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59 D rei Buchstaben: OTL - und Röhrenfans werden unruhig. Der Amerikaner Julius Futterman war der erste Entwickler, der mit dem OTL-(Output-Transformer-Less) Design im Jahre 1954 einen völlig neuen Weg im Röhren- verstärkerbau ging. Dieses im Grunde geniale Schaltungsprinzip machte erstmalig den Einsatz eines Ausgangsübertragers im Signalweg und der oftmals gerade damit verbundenen Klangver- schlechterung überflüssig. Allerdings war die Fut- terman-OTL-Schaltung sehr kompliziert - in den Anfangszeiten auch nicht wirklich „sicher“, sprich standfest, und zudem nicht ganz unkritisch in der Auswahl passender Lautsprecher. Ersteres ist hier kein Thema mehr, zweites bedarf auch heute noch der kundigen Wahl. Doch dazu später. Neben anderen Herstellern ist auch Dr. Burkhardt Schwäbe mit seiner Firma Eternal Arts zu verdan- ken, daß es ein funktionssicheres OTL-System auf dem High-End-Markt gibt. 2004 konnte der Her- steller in eigener Regie mit seiner Marke Eternal Arts den Traum einer OTL-Röhrenendstufe nach den Prinzipien Futtermans verwirklichen, von dem Dr. Schwäbe nach einer persönliche Begeg- nung kurz vor dessen Tode tief beeindruckt war. Seit 2008 ist der hier zu beschreibende Endver- stärker im Markt und erfreut sich steigender Be- liebtheit. Kein Wunder, denn während iPhones, Musik aus dem PC und dergleichen „revolutionär Neues“ überall wie Pilze aus dem Boden schießen, sind es doch die Klassiker, die immer wieder mit ihrer erstaunlich guten Musikwiedergabe für Auf- Eternal Arts OTL-Power-Amplifier Mark II Klangraumwelten

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Drei Buchstaben: OTL - und Röhrenfanswerden unruhig. Der Amerikaner JuliusFutterman war der erste Entwickler, der

mit dem OTL-(Output-Transformer-Less) Designim Jahre 1954 einen völlig neuen Weg im Röhren-verstärkerbau ging. Dieses im Grunde genialeSchaltungsprinzip machte erstmalig den Einsatzeines Ausgangsübertragers im Signalweg und deroftmals gerade damit verbundenen Klangver-schlechterung überflüssig. Allerdings war die Fut-terman-OTL-Schaltung sehr kompliziert - in denAnfangszeiten auch nicht wirklich „sicher“, sprichstandfest, und zudem nicht ganz unkritisch in derAuswahl passender Lautsprecher. Ersteres ist hierkein Thema mehr, zweites bedarf auch heute nochder kundigen Wahl. Doch dazu später.

Neben anderen Herstellern ist auch Dr. BurkhardtSchwäbe mit seiner Firma Eternal Arts zu verdan-ken, daß es ein funktionssicheres OTL-System aufdem High-End-Markt gibt. 2004 konnte der Her-steller in eigener Regie mit seiner Marke EternalArts den Traum einer OTL-Röhrenendstufe nachden Prinzipien Futtermans verwirklichen, vondem Dr. Schwäbe nach einer persönliche Begeg-nung kurz vor dessen Tode tief beeindruckt war.Seit 2008 ist der hier zu beschreibende Endver-stärker im Markt und erfreut sich steigender Be-liebtheit. Kein Wunder, denn während iPhones,Musik aus dem PC und dergleichen „revolutionärNeues“ überall wie Pilze aus dem Boden schießen,sind es doch die Klassiker, die immer wieder mitihrer erstaunlich guten Musikwiedergabe für Auf-

Eternal Arts OTL-Power-Amplifier Mark II

Klangraumwelten

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sehen in der Szene sorgen. Eigentlich fehlt nurnoch der USB-Anschluß am Röhrengerät - der lie-be Gott möge es verhindern...!

