Filmpädagogisches Begleitmaterial für den Unterricht · selbst nur die heimliche Geliebte von...

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Deutschland 2009, 100 Minuten, FSK: Freigegeben ab 6 Jahren, FBW: besonders wertvoll Altersempfehlung: ab 14 Jahren Empfohlene Schulfächer: Deutsch, Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde, Lebenskunde, Sozialkunde, Biologie, Geografie Filmpädagogisches Begleitmaterial für den Unterricht

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Deutschland 2009, 100 Minuten,FSK: Freigegeben ab 6 Jahren, FBW: besonders wertvoll

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Empfohlene Schulfächer:

Deutsch, Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde,

Lebenskunde, Sozialkunde, Biologie, Geografie

Filmpädagogisches Begleitmaterial für den Unterricht

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Stab und Besetzung

Regie: Detlev Buck

Drehbuch: RuthToma (nach dem Roman „Wohin du auchgehst“ von Benjamin Prüfer, 2007)

Kamera: Jana Marsik

Schnitt: Dirk Grau

Originalmusik: Konstantin Gropper

Darsteller/innen:David Kross (Ben), Apinya Sakuljaroensuk (Sreykeo), StefanKonarske (Ed), Jens Harzer (Henry), Anne Müller (PraktikantinClaudia), Michael Ostrowski (Alex), Marie Jung (Regula), LucileCharlemagne (Marie), Wanda Badwal (Lilli), Julia Primus(Vanessa), Constanze Becker (Sybille), Olli Dittrich (Vater vonBen und Henry), Gilla Cremer (Mutter von Ben und Henry), OkSokha (Mutter von Sreykeo), Em Boun Nat (Vater vonSreykeo), AnatoleTaubman (Hotelmanager), Charly Hübner(Hajo Schober) u.a.

Produktion: Boje Buck Produktion

Kinoverleih: Delphi FilmverleihFilmstart: 21.01.2010

Auszeichnungen: Filmfest Locarno 2009: Variety Piazza GrandeAward (Kritikerpreis); Bayerischer Filmpreis 2010: BesteBildgestaltung (Jana Marsik)

Inhaltsverzeichnis

Inhalt..........................................3

Figuren undHauptdarsteller

1. Cultural ClashundToleranz

......................... 5

.............................. 7

2. Beziehungen und Liebe....... 9

3. Sexualität und HIV/Aids....... 10

zu 1.:Cultural Clash undToleranz..... 12

zu 2.:Beziehungen und Liebe............12

zu 3.:Sexualität und HIV/Aids........... 13

Weitere Fragen undAufgabenstellungen................. 13

Filmsprache...............................15

Produktionsblog....................... 16

Internetlinks /Literaturhinweise......................17

Problemstellung

Fragen und

Unterrichtsvorschläge

Filmbildung

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Davon träumen die Schüler jahrelang: DieSchulzeit ist endlich vorbei. Die Freunde Benund Ed wollen das Leben nun erst einmalgenießen und fahren nach Kambodscha.AlsRucksacktouristen reisen sie durch dasfremde Land und tauchen ein in eine ganzandere Kultur. Dabei erleben sie Abenteuer,lernen aber auch die Armut der Menschenkennen.

In einer Discothek in Phnom Penh begegnetBen der neunzehnjährigen Sreykeo. Siewählt an diesem Abend Ben als Begleitungaus, weil er der Einzige ist, der an der Barkeinen Alkohol, sondern Wasser bestellt.Beide verbringen den Abend und die Nachtzusammen in Bens Quartier. Was Ben erstam nächsten Morgen erfährt, als Sreykeoihn um Geld bittet: Sie arbeitet als Bargirl,um den Unterhalt für sich und ihre Familiezu verdienen.

Für den Heimweg leiht sich Sreykeo einHemd von Ben, um nicht aufgrund ihrerleichten Bekleidung auf der Straße als Bar-girl erkannt zu werden. Die Rückgabe desHemdes ist ein guter Anlass, Ben noch

einmal in seiner Unterkunft in Phnom Penhzu besuchen, denn seit dem Beginn ihrerBegegnung ist spürbar, dass Ben undSreykeo Gefühle füreinander entwickeln.

Wegen ihrer permanenten Hustenanfälleüberredet Ben Sreykeo, mit ihm zum Arzt zugehen. Dies ist vielleicht ein Schlüssel-erlebnis für Sreykeo, um sich für Ben zuentscheiden, denn Ben ist offenbar der ersteMann, der sich richtig um sie kümmert:„Niemand geht mit mir zumArzt, nur du“.

Der Arzt diagnostiziert eine Mandelentzün-dung. Beide sind glücklich, dass es nichtsSchlimmeres ist. Ben kauft aus seiner gutenLaune heraus bei einem Juwelier einenRing für Sreykeo. Was er nicht weiß: DerKauf des Rings ist für Sreykeo mehr als einGeschenk; in Kambodscha bedeutet dieseGeste fast schon das Eheversprechen.

Vor seiner Rückfahrt nach Hamburg, wo Benein Praktikum bei seinem Bruder in einemZeitungsverlag absolvieren wird, begleiteter Sreykeo noch zu ihrer Familie. Die Familiewohnt in einem heruntergekommenen

Inhalt

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Gebäude in Phnom Penh, La Buildinggenannt. Hier wird nochmals deutlich, dassSreykeo die Familie ernährt, da ihre Mutternicht arbeiten geht, sondern dem Karten-spiel verfallen ist. Auch hier wird Ben, dervermeintlich reiche Besucher aus Europa,um Geld gebeten.

