Felicidades Cuba · Ein Projektbeginnt, wenn dessen Finanzierung endet 2.ACPA...

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Zeitschrift der AG Cuba Sí in der Partei DIE LINKE 11. Jahrgang · Nr. 2/2008 Preis: Solidaritätsspende Cuba Sí revista · Nr. 2/2008 1 In dieser Ausgabe: Enlazando Alternativas – Tribunal gegen Neoliberalismus (Seite 2) Kein Politikwechsel der EU (Seite 3) Cuba Sí-Milchprojekte und Ernährungs- souveränität (Seiten 5 – 7) 10 Jahre revista (Seite 9) Konzert für Che (Seite 10) ... und vieles andere mehr Editorial Rote Karten 6. April 1959, O-Ton US-Außenministerium: „Das einzige Mittel zur Unterbindung der inne- ren Unterstützung ist Entmutigung als Folge von ökonomischen Schwierigkeiten. Es ist schnellstens jedes zur Schwächung des Wirt- schaftslebens Kubas vorstellbare Mittel einzu- setzen. Eine Aktionslinie stärkster Wirkung ist die Verweigerung von Geld und Lieferungen für Kuba, damit sinken die Reallöhne, um Hunger, Verzweiflung und den Sturz der Regierung zu bewirken.“ Dieses Szenario ist bis heute Leitfa- den der Kubapolitik der USA. Nachdem deren Söldnerinvasion in der Schweinebucht scheiter- te verkündet die US-Regierung am 3. Februar 1962 eine umfassende Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade gegen Kuba. Begleitet von Terrorakten, Sabotage und politischer Krieg- führung verschärfen die USA die Blockade, z. B. 1996 durch das Helms-Burton Gesetz. Mehr als 90 Milliarden Dollar hat Kuba die Blockade gekostet, 3 478 Kubaner wurden Opfer dieser US-„Menschenrechtspolitik“. Bush hat jüngst seine 4. Kriegsflotte als Drohkulisse in Richtung Südatlantik geschickt. Kolumbien wird zum Aufmarschgebiet gegen Venezuela und Ekuador aufgerüstet; Boliviens linke Regierung soll gestürzt werden. Während in Japan die G8 Millionen für Fototermine, Empfänge und Geschwätz über Klimawandel und Nahrungskrise ausgeben, befindet sich die Welt in einer humanitären Katastrophe. Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind. Eine G8- Weltordnung, die den Wohlstand einer Minder- heit durch Kriege, Ausplünderung und Hunger absichert, gehört radikal bekämpft! Kuba widersteht seit 50 Jahren und gibt ein Beispiel, indem internationalistische Solidarität Staatspolitik ist. Weltweit steigende Energie- und Lebensmit- telpreise jedoch gehen auch an Kuba nicht spurlos vorbei, wie Präsident Raúl Castro am 11. Juli in der Nationalversammlung ausführte. Zwar wurden jüngst Sozialleistungen für 2 Mil- lionen Kubaner erhöht, an Lohnerhöhungen sei jedoch nicht zu denken; das Rentenalter soll von 55/60 auf 60/65 Jahre angehoben werden. Raúl Castro spricht von „unvermeidlichen Lei- den“ für die Bevölkerung. Ernährungssouverä- nität ist eine strategische Herausforderung für die Insel. Lateinamerika und Kuba brauchen die un- missverständliche Solidarität der Partei DIE LIN- KE. Deshalb im Wahljahr 2009 den Eurozen- tristen und Möchtegern-Tyrannenmördern des Imperiums die rote Karte! Felicidades Cuba Der 1. Januar 1959 markiert ein welthistorisches Datum. Noch in der Silvesternacht flieht Kubas Dikta- tor Batista. Massenelend, Analphabetismus, 20 000 ermordete Menschen zählen zu seiner blutigen Bi- lanz, damit Kuba zum Bordell für reiche US-Ameri- kaner verkommen konnte. Als Fanal für den Sieg über Batista gilt der Angriff auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba am 26. Juli 1953 unter Führung Fidel Castros. Zwar wur- de diese Aktion blutig niedergeschlagen und Fidel verhaftet, doch das Symbol des Widerstandes war im Volk gesetzt. In seiner berühmten Verteidigungs- rede entwickelte Fidel am 16. Oktober 1953 ein Pro- gramm demokratischer, sozialer und wirtschaftlicher Maßnahmen. Er schloss seine Verteidigung mit den berühmten Worten „Verurteilt mich, es macht nichts; die Geschichte wird mich freisprechen!“. 1955, nach erkämpfter Freilassung, gründen die „Moncadistas“ um Fidel die Bewegung des 26. Juli (M-26-7), einen Zusammenschluss verschiedener politischer Strömungen. Im Exil in Mexiko organisiert Fidel den bewaffneten Befreiungskampf, dem sich auch Che Guevara anschließt. Am 2. Dezember 1956 erreichen 81 Kämpfer auf der Yacht Granma die Ostküste Kubas. Sie werden von der Batistaarmee entdeckt – nur 12 überleben den Bombenhagel und beginnen mit dem Aufbau einer Rebellenarmee in der Sierra Maestra. Die Landbevölkerung unterstützt die Rebellen, und in den Städten wirken Untergrund- gruppen der Bewegung des 26. Juli. Ende 1958 be- siegt die 340 Kämpfer umfassende Kolonne Che Guevaras mehr als 3 500 Batistasoldaten in der ent- scheidenden Schlacht um Santa Clara. „Dieses Mal ist es eine wirkliche Revolution“, rief Fidel am 2. Januar 1959 vom Balkon des Rathauses in Santiago. In einem Triumphzug ziehen die Rebel- len nach Havanna, wo sie am 8. Januar eintreffen. Agrarreform, Alphabetisierung, Antirassismusgesetz, kostenloses Gesundheitswesen, Milch für jedes Kind zählen zu den ersten Maßnahmen der Revolution. Zum ersten Mal in der Geschichte Amerikas be- freite sich vor 50 Jahren ein Land aus USA-Bevor- mundung und verteidigt unter unsäglichen Opfern bis heute seine Würde, Souveränität und Selbstbe- stimmung. Die Feinde bekämpfen die Revolution nicht wegen ihrer Irrtümer sondern wegen des Bei- spiels für eine humanistische, sozial gerechte und solidarische Gesellschaft. ¡Viva Cuba socialista!

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Zeitschrift der AG Cuba Síin der Partei DIE LINKE

11. Jahrgang · Nr. 2/2008Preis: Solidaritätsspende

Cuba Sí revista · Nr. 2/2008 1

In dieser Ausgabe:� Enlazando Alternativas – Tribunal gegen

Neoliberalismus (Seite 2)� Kein Politikwechsel der EU (Seite 3)� Cuba Sí-Milchprojekte und Ernährungs-

souveränität (Seiten 5–7)� 10 Jahre revista (Seite 9)� Konzert für Che (Seite 10)... und vieles andere mehr

� Editorial

Rote Karten6.April 1959, O-Ton US-Außenministerium:„Das einzige Mittel zur Unterbindung der inne-ren Unterstützung ist Entmutigung als Folgevon ökonomischen Schwierigkeiten. Es istschnellstens jedes zur Schwächung desWirt-schaftslebens Kubas vorstellbare Mittel einzu-setzen. Eine Aktionslinie stärkster Wirkung istdie Verweigerung von Geld und Lieferungen fürKuba, damit sinken die Reallöhne, um Hunger,Verzweiflung und den Sturz der Regierung zubewirken.“ Dieses Szenario ist bis heute Leitfa-den der Kubapolitik der USA. Nachdem derenSöldnerinvasion in der Schweinebucht scheiter-te verkündet die US-Regierung am 3. Februar1962 eine umfassendeWirtschafts-, Handels-und Finanzblockade gegen Kuba. Begleitet vonTerrorakten, Sabotage und politischer Krieg-führung verschärfen die USA die Blockade, z. B.1996 durch das Helms-Burton Gesetz. Mehrals 90 Milliarden Dollar hat Kuba die Blockadegekostet, 3478 Kubaner wurden Opfer dieserUS-„Menschenrechtspolitik“.

Bush hat jüngst seine 4. Kriegsflotte alsDrohkulisse in Richtung Südatlantik geschickt.Kolumbien wird zum Aufmarschgebiet gegenVenezuela und Ekuador aufgerüstet; Bolivienslinke Regierung soll gestürzt werden.Währendin Japan die G8 Millionen für Fototermine,Empfänge und Geschwätz über Klimawandelund Nahrungskrise ausgeben, befindet sich dieWelt in einer humanitären Katastrophe.

Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind. Eine G8-Weltordnung, die denWohlstand einer Minder-heit durch Kriege, Ausplünderung und Hungerabsichert, gehört radikal bekämpft!

Kuba widersteht seit 50 Jahren und gibt einBeispiel, indem internationalistische SolidaritätStaatspolitik ist.

Weltweit steigende Energie- und Lebensmit-telpreise jedoch gehen auch an Kuba nichtspurlos vorbei, wie Präsident Raúl Castro am11. Juli in der Nationalversammlung ausführte.Zwar wurden jüngst Sozialleistungen für 2 Mil-lionen Kubaner erhöht, an Lohnerhöhungen seijedoch nicht zu denken; das Rentenalter sollvon 55/60 auf 60/65 Jahre angehoben werden.Raúl Castro spricht von „unvermeidlichen Lei-den“ für die Bevölkerung. Ernährungssouverä-nität ist eine strategische Herausforderung fürdie Insel.

Lateinamerika und Kuba brauchen die un-missverständliche Solidarität der Partei DIE LIN-KE. Deshalb imWahljahr 2009 den Eurozen-tristen und Möchtegern-Tyrannenmördern desImperiums die rote Karte!

Felicidades CubaDer 1. Januar 1959 markiert ein welthistorischesDatum. Noch in der Silvesternacht flieht Kubas Dikta-tor Batista. Massenelend, Analphabetismus, 20000ermordete Menschen zählen zu seiner blutigen Bi-lanz, damit Kuba zum Bordell für reiche US-Ameri-kaner verkommen konnte.

Als Fanal für den Sieg über Batista gilt der Angriffauf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba am26. Juli 1953 unter Führung Fidel Castros. Zwar wur-de diese Aktion blutig niedergeschlagen und Fidelverhaftet, doch das Symbol desWiderstandes warim Volk gesetzt. In seiner berühmten Verteidigungs-rede entwickelte Fidel am 16. Oktober 1953 ein Pro-gramm demokratischer, sozialer und wirtschaftlicherMaßnahmen. Er schloss seine Verteidigung mit denberühmtenWorten „Verurteilt mich, es macht nichts;die Geschichte wird mich freisprechen!“.

1955, nach erkämpfter Freilassung, gründen die„Moncadistas“ um Fidel die Bewegung des 26. Juli(M-26-7), einen Zusammenschluss verschiedenerpolitischer Strömungen. Im Exil in Mexiko organisiertFidel den bewaffneten Befreiungskampf, dem sichauch Che Guevara anschließt. Am 2. Dezember1956 erreichen 81 Kämpfer auf der Yacht Granmadie Ostküste Kubas. Sie werden von der Batistaarmeeentdeckt – nur 12 überleben den Bombenhagel undbeginnen mit dem Aufbau einer Rebellenarmee inder Sierra Maestra. Die Landbevölkerung unterstütztdie Rebellen, und in den Städten wirken Untergrund-gruppen der Bewegung des 26. Juli. Ende 1958 be-

siegt die 340 Kämpfer umfassende Kolonne CheGuevaras mehr als 3500 Batistasoldaten in der ent-scheidenden Schlacht um Santa Clara.

„Dieses Mal ist es eine wirkliche Revolution“, riefFidel am 2. Januar 1959 vom Balkon des Rathausesin Santiago. In einem Triumphzug ziehen die Rebel-len nach Havanna, wo sie am 8. Januar eintreffen.Agrarreform, Alphabetisierung, Antirassismusgesetz,kostenloses Gesundheitswesen, Milch für jedes Kindzählen zu den ersten Maßnahmen der Revolution.

