Festschrift 20 Jahre AME 2012

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 Festschrift 20 Jahre  Aargauische Maturitätsschule für Erwachsene AME

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Festschrift

20 Jahre Aargauische Maturitätsschulefür Erwachsene AME

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Festschrit

20 Jahre Aargauische Maturitätsschule

ür Erwachsene AME

Herausgegeben von der 

Aargauischen Maturitätsschule ür Erwachsene AMEzu ihrem 20-jährigen Bestehen

Aarau 2012

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Copyright © 2012 bei den Autorinnen und AutorenAlle Rechte vorbehalten

Redaktion: Bruno Biberstein, AarauDruck: Urs Zuber AG, Reinach AGUmschlag: Baldinger & Baldinger, AarauHerstellung: Manred Bauer, Erlinsbach

Die Festschrit wurde mit einem substan-ziellen Beitrag der Stitung Dr. Kurt Strebelunterstützt, woür wir herzlich danken.Dr. Kurt Strebel, in jungen Jahren Deutsch-lehrer an Mittelschulen, später Leiter der Berus- und Studienberatung des KantonsLuzern, war auch lange Jahre Mitglied der Ausichtskommission der AME.

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20 Jahre Aargauische Maturitätsschule ür Erwachsene AME

Regierungsrat Alex Hürzeler, Vorsteher Departement Bildung, Kultur und Sport

Zwanzig Jahre sind vergangen, seit der ersteJahrgang von Studierenden an der Aargau-ischen Maturitätsschule ür Erwachsene indie Ausbildung gestartet ist. Seither warenes jährlich zwischen 40 und 80 lernwilligeErwachsene, die sich ür diesen Weg ent-schieden und erwartungsvoll au den an-spruchsvollen Weg gemacht haben.Die AME stellt höchste Anorderungen andie Studierenden sowohl was die schulischeLeistungsähigkeit angeht als auch was das

  persönliche Zeitmanagement betrit, n-det die Ausbildung doch berusbegleitendstatt und dauert ast vier Jahre bis zumAbschluss. So ist es im Durchschnitt etwaein Drittel der ursprünglich Interessierten,die über die ganze Zeit durchhalten underolgreich zum Abschluss mit einer eidge-

nössisch anerkannten Matur gelangen. DenAbsolventinnen und Absolventen erönetsich der reie Zugang an alle Hochschulender Schweiz so wie den Maturandinnen undMaturanden der aargauischen Kantonsschu-len, welche au dem klassischen Weg zur Hochschulreie gelangt sind.Die Gründung der AME im Jahr 1992 war das Resultat gesellschatlicher Veränderun-gen, die uns auch heute noch beschätigen.Der wirtschatliche Strukturwandel unddie schnell ortschreitende technische Ent-wicklung haben das Verhältnis zwischenGrund- und Weiterbildung nachhaltig ver-ändert. Eine solide Grundbildung ist zwar eine gute Basis, aber keine Garantie daür,ein ganzes Berusleben erolgreich zu ge-stalten. Vielmehr müssen Arbeitnehmendeheute ihre Arbeitsmarktähigkeit über eine

ganze Laubahn hinweg aktiv pfegen underhalten.Parallel dazu ist der Bedar an gut quali-zierten Fachkräten und -spezialisten sowie

an vielältig einsetzbaren Mitarbeitendenmit einem breiten Bildungs- und Erah-rungshintergrund gestiegen. Damals wieheute ist es deshalb ein wichtiges Anliegender Bildungspolitik, brach liegendes Poten-zial zu erschliessen, auch wenn dazu ein„Umweg“ nötig ist. Es ist all jenen, welchesich damals wie heute ür die AME und ihreAnliegen eingesetzt haben, hoch anzurech-nen, dass sie ein bedürnisgerechtes undentwicklungsähiges Angebot geschaenhaben, welches vorwiegend jungen Erwach-

senen die Chance gibt, eine Ausbildungnachzuholen, welche sie aus den unter-schiedlichsten Gründen zu einem rüherenZeitpunkt verpasst haben.

Regierungsrat Alex Hürzeler

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Seit der Gründung der AME ist die Durch-lässigkeit des Bildungssystems grösser geworden und insbesondere au dem be-rusbildenden Weg haben sich mit der Be-rusmatur und dem reichhaltigen Angebotder Fachhochschulen weitere möglicheBildungswege und Laubahnchancen eta-

 bliert. Die Nachrage an der AME ist des-halb leicht zurückgegangen. Nicht destotrotz wird sie auch in Zukunt eine wich-tige Lücke üllen. Dank einer Erweiterungihres Augabenspektrums im Bereich der Passerellenangebote und Vorkurse wird sieauch in Zukunt ihre Kernaugabe erüllenkönnen, nämlich die Durchlässigkeit hochzu halten und Menschen Anschlüsse zu er-möglichen.In diesem Sinne danke ich allen Beteiligten,welche sich ür unser vielältiges Bildungs-

system einsetzen und immer wieder vielEnergie und Enthusiasmus in eine tauglicheUmsetzung im Alltag stecken.

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Zu dieser Festschrit

Bruno Biberstein

Mit zwanzig ist man noch jung. Das gilt  besonders auch ür eine Institution wiedie AME, die als kantonale Maturitäts-schule viel ältere Schwestern neben sich hat,die eine davon gar zweihundert Jahre älter.Doch eine Feier zum Jubiläum gehört sich.Das Geburtstagsgeschenk ist die vorliegen-de Festschrit.Blickpunkt der Schrit ist die Betroenheit.

  Nicht eine Sammlung wissenschatlicher Artikel sollte entstehen, sondern Berich-te, welche Einblicke in die Entstehung undEntwicklung der Schule ermöglichen.Die Akteure der Gründung sind noch unter uns, insbesondere der damalige Bildungs-direktor, Regierungsrat Dr. Arthur Schmid.Ohne sein Engagement und seinen Durch-setzungswillen wäre die Schule nicht ent-

standen, angesichts der Entwicklung der Kantonsnanzen wohl auch nicht zu einemspäteren Zeitpunkt. Seine Ansprache an der Gründungseier vom 15. Februar 1992 sagtuns auch heute noch Gültiges.Der Aspekt der Frauenörderung ür diehöhere Bildung hat heute nicht mehr dengleichen Stellenwert, wie damals, stellendoch die Frauen inzwischen an Gymnasiumund Universität die Mehrheit.Auch die notwendige Ausschöpung der Bil-dungsreserven zur Bereitstellung von Hoch-qualizierten ür die Wirtschat kann nichtim Vordergrund stehen. In der globalisiertenWelt holt sich die Wirtschat die Fachkrätedort, wo sie zu nden sind: von überall her.Ein starkes Argument ür die Schule bleibtdie Chancengerechtigkeit. Es geht um Bil-dungs- und Lebenschancen der Leute hier.

Wer als Aargauerin oder Aargauer geborenwird, hat nach wie vor eine wesentlich gerin-gere Wahrscheinlichkeit zur Matura zu ge-langen, als der Durchschnitt der Schweizer 

Schülerinnen und Schüler. Zu lange habendie Schulen im Aargau die Selektion gegen-über der Förderung privilegiert. Der pädago-gische Autrag, die Lernenden zum Schul-erolg zu bringen, d. h. sie so zu ördern,dass sie auch die Übertrittsberechtigung indie höheren Bildungsstuen erlangen, wurdehierzulande weniger stark gewichtet als diemitgegebene Selektionsunktion der Schule.Erst in letzter Zeit sind die Folgen dieser imVergleich zur übrigen Schweiz zu grossenStrenge durch den Regierungsrat mit der Milderung der Übertrittsbedingungen vonder Bezirksschule in die Mittelschule etwaskorrigiert worden.Doch auch so braucht es die AME weiterhinzur Verbesserung der Verteilgerechtigkeitim Bildungswesen. Die AME gibt Bildungs-

willigen eine zweite Chance, wenn auchüber einen steinigen Weg. Die Berichte vonAbsolventinnen und Absolventen in diesemBändchen legen ein eindrückliches Zeugnisdavon ab.Die Bearbeiter des Projekts erinnern sich.Der Gründungsrektor und seine Nachol-gerin, die Mitglieder der bisherigen Schul-leitungen, eine Vertreterin der Schulkom-mission und eine Anzahl Lehrpersonenschreiben über die Entwicklung der Schule,ihr persönliches Engagement und ihre Er-ahrungen. Die Abteilungsleiterin im BKS

 beschreibt die Positionierung der Schule imBildungswesen. Der Bildungsdirektor undseine Vorgänger zeigen im Vorwort und inzwei Maturareden au, wie sie die Rolle der Schule sehen. Zwei weitere Maturaredenvertieen die Sinnrage um diese Schule.

Die Schrit ist ein Lobgesang an die Lernge-meinschat AME. Wir wünschen der Schuleeine weiterhin gute Entwicklung und Wir-kung.

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Gründungder AME 1992

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Plädoyer ür lebenslanges Lernen

Regierungsrat Dr. Arthur Schmid, Ansprache an der Erönungseier vom 15. Februar 1992in Aarau

Die europäische Auklärung gilt in der Ge-schichte der Pädagogik als Zeitalter, inder die Kindheit „entdeckt” wurde. Dieaugeklärten Philosophen des 18. und 19.Jahrhunderts waren deshalb stets auch einwenig Pädagogen; die internationalen Grös-sen Rousseau und Voltaire vielleicht etwasweniger als Heinrich Pestalozzi oder der Aar-gauer Volksauklärer Heinrich Zschokke.Die Entdeckung der Kindheit beinhalteteinen Wahrnehmungswandel. Wurden inrüherer Zeit die Kinder einach als „klei-ne Erwachsene“ empunden, nahmen dieDenker der Auklärung die Einteilung desmenschlichen Lebens in Phasen vor underkannten, dass Lernprozesse in den ver-schiedenen Lebensaltern unterschiedlichablauen.

Diese in der Redensart „was Hänschen nichtlernt, lernt Hans nimmermehr“ estgenagel-te Erkenntnis ührte zur Forderung, Kinder und Jugendliche in schulischen Belangen

 besonders zu ördern, d. h. in dieser Phase  bewusst Lernprozesse zu initiieren und zuunterstützen.In diesem Sinne war der Prozess der Kind-heitsentdeckung die Geburtsstunde der Volksschule. War vorher Bildung adligenund patrizischen Bürgern vorbehalten, ent-deckte man in jener Zeit das ungeheure, bisdahin brachliegende Potential, das ein gebil-deter „dritter Stand“, eine mit elementarenKulturtechniken wie Lesen, Schreiben undRechnen ausgestattete Bevölkerung dar-stellte.Die augeklärte Entdeckung der Kindheitwar deshalb dreierlei: einerseits eine Errun-

genschat der politischen Geschichte, indemdie Volksschule die Mündigkeit der Bürger in der entstehenden Demokratie garantierensollte, andererseits ein Meilenstein in der 

Geschichte der Pädagogik, indem den Re-geln des Heranwachsens wissenschatlichesInteresse zuteil wurde, und drittens eineRahmenbedingung der Volkswirtschat, in-dem ein Potential an qualizierten Arbeits-kräten entstand, das sich ür den weiterenVerlau der Industrialisierung als nötig he-rausstellte. Die Entdeckung der Kindheitund die Volksschule veränderten damit dieGeschicke der Menschen Europas und der Schweiz grundlegend.Die Volksschule ist heute, 150 Jahre später,aus dem Leben der europäischen Länder nicht mehr wegzudenken. Aber vieles hatsich seither dennoch verändert. Die moder-ne Gesellschat des 20. Jahrhunderts setzt imBildungsbereich andere Prioritäten. In der Diskussion über die Neuordnung Europas

spricht beispielsweise kaum jemand über dieBelange der Volksschule. Es scheint, die päd-agogische Errungenschat des liberalen Zeit-alters habe ihren Ehrenplatz abgegeben. Sieist weiterhin die elementare Basis der Volks-wirtschat; dennoch steht sie in der Prioritä-tenliste nicht mehr zuoberst; zurzeit scheintes sogar, sie habe politischen Gegenwind.Auwind hat die Tertiäre Bildung, die Er-wachsenenbildung. Nicht nur, dass im er-wähnten europäischen Integrationsprozessin bildungspolitischer Hinsicht ast nur vonHoch- und Fachhochschulen geredet wirdund dass das eidgenössische Parlament inseinen letzten Sessionen grosse Kredite ür Hochschullehre und Forschung gesprochenhat. Vielmehr sind dies alles nur Auswir-kungen eines grundsätzlichen Wandels der 

 bildungspolitischen Konzeption.

Grundlage dieses bildungspolitischen Pa-radigmenwechsels ist die gesellschatlicheEntwicklung. Durch einen immer schnel-leren sozialen und technologischen Wandel

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  bedingt gerinnt die Ahnung langsam zur Einsicht, dass auch eine noch so gute undnoch so ausührliche Grundausbildung eineWeiterbildung während des Erwerbslebensnicht ersetzt. Schon vor gut zwanzig Jah-ren erklärte der damalige Bundeskanzler Brandt, es könne niemand mehr davon aus-gehen, den einmal erlernten Beru sein Leb-tag ausüben zu können.In der Zwischenzeit hat der Strukturwan-del in der Tat einige Berue ausgetilgt, so-gar ganze Erwerbszweige stillgelegt oder vollständig umstrukturiert – in der Schweizetwa die Textilindustrie. Aber es trit nichtnur Bereiche mit ungelernten Arbeitskrä-ten, auch vor qualiziertem Personal machtder wirtschatliche Strukturwandel nichthalt. Der Berusstand der Typograen z. B.

hat einen unglaublichen Wandlungsprozessdurchlauen; aus dem hochqualiziertenFacharbeiter wurde durch Licht- und Com-

  putersatz ein dem übrigen administrativenPersonal angeglichener Beru – ein Wandelmit vielen schwierigen sozialen und berus-

 politischen Begleiterscheinungen.Der wirtschatliche Strukturwandel hat ür viele Menschen die Umschulung nötig ge-macht und damit lebenslängliche Flexibili-tät erzwungen. Andere Prozesse der moder-nen Gesellschat – etwa der exponentielleZuwachs des Wissens, die Veränderung der Erwerbsgewohnheiten und die Rollenteilungin der Familie, die Forderung nach Chancen-gleichheit und nach besserer Ausschöpungdes Faktors Bildung ür die Volkswirtschat,neue Erkenntnisse über kognitive Prozesse

 – alle diese Faktoren haben ebenalls dazu

  beigetragen, die Gewichte zwischen der Grund- und der Weiterbildung zu verschie-

  ben und dem Postulat des „lebenslangenLernens“ Gewicht zu verschaen.

Damit rückt die Erwachsenenbildung, dieFort- und Weiterbildung, ins Zentrum (wo-mit unsere Zeit in der Geschichte der Pä-dagogik zur Entdeckerin des Erwachsenen-alters werden dürte).Das Postulat des lebenslangen Lernens istalso keineswegs einach eine vom wirt-schatlichen Strukturwandel erzwungeneFlexibilitätsorderung, lebenslanges Lernenist vielmehr ein Gebot der Stunde. In einer Zeit, in der die Lebensläue und Karrie-ren der Menschen immer fexibler werden,meint lebenslanges Lernen das Recht, dasGut Bildung dann zu erringen, wenn esdie persönliche Situation erlaubt und es alszweckmässig erachtet. Deshalb braucht diemoderne Gesellschat ein Schulwesen, dasin der Dierenzierung auch Durchlässigkeit

 beinhaltet, und das möglichst viele Einstie-ge ür möglichst viele Menschen in den ver-schiedensten Lebenssituationen bereithält.Eine au Regelmenschen hin zementierteSchulstruktur wird nie den Anorderungender heutigen Gesellschat gerecht werdenkönnen. Einige anstehende Probleme sollendas veranschaulichen:• Das Ziel etwa, den Menschen der ver -schiedenen Regionen gleiche Chancen ein-zuräumen, stand der Gründung regionaler Mittelschulen im Aargau Pate. Ausser demFricktal, wo ausserkantonale Möglichkeitendes Schulbesuchs bestehen, steht dank der sechs Mittelschulen möglichen Kandidatin-nen und Kandidaten aller Aargauer Regio-nen gleichermassen der Erwerb eines Ma-turzeugnisses in ihrer Nachbarschat oen.Dennoch bleiben regionale Unterschiede in

der Beschulungsdichte vorhanden.• Das Ziel, den verschiedenen sozialenSchichten gleiche Chancen einzuräumen

  – den Kindern des Chearztes ebenso wie

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  jenen des türkischen Facharbeiters – wur-de mithile eines ortschrittlichen Stipen-diengesetzes verolgt (dessen Vollzug undWeiterentwicklung zurzeit überdacht wird).Doch auch hier sind Unterschiede nochnicht ausgeräumt.• Dem Ziel, jedem Menschen seinen Bega-

  bungen gemäss eine Schulung zukommenzu lassen, dienen verschiedene Institutio-nen im Aargauer Schulwesen, z. B. die Ty-

 pendierenzierung und Durchlässigkeit imBereich der Oberstue, die Kleinklassenund heilpädagogische Massnahmen, dieBegabtenörderung der Mittelschulen undder Berusmittelschulen usw. Trotz dieser Institutionenvielalt schöpt das Aargau-er Bildungswesen die Bildungsreservenkeineswegs vollständig aus, denn alle die

genannten Möglichkeiten gehen vom „nor-malen“ Lebenslau aus, der einen gradli-nigen Bildungsweg ermöglicht. Doch wasist mit den schulischen „Auholern“, dieeine entwicklungsbedingte Lernstörung imVolksschulalter noch kurz vor dem Mündig-keitsalter durch besonderen Einsatz wettma-chen? Was mit jenen benachteiligten Frauenund Männern, die – es gibt das noch immer 

  – zugunsten des ältesten Sohnes au eineschulische Weiterbildung nach Beendigungder Volksschule verzichten mussten? Wasmit jenen Frauen, die vor Mutterschat undFamilie nur eine kurze Ausbildung durch-lieen, Mitte Dreissig nochmals anangenund eine bessere Qualikation erreichenwollen?Für solche Biographien hat das ozielleBildungssystem nur wenig anzubieten. Nun

soll das betreend Erwerb der Maturitätändern, denn heute dar ein seit langer Zeitgehegtes Projekt dem Publikum übergebenwerden: die Aargauische Maturitätsschule

ür Erwachsene, kurz AME genannt. LassenSie mich diese Institution kurz skizzieren.Die ozielle Geschichte der AME beginntim Jahre 1984. Ein Postulat von Armin Gret-ler verlangt die Schaung einer Maturitäts-schule ür Erwachsene. Der Regierungsratist bereit, den Vorstoss entgegenzunehmen,der Grosse Rat überweist ihn. Das Anliegenndet Eingang ins Regierungsprogramm1989–1993, das Erziehungsdepartement

  beginnt mit der Arbeit. Der in Vernehm-lassung gegebene Entwur eines Dekretesndet breite Zustimmung, im Frühjahr undSommer 1991 behandeln Regierungs- undGrossrat das entsprechende Dekret. Am20. August 1991 wird das Dekret über dieErrichtung und Organisation der Aargaui-schen Maturitätsschule ür Erwachsene vom

Grossen Rat zum Beschluss erhoben.Der Zudrang zur neuen Institution ist er-reulich. Au die erste Ausschreibung hin,die der Bedürnisabklärung dienen sollte,meldeten sich über 250 Personen, zur de-nitiven Anmeldung entschlossen sich immer noch über 100! Diese Zahlen sprechen ür sich. Der Maturitätserwerb au dem 2. Bil-dungsweg ist ein Bedürnis der Zeit, dieöentliche Hand ist augeordert, diesemBedürnis zu olgen und entsprechende An-gebote auzubauen.Lassen Sie mich auch einige Charakterisie-rungen der neuen Schule anbringen, z. B.über die olgenden drei statistischen Anga-

 ben.1. Geschlecht: 64 % Frauen stehen bei denAnmeldungen 36 % Männern gegenüber.Der 2. Bildungsweg leistet damit einen Teil

zur Kompensation der Benachteilung der Frauen durch den 1. Bildungsweg.2. Altersstruktur: 60 % der Bewerberinnenund Bewerber sind zwischen 20 und 30

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Jahre alt, 30 % zwischen 30 und 40, undimmerhin 10 % zwischen 40 und 50. Der Maturitätserwerb ist damit eine Weiterqua-likationsmöglichkeit, die vornehmlich inder ersten Hälte des Beruslebens gewähltwird. Das ist nicht weiter erstaunlich, istdieser Weg doch sehr zeitauwendig undauch kostenintensiv.3. Vorbildung: Die schulische Herkunt der Studierenden deckt ein breites Spektrumab: 10 % mit dem Hintergrund Realschule,28 % Sekundarschule, 45 % Bezirksschuleund 16 % höhere Schulen.Mit dem heutigen Datum gründen wir aber nicht nur eine Schule, wir erönen auch denersten Kurs. 50 Studierende angen jetzt imFebruar an – ganz gemäss Dekret –, und50 Studierende werden ausnahmsweise im

August 1992 beginnen; dies, um den gros-sen Andrang dieser Gründungszeit auzu-angen. Lassen Sie mich also – wie das beieiner Kurserönung üblich ist –, ein Wortan die Studierenden richten. Sie, meine sehr verehrten Studentinnen und Studenten, Siehaben eine strenge Zeit vor sich. Was im ers-ten Bildungsweg mindestens 4 Jahre dauert,haben Sie in 7 Semestern zu absolvieren,und dazu noch berusbegleitend. Dennoch:Ich wünsche Ihnen Musse. Sie haben alle

 – das ist ja eine Vorbedingung – berufichePraxis hinter sich. Sie wissen was resul-tat- und leistungsorientierte Berusarbeit

  bedeutet. Geniessen Sie die Möglichkeit,über den durch täglichen Trott eingeengtenHorizont hinauszusehen. Suchen Sie Erül-lung durch Bildung – nicht Auüllung mitBildung. Bildung braucht Raum – ich meine

das nicht zynisch angesichts Ihrer zu erwar-tenden grossen Belastung, ich meine es alsRat: Suchen Sie nicht die ganze Breite der abend- und morgenländischen Bildung. Die

Zeit der Universalgelehrten ist heute vorbei.Sie können nicht mehr alles lernen. SuchenSie die Tiee, lassen Sie zu, exemplarisch zulernen.Und vor allem: Suchen Sie das Gespräch. Inder Auseinandersetzung, im Dialog lernenErwachsene besser, das reine Büeln wirdmit zunehmendem Alter jedenalls immer schwieriger. Aus diesem Grunde haben wir keine reine Fernunterrichtsmethode als Or-ganisationsorm der AME gewählt, sondernin kleinem Rahmen auch Klassenunterrichtvorgesehen. Hüten Sie sich aber auch vor der entgegengesetzten Geahr: Sie drückenzwar die Schulbank, lassen Sie sich dadurchaber nicht entmündigen. Behalten Sie dieVerantwortung ür Ihren Alltag auch in die-sem Lebensabschnitt.

Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Mut, dienächsten 3 ½ Jahre Ihres Lebens ganz anderszu verbringen als bisher und ich wünscheIhnen Durchhaltevermögen, Freude undgute zwischenmenschliche Begegnungen.Lassen Sie mich zum Schluss kommen:Es ist mir ein grosses Anliegen, all jenenzu danken, die am Zustandekommen der neuesten Aargauer Schule beteiligt waren:den Damen und Herren des Grossen Rates,meinen Kollegen in der Regierung, meinenMitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Er-ziehungsdepartements. Lassen Sie mich vor allem aber Dr. Walter Weibel, Che der pä-dagogischen Arbeitsstelle, und Jörg Vollen-weider, dem Beautragten ür die AME,danken, dem ich heute als erstem Rektor, als„Gründungsrektor“ der Aargauischen Matu-ritätsschule ür Erwachsene, die Schlüssel

ür die neue Institution übergebe.

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 Von der Vision bis zur Erönung der AME

Jörg Vollenweider, Beautragter AME des Erziehungsdepartements und danach Gründungs-rektor mit Dr. Walter Weibel, damals Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle im Departe-mentssekretariat ED.

 JV: Sprechen wir zuerst über die Beweg-gründe ür das Projekt „Maturitätsschule ür Erwachsene“.WW: Grossrat Armin Gretler reichte am11. September 1984 ein Postulat ein, dasdie Schaung einer Maturitätsschule ür Erwachsene im Kanton Aargau verlangteund das vom Parlament an die Regierungüberwiesen wurde. Es war die Zeit, als dieForderung nach Education permanente einimmer stärkeres politisches Echo and.Zahlreiche Schweizer Kantone wiesen einerelativ tiee Maturitätsquote au. Mit diesemneuen, berusbegleitenden Ausbildungs-gang au Gymnasialstue hote man, das

  brachliegende Potential von Studierenden besser auszuschöpen. Im Erziehungsdepar-tement el das Anliegen au guten Boden.

Im Beschluss zum Regierungsprogramm1989–1993 lud der Grosse Rat am 9. Januar 1990 den Regierungsrat ein, in der lauen-den Legislatur die AME zu realisieren. DieDepartementsleitung entschied, die Schulesei 1992 zu erönen. Die Abteilung Mit-telschule war mit den lauenden Augabenvoll ausgelastet. Regierungsrat Dr. Arthur Schmid ragte darau den damals neu an-gestellten Leiter der Pädagogischen Ar-

  beitsstelle, wie lange es denn brauche, biseine solche Schule geplant sei. Da Luzern

 bereits eine Maturitätsschule ür Erwachse-ne gegründet hatte und ich deren Konzeptrecht gut kannte, sagte ich: „In einem halbenJahr ist eine solche Schule geplant.“ SeinAutrag war dann kurz und bündig: „Dannmach diese Planung!“ Dieser kurze münd-liche Autrag genügte mir, um mich soort

neben den anderen Projektarbeiten der Pä-dagogischen Arbeitsstelle an die Planungdieser herausordernden Arbeit zu machen.Der Zeitplan war ehrgeizig: ein halbes Jahr.

Es war vorgesehen, ür die Detailplanungeinen Beautragten mit Mittelschul- undFührungserahrung einzusetzen. Der da-malige Leiter der Abteilung Mittelschule,Dr. Jürg Rüesch, schlug Jörg Vollenweider vor, der alle Voraussetzungen mitbrachte:Du hattest erolgreich als Rektor die Kan-tonsschule Zongen geleitet und warst nachdeinem Urlaub bereit, eine neue Führungs-augabe zu übernehmen.

 JV: Natürlich wollte ich diese Chance ergrei-en. Eine neue Schule aubauen zu helen,ist an sich eine einmalige Herausorderung.Mich überzeugten aber vor allem auch dievon dir erwähnten Gründe, die hinter demProjekt standen. Schon die KantonsschuleZongen wurde gegründet, um das Poten-zial von bildungswilligen Schülern und Schü-

lerinnen in der Region auszuschöpen. Ichkannte jedoch viele jüngere Leute, die – auswelchen Gründen auch immer – die Mög-lichkeit eines Besuches der Kantonsschuleverpassten. Eine Matura nachzuholen war damals nur an privaten Schulen möglich, de-ren Kosten jedoch so hoch waren, dass sichdies nur die Wenigsten leisten konnten. Dieneue Schule war berusbegleitend gedacht,der Unterricht sollte nur an bestimmten Ta-gen stattnden und der Lernsto im Selbst-studium erarbeiten werden – wen hätte dieArbeit an diesem Projekt nicht gereizt?Erinnerst du dich noch an die ersten Pla-nungsarbeiten?WW: Meine Augabe als Präsident der Ex-

 pertenkommission bestand darin, zuerst einMandat ür diese Kommission auszuarbei-ten, dann wurden mögliche Mitglieder ür 

diese Kommissionsarbeit angeragt. Vor der Sitzung musste ein präziser Zeitplan erstelltwerden: Bis wann muss der Planungsberichtür den Erziehungsrat bzw. den Regierungs-

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rat bereitstehen? Wie muss das Dekret ür den Grossen Rat vorbereitet werden? Wiesieht der Finanzplan ür diese neue Schuleaus. Du und ich haben unsere Planungsar-

 beiten klar augeteilt. Wir vereinbarten eineintensive Zusammenarbeit im Inormati-onsaustausch. Die Sitzungen ür die Exper-tenkommission wurden gemeinsam vorbe-reitet. Wir hatten das grosse Glück, in der Person von Frau Sonja Hauri eine Sekretärinzu haben, die sich in allen Verwaltungsab-läuen bestens auskannte. In der gleichenZeit als der Kanton Aargau diese neue Schu-le plante, war aber auch der NachbarkantonSolothurn bereits an der Planung einer Ma-turitätsschule ür Erwachsene. Doch warendie Entscheidungsschritte noch nicht so weitwie bei uns. So wurde die Zusammenarbeit

mit den Nachbarn gesucht, auch wenn esdann schliesslich nicht zum gemeinsamenVorgehen reichte. Doch gelang es mit der AKAD Zürich einen interessanten Koope-rationspartner ür alle Lehrmittel zu nden.Da die Maturitätsschulen in Luzern undSt. Gallen schon mit den AKAD-Lehrhetenarbeiteten, war es sinnvoll, abzuklären, obeine solche Zusammenarbeit auch ür denAargau möglich wäre. Denn in der kurzenPlanungszeit wäre es ür uns nicht mög-lich gewesen, eigenes Unterrichtsmaterialür das Selbststudium der Studierenden zuentwickeln. Diese Kooperation konnte miteinem Vertrag besiegelt werden.

 JV:  Nach meiner Wahl als Beautragter reis-te ich zuerst nach St. Gallen. In St. Gallengab es bereits eine private Maturitätsschuleür Erwachsene, die 1990 vom Staat über-

nommen worden war (ISME) und bereitsdie eidgenössische Anerkennung der Ma-turität erhalten hatte. Das heisst, dass dieSchule die Matur selbständig durchühren

konnte und diese von allen Universitätenund Hochschulen der Schweiz anerkanntwar; ein Ziel, das wir auch ür die AME an-strebten. Da im Februar 1990 im KantonLuzern eine Maturitätsschule ür Erwachse-ne (MSE) nach dem Konzept von St. Gallengegründet worden war, entwickelte sich eineenge Zusammenarbeit mit Luzern. Durchdiese Zusammenarbeit konnten wir bei der Planung von den Erahrungen der MSE pro-tieren.Es zeigte sich bald, dass der kurze Zeitrah-men es nicht erlaubte, die Matura ür Er-wachsene neu zu ernden und dass diesauch nicht nötig war. Dekret und Verord-nung konnten in den Grundzügen von der ISME und der MSE übernommen, musstenallerdings den Verhältnissen unseres Kan-

tons angepasst werden.WW: Es war uns aber wichtig, dass dieser neue Schultyp auch innovative Elemente inder Schulstruktur und im Unterrichtsinhaltauweisen sollte. Zwar hatten wir mit unse-ren Ideen keine Vorbilder, aber wir wolltennicht eine Maturitätsschule ür Erwachseneschaen, die sich allein au die bisherigenGymnasialmodelle abstützte. Und dochmusste die Schule so geplant werden, dasssie von der Eidgenössischen Maturitätskom-mission anerkannt werden konnte. Du undich entwickelten deshalb Planungsgrundsät-ze, die in der Expertenkommission viel zudiskutieren gaben. So war unsere Vorstel-lung, dass wir in der Anangsphase keineestangestellten Lehrpersonen einstellenwollten, sondern dass wir einerseits au er-ahrene Kantonsschullehrerinnen und -leh-

rer im Lehrautrag zurückgreien und auchzusätzliche Dozierende einstellen wollten,die in der Erwachsenenbildung tätig waren.Wir wollten ein interessantes Lehrverhält-

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nis mit Selbststudium und Direktunterrichtschaen. Das Maturitätsniveau sollte au dem gleichen hohen Level sein wie an denübrigen Aargauischen Kantonsschulen.Doch wir wollten als obligatorisches Fachdie Philosophie einrichten. Am liebsten hät-ten wir auch Kunstächer eingebaut. Sehr gerne hätten wir Musikunterricht angeboten.Doch die Führung des Faches Musik mussteaus Kostengründen allengelassen werden.Es war aber möglich, die Matura im FachMusik abzulegen. Neu war unsere Vorstel-lung zu den Aunahmebedingungen an dieseSchule. Drei Jahre Beruserahrung war dievorgegebene Bedingung. Wir wollten aber,dass Familienarbeit gleichwertig der Berus-arbeit anerkannt würde, damit wir Frauenvon allem Anang die Chance geben konn-

ten, diese Schule zu besuchen. Dieser An-satz war ür die Schweiz neu. Auch ür diekommende Ausichtskommission der AMEstellten wir unsere Überlegungen an. Waren

  bisher die Kommissionen aus Mitgliedernder politischen Parteien zusammengesetztworden, so war unsere Idee, dass neben der 

  politischen Vertretung auch Fachpersonender Erwachsenenbildung, der Psychologieund aus anderen Maturitätsschulen ür Er-wachsene gewählt werden sollten. Nochgut erinnere ich mich an die intensiven Sit-zungen der Expertenkommission. Bei alleninhaltlichen und sachlichen Auseinanderset-zungen war die Zusammenarbeit äusserstangenehm und immer konstruktiv. Das An-liegen war allen Kommissionsmitgliedernklar und dass es ür den Kanton Aargau zumdamaligen Zeitpunkt eine einmalige Chance

war, eine solche Schule zu gründen.Am Ende der Planungsphase hatten wir gesehen, dass ein deutschschweizerischesKooperationsorgan nützlich wäre. Unse-

re Anregung aus dem Aargau wurde au-genommen. Die Rektorenkonerenz der Maturitätsschulen ür Erwachsene wurdegegründet. Wir baten die SchweizerischeWeiterbildungszentrale ür Mittelschulleh-rer (WBZ), sie möge eine Arbeitsgruppeschaen, damit die spezischen Anliegender Weiterbildung ür Lehrpersonen der Er-wachsenenmaturität, augenommen würden.Damit war eine wichtige Voraussetzung ge-geben, dass alle Mittelschulen ür Erwach-sene in der deutschsprachigen Schweiz ineinen regelmässigen Inormationsaustauschkamen und dass eigenständige Weiterbil-dungsprogramme ür ihre Lehrerinnen undLehrer entwickelt werden konnten.Kannst du dich erinnern, welche Arbeitennach der Annahme des Dekrets durch den

Grossen Rat anelen? JV: Der Grosse Rat beschloss das Dekretür die Schaung einer Aargauischen Ma-turitätsschule ür Erwachsene mit nur einer Gegenstimme. Die Mitglieder des GrossenRates anerkannten, dass mit diesem vor-gelegten Modell eine sehr kostengünstigeSchule errichtet werden konnte, die demAnliegen der Erwachsenenbildung gerechtwurde und erst noch innovative Ansätzeverwirklichte. Die Voraussetzungen ür dieAME waren somit erreicht. Nun ging es umdie Inormation der Bevölkerung, die Suchenach Lehrpersonen und Schulräumen. Am1. September 1991 wurde Frau RosmarieMeili als Sekretärin mit einem 50-%-Pen-sum gewählt. Frau Meili war mir eine grosseHile und hat viel dazu beigetragen, dass der schwierige Übergang von der Theorie zur 

Praxis reibungslos bewältigt werden konnte.WW: Für mich war die Zeit zwischen der Annahme des Dekrets sowie der Verordnungund der Erönung der Schule am 15. Feb-

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ruar 1992 ast die schwierigste Phase. Wir gingen davon aus, dass nach der Ausschrei-

 bung der Stelle eines Rektors der AME sichder Beautragte meldet. Doch seine Anmel-dung unterblieb. Der Regierungsrat trat au den Dreierwahlvorschlag nicht ein, sondernverlangte, dass mit dir noch einmal das Ge-spräch gesucht werden müsse. Schliesslichliessest du dich überzeugen, dass nach die-ser intensiven Planungsarbeit es richtig sei,wenn du die Wahl zum ersten Rektor der AME annehmen würdest.

