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Nachhaltige Projekte Zeitschrift der AG Cuba Sí in der Partei DIE LINKE 15. Jahrgang · Nr. 1/2012 Preis: Solidaritätsspende Cuba Sí revista · Nr. 1/2012 1 Editorial Mit zweierlei Maß Fotografen haben Ende 2011 eine recht maka- bere Szene mit der Kamera eingefangen: Stu- denten auf dem Campus der Universität von Kalifornien hatten eine politische Veranstaltung zur Unterstützung der Occupy-Wall-Street-Bewe- gung organisiert. Ein Police-Officer, er heißt John Pike, schlendert an den friedlich protestie- renden Studenten vorbei und sprüht ihnen in aller Seelenruhe Pfefferspray in die Augen. Obwohl diese Bilder veröffentlicht wurden und jeder diesen Officer John Pike in Aktion sehen konnte, haben die Medien diese Szene „übersehen“– keine erregten Artikel, keine kriti- schen Fragen, kein lauter Protest. Nun stelle man sich – nur für einen Augen- blick – folgendes Foto vor: Havanna, die „Da- men in Weiß“ (die Kubaner nennen sie wegen der Farbe der Dollar-Scheine auch „Damen in Grün“) hätten wieder einmal zu einem Marsch durch die Stadt aufgerufen, und ein kubanischer Polizist würde ihnen mit der Pike’schen Gelas- senheit Pfefferspray in die Augen sprühen ... Die bürgerlichen Medien hätten für viele Wo- chen ihr Titelthema: Sie würden wie auf Kom- mando beginnen, eine Schimpfkanonade über Kuba abzufeuern und sich über die Brutalität der kubanischen Polizei zu beschweren. Sie wür- den Meinungsfreiheit einfordern und Kuba zur Einhaltung der Menschenrechte ermahnen. Mit absoluter Sicherheit würde auch Protest-Blog- gerin Yoani einen Artikel beisteuern, der dann in viele Sprachen übersetzt um die Welt ginge. US- Politiker würden eine Verschärfung der Blockade verlangen; ihre europäischen Kollegen kämen mit Sicherheit auf die Idee, Sanktionen zu for- dern und den „Gemeinsamen Standpunkt“ der EU auf ewig zu verlängern. Freilich – alles nur Spekulation. Aber wenn es um Kuba geht, messen die internationalen Mainstream-Medien oft mit zweierlei Maß. Eine Kritik an den zahlreichen Menschenrechtsverlet- zungen des Westens – nicht zulässig! Die Frage, warum ein John Pike bei seinen Attacken gegen die kalifornischen Studenten die Rückendeckung der Politik hat – nicht erwünscht! Für die Medien steht fest: Kuba ist der Bösewicht! Zudem fällt fast alles, was irgendwie nach einem Erfolg des kleinen Inselstaates aussehen könnte, durch das große Redaktionssieb der bürgerlichen Medien. Stattdessen stürzt man sich immer wieder und mit großer Leidenschaft auf jedes Rascheln ei- nes kubanischen „Dissidenten“. Cuba Sí möchte mit der „Revista“ zu einer realistischen Berichterstattung über das sozialis- tische Kuba beitragen. Anfang der 90er Jahre, nach dem Zusammenbruch des Sozialismus in Europa und der Verschärfung der US-Blockade (Torricelli- und Helms-Burton-Gesetz), steckte Kuba in einer tiefen ökonomischen Krise. Eines der großen Probleme war die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Es fehlte an fast allem – anTreibstoff, Dünger, Pflanzenschutzmitteln, Kraftfutter, Ersatzteilen für Maschinen ... Aus dieser Not heraus besann sich Kuba auf sei- ne eigene Kraft, auf die guten natürlichen Bedingun- gen, auf sein Expertenwissen und entwickelte die Anfänge einer ökologischen und nachhaltigen Land- wirtschaft. Cuba Sí startete in dieser Zeit sein erstes Milchprojekt (1993 – 2000, Provinz Havanna): Ziel unserer solidarischen Hilfe war die Entwicklung ei- ner weideabhängigen Milchproduktion mit heimi- schen Futterpflanzen, es ging um den Aufbau einer stabilen Eigenversorgung mit Lebensmitteln, um den Einsatz alternativer Energien, die Verbesserung der Infrastruktur, die Ablösung von Importen u. v. a. m. Kuba hat die schwere Zeit der 90er Jahre über- wunden und auch die internationale Isolation durch- brochen. Den Weg der Nachhaltigkeit geht das Land weiter – trotz aller noch vorhandener Schwierigkei- ten. Schon 1994 gründete Kuba ein Umweltministe- rium, das Land erreicht beim sogenannten Ökologi- schen Fußabdruck Spitzenwerte, und man sagt, Ku- ba produziere weltweit die saubersten Lebensmittel. Im Januar dieses Jahres hat Cuba Sí vier neue Landwirtschaftsprojekte begonnen. Die Nachhaltig- keit haben wir dabei – wie bei allen bereits abge- schlossenen Projekten auch – als verbindliche und dauerhafte Aufgabe formuliert. Dazu gehören auch die Weiterbildung sowie die Verbesserung der Le- bensbedingungen auf dem Lande, um die Abwande- rung von Fachkräften zu verhindern. Alle zwei Jahre organisiert Cuba Sí einen Nach- haltigkeitsworkshop; im Oktober 2011 fand er erst- mals in Deutschland statt. Neben den vielen wissen- schaftlichen Vorträgen stellten die Leiter unserer vier neuen Projekte auch ihre anspruchsvollen Vorhaben für die nächsten fünf Jahre vor (Artikel Seite 6). Im Namen der vier äußerte Reinol Méndez, Pro- jektleiter in Sancti Spíritus, die folgende Bitte, der wir hier gern nachkommen: „Bitte übermittelt all den treuen Spendern, die uns schon so lange Zeit unterstützen, unseren herzlichsten Dank. Diese soli- darische Hilfe ist ein so wunderbares Zeichen der aufrichtigen Freundschaft. Und: Bitte helft weiter!“ In dieser Ausgabe: USA geben Millionenbeträge für antikuba- nische Kampagnen aus. (Seite 3) „Unser Amerika“ und DIE LINKE (Seite 4) Die vier neuen Landwirtschaftsprojekte von ACPA und Cuba Sí (Seite 6 ) Klimawandel: Wie geht Kuba mit den Folgen um? (Seite 10)

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Nachhaltige Projekte

Zeitschrift der AG Cuba Síin der Partei DIE LINKE

15. Jahrgang · Nr. 1/2012Preis: Solidaritätsspende

Cuba Sí revista · Nr. 1/2012 1

� Editorial

Mit zweierlei MaßFotografen haben Ende 2011 eine recht maka-bere Szene mit der Kamera eingefangen: Stu-denten auf dem Campus der Universität vonKalifornien hatten eine politische Veranstaltungzur Unterstützung der Occupy-Wall-Street-Bewe-gung organisiert. Ein Police-Officer, er heißtJohn Pike, schlendert an den friedlich protestie-renden Studenten vorbei und sprüht ihnen inaller Seelenruhe Pfefferspray in die Augen.

Obwohl diese Bilder veröffentlicht wurdenund jeder diesen Officer John Pike in Aktionsehen konnte, haben die Medien diese Szene„übersehen“– keine erregten Artikel, keine kriti-schen Fragen, kein lauter Protest.

Nun stelle man sich – nur für einen Augen-blick – folgendes Foto vor: Havanna, die „Da-men in Weiß“ (die Kubaner nennen sie wegender Farbe der Dollar-Scheine auch „Damen inGrün“) hätten wieder einmal zu einem Marschdurch die Stadt aufgerufen, und ein kubanischerPolizist würde ihnen mit der Pike’schen Gelas-senheit Pfefferspray in die Augen sprühen ...

Die bürgerlichen Medien hätten für viele Wo-chen ihr Titelthema: Sie würden wie auf Kom-mando beginnen, eine Schimpfkanonade überKuba abzufeuern und sich über die Brutalitätder kubanischen Polizei zu beschweren. Sie wür-den Meinungsfreiheit einfordern und Kuba zurEinhaltung der Menschenrechte ermahnen. Mitabsoluter Sicherheit würde auch Protest-Blog-gerin Yoani einen Artikel beisteuern, der dann inviele Sprachen übersetzt um die Welt ginge. US-Politiker würden eine Verschärfung der Blockadeverlangen; ihre europäischen Kollegen kämenmit Sicherheit auf die Idee, Sanktionen zu for-dern und den „Gemeinsamen Standpunkt“ derEU auf ewig zu verlängern.

Freilich – alles nur Spekulation. Aber wennes um Kuba geht, messen die internationalenMainstream-Medien oft mit zweierlei Maß. EineKritik an den zahlreichen Menschenrechtsverlet-zungen des Westens – nicht zulässig! Die Frage,warum ein John Pike bei seinen Attacken gegendie kalifornischen Studenten die Rückendeckungder Politik hat – nicht erwünscht! Für die Mediensteht fest: Kuba ist der Bösewicht! Zudem fälltfast alles, was irgendwie nach einem Erfolg deskleinen Inselstaates aussehen könnte, durch dasgroße Redaktionssieb der bürgerlichen Medien.Stattdessen stürzt man sich immer wieder undmit großer Leidenschaft auf jedes Rascheln ei-nes kubanischen „Dissidenten“.

Cuba Sí möchte mit der „Revista“ zu einerrealistischen Berichterstattung über das sozialis-tische Kuba beitragen.

Anfang der 90er Jahre, nach dem Zusammenbruchdes Sozialismus in Europa und der Verschärfung derUS-Blockade (Torricelli- und Helms-Burton-Gesetz),steckte Kuba in einer tiefen ökonomischen Krise.Eines der großen Probleme war die Versorgung derBevölkerung mit Lebensmitteln. Es fehlte an fastallem – an Treibstoff, Dünger, Pflanzenschutzmitteln,Kraftfutter, Ersatzteilen für Maschinen ...

Aus dieser Not heraus besann sich Kuba auf sei-ne eigene Kraft, auf die guten natürlichen Bedingun-gen, auf sein Expertenwissen und entwickelte dieAnfänge einer ökologischen und nachhaltigen Land-wirtschaft. Cuba Sí startete in dieser Zeit sein erstesMilchprojekt (1993 – 2000, Provinz Havanna): Zielunserer solidarischen Hilfe war die Entwicklung ei-ner weideabhängigen Milchproduktion mit heimi-schen Futterpflanzen, es ging um den Aufbau einerstabilen Eigenversorgung mit Lebensmitteln, um denEinsatz alternativer Energien, die Verbesserung derInfrastruktur, die Ablösung von Importen u. v. a. m.

Kuba hat die schwere Zeit der 90er Jahre über-wunden und auch die internationale Isolation durch-brochen. Den Weg der Nachhaltigkeit geht das Landweiter – trotz aller noch vorhandener Schwierigkei-ten. Schon 1994 gründete Kuba ein Umweltministe-rium, das Land erreicht beim sogenannten Ökologi-schen Fußabdruck Spitzenwerte, und man sagt, Ku-ba produziere weltweit die saubersten Lebensmittel.

Im Januar dieses Jahres hat Cuba Sí vier neueLandwirtschaftsprojekte begonnen. Die Nachhaltig-

keit haben wir dabei – wie bei allen bereits abge-schlossenen Projekten auch – als verbindliche unddauerhafte Aufgabe formuliert. Dazu gehören auchdie Weiterbildung sowie die Verbesserung der Le-bensbedingungen auf dem Lande, um die Abwande-rung von Fachkräften zu verhindern.

Alle zwei Jahre organisiert Cuba Sí einen Nach-haltigkeitsworkshop; im Oktober 2011 fand er erst-mals in Deutschland statt. Neben den vielen wissen-schaftlichen Vorträgen stellten die Leiter unserer vierneuen Projekte auch ihre anspruchsvollen Vorhabenfür die nächsten fünf Jahre vor (Artikel Seite 6).