Ben vereinbart vor seiner Abreise mitSreykeo, dass sie nicht mehr als Bargirlarbeitet. Er schickt ihr dafür regelmäßigGeld, um sie und ihre Familie zu un-terstützen. Die Wende in ihrem Schicksalkommt jedoch, als Sreykeo sich wegenihres Hustens ein weiteres Mal von einemArzt untersuchen lässt: Bei ihr wird das HI-Virus gefunden. Ben ist geschockt, auch,weil er sich angesteckt haben könnte; seinHIV-Test ist jedoch negativ. Er reist wiedernach Kambodscha, um Sreykeo zu helfen -ein schwieriges Unterfangen. Denn in Kam-bodscha wirksame Medikamente zubesorgen, ist nahezu unmöglich: Sie ent-halten meist nicht die richtigen Wirkstoffe.Außerdem merkt Ben, wie schwer es ist,Sreykeos Vertrauen für die westlicheMedizin zu wecken, da bei ihr der Glaube anhelfende Götter und die Aussicht auf einnächstes Leben viel stärker und wichtigersind.

Die Unterschiede zwischen Bens europä-ischer Welt und den Traditionen Kambod-schas treten noch stärker hervor, als Benzusammen mit Sreykeo zu ihrem Onkel aufsLand fährt. Denn da man Ben als zu-künftigen Ehemann ansieht, wird von ihmerwartet, dass er dort ein Haus für seinegesamte Familie baut. Mit anderen Worten:In Kambodscha bedeutet Liebe, Verantwor-tung zu übernehmen und den Partner zuversorgen, für Ben dagegen ist Liebezunächst hauptsächlich ein Gefühl.

Durch die hohen Erwartungen ist Benabgeschreckt und verunsichert. Zum erstenMal weiß er nicht mehr, was er tun soll. Erreist erneut zurück nach Hamburg, ohnedeutlich zu machen, wie es weitergehensoll: Ben denkt daran, die Beziehung zubeenden, und Sreykeo fällt in ihr altes Le-ben zurück.

In einem Gespräch mit Henry und Claudiawird Ben aber klar, dass er Sreykeogegenüber so fair sein muss, sie nicht mitfalschen Hoffnungen im Unklaren zu lassen,und die Beziehung offen beenden muss.Unterstützt durch einen weiterenAuftrag fürden Zeitungsverlag kehrt er daher nachAsien zurück und trifft Sreykeo in einemHotel in Thailand wieder. Nach einer Aus-einandersetzung wird ihm bewusst, dassseine Gefühle stärker sind als seine Befürch-tungen: Er verspricht Sreykeo, sie zu hei-raten, und bleibt in Kambodscha, um mit ihrzu leben und ihre gemeinsame Geschichteaufzuschreiben.

Statement - Der Regisseur Detlev

Buck über seinen Film:

„Seit der Filmhochschule will ich einenFilm machen, der nicht nur, wie so oft,ein bisschen Liebe beinhaltet, sondernnichts außer Liebe thematisiert. Dochkeine Liebesgeschichte hat sichangeboten. Jetzt mit dieser wahrenGeschichte von Benjamin Prüfer undSreykeo sehe ich endlich die Zeitgekommen, den Film zu machen.

Nie zuvor wurde mir so klar bewusst,dass die Bedeutung der Liebe zwischenden Menschen mit der Verantwortungwächst. Nie zuvor wurde mir so deut-lich, dass Liebe Arbeit ist.

Eine Liebe in globalen Zeiten.“

Inhalt

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Ben

David Kross

Sreykeo

Apinya Sakul-

jaroensuk

Ben, die männliche Hauptfigur, will nachdem Ende der Schulzeit zunächst Spaßhaben, ist im Grunde aber nachdenklich,hilfsbereit und romantisch. Er verliebt sichin Sreykeo, obwohl alle in seinem Umfeldihn davon zu überzeugen versuchen, wieaussichtslos eine normale Zukunft mitSreykeo ist. Zwischen Liebe und Über-forderung schwankend, entscheidet er sich,obwohl er noch recht jung ist, schließlich fürseine Gefühle und dieVerantwortung.

Ben wird gespielt von . Kross,geb. 1990, ist der deutsche EuropeanShooting Star der Berlinale 2009. DetlevBuck entdeckte Kross 2006 für seinen FilmKNALLHART. Danach spielte er die Haupt-rolle in Marco Kreuzpaintners KRABAT.Internationale Anerkennung erlangte Krossmit dem Film DER VORLESER, an der Seitevon Kate Winslet unter der Regie vonStephen Daldry. Für seine Rolle als jungerMichael Berg wurde er als „Bester JungerNachwuchsschauspieler“ von der ChicagoFilm Critics Association nominiert undgewann den Trophée-Chopard Award inCannes 2009.

