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0 FISCH und UMWELT Mecklenburg – Vorpommern e.V. JAHRESHEFT 2009 / 2010

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FISCH und UMWELT Mecklenburg – Vorpommern e.V.

JAHRESHEFT 2009 / 2010

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Erste kontrollierte Reproduktion des Baltischen Störs

Acipenser oxyrinchus in Deutschland

Gerd-Michael Arndt, Jörn Gessner und Carsten Kühn

Zusammenfassung

Nach jahrelangen vorbereitenden Arbeiten zur Wiedereinbürgerung des Störs im Ostseeeinzugsgebiet wurde

2005 - 2007 mit dem Aufbau eines Elterntierbestandes durch die Einfuhr von adulten A. oxyrinchus aus Kanada

(Saint John River Population) begonnen. Mit Abschluss der einjährigen Quarantänehaltung in der

Experimentalstation Born / Darß des Institutes für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und

Fischerei Mecklenburg - Vorpommern (LFA) wurden 2008 und 2009 erste Versuche zur Vermehrung aus

diesem Bestand erfolglos durchgeführt. Im Sommer 2010 konnte dann die erste kontrollierte Reproduktion von

A. oxyrinchus in Deutschland durchgeführt werden. Drei weibliche und zwei männliche Störe wurden nach

hormoneller Induktion zur vollständigen Reife gebracht und abgestreift. Insgesamt konnten ca. 475.000 Eier

gewonnen werden, die entweder mit dem Sperma der Einzeltiere oder einer Mischprobe der Männchen

befruchtet wurden. Die Befruchtungs- und Schlupfraten der Chargen variierten zwischen 85 - 92 % bzw. 71 - 87

%. Insgesamt schlüpften ca. 330.000 Larven, die teils zur weiteren Aufzucht zu Kooperationspartnern nach

Polen transportiert und teils für experimentelle Besatzmaßnahmen im Odereinzugsgebiet genutzt wurden. 400

Tiere verblieben für die weitere Aufzucht in der Anlage Born. Sie werden für telemetrische Untersuchungen und

für die künftige Erweiterung des Laichtierbestandes genutzt. Die Anfütterung der Larven begann 9 Tage nach

dem Schlupf mit Artemien - Nauplien und wurde ab Tag 16 mit zerkleinerten Chironomiden und ab Tag 23 mit

Forellenbrutfutter (Perla Larva) ergänzt bzw. schrittweise ersetzt. Ende 2010 (15.12.) hatten die Störe eine

Frischmasse von durchschnittlich 228 g.

Einleitung

Seit Mitte der neunziger Jahre gibt es in Deutschland koordinierte Bemühungen, die in Nord- und Ostsee

ausgestorbenen Störe wieder einzubürgern (Arndt und Anders, 1997; Gessner, 2000; Kirschbaum und Gessner,

2000; Gessner et al., 2007). 2002 wurde aufgrund genetischer und morphologischer Untersuchungsergebnisse

nachgewiesen, dass der Europäische Stör (Acipenser sturio Linnaeus, 1758), dem bis dahin eine paneuropäische

Verbreitung zugeschrieben wurde (Holčik et al., 1989), im Ostseebereich vor ca. 1.200 - 800 Jahren durch den

Nordamerikanischen Atlantischen Stör (Acipenser oxyrinchus Mitchill, 1814) verdrängt worden war (Ludwig et

al., 2002). Auf einem internationalen Expertenworkshop wurde diese wissenschaftliche These diskutiert und

Übereinstimmung erzielt, dass für die weiteren Arbeiten im Ostseeeinzugsgebiet mit A. oxyrinchus gearbeitet

werden sollte (Gessner und Ritterhoff, 2004).

Aus diesem Grund wurden Eier, Larven und Fingerlinge von A. oxyrinchus, die aus Reproduktionen von

Wildtieren aus dem Saint John River (New Brunswick, Kanada) stammten, für experimentelle Besatzzwecke

nach Deutschland transportiert. Im Verlauf der Zeit wurde die Reproduktionsmethodik so verfeinert, dass seit

2006 jährlich genügend Larven für die Projektarbeiten zur Verfügung standen (Arndt et al., 2010). Um aber den

erheblichen Aufwand und die Kosten zu senken und zukünftig unabhängig von den Importen zu sein, wurden

schon von Beginn an Tiere für den Aufbau eines Laichfischbestandes in Deutschland separiert. Zur

Überbrückung der langen Zeiträume bis zur Reifung der Nachzuchten wurden 2005 und 2006 Elterntiere aus

Kanada in die Anlage Born der LFA transportiert (Gessner et al., 2009), wo sie zunächst für ein Jahr in

Quarantäne gehalten wurden, bevor sie in Teichhaltung übernommen werden konnten. Seit seinem Eintreffen in

der Anlage Born wird der Laichtierbestand regelmäßig auf Gesundheitszustand, Wachstum und Reife untersucht.

Ein erster Versuch, eine Vermehrung aus diesem Bestand durchzuführen, wurde 2008 unternommen. Trotz

scheinbar optimaler Reife der Tiere (Polarisationsindex (PI) der Eier < 0,1; Definition PI siehe Material und

Methoden, Abb. 2) konnte bei den Weibchen durch die Hormongabe (LHRHa) keine Ovulation der Eier

induziert werden. Ursache war wahrscheinlich die stark schwankende Wassertemperatur in den Wochen vor der

finalen Reifung. Unter leicht modifizierten Haltungsbedingungen gelang es erstmals im Jahr 2009 zwei

Weibchen zur Eiabgabe zu stimulieren. Diese erfolgte aber zu einem unerwartet frühen Zeitpunkt spontan im mit

Brackwasser versorgten Haltungsbecken (Arndt et al., 2010). Von den ca. 8,5 kg Eiern, die aus dem Becken

geborgen wurden, waren nur sehr wenige befruchtet. Demzufolge schlüpften nur einige hundert Larven, die aber

nur wenige Tage überlebten. Da die Befruchtung und Entwicklung der Eier natürlicherweise im Süßwasser

erfolgt, war die geringe Befruchtungs- und Überlebensrate mit Sicherheit auf den Salzgehalt des Boddenwassers

zurückzuführen.

Material und Methoden

Aus dem Bestand von 31 A. oxyrinchus Laichtieren, die in einem mit Brackwasser des Saaler Boddens (Darß-

Zingster-Boddenkette) versorgten Teich (25 m x 30 m x 1,8 m) der Experimentalstation Born des Institutes für

Fischerei der LFA für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg - Vorpommern gehalten werden, wurden am

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VP

O

GV A

B

AP

1 mm

29.04.2010 3 Weibchen und 3 Männchen für eine Vermehrung ausgewählt. Diese Auswahl wurde am

17.06.2010 verifiziert (Abb. 1 a - c, Tab. 1).

Abb. 1 a - d. Hälterteich für die Laichfische (a), Abfischen (b), Kontrolle der Reife (c) und Reifungs- und

Reproduktionsbecken (d). (Fotos C. Kühn).

Tabelle 1. Daten der für die Reproduktion 2010 ausgewählten Laichstöre. Marken

Nr.

Geschlecht Länge

(cm)

Masse

(kg)

Eidurchmesser*

(mm)

Polarisations-

index*

9F75 Weibchen 205 67,8 2,0 0,15

238A Weibchen 201 54,0 2,0-2,2 0,15-0,2

CB18 Weibchen 234 84,0 2,2-2,5 0,1-0,15

F765 Männchen 207 50,8 - -

CDF1 Männchen 198 44,6 - -

7C49 Männchen 177 23,0 - -

* bestimmt am 24.06.2010

Kriterium für die Selektion war bei den Weibchen das Vorhandensein von ausgewachsenen Eiern mit einem

Mindestdurchmesser von 2 mm. Deren Reifezustand wurde über den Polarisationsindex der Eier (Conte et al.,

1988; Detlaff et al., 1993; Mohler, 2004) bestimmt. Nach Kazanskii et al. (1978) ist bekannt, dass beim

Übergang vom Vorlaichstadium IV zum reifen Stadium V eine Polarisation der Oocyte erfolgt. Der Zellkern der

Oocyte (Germinalvesikel) wandert dabei zum animalen Pol der Zelle. Erst mit Erreichen dieses Stadiums ist das

Ei in der Lage, nach einer Hormoninjektion zur Vollreife zu gelangen. Diesen Umstand macht man sich zum

Bestimmen des Reifezustandes zu Nutze. Dazu werden die entnommenen Eier nach Dettlaff et al. (1965) für 2 -

3 Minuten in einem Testgefäß gekocht, abgekühlt und exakt an der Achse zwischen animalem und vegetativem

Pol aufgeschnitten. Unter dem Mikroskop können dann folgende Abstände gemessen werden:

Abb. 2. Schematische Darstellung eines Schnittes durch eine Stör - Oocyte im Reifestadium V.

Der Polarisationsindex (PI) ergibt sich dann aus der Formel PI = A : B. Ist er bei mehr als 75 % der untersuchten

Eier ≤ 0,07, ist der richtige Reifegrad erreicht und die Ovulation kann mittels Hormongabe eingeleitet werden.

Bei den Männchen wurde als Kriterium für die Reife die Abgabe von milchigem Sperma bzw. ein basischer pH -

Wert des Urins (Soucy, unpubl.) genutzt. Die so ausgewählten Tiere wurden in einem Reifungsbecken von 9,2 m

x 4,1 m x 0,8 m separiert (Abb. 1 d) und bis zur Reproduktion dort belassen. Um den Stress bei der Haltung in

dem flachen Becken zu minimieren, wurde dieses abgedeckt und die Sauerstoffversorgung durch eine Erhöhung

AP - animaler Pol

VP - vegetativer Pol

GV - Germinalvesikel (Zellkern)

A - Abstand zwischen Germinalvesikel

und Zellmembran

B - Durchmesser der Oocyte entlang der

Achse vom animalen zum vegetativen Pol

a b

c d

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des Wasserdurchsatzes über eine zusätzliche Pumpe verbessert, die eine Kreisströmung von ca. 0,3 m / s

induzierte.

Die Tagesdurchschnittswerte der Wassertemperatur lagen von Ende April bis zum Reproduktionstermin am

01.07.2010 zwischen 8,9 und 23,8 °C, des Sauerstoffgehaltes zwischen 7,2 und 15,5 mg / l (Abb. 3).

Abb. 3. Temperatur und Sauerstoffwerte sowie Entwicklung des Polarisationsindexes (PI) der Eier in der finalen

Reifungsphase der Störe.

Am 30.06.2010 erfolgte gegen 9.00 Uhr die erste Hormongabe (LHRHa, Conte et al., 1988) für die Weibchen

als Vordosis, die 10 % der Gesamtdosis von

0,1 mg / kg Körpermasse entspricht. Gegen 17.30 Uhr erhielten die Weibchen die finale Dosis und die

Männchen die Gesamtdosis von 0,03 mg / kg Körpermasse. Das in Wasser aufgelöste Hormon wurde in den

Rückenmuskel der Tiere appliziert. Um eine leichte Identifikation der mit PIT Marken versehenen Fische zu

ermöglichen, wurde der Wasserstand im Becken abgesenkt. Während der Hormoninjektion verblieben die Tiere

im Wasser, um den Stress durch das Handling möglichst gering zu halten.

Im Anschluss an die Hormongabe wurde in zweistündigem Abstand der Beckengrund nach spontan abgegebenen

Eiern abgesucht. Dies markiert den vollständigen Abschluss der Eireifung und damit den Beginn des

Abstreifens.

Die Ei- und Spermagewinnung erfolgte auf einem Arbeitstisch im Becken (Abb. 4 a - c) auf den die Tiere mit

einer Trage (Stretcher) gehoben wurden.

Ergebnisse

Gegen 01.30 Uhr am Morgen, nur acht Stunden nach Verabreichung der finalen Hormondosis, setzte die

Ovulation bei den Weibchen ein. Um 02.00 Uhr wurde dann zunächst bei den Männchen begonnen, Sperma über

einen in den Geschlechtsporus eingeführten PE-Schlauch mit angeschlossener 50 ml Spritze abzusaugen (Abb. 4

a). Von zwei Männchen konnte sofort jeweils zwischen 60 und 120 ml milchiges Sperma guter Qualität

gewonnen werden, Männchen 7C49 gab in der Zeit von 02.00 Uhr bis 12.00 Uhr des nächsten Tages kein

Sperma ab. Die Spritzen wurden auf Eis gelegt, um das Sperma bis zur Verwendung aufzubewahren.

Das Abstreifen der Weibchen (Abb. 4 b, c) wurde gegen 2.30 Uhr begonnen und um 5.00 Uhr beendet. Die von

den einzelnen Weibchen abgestreiften Eimengen sind in Tab. 2 wiedergegeben. Insgesamt konnten 7.118 g

gewonnen werden, was. ca. 475.000 Eiern entspricht. Nach einer Erholungsphase von einer Stunde im

Reifungsbecken wurden die Tiere zurück in den Haltungsteich gesetzt.

Von den gewonnenen Eiern wurden 2.080 g mit Sperma von Männchen E765, 2.080 g von Männchen CDF1 und

der Rest mit einem Gemisch aus beiden Spermata befruchtet. Die Befruchtung erfolgte zunächst „trocken“ mit

10 ml Sperma / kg Eier. Anschließend wurden 2.000 ml Wasser pro kg Eier dazugegeben. Die

Befruchtungsdauer betrug 3 Minuten. Danach wurden die Eier ca. 30 min in einer Milchpulversuspension (1 kg

SUCOFIN - Magermilchpulver, TSI GmbH & Co. KG, aufgelöst in 10 l Wasser) entklebt.

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Abb. 4 a - c. Spermagewinnung mittels PE - Schlauch und Spritze (a) und Abstreifen der Eier (b, c). (Fotos C.

Kühn).

Tabelle 2. Menge und Verhältniszahlen der gewonnenen Eimasse je Weibchen.

Individuum Masse (kg) Eimasse (g) % der KM Eizahl

9F75 67,8 563 0,83 37.533

238A 54,0 4.228 7,83 281.867

CB18 84,0 2.327 2,77 155.133

Vor dem Transfer der Eier in die Zugergläser (Abb. 5 a) wurden die Eier mehrfach mit Wasser gewaschen. Die

Erbrütungsanlage wurde zunächst mit einem etwas erhöhten Durchfluss gefahren, um einem Verklumpen der

befruchteten Eier entgegenzuwirken. Dies würde die Sauerstoffversorgung beeinträchtigen und kann zu einem

Verpilzen und Absterben der Eier führen. War die Gefahr des Verklebens nicht mehr gegeben, wurde der

Durchstrom soweit reduziert, dass sich die Eier nur noch leicht in der Strömung bewegten. Dies sollte die

mechanische Belastung der Eier und damit mögliche Entwicklungsschäden minimieren.

Nach ca. 80 Stunden der Erbrütung im halboffenen Kreislauf bei 19 - 20 °C erfolgte der erste Schlupf der

Larven, der im Wesentlichen am Ende des übernächsten Tages abgeschlossen war. Insgesamt konnten ca.

330.000 Larven gewonnen werden.

Am 05.07. wurden die ersten Larven in Langstrombecken umgesetzt (Abb. 5 b, c) und bei ca. 20 °C gehalten.

Am 09.07. wurden dann 150.000 Larven mit einer durchschnittlichen Frischmasse von 8 mg zur weiteren

Aufzucht und für experimentelle Besatzmaßnahmen an den polnischen Kooperationspartner abgegeben.

Neun Tage nach dem Schlupf wurde mit der Fütterung von Artemia - Nauplien über 24 h – Futterautomaten

begonnen und ab dem 16. Tag zusätzlich zerkleinerte Chironomiden verabreicht. Weitere 7 Tage später wurden

die Futtergaben sukzessive mit Forellenbrutfutter (Perla Larva) verschnitten und die Störe dann schrittweise auf

Chironomiden + Trockenfutter und ab dem 88. Tag auf alleinige Trockenfutterernährung umgestellt. Die

verschiedenen Phasen der Fütterung und die Frischmassezunahme der Störlarven bis zum 165. Tag nach Schlupf

sind in Abb. 6 dargestellt.

Am 24.09.2010 wurde die Haltung der Tiere bei einer mittleren Masse von 25 g auf Brackwasser (Boddenwasser

mit 5 ppt) umgestellt. Während der Rinnenaufzucht lagen die Sauerstoffwerte am Ablauf bei durchschnittlich 7,5

mg / l mit einem Minimum von 6,5 und einem Maximum von 11,5 mg / l.

Abb. 5 a - c. Inkubation der Eier (a) und wenige Tage alte Larven (A. oxyrinchus) in der Hälterungsanlage Born

der LFA MV (b, c). (Fotos G.-M. Arndt).

a b c

a b c

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Abb. 6. Massezunahme und Fütterung von Störlarven (A. oxyrinchus) in der Rinnenanlage Born der LfA MV.

Diskussion

Die Etablierung eines ausreichend großen und genetisch variablen Elterntierbestandes in kontrollierter Haltung

ist eine Grundvoraussetzung für Wiedereinbürgerungsprogramme. In einem Gebiet ausgestorbene oder

verschollenen Arten können nur durch langfristigen Besatz und Bestandsaufbau wiederhergestellt werden und

sich zu eigenreproduktionsfähigen Populationen entwickeln. Dies trifft auf den Baltischen Stör Acipenser

oxyrinchus zu, der seit etwa 50 Jahren für das Ostseeeinzugsgebiet als ausgestorben gelten muss (Grabda, 1968;

Holčik et.al., 1989; Debus, 1995; Mamcarcz, 2000; Gessner et al., 2006).

