Erinnerungskultur(en) · 2018-05-25 · Erinnerungskultur(en) Jun.-Prof. Amalia Barboza Theorien...

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Erinnerungskultur(en) Jun.-Prof. Amalia Barboza Theorien und Methoden der Kulturwissenschaften. Fachbereich Kunst- und Kulturwissenschaft Aby Warburg, 1895-1896 Reise in die USA und New Mexico Piazza d'Italia in New Orleans, Charles Moore, 1978

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Erinnerungskultur(en)Jun.-Prof.AmaliaBarbozaTheorienundMethodenderKulturwissenschaften.FachbereichKunst-undKulturwissenschaftAbyWarburg,1895-1896ReiseindieUSAundNewMexico

Piazza d'Italia in New Orleans, Charles Moore, 1978

St. Johann - Basilika - Saarbrücken

Das Konzept des kollektiven Gedächtnisses Maurice Halbwachs (* 11. März 1877 in Reims; † 16. März 1945 im KZ Buchenwald) Soziologe und Philosoph -Schüler Émile Durkheims -mit Marcel Mauss von Annales de Sociologie La mémoire collective [1939] Les cadres sociaux de la mémoire [1925] Auf Deutsch: Das kollektive Gedächtnis, 1967. Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen, 1966.

Kollektives Gedächtnis Unterscheidung zwischen Kommunikativen und kulturellen Gedächtnis (Aleida und Jan Assmann): Kommunikatives Gedächtnis: mündlich weitergegebene Erfahrungen und Traditionen, in einem Zeitraum von ca. drei Generationen. Kollektive Erzählungen. Bsp.: Kollektive Gedächtnisse bei Mitgliedern der gleichen Familien, bei den Angehörigen von Religionsgemeinschaften, bei sozialen Klassen, Berufsgruppen, Nachbarschaften ... Kulturelles Gedächtnis: vergangene Ereignisse, die durch Institutionen konserviert werden. Rekonstruktivität und Reorganisatioin des Vergangenen Geschichte (Universalgeschichte): neutrale und unparteiliche Erinnerung (unabhängig von den sozialen Gruppen)

Aby Moritz Warburg (geboren 13. Juni 1866 in Hamburg; gestorben 26. Oktober 1929 in Hamburg) Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler

1892: Dissertation über Botticellis Bilder Die Geburt der Venus und Frühling

Methode der IKONOGRAPHIE-IKONOLOGIE

Primavera: Sandro Botticelli, um 1482/1487

„Als er dreizehn Jahr alt war, offerierte er mir sein Erstgeborenenrecht. Er als Ältester war bestimmt, in die Firma einzutreten. Ich war damals zwölf Jahre, noch nicht sehr überlegungsreif und erklärte mich einverstanden, ihm das Erstgeborenenrecht abzukaufen. Er offerierte es mir aber nicht für ein Linsengericht, sondern verlangte von mir eine Zusage, daß ich ihm immer alle Bücher kaufen würde, die er brauchte. Hiermit erklärte ich mich nach sehr kurzer Überlegung einverstanden. Ich sagte mir, daß schließlich Schiller, Goethe, Lessing, vielleicht auch noch Klopstock von mir, wenn ich im Geschäft wäre, doch immer bezahlt werden könnten, und gab ihm ahnungslos, wie ich heute zugeben muß, sehr großen Blankokredit. Die Liebe zum Lesen, zum Buch … war seine frühe, große Leidenschaft.“ In: Ernst H. Gombrich: Aby Warburg. Neuausgabe. Hamburg 2006.

Seit 1909 Wohnung , Bibliothek und Institut. Gebäude der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg, Heilwigstraße 114, 116 in Hamburg-Eppendorf

Bild als Gedächtnismedium: Pathosformel: die Darstellung Von Gestik und Mimik, die visuell tradiert werden. Das Nachleben der Antike: Der Tod des Orpheus (Vortrag 1905) http://archiv.ub.uni-heidelberg.de Albrecht Dürer, Der Tod des Orpheus, 1494

Richard Wolfgang Semon (* 22. August 1859 in Berlin; † 12. Dezember 1918 in München) Die Mneme als erhaltendes Prinzip im Wechsel des organischen Geschehens. Leipzig, Engelmann 1904. MNEME: die Muse der Erinnerung Lebendige Materie: Erfahrungen – Engramm (Spuren -(überdauernde Veränderung im Nervensystem) Für Warburg: SYMBOLE

AbyWarburg,1895-1896ReiseindieUSAundNewMexico

Piazza d'Italia in New Orleans, Charles Moore, 1978

AbyWarburg,1895-1896ReiseindieUSAundNewMexico

Piazza d'Italia in New Orleans, Charles Moore, 1978

Aby Warburg, Vortrag über das „Schlangenritual“ der Hopi, am 21. April 1923

Piazza d'Italia in New Orleans, Charles Moore, 1978

Ab 1924: Bilderatlas - Mnemosyne (Mnemosyne ist die griechische Schutzgöttin des Gedächtnisses und der Erinnerungskunst)

Aby Warburg, Mnemosyne, Bilderreihe zur Untersuchung der Funktion vorgeprägter antiker

Ausdruckswerte bei der Darstellung bewegten Lebens in der Kunst der europäischen Renaissance (1923-1929)

Edouard Manet, Le Déjeuner sur l'herbe

Interpretationsmethode: Ikonographie und Ikonologie 1.  Vorikonographische Beschreibung 2.  Ikonographische Analyse 3.  Ikonologische Interpretation: Weltanschauungsinterpretation

Erwin Panofsky, Zum Problem der Beschreibung und Inhaltsdeutung von Werken der bildenden Kunst (1929/1932)

Erwin Panofsky, Ikonographie und Ikonologie. Eine Einführung in

die Kunst der Renaissance (1955). Eine frühe Version erschien 1939 als Einleitung zu „Studies in Iconology“.

Beispiel in: „Ikonographie und Ikonologie. Eine Einführung in die Kunst der Renaissance“

PANOFSKY „Grüßt mich ein Bekannter auf der Straße durch Hutziehen“ 1.  Phänomensinn

2.  Bedeutungssinn: Ikonographische Analyse

3. Dokumentsinn: Ikonologische Analyse, Enthüllung der Grundeinstellung einer Nation, einer Epoche, einer Klasse ...

In: „Ikonographie und Ikonologie. Eine Einführung in die Kunst der Renaissance“

PANOFSKY Um den Dokumentsinn zu erfassen „benötigen wir eine geistige Fähigkeit, die ich nicht besser beschreiben kann als durch den ziemlich in Mißkredit geratenen Ausdruck „synthetische Intuition“ und die in einem begabten Laien besser entwickelt sein kann als in einem belesenen Gelehrten.“ (S. 48)

Wie ist aber dieser Dokumentsinn zu verstehen? Was bedeutet Weltanschauung?

Horkheimers Kritik Weltanschauung als metaphysische Einheit

Gombrichs Kritik Weltanschauung als eine psychologische

Einheit: Kollektivsubjekt Bätschmanns Kritik Weltanschauung als sozialer Kontext

Weltanschauung „Der Geist der Antike“ als konstruiertes Subjekt, als Konstrukt des Interpreten, das den (nicht intendierten, unbewussten) Wesenssinn/ Dokumentsinnm benennt.