Sreykeo ist die weibliche Hauptfigur. Siearbeitet als Bargirl in Phnom Penh. DieBegegnung mit Ben verändert ihr Leben, dasie zum ersten Mal einen Mann trifft, dersich um sie zu kümmern beginnt und mehrvon ihr möchte als schnellen Sex. Ihre HIV-Infektion ist für beide eine große Heraus-forderung. Auch konfrontiert sie Ben immerwieder mit den ihm fremden Sitten und Ge-bräuchen Kambodschas.

Sreykeo wird gespielt von, einer Thailänderin, die in ihrer

Heimat ein Star ist. Sie debütierte 2007 imFilm PLOY, geschrieben und inszeniert vonPen-Ek Ratanaruang. Der Film feierte Pre-miere bei der Director's Fortnight beimFilmfestival Cannes 2007. Für ihre Rollebekam Sakuljaroensuk mehrere Preise undwar als „Beste Nebendarstellerin“ für denAsian FilmAward 2007 nominiert.

Figuren und Hauptdarsteller

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Ed

Henry

Claudia

Alex

Ed ist Bens Freund; beide wohnen inHamburg zusammen in einerWohngemein-schaft und reisen gemeinsam nach Kam-bodscha. Im Gegensatz zu Ben hat Edwechselnde Freundinnen. Ihm sind Gefühlenicht so wichtig, sondern für ihn sollen Be-ziehungen stressfrei und unkompliziertsein. Er rät Ben von einer Fortsetzung derBeziehung zu Sreykeo ab und stellt einenGegenpol zu Ben dar.

Henry ist der Bruder von Ben. Er istRedakteur in dem Zeitungsverlag, in demBen sein Praktikum macht, und wesentlichpragmatischer als Ben. Henry versuchteinerseits, Ben klar zu machen, dass erwahrscheinlich nicht der einzige Mann ist,von dessen Geld Sreykeo lebt er versuchtandererseits aber auch, seinen Bruder zuunterstützen und ihm einen weiterenAufenthalt inAsien zu ermöglichen.

Claudia ist im gleichenVerlag beschäftigt, indem auch Henry arbeitet, und hat ein Ver-hältnis mit ihm. Sie versteht, warum Bensich für Sreykeo einsetzt. Gerade weil sieselbst nur die heimliche Geliebte von Henrysein kann, redet sie Ben ins Gewissen,Sreykeo über die Beziehung nicht im Un-klaren zu lassen und sich noch einmal mitihr zu treffen. Damit trägt sie letztendlichdazu bei, dass Ben zu Sreykeo zurückkehrtund bei ihr bleibt.

Alex verkörpert eine Mischung aus lebens-hungrigem Hippie und skrupellosemSextouristen, der die Verhältnisse in Asienauszunutzen versteht. Er steht als komischeFigur auch für das Klischee des europä-ischenAussteigers inAsien.

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Figuren

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1. Cultural Clash und Toleranz

In SAME SAME BUT DIFFERENT prallenWelten aufeinander. Die Übersetzung desaus Thailand stammenden, titelgebendenSprichwortes mit „ganz gleich und dochanders“ lässt diesnicht sofort deutlichwerden.

Der Filmtitel ist viel-mehr ein Under-statement und ge-nauso funktioniertauch der Film bezüglich derThematik „Cul-tural Clash“: Er verzichtet darauf, inübertrieben großer, moralisch urteilenderGeste die kulturellen Gegensätze vor Augenzu führen, sondern entwickelt stattdessendieThematik anhand skurril-komischer odertragischer Inhalte, die nachdenklich ma-chen, ohne plakativ zu sein: Der Zuschauermuss wachsam sein, ein Gespür für dieBotschaft hinter der filmischen Oberflächeentwickeln.

Wenn etwa zu Beginn ein deutscherAbiturient mit einer Panzerfaust in der Handaufgefordert wird, auf eine Kuh in derLandschaft zu zielen und abzudrücken,erinnert dies zwar an Shooter-Computer-spiele, erscheint jedoch als touristischesEvent in unseren Breiten nahezu unmöglich.Aber für einen Europäer kann ein solches„Event“ durchaus ein Grund sein, einenUrlaub in einem Land wie Kambodscha zuverbringen: Zu Hause ist alles geregelt undordentlich, in Asien dagegen kann man sichnoch ungestört „vollknallen“ und „bedröh-nen“, kurz: Spaß haben.

Was wie ein Spiel mit kulturellen Marottenbeginnt, bekommt zunehmend gewichti-gere Facetten durch die vielen Gegensätze,die erkennbar werden:

eine arme Kambodschaneringeht normalerweise nicht zum Arzt - schongar nicht, wenn sie nur Husten hat - undschluckt keine Pillen, deren Inhalt sie nichtkennt; eine HIV-Behandlung ist nicht selbst-verständlich, sondern von Zufall und Geldabhängig;

Essen ist zentral für dasFamilienleben; zum Speiseangebot könnenSpinnentiere oder Insekten gehören wie inEuropa Fisch oder Fleisch; Sreykeo kom-mentiert ihren Biss in einen Cheeseburgermit„Hab ich noch nie gegessen“;

Alleinsein gibt es nicht;ein Kind wird als Spielzeug für die Muttergekauft, also von seiner eigentlichen Fami-lie lieber verkauft als weiter ernährt;

ein Europäer istimmer reicher als ein Einheimischer, dahermuss er bei jeder Gelegenheit - also nichtnur für Sex - bereit sein zu zahlen und zwarmehr als normalerweise ein Einheimischer;

