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1 Feiertagsgruß – Pfingstmontag – 1. Juni 2020 Pfarrerin Gabriele Wölk Der Tag danach – wie die beiden anderen großen Feste der Christenheit, Weihnachten und Ostern, hat auch Pfingsten einen ersten und einen zweiten Feiertag. Der Tag danach – für manche eine nette Dreingabe, ein weiterer arbeitsfreier Tag mit all seinen Möglichkeiten, die geschenkte Zeit zu füllen. Der Tag nach Pfingstsonntag ist in unserer Gemeinde, wie in vielen anderen auch, der Tag gefeierter Ökumene. Seit der Bundesgartenschau 2011 ist der zentrale Ort dafür die Festungskirche. In diesem Jahr ist vieles anders. Der ökumenische Gottesdienst auf der Festung fällt aus. Trotzdem ist „der Tag danach“, der Pfingstmontag, ein Tag, der uns daran erinnert, wie weit die Kirche Jesu Christi zu denken und zu leben ist. Wochenspruch aus Sacharja 4 Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth. Lied EG 129 „Freut euch, ihr Christen alle “, Str. 1+2 Freut euch, ihr Christen alle, / Gott schenkt uns seinen Sohn; / lobt ihn mit großem Schalle , er sendet auch vom Thron / des Himmels seinen Geist, / der uns durchs Wort recht lehret, / des Glaubens Licht vermehret / und uns auf Christus weist. Er lässet offenbaren / als unser höchster Hort / uns , die wir Toren waren, / das himmlisch Gnadenwort. / Wie groß ist seine Güt! / Nun können wir ihn kennen / und unsern Vater nennen, / der uns allzeit behüt. Text: Georg Werner 1639, Melodie: Johann Crüger 1653 Foto: C. Wölk

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Feiertagsgruß – Pfingstmontag – 1. Juni 2020 Pfarrerin Gabriele Wölk

Der Tag danach – wie die beiden anderen großen Feste der Christenheit, Weihnachten

und Ostern, hat auch Pfingsten einen ersten und einen zweiten Feiertag.

Der Tag danach – für manche

eine nette Dreingabe, ein

weiterer arbeitsfreier Tag mit

all seinen Möglichkeiten, die

geschenkte Zeit zu füllen.

Der Tag nach Pfingstsonntag

ist in unserer Gemeinde, wie

in vielen anderen auch, der

Tag gefeierter Ökumene.

Seit der Bundesgartenschau

2011 ist der zentrale Ort

dafür die Festungskirche. In

diesem Jahr ist vieles anders.

Der ökumenische Gottesdienst auf der Festung fällt aus.

Trotzdem ist „der Tag danach“, der Pfingstmontag, ein Tag, der uns daran erinnert, wie

weit die Kirche Jesu Christi zu denken und zu leben ist.

Wochenspruch aus Sacharja 4

Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen,

spricht der Herr Zebaoth.

Lied EG 129 „Freut euch, ihr Christen alle “, Str. 1+2

Freut euch, ihr Christen alle, / Gott schenkt uns seinen Sohn; /

lobt ihn mit großem Schalle , er sendet auch vom Thron /

des Himmels seinen Geist, / der uns durchs Wort recht lehret, /

des Glaubens Licht vermehret / und uns auf Christus weist.

Er lässet offenbaren / als unser höchster Hort /

uns , die wir Toren waren, / das himmlisch Gnadenwort. /

Wie groß ist seine Güt! / Nun können wir ihn kennen /

und unsern Vater nennen, / der uns allzeit behüt.

Text: Georg Werner 1639, Melodie: Johann Crüger 1653

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Ein Pfingstpsalm

(Diethard Zils nach Psalm 1)

Glücklich die Kirche, die die aufhört zu fragen,

die nie aufhört zu suchen.

Glücklich die Kirche, die sich selbst in Frage stellt,

die über sich selbst lächeln kann.

Glücklich die Kirche, die Freiheit verbreitet aus ihrem Glauben,

die Freude ausstrahlt aus ihrem Leben.

Glücklich die Kirche, die den Menschen neue Zuversicht schenkt,

die den Frieden und die Gerechtigkeit in die Tat umsetzt.