Schon vor über 100 Jahren waren erste Versuche unternommen worden, Störe in Haltung künstlich zu erbrüten

(Mehan, 1909; Blankenburg, 1913; Borodin, 1920). Dabei wurde vor allem auf wild gefangene Laichtiere

zurückgegriffen, da die Techniken für eine kontrollierte Haltung und Vermehrung von Stören noch nicht

ausgereift waren. Auch spätere Versuche, Störe in Nordamerika, Europa oder Asien zu reproduzieren, wurden

mit nur mäßigem Erfolg bis in die 20-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts unternommen (Leach, 1920; Kozin,

1964). Die kontrollierte Reproduktion und Aufzucht von Stören wurde dann vor allem in der ehemaligen

Sowjetunion weiterentwickelt und praktiziert (Doroshov und Binkowski, 1985), um Rekrutierungsdefizite dieser

Fische z. B. im Kaspischen oder Asowschen Meer, hervorgerufen vor allem durch die Verbauung und

Verschmutzung der Flüsse, auszugleichen. Eine umfassende Zusammenfassung hierzu und zur Entwicklungs-

und Reproduktionsbiologie der Störe findet sich in Dettlaff et al., 1993.

Seit Ende der 1960-er Jahre gab es auch in der ehemaligen DDR (Knösche, 1969; Merla, 1970) und etwas später

auch in anderen Ländern Europas erste Überlegungen und praktische Ansätze, Störe bzw. Störhybriden für

Aquakulturzwecke zu nutzen. Anfang der 1980-er Jahre wurde dann in den Vereinigten Staaten und Frankreich

begonnen, Störe in Haltung regelmäßig zu reproduzieren (Smith, 1985; Williot, 1988). Hier wurden die

Grundlagen für eine nachfolgende Etablierung dieser Fische in der Aquakultur Mittel- und Westeuropas

geschaffen (Rosenthal und Gessner, 1992; Bronzi et al., 1999). Die gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen

dienten auch als Grundlage für erste Versuche zur Bestandsstützung bzw. Wiedereinbürgerung von Stören in

ihren ehemaligen europäischen Verbreitungsgebieten (Williot et al., 1997; Williot et al., 2000).

Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es in Deutschland verstärkte Bemühungen zur Wiederherstellung der

Störbestände in Nord- und Ostsee, die in langfristige Programme mündeten (v. Nordheim et al., 2001; Gessner et

al., 2007). Auch hier wird aufgrund mangelnder Verfügbarkeit von Wildtieren das Ziel verfolgt, eigene

Laichfischbestände für die Erzeugung von Besatzmaterial aufzubauen (Arndt und Gessner, 2005; Gessner et al.,

2008 a; Gessner et al., 2009).

Im Rahmen eines Pilotvorhabens zur Wiederherstellung des Störbestandes im Odereinzugsgebiet wurden hierfür

Anfang 1998 erste A. oxyrinchus Exemplare als Fingerlinge nach Deutschland eingeführt und seit 2001

regelmäßig Reproduktionen mit Stören aus dem Saint John River in Kanada durchgeführt (Arndt, et al., 2010).

Für den kurzfristigen Aufbau eines Laichfischbestandes ist die Einfuhr von Eiern, Larven oder Juvenilen wegen

der langen Zeitdauer bis zur Geschlechtsreife dieser Fische (10 - 20 Jahre) aber ungeeignet. Deshalb wurden

2005 und 2006 Laichstöre aus dem Saint John River, die zuvor für ein Jahr in Kanada und nachfolgend für die

gleiche Zeit in Deutschland in Quarantäne gehalten wurden, eingeführt (Gessner et al., 2009). Diese Störe (14

Weibchen und 17 Männchen) bilden aktuell den reproduktiven Grundstock des in Deutschland gehaltenen

Bestandes, der sukzessive mit Individuen aus den vorangegangenen Reproduktionen in Kanada ergänzt wird. So

konnten im 1997-er Jahrgang schon reife Männchen und Weibchen mit sichtbarem Ei- Ansatz und im 2001-er

Jahrgang reifende Männchen festgestellt werden. Die weitere Einbindung in den Bestand und die künftige

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Auswahl dieser Tiere für Reproduktionen soll auf der Grundlage eines genetisch begründeten Zuchtplans

erfolgen, der eine hohe genetische Variabilität und damit Anpassungsfähigkeit des Besatzmaterials

gewährleistet. Um die Variabilität weiter zu erhöhen, muss der Laicherbestand darüber hinaus möglicherweise

noch um Tiere aus anderen Populationen ergänzt werden (Saint Lawrence, Hudson).

Mit der Etablierung einer effektiven Reproduktions- und Aufzuchttechnologie (Arndt et al., 2010) und der

jetzigen Möglichkeit, regelmäßig Nachkommen aus dem eigenen Laichfischbestand zu rekrutieren, wurde ein

entscheidender Meilenstein des Wiedereinbürgerungsvorhabens erreicht. Erstmals ist es möglich, Laichtiere, die

über mehrere Jahre an Brackwasserbedingungen und Trockenfutterernährung angepasst worden waren, zu

reproduzieren. Dabei hat sich gezeigt, dass anfängliche Probleme mit Infektionen, insbesondere in der

Winterperiode, überwunden werden konnten. Die Zuwachsraten und der Fitnesszustand einiger Weibchen sind

mittlerweile so gut, dass sie in zwei aufeinander folgenden Jahren zur Vollreife kamen. Dies ist in künstlicher

Haltung und erst recht unter natürlichen Bedingungen, unter denen die Weibchen und Männchen nur alle 3 - 5

bzw. alle 1 - 5 Jahre zum Ablaichen kommen (Smith, 1985; Caron et al., 2002), eher die Ausnahme. Unsere

Ergebnisse und die ständige Erweiterung des Bestandes aus den Nachwuchsjahrgängen lassen zusammen mit

einer weiteren Optimierung der Reproduktion und Aufzucht die berechtigte Hoffnung zu, dass in den

kommenden Jahren genügend Besatzmaterial vor Ort produziert werden kann.

Die Etablierung eines eigenen Laichfischbestandes und einer effektiven Reproduktions- und Aufzuchtmethodik

stellen grundlegende Bedingungen für die erfolgreiche Weiterführung des Vorhabens dar. Weitere wesentliche

Voraussetzungen bilden die im Verlauf der letzten Jahre erzielten Erkenntnisse in der Bestimmung von

Lebensräumen für den Baltischen Stör (Gessner und Bartel, 2000; Arndt et al., 2006), zu Wanderbewegungen,

Habitatwahl, Fischereidruck und zum Einfluss nichteinheimischer Störarten (Fredrich et al., 2008; Gessner et al.,

2008 b, Gessner und Arndt, 2006; Arndt et al., 2000, Arndt et al., 2002). Auf dieser soliden Basis gilt es jetzt,

alle Gewässernutzer noch effektiver in das Projekt einzubinden und die internationale Kooperation auszubauen.

Ähnlich wie für den Europäischen Stör (Acipenser sturio) (Rosenthal et al., 2009) muss ein gemeinsamer Action

Plan aller Ostseeanrainer zu seiner Wiedereinbürgerung und zu seinem Schutz erarbeitet werden, um eine

Koordination und Bündelung aller Aktivitäten zu erreichen.

Um dies alles weiterführen zu können, ist eine langfristige und kontinuierliche Finanzierung von grundsätzlicher

Bedeutung. Bezogen auf Deutschland müssen nicht nur der Bund (Bundesamt für Naturschutz), der dieses

Vorhaben seit vielen Jahren begleitet und finanziert hat, sondern auch die betroffenen Bundesländer sich

eindeutig und nachhaltig zu diesem Vorhaben bekennen. Nur so ist es möglich, das bisher unzweifelhaft

Erreichte zu bewahren und weiter zu entwickeln und die internationale Anerkennung, die die deutsche

Herangehensweise an diese Problematik in der Fachwelt und auf vielen internationalen Tagungen erzielt hat, zu

erhalten und zu bestätigen.

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Aquakultur von Ostseeschnäpeln (Coregonus lavaretus balticus) in der Teichwirtschaft Frauenmark in

Mecklenburg - Vorpommern

Gerd - Michael Arndt und Wolfgang Jansen

Einleitung

Der Ostseeschnäpel (Coregonus lavaretus balticus, Thienemann 1921), eine Große Maräne des Brackwassers

der südlichen Ostsee, hatte Anfang der 1990er Jahre wirtschaftlich nur noch eine geringe Bedeutung, da sein

Bestand kontinuierlich und stark zurückgegangen war. Bis dahin erfolgte sein Fang vornehmlich zur Laichzeit

im Spätherbst und Winter in einigen inneren Küstengewässern Mecklenburg - Vorpommerns. Vermarktet wurde

er nur in geringem Umfang regional und zu niedrigen Preisen.

Im Jahr 1992 wurde ein Bestandsstützungsprogramm gestartet, das eine Stabilisierung und perspektivische

Vergrößerung der Bestände des Ostseeschnäpels in unseren Küstengewässern zum Ziel hatte (Schulz et al.,

1995; Jennerich und Schulz, 1998; Schulz, 2000). In den folgenden Jahren kam es zu einem spürbaren

Anwachsen der Bestände und fischereilichen Anlandungen verbunden mit einem gewachsenen Bekanntheitsgrad

dieser Fischart in der Bevölkerung. Inzwischen ist der Ostseeschnäpel, unterstützt auch durch

Marketingkampagnen des Landes und der Gastronomie, nicht nur in Mecklenburg - Vorpommern begehrt, was

steigende Nachfragen des Handels auch außerhalb unseres Bundeslandes belegen.

Da dieser steigende Bedarf des Marktes durch das natürliche regional recht begrenzte Aufkommen allein nicht

gesichert werden kann, gibt es seit einigen Jahren Bestrebungen, diese Art in Aquakultur bis zur

Vermarktungsgröße aufzuziehen. In der Versuchsanlage Born des Institutes für Fischerei (IfF) der

Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg - Vorpommern (LFA MV) war es Mitte

der 1990er Jahren gelungen, unter Experimentalbedingungen Schnäpel in Durchflussrinnen mit pelletiertem

Trockenfutter bis zur Laichreife aufzuziehen (Anders, 2000). Nachfolgend wurde dann in verschiedenen

Versuchsansätzen die Eignung dieser Fischart als Aquakulturobjekt überprüft. Neben der prinzipiellen

Möglichkeit eines geschlossenen Produktionszyklus vom befruchteten Ei bis zum Laichfisch sollte dabei auch

die ökonomische Tragfähigkeit nachgewiesen werden.

Zunächst wurden in einem vom IfF entwickelten Kaltwasserkreislauf für Regenbogenforellen Versuche zur

weiteren Aufzucht von in Netzkäfigen mit Zooplankton vorgestreckten 3 - 5 cm langen Schnäpeln mit

Trockenfutter erfolgreich durchgeführt (Jansen et al., 2008). Nachfolgend begann man mit ähnlichen Versuchen

in einer Teichwirtschaft (Frauenmark, BIMES GmbH), die die generelle Möglichkeit der Aufzucht von Schnäpel

- Fingerlingen in mit Quellwasser gespeisten Kleinteichen aufzeigten (Arndt und Jansen, 2009). Seit 2009 sind

diese Untersuchungen in das EFF - Pilotprojekt des IfF: „Aufbau und Entwicklung einer

Ostseeschnäpelaquakultur (Coregonus lavaretus balticus) in Mecklenburg - Vorpommern in den Jahren 2009 bis

2012“ eingebettet. Dieses Pilotprojekt ist Teil eines langfristigen Gesamtkonzeptes zur Entwicklung der

Maränenwirtschaft in den Binnen- und Küstengewässern Mecklenburg- Vorpommerns.

Im Folgenden wird ein allgemeiner Überblick über die bisher in der Teichaufzucht erzielten Resultate gegeben.

Material und Methoden

Für die Reproduktion von Ostseeschnäpeln ist zurzeit noch immer die Laichgewinnung von Wildfängen aus

dem Küstenbereich (Stettiner Haff, Peenestrom / Achterwasser erforderlich). Um hiervon unabhängig zu werden,

ist der langfristige und nachhaltige Aufbau von Laichfischbeständen in künstlicher Haltung unumgänglich. Die

in Frauenmark durchgeführten und laufenden Versuche dienen somit auch der perspektivischen Umsetzung

dieses Ziels.

Zunächst ging es aber um die experimentelle Aufzucht von angefütterten bzw. vorgestreckten Schnäpeln in

Teichen. Das hierfür notwendige Tiermaterial kam aus einer beleuchteten Netzkäfiganlage am Jabler See. Nach

der Erbrütung der Schnäpeleier in einer Kaltwasser - Durchflussanlage der Teichwirtschaft Boek (Müritz)

wurden die Fischlarven in die beleuchteten Gazekäfige am Jabeler See gebracht. Die Anfütterungs- und

Vorstreckphase erfolgte zunächst mit vom Licht angelocktem Seenzooplankton und wurde zwei Wochen vor

dem Transport in die Teichwirtschaft Frauenmark auf Trockenfutter umgestellt. Bewährt hat sich dabei das Brut-

und Aufzuchtfutter „Perla Larva pro Active“ der Firma Skretting. Bis zu einer Stückmasse von etwa 0,5 g wird

dieses Futter nach Anders (2000) in angepasster Körnung ad libitum verabreicht. Nach dem Umsetzen in die

Teiche (Frischmasse 0,25 - 1 g) kann dieses Futter noch einige Wochen weiter verwandt werden (Arndt und

Jansen, 2009) und dann auf kostengünstigeres Forellenbrut- und Aufzuchtfutter in einer Körnung entsprechend

der Größe der Tiere analog zu Forellen umgestellt werden. Die anfängliche Fütterung in den Teichen von 4 %

der Frischmasse am Tag wurde nach 4 Wochen auf 2 % pro Tag reduziert.

Die für die Aufzucht in der Teichwirtschaft Frauenmark im Quellgebiet der Elde befindlichen Erdteiche haben

mit ca. 40 m Länge und 10 m Breite ein Wasservolumen von durchschnittlich 600 m³. Sie hatten während der

Versuche einen Frischwasserzufluss von 3,6 - 4 m³ / h an Quellwasser mit ca. 3 - 16 °C in Abhängigkeit von der

Jahreszeit, so dass sich die Wassertemperatur in den Teichen im Jahresverlauf zwischen minimal 2 °C im Winter

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und maximal

21 °C in den Sommermonaten bewegte. Um Probleme mit der Sauerstoffversorgung zu vermeiden, wurde

anfangs mit Schaufelradbelüftern gearbeitet. Mit einem neu entwickelten Sauerstoffeintragssystem (Jansen, pers.

Mitt.) konnten ab 2010 ganzjährig alle Sauerstoffmangelsituationen für diesen Standort beseitigt werden.

Während im Jahr 2008 ein Teich mit ca. 50.000 Satzfischen mit einer durchschnittlichen Frischmasse von 1 g

besetzt wurde, erfolgte 2009 der Besatz von zwei Teichen mit jeweils ca. 60.000 Fischen mit einer

durchschnittlichen Frischmasse von 0,25 g. 2010 wurden dann schon drei Teiche mit Tieren von jeweils ca. 1 g

besetzt, die aus der Anlage Damerow und einer neu errichteten Aufzuchtstation am Cambser See bei Zittow

stammten.

Die begleitenden Messungen der Wasserparameter (Temperatur, O2, pH) erfolgten täglich jeweils morgens und

nachmittags am Ablauf der Teiche (siehe Arndt und Jansen, 2009).

Ergebnisse

Aufzucht vorgestreckter Schnäpel von 1 g

Über die ersten erfolgreichen Versuche zur Aufzucht von Ostseeschnäpeln in der Teichwirtschaft Frauenmark

wurde bereits von Arndt und Jansen (2009) berichtet. Hier war der Aufzuchtzyklus im Teich von Juni bis

Dezember beschrieben worden. In Tab. 1 ist das Wachstum der Tiere numerisch und bildlich dargestellt. Mit

Beginn der Teichversuche im Juni 2008 hatten die Tiere eine Körperfrischmasse von rund 1 g, die sie bis

Dezember auf durchschnittlich 44 g erhöhten, was einer durchschnittlichen spezifischen Wachstumsrate der

Frischmasse von 2,16 entspricht.

Vor der Winterung bestand nun die Aufgabe, die sehr empfindlichen Schnäpel schonend abzufischen, um einen

Überblick über den Gesamtbestand zu bekommen und sie in den Winterungsteich umzusetzen zu können. Wie in

Abb. 1 erkennbar, kam bei der Abfischung eine kleine Teichwade zum Einsatz und die Fische wurden nach der

Einengung mit einem feinmaschigen Kescher entnommen (Abb. 2). Nach der Kontrollwägung (Abb. 3) wurden

die Schnäpel in einen frisch bespannten Teich vergleichbarer Beschaffenheit und Größe gesetzt. Die relativ

robuste Behandlung überstand die überwiegende Mehrheit der Schnäpel ohne nennenswerte Schuppenverluste

und auch unmittelbar nachfolgend auf die Abfischung traten keine erhöhten Verluste auf.

In der Winterperiode 2008 / 2009 bekamen die Schnäpel nur an frostfreien Tagen etwas Erhaltungsfutter und bei

Wassertemperaturen von 2 - 3 °C konnte eine aktive Futteraufnahme beobachtet werden. Mit steigenden

Temperaturen im Frühjahr 2009 wurde die tägliche Futtermenge wieder stetig auf 2 % der Körperfrischmasse

entsprechend Forellen vergleichbarer Größe erhöht. In dieser Phase erreichten die Schnäpel

Wachstumsleistungen, wie sie von Regenbogenforellen bekannt sind (Abb. 4). Mitte August 2009 hatten die

Tiere dann schon eine Stückmasse von 400 g. Das bedeutet, dass 1 g schwere Ostseeschnäpel in Teichhaltung

unter durchschnittlichen hiesigen Witterungs- bedingungen und bei Gewährleistung adäquater

Haltungsparameter in rund 420 Tagen Speisefischgröße erreichen können.

Qualität der Fische

Die ca. 400 g schweren Speiseschnäpel haben ein in etwa heringsartiges Aussehen mit mehr gedrungenem

Körperbau, relativ großen Schuppen und gut zu erkennender Fettflosse (Abb. 5). Erstaunlich war, dass sich der

typische natürliche Maränengeruch nach frischen Gurken auch bei den mit Trockenfutter gefütterten Tieren

erhalten hatte. Die Schlachtausbeute (ausgenommen mit Kopf) ist vergleichbar mit der von Regenbogenforellen

und der Fettgehalt des Fleisches mit rund 7 % deutlich höher als bei den Wildfischen (bis 4 %).

