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Pressemeldung Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945 Sonderausstellung 14|09–29|10|2017 Ab dem 14. September zeigt das NS-Dokumentationszentrum München die Ausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945” . Sie behandelt das menschen- verachtende System der Zwangsarbeit und das Schicksal der annähernd drei Millionen polnischen Sklaven- und Zwangsarbeiter im NS-Regime. Die anhand von Fotos und Dokumenten vorgestellten Lebensgeschichten zeugen von der Ausbeutung und dem Leid der betroffenen Männer, Frauen und Kinder. Obwohl die massenhafte Ausbeutung durch Zwangsarbeit ist eines der großen Verbrechen des Nationalsozialismus ist, rückte dieses Unrecht erst spät ins Blickfeld von Forschung und Öffentlichkeit. Nur an wenige noch lebende Zwangsarbeiter wurden rückwirkend Entschädigungen gezahlt. In einem separaten Ausstellungsteil wird die Geschichte des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers in der heutigen Ehrenbürgstraße in München- Neuaubing thematisiert. Als letzter erhaltener Lagerkomplex in Süddeutsch- land handelt es sich um ein Geschichtszeugnis von höchstem Rang. An diesem historischen Ort entsteht in den nächsten Jahren eine Dependance des NS-Dokumentationszentrums. In dem Lager waren etwa 1.000 Menschen unter zumeist unwürdigen Bedingungen untergebracht. Sie leisteten für die Reichsbahn „kriegswichtige“ und körperlich schwerste Arbeit. Ihr Schicksal steht im Mittelpunkt des Konzepts für den neuen Erinnerungsort. Die Ausstellung wurde von der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung und dem Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum München realisiert. Sie ist bis 29. Oktober zu sehen. In Kooperation mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung wird ein vielfältiges Begleitprogramm mit Filmvorführungen, Zeitzeugengesprächen und Diskussionen realisiert. Jeden Dienstag ndet um 17.30 Uhr ein kostenloser Ausstellungsrundgang statt. Details und Termine sind auf www.ns-dokuzentrum-muenchen.de zu nden. Geöffnet: dienstags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr | Eintritt 5 Euro (ermäßigt 2,50 Euro, bis 18 Jahre frei) 13.09.2017 Pressemeldung Dr. Anke Hoffsten Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Telefon +49 89 233-67014 Fax +49 89 233-67005 [email protected] www.ns-dokuzentrum-muenchen.de Eine Einrichtung der Landeshauptstadt München Eine Ausstellung der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung und des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum München

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Pressemeldung

Erinnerung bewahren.Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945

Sonderausstellung 14|09–29|10|2017

Ab dem 14. September zeigt das NS-Dokumentationszentrum München die Ausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945”. Sie behandelt das menschen-verachtende System der Zwangsarbeit und das Schicksal der annähernd drei Millionen polnischen Sklaven- und Zwangsarbeiter im NS-Regime. Die anhand von Fotos und Dokumenten vorgestellten Lebensgeschichten zeugen von der Ausbeutung und dem Leid der betroffenen Männer, Frauen und Kinder. Obwohl die massenhafte Ausbeutung durch Zwangsarbeit ist eines der großen Verbrechen des Nationalsozialismus ist, rückte dieses Unrecht erst spät ins Blickfeld von Forschung und Öffentlichkeit. Nur an wenige noch lebende Zwangsarbeiter wurden rückwirkend Entschädigungen gezahlt.

In einem separaten Ausstellungsteil wird die Geschichte des ehemaligen Zwangs arbeiterlagers in der heutigen Ehrenbürgstraße in München-Neuaubing thematisiert. Als letzter erhaltener Lagerkomplex in Süddeutsch-land handelt es sich um ein Geschichtszeugnis von höchstem Rang. An diesem historischen Ort entsteht in den nächsten Jahren eine Dependance des NS-Dokumentationszentrums. In dem Lager waren etwa 1.000 Menschen unter zumeist unwürdigen Bedingungen untergebracht. Sie leisteten für die Reichsbahn „kriegswichtige“ und körperlich schwerste Arbeit. Ihr Schicksal steht im Mittelpunkt des Konzepts für den neuen Erinnerungsort.

