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Erklärt Pereira Eine Zeugenaussage. Roman Bearbeitet von Antonio Tabucchi, Karin Fleischanderl 1. Auflage 1997. Taschenbuch. 224 S. Paperback ISBN 978 3 423 12424 9 Format (B x L): 12 x 19,1 cm schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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Erklärt Pereira

Eine Zeugenaussage. Roman

Bearbeitet vonAntonio Tabucchi, Karin Fleischanderl

1. Auflage 1997. Taschenbuch. 224 S. PaperbackISBN 978 3 423 12424 9

Format (B x L): 12 x 19,1 cm

schnell und portofrei erhältlich bei

Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft.Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programmdurch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr

als 8 Millionen Produkte.

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Portugal unter Salazar. Pereira, ein in die Jahre ge-kommener, bequem gewordener Lokalreporter, redi-giert die Kulturseite einer kleinen regimetreuen Lissa-bonner Abendzeitung. Pereira kümmert die Politiknicht, bis er eines Tages einen jungen Mann kennen-lernt, den er als freien Mitarbeiter für die Zeitunggewinnen will und der sich als Widerstandskämpfererweist. Der Ästhet Pereira wird immer mehr in dasTreiben von Monteiro Rossi und seiner schönenFreundin Marta verwickelt . . . »Das Wunderbare anTabucchis Parabel ist, daß sie eine moralische Ge-schichte erzählt, ohne eine Moral von der Geschicht’zu haben . . . Ein Denk-, Spiel- und Rätselstück, wieTabucchis frühere Bücher – nur mit mehr Bodenhaf-tung.« (Die Wochenpost) – »Ein Glanzstück . . . wun-derbar schwebend erzählt, als bedürfe es dazu keinerMühe und Kunstfertigkeit.« (Rheinischer Merkur)

Antonio Tabucchi wurde am 23. September 1943 inVecchiano bei Pisa geboren. Er lehrte als Professorportugiesische Sprache und Literatur und lebte bis zuseinem Tod am 25. März 2012 in Vecchiano und Lissa-bon. ›Erklärt Pereira‹ bekam 1994 sowohl den PremioViareggio als auch den Premio Campiello und standin Italien lange Zeit auf der Bestsellerliste. Die Ge-schichte wurde mit Marcello Mastroianni verfilmt.

Antonio Tabucchi

Erklärt Pereira

Eine Zeugenaussage

Aus dem ItalienischenKarin Fleischanderl

Mit einer Nachbemerkung des Autorszur zehnten Auflage

der italienischen Ausgabe

Deutscher Taschenbuch Verlag

Ausführliche Informationen über

unsere Autoren und Bücher

finden Sie auf unserer Website

www.dtv.de

19. Auflage 20131997Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH&Co. KG,

MünchenLizenzausgabe mit Genehmigung des Carl Hanser Verlags

© 1994Antonio TabucchiTitel der italienischen Originalausgabe:›Sostiene Pereira‹ (Feltrinelli, Mailand)© 1995 der deutschsprachigen Ausgabe:

Carl Hanser Verlag MünchenUmschlagkonzept: Balk & Brumshagen

Umschlaggestaltung unter Verwendung des Originalfilmplakats›Sostiene Pereira‹ (I/F/P 1995) mit freundlicher Genehmigung

von Jean Vigo International, RomSatz: Reinhard Amann, Aichstetten

Druck und Bindung: Druckerei C.H. Beck, NördlingenGedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier

Printed in Germany · isbn 978-3-423-12424-9

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P ereira erklärt, an jenem Nachmittag sei dasWetter umgeschlagen. Plötzlich legte sich die

Atlantikbrise, vom Ozean her zog eine dicke Nebel-wand auf, und die Stadt war wie in ein klatschnasses,heißes Tuch eingewickelt. Bevor er sein Büro verließ,warf Pereira einen Blick auf das Thermometer, das erauf eigene Kosten gekauft und hinter der Tür aufge-hängt hatte. Es zeigte achtunddreißig Grad. Pereiramachte den Ventilator aus, begegnete auf der Treppeder Portiersfrau, die zu ihm sagte: Auf Wiedersehen,Doktor Pereira, atmete noch einmal den Geruch vonGebratenem ein, der im Hauseingang hing, und gingschließlich ins Freie hinaus. Vor der Haustür lag derMarkt des Viertels, und die Guarda Nacional Repu-blicana hatte zwei Polizeiwagen postiert. Pereirawußte, daß auf dem Markt Aufregung herrschte,weil die Polizei am Tag davor im Alentejo einenFuhrmann erschossen hatte, der den Markt belieferteund Sozialist war. Deshalb war die Guarda NacionalRepublicana vor den Toren des Marktes aufgezogen.Aber die Lisboa oder, besser gesagt, der Stellvertreter

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P ereira erklärt, daß die Stadt an diesem Abend inder Hand der Polizei zu sein schien. Er begeg-

nete ihr überall. Er nahm ein Taxi zum Terreiro doPaço, und unter den Arkaden standen Lastwagenund Polizisten mit Karabinern. Vielleicht hatten sieAngst vor Demonstrationen oder vor Menschen-ansammlungen auf den Plätzen, und deshalb über-wachten sie die strategischen Punkte der Stadt. Erwäre gern zu Fuß weitergegangen, denn der Kar-diologe hatte ihm gesagt, er brauche Bewegung, aberer hatte nicht den Mut, an den unheimlichen Sol-daten vorbeizugehen, und so nahm er die Straßen-bahn, die die Rua dos Fanqueiros hinunterfuhr undderen Endstation sich auf der Praça da Figueira be-fand. Hier stieg er aus, erklärt er, und traf wiederumPolizei an. Diesmal mußte er an den Truppen vorbei-gehen, und das verursachte ihm leichtes Unbehagen.Im Vorbeigehen hörte er, wie ein Offizier zu denSoldaten sagte: Und denkt daran, Jungs, daß dieSubversiven ständig auf der Lauer liegen, ihr tut gutdaran, die Augen offenzuhalten.

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