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Exzellenzcluster Entzündungsforschung Exzellenzcluster Entzündungsforschung Jahresbericht 2017

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ExzellenzclusterEntzündungsforschung

Exzellenzcluster Entzündungsforschung

Jahresbericht 2017

Inhalt03 Vorwort04 Wissenschaftliche Exzellenz06 Besseres Krankheitsverständnis 09 Spitzenforschung11 Begegnungen15 Sichtbare Leistungen22 Impulse für die Karriere24 e:Med 32 Graduiertenkollegs39 Zahlen, Daten, Fakten

Klinische und moleku-larbiologische Daten sowie Bioproben sind die Grundlage, um chronisch entzündliche Krankheiten besser verstehen und behandeln zu können. Daran arbeiten im Exzel-lenzcluster Entzündungs-forschung rund 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den Standorten in Kiel, Lübeck, Plön und Borstel.

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In den vergangenen zwei Förderphasen des Exzel-lenzclusters „Inflammation at Interfaces“ haben wir auf wissenschaftlichem, strukturellem und

persönlichem Feld sehr viel erreicht. Dadurch wurde der biomedizinische Standort Schleswig-Holstein nachhaltig verändert. Auf dieser Basis haben wir uns erneut dem Wettbewerb um Fördermittel innerhalb der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gestellt. Und - wie wir jetzt wissen - wir haben uns erneut durchgesetzt. Die Gewissheit ein international konkurrenzfähiges Konzept in Forschung und Nach-wuchsförderung zu verfolgen und zur Forschungs-elite Deutschlands zu zählen, hat enorme Aufbruch-stimmung erzeugt.

Im neuen Antrag legen wir den Schwerpunkt auf die Translation von molekularer zu klinischer Medizin. Wir wollen mit dem Konzept von „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ Erkenntnisse aus der medi-zinischen Grundlagenforschung möglichst schnell in die Krankenversorgung übertragen. Dabei ist unser Ansatz die Präzisionsmedizin, ein Ansatz zur Präven-tion und Behandlung von Entzündungserkrankungen, bei dem die individuelle Variabilität des Menschen innerhalb seiner Umwelt berücksichtigt wird. Die Vision ist eine vollständige Kontrolle über den Krank-heitsprozess zu erreichen, in jedem Stadium und so früh wie möglich.

In unserem Vorhaben haben wir sehr viel Rückenwind durch die Politik erfahren. Die schleswig-holstei-nische Landesregierung sicherte die Anschlussfinan-zierung für die Neuanträge und machte sich stark für die Spitzenforschung im Land. Im Februar besuchte

Vorwort

der ehemalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe unsere Kieler Entzündungsambulanz und tauschte sich mit Cluster-Mitgliedern und Land-tagsabgeordneten aus. Er unterstützt unsere inter-disziplinären Strategie und betonte: „Um chronische Entzündungen in Zukunft besser und zielgerichteter behandeln zu können, ist es gut, wenn Forschung und klinische Praxis so eng wie möglich zusammenarbei-ten.“

Damit dies gelingt, haben wir eine neue Steuerung für klinische Forschung initiiert: Precision Health in Schleswig-Holstein (PHSH). PHSH ist keine eigene Institution, sondern ein Organisationsrahmen, in dem die Schleswig-Holstein Excellence Chairs eine Schlüsselrolle einnehmen. Diese extern anhand ihrer wissenschaftlichen Exzellenz ausgewählten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler steuern direkt die klinischen Forschungsmöglichkeiten im Universitätsklinikum. Dadurch wird sichergestellt, dass Patientinnen und Patienten in den Forschungs-programmen immer Zugang zu den neuesten medizi-nischen Innovationen haben. Ein riskantes Unter-nehmen, aber wenn es funktioniert, dann will jedes Uniklinikum so etwas haben. Davon sind nicht nur wir überzeugt, sondern auch die Mitglieder unseres wissenschaftlichen Beirats.

von Professor Stefan Schreiber

Sprecher des Exzellenzclusters

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Die Antragsskizze für die Weiterförderung des Exzellenzclusters wurde am 3. April der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)

übergeben. Am 28. September fiel die Entscheidung, dass auch ein Vollantrag gestellt werden kann. Da-zwischen lag der Cluster-Retreat, bei dem intensiv am zukünftigen Forschungsprofil von „Precision Medici-ne in Chronic Inflammation“ gearbeitet wurde.

Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat sich zusammen mit der Universität zu Lübeck (UzL) und den Partnerinstitutionen für einen Exzellenzclu-ster „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) innerhalb der Exzellenzstrategie (ExStra) des Bundes und der Länder beworben. Die 195 eingereich-ten Skizzen für Exzellenzcluster wurden anschließend in 21 international besetzten Panels nach wissen-schaftlichen Qualitätskriterien begutachtet. Auf dieser Grundlage entschied das mit 39 überwiegend im Ausland tätigen Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftlern besetzte „Expertengremium“ darüber, welche Skizzen als weiter ausgearbeitete Anträge in die Endauswahl kommen. Für den schleswig-

Meilensteine der Entzündungsforschung

Wissenschaftliche ExzellenzNeues Konzept für den Wettbewerb

Beginn der multi-nationalen Phase II klinischen Studie mit dem im Cluster entwickelten Wirk-stoff Olamkicept in der Indikation Colitis ulcerosa

Identifizierung von 4 neuen genetischen Risikofaktoren für die primär sklerosierende Cholangitis

Identifizierung eines neuen Zielmoleküls für Therapien gegen Morbus Gaucher

Entwicklung einer Methode zur maßgeschneiderten Herstellung von Zinkperoxid- Nanopartikeln

Anwendung der Genomsequenzierung für verbesserte Dia-gnostik und Therapie von multiresistenter Tuberkulose

holsteinischen Cluster war das Votum positiv. Er war weiter im Wettbewerb um die Fördermillionen und hatte bis 21. Februar 2018 Zeit, den Vollantrag bei der DFG abzugeben. Daran gearbeitet wurde aber bereits bevor klar war, ob es weitergehen wird.

Cluster-Retreat130 Clustermitglieder kamen am 13. und 14. Juli zum Retreat in Timmendorfer Strand zusammen, um am zukünftigen Forschungsprofil zu arbeiten. Der wissenschaftliche Beirat gab wichtige Impulse für die ExStra-Bewerbung. Cluster-Sprecher Professor Stefan Schreiber stellte das Konzept von „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ in groben Zügen vor. Das Ziel ist, diagnostische Werkzeuge und therapeutische Interventionen zu entwickeln, die dazu dienen, den individuellen Krankheitsverlauf vorherzusagen und die Aktivität chronisch entzündlicher Erkrankungen entsprechend der individuellen Konstellation zu kontrollieren. Die Vision ist eine vollständige Kon-trolle über den Krankheitsprozess zu erreichen, in jedem Stadium und so früh wie möglich. Dazu soll Grundlagenforschung in Präzisionsmedizin überführt

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Nachweis einer Asso-ziation von Adipositas mit Entzündung im Hypothalamus und Störungen der Darm-Hirn-Achse beim Menschen

Identifizierung von Faktoren, die die IgG-vermittelte allergische Reaktionen hemmen

Nachweis einer Verbindung zwischen gängigen Varianten im FOXO3-Gen und Langlebigkeit beim Menschen

Aufklärung der Regulation des Enzyms Meprin β, wichtig für eine funktionierende Mucusbarriere im Darm

Identifierung von neutrophilen Granulozyten als vielversprechendes Ziel, für alternative Therapieansätze gegen Tuberkulose

werden. Entscheidend hierfür ist die intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Fächern Evolutionsbiologie, Immunologie, Medizin, Ernährungswissenschaft und Medizintechnologie sowie die systematische Anwendungsforschung an Patientinnen und Patienten.

In sechs Sitzungen ging es in die Detailarbeit. In jeweils drei parallelen Workshops wurden die Arbeitspakete für die 10 Research Technology Fields, Target Innovation Projects und Clinical Demons-trators zur Diskussion gestellt. Immer mit dabei die Professoren Rudi Balling, Richard Blumberg und Joachim Thiery vom wissenschaftlichen Beirat. Bei-ratsmitglied Ulf Müller-Ladner stieß am zweiten Tag dazu. Bei der abschließenden Plenumssitzung gaben die externen Ratgeber wertvolle Hinweise für eine erfolgversprechende Antragstellung.

Precision Health in Schleswig-Holstein Ein wichtiger Baustein im neuen Konzept ist „Precision Health in Schleswig-Holstein“ (PHSH) - ein Organisationsrahmen, in dem die exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Landes zukünftig die Ergebnisse ihrer Forschung in der Krankenversorgung des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) einfließen lassen kön-nen. Die Steuerungs/Governance-Struktur von PHSH soll eine direkte Interaktion zwischen anwendungs-orientierter Forschung und den Entscheidungsgre-mien in der Administration des UKSH fördern. Erster

thematischer Schwerpunkt sind chronische Erkran-kungen, die mit Entzündungen zusammenhängen. Dazu zählen einerseits eigenständige Entzündungs-krankheiten wie chronisch entzündliche Darmer-krankungen oder rheumatische Erkrankungen und im zweiten Schritt infektiöse, degenerative oder ma-ligne Erkrankungen. Die Idee ist, durch neue diagnos-tische Verfahren diese komplexen Erkrankungen in einem sehr frühen Stadium zu erkennen und mit ge-eigneten Interventionen beeinflussen zu können. Da-mit es möglichst erst gar nicht zu morphologischen Manifestationen von Erkrankungen kommt oder ein chronischer Krankheitsverlauf unterbleibt.

Es geht also genau genommen nicht nur um Prä-zisionsmedizin, daher auch die Bezeichnung „Precisi-on Health“, sondern vielmehr um die weitesgehende Gesunderhaltung. Ziel ist also, die Pathophysiologie zu unterbrechen, bevor Strukturen unwiederbring-lich geschädigt werden.

Nachwuchsgruppenleitungen für SH-ChairsDie CAU und die UzL haben im Mai 2017 acht Juniorprofessuren ausgeschrieben. Die Stellen sind den acht Schleswig-Holstein Excellence Chairs (SH-Chairs) zugeordnet. Die Tandems aus Chair und Nachwuchsgruppenleitung sollen die Entzün-dungsforschung in Schleswig-Holstein stärken und die inhaltliche Neuausrichtung des Cluster-Antrags innerhalb der Exzellenzstrategie maßgeblich mitbe-stimmen.

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Die Systemmedizin trägt dazu bei, die komplexen Entstehungsmechanismen von Krankheiten besser zu verstehen. Sie ist

die Grundlage, um neue Diagnose-, Therapie- und Präventionsstrategien zu entwickeln. Im Exzellenzclu-ster Entzündungsforschung gibt es zwei Professuren für diese wichtige Forschungsdisziplin. Am Standort Lübeck erforscht Professor Hauke Busch seit Oktober 2016 die Systembiologie von Autoimmunerkran-kungen der Haut. Dafür braucht er vor allem viele Daten und gute Modelle, wie er im Interview erklärt.

Herr Busch, als Professor für Systembiologie von Ent-zündungskrankheiten wollen Sie komplexe Vorgänge oder ganze biologische Systeme ganzheitlich verste-hen. Was genau ist mit ganzheitlich oder umfassend gemeint?HAUKE BUSCH: Ganzheitlich heißt, dass man verschiedene Ebenen der biologischen Regulation zusammenfassend analysiert. Dass also zum Beispiel das Genom nicht isoliert betrachtet wird, sondern im Zusammenspiel mit Transkriptom, Epigenom oder auch Mikrobiom. In der Biologie gibt es keine ein-fachen Kausalketten, weil alles mit allem interagiert, und es zudem noch Rückkopplungsschleifen gibt. Daher ist es oft schwierig, Ursache und Wirkung aus-einander zu halten. Diesem komplexen Wechselspiel trägt die Systembiologie Rechnung, indem versucht wird, das ganze System zu erfassen, um zu sehen, wo es in Schieflage gekommen ist. Man untersucht dann zum Beispiel eine Gruppe von Genen oder Signalwe-gen, die für eine bestimmte Zellfunktion verantwort-lich sind, und schaut, ob man diese möglicherweise

regulieren kann, um die „Schieflage“ im System wieder zu korrigieren.

Die Analysen von Genom, Transkriptom, oder Epige-nom macht man doch bisher auch schon. Was ist das Neue bei dem systembiologischen Ansatz? Im Cluster wurden zum Beispiel schon diverse genomweite Assoziationsstudien anhand großer Pa-tientenkollektive gemacht. Das war sehr erfolgreich, um eine Reihe von Genvarianten zu identifizieren, die mit einem erhöhten Krankheitsrisiko für bestimmte Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen assozi-iert sind. In vielen Fällen ist jedoch unklar, was diese Genveränderungen auf molekularer Ebene bewirken, welche Signalwege dahinterstecken und was in der zellulären Regulation schief läuft. Das wollen wir in Modellen erforschen. Das heißt, wir versuchen über die Kombination aus Genregulation, epigenetischer Regulation und Mutation ein Netzwerkmodell der Zelle aufzustellen und zu analysieren, welche Teil-wege der Zelle dysreguliert sind. Diese können wir dann anschließend im Detail analysieren.

Für welche Vorgänge oder Erkrankungen interessie-ren Sie sich speziell?Meine Arbeitsgruppe ist in der Dermatologie und der Kardiogenetik zu Hause. Da die Lübecker Hautklinik eine besondere Expertise für blasenbildende Autoim-munerkrankungen der Haut hat, befassen wir uns mit der Systembiologie dieser Erkrankungen. Hierzu zählen Pemphigus vulgaris, bullöses Pemphigoid und Epidermolysis bullosa acquisita. Das bullöse Pemphi-goid, das gewöhnlich bei alten Menschen auftritt, ist

Besseres KrankheitsverständnisInterview mit Hauke Busch

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die häufigste Erkrankung dieser Gruppe. Betroffene entwickeln pralle Blasen auf entzündlich geröteter oder normaler Haut, die intensiv jucken. Ursache der Blasenbildung sind Antikörper gegen körpereigene Strukturproteine. Wir wollen besser verstehen, wa-rum es zum Verlust der Toleranz gegenüber körper-eigenen Proteinen kommt und welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen. Dafür wenden wir erstmals „Omics“-Daten auf diese Krankheiten an.

Was genau untersuchen Sie?Wir vergleichen die Genomdaten von einzelnen Pati-entinnen und Patienten mit den Transkriptomprofilen aus Hautproben, um zu erfassen, was in der Haut der Betroffenen fehlreguliert ist, welche Signalwege an- oder ausgeschaltet sind. Dabei vergleichen wir gesunde und kranke Haut, aber auch scheinbar klinisch gesunde Haut der Betroffenen mit gesunder Haut von Gesunden. Damit können wir feststellen, ob der einzelne Patient eine Veranlagung mitbringt, diese Krankheit zu entwickeln. Auf genetischer Ebene finden wir zum Beispiel Mutationen, die für eine gestörte Immunregulation prädisponieren. Und man sieht auch in klinisch gesunder Haut von Erkrankten auf Genexpressionsebene, dass die Zell-Zell-Adhäsion verringert ist.

Parallel dazu schauen wir uns auch das Haut-mikrobiom an, also die Mikrobengemeinschaft auf der Haut, da sie ebenfalls Einfluss auf das immuno-logische Geschehen haben kann. Bekannt ist zum Beispiel, dass bei Erkrankten die Diversität des Mikro-bioms abnimmt. Es könnte also sein, dass Hautbak-terien leichter in diese gelockerte Haut einwandern

können und dadurch weitere Entzündungsreaktionen auslösen. Diesen Hypothesen gehen wir nach und wollen so die Interaktion zwischen den genetischen Prädispositionen, den daraus resultierenden Signal-weg-Regulationen und dem Mikrobiom aufklären, um vorherzusagen, ob und wie es zu den Dermato-sen und zu Entzündungsreaktionen der einzelnen Betroffenen kommt.

Wie bringen Sie die verschiedenen Informationsebe-nen zusammen?Zunächst überlege ich, welche Konsequenzen das, was ich auf der genetischen Ebene sehe, für die Regulation von molekularen Signalwegen hat. Das mache ich am Computer, indem ich die gefundenen Mutationen auf bekannte Proteininteraktionsnetz-werke der menschlichen Zelle abbilde und dann die möglichen Regulationseffekte der Mutation mit Hilfe

Hauke Busch leitet die Arbeitsgruppe Systembiologie von

Entzündungskrankheiten an den Lübecker Instituten für Experimentelle Dermatologie und Kardiogenetik. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die

Entwicklung und Verifizierung von mathema-tischen Modellen für zelluläre Prozesse - vom

initialen Stimulus bis zum finalen Phänotyp.

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von Methoden aus der statistischen Physik vorher-sage. Gleichzeitig habe ich die Expressionsdaten, an denen ich ablesen kann, welche Gene hoch- oder herrunterreguliert sind. Daraus lässt sich schließen, ob die Mutationen den vorhergesagten Effekt im Gewebe der einzelnen Patienten haben. Die nächste Frage ist: Hat die Funktion der Genexpression etwas krankheitsrelevantes, kommt es zum Beispiel zu einer verstärkten Entzündung, sind die Zell-Zell-Kontakte dysreguliert oder fokussiert sich in meinen Daten alles auf einen bestimmten Signalweg. Gerade bei den Pemphigus-Erkrankungen, die in jüngeren Jahren auftreten, spielen sehr spezifische Signalwege eine Rolle. Und das sehen wir auch auf Ebene des Genoms und der Genexpression.

