Faszination Mekong · 2016-07-26 · nach Laos ihr Visum für Thailand ver-längern, schaffen ein...

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6 • FARANG • 08/2013 Von Udon Thani aus machen wir eine Tour in das thailändisch-laotische Grenzgebiet an den Mekong. Wir wol- len dort mit den Fischern auf ihren Holzbooten fahren, einen Sonnenauf- gang erleben, eine wichtige Pilgerstätte in einer kaum begehbaren Höhle aufsu- chen und viele regionale Spezialitäten ausprobieren. Als Stops auf unserer Route haben wir Nong Khai, Tha Bo, Si Chiang Mai, Sangkhom, Chiang Khan und Loei vorausgewählt, aber wir wol- len uns auch spontan treiben oder bremsen lassen, so wie es gerade kommt. Wir fahren zu viert mit dem Pick up meiner Eltern: mein deutscher Mann Mario und ich, Su Wan- yo, sowie meine jüngste Schwester Mok mit ih- rem frisch angetrauten (thailändischen) Ehe- mann Biak. Anders als in Deutschland ist in Thailand Linksverkehr und in dem Trubel von TukTuks, rostigen LKWs, Schülerinnen und Großfamilien auf Mopeds und unzäh- ligen Fahrrädern und Autos muß ich mich ganz schön konzentrieren. Aber ich liebe die Unabhängigkeit und Mobilität, die uns das Auto hier in Thailand bietet. Wir starten am frühen Morgen in Udon Thani und erreichen schon nach einer guten Stunde unsere erste Station Nong Khai. Die Hauptstadt der gleichna- migen Provinz wirkt um diese Uhrzeit noch ziemlich verschlafen. Von früheren Besuchen weiß ich aber, dass diese träge und relaxte Ausstrahlung genau genom- men den ganzen Tag erhalten bleibt. Wir stehen direkt am Ufer des Mekong, der hier die Grenze nach Laos markiert und dem wir in den nächsten Tagen flußauf- wärts folgen werden. Die Nachbarschaft zur ehemaligen französischen Kolonie Laos und die häufige Anwesenheit von ausländischen Dauerresidenten, die hier im Zuge eines kurzen Grenzübertritts nach Laos ihr Visum für Thailand ver- längern, schaffen ein westliches Flair, das sich für uns darin ausdrückt, dass wir Baguettes und Croissants kaufen kön- nen, die wir mit dem leckeren laotischen Kaffee genießen. Die Händler in der Basarstraße Tha Take me to the River Faszination Mekong

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Von Udon Thani aus machen wir eineTour in das thailändisch-laotischeGrenzgebiet an den Mekong. Wir wol-len dort mit den Fischern auf ihrenHolzbooten fahren, einen Sonnenauf-gang erleben, eine wichtige Pilgerstättein einer kaum begehbaren Höhle aufsu-chen und viele regionale Spezialitätenausprobieren. Als Stops auf unsererRoute haben wir Nong Khai, Tha Bo, SiChiang Mai, Sangkhom, Chiang Khanund Loei vorausgewählt, aber wir wol-len uns auch spontan treiben oderbremsen lassen, so wie es geradekommt. Wir fahren zu viert mit dem

Pick up meiner Eltern:mein deutscher MannMMaarriioo und ich, SSuu WWaann--yyoo, sowie meine jüngsteSchwester MMookk mit ih-rem frisch angetrauten(thailändischen) Ehe-mann BBiiaakk.Anders als in Deutschland ist in ThailandLinksverkehr und in dem Trubel vonTukTuks, rostigen LKWs, Schülerinnenund Großfamilien auf Mopeds und unzäh-ligen Fahrrädern und Autos muß ichmich ganz schön konzentrieren. Aber ichliebe die Unabhängigkeit und Mobilität,