 JV: Die Zwischenzeit war ür mich einehektische Phase. Zuerst ging es darum, dieAME an sechs Kantonsschulen vorzustellenund Lehrpersonen zu motivieren, ein kleinesPensum zu übernehmen. Zudem musstenAbklärungen über mögliche Standorte vor-

genommen werden. Danach besuchte ichalle Regionen im Kanton Aargau, um dieSchule bekannt zu machen. Das Interessein der Bevölkerung war beachtlich und hatmich überrascht. Es hat mir aber bestätigt,dass eine Maturitätsschule ür Erwachse-ne im Kanton einem Bedürnis entsprach.Durch die Berichterstattung in der Lokal-

 presse wurde die Bevölkerung zusätzlich in-ormiert. Es ging eine erstaunlich hohe Zahlvon Anmeldungen ür den ersten Kurs ein, sodass wir im Februar 1992 mit zwei Klassenzu 25 Studierenden starten konnten. Um der grossen Nachrage gerecht zu werden, wur-den ausnahmsweise schon ab August 1992zwei weitere Klassen geührt. Glücklicher-weise gab es genug Lehrpersonen, die sichür ein Pensum an der AME interessierten.Viele Anmeldungen kamen von Frauen, die

ihre Lehrtätigkeit aus amiliären Gründenaugegeben hatten und nun wieder ins Lehr-ach einsteigen wollten. Grosse Pensen gabes noch nicht und die Schulzeiten am Mitt-

wochnachmittag bis -abend und am Samstagwaren ür sie ideal. Besonders wichtig war aber, dass mindestens die Hälte der Lehr-

 personen aus den Kantonsschulen des erstenBildungsweges kam, damit die Angleichungan die Anorderungen der Kantonsschulengewährleistet werden konnte.Die zahlreichen Anmeldungen der Studie-renden bedingten, dass ich mir viel Zeit ür Beratungsgespräche nehmen musste. EineTätigkeit, die ich sehr gerne erüllte, lernteich doch Schicksale kennen, die mir bestä-tigten, wie wertvoll die AME ür viele Men-schen sein kann.Da ich selbst unterrichtete, war auch ür mich die Auseinandersetzung mit der be-sonderen Lehr- und Lernsituation eine Her-ausorderung. Wie verarbeitet man in einer 

Schulstunde den Sto von einigen StundenSelbststudium? Wie gelingt es, den Verbundzwischen Selbststudium und Unterricht un-ter einen Hut zu bringen? Eine Frage, diesich allen Lehrpersonen stellte. Es war baldklar, dass zuküntig gerade in diesem Be-reich ein grosser Bedar an Weiterbildung

 bestehen würde.Für dich, Walter, und ür mich bedeutete dieErönungseier am 15. Februar 1992 in der Aula der Neuen Kantonsschule Aarau dasEnde unserer gemeinsamen erolgreichenArbeit.Dir sei herzlich gedankt ür deinen grossenEinsatz, ür deine Hile mit den Berichten,die du schreiben musstest, ür deine päda-gogischen Anregungen und deinen oenenGeist. Wir waren ein gutes Team!WW: Für mich war es eine grosse Genugtu-

ung, dass die AME erönet werden konnte.Der Zeitplan ür die Planungsphase konnteeingehalten werden. Regierung und Par-lament hatten aus Überzeugung der Grün-

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dung der AME zugestimmt. Viele innovativeIdeen ür diesen neuartigen Schultyp imKanton Aargau anden Akzeptanz. Ich war glücklich und auch ein bisschen stolz. DieDankbarkeit war sehr gross. Die politischeFührung und Durchsetzung durch Regie-rungsrat Dr. Arthur Schmid war einmalig,die Zusammenarbeit mit dir grossartig unddas Zusammenspiel mit der Expertenkom-mission und mit den Mitarbeitenden in der Bildungsverwaltung ausgezeichnet.

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 Aubau und Betrieb

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Die ersten Schuljahre der AME

Jörg Vollenweider, 1990–1992 Beautragter ür die AME und Rektor 1992–2003

Profl AMEEs war von Beginn der Schulgründung anklar, dass es unser Hauptziel sein musste,die AME in der Schullandschat Aargauzu verankern. Es galt, die AME als eigen-ständige Schule mit einem klaren Prol zu

 positionieren trotz verschiedener Schulorte,trotz straen Stundenplans, trotz Lehrper-sonen und Studierenden aus allen Regionen,die sich nur mittwochs und samstags tra-en. Es galt, ür Studierende und Lehrper-sonen eine Schule zu schaen, mit der siesich identizieren konnten. Es sollte allen

  bewusst werden, dass die AME nicht eineInstitution ist, an der die Matur wie ein Hür-denlau absolviert wird, sondern dass dieAME ein Ort ist, wo Studierende Anteilnah-me, Hile, Gedankenaustausch und Gemein-

schat nden können. Mit der Arbeit in denzahlreichen Projektgruppen, dem Einbezugder Studierenden am Aubau der Schule, der konstruktiven Mitarbeit der Mitglieder der Ausichtskommission und der wohlwollen-den Unterstützung durch das Erziehungs-departement entwickelte sich ein Pionier-geist, der uns alle befügelte. Eine Fülle vonAnlässen, meist ausserhalb der oziellenStundenverpfichtung, wie Gespräche mitAutoren, Museums- und Atelierbesuche,geographische und biologische Exkursio-nen, Klassenanlässe, „FORUM Veranstal-tungen“, „à-la-carte-Anlässe“ usw. wurdenvon Lehrpersonen und Studierenden organi-siert. Solche Veranstaltungen ermöglichtenes, sich auch ausserhalb des eigentlichenUnterrichts kennenzulernen und ein gutesLernklima zu schaen.

Der erste Höhepunkt der neuen Schule war die erste Maturitätseier vom 1. Juli 1995au Schloss Lenzburg und die Anerkennungder eidgenössischen Maturität. Da die AME

eine kantonale Schule ist, deren Studierendeaus allen Teilen des Kantons kommen undwir kein eigenes Schulhaus haben, sondernan verschiedenen Kantonsschulen unter-richten, entstand von Anang an die Idee, dieMaturitätseier jedes Jahr aus Gründen der Verankerung und Zusammengehörigkeit ineiner anderen Region des Kantons abzuhal-ten. So waren wir in Lenzburg, Zongen,Muri, Aarau, Baden, Wohlen und Rhein-elden. In besonderer Erinnerung bleibt diegemeinsame Maturitätseier 2000 mit der Luzerner Maturitätsschule ür Erwachsenein Luzern. Anlässlich der ersten Maturi-tätseier wurde auch der Verein Ehemaliger Studierender der AME (VESAME) gegrün-det. Mit Freude stelle ich heute est, dass dieVESAME nach wie vor aktiv ist.

Dass die Kommunikation au allen Ebenenvon eminenter Bedeutung war, ergab sichvon selbst. Diskussionen und Erahrungs-austausch mit Lehrpersonen und Klassen-lehrpersonen, Aunahme- und Austrittsge-spräche mit den Studierenden, periodischeSitzungen mit Klassenvertretern der Stu-dierenden, der Ausichtskommission undder Maturitätsprüungskommission halenuns, unsere Arbeit stetig zu optimieren.Aber auch der Austausch von Gedankenund Erahrungen in den Rektorenkoneren-zen der aargauischen Maturitätsschulen, der schweizerischen Maturitätsschulen und der schweizerischen Maturitätsschulen ür Er-wachsene erlaubten uns, unsere spezischenBedürnisse einzubringen. Nicht zuletzt un-terstützte uns auch die Bildungsverwaltung,die gut begründete Anliegen der AME stets

 bewilligte.Es galt auch schon rüh, Vorurteilen gegen-über der Maturität des zweiten Bildungs-weges zu begegnen. Die Meinung, dass

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die Maturität der AME im Vergleich mitderjenigen der Mittelschulen des erstenBildungsweges ein weniger hohes Niveauausweise, war weit verbreitet. Diese Vor-würe basierten au Argumenten, die au Unkenntnis unserer Verhältnisse schliessenliessen. Es bestanden Unterschiede zum ers-ten Bildungsweg, aber massgebend war dasZiel der Hochschulreie. Die Qualität undResultate der Maturitätsprüungen sowiedie Rückmeldungen der Hochschulen hiel-ten jedem Vergleich stand.Auch au der politischen Ebene bedurtees des Einsatzes aller, um die Existenz der Schule zu sichern. Es war ür mich nichtüberraschend, dass schon im 3. Jahr imGrossen Rat eine Motion eingereicht wurde,in der der Regierungsrat augeordert wur-

de, dem Grossen Rat eine Vorlage zur Priva-tisierung der AME zu unterbreiten. Da unseine Trägerschat ehlte, hätte eine Privati-sierung die Auhebung der AME bedeutet.Der Grosse Rat lehnte die Motion mit einer Zweidrittelsmehrheit ab.In der Folge wurden schon bald Optionenür die Zukunt der AME ins Auge geasst.Es waren au Kantons- und au Bundesebe-ne Gespräche im Gang ür die Durchläs-sigkeit verschiedener Ausbildungen. Manwollte sogenannte Passerellen zur Hoch-schule schaen. Die Rektorenkonerenz der Maturitätsschulen ür Erwachsene war der Meinung, dass unsere Schulen dank ihrer Erahrungen als berusbegleitende Schu-len, die bereits mit Modulen arbeiteten undschon erste Erahrungen mit e-learning ge-sammelt hatten, geeignet seien, diese Pas-

serellen zu ühren. Auch wurden erste Ge-spräche geührt, ob die AME gewisse Kurseür den Übergang an die neue AargauischeFachhochschule ür Pädagogik überneh-

men könne. Optionen, die erst nach meinemRücktritt realisiert werden konnten.

Besondere Schwerpunkte bis 2003 Lehrmittel/Unterricht Der Verbund von Selbststudium mit denAKAD Lehrheten und dem Direktunter-richt bedeutete eine grosse Herausorderungür Studierende und ür Lehrpersonen. Wie

 präsentiert man einen Sto optimal, den dieStudierenden zu Hause erarbeitet haben, inden wenigen Lektionen des Direktunter-richts, die zur Verügung stehen? Die Lehr-

 personen des ersten Bildungsweges musstensich diesen Vorgaben anpassen, was eineUmstellung des gewohnten Unterrichts be-dingte. Der Unterricht mit Erwachsenen,die im Verbund Fern- und Direktunterricht

arbeiten, verlangt andere didaktische undmethodische Schwergewichte. Die Vorbe-reitung einer Lektion war daher auwändigund es war nicht überraschend, dass sichviele Lehrpersonen der Kantonalen Matu-ritätsschulen wieder zurückzogen, dies vor allem auch, weil der Aubau der Schule vielMitarbeit in Projektgruppen erorderte. Mitder Zeit bildete sich aber ein harter Kernvon Lehrpersonen, dem die Arbeit an der AME Herausorderung und Beriedigung

 bedeutete.Der Umgang mit den Lehrheten war auchür die Studierenden nicht einach und be-durte der Unterstützung. Die meisten Stu-dierenden hatten sich kaum Gedanken ge-macht, wie sie am besten lernen, was ür einLerntyp sie sind und was ür Möglichkeitenes gibt, die Lernstrukturen zu verbessern.

Da einige Studierende auch seit längerer Zeit nicht mehr in die Schule gegangen wa-ren, war eine arbeits- und lerntechnischeBegleitung notwendig.

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Die Fachgruppen beschätigten sich lau-end mit der Lehrmittelrage, den Ston-halten, dem Stoumang wie auch mitdem Einsatz des Internets im Unterricht.Von den zahlreichen Unterrichtsbesuchender Mitglieder unserer Ausichtskommis-sion erhielten wir wertvolle Hinweise zur Verbesserung unserer Unterrichtstätigkeit.Auch von Seiten der Studierenden kamenAnregungen. Damit der Unterricht optima-ler gestaltet werden konnte, war eine Qua-litätskontrolle schon rüh unabdingbar. Aneinem unserer ersten Weiterbildungstagestellten wir Kriterien ür einen Feedback-Fragebogen zusammen, der anschliessendvon einer Projektgruppe ausgearbeitetwurde. Die Umrage umasste die Berei-che: methodisch-didaktische Kompetenz /

Lernklima / Motivation / Kommunikations-ähigkeit / Persönlichkeit / Leistungs- undPrüungsbeurteilung. Das war der pionier-hate Beginn des späteren, obligatorischen„Qualitätsmanagements“.

Umsetzung des revidierten Maturitätsaner-kennungsreglements MARDie Stundentael und die Regelungen von1992 waren mehr oder weniger von dengleich strukturierten Schulen in St. Gallenund Luzern übernommen worden. Nach der eidgenössischen Anerkennung 1995 und der nun 4 ½-jährigen Erahrung drängte sicheine Revision au. Da kam die eidgenössi-sche Revision des Maturitätsanerkennungs-reglements (MAR) gerade gelegen. Eineanspruchsvolle Arbeit stand bevor. Die Um-setzung des MAR an der AME wäre ohne

die Wahl einer Konrektorin, Ruth Lüssy,und zwei ersten Hauptlehrpersonen, ClaudiaFabel und Adrian Lüthy, kaum zu bewälti-gen gewesen.

Am 18. Januar 1996 wurde eine Erziehungs-rätliche Kommission ür die Umsetzung desMAR an der AME bewilligt, die ihre Ar-

 beit am 15. März 1996 aunahm. IntensiveGespräche anden statt in Bezug au dasneue Leitbild der Schule, die Stopläne,die Stundentael, den Lehrplan, die Lehr-mittel und die Auswirkungen au Dekretund Verordnungen, sowie hinsichtlich der nanziellen Konsequenzen. Die Arbeit mitder Erziehungsrätlichen Kommission, mitder Ausichtskommission, mit den Matu-ritätsschulen ür Erwachsene der Schweizund vor allem die konstruktive, engagierteMitarbeit unserer Lehrpersonen an diesemGrossprojekt gehört mit zu meinen schöns-ten Erahrungen an der AME.Die erste Maturitätseier nach Inkrattre-

ten des neuen Maturitätsreglements andim Juni 2001 an der Kantonsschule Ba-den statt, nachdem die AME am 6. Oktober 2000 bereits die Anerkennung der Maturi-tätszeugnisse nach MAR erhalten hatte.Eine Schule ist eine Institution, die sich ineinem ständigen Entwicklungsprozess be-ndet. Mitten in diesem Prozess trat ich am31. Januar 2003 altershalber zurück. Ob-wohl mir der Abschied nicht leicht el, war es ür mich eine Genugtuung mit Frau Dr.Barbara Keller Tanner eine Nacholgerin zuhaben, die sich soort mit der AME identi-zierte und die Schule mit neuem Elan in dieZukunt ühren konnte.

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Die Entwicklung ab Februar 2003

Barbara Keller Tanner, Rektorin ab 2003

Jörg Vollenweider übergab mir eine leben-dige Schule, an der ich mich vom ersten Tagan wohl ühlte. Die Lehrpersonen waren – und sind – ein Team, und ich wurde herzlichaugenommen und von allen unterstützt,was mir den Einstieg in die neue Heraus-orderung sehr erleichtert hat. Grosszügigsahen meine Kolleginnen und Kollegen über meine Anangsschwierigkeiten hinweg und

  beantworteten meine unzähligen Fragen.Mein erster Eindruck hat sich im Laue der Jahre, in denen ich die AME ühren durte,nicht nur bewahrheitet sondern verstärkt:Obwohl – oder vielleicht eben gerade weil – wir uns nur selten sehen, haben wir alle eingutes Verhältnis untereinander. Wir könnenmiteinander arbeiten, lachen, Feste eiernund manchmal auch fuchen. Ich ühle mich

ausgesprochen wohl als Leiterin in einemtollen Team!Auch die Zusammenarbeit mit dem Depar-tement unktionierte von Anang an. Die be-sondere Struktur der AME wurde und wirdimmer in Betracht gezogen, wenn es gilt, imDepartement eine Entscheidung zu ällen,und immer stosse ich mit meinen Anliegenau oene Ohren.

Bei meinem Amtsantritt standen grosse Ver-änderungen an: Die Kurse ür den Übertrittan die Pädagogische Hochschule waren inder Konzeptionsphase, und die Projektlei-tung seitens der AME war meine erste grosseAugabe. Im August 2003 begann der ersteKurs; damals wurden zwei Abteilungen mit

  je 24 Studierenden geührt. Unsere Lehr- personen nahmen im Autrag der Pädagogi-

schen Hochschule auch die Prüungen ab. ImLau der Zeit wurde der Vorkurs mehrmalsmodiziert und verbessert. Heute unterrich-ten wir vier Abteilungen zu 26 Studierenden.

Fast gleichzeitig mit dem Vorkurs beganndie Planung der „Passerelle Dubs“, die Stu-dierende mit einer guten Berusmaturitätin einem Jahr au die Ergänzungsprüungvorbereitet, welche ihnen den Zugang zuallen Universitäten und Hochschulen in der Schweiz ermöglicht. Die Erwachsenenmatu-ritätsschulen, bei denen es bereits eststand,dass sie die Passerelle ühren würden, bilde-ten schulübergreiende Facharbeitsgruppenzur Erarbeitung der Lehrpläne. Obwohl imKanton Aargau die Einührung der Passerel-le kurzristig nicht geplant war, beteiligtensich auch AME-Lehrpersonen an der Lehr-

 planarbeit, um ür eine spätere Einührungder Passerelle im Kanton gerüstet zu sein.Im August 2007 war es soweit: 30 Studieren-de in zwei Abteilungen nahmen ihr Passerel-

lenstudium au. Ähnlich wie beim Vorkursnahm das Interesse schnell zu, so dass wir zur Zeit vier Abteilungen mit je ungeähr 20Studierenden ühren können.

Au Ende Schuljahr 2003/4 trat Ruth Lüssyals Prorektorin und Lehrerin in den Ruhe-stand. Als ihr Nacholger wurde René Murigewählt, der mit seinem grossen Know-howin IT alle IT-Projekte übernahm und kompe-tent zu Ende ührte.Am 1. Januar 2005 trat das neue Gesetz über die Anstellung von Lehrpersonen (GAL)in Krat, das den Schulen grundlegendeVeränderungen in den Führungsstrukturen

  brachte und von den Lehrpersonen einehohe Bereitschat zur Veränderung abver-langte: Die Schulen sind nicht mehr ein ba-sisdemokratisches System, sondern haben

einen Rektor oder eine Rektorin mit klar denierten Führungskompetenzen.Schulintern wurde der Gebrauch der elekt-ronischen Hilsmittel verstärkt: Die Noten-

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verwaltung wurde digitalisiert, und, nach-dem au der Tertiärstue immer mehr mitelektronischen Plattormen gearbeitet wur-de, ührten wir 2005 das System Blackboardein. Es war ein schwieriger Prozess, bedeute-te doch die Umstellung der Kommunikationund besonders der Inormation von einer Bringschuld der Schulleitung, Administra-tion und Lehrpersonen zu einer Holschuldür die Studierenden, und die Benutzungvon Blackboard begleitend zum Unterrichtür Studierende wie auch ür Lehrpersoneneinen einschneidenden Kulturwandel.

Anang 2007 wurde die SchulsekretärinRosmarie Meili pensioniert. Ihre Nachol-gerin ist Cornelia Franz, die selbst die AMEabsolviert und erolgreich mit der Matur ab-

geschlossen hat.2007 wurde von der Regierung beschlossen,die Maturitätsprüungen zu vereinheitli-chen. Pro Schule sollte es pro Fach nur nocheine Prüung geben, die von der entspre-chenden kantonalen Fachschat, bestehendaus je einer Lehrperson der sieben Kantons-schulen und einem externen Ressortleiter au Anorderungen und Schwierigkeitsgradhin geprüt und nach Abschluss dieses Pro-zesses validiert werden. Dieses neue Kon-zept war ür die AME ein Glücksall: Dennnoch immer gab es Stimmen, die behaupte-ten, die AME bereite au eine „Billigmatur“(Zitat) vor. Schon die ersten Maturitätsprü-ungen nach neuem Konzept zeigten, dassdie AME-Prüungen absolut mit denen der sechs Tagesmittelschulen vergleichbar sindund dass wir trotz des neuen Konzepts keine

tieere Erolgsquote als in den vorangegan-gen Jahren auweisen.Als Antwort au EVAMAR II und derenForderung nach Umsetzung der im MAR 

verlangten Interdisziplinarität ührten wir ab Februar 2009 erstmals Fächerübergrei-ende Kurse (z. B. Bildnerisches Gestaltenund Geograe, Biologie und Physik, Geo-grae und Chemie, Englisch und Mathema-tik) durch. Dazu wurde es nötig, die Stun-dentael im 2. und im 3. Aubausemester umeine Lektion auzustocken, da vorher an der AME kein Unterrichtsgeäss ür einen sol-chen Unterricht vorhanden war.

Im Sommer 2007 wurde die AME vomSchweizerischen Gehörlosenbund angeragt,ob sie grundsätzlich bereit wäre, gehörloseStudierende mit Gebärdensprachdolmet-schenden in ihren Lehrgang auzunehmen.Das gemeinsame Projekt startete Anang2008, zwei Jahre vor Eintritt von vier ge-

hörlosen Menschen. Die Vorarbeit war sehr intensiv, hat sich aber gelohnt. Von Seitender Lehrpersonen und Studierenden war vielToleranz und eine gewisse Umstellung ge-ragt. Die Integration ging, wie wir es vonder AME gewohnt sind, ohne grössere Prob-leme vonstatten.Auch bei der lauenden Überarbeitung der Lehrpläne der Kantonsschulen ist die AMEdabei. Wir hatten schon vor Beginn deskantonalen Projekts mit der Überarbeitungangeangen. Dabei ist es uns unter An-derem wichtig, dass wir im Lehrplan mög-liche thematische Verknüpungen zwischenden Fächern auzeigen können, damit dieStudierenden vernetzter lernen können. In-zwischen ist unser Projekt in das kantonaleintegriert.Die AME ist dieselbe Schule wie rüher: Sie

ist ein Ort, wo gegenseitige Achtung undUnterstützung gross geschrieben wird, woneue Freundschaten entstehen können, dieein Leben lang halten. Sie ist der Ort, wo

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erwachsene Menschen die Chance erhalten,sich selber in achlicher und menschlicher Hinsicht weiter zu entwickeln und ihremLeben eine neue Richtung und ein neuesZiel zu geben.Die AME hat sich verändert und verändertsich immer noch. Sie ist nicht nur grösser sondern auch acettenreicher geworden. Sieist heute est in der Bildungslandschat desKantons verankert, so wie dies Gründungs-rektor Jörg Vollenweider als Ziel ormulierthat. All dies ist nur möglich geworden durchden grossen Einsatz des Lehrerkollegiumsund seiner Bereitschat zur Veränderung!

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… aus der Perspektive des Konrektorats

Ruth Lüssy, Konrektorin 1997–2004

In der Ansprache des Präsidenten der Au-sichtskommission, Dr. Albert Hauser, an-lässlich der Maturitätseier 1997 heisst es,„entscheidend wichtig ür eine ruchtbareBildungsarbeit“ sei „das mitmenschliche

  Netz“. Nur au diesem „tragenden Grund“könne die Schule „Kontur, ein Gesicht,Identität“ gewinnen.Die AME ührte nach der Aubauphase ab1998 bis zum Rücktritt der Konrektorin 2004

 jährlich 12 Klassen mit durchschnittlich 240Studierenden, die von rund 35 Lehrpersonenunterrichtet wurden. Da die AME nur relativkleine Pensen zu vergeben hat, unterrichte-ten die Lehrpersonen in der Regel noch ananderen kantonalen Mittelschulen. Es gaban der AME nur 1 Vollamt, nämlich das desRektors, und erst ab 1997 wurden 3 Haupt-

lehrstellen im Teilamt sowie eine Konrekto-ratsstelle zu 50 % eingerichtet.Wie ist Kommunikation möglich, wie kannman sich verständigen, wenn an Gastschu-len verschiedener Orte und zudem nur amMittwoch und am Samstag unterrichtetwird? wenn ein Lehrerzimmer als möglicher Ort ür Begegnungen ehlt und das Rektoratauswärts angesiedelt ist? wenn sich Lehr-

  personen, Studierende, die Schulleitunghöchstens während Pausen in den Schul-hausgängen oder am Samstag über Mittag inder Mensa treen? Wie gewinnt eine Schuleunter derartigen äusseren Umständen „Kon-tur, ein Gesicht, Identität“?„Dass die Kommunikation au allen Ebe-

nen von eminenter Bedeutung“ war, wieJörg Vollenweider darlegt, mag mit Anlassund Ausgangspunkt ür die Schaung eines

Konrektorats gewesen sein.Bereits Ende Dezember 1993 bewilligte der Kanton ein kleines Pensum „ür adminis-trative Arbeiten zur Unterstützung des Rek-

tors“; au das Schuljahr 1997/98 wurde dieStelle des Konrektorats eingerichtet. Undeine konstruktive Zusammenarbeit konnte

  beginnen: Von nun an gab es wöchentlichzweimal Schulleitungsgespräche, wo Pro-

  jekte initiiert, diskutiert und augegleistwurden. Gemeinsam erstellten wir Trak-tandenlisten ür Konerenzen oder plantenThema und Ablau der Weiterbildungstage.Gut erinnere ich mich an die Koprechen-übungen, wenn es galt, die Notenbögen der Maturitätsprüungen auszuüllen.Als Konrektorin konnte ich ür den Rek-tor stellvertretend einspringen, z. B. wennein Anlass in Aarau und Baden gleichzei-tig stattand. In den Augabenbereich der Konrektorin elen auch Organisation undDurchührung einiger Inormationsver-

anstaltungen: So wurden alljährlich diezuküntigen Studierenden im Grundkursau den Eintritt in die AME vorbereitet,die 4. Semester erhielten anhand einesspeziellen Leitadens eine Einührung inWesen und Bedeutung der Maturitätsar-

 beit, obere Semester konnten sich anläss-lich eines Forums bei ehemaligen AME-Absolventen über mögliche Studiengängenach der Matur inormieren. Am erstenSchultag galt es, die neuen Studierendendes Grundkurses zu begrüssen, am letz-ten, den 6. Semestern Mut zu machen ür die bevorstehenden Prüungen. Auch Um-ragen gehörten in den konrektoralen Au-gabenbereich: So etwa die Evaluation der Maturitätsprüungen, deren Ergebnisse amWeiterbildungstag weiter geleitet wurden,oder die Umrage bei ehemaligen AME-

Studierenden hinsichtlich ihrer nachmatu-ritären Werdegänge. Schliesslich war ichals Konrektorin auch verantwortlich ür die Präsentationen der Maturitätsarbeiten

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und ür die Planung und Organisation der Maturitätsprüungen.Um au die eingangs gestellte Frage zurück-zukommen: Au welchen Kanälen fossendie Inormationen? Und wichtiger: Wie kames zum Dialog unter den Beteiligten – zueiner Zeit, in der der Zugang zum Internetnoch keine Selbstverständlichkeit war undE-Mail-Adressen noch nicht allen zur Ver-ügung standen?Der Rektor schrieb jedes Semester seineBriee an Studierende und Lehrpersonen,die über Ablau und Besonderheiten deskommenden Semesters inormierten. Er ührte Eintrittsgespräche mit küntigen Stu-dierenden und, alls gewünscht, Austritts-gespräche mit Maturanden. Lehrpersonen,Klassenlehrpersonen, Fachgruppen traen

sich zu Sitzungen, häug auch im privatenRahmen. Man verasste kürzere oder län-gere Protokolle, der Fotokopierer lie heiss.Schritlich estgehaltene Nachrichten nah-men den Weg vom Rektorat zu den Klassen-oder Fachlehrpersonen und gelangten so zuden adressierten Studierenden. Studierendehatten die Möglichkeit, Anträge, Wünsche,auch Lob und Klage in einem Briekasten zudeponieren. Wenn immer möglich nahm dieSchulleitung aber Gelegenheiten wahr, In-ormationen mündlich zu überbringen undanstehende Probleme im Gespräch zu lösen.Beispielsweise gab es die jährlichen Kon-erenzen des Rektors mit den Klassenspre-cherinnen und Klassensprechern, an denendie Anliegen der Studierenden besprochenwerden konnten.Manchmal hat die AME aber auch einach

geeiert – ungeähr nach dem Motto „Essenund Trinken halten Leib und Seele zusam-men“: Gelegentlich gab es eine Sommer-nachtsparty, am letzten Schultag im Dezem-

 ber war nach dem Unterricht in der MensaWeihnachten und die Weiterbildungstageür Lehrpersonen im November mündeten

 jeweils in einen Apéro.Sehr geschätzt habe ich den samstäglichenUnterricht: In der Mensa, am Mittagstischalso, begegneten sich Schulleitung, Lehr-

 personen und Studierende im direkten – undmanchmal auch persönlichen – Gespräch.Alle Augaben, die mit meiner Anstellungan der AME verbunden waren – ich war Konrektorin, Klassenlehrerin, Lehrerin ür Deutsch und Fachgruppenleiterin – habenmir Freude gemacht. Au Ende Schuljahr 2003/04 bin ich mit 61 Jahren ein wenigvorzeitig vom Schuldienst zurückgetreten.Das Amt des Konrektorats übernahm mitgrossem Engagement und Elan mein lang-

 jähriger Kollege Dr. René Muri.

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… und weiter ab 2004

René Muri, Prorektor ab August 2004

  Nachdem ich 30 Jahre an verschiedenstenSchulen und Schulstuen im Kanton Aargauunterrichtet habe, wurde ich 2004 als Kon-rektor der AME gewählt. Mit grossem Re-spekt vor den vor mir liegenden Augaben

  begann ich im Sommer 2004 meine neueArbeit an der AME.Dank einer optimalen Einührung durchmeine Vorgängerin, Ruth Lüssy, konnte ichin meinem neuen Job schnell Fuss assen.Vorteilhat wirkte sich ür mich aus, dass ichseit der Gründung der AME als Lehrpersontätig war, mir die meisten Abläue an der AME deshalb bekannt waren.Weil sich bei meinem Einstieg am Pfichten-het des Konrektors nichts Grundlegendesverändert hat, konnte ich au den Erah-rungswerten meiner Vorgängerin aubauen.