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Abb. 1. Abfischung von Schnäpeln in der Teichwirtschaft Frauenmark im Dezember 2008 mit einer Wade.

Abb. 2. Entnahme der Tiere mit einem feinmaschigen Kescher.

Abb. 3. Auswiegen der Schnäpel nach der Abfischung.

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Tabelle 1. Frischmassezunahme von 1 g schweren Schnäpeln in der Teichwirtschaft Frauenmark über 175 Tage

von Juni bis Dezember 2008

Datum Tage n.

Besatz

ø Masse

± SD (g)

ø Länge

± SD (cm)

19.06.08 1 1,0 4,0

24.06.08 6 1,11±0,24 5,88±0,42

09.07.08 21 4,62±1,01 6,26±0,66

28.07.08 40 6,87±3,45 10,07±1,54

18.08.08 61 18,75±5,59 13,50±1,24

11.09.08 85 32,04±7,32 15,49±1,08

08.10.08 112 40,12±9,62 17,28±1,34

11.11.08 146 39,55±13,66 18,09±1,70

10.12.08 175 43,95±10,05 18,74±1,34

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

Körp

erm

asse in g

Abb. 4. Frischmassezunahme von 1 g schweren Schnäpeln in der Teichwirtschaft Frauenmark mit Trockenfutter

innerhalb von rund 420 Tagen (Juni 2008 bis August 2009).

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Abb. 5. Vermarktungsfähige Schnäpel aus der Teichwirtschaft Frauenmark mit etwa 30 cm Länge und 400 g

Stückmasse.

Aufzucht angefütterter Schnäpellarven von 0,25 g

Ende Mai 2009 wurde von uns ein weiterer Aufzuchtversuch mit wesentlich kleineren Schnäpeln von nur 0,25 g

Körperfrischmasse in zwei Teichen begonnen. Die Fische stammten wie 2008 aus der beleuchteten

Netzkäfiganlage Damerow. Es ging um die Fragestellung, ob eine Aufzucht solch kleiner Schnäpel im Teich

erfolgreich durchgeführt werden kann. Trotz verschiedener Probleme hinsichtlich der Absperrung der Teiche,

der Abwehr von Raubfischen und anderer Fischpredatoren erreichten die Tiere bis Dezember eine

durchschnittliche Stückmasse von 40 g, was einer spezifischen Wachstumsrate von 2,58 entspricht (Abb. 6). Bei

der Abfischung gab es aber recht unterschiedliche Ergebnisse. In einem der zwei Teiche waren keine Tiere mehr

vorhanden, dafür aber über 70 gut genährte Hechte. Im anderen Teich konnten rund 9.100 Schnäpel mit einer

Stückmasse von ca. 40 g, was einem Gesamtbestand von 364 kg entspricht, trotz 11 ebenfalls gut gewachsener

Hechte abgefischt werden.

Abb. 6. Frischmassezunahme von 0,25 g schweren Ostseeschnäpeln in der Teichwirtschaft Frauenmark mit

Trockenfutter innerhalb von 205 Tagen (Mai bis Dezember 2009).

2010 führten wir weitere Versuche mit vorgstreckten Larven zu Verifizierung der bisherigen Ergebnisse durch.

Diesmal wurden drei Teiche mit jeweils ca. 60.000 Tieren besetzt, die aus Damerow und einer neuen

Aufzuchtstation am Cambser See stammten und die Schnäpel wieder von Juni bis zur Abfischung im Dezember

aufgezogen. Die Tiere zeigten ein noch besseres Wachstum, als in den beiden Jahren zuvor, was auf die

durchgeführten Sicherungsmaßnahmen und den Einsatz der Streufütterer und der innovativen Teichbelüftung

zurückzuführen ist. Damit kamen sie am nächsten an den Zuwachs heran, der in einer Kreislaufanlage des IfF in

Hohen Wangelin erreicht worden war. Abb. 7 gibt hierzu einen Überblick.

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Abb. 7. Vergleich des Wachstums von angefütterter Schnäpelbrut und vorgestreckten Schnäpeln in der

Teichwirtschaft Frauenmark und einer Kreislaufhaltung in Hohen Wangelin.

Optimierung der Haltungsbedingungen

Abwehr von Predatoren

Bereits mit dem ersten Aufzuchtversuch in Frauenmark war deutlich worden, dass die relativ hohen

Mortalitätsraten auch auf fischfressende Tiere zurückzuführen sind (Arndt und Jansen, 2008). Neben den bereits

genannten Hechten waren es insbesondere Reiher, die in den flachen Teichen Schäden anrichteten. Fische, die

durch einen Reiherschnabel geschädigt wurden (Abb. 8), verendeten meist nach kurzer Zeit. Um die Verluste

durch Vögel zu minimieren, wurden die Versuchsteiche überspannt (Abb. 9) und als Schutz gegen Raubfische

die Zu- und Abläufe der Teiche so verändert, dass ein Eindringen auch von Jungfischen erschwert wurde.

Abb. 8. Ein von einem Fischreiher angeschlagener Schnäpel aus der Teichwirtschaft Frauenmark.

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Abb. 9. Mit Bändern überspannte Teiche zur Abwehr fischfressender Vögel in der Teichwirtschaft Frauenmark.

Optimierung der Fütterung

Durch den Ersatz der 2008 verwendeten nur punktuell wirksamen Bandfutterautomaten durch neue

Streufutterautomaten der Firma Pflanzer (Abb. 10) konnte eine mehr flächenbezogene Futterversorgung

gewährleistet werden (Abb. 11). Dies führt zu einer besseren Futterverwertung und zu einem gleichmäßigeren

Wachstum der Tiere.

Abb. 10. Streufutterautomat der Firma Pflanzer (schwarzer Zylinder).

Abb. 11. Großflächig verteilter Schnäpelschwarm in der Teichwirtschaft Frauenmark nach Auslösung des

Streufutterautomaten.

Stabilisierung und Optimierung der Sauerstoffversorgung

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Der mit 3,6 - 4 m³ / h relativ geringe Wasserdurchsatz der Teiche kann sowohl in den Sommermonaten als auch

im Winter zu Sauerstoffmangelsituationen und somit zur Gefährdung des Fischbestandes führen (Arndt und

Jansen, 2009). Der in Teichwirtschaften allgemein übliche Schaufelradbelüfter (siehe Abb. 9) hat einen mit rund

1,5 kWh relativ hohen Stromverbrauch und ist wegen der Gefahr des Einfrierens für den Winterbetrieb

ungeeignet. Für die Teichbelüftung in Frauenmark wurde deshalb ein neuer Belüfter konzipiert und erfolgreich

getestet (Abb. 12). Eine einfache Rohrpumpe (600 W) drückt dabei Teichwasser durch in KG - Rohren

befindliche Jet - Düsenplatten unter denen sich ein Sauerstoffpolster befindet. Pro Stunde werden dabei rund 80

m³ Wasser mit Sauerstoff angereichert. Dieser Teichbelüfter arbeitete selbst bei starkem Frost von -14 °C ohne

Probleme. Eine detaillierte Beschreibung zum Bau und zur Wirkungsweise dieses Sauerstoffeintragssystems

erscheint demnächst in Fischerei & Fischmarkt (Schulz et al., im Druck).

Abb. 12. Der neue und frostsichere Teichbelüfter in Frauenmark.

Diskussion

Versuche zur künstlichen Reproduktion und Aufzucht von Maränen und somit auch von Ostseeschnäpeln sind

nicht neu, sondern haben in vielen Regionen bereits eine lange Geschichte. Historisch wurden sie vor allem aus

wirtschaftlichen Erwägungen heraus durchgeführt, um die fischereiliche Wertigkeit geeigneter Seen zu erhöhen.

So begann man schon 1877 in Altmühlendorf (Schleswig - Holstein) mit der Erbrütung Großer Maränen und

dem Besatz ausgewählter Seen mit der gewonnenen Brut (Dauster, 1995). Ökonomierat Brüssow aus Schwerin

berichtete 1895 über 150.000 Stück Schnäpelbrut für Besatzzwecke (Weigelt et al., 1897). In einigen

Teichwirtschaften Böhmens wurde die Madü - Maräne schon vor über hundert Jahren als Nebenfisch bis zur

Speisefischgröße aufgezogen. Nach Libosvarsky (1958) begann die Einführung und Nutzung in Böhmen bereits

1882 und schon 1888 verfügten einige Teichwirtschaften über eigene Laichfischbestände. Die Laichfische für

die folgenden Generationen wurden dabei aus den eigenen Nachzuchten gewonnen.

Die Aufzucht von Schnäpeln in beleuchteten Gazekäfigen für den Seenbesatz wurde bereits durch Steffens

(1978) beschrieben. Nach seiner Aussage machte seinerzeit vor allem ein Mangel an adäquatem Futter eine

weitere Aufzucht in Aquakultur nicht möglich. Dies hat sich in der Zwischenzeit geändert, so dass sich Schnäpel

mit Kunstfutter bis zu Laichfischen heranziehen lassen (Anders, 2000).

Nachdem durch mehrjährige Besatzprogramme die Ostseeschnäpelbestände in den inneren Küstengewässern

Mecklenburg - Vorpommerns anwuchsen (Schulz et al., 1995; Schulz, 2000) und nachfolgend auch die

Nachfrage stieg, wird die Aufzucht dieser Fische in Teichaquakultur als Möglichkeit angesehen, die weiter

steigende Nachfrage an diesem Fisch zu befriedigen. Die natürlichen Fänge sind trotz der Stützungsmaßnahmen

nach wie vor stark schwankend und reichen insgesamt nicht aus, um eine langfristige Marktetablierung dieser

Fischart in unserer Region zu ermöglichen.

Aufzucht von Vorgestreckten

Die bisher in der Teichwirtschaft Frauenmark von 2008 bis 2010 durchgeführten Versuche zu weiteren Aufzucht

vorgestreckter und an Trockenfutter angepasster Schnäpel haben bewiesen, dass eine Aufzucht in Teichen

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möglich ist. Schnäpel von 1 g Ausgangsmasse wuchsen in 175 Tagen auf 44 g bzw. über 60 g, aber selbst

kleinere Schnäpel von nur 0,25 g Masse erzielten unter optimierten Bedingungen 2009 und 2010 innerhalb von

ca. 200 Tagen eine Stückmasse von 40 g, und hatten mit 2,58 eine insgesamt höhere durchschnittliche

spezifische Wachstumsrate (SGR) als die mit 1 g Ausgangsmasse schwereren Tiere des 2008er Versuches (SGR,

2,16; Arndt und Jansen, 2009).

Tiere der Jahrgänge 2008 und 2009 konnten im jeweils folgenden Jahr nach ca. 420 - 450 Tagen auf

Speisefischgröße von 400 g gebracht werden. Nachdem 2009 nur einige hundert Tiere dieser Größe (Jahrgang

2008) produziert werden konnten, wurden 2010 (Jahrgang 2009) schon 2.000 kg bzw. 5.000 Stück erzeugt und

ein Teil von ihnen versuchsweise vermarktet.

Etablierung Laichfischbestand

Mit den erfolgten Maßnahmen zur Sicherung der Teiche und Wasserparameter in Frauenmark wird auch der

Aufbau eines eigenen Laichfischbestandes realistisch. Dieser bildet die Grundlage für einen geschlossenen, von

Wildfängen unabhängigen, kontinuierlichen Produktionszyklus. Zu diesem Zweck wurden von den seit 2008

aufgezogenen Schnäpeln jedes Jahr einige Hundert in der Teichwirtschaft belassen. Vom 2008er Jahrgang stehen

jetzt schon Tiere von über einem Kilogramm zur Verfügung, die im Herbst 2011 voraussichtlich das erste Mal

reproduktionsfähig sind.

Haltungsbedingungen

Die erfolgreiche, verlustarme und wirtschaftliche Aufzucht von Schnäpeln ist an verschiedene Bedingungen

geknüpft, die in der jeweiligen Anlage gewährleistet werden müssen. Dies sind zum einen die

Wasserbedingungen in den Teichen, die ganzjährig möglichst optimale Sauerstoff- und Temperaturparameter

bieten sollten. Die Teichwirtschaft Frauenmark ist hierfür gut geeignet, da der kühle Quellwasserzufluss in den

Sommermonaten ein zu starkes Ansteigen der Wassertemperatur über 21 °C (siehe Arndt und Jansen, 2009) und

im Winter ein Durchfrieren der Teiche verhindert. Selbst bei starkem Frost hatte das Haltungswasser noch 2 - 3

°C. Die Probleme mit zeitweise suboptimalen Sauerstoffverhältnissen in 2008 (Arndt und Jansen, 2009) wurden

zunächst mit einem Schaufelradbelüfter eingedämmt und ab 2010 mit dem beschriebenen neuen frostsicheren

Teichbelüfter vollständig gelöst.

Die ebenfalls in jeder Teichwirtschaft auftretenden Probleme mit Raubfischen, die meist als Kleinfische in die

Produktionsteiche gelangen, sind auch in Frauenmark präsent. Nur durch ein konsequentes Freihalten der

Zulaufkanäle von Fischen und eine entsprechende Sicherung der Zu- und Abläufe der Teiche können größere

oder Totalverluste durch z.B. Hechte, wie sie 2008 bzw. 2009 aufgetreten sind, verhindert werden. Die Abwehr

von fischfressenden Vögeln, die durch die permanente Auslösung von Stress bzw. durch direkte Predation

erheblichen Schaden im Bestand anrichten können, wurde durch die Überspannung der Teiche mit Bändern

erfolgreich vollzogen.

Perspektive

Aufgrund der bisher in der Teichwirtschaft Frauenmark gesammelten Erfahrungen erscheint es uns realistisch, in

absehbarer Zeit einen geschlossenen Reproduktions- und Aufzuchtzyklus für den Ostseeschnäpel in

Teichwirtschaft etablieren zu können. Die grundlegenden biologischen und technologischen Voraussetzungen

hierfür sind bekannt und geschaffen und müssen jetzt optimiert werden.

Inwieweit dieses Verfahren auf andere Teichwirtschaften übertragen werden kann bleibt zu prüfen, da vor allem

die Voraussetzungen hinsichtlich der Wasserqualität aufgrund der spezifischen Ansprüche des Schnäpels

entscheidend sind. Auch eine Anwendung dieses Verfahrens auf die Große Maräne der Binnengewässer scheint

möglich und könnte vor allem auch für die Bereitstellung von Besatzmaterial für Seengewässer genutzt werden.

Wenn auch bisher nur geringe Mengen der in Frauenmark produzierten Schnäpel vermarktet und sensorisch

getestet wurden, kann man jedoch jetzt schon sagen, dass die Qualität des Fleisches den Wildtieren in nichts

nachsteht und es auch geschmacklich keine Beeinträchtigungen gibt. Insbesondere der höhere Fettgehalt im

Vergleich zu den Wildtieren wird sich positiv auf die Vermarktung als Räucherware auswirken. Generell lassen

sich Schnäpel ab

100 g Größe - sie sind dann vergleichbar mit der Kleinen Maräne - und in allen weiteren Stückmassen

problemlos als Frischfisch, Filet, oder Räucherware vermarkten (Thies, pers. Mitt.).

Literatur

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Mecklenburg - Vorpommern Nr. 1/2000, 30 - 34.

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Fischereiverwaltungsbeamter und Fischerei-wissenschaftler, Heft 10 / 1995, 30 – 36.

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einem Kaltwasserkreislauf in Hohen Wangelin. Fischerei & Fischmarkt in MV, 4, 36 - 39.

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Dorschmarkierungen am Großriff Nienhagen, Westliche Ostsee

Anselm Dumke und Bodo Dolk

Einleitung Vorgestellt werden Ergebnisse der Markierung von Dorschen (Gadus morhua) mit passiven Marken aus einem seit dem Jahr 2007 laufenden Markierungsprogramm, das eingebettet ist in die Riffprojekte des Instituts für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei M-V (LFA) und finanziert wird aus Mitteln des Europäischen Fischereifonds und des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Das Markierungsprogramm ist noch nicht abgeschlossen. Alle bisherigen Ergebnisse sind vorläufig, da immer noch weiter markiert wird und auch Wiederfänge gemeldet werden. Stichtag der Auswertung war der 31.12.2010. Eine tiefgreifende statistisch abgesicherte Analyse der ermittelten Markierungsdaten erfolgt erst zum Abschluss der Markierungsaktionen Ende 2012. Einige Aspekte zum Territorialverhalten, der Wanderbewegungen und zu Wachstumsleistungen der markierten Dorsche lassen sich aber schon angeben. Markierungsaktionen Am Riff Nienhagen wurden im Zeitraum 2004 bis 2006 fangtechnische Untersuchungen zum Einsatz von Fanggeräten in strukturierten Gebieten vorgenommen. Darunter wurden erstmalig für den Bereich der deutschen Ostsseeküste Fischfallen unterschiedlicher Bauart von Fisch und Umwelt M-V eingesetzt. Die gewonnenen Ergebnisse zeigten, dass mit Erfolg Dorsche gefangen werden können. Da die stressfreie Hälterung von Dorschen in Fischfallen über längere Zeiträume kein Problem darstellt, sind dies ideale Bedingungen für die Durchführung von Markierungsaktionen, um Aussagen über Dorsche zu ihrer Mobilität, Standorttreue und Wachstumsleistungen vornehmen zu können. Ein erster Vorversuch zum Testen einer Möglichkeit Dorsche aus Fischfallen zu markieren, erfolgte im Jahr 2005. Von 7 markierten Dorschen am Riff Nienhagen kam nach zwei Jahren eine Rückmeldung aus dem Gebiet Reede Warnemünde, also nicht weit vom Aussetzort Riff Nienhagen entfernt. 2007 begann das Markierungsprogramm am Riff Nienhagen. Zusätzlich wurden noch an weiteren Standorten der Ostseeküste Markierungsaktionen durchgeführt. 2008 bei Versuchen zur Erprobung der Effizienz von Fischfallen als alternative Fanggeräte gegenüber dem Einsatz von Stellnetzen, wurden am Erprobungsstandort im Seegebiet vor Kühlungsborn auch eine Reihe Dorsche aus einer dort eingesetzten Fischfallenkette, bestehend aus 10 Fischfallen, markiert. Im Jahr 2009 vor der Errichtung eines Sende- und Übertragungmastes am zukünftigen Riffgebiet Rosenort, wurde eine 3-Fischfallenkette ausgelegt und die gefangenen Dorsche mit Marken versehen. Weitere Markierungsaktionen fanden im Jahr 2007 vor Ahrenshoop (38 Dorsche gefangen, kein Wiederfang) und 1 sm südlich vom Riff Nienhagen (30 Dorsche gefangen, kein Wiederfang) statt. Eine Markierungsaktion am Referenzgebiet Nienhagen (Börgerende) im Zeitraum Mai bis September 2007 erbrachte nur sehr geringe Fangergebnisse von 9 Dorschen und einer Rückmeldung aus einem Stellnetz nahe Kühlungsborn. Dieser Dorsch weist mit 28 Monaten bisher die längste Rückmeldungszeitdauer auf. Im Fokus der Markierungsaktionen liegt das Riff Nienhagen. Waren es in den Jahren 2007 und 2008 bis zu 5 Fischfallen, die im Riffgebiet an unterschiedlichen Standorten zum Einsatz kamen, so wurde ab 2009 die Anzahl der eingesetzten Fischfallen auf 15 erhöht, wobei 7 Fallen innerhalb (Intern) der künstlichen Riffstrukturen und 8 Fallen am Rand der Riffstrukturen (Extern) an Festpunkten stationiert waren. In Vorbereitung zur Errichtung einer Forschungsplattform am Riff Nienhagen musste ab Mai 2010 die Anzahl Fischfallen auf 4 reduziert werden. Mit Fertigstellung der Forschungsplattform im August 2010 sind im Riffgebiet seit September 2010 8 Fischfallen an konstanten Standorten stationiert, 4 innerhalb (Intern) und 4 außerhalb (Extern) der Riffstrukturen. Abb. 1. Fischfalle und markierter Dorsch (Nachtaufnahme). Die Kontrolle der Fischfallen erfolgte in diskontinuierlichen Abständen, abhängig von der Jahreszeit und den aktuell herrschenden Witterungsbedingungen. Im Winter, bei kälteren Wassertemperaturen, brauchen die Fischfallen erst nach gut einem Monat ohne merkliche Einschränkungen an dem Zustand der Dorsche kontrolliert werden, während in den Sommermonaten die Kontrollzeit bei 1 – 2 Wochen liegen sollte, damit Dorsche aus den Fischfallen noch

