Handout zu Alain Besançons Text „The Biblical … · Jüdische Tradition und Anthropomorphismus...

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Handout zu Alain Besançons Text „The Biblical Prohibition“ Unter dem Bilderverbot versteht man das religiöse Verbot bildlicher Darstellungen. Dieses Verbot kann sich entweder auf Abbildungen von Gott, „falscher Götter“ und religiöser Figuren richten oder aber auch das Ver- bot der Abbildung aller Geschöpfe miteinschließen. (Vgl. auch Encyclopedia Britannica Online : Aniconism) 1. Das Bilderverbot in der Torah 1.1 Textstellen zum Bilderverbot Verbot in Exodus (2. Buch Mose): Besagt, es dürfen weder Bildnisse von etwas aus dem Himmel, noch von etwas auf der Erde oder aus dem Wasser geschaffen werden. Das 2. der zehn Gebote im Bund mit Israel: Besagt, Gott sei ein eifersüchtiger Gott, der keine anderen Götter neben ihm duldet. Deshalb sollen keine Bilder von solchen geschaffen oder angebetet werden. (Monotheismus!) Weitere Wiederholungen des Bilderverbotes: in Levitikus (3. Buch Mose) und mehrere Male im Deuteronium (5. Buch Mose) Thou shalt not make unto thee any graven image, or any likeness of any thing that is in heaven above, or that is in the earth beneath, or that is in the water under the earth. Thou shalt not bow down thyself to them, nor serve them: for I the Lord thy God am a jealous God [...]. (Exodus 20:4-6 zit. nach Besançon, 63) Doch nicht nur von Menschenhand hergestellte Bildnisse dürfen nicht als Götzen verehrt werden, sondern auch die Anbetung von Naturerscheinungen wie Sonne, Himmel, Mond und Sterne ist nicht erlaubt. Das Verbot wurde außerdem ausgeweitet, indem zur Zerstörung von Altaren, Bildern und Götzenbildern in eroberten Gebieten aufgerufen wurde. Sinn all dieser Maßnahmen: Die von Gott auserwählten Menschen vor Idolatrie zu schützen. 1.2 Konzept der Idolatrie (Götzendienst) Das Wort Idolatrie: Idolatrie bezeichnet die Anbetung von Idolen. Anbetung (latreia): bedeutet einem Gott zu dienen. Idol (eidolon): Bedeutung weniger klar: Das griechische Wort wird in 30 verschiedene hebräische Wörter übersetzt. Diese unterteilt Alain Besançon in moralischen Aspekte und materielle Beschreibungen des Idols: moralische Aspekte: â ven: vanity, nothingness, lie, iniquity gillulim: tree trunk, round stones, refuse, excrement hevel: breath, vain thing kezavim: lies to-evah: abomination materielle Beschreibungen: terafim: portable amulets tavnit: images of living beings semel: statue, sculpted object massekah: cast metal Trotz dieser vielen Übersetzungsmöglichkeiten, erlangte das Wort Idol eine dauerhafte, klare Wortbedeutung als „Abbild, Standbild oder Symbol eines falschen Gottes“ mit der Implikation, dass dieser auf eine Weise angebetet wird, wie es nur dem wahren Gott zusteht. Origen unterscheidet deshalb zwischen dem Bild (eikon), dem getreuen Abbild (eidolon) und der falschen Darstellung von etwas Nicht-Existierendem. (Gegen)argumente der Theologen des Paganismus: Die Anbetung richtet sich nicht auf das Bildnis Gottes, sondern auf den dargestellten Gott. Dennoch vertraten sie die Ansicht, dass die Götter durch ihr pneuma in Standbildern präsent und diese dadurch ehrwürdig wären. Seite 1 von 4 SE Interkulturelle Ästhetik | Kursnr.: 180067 | Institut für Philosophie | Universität Wien | SS 2013 | Doz. DDr. Ma ˘da ˘lina Diaconu Vorbereitendes Handout zur Exkursion am 30.4.2013 | vorgelegt von: Evelyn Fränzl | Matrikelnr.: 0805403

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Handout zu Alain Besançons Text „The Biblical Prohibition“

Unter dem Bilderverbot versteht man das religiöse Verbot bildlicher Darstellungen. Dieses Verbot kann sich entweder auf Abbildungen von Gott, „falscher Götter“ und religiöser Figuren richten oder aber auch das Ver-bot der Abbildung aller Geschöpfe miteinschließen. (Vgl. auch Encyclopedia Britannica Online : Aniconism)

