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Johan von Kirschner Gralssuche und Selbstfindung Firavarti Verlag

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Johan von Kirschner

Gralssuche und Selbstfindung

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ISBN-13: 978-1976201219 ISBN-10: 1976201217

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Inhalt

Einführung...........................................................7Die Ursprünge des Gralsmythos........................................9Der Gral: Kelch oder Stein?..............................................14

Die Ahnen des Gralsgeschlechts........................23Im Kreise der Gralshüter.....................................29

Der erste Gralskönig..........................................................30

Parzival: Versager oder Held?.............................35Ruf zum Abenteuer............................................................42Die Stimme aus dem Innern.............................................45Der Name: ein Lebensmotto?..........................................47

Geheimnisvoller Roter Ritter..............................53Lebensbaum und Todesbaum..........................................57

Himmelspol und Weltenberg.............................65Vom sagenhaften König der Fischer...............................68Das Licht des Grals............................................................71

Im Labyrinth der Emotionen..............................79Am Hof von König Artus.................................................84

Tiefpunkt und Einweihung................................89Das Kronjuwel Luzifers.....................................................90Die Initiation.......................................................................98Feuchte, finstre Grotten..................................................106

Heilende Worte.................................................109Auf dem Weg zum Selbst...................................117

Die Kraft der Vision........................................................118

Appendix: Stammbaum des Grals.....................123Literatur.............................................................125

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Einführung

Die Troubadoure und Meistersinger desabendländischen Mittelalters waren begnadeteSänger. Sie vermochten das Wissen vielerBücher auswendig vorzutragen. Diese hoheKunst entstand im südfranzösischen Okzitani-en und enthielt Einflüsse von den Mauren, denKelten, wie auch neuplatonisches Gedanken-gut. Vermutlich verfügten viele Troubadoureauch in hohem Maße über esoterisches undokkultes Wissen, mit dem sie als Barden, ihredazu nötigen, außergewöhnlichen Fähigkeitenentwickelten. Denn nicht nur erzählten sieMähren der Vergangenheit: sie vermochten insBewusstsein zu heben, was als schlummerndesGeistesgut in den Tiefen der Menschenseelenruhte.

Im 12. Jahrhundert tauchte in den Dichtun-gen dieser Barden dann eine Erzählung auf, diedamals zum zentralen Mythos des Abendlan-des werden sollte: Die Suche nach dem Heili-gen Gral. Vor allem Chrétien de Troyes,Robert de Boron und Wolfram von Eschen-bach haben wir zu verdanken, was heutebekannt ist über die geheimnisvolle Legendevom Gral. In ihren Minnedichtungen ging esum das, was man die »Große Queste« nennt:

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die Suche nach einem Objekt sakraler Voll-kommenheit.

Das lateinische Wort questio bedeutet»Klage«. Einer beklagt etwas verloren zuhaben, von dem er vielleicht glaubte, er hättees einst besessen. Questio bildet auch dieWurzel des alt-französischen queste, demersuchenden Begehren – einer Suche nachetwas, dessen Fehlen man beklagt. Daher dasalt-französische question, das Erwarten oderVernehmen der Antwort auf eine Frage dieman ja stellt, um fehlendes Wissen zu erhalten:man fragt nach dem Weg, auf der Suche nachdem Ziel.

So meint das mittelalterliche Wort Questesowohl ein Suchen, als auch ein Fragen: einNachforschen, eine Suchmission nach etwasvermeintlich Unbekanntem. Im Gralsmysteriumist die Queste ein Suchen nach Antworten, aufdie Frage nach dem innersten, essentiellenWesen der Welt und des Selbst. Etwas bleibtoffen bis zum Schluss, bis die Suche abgeschlos-sen ist und man »das Fehlende« gefunden hat.Ein verlorener Teil wurde gefunden, was demSelbst fehlte, wurde ihm gegeben.

Bezogen auf unser Leben, steht der Gral fürdie Suche nach Sinn. Darum: wenn wir uns

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bewusst sind, wonach im Leben wir suchen,haben wir viel größere Chancen, auch das zufinden, wonach wir suchen. So könnte mansagen, dass das Wesen dieser Suche darinbesteht, einen Weg zum Kern unseres Wesenszu finden – einem Ort wo sich unsere Seelezuhause fühlt.

Die Ursprünge des Gralsmythos

Solch kuriose Geheimnisse, kamen im Mittel-alter nur durch die Meistersinger unters Volk.Es konnte damals eben kaum einer lesen. Fürden deutschen Edelmann, der die große Grals-geschichte Parzival verfasste, war das anschei-nend nicht anders: Wolfram von Eschenbachwar laut eigenem Bekenntnis, der schriftlichenSprache gar nicht mächtig:

Unkundig ist mir ganz das Lesen,Was in den Büchern steht geschrieben,Des bin ich künstelos geblieben.