Zum ersten Mal in der Geschichte Amerikas be-freite sich vor 50 Jahren ein Land aus USA-Bevor-mundung und verteidigt unter unsäglichen Opfernbis heute seineWürde, Souveränität und Selbstbe-stimmung. Die Feinde bekämpfen die Revolutionnicht wegen ihrer Irrtümer sondern wegen des Bei-spiels für eine humanistische, sozial gerechte undsolidarische Gesellschaft. ¡Viva Cuba socialista!

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2 Cuba Sí revista · Nr. 2/2008

� revista: Auch das fünfte Gipfeltreffen EU–Lateinamerika Mitte Mai in Lima endete mit einemGruppenfoto der 60 Regierungsoberen und einerunverbindlichen Deklaration. Gab es mehr, außerAbsichtserklärungen?� Kerstin: Nein, außer einer Vereinbarung von Ge-sprächen über ein „flexibles Abkommen“ zwischender Andengemeinschaft CAN und der EU, gab esnichts Konkretes. In der CAN sind jedoch kaum über-brückbare Interessensunterschiede: Peru und Kolum-bien sind bereit, auf die Vorschläge der EU einzuge-hen, während Ecuador und Bolivien Vereinbarungenzu den bisherigen Konditionen strikt ablehnen. An-fang Juni wiederholte der Präsident Boliviens, EvoMorales, nochmals seine Befürchtungen, dass dieserKonflikt die Andengemeinschaft spalten könne.� revista:Was steckt hinter dem europäischenKonzept der Assoziierungsabkommen zwischen derEU und Lateinamerika, für das sich BundeskanzlerinMerkel vehement in Lima eingesetzt hat?� Kerstin: Da geht es wieder mal um die gesamtePalette neoliberaler Handelspolitik: Öffnung derMärkte für EU-Unternehmen, Privatisierung der öf-fentlichen Unternehmen und Dienstleistungen, Pa-tentierung desWissens und Investitionsschutz derEuropäischen Unternehmen – das bedeutet keineUmweltschutzauflagen und Arbeitsschutzregulierun-gen, da dies wettbewerbsverzerrend sei. Gleichzeitigwurde aber, vermutlich aufgrund der öffentlichenKritik an der EU-Politik, von Seiten der EU daraufhingewiesen, dass bei der Produktion von Ethanolder Regenwald geschützt werden müsse. Die linkenRegierungen lehnen das Ansinnen der EU auf einsei-tige Marktöffnungen ab. Bisher haben nur Chile undMexiko Abkommen mit der EU. Zuletzt haben die

Wahlen in Paraguay dazu geführt, dass der neuge-wählte Präsident Lugo sich politisch eher an der Sei-te derjenigen sieht, die eine neue Politik machenwollen. So fordern die Länder des MERCOSUR (Bra-silien, Uruguay, Venezuela, Paraguay, Argentinien)gleichberechtigte Verhandlungspositionen und leh-nen die jetzigen Vorschläge der EU ab.� revista:Merkel als Frontfrau des Neoliberalis-mus in Lateinamerika?� Kerstin: Beim Gipfel in Lima stand Merkel imMittelpunkt der Medien. Sie hatte durch ihre Reise-route bestärkt, wo sie steht: auf der Seite der rech-ten Regierungen in Kolumbien, Mexiko und Peru.Brasilien hat eine Sonderstellung. Aufgrund der wirt-schaftlichen und politischen Bedeutung versuchendie EU und auch die deutsche Regierung, durch be-vorzugte Behandlung, die brasilianische Regierungvon ihrer „Blockadepolitik“ abzubringen.� revista: In Lima wurde das Gegentreffen dersozialen Bewegungen „Enlazando Alternativas“ be-reits im Vorfeld kriminalisiert und massiv behindert.Mit welchen Auswirkungen?� Kerstin: Bis kurz vor dem Treffen standen aufDruck der peruanischen Regierung keine öffentli-chen Räume bereit. Angeblich handelte es sich beidem Parallelgipfel um eine Ansammlung von Terro-risten. Insgesamt wurde der offizielle Gipfel vonüber 95000 Polizisten bzw. Militär geschützt. DasUniversitätsgebäude, sowieso schon mit dicker Mau-er bzw. Gittern umgeben, wurde zusätzlich durchteilweise bewaffnete Polizei „gesichert“. So fühltenwir uns wie im Zoo: Innerhalb der Uni konnten wir„spielen“, aber frei rumlaufen sollten wir nicht. EineDelegation von 150 Bolivianern war an der Grenzeverhaftet worden. Nach Protesten wurden sie aberwieder freigelassen. Die peruanischen Teilnehmer/-innen versicherten, dass ihnen der Gipfel der Völkerim Kampf gegen die Kriminalisierung geholfen hätte.� revista: Linke Regierungen in Lateinamerikaarbeiten eng mit sozialen Bewegungen zusammen.Wie zeigte sich diese neue Qualität auf dem Gegen-treffen?Welche Themen standen im Mittelpunkt?

� Kerstin: Bei diesem Treffen, wie bei anderen inLateinamerika auch, gab es einige Diskussionenüber das Verhältnis von sozialen Bewegungen undRegierungen. Diese waren aber von Europäern orga-nisiert. Für die meisten in Lateinamerika scheint esmittlerweile relativ normal zu sein, dass mit allen,die eine andere Politik wollen, zusammengearbeitetwird. So hat Evo Morales auf der Abschlussveran-staltung gesprochen. Andere hatten eine Einladung,wie Hugo Chavez oder der neue Präsident von Para-guay, konnten aber nicht kommen. Themen beimGipfel der Völker waren die Freihandelsverträge undAlternativen wie ALBA, Klimawechsel, Migrationund die Kriminalisierung der sozialen Bewegungen.Neben den Diskussionsveranstaltungen fand das Tri-bunal gegen einige europäische Konzerne statt, diein Lateinamerika wegen Menschenrechtsverletzun-gen und Umweltverschmutzung angeklagt wurden.� revista:Welche Rolle spielte Kuba auf dem Ge-gentreffen?� Kerstin: Es gab Solidaritätsaktionen für die Cu-ban Five, und in den Debatten um Alternativen zuden neoliberalen Handelsbeziehungen (ALBA) spiel-te Kuba eine wichtige Rolle. Dominierendes (nichteingeplantes) Thema waren die Konflikte zwischenKolumbien und Venezuela. Termingerecht berichtetedie peruanische Presse ausführlich über die angeb-liche Unterstützung der FARC durch die venezolani-sche Regierung.

Die Partei DIE LINKE erklärt sich solidarisch mitden Bewegungen gegen Neoliberalismus inLateinamerika und dem Kampf des kubanischenVolkes zur Verteidigung seiner Revolution, seinernationalen Souveränität und seines Rechtes aufeine selbstbestimmte Entwicklung.

Auf dieser Grundlage begrüßt die Partei DIELINKE alle Bemühungen der lateinamerikani-schen Länder, sich politisch und wirtschaftlichenger zusammenzuschließen, um eine alterna-tive Entwicklungsperspektive zu ermöglichen.Nur so werden diese Länder Armut und Unter-entwicklung nachhaltig überwinden können.

Im Europäischen Parlament und im Deut-schen Bundestag wird die Partei DIE LINKE da-rauf hinwirken, dass� die EU und die Bundesrepublik Deutschland

gegenüber den Ländern Lateinamerikas einePolitik betreiben, die das Recht dieser Völkerauf politische und wirtschaftliche Selbstbe-stimmung respektiert,

� die USA-Strategie, die auf Einmischung in dieinneren Angelegenheiten Venezuelas, Kubasund anderer Länder Lateinamerikas und aufden Sturz demokratisch legitimierter Regie-rungen setzt, zurückgewiesen wird und

� die Europäische Union ihre 2003 verhängtenSanktionen gegen Kuba endgültig aufhebt.

Die solidarische Haltung der Partei DIE LINKEgegenüber den fortschrittlichen Bewegungen inLateinamerika findet ihren konkreten Ausdruckinsbesondere in der Fortführung der politischenund materiellen Solidaritätskampagnen der AGCuba Sí „Milch für Kubas Kinder“ und „Kubamuss überleben“.

Der Antrag wurde von der 1. Tagung des1. Parteitages der Partei DIE LINKE an denParteivorstand zur Behandlung weitergeleitet.

Antrag der AG Cuba Sí an den1. Parteitag der Partei DIE LINKE

Enlazando Alternativas:

Tribunal gegenNeoliberalismus

Interview mit Kerstin Sack (attac)

Kerstin Sack war beim Gegentreffen in Limadabei. Sie ist Raumplanerin und seit den 80erJahren aktiv in der Lateinamerika-Solidarität,Mitbegründerin der attac-AG Lateinamerikaund Mitglied im attac-Koordinierungskreis.

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Cuba Sí revista · Nr. 2/2008 3

EU: Strategie- stattPolitikwechselDie europäisch-kubanischen Beziehungenim Kontext der Aufhebung der EU-Sanktionen

Die Sanktionen der Europäischen Union gegen Kubasollen aufgehoben werden. So beschlossen es dieAußenminister der 27 EU-Mitgliedsstaaten auf ihremGipfeltreffen in Brüssel am 20. Juni dieses Jahres.Vertreter der Staatengemeinschaft feierten dieseEntscheidung dann auch als großen Fortschritt fürdie europäisch-kubanischen Beziehungen, und derfür Kuba zuständige EU-Kommissar Louis Michelsprach davon, wie wichtig es sei, dass die EU nun inder Lage wäre, Kuba in seiner künftigen Entwicklungzu unterstützen. Allein die USA und die von ihnenausgehaltenen „Dissidenten“ in Kuba zeigten sichvon dem Beschluss enttäuscht und verurteilten dieAufhebung der im Jahr 2003 verhängten Sanktionen.Wie die in diplomatischem Gewand gekleideten Aus-sagen und Kommentare europäischer Verantwortli-cher zu verstehen sind, welche Bedeutung dieser Be-schluss für die bilateralen Beziehungen tatsächlichhaben wird und welche Absicht dahintersteht, istallerdings auf den ersten Blick nicht erkennbar undbedarf einer intensiveren Auseinandersetzung.

In dem knapp zweiseitigen Beschlusstext werdenzunächst die unter der Regierung Raúl Castro einge-leiteten Veränderungen begrüßt und die kubanischeRegierung zur weiteren „Liberalisierung“ angemahnt.Weiter wird die sofortige und bedingungslose Frei-lassung aller sogenannten politischen Gefangenenverlangt und die Informations- und Meinungsfreiheiteingefordert. Auch werden künftige Delegationenaus Europa dazu verpflichtet, nicht nur in Gesprä-chen mit kubanischen Verantwortlichen stets dieThemen Demokratie und Menschenrechte anzuspre-chen, sondern sich im Rahmen dieser Besuche auchmit der sogenannten demokratischen Oppositionzu treffen. Erst danach und in einem kleinen Absatzwird die Aufhebung der bis dahin lediglich suspen-dierten Sanktionen mitgeteilt und auf den Gemein-samen Standpunkt der EU von 1996 verwiesen,dessen Instrumentarien nun wieder verstärkt zurAnwendung kommen sollen. Abschließend wird dienächste Überprüfung der Position der EU gegenüberKuba für den Juni kommenden Jahres angekündigtund die Fortsetzung des politischen Dialoges vonseiner „Effektivität“ abhängig gemacht.

Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dassdieser Ratsbeschluss sich nicht groß von vorherigenunterscheidet. Wie in den Jahren zuvor werden ver-meintliche Demokratie- und Menschenrechtsdefiziteangemahnt und die kubanische Regierung zu wirt-schaftlichen und politischen „Reformen“ aufgefor-dert sowie der Kontakt zur kubanischen „Opposi-tion“ festgeschrieben. Die einzige Besonderheit desdiesjährigen Beschlusses des Europäischen Ratesbesteht in der Aufhebung der 2003 beschlossenenpolitischen Sanktionen.