1. Das Bilderverbot in der Torah

1.1 Textstellen zum BilderverbotVerbot in Exodus (2. Buch Mose): Besagt, es dürfen weder Bildnisse von etwas aus dem Himmel,noch von etwas auf der Erde oder aus dem Wasser geschaffen werden.Das 2. der zehn Gebote im Bund mit Israel: Besagt, Gott sei ein eifersüchtiger Gott, der keine anderen Götter neben ihm duldet. Deshalb sollen keine Bilder von solchen geschaffen oder angebetet werden. (Monotheismus!)Weitere Wiederholungen des Bilderverbotes: in Levitikus (3. Buch Mose) und mehrere Male im Deuteronium(5. Buch Mose)

Thou shalt not make unto thee any graven image, or any likeness of any thing that is in heaven above, or that is in the earth beneath, or that is in the water under the earth. Thou shalt not bow down thyself to them, nor serve them: for I the Lord thy God am a jealous God [...]. (Exodus 20:4-6 zit. nach Besançon, 63)

Doch nicht nur von Menschenhand hergestellte Bildnisse dürfen nicht als Götzen verehrt werden, sondern auch die Anbetung von Naturerscheinungen wie Sonne, Himmel, Mond und Sterne ist nicht erlaubt. Das Verbot wurde außerdem ausgeweitet, indem zur Zerstörung von Altaren, Bildern und Götzenbildern in eroberten Gebieten aufgerufen wurde.

Sinn all dieser Maßnahmen: Die von Gott auserwählten Menschen vor Idolatrie zu schützen.

1.2 Konzept der Idolatrie (Götzendienst)Das Wort Idolatrie: Idolatrie bezeichnet die Anbetung von Idolen.Anbetung (latreia): bedeutet einem Gott zu dienen.Idol (eidolon): Bedeutung weniger klar: Das griechische Wort wird in 30 verschiedene hebräische Wörter übersetzt. Diese unterteilt Alain Besançon in moralischen Aspekte und materielle Beschreibungen des Idols: moralische Aspekte: â ven: vanity, nothingness, lie, iniquity gillulim: tree trunk, round stones, refuse, excrement hevel: breath, vain thing kezavim: lies to-evah: abomination

materielle Beschreibungen: terafim: portable amulets tavnit: images of living beings semel: statue, sculpted object massekah: cast metal

Trotz dieser vielen Übersetzungsmöglichkeiten, erlangte das Wort Idol eine dauerhafte, klare Wortbedeutung als „Abbild, Standbild oder Symbol eines falschen Gottes“ mit der Implikation, dass dieser auf eine Weise angebetet wird, wie es nur dem wahren Gott zusteht. Origen unterscheidet deshalb zwischen dem Bild (eikon), dem getreuen Abbild (eidolon) und der falschen Darstellung von etwas Nicht-Existierendem.

(Gegen)argumente der Theologen des Paganismus: Die Anbetung richtet sich nicht auf das Bildnis Gottes, sondern auf den dargestellten Gott. Dennoch vertraten sie die Ansicht, dass die Götter durch ihr pneuma in Standbildern präsent und diese dadurch ehrwürdig wären.

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SE Interkulturelle Ästhetik | Kursnr.: 180067 | Institut für Philosophie | Universität Wien | SS 2013 | Doz. DDr. Madalina DiaconuVorbereitendes Handout zur Exkursion am 30.4.2013 | vorgelegt von: Evelyn Fränzl | Matrikelnr.: 0805403

Die (der Torah entsprechende) Antwort der Christen (Thomas von Aquin) auf dieses Argument:Jede Art von Anbetung die sich nicht auf den wahren Gott, sondern auf ein Objekt oder eine andere Kreatur richtet, ist Idolatrie.

