Finanzindustrie: Das Dilemma zwischen Kontrolle und Vertrauen · n = 128 Mitarbeiter einer großen,...

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Finanzindustrie: Das Dilemma zwischen Kontrolle und Vertrauen Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer Prof. Dr. Dominik H. Enste Universität zu Köln IW Akademie / IW Köln VI. Wissenschaftliche Tagung IW Köln und MPIfG , 10. November 2015

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Finanzindustrie: Das Dilemma zwischen Kontrolle

und Vertrauen

Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer Prof. Dr. Dominik H. Enste

Universität zu Köln IW Akademie / IW Köln

VI. Wissenschaftliche Tagung IW Köln und MPIfG , 10. November 2015

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Agenda

Kontrolle und Vertrauen aus ökonomischer Perspektive

Kritik aus psychologischer Perspektive

Herausforderungen auf drei Ebenen

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Kontrolle und Vertrauen aus

ökonomischer Perspektive

Lenin: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“

Prinzipal-Agententheorie

Agenten maximieren ihren eigenen Nutzen

Sie berücksichtigen die Interessen des Prinzipals nur, wenn dies in

ihrem eigenen Interesse ist

Wer ist der Prinzipal in der Finanzindustrie?

• Die Shareholder?

• Das Top-Management?

• Die Kunden?

• Der Staat?

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Harte und weiche Fassung der

Prinzipal-Agententheorie

Harte Fassung

Alle Agenten sind eigennützig. Immer.

Weiche Fassung

Einige Agenten sind eigennützig. Für diese ist Kontrolle

notwendig.

Andere Agenten sind ehrlich. Für diese ist Kontrolle

neutral.

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Kooperation aus Sicht der

Prinzipal-Agententheorie

Kontrolle

Drohen mit Sanktionen

Alignement von Interessen beider Parteien

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Agenda

Kontrolle und Vertrauen aus ökonomischer Perspektive

Kritik aus psychologischer Perspektive

Herausforderungen auf drei Ebenen

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Kritik aus

psychologischer Perspektive

Misstrauen erhöht die Transaktionskosten

Misstrauen als relationales Signal

Misstrauen zerstört intrinsische Motivation

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Das Vertrauensspiel

Person A erhält 50€ vom Versuchsleiter. Für die Verwendung dieses

Geldbetrages hat Person A zwei Alternativen

Sie kann die 50€ für sich behalten. In diesem Fall erhält Person B nichts

Sie kann die 50€ an Person B geben. In diesem Fall erhält Person B vom

Versuchsleiter insgesamt 200€.

Falls Person B 200€ erhält, hat diese Person ihrerseits zwei Alternativen

Sie kann die 200€ zu gleichen Teilen zwischen sich und Person A aufteilen.

Sie kann die gesamten 200€ für sich selbst behalten

Was tun Sie in der Position von Person A?

Was tun Sie in der Position von Person B?

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Eingeschätzte und tatsächliche Vertrauenswürdigkeit

91.5 %60.4 %

Study 2: N = 110

(students of the University of

Groningen)

77.8 %45.6 %

Study 1: N = 167

(undergraduates Cornell University)

Actual

valueEstimated

value

Percentage of trustworthy

Persons B

81.6 %50.4 %

Study 3: N = 34

(international students from Europe)

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Framing-Effekt: Banking Industry

Versuchsgruppe:

Erinnerung an Tätigkeit in einer Großbank

Kontrollgruppe:

Ohne besondere Stimulation

Business culture and dishonesty in the banking industry – A.Cohn, E. Fehr & A. Maréchal, 2014n = 128 Mitarbeiter einer großen, internationalen Bank, durchschnittliche Arbeitszeit in der Bankindustrie: 11,5 Jahre

10 Münzwürfe

Maximaler Geldgewinn pro Wurf 20$ (200$ insgesamt)

Wettbewerb: Auszahlung des Geldes hängt von der Anzahl

der richtigen Voraussagen im Vergleich zu einer Gruppe

einer Vorstudie ab

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Der Einfluss der Bankkultur

51,60%

58,20%

40,00%

45,00%

50,00%

55,00%

60,00%

Kontrollgruppe "Bänker"

Angegebene Zahl richtig getippter Münzwürfe

Banker

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Wie lösen Obstbauern das Problem von Vertrauen und

Kontrolle?

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Agenda

Kontrolle und Vertrauen aus ökonomischer Perspektive

Kritik aus psychologischer Perspektive

Herausforderungen auf drei Ebenen

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Vertrauen steigert Lebenszufriedenheit

Ordnungsethik

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Vertrauen verringert Transaktionskosten

Ordnungsethik

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Vertrauen steigert Wohlstand

Ordnungsethik

Quellen: Eigenen Berechnungen für 22 OECD-Staaten für die Jahre 2000-2010; BIP pro Kopf in US Dollar (Internationaler Währungsfonds 2010); Vertrauen (Index: 0 (kein Vertrauen) – 100 (höchstes Vertrauen) (IW Vertrauensbarometer 2013)

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Individualethik

Der mündige Kunde?Frage 1: Angenommen, Sie haben 100 Dollar auf dem Konto, bei einem

Zinssatz von 2 Prozent. Wie hoch glauben Sie, ist Ihr Kontostand nach fünf

Jahren, wenn Sie das Geld nicht anrühren?

A) mehr als 102 Dollar

B) genau 102 Dollar

C) weniger als 102 Dollar

Frage 2: Stellen Sie sich vor, der Zins auf Ihr Konto beträgt 1 Prozent und die

Inflationsrate liegt bei 2 Prozent. Können Sie mit dem Geld nach einem Jahr

A) mehr kaufen

B) genauso viel kaufen

C) weniger kaufen

Frage 3: Ist die folgende Aussage richtig oder falsch? "Der Kauf einer

einzelnen Aktie ist in der Regel weniger riskant als der Kauf eines

Aktienfondsanteils."

A) Richtig B) Falsch C) weiß nicht / keine Antwort

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Individualethik

Der mündige Kunde?

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