die uns das Auto hier in Thailand bietet.Wir starten am frühen Morgen in

Udon Thani und erreichen schon nacheiner guten Stunde unsere erste StationNong Khai. Die Hauptstadt der gleichna-migen Provinz wirkt um diese Uhrzeitnoch ziemlich verschlafen. Von früherenBesuchen weiß ich aber, dass diese trägeund relaxte Ausstrahlung genau genom-men den ganzen Tag erhalten bleibt. Wirstehen direkt am Ufer des Mekong, derhier die Grenze nach Laos markiert unddem wir in den nächsten Tagen flußauf-wärts folgen werden. Die Nachbarschaftzur ehemaligen französischen KolonieLaos und die häufige Anwesenheit vonausländischen Dauerresidenten, die hierim Zuge eines kurzen Grenzübertrittsnach Laos ihr Visum für Thailand ver-längern, schaffen ein westliches Flair,das sich für uns darin ausdrückt, dass wirBaguettes und Croissants kaufen kön-nen, die wir mit dem leckeren laotischenKaffee genießen.

Die Händler in der Basarstraße Tha

Take me to the River

FaszinationMekong

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Sadej Market, die sich über Hundertevon Metern unter einem Blechdach zwi-schen zwei Häuserreihen am Ufer ent-langzieht, sind auch schon wach undrichten ihre Warenpräsentation. Nichtnur die Grenzgänger zwischen Laos undThailand und ein paar Touristen, sondernauch die Bewohner der ganzen Region,die durch die einträgliche Landwirtschaftnicht gerade arme Leute sind, lassen denHandel hier florieren. Produkte, die inganz Thailand angeboten werden, aberursprünglich aus Laos kommen, wie z.B.viele Textilien, bekommt man nirgendwogünstiger als hier, außer natürlich aufden Märkten in Laos selbst.

Wir begrüßen noch kurz den ziemlicherhaben nach Laos blickenden Buddhaauf dem Dach des Tempels des Wat LamDuan, der uns daran erinnert, dass NongKhai nach Chiang Mai die Stadt mit derhöchsten Tempeldichte Thailands ist.

Der Sala Kaew KuSkulpturenparkNach einem kurzen Gebet zieht es unsaber zum berühmte Sala Kaew Ku Skulp-turenpark, der etwa drei Kilometer aus-serhalb des Zentrums liegt. Der weitläu-fige Park mit seinen teils gigantischen Fi-guren ist das Werk des laotischen Künst-lers Boun Leua Surirat, um den sich vielemystische und skurrile Geschichten ran-ken. Er sei als junger Mann beim Spazie-ren in ein tiefes Loch gefallen, in dem eingeheimnisvoller Eremit lebte, von dem eralles über den Buddhismus, die Unter-welt und die Mythen des Mekong gelernthaben soll. Uns interessiert besondersdie bedeutende Rolle der Nagas, der my-thischen Schlangen, von der Leua faszi-niert gewesen sein soll und die im Skulp-turenpark eine große Rolle spielen.

Nach einem wechselvollen Werde-gang und seiner Flucht aus Laos nach derkommunistischen Machtübernahme er-richtete er mit dem ersten in Nong Khai

verdienten Geld aus dem billigsten ver-fügbaren Baumaterial, Beton, die erstenStatuen. Schnell fand er freiwillige Helfer,

die jedoch, wie er selbst, allesamt überkeinerlei künstlerische Erfahrungen ver-

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Reiseberecht vonSu Wanyo - Teil 1

Grosse Buddha-Statue imberühmten Sala Kaew KuSkulpturenpark.

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Fortsetzung von Seite 7fügten. Zwischen 1976 und 1996 entstan-den über hundert Skulpturen mit teilwei-se riesigen Ausmaßen von bis zu 25m Hö-he. Den Mittelpunkt seines Werkes bildetein Buddha, der von einer Naga bewachtwird. Auch nach dem Tod Leuas im Jahr1996 führten seine Anhänger sein Werkfort. Der Künstler ist im Obergeschoßdes Hauptgebäudes des Parks aufge-bahrt. und die Leiche zeigt kaum Anzei-chen von Verfall. Seine Helfer erzählenuns, dass seine Haare und Fingernägelimmer noch wachsen und regelmäßig ge-schnitten werden müssen.