Die Augaben und Pfichten, die Ruth Lüssyin ihrem Teil beschrieben hat, bestimmtenund bestimmen deshalb auch meinen Alltag.Augrund der obigen Schilderung könnte

  beim Leser der Eindruck entstehen, dassder Job des Konrektors aus reinen Routi-nearbeiten besteht. Die AME hat sich aber weiterentwickelt und damit auch die Au-gabenelder der Schulleitung. Die AMEerkannte relativ schnell den Trend zur digi-talisierten Schulwelt und begann in vielenBereichen, elektronische Anwendungen imSchulbetrieb einzusetzen Das ührte zu mar-kanten Veränderungen im Büro- und Unter-richtsalltag unserer Schule.So können z. B. die Studierenden der AMEihren Maturausatz im Fach Deutsch schonseit Jahren am PC entwickeln und schrei-

 ben. Inzwischen wurde das auch an anderen

Kantonsschulen eingeührt.Bei vielen neuen elektronischen Anwendun-gen, die sukzessive an der AME eingeührtwurden, kam mir entgegen, dass ich u. a.

auch Inormatiklehrer bin. So konnte ich ein Notenprogramm entwickeln, das die Abläu-e der Erassung und Berechnung der Notenvereinachen hal.Die grösste Veränderung im IT-Sektor betra aber sicher die Installation der E-Learning-Plattorm Blackboard 2005 an der AME. Esgelang, was keine Selbstverständlichkeit ist,alle Teilnehmer der Schule (Lehrpersonen,Studierende wie auch die Administration) indieses Programm einzubinden.Die E-Learning-Plattorm Blackboard hatdie alltäglichen Abläue im administrati-ven wie auch schulischen Bereich der AMErevolutioniert. Der Grossteil des Inorma-tionsfusses zwischen den Beteiligten unse-rer Schule läut heute über diese Plattormab. Dadurch konnte die Kommunikation

zwischen den Teilnehmern massiv verein-acht werden, was bei einer Schule, bei der das Selbststudium eine zentrale Rolle spielt,von grossem Vorteil ist.Als Administrator dieser Plattorm ist esmeine Augabe, dass die Abläue der E-Learning-Plattorm möglichst reibungslosunktionieren. Damit eine Plattorm imAlltag auch wirklich unktioniert, müssenalle Teilnehmer am gleichen Strick ziehen,weil sonst ein Kommunikationswirrwarr entsteht. Es war und ist meine Augabe, alleLehrpersonen und Studierenden in Weiter-

  bildungskursen in die Gepfogenheiten der E-Learning-Plattorm einzuühren. Dazuhabe ich ein Script geschrieben, das denTeilnehmern hilt, sich zurecht zu nden.Ende 2010 mussten wir von der PHZ Luzern(Host der Blackboard-Plattorm) die Hiobs-

  botschat erahren, dass im Sommer 2011Blackboard vom Netz genommen wird.Die Schulleitung musste sich darau schnellentscheiden, wie es weitergehen soll. Sie

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kam zum Schluss, die von vielen Univer-sitäten verwendete E-Learning-PlattormOLAT als Nacholge einzusetzen.Es bedurte eines grossen Einsatzes, dieneue Plattorm in so kurzer Zeit an unserer Schule zu installieren und die eher skepti-schen Lehrpersonen wie auch die Studieren-den in die neue Plattorm einzuühren.Es ist uns gelungen, OLAT relativ reibungs-los in den Schulalltag einzubinden; der Un-terricht an der AME ist zu keinem Zeitpunktins Stocken geraten.Eine weitere, wichtige Augabe im Pfich-tenhet des Konrektors ist die Planung undDurchührung der Matur. Diese Augabemuss mit grosser Sorgalt gelöst werden,weil Fehler in dieser ür die Studierendensehr angespannten Situation grosse Unsi-

cherheit verursachen würde. Seit einigenJahren werden die Maturprüungen kantonalkoordiniert. Alle Maturaugaben werden imVoreld von Fachlehrpersonen der anderenKantonsschulen geprüt. Die auwändigeKoordination ist Augabe des Konrektors.Seit drei Jahren wird jetzt auch die Note der Maturaarbeit ür die Promotion mitgezählt.Aus diesem Grunde musste der Leitadenür die Maturaarbeiten vollständig neu kon-zipiert werden. Die Lehrpersonen, die einesolche Arbeit betreuen, müssen klare Richt-linien beachten, wenn sie eine Arbeit zu

  benoten haben. Diese Vorgaben, wie auchdie Erarbeitung und Zusammenstellung desneuen Leitadens gehören zu den Augabendes Konrektors.Zum Schluss noch eine kleine Nebenbemer-kung. Ruth Lüssy begann 1992 als Konrek-

torin an der AME. Trotz gleicher Funktionwurde der Name vom Kanton verändert, ich

 bin inzwischen Prorektor an der AME.

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Die AME – eine persönliche Aussen- und Innenansicht

Eva Kuhn, Präsidentin der Schulkommission

Am 9. September 1991 erliess der Regie-rungsrat des Kantons Aargau die Verord-nung über die Aargauische Maturitätsschuleür Erwachsene – da lebte ich gerade malün Jahre im Kanton Aargau, hatte meineKinder und mich so langsam an das Aargau-ische Schulsystem gewöhnt, herkommendaus den Kantonen St. Gallen und Zürich. Si-cher las ich in der Presse von der Gründungder AME, jedoch ohne einen eigentlichenBezug.

Die AME und PolitikDann wurde ich 1993 als Vertreterin des Be-zirks Zurzach in den Grossen Rat gewählt,und plötzlich durte ich mitreden über poli-tische Entscheide au kantonaler Ebene, ver-

 bunden mit viel Einarbeit in neue Themen,

u. a. auch der AME. Aber viel prägender war eigentlich die Begegnung mit unserem neu-en Parteisekretär, Oliver Martin. Das andich spannend: Ein junger Mensch, aber dochschon gegen die 30, beschliesst, seine Ma-tur nachzuholen. Ich begann, mir Gedankenzu machen, wie ich zu meinem Abitur, zumeinem Studium kam: Das war damals soeinach und vorgespurt, ohne Zwischensta-tionen lie alles aalglatt. – Irgendwann gingdann Oliver nach bestandener Matur seineeigenen Wege, ich unterstützte die AMEweiterhin au politischer Ebene.Das Wissen um den Weg zur Matur auch imerwachsenen Alter erhielt bei mir aber aucheine berufiche Dimension. Als Bezirks-lehrerin in einem ländlichen Bezirk war esnicht immer einach, begabte Schülerinnenund Schüler zum direkten Weg in eine Kan-

tonsschule zu motivieren. Da waren die El-tern, die keinen akademischen Hintergrundhatten; da war der weite Weg vom Zurzibiet

 bis nach Wettingen oder Baden, da standen

konkrete nanzielle Probleme im Wege.Zweielnde Eltern, zögernde Schülerinnenund Schüler konnte ich jeweils au die Mög-lichkeit hinweisen: Euer Weg über eine Be-ruslehre ist auch in Ordnung. Und wenn ihr euch später weiter entwickeln wollt, gibt esdie AME!

 AME-AbsolventInnen gehen ihren WegWenn man als Lehrerin und Schulleiterin imAargau unterwegs ist, begegnet man immer wieder ehemaligen Schülerinnen und Schü-lern. Und erlebt grosse Überraschungen:Schülerin X, die ehemals mit ihrer KV-Leh-re bei einer Bank von einer grossen Karriereträumte, will nun bei der AME den VorkursPädagogik absolvieren, um Primarlehrerinzu werden; Schüler Y, der immer die gröss-

te Röhre hatte, will die Maturität nachho-len, um Germanistik zu studieren. Das sindschöne Geschichten, wertvolle Begegnun-gen. Und ich habe die ederleichte Illusion,ein bisschen daran mitgewirkt zu haben.Und auch sonst begegneten und begegnenmir immer wieder Absolventinnen undAbsolventen der AME: Als Mandatsträge-rinnen oder -träger von kommunalen Be-hörden, in diversen Beruen oder privat. Die

 jüngste schöne Begegnung: Ich durte eineehemalige AME-Schülerin einarbeiten und

 begleiten in ihrer neuen Funktion als Schul-leiterin an einer Aargauer Schule.

Ein wenig Sicht von Innen Nun bin ich seit zwei Jahren Präsidentin der Schulkommission und dar die AME auseiner neuen Perspektive erahren; stückwei-

se erlebe ich ihr Innenleben. Da ist zunächstdie Zusammenarbeit mit der Schulleitungund dem Sekretariat. Bewundernswert, wiedort viele bürokratische, politische, orga-

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nisatorische und sonstige Probleme hart-näckig verolgt und gemeistert werden.Hier erahre ich auch von den räumlichenSchwierigkeiten, denn bis heute ist die AME„nur Gast“ in anderen Schulen.Bei meinen Unterrichtsbesuchen bin ich be-eindruckt einerseits vom Niveau der Unter-richtsqualität, andererseits vom Engagementder Schülerinnen, Schüler und Lehrperso-nen. Etliche der letzteren Kategorie sind seitvielen Jahren an der AME tätig, nach wievor begeistert von der Idee der AME, vonder Ernsthatigkeit der Studierenden. „Mitdiesen jungen Erwachsenen zu arbeiten, dieso vieles au sich nehmen ür ihre Ziele, das

 beriedigt und macht Spass“, so die Aussageeines langjährigen Lehrers.Jährliches Highlight ist die Expertentätig-

keit bei der mündlichen Prüung der Matu-ritätsarbeiten. Ich erhalte einen Einblick indie breiten Interessen der Studierenden, dieda reichen von Land-ART, chemischen Ver-ahren, historischen Themen bis zur selbst-geertigten Skulptur. Generell überzeugt diehohe Qualität, was sich auch in den Ergeb-nissen der gesamten Maturitätsprüung be-stätigt.Am à-la-carte-Tag, dem jährlichen Kurs-tag der AME, lerne ich Schülerinnen undEhemalige persönlich kennen. Im Gesprächerahre ich vieles über die Schwierigkeitenund Leiden der Studierenden, von den Ehe-maligen aber auch eine grosse Genugtuungund Beriedigung über das erreichte Ziel.Mit grossem Respekt nehme ich wiederumzur Kenntnis, was der Weg über die AME

 bedeutet, aber auch, welche Wichtigkeit die-

ser Lebensabschnitt ür die Absolventinnenund Absolventen hat.

Zukuntsmodell AMEDie AME ist heute zu einem esten Bestand-teil der Bildungslandschat Aargau gewor-den, nicht selbstverständlich neben demtraditionellen Angebot der Kantonsschulen.Heute wird die AME nicht nur toleriert, son-dern auch respektiert mit ortschrittlichenLehrplänen und Unterrichtsmodellen.Die AME ist zu einer unverzichtbaren Schu-le ür die Erwachsenenbildung geworden.Die Ausbildungswege werden immer an-spruchsvoller, nden immer mehr in Modu-len statt. Nach wie vor ist der Zugang zur Maturität ein zentrales Element der AME.Mit den Angeboten ür den Vorkurs, diePasserelle und weiteren Ausbildungsgän-gen bietet die AME ein erweitertes, breitesAngebot in der Erwachsenenbildung an.

Seit nun zwanzig Jahren ndet der Unter-richt der AME in den Räumen der kanto-nalen Schulen statt – in all den Jahren einSeiltanzakt über Belegungspläne, Abma-chungen der Rektorate untereinander, Be-dürnisse der verschiedenen Schulen.Räumlich stösst die AME schon eine Weilean ihre Grenzen, und nach zwanzig Jahren istes an der Zeit, ihr auch physisch eine solideBasis zu geben. So wünsche ich der AME,dass sie schon bald eine eigene, räumlicheHeimat ndet, in der sich die Studierenden,die Lehrpersonen und Schulleitung ndenund ihre einmalige Schulkultur noch besser ausleben können.

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Die Rolle der AME im Bildungssystem

Kathrin Hunziker, Leiterin Abteilung Berusbildung und Mittelschule, Departement BKS

Die Aargauische Maturitätsschule ür Er-wachsene (AME) nimmt unter den Maturi-tätsschulen im Aargau eine besondere Rolleein. Denn wer an der AME die Matura er-wirbt, kommt bildlich gesprochen von weither, aus einem ganz anderen Gebiet der Bildungslandschat. Diese Personen haben

 bereits eine Ausbildung absolviert und be-rufiche Erahrungen gesammelt, sie habendie AME also über einen „Bildungsumweg“erreicht.Umwege werden ot als inezient, zeitrau-

 bend oder nicht zielührend bezeichnet. Au die Studierenden der AME und ihre Wegetrit dies jedoch nicht zu. Im Gegenteil – wer den „Umweg“ an die AME macht unddort eine Ausbildung beginnt, bringt schonverschiedenste berufiche und lebenswelt-

liche Erahrungen mit sowie das Wissenund Können aus einer bereits absolviertenAusbildung. Umwege erweitern den Hori-zont und önen den Blick ür spätere Wegeund Ziele.Die AME ermöglicht es Erwachsenen, dienach einer praxisorientierten Erstausbildungnoch den Weg an eine Hochschule einschla-gen möchten, auch später noch die eidge-nössisch anerkannte Maturität zu erwerben.Damit leistet die AME einen wichtigen Bei-trag an die Erwachsenenbildung im akade-mischen Bereich und ist zudem ein glänzen-des Beispiel ür die Durchlässigkeit unseresBildungssystems.Die AME ördert und ermöglicht eine Neu-orientierung im Erwachsenenalter nicht nur im Rahmen des Angebots der eidgenös-sisch anerkannten Maturität. Sie bietet seit

2007 auch den Passerellenlehrgang an, der ebenalls den Weg an eine Hochschule eb-net: Diesen einjährigen Lehrgang können

  begabte Absolventinnen und Absolventen

einer Berusmaturität durchlauen, die sichnach einer praxisorientierten Tätigkeit dazuentschliessen, doch noch den akademischenWeg einzuschlagen. Die Passerelle bereitetdenn auch au die Ergänzungsprüung vor,die der eidgenössischen Maturität betre-end Zugang an die Schweizer Hochschu-len gleich gestellt ist. Ausserdem bietet dieAME den Vorkurs Pädagogik an, welcher Studierende, die nicht den Weg über diegymnasiale Maturität gewählt haben, au die Aunahmeprüung an der PädagogischenHochschule vorbereitet.Eine weitere beachtenswerte Leistung, wel-che die AME erbringt, ist das Angebot der Gehörlosenmaturität. Seit dem Schuljahr 2009/10 bietet die AME Unterricht und Ma-turitätsprüungen in Gebärdensprache an

und baut damit ür Menschen mit einer Hör-  behinderung eine Brücke zum Hochschul-studium. Die hörbehinderten Studierendensind in eine Regelklasse integriert, erhalten

  jedoch augrund ihrer Benachteiligung ge-wisse Unterstützungsleistungen. Insbeson-dere werden während des Unterrichts dieAussagen der Lehrpersonen in Gebärden-sprache übersetzt, und es sind gewisse Mo-dikationen zum Nachteilsausgleich bei denMaturitätsprüungen erlaubt.Personen, die sich ür einen Lehrgang an der AME entschieden haben, nehmen viel au sich, wohl wissend, dass dieser Weg stei-nig sein wird. Für die meisten Studierenden

  bedeutet eine solche Ausbildung au demzweiten Bildungsweg eine Mehrachbelas-tung von Schule, weiterhin beruficher Tä-tigkeit und vielleicht auch Engagement in

der Familie. Um diesen hohen Anorderun-gen gerecht werden zu können, braucht esdeshalb eine persönliche Zielsetzung, gros-ses Durchhaltevermögen, ein gutes Zeitma-

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nagement, eine eziente Selbstorganisationund eine hohe Motivation.Die nacholgende Grak zeigt die Rolle der AME im Bildungssystem. Viele Wege üh-ren zur AME, verschiedene Wege ührenwiederum von ihr weiter. Die AME trägt zur Durchlässigkeit des Bildungssystems bei,indem sie „vertikal“ verschiedene Ausbil-dungswege zwischen Sekundarstue II undTertiärstue verbindet sowie „horizontal“eine Brücke zwischen Beruswelt und aka-demischer Bildung baut. Die AME ermög-licht also die Vernetzung verschiedenster Bildungswege und erweitert dadurch denHorizont der gesamten Bildungslandschat.

Einbettung der AME im Bildungssystem

Fachhochschule

Berufsmatura(BM2)

BeruflicheGrundbildung

ohne Berufsmatura

BeruflicheGrundbildung

mit Berufsmatura(BM1)

Informatik-mittelschule

IMS

Wirtschafts-mittelschule

WMS

Fach-mittelschule

FMS

Gymnasium

Realschule

AME: Gymnasiale Matura, 2. Bildungsweg

Evtl.Praktikum

Universität / ETH

Note 4.4

AME: Passerelle

AME: Vorkurs Pädagogik

 Aufnahmepr üfung

Sekundarschule Bezirksschule

Pädagogische HochschuleFHNW

Note 4.7

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Eidgenössische Anerkenung der Maturitätsausweise

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Sicht derLehrpersonen

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Gebrochene Biografen

Claudia Bürli-Storz, Deutschlehrerin

 VorwortAm ersten Schultag an der Maturitätsschuleür Erwachsene stehen die neuen Studieren-den da – alle erwachsen, schüchtern oder keck, ragend oder reudig – wie Kinder amersten Schultag. Sie werden von ihren Klas-senlehrerinnen oder -lehrern empangen,

 bewirtet und zu ersten Gesprächen angeregt.In den siebzehn Jahren meiner Lehrtätigkeitist mir augeallen, wie sehr sich die Ge-schichten, die wir am ersten Schultag hören,ähnlich sind. Unsere Schule bietet denen,deren Biograe aus irgendeinem Grundeinen Knick auweist, die Möglichkeitihren Beruswunsch doch noch zu realisie-ren, den Knick wieder geradezubiegen. Dievier Menschen, von denen ich erzähle, sindSchablonen, vereinachte Modelle – geprägt

nach Erahrungen mit hunderten von jungenMenschen. Ähnlichkeiten mit existierendenPersonen sind rein zuällig.

Mensch 1Sie setzt sich hinten hin. Ihre Augen sindaumerksam, sie steht au, verteilt die Glä-ser, trägt Kuchenstücke an die Plätze, scheintkeinen Augenblick verpassen zu wollen. Siestrahlt Hilsbereitschat und Mütterlichkeitaus. Wie die Reihe an sie kommt, beginntsie mit dem ersten Satz: Nun bin ich so roh,dass ich auch ältere Gesichter in der Klassesehe, ich habe mich etwas geürchtet älter zu sein als alle anderen. Dann erzählt sie – ruhig und sorgsam – dass sie au dem Landaugewachsen, immer gerne in die Schulegegangen sei, dann aber bereits in der Leh-re schwanger geworden sei, geheiratet habe,

ihren Beruswunsch Lehrerin aus den Au-gen verloren habe ür einige Jahre. Ihr Mannunterstütze und ermuntere sie, ihre Kinder seien nun selbst schon im Schulalter und

selbstständiger. Sie bewundere die Jungen,wie locker die mit dem Internet recherchier-ten ür Vorträge und Gruppenarbeiten, sichin remden Sprachen und in historischenFakten bewegten. Da sei ihr Hunger nachBildung wieder entacht worden, sie habesich einen Ruck gegeben und sich ange-meldet, sie hätte zuerst einen Computerkursgemacht, das alte Französischbuch wieder hervor genommen und hoe jetzt einach,sie komme mit. Mit den Kindern habe sieabgemacht, sich gegenseitig zu erzählen,was sie begeistere im Unterricht und die Re-sultate zu vergleichen.

Mensch 2Er sieht noch aus wie ein Kind. Die Base-

 ballmütze behält er au dem Kop, die mit-

gebrachte Cola umklammert er, er lacht im-mer wieder. Er habe eigentlich nie gewusst,wozu Schule gut sein solle! Es sei ihm leichtgeallen – auch ohne Augaben zu machen – sich irgendwie durchzuwursteln. – Er trinkteinen Schluck Cola. – Erst in der Kanti habees nicht mehr geklappt. Nach einem Jahr sei sein Gastspiel dort aus gewesen. Zwar hätte er leicht eine kaumännische Lehrstel-le geunden, doch soort gewusst, dass dasnicht das Richtige ür ihn sei, er sei nichtder Bürotyp. Die Berusschule hätte er zwar geschat, doch ohne blendende Resulta-te, Games, Girls etc. ihr wisst schon. – Er lacht seinen neuen Kollegen zu. – Dann seier au die Welt gekommen und deshalb sit-ze er jetzt da. Er hätte keine Stelle geundenund gemerkt, dass man im Leben Geld undeinen guten Beru brauche. Der Berusbera-

ter habe gesagt, er sei intelligent und sollestudieren. Leider sei er aber etwas aul ver-anlagt, doch voller Honung, die Kurveendlich zu kriegen!

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Mensch 3Sie trägt einen langen Rock und einenschwarzen Regenmantel, den sie auch imZimmer anbehält. Sie setzt sich links anden Rand, neben ihr bleiben die Plätze leer.Ihr Name klingt remdländisch und sie kor-rigiert die Aussprache der Lehrerin. Alledrehen sich nach ihr um. – Ich bin Kurdin,sagt sie, und seit ich zwöl Jahre alt bin inder Schweiz. – Ihre Sprache ist akzentrei-es Schweizerdeutsch. – Als ich klein war,musste ich bei meinen Grosseltern in der Türkei bleiben, obwohl meine Eltern bei-de schon hier waren. Als meine Grossel-tern starben, holte mich mein Vater in dieSchweiz, wo unterdessen noch zwei jün-gere Geschwister geboren waren, die vonAnang an hier auwachsen durten, da der 

Asylantrag positiv beantwortet worden war.Meine Geschwister haben es leichter als ichund sind gut in der Schule. Ich hatte Mühemitzukommen, konnte dann aber doch eineLehre im Spital machen. Im Spital arbeitetauch meine Mutter im Putzservice. Nun willich diese Schule machen, denn am liebstenmöchte ich Ärztin werden.

Mensch 4Er ist gross und schlaksig, nicht mehr ganz

  jung und er wirkt nervös. Wie er anängtzu erzählen, entaltet er ein Papier, das er mitgenommen hat: Ich habe meinen Stun-denplan hier augezeichnet, erklärt er, da-ran will ich mich halten. Ich kann meinArbeitspensum vorläug nicht reduzieren,ich arbeite 100 % und das muss vorläugso bleiben. In drei Jahren sind meine klei-

nen Kinder etwas älter, da gehen wir dannnochmals über die Bücher, meine Frau undich, dann kann sie vielleicht auch Geldverdienen, damit ich vor der Matura etwas

zurückschalten kann. Ich arbeite im Sicher-heitswesen, Gerechtigkeit hat mich immer interessiert. Wenn ich gesund bleibe, soll-te es klappen, drei Jahre lang zweihundertProzent zu geben. Ich kann morgens bereitsum sechs Uhr anangen, dann bekomme ichden Mittwoch rei ür die Schule und habeabends etwas Zeit mit den Kindern zu spie-len, denn ich will ja ihre schönste Zeit nichtverpassen, ich bin motiviert und gewöhnthart zu arbeiten, die Zeit nach dem Nachtes-sen soll immer ür die Schule reserviert sein.

 – Er blickt au. – Wärs das schon? Nein, ihr wollt ja noch etwas zu meinem Werdeganghören, den Grund, warum ich nicht schonrüher ins Gymnasium ging? Also: Als ichzehn Jahre alt war, trennten sich meine El-tern, ich verlor den Boden unter den Füssen

und bestand keine Aunahmeprüung, auchin einem zweiten Versuch nicht. Ich konntemich urchtbar schlecht konzentrieren, auchwar ich Legastheniker, womit man damalsnoch nicht so gut umgehen konnte. Nach der Realschule bekam ich – nach einer Schnup-

  perlehre bei meinem späteren Che – einegute Lehrstelle, mein Che ermunterte mich,von nun an alles zu geben. Auch meine Frauglaubt an mich. Ich möchte, dass meine Kin-der es einmal besser haben, dass sie in mir ein Vorbild sehen. Mein grösster Wunschwäre es, Jurist zu werden.

NachwortUnsere Erahrung der letzten zwanzig Jah-re zeigt, dass in der Ausbildung zur Matur ungeähr ein Drittel der eintretenden Studie-renden entweder das Probesemester nicht

  besteht oder aus eigenem Entschluss dieSchule bereits in den ersten sechs Monatenwieder verlässt. Ein ebenso grosser Teil ver-lässt die Schule in den olgenden drei Jahren

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aus verschiedenen Gründen und einzig etwaein Drittel besteht nach dreieinhalb oder viereinhalb Jahren die Matura. Von den vier vorgestellten Menschentypen wären dasalso einer oder zwei. Prognosen zu stellensind nicht einach!

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Philosophie an der AME

Brigitte Künzli, Philosophielehrerin

Anders als an den übrigen Gymnasien imKanton Aargau war Philosophie an der AME von Anang an Pfichtach: Währendzwei Semestern sollten alle Studierendenin die Grundzüge dieses Faches eingeührtwerden. Wie kam es dazu?Der Gründungsrektor, Jörg Vollenweider,hatte während seines eigenen StudiumsGrundkenntnisse in Philosophie ot ver-misst. Immer wieder wurde in den geistes-wissenschatlichen Fächern au die Philo-sophie verwiesen, ohne dass diese Bezügegenutzt werden konnten. Als er dann Jahr-zehnte später in die Lage kam, ein eigenesGymnasium, die AME, zu kreieren, war ihm klar, dass er allen Studierenden Grund-kenntnisse dieses Faches mit au den Weggeben wollte.

Im Jahr 1993 bewarb ich mich an der AMEals Lehrerin ür Deutsch und Philosophie.Zuvor hatte ich in Deutschland an der Ober-stue eines Gymnasiums in Schleswig-Hol-stein 14 Jahre lang Deutsch und Philosophieunterrichtet. Dort ist Philosophie nämlich seit1975 zusammen mit Religion Wahl-/Pficht-ach und wird auch im Abitur geprüt. Sokam mir diese neue Augabe sehr entgegen.Sie stellte aber auch andere Anorderungen:Ich hatte, meist junge, Erwachsene zu un-terrichten, die mehr Lebenserahrung undeigene Vorstellungen mitbrachten als meine

  bisherige Zielgruppe von 16- bis 19-jäh-rigen Schülern. Zudem musste es mir ge-lingen, auch diejenigen Studierenden zuinteressieren, die von sich aus dieses Fachniemals gewählt hätten, musste ihnen klar machen, dass da etwas verhandelt wird, was

auch sie angeht.Für das Fach Philosophie ist seine Ge-schichte wichtiger als ür manches andereFach. Man kann sehr gut sein in Chemie

oder Mathematik, ohne viel über die Ge-schichte dieser Fächer zu wissen. Bei der Philosophie ist das anders. Sie beginnt mitden Vorsokratikern etwa im 7. Jahrhundertvor Christus und entwickelt sich bis in unse-re Zeit stetig ort. Am Anang und lange Zeitnoch war sie ast gleichbedeutend mit Wis-senschat überhaupt, nur Mathematik undAstronomie gehörten nicht direkt dazu. Erstam Ende des Mittelalters begannen sich dieEinzelwissenschaten aus ihr heraus zu ent-wickeln, zuerst Physik und Chemie, später dann Pädagogik, Psychologie, die Sprach-wissenschaten und andere.Diese Beobachtung brachte mich au einenGedanken: Wenn ich in einem Durchgangdurch die Geschichte der Philosophie zei-gen könnte, wie sich der Zugang zu exaktem

Wissen in der europäischen Kultur entwi-ckelt hat, wie die Schulächer, mit denen dieStudierenden ständig konrontiert sind, imLau der Jahrhunderte aus der Philosophieentstanden sind, dann spräche ich vielleichtauch solche an, deren Interessen ursprüng-lich ganz woanders lagen. Nach einigemSuchen and ich ein passendes Lehrmittel,das Konzept bewährte sich, der Unterrichtverlie ür beide Seiten beriedigend. Mir machte er grossen Spass, und von den Stu-dierenden eruhr ich durch verschiedeneRückmeldungen, dass das bei ihnen auch sowar.Da in diesem Leben aber nichts sehr lan-ge bleibt, wie es ist, kam im Jahr 2000 dieMAR. Mit ihr wurde an den Gymnasiendas Fach PPP als Schwerpunkt- und Ergän-zungsach eingeührt. Für die AME brachte

das gewisse Schwierigkeiten: Bei der Philo-sophie liess sich begründen, warum sie alleStudierenden interessieren könnte, bei Psy-chologie und Pädagogik ist das weniger der 

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Fall. Zudem konnte PPP wegen der Klein-heit der Schule nicht als Maturaach geührtwerden.

 Nach einigen Überlegungen und Versuchenkamen wir zu olgender Lösung: Zusätzlichzum Philosophie-Unterricht gab es pro Se-mester zwei grosse Nachmittagsveranstal-tungen, eine mit Themen der Psychologie,eine mit Themen der Pädagogik. Zusammenmit interessierten Kolleginnen konnte ichdiese sinnvoll gestalten und den Studieren-den zumindest einen ersten Einblick in die

 beiden anderen Fächer des Konstrukts PPPvermitteln.Seit 2008 bin ich pensioniert, bleibe der AME aber weiter als Expertin bei der Matu-ra und durch reundschatliche Beziehungenverbunden. Immer noch gibt es Philosophie

in Einheit mit PPP an der AME, mein Nach-olger ist zur Zeit Tobias Dean. An meineTätigkeit denke ich gern und mit Freude zu-rück; wenn ich mein Berusleben im Ganzenüberdenke, so war die Arbeit mit interessier-ten Erwachsenen sein schönerer Teil.

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Suche nach Fixpunkten an der AME

Adrian Lüthy, Mathematiklehrer 

Au jedem Lebensweg gibt es Fixpunk-te, beispielsweise die Geburt und der ersteSchultag. Die AME wird von vielen Studie-renden in Angri genommen, um einen ih-rer Fixpunkte zu verschieben, respektive zuverändern, nämlich die Beruswahl. Vor 40Jahren war diese Wahl in vielen Fällen nochest, in der heutigen Zeit hingegen deutlichweniger, was wohl als Grund ür den Erolgder AME zu bewerten ist.Wer die AME als Studierender in Angri nimmt, wer an der AME unterrichten will,muss bereit sein, sich au immer wieder neue Fixpunkte einzustellen, oder alte zuverschieben. Aus der Perspektive des Un-terrichtsachs Mathematik betrit dies zweiBereiche: den Taschenrechner und die For-melsammlung. Ein dritter Bereich, die Lehr-

mittel, betreen alle Fächer.Vor einiger Zeit gab ich einem Kollegen, der ausrangierte Taschenrechner sammelt, einenTaschenrechner des Typus SHARP 1403H.Dieser SHARP war der erste Schulrechner der AME. Ein paar Tage später bekam ichden neusten Taschenrechner, den TI NspireCX, welcher ab Februar 2012 den Studie-renden des Maturitätskurses als Hilsmitteldienen wird. Zum Vergleich: Die Studie-renden des ersten Kurses der AME (Matu-ra 1995) mussten, um den Graphen einer Funktion zeichnen zu können, mit BASICeine Wertetabelle programmieren, danachalle Punkte in ein Koordinatensystem über-tragen und verbinden. 20 Jahre und ün Modelle später kann dieselbe Augabe mitdem TI Nspire CX sehr einach gelöst wer-den und erst noch au einem hochaufösen-

den Farbdisplay.Auch die Formelsammlung hat sich verän-dert. Zwar sind die Unterschiede im Ver-gleich zur Anangszeit der AME nicht so dra-

matisch wie beim Taschenrechner, aber dieFormelsammlungen sind doch inzwischenHilsmittel von deutlich anderer Qualität:Farbiger Druck, weniger Zahlentaeln daür graphische Veranschaulichungen sind Merk-male der heutigen Formelsammlungen.Auch der Fixpunkt „Lehrmittel“ hat sichseit Beginn der AME gewandelt; im FachMathematik nicht nur die Lehrmittel ansich, sondern die ganze Art des Unterrich-tens. In unserem Unterrichtssystem, einer Verbundmethode aus Direktunterricht undSelbststudium, kommt dem Lehrmittel einezentrale Bedeutung zu: Es muss ab und zudie Funktion der Lehrperson übernehmenund im Rahmen des Selbststudiums denSto darstellen, veranschaulichen oder üben. Gestartet sind die ersten Klassen mit

AKAD-Lehrmitteln, bewährten dunkelgrü-nen Heten, die sich seit Jahren im BereichSelbststudium au dem Markt etabliert hat-ten. Es gab einige Veränderungen: Augrunddes Umschlages der Lehrhete kann man er-kennen, wann die Besitzer eines Hetes dieMatura gemacht haben: Nach Dunkelgrünkam Hellgrün marmoriert und inzwischensind die Cover der Compendio-Lehrmittelorange.Im Verlau der Jahre haben sich alle Fach-schaten Gedanken zum Unterrichtsmaterialgemacht und dieses zu einem grossen Teilausgewechselt, und zwar über Neuaufagenund Neuerscheinungen von AKAD bzw.Compendio hinaus. In vielen Fächern wirdmittlerweile mit ganz unterschiedlichen Un-terrichtsmaterialen gearbeitet. Im Fall der Mathematik sind dies die erwähnten Com-

  pendiolehrmittel, daneben aber auch Lehr-mittel der Deutschschweizerischen Mathe-matik-Kommission (DMK) und andere,zum Teil eigens ür die AME erstellte. Jede

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Art Lehrmittel erordert einen andern Un-terricht, der jeweils der Idee des Verbund-systems gerecht wird. Die Veränderungenim Bereich Lehrmittel und Unterricht sindalso riesig und die Suche nach noch „Besse-rem“ beschert den Lehrpersonen periodischneue Unterrichtssituationen. Die enormeMasse an Lehrmitteln, die die Studierenden

  bewältigen müssen, bleibt aber gleich. Esgibt immer wieder Studierende des Grund-kurses, die glauben, dass das riesige Lehr-mittelpaket, welches sie vor Schulbeginnerhalten, ür den ganzen Ausbildungsgang

 bis zur Matura sei, und nicht nur ür ein Se-mester.Eigentlich war es zu erwarten, dass es aneiner dynamischen Schule wie der AME, diesich in diesen 20 Jahren stark verändert hat

(aus einer Maturitätsschule ür Erwachsenehat sich ein Kompetenzzentrum ür Erwach-senenbildung entwickelt), wenige konstanteFixpunkte nden lassen. Für mich persön-lich gibt es aber drei, die einen bedeutendenStellenwert haben.Die AME hat kein eigenes Schulhaus undkein Lehrerzimmer. Ersteres ist bedauerlich,letzteres möchte wohl niemand ändern. Ge-rade am Samstag wird die Mensa zu einemallgemeinen Trepunkt zwischen Lehrper-sonen und Studierenden, der zentral ür dasgute Schulklima ist. Diese Struktur ördertGespräche unter Lehrpersonen und Studie-renden.Beide Schulleitungen der AME waren undsind bestrebt mit Projekten und Ideen der Zeit immer einen Schritt voraus zu sein.Zum Beispiel bei Lehrplanarbeiten, bei

Umsetzungen des MAR, im Bereich desQualitätsmanagement und beim Fächer-übergreienden Unterricht hatte die Schuleeine Pionierrolle inne. Häug wurden vom

Kanton Neuerungen geordert, die die AMElängst umgesetzt hatte.Im Lehrerteam der AME sind überwiegendmotivierte Lehrpersonen anzutreen, diegut zusammenarbeiten und auch bereit sind,etwas mehr zu leisten, sowohl im Unterricht,als auch in verschiedenen Projekten. Dasaktuelle Fachschatsteam Mathematik/Phy-sik hilt sich optimal aus und stellt Prüun-gen und Unterrichtsmaterial gegenseitig zur Verügung. Durch diese Transparenz wirdauch die Qualität des eigenen Unterrichtsgesteigert, was schliesslich den Studieren-den zu Gute kommt.Ich stelle est: Die Verhältnisse an einer le-

 bendigen Schule wie der AME sind komplex.Ot ist der Übergang von einem Fixpunktzu einem dynamischen Prozess fiessend.