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ohne Verlust markiert werden können. Einmal im Jahr und zwar am Ende des Sommers müssen die Fischfallen, aufgrund eines immer wieder auftretenden starken Befalls mit Miesmuscheln und der damit verbundenen Gefahr des Zusammenbrechens der Fischfallen durch neue, gereinigte Fischfallen ausgetauscht werden. Die Verlustrate an markierten Dorschen liegt unter 1 % und betrifft im Wesentlichen kleinere Dorsche (Längen < 25 cm), die besonders in den Sommermonaten Probleme mit dem rechtzeitigen Abtauchen haben und dann ein Opfer von Möwen werden. Markierungsmethodik Dem Dorsch wird eine sogenannte Spagetti Fischmarke mit Hilfe einer Markierungspistole unterhalb der 1. Rückenflosse eingeschossen, die durch einen Widerhaken im Muskelgewebe Halt findet.

Abb. 2. Markierungsmethode und markierter Dorsch.

Auf den Fischmarken sind folgende Daten aufgedruckt: LFA Landesforschungsanstalt M-V Institut für Fischerei Rostock Adresse Fischerweg 408 D-18069 xxxx Marken-Nummer, 2 – 4 stellig Je nach Charge weisen die Fischmarken unterschiedliche Farben auf. Bei Rücksendung einer Dorschmarke an die obige Adresse und der Angabe der Länge des Dorsches, der Fischereiart, des Fangortes und einer Kontonummer wird eine Prämie von 5 € ausgelobt. Ergebnisse Bis zum 31.12.2010 wurden insgesamt im Gebiet der westlichen Ostsee von Fisch und Umwelt M-V e.V. 3.193 Dorsche markiert. Die Gesamtwiederfangrate liegt derzeit bei 18,6 %. Wiederfänge in Fischfallen (Gesamtwiederfangrate: 16,7 %) werden getrennt von Rückmeldungen (Extern) mit diversen Fanggeräten betrachtet. Die Wiederfänge mit Fischfallen sagen etwas über die Standorttreue und die Rückmeldungen über die Mobilität der Dorsche aus. Die Anzahl der Rückmeldungen liegt zurzeit bei 63 (WFR: 2,0%). Von den Rückmeldungen entfielen 39 % auf den Fang mit Stellnetzen, 29 % kamen von Anglern und 27 % aus Schleppnetzen kommerzieller Fischer und vom Forschungskutter „Clupea“ des vTI (Institut für Ostseefischerei).

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29%

27%

38%

6%Angel

Schleppnetz

Stellnetz

Langleine

Abb. 3. Rückmeldungen nach Fanggeräten. In den nachfolgenden Tabellen 1, 2 und 3 sind die Markierungsdaten der drei Markierungsstandorte Kühlungsborn, Rosenort und Nienhagen nach der Anzahl der markierten Dorsche, den Wiederfangraten in % und die einzelnen Wiederfänge durch Fischfallen (Falle) und andere Fanggeräte (Extern) aufgeschlüsselt mit Angaben der Verweildauer (ø-Monate) in Monaten bis zum nächsten Wiederfang und den durchschnittlichen Dorschlängen (ø-Lt [cm]) zum Zeitpunkt der Markierung und den der Wiederfänge. Kühlungsborn: Tabelle 1. Markierungsdaten Kühlungsborn.

Ort 2. WF 3. WF

Kühlungsb Gesamt Falle Extern Falle Extern Falle Falle

Anzahl 166 28 4 19 4 6 3

ø-Monate 1,3 9,1 1,6 4,3

ø-Lt [cm] 33,6 32,3 48,3 32,1 59,8 31,8 34,7

ø-WFR [%] 19,3 16,9 2,4 11,4 2,4 3,6 1,8

Markierung 1. Wiederfang

Im Zeitraum Juni bis Dezember 2008 wurden aus einer vor Kühlungsborn ausgesetzten Fischfallenkette (10 Fallen) 166 Dorsche markiert. Insgesamt wurden 32 wiedergefangen, das entspricht einer Gesamtwiederfangrate von 19,3%. Diese Wiederfangrate scheint zu hoch auszufallen, da es sich zeigte, dass nach dem Aussetzen der markierten Dorsche ein relativ hoher Anteil von ihnen aufgrund der rund 100 m langen Fischfallenkette gleich wieder in eine der Fallen gelangte. 4 Dorsche wurden extern (WFR 2,4 %), davon 2 der Dorsche nur 20 km entfernt vom Aussetzort gefangen und je eine Rückmeldung kam aus dem Gebiet vor Fehmarn und eine Meldung südlich von Bornholm. Es ist anzunehmen, dass dieser Dorsch (Bornholm) aus dem Ostbestand stammt. Keiner der vor Kühlungsborn gefangenen Dorsche wanderte in Richtung Riff Nienhagen ab. Sie verblieben mit Ausnahme der Bornholmwanderung in unmittelbarer Nähe zum Markierungsort oder sie wanderten in Richtung Lübecker Bucht ab (Abb. 4).

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Abb. 4. Rückmeldungen Markierungsstandorte Kühlungsborn und Rosenort. Rosenort: Tabelle. 2. Markierungsdaten Rosenort.

Ort 2. WF 3. WF

Rosenort Gesamt Falle Extern Falle Extern Falle Falle

Anzahl 311 16 6 12 6 3 1

ø-Monate 1,2 6,3 2,3 2,7

ø-Lt [cm] 31,5 33,4 38,4 32,9 48,2 35,3 30,0

ø-WFR [%] 7,1 5,1 1,9 3,9 1,9 1,0 0,3

Markierung 1. Wiederfang

In Vorbereitung auf die Errichtung eines neuen künstlichen Riffs auf der Schüttstelle Rosenort waren 3 Fischfallen auf der Position des zukünftigen Riffs Rosenort installiert worden. Vom 18.02.2009 bis zum 26.09.2010 wurden 311 Dorsche markiert. 16 Wiederfänge in Fischfallen und 6 Rückmeldungen, davon 4 in unmittelbarer Nähe zum Aussetzort der markierten Dorsche und eine Wanderung zum Riff Nienhagen sowie einer Rückmeldung aus der Kadettrinne von einem Angler sprechen für einen relativ standortreuen Bestand vor Rosenort (Abb. 4). Insgesamt 74 Tage waren die Fischfallen im Einsatz, (ø-22 Tage), 99 % der Wiederfänge kamen von der Schüttstelle Rosenort, nur 1 % von außerhalb der Schüttstelle. Riff Nienhagen: Von Anfang des Jahres 2007 mit Beginn des Markierungsprogramms am Riff erfolgte an 87 Tagen eine Kontrolle der Fallen. Die Einsatzzeit der Fischfallen lag bei 1 bis 56 Tagen und die durchschnittliche Verweildauer bis zur nächsten Markierungsaktion bei 16 Tagen. Tabelle 3. Markierungsdaten Riff Nienhagen. Ort 3. WF 4. WF 5. WF 6. WF 7. WF 8. WF

Riff-Nienhg Gesamt Falle Extern Falle Extern Falle Extern Falle Falle Falle Falle Falle Falle

Anzahl 2762 489 53 351 47 82 5 32 14 7 1 1 1

ø-Monate 2,4 7 4,2 12 5,9 7,2 9,9 12,1 12,7 13,2

ø-Lt [cm] 34,5 36,3 35,5 35,9 44,7 37,3 44,5 37,3 38,3 41,1 36,0 36,0 36,0

ø-WFR [%] 19,6 17,7 1,9 12,7 1,7 3,0 0,2 1,2 0,5 0,3 0,0 0,0 0,0

Markierung 1. Wiederfang 2. Wiederfang

Die Gesamtwiederfangrate beträgt 19,6 %. Die Wiederfangrate der Fischfallen liegt derzeit bei 17,7 % und die mit externen Fanggeräten bei 1,9 %. 7 Dorsche wurden bis zu 5-mal und ein Dorsch bis zu 8-mal wiedergefangen. Rückmeldungen

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In den folgenden Abbildungen 5 und 6 sind die Positionen der Rückmeldungen markierter Dorsche aus dem Riffgebiet Nienhagen nach Monaten und nach Längengruppen angegeben. Im ersten Monat nach den Markierungen lagen alle Rückmeldungen in der Nähe des Riffs innerhalb eines Radius von 20 km. Bis zum vierten Monat vergrößerte sich der Rückmelderadius nur um weitere 10 km auf 30 km in Richtung Osten und Westen. Zwischen dem 4. und 12. Monat wanderten markierte Dorsche nach Westen bis in die Lübecker Bucht und nach Osten bis zur Schüttstelle Rosenort. Die meisten markierten Dorsche verblieben in diesem Zeitrahmen aber weiterhin in der Nähe zum Riff Nienhagen. Nach einem Jahr wurden nicht nur Meldungen von weit her gemeldet (Kieler Bucht) sondern auch Meldungen aus der unmittelbaren Nähe des Riffs. Das werden vermutlich Dorsche gewesen sein, die nach erfolgtem Ablaichen auf den Laichplätzen der Mecklenburger Bucht wieder zu ihrem Aufwuchsgebiet Riff Nienhagen zurückgekehrt sind. Für diese Annahme gibt es aber noch keine belegbaren Beweise.

Abb. 5. Rückmeldungen Markierungsstandort Riff Nienhagen nach Monaten. Etwas über die Hälfte der am Riff Nienhagen markierten Dorsche entfallen auf die Längengruppe 30 – 40 cm. Die andere Hälfte teilen sich die Längengruppen 20 – 30 cm und 40 – 50 cm. Nur wenige Dorsche aus Fischfallen erreichen eine Länge über 50 cm.

23%

56%

20%

1%

20-30 cm

30-40 cm

40-50 cm

50-60 cm

Abb. 6. Markierte Dorsche nach Längengruppen.

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24

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

Intern Extern

WF

R [

%]

Abb. 7. Rückmeldungen Riff Nienhagen nach Längengruppen. Wiederfänge Ein Vergleich der Wiederfangraten von Fischfallen die innerhalb (Intern) und außerhalb (Extern) der Riffstrukturen platziert waren zeigt, dass die internen Fischfallen im Durchschnitt höhere Wiederfangraten aufweisen (Abb. 8). Abb. 8. Wiederfangraten (%) Intern“ und „Extern“. Die Abbildungen 9 und 10 geben die Anzahl markierter Dorsche und die Wiederfangraten in %, aufgeschlüsselt nach Quartalen für den Zeitraum 2007 bis 2010, an. Bemerkenswert sind die Übereinstimmungen der Kurven für die Jahre 2007/2008 sowie für 2009/2010, wobei jeweils im Jahresverlauf 2007/2008 im 2. Quartal und 2009/2010 im 3. Quartal mehr Dorsche gefangen wurden. Der Einbruch der Markierungszahlen im 3. Quartal 2010 ist eine Folge der Baumaßnahmen zur Errichtung der neuen Forschungsplattform im Riffgebiet Nienhagen (Reduzierung der Fischfallenzahl).

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Abb. 9. Anzahl Dorschmarkierungen nach Quartal und Jahr – Riff Nienhagen. Ersichtlich ist eine direkte Abhängigkeit der Anzahl markierter Dorsche von der Anzahl der eingesetzten Fischfallen (Tab. 4). Tabelle 4. Anzahl Fischfallen und markierte Dorsche nach Jahren.

Jahr Fischfallen (n) Markierte Dorsche (n)

2007 5 226

2008 5 346

2009 15 1.185

2010 4-15 952

Die mit 20 % und 41 % durchschnittlichen hohen Wiederfangraten im ersten Quartal der Jahre 2008 und 2010 (Abb. 10) sind eine Folge der nur sehr geringen Anzahl an markierten Dorschen in den Wintermonaten eines Jahres.

Abb. 10. Wiederfangraten in % nach Quartal und Jahr – Riff Nienhagen. Interessant ist das Auftreten von Mehrfachfängen durch im Riffgebiet Nienhagen platzierte Fallen. Einige Dorsche suchten Fischfallen bis zu 6-mal auf. Ein Dorsch (Abb. 11) wurde sogar 9-mal in einem Zeitraum von 13 Monaten gefangen, das waren 8 Wiederfänge. Seine Markierungslänge betrug 23 cm und beim vorerst letzten Wiederfang maß der Dorsch mit der Markennummer 0063 36 cm. Das ist eine Längenzunahme von 1 cm pro Monat.

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Abb. 11. Längenzunahme Dorsch Nr. 0063 mit 8 Wiederfängen und Angabe Zeitraum der Fallenkontrollen. Ersichtlich ist aus der Abb. 11, dass ab dem 4. Wiederfang der Dorsch nach den folgenden Markierungsaktionen sofort wieder eine Falle aufsuchte, sodass der Längenzuwachs in 3 Monaten nur noch 1 cm betrug. Längere Aufenthalte in Fischfallen führen naturgemäß aufgrund nicht ausreichender Nahrungsbasis zu einer Verlangsamung des Längenwachstums, insbesondere wenn Dorsche nach den Markierungsaktionen sofort wieder Fischfallen aufsuchen.

30

32

34

36

38

40

42

44

46

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

ø-L

t [c

m]

Monate

Falle

Extern

Abb. 12. Durchschnittslänge in cm von Dorschen mit Mehrfachwiederfängen nach Monaten im Vergleich zu externen Fanggeräten. Die durchschnittliche Zunahme an Länge von Dorschen mit Mehrfachfang lag im Zeitraum von 10 Monaten pro Monat bei 0,7 cm und bei keiner Nutzung einer Fischfalle als Aufenthaltsort im Zeitraum von 7 Monaten bei 1,3 cm pro Monat (externe Rückmeldungen). Erwähnenswert ist, dass bei einigen Fischfallenkontrollen und gleichzeitigem Stellen von Forschungsstellnetzen an die Randzonen des Riffs während der fischereilichen Surveys keine frischmarkierten Dorsche in die aufgestellten Stellnetze gerieten. Dorsche aus den Fischfallen haben zwar während der Markierungsaktionen die Chance, das Riffgebiet zu verlassen, aber offensichtlich verbleiben sie weiterhin im Schutzraum der Riffstrukturen oder suchen gleich wieder Fischfallen auf. Aus den Mehrfachwiederfängen lassen sich Angaben zur Aufenthaltsdauer der Dorsche im Riffgebiet ableiten. In der Abb. 13 sind ausgewählte Dorsche mit Mehrfachwiederfang dargestellt. Offenkundig ist, betrachtet man als Beispiel die Nummer 195, dass sich dieser Dorsch mindestens drei Lebensjahre am Riff aufhielt. Er wurde erstmalig als 1-jähriger im Januar 2009 bei einer Länge von 21 cm markiert und bis zum April des Jahres 2010 5-mal wiedergefangen und erreichte beim letzten Wiederfang als 2-jähriger im dritten Lebensjahr eine Länge von 41 cm.