Die Ausstellung wurde von der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung und dem Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum München realisiert. Sie ist bis 29. Oktober zu sehen. In Kooperation mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung wird ein vielfältiges Begleitprogramm mit Filmvorführungen, Zeitzeugengesprächen und Diskussionen realisiert. Jeden Dienstag fi ndet um 17.30 Uhr ein kostenloser Ausstellungsrundgang statt. Details und Termine sind auf www.ns-dokuzentrum-muenchen.de zu fi nden.

Geöffnet: dienstags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr | Eintritt 5 Euro (ermäßigt 2,50 Euro, bis 18 Jahre frei)

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Presseinformation

Erinnerung bewahren.Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945

Sonderausstellung 14|09–29|10|2017

Zwangsarbeit: Ein Massenverbrechen des NS-StaatsMit dem Überfall der deutschen Wehrmacht am 1. September 1939 wurde in Polen ein brutales Besatzungsregime errichtet. Die polnische Bevölkerung wurde zum „primitiven Arbeitsvolk“ im Dienst der deutschen „Herrenmen-schen“ degradiert. Von 1939 bis 1945 mussten etwa drei Millionen Polinnen und Polen unter meist menschenverachtenden Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Die massenhafte Ausbeutung durch Zwangsarbeit ist eines der großen Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Opfer fanden nach dem Krieg dennoch kaum Beachtung. Erst spät rückte das Unrecht ins Blickfeld von Forschung und Öffentlichkeit. Die Ausstellung „Erinnerung bewahren – Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945“ schildert das gesamte Ausmaß der deutschen Besatzungspolitik in Polen und das damit zusammenhängende System der Zwangsarbeit.

Thematisch gegliedert präsentiert die Ausstellung Zahlen und Fakten zur Herrschaft der deutschen Besatzer in Polen und zur Organisation der Zwangs-arbeit. Sie liefert detaillierte Informationen zu den Konzentrations- und Strafl agern, zur Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, zu Aussiedlungs- und Germanisierungsaktionen und vielen weiteren Aspekten. Historische Dokumente über Schikanen, Strafen und Massenexekutionen zeugen von der Brutalität der Besatzer gegenüber der polnischen Bevölkerung.

Zahlreiche persönliche Dokumente wie Briefe und Fotografi en bringen dem Ausstellungsbesucher das Schicksal der betroffenen Männer, Frauen und Kinder näher. So offenbart sich die menschliche Tragödie hinter dem Sys-tem. Zu den erschütterndsten Zeugnissen gehören die Briefe jener, die nicht zurückkehrten, darunter Briefe von Kindern an ihre Eltern.

Für die Ausstellung wurden einzigartige Materialien aus privaten Beständen ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zusammengetragen sowie Dokumente aus dem Archiv der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöh-nung und weiteren Archiven in Deutschland und Polen aufbereitet.

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Die Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung und das Dokumentationszen-trum NS-Zwangsarbeit haben die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum München realisiert. Sie entstand aus dem Bewusstsein heraus, dass Deutsche und Polen für die Zukunft gemeinsam Verantwortung tragen. Die Ausstellung ist ein Beitrag beider Länder zur Aufklärung über die NS-Vergangenheit und zur Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen und ihren Auswirkungen.

