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1 FÄCHER: THEMENBEREICHE: JAHRGANGSSTUFE 9-13 Geschichte Zweiter Weltkrieg, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene ORT LERNANLASS: Kriegsgräberstätte in Bensheim-Auerbach („Soldatenfriedhof“) LAGE: Der Friedhof liegt zwischen Bensheim-Auerbach und Fehlheim westlich der Autobahn A5. ZUGANG ANREISE: In Bensheim über den Berliner Ring in Richtung Zwingenberg. An der Tennishalle links abbiegen (Westtangente). Die Kriegsgräberstätte befindet sich ca. 200 Meter hinter der Autobahnbrücke auf der rechten Seite. Der Weg ist ab dem Berliner Ring auch ausgeschildert. WAS IST ZU SEHEN? Am Eingang der Kriegsgräberstätte befindet sich eine INFO-Tafel mit dem Belegungsplan und einem erläuternden Text (s.u.) Kriegs- Gräber- stätte

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FÄCHER: THEMENBEREICHE: JAHRGANGSSTUFE 9-13 Geschichte Zweiter Weltkrieg, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene

ORT LERNANLASS:

Kriegsgräberstätte in Bensheim-Auerbach („Soldatenfriedhof“)

LAGE: Der Friedhof liegt zwischen Bensheim-Auerbach und Fehlheim westlich der Autobahn A5.

ZUGANG ANREISE:

In Bensheim über den Berliner Ring in Richtung Zwingenberg. An der Tennishalle links abbiegen (Westtangente). Die Kriegsgräberstätte befindet sich ca. 200 Meter hinter der Autobahnbrücke auf der rechten Seite. Der Weg ist ab dem Berliner Ring auch ausgeschildert.

WAS IST ZU SEHEN?

Am Eingang der Kriegsgräberstätte befindet sich eine INFO-Tafel mit dem Belegungsplan und einem erläuternden Text (s.u.)

Kriegs-

Gräber-

stätte

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WAS IST ZU SEHEN?

Das optische Zentrum des Friedhofes bildet ein ca. 3,50m hohes, schlichtes Steinkreuz.

Links und rechts des Hauptweges befinden sich die Gräber der gefallenen Soldaten und Zwangsarbeiter. Die kleinen recht-eckigen Grabsteine geben, sofern bekannt, Dienstgrad, Namen, Geburts- und Todesdatum des Begrabenen an.

Das Massengrab der sowjetischen Kriegsgefangenen liegt im linken hinteren Abschnitt des Friedhofes; es ist mit einer Metallplatte bedeckt, die in deutscher und russischer Sprache folgenden Text trägt: Hier ruhen 385

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sowjetische Kriegsgefangene, die in der schweren Zeit 1941 – 1945 fern von ihrer Heimat starben. Darunter folgen die Namen der Verstorbenen.

WAS IST ZU LERNEN?

Text der Informationstafel: Die Kriegsgräberstätte Bensheim-Auerbach gehört zu den größten ihrer Art in Hessen. Insgesamt wurden hier 1961 Opfer des Zweiten Weltkrieges – 1385 deutsche und 576 ausländische Kriegstote – beigesetzt. Neben Wehrmachtssoldaten und Angehörigen der Waffen-SS haben [hier] zivile Bombenopfer sowie Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus Ost- und Südosteuropa ihre letzte Ruhe gefunden. Manche Todestage reichen bis in das Jahr 1946 hinein, weil viele der verschleppten Ausländer auch noch nach Kriegsende an den Folgen der zuvor erlittenen Entbehrungen starben. In deutscher Kriegsgefangenschaft verhungert Im hinteren Teil der Kriegsgräberstätte befindet sich ein Massengrab. 385 sowjetische Kriegsgefangene, die in der als Lazarett dienenden Heil- und Pflegeanstalt Heppenheim ums Leben kamen, haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. Die hohe Sterblichkeit lässt sich auf eine teils umständebedingte, teils gezielte Vernachlässigung der Ernährung und der medizinischen Versorgung zurückführen. Tod durch Ertrinken Auf dem Weg in die Kriegsgefangenlager auf der linken Rheinseite kam es Ende März 1945 zu einem folgenschweren Unglücksfall: Eine provisorische Fähre mit etwa 150 deutschen Kriegsgefangenen wurde durch ein herannahendes Schnellboot zum Kentern gebracht. Die amerikanische Besatzung des Bootes hatte die Kriegsgefangenen fotografieren wollen. Ungefähr 20 Männer sollen sich schwimmend gerettet haben, während alle anderen ertranken. Dieter Sonne (Grab Nr. 862), Erich Pigorsch (Grab Nr. 895) und Paul Schick (Grab Nr. 948) waren unter den Toten. Einsatz von Jugendlichen Zahlreiche deutsche Soldaten starben Mitte April 1945 bei Kämpfen im Raum Heilbronn. Manche von ihnen waren kaum erwachsen, gerade erst 17 oder 18 Jahre alt. Aus ihren Ausbildungs- und Stammtruppen waren die Jugendlichen als „letztes Aufgebot“ gezogen worden, um gemeinsam mit anderen Verbänden den bevorstehenden Durchbruch der amerikanischen Armee nach Süddeutschland zu verhindern. Sebastian Stadlmair, der jüngste Soldat auf diesem Friedhof (Grab Nr. 1216) wurde am 6. Januar 1929 in Kühbach geboren und kam in einer Flak-Abteilung zum Einsatz. Am 24. April 1945 starb er in Wertingen.