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27

0

10

20

30

40

50

60

Mai 07

Jul 07

Sep 07

Nov 07

Jan 08

Mrz 08

Mai 08

Jul 08

Sep 08

Nov 08

Jan 09

Mrz 09

Mai 09

Jul 09

Sep 09

Nov 09

Jan 10

Mrz 10

Mai 10

Jul 10

Län

ge [c

m]

253 367 195 63 476

Abb. 13. Längenzunahme von Dorschen mit Mehrfachwiederfängen. In Abhängigkeit vom Beginn und der Stärke des Laichgeschehens in der Westlichen Ostsee, das schon im Februar einsetzt, erreichen die Nullgruppen-Dorsche schon im August in größerer Anzahl das Riff und es bilden sich Jungdorschschwärme, die im Riffgebiet Schutz und ausreichend Nahrung finden. Im darauf folgenden Jahr, mit der Zunahme der Körperlänge, geraten beim Durchstreifen des Riffs Teile der Jungdorschschwärme in den Monaten April bis Juli in die aufgestellten Fischfallen. Die Mindestfanglänge der eingesetzten Fischfallen liegt bei 20 cm. In den Sommermonaten lösen sich die Schwärme auf und die Dorsche bilden nur noch einzelne kleine Weidekonzentrationen, die zerstreut in und zwischen den Riffstrukturen auf Nahrungssuche gehen. Mit beginnender Gonadenreifung, die am Riff Nienhagen schon ab dem Monat Oktober einsetzt, verlassen die zukünftigen Laichdorsche das Riffgebiet in Richtung der in der Kieler- und Mecklenburger Bucht liegenden Laichplätze. In den Wintermonaten befinden sich nur noch Restbestände am Riff. Die bislang vorliegenden Mehrfachfänge an Dorschen zeigen, dass einige Dorsche bis zu drei Lebensjahre am Riff verbleiben. Ob eine Rückwanderung der im Riffgebiet aufgewachsenen Dorsche stattfindet, lässt sich noch nicht angeben. Zwar wurde ein im Riffgebiet markierter Dorsch nach einem Jahr mit ausgelaichten Gonaden und einer Länge von 50 cm wieder gefangen, das heißt dieser Dorsch kam nach dem Laichen zum Riff. Da aber seine Markierungslänge bei 40 cm lag, ist nicht ganz sicher, ob er wirklich aus dem Riffbestand stammt oder nur auf einer Weidewanderung vor der Markierung kurzfristig das Riffgebiet aufsuchte. Bislang wurde auf eine biologische Analyse von am Riff wieder gefangenen größeren Dorschen verzichtet um eine hohe Anzahl an Wiederfängen und auch Rückmeldungen zu ermöglichen. Diskussion Erstmalig in der westlichen Mecklenburger Bucht wurden Dorschmarkierungen (1.213 Markierungen) 1965 vom Institut für Hochseefischerei und Fischverarbeitung Rostock durchgeführt. Markierungsort war das Seegebiet vor Kühlungsborn. Die Rückmeldungen lagen bei 20 %, ein hoher Wert, sicherlich eine Folge der damaligen intensiven Fischerei auf Dorsch und Hering. Die durchschnittliche Markierungslänge betrug 34,5 cm. Dabei stellte Berner (2) eine gut ausgeprägte Weidewanderung in Richtung Westen fest. 1967 und 1969 erfolgten weitere kleine Markierungsexperimente mit 230 bzw. 318 markierten Dorschen auch wieder vor Kühlungsborn. Die Markierungsaktion 1969 zeigte mit 80 % Rückmeldungen aus dem Aussetzgebiet einen etwas ortstreueren Dorsch als die Markierungsexperimente von 1965 und 1967 (4). Berner (2) hat den Dorsch der westlichen Mecklenburger Bucht eher den stärker wandernden Beständen der Arkonasee und des Sundes, als den weitgehend stationären Beständen der Beltsee zugeordnet. Die Markierungen durch Fisch und Umwelt M-V zeigen eine bemerkenswerte Standorttreue der im Riffgebiet Nienhagen markierten Dorsche. Wenn die Dorsche das Riffgebiet verlassen, bevorzugen sie die Westrichtung, wie auch Berner (2) schon feststellte. Die ersten Ergebnisse, der am Riff Nienhagen durchgeführten Markierungsexperimente, sind besonders in Hinblick auf das vom Land Mecklenburg-Vorpommern geplante und von der Europäischen Kommission nicht genehmigte EU Dorschprojekt (8) zur Erbrütung und Aufsucht von Dorschen bis zur Größe von Fingerlingen (10 cm) und ihrer Aussetzung in die Ostsee interessant. Die Frage, ob die besetzten Dorsche die deutschen Küstengewässer verlassen werden, war bei der Planung des Projektes ein offener Punkt. Nach den bisher vorliegenden Markierungsergebnissen hat es den Anschein, dass ein Großteil der Dorsche, die in unmittelbarer Küstennähe ausgesetzt worden wären, in den Territorialgewässern verblieben wären. Das Markierungsprojekt wird bis Ende des Jahres 2012 fortgesetzt. Fragen, die bisher noch nicht beantwortet werden konnten, sind das Rückkehrverhalten und die konkrete Zeitdauer des Aufenthaltes der Dorsche im Riffgebiet Nienhagen. Dies sind Fragen, die mit der herkömmlichen Methode der Markierung durch passive Marken nicht

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beantwortet werden können. Hierbei müssen neue moderne Markierungsverfahren genutzt werden, deren Anwendungen im aktuellen Riffprojekt vorgesehen sind und zukünftig angewandt werden. Literatur 1. BAGGE, O.

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Dorschmarkierungen in der Westlichen Ostsee. Information für die Fischwirtschaft 10 (1963) 1, S. 10 - 7 8. www.24pr.de/article/EU+laesst+Rostocker+Dorschaufzucht+platzen/

58086.htm

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Erste zusammenfassende Ergebnisse der Markierung von Meerforellen (Salmo trutta) mit DST-GPS Tags zur Ermittlung der horizontalen und vertikalen Wanderung im Bereich der Ostsee

Harry Hantke

Abb. 1. Meerforelle mit DST-GPS-Datenlogger.

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Einleitung

Die kommerzielle Bedeutung der Meerforelle beruht auf der zunehmenden Verfügbarkeit dieser Fischart für

Fischerei und Angeltourismus im Bereich der deutschen Ostseeküste. Die unmittelbare Ursache für die Zunahme

ist primär im Besatzprogramm des Landes Mecklenburg-Vorpommern zu sehen. Seit dem Ende der Neunziger

Jahre wurden jährlich ca. 500.000 Meerforellenbrütlinge in geeignete Fließgewässer besetzt. Mittlerweile

wurden ca. 6,5 Millionen Brütlinge im Frühjahreszeitraum, in 33 Fließgewässer, entlassen. Nach den

Untersuchungen zum Besatzaufkommen im Herbstzeitraum eines jeden Jahres, zeugen die Schätzungen vom

Erfolg des Besatzprogrammes. Diese Aussagen beziehen sich bisher nur auf die jungen Meerforellen im Parr-

und Smoltstadium innerhalb der Aufwuchsgebiete. Verlässliche Angaben zum Adultbestand im Bereich der

deutschen Ostseeküste gibt es bisher nicht. Auch im internationalen Rahmen der Ostseeanrainer erfährt die

Meerforelle eine zunehmende Bedeutung. So erfolgte im Jahr 2007 die Gründung einer Arbeitsgruppe im

Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) mit der Zielstellung, die nationalen Aktivitäten zum

Bestandsaufkommen der Meerforelle im Ostseeraum zu erfassen und zu koordinieren. Seit 2010 beschäftigt sich

eine HELCOM Arbeitsgruppe mit den Beständen der Meerforelle. Im Rahmen des Projektes HELCOM SALAR

sollen Daten über die Bestände von Lachs und Meerforelle in den Ostseezuflüssen sowie Charakteristika der

jeweiligen Gewässer erfasst und ausgewertet werden. Um den zunehmend massiven fischereilichen Aktivitäten

zu begegnen, ist es notwendig, genaue Kenntnisse des Wanderverhaltens der Meerforelle zu erlangen, um

entsprechende Schutzzonen in Form angepasster Wanderkorridore zu erhalten oder neu einzurichten. Ziel des

Projektes ist es, mit Hilfe der DST-Datenlogger die horizontale und vertikale Wanderung der Meerforelle in der

Ostsee zu ermitteln. Grundlegende Voraussetzung sind hierbei die Rücksendungen der Datenlogger von Fischern

und Anglern. Der Anreiz hierzu wurde durch die Ausschreibung einer Prämie von 50 €/pro Datenlogger

geschaffen. Vor Beginn und während der Untersuchungen erfolgten Vorträge und Gespräche zum Vorhaben mit

Fischern, Fischereibetrieben und Anglern. Durch Aushänge in öffentlichen Einrichtungen, Angelläden und

Tankstellen von Wismar bis Zingst, Saßnitz und Usedom, erfolgte die öffentliche Bekanntmachung des

Vorhabens. Ebenso wurden öffentliche Medien, wie Presse, Fernsehen und Fachzeitschriften einbezogen.

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Material und Methode

Datenlogger und FPS

Grundlage der Untersuchungen zur Erfassung der vertikalen und horizontalen Wanderung ist der Data Storage

Tag (GPS) der Firma Star-Oddi mit Sitz in Island. Mit Hilfe des programmierbaren Tags, lassen sich die

Messfrequenz von Temperatur-, Tiefen- und Positionsdaten einstellen. Die Messfrequenz wurde von uns auf

einen 20 Minuten Takt festgelegt. Somit erlaubt die Speicherkapazität eine Messdauer bis August 2012. Als

äußere Kennung sind den Datenloggern Nummer, Fangprämie und Rücksendeadresse auf die Keramik

aufgedruckt. Weiterhin wurde jede Meerforelle mit einer Spaghetti- marke versehen. Die markierten

Meerforellen entstammen den Fanggebieten Hellbach und Beke.

Abb. 2. DST-Datenlogger mit Adresse des Vereins.

Die Positionsdaten aus der Satellitennavigation werden über hydroakustische Systeme ausgesendet, die vom

Datenlogger im festgelegten 20 Minuten Takt empfangen werden. Solche Systeme sind Sonare des Typs SP70

der Firma „Simrad“, die auf größeren Schiffseinheiten gefahren werden und eine Reichweite von 4 km im

Radius erreichen. Im Projekt erfolgt die Positionsübertragung in erster Linie über Schallgeber der Firma Star-

Oddi durch den Fish Positioning Sounder (FPS). Hierbei überträgt der Schallgeber die GPS-Positionen

hydroakustisch verschlüsselt an den Receiver in Form des Datenloggers. Die Reichweite des FPS wurde mit

einem Radius von <600 Meter angegeben. Der Einsatz des FPS erfolgte auf dem Forschungskutter „Palaemon“

und kleineren Bootseinheiten, im unmittelbaren Küstenbereich im Zeitraum März bis Juni 2010. In der Tabelle 1

sind die Kenndaten des Datenloggers aufgezeigt. Das FPS besteht aus dem Schallgeber, der Zentraleinheit und

einem GPS. Während der kontinuierlichen Beschallung vom Kutter „Palaemon“ wurde der Schallgeber in einer

speziellen Halterung am Bug des Kutters befestigt. Bei kleineren Booten erfolgte die Beschallung im 20 Minuten

Takt durch Eintauchen des Schallgebers. In den Abbildungen 2 und 3 wird das transportable FPS System

dargestellt.

Tabelle 1. Sensorbeschreibung

Bezeichnung Data Storage Tag

GPS

Firma STAR-ODDI

Größe 15 mm x 46 mm

Sensoren Akustikempfänger; Temperatur; Tiefe

Standard Temperaturbereich

-1 bis +40°C

Genauigkeit +/- 0,1°C

Tiefenbereich 10 cm bis 50 m

Genauigkeit +/- 4%

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GPS Empfangsbereich

SP70 Sonar (Simrad) = 4 km radius

Star-Oddi FPS = <600m radius

GPS Genauigkeit +/- 70 m

Speicherkapazität 174.300 Messungen

Batteriebetrieb 3 Jahre

Material bio-kompatible

Keramik auf Aluminiumgehäuse

Abb. 3. Schallgeber des FPS.

Abb. 4. GPS und Zentraleinheit des FPS.

Die Beschallung durch das FPS erfolgte in einem Abstand von 100 bis 300 m zur Küstenlinie. Insgesamt wurden

die Außenküste entlang der Halbinsel Wustrow bis Wustrow/Darß, sowie die Küstenlinie Rügens, Usedoms und

das Salzhaff bei 8 Ausfahrten beschallt. Die erste Beschallung erfolgte bei Besatz mit markierten Meerforellen

an den Besatzorten Warnemünde/Seglerhafen und Hellbach/Teßmannsdorf. Hierbei wurde den ausgesetzten

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Meerforellen die Startposition auf den Datenlogger übertragen. Die Beschallung wurde über einen Zeitraum von

einer Stunde nach Besatz fortgesetzt.

Markierungen und Besatz

Am 03.03.2010 erfolgte der Besatz von 40 mit DST-Datenloggern markierten Meerforellen im Seglerhafen von

Warnemünde. Hierbei wurden ausschließlich Meerforellen aus der Hellbachregion genutzt. Des Weiteren

wurden diese Meerforellen mit Spaghettimarken und passiven Transpondern versehen. Die zusätzliche

Markierung der Hellbachforellen mit passiven Transpondern soll die automatische Registrierung der Forellen

bei erneutem Aufstieg in den Hellbach ermöglichen. Am 09.03.2010 wurden weitere 40 mit DST-Datenloggern

und passiven Transpondern, markierte Meerforellen in den Hellbach bei Teßmannsdorf ausgesetzt. Auch hier

handelt es sich ausschließlich um adulte Meerforellen des Hellbachs.

Abb. 5. betäubte Meerforellen

während der Markierung.

Abb. 6. Hälterung und Kontrolle der markierten Meerforellen vor dem Besatz.

Abb. 7. Besatz der markierten Meerforellen im Seglerhafen Warnemünde.

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Bei den Wiederfängen von Meerforellen mit DST-Datenloggern wurden, nach Auskunft der Fischer und Angler, keine Verwundungen oder äußeren Verletzungen durch die Markierungen festgestellt.

Ergebnisse

Bisheriger Kenntnisstand

Die bisherigen Kenntnisse zu den Wanderrouten der Meerforelle im Bereich der Ostseeküste beruhen auf den

Angaben zu den Rückmeldungen markierter Meerforellen, Befragungen von Fischern und Anglern zu den

Fanggebieten und Tiefen sowie eigenen Untersuchungen im Bereich des Salzhaffs, dessen vor- gelagerter

Ostseeküste und den Referenzgebieten Nienhagen, Börgerende und Rosenort. In der Tabelle 2 sind die Beifänge

an Meerforellen bei den Untersuchungen zum Riffprojekt aufgezeigt. Hierbei ist zu beachten, dass die

Meerforellenfänge im Referenzgebiet Börgerende und im Riffgebiet Nienhagen in Wassertiefen von 12 m

erfolgten. Die Meerforellenfänge im Riffgebiet Rosenort fanden in 6 m Wassertiefe statt.

Tabelle 2. Anzahl der während der Untersuchungen im Riffprojekt gefangenen Meerforellen bei Wassertiefen

von 6 und 12 m.

Fangort 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Summe

Referenzgebiet Börgerende

1 0 1 0 3 1 1 7

Riff Nienhagen

1 0 4 0 1 1 0 7

Riff Rosenort - - - - - 4 2 6

Summe 2 0 5 0 4 6 3 20

Tabelle 3. Anzahl der während der Untersuchungen in Wassertiefen <4m gefangenen Meerforellen vom Salzhaff

bis Usedom.

Fangort 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Summe

Salzhaff bis Usedom bei Wassertiefen

<4 m

4 11 27 2 21 12 77

In der Tabelle 3 wurden die Wiederfänge markierter Meerforellen von Anglern und Fischern sowie Gesamtfänge

aus eigenen Untersuchungen innerhalb der Flachwasserregion < 4 m Wassertiefe dargestellt. Vergleicht man die

Gesamtsummen der Tabellen von 20 und 77 Meerforellenfängen, so wird deutlich, dass in küstennahen Gebieten

ein höherer Fangerfolg an Meerforellen zu verzeichnen ist. Die in Tabelle 3, im Jahr 2008 aufgeführte Summe,

beinhaltet ausschließlich die Ergebnisse aus eigenen Stellnetzfängen im küstennahen Bereich, da 2008 keine

Wiederfänge gemeldet wurden. Mit Beginn der Fangaktivitäten im Riffgebiet Rosenort, bei 6 m Wassertiefe,

konnten innerhalb von 2 Jahren 6 Meerforellen gefangen werden, wohingegen innerhalb von 5 Jahren lediglich

jeweils 7 Meerforellen in den Untersuchungsgebieten bei 12 m Wassertiefe registriert wurden. Aus dem

Vergleich der Fangmengen in den Fanggebieten bei 4, 6 und 12 m Wassertiefe ist eine höhere Konzentration von

Meerforellen im Flachwasser der küstennahen Region abzuleiten. Die Fangmengen in den genannten Gebieten

sind mögliche Anzeiger für die bevorzugten Wanderrouten der Meerforelle im küstennahen Flachwasser. Neben

diesen Daten sind die Stellnetzaktivitäten der Fischerei und die Routen der Schleppangler ein weiteres Indiz für

die bevorzugten Aufenthaltsregionen der Meerforellen. Im Vorfeld zu unseren Untersuchungen der

Wanderrouten der Meerforelle im Küstenbereich im Jahre 2008, erfolgten 2007 Kontrollen zum fischereilicher

Aufwand im Küstenbereich von Markgrafenheide bis in die Wismarbucht und ins Salzhaff. Hierbei wurden die

Stellnetz- und Aalkorbpositionen über das gesamte Jahr erfasst. Abbildung 8 ermöglicht einen Überblick zum

fischereilichen Aufwand des Jahres 2007. Hierbei wird deutlich, dass die fischereilichen Aktivitäten

hauptsächlich um den Bereich der 5 m Tiefenlinie stattfinden. Ebenso konzentrieren sich die Schleppangler

hauptsächlich auf den Flachwasserbereich. Während der Ausfahrten zur Beschallung der markierten

Meerforellen im Zeitraum vom 28.04. bis 26.05.2010, im Bereich Salzhaff bis Wustrow/Darß, wurden bis zu 23

Schleppangler während der Tour gezählt. Durch eigene Beobachtung und Berichte von Anglern können zu

günstigen Zeiten bis zu 40 Meerforellen am Tag bei der Schleppangelei erbeutet werden. In der Abbildung 9

sind die Positionen aller Rückmeldungen markierter Meerforellen im Küstenbereich Mecklenburg-Vorpommerns

dargestellt. Hierbei ist zu bemerken, dass die Wiederfänge aus Angelsport und Fischerei ausschließlich im

Flachwasserbereich von 1 bis 6 m Wassertiefe zu verzeichnen sind.