In dem Park kann man sich stunden-lang aufhalten, und es ist von Vorteil,wenn jemand dabei ist, der die Beschrei-bungen zu den Figuren, die in den Betoneingeritzt sind, auf Thai lesen kann. Aber

auch ohne jegliche Sprachkenntnisse be-merkt man an vielen Figuren neben demmythischen Ernst auch den großen Hu-mor, mit dem sie geschaffen wurden. Ei-nige Gesichter scheinen schelmisch zugrinsen und eine begehbare Skulptur, das“Rad des Lebens”, das den ewigen Kreis-

lauf des Seins (Samsara) darstellt, betrittman durch einen runden Mund, der denPenis des Mannes in der Vagina darstellt,quasi als Spermazelle. Nach einer kurzenEinführung (und der natürlich gebühren-pflichtigen Ausstattung mit Opfergaben)durch eine örtliche Führerin umkreisenwir den vielgesichtigen Kopf in der Mitteder Skulptur und folgen den Symbolendes ständigen Lauf des Lebens von derKindheit bis zum Tod. Eine skurrile Er-fahrung.

Als wir danach ins Auto steigen, umRichtung Süden stadtauswärts zu fahren,sind wir tief berührt und sehr beein-druckt und schweigen gemeinsam eineWeile still vor uns hin. Wir biegen nachwenigen Kilometern westlich ab und ge-nießen die Fahrt bis zu unserem näch-sten Stop, dem Tempel Wat Phra ThatBang Phuan. Wir wollen den antikenChedi besichtigen, die bereits im 16.Jahrhundert von König Sai SetthathirathI. des Königreiches Lan Xang restauriertworden war und Heimstätte von 29 Budd-ha-Reliquien sein soll.

Ein typischthailändischer BrauchHier übe ich nach einem Rundgang undGebeten einen typischen thailändischenBrauch aus. Man schüttelt eine Dose mitnummerierten Stäbchen, bis sich eineswie von Geisterhand aus der Menge löstund aus der Dose auf den Boden fällt. Ineinem Regal findet man nummerierteZettel, die eine Mischung aus Horoskop,Psychogramm, Tagelosung und Ermun-terung zu einem redlichen Lebenswandelerhalten. Den liest man sich aufmerksamdurch, wundert sich über die großenÜbereinstimmungen mit der eigenen Le-benslage und befolgt brav die weisen Rat-schläge.

In diesen Tempel scheinen in den letz-

Faszination MekongDer Tempel Wat Phra That Bang Phuan.Der Tempel Wat Phra That Bang Phuan.

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ten Jahren reichlich Spenden geflossenzu sein, denn nach einer offenkundigenPhase des Zerfalls bauen die Mönchederzeit ein neues Hauptgebäude, dasseinesgleichen sucht.

Die Nudelstadt Tha BoWir halten uns nach dem Tempelbesuchauf kleinen Straßen in nordwestlicherRichtung und steuern als nächstes Zielden Ort Tha Bo an. Das kleine Städtchenist berühmt für seine Nudel- und Früh-lingsrollenproduktion, die es der großenvietnamesischen Bevölkerungsgruppeverdankt, die sich dort niedergelassenhat. Auf dem beschaulichen Markt vonTha Bo haben wir dann auch schnell ge-funden, was wir suchten. Da es schwersein wird, beim Essen dieser einfachenaber köstlichen Spezialität gut auszu-sehen, haben wir das Picknick auf die La-defläche unseres Pick-ups verlegt. Mannimmt ein Salatblatt, legt ein Häuflein vonden frischen Nudeln darauf, ein paarfrische Kräuter u.a. Minze, ein StückchenFrühlingsrolle, einige Erdnußkrümel undein paar Tropfen pikanter Chilisauce...und sieht das nicht preisverdächtig leck-er aus? Man reißt den Mund weit auf undstopft das ganze Bündel hinein, wobeieinem die Soße übers Kinn in die Bluseläuft. Obwohl wir abseits der Leute aufdem Auto hocken, ist uns unser Beneh-men schon etwas peinlich. Aber die um-stehenden Menschen lächeln uns freund-lich und verständnisvoll zu.