- beim Gang zum Arzt oder im Umgang mitKrankheiten:

- beim Essen:

- im Familienleben:

- beim Umgang mit Geld:

Problemstellung

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- in der Sprache:

- im Beziehungsleben:

- Religion (Buddhismus):

Englisch wird manchmalverstanden, aber nicht immer; niemalssollte man jedoch wegen Sprachproblemendie Geduld verlieren;

Liebe kann es geben,aber Gefühle behindern auch das Geschäft:für Bargirls ist Geld wichtiger zum Über-leben; Henry sagt über Sreykeo: „Sie kannsich Liebe doch gar nicht leisten“;

Mystik und diepersönliche Verbundenheit mit den vielenkleinen Gottheiten des Alltags sind wich-tiger als der Glaube an den einen Gott;Sreykeo glaubt, dass Ben beim Ausflug aufdas Land erkrankt sei, weil er denStellvertreter des Großen oder Mächtigen

Geistes („Neak Tae“) am Ort nicht begrüßthat.

Der Film will dazu anregen, die Vielzahl derBesonderheiten wahrzunehmen, und ins-zeniert sie teils mit komischem, teils mittragischem Unterton; aber auf keinen Fallruft er dazu auf, die Gegebenheiten und dieMenschen pauschal zu verurteilen.Vielmehrschafft er es, durch den Mix der jungeneuropäischen und insbesondere dermännlichen Figuren - gerade Ben, Ed, Henryund Alex erscheinen „same same but dif-ferent“- die Frage nach kulturell bedingtenLebenshaltungen nicht einseitig in RichtungAsien bzw. Kambodscha, sondern auch inRichtung westliche Welt bzw. Europa zustellen.

Problemstellung

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2. Beziehungen und Liebe

Der Film vermittelt durch die unter-schiedlichen Figurenpaare verschiedeneSichtweisen auf den Themenkomplex „Be-ziehungen und Liebe“:

- Ben und Sreykeo finden auf einemhindernisreichenWeg zueinander;- Henry und Claudia sind nur heimlich einPaar, weil Henry verheiratet ist;- Ed wechselt die Freundin, sobald dieBeziehung irgendwie problematisch wird.

Bedeutsam ist auch die Erzählung von Benund Henrys Vater, wie sich die Eltern ken-nengelernt haben: Zwar ebenfalls an einerBar, aber mit zwei Gläsern Sekt in der Hand.Seitdem sind sie zusammengeblieben undhaben offenbar ein b und struk-turiertes Leben geführt - ganz anders alsoals ihre beiden Söhne.

Während bei Sreykeo deutlich wird, dass sienur innerhalb relativ eng gesteckterGrenzen agieren kann, die insbesonderedurch äußere (familiäre, kulturelle, wirt-

schaftliche) Umstände bestimmt werden,ist Ben die Figur mit dem größeren Hand-lungs- und Verwandlungsspielraum. Erkann sich zwischen Ländern - oder Welten? -bewegen, scheint Lebensmodelle auspro-bieren zu können, wird durch Ed, Henry undauch den Hippie Alex mit verschiedenenBeziehungsformen konfrontiert. Aber kannBen sich wirklich frei entscheiden?Während die anderen männlichen Figurenabgeklärt oder schlicht gedankenlos wir-ken, reifen bei ihm Verantwortungsgefühlund Courage.

Besonderer Mut gehört für Ben dazu, sichder Situation zu stellen und weiter zuSreykeo zu halten, als er von ihrer HIV-Infektion erfährt. Die Verunsicherung übereine „normale“ Zukunft und die Angst, sichzu infizieren, lassen sich nur durchentsprechende Aufklärung über HIV undAids überwinden.

ürgerliches

Dies alles verdeutlicht, wie schwer es ist, dieFragen „Was ist eine Beziehung“ oder „Wasist Liebe“ eindeutig zu beantworten. DerCharakter der Menschen ist ebenso aus-schlaggebend wie das Eingebunden-Sein ineinen bestimmten Kulturkreis.

Ben scheint nicht der Prototyp der „prag-matischen Generation“ zu sein, wie es dieShell-Studie 2006 formuliert. Dort wird aberfür seine Generation auch eine wachsendeBedeutung von „Freundschaft“ und „Fami-lie“ festgestellt.

Problemstellung

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3. Sexualität und HIV/Aids

Mit dem Zusammenbrechen des Ostblocksgegen Ende der Achtziger Jahre wurdeKambodscha zugänglich für fremde Ein-flüsse. Damit einher ging ein Anwachsendes Sextourismus insbesondere überThailand und das Aids erregende HI-Viruskonnte sich rasch verbreiten. BenjaminPrüfer, dessen Geschichte in SAME SAMEBUT DIFFERENT verfilmt wurde, schreibt imzugehörigen Presseheft u.a.:

Weltweit leben zurzeit laut Bundeszentralefür gesundheitliche Aufklärung (BZgA,2009) rund 33 Millionen Menschen mit demHI-Virus - fast so viele Menschen wie bei-spielsweise Kanada Einwohner hat -,darunter 2,5 Millionen Kinder (was etwa derEinwohnerzahl des Bundeslandes Branden-burg entspricht). In Deutschland leben ca.65.000 Menschen mit dem HI-Virus.