So musste er als freier Dichter auswendiglernen. Was Wolfram über den Gral wusste,hatte ihm also jemand erzählt. Und da wird als

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Quelle angegeben Kyot de Provence († 1208),ein okzitanischer Troubadour, der wohl auchin Verbindung stand, mit der geheimnisvollenGlaubensgemeinschaft der Katharer.

Wahrscheinlich traf Wolfram auf Kyot zumersten Mal auf der Wartburg – vielleicht aberauch 1184 in Mainz, auf dem Pfingstfest desFriedrich Barbarossa. Gut möglich, dass Kyotden Wolfram später auf der Wildenburg imOdenwald besuchte, von der es heißt, Wolf-rams Parzival wäre dort entstanden.

Kyot der werte Sänger hieß,Den seine Kunst nicht rasten ließ,Er musste singen und sagen so,Dass des die Menschen wurden froh.Herr Kyot ist ein Provenzal,Er fand die Mär von Parzival,Erzählt in einem Heidenbuch.Wie er's französisch übertrug,Werd ich in deutscher Sprache singen,Wenn meiner Kunst es will gelingen.

– Wolfram von Eschenbach

Wolfram will die geheimnisvolle Märe vomheiligen Gral, also von diesem französischen

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Troubardour erfahren haben. Das war abernatürlich nichts, das sich Kyot selbst ausge-dacht hatte. Er kam seinerseits auf dieGeschichte im spanischen Toledo. Dort stießer auf die Gralserzählung in einer arabischenHandschrift. Sie wurde von einem gewissenFlegetanis verfasst. Dessen Name ist vermut-lich eine Verballhornung des persischenWortes für den Sterndeuter – Falakdan.

Flegetanis war auf jeden Fall ein muslimi-scher Edelmann, dessen Wurzeln zurückrei-chen bis in die Zeit des salomonischenKönigsgeschlechts.

(Flegetanis) hatte manche Vision.Er stammte von SalomonDer schrieb als Erstes von dem Gral.

– Wolfram von Eschenbach

Für Wolfram war Flegetanis sogar der eigent-liche Urheber der Gralslegende. Am nächtli-chen Himmel soll er besondere Konstella-tionen gefunden haben, die an einige Erschei-nungsformen des Grals erinnerten. Sie ähnel-ten mal der Form einer Schale, mal der einesKelchs, erschienen als Stein oder waren als

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Speer gestaltet. Allein auf Basis seiner astrolo-gischen Beobachtungen sah er, laut Wolfram,den wahren Namen des Grals in diesenKonstellationen:

Flegetanis den HeidenMochte seine Kunst bescheidenVom Lauf aller SterneUnd ihrer Heimkehr aus der Ferne,Wie lang ein jeder hat zu gehen,

Bis wir am alten Ziel ihn sehen.Menschliches Geschick und WesenIst in der Sterne Gang zu lesen.Flegetanis der Heid erkannte,

Wenn er den Blick zum Himmel wandte,Geheimnisvolle Kunde.Er sprach mit scheuem MundeDavon: Ein Ding wird Gral genannt;Im Gestirn geschrieben fandEr den Namen, wie es hieß.Eine Schar ihn auf der Erde ließ,Die zu den Sternen wieder flog,Ob Gnad ob Unschuld heim sie zog?

– Wolfram von Eschenbach

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Für Flegetanis musste es ein irdischesPendant, eine Spiegelung dieses kosmischenGrals geben. Wenn dem so war, und diesemWunderding magische Heilkräfte nachgesagtwerden, besaßen diese Himmels-Konstella-tionen dann nicht auch heilende Ausstrahlung?

Bei alle dem fragt sich: wer aber war Flegeta-nis wirklich und woher hatte er seine so über-natürlichen Fähigkeiten?

Manche sagen, Flegetanis war das Pseud-onym eines einflussreichen Astrologen undAlchemisten, aus dem alten Abbasidenreich.Sein Name war Thabit ibn Qurra. Der lebte im9. Jhd. in Bagdad und war Mitglied der Religi-onsgemeinschaft der Sabier. Sie verehrtenHermes Trismegistos als ihren Propheten –jenem geheimnisvollen Verfasser der Smaragd-tafel, mit der wir uns später noch beschäftigen.