Mathematiker haben es da einacher, dieZitieren den Banachschen Fixpunktsatz:

  Banachscher Fixpunktsatz (Stean Banach,1892–1945, vereinachte Formulierung): Ineinem vollständigen metrischen Raum be-

 sitzt jede Kontraktion genau einen Fixpunkt.

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Ein unwissenschatlicher Rückblickder Fachschat Geschichte

Annemarie Roth Berger und André Schluchter, Geschichtslehrerin und -lehrer 

Wer mit der Methode der Oral History ar- beitet, weiss, wie trügerisch und selektiv dasErinnerungsvermögen ist. Es gilt, das Erin-nerte mit gesicherten Fakten abzugleichenund kritisch nachzuhaken. Wenn ausgerech-net zwei Historiker der Gründergenerationsich erlauben, methodisch unsauber und per-sönlich geärbt zu arbeiten, so benötigen sieeine gewichtige salvatorische Klausel. Dieliegt au der Hand: Es ist unsere nach wie vor ungebrochene Überzeugung, mit der wir ür unsere Schule, die AME, arbeiten.Beim Gründungsanlass unserer Schule imFebruar 1992 war es kalt. Nicht nur der Jahreszeit wegen. Das Umeld, in dem sichdie Schule zu etablieren hatte, war nichtgünstig. Die krisenhaten 90-er Jahre stan-den an, und auch im Kanton Aargau waren

Sparanstrengungen angesagt. – Wieso alsonicht die neu gegründete Schule gleich pri-vatisieren? Dank intensiver Netzwerkarbeitgelang es Gründungsrektor Jörg Vollenwei-der und seinem Team schliesslich, der AMEeinen respektierten Platz als schlanke undinnovative siebte Kantonsschule innerhalbder aargauischen Bildungslandschat zuverschaen.Die Lehrerschat selber hatte sich in anderer Form auch zu beweisen, zunächst gegenüber den Kolleginnen und Kollegen der etablier-ten Kantonsschulen mit ihren Vorbehaltengegenüber dem neuen Bildungsangebot:Wie wollte man die Maturreie innerhalbvon dreieinhalb Jahren mit nur anderthalbSchultagen pro Woche erlangen? Damitkonnte man doch nie das Niveau einer „ech-ten“ gymnasialen Maturität erreichen! Mit

der Sprachregelung „Gleichwertigkeit“ ver-suchten wir die teilweise an Herablassunggrenzende kollegiale Skepsis zu parieren.Mittlerweile ist das kein Thema mehr, un-

terrichten doch bereits seit einigen Jahrenehemalige AME-Studierende an verschie-denen kantonalen Tagesschulen wie auch ander AME selbst.An den von uns mit genutzten Kantonsschu-len galt das Unterrichtszimmer bei den estangestellten Lehrpersonen als Raum per-sönlicher Entaltung: Wer von der AME amMittwochnachmittag oder Samstagmorgenseinen Arbeitsplatz betrat, begegnete oteinem liebevoll gehegten Gummibaum,ausgelatschten, unter dem Waschbecken

  parkierten Birkenstocksandalen oder ei-nem roten Teppich unter dem Lehrerpult.Schwieriger wurde es, wenn das Lehrerpultmit Lehrmitteln und anderen Materialienverbarrikadiert war. Diese stillen Zeugenintensiv gepfegter Individualität sollten

allerdings nicht als stummer Vorwur allein andie Eindringlinge von der AME gedeutet wer-den, denn sie galten wahrscheinlich genausosehr jenen Lehrpersonen der eigenen Schu-le, die über kein eigenes Zimmer verügten.Mittlerweile hat anspruchsvolle Technik inden Schulzimmern Einzug gehalten und der individuellen Entaltung von Hauptlehrper-sonen Grenzen gesetzt. Der Hellraumprojek-tor steht zwar noch im Zimmer, gelangt aber immer weniger zur Anwendung. Stattdessenwerden heute über einen lichtstarken Bea-mer, gesteuert über ein turmartiges Gebildenamens „Rack“, Powerpoint-Präsentationengezeigt. Individualität entaltet sich nunmehr in der Bildschirmgestaltung. Ot steuern dieLehrpersonen den Unterricht vom Computer aus, und die bewährte schwarze Wandtaelmitsamt der quietschenden Kreide hat lang-

sam ausgedient und wird sukzessive einem„Whiteboard“ Platz machen.Die junge AME musste sich nicht nur nachaussen behaupten und prolieren, sondern

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nach innen eine eigene Identität nden, kei-ne einache Augabe ür eine Schule ohneeigenes Schulhaus und Lehrerzimmer. Mitseiner regelmässigen samstäglichen Prä-senz in der Mensa der NKSA legte Rektor Jörg Vollenweider sehr schnell den Grund-stein ür eine Art Lehrerstammtisch über Mittag, an welchem sowohl der schulisch-

  berufiche Austausch als auch private Ge-spräche und persönliche Flachsereien Platzhatten. Gemeinschatsbildende Anlässewie das alljährliche Teachers’ Dinner oder der Weihnachtsapéro trugen dazu bei, dassschnell eine sehr gute und ausreichend in-tensive Kommunikation unter der Lehrer-schat unktionierte, was besonders wichtigist, da man sich im AME-Kollegium nichttäglich sieht. Als Nacholgerin von Jörg

Vollenweider und neue Rektorin hat Bar- bara Keller einige der vertrauten Gewohn-heiten und Rituale übernommen und mit der Midsummernight’s Party ein weiteres kolle-giales Highlight hinzugeügt.Zur Identität der AME gehörte und gehörtder Unterricht am Samstag, im Extremallvon 7.30 bis 16.30 Uhr. Wie eine verschwo-rene Gemeinschat treen sich Studierendeund Lehrpersonen im grundsätzlich leerenSchulhaus, im Sommer hinter gesenktenStoren, im Winter zuweilen in ungeheiztenKlassenzimmern, zweimal im Jahr aucham Bündelitag. Zwischen Französischer Revolution und vollständiger Induktionschweien nur selten sehnsüchtige Blickeund Gedanken nach draussen, in die ür dasWochenende gerüstete Samstagswelt, wo„normale“ Studierende und Lehrpersonen

den Wochenmarkt durchstreien, mit ih-rem vierbeinigen Liebling die Hundeschu-le besuchen, Sport treiben oder eben – sichweiterbilden. Die Floskel vom „Bildungs-

märtyrertum“ ist nur deshalb leicht von der Hand zu weisen, weil unter dem Strich ür alle Beteiligten ein unbestrittener Zugewinnresultiert.Teil der Identität und gleichzeitig Ausdruck des Wandels sind die Personen, welche inden letzten zwanzig Jahren an der AMEunterrichtet wurden. Da es sich um – meist

  berustätige – Erwachsene handelt, galt eszu Beginn eine angemessene Bezeichnungür sie zu wählen: „Studierende“. Auch galtes, „erwachsenengerecht“ zu unterrichten,eine Augabe, in die sich viele einarbeitenmussten, unterstützt auch durch Weiterbil-dungsangebote seitens der Schulleitung.Spätpubertäre Regungen und Disziplinpro-

  bleme waren praktisch kein Thema. Daür   brachten und bringen unsere Studierenden

einen höchst unterschiedlichen Bildungs-hintergrund mit. Ihr Durchschnittsalter wies

  – vor allem in den Anangsjahren – eine breite Streuung au und auch ihre beruficheund persönliche Situation war sehr hetero-gen. Wir mussten also die richtige Flughöhenden, um die Mehrheit anzusprechen undwir mussten mit einem Unterrichtsarrange-ment umgehen lernen, das davon ausgeht,dass sich die Studierenden im Voraus undim Selbststudium au den Unterricht vor-

 bereiten, etwas, das sich gerade im lektüre-intensiven Fach Geschichte manchmal alshonungsvolle Annahme lehrerseits erwies.Die Zusammensetzung der Klassen an unse-rer Schule unterliegt einem steten Wandel,der mit der Wirtschatslage und den gesell-schatlichen Veränderungen allgemein zu-sammenhängt: Zu den bildungshungrigen

Akademiker-Gattinnen, welche die Matur gleichzeitig mit ihren Kinder machten, ka-men während der Wirtschatskrise der 1990-er Jahre Leute aus Beschätigungsprogram-

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men und sich weiterbildende Berusleute,so dass sich schon mal ein Vollzeitpolizistmit einem Arbeitslosen die Bank teilte, einPhänomen, das in wirtschatlich besserenZeiten deutlich abnahm. Weitgehend ver-schwunden sind auch die engagierten Fe-ministinnen, die Wert au das grosse „I“legten. In den Anangsjahren war die Selbst-überschätzung der Männer ein Thema: Wer glaubte, die Schule neben einer Vollzeitstel-le und einer Partnerschat locker managenzu können, hatte in der Regel eher Mühe,sich als 43-jähriger Filialleiter von einer 31-jährigen Lehrerin benoten zu lassen.Mittlerweile sind berustätige Männer über dreissig eine kleine Minderheit und generellmachen – meist junge – weibliche Berustä-tige die Mehrheit der Studierenden aus.

Mit diesem Wandel eruhr auch der Unter-richt eine neue Gewichtung: Stand unter dem übergeordneten Ziel der Hochschul-reie rüher die Vermittlung einer vertietenund breiten Allgemeinbildung im Vorder-grund, hat heute das „teaching to the test“mehr Raum eingenommen, neben den Bil-dungsinhalten sind die Lerntechniken vongrösserer Bedeutung. Dies mag auch mitder Diversizierung des Angebots an der AME zusammenhängen. Seit einigen Jah-ren bietet die Schule neben dem Maturzugnoch die einjährigen Passerellenkurse ür Berusmaturanden und die dreivierteljähri-gen Vorkurse zur Aunahmeprüung an diePädagogische Hochschule an. Diese Aus-weitung stellt eine grosse Herausorderungür die Lehrkräte dar, welche unterdessennicht mehr einmal pro Jahr Maturprüun-

gen, sondern nach den Frühlings- und Som-mererien zusätzliche matur- oder achmit-telschuläquivalente Prüungen durchühren.Diese „Diversizierung der Energien“ ohne

Qualitätsverlust hinsichtlich Unterricht, Be-treuung der Studierenden und Privatlebenzu bewältigen, ist eine der wichtigen neuenAugaben der Lehrerschat und der AMEinsgesamt.Bei allen Veränderungen, die unsere Schuleseit ihrer Entstehung durchgemacht hat, istihre anängliche Dynamik und der AME-spezische Geist der samstäglichen Ver-schworenheit weitgehend geblieben. Wir Lehrerinnen und Lehrer haben weiterhindas Privileg, Studierende unterrichten zudüren, die in hohem Mass an der Materieinteressiert sind. Wir düren Menschen au dem zweiten Bildungsweg etwas von jener Bildung vermitteln, die sie ür ihre beru-liche und nicht zuletzt persönliche Wei-terentwicklung brauchen und die sie – aus

unterschiedlichen Gründen – nicht au demersten Bildungsweg erwerben konnten.

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 Als Neuer an der AME

Michel Hauswirth, Mathematik- und Physiklehrer 

Es ist Montagnachmittag. Gespannt erwarteich die neuen Studierenden, die sich diesesJahr ür das Lernabenteuer Passerelle an der AME entschieden haben. Gespannt nichtnur weil es auch ür mich die erste Lektionan der neuen Schule sein wird, sondern auchdeshalb, weil nicht alle den gleich grossenmathematischen Rucksack mitbringen wer-den. Die einen sind praller mit Formeln,Erahrungen und Kompetenzen geüllt,die anderen weniger. Eine ganz besondereHerausorderung. Doch schnell spürte ichdie Motivation, die von den jungen Men-schen ausging. Motiviert, neugierig undebenalls gespannt; so habe ich sie vom ers-ten Moment her wahrgenommen und daranhat sich bis jetzt nichts geändert. Nun, ein

 paar Wochen später segelt unser Schi be-

reits ziemlich weit weg vom Uer und allean Bord sind wohlau. Die Arbeit in denLektionen ist intensiv, das Programm dicht,die Inhalte vielältig. Kurzum: die Arbeit amneuen Arbeitsort geällt mir ausserordent-lich gut! Die AME kommt mir bereits nachwenigen Wochen sehr vertraut vor. Einenwesentlichen Beitrag dazu leisteten die bei-den Fachschaten Mathematik und Physik.Die Zusammenarbeit im Team ist grossar-tig. Von Anang an wurde ich herzlich au-genommen und von allen Seiten unterstützt.Jederzeit durte ich nachragen, wenn etwasunklar war. Dankeschön! Das hat mir denEinstieg sehr erleichtert.An der jährlichen Midsummernight-PartyMitte August tra ich dann auch die anderenLehrpersonen. Einige von ihnen zum erstenMal. Es war spannend und errischend et-

was über die verschiedenen Laubahnen undHintergründe zu erahren, dabei ein Gläs-chen Wein zu trinken und die vorzüglichenSpeisen vom Grill zu geniessen. Unkompli-

ziert, unbürokratisch, durchorganisiert. DasFest als Sinnbild ür die AME. Ich spürtesoort, die Lehrpersonen arbeiten sehr gernean der AME und schätzen die Unterstützungder Schulleitung und des Kollegiums.

  Nun dar die AME au ihr 20-jähriges er-olgreiches Bestehen zurückblicken und sicheiern lassen. Dass es die AME noch immer gibt, erstaunt mich nicht im Geringsten. Sieist aus der Bildungslandschat kaum mehr wegzudenken und bietet nun seit 20 JahrenBerusleuten mit entsprechender Vorbildungdie Möglichkeit, ein Zeugnis ür den Eintrittan Hochschulen zu erlangen. Auch ich habeerst au dem zweiten Bildungsweg eine uni-versitäre Ausbildung in Angri genommenund habe diesen Schritt bis heute nie bereut.Im Gegenteil. Ich bin roh, dass mir diese

Möglichkeit oenstand. Es wäre ausseror-dentlich schade, gäbe es nach einer Berus-ausbildung diese Möglichkeit nicht.Ich reue mich, Teil der AME zu sein.

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Sicht der Absolventinnenund Absolventen

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20 Jahre AME = 16 Jahre VESAME

Sonia Calvi, Präsidentin VESAME

Am 11. Mai 1996 traen sich sieben Absol-venten des ersten AME-Jahrganges (HeidiBehringer, Karin Hostätter, Roman Lüthy,Claire Schaner, René Schaubhut, MartinSchibli, Adrian Spiess) sowie der damaligeRektor der AME, Jörg Vollenweider, zur Gründungsversammlung eines Ehemali-genvereines. Der junge Verein wurde au den Namen VESAME (Verein ehemaliger Studierender der Aargauischen Maturitäts-

schule ür Erwachsene) getaut und standallen Ehemaligen sowie den Lehrerinnenund Lehrern der AME oen. An der erstenordentlichen Mitgliederversammlung im

Februar 1997 wurde der neue Vorstand ein-stimmig gewählt. Die Ziele des VESAMEwurden wie olgt estgelegt:

  – Kontaktstelle zwischen den ehemali-gen und jetzigen Studierenden der AMEsowie der Lehrerschat

  – Erahrungsaustausch und Pfege der Zusammengehörigkeit unter den Mitglie-dern

  – Organisation und Durchührung vonWeiterbildungsveranstaltungen und ge-selligen Anlässen

  – ÖentlichkeitsarbeitEhrgeizige Ziele ür einen neu gegründe-ten Verein mit anangs acht Mitgliedern!Doch bereits nach gut einem Jahr zählte der VESAME stattliche 86 Mitglieder. Daszeugte schon damals davon, dass die Studi-

enzeit an der AME Spuren hinterlässt undein Interesse an dieser Schule über die reineStudienzeit hinaus besteht. Die Hunderter-marke bei der Mitgliederzahl wurde dannschon im Juli 1998 erreicht.Der Verein war schon rüh sehr aktiv: klei-ne Wanderungen, Besichtigungen sowie re-gelmässig stattndende Stammtische botenGelegenheiten, ehemalige Schulkolleginnenund Kollegen in geselligem Rahmen zu tre-en. Auch die Tradition der Prämierung der 

 besten Maturanden an der Matureier durchden VESAME nahm seinen Anang bereitsim ersten Vereinsjahr.1998 wurde ein wichtiger Peiler desVESAME beschlossen: die Errichtung desUnterstützungsonds ür die AME. Finan-ziert wird der Fonds durch Beiträge undZuwendungen des VESAME, Schenkungen

und Legaten. Er dient zur Unterstützung vonin nanzielle Not geratenen AME-Studie-renden, indem beispielsweise das Schulgeldoder Bücher daraus bezahlt werden. Eine

Maturaklasse 1a, 1995

Maturaklasse 1b, 1995

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solche Auszahlung entspricht nicht einemGeschenk, sondern sollte später, wenn mög-lich, zurückbezahlt werden. Der Fonds wirddurch den VESAME verwaltet und Darle-hen sprechen die Präsidentin/der Präsidentdes VESAME in Absprache mit der Rekto-rin/dem Rektor der AME.1999 wurde erstmals das AME-Forum durch-geührt. In dessen Rahmen stellten Ehemali-ge den Studierenden der AME ihre Studien-richtungen vor und gaben Tipps und Trickszum Überleben im Dschungel der Universi-täten. Der Anlass war so ein Erolg, dass man

  beschloss, ihn regelmässig durchzuühren.2010 and schon das 6. Forum statt, unterdes-sen unter dem Namen „Forum ür Studienin-ormationen“. Der Anlass erreut sich immer grosser Beliebtheit und AME- sowie unter-

dessen auch Passerellen-Studierende pro-tieren gerne von diesem Angebot. Das Forum

 bietet Gelegenheit ür spannende Gesprächeund Begegnungen mit Ehemaligen und jetzi-gen Studierenden der AME.Eine erste Vereinskrise zeichnete sich ab,als 2001 Karin Hostätter als Präsidentinzurücktrat und sich niemand zum neu-en Präsidenten wählen lassen wollte. DasAmt blieb darauhin vakant und im Jah-resbericht der AME von 2002/2003 kamdann der Hileru: VESAME AM ENDE?An der Jahresversammlung hatten drei der ün Vorstandsmitglieder sowie die beidenRevisorinnen ihren Rücktritt erklärt. Trotzlängeren Bemühungen, Ersatz zu ndenliess sich niemand ür die Vorstandstätig-keit interessieren. Darum überlegte sichder Vorstand an der Mitgliederversamm-

lung 2003 den Verein auzulösen, allssich keine neuen Vorstandsmitglieder undRevisorinnen nden würden. Doch Ret-tung kam in Form eines neuen Vorstandes,

welcher sich 2004 zur Wahl stellte: AniaDiamantis-Glanzmann, Michaela Spiess,Andreas Von Gunten, Damaris Wyss so-wie Christine Wey als Präsidentin rettetenden VESAME vor dem Ende. Die neuenVorstandsmitglieder brachten auch neuenWind in den Verein, so wurde beschlossen,dass küntig auch (noch)AME-Studierendedem VESAME beitreten können (der Namewurde darauhin au „Verein ür Ehema-lige und Studierende der AargauischenMaturitätsschule ür Erwachsene“ umge-ändert) und eine Vereinshomepage wurdeerstellt. Ein Jahr später wurde beschlos-

Maturaklasse 2a, 1996

Maturaklasse 2b, 1996

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sen, dass küntig zwei AME-Studierendeals Beisitzer(innen) dem Vorstand beiste-hen, um den Kontakt zwischen AME undVESAME zu erleichtern. Dies ist auch heu-

te noch so. Nach kurzer Präsidiumszeit von Kim Schwe-ri teile ich mir heute die Präsidiumsarbeitmit Barbara Huwiler. Zusammen mit Esther Steen, Nadin Kohler und Thomas Reh-mer haben wir ein super Vorstandsteam mitviel Elan und toller Zusammenarbeit. Zuden wichtigsten Vereinsaktivitäten gehörenheute die Durchührung des Forums ür Studieninormationen, die Verwaltung desUnterstützungsonds, die Prämierung der 

  besten Maturanden an der Matureier, der Apérotisch bei den Präsentationen der Ma-turitätsarbeiten sowie die Mitbeteiligung amà-la-carte-Tag der AME. Aber der wichtigs-te Punkt ist immer noch der Kontakt zwi-schen ehemaligen und aktuell Studierenden,dem Rektorat, sowie der Lehrerschat der AME. Unser Verein zählt zurzeit stolze 160

Mitglieder.Zum Schluss möchte ich noch ein paar die-ser Vereinsmitglieder zu Wort kommen las-sen, die sich vor ein paar Jahren zur Frage

„Warum bist du Mitglied im VESAME?“geäussert haben:„Ich bin Mitglied im VESAME, weil ich die

  AME eine tolle Einrichtung nde und die-  se durch meine Mitgliedschat unterstützenmöchte. Ausserdem reue ich mich darau,

  später einmal andere Ehemalige wieder zutreen.“ Barbara Schleuniger, Matur 2004.„Ich ühle mich aus guter Verbundenheit und wertvoller Erinnerung an die AME-Zeit verpfichtet, den VESAME zu unterstützen.“

 Barbara Huwiler, Matur 2000.„VESAME-Mitglied zu sein ist ür mich Eh-rensache. So kann ich wenigstens per Mit-

 gliedschat zeigen, dass ich die Einrichtung   AME ür unseren Kanton als sehr wichtig,richtig und unerlässlich erachte. Es wird ürdie moderne Gesellschat ein lebenslanges

  Lernen geordert. Dass dies nicht bei der  Forderung bleiben dar, ist uns Absolven-tInnen sonnenklar, leider nicht allen Politi-kerInnen. Zudem ist diese Mitgliedschat ein ‚Nabelschnürchen‘ zu einer Alma Mater,die mein Leben verändert hat.“ Annegret 

 Dubach-Lemberg, Matur 1996.„Ich bin Mitglied im VESAME, um etwas

  Form von Unterstützung zurückzugeben,was ich in Form von Möglichkeiten durchdie AME erhalten habe.“ Damaris Wyss,

 Matur 2002.Diesen Worten der Anerkennung und Ver-

  bundenheit kann ich mich nur anschlies-sen und der AME alles Gute und weiterhinviel Erolg au ihrem Weg wünschen! Der VESAME reut sich au viele weitere ge-meinsame Jahre.

Maturaklasse 3a, 1996

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Das Fundament ür eine augeklärte Bürgerlichkeit

Andreas Von Gunten

Kürzlich habe ich am „Denkest” in Züricheine Diskussion unter Wissenschatsblog-gern moderiert. Das „Denkest” war einAnlass mit mehr als 400 Teilnehmern, diesich 4 Tage lang dem kritischen Denken, der Wissenschat und der intelligenten Unter-haltung widmeten. Es war ein grossartiges,inspirierendes Wochenende.Seit einiger Zeit bin ich Mitglied einer Lese-gruppe in Zürich. Wir wählen ein Buch ausdem Kanon der Philosophieklassiker unddiskutieren das Gelesene jeweils in 10 Sit-zungen, zu welchen wir uns alle 2 Wochentreen. Eine äusserst anregende Freizeit-

  beschätigung, die mir immer wieder vonneuem zeigt, wie grundverschieden die Weltdoch betrachtet werden kann.Diese Beispiele aus meiner Lebensgestal-

tung sind unmöglich denkbar, ohne meineAusbildung an der AME, genauso wenigwie die Möglichkeit, mich mit den Fragenunserer Zeit auseinander zu setzen und michdazu äussern zu können.Wer an einem beliebigen Tag eine soge-nannte Qualitätszeitung auschlägt, oder im Web die richtigen Blogs liest, wird mitden vielältigsten Aspekten unserer eigenenKultur- und Kulturgeschichte konrontiert:Zellteilung, Französische Revolution, Deut-scher Idealismus, Wahrscheinlichkeitsrech-nung, Grundlagen der Volkswirtschat,usw. um nur einige wenige, zuällig ausge-wählte Beispiele ür Konzepte zu nennen,die man in den Grundzügen verstehen undeinordnen können muss, um kritisch undmündig Anteil am Zeitgeschehen nehmenzu können.

Die Menschen, die in der Vergangenheit ihr Leben daür riskiert und manchmal auchgeopert haben, uns die Freiheit zu sichern,den eigenen Verstand benützen zu düren,

waren der Meinung, dass sich die Gesell-schat zum Besseren entwickelt, wenn dieIdeen rei fiessen, wenn die Meinungen reigeäussert, wenn die Argumente rei aus-getauscht werden können. Diese Freiheit,denken und vor allem äussern zu düren,was man will, wird aber erst dann wirklichnützlich ür die Gesellschat, wenn sie auchgebraucht wird, und wenn sie au einer so-liden Grundlage steht. Deswegen war und

ist eine breite Allgemeinbildung möglichstvieler Menschen zugleich Voraussetzungund Fundament ür das gute Funktioniereneiner oenen Gesellschat.

Maturaklasse 3c, 1996

Maturaklasse 3b, 1996

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Man muss verstehen können, worum esgeht, wenn über Gentechnologie-Patenteoder den Atomausstieg diskutiert wird. Manmuss einordnen können, wenn der Kau von

neuen Militärfugzeugen den Ausgaben ür Kultur und Bildung gegenüber stehen. Kurz,man muss in der Lage sein, die Aussagenanderer zu interpretieren, sich eigene Ge-danken dazu zu machen und diese Gedan-ken auch wieder zu äussern.Ich war zwischen Juli 1992 und Januar 1996Student an der AME und kann im Rückblick erkennen, dass die Entscheidung, die Ma-tura au dem zweiten Bildungsweg nachzu-holen, wohl eine der wichtigsten Weichen-stellungen in meinem Leben war.Obwohl ich dann zwar an der Open Univer-sity, einer Fernuniversität in Grossbritanien,studiert habe, einer Institution, bei welcher ich mich auch ohne Maturitätsabschluss hät-te einschreiben können, möchte ich keineSekunde dieser allgemeinen Grundbildungan der AME missen.

Das an der AME Gelernte erlaubte es mir,mich selbstbewusst und mündig in dieser Welt weiter zu entwickeln. Die AME hatmir ein wichtiges Stück geistige Unabhän-

gigkeit verschat und damit grössere Be-wegungsreiheit ermöglicht, und sie hat mir geholen die Fähigkeiten zu erweitern, dieich brauche, um mich am Gesellschatsge-schehen beteiligen zu können. Sie hat einenwesentlichen Beitrag dazu geleistet, michvom passiven Konsumenten zum aktivenBürger zu entwickeln. Dazu kommt, dasseinige meiner wichtigsten Freundschaten,die mich bis heute in meinem Leben beglei-ten, aus dieser Zeit stammen.In diesem Sinne, möchte ich hier auch ein

  persönliches Dankeschön an den KantonAargau, bzw. die Politiker und Politikerin-nen, die daür gesorgt haben und weiterhindaür sorgen, dass die AME existiert, aus-sprechen. Aber auch, und nicht weniger wichtig, ein Dankeschön an die Lehrer und

Lehrerinnen, die mir und meinesgleichen,über manches Zähneknirschen hinweg ge-holen haben, indem sie mit viel Geduld undVerständnis ür die Situation eines Erwach-senen in Zweitausbildung, geholen haben,auch wirklich zu erassen, was da in dengrünen Heten geschrieben stand.Seit 20 Jahren wird nun also an der AMEden Studierenden das Rüstzeug zum kritischdenkenden Bürger im Sinne der Auklärungmitgegeben. Hoen wir, dass diese Institu-tion dereinst auch das 100-Jahr-Jubiläumeiern kann, denn eine undierte und umas-sende Allgemeinbildung ür möglichst vieleMenschen einer Gesellschat ist die Grund-lage ür deren Prosperität.

Maturaklasse 3d, 1996

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Ich kann das!

Annegret Dubach-Lemberg

„Frau Dubach, Sie haben ein wunderbaresUmeld und eine hohe Motivation. Das sinddie wichtigen Voraussetzungen. Sie schaendas!“ So die Reaktion von Jörg Vollenwei-der, als ich mich nach dem Weg und denBedingungen erkundigt hatte. – Sie schaendas. Diese drei Worte hatten sich soort beimir est gebrannt. Diese drei Worte wurdenzu meinen ständigen Begleitern. Ich schatees, er hatte Recht. Zum Glück. Zu meinemGlück.Inzwischen sind 19 Jahre vergangen. – Un-ser Jahrgang gehörte damals zu den Pionier-

 jahrgängen. Es war eine Klasse, die sich ausPersönlichkeiten zusammensetzte, die alleeinen geheimen Wunsch endlich in die Tatumsetzen wollten. Alle waren bereits imBerus- oder Familienleben, alle brachten

einen Rucksack mit einigen Lebenserah-rungen mit und alle wollten eines: ihr Wis-sen erweitern, die Lizenz erarbeiten, die alleWege önet.Es war eine ganz besondere Zeit, die drei-einhalb Jahre an der AME! Wir haben ge-

 büelt, wir haben zu wenig geschlaen, wir haben verzichtet, wir haben uns au denMittwoch und den Samstag gereut, wir ha-

 ben uns gegenseitig gestützt, wenn die Ener-gie in Richtung Nullpunkt sank und habeneinander getröstet, wenn Auwand und Er-trag nicht stimmten.Aber am schönsten war der Aubau vonWissen: Zusammenhänge verstehen, Phäno-mene begreien, Strukturen aubauen, dank derer neue Fragen behandelt und sogar be-antwortet werden können.Ich hab mir immer vorgestellt, mir ginge

es darum, endlich meinen Traum, die Ma-tura zu machen, umzusetzen. Weit geehlt,es stellte sich heraus, dass die Matura einEtappenziel wurde. Ich bekam nämlich Lust

au mehr. Ich traute mir ein Studium zu. Ichwollte einen neuen Weg einschlagen.Ich kann das! Diese drei Worte habe ich zumeinem Credo gemacht. Ich traute mir vielzu. Ich wollte mein neues Wissen anwenden.Ich wollte noch mehr aus mir herausholen.Dieses Selbstverständnis und dieses Selbst-

 bewusstsein wurzeln in diesen Jahren an der AME mit ihren von uns allen sehr geschätz-ten Lehrerinnen und Lehrern, die uns au 

diesem Weg achlich und menschlich au eindrückliche Weise begleiteten.Lernen, organisieren, Prioritäten setzen,Enttäuschungen überwinden, Erolge nicht

Maturaklasse 4b, 1997

Maturaklasse 4a, 1997

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zu lange eiern … All das gehört zum Le-  ben einer AME-Studentin. All das gehörtaber auch zum Leben, zu meinem Leben.Das sind die Zutaten, die mein Lebensmenü

 bereichert haben. Dieses koche ich nach wievor mit Leidenschat und der Zuversicht,dass ich zu meinem Glück beitragen kann.Inzwischen unterrichte ich selber. MeineSchülerinnen und Schüler sind in einem Al-ter, in dem sie das Gut Wissen – Erkennen – 

Anwenden noch nicht richtig erassen kön-nen. Ganz viel Anderes wäre doch so viel

spannender. Dann erzähl ich ihnen von mei-nem Weg und meine, im einen oder andernAugenpaar etwas aublitzen zu sehen …Als mir Jörg Vollenweider beim Austrittsge-spräch die Hand drückte, meinte er: „WennSie Bundesrätin sind, lade ich Sie zu einemReerat an unsere Schule ein.“ – Dass er mich auch als Frau Vizeammann zu diesenZeilen motiviert hat, hat mich sehr gereut.Es hat mir bestätigt, was er immer ür michwar: Eine Persönlichkeit, die sich reut,wenn andere ihren Weg geunden haben unddiesen auch gehen.„It’s a long way to the matura, it’s a longway to go“ hat unsere Klasse an der Matura-eier ür ihn und sein Kollegium gesungen.Es war ein langer und anstrengender Weg,doch wir würden ihn alle wieder gehen!