Das Schicksal der polnischen Zwangsarbeiter-innen und ZwangsarbeiterDie „Polen-Erlasse“ vom 8. März 1940, die Heinrich Himmler in seiner Funk-tion als „Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums“ verfügt hatte, schufen ein diskriminierendes Sonderrecht, dem die polnischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unterworfen waren. Sie mussten ein Abzeichen mit dem Buchstaben „P“ tragen und wurden durch einen rassistisch-bürokratischen Kontrollapparat aus Arbeitsamt, Werkschutz, Gestapo und SS streng überwacht. Zudem sollten die Polen sozial isoliert werden. Der Kontakt zur deutschen Bevölkerung, zu anderen Zwangsarbei-tern oder auch zur eigenen Familie war verboten. Bei Verstößen drohten empfi ndliche Strafen bis hin zur Einweisung ins Konzentrationslager. Für sexuelle Beziehungen zu deutschen Frauen wurden polnische Männer mit dem Tod bestraft.

Mehr als die Hälfte der polnischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbei-ter war in der Landwirtschaft eingesetzt. Die übrigen arbeiteten in der Indus-trie, im Bergbau, in Handwerksbetrieben, bei der Reichsbahn, im Baudienst, bei der Organisation Todt, in Gemeinden, Kirchen und privaten Haushalten. Die tägliche Arbeitszeit betrug zunächst mindestens zehn, ab 1944 zwölf Stunden, bei nur sehr geringem Lohn. Neben der schweren Arbeit litten die Zwangsarbeiter oft unter elenden Lebensbedingungen. In der Regel waren sie in Lagern untergebracht, wo die Versorgung mangelhaft und die Wohn-verhältnisse eng und unhygienisch waren.

Besonders hart war das Schicksal von Kindern, die mit ihren Eltern nach Deutschland deportiert wurden oder dort zur Welt kamen. Während man bis Ende 1942 schwangere Zwangsarbeiterinnen noch in ihre Heimat zurück-schickte, wies man sie ab 1943 in Entbindungs- oder Abtreibungsheime ein. Nach der Geburt oder Zwangsabtreibung mussten sie unverzüglich wieder arbeiten. Die Neugeborenen wurden nach rassistischen Kriterien selektiert. Als „gutrassig“ eingestufte Säuglinge trennte man von ihren Eltern und erzog sie in Heimen zu Deutschen. „Schlechtrassige“ Neugeborene wurden getötet oder in Sterbelager („Ausländerpfl egestätten“) für Säuglinge ver-bracht. An die 90 Prozent von ihnen kamen ums Leben.

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Das Zwangsarbeiterlager der Reichsbahn in München-Neuaubing In München-Neuaubing existieren noch acht Baracken eines Zwangsarbei-terlagers, von denen es reichsweit etwa 30.000 gab. Als letzter erhaltener Lagerkomplex in Süddeutschland handelt es sich um ein Geschichtszeugnis von höchstem Rang. Das Lager gehörte zum Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Neuaubing. 2011 hat der Münchner Stadtrat beschlossen, auf dem Gelände einen Erinnerungsort zu schaffen. 2015 wurde das gesamte Ensem-ble von der Landeshauptstadt München angekauft. In einer der Baracken soll eine Ausstellung entstehen. Im Fokus steht die Dokumentation der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Neuaubing und im Stadtgebiet.

Insgesamt waren während des Kriegs über 150.000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in München tätig. Sie arbeiteten für Rüstungskonzerne wie Krauss-Maffei, BMW und Dornier, waren aber auch in vielen kleineren Unternehmen und Betrieben beschäftigt. Kaum ein Münchner Betrieb griff nicht auf Zwangsarbeiter zurück. Auch die öffentliche Hand setzte sie ein, etwa im Straßenbau. Die Reichsbahn hatte einen großen Bedarf an Zwangs-arbeitern, der im Kriegsverlauf noch weiter anstieg. In München betrieb die Bahn unter anderem zwei Ausbesserungswerke in Freimann und Neuaubing. Dort wurden Panzer- und Lazarettzüge sowie Personenwaggons für den Kriegseinsatz gefertigt und repariert.