Glücklich die Kirche, die ein Ort der Menschlichkeit ist in einer unmenschlichen Welt,

sie könnte selbst Modell sein für eine gute Zukunft.

Glücklich die Menschen dieser Kirche,

sie brauchen keine Angst zu haben,

von Gott und den Menschen verlassen zu sein.

Gebet

Der du Sturm genannt und Wind,

komm, dass wir dir gleichgesinnt

und des Sturmes Kinder sind.

Der du Brand und Feuer heißt,

wir sind kalte Asche meist.

Sei die Glut in unserm Geist.

Geist aus Gott, wir bitten dich:

Wecke uns das Ohr und sprich.

Komm und wirke öffentlich.

Geist, der unsre Welt erhält,

wie oft ist der Blick verstellt.

Trag deine Botschaft in die Welt. (Sabine Bäuerle)

Epistellesung zum Pfingstmontag aus 1. Korinther 12

nach der Übersetzung der Basis-Bibel

Es gibt verschiedene Gaben, aber es ist immer dieselbe Geistkraft.

Es gibt verschiedene Aufgaben, aber es ist immer derselbe Herr.

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Es gibt verschiedene Wunderkräfte,

aber es ist immer derselbe Gott.

Er bewirkt das alles in allen.

Das Wirken des Geistes zeigt sich

bei jedem auf eine andere Weise.

Es geht aber immer um den Nutzen

für alle.

Der eine ist durch den Geist in der Lage,

voller Weisheit zu reden.

Eine andere kann Einsicht vermitteln –

durch denselben Geist!

Ein dritter wird durch denselben Geist im Glauben gestärkt.

Wieder eine andere hat durch den Geist die Gabe zu heilen.

Ein anderer hat die Fähigkeit, Wunder zu tun.

Eine andere kann als Prophetin reden.

Und wieder ein anderer kann die Geister unterscheiden.

Die Nächste spricht in verschiedenen Arten von fremden Sprachen,

ein weiterer kann diese Sprachen übersetzen.

Aber das alles bewirkt ein und dieselbe Geistkraft.

Sie teilt jedem und jeder eine Fähigkeit zu, ganz so wie sie es will.

Gedanken zum Pfingstmontag

Verschiedenheit und Einheit.

Das ist kein Gegensatz, an dem sich die Geister scheiden müssen. Das sind zwei

Wirkweisen ein und desselben Geistes.

Das ist das Faszinierende an Gottes Geistkraft. Sie schert nicht alles über einen Kamm.

Sie hat Freude an individuellen Gaben und an Menschen mit ganz eigener Lebensfarbe.

Sie schafft eine Welt, deren Buntheit nicht zu fürchten, sondern zu loben ist.

Und sie ist zugleich die alles verbindende Kraft. Denn sie ist der Ursprung all dessen,

was uns an gestalterischen Möglichkeiten gegeben ist. Direkt aus Gottes Herzen.

Das schließt nicht aus, dass die Vielfalt auch spannungsreich sein und zu Kontroversen

führen kann. Gottes Geistkraft erstickt Differenzen nicht unter künstlicher Harmonie.

Sie will uns wohl den Reichtum entdecken lassen, der gerade darin liegt, dass nicht

jeder alles kann und ist, aber jeder dem anderen etwas zu geben hat, jeder vom

anderen etwas nehmen darf. Auch in der Ökumene. Im Neben- und Miteinander der

Foto: Hildegard Nedelciu, Arzheim

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verschiedenen Kirchen und Konfessionen. Verschiedenheit und Einheit. Das muss kein

Gegensatz sein.

Und wir müssen uns auch noch nicht mit dem zufrieden geben, was wir bisher gerade

auch hier vor Ort geschafft und miteinander erlebt und gelebt haben – nicht nur in der

evangelisch-katholischen Ökumene, auch im Miteinander mit der Altkatholischen

Gemeinde und der Freien Evangelischen Gemeinde und den anderen Kirchen, die der

ACK, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, auch hier in Koblenz angeschlossen

sind. Seit Jahren findet hier eine sehr engagierte Zusammenarbeit statt. Und da geht

bestimmt noch mehr. Wir haben das Potential der Gaben, die uns gegeben sind, sicher

noch nicht ausgeschöpft.

Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, macht Mut, weiter am Miteinander zu

arbeiten. Wie? Wohl nicht, indem wir in erster Linie in den Blick nehmen, woran es

dem jeweils anderen vielleicht mangelt. Woran wir uns stoßen oder vielleicht auch mal

ärgern.

Besser dürfte es sein, auf die Gaben zu schauen, die Gottes Geistkraft in jeden von uns

gelegt hat. Die Stärken, die Schönheit, die Besonderheiten des anderen zu würdigen.

Uns daran zu freuen. Bereit zu sein, uns gegenseitig zu beschenken. Und uns immer

wieder auf das zu besinnen, was uns in aller Verschiedenheit jetzt schon eint: unser

Glaube an Jesus Christus.

Dann kann Verstehen weiter wachsen. Dann können unsere Stärken weiter

zusammenwachsen. Dann wachsen wir zusammen, ohne unsere Eigenheiten verlieren

zu müssen.

Verschiedenheit und Einheit sind kein Gegensatz. Sie sind zwei Seiten ein und

derselben Geistkraft. Gott sei Dank.

Lied EG 268 Strahlen brechen viele aus einem Licht

Strahlen brechen viele aus einem Licht.

Unser Licht heißt Christus.

Strahlen brechen viele aus einem Licht –

und wir sind eins durch ihn.

Zweige wachsen viele aus einem Stamm.

Unser Stamm heißt Christus.

Zweige wachsen viel aus einem Stamm –

und wir sind eins durch ihn.

Gaben gibt es viele, Liebe vereint.

Liebe schenkt uns Christus.

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Gaben gibt es viele, Liebe vereint –

und wir sind eins durch ihn.

Dienste leben viele aus einem Geist,

Geist von Jesus Christus.

Dienste leben viele aus einem Geist –

und wir sind eins durch ihn.

Glieder sind es viele, doch nur ein Leib.

Wir sind Glieder Christi.

Glieder gibt es viele, doch nur ein Leib –

und wir sind eins durch ihn.

Text: Dieter Trautwein 1976 nach dem schwedischen Lagorna är manga… von Anders Frostenson (1972) 1974;

Melodie: Olle Widerstrand 1974

Fürbittengebet

Guter Gott,

um die Kraft deines Geistes bitten wir dich für uns und alle Welt:

Schenke denen neue Energie, die am Ende ihrer Kräfte sind.

Erfülle mit Hoffnung und Zuversicht, die sich um ihre Zukunft Sorgen machen.

Wecke Kraft zu neuen Schritten bei allen, die vor Angst wie gelähmt sind oder keinen

Mut mehr haben, Neues zu denken oder zu wagen.

Schenke den Schwermütigen die Gabe, sich wieder für etwas zu begeistern.

Komm mit deinem Geist der Versöhnung in unsere zerrissene Welt.

Bring neues Feuer in erkaltete Beziehungen und frischen Wind, wo dumpfe

Gewohnheit herrscht.

Belebe unsere Kirche, unsere Gemeinde, wo immer wir nur noch trägen Herzens sind.

Gib unserem Glauben Ausstrahlungskraft.

Komm mit deiner verbindenden Kraft in deine weltweite Kirche.

Halte die Sehnsucht nach mehr Einheit lebendig.

Schenke Freude auch an dem, was in unseren Unterschieden an Geistesgaben

aufleuchtet.

Bleib du die Mitte all unseres Redens und Tuns.

Und höre, um was wir dich noch ganz persönlich bitten… (hier ist Raum für persönliche

Anliegen)

Mit Jesu Worten bitten wir:

Vater unser…

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Segen für den Tag und die Woche

Herr, wir bitten:

Komm und segne uns.

Lege auf uns deinen Frieden.

Segnend halte Hände über uns.

Rühr uns an mit deiner Kraft.

So segne uns Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Gerne können Sie mir eine Nachricht senden: [email protected].

Der nächste Sonntagsgruß am 7. Juni (Trinitatis) kommt von Pfarrerin Bettina

Rohrbach

Und zum Schluss: Ein spontaner Pfingstgruß aus dem Versöhnungsgarten statt Gottesdienst in der Festungskirche – mit Ökumenekerze, Bibel und Henry unterm Apfelbaum.

Gesegnete Pfingsttage wünschen

P. Ignatius Nadol und Gabriele Wölk