Im Namen der vier äußerte Reinol Méndez, Pro-jektleiter in Sancti Spíritus, die folgende Bitte, derwir hier gern nachkommen: „Bitte übermittelt allden treuen Spendern, die uns schon so lange Zeitunterstützen, unseren herzlichsten Dank. Diese soli-darische Hilfe ist ein so wunderbares Zeichen deraufrichtigen Freundschaft. Und: Bitte helft weiter!“

In dieser Ausgabe:� USA geben Millionenbeträge für antikuba-

nische Kampagnen aus. (Seite 3)� „Unser Amerika“ und DIE LINKE (Seite 4)� Die vier neuen Landwirtschaftsprojekte von

ACPA und Cuba Sí (Seite 6 )� Klimawandel: Wie geht Kuba mit den

Folgen um? (Seite 10)

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2 Cuba Sí revista · Nr. 1/2012

Paypaldarf nicht ruhenDer Rechtsstreit zwischen Paypal und mehreren Online-händlern, denen Paypal die Konten gesperrt hatte,weil sie kubanische Waren über ihre Seiten vertreiben,landete im Herbst 2011 vor Gericht. „Cuba Sí-revista“bat den Journalisten Harald Neuber (Prensa Latina) umgenauere Informationen.

Am Ende obsiegte der Pragmatismus: Im Rechts-streit zwischen einem Onlinehändler aus dem ober-bayrischen Feldkirchen und dem Internet-Bezahl-dienst Paypal schlossen die Parteien Ende Oktobereinen Vergleich. Das berichtete das Nachrichtenpor-tal amerika21.de exklusiv. Der Konflikt war vor Ge-richt gegangen, nachdem Paypal im Sommer 2011einem Spirituosenportal der Firma das Konto sperrte,weil über die Seite Rum aus Kuba vertrieben wurde.Dies, so meinte Paypal, verstoße gegen die Blocka-degesetze Washingtons, an die das Unternehmen alsTochter des US-Konzerns E-Bay gebunden sei. Vordem Landgericht Traunstein wurde schließlich einVergleich ausgehandelt: Paypal schaltet das Kontowieder frei, im Gegenzug wickelt der Händler dieGeschäfte mit Waren aus Kuba über andere Bezahl-methoden ab.

Für den Betroffenen war der Vergleich vor allemin Anbetracht des Weihnachtsgeschäftes wichtig.Politisch ist das Resultat mehr als mangelhaft, weildie Kernfrage vor Gericht nicht berührt wurde: Wiekann ein autarkes EU-Unternehmen – Paypal Europehat seinen Sitz in Luxemburg – US-Gesetze zur Gel-tung bringen? Zumal ein Vertreter der EU vor demGerichtsentscheid im Interview mit der DeutschenWelle die Rechtswidrigkeit bestätigte. Dieser zentra-le Punkt wurde im Zuge des Verfügungsverfahrenskomplett ausgespart.

Den Händlern ist das nicht anzulasten. Für die oftbetroffenen mittelständischen Unternehmen ist je-der Gerichtsprozess eine enorme Belastung. Das Ver-fahren in Traunstein konnte nur durch großen per-sönlichen Einsatz und die Solidarität unter mehrerenKleinhändlern realisiert werden. Das politische Pro-blem hinter der bislang erfolgreichen DurchsetzungUS-amerikanischer Blockadegesetze in der Europäi-schen Union muss von anderen Akteuren auf dieAgenda gesetzt werden. Das Parlament kann eineBasis sein, die Initiative kann und muss aber auchvon der Solidaritätsbewegung ausgehen.

Wie das geht? Die zuständigen Bundes- und Lan-desstellen müssen in die Pflicht genommen werden.Indem z. B. den Zollbehörden das offenbar illegaleVorgehen des Marktführers Paypal zur Anzeige ge-bracht wird, kann der Druck erhöht werden. Para-graph 33 des Außenwirtschaftsgesetzes wird dannnicht mehr ignoriert werden können. So gilt trotzdes vorläufigen Vergleichs vor Gericht: Das letzteWort in Sachen Kuba-Blockade von Paypal ist nochnicht gesprochen. Harald Neuber� Weitere Infos auch unter www.cuba-si.org

... so hallte es durch die Ausstellungshallen der Expo-Holguín (Man hört, man fühlt: Die Fünf sind hier!).Und man fühlte es tatsächlich, dass die Fünf anwe-send waren. Seit 2005 öffnet Holguín, eine Stadt imOsten Kubas, ihre Tore weit für die internationaleSolidarität mit den fünf Kubanern, die seit 1998 inUS-Gefängnissen sitzen. Einer von ihnen ist mittler-weile auf Bewährung entlassen, darf aber nicht zuseiner Familie nach Kuba, sondern muss weitere dreiJahre in dem für ihn gefährlichen Florida verbringen.

413 Delegierte aus 50 Ländern kamen im Novem-ber 2011 zum viertägigen 7. Kolloquium, um dafürzu kämpfen, das Schweigen über diese skandalöseSituation zu brechen.

Das Kolloquium war nicht nur dazu da, Erfahrun-gen auszutauschen und Arbeitspläne zu erstellen,es war auch erfüllt vom Geist des berühmten Satzes„Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“. Die An-gehörigen der Inhaftierten wurden geehrt, sie wur-den würdig und liebevoll als Ehrengäste behandelt,überall einbezogen. Es gab Schweigeminuten. Aus-stellungen zeigten Plakate für die Freilassung derFünf sowie Karikaturen und 24 Werke von GerardoHernández, einem der Fünf – verurteilt zu zweimallebenslänglich. Es wurden Gedichte und Lieder vor-getragen, bei Kundgebungen spielten bekannteMusikerinnen und Musiker, Kinder führten die Ge-schichte Kubas als Theaterstück auf. Die Bevölkerungschmückte die Provinzhauptstadt und weitere Städ-te, sie nahm an einem Fahrrad-Korso und an Work-shops teil, Vertreter sprachen auf Zusammenkünftenzu Ehren der Fünf.

Beeindruckend war der Marsch von TausendenFrauen – aus der ganzen Provinz waren sie nachHolguín gekommen, um am Denkmal Che Guevarasden Worten der US-Amerikanerin Cindy Sheehanzu lauschen. Ihr Sohn starb im Irakkrieg; seitdem istsie ein Symbol des Kampfes für Frieden. Sie übergabeine Kette, die ihr Sohn ihr mit der Inschrift „ForMom, with love“ geschenkt hatte, an die Mütterzweier Gefangener – als Leihgabe, bis die Fünf wie-der frei sind.

Und noch etwas ist sehr hör- und fühlbar gewor-den: die Gründe Kubas, gegen den Terrorismus vor-zugehen. Angehörige der Opfer von Terroranschlä-gen berichteten über ihre damaligen Erlebnisse undGefühle. Und es war schwer zu ertragen, als BrendaEsquivel, eine von zwei venezolanischen Schwes-tern, darüber sprach, wie sie von Posada Carriles ge-foltert wurde. Kein Wunder, dass eine der massivenForderungen war: Gefängnis für Posada Carriles.

Es waren Tage des Nachdenkens, des Mutschöp-fens für das Weiterkämpfen, der Anklage gegen denTerrorismus und des Teilens tiefer Gefühle. Nur dieinternationale Solidarität wird die Fünf befreien.

Brigitte Schiffler� Weitere Infos auch unter www.miami5.de und

www.freiheit-fuer-die-cuban5.de

Se oye, se siente,Los Cinco estánpresente!

Die „Ronda de los Sueños“, eine Gruppe von 60Jungen und Mädchen, überreicht Bilder an dieEhefrauen und Mütter der Cuban Five, hier anAdriana Pérez (Ehefrau von Gerardo Hernández)und Olga Salanuevo (Ehefrau von René González).

Zahlen und FaktenKuba ist laut FAO das einzige Land in Lateinamerika,in dem es keine unterernährten Kinder gibt. Organi-sationen wie z. B. UNICEF bestätigen, dass Kuba beiden Werten zu Lebenserwartung, Kindersterblichkeit,Alphabetisierungsrate, beim Zugang zu Bildung undGesundheitsversorgung ähnliche Werte erreicht wiedie Industrieländer, sie zum Teil sogar übertrifft. DieKindersterblichkeit liegt in Kuba bei 4,5 pro 1000Geburten (2010), die Lebenserwartung bei 77 (Män-ner) und 81 Jahren (Frauen).

Kuba kann im lateinamerikanischen Vergleich diebeste humanitäre Entwicklung vorweisen – das be-legt der Weltbevölkerungsbericht 2011 des UNFPA(Bevölkerungsfonds der UNO).

Interessant sind auch die Daten des Global PeaceIndex. Er wird herausgegeben vom Institute for Eco-nomics and Peace in London, vom Centre for Peaceand Conflict Studies der Universität Sydney sowievon zahlreichen Persönlichkeiten, wie z. B. ErzbischofDesmond Tutu, dem ehemaligen US-PräsidentenJimmy Carter oder der ehemaligen Hochkommissarinfür Menschenrechte der Vereinten Nationen, MaryRobinson. Nach 23 Kriterien wird die Friedfertigkeitvon 153 Ländern bewertet. Kriterien sind u. a. dieBeziehungen zu den Nachbarstaaten, die politischeStabilität des Landes, die Achtung der Menschen-

rechte, die Kriminalität, der Zugang zu Waffen oderdas Potenzial für Terrorakte.

Nun kann man zu solchen Rankings stehen, wieman will – einen Moment innehalten sollte man aberschon: Kuba, das Land, das von den USA als Schur-kenstaat verleumdet und von dem immer wieder dieAchtung der Menschenrechte eingefordert wird,steht in dieser Bewertung vor den USA auf Platz 67(USA: 82). Interessant ist auch: Israel, der enge Ver-bündete der USA, landet auf Platz 145. Und die Län-der, denen mit Krieg die Demokratie beigebrachtwerden soll, sind ebenfalls ganz unten in der Listezu finden – Libyen auf Platz 143, Afghanistan auf150 und der Irak auf 152. Jörg Rückmann� Nachlesen unter: www.visionofhumanity.org,

www.unfpa.org/swp, www.hdr.undp.org

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Cuba Sí revista · Nr. 1/2012 3

I m Jahr 2011 sind die USA nur knapp am Staats-bankrott vorbeigeschrammt, und für 2013 droht

eine weitere Herabstufung durch die Ratingagen-turen. Ganz nebenbei leistet sich „the land of thefree“ den Luxus, dass 46 Millionen seiner Staatsbür-ger an der Armutsgrenze ihr Dasein fristen müssen.Das wäre eigentlich Grund genug, um mit dem Spa-ren anzufangen, aber das Gegenteil ist der Fall. An-scheinend gibt es trotz der 15 Billionen US-DollarStaatsschulden noch genügend Schattenhaushalte,um mit etlichen Millionen „Greenbacks“ die antiku-banische Arbeit zu finanzieren.

Wie die US-Administration das Geld verpulvert,lässt sich nach der guten alten Devise des investiga-tiven Journalismus US-amerikanischer Prägung „fol-low the money“ (folge dem Geld) nachvollziehen.Die Spur der grünen Scheinchen, die sich nur unwe-sentlich vom Monopoly-Spielgeld unterscheiden,führt über Kuba hinaus bis nach Venezuela und inandere Staaten der Bolivarianischen Allianz der Völ-ker unseres Amerika (ALBA).

Der Koordinator der baskisch-kubanischen Infor-mationsplattform cubainformacion.tv, José Manza-neda, veröffentlichte Anfang November 2011 einenspanischsprachigen Videobeitrag, in dem er belegte,wie viel Geld die Vereinigten Staaten von Amerikain ihre antikubanischen Kampagnen stecken. Dabeihandelt es sich aber nur um die Summen, die überöffentlich zugängliche Quellen recherchierbar sind.Hinzu kommen die nicht näher bekannten Budgetsanderer staatlicher Einrichtungen, die gegen das so-

zialistische Kuba arbeiten. An erster Stelle steht hierder Auslandsgeheimdienst CIA.