Ein Blick nach LaosKurz vor Si Chiang Mai genießen wirwieder das Panorama des Mekong. Ge-genüber liegt die laotische HauptstadtVientiane (gesprochen Wieng Chan, wasSandalenholzstadt bedeutet), die sich ne-ben viel Charme in den Details auchdurch einige machtdemonstrierende so-zialistische Groß- und Prunkbauten chi-nesischer Prägung auszeichnet. Die Stadthat eine 1000-jährige Geschichte, die manihr kaum ansieht, und steht mit ihren nur200.000 Einwohnern im Ruf, die ent-spannteste Hauptstadt der Welt zu sein.Wer sich also entschließt, sie (via Friend-ship Bridge Nong Khai) zu besuchen,

sollte eher einen nostalgischen Blick indie jüngere Vergangenheit erwarten, diehier etwas stehengeblieben zu seinscheint, als eine pulsierende Metropolewie Bangkok.

Die nicht ganz armen Bewohner die-ser fruchtbaren Landschaft zwischen ThaBo und Sangkhom, durch die wir fahren,sind bekannt dafür, mit großem Geschick

aus ihren Straßenbäumen Tierskulpturenzu formen.

Unsere nächste Station auf unsererFahrt am Fluß entlang ist der weitläufigeWaldtempel Wat Hin Mak Peng. DasAreal reicht bis an den Mekong, wo dasHauptgebäude auf einem Felsen errichtetist, der weit über den Fluß hinausragt.

2. Teil nächste Ausgabe

Blick in Richtung Laos auf Vientiane.

Ein Stand in der “Nudelstadt” Tha Bo.Ein Stand in der “Nudelstadt” Tha Bo.

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Erleuchteter AbtDer Begründer des Tempels und ersteAbt, Luang Pu Thet, steht bei den Men-schen in höchstem Ansehen, weil er Er-leuchtung erlangt haben soll. Man ver-ehrt ihn u.a. mit einer lebensechtenWachsfigur, die in seinen ehemaligenWohnräumen in der Tempelanlage steht,die man nicht betreten darf. Durch dieFensterscheiben aus einiger Entfernungkönnte man denken, da sitzt der leibhaf-tige Mönch, aber er ist schon lange tot.

Von dem Felsen, auf dem der Tempelsteht, hat man einen schönen Blick aufdie Gärten am Flußufer. Durch die vielenBäume gibt es herrlichen Schatten, undwir genießen eine lange Pause.

Später biegen wir von der Uferstraßeab auf eine kleine Straße, die sich hoch in

die Berge schlängelt, dann teilweise zurSandpiste wird und übersäht mit Schlag-löchern ist. Wir nehmen diese strapazi-öse Fahrt auf uns, weil wir die PhiangDin Höhle suchen wollen, von der dieEinheimischen sagen, dass sie einmalvom Naga-König bewohnt wurde. TrotzFührer finden wir nur schwer unserenWeg durch das unterirdische Labyrinth,zwängen uns durch enge Felspalten,durchwaten unterirdische Gewässer undpassieren so flache Stellen, dass mannicht mehr auf allen Vieren gehen kann,sondern flach auf dem Bauch kriechenmuss. Endlich kommen wir an die Stelle,wo die Fußabdrücke des Naga-Königs imFelsboden zu sehen sind. Jetzt glaubenauch wir, dass es sich um mehr als eineLegende handeln muß. Wie uns der Füh-

rer aufgibt, fotografieren wir den Fußab-druck nicht. Er scheint nicht zu wollen,dass der Strom (na ja, außer uns warwohl heute keiner dort) von Menschenabreißt, die den Wahrheitsgehalt der Na-ga-Höhle persönlich erforschen wollen.

