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186 Fotos: Harald Siebert 14 %342)#( 7%), 7)2 !,,% $!2!5& 34%(. s Fallstudie Kirchenneubau  |  Fachwissen | Anwendung Fallstudie Kirchenneubau in Borschemich Ein ziegelroter Estrich Der Auftrag für das Aachener Bodenleger-Unternehmen Arvo Böden lautete, einen begehbaren und ziegelroten Estrichboden für einen Kirchenneubau zu erstellen. Umgesetzt hat Arvo ihn durch die Beimischung von feingemahlenem Ziegelgranulat. Schon Anfang Mai soll die Kirche feierlich eingeweiht werden. Energiewende hin, Energiewende her – im rheinischen Braunkohlerevier im Großraum zwischen Düsseldorf und Aachen müssen noch immer Menschen und ihre Siedlun- gen den Tagebauflächen weichen. So auch das Dorf Bor- schemich, etwa zehn Kilometer östlich von Erkelenz gele- gen. Es war dem Tagebau Garzweiler im Weg. Seit 2006 entsteht deswegen am Rand von Erkelenz Borschemich (neu). Inzwischen leben gut 400 Menschen dort. Das Zentrum für die katholischen Gläubigen, die Kapelle Sankt Martinus, soll die Menschen nach dem Willen ihres Architekten Elmar Paul Sommer möglichst intensiv an ih- re bislang vertraute Pfarrkirche Sankt Martinus erinnern. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde die Kapelle aus Zie- gelsteinen gemauert – genauso wie die alte Pfarrkirche ein Backsteinbau war. Das typische Rot der auch an den Innen- wänden sichtbaren Ziegel sollte im Boden des eigentlichen Kirchenraums aufgenommen werden. Individuell gemischt und getestet Um diese Idee umzusetzen, schlug Hubert Wallner, Chef von Arvo Böden, die Beimischung von feinem Ziegelgra- nulat zu dem üblichen Estrichzement und Sand vor. Um si- cherzugehen, dass dieser besondere Material-Mix den An- forderungen an einen Kirchenfußboden auch genügt und dass das vorgesehene Mischungsverhältnis tatsächlich den gewünschten Farbton ergibt, wurde auf dem Betriebsgelän- de in Aachen-Brand zunächst in einer Halle eine Probeflä- che erstellt. Das Ergebnis überzeugte nicht zuletzt den Ar- chitekten. Deswegen konnten in der zweiten Februarhälf- te die etwa 280 Quadratmeter des nach dem Trocknen ro- ten Estrichs ausgebracht werden. Wallner: „Wir haben uns dabei für den Schnellzement Rheodur von Chemotechnik entschieden. Aus langer Erfahrung wissen wir, dass er zum einen weitgehend spannungsfrei ist, also kaum die Gefahr besteht, dass sich beim Abtrocknen auf der doch sehr gro- Der frisch ange- mischte Estrich wird im Kirchenin- nenraum ausge- bracht und glatt- gezogen.

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Page 1: Fallstudie Kirchenneubau in Borschemich ... - arvo-boeden.de · Links Arvo-Chef Hubert Wallner (links) achtete vor Ort besonders auf das Mischungsverhältnis von Sand, Schnellzement

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Fallstudie Kirchenneubau in Borschemich

Ein ziegelroter EstrichDer Auftrag für das Aachener Bodenleger-Unternehmen Arvo Böden lautete, einen begehbaren und ziegelroten Estrichboden für einen Kirchenneubau zu erstellen. Umgesetzt hat Arvo ihn durch die Beimischung von feingemahlenem Ziegelgranulat. Schon Anfang Mai soll die Kirche feierlich eingeweiht werden.

Energiewende hin, Energiewende her – im rheinischen Braunkohlerevier im Großraum zwischen Düsseldorf und Aachen müssen noch immer Menschen und ihre Siedlun-gen den Tagebauflächen weichen. So auch das Dorf Bor-schemich, etwa zehn Kilometer östlich von Erkelenz gele-gen. Es war dem Tagebau Garzweiler im Weg. Seit 2006 entsteht deswegen am Rand von Erkelenz Borschemich (neu). Inzwischen leben gut 400 Menschen dort.Das Zentrum für die katholischen Gläubigen, die Kapelle Sankt Martinus, soll die Menschen nach dem Willen ihres Architekten Elmar Paul Sommer möglichst intensiv an ih-re bislang vertraute Pfarrkirche Sankt Martinus erinnern. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde die Kapelle aus Zie-gelsteinen gemauert – genauso wie die alte Pfarrkirche ein Backsteinbau war. Das typische Rot der auch an den Innen-wänden sichtbaren Ziegel sollte im Boden des eigentlichen Kirchenraums aufgenommen werden.