Die meisten Münchner Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter waren in einer von über 400 Sammelunterkünften untergebracht. Auch wenn die Lebensbedingungen unterschiedlich waren, litten die Insassen überall unter schlechter Hygiene, Drangsalierung, mangelnder Privatsphäre, Hunger und Heimweh. Das Barackenlager an der Ehrenbürgstraße diente der Reichs-bahn spätestens ab Mitte 1942 als Unterkunft für Zwangsarbeiter des Aus-besserungswerks Neuaubing. Nach derzeitigem Kenntnisstand waren dort etwa 1.000 Menschen interniert, obwohl die Wohnbaracken höchstens für halb so viele Insassen ausgelegt waren. Die Mehrzahl der Arbeiter stammte aus der Sowjetunion, Polen und Italien, andere kamen aus den Niederland-en, Frankreich, Kroatien, der Tschechoslowakei und Jugoslawien.

Zu den in Neuaubing eingesetzten Zwangsarbeitern war lange Zeit nichts bekannt. 2012 wurde im ukrainischen Jewmynka mit Iwan Hont erstmals ein noch lebender Zeitzeuge ausfi ndig gemacht. Inzwischen konnte durch systematische Recherchen mit einer Reihe weiterer ehemaliger Insassen und deren Nachkommen in verschiedenen Ländern Kontakt aufgenommen werden. Es konnten Biographien ermittelt und Audio- und Filminterviews erstellt werden. Die gewonnenen Erkenntnisse und Dokumente dienen der Vorbereitung der künftigen Ausstellung und fl ießen in die Informations- und Bildungsangebote des Erinnerungsorts Zwangsarbeiterlager Neuaubing ein.

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BegleitprogrammDie Ausstellung ist bis 29. Oktober zu sehen. In Kooperation mit dem General-konsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung wird ein vielfältiges Begleitprogramm mit Filmvorführungen, Zeitzeugengesprächen und Diskussionen realisiert. Jeden Dienstag fi ndet um 17.30 Uhr ein kostenloser Ausstellungsrundgang statt. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

Terminübersicht:

Mi 20|09|2017 Zeitzeugengespräch: Bogdan Bartnikowski – Erinnerungen hinter Stacheldraht

Do 28|09|2017 Filmvorführung und Diskussion: Der Alltag von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern

So 15|10|2017 Historischer Rundgang über das ehemalige Zwangsarbeiter- lager Neuaubing

Do 19|10|2017 Filmvorführung und Gespräch: Pryvít Kiev! Auf den Spuren der NS-Zwangsarbeit

Mi 25|10|2017 Filmvorführung und Gespräch: Im Märkischen Sand – Nella Sabbia del Brandeburgo

Do 26|10|2017 Zeitzeugengespräch: Stanisław Zalewski – Unsere Jugendzeit

Jeden Dienstag: Offene Rundgänge durch die Sonderausstellung

Weitere Informationen: www.ns-dokuzentrum-muenchen.de

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Pressebilder

Erinnerung bewahren.Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945

Sonderausstellung 14|09–29|10|2017

Sofern nicht anders angegeben können diese Bilder im Rahmen der aktuellen Presseberichterstattung zur Ausstellung unter Angabe des vollständigen Bildnachweises kostenfrei verwendet werden. Hoch aufgelöste Dateien und weitere Motive sind unter [email protected] oder 089/233-67014 erhältlich.

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Telefon +49 89 233-67014Fax +49 89 233-67005

[email protected]

Eine Einrichtung derLandeshauptstadt München

01 | Frauen bei schwerer Zwangsarbeit im Steinbruch des KZ Krakau-Plaszow | © Archiv des Instituts des Nati-onalen Gedenkens

02 | Baudienst-Strafl ager in Krakau, 1942–1944 | © Archiv des Instituts des Nationalen Gedenkens

