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EUROPARC Study trip „Regional development and tourism in protected areas“ Brecon Beacon Nationalpark, Wye Valley AONB, Cotswolds AONB, UK 16. 22. Oktober 2016 Studienbericht Gesundheit & Erholung in Schutzgebieten Fallbeispiele der AONB’s Wye Valley und Cotswolds, UK Natalie Beller 10. Januar 2017

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EUROPARC Study trip

„Regional development and tourism in protected areas“ Brecon Beacon Nationalpark, Wye Valley AONB, Cotswolds AONB, UK

16. – 22. Oktober 2016

Studienbericht Gesundheit & Erholung in Schutzgebieten Fallbeispiele der AONB’s Wye Valley und Cotswolds, UK

Natalie Beller 10. Januar 2017

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Studienbericht „Gesundheit & Erholung in Schutzgebieten“

2 Nationalpark Schwarzwald Natalie Beller

Inhaltsverzeichnis 1 Eigene Tätigkeit im Nationalpark Schwarzwald

2 Erholung & Gesundheit in Schutzgebieten

2.1 Prescription Walks (Cotswolds AONB)

2.2 mindSCAPE Project (Wye Valley AONB)

3 Résumé zum Studienaufenthalt

4 Quellen

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1 Eigene Tätigkeit im Nationalpark Schwarzwald

Im Nationalpark Schwarzwald bin ich seit Februar 2015 als Sachbearbeiterin für Tourismus und

nachhaltige Mobilität tätig. Eingegliedert in den Sachbereich Tourismus und Erholung bin ich

eigenverantwortlich für den Bereich Tourismus zuständig.

Zu meinen Hauptaufgaben zählen der Aufbau und die Pflege eines touristischen Netzwerkes mit

allen relevanten Akteuren, von der lokalen bis zur Landesebene, sowie die Koordination und

Entwicklung eines Tourismuskonzeptes mit der Nationalparkregion. Hinzu kommt die Konzeption

und Umsetzung der Partnerinitiative nach Europarc und die Planung und Koordination eines

Verkehrskonzeptes in Zusammenarbeit mit der Region und dem Verkehrsministerium.

Natürlich bin ich auch Ansprechpartnerin für alle anderen touristischen Fragen und Belange.

2 Erholung und Gesundheit in Schutzgebieten

Erholung und Gesundheit hat in Zeiten von Stress, Hektik und immer mehr komplexen und

schnellen Abläufen im täglichen Leben eine zunehmend wichtige Bedeutung. Die Natur bietet

Raum für Aktivitäten, Erholung, Begegnung, Achtsamkeit aber auch Luftqualität und ein gesundes

Klima und nimmt hiermit Einfluss auf die eigene Lebensqualität (Ensinger, 2016).

Der Nordschwarzwald kann auf eine lange Kur- und Bädertradition zurückblicken. Schon früher

wurde der Schwarzwald als Arznei verschrieben. „Ja die waret unter, als unter acht Tag isch da

gar nix gange. Vierzehn Tag, vier Woche teilweis. Mir hen amal en Bua, Bua ghet, der war. Der

hats an der Lunge ghet und domals war der Schwarzwald noch ähm Arznei.“ (Interview mit 78

jährigen, ehemaligen Pensionsbetreiberin).

Der Nationalpark Schwarzwald hat eine eigene Stelle eingerichtet, welche sich der Forschung im

Bereich Erholung und Gesundheit in Bezug zur Natur widmet. Die Forschungsarbeit wird eng mit

der Tourismusarbeit verknüpft, um langfristig touristische Angebote entwickeln und für die

Umsetzung auch regionale Leistungsträger einbinden zu können. Das Modul Erholung und

Gesundheit ist Teil des Nationalparkplans, welcher bis Ende 2018 fertig gestellt sein muss.

Im Juni 2016 wurde mit einer psychophysiologischen Studie, der sogenannten Armbandstudie,

begonnen. Ziel der Studie ist es, Erkenntnisse zur Landschaftswahrnehmung in Bezug zur

Stressreduktion zu gewinnen. Im Rahmen einer kleinen Wanderung passierten die insgesamt über

freiwilligen 100 Teilnehmer*innen mehrere Stationen. Parallel wurden dabei mit einem Sensor-

Armband psychophysiologische Parameter (wie Hautleitfähigkeit, Körpertemperatur) gemessen.