Was ist Ziel dieser Arbeiten?Hauptsächlich geht es um die verfeinerte Diagnose. Dafür suchen wir Biomarker, die frühzeitig eine Fehl-regulation anzeigen, noch bevor es klinisch zu einem Krankheitsschub kommt. Veränderungen auf Ebene der Genexpression gehen dem klinischen Phänotyp etwas voraus. Dadurch hätte man so etwas wie eine Frühwarnstufe. Man könnte zum Beispiel frühzeitig mit low-dose-Kortison behandeln, oder Entwarnung geben, wenn alles im grünen Bereich ist. Außerdem könnte man mit einem entsprechenden Marker besser kontrollieren, ob eine bestimmte Therapie angeschlagen hat.

Was sind die nächsten Schritte? Im Moment versuche ich das Patientenkollektiv weiter zu vergrößern, um ein besseres Gesamtbild zu bekommen. Außerdem arbeiten wir daran, unsere Rechenmethodik zu verfeinern, mit der wir von geno-mischen Daten auf die Funktion schließen können, und wie wir dann diese Funktion besser mit Transkriptom und Mikrobiom-Interaktionen verbinden können. Wir wissen, dass sich das Mikrobiom verändert. Aber wir wissen nicht, wie das Mikrobiom mit dem Immunsy-stem auf der Haut interagiert und ob es da irgendwel-che Schlüsselreize gibt, die man unterbinden könnte. Daran schließt sich die Frage an, ob es Maßnahmen gibt, um das Mikrobiom positiv oder negativ zu beein-flussen, etwa Eincremen oder Desinfizieren. Eine Idee wäre auch, zielgerichtet Botenstoffe in der Haut the-rapeutisch anzugehen, die das Mikrobiom modulieren, anstatt das Immunsystem direkt zu hemmen, um die überschießende Immunreaktion zu verhindern.

Wie kann man ihre Erkenntnisse in die Klinik übertragen?Ziel ist, dass man auch bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen in Zukunft individueller vorgeht, so wie es heute zum Teil schon bei Krebser-krankungen der Fall ist. Tatsache ist, dass zwei Patienten mit der gleichen klinischen Diagnose eine sehr heterogene Krankheitsgeschichte haben können. Voraussetzung für ein personalisiertes Vorgehen ist, die ganze Heterogenität der Erkrankungen zu erfassen. Patientinnen und Patienten können vom genetischen Ursprung her völlig unterschiedliche Mutationen haben, die alle in die Immunregulation hineinspielen. Deshalb müsste man sie genetisch genau charak-terisieren und schauen, welchen Signalweg man im jeweiligen Fall hemmen könnte. In der personalisierten Medizin gibt es noch kein Schema F, nach dem Motto, hier kommen die Daten rein und hinten kommt die Therapieempfehlung raus. Irgendwann wird es das aber geben, wenn man nur genug Daten gesammelt und genügend Fälle analysiert hat.

„Wir wissen, dass sich das Mikrobiom verändert. Aber wir wissen nicht,

wie das Mikrobiom mit dem Immunsystem auf der Haut inter-agiert und ob es da irgendwelche

Schlüsselreize gibt, die man unterbinden könnte.“

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Das neue und bundesweit einzigartige Förder-programm „Schleswig-Holstein Excellence Chairs“ wurde der Öffentlichkeit vorgestellt.

Es hält Spitzenkräfte im Land und legt die Grundla-gen dafür, dass die Ergebnisse der Grundlagenfor-schung ohne Umwege in die klinische Versorgung gelangen. Von dem Konzept ist auch Hermann Gröhe überzeugt. Der damalige Bundesgesundheitsminister kam nach Kiel, um mit Cluster-Mitgliedern und Land-tagsabgeordneten zu diskutieren.

Acht Millionen Euro investiert das Land Schleswig-Holstein in das Programm „Schleswig-Holstein Excel-lence Chairs“ und stellt damit wichtige strukturelle Weichen für die translationale medizinische und naturwissenschaftliche Forschung. Am 9. Februar stellten Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Universitäten und die damalige Wissenschaftsmini-sterin Kristin Alheit das neuartige Konzept sowie die Chair-Inhaber in Kiel vor.

Die „SH-Chairs“ sind spezielle Professuren, mit denen exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler an die schleswig-holsteinischen Standorte gebunden werden sollen. Sie werden jeweils für einen Zeitraum von maximal sechs Jahren gefördert. Die Förderung ermöglicht jedem Chair-Inhaber eine zusätzliche Juniorprofessur in seiner Arbeitsgruppe einzusetzen. Diese Nachwuchsgruppenleitungen wurden 2017 ausgeschrieben. Fünf Millionen Euro der Fördersumme finanziert das Land Schleswig-Holstein aus seinem Struktur- und Exzellenzbudget. Drei Millionen trägt der Medizin-Ausschuss, eine gemein-

SpitzenforschungSchleswig-Holstein stellt die Weichen

same Einrichtung der Universitäten Kiel und Lübeck mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), in dem Strukturen, Planungen und Ent-scheidungen gemeinsam beraten und abgestimmt werden.

Bei der Vorstellung des Konzeptes machte Kristin Alheit deutlich, was das Land mit dieser Förderung bewirken möchte: „Wir wollen die universitäre Spit-zenforschung im Land stärken und die Exzellenzstra-tegie fördern. Das Land Schleswig-Holstein beteiligt sich an der Finanzierung der SH Chairs, damit das lebenswissenschaftliche Potenzial im Land optimal genutzt werden kann. Die Lebenswissenschaften gehören zu den wichtigen Zukunftsfeldern, die den Forschungsstandort Schleswig-Holstein sichern.“Das Programm der SH-Chairs ist deutschlandweit ein-malig. „Mit diesem Alleinstellungsmerkmal gehen wir stark in die dritte Förderperiode.“ Davon ist Professor Stefan Schreiber, Sprecher des Exzellenzclusters, überzeugt: „Das Programm ist insbesondere auch eine Entwicklung, die den Patientinnen und Patienten in unseren beiden Entzündungsambulanzen zu Gute kommt. Diese Betroffenen profitieren aus erster Hand von den Forschungsergebnissen aus dem Cluster, weil sie nach den allerneusten Erkenntnissen behandelt werden.“

Hermann Gröhe besuchte Kieler Entzündungszentrum Chronisch entzündliche Erkrankungen sind eine He-rausforderung für unser Gesundheitssystem - das hat auch die Politik erkannt. Im Februar kam der damalige

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Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe nach Kiel, um mit Cluster-Mitgliedern und Landtagsabge-ordneten zu diskutieren. Bei einer Führung durch das Exzellenzzentrum Entzündungsmedizin in Kiel infor-mierte sich der Minister über die fachübergreifende Krankenversorgung und die enge Zusammenarbeit von Forschung und klinischer Praxis im Cluster. Gröhe lobte die nationale und internationale Expertise des schleswig-holsteinischen Clusters und unterstrich die Notwendigkeit von zukunftsweisender Forschung. „Im Exzellenzcluster Entzündungsforschung arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemein-sam daran, Entzündungsprozesse zu verstehen und Krankheitsursachen aufzuspüren. Um chronische Entzündungen in Zukunft besser und zielgerichteter behandeln zu können, ist es gut, wenn Forschung und klinische Praxis so eng wie möglich zusammenarbei-ten“, sagte Gröhe.

Die steigende Anzahl chronisch entzündlicher Er-krankungen ist vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft eine Belastung des Gesundheitssystems. Denn chronisch krank bedeutet, dass diese Men-schen bis an ihr Lebensende eine immer komplexere medizinische Betreuung benötigen. „Die Therapien bei chronisch entzündlichen Erkrankungen sind mitt-

lerweile so vielschichtig, dass niedergelassene Ärzte dieser Komplexität teilweise nicht mehr gewachsen sind“, so Schreiber. „Die Universitätsmedizin wird sich zukünftig intensiv mit diesen Krankheitsfeldern beschäftigen.“

Chronische Entzündungskrankheiten betreffen zehn Prozent der Bevölkerung in Europa. Sie belasten Be-troffene enorm und schränken deren Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit erheblich ein. Die Krankheiten sind derzeit nicht heilbar und nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen lassen sich die Beschwerden lang-fristig medikamentös unterdrücken. Auch lässt sich bisher noch nicht vorhersagen, welches Medikament bei wem wirkt. Hier setzen die Forschungen inner-halb des Clusters an. Ziel ist zum Beispiel Biomarker zu identifizieren, die frühzeitig Auskunft über den Krankheitsverlauf und Komplikationen geben kön-nen. Entwickelt werden außerdem Kriterien, die eine objektive Therapieentscheidung ermöglichen.

Cluster-Sprecher Stefan Schreiber im Gespräch mit Hermann Gröhe und Jens Scholz.

Im Kieler Exzellenzzentrum Entzündungsmedizin diskutierten Clustermitglieder mit Hermann Gröhe.

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erstmals auf der Hannover Messe mit einem viel-fältigen Programm von Exponaten, Patentbörse sowie Podiumsdiskussionen rund um die Themen Wissenstransfer, Patente und Gründungsinitiativen. „Angesichts der bevorstehenden Förderperiode in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder zeigen wir auf der Weltleitmesse der Industrie die exzellente Forschung und ihren Wert für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung des Nordens“, sagt Uni-Präsident Professor Lutz Kipp. Als wichtiger Part des lebenswissenschaftlichen Forschungsschwerpunkts an der Uni Kiel stellte der Exzellenzcluster Entzün-dungsforschung verschiedene Projekte vor, unter anderem die Translation von Forschungsergebnissen vom Labor bis hin zum Krankenbett, die Erforschung des menschlichen Mikrobioms in Gesundheit und Krankheit sowie den Einfluss evolutionärer Prozesse auf die Entstehung und Behandlung von Krankheiten. Unter anderem präsentierte der Cluster das Exponat „Perspektive Mikrobiom“, das die Bedeutung der Erfor-schung der mikrobiellen Besiedlung des menschlichen Körpers hervorhebt sowie den Prototyp der mobilen Medizin-Anwendung „eHealth-App: Tagesaktuellen Gesundheitsstatus per Smartphone erfassen“. Diese Smartphone-Anwendung soll künftig medizinische Daten im alltäglichen Leben von Patientinnen und Patienten erheben und zielt damit auf die Entwicklung präziserer Behandlungsansätze bei verschiedenen schwerwiegenden Erkrankungen ab.

MikrobiomausstellungZur Eröffnung der Cluster-Ausstellung „Das Mikrobiom - Der Mensch ist nicht allein.“ kamen am 18. Mai rund

Einblick in das Forschungsgebiet des Exzellenz-clusters Entzündungsforschung boten sich 2017 bei verschiedenen und sehr unterschied-

lichen Gelegenheiten. Beim ersten Auftritt der Uni-versität Kiel auf der Hannover Messe war auch der Ex-zellenzcluster Entzündungsforschung mit Exponaten und Podiumsveranstaltungen vertreten. Einzigartige Blickpunkte auf die Forschung zum Mikrobiom bietet die im Mai eröffnete Kunstausstellung von Cluster und Muthesius Kunsthochschule Kiel. Und für den jugendlichen Forschungsnachwuchs gibt es an allen Cluster-Standorten interessante Angebote.

Hannover MesseVom 24. bis 28. April 2017 präsentierte sich die Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel

Begegnungenmit Wirtschaft, Kunst und Nachwuchs

Industriedesign-Studentin Sophie Jahns präsentierte ein Mikrobiom-Testsystem auf der Hannover Messe.

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60 Gäste in die Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung der CAU. Zu welchen Werken das Thema Mikrobiom Muthesius-Studierende inspirierte, kann dort bis Ende Februar 2019 besichtigt werden. „Wir ge-hen einen Bund fürs Leben mit unseren Bakterien ein. Dazu muss man sich kennenlernen. Die Ausstellung ist eine gute Gelegenheit dafür“, sagte Rolf Fischer, Staatssekretär für Wissenschaft, zur Ausstellungser-öffnung. Die Kombination von Kunst und exzellenter Wissenschaft bezeichnete er als besonders geeigneten Weg, um Ergebnisse aus der Forschung in die Gesell-schaft hineinzutragen. Die Aufgabe der Kunst ist laut Professor Arne Zerbst, dem Präsidenten der Muthesius Kunsthochschule, „das herauszuarbeiten, was die gewohnte Betrachtung aus der Gewöhnlichkeit reißt, und genau dadurch auch für die naturwissenschaft-liche Forschung wieder neue Impulse zu setzen.“ Neue Impulse setzen die Kunst- und Designstudierenden etwa durch Abstraktion, durch spielerische Überset-zung in einen Comic, durch Reduktion auf wenige pla-kative Aussagen oder durch konkrete Gestaltung eines Mikrobiom-Testsystems. Der Ausstellung ging eine rund anderthalbjährige Vorbereitung voraus. Nach Vorträgen, Besuchen in Labor und Klinik, und einem

Wettbewerb entstanden die ausgestellten Exponate aus den Bereichen freie Kunst, Grafik-, Kommunika-tions- und Industriedesign. Es handelt sich dabei nicht um eine Visualisierung medizinischer Forschungsthe-men, vielmehr sind jeweils einzigartige Blickpunkte auf die aktuelle Forschung entstanden.

Lübecker offenes Labor2017 feierte das Lübecker offene Labor (LoLa) sein 15-jähriges Jubiläum. Zum 1000. Kurs kamen im Januar 2017 Schülerinnen und Schüler von der Inselschule Fehmarn ins Labor. Sie analysierten unter anderem die DNA des Neandertalers und untersuchten, wie hoch die Übereinstimmung unseres heutigen Genmaterials mit dem des vor rund 30.000 Jahren ausgestorbenen „Homo neanderthalensis“ ist.

Das Programm des Experimentallabors richtet sich an die Jahrgänge 8 bis 13 und umfasst 22 Kurse zu verschiedenen Themen der Biologie und Chemie, passend zum Lehrplan. Die Kurse werden begleitet von Fachseminaren. Außerdem gibt es weiterführende Ferienkurse, Arbeitsgemeinschaften und das Angebot, spezielle Arbeiten zu betreuen. Mit Unterstützung des Clusters veranstaltete LoLa 2017 wieder eine

Mit eindrücklichen Zahlen auf Plakaten und persönlichen Audio-Berichten von Betroffenen wird die chronisch entzündliche Darmkrankheit Colitis ulcerosa sehr konkret.

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Eric, Hannah, Mathilda und Bjarne von der Inselschule Fehmarn pipettieren beim 1000. Kurs im LoLa.

Summerschool für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe zum Thema „Welt der Mikroorganismen“. Die Jugendlichen experimentierten mit Bakterien und analysierten deren Eigenschaften. In beglei-tenden Seminaren erfuhren sie, wie das Immunsy-stem mit eingedrungenen Bakterien umgeht, wie Entzündungen entstehen und warum zunehmend Antibiotika-Resistenzen auftreten.

Die Idee zum offenen Labor hatte Cluster-Vorstandsmitglied Professor Enno Hartmann. Der Direktor des Instituts für Biologie an der Universität zu Lübeck ist Sprecher der Schülerakademie und betont: „In der Schülerakademie wird lebendig, was unter anderen Umständen theoretisch wirkt; hier wird spannend, was unter Gleichaltrigen als langweilig beschrieben wird; hier forschen Kinder und Jugendliche aktiv, die in der Schule als gehemmt gelten; hier bringen sich Schülerinnen und Schüler ein, die im Unterricht nicht als sonderlich interes-siert gelten.“

Kieler ForschungswerkstattIm life:labor der Forschungswerkstatt an der CAU erhalten Schülerinnen und Schüler der Oberstufe

einen Zugang zu aktuellen Themen aus der human-medizinischen und biologischen Forschung. Zudem ermöglicht der Laborbesuch den Jugendlichen das Kennenlernen und Ausprobieren von Arbeitsmetho-den dieser Disziplinen. Die Angebote richten sich an ganze Schulklassen und beziehen sich auf die Fachanforderungen für das Fach Biologie, eignen sich also als inhaltliche Ergänzung zum regulären Biologieunterricht.

Gemeinsam mit dem Forschungszentrum Kiel Evolution Center fand im life:labor mit Unterstüt-zung des Clusters der Projekttag „Den Resistenzen auf der Spur – Evolution von Krankheitserregern“ statt. An vier Terminen nahmen insgesamt rund 70 Schülerinnen und Schüler an dem Programm teil. Die Jugendlichen erfuhren, welche gravierenden Pro-bleme behandlungsresistente Krankheitserreger zum Beispiel für chronisch Lungenkranke mit sich bringen. Gleichzeitig lernten sie, welche Strategien helfen können, Infektionen dennoch erfolgreich zu behan-deln. Begleitet wurde das Kursangebot des life:labors vom Leibniz-WissenschaftsCampus KiSOC (Kiel Sci-ence Outreach Campus). Ziel ist, die Wirksamkeit der Wissensvermittlung wissenschaftlich zu überprüfen. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts sollen in die Entwicklung neuer Formen der Didaktik und der Wissenschaftskommunikation einfließen.