1.3 Idolatrie in IsraelDie Geschichte Israels ist von der Überschreitung dieser göttlichen Verbote und Gottes Bestrafungengeprägt : - Herstellung und Anbetung des Goldenen Kalbes - Anbetung falscher Götter nach der Anstiftung durch die Moabiterinnen - Anbetung von Baalim und Ashtaroth (fremde Götter und Dämonen): Gott spaltet zur Strafe das Königreich. Doch sowohl im Königreich von Juda, als auch im Königreich von Israel kam es wiederum zur Idolatrie. Zwar wurde die Anbetung des wahren Gottes nicht aufgegeben, es wurden jedoch auch weitere Götter angebetet. Das babylonische Exil reinigte Israel: Gottes Verbot wurde hart durchgesetzt. Sogar ornamentale Motivewaren verboten. Nicht einmal um zu trinken, einen heruntergefallenen Gegenstand aufzuheben oder sicheinen Stachel aus dem Fuß zu entfernen, war es erlaubt sich vor einer heidnischen Statue zu verbeugen.

Die Versuchung kehrte jedoch in anderen Formen, nach der Alexanderschlacht, im Zuge des Hellenismus,wieder: - Im Tempel wurde ein heidnischer, Jupiter gewidmeter, Altar errichtet. - Als der Makkabäeraufstand ausbrach, trugen Soldaten Judas Amulette unter ihren Mänteln. - König Herodes errichtete einen jüdischen Tempel und ließ einen goldenen Adler über dem Haupteingang anbringen.

1.4 Die Polemik (Streitschriften)Die Passagen zu Idolatrie im deuteronomische Buch der Weisheit finden sich in einer langen Antithese zwi-schen dem vom Gott für Israel vorgesehenen Schicksal und dem Schicksal Ägyptens eingefügt. Die Ägypter waren demzufolge Götzendiener, da sie Krokodile und Skarabäen verehrten.Auch in diesem Text findet sich die Ablehnung astraler Kulte und kosmischer Götter. Denn jene, die einem solchen Kult anhängen, verehren nur die Schöpfung, nicht jedoch den Schöpfer. Von Menschenhand erzeug-te Bilder und imperiale Kulte sind aus dem selben Grund zu verachten. Die Erfindung von Idolen ist als der Ursprung religiöser Untreue und damit als Ursprung von Mord, Verrat, Ehebruch, usw. zu betrachten, so der Autor. Lediglich Israel sei durch das von Gott vorgesehene Schicksal geschützt.

Das deuteronomische Buch der Weisheit wiederholt so die Polemik der Propheten: Alle Anbetung die sich auf eine Schöpfung Gottes oder des Menschen richtet und nicht auf Gott selbst, ist zu verachten. Israel ist auser-wählt, ihr Stolz ist es den wahren Gott zu kennen und zu verehren.

1.5 Die Bedeutung / der SinnAlain Besançon betrachtet das Bilderverbot als mit dem Reinheitsgebot verknüpft. Die Geschichte der Bibel ist eine Geschichte der von Gott auserwählten Völker. Doch die Torah verbietet das vermischen der Nationen und Religionen.

Gottes Natur / Gottes Art des Seins: Göttliche Erhabenheit alleine liefert keine zufriedenstellende Erklärung für das Bilderverbot. Gott ist nicht aufgrund seiner Natur undarstellbar, sondern aufgrund seines Verhältnisses zu den Menschen: Gottes unergründliche Pläne für die Menschen rechtfertigen sein Verbot.

Göttliche Erscheinungen (Brennender Dornbusch, ...) sind Symbole für Gottes Präsenz, sie sind jedoch nicht diese Präsenz. Sie bereiten die Propheten lediglich darauf vor, Gott zuzuhören. Deshalb ist auch die Geste der Gesichtsverschleierung in der Bibel immer wieder zu finden: „For he was afraid to look upon God.“ (Besançon,

63) Die Verbindung der Menschen mit Gott basiert auf dem Hören, nicht auf dem Sehen.

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Die gehörten göttlichen Worte werden schließlich als Gesetz/Gebote in schriftliche Form gebracht. In der jüdi-schen Ära existieren nur zwei Verkörperungen von Gott: Das Gesetz und die Menschen die das Gesetz studie-ren und weitertragen. Das Studium dieser Gesetze kann jedoch niemals als abgeschlossen betrachtet werden, da Gott unerreichbar ist: „My thoughts are not your thoughts.“ (Besançon, 71)

Die Limitation auf Hören, Schreiben, Lesen und Nachdenken über die Worte Gottes beseitigt jedoch nicht den Wunsch der Menschen Gott zu sehen, wie sich in mehreren Bibelstellen ausdrückt. Die Menschen müssen sich jedoch, so lange sie auf der Erde weilen, damit begnügen die Auswirkungen von Gottes Herrlichkeit nur in seinen Schöpfungen zu beobachten: „He can be seen from the back, after he passed by. [...] When he stands before God, man falls »face to the ground« or »veils his face«,“ (Besançon, 72) Lediglich nach dem Tod und in prophetischen Visionen (in denen sich die Propheten vorübergehend nicht in weltlicher Verfassung befinden) kann Gottes Gesicht erblickt werden.