Vor, während und nach der Wanderung wurden über eine App, in einem zur Verfügung gestellten

Smartphone, Fragen zum subjektiven Stressempfinden gestellt.

Die Daten befinden sich derzeit in der finalen Auswertung und werden im Juli 2017 den

Teilnehmer*innen vorgestellt. Dabei sollen von diesen auch eigene Ideen, Bedürfnisse und

Erwartungen zum Thema Erholung und Gesundheit eingebracht werden können, welche

wiederrum in die Konzeptionsentwicklung des Moduls Erholung und Gesundheit des Nationalparks

einfließen.

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Um die frauenspezifische Sicht auf Gesundheit berücksichtigen zu können, sind weitere

Beteiligungsveranstaltungen mit Landfrauen sowie Gesundheitsanbieterinnen der Region geplant.

Dieser Studienbericht zeigt zwei Best-Practice Beispiele aus den besuchten Schutzgebieten Wye

Valley und Cotswolds in Großbritannien, welche sich auch mit der Wirkung der Natur auf die

Gesundheit, Erholung und das Wohlbefinden beschäftigen.

2.1 Prescription Walks (Cotswolds ANOB)

Ein sehr interessantes Projekt zum Thema Gesundheit und Erholung wurde in Winchcombe

entwickelt und soll bald in eine Pilotphase gehen: die „Prescription Walks in Winchcombe“ –

„Rezeptpflichtige Spaziergänge in Winchcombe“. Winchcombe liegt im Schutzgebiet Cotswolds

(Area of Outstanding Natural Beauty), England.

Grundlage für das Projekt „Rezeptpflichtige Spaziergänge Winchcombe“ ist die „Walkers are

Welcome“ Initiative, welche 2007 von mehreren Kommunen ins Leben gerufen wurde. Hierbei

hatte sich die Gemeinde schon intensiv mit dem Thema Wandern auseinandergesetzt. Ziele der

Initiative sind:

Kommune als eine attraktive Wanderdestination positionieren

Entwicklung eines qualitativ hochwertigen Wanderwegenetzes, von welchem Gäste wie

auch Einheimische profitieren

Sicherung der Wegepflege und einer lückenlosen Ausschilderung

Erweiterung des lokalen Tourismusangebotes

Bewerben der positiven Effekte durch Bewegung in der Natur

(vgl. Webseite Walkers Are Welcome)

Sheila Talbot, Vorsitzende von Winchcombe Walkers are Welcome, berichtete über „Prescription

Walks“, welches gemeinsam mit der Schutzgebietsverwaltung entwickelt wurde.

Der verschreibungspflichtige Spaziergang richtet sich in erster Linie an bewegungseingeschränkte

und physisch angeschlagene oder kranke Menschen, aber auch an alleinstehende, oft ältere

Menschen, die in kein soziales Netzwerk eingebunden sind. Ziel ist es, die körperliche und mentale

Gesundheit und das Wohlbefinden durch Bewegung in der Natur zu fördern. Die Bewegung in der

Natur wird als Heilmittel eingesetzt. Mit einem Rezept, das den Stellenwert eines

verschreibungspflichtigen Medikamentes haben soll, sollen Patienten sich diesem Heilmittel

bewusst und motiviert werden, es zu nutzen.

Dabei werden die Routen auf Rezept individuell auf den Patienten abgestimmt. Bei den kurzen

Rundwegen (max. 1-2 Meilen) in Winchcombe handelt es sich aber um einfache, leicht begehbare

Wege mit ausreichend Sitzgelegenheiten.

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Abbildung 1: Karte mit Routen der verschreibungspflichtigen Spaziergänge

Quelle: Robert Talbot

Sieben Rundwege wurden bereits ausgearbeitet. In der anstehenden Pilotphase (sechs Monate)

mit begleitendem Monitoring sollen in Zusammenarbeit mit einem ortansässigem Arzt Rezepte für

Spaziergänge an betroffene Patienten kostenfrei ausgestellt werden. Die Patienten können die

Touren nach einem Wanderplan (s. Abb. 1) eigenständig laufen oder sich einem geführten,

wöchentlich Health Walk anschließen. Bei regelmäßigen Arztbesuchen wird kontrolliert, ob sich

das Wohlbefinden und/ oder der Gesundheitszustand verändert hat.