Maturaklasse 4c, 1997

Maturaklasse 4d, 1997

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Ein Blumenstrauss zum Start

Marcelle Heller 

Warum entschied ich mich nach Abschlussmeiner kaumännischen Lehre als jungeMutter von vier Kindern zu so einer inten-siven Ausbildung wie die Aargauische Ma-turitätsschule ür Erwachsene (AME)? Mein

  jüngstes Kind von vieren war gerade dreiJahre alt geworden und ich arbeitete nebendem Führen des Haushaltes zur Unterstüt-zung der amiliären Finanzen 70 % in einem

 Notariatsbüro als Sekretärin. Die Ausgangs-lage ür einen erolgreichen Abschluss war ungünstig, da eine Reduktion des Pensumsweder au Seiten der berufichen Tätigkeitnoch in der Familie möglich war. Doch dieEntscheidung, die Matura nachzuholen war 

 bereits längere Zeit in mir gewachsen. DieArbeit als Sekretärin im Notariat ührte mir unmissverständlich vor Augen, dass ich

nicht mehr nur die Worte anderer nach Dik-tat im Computer eingeben, sondern meinenVerstand auch ür eigene Überlegungen be-nutzen wollte.Die ultimative Motivation zur Anmeldungwar der erste Schultag meiner ältestenTochter. Dieser weckte eine tiegründigeSehnsucht und Neugier nach mehr Wissenin mir. Im Innern war ich sogar ein wenigeiersüchtig au meine Tochter, dass sie dieSchulbank drücken durte und ich mich zwi-schen Bergen von Wäsche, immer wieder rückkehrendem Schmutz und intellektuellwenig ordernden Augaben tagtäglich be-wegte.So startete ich mit grosser Vorreude insAbenteuer AME. Als ich nach dem erstenSchultag nach Hause kam, and ich einenimposanten Blumenstrauss au dem Stu-

  bentisch vor. Ein kleines, rotes Kärtchenhing an einem Blatt mit wenigen, aber be-deutungsvollen Worten meines Mannes:„Du schast das! Ich bin stolz au dich!

Maturaklasse 5a, 1998

Maturaklasse 5b, 1998

Maturaklasse 5c, 1998

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Peter“ ich war sehr gerührt und dieses Bildund die Worte haben sich unlöschbar inmein Gedächtnis eingeprägt. Das war gutso, denn während der 3 ½ Jahren AME, vor auwändigen Prüungen und damit verbun-dener Nachtarbeit, war es genau dieser Blu-menstrauss mit den einprägsamen Worten,welcher mich motivierte und mich durch-halten liess.Peter gewöhnte sich daran, meist über meh-

rere AKAD-Lehrhete hinweg nachts zu mir ins Bett zu steigen. Manchmal war ich nochwach oder ich war über einem Het einge-schlaen. Vor allem Fächer wie Chemie und

Physik konnten mich nicht esseln. Daür zulernen, war besonders hart.Die AME war eine ausserordentliche Her-ausorderung, intellektuell und vor allemauch organisatorisch. Nie mehr bin ich so-weit an die Grenzen der Belastbarkeit ge-gangen als während der letzten 1 ½ Jahrevor Abschluss mit der Zwischenprüung undder Vorbereitung ür die Maturitätsprüung.Rückblickend bin ich überzeugt, dass die-ser ausserordentliche Einsatz über mehrereJahre nur dank der positiven Unterstützungder Familie, dem Zusammenhalt der Klasseund meinem Lechzen nach intellektuellemAusgleich zu den übrigen Alltagsaugabenmöglich war.Heute sind meine vier Kinder bereits er-wachsen. Der Jüngste wurde im April 18

Jahre alt. Das Maturitätszeugnis nahm ichvor über 10 Jahren im ehrwürdigen Rah-men des Klosters Muri entgegen. Der Leis-tungsausweis der AME gemeinsam mit der Familienorganisation und der Teilzeitarbeitwaren der Schlüssel ür den Start meiner Karriere. Gelernt habe ich sehr viel wäh-rend dieser Zeit, doch eines ganz besonders:Ein Blumenstrauss zu Beginn kann einigesmehr ausrichten, als erst zum Abschlusseiner Ausbildung.

Maturaklasse 6a, 1999

Maturaklasse 6b, 1999

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Der eigenen Leidenschat olgen

Christian Frey

Das grosse, schwere Paket, das schon seiteinigen Wochen in meinem Büro steht,enthält eine geballte Ladung aus Büchernund Heten: Chemie, Geographie, Deutsch,Französisch, Englisch, Mathematik. Es sinddie Unterlagen ür mein erstes Semester ander AME. An einem Mittwochnachmittagim Herbst 2004 ndet in der Neuen Kan-tonsschule Aarau der erste Schultag statt,den ganztägigen Unterricht haben wir sams-tags in der Kantonsschule Baden.Ich habe bereits die Berusmaturitätsschu-le absolviert und überspringe an der AMEdas erste Semester. Wir sind eine Gruppevon insgesamt acht Neueinsteigern, unsereneue gemeinsame Klasse ist damit beina-he zur Hälte neu besetzt. Viele haben sichentschieden, die AME nicht durchzuzie-

hen. Bereits während meiner ersten Schul-woche wird mir auch klar, weshalb das sosein könnte – das Paket in meinem Zim-mer enthält, was es verspricht: Was manau dem ersten Bildungsweg innerhalb vonvier Jahren Vollzeit lernen soll, muss nuninnerhalb von 3 ½ Jahren Teilzeit den Wegin unser Gedächtnis nden. Die meistenaus meiner Klasse arbeiten weiterhin 60 %.Die Doppelbelastung von Schule und Ar-

 beit ordert einiges ab, ot bleiben ür ge-wisse Dinge weniger Zeit, denen man sichvorher uneingeschränkt widmen konnte

 – der Freundeskreis, Sport, die Beziehungoder Wochenendaktivitäten. Der Unterrichtschreitet schnell voran, man kann sich kei-ne grösseren Verschnaupausen erlauben,die Lerninhalte müssen innerhalb kürzester Zeit verstanden werden.

Ich arbeite weiterhin in dem Pharma-Un-ternehmen, in dem ich ursprünglich meineLehre absolviert habe. Am Montag, Diens-tag und Donnerstag stehe ich jeweils den

Maturaklasse 6c, 1999

Maturaklasse 7a, 2000

Maturaklasse 7b, 2000

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ganzen Tag im Labor, abends sitze ich vor den sich stapelnden Lernheten und versu-che, den wöchentlichen Lernsto zu bewäl-tigen. Wenn ich jeweils nach Hause komme

und etwas Kleines esse, brauche ich immer erst eine Weile, bis ich mich entspannt habeund bereit bin, mich der AME zu widmen.Doch dann nehme ich mich zusammen, ma-che mir einen Kaee und versuche bis spätin die Nacht, mich nicht unterkriegen zulassen. Am Mittwoch und am Freitag arbeiteich nicht. Ich konnte mir das glücklicher-weise so einrichten, denn dadurch habe ichdie Möglichkeit, mich vor den Schulstundenund Prüungen einigermassen gründlichvorzubereiten. Da der ganze Samstag mitSchule ausgeüllt ist, wird auch der Freitagein ganz normaler Lernabend – und auch amSonntagnachmittag sitze ich meistens schonziemlich bald wieder über meinen Büchern.Hat man an der AME einmal den Anschlussverpasst, so gelingt es nur mit sehr grossemEier, ihn wiederzunden.

Innert kurzer Zeit schliesse ich neue Be-kanntschaten innerhalb der AME. Es ent-wickeln sich viele interessante Freundscha-ten. Wir sitzen alle im selben Boot, kennen

das Problem der Mischung aus Schule undJob, was uns alle miteinander verbindet.Was ebenalls verbindet, ist der Wunsch,seinem Leben wieder einmal eine neueStossrichtung zu geben, etwas zu ändern,ein paar neue Türen zu önen und rischenWind hereinzulassen. Viele von uns habensich entschlossen, dass sie in ihrem Lebennoch einmal eine entscheidende Verände-rung vornehmen wollen, ohne zu Beginnder AME jedoch genau zu wissen, wohindie Reise dann wirklich ühren soll.Meine tägliche Arbeit in einem Pharma-Unternehmen hat mir in der Zeit nach demLehrabschluss gut geallen. Richtig gepacktoder asziniert hat es mich jedoch nie, des-halb habe ich anschliessend die BMS ge-macht und dort wurde meine Leidenschat

ür Literatur und Philosophie geweckt, ichwar hingerissen und habe deshalb beschlos-sen, den beschwerlichen Weg der AME au mich zu nehmen.Ot zweife ich während den Semestern anmeinem Auassungs- und Durchhaltever-mögen, doch die Zeit vergeht schnell. Undnun ist es auch schon soweit – das letztePaket ür das Schlusssemester liegt au mei-nem Schreibtisch. Bald schon darau ist un-sere ganze Klasse in Prag und eiert ausgie-

 big den erolgreich bestandenen Abschluss.Die drei Jahre an der AME waren ür micheine bereichernde, intensive Zeit, in der dieHochs immer überwogen haben. Im Herbst2007 beginne ich im Anschluss das Studiuman der Universität Zürich. Nach bestande-nem Bachelor und Halbzeit im Masterstudi-um stehe ich nun mittlerweile bereits selbst

in einer Deutschschule vor Schülern – undhoe, dass ich au meinem weiteren beru-lichen Weg sowohl Freude als auch Motiva-tion am Lernen vermitteln kann.

Maturaklasse 7c, 2000

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Kein Spaziergang! Doch Önung neuer Perspektiven

Claudia Umbricht-Stocker 

Zuerst möchte ich der AME ganz herzlichzu ihrem 20. Geburtstag gratulieren und allden Personen, die seit ihrer Gründung zuihrem Gedeihen beigetragen haben!Welche Bedeutung hat die AME in meinemLeben? Ich glaube, es ist nicht übertriebenzu sagen, dass die AME mein Leben nach-haltig verändert hat. Ich war 28, als ich michnach einer kaumännischen Erstausbildungund einigen Jahren Berustätigkeit ent-schied, die Matura nachzuholen. Dies war vor der Reorm der Schweizerischen Hoch-schullandschat, als der Weg an die Uni-versität – mit sehr wenigen und speziellenAusnahmen – ausschliesslich über die gym-nasiale Matura möglich war. Ich hatte da-mals zwar noch kein konkretes Studienachim Auge, wusste aber, dass meine Interessen

im Bereich Geisteswissenschaten lagen.Im Vordergrund stand erst einmal das All-gemeinwissen, das mich brennend interes-sierte: Geschichte, Sprachen, Geograe undPhilosophie etwas mehr, Mathematik und

  Naturwissenschaten etwas weniger. Der Start an der AME war ein Sprung ins kal-te Wasser, in dem ein langer Atem und einegute Technik unabdingbar ür das Vorwärts-kommen waren. Dank einem guten Umeld,verständnisvollen Lehrpersonen sowie Mit-schwimmerinnen und Mitschwimmern, dienotalls einen Rettungsring zuwaren, habeich im Juni 2000 die Ziellinie mit dem Ma-turadiplom passiert.Im Herbst 2000 begann ich mein Studiuman der Universität Zürich in Geschichte,Französischer Literatur und Französischer Linguistik, das ich 2008 mit dem Lizentiat

abschloss. Das Uni-Studium erönete mir nochmals eine eigene Welt, in der ich The-men in einer bisher nicht gekannten Breiteund Tiee diskutieren und bearbeiten konnte.

Zuweilen hätte ich mich gerne ausschliess-lich dem Studium gewidmet und an Projek-ten und Studienreisen teilgenommen, durchmeine Erwerbstätigkeit von 50–70 % muss-te ich aber ot selektiv studieren. Dennoch

 bin ich sehr roh, ein universitäres Studiumabsolviert zu haben, es hat meinen Horizontstark erweitert, mich konzeptionell und ana-lytisch arbeiten gelehrt und den Grundsteinür meine heutige Berustätigkeit gelegt.

Zu den Highlights meiner Studienzeit wür-de ich ein Frankreich-Semester in Grenoblezählen, wo ich an einem Lycée und am Ins-titut Universitaire de Formation des Maîtres

Maturaklasse 8a, 2001

Maturaklasse 8b, 2001

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Deutsch als Fremdsprache unterrichtete. Sohatte ich die Möglichkeit, Unterrichtser-ahrung zu sammeln und das ranzösischeSchul- und Lehrerausbildungssystem ken-nenzulernen. Daneben blieb mir viel Zeit,ins Kino zu gehen, zu lesen, Französinnenund Franzosen sowie Leute aus der ganzenWelt zu treen. La belle vie quoi! Sehr in-tensiv und prägend war auch die Liz-Zeit,

  besonders das Recherchieren, Konzipierenund Schreiben der Lizentiatsarbeit. In mei-ner Studie mit dem Titel „Taten statt Worte

 – Ein schweizerisches Netzwerk zur Gleich-stellung der Frauen in der Arbeitswelt“untersuchte ich die betrieblichen Gleich-stellungsmassnahmen von 80 Schweizer Unternehmen im Zeitraum 1986–2002. Au die Quellen bin ich bei der Gosteli-Stitung,

Archiv zur Geschichte der schweizerischenFrauenbewegung, gestossen. Da das Quel-lenmaterial noch unsortiert war, habe ich essystematisch erschlossen, um damit arbeitenzu können. Ich empand es als sehr beriedi-gend, mit meiner Arbeit Neuland zu betretenund ühlte mich erstmals als „richtige“ His-torikerin. Die Begegnungen und Gesprächemit Marthe Gosteli, einer charismatischenPersönlichkeit der schweizerischen Frauen-

 bewegung und Gründerin des Archivs, zäh-len ebenalls zu den herausragenden Erah-rungen meiner Studienzeit.Berufich habe ich mich während meiner Studienzeit au dem Gebiet der Aus- undWeiterbildung von Lernenden spezialisiert.Kurz vor meinem Liz-Abschluss trat ichdie Stelle als Leiterin Stabsstelle RessortWeiterbildung an der Zürcher Hochschule

ür Angewandte Wissenschaten ZHAW an,die ich zuerst in Teilzeit, danach in Vollzeit,ausgeübt habe. Und so konnte ich erstmalsdie Früchte meines Einsatzes über die ver-

gangenen 10 Jahre ernten, indem ich eineakademische Stelle antrat. Dies wäre ohneHochschulabschluss nicht möglich gewesen.

  Nach meinem letztjährigen Mutterschats-urlaub – unser Sohn Luc ist im Juni 2010zur Welt gekommen – bin ich nun zu 50 %als Dozentin ür Französisch an der ZHAWim Bereich Wirtschat und Recht tätig. Beidieser Stelle kann ich meine akademischenQualikationen und Beruserahrungenideal kombinieren und zudem gut mit mei-nem Familienleben vereinbaren. Hilreichist sicher auch, dass ich das berufiche Um-eld unserer Studierenden und besonders dieAnorderungen an Teilzeitstudierende undihre studentische Situation aus eigener Er-ahrung kenne. Auch wenn ich den langenWeg über AME und Universität wieder ge-

hen würde, mag ich es unseren Studierendenherzlich gönnen, dass sie heute über mehr Möglichkeiten verügen, eine Hochschul-ausbildung zu absolvieren. Ein nächster 

 beruficher Schritt könnte in einem Umeldliegen, wo Erahrungen in der Aus- undWeiterbildung, als Lehrperson, im Projekt-management und aus der Privatwirtschatgeragt sind. Die Leitung einer Berusschuleoder einer Weiterbildungsinstitution würdemich beispielsweise reizen.Das Studium au dem zweiten Bildungswegwar alles andere als ein Spaziergang – der 

  persönliche und nanzielle Einsatz war enorm. Trotzdem bin ich roh, diesen Weggewählt zu haben, er hat mir nicht nur be-rufiche Perspektiven erönet, sondern michauch mit Menschen zusammen gebracht,die ähnliche Interessen teilen und mit denen

Freundschaten entstanden sind.

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 Allgemeinbildung ermöglicht neue Gedankengänge

Daniel Imho 

Wissen anzueignen gehört seit jeher zumBedürnis eines jeden Menschen. Diesängt bei der Geburt an, nimmt im Kinds-alter zu, stagniert während der Pubertät undüberschreitet den Zenit bei vielen nach 25.Aber wo bleiben all die Wissensdurstigen,welche sich nicht in dieses Schema pressenlassen? Wo die, welche bis anhin Mühe mitder Schule hatten und später den „Knop augemacht haben“? Wo die, welche sich

 berufich – mittels Hochschulstudium – ver-ändern möchten?Die einache Lösung dazu heisst: AME.Anstatt nun eine lange Abhandlung über dieAME und meinen Werdegang zu schreiben,möchte ich mit einem meiner Deutschausät-ze aus dem Jahre 2000 – das Alter des Schrei-

  bers war damals 22 Jahre – auzeigen, zu

welchen Gedankengängen die von der AMEvermittelte Allgemeinbildung ühren kann.„Werde, der du bist!“„Werde, der du bist!“, ist ein Zitat Goethesund widerspiegelt den Geist der klassischenZeitepoche sehr gut.Goethe war, wie auch andere Klassiker, vonder Antike und der griechischen Mythologie

  stark beeinfusst worden. Es standen weni- ger die Selbstdarstellung und der Ausdruck von Emotionen – wie in der Zeit des Sturm-und- Drangs, im Zentrum – als Ausgleichund Harmonie. Anstatt Revolution waren die

 Klassiker ür Evolution.Zum Zitat zurück: Warum sind diese vierWörter so treend ür die Klassik? Erstensist es sicherlich so, dass alle Menschen, obeinach oder gebildet, schon beim blossen

 Lesen dieses Satzes, zum Nachdenken und 

Sinnieren verleitet werden. Zweitens zeigt Goethe, was massgebend zu dieser Zeit war;nämlich Harmonie. Nur wer mit sich sel-ber im Einklang ist, vermag auch grössere

 Probleme harmonisch, das heisst vernüntig und somit klassisch, zu bewältigen.„Werde, der du bist!“, nach Kants „Kritik an der Vernunt“ untersucht, erhält ganz an-dere Dimensionen als zuerst angenommen.

 Mit zwei seiner Kritiken möchte ich arbei-ten, nämlich mit der ersten, der „Kritik derreinen Vernunt“ – sie beinhaltet, dass alleunserer Gedanken an Raum und Zeit ge-bunden sind und dass Begrie in unserem

Verstand existieren. Je mehr Erahrung eine  Person hat, desto mehr Begrie kennt sie  – und der zweiten, au die ich später ein-  gehen werde. Man soll herausnden, wer

Maturaklasse 8c, 2001

Maturaklasse 9a, 2002

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man wirklich ist. Dieser einache Satz zuverwirklichen, scheint aber eine Sache derUnmöglichkeit zu sein, denn das beinhal-tet, dass man sich selber denieren muss.

  Denitionen sind aber an Begrie gekop-

  pelt und diese wiederum an Erahrung.Was also heisst, je älter man wird, destomehr Begrie sind einem bekannt, desto

  genauer werden Denitionen (was natür-lich zu einer erneuten Überdenkung deseigenen Ichs ührt!).Sich selber zu denieren oder werden, derman ist, scheint mir als ein Prozess, ähnlicheiner Spirale, welche erst an ihrem Ende

auhört, zu sein. Das heisst also, die Suchenach dem eigenen Ich dauert ein Leben lang und ist erst mit dem Tod abgeschlossen.

 Die zweite Kritik Kants, nämlich die an der praktischen Vernunt, wird au einer anderenUntersuchungsebene geührt (die „Kritik der

  praktischen Vernunt“ beinhaltet, dass das  Handeln von einem moralischen Gesetz be-  stimmt wird). Da unser Handeln von einemmoralischen Gesetz bestimmt sein soll, ist esuns nicht möglich, uns selber zu sein. Dasheisst, der Mensch wird von der Gesellschat bis zu einem gewissen Grad bestimmt, wasdie Selbstndung und das damit verbundeneWerden, der man ist, schwierig macht. Inter-essant nde ich die Tatsache, dass man überdie Freiheit der Selbstbestimmung und Ent-wicklung Theorien austellen möchte, aber

  selber wohl nie zu dieser Freiheit kommenwird. Ist dieses Thema wirklich denierbar?

  Mir selber graust es normalerweise vor  solchen Theorien, aber diesmal konnte ichmich mit einer – mit welcher wird später

 preisgegeben – anreunden. Was ich glaube,ist: Dass sehr viel vom Umeld in dem manauwächst, abhängt.

 Betrachten wir nun einmal das Leben einesnormalen Durchschnittschweizers. Wächst er doch als Kind in einem klar gegliedertenSystem mit Gleichaltrigen, welche ihn durchihre Interessen, ob materieller oder kultu-reller Natur, beeinfussen, au. Er kommt indie Schule, später absolviert er eine Lehreoder ein Studium und arbeitet. Mehr möchteich hier gar nicht anügen, weil es mir vorallem um die Struktur des Auwachsens geht.

 Die Frage, welche nun gestellt werden kann,

ist: Was wäre in einem anderen Umeld, zum Beispiel in einem anderen Land, geschehen?  Das Ablauschema ist sicherlich ähnlich,nur sind die äusseren Einfüsse anders. Das

Maturaklasse 9b, 2002

Maturaklasse 9c, 2002

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heisst, das Kind setzt andere Prioritäten, hat   Ansichten, welche durch seine Umgebung   geprägt werden, spielt mit anderen Men-  schen. Ganz einach: Die internalisiertenWerte sind anders. Ist dieses Kind oder die-

  se Person nun ein anderes beziehungsweiseeine andere? Meiner Meinung nach ja! Was

  zwar genetisch gleich wäre, hat sich wegeneinem anderen Umeld anders entwickelt.

  Dies kann auch bei ein-eiigen Zwillingenbeobachtet werden, was aber nicht heisst,dass ich prinzipiell daran zweife, dassauch ein Teil unseres Entwicklungsprogram-mes genetisch bestimmt ist. Denn mancheVerhaltensmuster wie Angst, Frust, Liebe,Sexualität oder Mut lassen sich kaum ohneunseren genetischen Computer erklären. ZumSchluss spielt sicherlich auch die Erziehung 

eine grosse Rolle. Viele Gedanken und Wertewurden einem von den Eltern, wie auch vonder Schule vermittelt. Diese haben wir alsGedankengut meist übernommen. Deshalbkann ich mich mit der Theorie, dass uns 30

 Prozent die Gene, 30 Prozent die Erziehung und 30 Prozent die Peer-Group beeinfussen,anreunden.

 Mein Fazit ist, dass wohl niemand über diewirkliche Freiheit der Selbstbestimmung und 

 Entwicklung verügt. Um dies nämlich ver-wirklichen zu können, muss man sich deren

 zuerst einmal bewusst werden. Danach olgt die nicht immer ganz einache Auseinander-

 setzung mit sich selber, was natürlich etliche  Fragen auwirt „Werde, der du bist!“, ist auch hier wieder ein Thema. Aber wer binich wirklich? Bin ich überhaupt mich sel-ber? Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt eines

  ganzen Fragekataloges. Die Beantwortung dieser Fragen erscheint mir unmöglich. Ich

 selber bin der Auassung, dass man nie ganz sich selber sein kann.

 Mein Vorschlag zur Ergänzung von GoethesZitat wäre deshalb: „Sei der, der du seinmöchtest!“Auch heute – rund 11 Jahre später – stehe ichnoch hinter dieser Aussage. Es wird ür einen

Menschen sein Leben lang eine grosse He-rausorderung sein zu denieren, wer er ist.Mit der AME werden nicht nur die Tore zuden Hochschulen geönet, sondern auchWege und Zugänge zu weiteren Gedanken-gängen rei. Dies ist rückblickend – nebst der Allgemeinbildung – wohl das Wertvollste,was mir eine Ausbildung je geben konnte.Mein Werdegang nach der AME sei hier ganz kurz augeührt: Nach einem Abstecher ins Gastgewerbe (Hotelachschule) und andie Universität, wo ich nie ganz glücklichwurde, habe ich dann die berusbegleitendeFachhochschule im Studiengang Bauingeni-eurwesen absolviert. Schwierig ür mich istgenerell die Spezialisierung in einem Fach-gebiet. Das Erweitern von Allgemeinwissenau der Stue Maturität passte deshalb wieein Massanzug zu mir.

Heute arbeite ich in einem Bauingenieurbü-ro als Projektleiter und verolge auch wei-terhin die Studienangebote – die berusbe-gleitenden …

Maturaklasse 10c, 2003

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Treibholz

Oliver Märki

Mäandrierend, gleich einem Fluss, fiesst dasLeben durch die Landschat der Ereignisse.Hinterlässt tiee Furchen im Gestein der Erin-nerung oder überfiesst eine Landschat vol-ler Geühle. Ein grobes Stück Holz, schwim-me ich mit au diesem Fluss, der mich in einMeer von Ungewissheit und Unsicherheitspült, wo ich als Treibholz hilfos in diesemendlosen Ozean dümple, hoend, dereinsteinem neuen Schicksal entgegen zu treiben.

Irgendwann nde ich mich an einem Strand,der sich AME nennt. Um mich herum, soscheint es, liegen noch viele weitere Hölzer,die so wie ich, von irgendwoher vom Strom

der Bestimmung hierher geschwemmt wur-den.Wir werden gesammelt, gehobelt, geschlienund zu einem Geäss geormt. Sokrates wirdzu Rate gezogen und aus Wasser wird Wein,der erst im richtigen Glas zum vollendetenInhalt wird. Einstein reist mit uns durch dieZeit, und wir begrüssen Galileo, wohlwis-send, dass die Geschichte hier noch nicht zuEnde ist. Was die Welt im Innersten zusam-menhält sollen wir erkennen, doch auch Men-del kann uns da nicht ausreichend helen. WoRecht und Ordnung herrschen, dort ist auchdes Pudels Kern. Molekül ür Molekül wer-den unsere Hirnzellen augebaut, und immer wieder stellen wir uns die Frage: Sein oder 

 Nichtsein? Ein Turm zu Babel wird errichtet,von dessen Spitze wir, in die unendlich schei-

nende Weite blickend, noch viel höhere, ür uns unbezwingbar erscheinende Gipel er-spähen. Sinus und seine Freunde schmälerndie Wahrscheinlichkeit, einem guten Endeentgegen zu gehen, und durch einen Tunnelrasen wir zum Mittelpunkt der Erde, wo unsau wundersame Weise das Licht erscheint.Das Ende naht, und mit diesem Ende ür alleein neuer Anang. Wir zerstreuen uns in allevier Himmelsrichtungen. Es wird studiertoder einach mal wieder gelebt. Der lang er-sehnte Abschluss ist erreicht.

Und ich, heute, sieben Jahre später?Der Master in Molekularer Biologie istabgeschlossen, und ich habe erkannt, dassmein Leben zu kurz ist, um herauszunden,was die Welt im Innersten zusammenhält.Im gewaltigen Ozean der Honung trei-

 bend, ühle ich mich wieder wie ein Stück Treibholz, nun aber schon leidlich geschli-en und poliert vom ewigen Strom desLebens, bereit ür neue Abenteuer.

Maturaklasse 10a, 2003

Maturaklasse 10b, 2003

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Fahren – AME Sonett

Stean Jetzer 

Die AME, wie ich sie persönlich als Schüler erlebt habe, kann exemplarisch ür viele Si-tuationen im Leben stehen, in denen etwas

  Neues angepackt wird. Am Anang stehteine Phase der Ziellosigkeit, in der maneinen neuen Plan zu skizzieren versucht.Plötzlich eine Idee, die neue Perspektivenzu erönen verspricht. Später die Verwirk-lichung dieser Idee – neue Motivation undKrat kommen im Sog der Euphorie wie vonalleine, treiben einen leicht und einach vor-wärts. Doch jede Fahrt, jedes Vorankommen

 birgt neue, unbekannte Schwierigkeiten, diees zu überwinden gilt. Nach deren Meiste-

rung – ob mit gutem oder weniger gutemAusgang – kann man zu Recht von Erah-rung sprechen, durch die man sich nichtzuletzt selber besser kennenlernt. Die Wegewerden mit zunehmender Erahrung kei-neswegs leichter, aber ein Schlenkern undAbdriten kann zuweilen besser kontrolliert,oder ganz einach als das erkannt und an-genommen werden, was es eigentlich ist:eine ganz alltägliche Begebenheit, die zumLeben gehört. Diesen in seiner Form sich(zumindest in meinem Leben) stets wieder-holenden Prozess habe ich in olgendem So-nett estzuhalten versucht.

Fahren

Das Rad steht still, der Himmel liegt dius im Nebel.Der Uertag mäandert zäh und ziellos hin.Ein Ziel am Horizont verspräche neuen Sinn – Wer ahren will, der löst den selbst geschob’nen Riegel.

Das Rad am dreh’n, es steh’n au „Volle Krat“ die HebelDes gleitend’ Boot, im Sog des Stromes mittendrin.In beiden Händen est das Steuer unterm Kinn,Erblickt der Fährmann sich im glattgestrich’nen Spiegel.

 Nun jede Fahrt, so einach sie im Haen scheint,In ihrem Lau mit Regen, Wind und Welle wartet,Und Glück mit Unglück, Stolz mit Fluchtgedanken eint,

Dem Lenker Furcht einfößt, wie immer er geartet – Doch weiß der nun, dass vorwärts kommen meistern meint.Der nächste Sturm am Schi zerrt nicht mehr unerwartet.

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Neue Horizonte

 Nicole Grundmann

Mit Anang zwanzig sah ich meine Mög-lichkeiten im Berusleben rapide schrump-en. Das kann doch nicht möglich sein indiesem Alter. Rückblickend muss ich ein-gestehen, dass ich mich selbst in diese Si-tuation manövriert habe. Hinzu kam, dassich mich im erlernten Beru – trotz ganzunterschiedlicher Stationen in mehrerenBranchen – nicht recht wohl ühlte. Es gibtverschiedene Wege, dies zu ändern und sichneue Optionen zu schaen. Ich habe dieAME gewählt. Als mögliches Fernziel sahich dabei das Geschichtsstudium.Der Einstieg in das zweite Aubausemester war ein Schock. Ich gestehe: Ich war allesandere als erwachsen zu diesem Zeitpunkt.Plötzlich reichte es nicht mehr, ein bisschenzuzuhören und ungenügende Leistungen zu

kompensieren. Ich musste das Lustprinzip  beim Lernen überdenken: Wollte ich tat-sächlich weiterhin nur das lernen, was ichsowieso bereits gut konnte und den Restschleien lassen? Wollte ich die Maturamit ungenügenden Zeugnisnoten erlangen?Wollte ich jedes Semester zittern müssen,ob ich es schae? Ich kam zum Schluss:Entweder breche ich die AME ab oder lassemich voll au die Schule ein, mit sämtlichenKonsequenzen.Mein Leben änderte sich in der Folge mas-siv. Ausgang- und Schlagewohnheiten wur-den angepasst, Schulsto augearbeitet, jadie ganze Lebenseinstellung au den Kop gestellt. Das Wort „Disziplin“ strukturiertevon nun an meine (Schul-) Wochen. Ich ent-deckte, dass Themenbereiche, zu welchenich vorher keinen Zugang nden konnte,

  plötzlich spannend werden konnten, michsogar bis morgens um zwei Uhr über denBüchern wach halten konnten. Auch Kämp-e mit mir selbst und dem Sto gehörten

dazu. Meine Stärken sind weder Volkswirt-schatslehre noch Physik, es galt, die eige-nen Grenzen zu akzeptieren. Es waren allediese Erahrungen zusammengenommen,welche mich wachsen liessen, mich lehrten,in meine Fähigkeiten zu vertrauen.Während meiner Zeit an der AME eröne-ten sich mir die erhoten vielen Möglich-keiten. Von vielen hatte ich nicht gewusst,dass es sie überhaupt gibt. Das hatte ichnicht erwartet. Es ist doch auch dies, was einreiches Land ausmacht: Fast unbegrenzteMöglichkeiten und immer wieder Chancen,dem (Berus-) Leben eine neue Richtunggeben zu können.Den Traum vom Geschichtsstudium muss-te ich ziemlich schnell begraben. Für michstanden in diesem Fach Auwand und Ertrag

in keinem Verhältnis zueinander, obwohl ichverschiedenste Lernmethoden ausprobier-te. Trotzdem: Riesige Stomengen habenmich nie mehr erschreckt nachher, was ür die Universität eine gute Vorbereitung war.Ich entschied mich ür das vielseitige Stu-dium der Geograe und spezialisierte michim Bereich Biogeograe und Ökologie. So-eben habe ich das Studium abgeschlossenund mir stehen nun viele ganz unterschied-liche Tätigkeiten im Umweltbereich oen.Ich bin so begeistert, dass ich hoe, michnie pensionieren lassen zu müssen! Im Mo-ment bin ich im technischen Bereich tätigund habe viel Freude an meiner Arbeit. Eineneue Erahrung ür mich.Die AME hat mich verändert, geormt undmir geholen, meine Potentiale zu entdeckenund auszuschöpen. Sie hat mir unendliche

Möglichkeiten, aber auch meine persönli-chen Grenzen augezeigt. Ich wünsche mir,dass die Schule noch viele Studierendenge-nerationen so prägen kann.