Schullabor BorstelExperimentieren wird auch im Schullabor des Forschungszentrums Borstel groß geschrieben. In Zusammenarbeit mit Lehrkräften wurden über-schaubare Experimente für verschiedene For-schungsbereiche entwickelt. Zum Beispiel können die Jugendlichen aus Proben der Mundschleimhaut die DNA isolieren und einen genetischen Fingerabdruck erstellen, Blattfarbstoffe mittels Chromatographie untersuchen oder Antikörper gegen Allergene nach-weisen. Das Schullabor richtet sich an Jugendliche der Klassen 9 bis 13 und verfügt über eine gute bis sehr gute Ausstattung an Geräten.

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Nacht der Wissenschaft in PlönDas Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön beteiligte sich bei der Europäischen Wissen-schaftsnacht Ende September mit einem vielseitigen Programm zur biologischen Forschung. Dabei ging es um Fragen wie: Sind Pilze eigentlich Pflanzen oder Tiere? Wie bekomme ich die Erbsubstanz aus einer Tomate? Wie sieht Dein Name als DNA-Code aus? Was ist ein mikrobieller Fingerabdruck? Kinder konn-

ten auf eine spannende Foto-Entdeckungsreise durch die Welt der Wissenschaft und Evolutions-biologie gehen und sich am Ende als „Max-Planck-Mini-Forscher“ auszeichnen lassen. Einblicke in die eigene Forschung gaben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Plöner Instituts und der CAU in Vorträgen.

Cluster-News zum Liken und TeilenSeit Juni 2017 ist der Cluster bei Twitter vertreten. Unter @medinflame sendet und teilt das Team der Geschäftsstelle Neuigkeiten, die Cluster-Mitglieder oder deren Forschung betreffen. Inhalte der Tweets sind zum Beispiel spannende Publikationen, Studienaufrufe, Ausschreibungen, Veranstaltungs-ankündigungen oder Wissenschaftspreise. Die Kurzmitteilungen sind meist verlinkt mit ausführ-licheren Informationen etwa einer Pressemeldung, einer Webseite oder einem Zeitschriftenartikel. Außerdem wurde der YouTube Kanal Medinflame Inflammation at Interfaces eingerichtet. Hier ein-gestellte Videos zeigen unter anderem Interviews mit Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats, Eindrücke von der Mikrobiom-Ausstellung und Statements von den Young Scientists-Spreche-rinnen.

Das life:labor der Forschungswerkstatt an der CAU - eine willkommene Alternative zum Schulunterricht.

Unter @medinflame ist der Cluster seit Juni 2017 auf Twitter aktiv

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Die Exzellenz des Clusters zeigt sich insbe-sondere auch bei den jungen Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftlern. Sie werben

erfolgreich Fördermittel für zukunftsträchtige Forschungsvorhaben ein, erhalten Preise und liefern hochrangige Publikationen ab.

Neues EU-Verbundprojekt unter Cluster- KoordinierungMit knapp 15 Millionen Euro unterstützt die Europä-ische Kommission das neue Forschungsprojekt von Professor Philip Rosenstiel, Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Für eine Laufzeit von fünf Jahren verteilen sich die Fördermittel auf 15 Projektpartner, knapp drei Millionen Euro gehen nach Kiel. Das internationale Projektkonsortium von SYSCID („A Systems medicine approach to chronic inflammatory disease“ - Systemmedizin für chro-nisch entzündliche Erkrankungen) beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit drei Erkrankungen: chronisch entzündliche Darmerkrankungen, systemischer Lupus erythematodes und rheu-matoide Arthritis.

Die Krankheiten sind derzeit nicht heilbar und nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen kann die Krankheit mit einem Me-dikament langfristig un-terdrückt werden. Welcher Mensch auf welche Be-handlung anspricht, kann

Sichtbare LeistungenPreise, Projekte und Publikationen

mit den bisherigen Untersuchungsmethoden nicht vorhergesagt werden. „Wir wollen in SYSCID moleku-lare Signaturen in Gewebe, Blut und Zellen finden, die schwere Krankheitsverläufe vorhersagen, so dass man die Therapie entsprechend frühzeitig auswählen und anpassen kann“, sagt Projektkoordinator Rosenstiel. Das Projekt SYSCID baut auf den Arbeiten innerhalb des Deutschen Epigenom Programms (DEEP) auf.

EU-Projekt BioNUGUTDie Europäische Union (EU) fördert mit mehr als einer Million Euro ein Projekt unter Leitung von Cluster-Vor-standsmitglied Professor Matthias Laudes, Leiter der Klinischen Ernährungs- und Stoffwechselmedizin an der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) Kiel. Ziel ist, Biomarker zu identifizieren, die den Status „gesund“ messbar machen. Bisher gibt es solche Marker nur für Erkran-kungen, nicht aber für Gesundheit. Diese Lücke will das internationale Forscherbündnis „BioNUGUT: Gut Metabotypes as Biomarkers for Nutrition and Health“ schließen.

Matthias Laudes: „In den vergangenen zehn Jahren haben wir gelernt, dass Gesundheit ein Zustand ist, in dem alle unsere Körperzellen mit allen Bakterien, die in uns und auf uns leben im Einklang stehen.“ Wenn diese Symbiose gestört sei, könnten sich Krankheiten wie Diabetes und Darmentzündungen entwickeln. Deshalb suchen die Forschenden Faktoren, die das gesunde Zusammenleben des Menschen mit seinen Darmbakterien anzeigen. Sie sollen zukünftig als Indikatoren einer gesunden Lebensweise in Präventi-onsprogrammen genutzt werden können.Philip Rosenstiel

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Zweite Förderperiode für Lübecker Graduiertenkolleg Das Internationale Graduiertenkolleg 1911 (Internatio-nal Research Training Group, IRTG) „Immunregulation der Entzündung bei Allergien und Infektionen“ wird weitergeführt. Dies hat der Bewilligungsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) be-schlossen. Mit einer Fördersumme von insgesamt 6,2 Millionen Euro kann das IRTG 1911 seine Arbeit in dem zweiten Förderzeitraum bis 2022 fortsetzen. „Ich freue mich sehr, dass durch die erneute Förder-zusage die im IRTG 1911 geleistete Arbeit und die hochqualitativen Forschungsergebnisse seitens der DFG anerkannt und honoriert worden sind“, sagte der Sprecher des Kollegs und Cluster-Vorstandsmitglied Professor Jörg Köhl. Köhl ist Direktor des Instituts für Systemische Entzündungsforschung an der Universität zu Lübeck und Sprecher des Zentrums für Infektiologie- und Entzün-dungsforschung Lübeck. „Wir freuen uns sehr, den Doktorandinnen und Doktoranden weiterhin ein strukturiertes interna-tionales Ausbildungs- und Qualifizierungsprogramm zusammen mit unseren US-amerikanischen Kolle-gen anbieten zu können.“

Diabetes-Forschungspreis Cluster-Vorstandsmitglied Professor Matthias Laudes wurde mit dem Ferdinand-Bertram-Preis 2017 ausge-zeichnet. Den mit 20.000 Euro dotierten Wissen-schaftspreis der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) erhielt der Leiter der Klinischen Ernährungs- und Stoffwechselmedizin am UKSH Kiel für seine Leistungen über den Zusammenhang von Stoffwech-sel und Entzündung. Die Auszeichnung wurde ihm beim Diabetes Kongress 2017 in Hamburg überreicht. „Chronische Entzündungsvorgänge spielen eine we-

sentliche Rolle in der Ent-wicklung von modernen Zivilisationskrankheiten wie Typ 2 Diabetes und Atherosklerose“, sagt Lau-des. Im Exzellenzcluster Entzündungsforschung entwickelt er deshalb neue innovative Strategien, um mit anti-entzündlichen Maßnahmen Stoffwech-selerkrankungen vorzubeugen. Der Ferdinand-Bertram-Preis ist der älteste und renommierteste Wissenschaftspreis der Deutschen Diabetes Gesell-schaft. In der 54-jährigen Geschichte des Preises wird mit Laudes zum ersten Mal ein klinischer Diabetolo-ge der CAU und des Kieler UKSH gewürdigt.

Stipendium für klinische ForschungDie Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) hat Cluster-Mitglied Dr. Konrad Aden ein Stipendium des Clinician Scientist Programms verliehen. Aden ist Internist an der Klinik für Innere Medizin I am UKSH Campus Kiel und wissenschaft-licher Mitarbeiter am Institut für Klinische Moleku-larbiologie der CAU. Das mit 100.000 Euro dotierte Wissenschaftsstipendium ermöglicht ihm, seine klinische Tätigkeit für insgesamt zwei Jahre auf die Hälfte zu reduzieren, um sich seinem Forschungs-vorhaben im Bereich der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zu widmen. In einem zwei-stufigen Verfahren konnte sich der junge Internist gegen rund 20 bundeswei-te Mitbewerberinnen und Mitbewerber durchset-zen. Er erhält eines von insgesamt drei Stipendien der DGIM.

Jörg Köhl

Matthias Laudes

Konrad Aden

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Thannhauser-Preis 2017 Professor Andre Franke, Vorstandsmitglied im Exzel-lenzcluster Entzündungsforschung und Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie an der CAU, hat den Thannhauser-Preis 2017 erhalten. Der von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten verge-bene Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Franke wurde mit dem Preis für seine Forschung zum Einfluss des menschlichen Genoms auf die bakterielle Zusam-mensetzung im Darm ausgezeichnet. Der Thannhau-ser-Preis wird alle zwei Jahre für eine hervorragende und wegweisende wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Verdauungs- und Stoffwechselkrank-heiten verliehen. Den Preis stiftet die Falk Foundation e.V., Freiburg, zur Erinnerung an den bedeutenden deutsch-amerikanischen Internisten Siegfried Thann-hauser (1885-1962).

lenburgs Forschung sowie seine intensiven Bestrebungen, mit denen er die Evolutionsforschung in Schleswig-Holstein und damit die Kooperation zwischen Universität und MPI-EB vorangetrieben hat. Mit dem Max-Planck-Fellowship ist die Einrichtung einer kleinen Arbeitsgruppe am Plöner Institut verbunden, die jähr-lich ein bis zwei Nachwuchsforschenden Platz bieten wird. Das neu entstehende Forschungsteam unter Schulenburgs Leitung wird untersuchen, wie sich Lebewesen an unvorhersehbare Umweltbedingungen anpassen.

Europäischer ErfinderpreisDer Physiker Professor Robert Huber erhält zusammen mit zwei amerikanischen Kollegen den renommierten Europäischen Erfinderpreis 2017. Bei einem Festakt in Venedig ehrte das Europäische Patentamt den Cluster-Wissenschaftler vom Institut für Biomedizinische Op-tik der Universität zu Lübeck (UzL) mit seinen Kollegen Professor James G. Fujimoto und Dr. Eric A. Swanson aus den USA. Die Auszeichnung erhalten sie für die Entwicklung der Optischen Kohärenztomografie

Preisträger Prof. Andre Franke bekommt den Thannhauser-Preis 2017 von Dr. Martin Strünkelnberg (links, Falk Foundation e.V.) und Prof. Frank Lammert, Präsident der DGVS.

Robert Huber, James G. Fujimoto und Eric A. Swanson

Max-Planck-FellowDie Max-Planck-Gesellschaft hat Cluster-Vorstands-mitglied Hinrich Schulenburg, Professor für Evolution-sökologie und Genetik an der CAU, zum Max-Planck-Fellow am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön (MPI-EB) berufen. Sie würdigt damit Schu-

Hinrich Schulenburg

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(OCT). Das innovative Bildgebungsverfahren verbes-sert die Diagnose und das Verständnis von verschie-denen Erkrankungen. „Dank dieses Teams können Ärzte jetzt Echtzeitbilder von menschlichem Gewebe zur Früherkennung von Krebs, Glaukom und anderen Beschwerden nutzen“, erklärt Benoît Battistelli, Präsi-dent des Europäischen Patentamtes. Das schonende Verfahren basiert auf Lichttechnologie, kommt ohne Strahlen oder den Einsatz von Kontrastmitteln aus und wird mittlerweile jährlich ungefähr 30 Millionen Mal durchgeführt.

Ausgezeichnete medizinische BildgebungAndreas B. Schmidt, Doktorand in der Arbeitsgruppe von Cluster-Mitglied Professor Jan-Bernd Hövener, hat im Rahmen des Studentenwettbewerbs der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (DGBMT) den geteilten zweiten Platz errungen. Mit seinem Beitrag „Hyperpolarization without a polarizer - first 13C-MRI in vivo“ setzte er sich gegen 62 weitere Bewerber durch. Schmidt war maßgeblich an der Entwicklung einer neuen Methode für die Herstellung hyperpolari-sierter MRT-Kontrastmittel beteiligt. Die erste in vivo Anwendung der Methode, welche verglichen mit bisher gängigen Verfahren eine drastische Vereinfa-chung bedeutet, war Inhalt des vorgestellten Beitrages.

Otto-Hahn-MedailleDr. Philipp Rausch, assoziiertes Cluster-Mitglied und Postdoc in der Forschungsgruppe „Evolutionäre Genomik“ am Max-Planck-Institut für Evolutions-biologie in Plön erhielt die von der Max-Planck-Ge-sellschaft verliehene Otto-Hahn-Medaille. Der Preis würdigt junge Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler für ihre herausragenden wissenschaftlichen

Leistungen, die zumeist in einer Doktorarbeit erbracht wurden. Rausch wurde für seine Arbeiten über den Einfluss blutgruppen-ähnlicher Antigene und Entzündungskrankheiten auf mikrobielle Darmge-meinschaften geehrt. Die Auszeichnung nahm er im Juni auf der Hauptver-sammlung der Max-Planck-Gesellschaft in Weimar entgegen.

Forschungsneubau in Lübeck: Zentrum zur Erforschung von Entzündungen der HautDie Gemeinsame Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder hat im Juni 2017 die Finanzierung eines Forschungsneubaus an der Universität zu Lübeck über 25,4 Millionen Euro bestätigt. Damit kann an der Universität, wie im April vom Wissenschaftsrat empfohlen, das geplante Zentrum zur Erforschung von Entzündungen der Haut (Center for Research on Inflammation of the Skin, CRIS) eingerichtet werden.Wissenschaftliche Zielstellung des Forschungsbaus ist die Aufklärung der molekularen Mechanismen der Entstehung von Entzündungen der Haut und die Entwicklung innovativer und kurativer Konzepte für ihre Behandlung.

Das Gebäude wird in zentraler Lage in unmittel-barer Nähe zu anderen neuen Forschungsgebäuden und Service-Einheiten der Universität entstehen und integriert im Erdgeschoss auch eine Forschungsam-bulanz für Patientinnen und Patienten. „Mehr als 140 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zwei Kliniken und sechs Instituten können dann auf 2.500 Quadratmetern interdisziplinär und unter Verwen-dung modernster Technologien zur Entzündung an der Haut forschen“, sagt der designierte CRIS-Leiter und Cluster-Vorstandsmitglied Professor Detlef Zillikens.

Andreas B. Schmidt

Philipp Rausch

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Nature Genetics: Neue Einblicke in die Ursachen der chronischen GallengangsentzündungIn einer internationalen Kooperation haben Wis-senschaftler des Exzellenzclusters Entzündungsfor-schung Varianten in vier genetischen Abschnitten identifiziert, die das Risiko für primär sklerosierende Cholangitis (PSC) stark erhöhen. Daraus ergeben sich neuartige Einblicke in die Ursachen der chronisch fortschreitenden Entzündungskrankheit, bei der die Gallengänge innerhalb und außerhalb der Leber ver-engen. Betroffene haben häufig auch eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, vor allem Colitis ulce-rosa. Bereits in früheren Studien unter Beteiligung des Exzellenzclusters wurden 16 genetische Risikoregi-onen für PSC identifiziert. „Wir haben vier neue Loci gefunden und für eine dieser vier Regionen haben wir schon eine Idee, was biologisch dahinter stecken könnte“, sagt Professor David Ellinghaus vom Institut für Klinische Molekularbiologie an der Medizinischen Fakultät der CAU. „Und zum ersten Mal können wir jetzt eine quantitative Aussage dazu machen, wie ähnlich sich chronisch entzündliche Darmerkran-kungen (CED) und die entzündliche Gallengangser-krankung PSC auf der genetischen Ebene sind.“ Die Ergebnisse der bisher weltweit größten Genetik-Studie zu PSC veröffentlichte die renommierte Fachzeitschrift Nature Genetics. Es wurden hierfür die DNA-Proben von rund 4.800 Erkrankten mit denen von fast 20.000 gesunden Personen verglichen. Nat Genet. 2017;49(2):269-273. doi: 10.1038/ng.3745

Nature: Alternativer Therapieansatz für die Fettspei-cherkrankheit Morbus GaucherArbeitsgruppen aus Lübeck und Cincinnati (USA) haben einen überraschenden Mechanismus im Stoffwechsel aufgedeckt, der neue therapeutische Ansätze zur Behandlung der Fettspeicherkrankheit Morbus Gaucher eröffnet. Cluster-Vorstandsmitglied Professor Jörg Köhl vom Institut für Systemische Entzündungsforschung an der UzL veröffentlichte die neuen Erkenntnisse gemeinsam mit seinen US-amerikanischen Kollegen in Nature.