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Nach einer erfolgreichen Pilotphase wird die Anerkennung der verschreibungspflichtigen

Spaziergänge durch die Krankenkasse/ Gesundheitsfürsorge angestrebt. Wird der Spaziergang als

Kassenleistung akzeptiert, wie z. B. die Verschreibung eines Medikamentes, erhofft sich die

Projektinitiative einen finanziellen Betrag pro eingelöstem Rezept. Hierdurch könnten Kosten, wie

Organisation, Personaleinsatz, der derzeit ehrenamtlichen Helfer der „Walkers are Welcome

Winchcombe“ nachhaltig gedeckt werden. Eine anschließende Einführung der „Prescription Walks“

in den anderen AONBs wäre wünschenswert.

Bewertung

Besonders positiv ist, dass auf ehrenamtlicher Basis in Kooperation mit dem Schutzgebiet das

sehr wichtige Thema Gesundheit und Natur aufgegriffen und in ein ganz konkretes Projekt

umgesetzt wurde. Bei erfolgreicher Einführung und nachhaltiger Sicherung könnte hieraus ein

Angebot für die lokale Bevölkerung aber auch ein touristisches Produkt weiter entwickelt werden.

Beispielsweise bietet sich hier die Kooperation mit Kurkliniken, Gesundheitshotels,

Gesundheitswanderführer an oder im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Zudem könnten die rezeptpflichtigen Spaziergänge präventiv, aber auch rehabilitierend eingesetzt

werden.

Auf Nachfrage spielt hier das Landschaftsbild leider keine Rolle, wodurch der direkte Bezug zum

Schutzgebiet fehlt. Maßgeblich ist die Bewegung in der Natur (Kriterien: Länge,

Schwierigkeitsgrad, Sitzmöglichkeiten), unabhängig, ob Wildnis oder Kulturlandschaft. Hierdurch

könnte abgeleitet werden, dass es unerheblich ist, ob der Spaziergang in einer schützenswerten

Landschaft stattfindet oder im Stadtpark.

Abbildung 2: Robert Talbot von “Winchcombe Walkers are Welcome” (links), Cotswolds Way

National Trail (rechts)

Quelle: Natalie Beller

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2.2 mindSCAPE Project (Wye Valley ANOB)

Dieses Projekt des AONBs Wye Valley widmet sich

Demenzerkrankten und ihren Betreuer*innen. 2014 wurde das

Partnerprojekt mindSCAPE von der Schutzgebietsverwaltung Wye Valley, in Kooperation mit

Forestry Commission, Forest of Dean District Council, Dementia Adventure, die Alzheimer's

Society und mit der Forest of Dean Dementia Alliance ins Leben gerufen. mindSCAPE wird für vier

Jahre von der National Lottery gefördert.

Demenzkranke Menschen fühlen sich oft isoliert, haben keinen Zugang mehr zum Naturraum oder

haben meist wenige Möglichkeiten soziale Kontakte zu pflegen oder an Veranstaltungen oder

Freizeitaktivitäten teilzunehmen. In monatlichen Workshops sollen Demenzerkrankte und ihre

Betreuer*innen - egal ob familiäre oder professionelle Pflege - genau dazu wieder ermutigt werden.

Außerdem möchte man eine Verbesserung des physischen und psychischen Wohlbefindens

erzielen und den Bezug zur Natur (wieder) herstellen.

Bei den Workshops spielen Kreativität und Geselligkeit eine wichtige Rolle. Die Veranstaltungsorte

sind gezielt ausgesucht und finden bei entsprechender Witterung im Freien. Aktivitäten sind z. B.

Arbeiten mit Leder, Spaziergang auf Kunstwegen, Gestalten mit Naturmaterialien, Holz schnitzen

oder Waldspaziergänge. Im Winter oder bei schlechtem Wetter finden die Workshops in

geeigneten Räumlichkeiten statt.

Im ersten Jahr wurden vor allem Künstler und Ehrenamtliche, welche die Workshops durchführen

oder begleiten, speziell zu den Themen Demenz oder Erste-Hilfe geschult. Zudem wurde den

Betreuer*innen ein Training zu „Gedächtnis steuern“ und „Positiv pflegen“ angeboten.