Bevor sich jemand vorschnell ent-schließt, dieses Abenteuer auch zu erle-ben: durch engste Felsspalten muß manquer durchpassen, während man auf glit-schigem Geröll durch unbekanntes Was-ser watet und nicht runterschauen kann.Der Kopf ist dabei in der Spalte so einge-klemmt ist, dass man die Blickrichtungnicht mehr wechseln kann. Ohne mei-nem lieben Mann zu nahe zu treten, aberseine Körpergröße (1,86 m groß undknapp 90 Kilo) ist wirklich das Maximum,was durchpasst.

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Speisekammer ThailandsDie Fahrt durch die Mekong-Region istauch die Fahrt durch die fruchtbare Spei-sekammer Thailands. Hier wächst ein-fach alles und in unvorstellbaren Men-gen. Am häufigsten sieht man Bananenund Kautschuk, aber auch Ananas undTabak. Unser Weg führt uns durch riesi-ge Plantagen, und jederzeit kann man an-halten und alle Köstlichkeiten probieren.

Interessant zu sehen, wie sich dieJackfruit nah an den Stamm ihres Bau-mes schmiegt, um sich unsichtbar zu ma-

chen und (erst) mit zunehmender Ge-nießbarkeit ihre abweisende Außenhülleentwickelt. Die will wohl echt nicht ge-gessen werden. Von grösster Bedeutungfür die Menschen im Isaan ist die Papaya,die hier in rauen Mengen und gewaltigerGröße wächst und als Som Tam das Leib-und Magengericht von allen ist.

Bevor die Sonne an diesem herrli-chen und erlebnisreichen Tag untergeht,wollen wir noch den Tempel Wat Pa TakSua auf der Höhe über Sangkhom errei-chen, wo uns ein atemberaubender Blickauf das Tal und die Berglandschaft erwar-tet. Eine Fahrt gegen die Uhr auf Sand-buckelpisten mit Steigungen und Gefälle,die unserem Auto viel abverlangen.

Zum Abendessen sitzen wir dann spä-ter auf der Holzterasse des RestaurantsTantawan in Sangkhom und essen unse-re Tom Yam Bla mit Fischen aus demMekong aus dem Feuertopf, weil esschon recht kühl ist.

Den Sonnenaufgang über dem Me-kong beobachten wir am nächsten Mor-gen von der Terrasse unseres Bungalowsim Hotel Poopae. Wir sind in unsereDecken eingewickelt, weil es sehr frischist. Wir wollen früh raus, weil wir mit denFischern aufs Wasser möchten. BeimFrühstück beobachten wir, wie sich einFrosch widersetzt, von einer Schlangeverschlungen zu werden, indem er sichimmer weiter aufpustet, obwohl er schonhalb in ihrem Maul steckt. Unser Früh-

stück geht leichter runter, es gibt KhaoPad Gung (gebratener Reis mit Garnelen).

Die Fischer warten schon am Ufer,und wir freuen uns auf die Fahrt rund umdie Insel Don Klang Khon, die hier ge-genüber von Sangkhom erhaben undfruchtbar im Fluß liegt. Wir können vieleTiere beobachten, manche, die wir (lei-der) mit dem Geräusch unserer Motorenam frühen Morgen aufschrecken. Es sindwunderschöne, einzigartige Momenteauf dem Wasser. Der ganze Fluß scheintuns zu gehören. Zurück an Land steigenwir gleich ins Auto und setzen unsereFahrt flußaufwärts Richtung ChiangKhan fort. Der Fluß verändert nach einerWeile wieder sein Gesicht. Hier scheinter verlandet und gleicht mit etwas Phan-

tasie einer Inselwelt. Von einem breitenStrom ist hier nicht zu sprechen.