GESCHICHTE DER KRIEGSGRÄ-BERSTÄTTEN IN BENSHEIM::

1. Begräbnisstätte der Gefallenen des Deutsch – Französischen Krieges 1870/71 und des Ersten Weltkrieges 1914 – 1918

In Bensheimer Lazaretten starben sechs Soldaten, die im Deutsch – Französischen Krieg 1870/71 zum Einsatz kamen. Sie wurden auf einem eigens angelegten Grabfeld auf dem Friedhof Bensheim – Mitte bestattet. Die Toten wurden 1905 umgebettet, vermutlich an der Stelle, an der heute sich die Einsegnungshalle befindet. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde an der Westseite des Platzes vor der

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Friedhofskapelle ein geschlossener Block von sechzehn Gräbern in Fünferreihen angelegt. Im Zuge der Friedhofserweiterung wurde westlich vom alten Friedhof Gelände aufgekauft und ein Teil als Soldatenfriedhof hergerichtet. In den Jahren 1918/19 wurden 47 Umbettungen auf den neuen Soldatenfriedhof vorgenommen. Die Anfertigung der Grabsteine, „Hügelsteine“ nahm die Firma Kreuzer vor. 1924 wurden zwei britische Piloten exhumiert und auf dem britischen Soldatenfriedhof Kassel bestattet und 1925 die Leichen von zwei französischen Kriegsgefangenen nach Saarburg überführt.1 2. Begräbnisstätte der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges 1939 – 1945 Die Begräbnisstätte für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges wurde 1939 im oberen südlichen Teil des Friedhofes Bensheim – Mitte gegen die Papierfabrik Euler hin angelegt. Dort fanden auch Bensheimer, die bei Luftangriffen ums Leben kamen, ihre letzte Ruhestätte sowie in Bensheim verstorbene Kriegsgefangene bzw. Zwangsarbeiter. Verstorbene griechische Zwangsarbeiter, die im ehemaligen Marmorit – Werk Bensheim – Hochstädten Sklavenarbeit verrichten mussten, wurden auf einem Grabfeld außerhalb der Friedhofsmauern in Bensheim – Auerbach bestattet.2 Auf dem Soldatenfeld des Friedhofs in Bensheim – Mitte ließ der Bund der Vertriebenen ein Gedenkkreuz aufstellen. 3. Der Soldatenfriedhof bei Bensheim – Auerbach Gefallene US – amerikanische Soldaten und verstorbene ausländische Zivilisten, Zwangsarbeiter und Soldaten der deutschen Wehrmacht wurden 1945 zu beiden Seiten eines von Auerbach nach Fehlheim führenden Feldweges bestattet. In den letzten Kriegsmonaten wurde dieser Friedhof auf freiem Feld westlich des Bensheimer Militärlagers von Einheiten der 7. US – Armee angelegt, deren VI. Korps am 26. März den Rhein bei Worms überschritt und einen Tag später Bensheim vom Nationalsozialismus befreite. Die deutschen Gefallenen kamen allerdings nicht an den Kämpfen an der Bergstraße ums Leben, sondern wurden aus Gebieten, die bis zu zweihundert Kilometern entfernt waren. Die Amerikaner schafften die Toten mit den zurück rollenden Nachschubkolonnen an zentrale Sammelplätze, um außerhalb der Kampfzonen eine präzise Identifizierung vorzunehmen. Auf dem Bensheimer Friedhof wurden zunächst zweitausend Grabstätten angelegt. Die amerikanische Dienststelle war um die Identifizierung der Toten bemüht. Bei der Beisetzung unbekannter deutscher Soldaten wurden Glasampullen mit bestattet, die ein Identifizierungsprotokoll enthielten mit Fingerabdrücken, Beschreibung der Haar- und Augenfarbe, sonstigen Merkmalen und der Art der Verwundung enthielt.