Die Aufklärungskampagnen scheinendurchaus Erfolg zu haben, wie BenjaminPrüfer für Kambodscha feststellt:

Jedoch könne das Sinken der Prozentzahlauch darauf zurückzuführen sein, dass vieleMenschen anAids gestorben sind.

Anders als in der westlichen Welt ist dieVersorgung mit Medikamenten in vielenLändern Asiens - und nicht nur in Kam-bodscha - wesentlich schwieriger. Dies wirdim Film an einigen Stellen sehr deutlich.Prüfer hierzu:

„Von der Grenze aus breitete sich dasVirus schnell aus. Der Anteil HIV-Infi-zierter in der Bevölkerung stieg auf1,2 Prozent im Jahr 1995 undschließlich auf 2 Prozent im Jahr1998. Zu diesem Zeitpunkt warenetwa 40 Prozent der Prostituierten,die in Bordellen arbeiteten (imGegensatz zu ‚Bargirls', die aufeigene Rechnung in Bars, Karaoke-Lokalen und Biergärten arbeiten), mitHIV infiziert.“

„Der Anteil der HIV-Infizierten fiel:Von seinem Höhepunkt im Jahr 1998- 2 Prozent der Bevölkerung - auf 0,9Prozent im Jahr 2006, das Jahr indem zum bisher letzten Mal eineumfassende Studie durchgeführtwurde. Heute wird er auf 0,7 Prozentgeschätzt.“

Um ein Ausbreiten der Krankheit zuverhindern, setzt UNAIDS, die Aids-Organi-sation der Vereinten Nationen, insbe-sondere auf Präventionsprogramme.

In Deutschland lautet die Aufklärungs-kampagne seit 1987 „Gib Aids keineChance“ und ruft zur Verwendung vonKondomen auf. Bekannt ist auch die roteSchleife von der jährlichen Ausrichtung desWelt-Aids-Tages.

Problemstellung

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„Detlev Bucks Verfilmung unsererGeschichte bietet ein realistischesBild der Situation HIV-Infizierter inKambodscha im Jahre 2003.“ „Sreykeo und ich leben heute mit

unseren beiden Kindern in PhnomPenh. Ihre Therapie verläuft sehrerfolgreich. Ich werde oft gefragt, wielange ihr Leben dauern wird. DerFilm findet auf die Frage eineeinfacheAntwort: 25 Jahre.Tatsächlich hat niemand einebefriedigende Antwort - schließlichgibt es die Therapie erst seit etwasmehr als zehn Jahren. Für unsallerdings ist diese Frage relativbedeutungslos. Schließlich leben wirheute.“

Die Hilfsorganisationen, die sich um dieVersorgung der Kranken kümmern, habendie Wahl zwischen einem Medikament, daslangfristig schwere Nebenwirkungen her-vorruft, und einem anderen Pr parat, dasinsgesamt weniger Nebenwirkungen hat,aber eine intensive Begleitung der Pa-tienten nötig macht. Diese ist in Ländern wieKambodscha in der Regel jedoch nichtmöglich. Wie im richtigen Leben versuchtauch im Film Sreykeo die bessere Be-handlung zu ermöglichen.

Zum Abschluss noch einmal BenjaminPrüfer:

ä

Ben

Problemstellung

Benjamin Prüfer im Gespräch mit Detlev Buck

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Der Film ermöglicht sowohl eine Reihevon speziellen als auch allgemein gefass-ten Fragestellungen, die sich einerseitsauf das Geschehen im Film beziehen,andererseits aber immer auch diePerspektive der Zuschauer mit einbezie-hen und im Abgleich von eigenenAnsichten und im Film dargestelltenHandlungsmodellen viel Stoff für Diskus-sionen bieten.Einige Fragestellungen können schon vordem Kinobesuch diskutiert werden, umauf den Film vorzubereiten; andere eig-nen sich insbesondere für eine Nachbe-sprechung im Klassenverband oder alsausführliche Rechercheaufträge für ein-zelne Schüler oder Schülergruppen.

- Der größte Teil des Films spielt inKambodscha. Was wisst ihr über das Landund seine Kultur? Was habt ihr über dasLand und seine Kultur im Film erfahren?(ggf. ergänzende Recherchen z.B. zu: geo-grafische Lage, Größe, Landschaft, Klima,Einwohnerzahl, Staatsform, Sprache, Reli-gion, Kunst und Kultur, Geschichte)

-Wie leben die Menschen und insbesonderedie Kinder und Jugendlichen in Kam-bodscha? Was habt ihr darüber im Filmerfahren? (ggf. ergänzende Recherchen z.B.Zu: Schulbildung, medizinischer Versor-gung, Familienleben,Wohnsituation, Essen,Um-gang mit Geld,Armut und Reichtum)

- Gibt es Schüler aus verschiedenen Kul-turen oder Ländern in euer Klasse? Waslernt ihr voneinander?

- Wie stark sind die Unterschiede zwischeneurem Leben und dem Leben in Kam-bodscha?

- Was meint ihr: Sollten kulturelle Eigen-heiten überwunden oder bewahrt werden?

- Was beutet „Globalisierung“ und welcheRolle spielt sie in diesem Zusammenhang?

- Was ist Freundschaft, was ist eineBeziehung, was ist Liebe? Was unterschei-det sie voneinander?