Diese Sanktionen, die einerseits die offiziellenKontakte und gegenseitige Besuche unterbindenund andererseits die kubanische „Opposition“ hof-fähig machen sollten, wurden allerdings schon zweiJahre später wieder ausgesetzt. Seitdem wurdealljährlich die Suspendierung dieser Zwangsmaß-nahmen bestätigt; natürlich nicht, ohne immer wie-der von der kubanischen Führung weitreichende Ver-änderungen einzufordern.

Die nun erfolgte und längst überfällige Aufhebungder Sanktionen kann daher nur als symbolische Ges-te verstanden werden, obgleich europäische Politiker

den hohen Stellenwert dieser Entscheidung für diekünftigen Beziehungen immer wieder betonen. Zwarwird vermutlich von kubanischer Seite aus nun wie-der europäische Entwicklungshilfe angenommenund auch der gegenseitige Dialog intensiviert wer-den – darüber hinausgehende Zugeständnisse dürf-ten allerdings nicht zu erwarten sein, auch wennder kubanische Außenminister den EU-Beschluss als„Sieg der Vernunft“ kommentierte.

Ohne Frage haben sich in der Europäischen Unionin Bezug auf Kuba die anscheinend vernünftigerenKräfte unter Führung Spaniens durchgesetzt undeinen Sieg gegen die US-orientierten Hardliner ausTschechien, Schweden und Deutschland errungen,die eher an einer Verschärfung statt an einer Aufhe-bung der Sanktionen interessiert gewesen wären.

Auch wenn die kubanische Forderung nach Auf-hebung der Sanktionen erfüllt wurde, kann nach wievor nicht von normalen bilateralen Beziehungen ge-sprochen werden, solange die EU weiterhin diskrimi-

sächlich eine neue Etappe in der Geschichte der Po-litik der Europäischen Union gegenüber Kuba ein-leiten könnte. So scheint es, dass sich die Außenpoli-tiker der europäischen Mitgliedsstaaten ein wenigvon der aggressiven und konfrontativen US-Politikgegenüber Kuba, die sich auch nach einem mögli-chenWahlsieg von Obama nicht elementar änderndürfte, distanzieren und emanzipieren möchten. Dieauf deutlichenWiderstand aus den USA gestoßeneAufhebung der Sanktionen wie auch die ReaktionendesWeißen Hauses auf den Kubabesuch des euro-päischen Entwicklungskommissars Louis Michel zuBeginn diesen Jahres sind ein Beleg dafür.

Dass diese Politik eher auf Annäherung dennKonfrontation setzt und ein wenig an die OstpolitikWilly Brandts erinnert, jedoch lediglich einen Strate-giewechsel und keinen Politikwechsel darstellt, wirdim Wortlaut des jüngsten Ratsbeschlusses inklusiveder Revisionsklausel und im Festhalten am Gemein-samen Standpunkt von 1996 deutlich.

nierende Forderungen an Kuba erhebt und keine Re-vision des 1996 festgelegten Standpunktes durch-führt. Denn in diesem Beschluss, der nach wie vorGrundlage und Bezugspunkt der europäischen Poli-tik gegenüber Kuba darstellt, heißt es unter ande-rem, dass der „Übergang zur pluralistischen Demo-kratie sowie zur Achtung der Menschenrechte undGrundfreiheiten in Kuba und zur nachhaltigen Ver-besserung des Lebensstandards der kubanischenBevölkerung gefördert werden. Um den friedlichenWandel in Kuba zu erleichtern, wird die EuropäischeUnion den Dialog mit der kubanischen Regierungund Gesellschaft intensivieren, die Regierung an ihreVerantwortung für die Menschenrechte erinnern undauf Reformen der kubanischen Gesetze und die Ein-haltung internationaler Übereinkünfte hinwirken.“

Aber es wird nicht nur dieser einmischende Stand-punkt weiter vertreten und die dauerhafte Aufhe-bung der Sanktionen an Bedingungen geknüpft, washeuchlerisch genug ist. Vielmehr wird die Doppelmo-ral der Europäischen Union mehr als deutlich, indemnahezu zeitgleich zur Forderung nach Einhaltung derMenschenrechte in Kuba derselbe Staatenbund eineeuropaweite Richtlinie zur Flüchtlingspraxis verab-schiedet hat, die in elementarster Weise die Men-schenrechte von Flüchtlingen verletzt.

Neuartig und bedenklich zugleich ist die Tatsa-che, dass die Entscheidung zur Aufhebung der Sank-tionen sich in einen Kontext einordnen lässt, der tat-

Auch die Tatsache, dass die EU sich zu einemZeitpunkt für die Aufhebung der Sanktionen ent-schieden hat, als in Kuba Reformen zur Verbesse-rung und Stabilisierung des Sozialismus angegangenwurden, spricht für die These, dass die EU ihre bishe-rige Politik als gescheitert betrachtet und mit einerneuen Strategie auf die Veränderungen in Kuba rea-gieren will – einer Strategie, die ebenso wie die ag-gressive US-Politik einenWandel des kubanischenSystems zum Ziel hat.

Es darf davon ausgegangen werden, dass dieAuseinandersetzungen um die Kubapolitik der EUnicht abgeschlossen sind und derzeit aus taktischemKalkül auf Entspannung setzende Kräfte sehr schnellihre Position revidieren könnten.

Es ist Aufgabe der politischen Linken in Europa,gemeinsam mit der Solidaritätsbewegung diesepolitische Doppelmoral zu entlarven und so langeDruck auf die EU-Oberen auszuüben, bis die Sank-tionen bedingungslos aufgehoben und eine Suspen-dierung des Gemeinsamen Standpunktes von 1996erreicht ist. Erst dann sind Voraussetzungen für einenehrlichen und auf gegenseitigem Respekt beruhen-den Umgang geschaffen. Erst dann wird sich zeigen,ob die EU zu einem wirklichenWandel ihrer Politikgegenüber Kuba bereit ist. Steffen Niese

Demonstration in Madrid gegen die BlockadeKubas durch die USA

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Cuba Sí revista · Nr. 2/20084

Hoffnungen undSchwierigkeitenAm 14. Juni 2008 wäre Ernesto Che Guevara 80 Jahrealt geworden. Die DDR verhielt sich zu ihm distanziert –während Che bis heute für die Linke weltweit einewichtige Identifikationsfigur ist.

1975, NVA-Kaserne Storkow: RegimentsstabschefMajor Lehmann ist auf einem seiner überraschendenund gefürchteten Kontrollgänge durch die Soldaten-stuben unterwegs. In meinem Spind findet er zwarkeinen Schnaps, auch war ich gerade beim Friseurund meine Kragenbinden sind gewaschen; dafürentdeckt „Tute“, wie er von den Soldaten genanntwurde, ein Poster von Ernesto Che Guevara. SeinHals schwoll an, das Gesicht rötete sich. „Wer istdieser langhaarige Gammler, und woher haben siedieses Bild?“, brüllte er mich an. „Genosse Major,das ist Che Guevara, ein Revolutionär aus Kuba. DasBild habe ich von kubanischen Freunden.“, antworte-te ich ruhig. Augenblicklich verschlug es „Tute“ dieSprache. Irritiert rang er einige Sekunden um Fas-sung. „Darüber werden wir noch sprechen.“, stam-melte der Stabschef und verschwand aus der Stube.Meine sieben Zimmergenossen konnten sich nichtmehr halten vor Lachen. Das Gespräch fand nie statt.

Dieses persönliche Erlebnis steht aus meiner Sichtexemplarisch für das distanzierte Verhältnis von Tei-len der DDR-Elite zu Che Guevara. Für die politischinteressierte DDR-Jugend hingegen war Che in densiebziger und achtziger Jahren eine wichtige Be-zugsfigur. Material von und über Che musste mansich jedoch aus dem Ausland beschaffen.

Ches „Der Partisanenkrieg“ wurde zwar Anfangder 60er Jahre im Militärverlag veröffentlicht, ge-langte aber nie in die Buchhandlungen. Auf dem8. SED-Parteitag 1971, fast vier Jahre nach seinerErmordung, wird Che Guevara erstmals öffentlich inder DDR gewürdigt. Die damit verbundene Hoffnungauf mehr Information erfüllte sich erst 1974 in Formeiner Biografie des sowjetischen Autors Lawretzki(Verlag Neues Leben). Veröffentlichungen über Tama-ra Bunke („Tania la Guerrillera“, Militärverlag 1973;„Der Weg zum Rio Grande“ von Eberhard Panitz,Verlag Neues Leben 1973 ) verstärkten eher das Be-dürfnis, mehr über Che zu erfahren.

Nur kurz will ich an dieser Stelle den Kampf derEltern Tamaras erwähnen, mit Unterstützung vonWerner Lamberz und KonradWolf das Buch „Taniala Guerrillera“– gegen denWiderstand von Teilen

Journalisten Jean Daniel: „Unsere enge Beziehungzum Ostblock ist zu fünfzig Prozent Ergebnis exter-nen Drucks und zu fünfzig Prozent das Ergebnis ei-ner positiven Entscheidung. In einer Situation, in derwir eine genauere Vorstellung als jedes andere Landvon dem bekommen konnten, was Imperialismusbedeutet, haben wir gelernt, dass dies für uns derbesteWeg ist, erfolgreich zu kämpfen.“

Später, im Afroasiatischen Seminar in Algier imFebruar 1965 kritisierte Che die Politik der sozialisti-schen Länder gegenüber der „DrittenWelt“: „Fallswir solche Beziehungen zwischen zwei Gruppen vonNationen errichten, müssen wir zugeben, dass diesozialistischen Länder in dieser Hinsicht Komplizender imperialistischen Ausbeutung sind. Es kann be-hauptet werden, dass der Austausch mit den unter-entwickelten Ländern einen unbedeutenden Teil desAußenhandels dieser Länder ausmacht. ... Die sozia-listischen Länder haben die moralische Pflicht, ihrestillschweigende Komplizenschaft mit den Ausbeu-terländern desWestens zu beenden.“

Während seiner Mission in Afrika entwickelteChe im April 1965 in einem Brief an Armando Hartseine Vorstellungen von marxistischer Bildungsar-beit: „Während meiner langen Orientierungsphasehabe ich meine Nase in die Philosophie gesteckt ...Hier begegnete mir das erste Problem: Nichts davonist in Kuba veröffentlicht worden, sehen wir einmal

des SED-Politbüros – in der DDR zu veröffentlichen.Theaterstücke über Che, z. B. von Volker Braun, durf-ten in den Siebzigern nicht aufgeführt werden.

1987, dreizehn Jahre nach der Biografie vonLawretzki, war es immer noch eine Sensation, alsdas Bolivianische Tagebuch Ernesto Che Guevarasim Verlag Volk undWelt erschien. Zu diesem Zeit-punkt dominierten jedoch bereits Resignation undEnttäuschung über den erstarrten DDR-Sozialismusin Teilen der politisierten DDR-Jugend. Desillusioniertgingen nicht wenige in denWesten, engagiertensich in Oppositionsgruppen oder zogen sich ganzzurück.

Ich entsinne mich an Debatten, in denen Che vonDDR-Funktionären als Abenteurer oder gar Spinnerbezeichnet wurde. Er habe der „edlen Sache desSozialismus“ mehr geschadet als genutzt. Die Grün-de für diese hochmütige wie kleingeistige Haltungsind vielschichtig. Sie liegen zuerst im politischenSelbstverständnis der SED, wonach jegliche Abwei-chung vom SED-definierten Sozialismus als unwis-senschaftlich, ja sogar als feindlich galt.