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k o m m e r z i e l l e S te l ln e tz ek o m m e r z i e l l e A a l k ö r b e

5 m - T i e fe n l in i e

#

Abb. 8. Gesamtübersicht zur Lage der kommerziellen Fanggeräte im Küstenbereich von Markgrafenheide bis zur

Wohlenberger Wieck im Zeitraum 2007.

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Abb. 9. Gesamtübersicht zu den Wiederfängen im Küstenbereich von Poel bis Usedom (2004 – 2010).

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Ergebnisse der DST-Datenlogger Markierungen

Von den 80, mit DST/GPS – Datenlogger, markierten Meerforellen, die am 03.03.2010 im Warnemünder Seglerhafen und am 09.03.2010 in den Hellbach/Teßmannsdorf ausgesetzt wurden, konnten 16 Rückmeldungen verzeichnet werden. 12 Rückmeldungen erfolgten aus dem Besatz in Warnemünde und 4 Rückmeldungen aus dem Besatz in den Hellbach. Bei den Ergebnissen werden die Daten nach den Besatzorten getrennt betrachtet. Grund dafür sind die unterschiedlichen Tiefenverhältnisse in den Besatzorten und den angrenzenden Wandergebieten. Während die ausgesetzten Meerforellen in Warnemünde sofortigen Zugang über den Seekanal in die freie Ostsee haben, müssen die in den Hellbach ausgesetzten Meerforellen zunächst das Flachwasser des Salzhaffs passieren, um in die Tiefenregion der Ostsee vordringen zu können. Des Weiteren waren die Wanderrouten, der in verschiedenen Besatzorten ausgesetzten Meerforellen, Kalkül der Betrachtung. In der Abbildung 10 sind die Fangorte, der mit DST-GPS Tags markierten Meerforellen, im Überblick dargestellt.

Abb. 10. Wiederfangorte markierter Meerforellen mit DST-Datenloggern aus dem Besatz in Warnemünde und Hellbach.

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Die Fangorte sind einziger Anhaltspunkt der horizontalen Wanderrichtung. Trotz der im Zeitraum der Wiederfänge absolvierten 8 Beschallungstouren, konnten keine GPS-Daten in den Datenloggern verzeichnet werden. Die einzige verzeichnete Position auf allen Datenloggern war die des Besatzortes. Bei den daraus resultierenden Experimenten mit dem FPS und einem Datenlogger im Riffgebiet stellte sich heraus, dass die Reichweite des FPS auf 60 m begrenzt war. Innerhalb des 60 m Radius wurden Positionsdaten im Datenlogger registriert. Bei weiterer Entfernung des FPS vom Datenlogger reichte der Beschallradius des FPS nicht mehr aus, um vom Datenlogger empfangen zu werden. Somit sind die vom Hersteller angegebenen technischen Daten des Empfangsbereiches innerhalb eines 600 Meter Radius bei unseren Untersuchungen nicht erreicht worden. In den Abbildungen 11 und 12 sind die Datensätze der Datenlogger 768 und 829, als Beispiele für die Wandertiefen aus den verschiedenen Besatzorten dargestellt. Während in der Abbildung 11, die Wandertiefen im Ostseebereich von Warnemünde bis zum Libben, mit deutlichen Tiefenschwankungen zu erkennen ist, kennzeichnet die Tiefenkurve, der in Abbildung 12 im Hellbach ausgesetzte Meerforelle, zunächst den Aufenthaltsort im flachen Salzhaff und dann die tiefere Region der Ostseeküste bis zum Fangort Ahrenshoop. In den Darstellungen wurden die Tiefen- und Temperaturwerte vom Besatzzeitpunkt bis zum Zeitpunkt des Fanges verwendet. An Hand der Daten lassen sich die Fangzeitpunkte der Meerforellen genau bestimmen. Die bis zur Rücksendung des Datenloggers weiterhin aufgezeichneten Daten wurden nach Erhalt im Logger gelöscht. Gleichzeitig wurde der Datenlogger in den Ruhezustand versetzt. Auf Grund der Langlebigkeit der Batterie der Logger stehen die Sensoren für weitere Markierungen zur Verfügung.

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DST 768 Besatz: Warnemünde

Fangort: Hiddensee Libben

-9

-8

-7

-6

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

03.0

3.1

003.0

3.1

003.0

3.1

004.0

3.1

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3.1

004.0

3.1

005.0

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3.1

005.0

3.1

005.0

3.1

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006.0

3.1

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006.0

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007.0

3.1

007.0

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007.0

3.1

007.0

3.1

008.0

3.1

008.0

3.1

008.0

3.1

008.0

3.1

008.0

3.1

009.0

3.1

009.0

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009.0

3.1

009.0

3.1

010.0

3.1

010.0

3.1

010.0

3.1

010.0

3.1

010.0

3.1

011.0

3.1

011.0

3.1

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3.1

011.0

3.1

011.0

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3.1

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3.1

012.0

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3.1

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3.1

014.0

3.1

014.0

3.1

014.0

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3.1

015.0

3.1

015.0

3.1

0

Tie

fe [

m]

und T

em

pera

tur

[°C

]

Tiefe Temperatur

Abb. 11. Grafik zum Datensatz DST 768.

DST 829Besatz: Tessmannsdorf

Fangort: Ahrenshoop - Darß

-10

-9

-8

-7

-6

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

09.0

3.1

009.0

3.1

010.0

3.1

010.0

3.1

011.0

3.1

011.0

3.1

012.0

3.1

012.0

3.1

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3.1

013.0

3.1

014.0

3.1

014.0

3.1

015.0

3.1

015.0

3.1

016.0

3.1

016.0

3.1

017.0

3.1

017.0

3.1

018.0

3.1

018.0

3.1

019.0

3.1

019.0

3.1

020.0

3.1

020.0

3.1

021.0

3.1

021.0

3.1

022.0

3.1

022.0

3.1

023.0

3.1

023.0

3.1

024.0

3.1

024.0

3.1

025.0

3.1

025.0

3.1

026.0

3.1

026.0

3.1

027.0

3.1

027.0

3.1

028.0

3.1

028.0

3.1

029.0

3.1

029.0

3.1

030.0

3.1

030.0

3.1

031.0

3.1

031.0

3.1

001.0

4.1

001.0

4.1

002.0

4.1

002.0

4.1

0

Tie

fe [

m]

und T

em

pera

tur

[°C

]

Temp Tiefe

Abb. 12. Grafik zum Datensatz DST 829.

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Die hohe Wiederfangrate von 30 % aus dem Besatz in Warnemünde zeugt von der ausreichenden Höhe der Fangprämie von 50 €. Weshalb aus dem Besatz im Hellbach nur 4 Rückmeldungen (10 % Wiederfangrate) erfolgten, bleibt bisher unklar. Diesbezüglich sind weitere Meldungen zu erwarten. Es ist anzunehmen, dass in der Schonzeit gefangene Meerforellen mit Datenloggern, nicht gemeldet werden. Eventuell ist die Höhe der Fangprämie ausreichend, um diese Datenlogger nachträglich zu erhalten. Aus der Tabelle 4 sind die mittleren Tiefen, sowie die Minima und Maxima der Vertikalwanderung, aus dem Besatz in Warnemünde, abzuleiten. Des Weiteren sind die Fangtiefe, Fangort und Fangdatum ersichtlich.

Tabelle 4. Rückmeldungen aus Besatz vom 03.03.2010 in Warnemünde

(Seglerhafen).

DST

-

Lo

gger

Nr.

:

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e

Tie

fe [

m]

Max

imal

tief

e [m

]

Min

imal

tief

e [m

]

Fan

gtie

fe

[m]

Fan

gdat

um

Fangort

900 -3,9 -6,3 -0,9 -1 04.03.10 Stoltera

770 -2,1 -10,9 -0,1 -2,5 09.03.10 Ahrenshoop

768 -1,4 -7,8 -0,1 -1 15.03.10 Hiddensee

Libben

905 -3,1 -12,2 -1,1 -4 24.03.10 Dranske Libben

783 -1,6 -8,6 -0,3 -1,5 30.03.10 Dierhagen Ost

898 -2,1 -11,8 -0,9 -3 30.03.10 Dranske Libben

782 -2,1 -10,5 -0,1 -1,5 31.03.10 Ahrenshoop

906 -1,7 -10,5 -0,5 -1 31.03.10 DZBK Grabow

SW-Ufer

754 -0,9 -10,4 0,0 -1 03.04.10 Hiddensee

Libben

901 -2,3 -10,6 -0,7 -3 08.04.10 Rosenort

792 -1,8 -12,5 -0,2 -1,5 14.04.10 Ahrenshoop

781 -1,6 -11,6 -0,2 -1 11.06.10 Zingst

Die Fangorte verweisen auf die Richtung der horizontalen Wanderung. 11 der in Warnemünde ausgesetzten Meerforellen wanderten entlang der Küstenlinie nach Osten. Die weiteste Entfernung wurde von 4 Meerforellen bis zum Libben absolviert. Der Libben ist ein beliebtes Angelgebiet auf die Meerforelle und befindet sich auf Höhe der Ortschaft Dranske, zwischen der Insel Hiddensee und der Insel Rügen.

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Eine Meerforelle konnte in der Darß-Zingster-Boddenkette, am SW-Ufer des Grabow, gefangen werden. Die restlichen 6 Meerforellen wurden im Bereich Markgrafenheide bis Zingst gefangen. Eine Meerforelle des Besatzes in Warnemünde wurde in westlicher Wanderrichtung, auf Höhe Stoltera, durch einen Brandungsangler an Land gezogen. Nach Auskunft der Fischer und Angler waren die Mägen der Meerforellen hauptsächlich mit Tobiasfischen gefüllt. Es ist davon auszugehen, dass die ausgesetzten Meerforellen den Tobias-Schwärmen folgen, die im Bereich der östlich verlaufenden Ausgleichsküste, auf sandigen Gründen, zahlreich vertreten sind. Nach Auskunft des Institutes für Ostseeforschung Warnemünde, verlief die Strömung zum Zeitpunkt des Besatzes, bei einer Geschwindigkeit von 5 m/s, in Richtung WNW (352°). Diese Strömungskomponente hielt über einen Zeitraum von 30 Tagen an und wäre eine zusätzliche Erklärung für die östliche Wanderrichtung der markierten Meerforellen aus Warnemünde. Aus den Abbildungen 13 und 14 wird ersichtlich, dass die bevorzugte Wandertiefe der markierten Meerforellen des Besatzes in Warnemünde, entlang der Küstenlinie von Warnemünde über den Darß bis zum Libben im Tiefenbereich bis zur 6 m Tiefenlinie verläuft. Dies entspricht den Stellnetztiefen der Küstenfischerei und den Schlepprouten der Angler. Die durch die Tiefendaten ermittelte Fangtiefe bestätigen die bevorzugten Stelltiefen der Fischer, im unmittelbaren Küstenbereich, unterhalb der 5 m Tiefenlinie. Die Abbildung 14 wurde durch die Summe der prozentualen Tiefenhäufigkeiten gebildet und erzeugt einen deutlichen Überblick zu den bevorzugten Tiefenbereichen der Meerforellen im Ostseebereich. Mit 64 % wurde die größte Häufigkeit des Aufenthaltes der Meerforellen aus dem Besatz in Warnemünde bei einer Wassertiefe von 1,5 m ermittelt. Bei der Betrachtung der Tiefenwerte der Datenlogger im Ostseebereich treten Tiefenspitzen bis in 13 m Wassertiefe auf. Diese Tiefenaufenthalte sind kurzfristiger Art. Entweder sind sie auf das überschwommene Bodenprofil zurückzuführen oder als kurze Ausflüge in die Tiefe zu betrachten. Auf Grund der fehlenden Positionen ist dazu eine klare Aussage nicht möglich. Eines ist jedoch sicher, die Meerforellen bevorzugen, während ihrer Ostseewanderung, in erster Linie die Flachwasserregionen bis 6 Meter.

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prozentualen Tiefenverteilung abwandernder Meerforellen

aus Tiefenwerten markierter Meerforellen mit DST-Transpondern im Zeitraum 03.03. - 11.06.2010

(Einsatzort: Warnemünde; Anzahl 12)

-1

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

-12-11-10-9-8-7-6-5-4-3-2-10

Tie

fen

vert

eil

un

g [

%]

782 906 783 900 768 770 792 898 905 901 781

Abb. 13. prozentuale Tiefenverteilung abwandernder Meerforellen im Zeitraum

03.03. bis 11.06.2010 aus dem Besatz in Warnemünde.

Summe der prozentualen Tiefenverteilung abwandernder Meerforellen

aus Tiefenwerten markierter Meerforellen mit DST-Transpondern im Zeitraum 03.03. - 11.06.2010

(Einsatzort: Warnemünde; Anzahl 12)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

-12,

5-1

2,1

-11,

7-1

1,3

-10,

9-1

0,5

-10,

1-9

,7-9

,3-8

,9-8

,5-8

,1-7

,7-7

,3-6

,9-6

,5-6

,1-5

,7-5

,3-4

,9-4

,5-4

,1-3

,7-3

,3-2

,9-2

,5-2

,1-1

,7-1

,3-0

,9-0

,5-0

,1

Tiefe [m]

Tie

fen

vert

eilu

ng

[%

]

Abb. 14. Summe der prozentualen Tiefenverteilung abwandernder Meerforellen

im Zeitraum 03.03. bis 11.06.2010 aus dem Besatz in Warnemünde.

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Die bewusste Teilung der Datensätze der Datenlogger nach Besatzgebieten dient der klaren Trennung der tieferen Ostseeregion vom Flachwasser des Salzhaffs und des Hellbachs. Somit wird vermieden, dass die Tiefenmessungen im Flachwassergebiet Einfluss auf die dargestellte Tiefenverteilung in der Ostseeregion nehmen. In der Tabelle 5 sind die mittleren Tiefen, sowie die Minima und Maxima der Vertikalwanderung aus dem Hellbachbesatz, dargestellt. Des Weiteren sind die Fangtiefe, Fangort und Fangdatum ersichtlich. Aus der Tabelle wird deutlich, dass 3 der 4 gefangenen Meerforellen aus dem Hellbachbesatz bis zum Fang im Salzhaff verblieben. Einer Meerforelle gelang die Wanderung bis vor Ahrenshoop. Die vierte Meerforelle wurde noch 43 Tage nach Besatz im Bereich des Hellbachs gefangen.

Tabelle 5. Rückmeldungen aus Besatz vom 09.03.2010 in Teßmannsdorf

(Hellbach).

DST

-

Lo

gger

Nr.

:

mit

tler

e

Tie

fe [

m]

Max

imal

-

tief

e [m

]

Min

imal

-

tief

e [m

]

Fan

gtie

fe

[m]

Fan

g-

dat

um

Fan

gort

829 -1,59 -8,90 -0,40 -3 03.04.2010 Ahrenshoop

798 -0,95 -2,50 -0,20 -1 05.04.2010 Pepelow

826 -1,04 -2,80 -0,30 -1 07.04.2010 Hlb.Insel Wustrow

800 -0,95 -2,50 -0,20 -1 21.04.2010 Hellbach

In den Abbildungen 15 und 16, sind die bevorzugten Wandertiefen innerhalb der prozentualen Tiefenverteilung aller Meerforellen und als Summe aller Tiefenprozente dargestellt. Die bevorzugte Aufenthaltstiefe im Salzhaff liegt im Bereich bis zur 2 m Tiefenlinie und ist den Flachwasserverhältnissen dieses Gebietes geschuldet. Zu 51 % der Messdauer halten sich die Meerforellen in der Region des Salzhaffs in einer Wassertiefe von 1 m auf. Der Datensatz des DST-Loggers Nr. 829 entspricht außerhalb des Salzhaffs der bevorzugten Tiefenregionen der Meerforellen aus dem Besatz von Warnemünde.

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prozentuale Tiefenverteilung abwandernder Meerforellen

aus Tiefenwerten markierter Meerforellen mit DST-Transpondern im Zeitraum 09.03. - 21.04.2010

(Einsatzort:Hellbach; Anzahl 4)

0

5

10

15

20

25

30

-8,9

-8,7

-8,5

-8,3

-8,1

-7,9

-7,7

-7,5

-7,3

-7,1

-6,9

-6,7

-6,5

-6,3

-6,1

-5,9

-5,7

-5,5

-5,3

-5,1

-4,9

-4,7

-4,5

-4,3

-4,1

-3,9

-3,7

-3,5

-3,3

-3,1

-2,9

-2,7

-2,5

-2,3

-2,1

-1,9

-1,7

-1,5

-1,3

-1,1

-0,9

-0,7

-0,5

-0,3

-0,1

Tie

fen

ver

teilun

g [%

]

782 862 829 800

Abb. 15. prozentuale Tiefenverteilung abwandernder Meerforellen im Zeitraum 09.03. – 21.04.2010 aus dem Besatz im Hellbach.

Tiefenaufenthalt abwandernder Meerforellen

aus Tiefenwerten markierter Meerforellen mit DST-Transpondern im Zeitraum 09.03. - 21.04.2010

(Einsatzort:Hellbach Anzahl 4)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

-8,9

-8,6

-8,3-8

-7,7

-7,4

-7,1

-6,8

-6,5

-6,2

-5,9

-5,6

-5,3-5

-4,7

-4,4

-4,1

-3,8

-3,5

-3,2

-2,9

-2,6

-2,3-2

-1,7

-1,4

-1,1

-0,8

-0,5

-0,2

Tiefe [m]

Tie

fen

vert

eil

un

g [

%]

Abb. 16. Summe der prozentualen Tiefenverteilung abwandernder Meerforellen im Zeitraum 09.03. –

21.04.2010 aus dem Besatz im Hellbach.