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Der Atem der AME und wieer meinen Durchhaltewillen stärkte

Martin Blättler 

Knabbernd an Chips entdecke ich im In-ternet die Homepage der AME. „Das ziehtmir die Socken aus!“, sage ich zu mir undmit nach hinten gekämmten Haaren stelleich mich drei Wochen später bei der Schul-direktion vor. Das Gespräch überzeugt mich.Hand drau und den Rucksack mit Büchernund Sandwiches packen.Voll Elan, Esprit und Energie gehe ich meinneues Projekt an. Die Feedback-Kultur ander AME hilt mir und begeistert mich. DieLehrpersonen interessieren sich ür michund ördern das Verständnis ür den Sto.Mein Hoch der Geühle verdrängt Regenund Kummer. Doch wie es so ist, wenn ichetwas Neues habe, sei es ein neues Restau-rant, eine neue Big-Mac-Variation im Mc-Donald oder wie es die AME ist, eine neue

Augabe, dann dauert es nicht länger als einhalbes Jahr und die Begeisterung krümmtsich wie ein in der Sonne zu lang liegengelassenes Pomme-rite. Da nützt auch das

 beste haute-cuisine-Ketchup nichts! 200 Li-ter Energydrinks später fiesse ich ins letzteJahr ein. Das letzte Jahr empnde ich alsdas längste Jahr überhaupt. Mich dürstet esnur noch nach dem Ende. Denn dort jubeltdas Ticket ür den Uni-Eintritt. Nicht einmalder goldige Eisbär namens Knut interessiertmich jetzt. „Jetzt gilt es Prioritäten zu set-zen“, wie es mir mein Mathematiklehrer anratet.Ich mobilisiere all meine Kräte, ersetzemeinen Speiseplan und stärke mein Ver-trauen in mich selbst. Um dieses wieder zuerlangen, helen mir einige gute Hirten ander AME: Lehrende und Lernende. Für all

die transparenten Gespräche, reundlichenGesten und unterstützenden Oerten bin ichheute noch sehr dankbar. Vielen Dank andieser Stelle!

Heute bin ich im Masterstudienjahr und astwieder gleich weit wie damals. Nahe demAbschluss und doch noch weit enternt.Doch heute hilt mir der Gedanke, dass auch

  jede Packung Chips trotz monumentaler Packungsgrösse schneller leer ist als zuvor spekuliert. So atme ich ruhig weiter ein undaus. Denn nur was atmet, lebt auch.

Maturaklasse 11a, 2004

Maturaklasse 11b, 2004

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 Veränderte Biographie

Cédric Wernli

Es war mir zu Beginn, wie auch unmittelbar nach dem Ende der AME nicht bewusst, wiesehr diese Schule meine Biographie verän-dern würde. Es war mir auch nicht bewusst,dass sich meine Gastronomiekenntnisse inAarau und Baden erweitern werden.Begonnen hat meine AME-Geschichte mitdem Zeitungsartikel, den mir meine Gross-mutter in die Finger gedrückt hatte mit der Idee, dass das doch noch etwas ür mich

sein könnte. Angestachelt von diesem Ar-tikel habe ich mir die Sache überlegt undestgestellt, dass dies die Chance wäre,doch noch ein universitäres Studium in An-

gri nehmen zu können. Da ich ja Teilzeitarbeiten kann, würde es mir möglich seinunabhängig zu bleiben. Mein Entscheidstand est und ich and mich im Büro vonFrau Keller wieder. Als Quereinsteiger inserste Semester stiess ich in meine Klasseund wurde sogleich in das AME-Lebeneingeührt. Das AME-Leben heisst nichtnur anwesend sein, sondern auch Onlinesein. Online im Sinne vom Gebrauch der elektronischen Plattorm der AME, sowiegedanklich Online sein ür die Augaben(Lesen der Augaben, Übungen usw.) unddies am Abend nach der Arbeit. Obwohlwir sehr heterogene Charaktere waren, ent-stand eine spannende Klasse, die mir ür das bewältigen der Augaben der Schule,sowie meiner privaten Angelegenheiten

unglaublich wichtig wurde. Nicht nur alsKummerkasten sondern auch als Ratgeber.Wir unterstützten uns gegenseitig. Nochheute treen wir, die in Basel studieren,uns regelmässig zum Mittagessen oder 

  besuchen gemeinsam Vorlesungen. Nicht pure Wissensvermittlung sondern der Ein-satz eines neuen Werkzeuges wurde unsgelehrt, das der Vernetzung. VernetztesDenken ermöglicht es mir heute, Dingeoder Gegebenheiten zu verstehen, Zusam-menhänge zu erkennen und nachvollziehenzu können. Ich denke, das ist ast das Wich-tigste, das mir gelehrt wurde.Weiter wurde eine Leidenschat gewecktund feissig geüttert. Das Interesse an Zeit-geschichte und damit verbunden das Reisen.Städtereisen sind ür mich heute das grösste.Zu wissen, was sich hinter dem Namen der 

U-Bahnstation „Bastille“ verbirgt oder inBerlin die Geschichte der Mauer zu verol-gen sind Dinge, die ich an der AME lernendurte.

Maturaklasse 11c, 2004

Maturaklasse 12a, 2005

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Man lernt auch, sich zu organisieren undezient zu arbeiten. Dieses Wissen wurdemir erst richtig bewusst, als ich im Hörsaalsass, die Unterlagen dabei hatte und wusstein welchen Hörsaal ich als nächstes musste.

 Nebst dem Unterricht anden auch gesell-schatliche Anlässe statt. Wir wurden alsKlasse von Lehrpersonen eingeladen, wasich immer sehr geschätzt habe. Wir wurdennicht, wie an der Volksschule, als Schü-ler im klassischen Sinne wahrgenommen.Sich in einem solchen Rahmen zu treen,ermöglicht Gespräche und Diskussionen,die in der Schule keinen Platz nden.Am Abend der Validierungskonerenzwurden wir von unserer KlassenlehrerinAnnemarie Roth zum Abendessen einge-laden. Zu Beginn des Abends wussten wir 

noch nicht, ob wir bestanden haben. Ersteine SMS am späteren Abend brachte dieersehnte Erlösung.Später an der Matureier dieses kleine

 blaue Mäppchen in die Hände zu bekom-men, war ür mich ein grossartiges Geühl.Zu sehen, dass alle diese Aussagen rühe-rer Lehrkräte an der Volksschule unwahr waren, ist ür mich eine Riesengenug-tuung!Meine Biographie erhielt, wie eingangs er-wähnt, die unerwartete Wendung und ichreue mich, morgen mit meinem Master-studium in Pharmazie an der UniversitätBasel beginnen zu düren und meine neueAugabe als Dozent an diversen Schulenwahrzunehmen.Es bleiben mir von dieser Zeit viele Erinne-rungen, ein blaues Mäppchen und ein gros-

ser Dank an die Schule und an das Lehrer-team. Ich hoe, die AME kann weiterhinBiographien verändern.

Maturaklasse 12b, 2005

Maturaklasse 12c, 2005

Maturaklasse 13a, 2006

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Reise ins erne Heilige Land

Sonia Calvi

Ende des 15. Jahrhunderts unternahm der Franziskanermönch Felix Fabri von Ulm auseine neunmonatige Pilgerreise nach Jerusa-lem. Fabri wollte die Stätten, wo Jesus gelebtund gelitten hatte, besuchen. Doch es war auch ein Wissenstrieb, der ihn dazu ührte: er wollte die Heiligen Schriten besser verste-hen und mehr Wissen dazu erlangen. Er nahmdaür eine lange Reise au sich; eine Reise insweitgehend Unbekannte und eine Reise, diein jenen Zeiten ungleich strapaziöser und ge-ährlicher war, als sie es heute wäre. Fabri be-schrieb seine Pilgerreise ausührlich in einemüber 1200 Seiten langen, in Latein verasstenPilgerbericht. In akribischer Arbeit hielt er 

 jeden Tag seiner Reise est. Er ergänzte dieBeschreibung seiner Pilgerreise mit wissen-schatlichen Erläuterungen und Exkursen so-

wie persönlichen Erlebnissen.In gewisser Weise ähnelt meine AME-ZeitFabris Pilgerreise ins Heilige Land. Als ichvor bald sieben Jahren beschloss, die AMEanzuangen, verliess ich (zumindest teil-weise) meine sicheren Gestade als Tiebau-zeichnerin mit einer guten Stelle in einemrenommierten Ingenieurbüro. Auch ich war getrieben von einem starken Wissenstrieb.Auch ich wusste nicht, was mich in der Fremde erwarten würde. Und genauso wieFabri au seinem Pilgerschi, wurde ichim Schi der Klasse 15b mit mir bis dahinremden Menschen zusammengesteckt undlos ging die Reise. Die ersten Stürme bzw.Stressphasen liessen nicht lange au sichwarten. Zwar hatte ich nicht mit Seekrank-heit oder schlechter Ernährung zu kämpen,doch der Spagat zwischen Schule und Ar-

  beit war mindestens so anstrengend. Baldraute sich die Besatzung der 15b zu einer tollen Klasse zusammen, welche sich dieStrapazen der beschwerlichen AME-Reise

Maturaklasse 13b, 2006

Maturaklasse 13c, 2006

Maturaklasse 14a, 2007

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teilte und einander wie in einem guten Se-gelteam unterstützte.Analog zu Fabris Reise, welche von Stür-men, Windfauten und Fehlnavigation ge-kennzeichnet war, erschwerten Prüungen,Motivationslöcher und Orientierungslosig-keit meine AME-Zeit. Nicht selten wuss-te ich nicht mehr, wo mein Kop stand undwo unten und oben war. Doch mehrheitlich

 bot mir die Reise durch die Welt der Natur-wissenschaten, der Sprachen und der Geis-teswissenschaten inspirierende, spannendeund aszinierende Momente. Mein Horizonterweiterte sich mit zunehmender Reise wört-lich. Wie das Reiseeber, welches mich bei

 jeder richtigen Reise immer wieder von neu-em packt, liess mich auch das Wissenseber nicht mehr los. Je mehr ich lernte, umso mehr 

merkte ich, was ich nicht weiss und was esnoch alles Spannendes zu lernen gäbe.Felix Fabri sah seine Schisreise über dasMittelmeer als eine Prüung Gottes an, alsZugangstest zum Heiligen Land. In gewisser Weise galt ür ihn: Der Weg ist das Ziel. Mei-ne AME-Zeit war zu Beginn stark von diesemMotto geprägt. Ich hatte mich ür die AMEentschieden, weil ich etwas ür mich machenwollte, weil ich meinen Horizont erweiternwollte und mich selber weiter bringen wollte.Ich hatte sozusagen eine Reise ohne Destina-tion gebucht. Mit der Zeit wurde mir jedochklar, dass eine solch anstrengende und berei-chernde Reise nicht ziellos enden konnte undsollte. Mein Wissensdurst war noch nicht ge-stillt, als ich das Heilige Land bzw. die Matur am Horizont autauchen sah. Es war mir klar,dass ich schon bald eine Weiterreise buchen

musste.Im Gegensatz zu Fabri, dem das Ziel Jeru-salem in gewisser Weise die Erüllung ge-

  bracht hatte, sollte meine Lernreise noch

Maturaklasse 14b, 2007

Maturaklasse 14c, 2007

Maturaklasse 15a, 2008

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weitergehen. Langes Überlegen, blättern inReise- bzw. Uniprospekten und nanziel-le Planung brachte mich schliesslich au einen neuen Weg. So bin ich nun mit mei-nem Englisch- und Geschichtsstudium ander Universität Basel in einem neuen, vielgrösseren Schi unterwegs au einer Reisedurch noch viel unbekanntere Gebiete. Aber auch hier bilden sich Reisegruppen, mit de-nen ich den Weg gemeinsam gehen kann, undauch hier gibt es unzählige belohnende Mo-mente, welche die neue, auch nicht einache-re, Reise wert sind. Sonst wüsste ich heutezum Beispiel auch nichts über einen gewis-sen Felix Fabri aus dem 15. Jahrhundert.Obwohl ich unterdessen an der Uni Lateinlernen musste bzw. durte, werde ich meineAME-Zeit sicher nicht in einem über 1200

Seiten langen Bericht esthalten. Obwohldiese Zeit Erlebnisse und Anekdoten genuglieern würde! Diese Erinnerungen sind aber est in meinem Gedächtnis eingebrannt. Sietragen dazu bei, dass ich der AME immer dankbar sein werde, dass mir die Möglichkeiteiner solchen Reise geboten wurde und dassmir so viele Fähigkeiten ür die Weiterreisemitgegeben wurden.Fabris innigste Wünsche und Honungenwurden mit seinem Besuch Jerusalems er-üllt. Doch auch er unternahm im Autragseines Ordens und durch seinen Wissensdurstgetrieben immer wieder neue Pilgerreisen.Meine AME-Reise endete mit dem Erhalt der Matur sozusagen auch im Heiligen Land. Mitder Matur hatte ich nun oziell die Erlaubnisür die Einreise in die Welt der Universität.Die AME hat mir aber auch gezeigt, wohin

man überall noch weiterreisen könnte. Denndas Lernen ist eine unendliche und unglaub-lich bereichernde Reise.

Maturaklasse 15b, 2008

Maturaklasse 15c, 2008

Maturaklasse 16a, 2009

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Die AME – eine Achterbahn

Brigitte Mojado-Irminger 

Ich war 33 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Kindern, als ich anng, mir zuüberlegen, wie ich meinen Wissenshunger stillen könnte. Ich erwog Kurse meines In-teressens zu belegen oder sogar nochmalseine Ausbildung zu geniessen. „Was würdemich am meisten reizen, was ist neben der Familie überhaupt möglich und auch ange-

  bracht.“ So kreisten meine Gedanken. Ichstöberte und las im Internet und Zeitungenund zog viele verschiedene Ausbildungs-gänge in Betracht. Irgendwann stiess ich au die AME. „Ja warum nicht die Matur nach-holen?“ dachte ich und so liess ich michnach nun kürzerer Überlegungsphase undAbsprache mit meiner Familie im Jahr 2005au das, ich sag nun einach einmal ErlebnisAME ein.

Und so begann die Fahrt au der Achter- bahn. Ganz harmlos ging es los. Irgendwienoch nicht so geordert, erlebte ich dasEinührungssemester als Wiederholungvon bereits Gehörtem. Natürlich gab esAusnahmen und so schüttelte es am Startein paar Mal krätig, als ob das Gaspedalund die Bremse gleichzeitig ausprobiertwerden müssten. Darau olgte das zweiteSemester. Der Achterbahn-Wagen AME

  beschleunigte und hievte mich in steileHöhen. Ich schaute nicht zurück und liessmich in einen Strudel des neuen Wissenssaugen. Ich war ungemein asziniert. MeineLieblingsächer kristallisierten sich heraus,in denen ich gebannt den Lehrpersonen zu-hörte. In anderen Fächern schlie ich astein. Logischerweise musste man sich alleseinprägen, um die zahlreichen angesagten

Prüungen erolgreich meistern zu können.So verging das zweite und dritte Semester,in welchen sich dann und wann auch dieAnspannung und Konzentration lösten und

ich am liebsten aussteigen wollte. Dochdurchbeissen war angesagt und dieser Bissund Wille wurde durch meine Mitstudentenund Mitstudentinnen getragen. Wir stütz-ten uns gegenseitig und halen uns in Not-lagen. Wir waren durch unser identischesSchicksal verbunden und im Wagen sicher angeschnallt.Der Achterbahn-Wagen AME erreichtenach eineinhalb Jahren einen ersten Höhe-

  punkt, der zugleich mein Tiepunkt war.Bald wäre die Hälte der Ausbildung ander Schule geschat gewesen. Doch nachder Überwindung der Kuppe und Eintritt

Maturaklasse 16b, 2009

Maturaklasse 16c, 2009

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ins vierte Semester, raste ich mit voller Geschwindigkeit in den Abgrund und ühltemich losgelöst vom Boden, den es mir unter den Füssen wegriss. Ich konnte nicht mehr lernen und merkte, wie wenig Zeit ür Fa-milie und Freunde blieb. Ich hatte vor lauter Lernstress die Übersicht verloren und hingim lutleeren Raum. Ich ühlte mich krank und übersättigt. Da beschloss ich, nach vie-len Gesprächen mit meiner Klassenlehrerin,

Mitstudentinnen und Mitstudenten sowiemeiner Familie, bei voller Fahrt auszusteigen.Ich löste meine Gurte und wurde zurück inein ruhigeres Leben katapultiert. Nach einem

ganzen Jahr Pause erholte ich mich und assteeinen Wiedereinstieg ins Auge.Der Wiedereinstieg in die neue Klasse elmir nicht schwer. Ich wurde herzlich au-genommen und dies erleichterte es mir,mich wieder an den Lernstress zu ge-wöhnen. Der AME-Achterbahnwagen lie langsam wieder an und kam unauhaltsamau Touren. Durch schwierige Prüungenwurde ich in die Kurve gedrückt. Die Tests

 beschleunigten meinen Puls. Bei guten No-ten vergoss ich heimliche Freudentränenund raute mir bei schlechten Ergebnissendie Haare. Die Schule machte nun wieder Spass, und diese Freude am Lernen hieltsich bis ins sechste Semester, bis vor denAbschluss, der sich mit grossen Schrittennäherte und das Ziel ins Blickeld brachte.

Der Wagen steuerte dem Ende zu, ein letz-tes Ruckeln und Kribbeln im Bauch zeigtemir, dass ich au dem richtigen Weg war und dass ich es, wenn es so gut weiterläut,schaen werde. Ein Hochgeühl stelltesich ein und gab die letzten Reserven rei.Ich konnte das Ziel sehen und dies ver-söhnte mich mit den Strapazen und demVerzicht au Freizeit.

  Nach viereinhalb Jahren, im Jahre 2009,hatte ich endlich die Hochschulreie erlangtund der Achterbahnwagen AME kam end-gültig zum Stillstand. Die lange Zeit des un-ermüdlichen Lernens war zu Ende und dasangeeignete, kostbare Wissen war sicher imKop abgelegt. Die AME war ein Erlebnisder „besonderen Art“. Ein Abenteuer, dasich trotz grosser Anstrengungen und Mühennicht missen möchte. Die Schule hat mich

neben dem gymnasialen Allgemeinwissenauch Durchhaltewillen gelehrt und michneue Freunde nden lassen, mir gezeigt, womeine Grenzen und wo meine Stärken sind.

Maturaklasse 17a, 2010

Maturaklasse 17c, 2010

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Zu erahren, was alles in einem steckt, istäusserst wertvoll.Sie ragen sich vielleicht, was ich heute,nach etwas mehr als zwei Jahren nach demAbschluss, mache?Ich habe mich erholt, das Bücherwälzenvermisse ich noch nicht und der Wissens-durst ist vorerst gestillt. Wie es der Zuallwill, bekam ich in kürzester Zeit eine Stellein meinem angestammten Beru als biome-dizinische Analytikerin und nde darin Er-üllung und neue Herausorderungen. EinStudium schliesse ich nicht aus, ist aber auch nicht zwingend nötig. Jetzt bin ich 42Jahre alt und bin glücklich so wie es mo-mentan ist, aber wer weiss, was mir im Alter von 44 Jahren einällt.

Maturaklasse 18a, 2011

Maturaklasse 18c, 2011

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Mein AME-Weg

Rol Süess

Meine Eltern ermöglichten mir und meinenGeschwistern eine Beruslehre, die jedemals Basis ür seine weitere berufiche Lau-

 bahn dienen konnte. Hätte ich also als Sieb-zehnjähriger das Gymnasium besucht, wäredies eine Ungleichbehandlung meinen Ge-schwistern gegenüber gewesen.

  Nach einer kaumännischen Lehre mach-te ich mit einundzwanzig Jahren mit der AKAD meinen ersten Versuch, eine Matur nachzuholen. Doch zu viele Lebensragenund Interessen brannten mir unter den Nä-geln und so vergingen ast zwanzig Jahre

  bis ich mich als etwas abgeklärterer undwirtschatlich eigenständiger Erwachsener erneut über die Bücher machte. (Inzwischenhatte ich noch eine Ausbildung zum Pfege-achmann HF absolviert.)

Dass ich die AME im Juni 2011 erolgreichabschliessen konnte, habe ich unter anderemihrem gemischten System von Selbststu-dium und Präsenzunterricht zu verdanken:Mitstudierende und Lehrkräte wirkten alsMotor und halen direkt und indirekt über schwierige Phasen hinweg.Für mich kommt nun zunächst eine Orien-tierungsphase, um danach ein berusbeglei-tendes Teilzeitstudium auzunehmen. DieAME önete mir Türen und liess mich inmeinem Reiungsprozess ein gutes Stück weiterkommen. All jenen, welche mich inirgendeiner Form während der AME-Stu-dienzeit unterstützt haben, danke ich an die-ser Stelle herzlich.

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Maturaansprachen –Eine Auswahl

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Maturae und Maturi als Erwachsene:Hochulreie – innere Reie

Peter Wertli, 1995

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich danke ür die Einladung. Ich reue mich,heute an der ersten Maturitätseier der AMEdabei zu sein. Ich reue mich, Ihnen dieGrüsse und Glückwünsche des Regierungs-rats überbringen zu düren.Für die Maturandinnen und Maturandenhat die heutige Feier einen wichtigen per-sönlichen und zukuntsweisenden Gehalt.Für mich als Erziehungsdirektor nimmt der Anlass einen besonderen Stellenwert in der Bildungsgeschichte des Kantons Aargauein. Der erste Jahrgang der AME schliessterolgreich ab. Die eidgenössische Aner-kennung steht bevor, was einiges über dieQualität der noch jungen Bildungsinstitu-tion aussagt. Ich reue mich, dass der erste

Jahrgang die AME als kantonale und nichtals private Bildungsinstitution verlässt.

Reie ErwachseneLiebe Maturae und Maturi, Sie haben heu-te nochmals einen steilen Weg überwindenmüssen, um Ihr Maturitätszeugnis in Emp-ang nehmen zu düren. Indem Rektor JörgVollenweider die Matureier au das SchlossLenzburg verlegt hat, hat er die Absolven-tinnen und Absolventen und auch die Gästeihren Bildungsweg noch einmal physischempnden lassen, aber auch die Erleichte-rung beim oben Ankommen, beim erreich-ten Ziel. Mit C. F. Meyers Gedicht hat er denWeg bildhat nachgezeichnet. Ich möchtedas erreichte „Licht und Höhe“ von einer anderen Seite her beleuchten.Für mich stellt sich die Frage, ob der aus dem

Latein kommende Begri „Matura“, Reie- prüung, auch au Erwachsene angewendetwerden dar. Das Maturitätszeugnis, das Siein wenigen Augenblicken erhalten werden,

wird Sie all den Jugendlichen gleichstellen,welche ihren Abschluss an einer der kanto-nalen Mittelschulen machen. Wie diese ha-

 ben Sie nun Zugang zu höheren Bildungsins-titutionen, die Eintrittskarte zur Universität.Wie individuell und verschieden Ihre Inte-ressen und Beruswünsche sind, zeigt diegrosse Bandbreite Ihrer Studienziele: Vonder Germanistik zur Umweltwissenschat,von der Ethnologie zur Inormatik kommtalles vor. Mit dem Leistungsausweis, demMaturazeugnis, haben Sie einen materiellenBeweis Ihrer Hochschulreie erhalten.Sie haben aber auch eine innere Reie er-langt, allerdings kaum dieselbe wie unsere16- bis 20-Jährigen, die während ihrer Mit-telschulzeit noch mitten in ihrer persönli-chen, geistigen und körperlichen Entwick-

lung, in ot schwierigen Ablösungsprozessenstecken. Sie sind Erwachsene, haben denJugendlichen etwas voraus durch Ihr Alter,Ihre Lebenserahrung, durch die Gründungeines Haushalts, einer Familie oder durchIhren Beru und Ihre Erwerbstätigkeit. Reiein Form von psychischer Belastbarkeit war sozusagen Voraussetzung, um an der AMEaugenommen zu werden. Nicht Schulnotenwaren entscheidend, sondern das Eintritts-gespräch. Sie konnten auch – so ist in der Verordnung der AME estgehalten – in allenLehrerkonerenzen mit Stimmrecht vertre-ten sein. Reie, Bildungsziele, die zur Mün-digkeit ühren, haben wir im Leitbild SchuleAargau mit drei S, nämlich Sachkompetenz,Sozialkompetenz und Selbstkompetenz, zu-sammengeasst.

SachkompetenzSie verügen heute über ein sehr grosses Wis-sen, über einen breiten Horizont, über einegute Allgemeinbildung. Sie besitzen dieses

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Wissen nicht nur, sondern Sie wissen damitumzugehen. Dass die immense Stomengein einem Minimum an Zeit und grösstenteilsautodidaktisch bewältigt werden musste,macht die dahintersteckende Leistung um so

  beachtlicher. Nur wenige können nachvoll-ziehen, was es heisst, neben Beru und Fa-milie noch einen intensiven Bildungsweg zuabsolvieren und zu bestehen.

SozialkompetenzDurch ihr berufiches und amiliäres Umeldsind ihre Kompetenzen im sozialen Bereichschon rüher entwickelt und geprägt wor-den. Im Gegensatz zur Mittelschule, wo dieJugendlichen einen wesentlichen Teil desTages in der Schule verbringen und sozialesVerhalten auch im Unterricht geördert wer-

den kann, kann die AME durch die wenigezur Verügung stehende Unterrichtszeit nur 

  beschränkt, beispielsweise die Zusammen-arbeit im Team, ördern. Das Erwerben sozi-aler Fähigkeiten dürte in Ihrer Ausbildungauch eine eher untergeordnete Rolle gespielthaben, das soziale Umeld ausserhalb der Schule daür eine umso grössere. Die meis-ten von Ihnen müssen während ihrer Ausbil-dungszeit die sozialen Kontakte einschrän-ken und diese Zeit ür den Wissenserwerbeinsetzen. Dies rüttelt an den bestehendenLebensstrukturen. Ihre sozialen Kompeten-zen wurden hart au die Probe gestellt.

SelbstkompetenzDass die eigene Entwicklung besonders da,wo von der Familie oder dem Freundeskreiszu wenig Verständnis entgegengebracht

wird, auch zu schwerwiegenden Problemenund zur Isolation ühren kann, dass das Er-werben der Matur mit einer „tiegreiendenUmorientierung im Leben allgemein“ – wie

es ein Klassenlehrer ausgedrückt hat – ver-knüpt sein kann, hat sich bereits nach demersten Studienjahr gezeigt. Sie haben einementale Entwicklung durchgemacht. Gera-de weil sie durch das autodidaktische Ler-nen au sich gestellt waren, mussten Siesich vermehrt mit sich selber, Ihren Stär-ken und Schwächen, Ihren Grenzen, IhrenWünschen und Erwartungen auseinander-setzen. Sie mussten Selbstdisziplin und Wil-len aubringen und beweisen und au vielesverzichten. Sie haben gelernt, an sich selbstForderungen zu stellen, Schwerpunkte zusetzen, Wichtiges von Unwichtigem zu un-terscheiden, die eigenen Interessen besser zu dierenzieren. Sie haben sich nicht nur das Wissen grösstenteils selber angeeignet,sondern Sie haben auch gelernt, wie mansich Wissen aneignet; Sie haben gelernt zu

lernen und Problemlösungskompetenz er-langt. Sie sind dadurch auch reicher gewor-den. Ich hoe, dass Sie darau auch stolzsind und dies zur Steigerung ihres Selbst-

Landammann Peter Wertli bei seiner Ansprache 1995

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wertgeühls beigetragen hat. Mit einiger Wahrscheinlichkeit sind Sie nicht mehr diegleiche Person, die Sie zu Beginn der Aus-

 bildung einmal waren. Vielleicht ällt Ihnendies bereits bei so alltäglichen Dingen wiedem Lesen einer Zeitung au. Reie, so binich überzeugt, haben nicht nur diejenigenerlangt, die heute ein Maturitätszeugnis er-halten, sondern auch die Lehrenden. Vielevon Ihnen sind mit dem Erahrungshorizonteiner Lehrkrat ür Jugendliche in die Er-wachsenenbildung gelangt und haben ler-nen müssen, dass das Ziel, die Matur, zwar dasselbe ist, aber der dahinührende Wegund die Menschen verschieden sind. Auchsie haben eine persönliche Entwicklungdurchgemacht wie das Zitat der Klassen-lehrerin Claudia Fabel-Marchini zeigt: „Ich

ür meinen Teil habe mit den und durch dieStudierenden meiner Klasse viel gelernt: Ich

 bin mit Realitäten konrontiert worden, diezu meinem gewohnten Schulalltag nicht ge-hört hatten; ich habe neue Eigenschaten anmir entdeckt, und ich habe Grenzen erah-ren, immer wieder mal, eigene und remde.“(Jahresbericht AME 92/93)Die Mehrheit von Ihnen hat an der Englisch-matur einen Text aus Erich Fromms The SaneSociety erhalten. Eine gesunde Gesellschat,so Fromm, muss ebenso Möglichkeiten ür die Erwachsenenbildung schaen wie sie esheute ür die Schulung unserer Kinder tut.Die Nähe dieses Gedankens zur AME ist o-ensichtlich. Um so mehr als der Philosophordert, dass der ür die Jugendlichen vor-gesehene allgemeinbildende Bildungswegauch den Erwachsenen, der ganzen Bevöl-

kerung jeden Alters oen stehen soll. Inte-ressanterweise berut er sich nicht in erster Linie au die gewandelten Bedürnisse vonGesellschat und Staat, sondern zeigt au,

dass die ersten zwei Jahrzehnte wohl ür dasErlernen der Kulturtechniken (Lesen, Rech-nen, Schreiben) die besten sind, nicht unbe-dingt aber ür das Verständnis von Fächernwie Geschichte, Philosophie und Religion.Für diese Bereiche erachtet er Lebenserah-rung und das allgemeine Interesse eines Er-wachsenen als Voraussetzung. Sie selber ha-

 ben erlebt, dass Ihnen Ihre Lebenserahrung beim Lernen von Inhalten zugute kam, dasses Ihnen leichter als in Ihrer Jugendzeit el,Vernetzungen zwischen den verschiedenenSachgebieten zu schaen, dass Ihr Interes-se auch grösser und breiter geworden ist imVergleich zu damals.Erich Fromm spricht ausdrücklich von„adult education“, von Erwachsenenbil-dung. Uns ist der Begri im Zusammenhang

mit der Maturitätsschule ür Erwachsene,Lehrerbildungsinstitutionen oder höherenFachschulen eher remd. Erwachsenenbil-dung ist in der Tat nicht ganz einach zudenieren. Die Schweizerische Vereinigungür Erwachsenenbildung hat vier Denitio-nen ausgearbeitet:• Bildung zur Entfaltung der eigenen Per -son (ohne unmittelbaren Nutzen nach aus-sen)• Bildung zur Bewältigung der beruichenAugaben (Ausbildung, Fort- und Weiterbil-dung, Umschulung)• Bildung im Hinblick auf die Übernahmesozialer Rollen (Eltern, Konsumentinnen,staatsbürgerliche Bildung, ... )• Bildung zur Gestaltung der Freizeit undErholungIn allen vier Kategorien ist in unserer Zeit,

 bedingt durch den immer rascheren Wandelvon und in unserer Gesellschat und Wirt-schat, durch veränderte Anorderungen undneue Herausorderungen, durch zusätzliche

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und neue Bedürnisse, eine grosse Nachragezu verzeichnen: Gemäss Kantonsverassung(Art. 30, Abs. 4) engagiert sich der KantonAargau primär nicht selber im Bereich der Erwachsenenbildung, sondern ördert subsi-diär Initiativen von Gemeinden, Verbändenund prot- sowie non-prot-orientierten Or-ganisationen. Mit dem Kuratorium, mit der Abteilung Lehrer- und Erwachsenenbildung,mit dem Amt ür Berusbildung und – durchdie AME – mit der Abteilung Mittelschulehat jedoch auch unser Kanton verschiedeneBereiche und Stellen, welche sich mit Er-wachsenenbildung auseinandersetzen, einenBeitrag erbringen. Wir sind uns bewusst, dassangesichts der gewachsenen und wandeln-den Bedeutung der Erwachsenenbildung dieheutigen Strukturen überdacht und überprüt

werden müssen. Denn Erwachsenenbildunghat in unserem Kanton auch Tradition. Ichdenke an Philipp Albert Staper, der 1798 alsMinister der Künste und der Wissenschatenin die helvetische Regierung beruen wurdeund sich ür die Volksbildung, nicht nur ür eine Ausbildung von Jugendlichen, sondernauch die Bildung Erwachsener einsetzte undgeeignete Bildungsstrukturen durchzuset-zen versuchte und durchsetzte. Ich denkeaber auch an die 1811 durch ortschrittlicheMänner wie Heinrich Remigius Sauerländer und Heinrich Zschokke gegründete „Kul-turgesellschat“ mit ähnlich gelagerten Vor-stellungen und – in diesem Jahrhundert – anFritz Wartenweiler, der sein Leben der Er-wachsenenbildung widmete und im Jura au der Staelegghöhe das VolksbildungsheimHerzberg gründete. Auch aus dieser Traditi-

on heraus bin ich überzeugt, dass der Aargau,als grösster Nichthochschulkanton und be-deutender Industriekanton, mit der Gründungder AME auch im Sinne von Erich Fromm

welcher zwar den Staat nicht explizit nennt,ihn aber implizit zur Verantwortung zieht einwichtiges Zeit-Zeichen gesetzt hat. Die aar-gauische Maturitätsschule ür Erwachseneentspricht ganz oensichtlich einem grossenBedürnis. Dies beweisen die Zahlen der In-teressentinnen und Interessenten. Wir kön-nen es uns, auch als Staat, nicht leisten, einso wertvolles Potential an bildungswilligenBürgerinnen und Bürgern mit der Erahrung

 beruficher Praxis brach liegen zu lassen. DieAME in unserem Kanton ist ein wertvoller,wichtiger Mosaikstein im Bild und Angebotaargauischer Bildungsinstitutionen, ist eineBereicherung unserer gesellschatlichenStrukturen. Tragen wir Sorge zu dieser Perle.Ich bin überzeugt, dass die AME in unseremKanton zu einer gesunden Gesellschat bei-

trägt.Ich gratuliere Ihnen, den ersten Maturandin-nen und Maturanden der AME, ganz herzlichzu Ihrer herausragenden Leistung. Ich wün-sche Ihnen ür Ihr Studium und Ihren wei-teren berufichen Werdegang, aber auch im

 privaten Leben viel Glück, Erolg, alles Gute.Ich danke allen Lehrerinnen und Lehrern ür ihre Tätigkeit, ihr Wirken und Ihren Einsatzzugunsten der Maturitätsschule. Ein ganz be-sonderer Dank gilt dem Rektor Jörg Vollen-weider, der mit enormem, eindrücklichemEngagement und grosser Sachkenntnis denAubau der AME mitgeplant und mitreali-siert hat und nun als einsatzreudiger, kom-

  petenter Rektor der Schule vorsteht. Der heutige Tag ist auch ür ihn ein Erolgs- undFreudentag.Ich wünsche der AME ür die Zukunt wei-

terhin alles Gute und uns allen heute einenschönen Morgen und viele anregende und

 bereichernde Eindrücke und Begegnungen.