Eine Ausstellung derStiftung Polnisch-Deutsche

Aussöhnung und desDokumentationszentrums

NS-Zwangsarbeitin Zusammenarbeit mit demNS-Dokumentationszentrum

München

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13.09.2017Presseinformation

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03 | Marianna Żołądek in einem Lager in Österreich, August 1943. Unter der Wolldecke hält sie ihren Sohn, der im Juli 1943 noch in Polen zur Welt kam. | © Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung

04 | Karolina Sowińska, eine Zwangsarbeiterin der Vlinderco-Werke in Hildesheim, beschäf-tigt von Oktober 1943 bis April 1945 | © Stiftung Polnisch-Deut-sche Aussöhnung

05 | Arbeitskarte des italie-nischen Militärinternierten Martino Rivolta aus dem Reichsbahnausbesserungs-werk (RAW) Neuaubing | © Privatbesitz

06 | Außenansicht der leer stehenden Baracke 5 des ehe-maligen Zwangsarbeiterlagers Neuaubing, Juli 2017 | © Jens Weber

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07 | Blick in die Ausstellung | © Jens Weber

10 | Blick in die Ausstellung | © Jens Weber

09 | Blick in die Ausstellung | © Jens Weber

08 | Blick in die Ausstellung | © Jens Weber

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Sonderausstellung14|09–29|10|2017

Erinnerung bewahrenSklaven- und Zwangs arbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945

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Eine Einrichtung der Landeshauptstadt München

Eine Ausstellung der Stiftung Polnisch-Deutsche

Aussöhnung und des Dokumentationszentrums

NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide in

Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum

München

Brienner Straße 3480333 München

www.ns-dokuzentrum-muenchen.de

Di–So 10–19 Uhr

Begleitprogramm zur Sonderausstellung Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945

Mi 20 | 09 | 2017 Zeitzeugengespräch Bogdan Bartnikowski: Erinnerungen hinter Stacheldraht 19.00 Auditorium

Do 28 | 09 | 2017 Filmvorführung und Diskussion Der Alltag von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern 19.00 Auditorium in München und Bayern

So 15 | 10 | 2017 Geführter Rundgang Historischer Rundgang über das ehemalige Zwangsarbeiterlager 11.30 Ehrenbürgstr. 9 Neuaubing

Do 19 | 10 | 2017 Filmvorführung und Gespräch Pryvít Kiev! Auf den Spuren der NS-Zwangsarbeit 19.00 Auditorium

Mi 25 | 10 | 2017 Filmvorführung und Gespräch Im Märkischen Sand – Nella Sabbia del Brandeburgo 19.00 Auditorium

Do 26 | 10 | 2017 Zeitzeugengespräch Stanisław Zalewski – Unsere Jugendzeit 19.00 Auditorium

Jeden Dienstag Offene Rundgänge Rundgang durch die Sonderausstellung (begrenzte Teilnehmerzahl) 17.30 Treffpunkt Foyer Anmeldung unter: [email protected]

Zielgruppenspezifische Rundgänge durch die Sonderausstellung nach Voranmeldung. Bitte kontaktieren Sie unsere Bildungsabteilung: [email protected] | Telefon +49 89 233-67007

Foto: Weibliche KZ-Häftlinge im Steinbruch des KZ Krakau-Plaszow | Archiv des Instituts des Nationalen Gedenkens

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Sonderausstellung14|09 bis 29|10|2017

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Sonderausstellungsbereich Ebene 1

Ab dem 14. September zeigt das NS-Dokumentationszentrum die Ausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945“, eine Zusammenarbeit mit der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung und dem Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide. Präsentiert wird das menschenverachtende System der Zwangsarbeit am Beispiel einzelner Schicksale. Die anhand von Fotos, Dokumenten und Erzählungen vorgestellten Lebensgeschichten zeugen von Ausbeutung und Leid, wie sie annähernd drei Millionen polnischen Sklaven- und Zwangsarbeitern des NS-Regimes widerfahren sind.