Zusammenfassung und Diskussion Die Untersuchungen zur vertikalen und horizontalen Wanderung der markierten Meerforellen ermöglichten durch Verwendung der DST-Datenlogger eindeutige Aussagen zu den bevorzugten Wandertiefen der Meerforellen. Zu 64 % wandern die ausgesetzten Meerforellen in der Ostseeregion bei einer Wassertiefe von 1,5 m. Der bevorzugte Tiefenbereich während der Wanderung wurde mit einer Tiefe < 6 m ermittelt. Kurzfristig werden Wassertiefen bis zu 13 m aufgesucht. Die in der Salzhaffregion verbliebenen Meerforellen aus dem Besatz in den Hellbach, wurden zu 51 % bei einer Wassertiefe von 1 m registriert. Während der Migrationszeiten ist das flache Salzhaff auf Grund der fischereilichen Aktivitäten eine schwer zu passierende Region. Deutlich wird dies an den häufig auftretenden Netzspuren während des Laichfischfanges von Meerforellen im Hellbach. Die Richtung der horizontalen Wanderung konnte nur durch den Fangort ermittelt werden. Trotz achtmaliger Ausfahrten zur Beschallung der DST/GPS-Datenlogger, wurden außer der Startposition keine weiteren Positionen in den Datensätzen festgestellt. Die Beschallungen erfolgten im Abstand von 100 bis 300 m zur Küstenlinie in den Gebieten Salzhaff und dessen vorgelagerter Außenküste bis zur Ortschaft Wustrow/Darß. Mit dem Forschungskutter „Palaemon“ erfolgte eine kontinuierliche Beschallung um die Insel Rügen bis zur Küste von Usedom. In der Ostseeregion erfolgte die Wanderung der Meerforellen aus dem Besatz in Warnemünde hauptsächlich in östlicher Richtung entlang der Küstenlinie des Darß, bis zum Libben, zwischen den Inseln Rügen und Hiddensee.

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Eine Meerforelle wurde am SW-Ufer des Grabow, in der Darß-Zingster-Boddenkette, gefangen. Ebenfalls in östlicher Richtung erfolgte die Wanderung einer Meerforelle aus dem Besatz im Hellbach. Diese wurde auf Höhe Ahrenshoop/Darß im Stellnetz gefangen. Die von uns in den Vorjahren in Ahrenshoop ausgesetzten Meerforellen bevorzugten hauptsächlich die westliche Richtung und wurden in den Stellnetzen vor Warnemünde gefangen. Inwiefern die bevorzugte Wanderroute bei diesen Untersuchungen in östlicher Richtung verlief, ist bisher unklar und kann nur rückblickend durch Strömungsbilder aus dieser Zeit gedeutet werden. An Hand der Fangtiefen aus den Datensätzen wird offensichtlich, dass die Stellnetze der Küstenfischer im bevorzugten Tiefenbereich der Wanderrouten gesetzt sind. Ebenfalls bevorzugen Schleppangler den küstennahen Bereich um die 6 m Tiefenlinie. Die rückgesendeten Datenlogger wurden deaktiviert und stehen zu weiteren Untersuchungen zur Verfügung. Auf Grund der hohen Fangprämie ist zu erhoffen, dass weitere Datenlogger, der noch 60 markierten und freischwimmenden Meerforellen durch Fänge und Rückmeldungen, zu uns gelangen. Die bisherige Wiederfangrate der markierten Meerforellen liegt bei dem Besatz in Warnemünde bei 30 % und vom Besatz in den Hellbach bei 10 %. Bei 1 bis 8 % Rückmeldungen von markierten Meerforellen mit Spaghetti und Plättchenmarken liegen die Melderaten deutlich niedriger (Fangprämien von 5 €).

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Aufkommen und Verteilung des Fischnachwuchses in Stettiner Haff, Peenestrom und Darß-Zingster-Boddenkette unter besonderer Berücksichtigung des Ostseeschnäpels (Coregonus lavaretus balticus)

Thomas Lorenz; Peter Möller und Christine Mieske Einleitung

Der Ostseeschnäpel ist ein anadromer Wanderfisch und gehört zur Familie der Coregonidae (Renken, Felchen,

Maränen). Er laicht von November bis Dezember und gilt laut der „Rote Liste und Artenliste“ (FRICKE 1996) als

gefährdete Art. Die maßgeblichen Fang- und Laichgebiete von Coregonus lavaretus balticus befinden sich

regional derzeit in der Peenestrom-/ Achterwasserregion und im Stettiner Haff (SCHULZ 2000). Einschätzungen

ergaben, dass auch die Darß-Zingster-Boddenkette (DZBK), speziell der Saaler Bodden und der Koppelstrom,

für den Ostseeschnäpel grundsätzlich günstige Laich- und Aufwuchsbedingungen bieten.

Im Rahmen des Projektes werden die Besatzmaßnahmen durch wissenschaftliche Untersuchungen begleitet.

Folgende Aufgabenstellungen sollten dabei u.a. bearbeitet werden:

Einschätzung des Rekrutierungspotentials des Bestandes und des Erfolges der Besatzmaßnahmen

anhand mehrerer Larven- und Jungfischsurveys (Abundanzen und Biomassen der Rekruten,

Verteilungsmuster, Wachstum)

Erfassung der Struktur der Jungfischgemeinschaft zur Einschätzung von interspezifischen

Wechselwirkungen (Konkurrenz, Räuberdruck)

Erkundung und Bewertung der Habitatstrukturen potentieller Laichplätze

Aufnahme hydrographischer Parameter während der Larven- und Jungfischsurveys und während

der Laichzeit

Erfassung der Anlandungen und des Fischereiaufwandes nach Fanggeräten in der kommerziellen

Fischerei

Sammlung von populationsdynamischen Parametern

Nahrungsuntersuchungen während des gesamten Lebenszyklus von der Larve bis zum adulten Tier

zur Einschätzung der trophischen Stellung im Nahrungsgefüge.

Ziel des Besatzes ist ein sich selbst reproduzierender Bestand an Ostseeschnäpeln, damit nachhaltig die

fischereiliche Nutzung der vorhandenen, wirtschaftlich relevanten Arten (z.B. Zander, Barsch, Aal) entlastet und

somit die Existenz kleiner bis mittelständiger Fischereibetriebe gesichert werden kann. Es wird eine leichte

Artverschiebung im Rahmen des natürlichen Gleichgewichts angestrebt, die positive Impulse für die regionale

und z. T. auch überregionale Wirtschaft liefern soll. Um den ökologischen und ökonomischen Nutzen des

Projektes zu überprüfen, werden die Maßnahmen durch wissenschaftliche Untersuchungen von Fisch und

Umwelt M-V e.V. begleitet und anschließend deren Auswirkungen beurteilt. Die Nachfrage nach Maränen ist groß und kann z. Z. bei weitem nicht durch den Fang gedeckt werden. Sollte es möglich sein, ein weiteres Gewässer in Mecklenburg-Vorpommern fischereilich mit Ostseeschnäpeln zu nutzen, können durch eine gut geplante Vermarktung, Bewerbung und Kooperation zwischen den verschiedenen Fischereiunternehmen neue Impulse regional und z. T. überregional geschaffen werden. Maränen gelten als Synonym für eine saubere und gesunde Wasserqualität (ARNDT 2001). Wenn es gelingt, ein Markenprodukt Ostseeschnäpel in Mecklenburg-Vorpommern zu etablieren, werden langfristig nicht nur die Fischerei, sondern auch der Tourismus und die Gastronomie profitieren. Besatzmaßnahmen Im Rahmen des Projektes wurden laichreife Elterntiere aus dem Peenestrom-/Achterwassergebiet mit Unterstützung ortsansässiger Fischer entnommen. Anschließend wurden Rogen und Milch gewonnen und die Befruchtung eingeleitet. Die befruchteten Eizellen wurden dann für die weitere Entwicklung in die Aufzuchtanlagen nach Born und Boek verbracht. Unter kontrollierten Bedingungen werden Schlupfraten von 65 – 70 % erzielt. Ein Teil der Brütlinge wird unmittelbar nach Schlupf als Dottersacklarven ausgesetzt. Ein anderer Teil wird in Netzgehege überführt, wo unter naturnahen Bedingungen (wichtig: Anlockung von Naturfutter durch Licht) der Übergang zur externen Ernährung erreicht wird. Die 3 – 4 cm großen Jungfische haben dann beim Aussetzen die kritische Entwicklungsphase bereits überstanden, so dass ihre Überlebenschancen wesentlich höher sind.

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Das Besatzgeschehen 2009-2010 konzentrierte sich auf die Darß-Zingster-Boddenkette (Saaler Bodden). Daneben wurden Jungtiere im Stettiner Haff und Peenestrom ausgesetzt. Insgesamt wurden in den Jahren 2009 und 2010 mit Ostseeschnäpeln besetzt:

2009

Darß-Zingster-Boddenkette 400.000 Stück (Püttnitz, Neuendorf)

2010

Darß-Zingster-Boddenkette 435.000 Stück (Püttnitz, Neuendorf, Wustrow, Prerowstrom) Peenestrom 120.000 Stück (Rankwitz) Stettiner Haff 120.000 Stück (Mönkebude) Als Monitoring sollte mit den, im Folgenden beschriebenen, Methoden versucht werden, die Bestandsituation von Ostseeschnäpel in den verschiedenen Gewässern zu erfassen und die Auswirkungen der Besatzmaßnahmen zu beurteilen. Untersuchungsmethodik Abiotik Bei jedem Probenprogramm werden im untersuchten Gewässer durch spezielle Sonden zuerst die physikalisch-chemischen Parameter des Wassers erfasst: Temperatur, Leitfähigkeit, Sauerstoff und pH-Wert. Gleichzeitig wird die allgemeine Witterung mit Bewölkungsgrad, Windstärke und -richtung, Lufttemperatur und Sichttiefe vermerkt. Im Weiteren soll durch die Gegenüberstellung der wichtigen abiotischen Einflussgrößen aus inneren Küstengewässern bzw. -gewässerteilen mit Schnäpelvorkommen geprüft werden inwieweit hierdurch eine Eignung für die Reproduktion und Aufenthalt des Schnäpels in der DZBK gegeben ist.

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Fischlarven

Zum Fischlarvenfang kam ein Minibongo (Zylinderdurchmesser 20 cm) zum Einsatz, wobei die Maschenweite

der Fangsackgaze 500 µm betrug.

Die Schleppzeit variierte in Abhängigkeit von der Planktondichte zwischen 6 - 10 min. Die Inhalte der beiden

Fangbecher wurden separat fixiert, ausgewertet und die Resultate dann für jede Station gemittelt.

Die Schleppgeschwindigkeit wurde über ein GPS des Schleppfahrzeuges kontrolliert und betrug 1,0 – 1,5 m/s.

Die Schlepptiefe wurde im Verhältnis zur Gewässertiefe so gewählt, dass sich die Fangzylinder etwa 1 m über

dem Gewässergrund bewegten. Die Einstellung erfolgt durch Anpassung von Länge und Anstellwinkel der

Schleppleine.

Die Ermittlung der Schleppstrecke und des filtrierten Wasservolumens erfolgte mittels einem, in die

Fangzylinder integrierten, Strömungsmesser.

Die Fischlarven wurden im Labor unter dem Binokular aus der Probe separiert, bestimmt, gezählt und

ihre Totallänge auf 0,1 mm genau gemessen.

Jungfische

Die inneren Küstengewässer sind hinsichtlich der Besiedelbarkeit durch Fische in 2 unterschiedliche Lebensräume gegliedert: einen von Sand bzw. Geröll und Makrophyten geprägten Flachwasserbereich und eine schlickige, vegetationslose Freiwasserzone. Deshalb wurden zur Erfassung der Jungschnäpel und der Jungfischgemeinschaften 2 Fanggeräte eingesetzt: im Flachwasser eine Strandwade und im Freiwasser eine Jungfischzeese. In allen Fällen wurde versucht, eine für die Gebiete repräsentative Probennahmen sicherzustellen. Die Schleppgeschwindigkeit der Zeese lag im Mittel bei 1,0 m/s. Die Maschenweite beider Fanggeräte betrug im Steert 4 mm. Die befischte Fläche wurde wie folgt bestimmt: Wade: A = Π / 4 * L* U L: Wadenlänge (m) U: Uferschlusslänge (m) Zeese: A = S * B * H / T S : Schleppstrecke (m) B: Netzbreite (m)

H: Netzstau (m) T: Schlepptiefe (m) Von jeder Fischprobe wurden nach deren Umfang alle Probentiere oder eine definierte Teilprobe in 4%iger Formalin-Biotopwasser-Lösung fixiert. Bei der Probenbearbeitung wurden die Probentiere taxonomisch zugeordnet und ausgezählt und auf 1 mm genau vermessen. Jungfische bis zu einer Länge von 20 cm fanden für die Auswertung Berücksichtigung Aus den Grunddaten wurden dann die Abundanzen der verschiedenen Fischarten pro Flächeneinheit getrennt nach Flach- und Freiwasser sowie deren Längenverteilung ermittelt. Ergebnisse Allgemein Insgesamt wurden 2009-2010 in den 3 inneren Küstengewässern 70 Bongobeprobungen, 65 Wadenhols, 70 Zeesenzüge durchgeführt (Tab. 1). Tab. 1: Beprobungen in den inneren Küstengewässern 2009-2010.

Gebiet \ Fangmethode Bongo Wade Zeese

2009 2010 2009 2010 2009 2010

Stettiner Haff 9 8 8 12 9 11

Peenestrom 11 8 8 11 8 12 Darß-Zingster-Boddenkette 21 13 10 16 12 18

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49

Gesamt 41 29 26 39 29 41

Das Probenahmeraster wurde so angelegt, dass eine möglichst flächendeckende Beprobung sicher gestellt war. Dabei wurde aber auch habitattypischen Besonderheiten Rechnung getragen, die das Auftreten von Ostseeschnäpeln am wahrscheinlichsten erschienen ließen (Abb. 1 und 2).

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Abb. 1. Lage der Probenahmestationen in der Darß-Zingster-Boddenkette.

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Abb. 2. Lage der Probenahmestationen im Stettiner Haff und im Peenestrom.

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Arteninventar

Tabelle 2. Artenliste potentiell auftretender Rundmäuler und Fische in

den untersuchten Küstengewässern und deren Vorkommen 2009-2010

SH= Stettiner Haff, PS= Peenestrom, DZBK= Darß-Zingster-

Boddenkette.

Limnisch SH PS DZBK

Alburnus alburnus Ukelei X X X

Abramis ballerus Zope

Abramis brama Brachsen X X X

Aspius aspius Rapfen X

Blicca bjoerkna Güster X X X

Carassius auratus Giebel

Cobitis taenia Steinbeißer

Gobio gobio Gründling X X

Leuciscus cephalus Döbel X

Leuciscus idus Aland X X

Leuciscus leuciscus Hasel X X

Rutilus rutilus Plötze X X X

Scardinius erythrophthalmus Rotfeder X

Vimba vimba Zährte X X

Esox lucius Hecht X

Lota lota Quappe

Gymnocephalus cernuus Kaulbarsch X X X

Perca fluviatilis Barsch X X X

Sander lucioperca Zander X X X

Pungitius pungitius Neunstachliger Stichling X X X

Euryhalin

Lampetra fluviatilis Flußneunauge

Petromyzon marinus Meerneunauge

Acipenser oxyrynchus Baltischer Stör

Anguilla anguilla Aal

Alosa fallax Finte

Salmo salar Lachs

Salmo trutta Meerforelle

Coregonus lavaretus Ostseeschnäpel

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Limnisch SH PS DZBK

Osmerus eperlanus Stint X X X

Gasterosteus aculeatus Dreistachliger Stichling X X X

Platichthys flesus Flunder X X

Marin

Clupea harengus Hering X X X

Sprattus sprattus Sprott

Gadus morhua Dorsch

Merlangius merlangus Wittling

Belone belone Hornhecht

Ammodytes tobianus Kleiner Sandaal

Hyperoplus lanceolatus Großer Sandaal

Gobiusculus flavescens Schwimmgrundel

Gobius niger Schwarzgrundel X X X

Neogobius melanostomus Schwarzmundgrundel X X X

Pomatoschistus microps Strandgrundel X X X

Pomatoschistus minutus Sandgrundel X X X

Pholis gunellus Butterfisch

Zoarces viviparus Aalmutter

Myoxocephalus scorpius Seeskorpion

Cyclopterus lumpus Seehase

Nerophis ophidion Kleine Schlangennadel

Syngnathus typhle Grasnadel X X

Limanda limanda Kliesche

Pleuronectes platessa Scholle

Tabelle 2 zeigt die in den 3 Küstengewässern vorgefundenen Arten, die jeweils einen wesentlichen Teil des potentiellen Artenspektrums darstellen. Ostseeschnäpel konnten 2009-2010 in keinem der untersuchten Gebiete angetroffen werden. Fischlarven Bei den Larvensurveys 2009 und 2010 wurden sehr unterschiedliche Larvendichten festgestellt (Abb. 3). Mit einer Spanne von 0,01 (Stettiner Haff) bis 5,3 Individuen/m³ (Darß-Zingster-Boddenkette) 2009 bzw. 0,6

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83

(Stettiner Haff) bis 42,3 Individuen/m³ (Darß-Zingster-Boddenkette) 2010 wurden Gesamtlarvendichten ermittelt, die im Bereich der Abundanzen anderer Küstengewässer liegen. Im Stettiner Haff beispielsweise schwankten die Larvendichten von 1999 bis 2001 zwischen 0,06 und 1,8 Larven pro m³ (LORENZ 2002). Der überdurchschnittlich hohe Wert für die Darß-Zingster-Boddenkette 2010 wird durch ein hohes Heringslarvenaufkommen getragen (Abb. 3 und 4). Bei früheren Untersuchungen in 2 Laichschongebieten des Saaler Boddens lag die mittlere Larvendichte zwischen 1 und 4,5 Larven / m³ (WINKLER et al. 1997). Jungfische Die mittlere Abundanz der Jungfische 2009-2010 war in den Flachwasserbereichen aller 3 Küstengewässer im Verhältnis zu vorhergehenden Untersuchungen mit Werten von 1 bis > 3 Individuen/m² relativ hoch. Sie lagen auch deutlich über den Jungfischdichten im Freiwasser (Abb. 5). Der hohe Wert für die Boddenkette wurde insbesondere durch die Jungplötzen bewirkt. Die während des August aufgetretenen Jungstintkonzentrationen in seinem nördlichen Teil erzeugen die verhältnismäßig hohe mittlere Abundanz von Jungfischen im Freiwasser des Peenestroms. Im Stettiner Haff waren die Jungfischzahlen deutlich geringer als in den beiden anderen Küstengewässern. Im Flachwasser überwiegen Vertreter der Cypriniden, wobei der Plötz den Hauptteil stellt (Abb. 6). Außerdem sind Perciden mit Zander, Barsch und Kaulbarsch, die Gasterosteiden mit Drei- und Neunstachligen Stichling und die Gobiiden vor allem mit der Strandgrundel häufig und jeweils in etwa gleichen Größenordnungen präsent. In der uferfernen Zone über 2 m Tiefe ist der Stint der dominierende Vertreter (Abb. 7). Daneben sind Perciden und die Gobiiden in dieser Region zahlenmäßig von größerer Bedeutung für die Zusammensetzung der Jungfischgemeinschaft.