Thailands Rothenburg obder Tauber?Endlich angekommen in Chiang Khan,dem weitesten Ziel unserer Tour. Der Ortist einerseits pittoresk und ursprünglich,andererseits droht er aufgesetzt und kün-stlich zu werden. Das Rothenburg ob derTauber Thailands? Das Dorf zeichnetsich durch die malerische Lage am Uferdes Mekongs und seine vielen erhaltenenund die vielen neu erbauten Holzhäuseraus. Weniger die ausländischen Touris-ten, als die thailändischen Wochenend-

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Reisebericht vonSu Wanyo - Teil 2

In der Phiang Din Höhle.

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Fortsetzung von Seite 7ausflügler und Schulklassen auf Wander-tag haben den einst friedvollen und ruhi-gen Ort zu einem Tummelplatz gemacht.

Wir sind froh, Chiang Khan noch malin der heutigen Situation gesehen zu ha-ben, denn die Entwicklung ist ungewiss.Es gibt eine Gruppe von Einwohnern undGeschäftsleuten, die auf Kunst, Kultur,Design, Lifestyle und gehobene Qualitätsetzen. Sie möchten besonders junge,gutverdienende Thai aus den Städten an-sprechen, die als Pärchen, junge Familieoder Clique anreisen. Sie haben dieHauptstraße verkehrsberuhigt und ver-markten den Ort als d i e FahrradstadtThailands. Und es gibt die Kräfte, die auf

Schülergruppen und Bustouristen setzenund den einfachen schnellen Baht ma-chen wollen. Sie verkaufen Plastik-Souve-nirs aus China und schrauben an Stein-häuser von außen ein paar Bretter an, umden schönen Schein des traditionellenStadtbildes zu wahren. Alte, restaurie-rungsbedürftige Holzhäuser wollen sieso schnell wie möglich abreißen. Bisherhat sich keine der beiden widerstreben-den Richtungen durchsetzen können.Nach einem ausgiebigen Dorfspazier-gang entscheiden wir, auch die abendli-che “Walking Street” erleben zu wollenund besorgen uns, da alle Hotels schonvoll sind, ein Privatzimmer mit Mekong-blick. Eine ältere Dame hat in ihrem nachdem Auszug der Kinder und dem Tod desMannes zu groß gewordenen Haus einpaar Gästezimmer eingerichtet. Klimaan-lage, Durchlauferhitzer und Moskitogit-ter an den Fenstern – alles prima für 300Baht (etwa 7,50 Euro) pro Kopf.

Beim Essen erscheinen uns heutedrei Dinge erwähnenswert: ein scharferGarnelensalat mit vielen frischen Kräu-tern und süßer Mango: Praew Gung. Wei-terhin die mit Unmengen von Gratiam(Knoblauch) garnierten Garnelen, die alskleiner Snack zum eiskalten Bier herrlichwaren. Eine überflüssige Entgleisungdes Streetfood stellen süße Weißbrot-schwämme am Spieß (mit Butter, Zuckerund Knoblauch) dar, die wir in ChiangKhan erstmals sehen. Kein Wunder, dassmanche thailändische Kinder richtig fettwerden. Wir haben es – wie (fast) alles –probiert und dann davon abgelassen.

Die Hauptstraße ist nur 1.000 m lang,und wir sind sie ohne Langeweile an die-sem Tag sechs mal rauf und runter gelau-fen und haben immer wieder was Neuesentdeckt. Am Abend ist charmanter undmitreißender Auftrieb in der Fußgänger-zone: Straßenkünstler, Livemusik undviele Menschen.

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In Chiang Khan.