- Was meint Detlev Buck, wenn er in seinemStatement zum Film formuliert, dass Liebe„Arbeit“ ist?

- Ist Liebe also mehr als nur ein schönesGefühl, wie Ben es zunächst empfindet?

- Was meint ihr: Ist Liebe auch bei uns erstmöglich, wenn bestimmte äußere Beding-ungen wie finanzielle Absicherung und einHaus für die Familie gesichert sind, was fürSreykeo in Kambodscha wesentlich ist?

- Wie entwickelt sich Ben? Wie bewertet ihrseinVerhalten?

- Was unterscheidet Ben von den anderenmännlichen Figuren im Film? Wie bewertetihr das Verhalten der anderen männlichenFiguren?

- Kann Ben sich frei entscheiden, mit Srey-keo zusammenzubleiben? Und was heißteigentlich„freie Entscheidung“?

- Was bedeutet Ben in Sreykeos Leben?

- Stehen Ben und Sreykeo stellvertretendfür jeweils eine andere Kultur?

- Ist die Liebe zwischen Ben und Sreykeo„sa-me same but different“ - eine Liebe wie jedeandere und doch ganz anders?

Zu Problemstellung 1.:

Cultural Clash und Toleranz

Zu Problemstellung 2.:

Beziehungen und Liebe

Fragen und Unterrichtsvorschläge

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Zu Problemstellung 3.:

Sexualität und HIV /Aids

Weitere Fragen und

Aufgabenstellungen:

- Habt ihr schon mal mit anderen über HIV /Aids gesprochen? Warum/warum nicht? IstHIV /Aids also einTabuthema oder nicht?

- Was wisst ihr über HIV / Aids? (Ursachen, Ver-

breitung, Zusammenhängen, Unterschied)

-Was bedeutet„Safer Sex“?

- Welche Möglichkeiten von Aufklärung undSchutz gibt es? (ggf. recherchieren)

- In welchen Ländern kommt HIV / Aids be-sonders häufig vor? Welche Ursachen gibtes dafür?

- Was sind die Ursachen dafür, dass sichSreykeo mit HIV infiziert hat?

- Wer ist verantwortlich für die Existenz derBordelle in Kambodscha oder Thailand?

Im Film gibt es ein Art Fragespiel zwischenden beiden Hauptfiguren. Sreykeo stelltBen die unten aufgeführten Fragen. SeineAntworten geben ihr gleichnishaft Hinweiseauf sein Leben, seinen Charakter. Für Ben,der diesen Zusammenhang zunächst nichtversteht, ist es mehr ein Spiel, Sreykeoscheint das Ergebnis ernster zu nehmen.

Es bietet sich an, das „Höhlen-Fragespiel“vor dem Film paarweise im Klassenverbanddurchzuspielen und die Antworten zu notie-ren. Dies führt nicht nur zu einem Wieder-erkennungseffekt im Film, sondern auchdazu, sich intensiver mit den beiden Figurenidentifizieren zu können.

Die Auflösung des Spiels kann bis zurSichtung des Films aufgeschoben werden.Nach dem Film können die Ergebnisse nocheinmal im Klassenverband verglichen undbesprochen werden. Hier bietet sich dannauch eine Recherche nach der symbolischenBedeutung des jeweiligen Tiers - im Film:der Elefant - an.

SA M E SA M E B U TDIFFERENT ist dieVerfilmung des auto-biografischen Romans„Wohin Du auch gehst“von Benjamin Prüferaus dem Jahr 2007. DasBuch könnte vor demFilmbesuch gelesenund die Umsetzung imFilm nach der Sichtungdiskutiert werden (Vor-

und Nachteile des jeweiligen Mediums; wasfinden die Schüler besser?).

ggf. ergän-zende Recherchen z.B. zu:

HIV /Aids

Das Höhlen-Fragespiel

Literaturverfilmung

Das „Höhlen-Fragespiel“

zwischen den Hauptfiguren Ben

und Sreykeo:

Auflösung:

a) Stell dir vor, du kommst zu einer gro-ßen Höhle, und die Höhle ist sehr dun-kel. Wie viele Kerzen nimmst du mit,wenn du in die Höhle gehst?b) In der Höhle stolperst du über et-was. Schaust du nach, was es war, odergehst du weiter in die Höhle?c) Dann kommst du aus der Höhle undbist in einem Wald. WelchesTier siehstdu?

Zu a): Die Zahl der Kerzen, die man mit-nimmt, steht für die Zahl der Liebhaberim Leben.Zu b): Wer stolpert und nicht zurück-schaut, geht weiter in seinem Lebenund denkt nicht an dieVergangenheit.Zu c): DasTier, das man sieht, steht füreinen selbst.

Fragen und Unterrichtsvorschläge

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Filmkritik

Jeder hat sicherlich schon einmal eineFilmkritik gelesen. Nun geht es darum,selbst einmal eine Filmkritik zu schreiben.Zunächst können im KlassenverbandKritiken zu Filmen, die den Schülern gefal-len haben, gesammelt und auf ihre wesent-lichen Bestandteile hin analysiert werden(z.B. Filminhalt, Figuren, Filmsprache,Akteure, Einordnung in die Filmgeschichte).