US-Präsident Barack Obama gab zu Jahresbeginn2011 bekannt, dass seine Regierung 62 MillionenDollar für die politische, gesellschaftliche und media-le Arbeit auf der Insel bewilligt habe. Das ist ein Zu-wachs von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Indieser Hinsicht versucht FriedensnobelpreisträgerObama seinen Amtsvorgänger George W. Bush zutoppen. Der Texaner hatte im Jahr 2008 die Rekord-summe von „nur“ 46 Millionen Dollar locker ge-macht, wie das kubanische Außenministerium da-mals feststellte. Seit 2001 hat das Weiße Haus 116Millionen Dollar in die antikubanische Arbeit inves-tiert. Für die 1990er Jahre nennt Manzaneda 150Millionen Dollar.

Jetzt fördert Obama allein die „Dissidenten“ mit20 Millionen Dollar. Die Summe fließt über die US-Entwicklungsagentur (USAID), die traditionell alsVorfeldorganisation für das State Department unddie CIA agiert. Sie verfügt über ein spezielles „Pro-gramm für die Demokratie auf Kuba“. Die Geldergehen aber nicht sofort auf die Insel, sondern ali-mentieren zunächst Organisationen und Subunter-nehmer, die in Miami (Florida) ansässig sind undsich mit irgendeinem Kuba-Thema beschäftigen. DieSpannbreite reicht von „Parteien“ über religiöse Sek-ten, „unabhängige“ Schwulen- und Lesben-Gruppenund antikommunistische Blogger bis hin zu „nichtoffiziellen“ Kindergruppen. Die große Zahl dieserMinigruppen hat System: Sie soll verhindern, dass

ihre Kontakte auf Kuba der verbotenen Zusammen-arbeit mit einer ausländischen Regierung bezichtigtwerden können.

Nach offizieller Lesart der „Dissidenten“ stammtdas Geld aus „Spenden“ von Exilkubanern. DasDumme ist nur, dass das antikubanische Exil inMiami mit den besagten Projekten bei der USAIDöffentlich nachprüfbar die Finanzierung beantragt.Zu den Begünstigten zählen auch die sogenannten„Damas de Blanco“ („Damen in Weiss“).

Dass der schnöde Mammon auch das jungfräu-lich wirkende Weiß der „Dissidentinnen“ in einerdunkleren Farbe erscheinen lässt, erlebte ihre neueVorsitzende Berta Soler, als sie kürzlich ihren Postenantrat. Sie musste das Fehlen von 20 000 US-Dollaraus der Vereinskasse dementieren, für das Mitglie-der ihre verstorbene Vorgängerin im Amt, Laura Pol-lán, verantwortlich machen.

Der frankokanadische Publizist Jean-Guy Allardverwies bei der Gelegenheit auf zwei Aspekte: Zumeinen ist, wie sich am Beispiel der „Damen in Weiss“belegen lässt, die Grenze zwischen USAID und anti-kubanischen Terrorgruppen fließend. Zum anderenbekommen die „Dissidenten“ manchmal das Geldauch direkt von der US-Interessenvertretung in Ha-vanna ausgehändigt.

2008 machten die kubanischen Sicherheitsbehör-den diese Praxis publik. In Washington kam es zumSkandal – aber nicht wegen der Einmischung in dieinneren Angelegenheiten eines souveränen Staates,sondern weil der Bundesrechnungshof der USA auf„finanzielle Unregelmäßigkeiten“ bei der Mittelver-gabe gestoßen war.

Groß war auch der Aufschrei bei den antikubani-schen Hardlinern, als Ende 2010 bekannt wurde,dass der höchste US-Diplomat auf der Insel, Jona-than Farrar, in einem von Wikileaks veröffentlichtenTelegramm festgestellt hatte, dass die örtliche Dissi-denten-Community „gespalten, von Individualisten,die schlecht im Team arbeiten, beherrscht“ ist. Dasantikubanische Exil ließ seine Muskeln spielen, undder Berufsdiplomat Farrar wurde abberufen.

Jenseits dieser inner-US-amerikanischen Konfliktekümmert sich das State Department auch um dieAusbildung von „Journalisten“ und sorgt dafür, dassderen Artikel in den „wichtigsten internationalenNachrichtenagenturen erscheinen“.

Aber „Dissidenten“ erhalten ihr Geld nicht nuraus den USA. So hat die im Baskenland liegendeUniversidad Pública de Navarra (UPN) ihren mit36 000 Euro (50 000 US-Dollar) dotierten „Men-schenrechtspreis“ im Jahr 2011 der „Bloggerin“Yoani Sánchez zukommen lassen. Deren „Preisgel-der“ sollen sich mittlerweile auf 300 000 Euro sum-miert haben, wobei ein nicht geringer Teil von spani-schen und mexikanischen Medien stammt. Diesezählen Yoani Sánchez zu den „100 weltweit ein-flussreichsten Denkern“. So schreibt es zumindestdas US-Strategieblatt „Foreign Policy“, obwohl –oder gerade weil – nur zwei Prozent der Kubanersie kennen, wie US-Diplomaten in einer von ihnenselbst auf der Insel durchgeführten Umfrage feststel-len konnten. Aber diese Erkenntnis hat bisher nichtdazu geführt, dass Washington aufhört, das viel zuknappe Geld aus dem Fenster zu werfen.

In Venezuela geschieht Vergleichbares. Die US-amerikanisch-venezolanische Journalistin Eva Golin-ger berichtete 2010, dass Washington jährlich mit40 bis 50 Millionen US-Dollar die gleichermaßenfacettenreiche wie gespaltene Opposition des Lan-des finanziert. Sie soll bei den Präsidentschaftswah-len am 7. Oktober 2012 Amtsinhaber Hugo Chávezentthronen. Hier bahnt sich für Washington dienächste Pleite an. Ingo Niebel

Füretwas mehrals eine

Hand voll DollarPleitestaat USA investierte mehrere Hundert Millionen Dollar in antikubanische Arbeit.

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„Unser Amerika“und DIE LINKE

Die Staats- und Regierungschefs Lateinamerikasauf dem Gründungskongress der CELAC inCaracas im Dezember 2011

Lateinamerika verstört die neoliberale Welt. Seit denWahlsiegen von Hugo Chávez 1998 in Venezuelaoder von Evo Morales 2005 in Bolivien spricht manvon einem „Linksruck“ in dieser Region – aber es istmehr als das: Die politischen Entwicklungen in La-teinamerika haben etwas von dem, was José Martí1891 als „Unser Amerika“ (Nuestra América) be-zeichnete. Er rief die Völker Lateinamerikas auf, sichder eigenen Kultur zu besinnen, gemeinsam für ihreInteressen zu kämpfen und Streitigkeiten unterei-nander beizulegen.

Lateinamerikanische IntegrationAnfang Dezember 2011 schaute die Welt nach Cara-cas zum Gründungskongress der „Gemeinschaft La-teinamerikanischer und Karibischer Staaten“ (CE-LAC). Der CELAC – formell Nachfolgerin der Rio-Gruppe – gehören 33 Staaten mit unterschiedlicherpolitischer Ausrichtung an. Kuba ist gleichberechtig-

dem SUCRE soll der Außenhandel der Länder Latein-amerikas vom US-Dollar abgekoppelt und die Regionvor globalen Finanzschocks bewahrt werden. Er sollhelfen, Devisen einzusparen und lokale Wirtschafts-kreisläufe zu stärken. In der ersten Hälfte des lau-fenden Jahres haben Kuba, Venezuela und Ecuadorbereits Waren im Wert von rund 144 Millionen US-Dollar über den SUCRE gehandelt.

Mehrere Länder der Region haben sich aus demIWF verabschiedet. Venezuela nimmt seit 2000 keineKredite mehr bei der Weltbank auf und trat 2007aus IWF und Weltbank aus. Brasilien verzichtet seit2004 auf IWF-Kredite, Argentinien und Uruguay seit2005, Bolivien, Ecuador und Peru seit 2006.

Die Präsidenten Venezuelas und Argentiniens ver-ständigten sich 2006 auf die Gründung einer Ent-wicklungsbank, der „Bank des Südens“ (Banco delSur). 2007 wurden Ecuador und Brasilien Mitglied,später auch Bolivien, Paraguay und Uruguay. Unab-hängig von seiner Größe und seiner Geldeinlagewird jedes Land das gleiche Stimmrecht haben, undes besteht ein Konsensprinzip für Geschäftsentschei-dungen. Die „Bank des Südens“ wird ihre Arbeitaufnehmen, sobald auch die Parlamente der Mitglie-

lich in der Spalte der Ereignisse. Die hegemonialenAgenturen berichteten über Lateinamerika nur,wenn Tragödien geschehen oder um politische undsoziale Prozesse zu verteufeln.“ Inzwischen habenverschiedene Sender ihre Tätigkeit aufgenommen(ALBA-TV, Radio del Sur und TeleSur). Im Juni 2011haben neun Vertreter lateinamerikanischer Presse-agenturen (Kuba, Venezuela, Mexiko, Ecuador, Ar-gentinien, Guatemala, Bolivien, Paraguay und Brasi-lien) den Grundstein für eine lateinamerikanischePresseagentur (ULAN) gelegt.

Erfahrungen linker PolitikLateinamerika entwickelt ein neues Selbstbewusst-sein. Es tritt als souveräner Handelspartner auf,schafft neuartige Wirtschaftskooperationen und wirdvon den aufstrebenden Industriestaaten wegen sei-nes Rohstoffreichtums regelrecht umworben. DieLinksentwicklungen in Lateinamerika tragen dazubei, das ökonomische System der Welt neu zu justie-ren. Halten Europa und die USA an ihren „Freihan-dels“-Ideen fest, könnte dies zu einem ökonomi-schen Nachteil für sie werden.

„Lateinamerika ist derzeit die Region der Erde“,schreibt Ignacio Ramonet (Chefredakteur der spani-schen Ausgabe der „Le Monde diplomatique“), „inder die meisten Erfahrungen linker Politik gesam-melt werden. Wenn wir den sozialen Fortschritt inanderen Teilen der Erde voranbringen wollen, müs-sen wir uns über dieses Geschehen informieren.“

Im Fadenkreuz desWestensZu diesem Geschehen gehört ein wichtiger Fakt: Dielateinamerikanische Integration, so wie wir sie ge-genwärtig erleben, wäre nicht denkbar ohne das so-zialistische Kuba. Der Inselstaat symbolisiert für dieLänder der Region – aber auch für alle Länder desglobalen Südens – die erfolgreiche Verteidigung desRechtes der Völker, ihren Entwicklungsweg selbst zubestimmen. Dieser Zusammenhang wird von einigenLINKEN gelegentlich übersehen.

Seit der Revolution im Jahr 1959 stellt Kuba seineSouveränität, die soziale Entwicklung und die eigeneNutzung der natürlichen Reichtümer des Landes inden Mittelpunkt seiner Politik. Heute gestalten meh-rere Länder Lateinamerikas in diesem Sinne tiefge-hende Transformationsprozesse und schließen sichzusammen. Sie geraten damit – so wie Kuba seitüber 50 Jahren – ins Fadenkreuz des Westens. Erin-nert sei hier an den Putsch in Venezuela (2002), dieAktionen gegen die Einheit Boliviens (2008), diePutsche in Honduras (2009) und Ecuador (2010).Und mit großer Sorge beobachten vor allem die Re-gierungen der ALBA-Staaten das militärische Agie-ren der USA in Lateinamerika.

Die Haltung der LINKENDIE LINKE beschreibt sich in ihrem neuen Parteipro-gramm als „internationalistische Friedenspartei“ undstrebt „eine solidarische Weltwirtschaftsordnung“an, „die nachhaltige Entwicklungsperspektiven fürdie ärmeren Länder schafft, globale und soziale,ökologische und demokratische Rechte durchsetzt,statt die Konkurrenz um Anteile an weltweiten Ex-portmärkten voranzutreiben.“

Lateinamerika bricht mehr und mehr mit demneoliberalen Wirtschaftssystem; CELAC, UNASURund ALBA demonstrieren, wie eine friedliche, gleich-berechtigte und solidarische Zusammenarbeit aufunserem Planeten funktionieren kann.

Für die Mitglieder der Partei DIE LINKE bedeutetdas: Solidarität mit dem Linksprozess in Lateiname-rika, Solidarität mit Kuba – Solidarität mit „UnseremAmerika“! Jörg Rückmann

der Brasilien und Paraguay ihre endgültige Zustim-mung gegeben haben.