Einige Zitate geben vielleicht eine Erklärung fürdie distanzierte Haltung orthodoxer SED-Ideologengegenüber dem Denken und der Person Che Gueva-ras. Nachdem Che einige sozialistische Länder, da-runter die UdSSR und die DDR, bereist hatte, sagteer 1963 in einem Interview mit dem französischen

von den sowjetischenWälzern ab, die den Nachteilhaben, dass sie dich nicht selbst denken lassen, weildie Partei bereits alles für dich vorgedacht hat unddu es lediglich zu verdauen brauchst. Methodischgesehen, ist das so anti-marxistisch, wie es nur seinkann ...“

Che, der fast jede freie Minute nutzte, um zu le-sen, plädiert in diesem Brief dafür, Marx, Engels undLenin, aber auch Kautsky und Hilferding, Keynes,Schumpeter, Adam Smith sowie die griechischen undrömischen Klassiker im Original zu studieren. „ZumBeispiel hat bisher niemand etwas von Rosa Luxem-burg gelesen, deren Kritik an Marx (Band III) fehler-haft sein mag; aber sie ist ermordet worden, und ihrkritischer Instinkt in Bezug auf den Imperialismus istin vielerlei Hinsicht besser als der unsere.“

In einem Interview mit US-amerikanischen Stu-denten 1964 äußerte sich Che kritisch zur eigenenInformationspolitik: „Was mir am wenigsten gefällt,ist unser gelegentlicher Mangel an Mut, uns gewis-sen Realitäten zu stellen, sowohl ökonomischen alsauch politischen ... Wir haben Dürre, Imperialismusetc. für unsere ökonomischen Probleme verantwort-lich gemacht, und bisweilen, wenn wir die schlech-ten Nachrichten nicht verbreiten wollten, haben wirgezögert, und dann war nur die Version der ‚StimmeAmerikas‘ zu hören“ (Voice of America, offiziellerAuslandssender der USA – d.A.).

In einem Brief aus den 60er Jahren begründetChe gegenüber einem Schriftsteller, warum auch ersich schriftstellerisch betätigt: „Die einzige Leiden-schaft, die mich auf das Feld geführt hat, das Siebeackern, ist die, der Wahrheit zu dienen und sie zuverbreiten (und halten Sie mich nicht für einen hals-starrigen Verteidiger des sozialistischen Realismus).Aus diesem Blickwinkel betrachte ich alles, was ichsehe.“

Ernesto Che Guevaras Ethik entwickelte sich wäh-rend seines Medizinstudiums aus einer tief empfun-denen Liebe zu den Menschen. Auf seinen ausge-dehnten Reisen durch Lateinamerika wird der jungeChe Zeuge unbeschreiblicher Armut und Unterdrü-ckung. Immer stärker beschäftigen ihn die Ursachenschreiender Ungerechtigkeit. Er sucht Antworten imStudium sozialistischer Literatur, beteiligt sich an so-zialen Kämpfen und findet seine Berufung als Kämp-fer gegen einen hemmungslos unmenschlichen Ka-pitalismus.

Während des kubanischen Revolutionskrieges1956 bis 1959 reifte Che zum militärischen undpolitischen Strategen. Kaum 30 Jahre alt, wurdeErnesto Che Guevara der leidenschaftliche und rede-gewandteWortführer des Befreiungskampfes derVölker der „DrittenWelt“.

Che sah sich als Lateinamerikaner und Internatio-nalist. Nur wenn man sein Denken und Handeln ausder Perspektive der Theorie von „Unserem Amerika“betrachtet, deren historischeWurzeln im Befreiungs-kampf gegen den europäischen Kolonialismus im19. Jahrhundert und den Imperialismus des 20. Jahr-hunderts liegen, wird man der historischen Rolleund der andauernden politischen Ausstrahlung desChe gerecht werden können.

Ches Ethik, die Einheit vonWort und Tat, war sei-ne stärkste Waffe. Er lebte sie in der Überzeugung,dass sie im Kampf für eine gerechteWelt selbstver-ständlich und unabdingbar sein wird. Seine facetten-reiche und kreative Persönlichkeit vereinte absoluteAufrichtigkeit, die Fähigkeit zur Selbstkritik, Beschei-denheit, Sensibilität, Klugheit, Ironie und Humor.

Genug gute Gründe für Linke, sich heute mit CheGuevara auseinanderzusetzen, sich von ihm inspi-rieren zu lassen – und ihn auch selbstbewusst aufeinem T-Shirt zu zeigen. Reinhard Thiele

17. Dezember 1960, Berlin: Che als Leiter einerkubanischen Delegation zu Gast beim Minister fürAußenhandel der DDR, Heinrich Rau

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Ein Projekt beginnt,wenn dessen

Finanzierung endet2. ACPA–Cuba Sí-Nachhaltigkeitsworkshop

Cuba Sí revista · Nr. 2/2008 5

E s war ACPA-Präsidentin Teresa Planas, die zuBeginn des Workshops diesen Satz formulierte.

Damit war das Leitmotiv für den 2.Workshop imMärz 2008 in Havanna vorgegeben. 26 Agrarspezia-listen von den Cuba Sí-Milchprojekten, der Vize-minister für Landwirtschaft Alcides López Labradasowie Agrarexperten von ACPA und der KubanischenVereinigung der Milchproduzenten diskutierten zweiTage mit Steffen, Konny, Patrick und Reinhard vonCuba Sí. Auffällig war, dass sich alle Beteiligten mitden Schlussfolgerungen des erstenWorkshops aus-

einandergesetzt hatten. So fand die Debatte aufeinem einheitlich hohen fachlichen Niveau statt –respektvoll und ohne Tabus.Dass, insbesondere nach der Rede von Raúl Cas-

tro am 26. Juli 2007, einiges auf diesem Gebiet inKuba in Bewegung geraten ist, spürten wir in diesenTagen in Havanna sehr deutlich. Mehr als einmalwurde die Tagesordnung desWorkshops kurzfristiggeändert, weil Teilnehmer zu einem wichtigen Terminmussten. Die Pausen waren aber keine Pausen, son-dern die Fortsetzung des Plenums – nur intensiver

und lauter. So reichte das Spektrum in den Debattenvon der globalen Nahrungsmittelkrise und derenAuswirkungen auf Kuba bis zu den eingeleitetenoder geplanten Reformen und strukturellen Verände-rungen in der kubanischen Landwirtschaft. Vizemi-nister Labrada definierte diese Reformen als Politikauf lange Sicht, mit kurzen aber festen Schritten.

Die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungs-mitteln aus einheimischer Produktion und damit dieAblösung teurer Importe (2007: 1,47 Mrd. US-$;2008: 2,55 Mrd. US-$) ist eine strategische Heraus-forderung. Mehrfach betonten die Teilnehmer, dieCuba Sí-Projekte seien Referenzprojekte für diesenReformprozess. Gleichzeitig merkten sie kritisch an,dass eine Verallgemeinerung dieser Erfahrungen inder Vergangenheit nur ungenügend geschehen sei.In diesem Zusammenhang wurde betont: Der ersteWorkshop im November 2006 hat wichtige Impulsezu strukturellen und produktiven Fragen für den Re-formprozess geliefert.

Wichtigstes Ergebnis seit November 2006 ist,dass alle Cuba Sí-Projekte in kubanischen Pesos öko-nomisch nachhaltig arbeiten und die Schaffung vonVoraussetzungen dafür, Devisen zu erwirtschaftenund über diese zu verfügen, auf den Weg gebrachtist und zum Teil schon funktioniert.

Die Kälber am Projekt Dos Ríos erhalten einenFuttermix aus Zuckerrohr und Leguminosen.

Insgesamt können die Projekte eine Produktions-steigerung um 30 Prozent verzeichnen. Auf dem Ge-biet der Rekultivierung brachliegender Nutzflächenwurde Beispielgebendes erreicht. Im Bereich derDiversifizierung der Produktion – vor allem beimbiologischen Anbau von Obst und Gemüse und beider ökologischen Tierhaltung – wurde Pionierarbeitgeleistet. Durch die verbesserten Möglichkeiten zumKauf von Baumaterial konnten vor allem imWoh-nungsbau spürbare Fortschritte erzielt werden.

Die Frage, wie sich die Cuba Sí-Projekte nochwirksamer in den angeschobenen Reformprozesseinbringen können, spielte in der Debatte eine zen-trale Rolle. Deshalb werden in nächster Zeit Fragender Aus- und Weiterbildung der Produzenten, dieGenderproblematik sowie die qualitative Verbesse-rung der lokalen Marktforschung und sozialistischerArbeitsmethoden eine stärkere Beachtung finden.

Hervorgehoben werden muss, dass die landes-weit eingeführte Erhöhung des Milchpreises (Ver-kaufspreis an die Industrie) auf 2,53 kubanischePeso (vorher 1,04 Peso), davon 0,2 Cent in Devisen,zu einem wirksamen Motivationsschub bei den Pro-duzenten geführt hat. Immer wieder wurde von denkubanischen Teilnehmern desWorkshops die großeVerantwortung gegenüber den Spenderinnen undSpendern in Deutschland betont. „Wir haben diePflicht, erfolgreich und zuverlässig zu arbeiten undunsere Arbeit immer wieder kritisch zu hinterfragen“,so Eduardo Sosa vom Milchprojekt in Havanna.

Verlauf und fachliche Qualität desWorkshopswaren für alle Beteiligten von großem Nutzen, be-tonten die Teilnehmer am Ende desWorkshops. ImRahmen der eingeleiteten Agrarreform hat die Be-deutung der Cuba Sí-Projekte eine neue Dimensionerreicht, eine große Verantwortung wie auch Her-ausforderung für Cuba Sí. Der nächsteWorkshop istim Herbst 2009 geplant, dann direkt am Milchpro-jekt in Sancti Spíritus. Reinhard Thiele

Vizelandwirtschaftsminister Alcides López Labradawährend des Workshops in Havanna

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6 Cuba Sí revista · Nr. 2/2008

Nach dem Workshop in Havanna im März 2008 konntesich die kleine Cuba Sí-Delegation direkt über denVerlauf der Milchprojekte informieren. Dabei entstanddas folgende Interview mit Reinol Méndez, Direktordes Projektes Dos Ríos, Provinz Sancti Spíritus.

� revista: Das Cuba Sí-Milchprojekt Dos Ríos hatdie Hälfte seiner Laufzeit, mehr als 18 Monate, er-reicht. Was sind die wichtigsten Produktionsergeb-nisse?� Reinol: Zweifellos wirkt dieses Projekt wie eineSpritze für die Entwicklung der Produktion. UnserHauptanliegen, die Erhöhung der Milchproduktion,kann auf ausgezeichnete Ergebnisse verweisen. Ob-wohl in dieser ersten Projekthälfte einige temporäreMaßnahmen durchgeführt werden mussten, die sicherst einmal negativ auf die Produktionsergebnisseauswirkten. Zum Beispiel mussten wir in der Rinder-zucht, um perspektivisch einen stabilen Tierbestandzu sichern, einen Teil der Milch als Futter an dieKälber geben. Aber diese Maßnahme wird sich ineinigen Monaten auf unsere Milchabgabe an die In-dustrie positiv auswirken.

Insgesamt haben wir eine Steigerung der Milch-produktion von 34 Prozent im Vergleich zu Novem-ber 2006 zu verzeichnen. Hinzu kommen sehr guteErgebnisse bei der Züchtung von Kleintieren wie Ge-flügel, Ziegen, Kaninchen.

Die Rindermast ist zusammen mit dem Anbauund dem Verkauf verschiedener Obst- und Gemüse-kulturen eine wichtige Einnahmequelle, um dieNachhaltigkeit des Projektes zu sichern.� revista: Für die Bewertung der Projekte spieltdie Frage der Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle.� Reinol: Ja, die ökonomische, soziale und ökolo-gische Nachhaltigkeit muss von Anbeginn eines je-den Projektes sichtbar werden. Das bedeutet, dasswir vor Projektbeginn Arbeitsschemata und Arbeits-strategien entwickeln, die gewinnsteigernd und kos-tendeckend sind.Wir haben schon bewiesen, dassdas in nationaler Währung funktioniert und die Pro-duzenten Einkommen erzielen, welche den Unterhaltihrer Familien nachhaltig garantieren.