Als Übersetzer abendländischer Schriften, überSternenkunde und Alchemie, dürfte Thabit ibnQurra mit westlichen Gelehrten in Kontaktgestanden haben. Man muss bedenken, dass dieislamischen Mauren im Mittelalter, dem christli-chen Abendland in Medizin, Chemie, Mathema-tik und Astronomie weit überlegen waren. IhrWissen kam aus dem alten Bagdad in denWesten nach Toledo. Im 12. Jhd. entwickelte

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sich schließlich das maurische Toledo zum euro-päischen Zentrum der Gelehrsamkeit. Hierübersetzte man viele Texte aus dem Arabischenins Lateinische. Gut möglich also, dass einerdieser Texte die Grundlage für die Gralsdich-tung Kyots de Provence geworden war undWolfram von Eschenbach könnte, mit dem»Heiden Flegetanis«, tatsächlich auf Thabit ibnQurra verwiesen haben.

Wenn es nun ein Name war, den Flegetanis»in den Sternen fand«, woher stammte danneigentlich das mysteriöse Objekt, dass manGral nennt?

Interessant, dass die universale Symbolik, diemit dem Objekt des Grals verbunden ist,tatsächlich noch sehr viel älter ist, als bisherangedeutet. Zwar wird der Name »Gral« insbe-sondere mit dem christlichen Abendmahls-kelch identifiziert. Doch dieser Name steht ineiner viel älteren Traditionslinie, deren eigentli-cher Ursprung im persischen Orient liegt.

Der Gral: Kelch oder Stein?

Gemäß dem alt-iranischen Avesta lebte zuBeginn des Goldenen Zeitalters, vor vielleicht12000 Jahren, ein großer Weltenkönig namens

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Dschamschid. Die indischen Veden nennenihn Yima. Nach der Sintflut, soll Dschamschiddie Menschen seines großen Reiches, in vierGruppen eingeteilt haben: Mager (Magier),Kriegerkönige, Bauern und Kunsthandwerker.Manche sagen, jeder dieser vier Gruppenentsprächen heilige Embleme, die auch für diejüngere Gralsgeschichte von Bedeutung sindund denen wir in ähnlicher Form begegnen inkeltisch-kymrischen Mythen des alten Irlandund, was noch verwunderlicher ist, sogar inden Geheimlehren Tibets (Vajrayana). Sosollen die Angehörigen der Kaste der Magereinen magischen Stab, eine Lanze oder einenDonnerkeil (vergl. tibetischer Vajra) mit sichgeführt haben. Das Schwert war wohl wich-tigstes Symbol der Kriegerkaste. Kessel, Schaleoder Kelch, wird mit der Bauernkaste assozi-iert. Und der Stein, der manchmal auch einePerle oder eine Münze ist, war das Emblemder Kunsthandwerker.

Ob sich dieser Zusammenhang tatsächlich aufhistorische Belege stützen lässt, bleibt zunächstoffen. Für die nachfolgenden Betrachtungenaber, sind diese Symbole in der Tat von Bedeu-tung. In der irisch-keltischen Mythologie, besaßder mythische Anführer der sagenhaften Tuathade Danaan ein großes Gefäß, aus dem sich eine

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ganze Armee sättigte: der »Kessel Dagdas«.Dagda war ein himmlischer Fürst, dessen Namesoviel bedeutet wie »leuchtende Gottheit«.Auch den eingangs erwähnten Dschamschid,nannte man »Leuchtenden«. Sein magischesAttribut war gleichermaßen ein Kessel bzw.eine magische Trinkschale. Darin befand sichein besonderes Elixier: Haoma – Heiltrank derUnsterblichkeit. Ihn stellten die Bauern seinesReiches her, aus einer Wunderpflanze. DieserTrank ist identisch mit dem Soma der indischenVeden. Ihn schlürfte der König aus derWunderschale Dschame Dscham (wörtlichübersetzt: »leuchtender Rührkelch«). Sie waraus sieben Kristallringen verfertigt. Wer in dieSchale schaute, sah darin die Stern-Konstella-tionen der sieben Himmel gespiegelt und konn-te den Lauf der Gestirne und daraus dieZukunft ablesen.

Glich es diesem Gefäß, was, wie wir zuletztsagten, der sternenkundige Flegetanis als Gral inden Sternen entzifferte? Dann könnte DschameDscham tatsächlich eine Urform dessen sein,was später der Kessel des keltischen Dagda, undnoch später der Kessel des Bran oder derAbendmahlskelch und schließlich der heiligeKelch der Artusrunde wurde. Nur aber zubestimmten Zeiten und zu besonders heiligen

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Ereignissen, tauchte dieses Objekt auf. Doch esverschwand danach ebenso wieder, wie jene, diees mit sich brachten. Auch die Tuatha deDanaan brachten etwas auf die Erde. Sie hattendann aber unsichtbare Gestalt angenommen undsich in ihr mythisches Herkunftsland zurückge-zogen.