Einige Worte zur TechnikDie Königsklasse unter den Röhrenverstärkern(jene der 300er) wird vom OTL-System ziemlichbedrängt. Die Kinderkrankheiten von gestern sindbeseitigt und dem puristischen Röhrenklang stehtnichts mehr im Wege. Es wäre sachlich falsch, zuschreiben, daß Eternal Arts „einen Futterman“baut, richtig ist eher, daß der Hersteller dasGrundprinzip komplett überarbeitet hat. Folglichwirkt jetzt im Eingangsbereich ein Phasensplittermit einer soliden ECC82 - und schon ist dadurcheines der ursächlichen Probleme erledigt. Der ver-gossene Ringkerntrafo stellt die notwendigen un-terschiedlichen erforderlichen Spannungen bereit,und die ebenfalls vergossenen Elkos stammen aus

neuester Produktion vom Weltkonzern Siemens.Überdies fällt auf den ersten Blick die überragen-de Verarbeitungsqualität des Gerätes auf. Die Pro-dukte von Eternal Arts wurden und werden kom-plett in Deutschland entwickelt und nun hier auchgefertigt, weshalb dieser Aufwand entlohnt wer-den muß; was sich gewiß von selbst versteht.Die Leiterbahnen bestehen aus 70 Mikrometerdickem Kupfer, welches zum Schutz vor Patinie-rung vergoldet wird. Das Gehäuse wirkt nicht nuräußerst solide, es ist es auch. Die goldene Front istmöglicherweise nicht jedermanns Sache, alternativgibt es darum eine Version mit hochglanzvernik-kelter Front, die optisch an Weißgoldoberflächenerinnert. Die bestechende Lackqualität der Gitter-schutzhauben entspricht, nebenbei bemerkt, exaktden Vorstellungen, die man gemeinhin bei „Klein-serie Made in Germany“ hegt - nämlich makellos.Drei Jahre Garantie untermauern dies zusätzlich.

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Mit Liebe und Bedacht wurde auch das beigelegteNetzkabel ausgesucht, das von MFE stammt: Esist mittlerweile mehr als ein Insidertip.Die verstärkungstechnisch notwendigen End-röhren bezeichnet man als PL519/PL509. Dieseauch als Zeilenendröhren bekannten Röhrentypenfanden in früheren Zeiten ihren Einsatz in Fern-sehgeräten. Im OTL wird der hohe Kathoden-Spitzenstrom der Röhre genutzt. Bei einer maxi-mal zulässigen Anodenverlustleistung von 35 Wund einem Wirkungsgrad von 65 Prozent erbringtdiese Röhre eine maximale Dauerleistung von 70W. Hervorzuheben ist: Die PL519/PL509 zeich-net sich durch große Robustheit aus, eine Röhre,die wirklich nicht leicht aufgibt und lange Lebens-dauer aufweist. Zudem ist sie mit durchschnittlich30 Euro pro Stück noch bezahlbar - für den Fallerforderlichen Austausches wirklich beruhigend.Selbst die in diesem Gerät zum Einsatz kommen-den acht Röhren sind daher Ersatzfall keine ver-steckten „Kostengräber“. Da sie beim Eternal-Arts-OTL mit einem sehr geringen Ruhestromvon lediglich 25 mA betrieben werden, wirkt sichdies ebenfalls auf die Dauerhaltbarkeit aus. DerHersteller gibt selbige mit mehr als 10.000 Be-triebsstunden an; je nach Betriebszeiten kann manalso getrost alt werden mit dem Gerät.Nachdem die Schaltung des Eternal-Arts-OTL sogestaltet ist, daß auch eine EL519/EL509 betrie-ben werden kann (läuft mit 6,3 V Heizspannung,die PL dagegen mit 40 V), ist auch hier eine ent-sprechende Tauschmöglichkeit gegeben - falls Be-darf, der m.E. nicht besteht. Ein weiterer, fast inVergessenheit geratener Röhrentyp ist die als Ein-gangs- und Spannungsverstärker dienende EF184. Die erste Serie dieser Telefunken-Radioröhrewurde 1960 auf den Markt gebracht und erreichteschnell hohe Anerkennung. Typen aus dem ehe-maligen Funkwerk in Erfurt sind heute ebenfallsgesuchte Stücke. Aus der Siemens-Produktion istdiese Röhre als D3A bekannt. Das Hauptaugen-merk wurde bei Konstruktion und Wirkung diesesTyps auf die Breitbandigkeit gelegt. Solch eineRöhre sitzt vor der bereits schon erwähntenECC82 und sorgt aufgrund ihrer hohen Verstär-kung dort für den nötigen „Eingangsschwung“.Wem nach tiefgehenden Details der Sinn steht, derdarf sich getrost auf der Internetseite des Her-stellers umsehen. Dort befinden sich u.a. neben