Es geht dabei nicht nur darum, die Nachhaltigkeitals ein Thema der Institutionen zu behandeln, son-dern auch und vor allem der Produzenten und ihrerFamilien.

Im Fall der Erwirtschaftung von Devisen und de-ren Nutzung für die Nachhaltigkeit wurden im Terri-torium Schritte eingeleitet, die das ermöglichenwerden. So verkaufen wir Fleisch an Tourismusunter-nehmen oder Humus an Obst -und Gemüseunter-nehmen gegen Devisen. Gleichzeitig haben sich dieBedingungen verbessert, dass für diese eingenom-menen Devisen Arbeitsmittel undWerkzeuge für dieProduzenten gekauft werden können.

Auf der Suche nach weiteren Deviseneinnahme-quellen sind wir dabei, Programme für die Produk-tion von Lamm- und Schweinefleisch zu realisieren.� revista:Wie steht es um den Einsatz regenerier-barer Energie, insbesondere Biogas?� Reinol: Hier befinden wir uns in einem Prozessder Veränderung der Mentalität der Produzenten.Wir haben unterschätzt, dass die Einführung neuerEnergietechnologien auf Skepsis undWiderstandstößt. In Havanna ist man da beispielsweise weiter.Für uns bedeutet das, diese Fragen stärker in denMittelpunkt der Bildungsarbeit zu stellen.� revista: Aus- undWeiterbildung spielte auf dem2. ACPA–Cuba Sí-Workshop eine herausragendeRolle.Wo seht ihr in Sancti Spíritus weitere Schwer-punkte?� Reinol: Aus- undWeiterbildung sind gegenwär-tig die wichtigsten Aspekte in der Arbeit an denACPA–Cuba Sí-Projekten.Wir können viele materi-elle Investitionen tätigen – sie werden perspektivischwenig bringen, wenn die Menschen nicht auf dieneuen, nachhaltigen Technologien eingestellt wer-den und diese annehmen. Im Ergebnis einer Diagno-se sind wir zu der Erkenntnis gekommen, die Aus-und Weiterbildung aufgabenbezogen zu gestalten,einerseits Programme für die Viehzüchter, andere fürdie Futter- undWeidespezialisten etc.

Andere Themen, z.B. regenerierbare Energien,sind von allgemeiner Bedeutung, deshalb werden al-le Produzenten damit konfrontiert.

� revista: Vor kurzem wurde der Milchpreis von1,04 auf 2,53 kubanische Peso pro abgegebenemLiter an die Industrie erhöht. Die Milchproduzentenbekommen davon 2 Cent in Devisen.Wie bewertestdu diese Maßnahmen?� Reinol: Hier handelt es sich um einen Prozesskomplexer Maßnahmen. Er betrifft Veränderungender Produktionsformen und Leitungsstrukturen inRichtung Dezentralisierung und Entbürokratisierung.So wird eine alte Forderung der Viehzüchter umge-setzt, nämlich die Basis der Produktion, also die Pro-duzenten, stärker in Entscheidungsprozesse einzube-ziehen.

Als erstes wurden jedoch die von dir genanntenMaßnahmen eingeführt, um die Milchproduktionanzukurbeln und die Position der Produzenten zustärken. Neben dem Stimulierungseffekt, der sichbeachtlich auf die Produktion ausgewirkt hat, bedeu-tet diese Maßnahme auch, dass der Schwarzmarktfür Milch praktisch verschwunden ist.

Im Falle der Cuba Sí-Projekte in Sancti Spíritushaben wir bereits seit einiger Zeit das System derEigenversorgung ausgebaut. Das bedeutet: Die Be-schäftigten bekommen Obst, Gemüse und Fleisch inprojekteigenen Läden zu günstigeren Preisen als inden normalen Geschäften.� revista: Die kubanische Landwirtschaft steht vorriesigen Herausforderungen. Im Kern geht es um dieErhöhung der Ernährungssouveränität.Wo siehst duin diesem Prozess die ACPA–Cuba Sí-Projekte?� Reinol: Die ACPA–Cuba Sí-Milchprojekte warenund sind ganz klar eine Referenz für die gesamtekubanische Landwirtschaft. Die langjährigen Erfah-rungen der Zusammenarbeit, Erfolge und Rückschlä-ge, sind für den jetzigen Reformprozess von immen-ser Bedeutung. Vizelandwirtschaftsminister AlcidesLabrada hat auf dem 2. Nachhaltigkeits-Workshopin Havanna die Pilotfunktion hervorgehoben, dieNichtregierungsorganisationen wie ACPA in Zusam-menarbeit mit ausländischen Organisationen wieCuba Sí spielen. Die Lösung der Ernährungsfrage istvon strategischer Bedeutung für die kubanischeRevolution.Wir von ACPA sind glücklich, dass unsCuba Sí auf diesem schwierigen Weg begleitet.

Ernährungssouveränität hat strategischeBedeutung für Kuba – Cuba Sí-MilchprojektDos Ríos leistet einen Beitrag

Agraringenieur Reinol Méndez, Direktor desCuba Sí-Milchprojektes Dos Ríos

Diversifikation der Produktion durch Gemüseanbau:hier Karotten in Dos Ríos.

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7Cuba Sí revista · Nr. 2/2008

Kein Marabúmehr in RosaféIm Sommer 2007 startete Cuba Sí in der Granja(Rinderfarm) Rosafé ein neues Milchprojekt.

Die Farm gehört zur Empresa Valle del Peru in derProvinz Havanna. 295 von insgesamt 735 HektarNutzfläche mussten zu Beginn des Projektes vonMarabú und Aroma (strauchartiges, wucherndesUnkraut) befreit werden. Kaum zu glauben, aber alsunsere kleine Cuba Sí-Delegation im März 2008Rosfé besuchte, gab es dort kein Marabú und keinAroma mehr. Die Rekultivierung der Flächen wardurch Aussaat vonWeidegras in vollem Gang – eineentscheidende Voraussetzung, um in den 8 Vaquerí-as der Granja die Projektziele zu verwirklichen (sieherevista Nr. 2/07).

Wir sprachen mit dem Bauern Alberto Duque:� revista: Alberto, du bist Verwalter der VaqueríaNummer 27 in der Granja Rosafé.Was sind diewichtigsten Kennziffern eurer Vaquería?� Alberto: Hier sind 6 Arbeitskräfte beschäftigt.Im Moment verfügt die Vaquería über 92 Rinder –davon 50 milchgebende Kühe mit einer durchschnitt-lichen Leistung von 6 Litern pro Kuh und Tag. Das istfür den Monat März gut, denn es herrscht Trocken-zeit. Im Frühjahr erreichen wir 8 bis 9 Liter. 91 Hek-tar Nutzfläche stehen der Vaquería zur Verfügung.� revista:Wie hoch ist der Lohn?� Alberto:Wir verdienen jetzt im März, also in derTrockenzeit, zwischen 700 und 900 Pesos nationalerWährung. Im Frühling und Sommer ist der Lohnnoch höher, denn wir produzieren dann auf der Ba-sis vonWeidefutter mehr Milch in besserer Qualität.� revista:Welche Arbeiten liegen jetzt an?� Alberto:Wir bereiten im Moment die Felder fürdie Aussaat vor, und täglich erwarten wir den Sta-cheldraht, um dieWeideabschnitte einzuzäunen.

� revista: Fast 70 Prozent der landwirtschaftlichenNutzfläche der Granja waren von Marabú und Aromabefallen. Auch deine Vaquería?� Alberto: Ja – wir mussten imWinter riesige Flä-chen von diesem Unkraut befreien, um für diesesJahr das erforderliche Futter für die Tiere anbauen zukönnen. Normalerweise sind dafür riesige Bulldozererforderlich, denn dieses Unkraut schlägt starke undtiefe Wurzeln. Jetzt haben wir eine andere Technolo-gie angewandt: Mit Macheten, die wir aus Projekt-mitteln bekamen, haben wir das über dem Bodenwuchernde Unkraut beseitigt. Danach wurden dieWurzeln mit einem selektiv wirkenden Unkrautver-nichtungsmittel aus Venezuela beseitigt. Das hat un-glaublich schnell und gut funktioniert. Ihr konntet jasehen: Hier existiert kein Marabú oder Aroma mehr.

Gespräch mit Jorge Pérez, Direktor des Landwirtschaft-lichen Betriebes „Valle del Perú“, Provinz Havanna

� revista: In deinem Agrarbetrieb, dort wo Cuba Síseit 1993 Milchprojekte realisiert, werden Agrarspe-zialisten aus Venezuela ausgebildet. Auf welcherGrundlage und mit welcher Zielstellung findet dieseAusbildung statt?� Jorge: Auf der Grundlage von Vereinbarungenzwischen den Regierungen Venezuelas und Kubaswurde eine engere Zusammenarbeit auch im Bereichder Landwirtschaft festgelegt. Speziell die Aus- undWeiterbildung von Fachkräften aus Venezuela sollhier in der Empresa Valle del Peru, im Kreis San Joséde las Lajas (Provinz Havanna) stattfinden. In diesemTerritorium befindet sich die Agraruniversität, meh-rere Institute für Agrarwissenschaften sowie dreiLandwirtschaftsbetriebe. Es besteht hier also eineKonzentration von Forschungs- und Produktionsein-richtungen, welche eng miteinander kooperieren.Gegenwärtig werden hier bei uns 250 Fachkräfteaus Venezuela – vom Techniker bis zum einfachenLandarbeiter – in den Gebieten Viehwirtschaft, Fort-pflanzung, Kleintierproduktion, Pflanzenproduktion,Veterinärwesen, Hygiene, Ökonomie sowie Genos-senschaftswesen und private Produktion geschult.

Andererseits sind auch Agrarspezialisten unseresBetriebes direkt in Venezuela für 1 bis 3 Jahre alsAusbilder tätig. Das sind Tierärzte, Agrarökonomen,Tierzüchter etc. Günstig dabei ist, dass die Bödenund die klimatischen Bedingungen in Kuba und Ve-nezuela sehr ähnlich sind.� revista: Im ehemaligen Cuba Sí-Milchprojekt,der Granja Nazareno, wird ein Großteil der Ausbil-dung realisiert, warum?� Jorge: In Nazareno existieren optimale Ausbil-dungsbedingungen, sowohl im produktiven als auchim Bildungsbereich. Die Voraussetzungen dafür hatCuba Sí in den Jahren 2001 bis 2003 geschaffen.Wir haben damals gesehen, wie lange es dauert, umeinen stabilen Tierbestand aufzubauen. 2003 warendie Grundlagen dafür gelegt, und erst heute könnenwir sozusagen die positiven Ergebnisse sehen, dennNazareno gehört im nationalen Maßstab zu denführenden Rinderfarmen.� revista: Zentraler Punkt des damaligen ACPA–Cuba Sí-Projektes war der Aufbau einer Zuchtstationfür die kubanische Rinderrasse Siboney. Ist diesetropenresistente Rasse nicht auch für Venezuela in-teressant?� Jorge: Das Siboney-Rind ist gewissermaßen einentscheidendes Produkt der Unterstützung von

Zusammenarbeit Kuba–Venezuelaan den Cuba Sí-Projekten

� revista:Was soll aus deiner Sicht das ACPA–Cuba Sí-Projekt zuerst leisten?� Alberto: Es soll unsere Arbeits- und Lebensbe-dingungen verbessern, damit wir in der Lage sind,mehr Milch zu produzieren.� revista: Gerade habt ihr einen Cuba Sí-Solidari-tätscontainer entladen.Was habt ihr bekommen?� Alberto: Gummistiefel, Schubkarren, Lampen,Arbeitskleidung und Arbeitshandschuhe,Werkzeugeund natürlich diese wunderbaren roten Fahrräder(Strike Bikes aus Nordhausen – d.R.). Das war wirk-lich eine Überraschung. Für alles herzlichen Dank andie Menschen in Deutschland und an Cuba Sí!

