Fachgespräch Wem nützt die CSU-Maut? Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion Berlin,...
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Zur Zukunft der Nutzerfinanzierung | Prof. Dr. Alexander Eisenkopf
Fachgespräch
Wem nützt die CSU-Maut?
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
Berlin, 31.03.2014
Prof. Dr. Alexander EisenkopfZeppelin-Lehrstuhl für Wirtschafts- und Verkehrspolitik
Zeppelin Universität Friedrichshafen
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Zur Zukunft der Nutzerfinanzierung
Zur Zukunft der Nutzerfinanzierung | Prof. Dr. Alexander Eisenkopf
Haushalts- oder Nutzer-finanzierung?
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Nutzerfinanzierung als Leitparadigma der Verkehrs-infrastrukturfinanzierung
│Seit der Pällmann-Kommission (2000) in Deutschland relevant
│Dominantes ökonomisches Leitbild einer effektiven und effizienten Infrastrukturfinanzierung
│Abkehr von der Haushaltsfinanzierung (ungenügend, unsicher, ungerecht)
│Notwendigkeit von Benutzungsabgabensystemen
│Institutionelle Rahmenbedingungen?
Bewertung der Nutzerfinanzierung
│Allokative Wirkungen (Lenkungseffekte)
│Distributive Wirkungen
│Erhebungskosten
Nutzerfinanzierung: Finanzierung durch den (direkten) Nutzer, den Nutznießer (indirekter Nutzer) und /oder Veran-lasser, soweit das unter den Rahmen-bedingungen der einzelnen Verkehrs-sektoren möglich ist.(Daehre-Kommission, S. 43)
│ Anlastung der Kosten des Ressourcenverzehrs
│ Infrastrukturgrenzkosten
│ Externalitäten (soziale Grenzkosten)
│ Congestion Pricing
│ Environmental Pricing
│ Umsetzung des auf Märkten üblichen Äquivalenzprinzips
│ Verursachungsgerechte Kostenanlastung (pay as you use)
│ Nachfragegerechtes Angebot an Infrastruktur
│ Finanzierungsfunktion
│ Erwirtschaftung der für die Infrastrukturbereitstellung erforderlichen Finanzmittel
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Funktionen von Preisen fürdie Infrastrukturnutzung
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Intelligente Systeme der Nutzerfinanzierung sind das geeignete Instrument für ein effizientes Infrastruktur-management!
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Finanzierungsprobleme sind seit längerem bekannt
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Daehre-Kommission:│Fortschreitender Substanzverzehr│Jährliche Finanzierungslücke (Erhaltung und Ersatz) von 7,2 Mrd. Euro über alle Planungsebenen und Verkehrsträger
│ Verkehrsträger Straße: 4,7 Mrd. €/a (davon Gemeindestraßen 2,15 Mrd. €/a, Kreisstraßen 0,5 Mrd. €/a)
│ Verkehrsträger Schiene: 2,0 Mrd. €/a (davon NE-Bahnen, SPV, ÖSPV 0,6 Mrd. €/a))
│ Verkehrsträger Wasserstraße: 0,5 Mrd. €/a.
│Hiervon entfallen „nur“ 3,2 Mrd. € auf den Bund│Erhalt vor Neubau│Notwendigkeit neuer institutioneller Lösungen (Fonds)
Schlaglichter:│Straßen- und Schienenbrücken│Kommunale Verkehrsinfrastruktur│Investitionsrückstau bei den Binnenwasserstraßen│Investitionen in ITS
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Eine Problemlösung wird vorsichtig konzipiert…
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Bodewig-Kommission:│Erhalt vor Aus- und Neubau │Sondervermögen zur Bewältigung des Nachholbedarfs│Finanzierung über
│ Überjährige und zugriffssichere Bindung zusätzlicher Haushaltsmittel
│ Zusätzliche Mittel aus der Nutzerfinanzierung
│Quellen der Finanzierung│ Sicherung weiterer 2,7 Mrd. € an
Haushaltsmitteln in einem Sondervermögen „Nachholende Sanierung“ (38,5 Mrd. € über 15 Jahre auf Basis 2012)
│ Nutzerfinanzierungspakte
│Fondslösungen mit Sicherung parlamentarischer Kontrolle
„Finanzierung“ der Nutzerfinanzierungspakete│Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen (2,3 Mrd. €)│Einbeziehung von Lkw ab 7,5 t auf diesem Netz 0,6 Mrd. € (ab 3,5 t zusätzlich 0,3 Mrd. €)│Ausweitung der Lkw-Maut auf das nachgeordnete Netz (Landesstraßen) (0,8 Mrd. € bei Lkw ab 12 t und zusätzlich 0,4 Mrd. € bei Lkw ab 3,5t)
Wo bleibt in diesem Finanzierungskonzept die Pkw-Maut?