Morbus Gaucher ist eine seltene, erbliche Fettspeicherkrankheit. Bisher war bekannt, dass die Erkrankung ursächlich nur durch den genetisch bedingten Mangel eines bestimmten Enzyms (ß-Glukozerebrosidase) verursacht wird. Durch den Enzymmangel werden zuckerhaltige Fettstoffe nicht korrekt aufgespalten und abgebaut. In der Folge reichern sich diese so genannten Glukosylceramide in verschiedenen Immunzellen an, vorzugsweise in den Fresszellen (Makrophagen). Die geschwollenen Zellen, sogenannte Gaucher-Zellen, finden sich in gro-ßer Zahl in Lunge, Milz, Leber und Knochenmark. Dort setzen sie entzündliche Substanzen frei und führen in der Folge zur Gaucher-Erkrankung. Dabei kommt es je nach Schweregrad zu entzündlichen Funktionsstö-rungen innerer Organe und des Skeletts.

Die in Nature publizierte Arbeit zeigt nun, dass an Morbus Gaucher Erkrankte Antikörper gegen die angereicherten Glukosylceramide bilden. In der Folge

PUB L IK AT I O NEN

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entstehen Immunkomplexe, die zur Freisetzung der Substanz C5a führen. Dabei stellte sich heraus, dass C5a eine Schlüsselfunktion bei der Krankheitsent-wicklung einnimmt. In experimentell ausgelöstem Morbus Gaucher verhinderte die Blockade des Rezep-tors von C5a die Anreicherung von Glukosylceramid und die Auslösung der Erkrankung.Nature 2017; 543: 108-112. doi: 10.1038/nature21368

Nature Medicine: Kalte Umgebung beeinflusst die Zusammensetzung der DarmbakterienFrieren steigert die Produktion von Gallensäuren und verändert so das Darmmilieu. Unter diesen veränderten Stoffwechselbedingungen gedeihen offensichtlich einige Bakterien im Darm besser als bei wärmeren Temperaturen während andere Bakterienspezies sich weniger gut vermehren. Das hat ein Team des Exzellenzclusters Entzündungsfor-schung im Verbund mit Hamburger Forscherinnen und Forschern im Mausmodell herausgefunden. „Die Kälteexposition verändert das Darm-Mikrobiom und zwar unabhängig davon, was gefüttert wird“, betont Malte Rühlemann, Doktorand am Institut für Klinische Molekularbiologie an der Medizinischen Fakultät der CAU in der Arbeitsgruppe von Cluster-Vorstandsmitglied Professor Andre Franke. In der Studie wurde auch ein Mechanismus in der Leber nachgewiesen, über den der Organismus überschüs-siges Cholesterin effizient in Gallensäuren abbauen und damit unschädlich machen kann.

Wenn die Umgebung kalt ist, muss der Körper mehr Wärme produzieren. Dafür sorgt insbesondere das sogenannte braune Fettgewebe, während das normale, weiße Fettgewebe in erster Linie überschüs-sige Energie in Form von Fett speichert. Die Aktivität des braunen Fettgewebes hängt unter anderem von der Temperatur ab. Bei Kälte wird es aktiviert, sagt Co-Autor Rühlemann. Für die Studie wurden Mäuse bei niedrigen und neutralen Temperaturen gehalten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konn-ten erstmals nachweisen, wie die Aktivierung des

braunen Fettgewebes die Leber stimuliert, vermehrt Cholesterin zu Gallensäuren abzubauen. Rühlemann: „Es wurde tatsächlich nachgewiesen, dass bei Käl-teexposition die Gallensäureproduktion in der Leber extrem ansteigt, teilweise bis auf das 40fache des normalen Werts. Diese Veränderung im Stoffwechsel hat einen Effekt auf das Mikrobiom im Darm und um-gekehrt können auch die Darmbakterien Gallensäu-ren umwandeln.“ Noch lässt sich nicht sagen, was die Veränderung des Mikrobioms bewirkt.Nat Med. 2017 Jul;23(7):839-849. doi: 10.1038/nm.4357

The Lancet Infectious Diseases: Weltweiter Mycobakterium chimaera Ausbruch mittels Genomanalyse rekonstruiertWissenschaftler eines europäischen Konsortiums unter der Leitung des Universitätsspitals Zürich und des Forschungszentrums Borstel konnten durch Ge-nomsequenzierung einen weltweiten Mycobacterium chimaera Ausbruch detailliert nachverfolgen. Die Studie zeigte, dass in der Intensivmedizin eingesetz-te Hypothermiegeräte die wahrscheinliche Quelle einer Infektion mit einem M. chimaera Stamm sind, an der 21 Patienten aus der Schweiz, Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich und 12 weitere Patienten in den USA und Australien erkrankt sind. Die Ansteckung erfolgte im Rahmen eines herzchirurgischen Eingriffes, bei der die Hypo-thermiegeräte zur Regulierung der Bluttemperatur eingesetzt werden. M. chimaera gehört zu den soge-nannten nichttuberkulösen Mykobakterien (NTM). Bei Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen oder Immunschwäche können diese Bakterien Infektionen insbesondere der Lunge hervorrufen. Sie können aber auch Entzündungen von künstlichen Herzklap-pen verursachen. Um den Infektionsweg aufzuklä-ren, wurden in der aktuellen Studie M. chimaera Proben verschiedener Herkunft (u.a. Herzpatienten, Medizinprodukten, Trinkwasserspendern und Lei-tungswassersystemen der Krankenhäuser) mittels Genomsequenzierung untersucht. „Genomsequen-

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Prof. Stefan Niemann vom FZB bei der Vorbereitung für die Genomsequenzierung

zierungen sind ein leistungsstarkes Werkzeug um Ausbrüche von Krankheitserregern zu untersuchen. Unsere Untersuchung zeigt, dass der weltweite M. chimaera Ausbruch höchstwahrscheinlich einer Quelle zuzuordnen ist,“ sagt Professor Stefan Nie-mann, Leiter der Forschungsgruppe „Molekulare und Experimentelle Mykobakteriologie“ am Forschungs-zentrum Borstel und Mitglied im Exzellenzcluster „Entzündungsforschung.Lancet Infect Dis 2017;17:1004-1005. doi: 10.1016/S1473-3099(17)30324-9

Nature Communication: Neue Aspekte des „Langle-bigkeits-Gens“ FOXO3 entdecktBereits 2009 bestätigten Mitglieder des Exzellenz-clusters Entzündungsforschung, dass FOXO3 ein „Langlebigkeits-Gen“ ist. In einer neuen Studie konn-te das Kieler Forschungsteam erstmals zeigen, wel-che Veränderungen in der Basensequenz des Gens zu einer besonders langen Lebenszeit beitragen. Aber nicht nur die genetischen Voraussetzungen, sondern auch die Umwelt- und Ernährungsbedin-gungen unter denen Menschen leben entscheiden darüber, wie alt diese werden. Es scheint, dass die lebensverlängernden Effekte von FOXO3 vor allem dann zum Tragen kommen, wenn das Nahrung-

sangebot nicht zu reichhaltig ist. „Wir können mit unseren neuen Daten zeigen, dass insbesondere zwei Varianten im Gen FOXO3 ein langes Leben fördern“, fassen die Erstautorinnen Dr. Friederike Flachsbart und Dr. Janina Dose vom Institut für Klinische Mole-kularbiologie (IKMB) an der CAU die neuen Erkennt-nisse zusammen. Neben der Genetik beeinflussen aber auch weitere Faktoren ein langes Leben. Denn FOXO3 spielt eine sehr wichtige Rolle im Insulinstoffwechsel. Hier rea-giert das Gen insbesondere auf ernährungsbedingten Stress, also Hunger oder Überfluss. Die Forschenden gehen davon aus, dass die beiden Langlebigkeitsvari-anten in FOXO3 unter normalen und nährstoffarmen Bedingungen zu einer höheren Expression des Gens führen. „Unsere experimentellen Daten legen nahe, dass für unser heutiges Ernährungsverhalten, das eher durch ein Zuviel als durch ein Zuwenig gekenn-zeichnet ist, die jetzt nachgewiesenen Verände-rungen im Langlebigkeits-Gen eher ein Nachteil sein könnten“, vermutet Studienleiterin Professorin Almut Nebel vom IKMB.Nature Communications 2017; 8:2063.doi: org/10.1038/s41467-017-02183-y

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Jungen Forscherinnen und Forschern vor und nach der Promotion bietet der Cluster exzel-lente Startbedingungen für die akademische

Karriere. Neben einem anregenden Forschungs-umfeld und der Möglichkeit, in Fortbildungen über den eigenen Tellerrand zu blicken, gibt es immer wieder Gelegenheiten sich auszutauschen. Speziell für forschende Frauen bietet der Cluster im Rahmen des Dorothea-Erxleben-Programms verschiedene För-dermaßnahmen an. 2017 wurden erstmals hochdo-tierte Wissenschaftspreise für Cluster-Forscherinnen ausgeschrieben.

Chancengleichheit und MentoringSeit 2012 bietet der Cluster im Rahmen des Doro-thea-Erxleben-Programms für Gleichberechtigung verschiedene Fördermaßnahmen an. Hierzu gehört beispielsweise ein Mentoring Programm sowie Un-terstützung für Doktorandinnen, Doktoranden und Postdocs in besonderen familiären Lebensumstän-den. Erstmals in 2017 hat der Cluster drei hochdo-tierte (insgesamt 200.000 Euro) Preise ausgeschrie-ben. Bis zum 28. August konnten sich ausschließlich Cluster-Wissenschaftlerinnen für die Dorothea-Erxleben-Forscherinnenpreise bewerben. Ziel ist, exzellente Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der Entzündungsforschung zu fördern. Die Antragstel-lerinnen sollen mit ihrem Beitrag den thematischen Schwerpunkt des Clusters verstärken und zu dessen Weiterentwicklung in Richtung „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ beitragen. Antragsberechtigt waren Postdoktorandinnen, sowie Professorinnen ohne Leitungsfunktion.

Impulse für die KarriereFortbildung, Vernetzung und Förderung

Für die individuelle Weiterbildung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Cluster startet im Herbst 2017 die zweite Runde von I@I-Mentoring, dem Cluster-eigenen Mentoring-Programm. Es richtet sich an Nachwuchswissen-schaftlerinnen und -wissenschaftler während und nach der Promotionsphase, die ihre wissenschaftliche Karriere nach der Promotion fortsetzen, dauerhaft wissenschaftlich tätig sein wollen oder eine Professur anstreben. Teilnehmen können alle assoziierten Mitglieder und Vollmitglieder des wissenschaftlichen Cluster-Nachwuchses.

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Cluster Lectures Seit 2008 lädt der Cluster international renom-mierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Vorträgen ein. In 2017 kamen drei Experten aus dem In- und Ausland zu Cluster Lectures nach Borstel und Kiel. Professorin Ines Thiele (Luxem-bourg Centre for Systems Biomedicine, Université du Luxembourg) sprach über „Exploring the metabolic potential of human gut microbiota“. Professor Ha-rinder Singh (Cincinnati Children’s Hospital, USA) re-ferierte über „Viewing the immune system through the lens of systems and synthetic biology“. Der Titel des Vortrags von Professor Christian Eggeling (Uni-versity of Oxford) lautete: “Exploring the nanoscale using super-resolution microscopy“.

Die Vorträge laden dazu ein, über den Tellerrand der eigenen Forschung zu blicken und bieten außer-dem die Möglichkeit, renommierte Forscherinnen und Forscher live zu sehen und bei anschließendem Get-Together persönlich zu sprechen. Auf diese Weise lassen sich direkt und unkompliziert Kontakte für gemeinsame Forschungsprojekte knüpfen oder Anlaufpunkte für Forschungsaufenthalte ausma-chen. Abgesehen davon trifft man bei den Cluster Lectures auch andere Kolleginnen und Kollegen, die man nicht so oft sieht.

Nachwuchswissenschaftler unter sichIm Vorfeld des Cluster Retreats nutzten 25 Young Scientists die Möglichkeit zu Fortbildung und Aus-tausch beim (Post-)Doc-Retreat “Inflammation at Interfaces” in Timmendorfer Strand. 15 Postdocs und 10 Doktorandinnen und Doktoranden kamen zum

Treffen, das neben wissenschaftlichen Präsenta-tionen und Weiterbildung auch genug Raum für gegenseitiges Kennenlernen und interdisziplinären Austausch bot. Positives Feedback gab es insbeson-dere zum ganztägigen Workshop „Scientific Wri-ting“, der von Professorin Barty Warren-Kretzschmar (Universität Hannover) geleitet wurde. „Ich bin dabei meine Thesis zu schreiben, da kam der Work-shop gerade recht“, sagt Philipp Best, der am Institut für Klinische Molekularbiologie der Uni Kiel pro-moviert. Auch Young Scientist Sprecherin Daniela Esser vom Institut für Experimentelle Medizin, Kiel, kennt „Schreibprobleme“. Sie ist mittlerweile zwar fast fertig mit ihrer Arbeit, hat aber nach eigenem Bekunden auch sehr von den Tipps und Übungen profitiert. „Ich war schon bei diversen Workshops. Aber dieser war wirklich der Beste.“

Viel Beifall gab es für die Keynote-Lecture von Cluster-Professorin Alena Byx über „Ethics in Science with a Focus on Microbiome Research“. Die Medizi-nethikerin aus Kiel informierte unter anderem über ethisches Fehlverhalten im Lauf der Geschichte bis heute, gab aber auch Empfehlungen, wie man zum Beispiel damit umgeht, wenn im Genom eine Risikovariante gefunden wird. Auch die Präsentati-onen der Kolleginnen und Kollegen kamen gut an und wurden intensiv diskutiert. Philipp Best stellte fest, dass es der Diskussion gut tut, wenn die Nach-wuchsforschenden unter sich sind. „Es wird mehr diskutiert, wenn keine PIs dabei sind.“

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Die Systemmedizin in Deutschland zu etablieren, ist das Ziel der Forscherinnen und Forscher, die sich in e:Med zusammen-

geschlossen haben. Maßgeblich beteiligt an dieser zukunftsträchtigen Forschung sind Vorstandsmit-glieder des Exzellenzclusters Entzündungsforschung. Das BMBF fördert das Konsortium seit Ende 2012.

Das deutschlandweite Forschungsnetzwerk e:Med forciert die systemorientierte Erforschung von Krank-heiten, um verbesserte Prävention, umfassendere Diagnostik und individuell angepasste Therapiesche-mata in der individualisierten Medizin zu ermögli-chen. „e:Med“ steht für die elektronische Prozessie-rung und Integration medizinisch relevanter Daten diverser Wissensebenen in der Systemmedizin. Das BMBF stellt hierfür seit Ende 2012 zunächst für acht Jahre 200 Millionen Euro bereit. Das e:Med-Konzept umfasst fünf Module. In Modul I „Die Konsortien der Systemmedizin“ werden derzeit 14 Forschungs-konsortien an 42 wissenschaftlichen Einrichtungen gefördert. Jedes Konsortium bearbeitet eine krank-

heitsbezogene Fragestellung mit systemmedizinischen Forschungsansätzen. Mit den „Demonstratoren für die individualisierte Medizin“ (Modul II) werden Pilotprojekte gefördert, die den direkten Nutzen von in der lebenswis-senschaftlichen Forschung gewonnenen Datensätzen und mathematischen Modellen für die individualisierte Prävention, Diagnose und Therapie von Krankheiten zeigen sollen. Ihre Ergebnisse können die medizinische Versorgung unmittelbar verbessern. Nachwuchsförderung (Modul III), Zukunfts- und Querschnittsthemen (Modul IV) und die Internationalisierung (Module V) runden das Forschungskonzept ab.Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Exzellenz-clusters Entzündungsforschung sind vertreten in: • den Forschungskonsortien SysINFLAME und

AtheroSysMed • dem Demonstrator-Projekt MitoPD• der Nachwuchsgruppe ComorbSysMed • dem International Human Epigenome Consortium

(IHEC)Professor Philip Rosenstiel, Kiel, ist Mitglied des e:Med Projektkomitees.