Im Oktober und Dezember 1945 übergaben die amerikanischen Militärbehörden Friedhof und Akten der deutschen Bestattungen an die im August 1945 neu eingesetzte Bensheimer Stadtverwaltung. Nach Umbettung der amerikanischen Soldaten und der Zivilpersonen wurde aus der Bevölkerung angeregt, eine würdigere Begräbnisstätte anzulegen. 1952 wurde hierfür die Kuppe des Bensheimer Eichelberges vorgeschlagen. Eine Alternative im Jahre 1953 sah vor, im Anschluss an einen neu anzulegenden Friedhof am Hang des Hemsbergs einen neuen Soldatenfriedhof anzulegen.

1 Blüm, Diether: Begräbnisstätten und Friedhofskapellen im alten Bensheim. In: Bergsträßer Heimatblätter. Beiträge zur Heimatkunde von Bensheim und Umgebung. Beilage zum „Bergsträßer Anzeiger“ vom 1. März 1991. Vgl. Hellriegel, Ludwig: Der Kirchhof zu Bensheim. Seine Toten und seine Kapelle. Bensheim 1961, S. 58: Die Ehrenfriedhöfe. 2 Vgl. „Denn was wir erlitten haben, das war jede Minute“. Griechische Zwangsarbeiter in einem Rüstungswerk am Ende des Zweiten Weltkriegs. In: Dorn, Fred/Heuer, Klaus (Hrsg.): „Ich war immer gut zu meiner Russin.“ Pfaffenweiler 1991, S. 137-152.

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1955 schließlich wurde eine Neugestaltung des Soldatenfriedhofes in Angriff genommen. Einzelbestattungen aus der Umgebung sowie die Kriegstoten kleinerer Friedhöfe wie Heppenheim, Biblis, Jugenheim und Trebur wurden zu einer gemeinsamen Ruhestätte nach Bensheim zusammengelegt. Die wenigen südlich des Feldweges verbliebenen Gräber erhielten einen neuen Platz. Im nordwestlichen Teil der entstehenden Anlage wurden Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die einzeln oder in Lagern an der Bergstraße gelebt hatten, bestattet. 385 Sowjetsoldaten wurden von einem Heppenheimer Gräberfeld in ein Massengrab überführt. Daneben liegen 184 weitere Russen, Polen, Jugoslawen, Griechen und Ungarn in Einzelgräbern, darunter 43 Frauen. Die Zahl der bestatteten deutschen Gefallenen verringerte sich durch Überführungen auf 1416. Zu den in Bensheim Bestatteten gehörte ursprünglich auch Eckhart von Weizsäcker (1925 – 1945), ein Cousin von Alt – Bundespräsident Richard Karl von Weizsäcker (*1920).3 Bei der Friedhofsneugestaltung wurde sämtliche Bestatteten exhumiert, die Identifikationsprotokolle der Unbekannten entnommen und neu untersucht, wobei in vereinzelt die Identität festgestellt werden konnte. Am 29. September 1957 wurde der Bensheimer Soldatenfriedhof vom damaligen hessischen Innenminister Heinrich Schneider in die Obhut der Stadt Bensheim gegeben.4

3 Wein, Martin: Die Weizsäckers. Geschichte einer deutschen Familie. Stuttgart 4. Auflage 1989, S. 400: „Zwei

Wochen vor der deutschen Kapitulation und kurz nach einem Besuch bei der Mutter sowie den Schwestern am Bodensee fiel mit 19 Jahren als Leutnant auch der zweite Sohn (Viktor von Weizsäckers, d. Verf.) bei einem Stoßtruppunternehmen gegen US – Truppen westlich von Wertringen unweit der Donau. Die Amerikaner überführten seinen Leichnam wie auch andere auf einen Kriegerfriedhof nach Bensheim an der Bergstraße. Sein Grab fanden die Eltern erst zwei Jahre später.“ 4 Schröder, Bernd Philipp: Der Bensheimer Soldatenfriedhof. In: Bergsträßer Heimatblätter. Beiträge zur Heimatkunde

von Bensheim und Umgebung. Beilage zum „Bergsträßer Anzeiger“ vom 18. Oktober 1980. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. – Landesverband Hessen: Arbeit für den Frieden. Kriegsgräberstätte Bensheim. Redaktion: Viola Krause. Text: Ute Hollingshaus. Konzeption und Grafik: Sabina Bodenschatz. o. O. o. J.