Evaluierung:

Nach jeder Veranstaltung findet eine standardisierte Befragung statt. Hierbei handelt es sich um

einen stark vereinfachten Fragebogen, welcher von Demenzerkrankten wie auch deren

Betreuer*innen ausgefüllt werden kann. Dadurch wird direkt zurückgespiegelt, welche Angebote

sich für den Workshop gut eignen und welche weniger.

Alle sechs Monate findet eine ausführlichere, schriftliche Befragung statt. Hierbei handelt es sich

um geschlossene Fragen. Demenzerkrankten werden bei der Beantwortung unterstützt.

Beide Methoden sind in ihrer Anwendung mit Demenzerkrankten begrenzt einsetzbar. Nicht jede

Person ist in der Lage mündlich oder schriftlich ein Feedback zu geben. Daher basieren die

qualitativen Ergebnisse vielfach auf persönlichen, individuellen Gesprächen.

Auch wird der Verlauf der Workshops fotographisch dokumentiert und die künstlerischen

Workshop-Arbeiten für spätere Vergleiche aufbewahrt.

Mit einigen Teilnehmer*innen (Demenzerkrankte und Betreuer*innen) wurde für Monate oder sogar

Jahre zusammen gearbeitet. Daher wurde auch beobachtet, wie sich diese im Rahmen des

mindSCAPE Projektes entwickeln bzw. verändern. Die Eindrücke der Beobachtungen werden

regelmäßig der Gruppe zurück gespiegelt und gemeinsam besprochen.

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Im zweiten Jahr wurde außerdem ein externes Büro zur Evaluierung beauftragt. Hierbei wurden

neben der Prüfung des Projektes und der Veranstaltungsorte auch beteiligte Mitarbeiter*innen,

Ehrenamtliche sowie Teilnehmer*innen befragt.

Abbildung 3: Vereinfachter Fragebogen für jeden Workshop

Quelle: mindscape, Hannah Elton-Wall

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Bewertung

Das Projekt ist sehr professionell aufgestellt und finanziell für vier Jahre gesichert. Leider hatten

wir vor Ort nicht die Möglichkeit an z. B. einem Workshop teilzunehmen oder mit weiteren

Projektpartnern zu sprechen. Anhand der Vorstellung durch Andrew Blake (AONB Officer) und der

zur Verfügung gestellten Berichte, konnte ich einen sehr guten Einblick gewinnen. Ich sehe hier ein

großes Potential, um einerseits mit der Region und den Menschen, die dort leben,

zusammenzuarbeiten und andererseits die Möglichkeit die Bedeutung der Natur (und damit den

Naturschutz) zu stärken.

Abbildung 4: Waldweg entlang des Flusses Wye (links), Partner des Projektes mindSCAPE

(rechts)

Quelle: Webseite AONB Wye Valley

Quelle: Natalie Beller

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3 Résumé zum Studienaufenthalt

Der Studienaufenthalt in Großbritannien war sehr bereichernd und bot neben dem intensiven

Fachaustausch die Möglichkeit andere Praxisbeispiele kennen zu lernen. Hier zeigten sich auch

die Unterschiede der Schutzgebiete zwischen Großbritannien und Deutschland. Neben der

anderen (niedrigeren) Schutzkategorie scheint der Erhalt der Landschaftsschönheit im

Vordergrund zu stehen. Ein anderer Aufbau, Struktur, Aufgaben und Finanzierung der

Schutzgebiete stellen die Verwaltungsmitarbeiter*innen vor unterschiedliche Herausforderungen.

Die Studienfahrt hat prinzipiell gezeigt, wie außerordentlich wichtig ein regionales Netzwerk, eine

intensive Kommunikation und auch das Vertrauen zwischen den einzelnen Akteuren sind. Gerade

da sich der Nationalpark Schwarzwald noch in einer Aufbau- und Entwicklungsphase (Gründung

2014) befindet, wird versucht, die Region und Touristiker*innen in möglichst alle relevanten

Prozesse einzubinden.

Die Nationalparkverwaltung Schwarzwald arbeitet bereits sehr gut mit der Tourismusregion

zusammen und entwickelt momentan gemeinsam ein Tourismuskonzept. Dieses Konzept enthält

auch das Handlungsfeld Gesundheit. Wobei hier im ersten Schritt das Thema spezifisch von der

Nationalparkverwaltung bespielt wird. Auf Basis wissenschaftlicher Forschung werden Angebote

zum „Nationalpark erleben & erholen“ entwickelt.