D ie Mitglieder des Exzellenzclusters Entzündungsforschung sind äußerst erfolgreich bei der Einwerbung von Drittmitteln etwa von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Bundesforschungsministerium (BMBF) oder der Europäischen Union (EU). Die geför-

derten Forschungsvorhaben tragen wesentlich zur Forschungsagenda des Clusters bei und eröffnen vor allem dem wissenschaftlichen Nachwuchs besondere Zukunftschancen. Exemplarisch werden in diesem Jahresbericht die Clusterprojekte des Konsortiums e:med systems medicine (BMBF) sowie die mit dem Cluster verbundenen Graduiertenschulen (DFG, Max-Planck-Gesellschaft) vorgestellt. Sonderforschungsprojekte und EU-geförderte Vorhaben folgen im nächsten Jahresbericht.

e:MedEin Netzwerk der Systemmedizin

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Forschungskonsortium SysINFLAME

Das SysINFLAME Netzwerk unter Leitung von Cluster-Sprecher Professor Stefan Schreiber will medizinische und molekularbiologische Grundlagen für stärker individualisierte Therapie- und Vorsorgekonzepte schaffen. Im Zentrum der Forschung stehen drei ausgewählte Entzündungskrankheiten: chronisch ent-zündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Psoriasis (Schuppenflechte) und rheuma-toide Arthritis. Das Konsortium bündelt unterschied-liche Expertisen in einer Zusammenarbeit, um ein systemmedizinisches Verständnis von Manifestation, molekularen Mechanismen von Therapie und Krank-heitsprogress zu erlangen. Für die zehn SysINFLAME-Teilprojekte wurden in zwei Förderperioden (2013-2017, 2017-2019) insgesamt fast 6,6 Millionen Euro bewilligt.

Ziel des e:Med Konsortiums SysINFLAME ist es, durch innovative Algorithmen Diagnostik und Behandlung von chronisch entzündlichen Erkrankungen zu verbes-sern. Obwohl sich die Diagnostik stetig verbessert und mittlerweile verschiedene gezielte Therapieprinzipien zur Verfügung stehen, sind der Krankheitsverlauf und das Ansprechen auf ein bestimmtes Medikament nicht vorhersagbar. Genetische Studien haben für die unterschiedlichen Erkrankungsformen zahlreiche, überlappende und spezifische Risikovarianten iden-tifiziert, bisher konnte dieses Wissen jedoch nicht in diagnostische Algorithmen übersetzt werden. Mit dem in SysINFLAME gewählten systemmedizinischen Zugang werden vor allem drei klinisch relevante Frage-stellungen adressiert.

1. Definition der Krankheitsmanifestation Es ist unklar, was die chronische Entzündungskrank-heit im Einzelfall auslöst. Viele Menschen tragen ge-netische Risikovarianten und sind Umwelteinflüssen ausgesetzt, die Entzündungskrankheiten begünstigen.

Dennoch erkrankt nur ein Teil von ihnen. Im SysINFLA-ME Konsortium wird daher eine Hochrisikokohorte in die mögliche Manifestation verfolgt. Die Daten aus verschiedenen Biomaterialien sollen genutzt werden, um Erkenntnisse aus frühen pathophysiologischen Prozessen abzuleiten. Neben der Identifikation von Biomarkern soll über Modellbildung ein mechanis-tisches Verständnis dafür geformt werden, welche molekularen Zielstrukturen sich für gezielte präventive Maßnahmen nutzen lassen.

2. Vorhersage von Krankheitsverlauf und KomorbiditätenWie eine chronisch entzündliche Erkrankung im Einzelfall mittel- bis langfristig verläuft, kann nicht vorhergesagt werden. Genauso wenig ist vorhersehbar, ob und welche Komplikationen oder Begleiterkran-kungen auftreten. Ein aggressiver Krankheitsver-lauf äußert sich zum Beispiel bei der rheumatoiden Arthritis mit einer unwiederbringlichen Zerstörung der Gelenke oder dem Verschluss von Herzkranzgefäßen, bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen mit Darmkrebs. Kandidaten für schwere Verläufe könnten von einer intensivierten Therapie mehr als andere profitieren. Um sie frühzeitig identifizieren zu können, verfolgt SysINFLAME mehrere longitudinale Kohorten, um Modelle für die Vorhersage von Komplikationen über die Integration von verschiedenen klinischen und molekularen Datenebenen zu entwickeln. Erste Erkenntnisse deuten hier auf veränderte metabolische Netzwerke im betroffenen Gewebe hin, die möglicher-weise einen komplizierten von einem milden Verlauf trennen könnten.

3. Vorhersage der Therapieantwort Für chronische entzündliche Erkrankungen sind ver-schiedene gezielte Therapiestrategien mittels rekombi-nanter Antikörper (sogenannter Biologika) zugelassen. Diese neutralisieren unterschiedliche lösliche Boten-stoffe (Zytokine wie TNF-α oder IL6 ) oder Oberflä-chenstrukturen. Die Therapien sind kostenaufwändig

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und wirken nur bei einem Teil der Betroffenen. Es gibt bisher noch keinen molekularen oder klinischen Test, der zur Auswahl eines spezifischen Medikamentes für einen Patienten herangezogen werden kann. Daher sollen Modelle entwickelt werden, die die Pathophy-siologie der Erkrankung neu beschreiben und eine mögliche Therapieantwort vorhersagen können.

Langfristiges Ziel von SysINFLAME ist es, chro-nisch entzündliche Darmerkrankungen über einen längeren Zeitraum nach Ausbruch der Erkrankung auf einem Niveau mit möglichst wenigen Komplikationen zu halten. Es wird erwartet, dass eine systemmedizi-nische Herangehensweise besonders in den frühen Stadien eines Erkrankungsspektrums zu innovativer Diagnostik (z.B. Biomarker) und kausaler und individu-alisierter Intervention führen kann.

Beteiligte aus dem Cluster: Prof. Philip Rosenstiel, Institut für Klinische Mole-kularbiologie (IKMB), CAU, Prof. Stefan Schreiber, Klinik für Innere Medizin I, UKSH Kiel, und IKMB, Prof. Andre Franke, IKMB, Prof. Wolfgang Lieb, Institut für Epidemiologie, CAU, Prof. Stephan Weidinger, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, UKSH Kiel, Prof. Matthias Laudes, Klinik für Innere Medizin I, UKSH Kiel, Prof. David Ellinghaus, IKMB, Prof. John Baines, Institut für Experimentelle Medizin, CAU, und Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie Plön, Dr. Robert Häsler, IKMB, Prof. Michael Krawczak, Institut für Medizinische Informatik und Statistik, CAU.

Weitere SysINFLAME-Projektpartner:• Prof. Andreas Radbruch, Deutsches Rheuma-For-

schungszentrum Berlin (DRFZ)• Prof. Ulrich Sax, Georg-August-Universität Göttin-

gen, Universitätsmedizin• Prof. Marc Hütt, Jacobs University Bremen gGmbH,

School of Engineering and Science, Life Sciences• Prof. Bodo Grimbacher, Albert-Ludwigs-Universität

Freiburg, Medizinische Fakultät, Universitätsklini-kum – Centrum für Chronische Immundefizienz

Forschungskonsortium e:AtheroSysMed Die Ursachen von Atherosklerose (Arterienverkal-kung) mit ihren möglichen Folgen, koronare Herz-krankheit (KHK) und Schlaganfall, sind vielschichtig und bei jedem Betroffenen verschieden. Neben Alter, Ernährung und Lebensweise spielen genetische Faktoren eine große Rolle. Um zu einem ganzheit-lichen Verständnis der Mechanismen und Thera-pieoptionen für KHK und Schlaganfall zu gelangen, werden innerhalb des Verbundes e:AtheroSysMed rechenbetonte und mathematische Modellierungs-ansätze angewendet. Der Verbund bündelt hierfür die bedeutsamsten nationalen und internationalen Ressourcen und beteiligt Arbeitsgruppen aus den verschiedensten Disziplinen (Medizin, Genetik, Epidemiologie, Systembiologie, Bioinformatik). Für die sechs Teilprojekte an verschiedenen Standorten wurden im Förderzeitraum (2013-2017) insgesamt etwa 550.00 Euro bewilligt.

Aus epidemiologischen Studien ist bekannt, welche Faktoren das Risiko für Atherosklerose, also die krankhafte Verengung der arteriellen Blutgefäße, erhöhen. Diese sind Rauchen, erhöhte Blutfette, Übergewicht, Bluthochdruck, körperliche Inaktivität und Diabetes mellitus. Darüber hinaus gibt es ein erbliches Krankheitsrisiko für Atherosklerose und die Folgekrankheiten koronare Herzkrankheit (KHK), Herzinfarkt und Schlaganfall. Genomweite Assozi-ationsstudien (GWAS) identifizierten Genvarianten (SNPs), die auf die individuelle genetische Prädis-position hinweisen. Bis heute konnten mehr als 150 chromosomale Regionen sowie neue Lebensstilfak-toren identifiziert werden, die das Risiko der KHK und des Schlaganfalls beeinflussen. Professorin Jeanette Erdmann, die Leiterin des Lübecker Instituts für Kar-diogenetik, ist seit mehr als 15 Jahren maßgeblich an der genetischen Analyse des Herzinfarkts beteiligt. Ein interessanter Befund aus diesen Studien ist,

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so Erdmann: „Nur etwa ein Drittel der gefundenen genetischen Varianten hat auch Einfluss auf einen der traditionellen Risikofaktoren, wie Bluthochdruck, Hypercholesterinämie, Adipositas oder Rauchen. Dies ist für das Verständnis der Erkrankungen insoweit von großer Bedeutung, als dies einen hohen Anteil an, bei der Therapie bislang nicht adressierten, Pathomecha-nismen impliziert.“ Sprich, die „klassischen“ Risiko-faktoren erklären die Krankheitsentstehung nur zum Teil. Es gibt weitere, bislang unbekannte Faktoren, die im Zusammenspiel mit unseren Genen die Krankheit auslösen können und die aktuell in der Behandlung keine Rolle spielen. Hier setzt e:AtheroSysMed an. Ziel ist es, mit Hilfe der Systemmedizin die tatsächlichen Ursachen der Atherosklerose und die weitere Weg-strecke zu Herzinfarkt und Schlaganfall umfassend zu verstehen. Auf dieser Basis werden neue, wirksamere Möglichkeiten für die Vorbeugung, Erkennung und Behandlung der Erkrankung entwickelt.

Das e:Med Konsortium baut unter anderem auf dem Verbund Atherogenomics auf, der vom nati-onalen Genomforschungsnetz gefördert wurde. Von den hier analysierten epidemiologischen und klinischen Kollektiven liegen komplexe Datensätze vor, insbesondere molekularbiologische Daten wie Genom (Gesamtheit der genetischen Information), Transkriptom (die Gesamtheit der übersetzten Erbin-formation), Proteom (die Gesamtheit der Eiweiße in einer Zelle oder einem Gewebe) oder das Metabolom (charakteristische Stoffwechseleigenschaften einer Zelle oder eines Gewebes). Diese Omics-basierten Daten werden häufig isoliert betrachtet. Durch Anwendung systembiologischer Methoden werden sie zusammengeführt, um zum Beispiel metabolische Netzwerkmodelle zu entwickeln und kausale regula-torische Interaktionsnetzwerke zu lokalisieren, die zu koronaren Herzerkrankungen und Schlaganfall füh-ren. Untersucht werden auch Gen-Gen-Interaktionen sowie Gen-Umwelt-Abhängigkeiten. Nicht zuletzt geht es auch darum, die genetischen Varianten funk-

tionell aufzubereiten, also herauszufinden, welche molekularen Mechanis-men und Signalwege sie beeinflussen. Das mittelfristige Ziel der For-schung in sechs standort-übergreifenden Teilpro-jekten ist es, einerseits genetische Risiken mittels Tests frühzeitig und bes-ser zu erkennen und ande-rerseits durch Aufklärung der Mechanismen eine rechtzeitige spezifische medikamentöse Therapie initiieren zu können, um so die Krankheitsmanifesta-tionen maximal zu verzögern.

Beteiligte aus dem Cluster: Prof. Jeanette Erdmann, Institut für Kardiogenetik, Prof. Inke R. König, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Universität zu Lübeck

Weitere e:AtheroSysMed-Projektpartner:• Prof. Heribert Schunkert, Deutsches Herzzentrum

München• Prof. Martin Dichgans, Institut für Schlaganfall-

und Demenzforschung; Klinikum Universität München

• Prof. Stefan Engelhardt, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Technische Universität München (TUM)

• Prof. Klaus Kuhn, Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie, TUM

• Prof. Matthias Mann, Max-Planck-Institut für Biochemie, München

• Prof. Bertram Müller-Myhsok, Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München

• Prof. Annette Peters, Helmholtz Zentrum Mün-chen, Deutsches Forschungszentrum für Gesund-

Jeanette Erdmann ist DZHK-Professorin und Direktorin des Insti-tuts für Kardiogenetik an der Universität zu Lübeck.

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sie besonders von einer Therapie profitiert, die die mitochondriale Funktion fördert“, sagt Klein.

Derart neuroprotektiv wirkende Substanzen sind zum Beispiel Koenzym Q10 und Vitamin K2, zwei zugelassene Arzneimittel, die in tierexperimentellen Studien Parkinsonsym-ptome verringerten. Bei Studien an Menschen blieb ein eindeutiger Effekt aus. Klein: „Unsere These ist, wenn man alles in einen Topf wirft, also alle Parkinsonpatientinnen und -patienten gleich behandelt, dann sieht man keine Effekte. Wenn man aber ordentlich stratifiziert, also nur diejenigen be-handelt, die eine Störung der Mitochondrienfunktion haben, dann könnte man damit vielleicht doch die Parkinsonsymptomatik deutlich verbessern. Je größer die mitochondriale Dysfunktion des Betroffenen ist, desto größer sollte auch der Therapieerfolg sein.“

In einer klinischen Studie am UKSH Lübeck werden unter Leitung von Professorin Meike Kasten, Profes-sor Norbert Brüggemann und Professorin Christine Klein daher die beiden Substanzen Coenzym Q10 und Vitamin K2 im Vergleich zu Placebo hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht. Es werden dazu Parkin-sonerkrankte nach dem Grad der zu erwartenden mitochondrialen Funktionsstörung in vier Subgrup-pen aufgeteilt. Zu den Subgruppen mit den größten erwarteten Dysfunktionen gehören Patientinnen und Patienten mit Mutationen in den Genen Parkin oder PINK1. Mit einem eigens für diesen Zweck entwi-ckelten Chip können weitere Parkinsonerkrankte, bei denen die mitochondriale Funktion beeinträchtigt ist, identifiziert werden. Die Studienteilnehmer werden

heit und Umwelt • Dr. Johannes Söding, Max-Planck-Institut für

biophysikalische Chemie, Göttingen• Prof. Fabian Theis, Helmholtz Zentrum München,

Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Demonstrator-Projekt MitoPD

Das Verbundprojekt „MitoPD“ verfolgt das Ziel, eine individualisierte Präventions- und Behandlungsstra-tegie für bestimmte Unterformen der Parkinson-krankheit zu identifizieren. Es besteht aus insgesamt acht Kooperationspartnern, die Expertise auf den Gebieten Biologie, Medizin, Systembiologie und Bioinformatik einbringen. Wesentlicher Teil innerhalb des Projekts ist eine klinische Studie in Lübeck, die mit rund 1,1 Millionen Euro (2015-2018) gefördert wird.

Hintergrund für das Projekt „MitoPD“ ist die Verschie-denartigkeit der neurodegenerativen Parkinsonkrank-heit. „Parkinson ist nicht, wie man bis vor 20 Jahren dachte, eine Erkrankung, die einfach nur unter-schiedlich verläuft. Tatsächlich sind es verschiedene Erkrankungen, die sich in der Endstrecke alle ähnlich präsentieren, aber ganz viele verschiedene Ursa-chen haben“, erklärt Professorin Christine Klein, die das Institut für Neurogenetik an der Universität zu Lübeck leitet. „Viele von diesen bekannten Ursachen sind genetisch, und einige von ihnen betreffen ganz spezifisch die Mitochondrien.“ Eine gestörte Funktion der Mitochondrien mit dem daraus resultierenden Energieausfall und oxidativem Stress könnte einer dieser entscheidenden Signalwege sein, der zum Tod dopaminerger Neuronen führt und damit die Krank-heit bedingt. Aber nicht alle Menschen mit Parkinson haben ein mitochondriales Defizit, sondern nur eine Untergruppe von Betroffenen. „Wir wollen die Un-tergruppe heraussuchen, die eine solche mitochon-driale Dysfunktion hat. Denn wir nehmen an, dass

Christine Klein ist Professorin für Neuroge-netik an der Universität zu Lübeck, Direktorin des Instituts für Neurogenetik, Lübeck.

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vor Studieneinschluss hinsichtlich ihres genetischen Profils untersucht und in vier Subgruppen eingeteilt, wobei eine der Gruppen Parkinsonkranke sind, die keine genetischen Risikofaktoren haben.

Zusätzlich zu den genetischen Untersuchungen in Vorbereitung auf die klinische Studie werden die Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen Methoden ausführlich untersucht. Dabei geht es darum, den mitochondrialen Endophänotyp der Par-kinsonkrankheit anhand von molekularen Signaturen zu beschreiben. Speziell die Analyse spezifischer proteomischer Marker in leicht zugänglichen Körper-flüssigkeiten würde die Diagnose dieser Erkrankung signifikant verbessern, bzw. die Möglichkeit eröffnen, Präventionsmaßnahmen - basierend auf den neu identifizierten veränderten molekularen Signaturen - zu ergreifen. „Wir haben ein multimodales Konzept. Das geht los mit den genetischen Analysen über die peripheren Biomarker bis hin zur Bildgebung“, betont Klein. Die in dem Projekt gewonnene Erkenntnisse und etablierten Technologien können damit einen konkreten Beitrag für die Identifizierung möglicher Biomarker zur (Früh-) Erkennung der Parkinson-Krankheit sowie für die Entwicklung innovativer Therapieansätze leisten.