Schaltbildern weitere Einzelheiten, welche dieFreaks ansprechen. Für den Autor als Pragmatikerist es wichtig, daß die Geräte funktionieren undSpaß machen beim Musikhören. Endlose Detail-aufzählungen sind doch ohnehin langweilig. Na-türlich müssen die wichtigsten Daten genannt wer-den, die da lauten: 2 x 30 W an 8 Ohm, 2 x 55 Wan 16 Ohm. Frequenzgang: 10 - 100.000 Hz. EinFeature muß allerdings noch erwähnt werden: DerVerstärker verfügt über einen regelbaren Ausgang,der es ermöglicht, die eingehenden NF-Signale(allerdings mit mindestens 2,5 V) in ihrer Lautstär-ke zu regeln. Puristischer geht es nicht! Wir habendies mit einem Restek Epos erfolgreich getestet.Des Autors Idealkonfiguration wäre demnach, ei-ne Quelle direkt an den Eternal-Arts-OTL MarkII und: Musik - Marsch!

Wie eingangs bereits erwähnt, ist die Wahl des„richtigen“ Lautsprechers von hoher Wichtigkeit.Kandidaten mit 4 Ohm funktionieren nur dannrichtig, wenn sie gleichzeitig über einen hohenWirkungsgrad verfügen, 8 Ohm sind ohnehinmeist völlig unkritisch und Boxen mit 16 Ohmsind der ideale Spielpartner für diesen Verstärker.Eternal Arts hat auch hier ein Angebot. Auf Di-polbasis begründet, gibt es vom Hersteller einLautsprechermodell, das auch genauso benanntist: „Dipol“. Ein hochohmiger 3-Wege-Vollbe-reichsdipol, der mit 16 Ohm perfekt abgeschlos-

Julius Futterman

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sen ist und in einer der nächsten Ausgaben in Ver-bindung mit dem hauseigenen OTL bei uns seineStärken aufzeigen darf.

MusikDie einleitend gehörte stammt von der Eternal-Arts-eigenen audiophilen CD „Klangraumwel-ten“. Solche Betitelung steht als Synonym für die-sen Verstärker, denn besser kann man ihn wohlnicht kennzeichnen. Auf seiner CD-Veröffentlich-ung bietet der Hersteller ein breitgefächertes musi-kalisches Klang-Kaleidoskop. Großen Wert wurdebei der Aufnahmetechnik von Dabringhaus &Grimm - eine der ersten Adressen in Sachen Ton-technik - auf Purismus gelegt. Ein Potpourri be-eindruckender Orchesteraufnahmen, umrahmtvon feinster Kammermusik mit hinreißenden In-strumentalsoli - kurzum: außergewöhnliche Klas-sik in vorzüglicher Klangqualität. Die feine Zeich-nung der Stimmen und Instrumente soll es er-möglichen, Klangfarben, Dynamik und Räum-lichkeit der mitspielenden Audiokette zu erlebenund zu beurteilen. Sowohl die Melancholie De-bussys als auch die warmen Klänge Monteverdi-scher Madrigale schlagen jeweils ganz andereStimmungen an. Die Musik spricht für sich selbstund die maßstabsetzende Aufnahmetechnik von

Dabringhaus & Grimm bewahrt die Bandbreiteder Live-Aufnahmen. Alle Klangquellen bleibenortbar und erscheinen klar umrissen. Die klangli-che Dynamik und Abbildung des Raumes geratenunverfälscht, stehen mit frappierender Natürlich-keit im Hörraum. Die Aufnahme- und Abmisch-technik verzichtet konsequenterweise auf klang-manipulierende Eingriffe und bildet den Konzert-saal während der Reproduktion in größtmöglicherAuthentizität ab. Bereits das erste Stück, GeorgFriedrich Händels „Sinfonia“, geht mit den erstenTönen der Klangkörper derart intensiv unter dieHaut, daß der Autor, hocherfreut über das musika-lische Geschehen, die Lautstärke überprüft. Ichspare mir die Aufzählung der einzelnen Werke aufdieser CD-Produktion, sie lief von Beginn andurch, kein unmotiviertes Zappen, nein, nur kon-zentriertes Hören bis zum Schluß. Denn so inten-siv habe ich zuvor klassische Musik noch nichtgehört.Animiert durch das soeben Erlebte, fiel mir dieCD von Jean Michel Jarre, „Oxygene“ (Polydor