Mehrere Länder Lateinamerikas haben große In-dustrien vergesellschaftet oder mit ausländischenKonzernen neue Verträge ausgehandelt. Die Einnah-men z. B. aus dem Abbau von Rohstoffen bleibennun zum großen Teil im Land und können für Infra-strukturprojekte und Sozialprogramme verwendetwerden. Eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeitexistiert auch im Rahmen des PETROCARIBE-Ab-kommens von 2005. Venezuela liefert 15 Staatender Region Erdöl zu Vorzugspreisen. Ein weiteresBeispiel für die lateinamerikanische Integration istdie Gründung der „Union Südamerikanischer Natio-nen“ (UNASUR) im Jahr 2008. UNASUR spielte einewichtige Rolle bei der Beilegung des Konflikts zwi-schen Venezuela und Kolumbien im Juli 2010.

Auch die Berichterstattung über die politischenVeränderungen wollen die Länder Lateinamerikasselbst übernehmen. „Lateinamerika müsse sich mitden eigenen Augen betrachten“, so Freddy Fernán-dez, Präsident der venezolanischen Nachrichten-agentur AVN. „Die kommerziellen Medien widmetensich allein den Eliten, und das Volk erscheine ledig-

tes Mitglied. Die CELAC ist ein lateinamerikanischesBündnis ohne die USA und Kanada, das sich die re-gionale Kooperation und Integration sowie die Soli-darität auf seine Fahnen geschrieben hat.

Schon seit 1998 beschreiten mehrere lateiname-rikanische Länder neue politische Wege, um derneoliberalen Umklammerung und den Schockthera-pien von IWF und Weltbank zu entkommen. Gleich-zeitig wollen diese Länder ihre gemeinsamen Inter-essen gegenüber dem reichen Norden vertreten. ImDezember 2004 unterzeichneten Venezuela undKuba eine Erklärung zur Gründung der „Bolivaria-nischen Allianz für die Völker Unseres Amerika“(ALBA). ALBA stellt einen Gegenentwurf zur Ideeder gesamtamerikanischen Freihandelszone ALCAdar und basiert auf den Prinzipien der Zusammenar-beit und Solidarität. Neben Kuba und Venezuela ge-hören heute Bolivien, Nicaragua und Ecuador, Domi-nica, Antigua und Barbuda sowie San Vincente unddie Grenadinen diesem Bündnis an.

Im Oktober 2009 beschlossen die ALBA-Länderden Aufbau einer neuen regionalen Finanzarchitek-tur – das „Einheitliche System für den regionalenZahlungsaustausch“ (SUCRE). Der SUCRE soll nebenden ALBA-Mitgliedern allen Ländern Lateinamerikasund der Karibik offen stehen. Er fungiert derzeit alsVerrechnungswährung und soll – ähnlich wie beimEuro – später als Bargeld ausgegeben werden. Mit

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� In Deutschland gibt es viele Kuba-Solidari-tätsgruppen – und ein Netzwerk ...

Ja – das Netzwerk Cuba ist vor knapp 20 Jahrenentstanden; es sollte die Solidaritätsbewegung inDeutschland koordinieren und die unterschiedlichenlinken Traditionen zusammenführen, Kommunisten,Sozialisten, linksgrüne Sozialdemokraten und unab-hängige Linke oder aus Kirchen und Gewerkschaf-ten. Ziel war, eine breite, pluralistische Bündnisstruk-tur zu errichten. Dies gilt auch heute noch: Wir rufenall jene auf, für die Solidarität auch weiterhin eingrundlegender Wert ist, sich für Kuba politisch undmateriell zu engagieren.

� Welche Aufgaben hat das Netzwerk?Die wichtigste Aufgabe besteht darin, Öffentlich-

keit für das sozialistische Kuba herzustellen – eineGegenöffentlichkeit zum offiziellen Kuba-Bild derHerrschenden in den bürgerlichen Medien. Dazu ge-hört auch, über die Hilfe zu informieren, die Kuba invielen Regionen des globalen Südens leistet – soz. B. die medizinische Unterstützung und die Be-kämpfung von Analphabetismus. Um diese konkreteHilfe Kubas haben die bürgerlichen Medien eine fastundurchlässige Mauer des Schweigens errichtet. DasNetzwerk hat deshalb im September 2011 eine Info-tour mit kubanischen Ärzten organisiert, die in Haitihelfen. Diese Veranstaltungen haben Aufmerksam-keit erregt, punktuell haben auch die Medien dar-über berichtet. Hier hatte das Netzwerk eine Koordi-nierungsaufgabe für alle Gruppen übernommen.

In diesem Jahr organisiert das Netzwerk das Tref-fen der europäischen Solidaritätsgruppen. Von die-sem Treffen sollen Impulse ausgehen für den Kampfgegen die völkerrechtswidrige Blockade der USA so-wie gegen die kubafeindliche EU-Politik. Auch soll

über neue Ideen für die Kampagne zur Freilassungder Cuban Five beraten werden.

Und ich will auch eine Aktion erwähnen, die dasNetzwerk für die Cuban Five organisiert hat: die eu-ropaweite Kampagne „Eine Million Unterschriftenfür die Cuban Five“. 400 000 Menschen haben dieseKampagne unterstützt und von Präsident Obama dieBegnadigung der Fünf gefordert.

� Im Netzwerk haben sich über 40 Solidari-tätsgruppen zusammengeschlossen ...

Gemeinsamer Nenner aller Gruppen sind genaudiese drei Punkte: der Kampf gegen die seit nunmehr50 Jahren bestehende US-Blockade, gegen die euro-päische Light-Version dieser Blockadepolitik in Formdes „Gemeinsamen Standpunktes“ der EU zu Kubasowie der Kampf für die Freilassung der Cuban Five.Und grundsätzlich ist allen Soligruppen eines ge-meinsam: Sie verteidigen das Recht Kubas, eineneigenen, selbstbestimmten Weg mit sozialistischemCharakter zu verfolgen.

Aber es gibt unterschiedliche Gewichtungen inder Arbeit der einzelnen Gruppen. Einige arbeitenmehr auf der politischen Ebene, andere unterstützenkonkrete Projekte in Kuba. Manche, so wie Cuba Sí,sind eine gute Symbiose eingegangen zwischen derpolitischen und der „nur“ humanitären Hilfe. DieMilchprojekte von Cuba Sí sind hoch politisch, siehelfen, das Versprechen der kubanischen Revolutioneinzulösen, jedem Kind in Kuba täglich einen halbenLiter Milch zu geben.

Sicherlich spielt auch die politische, die gesell-schaftliche und regionale Herkunft eine Rolle, wiedie Solidaritätsarbeit gestaltet wird. Kubafreunde,die ihre Wurzeln in der DDR haben, erinnern sichz. B. daran, dass Solidaritätsarbeit immer mit einerstarken materiellen Unterstützung verbunden war.Das Verabschieden von Resolutionen – so richtigund wichtig diese auch sind – hilft allein nicht.

� Wie kann es besser gelingen, beim ThemaLateinamerika und Kuba diese mediale Mauerdes Schweigens zu überwinden?

Lateinamerika ist von Außenminister Westerwellezu einem strategischen Ziel deutscher imperialer Po-litik erklärt worden – es geht um Märkte, Rohstoffe,Kontrolle und Besitz der Biodiversität und der enor-men Wasserreserven.

Um diese strategischen Ziele zu verwirklichen,versuchen die reichen Länder des Nordens, sich derlinken Regierungen in Lateinamerika zu entledigen –vor allem in Kuba und Venezuela. In Venezuela fin-den im Oktober Präsidentschaftswahlen statt, undalles deutet darauf hin, dass es eine massive Ein-flussnahme von außen geben wird. Darauf sind diemeisten deutschen Stiftungen schon programmiert.

Die Solidaritätsbewegung für Kuba und Latein-amerika muss sich noch besser koordinieren undnoch mehr gemeinsame Kampagnen organisieren.In unserer Argumentation muss im Mittelpunkt ste-hen, dass es der lateinamerikanischen Linken gelun-gen ist, eine volksnahe Politik zu entwickeln. Sie zieltauf eine Umverteilung des Reichtums durch die De-mokratisierung der Wirtschaft. Dabei spielt die Stär-kung des Mittelstandssektors, die Entfaltung desGenossenschaftswesens und die Übernahme vonSchlüsselbereichen der Wirtschaft durch den Staateine zentrale Rolle. Wir müssen natürlich auch diegroßen Erfolge Kubas thematisieren: so z. B. dieBildung und die Gesundheitspolitik. Und – immerwieder – müssen wir erklären: Die Länder Latein-amerikas haben das Recht, ihren Entwicklungswegselbst zu bestimmen.

� Die Kubafreunde sind in ihren Gruppenaktiv, viele verbringen zudem ihre Freizeitmit verschiedenen politischen Engagements.Wo findet man noch neue Unterstützer fürdie Netzwerk-Arbeit?

Die Solibewegung braucht vor allem viele jungeMitstreiter! Diese Aufgabe müssen wir aktiv ange-hen. Auch hier ist die Information wichtig: Wir müs-sen dorthin, wo die Jungen sind – an die Unis bei-spielsweise. Wir müssen mehr attraktive Veranstal-tungen organisieren und auch junge Leute im Rah-men von Informationsreisen nach Kuba bringen. ImNetzwerk muss sich eine Verjüngung auch auf derVorstandsebene widerspiegeln.

� Was wünschst Du Dir als Vorsitzender desNetzwerkes für die Solidaritätsarbeit?

Ich wünsche mir für Kuba, dass die Landwirt-schaft richtig auf die Beine kommt. Venezuela mussauf Kurs bleiben, weil dies auch Kuba zugutekommt.In dieser Kombination wird das in Kuba auch die Po-litik eines nachhaltigen Wirtschaftens stärken. Ichwünsche mir eine erfolgreiche Europäische Solidari-tätskonferenz und das Entstehen einer breiten Be-wegung, die in Europa den „Gemeinsamen Stand-punkt“ zu Fall bringt. Von der LINKEN erwarte ich,dass sie zu Kuba und Lateinamerika nicht demDruck der bürgerlichen Parteien und ihren Mediennachgibt. Dies zusammen wird auch der Weiterent-wicklung der sozialistischen Demokratie in Kuba för-derlich sein. Die Fragen stellte Jörg Rückmann.

Ein breites Bündnisfür die

SolidaritätGespräch mit dem Vorsitzenden des Netzwerk Cuba – informationsbüro e.V., Harri Grünberg

Harri Grünberg (rechts) mit seinen MitstreiternFrank Schwitalla (Mitte) und Edgar Göll (links)bei der Mahnwache für die Cuban Five in Berlinam 12. September 2011.

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6 Cuba Sí revista · Nr. 1/2012

Nachhaltigkeitsworkshop von ACPA und Cuba Sí inBerlin im Oktober 2011: Die Projektleiter René Rico(Guantánamo) und Eduardo Sosa (Mayabeque) sowiedie Präsidentin von ACPA, Teresa Planas, und Cuba Sí-Koordinatorin Miriam Näther (v. r.n. l.) erläutern dieZiele unserer neuen Projekte.

Im Herbst 2011 beschloss der Koordinierungsratder AG Cuba Sí den Kauf jeweils eines Traktorsfür jedes unserer vier Milchprojekte. Die Idee da-zu entstand bei Gesprächen mit den Projektlei-tern. Traditionelle Produktionsmethoden, also derEinsatz von Pferden und Ochsen in der Landwirt-schaft, spielen in Kuba eine wichtige Rolle. RaúlCastro forderte 2006 seine Landsleute auf, sichaufgrund der Knappheit von Maschinen undKraftstoff verstärkt auf diese ökologischen Me-thoden zu besinnen.

Doch auch die kubanische Landwirtschaftkommt nicht ohne einen gewissen Grad der Me-chanisierung aus. Gerade für die effektive Bewirt-schaftung großer Felder sind Traktoren nötig. Dielandwirtschaftlichen Betriebe, in denen unsereProjekte realisiert werden, verfügen alle übereinen Maschinenpark mit mehreren Traktoren.Die meisten davon sind jedoch schon weit über

20 Jahre alt, und die Instandsetzung oder Remo-torisierung dieser alten Maschinen ist nicht immeroder nicht immer problemlos möglich. So konntein einem Fall zwar ein neuer Motor besorgt wer-den, das zu hohe Drehmoment führte aber zu Pro-blemen mit dem alten Getriebe.