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…aber von der GroKo politisch ignoriert
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│ „Substantielle Erhöhung der Bundesmittel für Verkehrsinfrastruktur“
│ „zusätzliche Mittel aus der Nutzerfinanzierung durch LKW“
│ „angemessenen Beitrag der Halter von nicht in Deutschland zugelassenen PKW “
│ „nicht verbrauchte Investitionsmittel im Verkehrsbereich werden überjährig und ungekürzt zur Verfügung gestellt“
Was passiert tatsächlich:│Erhöhung der Mittel für die Verkehrsin-frastruktur um 5 Mrd. € für 4 Jahre geplant│Lkw-Mautsätze müssen sinken│Ausweitung der Lkw-Maut auf rd. 1000 Kilometer autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraßen (500 Mio. €)│Absenkung der Mautgrenze auf 7,5 t (200 Mio. €)│Anlastung externer Kosten (400 Mio. €)
Ein europarechtskonformer Vorschlag für eine Pkw-Maut mit Kompensation für Inländer soll noch in diesem Jahr vorgelegt werden!
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Kann die „CSU-Maut“ gelingen?
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Was bringt eine Vignette für Halter von nicht in Deutschland zu-gelassenen PKW?
│Bruttofinanzierungseffekte von 225 Mio. € (ADAC, Baum 2010) bis 900 Mio € (AGES)
│Hohe Erhebungskosten bezogen auf die bei Kompensation verbleibenden Nettoeinnahmen
│Erheblicher bürokratischer Aufwand für die Kompensation über die Kfz-Steuer
│Vergeltungsmaßnahmen anderer europäischer Staaten
│Europarechtliche Unsicherheit
│Vielleicht: Einstieg in eine allgemeine Pkw-Maut?
Die „CSU-Maut“ kann die Infrastrukturfinanzierungs-probleme nicht lösen. Es bedarf einer allgemeinen Pkw-Maut!
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Wie sollte eine Pkw-Maut als Element der Nutzer-finanzierung ausgestaltet sein?
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Vignettenlösung ist aus Finanzierungssicht das geeignete Instrument
│Relativ sichere Einnahmenprognose (Erfahrungen aus dem Ausland)
│Relative geringe Erhebungs- und Durchsetzungskosten
│Einbeziehung ausländischer Fahrzeuge
│Distributive Effekte zu vernachlässigen („Tankfüllung“)
Häufige Gegenargumente…
│Vignette hat keine Lenkungswirkung│Verdrängung auf das nachgelagerte Straßennetz│Regressive Verteilungswirkungen
…sind m.E. irrelevant.
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Auch jenseits der CSU-Maut bleiben erhebliche Probleme bei der Verkehrs-infrastrukturfinanzierung
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Die Schieneninfrastruktur…│…ist eine ebenfalls chronisch unterfinanziert│…wird unter der gegenwärtigen Governance systematisch auf Verschleiß gefahren│…kann nur bedingt eine höhere Nutzerfinanzierung verkraften
In der Binnenschifffahrt..
│…besteht ein kritischer Instandhaltungsrückstand
│..kann Nutzerfinanzierung nur sehr begrenzte Beiträge liefern
Es bedarf geeigneter institutioneller Regelungen…
│Wie sehen adäquate Fondsmodelle aus?│Was passiert mit den Länder-schlüsseln?│…
… und Anreizen für mehr Effizienz
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Kontakt:
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