Cuba Sí in Nazareno. Ohne diese Unterstützung vonCuba Sí hätten wir heute kaum Siboney-Rinder inKuba, denn 2001 bis 2003 haben wir in Nazarenodie nationale Zuchtstation aufgebaut. 2001 konntenwir gerade mal 7 Tiere für die Reproduktion abge-ben. Heute ist Nazareno tatsächlich das nationaleZentrum für Siboney-Zucht – jährlich werden mehrals 80 Zuchttiere verkauft. Davon auch einige nachVenezuela, denn auch dort soll das Siboney-Rind inder Perspektive eine wichtige Rolle in der Milchpro-duktion spielen. Cuba Sí ist also direkter Bestandteilder Zusammenarbeit zwischen Kuba und Venezuela.

Eingang zur Vaquería Nummer 2 in Nazareno:Bis 2003 Cuba Sí-Projekt, heute Ausbildungs-stätte für Agrarspezialisten aus Venezuela.

Alberto Duque treibt seine Rinderherdevon der Weide zum Melken

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Eindrücke vom Aufenthalt im Workcamp in derProvinz Guantánamo

Das erste von Cuba Sí in diesem Jahr organisierteWorkcamp führte uns im März in die Provinz Guan-tánamo im östlichen Zipfel Kubas. Diese im Landes-vergleich ärmste – da von Naturkatastrophen undTrockenheit geplagt – und durch die Berge der Sierradel Cristal zum Teil schwer zugängliche Region wirdseit 2007 durch ein Cuba Sí-Milchprojekt unter-stützt. Die drei Wochen desWorkcamps boten dieMöglichkeit, ein Bild von den Fortschritten des Pro-jektes zu gewinnen und sich mit den Menschen vorOrt auszutauschen.

Von den vielfältigen Eindrücken und Erlebnissenbleibt zum Beispiel der Besuch zweier Grundschulenin Erinnerung: Diese sind von Cuba Sí mit Spenden-mitteln aufgebaut bzw. ausgestattet worden. In derersten Schule – sie wird von 23 Kindern besucht –erklärte man uns das staatliche Ziel, keinem Kindeinen über 5km langen Schulweg zuzumuten undbei Bedarf auch für naheliegende Lehrerunterkünftezu sorgen. In der zweiten Schule wurde uns u.a. einüber Cuba Sí angeschaffter Computer gezeigt; dane-ben ein detailgetreu nachgebastelter PC aus Pappezum Erklären und Üben, bevor es an das kostbareGerät selbst geht.

In Yateras besichtigten wir die Casa del Changüí,ein Kulturhaus zur Wiederbelebung undWeiterent-wicklung des Changüí, einer hier beheimateten, mit-reißenden Musik- und Tanzform, aus der Son undSalsa entstanden sind. Das Kulturhaus selbst kannzurzeit noch nicht vollständig genutzt werden, istaber bereits ein Treffpunkt für die Bevölkerung sowieStätte regelmäßiger Proben und kleiner Konzerte. Essoll mit Cuba Sí-Mitteln renoviert und ausgestattetwerden.

Abholzung in Hanglagen sowie Überweidung hatvielerorts zu Erosion, also zur Abtragung wertvollenOberbodens, geführt.Wir sahen, wie mit Baumpflan-zungen und Verbauung der Spülrinnen mit Ästenund Stämmen an manchen Hängen Gegenmaßnah-men ergriffen worden waren.

Einen weiteren Beitrag zur Nachhaltigkeit stelltdie im Rahmen der Cuba Sí-Projekte angeregte Ei-genversorgung mit Gemüse dar. Auf kleinen Flächenin Hausnähe bauen Familien ihr Gemüse selbst an;eventuelle Überschüsse können auf Bauernmärktenverkauft werden. Zum Nachdenken brachte michauch die Besichtigung eines besonders trockenen,leicht hügeligen Stück Landes, welches zum Projektin Imías gehört und zukünftig zum Anbau von Fut-terpflanzen und als Weideland dienen soll. Dazumuss die perfekt angepasste natürliche Vegetation –Dornsträucher, Hartgräser, Kakteen – abgeschlagen,die Flächen bewässert und der Boden verbessertwerden. Die nächsten Jahre werden zeigen, wietrotz notwendiger Steigerung der Milchproduktionauch der Natur Raum gelassen werden kann – einBestandteil nachhaltigenWirtschaftens und ein Ge-bot im Hinblick auf die Erhaltung von Artenvielfaltund natürlichen Lebensräumen.

An denWochenenden standen Ausflüge auf demProgramm: In Santiago de Cuba etwa die Moncada-Kaserne, bei Holguín das Anwesen der Familie CastroRuz, und in der Nähe von Imías die Gedenkstätteder Anlandung von Jose Martí anno 1895, um nureinige Orte zu nennen. Eine Bereicherung für dasVerständnis des politischen Systems und der gesell-schaftlichen Beteiligung daran stellten auch die Tref-fen mit Mitgliedern des Veteranen-Verbandes, derkommunistischen Jugend (UJC) sowie des Kreispar-lamentes von Yateras dar. Vom kubanischenWahl-system über Fragen des Umweltschutzes oder derBildung bis hin zum Problem der doppeltenWäh-rung im Land reichte die Palette der angesproche-nen Themen. Deutlich wurde einmal mehr, wie vielseit den schwierigen Zeiten der Spezialperiode imWandel ist – und wie einseitig und zum Teil schlicht-weg falsch die hiesigen Medien häufig über Kubaberichten.

Der Abschied fiel schwer – dasWorkcamp wareine intensive, facettenreiche und faszinierende Be-gegnung mit diesem Land, über die ich froh unddankbar bin! Mareen Protze

Alemanes locos

Die Kinder überraschten uns mit einem hinreißen-den Konzert beim Besuch ihrer Grundschule.

Die Vorbereitung des Bodens für die Aussaatist in den Bergen von Yateras nur mit Ochsen-gespannen möglich.

An den meisten Tagen arbeiteten wir auf den Hö-fen und Feldern der dem Projekt angeschlossenenlandwirtschaftlichen Kooperativen. Diese Arbeit waraus meiner Sicht der wichtigste Bestandteil der Rei-se, gab sie doch einen Einblick in Alltag und Arbeits-bedingungen der Menschen, und trug zu dem herzli-chen Verhältnis zwischen uns, den „alemanes locos“(den verrückten Deutschen), und den Landarbeiternbei. Gemeinsam bestellten wir Felder mit Mais,Kinggras und anderen Futterpflanzen, bereitetenTütchen mit fruchtbarer Erde zum Pflanzen von Bäu-men vor und hoben Löcher für Zäune und Funda-mente für neue Unterkünfte aus. Hitze und Trocken-heit – obwohl das Thermometer „erst“ vorsommerli-che 30 bis 35˚C zeigte – waren beeindruckend unddie oft aufs Feld gebrachten Orangen und Kokosnüs-se eine hoch willkommene Erfrischung.

Was uns den Titel „verrückte Deutsche“ unterden Kubanern einbrachte? Dieser war angesichtssolch abwegiger Ansinnen wie in der Mittagshitzearbeiten, ohne Sinn spazierengehen oder bei einer„Kälte“ von 25˚C baden rasch erworben!

Bei alledem wurden wir jedoch keineswegs alsTouristen, sondern als Gruppe angesehen, die ausInteresse und Solidarität da ist – das war deutlichzu spüren. Hier und da wurde gezeigt, wie versuchtwird, die Landwirtschaft ökologisch und nachhaltigauszurichten – eine notwendige Forderung, um lang-fristigen Erfolg und Bestand der Milchprojekte zu ge-währleisten. Zum Teil wurde die landwirtschaftlichePraxis aus der Not heraus „ökologisiert“: Nach demZusammenbruch der Sowjetunion war der Importvon synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmit-teln nicht mehr zu finanzieren. Stattdessen erprobteman mit dem Herstellen von Pflanzensud als Schutzvor Schadinsekten und der Förderung von Nützlingendiverse Methoden der biologischen Schädlingsbe-kämpfung, oder man versuchte mit Kompostierungund natürlicher Düngung die Bodenfruchtbarkeit zuerhalten.

Ochsengespanne zum Pflügen und für den Trans-port ersetzen Maschinen, die den Boden verdichtenund teuren Treibstoff benötigen. In den Bergen istzum Teil gar keine andere Bewirtschaftung als mitOchsen oder Pferden möglich.

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Nachgefragt bei:Brigitte SchifflerCuba Sí Hamburg� Seit wann bist du bei Cuba Sí?Seit dem Frühjahr 2006. Nach einer Kubareisehabe ich Cuba Sí Hamburg kennengelernt.Sie feierten gerade ihr zehnjähriges Bestehenund stellten ihre Projekte vor. Das fand ichspannend.

� Warum bist du solidarisch mit Kuba?Ich finde es bewundernswert, wie sich Kubaaus kolonialen und imperialistischen Struktu-ren befreit, die Rassentrennung aufhebt undeine bessere Gesellschaft schaffen will.

� Können wir von Kuba lernen, undwenn ja, was?

Wie viel dieses Land für seine Kinder ausgibt,für Bildung und für Gesundheit. Mich beein-druckt auch die Solidarität und Humanität.Das Land teilt das, was es hat, mit anderenarmen Ländern.

� Dein liebster Ort in Kuba?Havanna. Tagsüber kann ich stundenlangdurch die Straßen laufen und entdecke überalletwas Neues und Interessantes. Und abendsKultur – ob Filmfestival, Jazzclub oder Ballett.

� Worin besteht für dich kubanischesLebensgefühl?

Ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, jeder istwichtig. Sinnlichkeit. Kaum Hierarchien. Undirgendwie ist alles möglich.

� Was verbindest du mit „Milch fürKubas Kinder“?

Ich bin stolz auf unsere Projekte. Nicht nur weilsie vielen Kindern helfen, gesund aufzuwach-sen, sondern auch, weil sie eine neue Lebens-weise unterstützen.

� Was sollte Cuba Sí noch besserleisten und wie?

Besser herausstellen, was Kuba in 50 Jahrenerreicht hat, aber anknüpfend an die politi-schen Auseinandersetzungen in unserem Land,wie z. B. „Eine Schule für alle“. Und den Aus-tausch zwischenWissenschaftlern und Kultur-schaffenden fördern.

9Cuba Sí revista · Nr. 2/2008

Paul Stegmann (86) kennt im Velberter Stadtteil Tö-nisheide (NRW) jeder – vom Volkschor, vom Kampfum dieWiederbelebung der Niederberg-Eisenbahnund von seinen Aktivitäten in der SolidaritätsgruppeCuba Si Wülfrath. Paul sammelt seit Jahren für dieAktion „Milch für Kubas Kinder“ und unterstütztaußerdem eine kleine Landschule im Süden Kubas.Mit der Hilfe seines Enkels Thorsten transportierte erkofferweise Schulmaterialien nach Jaibo (Provinz

Zur Fiesta de Solidaridad im Sommer 1998 erschien dieerste Ausgabe der revista. Jörg Rückmann betreut dasBlatt als Layouter von Anfang an. Die Redaktion hat mitihm über seine Arbeit gesprochen.

