zu wünschen lassen.

Trotzdem muss man sagen, dass die Wohnungen der

Internationalen Studenten oft schlechter in der

Qualität sind als die der Einheimischen,

Niederländisch-Internationale Wohnheime sind eher

seltener zu finden. Die meisten Wohnungen befinden

sich in ca. 10-15 Minuten mit dem Fahrrad von der

Universität entfernt, aber es gibt auch die Möglichkeit

zum Beispiel einen Container (siehe Bild) auf dem

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Campus zu mieten. Zwar sind die Container nicht die Beste Lösung, bieten jedoch ein ganz

besonderes Wohn-Feeling. Wer Zeit und Muße hat kann natürlich selber auf Wohnungssuche

gehen, was für einen Aufenthalt von einem halben Jahr eher nicht zu empfehlen ist.

Die Universität – Ausstattung und Möglichkeiten Umrandet von Wasser und Grünflächen bietet die

Universität tolle Aufenthaltsplätze im Freien zum

Sitzen, Lernen, Sport machen und entspannen –

wenn nicht gerade Herbst oder Winter ist. Wenn

es dann kälter ist, kann man sich jedoch sehr gut

in die Bibliothek (zu sehen auf dem Bild) oder in

einen der Arbeitsräume flüchten. Die Bibliothek ist

ausgestattet mit einem kleinen Café, Computern,

Schachspiel, Zeitschriften und Gruppenarbeits-

räumen. Sie bietet daher nicht nur Platz zum lernen, sondern auch für Raum für

Erholungsphasen. Für einen deutschen Studenten ist es jedoch manchmal etwas befremdlich,

dass es dort nicht wirklich ruhig zu geht und die Studenten um einen herum gerne mal das

beliebte Butterbrot auspacken oder Kekse nebenbei essen. Wer es also lieber ruhig mag, sollte

zu Hause bleiben.

Die Fakultät für technische Betriebswirtschaft, kurz TPM (auf Niederländisch TBM), ist wie die

Bibliothek ausgestattet mit mietbaren Gruppenlernräumen und mehreren Lernboxen „Orange

Boxes“ mit Bildschirmen sowie mehreren PC Pools.

Wer zwischen all dem Lernen eine Pause braucht, kann entweder in die Cafeteria, donnerstags

in die zur Fakultätsbar von TPM oder ins Büro von Curius (der Studentenvereinigung von TPM)

gehen. Im Büro von Curius (ähnlich dem Fachschaftsrat) findet sich neben kostenlosem Tee und

Kaffee auch gemütliche Sofas und eine Playstation. Zudem organisiert Curius

Informationsveranstaltungen und ähnliches. Wer gänzlich Ruhe von der Uni haben möchte, hat

zudem die Möglichkeit eine Sportscard für die Sportkurse zu erwerben oder an einem der Kurse

von „Sports and Culture“ teilzunehmen. Dort werden nicht nur Tanzkurse, sondern auch

Gesangs und Musikkurse, aber auch andere kreative Kurse wie Porträtzeichnen oder Töpfern

angeboten.

TPM Fakultät

Bibliothek

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Kurse und Klausuren Über Qualität und Geschmack lässt sich streiten, daher möchte ich hier auch keine direkten

Empfehlungen zu Fächern oder Professoren abgeben. Was ich jedoch sehr schnell feststellen

musste, war, dass die Kursbeschreibungen, zu meinen Fächern aus dem ersten Learning

Agreement, nicht unbedingt immer den tatsächlichen Kursinhalt widerspiegeln. Es lohnt sich

daher in der ersten Woche so viele Kurse wie möglich zu besuchen, um anschließend zu

entscheiden, welche Kurse für einen Betriebswirt ohne technischen Hintergrund machbar sind.

So saß ich in meiner ersten Woche nicht nur in Vorlesungen mit wirtschaftlichen Themen,

sondern habe mich auch an den Fakultäten für Civil Engineering und Aerospace umgesehen und

musste dabei feststellen, dass manche Kurse dort sehr gut zu einem Supply Chainer passen,

jedoch oftmals zu tief in die technische Ebene gehen. Ungewohnt war auch die Menge an

Hausarbeiten (oftmals in Gruppen), Präsentationen und zu lesenden Papern. Es ist keine

Seltenheit, dass zum Bestehen eines Kurses drei verschiedene Leistungen erbracht werden

müssen. Daher sollte man sich genau überlegen wie viele Kurse dieser Art man sich zutraut. Am

besten ist es sich daher in der Kaffeepause (ja es gibt Kaffeepausen während der Vorlesung!) mit

seinen Mitstudenten schon mal auszutauschen und zu schauen, ob sich der Arbeitsaufwand

lohnt oder man ihn aufteilen kann.

Ein kleiner Tipp nebenbei: Wer Niederländisch lernen will, sollte sich rechtzeitig für den

Aufnahmetest anmelden. Der Test ist nicht schwer, aber viele Studenten bewerben sich dafür.