Eine der Platinen der Eternal Arts

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800015-2), in die Hände. Weitgezeichnete Synthe-sizerklänge füllen den Hörraum und begeisternmit ihrer Komplexität.Ein analoger Schatz ist die 180-g-LP vom TheAlan Parsons Project „Tales of Mystery and Ima-gination Edgar Allen Poe” (MFSL 1-204) - wer je-mals die sinistre, höchst unheimliche und schrei-berisch perfekte Story „Der Untergang des Hau-ses Usher“ gelesen hat, wird von Parsons tontech-nischen Tüftelarbeiten in eben diese Geschichtehineingeführt, auf jene Weise, die - entsprechendeKonzentration und „Mitgehensbereitschaft“ vor-ausgesetzt - für solide Gänsehaut sorgt. EternalArts Endstufe versetzt den Hörer in die düstereLandschaft, das Schloß der Ushers, die gespensti-schen Vorgänge dort, und das Gewitter jagt sie mitzupackender Energie aus den Lautsprechern.Großes, Klanggewaltiges - es gibt Verstärker, diesich damit schwertun, nicht jedoch die EndstufeOTL MkII.Großes Orchester, weiter Raum, Dynamik ... Griffins Plattenregal und fündig geworden: „GeorgeGershwin - Ein Amerikaner in Paris/Konzert in Ffür Klavier und Orchester“, Deutsche Grammo-phon 2535468, Tonmeister: Karl-August Naegler,Heinz Wildhagen. Bei dieser LP mit Werken vonGeorge Gershwin geht es richtig zur Sache; dervom Jazz beeinflußte Tonsatz des Komponistenenthält massive Trommel- und Paukenanschläge,ganz hinten im Raum (links) erklingen ein Schel-lenbaum, und verteilt über die weite Raumbreitediverse weitere Schlaginstrumente, Streicher undBläser markieren additive Highlights in Sachen„räumlicher Auffächerung“.Auch hier also keinerlei Kritik, das sind Klang-farben und dynamische Vorgänge, die ein EternalArts OTL MkII mit großer Leichtigkeit in den

Hörraum stellt.Was passiert bei durchaus „zünftiger“ Bluesmusik?Da wird nicht einmal kurz Luft geholt, ab demersten Ton fliegen einem die hart gezupften Gitar-renklänge eines Wolfgang Bernreuther mit demUnited Blues Experience von der Clearaudio-CD043049 „The Cologne Concert - Live“ im wahr-sten Sinne des Wortes griffig um die Ohren. DieSchnelligkeit und die Präzision des Eternal ArtsOTL MkII beeindrucken in der Tat. Bei Track 2,im Duett mit Beata Kossowska, untermalt voneiner Mundharmonika, geht’s gleich hemmungslosin die tonalen Grenzbereiche. Was macht der Ver-stärker? Er bleibt unbeeindruckt, bringt Musikrüber. Der „Klanghammer“ wird bei Titel 4 dieserCD, „I Want To Be Free“, mit der Stimme derSängerin wie selbstverständlich ganz locker hochgehängt - so soll das klingen.

Auf den Punkt gebrachtStabile Klangfundamente untermau-

ern ein begeisterndes Klangerlebnis. Das wä-re, ganz nüchtern betrachtet, die Quintessenzaus den Hörsitzungen mit dieser OTL-Inter-pretation aus dem Hause Eternal Arts von Dr.Burkhardt Schwäbe. Passen alle technischenParameter mit den Lautsprechern zusammen,gehen die Schallwandler mit dem Verstärkereine traumhaft gute Liaison ein - die Über-schrift dieses Berichtes ist damit Programm...

ALEXANDER ASCHENBRUNNER

InformationRöhren-Endverstärker Eternal Arts OTL Mk IIPreis: 9.520 € (schwarz-vergoldetet bzw. schwarz-vernickelt)14.520 € (für die vollvergoldete Version)Vertrieb:Audiophile Gateway GermanyWietzendiek 15D-30657 HannoverTel.: + 49 (0) 511-3746422Fax: +49 (0) 511-3746423E-Mail: [email protected]: audioclassica.de