Deshalb kaufen wir für jedes Projekt einenneuen Traktor der weißrussischen Marke Belarusim Gesamtwert von 80 000 Euro. Diese Traktorenzeichnen sich durch ihre einfache und robusteTechnik aus. Zudem sind die kubanischen Bauernund Mechaniker mit Maschinen dieser Marke bes-tens vertraut, da Kuba seinerzeit aus der Sowjet-union fast ausschließlich Belarus-Traktoren bezog.Ersatzteile können die Kubaner über die Belarus-Niederlassung in Havanna beziehen, sie unterlie-gen also nicht den Blockade-Gesetzen der USA.

Die Traktoren werden jeweils mit einem Schei-benpflug und einem Motorreparaturset ausgelie-fert. Die Ankunft der Traktoren auf unseren Projek-ten erwarten wir im ersten Quartal 2012.

Vier Traktoren für Kuba

E igentlich wollte Cuba Sí seine vier Milchprojektenach drei Jahren Laufzeit auf fünf Jahre verlän-

gern (Revista 2/2010). Nach langen Gesprächen mitunseren Projektleitern, mit ACPA und Vertretern deskubanischen Landwirtschaftsministeriums und nachunserem Nachhaltigkeitsworkshop im Oktober 2011haben wir diese Pläne erweitert: Im Januar 2012 fielnun der Startschuss für vier neue Projekte in unserenbisherigen Projektregionen mit einer Laufzeit vonfünf Jahren. Diese neuen Projekte umfassen nebenbisher noch nicht begünstigten Produktionseinheitenauch Teile schon abgeschlossener Projekte.

Die Projekte von ACPA und Cuba Sí besitzen Re-ferenzcharakter für die kubanische Landwirtschaft.

Sie arbeiten auf einem hohen technischen und wis-senschaftlichen Niveau, haben für die Regionen Stei-gerungen der landwirtschaftlichen Produktion, eineVerbesserung des technischen und sozialen Stan-dards gebracht und weisen eine ökonomisch renta-ble Bilanz auf. Von großer Bedeutung ist außerdemder Multiplikatoreffekt auf umliegende landwirt-schaftliche Betriebe. Am Beispiel unseres neuenProjektes „Dos Ríos“ in der Provinz Sancti Spíritusmöchten wir erläutern, was sich die Mitarbeiter vor-genommen haben und wie eine dauerhaft nachhal-tige Arbeitsweise gesichert werden soll.

In den vergangenen Jahren wurden hier die agro-technische Situation, die Futtermittelproduktion und

auch die Infrastruktur verbessert. Aber bedingt durchgeringe Niederschlagsmengen, die Auswirkungendreier Wirbelstürme und die unzureichende Verfüg-barkeit von Jungtieren gelang es nicht, den Herden-bestand zu erweitern und zu verjüngen.

Das neue Projekt in Sancti Spíritus wird deshalballe Anstrengungen darauf verwenden, den zootech-nischen Zyklus zu schließen, um so Nachwuchszuchtund Milchproduktion zu steigern. In Zahlen heißtdas: Bis zum Projektende 2016 soll die Milchproduk-tion in den ausgewählten Produktionseinheiten desProjektes auf 2 Millionen Liter jährlich erhöht unddamit verdoppelt werden. Voraussetzungen dafürsind die Integration von Zucht- und Aufzuchtstatio-nen für Kälber und Färsen sowie die kontinuierlicheVerbesserung der Futtergrundlage. Für die Vergröße-rung der Herde müssen ausreichend Weide- undFuttermittelflächen mit entsprechender technischerAusrüstung zur Verfügung stehen – eine große Her-ausforderung, da die Provinz Sancti Spíritus beson-ders stark vom Dornenstrauch Marabú befallen ist.

Im neuen Projekt sollen 786 Hektar landwirt-schaftliche Fläche nutzbar gemacht werden. Vorge-sehen ist außerdem, 1166 Hektar Weidefläche vonUnkraut zu befreien und durch den Besatz mit pro-teinreichen Futtergräsern aufzuwerten. Die Weide-einheiten werden mit Solarzäunen und „lebenden

Pfosten“ in 725 Koppeln unterteilt. Auf einer Flächevon ca. 250 Hektar werden Kinggras und Zuckerrohrfür den Frischfutterschnitt zur Gabe während derTrockenzeit (November bis April) gepflanzt.

Auch muss für eine stabile Milchproduktion dieWasserversorgung in allen Weideeinheiten gesichertwerden. Hierzu sollen fünf Brunnen gebohrt bzw.gereinigt werden. Windkraftpumpen helfen, Kraft-stoff – und damit Devisen – einzusparen. Geplantsind weiterhin zwei Wasserspeicher.

Auch die Kleintierproduktion sowie die Erzeu-gung von Eiern, von Feldfrüchten und Obst soll aus-geweitet werden. Dazu ist vorgesehen, die entspre-chenden Arbeitsmittel einzukaufen und die landwirt-schaftlichen Flächen vorzubereiten. Zukünftig sollendiese Erzeugnisse vermehrt auf den umliegendenBauernmärkten verkauft werden. So werden dieökonomische Nachhaltigkeit des Projektes im Sinneder nationalen Strategie der Diversifizierung der ku-banischen Landwirtschaft erhöht und die Einkom-men der Begünstigten verbessert.

Natürlich beinhaltet der Projektplan auch dieweitere Modernisierung und Instandsetzung vonWohnhäusern der Arbeiter sowie die Ausrüstung mitBiogasanlagen. Für kulturelle Veranstaltungen wer-den wir die technische Ausstattung liefern. Geplantist der Ausbau eines alten Kolonialhauses zu einemGästehaus. Die bestehende Werkstatt zur Reparaturder landwirtschaftlichen Maschinen wird ausgebautund um eine Schmiede erweitert.

Mit der erfolgreichen Umsetzung all dieser Vor-haben steigt auch der Bedarf an Arbeitskräften. Des-halb sollen während der Projektlaufzeit 50 neueArbeitsplätze geschaffen werden.

Cuba Sí wird in den nächsten fünf Jahren für jedesder vier neuen Projekte 500 000 CUC (ca. 400 000Euro) bereitstellen – ausschließlich aus Spenden fürdie Kampagne „Milch für Kubas Kinder“. Konny

Startschussfür die neuen

MilchprojekteFür die nächsten fünf Jahre hat sich Cuba Sí anspruchsvolle Ziele gesetzt.

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Unser „Compañero herrero“, der Schmied JoachimSchwarz, hatte eine phantastische Idee: Anfang2010 besuchte er unser Projekt in Yateras (ProvinzGuantánamo), um die Arbeiter für die neue Schmie-de auszubilden (Revista 1/2010). Bei diesem Besuchkam ihm der Gedanke, dem Ort eine neue Fußgän-gerbrücke über den Río Guayabal zu spenden.

Zurück in Deutschland tüftelte er den Bauplanfür eine Konstruktion aus Stahl und Holz mit einerTragfähigkeit von 5 Tonnen aus, den er von einemPrüfstatiker bestätigen ließ. Joachim verarbeitete300 kg Stahl und ließ die Konstruktion anschließendfeuerverzinken und pulverbeschichten. Die Stahlteileschickten wir im August 2011 per Solicontainer nachGuantánamo. Die benötigten Holzbalken und -plan-ken für die Brücke wurden in Yateras aus einheimi-schem Holz gefertigt.

Anfang Oktober 2011 reiste Joachim zur Monta-ge der Brücke nach Kuba. In Gesprächen mit derKreisregierung und unter Einbeziehung der Anwoh-ner wurde zuerst der genaue Standort für die Brückebestimmt. Man entschied sich, eine alte Brückenkon-struktion aus Stahlseilen und Holzplanken zu erset-zen, um die Überquerung des Flusses für ältere Per-sonen und Kinder sicherer zu machen. Die neuenFundamente haben die kubanischen Maurer so di-mensioniert, dass sie auch bei starkem Regen demansteigenden Fluss standhalten.

Während die Fundamente aushärteten, wurdenvor unserer Schmiede die Holzteile gebohrt und la-ckiert sowie die Brücke komplett vormontiert. Fürdas Aufsetzen der Brücke auf die Fundamente kamextra ein Kranwagen aus Guantánamo-Stadt, der dieKonstruktion an den Haken nahm und über denFluss hob. Zur Einweihung kam fast ganz Yateras,um bei Caldosa und Musik ausgelassen zu feiern.

Tagelange Regenfälle unterbrachen die Arbeitenan der Brücke immer wieder, aus den geplantenzehn Tagen wurden drei Wochen. Aber diese Zeitnutzte Joachim, um mit den beiden Arbeitern derSchmiede an der Verfeinerung ihrer Schmiedetechnikzu arbeiten und sie im nachhaltigen Umgang mitspeziellen Werkzeugen zu schulen. Joachim halfauch, die im letzten Solicontainer mitgeschicktenMaschinen aufzubauen und anzuschließen.

Derzeit überlegen Projekt- und Granjaleitung, obdie Schmiede in neue Räume umziehen sollte. Unse-re Schmiede ist ein großer Erfolg. Um Teile fertigenoder reparieren zu lassen, kommen die Kunden so-gar von weit her. Mit ihrer technischen Ausstattungkönnte die Werkstatt aber weitaus mehr leisten, alses in dem jetzigen kleinen Raum möglich ist. In grö-ßeren Räumen könnten die Arbeiter z. B. auch Zaun-felder, Torflügel oder Fenstergitter fertigen. Außer-dem wäre die Integration anderer Bereiche möglich,wie z. B. die Kfz-Mechanik.

Auch technische Gründe spielen eine Rolle: DieSchmiede besitzt immer noch keinen Drehstroman-schluss. So können derzeit zum Beispiel eine neuegroße Säulenbohrmaschine und ein neuer Schweiß-trafo noch nicht benutzt werden. Die Schmiede istmit ihren technischen Möglichkeiten einmalig in derRegion unseres Milchprojektes, deshalb haben alleBeteiligten ein großes Interesse daran, diese Mög-lichkeiten noch besser zu nutzen.

Ein möglicher neuer Standort für die Schmiede istlaut Projektleiter René Rico schon gefunden, die Ent-scheidung über den Umzug soll im ersten Quartal2012 fallen. Konny

Eine Brückefür Yateras

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� Foto oben: Hier soll die neue Brücke aufgebaut werden. Der Vorsitzende der Kreisverwaltung (6. v. l.)besichtigt den alten und unsicheren Übergang über den Rió Guayabal.

� Foto Mitte: Die Teilnehmer der Cuba Sí-Rundreise im Dezember 2011 bestaunen die neue Brücke.� Foto unten: Die beiden Arbeiter der Schmiede probieren die neue Winkelbiegemaschine aus.

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Cuba Sí revista · Nr. 1/20128

Unbedingt wollte ich einmal ein Cuba Sí-Projekt auseigenem Erleben kennenlernen und direkt in Kubaunterstützen. In meiner Tätigkeit für Cuba Sí inSchwerin erkläre ich anderen oft unsere Projektar-beit für Kuba – jetzt endlich sollte sich mein Traumvom Workcamp erfüllen.

Die drei erlebnisreichen Wochen auf dem Cuba Sí-Projekt in Rosafé (Provinz Mayabeque) sind nun lei-der schon wieder vorbei. Ein Abenteuer, das diezehn Teilnehmer mit ganz unterschiedlichen Einstel-lungen, Vorstellungen und Illusionen antraten unddas bei jedem von uns auch verschiedene Eindrückeund Erinnerungen hinterließ. Heute können wir diekubanische Mentalität viel besser verstehen und ha-ben erlebt, was Blockade wirklich bedeutet.