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Gefallene US – amerikanische Soldaten, verstorbene ausländische Zivilisten und Zwangsarbeiter sowie Soldaten der deutschen Wehrmacht wurden 1945 zu beiden Seiten eines von Auerbach nach Fehlheim führenden Feldweges bestattet. In den letzten Kriegsmonaten wurde dieser Friedhof auf freiem Feld westlich des Bensheimer Militärlagers von Einheiten der 7. US – Armee angelegt, deren VI. Korps am 26. März den Rhein bei Worms überschritt und einen Tag später Bensheim vom Nationalsozialismus befreite.

Die deutschen Gefallenen kamen allerdings nicht bei den Kämpfen an der Bergstraße ums Leben, sondern wurden aus Gebieten überführt, die bis zu zweihundert Kilometer entfernt waren. Die Amerikaner schafften die Toten mit den zurück- rollenden Nachschubkolonnen an zentrale Sammelplätze, um außerhalb der Kampfzonen eine präzise Identifizierung vorzunehmen. Auf dem Bensheimer Friedhof wurden zunächst zweitausend Grabstätten angelegt. Bei der Beisetzung unbekannter deutscher Soldaten wurden Glasampullen mit in das Grab gelegt, die ein Identifizierungsprotokoll mit Fingerabdrücken, Beschreibung der Haar- und Augenfarbe, sonstigen Merkmalen und der Art der Verwundung enthielten. Im Oktober und Dezember 1945 übergaben die amerikanischen Militärbehörden Friedhof und Akten der deutschen Bestattungen an die im August 1945 neu eingesetzte Bensheimer Stadtverwaltung. Die westeuropäischen Kriegstoten, die auf dem Friedhof bestattet waren, wurden bald darauf in ihre Heimatländer überführt. Die Einwohner Bensheims regten an, eine würdigere Begräbnisstätte anzulegen. 1952 wurde hierfür die Kuppe des Bensheimer Eichelberges vorgeschlagen. Eine Alternative im Jahre 1953 sah vor, einen neu anzulegenden Friedhof am Hang des Hemsbergs um einen Soldatenfriedhof zu erweitern. Durch die Bemühungen des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. wurde in den späten 1950er Jahren schließlich eine Neugestaltung des Soldatenfriedhofes in Angriff genommen. Einzelbestattungen aus der Umgebung sowie Kriegstote von kleineren Friedhöfen wie Heppenheim, Biblis, Jugenheim und Trebur wurden zu einer gemeinsamen Ruhestätte nach Bensheim zusammengelegt. Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die einzeln oder in Lagern an der Bergstraße gelebt hatten, wurden hier ebenfalls bestattet. 385 Sowjetsoldaten wurden von einem Heppenheimer Gräberfeld in ein Massengrab überführt.5 Daneben liegen 184 weitere

5 Die Toten wurden zunächst noch in Einzelgräber auf dem städtischen Friedhof in Heppenheim beigesetzt. Später

warfen die Nationalsozialisten die Leichen jedoch in ein Massengrab in der Heppenheimer Tuchbleiche. Im Laufe der Zeit wurde dieses Massengrab in eine Schutthalde verwandelt. Nach dem Kriege mussten die ehemaligen führenden Heppenheimer Nationalsozialisten die Toten ausgraben und einzeln beisetzen. (Vgl. http://www.arbeitskreis-zwingenberger-synagoge.de/00000094f90ea3f01/index.html#50363295590ee6405).

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Russen, Polen, Jugoslawen, Griechen und Ungarn in Einzelgräbern, darunter 43 Frauen. Zu den in Bensheim Bestatteten gehörte ursprünglich auch Eckhart von Weizsäcker (1925 – 1945), ein Cousin von Alt – Bundespräsident Richard Karl von Weizsäcker (*1920).6 Bei der Friedhofsneugestaltung wurde sämtliche Bestatteten exhumiert, die Identifikationsprotokolle der Unbekannten entnommen und neu untersucht, wobei vereinzelt die Identität festgestellt werden konnte. Am 29. September 1957 wurde der Bensheimer Soldatenfriedhof vom damaligen hessischen Innenminister Heinrich Schneider in die Obhut der Stadt Bensheim gegeben.7 Die Kriegsgräberstätte wird von der Stadt Bensheim gepflegt. Anlässlich des Volkstrauertages findet hier jedes Jahr die zentrale Gedenkveranstaltung statt.