In einem separaten Teil wird die Geschichte des in München-Neuaubing erhal-tenen ehemaligen Zwangsarbeiterlagers thematisiert. An diesem historischen Ort entsteht in den nächsten Jahren eine Dependance des NS-Dokumentati-onszentrums.

Das Begleitprogramm aus Filmvorführungen, Zeitzeugengesprächen und Diskussionen wird in Kooperation mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung konzipiertund umgesetzt. Zum ehemaligen Zwangsarbeiterlager Neuaubing ist ein Faltblatt erschienen, das den authentischen Ort, dessen Geschichte und das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in München und Bayern thematisiert.

Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945

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Weibliche KZ-Häftlinge im Steinbruch des KZ Krakau-Plaszow

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ZeitzeugengesprächMittwoch 20|09|201719.00 Uhr

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Bogdan Bartnikowski, geboren 1932, wurde im Alter von zwölf Jahren in das KZ Auschwitz-Birkenau verschleppt. Er überlebte das Vernichtungslager und auch die Evakuierung nach Sachsenhausen, wo er bei der Enttrümmerung Berlins helfen musste. Nach dem Krieg arbeitete er als Journalist und Autor. Seine traumatischen Kindheitserinnerungen schrieb er in den 1960er Jahren nieder.

Als Bartnikowski 1969 in Polen sein Buch „Eine Kindheit hinterm Stacheldraht" veröffentlichte, berührte er ein Thema, das bis dahin weitgehend unbekannt war. Dass nicht nur Erwachsene im Zweiten Weltkrieg zu Tausenden in den Arbeits- und Vernichtungslagern „verschwanden“, sondern auch Kinder, wurde lange Zeit verschwiegen.

In seinen Erinnerungen beschreibt Bogdan Bartnikowski seine Kindheit in Holz-baracken, hinter Mauern, Zäunen und Gittern aus der Perspektive des Kindes. Neben persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen erzählt er parallel auch von den Schicksalen seiner Mithäftlinge und anderer polnischer Kinder aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.

Bogdan Bartnikowski spricht mit Jakub Deka (Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung). Das Gespräch wird konsekutiv auf Polnisch und Deutsch übersetzt.

Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945“

Bogdan Bartnikowski: Erinnerungen hinter Stacheldraht

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiVeranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung

Arbeitsausweis von Bogdan Bartnikowski

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Filmvorführung und Diskussion Donnerstag 28|09|201719.00 Uhr

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Zwangsarbeiter gehörten zwischen 1939 und 1945 zum Stadtbild, auch wenn viele dies im Nachhinein nicht wahrgenommen haben wollen. In Zwangsar-beiterlagern untergebracht, lebten sie teilweise inmitten von Wohngebieten. Obwohl es innerhalb der Lager so gut wie keine Privatsphäre gab, bestanden Liebesbeziehungen zwischen Zwangsarbeitern, aber auch zu Deutschen. Diese Beziehungen waren streng verboten und wurden hart bestraft. Der Film „Verbrechen Liebe“ von Andrea Mocellin und Thomas Muggenthaler doku-mentiert dieses lang verschwiegene und tabuisierte Thema.

Thomas Muggenthaler beschäftigt sich seit Jahren mit dem Leben und Leiden und den privaten Beziehungen von Zwangsarbeitern in Bayern. Am NS-Dokumentationszentrum recherchiert derzeit ein wissenschaftliches Team die Lebensumstände von Zwangsarbeitern in München. Am historischen Ort eines ehemaligen Zwangsarbeiterlagers in Neuaubing entsteht in den nächsten Jahren eine Dependance des NS-Dokumentationszentrums.

Im Anschluss an die Filmvorführung „Verbrechen Liebe“ diskutieren Thomas Muggenthaler und Andrea Mocellin (Bayerischer Rundfunk) und Dr. Paul Moritz Rabe (NS-Dokumentationszentrum/Dependance Neuaubing) über den Lebensalltag von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in München und Bayern und die schwierige Aufarbeitung ihrer Familienschicksale.

Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945“

Der Alltag von Zwangsarbeite-rinnen und Zwangsarbeitern in München und Bayern

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Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiVeranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit dem General-konsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung

Zwangsarbeiter marschierenzum Reichsbahnausbesserungswerk

in Freimann, um 1943

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Geführter RundgangSonntag 15|10|201711.30 Uhr

Ort Erinnerungsort Zwangsarbeiterlager Neuaubing, Ehrenbürgstr. 9, 81249 MünchenEintritt freiVeranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit dem General-konsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung

13 Millionen Menschen mussten während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeit in Deutschland verrichten. Allein in München gab es etwa 150.000 ausländische Arbeitskräfte, die zum großen Teil in einer von mehr als 400 Lagerunterkünften im Stadtgebiet untergebracht waren.

Ein ehemaliges NS-Zwangsarbeiterlager ist in München noch fast vollständig erhalten. Es wurde 1942 von der Reichsbahn am Rande des Stadtteils Neu-aubing errichtet. Als bauliche Zeugen der massenhaften Ausbeutung stehen alle acht noch heute existierende Baracken unter Denkmalschutz. Es handelt sich um eines von nur noch zwei erhaltenen Lagerkomplexen dieser Art in ganz Deutschland. Während des Zweiten Weltkriegs lebten hier etwa 1.000 Zwangs-arbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion, Polen, Italien, den Niederlanden, Frankreich und Tschechien, darunter auch zahlreiche Kinder und Jugendliche. Sie verrichteten schwerste körperliche und „kriegswichtige“ Arbeit im wenige Gehminuten entfernten Ausbesserungswerk der Reichsbahn.

Das NS-Dokumentationszentrum München wird an diesem authentischen Ort einen Erinnerungsort einrichten. Dr. Angela Hermann und Dr. Paul-Moritz Rabe (NS-Dokumentationszentrum) zeigen bei einem Rundgang über das Gelände die Spuren der Vergangenheit und erzählen die Geschichte des Ortes und der dort untergebrachten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.

Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangs arbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945“

Das ehemalige Zwangs - arbeiterlager Neuaubing

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Das ehemalige Zwangsarbeiterlager in München-Neuaubing, 2014

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Filmvorführung und GesprächDonnerstag 19|10|201719.00 Uhr

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiVeranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit dem General-konsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung

Lubow Beloschizka aus Kiew blickt auf ein hartes und bewegtes Leben zurück: Im Zweiten Weltkrieg wurde sie nach München verschleppt und zur Zwangs-arbeit in einer Fabrik verpflichtet. Nach dem Krieg kehrte sie nach Hause in die Sowjetunion zurück – und wurde dort als Landesverräterin, die für den Feind gearbeitet hat, beschimpft und ausgegrenzt. Heute lebt die 90-Jährige in einer Plattenbauwohnung am Stadtrand von Kiew. Lubow Beloschizka ist auf Zuwendungen wie Essenspakete des Arbeiter-Samariter-Bundes angewiesen, denn ihre monatliche Rente reicht bei Weitem nicht zum Leben.

So wie Frau Beloschizka werden viele weitere ehemalige NS-Zwangsarbeiter von Hilfsorganisationen unterstützt. Im Jahr 2013 waren Münchner Jugendli-che von matz.tv und der örtlichen Arbeiter-Samariter-Jugend zu Gast in Kiew. Sie sprachen mit ehemaligen NS-Zwangsarbeitern und deren Kindern, die zu Kriegszeiten in Deutschland zur Welt gekommen sind. 2015 kam es zu einem Gegenbesuch in Bayern. Finanziert wurde das Projekt zu großen Teilen von der Landeshauptstadt München. Aus den beiden Besuchen ist eine beeindru-ckende und berührende Dokumentation entstanden.