Unsere gemeinsame Zeit begann mit einem Vor-bereitungstreffen in Berlin. Justo, hauptamtlicherMitarbeiter von Cuba Sí, informierte uns über dieMilchprojekte, erzählte von den Schwierigkeiten aufder Karibikinsel und gab Tipps für unseren Aufent-halt. Auch kosteten wir schon einmal den kubani-schen Rum – später dann in Kuba leerten wir somanche Flasche dieses wundervollen Getränks.

Unser Aufenthalt begann mit dem Kennenlernenunserer kubanischen Partner und der Besichtigungdes landwirtschaftlichen Betriebes. Man zeigte unsdie Biogasanlagen, die die Wohnhäuser versorgen.Sie sehen – anders als bei uns – eher aus wie abge-deckte Brunnen; für Kuba eine rentable Bauweise.

Nur wenige von uns konnten Spanisch, doch mitHänden und Füßen, ein paar Brocken Englisch undgutem Willen klappte die Verständigung mit den Ar-

uns einen guten Einblick in die Arbeit unserer Part-nerorganisation gab.

Über eines unserer Projekte kann ich nun meineeigenen Erfahrungen mit anderen teilen – und ichwürde am liebsten schon die nächste Reise planen.Hasta la próxima! Heidi Puchala

beitern auf den Granjas ganz gut, ob beim Ausmis-ten, beim Streichen der Begrenzungspfähle der Wei-den, Füttern, Mähen oder Heu wenden. Schade nur,dass wir keinen unserer kubanischen Mitstreiter alsGast bei unseren Fiestas wiedertrafen.

Aber unser Aufenthalt bestand nicht nur aus Ar-beit. Natürlich hatten wir auch Zeit, im Meer zu ba-den und die Hauptstadt zu erkunden; sogar Dominolernte ich spielen. Unser Einsatz fand seine Würdi-gung auch im Besuch der Präsidentin von ACPA, die

Die Workcamper besuchen das Altenheim inSan José. Diese 100-jährige Bewohnerin hatteviele Fragen an die Gäste aus Deutschland.

Treffen der Filmemacher: Florian Thiele (links), MichaelSchaar (rechts) und ihr „Lehrer“ Hans-Peter Weymar.

Der TraumvomWorkcamp

Wie wird man eigentlich Filmemacher?Micha lacht: „Um zu lernen, haben wir uns in dieserZeit jede Menge Dok-Filme reingezogen – so vielehabe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gese-hen!“ Zu Hilfe kam den beiden auch Hans-PeterWeymar, der Regisseur von „Sueños cubanos“. Siedurften Scripte seiner Filme lesen und konnten sicheine Menge über Bildkomposition, Schnitt und Be-lichtung bei ihm abschauen. „Auch haben wir einigeWorkshops zur Filmemacherei auf der ‚LiMA‘, der‚Linken Medienakademie‘, besucht, die uns weiter-gebracht haben“, berichtet Micha.

Im 20. Jahr von Cuba Sí sind unsere CompañerosFlori und Micha mit der Kamera losgezogen und ha-ben Wegbegleiter von Cuba Sí, Politiker der LINKEN,unsere Partner in Kuba und natürlich die aktivenCuba Sí-Freunde nach ihren Erinnerungen befragt.Herausgekommen ist ein 45-minütiger, sehenswerterund sehr emotionaler Interviewfilm über die Ge-schichte von Cuba Sí.

„Eigentlich“, gesteht Flori, „hatten wir keinenblassen Schimmer, wie man einen Film macht. OhneKonzept haben wir einfach drauflosgedreht.“ Und

Rund 70 Interviews haben die beiden geführtund waren dafür viele Kilometer auf Achse. EinigeSzenen sind sogar in Kuba während der Buchmesseim Februar 2011 entstanden. „Während der Drehar-beiten“, erzählt Flori, „haben wir viele interessantePersönlichkeiten vor die Kamera bekommen, die wirsonst nie kennengelernt hätten, so z. B. den Präsiden-ten der kubanischen Nationalversammlung, RicardoAlarcón, den Fidel-Biographen Ignacio Ramonetoder den Regisseur Manfred Wekwerth.“

Natürlich lief nicht immer alles glatt, schmunzelndie beiden. „Einige Interviews mussten wir sogarwiederholen. Und bei einem Dreh haben wir ersthinterher gemerkt, dass das Mikro gar nicht einge-schaltet war – peinlich, peinlich.“

60 Stunden Material auf Filmlänge zu kürzen warfür die beiden Jungfilmer die größte Schwierigkeit,und sie haben sich während dieser Arbeit so mancheNacht um die Ohren geschlagen. „Tausend Todesind wir gestorben – und wir entschuldigen uns beiallen, die nicht im Film zu sehen sind.“ Doch es wäreschade, dieses Material nicht zu zeigen. Deshalb sol-len einige der nicht verwendeten Interviews auf un-serer Website veröffentlicht werden.

„Als Cuba Sí gegründet wurde“, sagt Flori beider Uraufführung auf dem Cuba Sí-Bundestreffen imOktober 2011, „war ich ein Kind von 10 Jahren –die Arbeit am Film hat mir die 20 Jahre unserer Soli-daritätsarbeit auf eine neue Art nähergebracht.“

Jörg Rückmann� „20 Años y seguimos pa’lante – 20 JahreCuba Sí“, DVD oder über www.cuba-si.org

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Eine ganz besondere Schule

Nachgefragt bei:Antonio Larrudé,Cuba Sí Berlin� Du bist Kubaner und stammst aus Ha-vanna. Was hat Dich nach Deutschlandverschlagen?

Die Liebe – ich habe in der DDR Philoso-phie studiert und in dieser Zeit meine Fraukennengelernt. Nach Deutschland gezogen binich aber erst nach meinem aktiven Arbeits-leben im Jahr 2007. Seit diesem Zeitpunktarbeite ich auch bei Cuba Sí mit. Meine deut-schen Freunde hatten mir von dieser Solidari-tätsorganisation erzählt, und ich wollte auchaus der Ferne etwas für mein Land tun.

� Welchen Beitrag kannst Du als Kuba-ner hier für die Solibewegung leisten?

Ich helfe natürlich bei den vielen Dingen,die immer wieder anliegen – z. B. Infoständeoder Containerpacken; aber durch meine gutenKontakte nach Kuba kann ich insbesonderemit aktuellen Informationen aus meinemHeimatland unsere politischen Diskussionenbereichern oder in der Öffentlichkeitsarbeitvon Cuba Sí aktiv sein.

� Die bürgerlichen Medien beschreibenKubaner, die im Ausland leben, meist alsGegner der Revolution ...

Nunja, viele Kubaner, die hier studiert habenoder aus privaten Gründen im Ausland leben,so wie ich, identifizieren sich mit dem sozia-listischen Kuba. In Berlin z. B. haben rund 40meiner Landsleute den Verein „Estrella deCuba“ gegründet, der sehr eng mit der Soli-daritätsbewegung zusammenarbeitet. Undeuropaweit gibt es viele solcher Vereine undGruppen, die in engem Kontakt stehen undregelmäßige Treffen organisieren. 2010 fanddieses Treffen sogar in Havanna statt.

� Zieht es Dich nicht manchmal nachKuba, um beim gegenwärtigen Umge-staltungsprozess aktiv mitzuwirken?

Natürlich würde ich manchmal gern dabei-sein, und dann plagt mich schon ab und zudas Heimweh. Aber ich halte ja auch Kontaktzu Familie und Freunden in Kuba. Ich sage: Diejunge Generation muss die Revolution weiter-führen. Ich wohne jetzt in Berlin und helfeKuba mit meinen Kräften von hier aus – undder Allerjüngste bin ich ja auch nicht mehr ...

Im Herbst 2010 übernahmen wir MecklenburgerCuba Sí-Freunde gemeinsam mit unseren Mitstrei-tern aus Bayern die Tamara-Bunke-Schule in der Pro-vinz Mayabeque als unser neues Solidaritätsprojekt.Diese Schule wurde 1969 in Anwesenheit von Tama-ras Eltern, Nadja und Erich Bunke, und Fidel Castroeingeweiht. Von 1993 bis 2000 war die Schule Teildes ersten Cuba Sí-Projektes. In diesen Jahren wur-den bereits Sanierungsarbeiten vorgenommen.

Heute lernen hier rund 700 Schüler im Alter von5 bis 12 Jahren. Es gibt einen vorbildlichen Compu-terraum und eine gute Bibliothek. Leider aber sindeinige Räume immer noch in einem schlechten Zu-stand: manche Fenster, Türen und Decken müssenrepariert sowie die Sanitärräume erneuert werden.Deshalb sammeln wir bei vielen VeranstaltungenSpenden, um der Schule zu helfen.

Bei unserem Besuch im Herbst 2011 konnte ichder Direktorin, Lourdes Acosta Hernández, für diesedringend notwendigen Sanierungsarbeiten einensymbolischen Scheck über 1600 Euro überreichen.

Dies war mein erstes Zusammentreffen mit denSchülern und Lehrern dieser Schule – und für michein sehr emotionaler Tag. Besonders berührt war ichvon den Tanz- und Sportvorführungen der Kinder, diesich sehr über unseren Besuch freuten. Vieles erin-nerte mich an meine eigene Zeit als Pionier.

Für mich ist die Tamara-Bunke-Schule eine be-sondere Schule, und die Cuba Sí-Freunde aus Bayernund Mecklenburg-Vorpommern werden sie weitertatkräftig unterstützen. Heidi Puchala

Heidi Puchala und Lourdes Acosta bei derScheckübergabe in der Tamara-Bunke-Schule

Der Startschuss für die Cuba Sí-Gruppe in Marburgim Jahre 2001 war eine Foto-Ausstellung zum The-ma „Fahrradkultur in Kuba“, die in verschiedenenGeschäften im Stadtteil Weidenhausen gezeigt wur-de. Seitdem unterstützen wir die Milchprojekte vonACPA und Cuba Sí mit Geld- und Sachspenden, undwir informieren über die Entwicklungen in der kuba-nischen Gesellschaft. Zu unserer Fiesta anlässlichdes 10-jährigen Bestehens unserer Gruppe im No-vember 2011 im Marburger Gewerkschaftshaus ka-men rund 30 Kuba-Interessierte. Politikwissenschaft-ler Steffen Niese, der zurzeit in Havanna lebt undarbeitet, berichtete aktuell über die Reform des so-zialistischen Wirtschaftssystems in Kuba. ProfessorJohannes M. Becker moderierte die Runde und dieanschließende lebhafte Diskussion.

Für die Besucher, die Cuba Sí noch nicht kannten,stellte Reinhard Heck die Arbeitsgemeinschaft vor –natürlich auch in der Hoffnung, weitere aktive Mit-streiter für die Solidaritätsarbeit zu gewinnen. ZumAbschluss begeisterte Francisco Pizarro aus Gießendie Gäste mit seinem Konzert politischer Lieder ausLateinamerika. Reinhard Heck

Wie eine Kuba-Veranstaltung zur Gründung einerneuen Regionalgruppe führen kann, das demons-trierten am 4. November 2011 die Gäste der Gast-stätte „Czok“ im ruhigen Kleinkugel vor den Torender Stadt Halle. DIE LINKE hatte zu ihrem zweitenkubanischen Abend eingeladen. Siegfried Eisenreich,von 1987 bis 1991 Mitarbeiter an der DDR-Botschaftin Havanna, präsentierte zur Einstimmung kubani-sche Impressionen in Bild und Ton. Mit unseren Gäs-ten von der Insel diskutierten wir die gegenwärtigeEntwicklung auf der Karibikinsel und die Perspekti-ven des kubanischen Sozialismusmodells. Ihr Resü-mee der Diskussion lautete: „Die kubanische Flaggezeigt einen großen Stern, niemals wird dies einervon vielen kleinen Sternen sein.“

Zu einem solchen Abend gehörten dann natürlichauch ein Mojito, kubanische Speisen und lateiname-rikanische Rhythmen. Einige der Gäste waren gera-de von einer Kuba-Reise zurückgekehrt und brach-ten ihre Eindrücke mit. Zur gelungenen Bilanz desAbends zählte auch eine Spende von 121 Euro fürCuba Sí – und die Gründung der RegionalgruppeSaalekreis. Siegfried Eisenreich

10 Jahre Cuba Sí Marburg Neue Regionalgruppe

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Cuba Sí revista · Nr. 1/201210

Durch die Erhöhung des Meeresspiegels befindetsich eines der wichtigsten Ökosysteme Kubas inGefahr: der Mangrovengürtel.