Individuell gemischt und getestetUm diese Idee umzusetzen, schlug Hubert Wallner, Chef von Arvo Böden, die Beimischung von feinem Ziegelgra-nulat zu dem üblichen Estrichzement und Sand vor. Um si-cherzugehen, dass dieser besondere Material-Mix den An-forderungen an einen Kirchenfußboden auch genügt und dass das vorgesehene Mischungsverhältnis tatsächlich den gewünschten Farbton ergibt, wurde auf dem Betriebsgelän-de in Aachen-Brand zunächst in einer Halle eine Probeflä-che erstellt. Das Ergebnis überzeugte nicht zuletzt den Ar-chitekten. Deswegen konnten in der zweiten Februarhälf-te die etwa 280 Quadratmeter des nach dem Trocknen ro-ten Estrichs ausgebracht werden. Wallner: „Wir haben uns dabei für den Schnellzement Rheodur von Chemotechnik entschieden. Aus langer Erfahrung wissen wir, dass er zum einen weitgehend spannungsfrei ist, also kaum die Gefahr besteht, dass sich beim Abtrocknen auf der doch sehr gro-

Der frisch ange-mischte Estrich wird im Kirchenin-nenraum ausge-bracht und glatt-gezogen.

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Links Arvo-Chef Hubert Wallner (links) achtete vor Ort besonders auf das Mischungsverhältnis von Sand, Schnellzement und rotem Ziegelgranulat.

Rechts Beim Nassschleifen zeigte sich der rote Farbton des Estrichs schon gut.

ßen Fläche Risse bilden. Zum anderen ergibt er immer ei-nen einheitlichen Farbton, was uns wegen der Beimischung wichtig war.“Bei der Verlegung des sechs Zentimeter starken Estrichs hat Arvo einen Subunternehmer dazugeholt, um die Arbei-ten wirklich in einem Tag durchzuziehen. Anfang März war der eingefärbte Boden so weit abgehärtet, dass er mehrfach trocken und nass geschliffen und anschließend imprägniert werden konnte. Die Intensität des Schleifens hatte eben-falls noch Auswirkungen auf den letztlichen Rotton. „Alles in allem war das schon ein nicht alltäglicher Auftrag. Aber das Herstellen von Fußböden für die unterschiedlichsten Gebäudetypen und die unterschiedlichsten Nutzungen ist seit mehr als 50 Jahren unser Fachgebiet. Da können wir als leistungsstarker Betrieb auf umfangreiche Erfahrungen zu-rückgreifen“, so der Chef von Arvo. Neben dem roten Be-lag wurden noch etwa 50 Quadratmeter „normaler“ Estrich erstellt, unter anderem auf einer Empore.

Aufgeschnittene BacksteineÜber die Farbgebung im Fußboden hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer – und deutlicherer – Erinnerungen

an die von vielen Generationen von Borschemichern ge-nutzte Pfarrkirche. Für eine davon ist ebenfalls Arvo Bö-den zuständig: Aufgeschnittene Backsteine des alten Got-teshauses wurden in die neue Kapelle eingebaut. Zu fin-den sind sie in den direkten Randbereichen zwischen Est-rich und Ziegelwand sowie an anderen Stellen der neuen Kirche. Außerdem werden die vier bis zu 550 Jahre alten Glocken vom Turm der Martinus-Kapelle aus die Gläubi-gen rufen. In einer verkleinerten Fassung wird der bisheri-ge Volksaltar wieder aufgestellt und die Teile, die aus Platz-gründen herausgenommen werden müssen, werden im Verkündigungspult, der Ambo, eingebaut. Umziehen wer-den darüber hinaus das Martinusbild, die Skulptur der Hei-ligen Familie, das Taufbecken, das Turmkreuz sowie die Uhr der alten Kirche. Im Eingangsbereich der Kapelle sind bereits zwei Grundsteine zu sehen: der der Pfarrkirche, auf dem „Erbaut 1907, Eingeweiht 1915“ in lateinischer Schrift steht, und darüber der neue Grundstein mit der Inschrift „Erbaut 2014, Eingeweiht 2015“. Er war im Sommer 2014 gelegt worden. All dies soll den Gläubigen helfen, sich in der neuen Heimat möglichst schnell heimisch zu fühlen. M Harald Siebert