Eine ähnlich geheimnisvolle Schar, die kamund wieder verschwand, erwähnt bei Wolframauch der sternenkundige Flegetanis. Sie brach-ten den Gral auf die Erde, um ihn dort getauf-ten Christen zu übergeben. Die sollten ihnbewahren.

Dann pflegte seine getaufte Frucht(Gottes Christenheit)Mit Demut und reiner Zucht.Die Menschheit trägt den höchsten Wert,Die zum Dienst des Grales wird bekehrt.

Wenn, wie es bei Wolfram nun weiter heißt:

Eine Schar ihn auf der Erde ließ,zu den Sternen wieder flog,Ob Gnad ob Unschuld heim sie zog?

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Wohin wollten sie heimkehren? Auch mit derBeantwortung dieser Frage, wollen wir uns inKürze befassen.

Das Wort, das Flegetanis »im Gestirngeschrieben fand«, war vermutlich derpersische Name gohar al: die »farbenschim-mernde Perle«. Daraus kristallisierte sich dannvielleicht gra al und schließlich das Wort Gral.Weniger ist mit dieser Perle aber ein nurkleines Kügelchen gemeint, als eher einhandgroßes, kugelartiges Kristalljuwel. Daswürde ja auch wieder passen zur DschameDscham aus dem persischen Mythos, alsoetwas, aus dem sich die Zukunft ablesen lässt.Gewiss ist hier auch das Wunschjuwel Chinta-mani der Buddhisten mit anzuführen, das,wenn man so will, die fernöstliche Variante desHeiligen Grals ist.

Auf ein kostbares Juwel kommen auch dieEvangelien zu sprechen: da vergleicht Jesus dasHimmelreich mit einem Kaufmann, der schönePerlen suchte. Er fand schließlich einebesonders wertvolle Perle und verkaufte allesdas er besaß, um sie zu erwerben (Matthäus13,45:46). Auch die apokryphen Akten desApostels Thomas, erzählen vom »Lied von derPerle«. Da begibt sich ein junger Prinz auf die

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Suche nach einer geheimnisvollen Perle, was ganzähnlich ist mit Wolframs Parzival-Geschichte.Dieser Prinz findet die Perle schließlich, dochmuss sie den Fängen eines Drachen entreißen.Als Sinnbild für die Seele steht der Prinz,während der Drache den Körper der Begierdensymbolisiert. Des Prinzen Suche nach der Perle,ist die Suche nach seinem wahren, göttlichenSelbst. Das unterstreicht erneut das zu Anfangserwähnte Motiv der Queste.

Diese verborgene Botschaft erkennen wirauch, wenn Wolfram den Läuterungsakt jenesPrinzen, in seinem Gralsmärchen Parzivalbeschreibt. Auf der Suche nach seiner wahrenHerkunft, reinigte Parzival die Eingeweideseiner Seele. Im übertragenen Sinne entfernteer den Schmutz, der das Innere seiner heiligenTrinkschale bedeckte und verhalf ihr damit zuwahrem Glanz, so dass sich in ihr, gleich derpersischen Dschame Dscham, seine zukünftigeAufgabe spiegeln konnte. Im Lichte diesesGlanzes, wurde er seiner wahren Lebensauf-gabe gerecht und letztendlich selbst zu einemMenschen, durch den anderen MenschenGutes widerfährt.

Bei alle dem aber, wäre es sicher falsch, denGral nur mit einem Gefäß gleichsetzen zu

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wollen. Dieses Wunderding erscheint immerwieder in anderer Form, so dass seine Symbo-lik äußerst vielfältig, ja gewiss universell ist undin der Fülle von Sagen und Legenden immerwieder variiert.

Die Tatsache, dass sich Symbolik und Funk-tion dieses Kleinods sowohl in Orient undOkzident, teils auf verblüffende Weise ähneln,lässt, wie bereits angedeutet, auf eine sehr alte,gemeinsame Wurzel schließen.

Mit dem Ursprung des Grals ist es vielleichtso, wie mit einem mächtigen Fluss, dem ausverschiedenen Richtungen, Legenden mehrererGeschichtsstränge zufließen.

Zweifellos sind als wichtigste Quellen derGralslegende die christliche Mystik, der kelti-sche Sagenkreis, die Gleichnisse der Alchemie,wie auch die religiösen Geisteskonzepte derGnosis anzuführen. Im Mittelalter verwobensich diese Stränge zu dem, was durch die Trou-badoure, zum großen Gralszyklus wurde.

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Appendix: Stammbaum desGrals

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