Klimawandel:Wie geht Kuba mitden Folgen um?Die wissenschaftlichen Artikel zum Klimawandelmehren sich unaufhörlich. Und längst ist bewiesen:Die Emissionen von Treibhausgasen rufen bei blei-bender Intensität eine irreversible Schädigung derÖkosysteme hervor. So ist schon jetzt eine Über-säuerung der Ozeane, ein beschleunigtes Abschmel-zen der Polkappen und damit verbunden eine Erhö-hung des Meeresspiegels zu beobachten. ExtremeWetterlagen häufen sich, was zu rasanten Verände-rungen in den Ökosystemen führt. Mehr als die Hälf-te aller Tier- und Pflanzenarten ist bedroht.

Besonders die Industrieländer – blind in ihremWachstumswahn – tragen zur Anreicherung vonCO2 in der Atmosphäre bei. Die lebensbedrohlichenFolgen aber müssen alle tragen. Nur sind die meis-ten Länder nicht in der Lage, die kostenschweren

men). Verändern sich die Lebensbedingungen in denÖkosystemen auf so rasante Weise, können sich Tie-re und Pflanzen nicht schnell genug anpassen – dasbedeutet allzu oft ihr Aussterben.

Durch die Erhöhung des Meeresspiegels sind vorallem Landeinbußen an den Küsten und den kleine-ren Inseln zu befürchten. Die Inselkette Jardínes delRey z. B. oder die Zapata-Halbinsel befinden sich nurkurz über der Meeresoberfläche und sind dehalb be-sonders gefährdet. Betroffen ist ein 1000 m breiterKüstenstreifen rund um Kuba. Hier befinden sichMangrovenwälder, die ein natürliches Aufzuchtge-biet für viele Fischarten sind. Mit ihrem dichten Wur-zelgeflecht verhindern sie zudem das Abtreiben desSandbodens und stellen einen natürlichen Über-schwemmungsschutz dar.

Kuba hat schon oft sein Können bei der Evakuie-rung der Bevölkerung vor Wirbelstürmen unter Be-weis stellen müssen. Nun aber drohen dem Landdurch die Klimaveränderungen neue Herausforde-rungen: sintflutartige Regenfälle, Kälteperioden oderTrockenzeiten mit Waldbränden.

Eine wichtige Maßnahme für Kuba ist der Erhaltder Sortenvielfalt bei Kulturpflanzen. Monokulturenkönnen schwankende Klimabedingungen nur schwertolerieren, und es kann folglich zu hohen Ernteaus-fällen kommen.

Zusätzlich fördert Kuba die Forschung an neuenTier- und Pflanzensorten mit nützlichen Eigenschaf-ten. Ein gutes Beispiel dafür ist das Zuchtprogrammfür das Siboney-Rind, das schon in den 60er Jahrenbegonnen wurde. Siboney-Rinder sind eine Kreu-zung aus dem Zebu, das gut an die tropischen Be-dingungen angepasst ist, und dem Holstein-Rindmit seinen guten Eigenschaften als Milchlieferant.

Im ganzen Land gibt es „Cotos genéticos“, Orte,an denen wichtige Tierarten oder alte, heimischeNutzpflanzen wieder für die Zucht benutzt werden,um die genetische Vielfalt zu erhalten.

Eine weitere Maßnahme betrifft das Tierfutter:Die Bauern müssen künftig in der Regenzeit Reser-ven für Trockenperioden anlegen. Dies erfordert z. B.die Forschung zu lagerungsfähigen Futtermitteln so-wie den Bau geeigneter Lagerhallen. Das war frühernicht nötig, da die Futterpflanzen in den Tropen dasganze Jahr wuchsen. Mit neuen Staubecken könnenzwar bis zu neun Milliarden Kubikmeter Wasser ge-speichert werden, beim Umgang mit dem kostbarenNass besteht aber noch Verbesserungsbedarf.

Im Jahr 2004 begann Kuba, die Leitungs- undPumpsysteme des Landes zu sanieren, um die Was-serverluste zu reduzieren. Diese Maßnahmen sowieauch der Bau von Meerwasserentsalzungsanlagen,sind sehr teuer und können deswegen nur langsamverwirklicht werden.

Nicht teuer dagegen ist die Umweltbildung, abersie erzielt einen großen Effekt. An den Schulen wirdmehr und mehr auch für die Jüngsten ein Bewusst-sein für den Umgang mit natürlichen Ressourcenvermittelt. Auch auf den Projekten von ACPA undCuba Sí finden regelmäßig Weiterbildungen zu die-sem Thema statt.

Bei einigen Experten gilt die Kuh als „Klimakiller“,da es während des Verdauungsprozesses zur Frei-setzung von Methan kommt. Methan zählt wie CO2zu den Treibhausgasen. Diese Aussage ist wahr –allerdings besteht ein großer Vorteil der Tropen da-rin, dass hier reichlich Ressourcen vorhanden sind,deren Verfütterung die Bildung von Methan verrin-gern. Beispiele dafür sind Leucaena leucocephala(Weißkopfmimose), Gliricidia sepium, Morus alba(Weiße Maulbeere) und Titonia diversifolia (mexika-nische Sonnenblume). Und ein Fakt fällt in dieserDiskussion oft unter den Tisch: Erst die Massentier-haltung und das wahllose Abholzen der Wälder zurErrichtung riesiger Weideflächen hat der Umwelternsthafte Schäden zugefügt. Verantwortlich fürÜberweidung und schlechte landwirtschaftlichePraktiken, die den Boden zerstören, für Verschwen-dung von Wasser und Ressourcen sowie für falscheagrarpolitische Entscheidungen ist der Mensch.

Die „Nationale Umweltstrategie 2011 – 2015“ist das grundlegende Dokument der kubanischenUmweltpolitik. Es nennt die wichtigsten Umweltpro-bleme des Landes, schlägt Wege für deren Vorbeu-gung, Lösung bzw. Minimierung vor und legt diePrinzipien für die Umsetzung dieser nationalen Auf-gaben fest. „Es muss noch mehr gelingen“, betonteDr. Álvarez, „ein Modell der Agrarproduktion mitniedrigem betriebswirtschaftlichem Aufwand undeinem agroökologischen Ansatz zu realisieren. Not-wendig dafür sind der politische Wille, das wissen-schaftliche Potenzial, die technischen Kenntnisseund auch die Solidarität befreundeter Organisatio-nen wie Cuba Sí – dies alles ist in Kuba zum Glückvorhanden.“ Anika

Maßnahmen zum Schutz vor Klimakatastrophen zufinanzieren. Die Verantwortung liegt also bei denHauptverursachern des Klimawandels.

Kuba gehört zu den Ländern, die am wenigstenCO2 in die Atmosphäre pusten. Anfang der 1990erJahre verursachten das Ende der Sowjetunion unddie Verschärfung der US-Blockade ein „künstlichesPeak Oil“ für Kuba. Das Land musste die Ernährungseiner Bevölkerung sichern, ohne fossile Brennstoffezur Verfügung zu haben. Aber trotz dieser Umständeist es Kuba gelungen, durch den Aufbau einer biolo-gischen Landwirtschaft eine Hungerkatastrophe zuverhindern.

Kuba leidet unter den Folgen des Klimawandels.Schon heute sind fast 16 Prozent des kubanischenTerritoriums von Wüstenbildung betroffen; dieseGefahr besteht für über die Hälfte der Landfläche.Schuld ist aber nicht nur die globale Erwärmung.Auch die Folgen der Entwaldung zugunsten riesigerMonokulturen und Rinderweiden oder der Übernut-zung von Böden und des natürlichen Grundwassersin der Kolonialzeit muss Kuba noch heute beheben:Dürreperioden und eine sich verschlechternde Ver-fügbarkeit von Grundwasser führen in diesen Gebie-ten zu einer Verringerung der Waldfläche und folg-lich zum Verlust von Lebensräumen.

Auf den karibischen Inseln leben eine Vielzahlvon Endemiten (Organismen, die nur dort vorkom-

Die Folgen der Klimaveränderung verringern au-ßerdem die Produktivität der Landwirtschaft undverschlechtern so die Versorgung der Bevölkerung.Um die Lebensmittelproduktion zu sichern, ergreiftKuba verschiedene Maßnahmen, die der Veterinär-mediziner Dr. Jorge Luis Álvarez von der KubanischenVereinigung für Tierproduktion (ACPA) auf demNachhaltigkeitsworkshop von Cuba Sí im Oktober2011 in Berlin erläuterte. So bezeichnete er die Inte-gration der Rinderwirtschaft in den Pflanzenlandbauals notwendig und lobte die weideabhängige Milch-produktion, die auch Cuba Sí von Anfang an auf sei-nen Milchprojekten unterstützt. Als sinnvolle Maß-nahmen erweisen sich auch die Waldbeweidungund Waldbeackerung; das erhöht die Bodenfrucht-barkeit, spart Treibstoff und Wasser.

Wälder können große Mengen Kohlendioxid ausder Luft binden. Deshalb realisiert Kuba große Auf-forstungsprogramme. Seit der Revolution hat sichdie bewaldete Fläche auf 26 Prozent vergrößert.

Wichtig ist auch der verstärkte Einsatz erneuer-barer Energien. 700 Biogasanlagen sind bereits inBetrieb; besonders geeignet für die Karibikinsel sindauch Solaranlagen.

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Die Kultur ist die Seele der VölkerDas von Cuba Sí unterstützte Kulturprojekt K-100 in Pinar del Río feiert seinen ersten Geburtstag.

Eine E-Gitarre weckt die Anwohner der Calle Cuar-teles in Pinar del Río aus ihrer Sonntagsruhe. Aufder Bühne des Kulturprojektes K-100 laufen die Pro-ben für ein Konzert. K-100 – initiiert von der kuba-nischen Band Tendencia und finanziell unterstütztvon Cuba Sí – hat sich zu einem Ort der Kunst undKultur entwickelt und zu einem Treffpunkt für alter-native Musik, fernab von Salsa und Reggaeton. Hiergibt es Proberäume und Auftrittsmöglichkeiten; baldsollen auch die technischen Möglichkeiten für Ton-aufnahmen geschaffen werden, was sich besondersdie jungen Musiker wünschen. K-100 ist in diesemersten Jahr auch zu einem bekannten Veranstal-tungsort für alternatives Kino, für Ausstellungenoder Lesungen in Pinar del Río geworden.

Das Kulturprojekt wurde im Februar 2011 in An-wesenheit einiger Cuba Sí-Mitstreiter offiziell einge-weiht. Der Name K-100 ist eine Hommage an Cami-lo Cienfuegos, der dieses Kürzel während der Revo-lution als Unterschrift nutzte.

Der Plan für dieses Projekt entstand im Sommer2009, als Tendencia auf der Fiesta de Solidaridad in

Berlin spielte. Kiko, der Frontmann der Gruppe, stell-te Cuba Sí damals die Ideen für eine alternative Kul-turarbeit vor. Seitdem ist eine Menge passiert: DieProvinzregierung und die Kulturabteilung der Stadtsorgten für die Instandsetzung der Räume und dergroßen Bühne, und Cuba Sí unterstützte das Projektmit der dafür notwendigen Technik. Eine konzertfä-hige Tonanlage, Mikrofone, Beleuchtung und diverseInstrumente im Gesamtwert von ca. 50 000 Eurowurden hierfür per Container nach Kuba geschickt.

Während des ersten Jahres seines Bestehens hatdas Projekt viel zur Bereicherung des kulturellen Le-bens in der Provinzhauptstadt beigetragen, abergleichzeitig auch großen Einfluss auf die Kunst undKultur in der gesamten Provinz genommen. Dennnicht nur in Pinar haben die Mitstreiter von K-100Veranstaltungen und Workshops organisiert, sie ha-ben auch Gemeinschaftsprojekte in unterschiedli-chen künstlerischen Bereichen in der Provinz wieder-belebt. Dies gelang vor allem durch die technischeUnterstützung durch K-100.