Im Anschluss an die Filmvorführung stehen die Regisseure und einige am Projekt beteiligte Schülerinnen und Schüler für ein Gespräch zur Verfügung.Moderation: Dr. Sibylle von Tiedemann

Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945“

Pryvít Kiev! Auf den Spuren der NS-Zwangsarbeit

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Lubow Beloschizka mit einem Pfleger der ASB Kiew

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Filmvorführung und GesprächMittwoch 25|10|201719.00 Uhr

Nachdem im September 1943 das Bündnis zwischen Deutschland und Italien zerbrach, wurden 650.000 italienische Soldaten als Militärinternierte zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt – unter anderem auch zur Munitionsfabrik Kopp & Co nach Treuenbrietzen/Brandenburg. In den letzten Kriegstagen wurde das Lager des Rüstungsbetriebs von der Wehrmacht geräumt. Die italienischen Zwangsarbeiter trieb man zu einer Sandgrube unweit der Stadt. 127 wurden erschossen; vier von ihnen überlebten.

Jahrzehntelang wurde in Treuenbrietzen geschwiegen. Es sah so aus, als würde das Massaker vom 23. April 1945 niemals aufgearbeitet werden. Als die Bewohner der Stadt jedoch begannen, sich der Vergangenheit zu stel-len, wurden verdrängte Erinnerungen an die Gräuel des Zweiten Weltkriegs wach, die im historischen Gedächtnis der Stadt lange verschüttet waren.

Die Filmemacher Katalin Ambrus, Nina Mair und Matthias Neumann haben sich auf eine Reise durch Deutschland und Italien begeben und das Ver-brechen in Treuenbrietzen erstmals filmisch verarbeitet. Entstanden ist ein crossmediales, interaktives Filmprojekt über das Vergessen der Gewalt, das Verschweigen der Schuld und die Verantwortung gegenüber der Geschichte. Nach der Filmvorführung stehen die Regisseure für ein Gespräch zur Verfügung.

Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945“

Im Märkischen Sand – Nella sabbia del Brandeburgo

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiVeranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit dem General-konsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung

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Carmine Mancini, Sohn eines der Opfer des Massakers von Treuenbrietzen

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ZeitzeugengesprächDonnerstag 26|10|2017 19.00 Uhr

Stanisław Zalewski wurde 1925 im polnischen Sucha Wola geboren und lebte bis Kriegsbeginn in Warschau. Bereits als 15-Jähriger musste er die Schule aufgeben und in einer Autowerkstatt einen Teil des Familienein-kommens erwirtschaften.

Am 13. September 1943 wurde Stanisław Zalewski wegen seiner Aktivität im Widerstand festgenommen. Nach einem brutalen Verhör durch die Gestapo kam er ins Pawiak-Gefängnis. Am 5. Oktober wurde er nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Einen Monat später kam er in das Konzentrationslager Mauthausen und von dort aus in das Konzentrationslager Gusen. Er arbeitete als Häftling zunächst im Arbeitskommando Messerschmitt und schließlich bis zur Befreiung als Mechaniker im Kommando Bergkristall (Gusen II). Im Juli 1945 kehrte er nach Polen zurück. Durch den Krieg hatte er seine Mutter, den ältesten Bruder und seine Jugend verloren. Nach dem Krieg beendete er die Schule, studierte und erlangte 1959 das Diplom und den Titel des höheren Ingenieurs. Heute engagiert er sich u.a. für den Polnischen Verband der ehe-maligen Politischen Häftlinge der NS-Gefängnisse und Konzentrationslager.

Im Gespräch mit Jakub Deka (Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung) erzählt Stanisław Zalewski über seine Zeit als Zwangsarbeiter in Deutschland. Das Gespräch wird konsekutiv auf Polnisch und Deutsch übersetzt.

Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945“

Stanisław Zalewski – Unsere Jugendzeit

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Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiVeranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit dem General-konsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung

Erste Nachricht aus dem KZ Gusen an Zalewskis Familie, Anfang 1944