Alternativ: Jeder überlegt zunächst für sich,was eine Kritik enthalten sollte:- Was möchtet ihr selbst in einer Filmkritikerfahren, was findet ihr überflüssig?-Wie viel Meinung des Autors gehört in eineFilmkritik?

Schließlich schreibt jeder seine eigene Kritikzum Film:- Kurzzusammenfassung des Inhalts- eigene Meinung über den Film entlang derverschiedenen Themen- Vergleich der eigenen Kritik mit anderenaus der Klasse und den unten angeführtenAusschnitten oder anderen Beispielen.

„Die großen Gefühle werden in seinemFilm furios unterspielt. Einmal stehtBen in einem deutschen Großraum-büro herum, auf dem Bildschirm seinesComputers taucht das Gesicht derFreundin aus Phnom Penh auf, dasMädchen erzählt, es habe sich auf HIVtesten lassen und sei positiv. Und nunschweigen beide, die Kamera verharrtauf dem Gesicht des Jungen, in seinenAugen spiegelt sich die Angst, selberinfiziert zu sein, und die Sorge umSreykeo. Schon im nächsten Bild aberist Ben wieder nach Kambodschagereist, aus ein paar knappen Sätzenerfahren wir, dass er Glück gehabt undkeinAidsvirus im Blut hat.Wo andere Regisseure aus Bens Testund seiner Todespanik tausendpathetische Worte gemacht hätten,genügen Buck ein paarAugenblicke.“

(Quelle:

„Das Verhältnis zu Ben folgt nicht derÖkonomie der käuflichen Liebe. Aberum Geld geht es dennoch, sogar vor-nehmlich. Und dieser Teil der wahrenGeschichte, die der Regisseur DetlevBuck hier verfilmt hat, ist interessanterals Bens Auseinandersetzung mitSreykeos HIV-Infektion. Dass in diesemFilm immer wieder das Portemonnaiegezückt wird, Geldscheine den Besitzerwechseln, hat mit der grundsätzlichenKluft zu tun, die die Touristen von denEinheimischen trennt. Die Liebe ändertwenig daran, dass Leute aus demWesten in Entwicklungsländern alsEinnahmequelle gelten.“

(Quelle:

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,672726,00.html)

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0121/feuilleton/0040/index.html)Filmbildung

Fragen und Unterrichtsvorschläge

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Zur Filmsprache

Bedeutung des Filmanfangs

Aufgaben:

Wie der Anfang eines Buches ist auch derAnfang eines Films, Exposition genannt, oftsehr entscheidend: Die Hauptfigurenwerden erkennbar und der Rahmen für denzentralen Konflikt wird abgesteckt. Die Zu-schauer erfahren etwas über die Art derGeschichte und sollen in den Bann des Ge-schehens gezogen werden, so dass sie denFilm ganz sehen wollen.

Oft gibt es auch durch die Vorab-Bericht-erstattung in Rundfunk und Printmedien,durch das Wissen um das Filmgenre oderum Schauspieler und Regisseur schon einebestimmte Erwartungshaltung beimZuschauer. Mit dieser Erwartungshaltungkann gespielt werden, indem beispiels-weise in der Chronologie des Filmsgesprungen wird oder Figuren in einemanderen Entwicklungsstadium gezeigtwerden, als zu Beginn des Films zu erwartenwar.

Die Besonderheit des Filmanfangs vonSAME SAME BUT DIFFERENT ist dieaufgebrochene Chronologie der Erzähl-struktur. Das Gespräch zwischen Ben undseiner Freundin Sreykeo via Skype, in demSreykeo Ben mitteilt, dass sie HIV-positiv ist,liegt im Verlauf der Geschichte eigentlichspäter und wird an den Filmanfang vor-gezogen. Grund dafür war die Überlegung,dass den Zuschauern die Grunddispositiondes Films - Sreykeo hat das HI-Virus - durchdie Vorab-Berichterstattung bekannt sein

dürfte, so dass es eines anderen Span-nungsaufbaus bedarf. Die plötzliche Kon-frontation mit dem eigentlich später anzu-siedelnden Höhe- und Wendepunkt desFilms schon zu seinem Beginn ist eineÜberraschung für die Zuschauer, die damiterstens emotional in einen vergleichbarenZustand geraten wie der erschütterte undsprachlose Ben. Zweitens stehen Kino-besucher und Ben nun gemeinsam vor derentscheidenden Frage, die eine dramatur-gische Klammer um den weiteren Film-verlauf bildet: „Was soll Ben / was soll ichnun tun?“

Die folgenden Aufgaben bzw. Fragestel-lungen sollen in diesem Kontext für dieWichtigkeit des Filmanfangs und verschie-dene inszenatorische bzw. dramaturgischeMittel sensibilisieren.

- Achtet besonders auf die ersten fünfMinuten des Films!

- Merkt euch möglichst viele Inhalte, um diees geht, und die Reihenfolge, in der siegezeigt werden.

-Welche filmischen / inszenatorischen Mittelkönnt ihr erkennen?

- Wie hat der Filmanfang auf euch gewirktund was habt ihr danach von dem Film er-wartet?

-Tragt die inhaltlichen und inszenatorischenElemente, die ihr euch vom Filmanfangmerken konntet, in der Gruppe zusammen.Versucht, ihnen eine Funktion bzw. Be-deutung zuzuordnen:Was drücken sie aus?