Einer der Höhepunkte dieses ersten Jahres wardas Festival „Bay Electro Rock“ (12. bis 14. August2011) an den Stränden der Provinz in Playa Bailén.Das Festival fiel zusammen mit dem Geburtstag Fi-del Castros und dem 25. Jahrestag des Künstlerver-bandes Hermanos Saíz. Die Abend- und Nachtstun-den waren den großen Konzerten vorbehalten, aberdie anwesenden Künstler aus der Hiphop- und Rock-Szene nutzten auch die Möglichkeit zur Begegnungund Zusammenarbeit. Neben den Konzerten fandenauch Sportveranstaltungen sowie Informationsrun-den für Jugendliche statt, so z. B. über Krankheiten,die durch Sexualkontakte übertragen werden. Fürdie ortsansässige Jugend war es eine wunderbareGelegenheit, ein nicht alltägliches kulturelles High-light zu erleben. Das Team von K-100 hat für die Or-ganisation des Festivals auch die Kulturverantwort-lichen der Provinz und der Stadt Guane sowie dieAsociación Hermanos Saíz mit ins Boot geholt, dieMusiker betreut und die technische Ausrüstung fürdas Festival zur Verfügung gestellt.

Hören und lesenDer ehemalige Botschafter der DDR in Kuba er-läutert die gegenwärtigen Probleme des Landesund wie Kuba die zu lösenden Aufgaben an-geht. Dieses Buch mit vielen Fakten und Zahlensollten alle lesen, die sich für das wirkliche Kubainteressieren.� Heinz Langer: „Mit Bedacht, aberohne Pause“, Verlag Wiljo Heinen 2011,ISBN 978-3-939828-80-8, 13,50€

Seit über 40 Jahren begeistert die Gruppe LosVan Van ihr Publium. Ende 2011 präsentiertedie kubanische Plattenfirma EGREM ihre neueCD „La maquinaria“. Los Van Van lassen diegroßen Erfolge vergangener Zeiten wieder auf-leben, sie präsentieren sich verjüngt und miteiner enormen Klangfülle.� Los Van Van: „La maquinaria“, EGREM,

Kuba, August 2011

Zur Fiesta de Solidaridad von Cuba Sí im Som-mer 2011 spielte die populäre kubanische BandBuena Fe. In ihrem Gepäck hatte sie für dieKubafreunde in Deutschland ihre neue CD „Pi –3,14“ sowie eine DVD ihres legendären Konzer-tes auf der Plaza de la Revolución in Havannavor 300 000 Zuschauern mitgebracht. Noch sindbeide Scheiben gegen Spende über Cuba Sí zubeziehen.

Stolz präsentiert die Kindergruppe „Sueños yEsperanzas“ aus Pinar del Río den Teilnehmernder Cuba Sí-Rundreise im Dezember 2011 ihreinstudiertes Programm.

PISTA RITA, CALLE CUARTELESENTRE MARTÍ Y VELEZ CAVIEDEZ

PINAR DEL RÍO

P R O Y E C T O C U L T U R A LK-100

Neben „Bay Electro Rock“ haben die Aktivistenvon K-100 außerdem das Festival „Rey Metal“ zuneuem Leben erweckt – ehemals eines der wichtigs-ten Events dieser Musikrichtung in ganz Kuba. Die-ses Festival konnte schon seit drei Jahren nicht mehrstattfinden, weil u.a. das nötige Equipment fehlte.Gemeinsam mit der Asociación Hermanos Saízschaffte es das K-100-Team, mehrere bekannte Mu-sikgruppen des Landes zusammenzubringen, dieebenfalls ein Interesse daran hatten, das Festival zuretten. „Rey Metal“ soll von nun an wieder jedesJahr stattfinden.

Das Kulturprojekt K-100 hat auch in abgelege-nen Gemeinden der Provinz Kulturveranstaltungenorganisiert. In den Gemeinden La Coloma und Brio-nes z. B. konnten Kiko und seine Mannen Tanz- undMusikprogramme für Kinder ins Leben rufen – einewichtige Initiative, da die Bewohner der recht weitvon Pinar del Río entfernt liegenden Orte kaum dieGelegenheit haben, die kulturellen Angebote derStadt zu nutzen.

Aber auch in der Stadt Pinar del Río gibt es An-gebote für die Jüngsten: So erhielt zum Beispiel dieKindergruppe „Sueños y Esperanzas“ („Träume undHoffnungen“) die Möglichkeit, auf der K-100-Bühnezu proben, woraus eine der schönsten Veranstaltun-gen des Jahres für die Kinder aus Pinar entstand.

Auch die kubanische Filmkunst hat ihren Platzin den Räumen des Projekts gefunden. In der CalleCuarteles finden regelmäßig Kinoabende statt; sogardie Premiere des Films „Habanastation“ – KubasBeitrag für den Oscar – wurde hier gefeiert.

„Die Kultur ist die Seele der Völker – sie ist fürden Geist eine so starke Nahrung wie die Milch fürden Körper“, so hat der bekannte kubanische Lieder-macher Gerardo Alfonso die Wichtigkeit von Kultur-projekten für sein Land beschrieben. K-100 hat sichbereits im ersten Jahr seines Bestehens einen gutenRuf erworben – auch wenn einige Nachbarn in derCalle Cuarteles sich noch an die Klänge der E-Gitar-ren gewöhnen müssen. Steffi, Flori und Kiko

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ImpressumHerausgeber: Cuba Sí – Arbeitsgemeinschaftin der Partei DIE LINKE

Redaktion: Redaktionskollektiv Cuba Sí,V.i.S.d.P. Justo Cruz

Gestaltung: Jörg RückmannFotos: Archiv Cuba Sí, Seite 4: cubadebate.cu

Redaktionsschluss: 13. Januar 2012

Cuba Sí revista erscheint zweimal jährlich.

Kleine Alexanderstraße 28, 10178 BerlinTelefon: 030.24 009 455, Fax: 030.24 009 409E-Mail: [email protected]: www.cuba-si.org

Sonderspendenkonto beim Parteivorstandder Partei DIE LINKE/Cuba Sí:� Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00)

Konto-Nr. 13 2222 10Verwendungszweck bitte immer angeben:„Milch für Kubas Kinder“ oder „Kuba mussüberleben“.

Was sonst noch geschah� Am 25. Juli 2011 waren die kubanische Gruppe

Buena Fe und Cuba Sí zu Gast im Instituto Cer-vantes in Berlin. Moderator Harald Neuber sprachmit Israel und Yoel von Buena Fe über ihre Lied-texte, über die ökonomische Situation und denmusikalischen Nachwuchs in Kuba.

� 11. September: Wie in jedem Jahr war Cuba Síbeim Tag der Erinnerung und Mahnung imBerliner Lustgarten mit einem Stand präsent.

� 24. September: In der peruanischen Botschaftberichteten zwei Mitglieder der kubanischenÄrztebrigade Henry Reeve über ihre solidarischeHilfe in Haiti.

� Vom 23. – 25. September nahmen Stan und Jörgvon Cuba Sí mit einem Infostand an der „Mani-fiesta“ in Bredene aan Zee (Belgien) teil. Dieseslinke Volksfest wird organisiert von der Partei derArbeit (PvdA), der belgischen Gewerkschaft undden „Ärzten für das Volk“.

� 21.– 23. Oktober: Programmparteitag der LINKENin Erfurt. Die Delegierten stimmten mehrheitlichder von Cuba Sí eingebrachten Resolution zurSolidarität mit Kuba und der Linken in Latein-amerika zu.

� Am 24. Oktober präsentierte die RegisseurinCornelia Volk beim Nachhaltigkeitsworkshop vonACPA und Cuba Sí ihren Film „Im Reich derBienenelfe“ über den Humboldt-Nationalpark.

� Vom 28. bis 30. Oktober trafen sich die Cuba Sí-Regionalgruppen zu ihrem Bundestreffen am Wer-bellinsee. Ehrengäste waren die Leiter unserervier Projekte und Vertreter von ACPA. Sie zogeneine beeindruckende Bilanz unserer Zusammen-arbeit und gaben einen optimistischen Ausblickauf die künftigen Herausforderungen.

Vorschau� Kurz vor Redaktionsschluss dieser „Revista“

spendete uns der Verein „Arbeit und Lernen e.V.“aus Dresden 350 reparierte Fahrräder für Kuba.Sie werden mit den nächsten beiden Solidaritäts-containern nach Kuba geschickt. Der Verein hilftbenachteiligten Menschen, ihre Chancen aufeine reguläre Beschäftigung zu erhöhen.

� 28. Januar 2012: Jahreshauptversammlungdes Netzwerk Cuba e.V. in Essen. Infos:www.netzwerk-cuba.de

� 9. bis 19. Februar: Internationale Buchmesse inHavanna. ACPA und Cuba Sí sind mit einemGemeinschaftsstand dabei. Cuba Sí hat dieDruckkosten für ein landwirtschaftliches Lehr-buch sowie ein Kinderbuch übernommen. Infos:www.cuba-si.org

� 2.– 4. März: „Forum solidarische Ökonomie –Kultur der Kooperation“ in Kassel. Infos:www.attac.de

� 17. März: Aktionstag für die Cuban Five vorder Botschaft und den Konsulaten der USA inDeutschland. Infos: www.dkp-online.deInfos: www.casadelasamericas.org

� 25.– 28. Mai: Zum Pfingstwochenende derLINKEN am Werbellinsee wird Cuba Sí mit einemInfostand präsent sein.

� 1.– 3. Juni: 3. Parteitag der LINKEN in Göttingen,Cuba Sí wird mit einem Stand dabei sein. Infos:www.die-linke.de

� 15. – 17. Juni: Fest der Linken, Berlin. Cuba Síist mit einem Infostand vor Ort und organisiertzwei Veranstaltungen. Infos: www.die-linke.de

� Am 28. Juli feiert Cuba Sí wieder die Fiesta deSolidaridad in Berlin, Parkaue Lichtenberg. Infos:www.cuba-si.org

Cuba Sí-Tischlerei produziert Kuba 2012 erlebenAm 1. Mai in Havanna auf der Plaza de la Revo-lución – das sind Eindrücke, die man mit denbesten Fotos und dem ausführlichsten Reisebe-richt nicht vermitteln kann. Cuba Sí organisiert indiesem Jahr wieder diese politische Rundreisevom 29. April bis 14. Mai. Nach der Mai-Demogeht es u. a. nach Pinar del Río, Playa Girón,Cienfuegos, Trinidad und Santa Clara. Ihr be-sucht Cuba Sí-Projekte, sprecht u.a. mit Vertre-tern des Gesundheitswesens und mit Volksver-tretern. Am Ende der Reise werdet Ihr für einenBadeaufenthalt in Varadero Station machen.

Der Reisepreis beträgt 1900 Euro (Person/DZ, EZZ 172 Euro, Mindestteilnehmerzahl: 10Personen), Reiseveranstalter: Tropicana Touristik.

Die Teilnehmer der Rundreise anlässlich des 20-jährigen Bestehens von Cuba Sí im Dezember 2011 besichtigtenauch die neue Tischlerei in unserem Milchprojekt Guantánamo. Im Sommer 2011 hatte Cuba Sí verschiedeneSägen, Bohrmaschinen und Werkzeuge für eine Tischlerei als Spende erhalten und diese per Container nach Kubageschickt. Mittlerweile arbeitet die Tischlerei und stellt traditionelle Möbel aus Holz und Leder her. Sie ist eine guteErgänzung zur bereits bestehenden Schmiede im Projekt und hilft, die lokalen Wirtschaftskreisläufe zu stärken.

� Das Museum in Playa Girón

Vor allem für junge Leute interessant sind dieWorkcamps auf den Cuba Sí-Projekten. FreiePlätze gibt es noch im April (Sancti Spíritus,28.3. – 19.4.), September (Mayabeque/Havanna,1.9.– 23.9.) und Oktober (Pinar del Río, 28.9. –21.10.). Der Preis beträgt ca. 1300 Euro (Flug,Unterkunft, Vollverpflegung, Transfers vor Ort).Weitere Infos unter www.cuba-si.org.