Beteiligte aus dem Cluster: Prof. Christine Klein, Institut für Neurogenetik, Universität zu LübeckProf. Inke König, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Universität zu Lübeck

Weitere MitoP-Projektpartner:• Prof. Meike Kasten, Klinik für Psychiatrie und Psy-

chotherapie, UKSH Lübeck• Prof. Norbert Brüggemann, Klinik für Neurologie,

UKSH Lübeck• Prof. Daniela Berg, Klinik für Neurologie, UKSH Kiel• Prof. Thomas Gasser, Eberhard-Karls-Universität

Tübingen, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät, Hertie Institut für klinische Hirnfor-schung

• Prof. Oliver Kohlbacher, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Fachbereich IV Informatik, Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik, Angewandte Bioinformatik

• Prof. Rudi Balling, Luxembourg Centre for Systems Biomedicine

• Prof. Peter Heutink, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V., Standort Tübingen

• Prof. Wolfgang Wurst, Helmholtz Zentrum München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Entwicklungsgenetik (IDG), Neuherberg

• Prof. Marius Ueffing, Forschungsinstitut für Augenheilkunde, Universität Tübingen

Nachwuchsgruppe ComorbSysMed

Chronisch entzündliche Hauterkrankungen wie Neu-rodermitis und Psoriasis gehen häufig mit anderen Erkrankungen einher, zum Beispiel Asthma oder rheu-matoider Arthritis. Um die Zusammenhänge besser zu verstehen, nutzt die e:med Nachwuchsgruppe ComorbSysMed unter Leitung der Kieler Statistikerin Dr. Silke Szymczak Methoden des maschinellen Ler-nens. Mithilfe dieser Verfahren werden verschiedene Omics-Daten, klinische Informationen und biolo-gisches Wissen in mathematische Modelle integriert. Ziel ist, Patientinnen und Patienten mit einem hohen Risiko für Begleiterkrankungen frühzeitig anhand von relevanten Molekülen und molekularen Netzwerken zu erkennen. Die Nachwuchsgruppe wird mit rund 1,2 Millionen Euro (2016–2021) gefördert.

Der methodische Forschungsschwerpunkt in der e:med Nachwuchsgruppe ComorbSysMed ist das sogenannte „Maschinelle Lernen“. „Mithilfe solcher Ansätze entwickeln wir mathematische Modelle,

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die zum Beispiel für die Diagnose von Krankheiten oder die Vorhersage des Therapieerfolgs verwen-det werden können“, er-klärt Arbeitsgruppenleite-rin Dr. Silke Szymczak vom Institut für Medizinische Informatik und Statistik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Dazu muss bekannt sein, welche Variablen in diesen Modellen Einfluss haben und welche Zusammen-hänge zwischen den Variablen existieren. Variablen sind etwa molekulare Marker oder klinische Charakteristika. „Wir haben kürzlich in der Fachzeitschrift Briefings in Bioinforma-tics eine Studie1) veröffentlicht, in der verschiedene Methoden für die Selektion der Variablen systema-tisch verglichen wurden. Aktuell arbeiten wir daran, Verfahren zu entwickeln, mit denen sich die Modelle besser interpretieren lassen“, sagt Szymczak. Dazu wird beispielsweise vorhandenes Wissen über mole-kulare Signal- und Stoffwechselwege berücksichtigt.

Die neu entwickelten Methoden werden an-schließend eingesetzt, um verschiedene klinische Fragestellungen zu beantworten. Konkret hat sich die Nachwuchsgruppe vorgenommen, Untergrup-pen von Patientinnen und Patienten mit chronisch entzündlichen Hauterkrankungen (Neurodermitis, Schuppenflechte) genau zu charakterisieren. „Dabei konzentrieren wir uns auf solche Betroffenen, die zusätzlich Begleiterkrankungen wie Asthma oder Arthritis haben“, erklärt die Statistikerin. Für diese

Arbeiten stehen verschiedene Patientenkollektive mit unterschiedlichen Omics-Messungen in Blut und Haut zur Verfügung. Um die entwickelten Modelle in unabhängigen Proben zu validieren, werden weitere Patientinnen und Patienten rekrutiert.

In anderen Projekten werden die Methoden genutzt, um Biomarker zu finden, die frühzeitig ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen anzeigen, oder um Stoffwechselprodukte zu identifizieren, die bei ernäh-rungsbedingten Krankheiten eine Rolle spielen.

Beteiligte aus dem Cluster: Dr. Silke Szymczak, Institut für Medizinische Infor-matik und Statistik an der Christian-Albrechts-Uni-versität zu Kiel, Dr. Stephan Seifert, Sven Gundlach (Doktorand)

International Human Epigenome Consortium

Die aktive Beteiligung an forschungsstrategischen Initiativen und Großforschungsvorhaben bringt die internationale Vernetzung der deutschen system-orientierten biomedizinischen Forschungsszene voran. Auch hierfür schafft das e:med Programm den Rahmen. Von der Universität Kiel waren bis 2017 zwei Arbeitsgruppen des Clusters an dem weltweiten Forschungskonsortium IHEC (International Human Epigenome Consortium) beteiligt. Die Vorhaben wur-den mit rund 2,7 Millionen Euro (2012-2017) gefördert.

Wie werden in Zellen Gene an- und ausgeschaltet? Dies ist vereinfacht ausgedrückt die Frage mit der sich die Epigenetik beschäftigt. Um zu verstehen, wie sich Zellen spezialisieren, Körperfunktionen gesteuert werden oder auch Krankheiten entstehen, reicht es nicht aus das Genom zu entschlüsseln. Auch der Akti-vitätszustand der Gene ist von Bedeutung, und dieser wird über kleine chemische Veränderungen der Erb-

1) Frauke Degenhardt, Stephan Seifert, Silke Szymczak; Evaluation of variable selection methods for random forests and omics data sets, Briefings in Bioinformatics, bbx124, https://doi.org/10.1093/bib/bbx124

Dr. Silke Szymczak, Institut für Medizi-nische Informatik und Statistik (CAU), leitet die Nachwuchsgruppe ComorbSysMed.

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substanz, so genannte epigenetische Markierungen, wesentlich bestimmt. Diese DNA-Modifikationen werden seit 2010 weltweit im International Human Epigenome Consortium (IHEC) systematisch erfasst. Ziel des Großprojektes ist es, umfassende epige-netische Kartierungen von krankheitsrelevanten Zelltypen des Menschen in einer hoch standardisier-ten methodischen Vorgehensweise und Absprache vorzunehmen. Die Epigenom-Referenzkarten sollen öffentlich zugänglich sein, so dass sie als Vergleichs-daten für zukünftige Forschungsprojekte dienen können. Sie haben wahrscheinlich unmittelbare Aus-wirkungen auf das Verständnis vieler Krankheiten und sollen zur Entdeckung neuer Behandlungsme-thoden führen. Aus Kiel sind zwei Arbeitsgruppen am deutschen Part von IHEC, dem Deutschen Epigenom Programm (DEEP), beteiligt. Diese befassen sich mit epigenetischen Modifikationen bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Leitung: Professor Stefan Schreiber) und mit der Analyse des Transkriptoms (Leitung: Professor Philip Rosenstiel). Das Transkriptom, also die Gesamtheit der abgelesenen Gene spiegelt die Aktivität der Gen-expression einer Zelle wieder.

Philipp Rosenstiel und sein Team vom Institut für Klinische Molekularbiologie der CAU waren als Kooperationspartner an einer Studie beteiligt, die erstmalig das gesamte epigenetische Netzwerk von langlebigen T-Zellen erfasst hat. Diese hochspezia-lisierten Zellen des Immunsystems, sind einerseits essenziell für die Abwehr von Krankheitserregern, können andererseits jedoch auch Autoimmuner-krankungen verursachen, wenn die körpereigenen Kontrollmechanismen versagen. In dem publizierten Projekt2) wurde untersucht wie das Epigenom zur Bildung, Stabilität und Funktion verschiedener

Entwicklungsstadien der T-Zellen beiträgt. In dem weltweit umfassendsten Datensatz zu diesen Zellen konnten genomweite sowie genspezifische Veränderungen und ihre funktionellen Konse-quenzen erfasst werden. „Wir verstehen jetzt, wie ein Gedächtnis in das Erbgut der Immunzellen programmiert wird und warum die Zellen beim er-neuten Kontakt mit einem Krankheitserreger sehr viel schneller und effek-tiver reagieren können“, erklärt Rosenstiel. Mit Hilfe der Daten konnten neben bekannten Regulatoren auch gänzlich neue Faktoren identifiziert werden, die für die Entwicklung der Gedächtniszellen im Blut gesunder Menschen wichtig sind. Zugleich werden sie die Grundlage sein, um kritische epige-netische Veränderungen in T-Zellen zu identifizie-ren, die bei chronisch entzündlichen Krankheiten und Autoimmunerkrankungen auftreten und entscheidend für Krankheitsverlauf und Therapie-erfolg sein können.

Die Forschungen innerhalb des Deutschen Epi-genom Programms waren die Basis für ein neues Förderprojekt, das Anfang 2017 startet und von Rosenstiel koordiniert wird. Das internationale Pro-jektkonsortium SYSCID („A Systems medicine ap-proach to chronic inflammatory disease“ - System-medizin für chronisch entzündliche Erkrankungen) wird von der Europäischen Kommission gefördert.

Philip Rosenstiel ist Direktor am Institut für Klinische Molekularbio-logie, CAU, und leitet die Arbeitsgruppe Moleku-lare Zellbiologie.

2) Durek P. et. al. Epigenomic profiling of human CD4+ T cells supports a line-ar differentiation model and highlights molecular regulators of memory de-velopment. Immunity 2016, http://dx.doi.org/10.1016/j.immuni.2016.10.022

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Mit vier Graduiertenkollegs und einer Graduiertenschule bietet der Cluster herausragenden Doktorandinnen und

Doktoranden ein optimales Forschungsumfeld. Sie profitieren von dem begleitenden Studienprogramm und der exzellenten Betreuung, haben vielfältige Möglichkeiten zu Zusammenarbeit und interdiszipli-närem Austausch und schmieden Kontakte für die zukünftige Laufbahn.

GRK 1727: Modulation of Autoimmunity Inzidenz und Prävalenz von Autoimmunerkrankungen nehmen zu. Trotz neuer Erkenntnisse zur Pathoge-nese steht die unspezifische systemische Immun-

GraduiertenkollegsQualitätsvorsprung für junge Talente

suppression nach wie vor im Vordergrund. Diese Behandlung kann jedoch mit erheblicher Morbidität und Mortalität einhergehen. Die erfolgreiche Umset-zung von Erkenntnissen der Grundlagenforschung in innovative Therapien bleibt daher eine zentrale, weiterhin ungelöste Herausforderung klinisch rele-vanter Autoimmunitätsforschung. Das von der DFG seit 2011 geförderte Graduiertenkolleg „Modulation der Autoimmunität“ (GRK 1727) verfolgt diesen trans-lationalen Ansatz.

Interdisziplinäre ForschungenDie Projekte des Forschungsprogramms haben sich aus einem durch die Universität zu Lübeck (UzL) von 2006 bis 2011 geförderten Schwerpunktprogramm zur Autoimmunität entwickelt und stärken den Forschungsschwerpunkt Infektion und Entzündung der UzL. Außerdem hat des GRK maßgeblich zur Grün-dung der Graduiertenschule Lübeck beigetragen. Wissenschaftliche Kernbereiche der GRK konnten durch die Gründung des Lübecker Institutes für Expe-rimentelle Dermatologie zusammengeführt werden. In der 2015 begonnenen zweiten Förderperiode wurde die zentrale, interdisziplinäre Forschungsidee noch stärker fokussiert, und zwar auf Modulation der Mechanismen, die zur Initiierung einer Autoimmun-antwort führen. Die Projekte gliedern sich weiterhin in die Bereich: • Entwicklung innovativer therapeutischer Strate-

gien zur Behandlung etablierter Autoimmuner-krankungen

• Identifikation neuer therapeutischer Targets. Bei „Uni im Dialog“ konnten junge Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftlern ihre Projekte vorstellen.

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Die Breite des einge-setzten Methodenspek-trums dient gleichzeitig als Ausbildungsprogramm für die Doktorandinnen und Doktoranden. Hinzu kommt ein zentrales Qualifizierungs- und Be-treuungskonzept mit klar definierten Ausbildungs-modulen. Dieses Konzept umfasst ein Kolleg-spe-zifisches wissenschaft-liches Seminar und ein Mentoringprogramm. Die Ausbildungsmodule kon-zentrieren sich auf GRK-spezifische Themen, während die Vermittlung allgemeiner Schlüsselqualifikationen durch das Kursangebot der Graduiertenschule Lübeck erfolgt.

Im Juni 2017 veranstaltete die UzL ihre jährliche Veranstaltung „Uni im Dialog“, bei der Studierende sowie junge Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler ihre Projekte anderen Studierenden und der Öffentlichkeit vorstellten. Das GRK 1727 war hier

ebenfalls vertreten. Doktorandin Fenguyang Deng gewann einen Posterpreis für ihre Präsentation «Der Beitrag von IL-17A und IL-17F in der experimentellen Epidermolysis bullosa acquisita“.

Coaching und KarriereplanungGemeinsam mit anderen Graduiertenkollegs orga-nisiert das GRK 1727 Workshops zu den Themen Coa-ching für Wissenschaftlerinnen, Karriereplanung und Bewerbungstraining. Zusätzlich organisieren sie die Reihe „Gender Equality Seminar Series“ mit weiblichen Gastrednern, die über ihre Karrierewege und Karriere-möglichkeiten für weibliche Wissenschaftler sprechen. In der „Distinguished Lecturer Series“ stellen national und international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschung im Themengebiet des GRK 1727 vor. Nach dem Vortrag haben die Studie-renden die Möglichkeit, ihre Arbeit im Rahmen eines „Poster-Walks“ mit den renommierten Dozentinnen und Dozenten zu diskutieren.www.grk1727.uni-luebeck.de/grk1727

Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim GRK 1727-Retreat im November 2017 in Bad Segeberg

GRK 1727-Sprecher: Pro-fessor Detlef Zillikens, Klinik für Dermatologie, Allergologie und Vene-rologie, UKSH, Campus Lübeck

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IRTG 1911: Immunregu-lation of Inflammation in Allergy and InfectionDas internationale Graduiertenkolleg (International Research Training Group / IRTG) 1911 an der Universi-tät zu Lübeck (UzL) wird seit 2013 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. 2017 wurde die Weiterführung des IRTG 1911 bis 2022 beschlossen. Derzeit promovieren 18 Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftler innerhalb des Graduier-tenkollegs an verschiedenen Instituten und Kliniken in Lübeck, wie dem Institut für Systemische Entzün-dungsforschung oder der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie, sowie in den Programmbereichen Infektionen, Asthma und Allergie am Forschungszen-trum Borstel - Leibniz Lungenzentrum. Als internati-onaler Partner fungieren die University of Cincinnati und das Cincinnati Children‘s Hospital, USA. Das gemeinsame Forschungsprogramm umfasst zwei verschiedene Bereiche, die sich auf verschiedene Aspekte der Entzündung in Zusammenhang mit aller-gischen und infektiösen Erkrankungen konzentrieren: 1. Umweltveränderungen als Ursache fehlgeleiteter adaptiver Immunantworten bei Allergien2. Zelluläre Wechselwirkungen und molekulare Mechanismen zur Kontrolle von Infektionen mit intrazellulären Pathogenen.

Umwelt und AllergieDer IRTG fokussiert hierbei zum einen die durch All-ergene oder Infektionserreger induzierten Immunre-aktionen an der Schnittstelle zwischen angeborener und erworbener Immunität. Diese Reaktionen spielen eine wichtige Rolle hinsichtlich der Initiierung, Aufrechterhaltung und Auflösung chronischer Infektionen und allergischer Erkrankungen. Zum anderen wird untersucht, wie Umweltfaktoren die Immunantwort gegen Allergene und Pathogene durch Modulation der Mikrobiomzusammensetzung regulieren können.

Partneruniversität in CincinnatiDie Doktorandinnen und Doktoranden profitieren von dem breiten Spektrum an in vitro-Systemen und in vivo-Mausexperimen-talmodellen entzündlicher Erkrankungen im IRTG und der Expertise der beteili-gten Arbeitsgruppen auf dem Gebiet der Allergie- und Infektionsforschung. Um die Ähnlichkeiten und Unterschiede der komplexen immunologischen Netzwerke, die der allergischen und infektionsbedingten Entzündung zugrunde liegen, besser zu verstehen, werden An-sätze der Systemimmunologie implementiert, die von der Partneruniversität in Cincinnati entwickelt wurden. Ziel ist einerseits, neuartige Zielmoleküle oder Signalwege zu identifizieren, um innovative therapeutische Strategien zu entwickeln, und ande-rerseits Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für den nationalen und internationalen Arbeitsmarkt an der Schnittstelle zwischen Allergie- und Infek-tionsforschung auszubilden. Tatsächlich haben die Studierenden in ihren Projekten seit 2013 eine Reihe neuartiger humoraler und zellulärer Signalmoleküle und -wege identifiziert, die vielversprechende Ansät-ze für neue therapeutische Optionen bei allergischen Erkrankungen und Infektionen mit intrazellulären Pathogenen aufzeigen.