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Lied von der glücklichen Geburtund rühen Kindheit der AME

Albert Hauser, 1997

Meine Damen und Herren

Sie werden mir gewiss verzeihen, wenn ichmeine Ansprache mit einer persönlichen Be-merkung beginne. Muri, mit seinem gross-artigen Kloster, wo wir heute unsere Ma-tureier durchühren düren, hat in meiner Erinnerung einen ganz besonderen Stellen-wert. Ich habe in einem Nachbardor meinAmt als Lehrer angetreten und war natürlichmit dem kulturellen Zentrum des oberenFreiamts durch vielerlei Aktivitäten verbun-den. Als ich vor ast einem halben Jahrhun-dert in diesem Raum in einer Auührungder Operette „Maske in blau“, die – vermut-lich dritte oder vierte – Geige strich, hätteich mir allerdings nicht träumen lassen, dassmeine Tätigkeit im Dienste der Schule an

dieser Stelle ihren sozusagen oziellen Ab-schluss nden würde.Der Rektor, Herr Vollenweider, hat michgebeten beziehungsweise höfich beautragt,heute zu Ihnen zu sprechen. In der Au-sichtskommission el dabei der Ausdruck „Schwanengesang“. Haben Sie schon ein-mal einen Schwan singen hören? Ich nicht,nach meiner Erahrung bringt dieser majes-tätische Vogel, der ür die Griechen übri-gens heilig war und den sie dem SonnengottApollo zum Attribut gaben, lediglich einunwirsches Fauchen hervor. Nichtsdesto-trotz hält sich seit Äschylos die sympathi-sche Überzeugung, dass der Schwan sichmit herrlichem Gesang aus seinem irdischenDasein verabschiede. Man hat diese Vorstel-lung mit dem Alterswerk von Dichtern inAnalogie gesetzt und schliesslich auch au 

die Abschiedsworte von Gewöhnlich-Sterb-lichen angewendet – was ich reilich, jeden-alls soweit es mich betrit, ein bisschen

 boshat nde.

  Nun also mein Schwanengesang – ürch-ten Sie nicht, dass ich tatsächlich zu sin-gen anange, wir wollen im Rahmen der übertragenen Bedeutung dieser Metapher 

 bleiben. Aber was ich Ihnen sagen möchte,mag in gewisser Weise durchaus einem Ge-sang gleichen, nämlich einem Lied von der glücklichen Geburt und rühen Kindheit der Aargauischen Maturitätsschule ür Erwach-sene, und es wird – was Sie gewiss erwarten

 – in einer Dankesarie kulminieren.Im Februar haben wir das ünjährige Jubi-läum unserer Schule geeiert. Von der 1990

  bestellten Expertenkommission sozusa-gen gezeugt, hat das Baby 1992 das Lichtder Welt erblickt und ist rasch zu einer re-spektheischenden kleinen Persönlichkeitherangewachsen. Die schönen Honungen,

welche sich „Eltern“ und – um im Bild zu  bleiben – eine dem Nachwuchs gewogene„Verwandtschat“ machten, hat „Ame“ – wenn ich mich recht erinnere, leistete sicheinmal jemand ein Wortspiel und sprach vonAimée – voll erüllt. Zweiel an der Lebens-ähigkeit der jungen Erdenbürgerin verfo-gen bald angesichts der Lebenskrat, wel-che sie in der aargauischen Schullandschatentwickelte. Ein kurzer, nicht allzu heti-ger Sturm vermochte das biegsame jungeStämmchen nicht zu brechen. Und bereitsdie erste Matura durte den Segen von aller-höchster Stelle in Form der eidgenössischenAnerkennung empangen. Nun können wir schon zum vierten Mal eine stattliche Zahlvon Absolventinnen und Absolventen ge-stärkt und hoentlich unternehmungslustigau ihren weiteren Lebensweg entlassen. Der 

Schule aber steht eine nächste Bewährungs- probe bevor, wenn sie im Februar 1998 dievom Maturitätsanerkennungsreglement ge-orderte neue Struktur umzusetzen beginnt.

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Zurückblickend au den Werdegang der AME dar man ohne Übertreibung eststel-len: Es ist in vergleichsweise kurzer Zeit vonallen Beteiligten rasch, ezient und gut ge-arbeitet worden. Der Rektor hat bereits zuverschiedenen Malen und auch heute wieder seinen Dank an die Adresse der beteiligten

 politischen und schulischen Behörden zumAusdruck gebracht. Ich schliesse mich sei-nen Worten mit Überzeugung an.Doch wir alle, die in solcher Funktion tä-tig gewesen sind, haben ja einach der Sa-che gedient. Das Verdienst daran, dass essich um eine wirklich gute Sache handelt,kommt nicht uns zu, sondern den direkt Be-teiligten: der Schulleitung, der Lehrerschatund den Studierenden.Es gibt Selbstverständlichkeiten, die zwar 

hoch zu schätzen sind, die aber keinen be-sonderen Anspruch au Dank erheben dür-en. Von den Studierenden wird erwartet,dass sie sich mit Interesse, zuverlässig undausdauernd einsetzen, um ihr ja selbstge-wähltes Ziel zu erreichen. Für die Lehre-rinnen und Lehrer ist es nichts als schönePficht, ihr Fachwissen so eindringlich undgeschickt zu vermitteln, dass die Studie-renden optimal davon protieren können.Und von der Schulleitung dar erwartetwerden, dass sie die bestmöglichen orga-nisatorischen Voraussetzungen ür die Bil-dungsarbeit schat und die Entwicklungder Schule umsichtig und vorausschauendlenkt.Über all das hinaus gibt es aber einiges, waszwar selbstverständlich sein sollte, es in Tatund Wahrheit aber selten ist, nämlich ein

volles, auch mitmenschliches Engagement:ein Aueinander-Zugehen, ein Füreinander-Verständnis-Haben, ein vertrauensvollesMiteinander-Arbeiten.

Die Ausichtskommission verügt über ge-nügend Indizien, um glaubhat nachweisenzu können, dass an der AME in dieser Be-ziehung besonders viel und Ausgezeichne-tes geleistet wird – geleistet werden muss,weil die Problemlage bei vielen Studieren-den existentiell ist und manche Lehrkrätein starkem Masse davon betroen und ge-ordert sind –, aber auch geleistet werdenkann, weil Schulleitung, Lehrerschat undStudierende hier die Chance haben, sich alsErwachsene zu begegnen. Dass dann trotz-dem nicht sämtliche Probleme in diesemRahmen gelöst werden können, muss manleider in Kau nehmen.Das mitmenschliche Netz ist entscheidendwichtig ür eine ruchtbare Bildungsarbeitan der AME. Nur au diesem tragendenGrund kann die Schule Kontur, ein Gesicht,

Identität gewinnen. Und gleichzeitig ist die-ser innere Zusammenhalt Voraussetzungdaür, dass, was in den unterschiedlichstenFachbereichen unterrichtet wird, zu einem

 Albert Hauser

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Ganzen, zu dem, was man Bildung nennt,zusammenwachsen kann.Die AME hat keine Möglichkeit, ihre Da-seinsberechtigung in einer schönen Schulan-lage, in weithin ausstrahlenden Traditionenaugenällig zu machen. Ihre Ahnentael istnoch blank, es sind noch keine Einsteins undArbers, keine legendären Proessorinnen-und Proessorennamen darau verzeichnet.Wenn es trotzdem gelungen ist, ein Selbst-verständnis zu entwickeln, dann beruht daswesentlich darau, dass alle Beteiligten sichzu einer Gemeinschat zusammengeundenhaben. Man hat in Bezug au die vierspra-chige Schweiz gelegentlich gesagt, sie seieine Willensnation. Nun ist es zwar heuteheikel geworden, historische Vergleiche zuziehen, aber ich wage zu sagen, die AME sei

so etwas wie eine Willensgemeinschat. Esmuss niemand, aber alle wollen.Wer heute die Aargauische Mittelschule ür Erwachsene mit Erolg absolviert, hat eineverlässliche Identitätskarte in seinem Be-sitz, er dar darau stolz sein.Eine Ausbildungsinstitution wie die unsri-ge, mit Lehrkräten, welche nur teilzeitlichhier tätig sind, mit Studierenden, die sichnur während eines Teils ihrer Studienarbeitim Direktunterricht zusammennden, be-dar – dringender als andere Schulen – der Gemeinschatsanlässe, in denen man sichals einem Ganzen zugehörig erährt: Fort-

  bildungstagungen, Exkursionen, kulturelleund estliche Veranstaltungen. Es ist ausser-ordentlich wichtig, dass sich die Absolven-tinnen und Absolventen einer gymnasialenSchule auch als Träger eines kulturellen Er-

 bes erahren, und ich reue mich, dass dieser kategorische Imperativ erkannt worden istund manche Initiative von den Studieren-den ausgeht. Von Bedeutung scheint mir in

diesem Zusammenhang besonders auch dieVereinigung der Ehemaligen zu sein, dieschon durch ihre blosse Existenz der AMEein gutes Zeugnis ausstellt.Eine Schule dieser Art braucht auch Iden-tikationsguren: überzeugende Fachleh-rerinnen und Fachlehrer, augeschlosseneKlassenlehrerinnen und Klassenlehrer. Ichmöchte Ihnen allen, die es betrit, verehrteDamen und Herren, ür Ihre wertvolle Ar-

  beit im Namen der Ausichtskommissionmeinen herzlichen Dank aussprechen. Darinschliesse ich auch all jene Studierenden ein,welche in den Klassen au vielerlei Art eineintegrierende Funktion erüllen.Aber was wäre die AME ohne ihre Leitung?Ein ganz besonderer, aurichtiger Dank giltnatürlich dem Rektor, Herrn Jörg Vollen-

weider. Er hat die Fähigkeit, seine Schuleeinmal mit ester, dann wieder mit santer,

  jedenalls mit sicherer Hand geschickt undumsichtig zu leiten. Seine engsten Mitar-

 beiterinnen und Mitarbeiter sind in unserenDank eingeschlossen: Frau Dr. Ruth Lüssy,Herr Adrian Lüthy und selbstverständlichund nicht zuletzt unsere Sekretärin, FrauRosmarie Meili.

Meine Damen und HerrenIch habe mich geragt, was jemanden, der 

 bereits einen Beru ausübt, vielleicht schonviele Jahre lang und mit Erolg, der mög-licherweise in vielältige Verpfichtungeneingebunden ist, gar Familie hat, dazu ver-anlasst, sich wieder in die Schulbank zusetzen. Ist er oder sie nicht glücklich in der 

 bisherigen Tätigkeit, lockt vielleicht ein hö-

herer Posten, eine verantwortlichere Stel-lung, ein besserer Lohn? Das wären ohneZweiel respektable Motive. Ich glaube al-lerdings, sie würden nicht ausreichen, das

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Interesse an dem anspruchsvollen und viel-ältigen Unterrichtssto wachzuhalten unddie Krat zu geben, während längerer Zeiteine beträchtliche Zusatzbelastung au sichzu nehmen, wenn hinter der vordergründi-gen Motivation nicht noch etwas andereswäre, ein ganz elementares Bedürnis, näm-lich: Wir wollen uns in unserer Welt zurecht-nden, erkennen, was um uns, mit uns, inuns vorgeht, wir wollen erahren, was diesesheisst, wie jenes unktioniert, begreien, wiedas eine mit dem anderen zusammenhängt.Ich habe gesagt „wir“, denn ich möchte alleAnwesenden hier im Saal mit einschliessen,es handelt sich ja um unser gemeinsamesAnliegen. Wir haben zwar unterschiedlicheVoraussetzungen und Möglichkeiten, aber 

 jeder von uns will doch – und kann auch – 

so weit kommen, als Anlagen und Lebens-umstände es gestatten.„In jeder Anlage liegt auch die Krat, sich zuvollenden“, hat einer gesagt, der es wusste.Und Sie, die Absolventinnen und Absolven-ten der AME, haben nun ja ebendiese Erah-rung unmittelbar hinter sich.Im Stück „Galilei“ von Bertold Brecht gibtes die schöne Szene, wo der kleine Mönchund der grosse Wissenschater über Wahr-heit sprechen. „Meinen Sie nicht, dass dieWahrheit, wenn es Wahrheit ist, sich durch-setzt, auch ohne uns“, meint der kleineMönch und berut sich au die Lehrautori-tät der Kirche. „Nein, nein, nein“, antwortetGalilei, „es setzt sich nur so viel Wahrheitdurch, als wir durchsetzen“. Er wirt seinemGegenüber einen Packen Manuskripte hin:„Hier stehen die Gründe, warum das Welt-

meer sich in Ebbe und Flut bewegt. Aber das sollst du nicht lesen, hörst du! Ach, duliest schon?“ Der kleine Mönch hat sich indie Papiere vertiet. Galilei: „Ein Apel vom

Baum der Erkenntnis! Er stopt ihn schonhinein.“ Der kleine Mönch zeigt au eineStelle in den Papieren: „Diesen Satz verste-he ich nicht.“ Galilei: „Ich erkläre ihn dir,ich erkläre ihn dir.“Das ist Maturitätsschulung ür Erwachsene,da ist ein Bildungsprozess im Gange, dieLust des Wissenwollens au der einen, dieLeidenschat, Wissen weiterzugeben, au der andern Seite. Ich denke, dass auch Sie,liebe Absolventinnen und Absolventen der AME, Äpel vom Baume der Erkenntnis ge-gessen haben, und dass die Wissbegier Sienicht mehr loslassen wird. Sie verlassen die-se Schule anders, als Sie sie betreten haben.Und ob Sie nun ihren Bildungsweg ortset-zen oder nicht: was sie gewonnen haben,werden Sie nicht mehr verlieren.

Wiederum ein Dichter hat – 150 Jahre rüher  – dieselbe Erahrung im Auge gehabt, als er in unübertreficher Knappheit ormulierte:„Uns reizt die Höhe, nicht die Stuen.“ „DieHöhe reizt uns“, ja, aber wir kommen ihr nur näher, indem wir die Stuen nehmen. DieSchule ist eine solche Stue, eine anspruchs-volle, unbequeme Herausorderung. IhreAugabe ist es, den geistigen Menschenzu wecken und zu ördern, Horizonte zuönen, Funken zu zünden. Horizonte ö-nen, das meint: einen Blick ermöglichenüber eine Landschat hinweg, indem mansie Schritt ür Schritt kennenlernt. Funkenzünden, das meint ein existentielles Engage-ment. Irgendwo, irgendwann einmal solltees gezündet haben ...In seinen Lebenserinnerungen berichtet Ma-nes Sperber, ein im damals österreichischen

Ostgalizien geborener jüdischer Autor – der in Wien auwuchs, Psychologe und Mit-arbeiter von Alred Adler war, dann 1934nach Paris emigrierte und 1984 gestorben

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ist – dass er als Kind lange geglaubt habe,an die Hügel um sein Heimatdor schlössesich unmittelbar der Himmel an, und obenangekommen würde er das Ende der Weltund damit den Zugang zum Himmel erreichthaben. Später habe er dann au einer Früh-lingswanderung die Entdeckung gemacht,dass der Himmel gleich hoch und enternt

 bleibe im Tale wie au den Hügeln, und dasses hinter diesen wieder andere gebe, höhe-re, höchste, und hinter denen wieder andere,ohne Zahl.„Ich begann in kindlicher Vorstellungsweisezu ahnen, dass man zwar die Wahrheit er-ahren kann, dass sie sich aber ändert, so-

 bald man sie kennt, und nur noch ein Hin-weis bleibt, Wegweiser zu einer anderenWahrheit, die sich hinter ihr verbirgt – Hü-

gel hinter Hügel, hinter Hügeln und keiner von ihnen der letzte.“Au einem solchen, vielleicht immerhin be-sonders markanten Hügel sehe ich Sie heutestehen, liebe Maturae und Maturi, mit Ihrer 

  bisher gewonnenen Erkenntnis und Erah-rung, in Ihrer Wahrheit, die reilich schonim Begri ist, Wegweiser zu werden zuneuen Zielen.Ich gratuliere Ihnen im Namen der Au-sichtskommission sehr herzlich zu IhremErolg und wünsche Ihnen ür Ihre Zukuntviel Glück.

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Umwege machen Karriere

Rainer Huber, 2002

Liebe Maturandinnen, liebe MaturandenSehr geehrte Damen und Herren

Ich habe vor einiger Zeit einen erolgrei-chen Unternehmer kennen gelernt. Er istheute über das Pensionsalter hinaus, hataber noch kurz zuvor die Verantwortungür sein Unternehmen an einen Sohn undeinen Neen übertragen, während er sichselber bis au ganz wenige Verpfichtun-gen aus dem Betrieb zurückzog. Was vie-len schwer ällt, nämlich loszulassen undzu übergeben, hat er scheinbar problemlos

 bewältigt. Weshalb ist ihm dies gelungen?Was macht ein Siebzigjähriger, der in sei-nem Leben berufich alles erreicht hat undder sich noch risch und lebenslustig ühlt?Er lehnt sich nicht zurück, sondern steckt

seinen Ehrgeiz in ein neues Projekt. MeinBekannter hat mit grosser Begeisterungan der Universität ein Philosophiestudiumaugenommen.Warum ich Ihnen dies erzähle: Nicht etwa,weil ich der Meinung wäre, jeder Pensio-nierte solle ein Studium ergreien. Nein, ander Lebensgeschichte dieses Mannes aszi-niert mich, dass sich jemand während eineserüllten arbeitsreichen Lebens bis weit insortgeschrittene Alter hinein den Drang,

 Neues kennen zu lernen, und die Neugier-de, sich mit anderen Weltanschauungen aus-einander zu setzen, erhalten hat und diesals Triebeder nutzt, um nochmals Neuesund Anspruchsvolles in Angri zu nehmen.Wenn Sie in letzter Zeit einmal mit einemKind im Vorschulalter zu tun hatten, sindIhnen die unzähligen Fragen zu allen Din-

gen dieser Welt vertraut. Diese Fragen, der Trieb zu entdecken und zu verstehen, stehenam Anang jeden Weiterkommens, jeder Entwicklung, jeden Fortschritts.

Ich gehe davon aus, dass die meisten unter Ihnen bereits einige Jahre in ihrem ange-stammten Beru gearbeitet und erste Er-ahrungen in der Praxis gesammelt haben.Sicherlich haben Sie dabei mehr oder we-niger direkt am eigenen Leib erahren, wieschnell sich in der heutigen Zeit die Vorzei-chen im berufichen Umeld ändern können.Berusbilder verändern sich augrund sichwandelnder Bedürnisse au dem Markt undaugrund gesellschatlicher und technologi-scher Entwicklungen. Firmen usionieren,

werden umstrukturiert oder bauen Personalab. Als ich meine ersten berufichen Erah-rungen sammelte, war der Computer in der Schule sowieso, aber auch in der Privatwirt-

Regierungsrat, Rainer Huber

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schat noch ein exotisches Monstrum. Heu-te können ganze Abteilungen nicht mehr arbeiten und müssen Däumchen drehen,wenn einmal der Strom ausällt, weil allesund jedes über und am Computer abgewi-ckelt wird. Diese arbeitsmarktlichen undgesellschatlichen Entwicklungen bewir-ken, dass sich das Anorderungsprol anden Arbeitnehmer generell verändert. Fach-liches und vermehrt auch transdisziplinäresWissen sind zwar immer noch wichtig undmüssen direkt in die Arbeit einfiessen. Siegelten heute aber eher als erlern- und auda-tierbar. Man erwartet, dass jeder und jede inder Lage ist, sein Wissen im Selbststudiumoder mit Weiterbildungen au dem neuestenStand zu halten und sich jederzeit auch inneue Gebiete einzuarbeiten: Basis dazu bil-

det eine solide und breite Grundausbildungsowie ein gut entwickeltes Instrumentariuman Lern- und Arbeitsmethoden.Vorausgesetzt wird aber in jedem Fall, dasseine Angestellte und ein Angestellter fexi-

  bel, entwicklungsähig und kreativ ist, dasssie oder er vielseitig einsetzbar, kommunika-tions- und lernähig ist. Es sind diese Schlüs-selkompetenzen, welche darüber entschei-den, ob man überhaupt eine Chance erhältund ob man diese erolgreich nutzen kann.Damit hat sich die Situation ür die einzelneArbeitnehmerin, den einzelnen Arbeitneh-mer verändert. Während unsere Grosselternzwischen zwanzig und dreissig noch ihreLebensstelle antraten und sich allenallsinnerhalb ihres Betriebes hocharbeiteten,sind lebenslange berufiche Strategien oder Visionen heute selten. Zu sehr ist man den

Wechselällen in Wirtschat und Gesell-schat, aber auch im eigenen Leben aus-gesetzt. Ideallinien gibt es nicht mehr. Wir alle sind heute gezwungen, kurzristiger zu

 planen und uns vor allem an unseren eige-nen Fähigkeiten, Interessen und Werten zuorientieren, denn die Entwicklung au demArbeitsmarkt ist kaum mehr zu diagnosti-zieren. Kein Schulabgänger, der sich heuteür eine Beruslehre entscheidet, kann si-cher sein, dass er mit 50 Jahren noch die-selbe oder auch nur eine ähnliche Tätigkeitausühren wird.Konkurrenz- und entwicklungsähig sindwir jedoch – und das scheint mir sehr zentralzu sein – vor allem dort, wo wir au unsereStärken und natürlichen Interessen bauenkönnen. Damit sich plötzlich erönendeChancen ergrien werden können, müssenwir uns ein breites Fundament an Fähigkei-ten und Kompetenzen angeeignet haben.Dazu gehören auch Zusatzausbildungen,

temporäre Einsätze in Projekten, Ausland-auenthalte und Branchenwechsel.Es ist unvermeidbar, dass sich das eine oder andere im Rückblick als Umweg erweisenwird. Die Radiojournalistin Cornelia Kazichat dazu jedoch an einer Podiumsdiskussioneinmal sehr schön gesagt: „Umwege erhöhendie Ortskenntnis“. Ich denke, dass dies sehr treend beschreibt, was unsere Lebensläu-e, unsere Biographien prägt. Unser Leben

 besteht aus einer Reihe von Zwischenschrit-ten, von Übergängen mit graduellen Ände-rungen vom einen ins andere. Wenn uns der Arbeitsmarkt und die Gesellschat au der einen Seite dazu zwingen, fexibel und oenzu bleiben, und wir dies manchmal mögli-cherweise auch als Belastung empnden

 – der Mensch hat ja die Neigung, sich eindenitives Nest zu bauen –, so ergibt sich

daraus au der anderen Seite auch ein ande-res dynamischeres Bild des menschlichenLebens. An die Stelle eines starren Idealbil-des, wie sich die erolgreiche Lebensleiter 

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zu entwickeln hat, tritt die Vorstellung, dassder Lebenslau etwas Gestaltbares und au die eigenen Bedürnisse Ausrichtbares sei.Den persönlichen Lebensumständen kannRechnung getragen werden, intuitive Ent-scheidungen bekommen ihren berechtigtenPlatz, Zwischenstationen und Richtungs-änderungen sind möglich und wirken sichmit Sicherheit nicht nachteilig aus.Au dem Serviertablett liegt vor uns ausge-

 breitet, was uns die Entaltung eines reichen persönlichen Lebens ermöglicht. Wir stehenvor der aszinierenden Herausorderung,immer wieder neu zu entscheiden, welcheund wie viele Facetten wir erleben und er-spüren möchten, welche Zugänge wir unserönen und wie tie wir jeweils eintauchenwollen. Manches müssen wir uns hart er-

arbeiten und erkämpen, vielleicht gelingtauch nicht immer alles im erhoten Sinn.Aber wir können daran wachsen und erhal-ten eine nächste Chance.Im Jahr 2000 sind in der Schweiz 15’024Maturitätszeugnisse zu 53,9 % an Frauenund 46,1 % an Männer abgegeben worden.Im selben Jahr haben 1811 Personen einFachhochschuldiplom und 9686 Personenein Lizentiat oder anderes universitäres Di-

  plom erworben. Auch Sie erwarten heutemit Spannung die Übergabe jenes Papiers,welches Ihnen persönlich, aber natürlichauch gegen aussen hin bestätigt, welchenAuwand Sie in den vergangenen Jahren mitErolg ür Ihr Ziel, die Erlangung der Ma-turität, getrieben haben. Ich habe grossenRespekt gegenüber allen, welche berusbe-gleitend eine solch intensive und anspruchs-

volle Ausbildung absolvieren. Es bedeutet,während einer verhältnismässig langen Zeitau vieles zu verzichten und alles au die-ses eine Ziel auszurichten. Es ist hilreich,

wenn man dabei au ein verständnisvolles,mit tragendes Umeld zählen kann. Ohneein solches wäre es den meisten wohl nichtmöglich, unter grosser Belastung ein bedeu-tendes Ziel zu erreichen. Ich erinnere michan Kollegen, die das Abend-Tech besuchtenund ür einige Zeit tatsächlich beinahe voll-ständig von der Bildfäche verschwanden.Allerdings sind sie danach mit gestärktemSelbstvertrauen und dem Wissen darum, et-was geleistet und erreicht zu haben, zurück-gekehrt.Jährlich besuchen in der Schweiz 1,9 Millio-nen Erwachsene 2,7 Millionen Kurse undsetzen damit 1234 Millionen Stunden ür die allgemeine, berufiche oder kulturelleWeiterbildung ein. Beteiligt sind allerdingsnur 39 % der Bevölkerung. Damit liegt die

Schweiz international bloss im Mitteleld.Ausserdem belegen Studien, dass die Wahr-scheinlichkeit, vom Weiterbildungsangebotzu protieren, vom bereits erreichten Bil-dungsniveau abhängt, das heisst, je höher der Ausbildungsgrad desto aktiver die Nut-zung von Weiterbildung. Wenig Gebildetehaben aus nanziellen, zeitlichen und ange-

  botsmässigen Gründen deutlich reduzierteZutrittsmöglichkeiten.Aus dem, was ich Ihnen bereits über heu-tige Entwicklungen in Wirtschat und Ge-sellschat erzählt habe, wird deutlich, dassdie Forderung nach lebenslangem Lernennicht bloss ein modisches Schlagwort ist.Diesem Postulat kommt eine undamen-tale Bedeutung zu ür das wirtschatlicheWachstum, den sozialen Zusammenhalt der Gesellschat und die Funktionstüchtigkeit

demokratischer Strukturen aber auch ür diePersönlichkeitsentwicklung und eine akti-ve Lebensgestaltung jedes Einzelnen. Le-

 benslanges Lernen heisst neugierig bleiben;

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  bedeutet Lebensreude und drückt Gestal-tungswille aus. Gerade ür ein stark basisde-mokratisch organisiertes Staatswesen, wiees die Schweiz ist, sind aktive, zur Mitwir-kung beähigte Bürgerinnen und Bürger vonwesentlicher Bedeutung.Die OECD hat in ihrem Bildungsprogrammder Mandatsperiode 97–01 die Forderungaugestellt, das lebenslange Lernen zur Realität ür alle zu machen. Noch haben wir dieses Ziel nicht erreicht. Im Leitbild Schu-le Aargau ist der Gedanke immerhin auge-nommen und estgehalten. Leitsatz 1 lautet:„Lebenslanges Lernen und Volksschule: DieSchule vermittelt solides Grundwissen unddie elementaren Kulturtechniken. Sie beä-higt Kinder und Jugendliche zum Umgangmit neuen Anorderungen und Veränderun-

gen, zu selbständigem und lebenslangemLernen. Die Volksschule ist Grundlageund Voraussetzung ür jede weiterührendeBildung.“ Die Bildungspolitik ist damit inPficht genommen. Geördert werden mussein rühzeitiger Zugang zu den neuen In-ormations- und Kommunikationstechno-logien, um eine digitale Spaltung der Ge-sellschat zu verhindern, die Anerkennungvon Kompetenzen und Kenntnissen, die inormellen wie auch nicht-ormellen Rah-men erworben wurden, die Stärkung der Ba-siskompetenzen bei Kindern, Jugendlichen,Erwachsenen und es braucht vor allem einengleichberechtigten Zugang zu Bildung au dem ganzen Lebensweg mit zugeschnitte-nen Lernangeboten und hoher Durchlässig-keit ür verschiedene individuelle Übergän-ge. Voraussetzung ür die Umsetzung dieser 

Ziele sind in Zeiten nanzieller Knappheitder eziente Einsatz der zur Verügung ste-henden Mittel, Anreize ür zusätzliche In-vestitionen und die intensive Zusammenar-

 beit aller beteiligten Akteure und politischenBereiche.Auch Sie stehen heute an diesem Punkt. Siehaben mit der Aargauischen Maturitätsschu-le ür Erwachsene ür Ihren Weg zur Maturaeine junge Institution ausgewählt, die diesesJahr ihr zehnjähriges Bestehen eiert. Siehaben dabei auch ein wenig Pioniergeist ge-schnuppert. Als kleine und fexible Schulehat die AME in manchen Bereichen ersteSchritte gewagt, woür die Tagesschulenlängere Planungs- und Vorlauszeiten brau-chen. So war Qualitätsmanagement an die-ser Schule von Beginn an ein wichtiges The-ma, eine Feedbackkultur wurde installiertund gepfegt und als erste aargauische Ma-turitätsschule hat die AME auch das Matu-ritätsanerkennungsreglement umgesetzt. Ich

möchte es nicht versäumen, der Schule undstellvertretend ür alle beteiligten Personendem Gründungsrektor Jörg Vollenweider zum ersten runden Jubiläum im Namen der Regierung und meines Departements herz-lich zu gratulieren!Ihnen, liebe Maturandinnen und Maturan-den, gratuliere ich zur bestandenen Matur.Geniessen Sie diesen Moment und schöp-en Sie Krat aus diesem schönen Erolg.Im Sinne meiner Ausührungen wünscheich mir, dass Sie weiterhin neugierig undwach bleiben. Es liegt in der Anlage der Ma-tur, dass sie ein Zwischenschritt ist und ins

 Nächste überührt. Egal, was Sie in Zukunttun werden, bauen Sie an Ihrem Lernmosaik weiter, sorgen Sie daür, dass Ihnen die Fra-gen, au die Sie Antworten nden möchten,nicht ausgehen! Ich wünsche Ihnen au die-

sem Weg Bestätigung und Freude!