NÄHERE INFORMA-TIONEN/ FÜHRUNGEN:

Der Volksbund bietet ein- oder mehrtägige Schulprojekte auf der Kriegsgräberstätte Bensheim-Auerbach an. Folgende pädagogischen Bausteine können im Rahmen eines Projekttags oder einer Projektwoche kombiniert werden:

Selbständige Erkundung der Kriegsgräberstätte

„Spurensuche“ anhand eines Fragebogens

Bürgerbefragung in Bensheim: Bekanntheitsgrad der Kriegsgräberstätte und Interesse der Bürger

Recherche anhand von Archivmaterial

Landkarte „Bensheim im Nationalsozialismus“: Die Lebensstationen der Toten von Auerbach

6 Wein, Martin: Die Weizsäckers. Geschichte einer deutschen Familie, Stuttgart (

41989), S. 400: „Zwei Wochen vor der

deutschen Kapitulation und kurz nach einem Besuch bei der Mutter sowie den Schwestern am Bodensee fiel mit 19 Jahren als Leutnant auch der zweite Sohn bei einem Stoßtruppunternehmen gegen US – Truppen westlich von Wertringen unweit der Donau. Die Amerikaner überführten seinen Leichnam wie auch andere auf einen Kriegerfriedhof nach Bensheim an der Bergstraße. Sein Grab fanden die Eltern erst zwei Jahre später.“ 7 Schröder, Bernd Philipp: Der Bensheimer Soldatenfriedhof. In: Bergsträßer Heimatblätter. Beiträge zur Heimatkunde

von Bensheim und Umgebung. Beilage zum „Bergsträßer Anzeiger“ vom 18. Oktober 1980. Vgl. auch Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. – Landesverband Hessen: Arbeit für den Frieden. Kriegsgräberstätte Bensheim. Redaktion: Viola Krause. Text: Ute Hollingshaus. Konzeption und Grafik: Sabina Bodenschatz. o. O. o. J.

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Intensive Beschäftigung mit Einzelschicksalen

Fiktiver Brief an Angehörige eines der in Bensheim-Auerbach bestatteten Kriegsgefangenen/Zwangsarbeiters

„Brief an eine/n Tote/n“: Gedanken, Gefühle, Fragen

Gespräch mit Zeitzeugen im Raum Bensheim

Vertiefende Auseinandersetzung mit der Regionalgeschichte im Stadt- und Zeitungsarchiv

Gedicht/Text zu den Eindrücken, Gefühlen und Gedanken auf der Kriegsgräberstätte

Erarbeiten eines eigenen Textvorschlags für eine Gedenktafel

Gedenken heute: Anfertigen eigener „Denkmäler“ aus Ton, Speckstein, Ytong etc.

„Gräbersuche online“: Welche Toten aus Bensheim und Umgebung finden wir über den Volksbund? Wo sind unsere Angehörigen gefallen?

Auf Spurensuche in der Stadt Bensheim: Welche Tafeln, Denkmäler, Gebäude etc. erinnern an die Zeit des Nationalsozialismus?

FILM: Ein Film vermittel einen ersten anschaulichen Überblick über das Bestattungsgelände unter: https://www.youtube.com/watch?v=KzpmDEpYRK8 (letzter Zugriff 9.8.2016)

KONTAKTE: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Landesverband Hessen

Jugend-, Schul- u. Bildungsarbeit Sandweg 7 60316 Frankfurt Telefon: 069 | 944 907 -15 oder -11 Fax: 069 | 944 907 70 Email: [email protected] [email protected] Web: www.volksbund-hessen.de Unter http://www.volksbund.de/fileadmin/redaktion/Landesverbaende/Hessen/Schulreferat/Publikationen/Bildungsflyer-Hessen.pdf ist auch der komplette Flyer zur Bildungsarbeit mit und an Kriegsgräberstätten als Download verfügbar. Weitere Informationen über die Arbeit des Volksbundes: -http://www.volksbund.de/kriegsgraeberstaette/bensheim-soldatenfriedhof.html -Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Landesverband Hessen Tel. 069/9449070 Fax 069/94490770 [email protected] Internet: www.volksbund.de

Stand August 2016