2. Jüdische und muslimische Interpretationen

2.1 Jüdische InterpretationMan könnte vermuten, die jüdische Welt sei, bedingt durch das Bilderverbot, eine künstlerische Wüste, aber dies ist nicht der Fall. Die heilige Schrift enthält einige bemerkenswerte Ausnahmen. So finden sich dort genaue Beschreibungen religiöser Ausstattung, wie die Bundeslade. Auf dieser sollen zwei goldenen Cherubim ihre Flügel so ausbreiten, dass dazwischen ein Leerraum als Ort für Gottes Präsenz entsteht. Die Bundeslade soll dann genau jene 10 Gebote beinhalten, unter die auch das Bilderverbot fällt. Auch die eherne Schlange (Nehuschtan), die Moses auf Anweisung Gottes schuf, um Schlangenbisse zu heilen, kann als Ausnahme gesehen werden. Denn nicht die Schlange selbst, sondern Gott sei dabei für die Heilung verantwortlich gewesen.

Das Ausmaß der Befolgung des Bilderverbotes durch die jüdische Bevölkerung schwankte im Laufe der Geschichte, so Alain Besançon, je nachdem ob sie von anderen Kulturen umgeben oder von solchen getrennt lebten. Es gab Perioden in denen zwischen erlaubter Kunst und Idolatrie unterschieden wurde. Sogar das Erschaffen von Idolen für Nicht-Juden war erlaubt, solange diese nicht von den Juden selbst angebetet wurden. Auch in der Synagoge von Dura Europos fand man viele Gemälde biblischer Szenen.Diese Vernachlässigung des Bilderverbotes nahm im späten 5. Jh. unter dem Druck ikonophober Strömungen im Judentum, Christentumsund Islam ihr Ende. In muslimischen Regionen umgeht jüdische Kunst nun nicht mehr länger das zweite Gebot. In christlichen Regionen erlauben die Juden sich illustrierte Manuskripte. Die darin enthaltenen Ornamente werden als nicht unter das Bilderverbot fallend betrachtet „since they are colors with nothing material about them“ (Besançon, 75) Es entsteht also eine Unterscheidung zwischen tolerierten kunstvollen Bildern und verbotenen Bildern zum Zwecke der Anbetung.

Philosophische Betrachtung des BilderverbotesDas Bilderverbot schlug sich im Judentum nicht nur in Geboten, Gesetzen und kasuistisch nieder, sondern erfuhr auch ein philosophische Ausarbeitung. So vertrat u. a. Maimonides die Ansicht, man könne nichts über Gott aussagen - Attribute würden ihn nicht beschreiben können, Ähnlichkeit oder eine wie auch immer geartete Beziehung zwischen ihm und den Menschen sei nicht vorhanden, nicht einmal „Existenz“ sei etwas was man Gott zuschreiben könne. „For thee silence is praise.“ (Besançon, 76) Thomas von Aquin schloss an Maimonides Betrachtungen an, erlaubte im Unterschied zu diesem jedoch die Verwendung von Analogien. Materielle, anthropomorphe Darstellungen waren unzulässig und der Idolatrie verdächtig.

Die jüdischen KünstlerEs gab weniger jüdische Kunst als jüdische Künstler. Diese nahmen entweder Anleihen christlicher Ikonographie (Chagall) oder arbeiteten abstrakt (Rothko). Das Judentum akzeptierte durch die von Anfang an bestehende Unterscheidung zwischen tolerierter Kunst und der verbotenen Darstellung des Göttlichen, die Einschränkung ihrer Kunst auf das Weltliche.