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 Vom Wert der Umwege und der neuen Freiheit

Rudol Künzli, 2008

Meine sehr geehrten Maturae und MaturiMeine Damen und Herren

Einige von Ihnen werden den Begri der Umwegrentabilität kennen. Schweiztouris-mus interessiert sich ür die Umwegrentabi-lität der EURO 08. Welche Umsätze, welcheSteuereinnahmen und Wertschöpungen ma-chen die Bier- und Eisbuden in den Zonendes Public Viewing in Basel, Zürich, Gen und Bern, welche Steuereinahmen bringtder Konsum der Besucher ür die StädteBern oder Basel, die doch ihrerseits erhebli-che Auwendungen an Sicherheit, Mobilität,Versorgung und Entsorgung zu verkratenhaben? Rechnet sich das?Kommen denn die Holländer wieder nächs-tes Jahr oder die Dänen und üllen dann die

Hotels und Campingplätze, weil sie selber mit eigenen Augen sehen möchten, wo sichdas Berner Märchen letztes Jahr an der EURO 08 abgespielt hat, als Oranje uns allemit Fussball und Festlaune verzauberte unddas schlechte Wetter schlechtes Wetter seinliess. Umwegrentabilität nennt man diesenreturn on invest über Umwege, wenn wir mitSteuergeldern z. B. an sich nutzlose Eventsoder Kulturveranstaltungen subventionie-ren, die dann Restaurants, Hotelbetreibern,Sicherheitsdiensten, Verkehrsunternehmun-gen, Reinigungsrmen oder Musikausrüs-tern usw. Geld in die Kassen spült und in-direkt vielleicht auch ihren Mitarbeitendenals gesicherte Arbeitsplätze einen Gewinn,die diese in Form von Steuern anteilmässigder öentlichen Hand wieder zurückge-

  ben. Und vielleicht können wir uns ja bei

unserem nächsten Besuch in London, Ber-lin oder Washington wieder geahrlos alsSchweizer zu erkennen geben, ohne gleichRechenschat über Bankgeheimnis, Steuer-

hinterziehung geben zu müssen oder unsschadenreudige Gerüchte über UBS Über-nahmen anhören zu müssen. Auch das wäredann ein return on invest, ein immaterieller zwar, aber doch einer, der uns ehemaligenSchweizer Musterknaben wohl täte, oder etwa nicht?Freilich sicher sind diese Umwegrentabili-täten so oder so nie, die Ökonomen kalku-lieren hier mit grossen Unsicherheiten, dieKausalitäten sind kaum sauber nachzuwei-sen. Es ist viel Honung in ihrem Kalkülund viel Zuall und Glück.Ich nehme an, Sie haben längst gemerkt,worau ich hinaus will.Die AME ist ja ür die meisten von Ihnenein Umweg, ja mehr als das, sie gehörtzum Umwegenetz unseres schweizerischenBildungssystems, das ja reichhaltig aus-

gestaltet ist, vermutlich deshalb, weil wir nicht nur geographisch einen ziemlich zer-klüteten Teil dieser Erde bewohnen. Daslehrt uns Umwege machen. Aber wann ist

Rudol Künzli

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ein Weg ein Umweg? Ist es der kürzeste,der schnellste oder der wirtschatlichsteWeg zum Ziel? Die Routenplaner im In-ternet bieten noch eine vierte Variante an,„Entdeckung“ heisst sie, ganz im Sinne desschönen Bonmots von Mark Twain: „Ge-gen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden,soern man sich dadurch nicht von interes-santen Umwegen abhalten lässt“. Und der Guide Michelin ührt die Rubrik „il vaut ledetour“.Ich gehe mal davon aus, dass die meistenvon Ihnen sich unterwegs zu Ihrer Maturamal die Frage gestellt haben, ob sich der ganze Auwand eigentlich lohne, der Ver-zicht au Freizeit, der Stress in der Fami-lie, mit dem einen oder andern Lehrer, der einen oder andern Lehrerin, mit dem Part-

ner, ganz ohne wird’s kaum abgegangensein. Nun, Sie haben alle durchgehalten undso Ihre Antwort gegeben. Aber was hat sichgelohnt und warum oder inwieern? Natür-lich müssen Sie das jeder, jede selber ür sich entscheiden. Ich möchte Ihren eigenenindividuellen Antworten hier aber noch einemögliche öentliche bildungstheoretischeund politische Antwort hinzuügen.In den Protokollen des Grossen Rates vom13. Mai 1991 kann man nachlesen, mitwelchen Erwartungen die Politikerinnenund Politiker des Kantons die AargauischeMaturitätsschule ür Erwachsene eingerich-tet haben. Sie haben sie übrigens praktischeinstimmig beschlossen. Sie entsprecheeinem „wesentlichen Bedürnis“ heisstes da, und habe „nicht bloss die Augabe,au ein Hochschulstudium vorzubereiten“,

diene der nötigen „permanenten Weiterbil-dung auch ür nicht akademische Berue“.Gestern habe ich in der AZ Beilage ZISCH(Zeitung in der Schule) gelesen, wie die

Schüler der 1. Bez Turgi den Bildungsdirek-tor ragten, warum im Aargau die Maturi-tätsquote erhöht werden soll, obschon dieUniversitäten mit Platzproblemen kämp-en und bei der Economie Suisse sogar dieRede von günstigeren Studiengebühren ür 

 bessere Studenten sei. Rainer Huber erklär-te, dass die Quoten im Aargau mit 13 deut-lich niedriger seien als im schweizerischenDurchschnitt von 19. „Die Aargauerinnenund Aargauer sollen dieselbe Chance habenwie die Schülerinnen und Schüler anderer Kantone“ meinte er dann. Sie sehen, gemes-sen am öentlichen Bedar und den indivi-duellen Bedürnissen, müsste man die AMEernden, wenn es sie nicht schon gäbe. Aber das nur als Nebenbemerkung. Zurück zuden GR-Protokollen.

Die AME, lesen wir weiter, müsse ein Ortür Erwachsene sein, die aus verschiedenenGründen, beruficher Ziele oder persönli-cher Bedürnisse wegen eine Maturaausbil-dung anstreben und sie müsse „auch Men-schen einach au das Leben vorbereiten“.

  Nun ist das denn doch eine merkwürdigeAussage, dass die AME erwachsene undstimmberechtigte Bürgerinnen und Bürger,die z. T. bereits Familie und Kinder haben,au das Leben vorbereiten solle oder könne.Manch eine würde sagen, eher umgekehrtsind es hier die Studierenden, die die Schuleetwas stärker mit den Lebensrealitäten kon-rontieren. Aber nehmen wir mal an, jeneParlamentarierin, es war eine Frau, hätte esdurchaus ernst gemeint mit der Vorberei-tung au das Leben. Vielleicht ist „vorbe-reiten“ nicht ganz das richtige Wort, ür das

was sie meinte, vielleicht könnte man besser sagen, die AME müsse ür Ihre Absolven-tinnen und Absolventen nützlich sein, imLeben brauchbar, und zwar ganz unabhän-

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gig davon, dass sie hier eine Hochschulzu-gangsberechtigung erwerben können.Sie kennen vermutlich NZZ-executive, dieWochenendbeilage zum Kaderstellenmarkt.Au der ersten Seite ist jeweils ein standardi-siertes Interview mit einer im Leben erolg-reichen Persönlichkeit abgedruckt. Eine der standardisierten Fragen lautet: „Was habenSie in der Schule ür das Leben gelernt?“Die Antworten sind höchst auschlussreichund können vielleicht illustrieren, was dieParlamentarierin gemeint haben könnte. Nieist da von Wissen die Rede oder achlichemKönnen, besonderen Kenntnissen über öko-logische oder ökonomische Zusammenhän-ge, schon gar nicht von mathematischenKompetenzen oder Geschichtskenntnissen.Die eine spricht davon, dass sie in der Schu-

le gelernt habe, dass sich „Anstrengunglohne“, der andere davon, dass „Erolg vonmehr abhänge als von reinem Wissen“, unddie dritte davon, dass „üben nicht ausreicheund man eine Vorstellung haben müsse vomLernziel und eine innere Freude beim Ler-nen“ und der vierte schliesslich hat gelernt„sich durchzusetzen und au Ziele hin zu ar-

 beiten“. Vor einiger Zeit hat jemand die Fra-ge auch einmal sec mit „Nichts!“ beantwor-tet, aber das ist ein Ausreisser, der seinenLebenserolg sich allein zuschreiben wollte.Ich weiss nicht, was Sie antworten werden,wenn Sie demnächst von NZZ-executiveinterviewt werden, aber vermutlich werdenauch Sie solche, wie man sie heute nennt,überachlichen Kompetenzen, Lebenskom-

 petenzen eben, anühren.Ich denke, dass die zitierte Parlamentarie-

rin so etwas im Sinne hatte, als sie von der Vorbereitung au das Leben auch als Zielder AME sprach. Und ich denke, sie hat-te recht, wenn sie solche Lernziele betont

wissen wollte. Die Schule übersieht diesemerkwürdiger Weise ot oder achtet sie gar gering und ist dann überrascht, wenn sievon ihren Absolventen hört, dass sie etwasganz anderes gelehrt hat, als sie zu lehrenglaubte, etwas reilich, das kaum in Bil-dungsstandards zu operationalisieren ist undauch im Schulmonitoring kaum zu vorderenPlätzen im kantonalen oder europäischenSchulranking verhilt. Es gehört im übrigenzu den gelebten Paradoxien der Schule, dasseine Lehrerschat, die sich besonders gegenStandardisierungen und Monitoring wehrt,selber gekränkt ist, wenn ihre achlicheAusbildungsleistung, die man vergleichs-weise leicht messen kann, zugunsten vielallgemeinerer Bildungswirkungen relati-viert wird.

Dass man die Menschen „lehren müsse, wiesie denken sollen und nicht, was sie denkensollen“, meinte der Auklärer Georg Chris-toph Lichtenberg. Und selbstverständlichstimmen wir ihm da alle auch von ganzemHerzen zu. Aber es ist denn doch in con-creto in der Schule ot so verdammt schwer zu akzeptieren, dass die Schüler auch dann„richtig“ gedacht haben, wenn sie etwasanderes gedacht haben, als man selber. Imglücklichen Fall belehren sich dann beide,Schüler und Lehrer. Das sind dann die Le-

  bens bedeutsamen Lernerahrungen, vondenen sie noch ihren Enkeln erzählen wer-den. Ich hoe, Sie können von vielen sol-chen Momenten erzählen. Eine besondersschöne Antwort habe ich gerade noch in der Zeitung von heute gelesen. Die Direktorinder Schweizerischen Nationalbibliothek hat

in der Schule gelernt, „dass es Spass macht,sich anzustrengen und an einer Sache dranzu bleiben.“ Kann es einen nachhaltigerenErolg schulischen Lernens geben als die

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Erahrung, dass Leistung und Glück Partner sind. Schulen, Lehrerinnen und Lehrer, dieso etwas ermöglichen, haben ihren Autragau die best mögliche Weise erüllt.

 Nun will ich damit keinesalls sagen, dasses letztlich egal sei, welche Inhalte, welcheskonkrete Wissen man in der Schule lernt,auch dann nicht, wenn man das Meiste,was man an der Matura weiss, bald wieder vergisst, weil es nicht mehr gebraucht wird.Vieles von dem, was Sie lernen mussten,werden Sie kaum wieder in ihrem Leben ge-

 brauchen können. Und auch nur wenige vonIhnen werden in die Verlegenheit kommen,ihr Schulwissen im Rahmen eines Bildungs-quizzes am Fernsehen zu Geld machen zukönnen. Aber so einach liegen die Dingenicht. Was wir lernen, womit wir uns beas-

sen, das hinterlässt Spuren in uns, es lenktunsere Aumerksamkeit. So kalkuliert auchschulische Bildung mit Umwegrentabilität.Damit haben Sie vermutlich vielach auchselber gerechnet. Der Gewinn manchen Ler-nens lag und liegt ür viele von Ihnen ver-mutlich in dem, was sie heute in den Händenhaben, das Maturazeugnis. Sie können da-mit nun an einer Hochschule studieren, dazuist es brauchbar, das ist sein unmittelbarer Gewinn.Aber wie sieht es aus, wenn Sie kein Stu-dium aunehmen, ist es dann wertlos? Na-türlich nicht. Au andere Weise, au Umwe-gen eben, wird Ihnen das Zeugnis helen inihrem weiteren Berusleben ebenso wie im

 privaten, in der Weiterbildung, ür die beru-liche Karriere, im sozialen Umeld als Aner-kennung und Status, wenn sie damit richtig

umzugehen verstehen. So ein Maturazeug-nis, auch wenn es heute nicht mehr den glei-chen Wechselkurs hat wie noch vor 30 oder mehr Jahren, lässt sich vielach konvertieren

in soziales und ökonomisches Kapital, wennSie ihr neu gewonnenes Bildungskapital nur geschickt investieren und anlegen. Darinliegt der materielle und soziale Gewinn der Umwegrentabilität von Bildung. Die Um-wegrentabilität von Bildung hat aber nocheinen andern, von den Bildungsökonomenkaum je berechneten Wert. Er ist ganz undgar immaterieller und auch individueller Art. Es ist ein Wert, den sie auch dann aus-

  bezahlt erhalten, wenn Sie keinen Hoch-schulabschluss, keine Karriere machen undkeine gesellschatlichen oder politischen

  Netzwerke des politischen Einfusses undder Macht knüpen. Es ist der Wert, der dar-in besteht, die Welt neu, mit anderen Augenzu sehen. Durch die Brille des Gelesenen,Gehörten, Besprochenen und Erarbeiteten.

Sie haben die Grenzen ihrer eigenen Welterweitert, Sie haben sie überschritten unddamit ein Stück Freiheit gewonnen.Der Philosoph Ludwig Wittgenstein hat amSchluss seines Tractus geschrieben – es istder zweit letzte Satz: „6.54 Meine Sätze er-läutern dadurch, dass sie der, welcher michversteht, am Ende als unsinnig erkennt,wenn er durch sie – au ihnen – über sie hi-nausgestiegen ist. (Er muss sozusagen dieLeiter wegweren, nachdem er au ihr hin-augestiegen ist.) Er muss diese Sätze über-winden, dann sieht er die Welt richtig.“Meine lieben Maturae und Maturi, sie habensich mit der Matura auch die Freiheit erwor-

 ben, die Leiter wegzuweren, die zu diesemZiele ührte und neue Umwege zu gehen.Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer neu gewonnenFreiheit. Ich wünsche Ihnen viel Mut zu

neuen Umwegen, denn „der Weg des Geis-tes ist der Umweg“, sagte der deutsche Phi-losoph Hegel. Et ça vaut toujours la peine.

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Zeitungsberichtevon damals

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Zofnger Tagblatt, 17. Februar 1992

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Zofnger Tagblatt, 17. Februar 1992

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 Aargauer Zeitung, 21. November 2003

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 Aargauer Zeitung, 25. August 2006

 «AME-Absolventen arbeiten hart»

Maturität für Erwachsene Das berufsbegleitende Lernen erfordert viel Durchhaltevermögen

Sie ist weit weniger im öffentlichenBewusstsein präsent als die anderenstaatlichen Kantonsschulen, deshalbunternimmt sie nun eine Informati-onsoffensive: die Aargauische Matu-ritätsschule für Erwachsene (AME).

HANS FAHRLÄNDER

Im Jahr 1984 reichte der damalige SP-Gross-rat Armin Gretler (er ist im letzten Herbst

 verstorben) ein Postulat zur Errichtung ei-ner Maturitätsschule für Erwachsene ein.Sieben Jahre dauerte es, bis am 20. August1991 das Parlament ein entsprechendes De-kret genehmigte. Doch dann gings rassig:Noch im selben Jahr wurde mit Jörg Vollen-

 weider aus Zofingen der Gründungsrektorgewählt und im Februar 1992 begann derUnterricht an der AME mit zwei Klassen.

Die AME ermöglicht es Erwachsenenmit Berufserfahrung, auf dem zweiten Bil-dungsweg die gymnasiale Matur und damitdie Studierfähigkeit zu erwerben. Dochnicht alle AME-Absolventinnen und -Absol-

 venten wollen an die Uni. «Weiterkommenim angestammten Beruf, Weiterbildung imHinblick auf eine berufliche Veränderungoder einfach der Wunsch nach breiterem

  Allgemeinwissen – dies alles sind Motive,die wir im Eintrittsgespräch erfahren», sagtRektorin Dr. phil. Barbara Keller Tanner ausRothrist, die vor drei Jahren Jörg Vollenwei-der an der Spitze der AME abgelöst hat.

Sehr hohe Anforderungen  Voraussetzungen für die Aufnahme in

die AME: Man muss mindestens 20 Jahre altsein, über eine abgeschlossene Berufslehreoder eine Berufstätigkeit von mindestensdrei Jahren verfügen. «Die Führung einesHaushalts oder Militärdienst gelten auchals Berufstätigkeit», betont Barbara Keller.Eine Aufnahmeprüfung gibt es nicht.

 Aber kann da nicht (fast) jeder kommen,egal, ob er das Zeug für einen Maturlehr-gang hat oder nicht? Keller: «Wir haben einobligatorisches Eintrittsgespräch, in wel-chem wir Kandidierenden reinen Wein be-züglich der sehr hohen Anforderungen ein-

schenken – und wir haben einen Grund-kurs, der gleichzeitig als Probesemestergilt. Bis zu 50 Prozent derjenigen, die es ver-suchen, steigen während des Grundkurses

 wieder aus oder bestehen ihn nicht.»Studierende an der AME erklimmen in

3fi Jahren (1 Semester Grundkurs und 6 Auf- bausemester) berufsbegleitend dieselbe Stu-fe wie Kantonsschulabsolventen in vier Jah-ren Haupttätigkeit: nämlich eine eidgenös-sisch anerkannte Matur. Sie belegen ebensosieben Grundlagenfächer, ein Schwer-punkt- und ein Ergänzungsfach, sie schrei-

  ben eine Maturarbeit und unterstehen ei-

ner identischen Promotionsordnung. Sie  besuchen pro Woche 11 bis 14 LektionenUnterricht am Mittwoch und Samstag –und büffeln fast nochmals so lange im vor-und nachbereitenden Selbststudium. Unddies alles neben einem Beruf. «Wir empfeh-len allen eine Reduktion des Arbeitspen-sums, im Durchschnitt arbeiten unsere Stu-dierenden zu 62 Prozent», sagt Barbara Kel-ler. Recht hoch ist der Anteil der Ausländerder zweiten und dritten Generation.

2003 wurde der AME eine weitereAbtei-lung angefügt: In einem einjährigen Vor-kurs bereitet sie Berufsleute und Berufsma-turanden auf den Eintritt in die Pädagogi-sche Hochschule vor.

Günstiger als die Privatschule An der AME studieren ist teurer im Ver-

gleich zu den staatlichen Tagesmittelschu-len – aber weit günstiger im Vergleich zuPrivatschulen der Sekundarstufe II wie der

 Akad. Im Aargau wohnhafte Personen zah-len ein Schulgeld von 1000 Franken pro Se-mester. Dies indessen erst seit der Verab-schiedung des Sparpakets 2003, als AME-Ab-solventen dazu verknurrt wurden, ein Plus

 von jährlich 400 000 Franken für die Staats-kasse zu generieren. Ausserkantonale zah-len 3000 Franken (Ausnahme: Kantone desNordwestschweizer Schulabkommens).

 Warum eigentlich soll der Staat erwach-

senen, berufstätigen Menschen eine höhere Ausbildung bezahlen? «Diese Frage ist zen-tral für unsere Existenzberechtigung», sagtBarabara Keller. «Nach meiner Überzeu-gung ist die AME ein Instrument der Chan-cengleichheit im Bildungswesen. Viele un-serer Studierenden sind nicht auf Rosen ge-

 bettet, eine Privatschule liegt für sie nichtdrin. Viele sind auch Spätzünder. Dank der

  AME kommen sie auf Umwegen zu einerhöheren Bildung. Das dient nicht nur ih-nen, sondern auch der Wissensgesellschaft.

  AME-Absolventen sind meistens gute Aka-demiker: Sie haben hart arbeiten gelernt.»

 

BARBARA KELLER Sie leitet die AME seit 2003. SUSI BODMER

TAG DER OFFENEN TÜRMorgen Samstag öffnet die AargauischeMaturitätsschule für Erwachsene (AME)in Aarau ihre Türen für alle Interessierten.Ab 8.25 Uhr sind Schulbesuche möglich, ab15.40 Uhr wird ein Schlussapéro kredenzt.Schulort ist die Neue Kantonsschule Aarauan der Schanzmättelistrasse 32.2005 unterrichteten an der AME 36 Gym-nasiallehrkräfte 235 Studierende (davon

146 Frauen) in 12 Abteilungen. Dazu kamen98 Studierende im Vorkurs für die Pädago-gische Hochschule. Zweiter AME-Schulortist die Kantonsschule Baden. Der Tag der of-fenen Tür findet aber nur in Aarau statt. (FA)

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Die Rektorate der AME

Jörg Vollenweider

Rektor 1992–2003

Barbara Keller Tanner

Rektorin seit 2003

René Muri

Prorektor seit 2004

Rosmarie Meili

Schulsekretärin 1992–2007

Ruth Lüssy

Konrektorin 1997–2004

Cornelia Franz

Schulsekretärin seit 2007

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 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

Bruno Biberstein, 1944, wohnt in 5000Aarau, Uni Louvain Philosophiestudium,lic. phil. 1967, Uni Zürich Psychologiestu-dium, 1969–1973 Akademischer Berus-

  berater Kt. Zürich, 1973–1990, Leiter Be-rus- und Studienberatung Kanton Aargau,1990–2009 Generalsekretär DepartementBildung, Kultur und Sport Aargau.

Martin Blättler, 1980, wohnt in 4052 Ba-sel, dipl. Kaumann, Matura AME 2007,Uni Basel Bachelor, im Masterstudium.

Claudia Bürli-Storz, 1948, wohnt in 5000Aarau, Uni Zürich und Oxord Studium der Anglistik, Germanistik und Kunstgeschich-te, Dr. phil. I, Schritstellerin, lebt seit 1980als reie Autorin. Claudia Storz hat ün Ro-

mane, zwei Lyrikbände, die Biograe vonHermann Burger und einen Kurzgeschich-tenband verasst. Deutschlehrerin, an der AME 1993-2010.

Sonia Calvi, 1972, wohnt in 5000 Aarau,Lehre als Tiebauzeichnerin, Berusmatura,Abschluss Technikerin TS; Tiebauzeichne-rin/Technikerin, Lehrlingsbetreuerin, Matu-ra AME 2008, Uni Basel Studium Englischund Geschichte; Lehrkrat Mathematik,Englisch, Deutsch, Französisch, Lerntrai-ning und Prüungsvorbereitungskurse.

Annegret Dubach-Lemberg, 1958, wohntin 4800 Zongen, Pharmaassistentin, Ma-tura AME 1996, Uni Zürich Studium Ger-manistik, Politologie und Italienische Lite-ratur, Lehrerin Bezirksschule Mellingen,

Studium PH FHNW Dipl. Lehrerin Sek.I ür Deutsch, Französisch und Hauswirt-schat, Bezirksschule Lenzburg Lehrerin ür Deutsch und Französisch, seit 2002 Stadträ-

tin Zongen, Ressort Soziales und Kultur,seit 2010 Frau Vizeammann.

Christian Frey, 1981, wohnt in 5415 Nuss-  baumen, Chemielaborant, Matura AME1997, in MA-Studium Germanistik undPhilosophie, arbeitet als Deutschlehrer.

Nicole Grundmann, 1981, wohnt in 5032Aarau Rohr, Kaurau, Matura AME 2005,Uni Zürich Geograestudium, MSc, GISSpezialistin.

Albert Hauser, 1927, wohnt in 5452Oberrohrdor, Primarlehrerpatent, 1947– 1951 Primarlehrer, Uni Zürich StudiumGermanistik und Geschichte, Dr. phil. I,Deutschlehrer Seminar und Kantonsschule

Wettingen, Oberst, 1979–1991 Rektor Kan-tonsschule Wettingen.

Michel Hauswirth, 1974, wohnt in 5000Aarau, ETH Zürich, dipl. math, NDK Medi-enpädagoge, Mathematik- und Inormatik-lehrer Sek. II, an der AME ab 2011.

Marcelle Heller, 1967, wohnt in 5018 Er-linsbach, Matura AME 1997, Grundstu-dium in Verhaltens- und Erziehungswissen-schaten Fernuniversität Hagen, Diplom in

  NPO-Management VMI, MBA in generalmanagement FHO, CAS in NPO-MarketingVMI. Arbeitet als selbständige Unterneh-mensberaterin mit Schwerpunkt Nonprot-Management.

Rainer Huber, 1948, wohnt in 5415 Nuss-

  baumen, Primarlehrer, Uni Basel dipl.Sportlehrer, 17 Jahre Schuldienst, Mitgliedder Direktion und Leiter Sponsoring einer Grossbank, Gemeinderat, Gemeindeam-

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mann, Oberst im Gst., 2001–2009 Regie-rungsrat und Vorsteher des DepartementsBildung, Kultur und Sport, Aargau, Inhaber eines Beratungsbüros.

Kathrin Hunziker, 1960, wohnt in 5400Baden, Uni Zürich Anglistikstudium, lic.

  phil. I, 1986–2001 Mittelschullehrerin,2001–2003 Mitarbeiterin Credit Suisse imBereich Management Development, seitOktober 2003 Abteilungsleiterin Berusbil-dung und Mittelschule, Departement Bil-dung, Kultur und Sport Aargau.

Alex Hürzeler, 1965, wohnt in 5072Oeschgen, Kaumann, Treuhänder mit eidg.Fachausweis, Bankangestellter 1984–1989,Revisionsmitarbeiter 1990–1992, Kredit-

sachbearbeiter 1992–1995, Selbstständiger Mandatsleiter Treuhand 1995–2009, Ge-meinderat 1994–2009, ab 1995 Gemein-deammann, Mitglied des Grossen Rats1997–2009, seit 2009 Regierungsrat, Vor-steher des Departements Bildung, Kultur und Sport Aargau.

Daniel Imhof, 1978, wohnt in 5000 Aarau,Lehre als Tiebauzeichner, Berusarbeitals Konstrukteur, Matura AME 2002,Hotelachschule, Uni Biologiestudium,

  berusbegleitende Fachhochschule Bau-ingenieurwesen, BSc. 2011; Projektleiter in Bauingenieurbüro.

Stefan Jetzer, 1976, wohnt in Berlin, Ma-schinenkonstrukteur 1996, Matura AME2004, B.A. Deutsche Philologie und Phi-

losophie, Universität Basel 2009, vor Ab-schluss M.A. Neuere Deutsche Literatur,Freie Universität Berlin.

Barbara Keller Tanner, 1954, wohnt in4852 Rothrist, Uni Zürich und Uni LondonQueen Mary College, Anglistik- und Ger-manistikstudium, Dr. phil. I, Mittelschulleh-rerin ür Englisch seit 1981, Rektorin AMEseit 2003.

Eva Kuhn-Wittig, 1948, wohnt in 5324Full-Reuenthal, Dipl. BezirksschullehrerinGermanistik und Biologie, Dipl. Schullei-terin, 1993–2003 Grossrätin, SchulischeMandate in reiberuficher Tätigkeit.

Brigitte Künzli, 1942, wohnt in 5000 Aarau,Uni Bonn, Köln und Zürich Philosophie-,Germanistik- und Kunstgeschichtestudium,lic. phil. I 1971, 1974–1988 Lehrerin ür Deutsch, Philosophie und Kunstgeschich-

te am Hans-Geiger-Gymnasium in Kiel,1989–1991 an der AKAD Zürich, 1993– 2008 an der AME.

Rudolf Künzli, 1941, wohnt in 5000 Aarau,Uni Zürich, Dr. phil. I 1970, Dr. habil. UniKiel 1984, 1969–1972 Lehrer am Gymnasi-um Luzern, 1972–1988 Wissenschatlicher Mitarbeiter und Direktor am Institut ür diePädagogik der Naturwissenschaten in Kiel(IPN), 1983–1990 Hochschullehrer ür Päd-agogik als Privatdozent und apl. Pro. an der Uni Kiel und Bamberg, 1988–2006 Leiter Lehrerbildung PH FHNW; Hochschullehrer ür Pädagogik als Privatdozent und Titular-

 proessor an Uni Zürich und Uni Wien seit1989.

Ruth Lüssy, 1943, wohnt in 5022 Rom-

  bach, Primarlehrpatent Kt. Zürich, UniZürich Germanistik- und Anglistikstudium,Dr. phil. I, Lehrerin ür Deutsch an Gym-nasien der Stadt Zürich und aargauischen

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Kantonsschulen, ab 1992 an der AME,1997–2004 Konrektorin AME.

Adrian Lüthy, 1967, wohnt in 5056 Attel-wil, Mathematiklehrer an der AME seit Fe-

 bruar 1992.

Oliver Märki, 1971, wohnt in 4057 Basel,Matura AME 2004, MSc Molecular Biolo-gy, Assistant SAP Global Application Sup-

 port/SAP Authorization Administrator.

Brigitte Mojado-Irminger, 1969, wohnt in5200 Brugg, biomedizinische AnalytikerinHF, Matura AME 2009, biomedizinischeAnalytikerin in einem Spital.

René Muri, 1951, wohnt in 5032 Aarau

Rohr, Dr. phil. II, Gymnasiallehrer an der AME und der Kantonsschule Wohlen, Pro-rektor AME.

Annemarie Roth Berger, 1961, wohnt in4055 Basel, Studium der Geschichte undGermanistik, seit Februar 1993 Geschichts-lehrerin an der AME, reischaende Histo-rikerin.

Arthur Schmid, 1928, wohnt in 5036 Ober-entelden, Uni Zürich Jusstudium, Dr. iur.,Gerichtsschreiber, Departementssekretär,Oberrichter, Nationalrat, 1965–1993 Regie-rungsrat, Vorsteher des Erziehungsdeparte-ments Aargau.

André Schluchter, 1951, wohnt in 4600Olten, Dr. phil. I, Leiter Abteilung Kultur-

  pfege Kanton Solothurn, Geschichtslehrer 1985–2007 an der Kantonsschule Zongen,seit 1992 an der AME.

Rolf Süess, 1968, wohnt in 5000 Aarau,Kaumännischer Angestellter, Pfegeach-mann HF, Matura AME 2011, Pfegeach-mann Herzrehabilitation.

Claudia Umbricht, 1969, wohnt in 8307Eretikon, Kaurau, Matura AME 2000,Uni Zürich Studium in Allgemeiner Ge-schichte und Französischer Literatur,lic. phil. I, Dozentin ür FachranzösischZHAW School o Management and Law,Winterthur.

Jörg Vollenweider, 1939, wohnt in 6006Luzern, Uni Zürich Anglistik- und Germa-nistikstudium, lic. phil. I, 1970–2003 Mit-telschullehrer ür Englisch TöchterschuleWiedikon, Kantonsschule Zongen und

AME, 1980–1989 Rektor KantonsschuleZongen, 1990–1992 Beautragter ED ür die AME, 1992–2003 Rektor AME.

Andreas Von Gunten, 1968, wohnt in 8001Zürich, Matura AME 1996, 2011 Bache-lor (hons) Humanities with Philisophy der Open University, beginnt 2012 mit demMasterstudium, 1998–2010 beteiligt anGründung und Entwicklung von InternetUnternehmen, arbeitet am Aubau einesneuen Buch- und Online Verlags ür dievernetzte Welt.

Walter Weibel, 1944, wohnt in 6284 Geln-gen, Dr. phil., Lehrer am kantonalen Lehrer-seminar Hitzkirch, Leiter LehrerortbildungKanton Luzern, 1990 Leiter PädagogischeArbeitsstelle ED Aargau, ab 2002 Regio-

nalsekretär der NordwestschweizerischenErziehungsdirektorenkonerenz, 2008 pen-sioniert, Uni Luzern Theologiestudium, lic.theol. 2011.

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Cédric Wernli, 1983, wohnt in 4123 All-schwil, Dipl. Biomed-Analytiker HF, Ba-chelor o science in pharmaceutical scien-ces, in MA-Studium Pharmanzie, arbeitetals Dipl. Biomedizinischer Analytiker HF30 %, Dozent ür Pharmakologie und Kli-nische Chemie.

Peter Wertli, 1943, wohnt in 5610 Wohlen,Uni Zürich Jusstudium, lic. iur., Gerichts-schreiber, Bezirksgerichtspräsident, Ober-richter, 1988–2001 Regierungsrat, Vorste-her des Gesundheitsdepartements, danach1993–2001 des Departements Bildung, Kul-tur und Sport Aargau.

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Inhaltsverzeichnis

20 Jahre Aargauische Maturitätsschule ür Erwachsene AME, Alex Hürzeler 3Zu dieser Festschrit, Bruno Biberstein 5

Gründung der AME 1992  7

Plädoyer ür lebenslanges Lernen, Arthur Schmid 8Von der Vision bis zur Erönung der AME, Jörg Vollenweider und Walter Weibel 12

  Aubau und Betrieb

Die ersten Schuljahre der AME, Jörg Vollenweider 18Die Entwicklung ab Februar 2003, Barbara Keller Tanner 21… aus der Perspektive des Konrektorats 1997–2004, Ruth Lüssy 24… und weiter ab 2004, René Muri 26Die AME – eine persönliche Aussen- und Innenansicht, Eva Kuhn 28Die Rolle der AME im Bildungssystem, Kathrin Hunziker 30

Eidgenössische Anerkennung der Maturitätsausweise,EDI, Ruth Dreiuss, Bundesrätin 32

Sicht der Lehrpersonen 33

Gebrochene Biograen, Claudia Bürli-Storz 34Philosophie an der AME, Brigitte Künzli 37Suche nach Fixpunkten an der AME, Adrian Lüthy 39Ein unwissenschatlicher Rückblick der Fachschat Geschichte,Annemarie Roth Berger / André Schluchter 41Als Neuer an der AME, Michel Hauswirth 44

Sicht der Absolventinnen und Absolventen 45

20 Jahre AME = 16 Jahre VESAME, Sonia Calvi 46Das Fundament ür eine augeklärte Bürgerlichkeit, Andreas Von Gunten 49Ich kann das!, Annegret Dubach-Lemberg 51

Ein Blumenstrauss zum Start, Marcelle Heller 53Der eigenen Leidenschat olgen, Christian Frey 55Kein Spaziergang! Doch Önung neuer Perspektiven, Claudia Umbricht-Stocker 57Allgemeinbildung ermöglicht neue Gedankengänge, Daniel Imho 59

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Treibholz, Oliver Märki 62Fahren – AME Sonett, Stean Jetzer 63

  Neue Horizonte, Nicole Grundmann Der Atem der AME und wie er meinen Durchhaltewillen stärkte, Martin Blättler 65Veränderte Biographie, Cédric Wernli 66Reise ins erne Heilige Land, Sonia Calvi 68Die AME – eine Achterbahn, Brigitte Mojado-Irminger 71Mein AME-Weg, Rol Süess 74

Maturaansprachen – Eine Auswahl 75

Maturae und Maturi als Erwachsene: Hochschulreie – innere Reie, Peter Wertli, 1995 76Lied von der glücklichen Geburt und rühen Kindheit der AME, Albert Hauser, 1997 80Umwege machen Karriere, Rainer Huber, 2002 85Vom Wert der Umwege und der neuen Freiheit, Rudol Künzli, 2008 89

Zeitungsberichte von damals 93

Bald schon werden sie vor Logarithmen sitzen, Bettina Talamona,Zonger Tagblatt 17. Februar 1992 94Die Studierenden sollen sich in der Klassengemeinschat wohlühlen,Zonger Tagblatt 17. Februar 1992 95Eine Rothristerin ist Rektorin der AME, Aargauer Zeitung 21. November 2003 96„AME-Absolventen arbeiten hart“, Aargauer Zeitung 25. August 2006 97Die Rektorate der AME 98

  Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 99

Inhaltsverzeichnis 103

 

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 Aargauische Maturitätsschule für Erwachsene