- Gibt es Hinweise auf einen traurigen oderlustigenVerlauf?

- Gibt es Hinweise auf ein bestimmtes Film-genre? (Gibt es Hinweise auf einen Liebes-film, auf einenAbenteuerfilm, ... ?)

Während des Films:

Nach dem Film:

Filmbildung

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Page 16: Filmpädagogisches Begleitmaterial für den Unterricht · selbst nur die heimliche Geliebte von Henry sein kann, redet sie Ben ins Gewissen, Sreykeo über die Beziehung nicht im Un-klaren

Inszenatorische bzw. dramatur-

gische Mittel und mögliche

Bedeutung (Beispiele):

Produktionsblog

Development:

Postproduktion:

Aufgaben:

! Schnelle Kamerabewegung:Action

Geräusche: lenkenAufmerksamkeit

Ein Blog ist ein Tagebuch im Internet. FürSAME SAME BUT DIFFERENT wurde einBlog gepflegt, der teils informativ, teils un-terhaltend über die Produktion berichtet.Hier stellen sich verschiedene an derFilmproduktion beteiligte Bereiche in Wortund Bild vor, so dass viele Teilschritte derFilmherstellung nachvollzogen werden kön-nen. Da Mitarbeiter aus unterschiedlichenLändern bei der Produktion beteiligt warenund die Filmproduktion international mit-verfolgt werden soll, wurde der Blog haupt-sächlich in englischer Sprache geführt.

Schwerpunkte des Blogs sind die BereicheDevelopment (Stoffentwicklung) und Post-produktion (Nachbearbeitung):

Idee (aufgrund eines STERN-Artikels) +Treffen mit demAutor der Literaturvorlage +Lizenzierung + Drehbuchautor finden +Recherchereisen für Networking vor Ort,Location-Suche etc. (hierzu: Tagebuch desRegisseurs) + Casting

Schnitt + ADR (Automated Dialog Replace-ment) + Farbkorrektur + Tonmischung +Artwork (Titeldesign und Plakat) + VisuelleEffekte + Musik + Synchronisation

Allgemeine Informationen zur Filmpro-duktion gibt es beim Wissensportal derDeutschen Filmakademie im Internet unter

. Hier werden derHerstellungsprozess und die einzelnenBerufsbilder, die an der Produktion einesKinofilmes beteiligt sind, detailliert vor-gestellt.

- Recherchiere die ersten Stufen im Herstel-lungsprozess eines Films (Development)am Beispiel von SAME SAME BUTDIFFERENT.

- Recherchiere die Stufen der Postpro-duktion.

- Was meint ihr: Was unterscheidet dieProduktion eines Films in Deutschland voneinem Dreh im Ausland? Welche Herausfor-derungen werden im Blog beschrieben?

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Zeitlupe: Spannung, Gefahr

stehendes Bild: Erschütterung, Tiefevon Gefühlen wird erkennbar

Montage: Vorgriff, Be- und Entschleu-nigung der erzählten Ereignisse

Musik: schafft oder verstärkt Stim-mung, Gefühle

Voice-Over: erzählerische Klammer,summarische Erklärung von Ereignis-sen, die man im Film nicht sehen kann

Filmproduktion

http://samesame-themovie.com/blog

www.vierundzwanzig.de

Filmbildung

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Der Produktionsblog:

Wissensportal zum Filmemachen:

Filmkritiken von 10- bis 15-Jährigen im Internet:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu Aids / HIV:

Ein Angebot der BZgA zur Sexualerziehung in der Schule:

Ein Angebot der BZgA für Jüngere:

Informationen zu weiteren Filmen, die sich mit HIV / Aids befassen:

Übersicht:

Zwei Beispiele:„Fickende Fische“, Deutschland, 2001

„... und das Leben geht weiter“, USA, 1993

Hier findet sich auch eine Reihe von Unterrichtsvorschlägen zumThema „HIV / Aids“.

Benjamin Prüfer: Wohin du auch gehst. Roman, Scherz Verlag 2007.

Alain Bergala: Kino als Kunst. Filmvermittlung an der Schule und anderswo. Schüren-Verlag /bpb 2006.

Bettina Henzler, Winfried Pauleit (Hrsg.): Filme sehen, Kino verstehen. Methoden derFilmvermittlung. Schüren Verlag 2009.

James Monaco: Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Filmsund der Medien. Rowohlt 2000.

„Schule im Kino“ - Praxisleitfaden für Lehrkräfte. pdf-Download oder Bestellung über, siehe unter Publikationen.

Autor dieser Unterrichtsmaterialien: Dr. Olaf Selg [Kontakt: [email protected] / www.akjm.de]

http://samesame-themovie.com/blog

www.vierundzwanzig.de

www.spinxx.de

www.kinofenster.de/filmeundthemen/archivmonatsausgaben/kf0208/aids_im_film

www.gib-aids-keine-chance.de/aktionen/jugendfilmtage/filme/film.php?mid=17

www.visionkino.de

www.bzga.de/infomaterialien/aidsaufklaerung

http://schule.loveline.de

www.loveline.de

www.kinofenster.de/filmeundthemen/archivmonatsausgaben/kf0208/fickende_fische_film

Internetlinks / Literaturhinweise

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