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Jüdische Tradition und AnthropomorphismusDer Zohar nimmt die kabbalistischen Vorstellungen der zehn Sefirot als Sphären der Manifestation Gottes auf. „This God who unveils himself in the world of the Sefiroth represents man in his purest form, Adam Kadmon, the original man. The God, who can be man‘s aim, presents himself precisely as the original man.“ (Besançon, 76)

2.2 Interpretation im IslamEs gab weniger muslimische Künstler, als muslimische Kunst. Diese kam in mannigfaltigen Formen zum Ausdruck. Im 18. Jh. blühte im Königreich Nord-Indiens eine große Vielfalt an Miniaturmaler-Schulen auf.Die muslimischen Schulen sind dabei durch eine ästhetische Sparsamkeit geprägt, die sich aus dem zunehmenden Fehlen von figurativen Darstellungen erklären lässt. Doch während sich die Thora explizit gegen figurative Darstellungen ausspricht, findet sich im Koran kaum etwas darüber. Die göttliche Natur gilt als nur durch göttliche Worte und Taten erfahrbar. Aus diesem Grund erscheint der Gott des Islams distanzierter als der jüdische Gott, der sich durch Propheten mitteilt. Alain Besançon zufolge werden im Islam keine expliziten Bilderverbote benötigt, weil ihr Gott aufgrund seiner metaphysischen Verfasstheit unvorstellbar ist - er ist das „Absolute“. „Submission to God discourages any inclination to reproduce his fiery transcendence with one‘s hands.“ (Besançon, 78) Jedoch hindert die Unsichtbarkeit Gottes nicht daran, in Dingen seine göttliche Unfassbarkeit zu sehen. „Every graphic sign every work of art, refers to God, looks in his direction, yet never hopes to attain him [...].“ (Besançon, 79) Sein „Leuchten“ kann dabei aber lediglich analogisch erfahren werden.

Vergleich Judentum und Islam:In Judaism there is a low upper limit to art, because Israel ist in waiting, and the „face-to-face“ vision that art might procure would be an illusion, in other words idolatry. That ist not the case for Islam. There ist no waiting but an eternal present, under the dazzling light of Revelation. (Besançon, 80)

Im Islam ist ein passives Öffnen für das Wahre und Gute (entweder durch den Intellekt oder durch Unterwerfung unter religiöse Offenbarungen durch Propheten) gefordert. Dementsprechend unterliegt der muslimische Künstler, im Unterschied zum jüdischen Künstler, auch keiner ästhetischen Beschränkung. Er nimmt nicht aktiv am Schöpfungsprozess teil, sondern öffnet sich lediglich der göttlichen Schönheit.

3. Bild und Ebenbild Gottes

Das Aufkommen des Christentum gestaltet viele der beschriebenen Phänomene um. Es kommt zu drei Aussagen, die als sich widersprechend betrachtet werden können:1) Das Christentum übernahm die Aussagen des alten Testamentes zur Unsichtbarkeit der göttlichen Natur.2) Dennoch wird der Mensch als Ebenbild Gottes beschrieben.3) Christus ist Gott und dennoch ein sichtbarer Mensch.

3.1 Philon von Alexandrias ErklärungDer Mensch als „Ebenbild Gottes“ bezieht sich nicht auf körperliche Verfasstheit, sondern auf den Logos. Der Logos ist das Bild Gottes. Bereits dies impliziert eine Hierarchie zwischen Gott und seinem (schwächeren) Bild. Der Mensch wiederum ist nach diesem Bild Gottes geschaffen. Das Ziel des menschlichen Lebens ist nun, dieses Bild des Bildes zu perfektionieren.

3.2 Erklärung in den Paulusbriefen (Corpus Paulinum)Christus als Bild Gottes: Christus allein ist das Ebenbild Gottes, wobei sich hierbei „Ebenbild“ auf die „göttliche Beschaffenheit“ bezieht. In dieser Hinsicht ist Christus dem Wesen Gottes ebenbürtig und (im Unterschied zu Philos Interpretation und der platonischen Denkweise) nicht nur eine mindere Kopie Gottes. Der Mensch als Bild Gottes: Es muss zwischen zwei Aspekten unterschieden werden: Zwischen dem Bild Gottes, das der Mensch von Geburt an ist („earthly Adam“) und dem Bild Gottes, das der Mensch nach seiner Wiederauferstehung sein wird („heavenly Adam“ = Christus). So wird es nun für die Künstler möglich sich in ihrer Arbeit auf diesen erhofften Zustand nach der Auferstehung zu beziehen.

Literatur: Alain Besançon, The Biblical Prohibition, in: The Forbidden Image. An Intellectual History of Iconoclasm, Chicago,

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