Ergänzend zum Forschungsprogramm bietet das IRTG 1911 ein strukturiertes Qualifikations- und grenz-übergreifendes Betreuungskonzept mit definierten Ausbildungsmodulen an. Integraler Bestandteil ist der Studierendenaustausch zwischen den deutschen und den US-Partnerinstitutionen. Das Qualifizie-rungskonzept umfasst: (1) ein IRTG-spezifisches Seminar; (2) eine gemeinsam mit dem GRK 1727 im

IRTG 1911-Sprecher Professor Jörg KöhlInstitut für Systemische Entzündungsforschung, Universität zu Lübeck.

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Rahmen des Zentrums für Infektiologie und Entzün-dungsforschung Lübeck (ZIEL) organisierte Gastspre-cherreihe; (3) ein jährliches Retreat; (4) in Zusammen-arbeit mit dem Center for Doctoral Studies Lübeck (CDSL) angebotene Soft Skill-Workshops sowie Kurse zum Beispiel im Bereich der Wissenschaftskommu-nikation und der Guten Wissenschaftlichen Praxis; (5) das alle drei Jahre durch die Doktorandinnen und Doktoranden des Programms selbst organisierte internationale Symposium „Allergy meets Infection“ sowie (6) individualisierte Bildungs- und Mentoring-Programme. www.irtg1911.uni-luebeck.de/irtg1911/irtg1911.html

IRTG 877: Proteases & PathophysiologySeit 2010 fördert die Deutsche Forschungsgemein-schaft den Sonderforschungsbereich „Proteolyse als regulatorisches Ereignis in der Pathophysiologie“ (SFB 877) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Die hier beschäftigten Doktorandinnen und Doktoranden sind in einem integrierten Graduierten-kolleg (Integrated Research Training Group, IRTG) mit dem übergreifenden Thema „Proteasen und Patho-physiologie“, organisiert. Ihr Dissertationsthema ist

dem SFB 877-Forschungsschwerpunkt zugeordnet. Übergeordnetes Thema des SFB ist, die Rolle von Proteinmodifikationen bei der Entstehung von Krankheiten zu erforschen und darauf aufbauend neuartige therapeutische Konzepte zu entwickeln.

Vielschichtige Rolle von ProteinenProteine übernehmen viele strukturelle und regula-torische Funktionen im tierischen, pflanzlichen und menschlichen Organismus. Die Veränderung dieser Bausteine ist ein wesentliches Steuerungselement der physiologischen Prozesse im Körper. Proteine agieren nicht nur als Biokatalysatoren, Bewegungs-motoren und zelluläre Gerüstmaterialien, sondern sie fungieren auch als Signale innerhalb einer Zelle oder zwischen verschiedenen Zellen. Auf diesem Weg sind sie ganz allgemein an der Entwicklung jedes Organismus beteiligt und steuern konkret spezifische Abläufe wie beispielsweise das Immun- und Nervensystem oder das gesteuerte Absterben von Körperzellen, den sogenannten Zelltod. Die Modifikation von Proteinen ist aber auch an der Entstehung von krankhaften Prozessen beteiligt: Sie spielt zum Beispiel eine wichtige Rolle bei der Entstehung von chronischen Entzündungen, Krebs oder degenerativen Nervenerkrankungen. Um diese

Mitglieder des SFB 877 „Proteolyse als regulatorisches Ereignis in der Pathophysiologie“ an der CAU.

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Prozesse besser zu verste-hen, beschäftigen sich die Forschenden des SFB 877 schwerpunktmäßig mit ei-ner spezifischen Form der Proteinveränderung, der sogenannten Proteolyse oder Proteinspaltung.

Breites Expertise und intensive FörderungDie enge Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen des SFB 877 ermöglicht es den Promovierenden, in einem multidisziplinären Forschungsfeld zu arbeiten und von der breiten Palette an Methoden und wissenschaftlichen Erkenntnissen innerhalb des SFB 877 zu profitieren. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit in den Forschungsprojekten nehmen sie an einem struk-turierten Weiterbildungsprogramm teil. Das beglei-tende Studienprogramm fördert die Zusammenar-beit, den interdisziplinären Austausch, erleichtert den Überblick über das eigene Forschungsgebiet und eröffnet angrenzende Bereiche. Die Integration der Graduiertenausbildung in einen thematisch fo-kussierten Forschungsverbund kombiniert Spitzen-forschung mit der intensiven Förderung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Ziel ist, die Promovierenden an der vordersten Linie aktueller Forschung auf den komplexen Ar-beitsmarkt Wissenschaft intensiv vorzubereiten und sie gleichzeitig in die Lage zu versetzen, eine frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit zu erlangen. Eine Besonderheit der IRTG im SFB 877 in Kiel ist die Förderung von Promovierenden der Medizin und Zahnmedizin. Um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich auf ihre Abschlussarbeiten zu konzentrieren und gleichzeitig gute Erfahrungen in Laborarbeit und Grundlagenforschung zu sammeln, werden

jedes Jahr 10 Stipendien für einen Zeitraum von 12 Monaten vergeben. Die Ausbildung im SFB 877 ist eine solide Grundlage für eine spätere Tätigkeit in der medizinischen Forschung.

Bausteine des IRTG-Programms: • Intensive Betreuung durch regelmäßige

Gespräche mit mehreren Betreuerinnen oder Betreuern

• Zwischenberichte, jährliche Vorträge über den Fortgang der Arbeit vor den Mitgliedern des gesamten Forschungsverbunds

• Interdisziplinärer Austausch von Knowhow und Techniken

• Internationaler Austausch• Reisestipendien. Finanzierung von Reisen zum

Erlernen neuer Analysemethoden in anderen Laboren

• Karriereplanung. Seminarreihe: Science meets In-dustry, Austausch mit Industrie und Wirtschaft, Vorstellung von Beschäftigungsfeldern

• Trainingskurse. Workshops über neue Techniken und Analysemethoden

• Persönliche Weiterbildung, z.B. Sprach- und Prä-sentationstraining

• Aufbau eines internationalen Netzwerks www.uni-kiel.de/Biochemie/sfb877/irtg/index.html

GRK 1743: Genes, Environment, Inflammation

Im Fokus des seit 2012 geförderten Graduiertenkol-legs steht der Einfluss von Umweltfaktoren auf pa-thophysiologische Prozesse komplexer, chronischer Erkrankungen. Die Entstehung chronisch entzünd-licher Erkrankungen ist nur zu einem geringen Teil ausschließlich genetisch bedingt. Maßgeblichen Anteil daran haben auch Umweltfaktoren. Die Grundannahme ist, dass bei genetischer Prädispo-sition die Pathogenese dieser Erkrankungen durch

SFB 877-Sprecher Professor Stefan Rose-John, Biochemisches Institut, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

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Veränderungen der bakte-riellen Flora, der zellulären Umgebungsbedingungen und der DNA-Methylie-rungsmuster gefördert wird. Die Interaktionen zwischen Umwelt und Genetik sind bislang wenig untersucht. Die Ergebnisse werden nicht nur helfen, neue pathophysiologische Auslöser zu identifizieren, sondern auch Ansätze für neuartige Therapieformen aufzuzeigen. Das Gra-duiertenkolleg wird gemeinschaftlich von Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Instituten der Medizinischen Fakultät der CAU und der Sektion Medizin der UzL getragen. Beide Forschungsstand-orte sind über ihre Beteiligung am Exzellenzcluster Entzündungsforschung strukturell und inhaltlich vernetzt. Dadurch haben Promovierende im GRK 1743 direkten Zugang zu optimalen Infrastrukturen (z.B. Zentrum für Molekulare Biowissenschaften, ZMB) und innovativen Methoden.

Mit den Projektleiterinnen und Projektleitern und deren wissenschaftlichen Arbeiten im Rahmen des Vorhabens wird die molekulare und klinische Expertise für die Forschung und die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Graduiertenkol-leg gebündelt. Unter dem Dach eines gemeinsamen Forschungsschwerpunktes sind die einzelnen Pro-jekte im Graduiertenkolleg thematisch und metho-disch vernetzt, was ein exzellentes, kollaborierendes Umfeld für die Doktorandinnen und Doktoranden garantiert. Dies beinhaltet, dass die Kollegiatinnen und Kollegiaten durch ihre gemeinsame Arbeit im Kolleg, durch Praktika, Kolloquien und Arbeitstref-fen in einer Vielzahl molekular- und zellbiologischer, tierexperimenteller und genetisch-bioinformatischer Methoden weit über das übliche Maß hinaus ausge-

bildet werden.Teilnehmer/innen haben die Chance• innerhalb von maximal drei Jahren zu promovieren• sich für nationale und internationale Postdokto-

rate in akademischen Einrichtungen oder in der Industrie zu qualifizieren

• über viele Fachgebiete und Disziplinen hinweg zu kommunizieren

• Kenntnisse aus anderen Fächern zu erwerben

Das Programm bietet• zwei interne Betreuer/innen und ein externer

Aufsichtsrat • individuelles Lernen, insbesondere fachspezifische

oder interdisziplinäre Ausbildung• selbst organisierte Interne Treffen, jeden zweiten

Monat (z.B. Gespräche mit Gastwissenschaftlern, Doktoranden, Posterpräsentationen)

• ein selbst organisiertes jährliches Retreat• Konferenzen / Laborbesuche / Besuche in Unter-

nehmen • ein selbst organisiertes internationales Symposi-

um im dritten Jahr• Soft-Skill-Kurse.www.genes-environment-inflammation.de

International Max Planck Research School for Evolutio-nary Biology (IMPRS Evolbio)

Die IMPRS Evolbio ist eine internationale Graduier-tenschule, die sich der Forschung und Ausbildung auf höchstem Niveau in allen Bereichen der modernen Evolutionsbiologie widmet. Seit 2010 wird die IMPRS für Evolutionsbiologie vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön, der Universität Kiel und dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanfor-schung Kiel betrieben. Die IMPRS-Fakultät besteht aus 30 führenden Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftlern aller drei beteiligten Institutionen.

GRK 1743-Sprecher: Professor Andre Franke, Institut für Klinische Molekularbiologie, CAU.

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IMPRS-Sprecher der CAU: Professor Hinrich Schulen-burg, Zoologisches Insti-tut, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Das strukturierte Programm der IMPRS umfasst nicht nur die eigene wissenschaftliche Arbeit, son-dern beinhaltet auch das Mentoring durch ein Thesis Advisory Committee (TAC) sowie ein individuell abgestimmtes Curriculum von regelmäßigen Lab- und Soft-Skill-Kursen, Workshops oder Seminaren. Das Training wird ergänzt durch wissenschaftliche Vorträge bei jährlichen IMPRS-Retreats oder durch Teilnahme an Konferenzen. Die Dissertation und deren Finanzierung durch die IMPRS ist auf drei Jahre angelegt.

Praktika zur OrientierungDie Forschung innerhalb der IMPRS Evolbio verteilt sich konzeptionell auf drei allgemeine Forschungsge-biete, die molekulare, organismische und theore-tische Ansätze einschließen. Viele der Projekte sind dabei forschungsgebietsübergreifend.

Zu Beginn des Programms beginnt jeder Promo-vierende mit einer Rotationsphase von drei Monaten. Diese Ausbildungsphase besteht aus zwei Praktika à sechs Wochen in IMPRS-relevanten Arbeitsgruppen, in denen idealerweise kleine Forschungsprojekte abgeschlossen werden. Ziel der Rotationen ist es, den neuen Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit zu geben, die IMPRS besser kennen-zulernen und umgekehrt. Darüber hinaus können wichtige Methoden und Techniken für die anstehen-de Doktorarbeit erlernt werden. Grundsätzlich sollten die Rotationen an beiden Standorten in Kiel und Plön erfolgen. Die erste Rotation findet normalerweise in der Gruppe statt, in der später die Arbeit angefertigt werden soll. Die zweite Rotation wird zusammen mit dem Betreuer oder der Betreuerin in einer Arbeits-gruppe geplant, die die Interessen und Kenntnisse des Promovierenden sinnvoll ergänzt.

Interdisziplinäre BetreuungDas Graduiertenprogramm der IMPRS für Evolu-tionsbiologie besteht aus der Dissertation und einem Lehrprogramm. Beides wird vom Supervisor

und einem Promoti-onskommittee (Thesis Advisory Committee, TAC) angeleitet und diskutiert. Direkt Betreuende sind in der Regel Mitglieder der IMPRS-Fakultät, in deren Forschungsgruppe die Promotion durchgeführt wird. Das Promotionskom-mittee besteht neben der/dem Hauptbetreuenden aus mindestens zwei weiteren Mitgliedern der IMPRS Fakulät, die aus anderen Arbeitsgruppen kommen. Eine/r von ihnen sollte auch aus einem an-deren Institut stammen.

Während der drei-jährigen Graduierten-ausbildung nehmen alle Doktorandinnen und Doktoranden an Lehrver-anstaltungen teil, die ihre individuellen Fähigkeiten und Erfahrungen kom-plementieren. Die Wahl der Lehrveranstaltungen geschieht in Absprache mit dem Promotionskom-mittee. Insgesamt werden bis zum erfolgreichen Abschluss des Programmes mindestens „60 day equivalents“ gesammelt.www.evolbio.mpg.de/imprs

IMPRS-Sprecher des MPI: Professor Diethard Tautz, Max-Planck-Insti-tut für Evolutionsbiolo-gie, Plön

39

Der Exzellenzcluster „Inflammation at Interfaces “ wird seit 2007 durch die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert. Die rund 300

Clustermitglieder an den vier Standorten in den Universi-täten Kiel (CAU) und Lübeck (UzL), dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), im Forschungszentrum Borstel - Leibniz Lungenzentrum (FZB), im Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön (MPI-EB) und in der Muthesius Kunsthochschule Kiel (MKH) forschen in einem innovativen, systemischen Ansatz an dem Phänomen Entzündung, das alle Barriereorgane wie Darm, Lunge und Haut befallen kann.

Zum Stichtag 31.12.2017 hatte der Cluster insgesamt 297 Mitglieder (siehe Abb. 1), darunter 181 Vollmitglieder (davon 45 Frauen, 24,9%) und 116 assoziierte Mitglieder (davon 68 Frauen, 58,6%). Der Anteil der klinisch tätigen Vollmit-glieder betrug 30,9%.

Der wissenschaftliche Nachwuchs unter 40 Jahren (s. Abb. 2) unterteilt sich in Promovierende, Postdocs, Arbeits-

EntzündungsforschungZahlen, Daten, Fakten

gruppenleitungen sowie W1- und W2-Professuren. Diese Gruppe ist durch 130 Mitglieder (davon 69 Frauen, 53,08%) vertreten und setzt sich aus Vollmitgliedern und assoziierten Mitgliedern zusammen. Weitere Informationen zu den Nach-wuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern siehe auch Kapitel „Impulse für die Karriere“ ab S.22.

Cluster-GremienExecutive GroupDer geschäftsführende Vorstand des Clusters (Executive Group, ExG), umfasst den Sprecher, Professor Stefan Schrei-ber (CAU), und die beiden gleichberechtigten Stellvertreter Professor Ulrich Schaible (FZB) und Professor Enno Hart-mann (UzL).

Steering CommitteeDer Vorstand, Steering Committee (StC), setzt sich aus der EXG, sowie führenden Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftlern aller Cluster-Standorte zusammen, die die sechs

0

50

100

150

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250

300

Mitgliederinsgesamt Vollmitglieder

assoziierteMitglieder

184

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113

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Klinikerinnen

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Abb. 1 Insgesamt 297 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-ler gehören dem Exzellenzcluster Entzündungsforschung an (Stand: 31.12.2017). Zu den assoziierten Mitgliedern zählen auch Postdocs und Promovierende.

Abb. 2 Wissenschaftlicher Nachwuchs des Clusters (unter 40 Jahre), Stand: 31.12.2017. * assoziierte Mitglieder und Vollmitglieder** nur assoziierte Doktoranden

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(Bern, Schweiz), Prof. Dr. Ulf Müller-Ladner (Bad Nauheim, Deutschland), Prof. Dr. Dana Philpott (Toronto, Kanada), Dr. Hans Reiser (Foster City, CA, USA), Prof. Dr. Ann-Chri-stine Syvänen (Uppsala, Schweden) und Prof. Dr. Joachim Thiery (Leipzig, Deutschland). Vorsitzender des SAB ist seit Juli 2014 Prof. Dr. Rudi Balling.

GeschäftsstelleDie Geschäftsstelle des Clusters ist in der Abteilung „Forschung, IT und strategische Innovation“ der Zentral-verwaltung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel angesiedelt. Leiterin der Geschäftsstelle ist Dr. habil. Susanne Holstein. Weitere Team-Mitglieder sind: Sonja Petermann (Projektkoordination/Organisation), Frie-derike Sünder (Assistenz), Isabelle Vogel (Assistenz seit September 2017), Jan Henning Haas (IT seit Februar 2017), Daniela Suhr (Finanzen/Controlling), Dr. Kirsten Nele Em-mert (Referentin, Nachwuchsförderung, Genderaspekte und Forschungskoordination seit Mai 2017) und Dr. Tebke Böschen (Presse und Kommunikation).

Scientific ImpactExemplarisch für die Publikationsleistung des Clusters für 2017 wurden die Publikationsleistungen der 25 StC-Mit-glieder für den Zeitraum 01.01.-31.12.2017 erfasst. Dabei wurden die Publikationen nur einfach gewertet, das heißt

Forschungsgebiete (Research Areas, RA) und sieben Cluster-Labore (CL) repräsentieren. Zum StC gehörten 2017 insge-samt 25 Personen (Principal Investigators, PI), siehe Tab. 1.

Scientific Advisory BoardDer international besetzte Wissenschaftliche Beirat (Sci-entific Advisory Board, SAB) berät den Cluster-Vorstand in wissenschaftlichen und strategischen Fragestellungen. Folgende Vertreter aus Industrie und Forschung waren 2017 Mitglied des SAB: Prof. Dr. Rudi Balling (Luxemburg), Prof. Dr. Richard Blumberg (Boston, MA, USA), Prof. Dr. Steffen Gay (Zürich, Schweiz), Prof. Dr. Britta Engelhardt

Tab. 2: Publikationen in high impact Zeitschriften (Impact Faktor von 2016 ≥20) für den Zeitraum 01.01.-31.12.2017. Die angegebenen Impact Faktoren (IF) sind gerundet.

Research Areas (RA) / Cluster-Labore (CL) Principal Investigator (PI)RA I Genetische und phänotypische Architektur von inflammatorischen Barriereer-

krankungenAndre Franke, Jeanette Erdmann

RA II Somatische und epigenetische Faktoren der Zellentwicklung Ole Ammerpohl (bis Juni 2017), Franz-Josef MüllerRA III Lipidmembrane und Zellgesundheit Ulrich Schaible, Stefan SchützeRA IV Zelluläre Immunregulation Rudolf Manz, Stefan Rose-JohnRA V Umweltexposition von Barrieren: Mikrobiom, Virom und Schleimhäute John Baines, Hinrich SchulenburgRA VI Umsetzung in die individuelle Patientenversorgung Stefan Schreiber, Matthias LaudesCL VII Immunphänotypisierung Dieter Kabelitz, Detlef ZillikensCL VIII Nukleotidlabor Philip Rosenstiel, Thomas BoschCL IX Theoretische Biologie Christoph Kaleta, Hauke BuschCL X Dynamik molekularer Interaktionen Andreas Tholey, Thomas GutsmannCL XI Epidemiologie Wolfgang Lieb, Stefan WeidingerCL XII Mausmodellsysteme von Entzündungen Jörg Köhl, Paul SaftigCL XIII Entzündungskliniken in Kiel und Lübeck

(Comprehensive Center for Inflammation Medicine, CCIM)Stefan Schreiber, Detlef Zillikens

Tab. 1: Mitglieder des Cluster-Steering Committee im Jahr 2017

Zeitschrift Anzahl PublikationenNew England Journal of Medicine (IF=79,3) 1Lancet (IF = 53,3) 3Nature (IF = 41,6) 4Nature Medicine (IF = 32,6) 1Lancet Neurology (IF=27,1) 1Nature Genetics (IF = 27,1) 5Nature Immunology (IF = 21,8) 1JAMA Oncology (IF=20,9) 2Gastroenterology (IF=20,8) 5Cell Metabolism (IF = 20,6) 1

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Research Areas (RA) / Cluster-Labore (CL) Principal Investigator (PI)RA I Genetische und phänotypische Architektur von inflammatorischen Barriereer-

krankungenAndre Franke, Jeanette Erdmann

RA II Somatische und epigenetische Faktoren der Zellentwicklung Ole Ammerpohl (bis Juni 2017), Franz-Josef MüllerRA III Lipidmembrane und Zellgesundheit Ulrich Schaible, Stefan SchützeRA IV Zelluläre Immunregulation Rudolf Manz, Stefan Rose-JohnRA V Umweltexposition von Barrieren: Mikrobiom, Virom und Schleimhäute John Baines, Hinrich SchulenburgRA VI Umsetzung in die individuelle Patientenversorgung Stefan Schreiber, Matthias LaudesCL VII Immunphänotypisierung Dieter Kabelitz, Detlef ZillikensCL VIII Nukleotidlabor Philip Rosenstiel, Thomas BoschCL IX Theoretische Biologie Christoph Kaleta, Hauke BuschCL X Dynamik molekularer Interaktionen Andreas Tholey, Thomas GutsmannCL XI Epidemiologie Wolfgang Lieb, Stefan WeidingerCL XII Mausmodellsysteme von Entzündungen Jörg Köhl, Paul SaftigCL XIII Entzündungskliniken in Kiel und Lübeck

(Comprehensive Center for Inflammation Medicine, CCIM)Stefan Schreiber, Detlef Zillikens

Tab. 1: Mitglieder des Cluster-Steering Committee im Jahr 2017

bei einer Co-Autorschaft mehrerer StC-Mitglieder einer Publikation wurde diese nur einmal gewertet. Als Grund-lage für die Verteilung der Impact Faktoren der einzelnen Zeitschriften diente der Journal Citation Report (2017 InCites Journal Citation Reports® 2018 Clarivate, Clarivate Analytics).

Im oben genannten Zeitraum wurden 294 Publikati-onen gezählt. Die 24 high impact Publikationen (Impact Faktor >20) sind in Tab. 2 nach Anzahl und Zeitschrift geli-stet. 46 Arbeiten wurden in Zeitschriften mit einem Impact Faktor zwischen 10-20 publiziert. Der größte Anteil der Pu-blikationen (224) wurde in Zeitschriften mit einem Impact Faktor zwischen 0 und 10 veröffentlicht, beziehungsweise in Zeitschriften, die keinen Impact Faktor haben.

NachwuchsförderungDie Nachwuchsförderung ist auch in der zweiten Förderpe-riode weiterhin ein erklärtes Ziel des Clusters. Im Rahmen des Dorothea-Erxleben-Programms for Gender Equality wurden verschiedene Maßnahmen etabliert. Ein Schwer-punkt stellt das I@I Mentoring dar. In diesem Programm unterstützen erfahrene Professorinnen und Professoren die oder den Mentee und fördern damit deren persönliche und akademische Entwicklung. Unterstützung für die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gibt es außer-dem bei besonderen familiären Lebensumständen.

Im Vorfeld des Cluster-Retreats fand ein (Post-)Doc-Retreat statt, bei der sich Postdocs, Doktorandinnen und Doktoranden trafen. 23 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler nutzten die Gelegenheit zum fachlichen und persönlichen Austausch in Timmendor-fer Strand.

Außerdem wurden Promovierende und Postdocs auf vielfältige Weise finanziell gefördert. So wurden sieben Mal Reisekostenzuschüsse für die Teilnahme an internationalen Kongressen durch Promovierende und Postdocs, sowie ein-mal Weiterbildungskosten in Anspruch genommen. Zu den Fördermaßnahmen zählen unter anderem Cluster-interne Fort- und Weiterbildungsangebote wie zum Beispiel der Workshop „Scientific Writing“ beim (Post-)Doc-Retreat in Timmendorfer Strand.

Dorothea-Erxleben Female Invetigator AwardsDer Cluster hat 2017 erstmalig drei hochdotierte (1x 100.000 eur, 2x 50.000 eur) Dorothea-Erxleben-Forscherinnenpreise ausgeschrieben. Die Preise richteten sich ausschließlich an Wissenschaftlerinnen aus dem Cluster mit dem Ziel, deren exzellente Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Entzün-dung zu unterstützen. Die Preisvergabe erfolgte im Januar 2018.

Wichtige Termine 2017 09.02.2017 Pressegespräch: Vorstellung der Schleswig-

Holstein Excellence Chairs (SH-Chairs) der Universitäten Kiel und Lübeck mit Beteiligung Kristin Alheit, Wissenschaftsministerin des Landes Schleswig-Holstein im Rahmen der Landespressekonferenz

09.02.2017 Besuch von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe Im Kieler Exzellenzzentrum Entzündungsmedizin

03.04.2017 Abgabe der Antragsskizze für den Exzellenzclu-ster „Precision Medicine in Chronic Inflamma-tion“ (PMI)

24.–28.04.2017 Präsentation des Exzellenzclusters auf der Hannover Messe

18./25.05.2017 Ausschreibung Nachwuchsgruppenleitungen für die SH-Chairs in der ZEIT und in Nature

18.05.2017 Eröffnung der Ausstellung „Das Mikrobiom – Der Mensch ist nicht allein.“ mit der Muthesius Kunsthochschule Kiel in der Medizin- und Pharmaziehistorischen Sammlung Kiel

11.–12.07.2017 (Post-)Doc-Retreat in Timmendorfer Strand13.07.2017 Mitgliederversammlung in Timmendorfer

Strand13.–14.07.2017 Cluster Retreat in Timmendorfer Strand28.09.2017 Einladung zur Erstellung des Vollantrags für

PMI innerhalb der Exzellenzstrategie

ProjektfördermittelDie Ausgaben beziehen sich auf einen durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gewährten 12-Monats-Haushalt (01.01. – 31.10.2017/FP2, 01.11.–31.12.2017/Überbrü-

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ckungshaushalt). Die verausgabten Projektmittel für das Haushaltsjahr 2017 umfassten insgesamt 5.643.736 Euro. und sind damit vergleichbar zu denen aus dem Vorjahr. Das zurückliegende Haushaltsjahr konnte, vorbehaltlich der Abschlussprüfung durch die DFG, nahezu ausgeglichen werden. Abb. 3 zeigt die antragskonforme Verwendung der Projektfördermittel 2017.

Im Jahr 2017 betrug der Ausgabenanteil der Cluster-Labore an den Gesamtausgaben 59% (3.332.658 Euro), und damit war der Anteil 9,8% höher als im Vorjahr.Die Zentralen Ausgaben betrugen insgesamt 813.740 Euro und hatten einen Anteil von 14,4% an den Gesamtaus-gaben. Im Verhältnis zum Vorjahr waren die Zentralen Ausgaben damit leicht rückläufig trotz gestiegener Perso-nalkosten.

Im Zuge auslaufender Projekte verminderten sich die Ausgaben für die erste und zweite Cluster-interne Projekt-ausschreibung im Vergleich zum Vorjahr um 11,3% bezogen auf die Gesamtausgaben. Die Ausgaben für die Cluster-internen Ausschreibungen betrafen 8 (3 aus dem ersten Call, 5 aus dem zweiten Call) der 21 bewilligten Projekte; 13 Projekte waren 2016 bereits abgeschlossen. Das Volumen der 8 Cluster-internen Projekte betrug 2017 zusammen 1.237.071 Euro.

8 der 10 in 2015 bewilligten Miniproposals wurden 2017 mit 75.226 Euro gefördert. Dies entsprach einem Anteil von

1,3% an den Gesamtausgaben. Im Vergleich zu 2016 halbierten sich die Ausgaben für die Miniproposals nahezu.

Anschubfinanzierung für Cluster PMIIm Jahr 2017 erhielten Projekte zur Vorbereitung des beantragen Exzellenzclusters Precision Medicine in Chronic Inflammation (PMI) eine Anschubfinanzierung in Höhe von 185.041 Euro aus der Überbrückungsfinan-zierung. Die Mittel wurden alle verausgabt. Der Anteil der Anschubfinanzierung PMI entsprach 14,4% der Gesamtausgaben. Insgesamt wurden sechs Projekt-anträge in einer Gesamthöhe von 1,23 Millionen Euro bewilligt, davon sind 2017 185.041 Euro ausgezahlt worden.

Cluster-Labore Die sieben Cluster-Labore (Abb. 4a) verbrauchten den Großteil ihrer Gesamtmittel (3.332.658 Euro) im Personalbereich mit 2.540.650 Euro (76,2%). Die Sachmittel beliefen sich auf 613.416 Euro (18,4%) und bildeten den zweitgrößten Posten. Sie enthielten neben Verbrauchsmaterialien unter anderem auch Kosten für Kleingeräte, Reisekosten und Versuchstiere. Die Investitionen bildeten mit 178.592 Euro (5,36%) den kleinsten Posten.

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500.000

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Cluster-LaboreAnschubPMIZentraleAusgaben

Cluster-interneAusschr.*Miniproposals

3.332.658

185.041

813.7401.237.071

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Au.eilungderProjek:ördermi=el

2.540.650

613.416

178.592

AusgabenCluster-Labore2017

Personal

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Inves22onen

Abb. 3: Die Gesamtausgaben in 2017 betrugen 5.643.736 Euro.* erste und zweite Cluster-interne Projektausschreibung

Abb. 4a: Die Gesamtkosten der Cluster-Labore betrugen im Haushaltsjahr 2017 insgesamt 3.332.658 Euro.

43

708.031

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Au,eilungderCluster-internenProjektausschreibungen

Personal

Sachmi/el

Inves2onen

Abb. 4c: Projektmittel in Höhe von insgesamt 1.237.071 Euro wurden 2017 für die verbliebenen 8 Projekte der ersten und zweiten Cluster-interne Projektausschreibung verausgabt.

Abb. 4b: Die Zentralen Ausgaben betrugen im Haus-haltsjahr 2017 insgesamt 813.740 Euro.

Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Investiti-onsausgaben der Cluster-Labore um rund 4%. Im Vorjahr lag der Anteil der Investmittel der Cluster-Labore an den Gesamtausgaben bei rund 1%, 2017 betrug dieser Anteil 5,4%. Hingegen lagen die Perso-nalausgaben um 6,6% niedriger als im Vorjahr. Die Ausgaben für Sachmittel stiegen leicht, und zwar um 2,3%, und hatten nun einen Anteil von 18,4% am Gesamtbudget der Cluster-Labore.

Zentrale Ausgaben Die Zentralen Ausgaben (Abb. 4b) betrugen 813.740 Euro und machten einen Anteil in Höhe von 14,4% an den Gesamtausgaben aus. Damit lagen sie um 0,6% niedriger als im Vorjahr bezogen auf die Ge-samtausgaben.

Die Personalkosten sind mit 379.214 Euro der größte Posten der Zentralen Ausgaben (46,6%) und sind im Vergleich zum Vorjahr um 6,9% gestiegen. Zweitgrößter Posten (27,7%) war das Datamanage-ment mit 225.026 Euro, dieser reduzierte sich im Ver-gleich zum Vorjahr um 5,5%. Die Sonstigen Kosten (School of Inflammation, Public Outreach, Travel & Meetings, Cluster-Lectures) stellten mit 209.500 Euro (25,8%) den drittgrößten Posten innerhalb der Zentralen Ausgaben dar und ist damit vergleichbar

mit 2016. Die Zentralen Ausgaben beinhalten auch das Preisgeld für den Dorothea-Erxleben Female Invetigator Award in Höhe von 200.000 Euro. 2017 wurden hiervon 28.571 Euro verausgabt, davon 18.428 Euro für Personal (64,5%) und 10.143 Euro für Sachmit-tel (35,5%).

Der Anteil der Kosten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle betrug – ver-gleichbar zum Vorjahr – 6,7% der gesamt veraus-gabten Projektmittel 2017.

Cluster-interne Projektausschreibungen Von den insgesamt 21 Projekten der beiden Cluster-internen Ausschreibungen (erster und zweiter Call) wurden 2017 nur noch 8 Projekte gefördert, alle an-deren endeten in 2015 und 2016. Für die verbliebenen 8 Projekte wurden Mittel in Höhe von 1.237.071 Euro im Haushaltsjahr 2017 verausgabt. Der größte Anteil entfiel auf Personalausgaben (57,2%), gefolgt von Ausgaben für Sachmittel (39,5%) und Investitionsmit-tel mit 3,2% (s. Abb. 4c).

379.214,00

209.500,00

225.026,00

Au/eilungderZentralenAusgaben

Personal

Sons+ges

Datenmanagement

www.entzuendungsforschung.de

Impressum

Jahresbericht 2017Exzellenzcluster Inflammation at Interfaces

c/o Christian-Albrechts-Universität zu KielChristian-Albrechts-Platz 424118 KielTelefon: 0431/880-4850

V.I.S.d.P: Prof. Dr. Stefan Schreiber

Redaktion: Dr. Tebke Böschen, Kerstin Nees

Gestaltung: Dirk Holtkötter

Druck: Gut Gedruckt GmbH & Co. KG

Fotos: CAU, UzL, FZB, UKSH, Dr. Tebke Böschen,

Kerstin Nees, Julia Siekmann, Christian Urban,

Sascha Klahn, Jan Dresing, Tom Werner/DGVS,

Europäisches Patentamt, Dr. Christine Desel,

Olaf Malzahn, DZIF-scienceRELATIONS, Jennifer Hundt,

Soulpicture, Thomas Eisenkrätzer

November 2018

Max-Planck-Institut fürEvolutionsbiologie, Plön