Daher sollte man sich nach Bekanntgabe des Ergebnisses sofort für den eigentlichen Kurs im

„Blackboard“ anmelden. Wer bereits Kenntnisse hat kann auch einen Einzeltest beantragen und

in einem höheren Kurs anfangen.

Im November fand dann bereits die erste Prüfungsrunde statt. Wer die Jenenser 60-Minuten

Klausuren gewöhnt ist, wird stutzen. In der Regel hat man 180 Minuten für eine Klausur zu

Verfügung. Das nette dabei ist, die Menge an Stoff ist nicht unbedingt mehr als in Deutschland.

Ich schlage daher vor, es wie die Niederländischen Studenten zu machen: erst einmal Kaffee

holen und Butterbrot auspacken. Wenn man die Klausur nicht besteht oder nicht zufrieden ist

mit der Note, kann man diese dann immer noch im zweiten Quartal verbessern. Die zweite

Prüfungsphase ist dann im Januar angesiedelt. Alle freien Tage, Ferien, Klausur- und

Vorlesungszeiträume findet man übrigens im Academic Kalender.

Stadt und Umgebung Delft bietet alles was man sich von einer typisch Niederländischen Stadt erwartet: Grachten,

Windmühlen, alte kleine Gebäude und Käse. Mit seinen vielen kleinen Straßen und Kanälen kann

man sich am Anfang schnell verlaufen, diese lernt man jedoch schnell auseinander zu halten. Das

bevorzugte Verkehrsmittel ist übrigens das Fahrrad, bei gutem wie schlechtem Wetter. Ein gutes

Fahrradschloss ist übrigens Gold wert oder man sollte kein allzu teures Fahrrad besitzen. Die

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Bilder sollen einen kleinen Einblick ins schöne Delft geben. Das Partyleben findet hier übrigens

mehr in den Kneipen statt.

Der große Vorteil der Niederlande ist, dass man schnell in jeder Niederländischen Stadt ist

(Amsterdam 1 Stunde Zugfahrt!). Es lohnt sich daher eine personalisierte Zugfahrkarte zu erwerben

(40% Rabatt auf die meisten Fahrten für alle Studenten) und sich das Umfeld anzuschauen. Wer

lieber Radfahren will, kann das natürlich auch tun: Rotterdam, Den Haag oder auch den Strand kann

man innerhalb von 30 – 60 Minuten erreichen.

Für Kulturbegeisterte kann ich außerdem empfehlen eine Museumskarte zu erwerben, mit der man

sich die meisten Museen kostenlos und so oft man möchte anschauen kann.

Rotterdam

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Sonstiges Auch wenn oft gefragt wird wo der Unterschied zwischen

der Niederländischen und der Deutschen Kultur liegt,

wissen wir es meist nicht. Daher kann ich nur raten, so

viele Niederländische Dinge zu machen, wie möglich:

Fahrrad fahren bei Wind und Wetter auch bei kurzen

Wegen, Pfannekuchen essen und dem König zu jubeln und

natürlich den Nikolaus begrüßen mit seinen Helfern. Denn

es sind die kleinen Dinge, die oft die großen Unterschiede

ausmachen. Einen kleinen Hinweis zum Schluss noch: das

Essen in der Mensa oder Cafeteria ist zwar ok, jedoch

überteuert. Es lohnt sich wirklich 10 Minuten eher

aufzustehen und sich ein „Pausenbrot“ zu schmieren.

Fazit Ich wollte ins Ausland zum einen, weil wenn wir mal ehrlich sind, die Firmen das heutzutage

erwarten, aber auch um noch einmal neue Erfahrungen, akademisch und kulturell, zu machen.

In den Niederlanden war ich bereits häufig im Urlaub, trotzdem ist es ein Unterschied dort

richtig zu leben und zu studieren.

Das tolle an der TU Delft ist, das der Master international ausgerichtet ist. Das spiegelt sich auch

in der Aufteilung der Studenten wieder. Wer glaubt dort nur mit Niederländern in Kontakt zu

kommen irrt sich. Hier lernt man viel über alle Kulturen und jede Nationalität versucht mit

Festen, Konzerten und Veranstaltungen ihre Lebensweise näher zu bringen. Von indischen

Abenden bis hin zum kleinen griechischen Hausfeiern ist alles zu finden im kleinen Delft. Die

Universität selber ist sehr zu empfehlen, die Ausstattung ist gut und die Mitarbeiter immer

freundlichen und hilfsbereit, bei kleinen wie großen Problemen. Die vielen Gruppenarbeiten

helfen dabei, dass man immer neue Freunde findet und sich ständig auf neue kulturelle

Situationen einstellen muss.

Und wenn der viele Regen und die Hausarbeiten einem doch mal zu sehr aufs Gemüt schlagen,

dann findet sich immer ein schönes Plätzchen und ein netter Mensch zum „Kopje Coffie“ trinken

und „Appeltaart“ essen. Zum Abschluss bleibt nur zu sagen, es war eine schöne Zeit.

TOT ZIENS DELFT

Ankunft Sinter Klaas und

seinen Helfern mit dem

Boot