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DinosauriermuseumDurch die Provinz Loei und mit Zwi-schenstop in der gleichnamigen Provinz-hauptstadt geht es zurück Richtung UdonThani. Einen Stop machen wir noch kurzhinter Nong Bua Lamphu. Auf dem Aus-grabungsareal, wo eine 150 MillionenJahre alte versteinerte Muschel gefundenwurde, hat der Staat ein Dinosauriermu-seum errichtet. Es wäre nicht Thailand,wenn nicht die Menschen daraus etwasganz besonderes gemacht hätten, wasdurchaus nicht im Sinne der Initiatorenwar. Schirmherr des Museums ist – wieso oft – der König. Ihm wird eine Leiden-schaft für die Hahnenzucht nachgesagt.Ein Hobby, das in dieser Region jeden-falls viele Menschen teilen. Nun brauchtees einen Ort, um diese Begeisterung aus-zudrücken und gleichzeitig den König zuverehren, und da bot sich eben das Dino-sauriermuseum an. Seitdem pilgern Thaihierher, um Hahnenfiguren aller Art zuEhren ihrer Leidenschaft (und natürlichdes Königs) aufzustellen. Mit Kindernlohnt sich aber auch jenseits der Hahnen-verehrung der Besuch des Dinosaurier-museums. Es gibt eine von Elektromoto-ren angetriebene riesige Sauriernachbil-dung, die bedrohlich den Rachen aufreißtund die Besucher ohrenbetäubend an-brüllt. Die Kleinen haben lauthals ge-schrien vor Grusel.

Am Abend kehren wir nach der aufre-genden Tour zurück ins heimische UdonThani. Da wir an diesem Tag bisherhöchstens vier, fünf Mal was gegessenhaben, bestellen wir uns ein paar Tellermit typischen Vorspeisen aus dem Isaan.Im Uhrzeigersinn: Um 9 Uhr Sai Krok, ei-

ne Bratwurst mit Knoblauch, um 12 UhrMuh Jeaw, ein mariniertes Schweine-fleisch, das im Bananenblatt gegart wur-de, um 15 Uhr Naem, sauer eingelegteRohwurst und um 18 Uhr Nua Thod, ge-trocknetes und gebratenes Rindfleisch.In der Mitte liegen auf einem Bananen-blatt Tua Lii Sung geröstete Erdnüssse,King Ingwer, Gratiam Knoblauchzehenund Hom Deng winzige rote Zwiebeln.

Daneben steht Yam Wun Sen mit Muh(Schweinefleisch). Nach dem Essen fah-ren wir mit dem TukTuk zum Nong Pra-jak Park. Er besteht aus einem großenkünstlichen See mit einer Halbinsel darinund einer weitläufigen Uferpromenade,auf der das pralle Leben tobt. Zwischen18 und 21 Uhr begehen hier viele Einhei-mische den Übergang vom Tages- zumNachtleben. Beim Power Aerobic mit ei-nem unbarmherzigen Drill Instructoroder beim Jogging kann man sich veraus-gaben... oder bei einer der zahllosen ThaiMassagen, die in provisorischen Zeltenam Straßenrand aufgereiht sind, entspan-nen. Es gibt auch eine Kreativzone, woman gemeinsam malt oder bastelt und na-türlich – unverzichtbar – was zu naschen.

Ich freue mich, dass ich auch ohneAnmeldung einen Termin bei meinerLieblingsmasseurin bekomme. Sie hatverstanden, dass ich ihr in Udon Thanikeine Konkurrenz mache und hat daherkeine Probleme, mir zwischendurch einpaar Tricks und Techniken zu zeigen, diesie durch jahrzehntelange Arbeit draufhat. Bei der langen Massage, hier in Thai-

land nehme ich möglichst nicht wenigerals zwei Stunden, kann ich nicht nur ent-spannen und die vielen neuen Eindrückevon unserer Tour verarbeiten. Ich denkeauch mit Vorfreude an die vielen Kundenund die Mitarbeiterinnen meiner SUWANYO-Thai Massage-Läden in Deutsch-land, die ich bald wiedersehen und denenmein Mann und ich noch viel von unse-ren Touren in Thailand erzählen werden.

In Nong Prajak.