Die Projekte mindSCAPE und Prescription Walks haben gezeigt, dass das Thema Erholung und

Gesundheit für ein Schutzgebiet weit über die touristische Verknüpfung hinaus von Bedeutung ist.

Vielmehr sollte dies unter dem Dach „Regionale Entwicklung“ betrachtet werden; sei es in

Angeboten für erkrankte Menschen (z. B. Kooperation mit Kliniken) oder auch präventiv (z. B.

betriebliches Gesundheitsmanagement).

Zudem wurde durch die Best-Practice-Projekte verdeutlicht, dass lokale und regionale Partner

sowie eine nachhaltige Finanzierung grundlegend sind. Des Weiteren muss der Bezug zum

Schutzgebiet deutliche klarer herausgestellt werden. Schließlich ist die Natur selbst sowie deren

Ressourcen dabei Grundlage für Gesundheit und Erholung.

So sind nächste Projekte ein Gesundheitstag (betriebliches Gesundheitsmanagement) sowie die

Entwicklung eines Angebotes „Gesundheitswoche im Nationalpark“ in Kooperation mit Kliniken.

Zudem ist angedacht den Themenschwerpunkt des Jahresprogrammes 2018 des Nationalparks

mit dem Schwerpunkt Erholung/ Entspannung/ Gesundheit zu besetzen und hierzu gezielte

Veranstaltungen, wie z. B. Achtsamkeitswanderungen, anzubieten.

Bei internen Diskussionen ist das Projekt mindSCAPE auf sehr positive Resonanz gestoßen. Um

ein solches Projekt bzw. Studie aufzubauen fehlen der Nationalparkverwaltung derzeit die

personellen Ressourcen.

Als ein erster Schritt besteht die Überlegung im nächsten Jahr mit einem Partner aus der

Gartentherapie zusammenzuarbeiten. Dies basiert auf einer ähnlichen Idee: Menschen, die keinen

Zugang mehr zur Natur haben können, die Natur nach Hause (z. B. ins Pflegeheim) zu bringen.

Mein persönlicher Wunsch wäre, ein Projekt nach dem Vorbild mindSCAPE im Nationalpark

Schwarzwald aufzubauen und hierzu eine Kooperation mit dem AONB Wye Valley einzugehen.

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Dies bedarf, wie bereits genannt, freier personeller Ressourcen und ist somit langfristig

einzuplanen.

Neben den im Bericht beschriebenen Projekten zu Gesundheit & Erholung hat mich das Cotswolds

Visitor Giving Scheme sehr beeindruckt. Hierbei handelt es sich um eine Kooperation zwischen

Schutzgebietsverwaltung und Tourismusbetrieben. Bei der Onlinebuchung einer Leistung (z. B.

Übernachtung im Hotel), hat der Gast die Möglichkeit, gleichzeitig ein Pfund zu spenden. Mit

diesen Spenden werden verschiedenste Projekte in der Region finanziell unterstützt (z. B.

Renaturierung).

Hier zeigt sich die beispielhafte Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Schutzgebiet. Eine

eigentlich sehr einfache, aber doch wirkungsvolle Maßnahme, um den Gast am Naturschutz zu

beteiligen. Hier sehe ich eine sehr gute Übertragungsmöglichkeit auf die Nationalparkregion

Schwarzwald e. V., da diese den nachhaltigen Tourismus anstrebt; somit wäre das Visitor Giving

Scheme eine hervorragende Ergänzung.

Herausstellen möchte ich nochmals die überaus gelungene Organisation und Planung der

Studienfahrt durch Europarc Deutschland e. V. (Anne Schierenberg und Sonja Miller). Auch die

Zusammenstellung der Studiengruppe der deutschen Schutzgebietsverwaltungen war sehr

bereichernd.

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Quellen Ensinger, K. (2016): Achtsamkeit, Naturerleben und die Erfahrung von Erholung, Umwelt-psychologie. 20. Jg., Heft 2, 95-111. Walkers are Welcome, vom 04.01.17 https://walkersarewelcome.org.uk/ AONB Wye Valley, vom 04.01.17 http://www.wyevalleyaonb.org.uk/index.php/projects/mindscape/

Der Studienaufenthalt war Bestandteil des Projekts “Akteure aus Nationalen Naturlandschaften im internationalen Kompetenzaustausch” (ANNIKA) von EUROPARC Deutschland. Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB).