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1 EZuKim Eine bessere Zukunft für mein Kind und mich

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EZuKim

Eine bessere Zukunft für mein Kind und

mich

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Inhaltsverzeichnis

1. Rahmenbedingungen und Beginn.............. 3 2. Das zweite Mikroprojekt „Mutter-Tochter-Expeditionen“ ............................................. 4 3. Mitarbeiterzuwachs und Wechsel mit inzwischen vier Projekten im Jahr 2010 ....... 8 4. Stabilisierung der Projektangebote und Übergabe an die Agenda 21....................... 13

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1. Rahmenbedingungen und Beginn der „EZuKim“-Projektarbeit EZuKim Der Name EZuKim ist eine Zusammensetzung von Anfangsbuchstaben und bedeutet: Eine bessere Zukunft für mein Kind und mich. Unter diesem Auftrag arbeiten von Herbst 2009 bis Dezember 2011 die Mitarbeiterinnen der KEB (Katholische Erwachsenenbildung) im EZuKim-Projektbüro in der Moorstrasse 55 in Diepholz im Rahmen von sogenannten Mikroprojekten im Kontext des ESF Programms „Stärken vor Ort“. Die Moorstrasse gilt als Zentrum des sozialen Brennpunkts dieser Kleinstadt. Hier leben einige deutsche Bürger oftmals mit vielfältigen sozialen und finanziellen Problemlagen und viele Einwohner mit Zuwanderungshintergrund. Es handelt sich dabei um Menschen:

- die in ihren Herkunftsländern verfolgt werden wie Kurden aus dem Irak, Syrien und der Türkei sowie Albaner mit Sinti-Hintergrund

- aus Krisengebieten wie Afghanistan, dem Libanon und weiteren arabischen Ländern - aus politischem Krisen- Gebieten wie Vietnam, dem Kongo sowie weiteren zentralafrikanischen

und asiatischen Ländern

Die Andersartigkeit und Fremdheit der Kulturen und Mentalitäten verursachen und bedingen im Kontakt mit hier wohnenden deutschen Bürgern, mit anderen Diepholzer Einwohnern aber auch mit Behörden und sozialen Einrichtungen große Probleme. Hinzu kommt, dass es in Diepholz ( nach Abzug der vorher dort wohnenden Bundeswehrbediensteten und Bundeswehrangehörigen) nach vermehrte Belegung dieses Viertels mit ausländischen Bewohnern und sozial schwachen Familien zu einer Art Ghettobildung im Bereich rund um die Moorstraße gekommen ist. Einer der größten Wohnraumvermieter, die DiWoPa (Diepholzer Wohnpark – ansässig in Bremen) vertreten in Diepholz hauptsächlich durch den Juniorgeschäftsführer Dietmar Schreyer, bemüht sich um die Beheimatung der dort lebenden verschiedenen Volksgruppen auch mit unterstützenden Angeboten. Inzwischen ist dieses Quartier dabei sich zu einem interkulturellen Stadtteil zu entwickeln. Aus der Zusammensetzung der Bewohner resultieren jedoch weiterhin vielfältige Problemlagen mit sozialem Sprengstoff: hohe Arbeitslosenquote, höhere Kriminalitätsrate, Drogen- und Alkoholproblematik und wenig positive persönliche Aussichten für die Zukunft. Durch das bundesweit laufende Programm „Stärken vor Ort“, gefördert durch den Europäischen Sozialfond für Deutschland, die Europäische Union, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Stadt Diepholz hat deshalb die Katholische Erwachsenenbildung Osnabrück im August 2009 das Mikroprojekt EZuKim entwickelt und gemeinsam mit Kooperationspartnern ins Leben gerufen. DiWoPa-Geschäftsführer Dietmar Schreyer stellte für die Verortung der praktischen Arbeit eine Wohnung mitten im Quartier Moorstraße kostenlos zur Verfügung. So begann im August 2009 Bildungs- und Integrationsarbeit der katholischen Erwachsenenbildung; anfänglich getragen von einer pädagogischen Mitarbeiterin und einer Kurzzeitfreiwilligen des Bistums Osnabrück mit dem ersten Projekt „EZuKim“

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„EZuKim“ wurde gestartet um gezielt Mütter mit kleinen Kindern anzusprechen und zu versuchen über Aktivierung und Ansprache mit kindbezogenen Aktivitäten und Inhalten das Vertrauen der Mütter im Quartier zu gewinnen. Schnell stellte sich heraus, dass im Gegensatz zu deutschen Mittelschichtsmüttern mit kleinen Kindern, die Mütter in der Moorstraße große Hemmungen hatten sich in Gruppen mit ihren kleinen Kindern zu treffen. Auch war am Anfang eine große Skepsis und Zurückhaltung der männlichen Haushaltsmitglieder deutlich spürbar. Einige Männer verboten ihren Frauen die „EZuKim“-Wohnung mit ihren Kindern aufzusuchen. Es kamen vereinzelt Frauen mit ihren Kindern, die neugierig waren und sich von dem kostenlosen Tee und Kaffeeangebot angesprochen fühlten, die sich aber ebenso schnell wieder zurück zogen, sobald zielgerichtete Gruppenaktivitäten angeboten wurden oder es darum ging regelmäßig an festen Terminen zu erscheinen. Schnell konnten die Mitarbeiterinnen auch feststellen, dass es in einigen Familien keine feste Tagesstruktur gab und die Vereinbarung und Einhaltung von Terminen sehr großzügig gehandhabt wurde. Auch die bunt gestaltete Flyer die jeder Haushalt in den Briefkasten bekam und die ansprechend gestalteten Plakate im ganzen Quartier konnten anfänglich die Bewohner nicht dazu bewegen über einen Antrittsbesuch hinaus die Räume der „EZuKim“-Wohnung zu betreten.

Bericht Stabsstelle Projekte 4

EZuKim Eine bessere Zukunft für mein Kind und mich

Angebote für Mütter mit Kindern von 0 bis 4 Jahren

Gefördert von:

Mit Unterstützung unserer ersten Kurzzeitfreiwilligen Esther Kohring entschloss sich deshalb die päd. Mitarbeiterin Regina Langen, alle Frauen - wenn nötig auch mehrfach - in ihrem häuslichen Umfeld zu besuchen. Durch diese vertrauensbildenden Maßnahmen gelang es schließlich auch einen Teil der jungen Mütter und auch der männlichen Bewohner der Moorstraße vom Konzept der Treffen mit kleinen Kindern in der Projektwohnung zu überzeugen.

2. Das zweite Mikroprojekt „Mutter-Tochter-Expeditionen“

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Bald folgte aus den ersten Erfahrungen mit den Müttern der kleinen Kinder ein aufbauendes Mikroprojekt für Mütter mit älteren Kindern mit dem Titel „Mutter-Tochter-Expeditionen“. Im Gegensatz zu den Treffen in den inzwischen vertrauten Räumen der EZuKim-Wohnung ging es bei den Mutter-Tochter-Expeditionen darum den Aktionsradius der Frauen bewusst zu erweitern und sie zu ermutigen sich auch außerhalb des Quartiers Moorstraße zu bewegen. In Zusammenarbeit mit den wohnortnahen Kindertagesstätten wurden die Mütter zu kleinen Aktionen in den Kitas eingeladen oder nahmen an Exkursionen per Bus und später sogar per Fahrrad nach Diepholz teil. Einige der Bewohnerinnen hatten es bisher nicht gewagt das Quartier Moorstraße zu verlassen. In der Vorbildfunktion für ihre Kinder gelang es Ihnen jedoch diese Schwelle zu überwinden und so wurden nicht nur Besuche bei der Stadtverwaltung sondern auch bei der Agentur für Arbeit und der örtlichen Polizeidienststelle zu ersten Erfolgspunkten. Zusätzlich zu den gemeinsamen „Expeditionen“ von Müttern und Töchtern wurden niederschwellige kurze Einzelberatungen angeboten. Sowohl die Mütter als auch die Töchter machten davon regen Gebrauch. So konnte als Erfolg verzeichnet werden, dass die Mutter einer Tochter im Grundschulalter begann sich aktiv im Elternbeirat der Schule zu engagieren. Einige Mütter von Kindergartenkindern schafften es bei einem Kindergartenfest einen eigenen Flohmarktstand zu organisieren und organisierten einen Bring- und Holdienst für ihre Kinder auf Gegenseitigkeit, der sich als sehr hilfreich herausstellte als eine der Mütter im Verlauf des nächsten Jahres ernsthaft erkrankte. Mit Beginn des zweiten Mikroprojektes „Mütter-Tochter-Expeditionen“ wurde aber auch deutlich, dass die sprachlichen Defizite die Mütter und Kinder massiv behinderten. Zwar hatten einige Frauen bereits Sprachkurse absolviert aber da in den Familien meist die Herkunftssprache gesprochen wird, und die außerhäusliche Organisation des Familienlebens sowie die Kontaktpflege meist den männlichen Haushaltsmitgliedern oder auch den Kindern obliegt, gab es für die Frauen kaum Möglichkeiten Deutsch zu sprechen und ihre Kenntnisse anzuwenden oder sie zu vertiefen. Zusätzlich tauchte in fast allen Familien mit Schulpflichtigen Kindern das Problem auf, dass die Hausaufgabenbetreuung und auch die Kontrolle der Hausaufgaben nicht durch die Mütter übernommen werden konnte. An dieser Stelle wurde auch deutlich, dass herkömmliche Sprachkursangebote für die Frauen nicht hilfreich sein konnten. Die Herausforderung an dieser Stelle war, ein maßgeschneidertes Sprachförderangebot für die Frauen zu etablieren, welches Ihnen ermöglicht in möglichst kleinen Gruppen ihren persönlichen Sprachstand zu erweitern und mehr Sprechpraxis zu erwerben. Im späteren Verlauf der Projektarbeit entwickelte und beantragte die KEB dann in 2010 hierzu ein weiteres Mikroprojekt: das „Lern und Erzählcafe“.

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3. Mitarbeiterzuwachs und Wechsel mit vier Projekten in 2010 Zu Beginn des Jahres 2010 konnte die Arbeit in der „EZuKim“ –Wohnung aufgrund der noch bestehenden Unsicherheiten im Umgang mit der Fortführung von „Stärken vor Ort“ in der Stadt Diepholz erst am 08. Februar fortgeführt werden. Das führte dazu, dass einige Kontakte aus 2009 wieder ganz neu angebahnt werden mussten. Zu Beginn des Jahres führten die Mitarbeiterinnen viele persönliche Gespräche mit Kooperationspartnern und anderen Akteuren in Diepholz, die für die Vernetzung der Arbeit und das Weitere Bekanntwerden der Projekte wichtig waren. (Jugendamt, Arbeitsamt, Caritas, Stadtteilladen, Familienhebammen etc.) Auch und vor allem, damit die Arbeit in der „Ezukim“ Wohnung nicht als Konkurrenzangebot oder zusammenhangloses nebeneinander arbeiten verstanden wurde. In erster Linie ging es auch darum die bereits vorhandenen sozialen Hilfs- und Beratungs-angebote den Bewohnern im Quartier nahe zu bringen und sie somit für sie nutzbar zu machen. Zu den Aktivitäten in diesem Zusammenhang gehörte zum Beispiel die Teilnahme an den Treffen des psychosozialen Arbeitskreises, eine enge Vernetzung mit der Frühforderung und eine regelmäßiger Austausch mit der Schuldnerberatung. Im März begannen mit Frau Ulbricht und Frau Erdogdu zwei neue Mitarbeiterinnen ihre Arbeit im Team und mit ihnen kam eine Menge an Ortskenntnis, Engagement und Kompetenz dazu. Im Anfang war vor allem die Kenntnis der türkischen Sprache und der Mentalität durch Frau Erdogdu ein sehr großer Gewinn. Durch ihre Sprachkenntnisse aber auch durch ihre guten Kontaktfähigkeiten und ihren eigenen Lebenshintergrund als Mutter mit Zuwanderungshintergrund hat Frau Erdogdu deutlich mehr Migrantinnen dazu gebracht, den Weg in die Moorstr. 55 zu finden. Daraus haben sich zusätzliche Arbeitsfelder ergeben. Es entstanden neue Ideen zur Umsetzung und dadurch kam es zur Entwicklung von weiteren Projekten in den Bereichen Sprache, Bildungsbiografie, Förderung von Schulabschlüssen und Anbahnung von Arbeitsaufnahme aber auch zur frühkindlichen Förderung oder zu Themen wie Haushaltsorganisation, Hygiene und Nahrungsmittelkunde und Zubereitung.

Zu Beginn der Projektarbeit im sprachlichen Bereich wurde in kleinen Gruppen von zu Beginn höchstens drei Frauen gezielt geübt und angeleitet, die Hausaufgaben der eigenen Kinder zu begleiten. Kenntnisse des deutschen Schulsystems und der praktischen Organisation mit Hausaufgabenheft und Stundenplan wurden dabei ebenso eingeführt wie die Notwendigkeit einen eigenen kleinen Arbeitsplatz für das Kind einzurichten. Im weiteren Verlauf stellte sich schnell heraus, dass die sprachliche Überlegenheit der Kinder auch ein Autoritäts- und Kompetenzproblem für die Mütter mit sich brachte. Schnell wurde klar, dass die Mütter ihren eigenen geschützten Sprachförderraum brauchten um den Kindern Paroli bieten zu können. Es entstand das „Lern- und Erzählcafe“. Auch hier war die geringe Gruppengröße und die intensive Betreuung durch eine Honorarkraft der Schlüssel

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zum Erfolg. Die Frauen begannen Geschichten aus ihrer Heimat auf Deutsch zu erzählen und übten nicht nur die Konversation in deutscher Sprache sondern zielgerichtet auf das schulische Umfeld auch die Gespräche mit Lehrern. Hinzu kamen spielerische Übungen und Einzelcoaching für die Gespräche mit ihren Kindern um zum Beispiel die neu eingeführten Regeln durchsetzen zu können. So wurden Argumente gesammelt, Vokabeln neu eingeführt und vor allem immer mehr Sprachpraxis gewonnen. Bewusst wurde der schriftliche Bereich einbezogen, wobei darauf geachtet wurde, dass auch hier das Material und die Übungsaufgaben den Anforderungen und dem Sprachstand der Einzelpersonen individuell angepasst war. In die Projektwohnung kamen inzwischen Frauen türkischer, kurdischer und jesidischer Nationalität bzw.

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Glaubens, deren Zusammentreffen leider auch nicht immer unproblematisch war. Gleichzeitig war das Team in der „EZuKim“-Wohnung – inzwischen verstärkt durch die Kurzzeitfreiwillige Carolin Schröer - bemüht die verschiedenen Volksgruppen und Glaubensgruppen friedlich miteinander in Kontakt zu bringen. Frau Ulbricht hatte sich vor allem der Jesiden angenommen und versuchte, durch das Kennenlernen der jesidischen Lebensanschauungen für das Team aber auch für die anderen Gruppen im Quartier eine beginnende Integration zu ermöglichen. Außerdem war Frau Ulbricht bereits aus vorherigen Tätigkeitsfeldern gut mit dem Jugendzentrum vernetzt und aktiv in der kath. Gemeinde und so konnte sie viele Dinge auf dem „kurzen Dienstweg“ anstoßen. Es konnten zahlreiche Honorarkräfte gewonnen werden. Es hatte sich eine gute und vertrauensvolle mit unseren KooperationsparterInnen entwickelt: der DiWoPa, dem Stadtteilladen, dem Kinder und Frauenschutzhaus, dem Caritasverband, den Familienlotsinnen, den Familienhebammen, der Schuldnerberatung der Diakonie, der katholischen Kirchengemeinde Heilig Kreuz, dem Hausfrauenbund und nicht zu vergessen der Frühförderung im Landkreis Diepholz und vielen anderen Netzwerkpartnern. Was den bürokratischen Aufwand angeht wurde in 2010 Herr Pape von der Stadt Diepholz ein Steuermann und Wegweiser durch die Tiefen des ESF-Förderdschungels an unserer Seite. Am 01.04. konnten wir mit Herrn Sven Deeken einen Mitarbeiter gewinnen, der uns in der Nachweisführung und Abwicklung aller in Diepholz laufender Projekte zu Seite stand und quasi als Einstand bei der KEB seinen ersten Projektantrag für ein „Lern- und Erzählcafe“ erfolgreich

entwickeln konnte.

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Das Jahr 2010 war geprägt von Wachstum innerhalb der Projektaktivitäten in der „EZuKim“-Wohnung aber auch von zahlreichen Personalveränderungen.

Frau Regina Langen verließ die KEB zum Schuljahresbeginn nach den Sommerferien, da ihr eine Stelle als päd. Mitarbeiterin an der Ursula-Schule in Osnabrück angeboten worden war. Alle Bildungs- und Beratungs-Angebote von EZuKim wurden als Hilfe zur Selbsthilfe konzipiert und konnten von den TeilnehmerInnen kostenlos wahrgenommen werden. Die Bildungsangebote waren für die Zielgruppe der Bildungsungewohnten Besucher maßgeschneidert und fanden in Kleinstgruppen durch Honorarkräfte und Ehrenamtliche statt, die oftmals im Vorjahr noch selbst an einem Kursangebot von „EZuKim“ teilgenommen hatten. So hat zum Beispiel Irina Lehmann eine Nähwerkstatt angeboten, wo Frauen und Mädchen lernen konnten kleine Näh- und

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Ausbesserungsarbeiten selbst vorzunehmen. Sie hatte selbst im Vorjahr noch an Beratungsangeboten von EZuKim teilgenommen. Es wurde zusätzlich eine Kinderbetreuung und eine ehrenamtliche Hausaufgabenhilfe speziell für Mädchen organisiert. Ehrenamtliche begleiteten die Hilfesuchenden Klienten bei Behördengängen oder Gesprächsterminen in Kindergarten und Schule. Damit der Spaß und das leibliche Wohl nicht zu kurz kam wurde eine interkulturelle Kochwerkstatt ins Leben gerufen, in der deutsche und fremdländische Spezialitäten nachgekocht und gekostet werden konnten. Eine Familienlotsin gab ehrenamtlich Hilfestellung in Sachen Haushaltsführung und Hygiene und bot Beratung bei Konflikten zwischen Geschwistern an. Die Arbeit in der EZuKim Wohnung wuchs, blühte und entwickelte sich weiter, gerade auch weil sie außerhalb der sonst üblichen gesetzlichen Richtlinien für Erwachsenenbildung stattfinden konnte. Es wäre unmöglich gewesen die erforderlichen 7 Teilnehmerinnen in einer Gruppe zu einem festen Termin zusammen zu bekommen um einen Sprachkurs anzubieten. Die Unterrichtsinhalte bezogen

sich eng auf die derzeitige Lebens- und Bedarfssituation der Teilnehmerinnen. Besonders erfreulich war, dass sich durch die gute Vernetzungsarbeit der Mitarbeiterinnen in Diepholz ein kleines soziales Netzwerk entwickelt hat in das auch die kath. Kirchengemeinde lebendig und tatkräftig eingebunden war.

Ein Höhepunkt in diesem Zusammenhang war sicher der Besuch des Weihbischoffs in der „EZuKim“-Wohnung. Bei seinem Besuch im Rahmen der Dekanatsvisitation konnte sich Weihbischof Kettmann in lebendigen Gesprächen von dem gelungenen Miteinander der verschiedenen Religionen überzeugen. Ihm zu Ehren sangen die Kinder der Kinderbetreuung ein türkisches Lied.

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EZuKim hatte sich durch lebendigen, flexiblen und kommunikativen Arbeitsstil seiner Mitarbeiterinnen ein gut funktionierendes Netzwerk mit Kooperationspartnern, Ämtern und Behörden sowie weiteren sozialen Einrichtungen geschaffen. Entsprechend groß waren die Hoffnungen auf Weiterführung dieser Arbeit, sowohl von Seiten MitarbeiterInnen und Honorarkräfte als auch seitens der Teilnehmerinnen. Die Angebotspalette von EZuKim bot inzwischen:

- Deutschunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene, aber auch Alphabetisierungskurse für Analphabeten und Frauen, die bislang andere Schriftzeichen benutzten – parallel dazu wird immer eine Kinderbetreuung angeboten (siehe beigefügten Zeitungsartikel „Ich lerne Deutsch bei EZuKim“)

- Das Projekt „Nähkiste“. Hier können die Frauen den Umgang mit der elek. Nähmaschine erlernen und Kleidungsstücke reparieren, umändern und nähen was das Herz begehrt. Auch dieses Angebot bietet den Teilnehmerinnen eine Kinderbetreuung (siehe beigefügten Zeitungsartikel „Nähkiste“)

- Mädchengruppe. Hier können Mädchen ab 12 Jahren ihre Freizeit gestalten - Hausaufgabenhilfe - Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen - Hilfe bei Amts- und Behördengängen - Hilfe in (fast) allen sonstigen Lebenslagen bei Sorgen und Nöten, z.B. einfach mal zuhören,

Lösungen suchen und finden, evtl. Weitervermittlung an professionelle soziale Dienste wie Seelsorger, Jugendamt, Jugendberufshilfe und weiteren Einrichtungen.

Als weitere Hilfe zur Selbsthilfe wurden Bewohnerinnen dieses Quartiers aktiv in die Arbeit eingebunden. Auf Honorarbasis verrichten so einige Frauen Arbeiten wie die Kinderbetreuung, Hilfe bei der Hausaufgabenhilfe, Reinigungsarbeiten sowie Assistenz bei Gruppenarbeiten in Form von Dolmetschertätigkeiten im Deutschunterricht, Mitarbeit in der Nähkiste, der Mädchengruppe und weiteren Aktivitäten. Diese Einbindung hat vielen Frauen ein stabileres Selbstwertgefühl vermittelt.

4. Stabilisierung in 2011 und Übergabe an die Agenda 21 Nachdem die Stadt Diepholz auch in 2011 wieder den Zuschlag für „Stärken vor Ort“ erhalten hatte konnten die Aktivitäten der Mikroprojekte in der „EZuKim“ –Wohnung weiter fortgeführt werden. Aber zuerst musste der Abschied von Yurdagül Erdogdu verkraftet werden, die im Frühjahr 2011 einen neuen Aufgabenbereich gefunden hatte. Diese Entwicklung – so schmerzlich sie für das Projektteam war – ist auf der anderen Seite ebenfalls als Erfolg von „EZuKim“ zu sehen, denn Frau Erdogdu konnte sich mit den gewonnenen Erfahrungen aus der Projektarbeit von einer geringfügigen Beschäftigung auf eine halbe Stelle in einer Einrichtung der Kinder- und Jungendhilfe verbessern. Wir haben uns sehr für Sie gefreut und wünschen ihr Glück und Gottes Segen auf ihrem weiteren beruflichen Weg.

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Neu für das Team gewonnen werden konnte Kerstin Reich, die nicht nur durch ihre guten Fähigkeiten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit ein großer Gewinn für das Team in der Moorstraße 55 war. Frau Reich brachte Erfahrungen aus der Mädchenarbeit und aus dem Bereich Altenpflege mit in das Projekt ein und war mit ihrer herzlichen, zupackenden und Problemlösungsorientierten Art ein Gewinn für das Team in der Projektwohnung.

Ihr gelang es im Folgejahr in besonderer Art und Weise die Arbeit des gesamten Teams einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Dies führte nicht zuletzt dazu das schließlich nicht nur die Stadt Diepholz sich eine Beendigung der Aktivitäten in der „EZuKim“-Wohung nicht vorstellen konnte, sondern dass im Rahmen eines Wettbewerbs des Agenda 21 Kreises ein Preis errungen werden konnte. Ihrer guten Arbeit verdanken wir viele Artikel und Fotos über „EZuKim“ sowie den Ausbau der Hausaufgabenbetreuung. Diese war ihr ein besonderes Anliegen. Durch Anleitung der von ehrenamtlichen Kräften und durch die Schulung von neuen Honorarkräften gelang es ihr in kurzer Zeit ein echtes Kompetenzteam für die Hausaufgabenbetreuung zusammen zu stellen. Ihr zweites Steckenpferd waren die Sprachkurse in denen Sie schnell für das Training von besonders schwierigen Gesprächsituationen wie in der Schule, oder auf bei Behördenbesuchen Amt bekannt war. Aber auch Beratung und Moderation gehörte zu Ihren Aufgaben ebenso wie der enge Kontakt zur Projektleitung in Osnabrück. Als Frau Ulbricht erkrankte übernahm sie wie selbstverständlich die Vertretung und organisierte die Fortführung der Angebote. Auf ihre Initiative ist auch die Teilnahme an Wettbewerben zurück zu führen.

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Zu einem besonderen Schwerpunkt entwickelten sich im Jahr 2011 auch durch die Mitarbeit von Frau Reich die zahlreichen Deutschkurse und die interkulturellen Kochwerkstätten. Aber nicht nur Frau Reich kam neu in das „EZukim“-Team sondern Anja Mewes aus Osnabrück übernahm von Sven Deeken die Abwicklung der organisatorischen und verwaltungstechnischen Seite in Sachen ESF- Nachweis Seite sowie die pädagogische Projektassistenz zur Unterstützung von Dagmar Teuber-Montico in der Projektleitung.

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Bereits Anfang des Jahres 2011 wurde mit Kooperationspartners überlegt wie und ob eine Fortführung der Projektarbeit in der Moorstraße 55 denkbar sein könnte. Glücklicher Weise war der Vermieter (die DiWoPa in Bremen) nach wie vor bereit die Räumlichkeiten auch in Zukunft kostenlos zur Verfügung zu stellen. Auch die Stadt Diepholz zeigte Bereitschaft nach Ende der ESF Förderperiode über eine Weiterführung zu verhandeln. Allerdings war für die katholische Erwachsenenbildung in Osnabrück klar, dass ein Engagement über das Jahr 2011 auch wegen der anderweitigen Bindung der personellen Ressourcen in der Projektleitung und Begleitung nicht zu leisten sein würde. Gleichwohl waren auch Vorstand und Leitung der KEB sehr an einer Übergabe in Andere „Trägerhände“ interessiert. Im Spätherbst 2011 konnte die Bürgerstiftung Agenda 21 gemeinsam mit der Stadt Diepholz ein Paket schnüren, welches die Arbeit des Projektteams in weiten Teilen aufgreift und weiterführt. So wurden am 13. Dezember die Mitarbeiter aus den Beschäftigungsverhältnissen mit der KEB an die Agenda 21 übergeben nicht ohne in einer Feierstunde unter Beteiligung von Wegbegleitern und Kooperationspartnern noch einmal Dank und Anerkennung für die gute Arbeit und das weit über die Arbeitsverhältnisse hinausgehende Engagement auszusprechen. Mit den Mikroprojekten im Kontext von „Stärken vor Ort“ ist es in Diepholz gelungen etwas zu verwirklichen worauf die KEB in ihrem im Leitbild einen besonderen Anspruch erhebt: Niederschwellige Bildungsangebote für benachteiligte und bildungsungewohnte Zielgruppen. Es bleiben wertvolle Erfahrung für die MitarbeiterInnen und für die gesamte Einrichtung.