� revista: Kannst du dich an die Entstehungsge-schichte der ersten Ausgabe erinnern?� Jörg: Ihr habt mich gefragt – und ich hab’ michgefreut. Es ist eine schöne Sache, von Anfang an einsolches Projekt mitgestalten zu können. Die erstenBesprechungen, an denen ich teilnahm, drehten sichum Seitenzahl, schwarz-weiß oder Farbe, Auflage,Herstellungskosten und solche Dinge. Das inhaltlicheKonzept hattet ihr ja bereits fertig.� revista: Läuft es heute immer noch so chaotisch,oder hat sich Routine eingestellt?� Jörg: Chaotisch war’s eigentlich nicht. Mit demLayout hatte ich auch Vorgaben für die Redaktionerarbeitet, z. B. wieviele Zeichen auf eine Seite pas-sen. Vielleicht hat das bei dem einen oder anderenein Chaos ausgelöst – weil er seinen Text um dieHälfte kürzen musste. Und viele aus der revista-Trup-pe hatten mit dem Zeitungmachen noch keine Erfah-rung. Heute sage ich: Die Redaktionsarbeit läuftroutiniert, wir bereiten die Ausgaben langfristig vor,und die Zusammenarbeit mit der Druckerei klappthervorragend.� revista:Was machst du, wenn du nicht geradeeine neue revista zusammenbaust?� Jörg: „revista machen“ ist mein Beruf – ich binWerbegrafiker. Und das nun schon seit 20 Jahren.Angefangen habe ich als Pressezeichner, Anfang der1990er bin ich durch einen Zufall in der Werbunggelandet. Zwischen zwei revistas gestalte ich Firmen-

logos, Plakate oder Ausstellungen, ich fotografiere,schreibeWerbetexte.� revista:Worin besteht für dich der Reiz, an die-ser Zeitschrift mitzuarbeiten?� Jörg: Ich gehöre ja schon zu den Glücklichen, dieihr Hobby zum Beruf machen konnten. Aber bei derrevista kann ich Beruf und privates Engagement zu-sammenbringen – das ist nicht zu toppen.

Und es macht Spaß zu sehen, wie sich unser Blattentwickelt. Die erste revista hatte 8 Seiten und eineAuflage von 1500 Exemplaren. Heute sind es 12Seiten, und wir bringen 5000 Zeitungen unter dieLeute. Außerdem können wir mit unserem Informa-tionsangebot den Kubahassern in diesem Lande einklein wenig ans Bein pinkeln.� revista: Um die Inhalte gibt es logischerweiseimmer wieder heiße Debatten, auch ums Layout?� Jörg: In der revista-Arbeit kaum – eher dann,wenn die Gestaltung offen ist. Aber auch hier habenwir uns einen entspannten Arbeitsstil angewöhnt.Ein Beispiel dafür ist das Konzertplakat für Ches 80.Geburtstag. Da haben wir schon im Januar begon-nen, Ideen zu entwickeln. Herausgekommen ist einPlakat, das sich viele beim Konzert vom Cuba-Sí-Stand mit nach Hause genommen haben.

Diskussionen um die Gestaltung gehören dazuund bringen oft gute Ideen. In der Öffentlichkeits-arbeit dreht sich Gestaltung aber immer um einkonkretes Ziel – weniger um den persönlichen Ge-schmack. Das vergisst der eine oder andere gele-gentlich. Vor allem kurz vor einem Druckereiterminist das nervig.� revista: Für die nächsten 10 Jahre revista hastdu drei Wünsche frei ...� Jörg:Mehr Mitstreiter für die Redaktion, mehrrevista-Leser und nie wieder zu kleine, unscharfeoder grobpixelige Fotos für unsere Zeitung!

10 Jahre revista

Die Kinder Kubas sind meine Sache

Guantánamo). Und vor ein paar Wochen hat Paul10000 Euro für den Bau von Ziegen- und Kaninchen-ställen am Projekt einer neuen Rinderfarm gespen-det. Er sagt: „Ich bin hier in Tönisheide mit Ziegengroß geworden und ich weiß, wie wichtig Ziegen-milch für die Ernährung der Kinder ist.“ Kubas Bot-schafter Gerardo Peñalver bedankte sich in Berlinmit herzlichenWorten beim sichtlich gerührten PaulStegmann für seine solidarische Spende.

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Cuba Sí revista · Nr. 2/200810

Pop-Idol goes Pop:

GeburtstagsständchenfürCheGuevara

Bericht vom „Konzert für Che“ beim Fest der LINKEN

Z um 80. von Ernesto Guevara, am 14. Juni 2008,ging Cuba Sí neueWege. Eingebettet in das auf

dem gesamten Gelände der Kulturbrauerei Berlinstattfindende „Fest der Linken“ wurde ein Mega-konzert im „Kesselhaus“ eigenverantwortlich veran-staltet – und zwar nicht mit Salsa oder dem unver-meidlichen „Hasta siempre comandante“, sondernmit frischer Musik aus Deutschland und Spanien. DieIdee war, auch die junge Generation heranzuführenan die Arbeit von Cuba Sí, an die Lage in Kuba, andie Geschichte der Revolution, an das Leben Ches.

Dass dies durchaus eine notwendige Auffrischungdes Individualwissens darstellte, zeigte eine nichtrepräsentative Umfrage unter den vielen TausendBesuchern des Festes.

Während die älteren Genossen gute Kenntnisseüber Che besaßen, sogar einige Episoden aus sei-nem Leben zum Besten geben konnten, beschränk-ten sich die Antworten Jugendlicher auf Stereotypenwie „ist das nicht der auf der Fahne?“, „der ausKuba, oder?“, „ich hab ein Poster von ihm“, „dengab’s mal als Starschnitt in der Bravo“ bis zu „habich schonmal gehört von“. Ein kleiner Skateboardertrug ein T-Shirt der britischen Heavy Metal BandMötorhead, das das bekannte Foto Alberto Kordaszierte. Auf die Frage, wer das denn sei, antwortete erlakonisch „weiß nicht, aber die machen geile Musik.“

Die hübscheste Antwort war die eines weiblichenFans: „wenn er nicht getan hätte, was er getan hat,dann gäb’s nicht die ganzen sexy Bilder von ihm“.

Nachdem Che in den späten 60er und in den70er Jahren als revolutionäres Idol galt, scheint erim ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends vollendszum Popidol und Posterboy degradiert zu werden.

Dieser Tendenz zumindest ein wenig entgegenzu-steuern, hat Cuba Sí seit Monaten viel Arbeit aufge-wendet. Zunächst galt es, geeignete Bands auszu-wählen, die alle einen Bezug zu Kuba haben sollten.

Fußball war aus, die Halle füllte sich nun richtig,der kubanische Botschafter war eingetroffen und er-lebte einen vorgezogenen Hauptakt. Mellow Mark,der sich seit seiner Konvertierung zum sunnitischenIslam Daud nennt, schaffte es im Nu, mit einer ra-santen Mischung aus Reggae, Soca, Ska, Hiphop,Soul, Rock und frischen afrikanischen Akzenten dasPublikum zum Kochen zu bringen. Der Mojito flossin Strömen, und auch das ältere Publikum zeigtesich versöhnt. Nach einer tags zuvor beendeten Tourdurch Senegal zeigte sich die Band – wie auch alleübrigen – von der perfekten Organisation des Kon-zerts bis hin zur außergewöhnlich zuvorkommendenBandbetreuung inklusive Catering begeistert. Soließen sie sich nicht lange zu einigen Zugaben über-reden.

Ojos de Brujo Soundsystem (Augen des Hexers) –der Hauptact des Konzertes – waren am Nachmittagaus Barcelona eingeflogen worden. Zum Kollektivgehören auch Musiker aus Kuba, mehrmals spieltedie Band in Havanna. Ohne ihre hochschwangereSängerin präsentierten sie eine neue Show, mit derdas Publikum erst warm werden musste. Die Mi-schung aus Flamenco, Electro, Hiphop und RumbaCatalana war technisch hervorragend vorgetragen.Vielleicht waren die fortgeschrittene Stunde, es warbereits weit nach Mitternacht, und das müde ge-tanzte Publikum der Grund, dass der Funke nichtmehr so heiß überspringen wollte.

Dennoch passten auch sie sich in das Bild einergelungenen Geburtstagsparty ein, wie die Mitgliedervon Cuba Sí todmüde, aber zufrieden befanden.

Bleibt die Frage, wie Che das Ständchen gefallenhätte? Schwer zu sagen – Hinweise auf seinen Mu-sikgeschmack sind nicht überliefert. Aber als jungerMann hat er gern gefeiert, wie eine Tagebuchauf-zeichnung anlässlich seines 24. Geburtstages inCuzco/Peru beweist: „Das Fest, bei dem es in dieserRegion darauf ankommt, die größtmögliche MengeAlkohol zu trinken, ging noch bis morgens um dreiweiter, dann strichen wir endgültig die Segel.“

Als die Aftershowparty zu Ende ging, wurde esdraußen hell, und es dauerte noch eineWeile, bisdie letzten Fans, Musiker und Helfer die Segel in derKulturbrauerei strichen. Michael Trellenkamp

Eingeladen wurde AbeuedA, die Berliner Band,deren Mitglieder schon des öfteren Ordnerdienstebei Veranstaltungen und Demonstrationen von CubaSí wahrgenommen haben, und die als Startband dieHütte warmrocken sollte. Das gelang den Jungs bes-ser als gedacht. Ihren Musikstil nennen sie desert,stoner, hardrock, metal, punk, punkrock, und er istvor allen Dingen laut, was sehr zur Irritation der äl-teren Konzertgäste geführt hat, die – obwohl ausge-stattet mit Gehörschutz – dieser Interpretation einesGeburtstagsständchens dann doch nicht folgen woll-ten und die Konzertbühne zunächst eintauschtengegen die Großleinwand direkt vor der Halle, auf derdie Spiele der EM im Public-Viewing gezeigt wurden.Musik trennt Generationen seit Jahrhunderten.

Die zweite Gruppe sollte die Punkrockband Mo-torkopp „willste Krach, hier haste“ aus Mainz wer-den. Bekannt bei Kubafreunden vor allem wegenAngie, der Frau des Gitarristen, die bereits Work-camps auf den landwirtschaftlichen Projekten vonCuba Sí betreut hat.Während die Punker drinnendie Halle rockten und der Saal fröhlich ihre Hymneauf Maradona mitsang, bejubelten Hunderte Spanierdraußen den 2:1-Sieg ihrer Equipe gegen Schwedenund stimmten lauthals „Hasta la victoria siempre“an. Befragt, woher denn diese Parole stamme, gin-gen die Meinungen weit auseinander: Eine kleinereGruppe war sich sicher, dass sie im Camp-Nou-Sta-dion des FC Barcelona erfunden wurde, die größereGruppe war ähnlich „gut“ informiert und gab dieFankurve im Bernabéu-Stadion von Real Madrid alsUrheber an. Hätten doch alle zu den Mojitos amStand von Cuba Sí auch noch ein wenig Infomaterialmitgenommen.

Danach bestiegen Mellow Mark featuring PyroMerz and the Ruffcats die Bühne. Bereits 2004 spiel-ten sie auf der Buchmesse in Havanna und durch-brachen damit die BRD-Kulturblockade.

� Foto oben: Mellow Mark feat. PyroMerz and theRuffcats brachten das Publikum zum Kochen.

� Foto unten: Die temperamentvolle Flamenco-Tänzerin von Ojos de Brujo Soundsystem

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Karel García bei seinem Konzert in Berlin

Hören und lesen„Cien horas con Fidel“– unter diesem Titelerschienen die Gespräche Ignacio Ramonetsmit Fidel Castro erstmals 2006 in Kuba. Auf derHavanna-Buchmesse 2007 gab es zehn Tagelang nicht enden wollende Käuferschlangen.Endlich erscheint dieses politische VermächtnisFidels auch in deutscher Sprache.� „Mein Leben. Fidel Castro mit IgnacioRamonet“, Rotbuch Verlag 2008, 29,90€

Lateinamerikas Alternativen zum Neolibe-ralismus – notwendig für den Kampf um einanderes Europa.� Kerstin Sack, Steffen Stierle u. a.:„Vom Süden lernen“, Attac Basis Texte 29,VSA Verlag 2008, 6,50 €

Ein Feuerwerk afro-karibischer Musik zele-brieren der aus Panama stammende Billy Cob-ham, einer der innovativsten Jazz-Schlagzeuger,und die junge kubanische Formation Asere. Dakocht jede Party über. Grammyverdächtig!� Billy Cobham and Asere: „De Cuba y DePanama“, CD, Astar Mwldan 2008

Es gibt keineZauberstäbeDer kubanische Liedermacher Karel García in Berlin

Während des vergangenen Festivals Musik und Poli-tik im Februar 2008 hatte Cuba Sí Gelegenheit, denkubanischen Liedermacher Karel García zu präsen-tieren. Zugehörig zur dritten Generation der NuevaTrova Cubana, besingt er die Widersprüchlichkeitund Schönheit des Lebens, typisch für diese Formder kubanischen Liedkunst.

Seine Texte, die eine große menschliche Sensibi-lität aufweisen, handeln von den Träumen, die ver-gehen, und denen, die bestehen bleiben, von derHoffnung, die überdauert, und vom Meer, welchesden Bootsflüchtlingen Schmerz und Tod bringt. Es istsein persönlicher Blick auf die Zeit, in der er lebt.

Seine Musik wird von der traditionellen Trova, derNueva Trova, dem Rock, Flamenco und der traditio-nellen kubanischen Musik beeinflusst.

In Kuba stand er mit den Trovadores der erstenGeneration der Nueva Trova, aber auch mit Starsder traditionellen Trova wie Compay Segundo aufder Bühne. Ferner trat er bei vielen nationalen undinternationalen Konzerten auf. Seit 1999 lebt er inBarcelona.

Das Jahr 2002 ist der Ausgangspunkt seiner Solo-karriere. Auf seiner kürzlich erschienenen CD „Ham-bre de quimeras“ (Hunger nach Chimären; 2007)vereint er einen Großteil seiner Werke aus dieserZeit. Sie entstand unter Mitwirkung von Silvio Rodrí-guez, Vicente Feliú und anderen.

José Conde nutzte in Berlin die Gelegenheit zudrei Fragen an Karel:� José: Karel, wie hast Du Dich in Berlin gefühlt?� Karel: Ich hatte keinen so angenehmen Empfangerwartet. Immer wenn man seinWerk im nichtspani-schen Sprachraum präsentiert, hat man so seine Be-fürchtungen. Ich habe mich sehr wohlgefühlt, zum

einen wegen der Unterstützung durch Cuba Sí undzum anderen aufgrund der Qualität und Professio-nalität des Festivals „Musik und Politik“.� José:Wie siehst Du die Veränderungen, die inKuba vonstattengehen?� Karel: Ich denke, diese Veränderungen sind not-wendig, ebenso wie ich glaube, dass sie Ergebniseines Reifungsprozesses der letzten Zeit sind. DieBedingungen im heutigen Kuba sind nicht die glei-chen wie im Kuba vor einigen Jahren. In Latein-amerika sind wir kein isoliertes Land mehr. All dasbewirkt, dass die neue Regierung, die vor kurzemgewählt wurde, aber schon eineWeile interimsmäßigregiert, sich der Probleme der Bevölkerung mit mehrRuhe widmen kann. Aber was noch vor ihr liegt, ist

sehr schwer. Nach dem Verschwinden der UdSSR,der DDR usw. fiel unser Land in eine tiefe Krise invielen Lebensbereichen, nicht nur in der Wirtschaft,und dieseWunden zu beseitigen, dauert seine Zeit.Es gibt keine Zauberstäbe.� José: Verrätst Du uns Deine nächsten Pläne?� Karel: Ich möchte weiterhin meine CD „Hambrede quimeras“ bekanntmachen. In den nächsten Ta-gen reise ich nach Havanna, um am Abschluss desFestivals „Barna Sants“ teilzunehmen. Das ist einesder wichtigsten Liederfestivals in Spanien und wirdnormalerweise nur in Barcelona veranstaltet. Jedochin diesem Jahr wurde der Abschluss des Festivals insTheater „Karl Marx“ von Havanna verlegt, wo gleich-zeitig eine Ehrung für den spanischen LiedermacherLuis Eduardo Aute durch die kubanische Liederma-cherszene stattfindet.

Erstklassiger Bildband mit Fotos von Noval,Roberto und Osvaldo Salas, Corrales, Korda.� „Kuba – Bilder einer Revolution“, Hrsg.:

Harald Falckenberg, Philo Fine Arts/EVAEuropäische Verlagsanstalt, 2008, 64 €

Auf dem „Fest der Linken“ im Juni präsentierte CubaSí eine Ausstellung über Che Guevaras Leben undDenken. Dort zeigte sich: Es gibt eingefleischte Che-Anhänger – denn eine der Ausstellungstafeln istnoch in der ersten Nacht entwendet worden undziert nun hoffentlich eine von vielen Gästen besuch-teWG-Wohnküche in Kreuzberg, Friedrichshain odersonstwo.

Der Schreck ist mittlerweile überwunden und diefehlende Tafel nachgedruckt. Jetzt steht die Ausstel-lung den Cuba Sí-Regionalgruppen, Kuba-Freundenund Interessierten zum Ausleihen zur Verfügung –z. B. für Info-Abende oder Soliveranstaltungen.

Eine Tafel ist 2,20m hoch und 0,85m breit, dieAusstellung besteht aus sieben Tafeln. Die einfacheKonstruktion – eine bedruckte Folie wird in einenAlu-Kasten eingerollt und das ganze dann in einergepolsterten Stofftasche verstaut – ist auch für hand-werklich nicht ganz so geschickte Mitbürger gut zubeherrschen. Für den Transport reicht ein normalerPKW. Eine kurze Einweisung für den Auf- und Abbaubekommt Ihr beim Abholen der Ausstellungstafelnbei Cuba Sí in Berlin – verbunden mit der Bitte umpflegliche Behandlung.

Wenn Ihr die Che-Ausstellung ausleihen möchtet,meldet Euch bitte rechtzeitig (!) bei Cuba Sí in Berlin(030.24009-455) – die Nachfrage ist groß.

Che zum Ausleihen

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Cuba Sí revista · Nr. 2/200812

ImpressumHerausgeber: Cuba Sí – Arbeitsgemeinschaftin der Partei DIE LINKE

Redaktion: Redaktionskollektiv Cuba Sí,V.i.S.d.P. Reinhard Thiele

Gestaltung: Jörg RückmannFotos: Archiv Cuba Sí

Redaktionsschluss: 15. Juli 2008

Cuba Sí revista erscheint zweimal jährlich.

10178 Berlin, Kleine Alexanderstraße 28Telefon: 030.24009455, Fax: 030.24009409E-Mail: [email protected]: www.cuba-si.org

Spendenkonten des Parteivorstandesder Partei DIE LINKE/Cuba Sí:� Berliner Sparkasse (BLZ 10050000)

Konto-Nr. 13222210VWZ: Milch für Kubas Kinder.

� Berliner Bank AG (BLZ 10020000)Konto-Nr. 4382210000.VWZ: Kuba muss überleben.

40 Strike Bikes in Kuba

Was sonst noch geschah� Jan Gafert, Cuba Sí-Thüringen, übergab Ende

2007 einen von der Gruppe aus Spenden finan-zierten Ozongenerator für die Behandlung kom-plizierter Augenkrankheiten bei Kindern an dasProvinzkrankenhaus Sancti Spíritus.

� Die kleine Cuba Sí-Delegation zum 2. ACPA–Cuba Sí Nachhaltigkeitsworkshop nutzte denAufenthalt im März, um mit kubanischen Institu-tionen Kontakte zu vertiefen. So ging es beimInstitut für Völkerfreundschaft (ICAP) und dessenReiseagentur AMISTUR um den Ausbau derpolitischen Solidarität. Die Intensivierung desJugendaustausches stand beim JugendverbandUJC und der Pionierorganisation José Martí imMittelpunkt. Bei der Vereinigung junger Kultur-schaffender (Asociación Hermanos Saíz) und mitdem Musiker Gerardo Alfonso wurde über dieEntwicklung von Kulturprojekten beraten.

� Am 29. April wurden die SolidaritätscontainerNummer 326 und 327 in Berlin beladen. Die15 Tonnen Fracht wurden am Milchprojekt inSancti Spíritus begeistert empfangen.

� Am 4. Juni verkündete das Appellationsgerichtvon Atlanta (USA) sein Urteil über die Berufungim Fall der Cuban 5. Die drei Richter hielten dieVerurteilungen gegen die Cuban 5 einstimmigaufrecht. „Das ist dasselbe System, das Mumiaseit über 20 Jahren einsperrt, wie auch LeonardPeltier und die puertoricanischen politischen Ge-fangenen. Wir werden so viele Jahre wie nötigertragen, 30, 40, wie viel Zeit auch immer. So-lange Ihr widersteht, solange werden wir wider-stehen, bis es Gerechtigkeit gibt“, so GerardoHernández in einem ersten Kommentar nachdem Urteil. Die Verteidiger der Cuban 5,Wein-glass, McKenna und Horowitz, wollen denRechtsstreit fortsetzen. Verstärken wir unsereSolidarität! Free the Cuban 5!� Weitere Infos: www.miami5.de

Vorschau� 17. bis 21. September 2008, Malmö, Schweden:

5. Europäisches Sozialforum.� Infos: www.esf2008.org

� 12. September 2008: 10. Jahrestag der unrecht-mäßigen Verhaftung der Cuban 5 in den USA.Weltweite Aktionstage für die Befreiung derFünf. � Infos: www.miami5.de

� 10. bis 12. Oktober 2008, Terni, Italien:Europäisches Treffen der Solidarität mit Kuba.� Infos und Anmeldung: www.italia-cuba.it

� 31. Oktober bis 2. November 2008, EJB Wer-bellinsee: Solidarisch, Internationalistisch – Bun-destreffen der AG Cuba Sí; mit dabei: GerardoPeñalver, Botschafter Kubas, Maria Elena Salar,ACPA/Havanna, Nele Hirsch, MdB DIE LINKEu. a.; Themen: Lateinamerikas Alternativen zumNeoliberalismus und die Linke in Europa; dieACPA–Cuba Sí-Milchprojekte: Perspektiven fürErnährungssouveränität; kubanische Innen- undAußenpolitik, u. v.m., natürlich auch eine Fiestazum 50. Jahrestag der Revolution.� Infos und Anmeldung: www.cuba-si.org

� 31. Oktober bis 2. November 2008, Mannheim:attac-Lateinamerika-Kongress 2008; Podien,Seminare,Workshops zu: verfassunggebendeVersammlungen, Energie und Klima, Süd-Süd-Kooperation, soziales Eigentum, Medien.� Infos und Anmeldung: www.attac.de

� 3. bis 8. November 2008: 26. InternationaleHandelsmesse von Havanna (FIHAV 2008).� Infos: www.camaracuba.cu

� 7. bis 8. November 2008, Holguín, Kuba:4. Internationales Kolloquium für die Befreiungder Cuban 5 und gegen Terrorismus.� Infos: www.icap.cu

� 25. bis 28. November 2008, Havanna:15. Internationale Konferenz des Zentrums fürEuropastudien (CEE) über die BeziehungenEuropa-Kuba. � Infos: www.cee.cubeweb.cu

3. Juni 2008, Kubanische Botschaft: Einweihungeiner Che-Büste von Christian Paschold (rechts)

In Havanna, Pinar del Río, Sancti Spíritus und Guantánamo wurden die Strike Bikes aus Nordhausen mitBegeisterung und Dankbarkeit empfangen. Sie erleichtern den Alltag, z.B. für die Familie von Analiet Diazvom Milchprojekt in Sancti Spíritus.

Eventos culturalesTipps für Kubabesucher

� Varadero Jam Session 2008 –Jazz Festival, 5.– 9. September 2008.� www.jazz.soycubano.com

� Matamores Son – InternationalesSon-Festival, 16.–20. Oktober 2008,Santiago de Cuba. � www.cubarte.cu

� Fiesta del Tambor – Festival fürPerkussion, 21.– 25. Oktober 2008,Hochschule der Künste Havanna.� www.cubarte.cu

� Internationales BallettfestivalHavanna, 28. Oktober– 6. November 2008.� www.festivalballetthabana.com

� 30. Film-Festival,2.–12. Dezember 2008, Havanna.� www.habanafilmfestival.com

� Festival Changüí, 23.–24. Dezember2008, Guantánamo/Yateras.� www.gtmo.cult.cu

� 18. Internationale BuchmesseHavanna, 12.–22. Februar 2009.� www.cubaliteraria.cu