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84

0

200

400

600

800

1000

2009 2010

4231

Dic

hte

(N

/100m

³)Stettiner Haff Peenestrom Darß-Zingster-Boddenkette

Abb. 3. Gesamtabundanz der Fischlarven 2009-2010.

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85

0

100

200

300

400

5004144

Dic

hte

(N

/100 m

³)

Stettiner Haff Peenestrom Darß-Zingster-Boddenkette

Abb. 4. Anteil der Familien an der Fischlarvenzahl 2009-2010.

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0

200

400

600

800

1000

2009 2010

Abundanz (N/ha)

Stettiner Haff Peenestrom Darß-Zingster-Boddenkette

Abb. 5. Gesamtabundanz der Jungfische 2009-2010.

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0

500

1000

1500

2000

2500

Abundanz (

N/h

a)

Stettiner Haff Peenestrom Darß-Zingster-Boddenkette

Abb. 6. Abundanzen der Jungfische (N / ha) im Flachwasser 2009 (jeweils 1. Balken) und 2010 (jeweils 2. Balken).

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200

400

600

800

1000A

bundanz (

N/h

a)

Stettiner Haff Peenestrom Darß-Zingster-Boddenkette

Abb. 7. Abundanzen der Jungfische (N / ha) im Freiwasser 2009 (jeweils 1. Balken) und 2010 (jeweils 2. Balken).

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Diskussion und Aussichten

Die Fangerträge vom Ostseeschnäpel gingen in den 90er Jahren drastisch zurück. Konnten 1970 und 1980 noch

39 bzw. 32 t verzeichnet werden, so sanken die Erträge Ende der 80er Jahre auf 6 t ab (SCHULZ 2000). Eine

fallende Tendenz konnte in den Folgejahren (1995: 2,7 t) beobachtet werden. Ein dermaßen starker Rückgang

einer Art hat sowohl ökologische als auch ökonomische Konsequenzen. Erstgenannte im Hinblick auf das

Artengefüge, im Extremfall mit dem möglichen Aussterben der Art C. lavaretus balticus. Es findet eine

Artenverschiebung zu Gunsten von Zander, Barsch, Aal und Hecht statt. Durch den Ausfall des Ostseeschnäpels

folgt ebenfalls eine Verlagerung der fischereilichen Nutzung auf die übrigen Arten. Aus ökonomischen, i.d.R.

bereits existenziellen Gründen der ortsansässigen Fischer werden die vorkommenden Nutzfischarten stärker

befischt, so dass schon heute ein Rückgang dieser Arten zu verzeichnen ist (JENNERICH & SCHULZ 1998). Vor

allem den Zander betreffend sind erhebliche Verdienstausfälle bei vielen Fischereibetrieben zu verzeichnen

(ARNDT 2001). Eine nachhaltige Fischerei und die damit verbundene Erhaltung klein- und mittelständiger

Unternehmen ist nur möglich, wenn ein Gleichgewicht zwischen den vorhandenen / potentiellen Ressourcen und

der fischereilichen Nutzung angestrebt und längerfristig erreicht wird.

Aus diesem Grund führte Fisch und Umwelt M-V e.V. seit 1992 bis 2001 Aufstockungsmaßnahmen in der

Peenestrom-/ Achterwasserregion und im Stettiner Haff durch. Es konnte eine erhebliche Bestandsstärkung

nachgewiesen werden und heute gehört diese Region zu den maßgeblichen Laich- und Fanggebieten von C.

lavaretus balticus.

Seit 2005 wurden die Besatzmaßnahmen auf die Darß-Zingster-Boddenkette ausgedehnt und sollen in den

folgenden Jahren in den genannten Küstengewässern weiter intensiviert werden.

Diese Maßnahmen werden durch entsprechende wissenschaftliche Untersuchungen begleitet mit dem Hauptziel

durch den Nachweis von Aufkommen und Verbreitung des Ostseeschnäpels den Erfolg der Besatzmaßnahmen

zu dokumentieren. Leider konnten 2009-2010 in den Besatzgewässern keine Larven und Jungfische des

Ostseeschnäpels nachgewiesen werden.

Literatur ARNDT, G-M. (2001): Wiederansiedlung, Bestandserhöhung und Bestandsmanagement der Großen Maräne (Coregonus lavaretus) sowie Bestandseinschätzung und –stabilisierung der Kleinen Maräne (Coregonus albula) in Mecklenburg-Vorpommern. Jahresheft Fisch und Umwelt. JENNERICH, H-J. & SCHULZ, N. (1998): Bemerkungen zur Maränen- (Coregonus lavaretus) und Ostseeschnäpelfischerei (Coregonus lavaretus balticus) in Binnenseen und Küstengewässern Mecklenburg-Vorpommerns. Fischerei in M-V. Nr. 4/98. S. 36-48. JENNERICH, H-J. UND SCHULZ, N. (2005): Aquakultur Dorsch (Gadus morhua) und Ostseeschnäpel (Coregonus lavaretus balticus) in Mecklenburg-Vorpommern – Perspektiven zur Ressourcensicherung. Fischerei & Fischmarkt in M-V. 1/2005. S. 17-25. FRICKE ET AL. (1996): Rote Liste und Artenliste der Rundmäuler und Meeresfische des deutschen Meeres- und Küstenbereichs der Ostsee. - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 48: 83-90. JÖNSSON, N.; BUSCH, A.; LORENZ, TH. & B. KORTH (1998): Struktur und Funktion von Boddenlebensgemeinschaften im Ergebnis von Austausch- und Vermischungsprozessen. Greifsw. Geograph. Arbeiten 16: 215-285. LORENZ, TH. (2002): Aufkommen, Verteilung und Wachstum von Fischlarven und Jungfischen im Kleinen Stettiner Haff unter besonderer Berücksichtigung der wirtschaftlich wichtigen Arten Zander (Stizostedion lucioperca (L.)) und Flußbarsch (Perca fluviatilis L.). Jahresheft 2002, Fisch und Umwelt M-V e.V.: 21pp. MAYR, CHR. (1998): Zum Einfluss von Trophie, Fischdichte und Habitatwahl auf die Nahrungs- und Wachstumsbedingungen von Renken (Coregonus lavaretus L.) in vier oberbayerischen Seen. Diss. Universität München. SCHULZ, N. (2000): Das Wiedereinbürgerungs- und Besatzprogramm des Ostseeschnäpels Coregonus lavaretus balticus (Thienemann) in der vorpommerschen Boddenlandschaft, Rückblick und Ausblick. Jahresheft Fisch und Umwelt.

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WEINHART, G. (1991): Futteraufnahmeversuche bei Felchenlarven (Coregonus lavaretus L.). Diss. Universität München. WINKLER, H.; BOCHERT, R.; LORENZ, T. & L. DEBUS (1997): Ergebnisse der Untersuchungen verschiedener Laichschongebiete im Jahre 1997. Unveröffentlicher Bericht. Universität Rostock. WINKLER H., WATERSTRAAT, A. & N. HAMANN (2002): Rote Liste der gefährdeten Rundmäuler, Süßwasser- und Wanderfischarten Mecklenburg- Vorpommerns. Umweltministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern. (Stand 2002).

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Georeferenziertes UW-Monitoring durch Forschungstaucher mit GPS-Einsatz

Gerd Niedzwiedz und Dirk Schories

Einführung Das Monitoring von UW-Arealen gehört für Forschungstaucher zu einer der häufigsten wissenschaftlichen Aufgaben. Hierbei werden oftmals technische Hilfsmittel zur Beobachtung und zur Probennahme eingesetzt mit dem Ziel, in systematischer und wiederholbarer Form Vorgänge, Prozesse bzw. Zustände zu erfassen, zu archivieren bzw. zu protokollieren. Im Mittelpunkt stehen nicht selten auch Programme, die wiederholt Kampagnen - also Messungen / Beobachtungen mit zeitlichem Abstand am selben Ort – erfordern, um anhand des Ergebnisvergleiches Schluss-folgerungen ziehen zu können. Interessant sind aber auch Vergleiche von Ergebnissen, die zum selben Zeitpunkt an unterschiedlichen Orten mit nahezu identischen Umgebungsbedingungen entstanden. Beide Vorgehens-weisen wurden bspw. während der Forschungsaktivitäten der letzten Jahre auch an den künstlichen Riffen vor Nienhagen und Rosenort praktiziert, an denen der Verein Fisch und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern maßgeblich beteiligt ist. Bei einem wissenschaftlichen Monitoring sollte immer der Anspruch bestehen, den Messwerten, Fotos/Videos und dem gesammelten Material neben dem Zeitpunkt ihrer Gewinnung auch eine Ortsangabe zuzuordnen. Im Gegensatz zu terrestrischen Forschungsaktivitäten sind beim Tauchereinsatz aber kompliziertere Bedingungen zu meistern:

- Generell stellt die UW-Navigation bei oftmals geringen Sicht-weiten ein Problem dar und verlangt vom Einsatztaucher Erfahrung beim Umgang mit Technik und/oder im Tauchgebiet.

- Das Aufsuchen desselben Ortes nach längeren Zeiträumen ist schwieriger und deshalb oftmals zeitaufwändiger, vor allem dann, wenn der Taucher sich nicht an eindeutigen Geländemerkmalen orientieren kann.

- Die Arbeitszeit unter Wasser ist immer begrenzt infolge des Luftvorrates oder auch wegen limitierter Tauchzeiten.

- Taucherarbeiten sind witterungsabhängig und meist mit hohem logistischem, personellem und materiellem Aufwand verbunden. Taucheinsätze im Rahmen der beruflichen Tätigkeit unterliegen zudem umfangreichen Forderungen aus dem gesetzlichen Arbeitsschutz, woraus sich wiederum zusätzlicher Aufwand für die Einsatzvorbereitung ergibt. Aus diesem Grund sind wissenschaft-liche Taucheinsätze Arbeiten, die eben meist nicht nach Belieben wiederholbar bzw. operativ durchführbar sind. Sie müssen zeit-effizient ablaufen, was bedeutet, dass die (Tauch)-zeit zum Auf-suchen und Wechseln der Arbeitsorte möglichst klein zu halten ist. An dieser Stelle wird häufig die Signalleine durch einen Blubb ersetzt, der zur Tauchersicherung u.U. ausreicht aber eben nicht zum Führen des Tauchers geeignet ist.

- Das Tauchen ist bzgl. des Aufenthaltortes 3-dimensional, d.h. in vielen Fällen ist die Angabe der Wassertiefe zur Charakterisierung des Messwertes oder Beobachtungsergebnisses zusätzlich zur geografischen Position von großer Bedeutung. Gerade unter Wasser ändern sich bestimmte Parameter manchmal schon bei wenigen Metern Tiefendifferenz grundlegend (bspw. Wassertemperatur über und unterhalb der Sprungschicht). Neben der geografischen Position ist also immer auch eine Tiefenangabe für die Zuordnung von Monitoringergebnissen nicht nur wünschenswert sondern auch erforderlich.

- Das Messen der Position unter Wasser ist z.T. nicht mit denselben Techniken möglich, die sich über Wasser inzwischen bewährt haben und hier durchaus hohe Genauigkeiten liefern. Positions-messungen unter Wasser mit üblichen Verfahren und Geräten sind meist an Investitionen und an zeitlichen Mehraufwand zur Einar-beitung in und zur Nutzung neuer Messgeräte geknüpft. Allerdings werden oftmals die Verfahren/Geräte mit mehr Versprechen beworben als dann wirklich an Funktionalität realisiert werden kann. Damit ergibt sich beim Betreiber u.U. ein zusätzliches finanzielles Risiko.

- Jede Technik, die bei Taucherarbeiten eingesetzt werden soll, muss dafür auch geeignet sein. Dazu gehören eine einfache Bedien-barkeit, die auch mit dicken Handschuhen weiter gegeben sein muss, robuste und wasserdichte Ausführung und eine hohe Zuverlässigkeit. Gewicht und Volumen (Auftrieb) mitgeführter Geräte und Hilfseinrichtungen müssen vom Taucher auch unter komplizierten Einsatzbedingungen (Wellen, Strömung) beherrsch-bar sein. Das Entstehen zusätzlicher Gefährdungen bei ihrem Einsatz ist generell auszuschließen.

Das Forschungstauchzentrum an der Universität Rostock, welches seit 1995 eine bereits von 1961 bis 1989 am Standort Rostock existierende Ausbil-dungsmaßnahme wieder und seitdem kontinuierlich realisiert – die Ausbil-dung von Forschungstauchern auf der Grundlage der gesetzlichen Unfallversicherung - hat sich darüber hinaus das Ziel gesetzt, auch wissen-schaftliche Methoden beim Forschungstauchereinsatz weiter zu entwickeln, praktisch zu erproben und natürlich bei Forschungsprojekten einzusetzen. Verbesserte UW-Navigation und Georeferenzierung beim UW-Monitoring werden zweifellos diesem Anspruch gerecht und sollten künftig beim modernen wissenschaftlichen Tauchen eine wichtige Rolle spielen.

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Es gelang der Universität Rostock, im Zeitraum 2008-2010 vom BMBF Fördermittel zur Einführung der Georeferenzierung für wissenschaftliche UW-Arbeiten einzuwerben [2]. Das Projekt wurde in enger Zusammen-arbeit mit der Universidad de Austral Chile / Valdivia (UACH) bearbeitet und unterlag in Deutschland der Zuständigkeit des Internationalen Büros beim BMBF. Wesentliche Motivation bei der Lösungsfindung war die Qualifizierung des wissenschaftlichen UW-Monitorings mittels Georeferen-zierung durch Forschungstaucher, welche sowohl in Deutschland und in Chile eingesetzt werden. Die dabei zu lösenden Aufgaben orientierten sich im Wesentlichen an o.g. Problemen beim UW-Monitoring und verfolgten vor allem das Ziel, die GPS-Nutzung bei wissenschaftlichen Tauchereinsätzen, also unter Wasser zu ermöglichen. In Zusammenhang mit den erforderlichen fachlichen Arbeiten wurden in den Jahren 2008-2010 an der UACH 2 Forschungstaucherlehrgänge mit Unterstützung der Universität Rostock durchgeführt. Die Lehrgänge hatten die Vermittlung von europäischen Minimalstandards bei Forschungstauchereinsätzen zum Inhalt. Prüfung und Zertifikate werden nicht nur in Deutschland anerkannt, so dass bei der Bildung gemischter, also deutsch-chilenischer Tauchgruppen die deutschen Staatsbürger den Rahmen der deutschen gesetzlichen Unfallversicherung nicht verlassen mussten. Dieses langfristig ausgerichtete Konzept hat sich zuletzt im Januar/Februar 2011 bewährt, wo eine chilenisch-deutsche Tauchergruppe auf King-George-Island 6 Wochen lang marine, antarktische Lebensformen untersuchte. Eine der wichtigsten angewandten Methoden bei der UW-Transsektenarbeit war die georeferen-zierte UW-Fotografie und –videografie. Wissensstand und Ausgangssituation Die klassische Orientierung des Tauchers erfolgt unter Wasser meist anhand bestimmter Umgebungsmerkmale (Tiefe, Tiefenprofil, charakteristische Unterwasserobjekte, Bodenfauna und –flora, evtl. Sonnenstand o.ä.) ergänzt mit der traditionellen Technik - dem Unterwasserkompass. Jeder Taucher weiß selbst um die hierbei auftretenden Grenzen, Probleme und Fehlermöglichkeiten, die auch bei Verwendung moderner digitaler UW-Kompasse prinzipiell bestehen bleiben. Es fällt selbst erfahrenen Tauchern nicht immer leicht, aus mittelgroßen Entfernungen zuvor angepeilte UW-Ziele mittels Kompass zu finden, da bereits eine minimale Kursabweichung zum Vorbeischwimmen am Ziel führt. Ist dieser Fehler größer als die UW-Sichtweite, ist das Auffinden des Ziels meist gar nicht mehr möglich und der Taucher ist u.U. gezwungen, sich an der Wasseroberfläche neu zu orientieren. Neben dem entstehenden Zeitverlust ist häufiges Auf- und Abtauchen (Jo-Jo-Tauchen) aus Sicht der Tauchphysiologie zudem problematisch und nach Möglichkeit zu vermeiden. Die Sporttauchverbände haben nicht umsonst Spezialkurse „Unterwasserorientierung“ in ihr Ausbildungssystem aufgenommen. Während der Forschungstaucherausbildung ist der Umgang mit dem Kompass eine ständig zu wiederholende Standardübung. Es gab deshalb in den letzten Jahren immer wieder Bestrebungen, neue Techniken zur Verbesserung der UW-Navigation für Taucher zu entwickeln. Zu nennen wären hier vor allem Verfahren auf hydroakustischer Basis. Ein Beispiel war das SeaEye der Firma XIOS (Schweiz), welches im Jahr 2001 auf der BOOT in Düsseldorf für Aufmerksamkeit sorgte. Dieses System sollte dem Taucher den Weg zu einer Schallquelle weisen, also zum Beispiel die Rückkehr zur Einstiegsstelle unterstützen. Dazu führte dieser ein Display in der Größe eines Tauchcomputers mit sich, welches ihm Entfernung und Richtung zur Schallquelle anzeigte. Die vom Hersteller ausgewiesene Reichweite von bis zu 1.000 m war aber eher ein theoretischer Wert, der durch Salzgehalt, Wassertiefe, akustische Hindernisse etc. stark beeinflusst, d.h. reduziert wurde (siehe Abb. 1).

Abb. 1. SeaEye-XIOS – Navigationssystem für Taucher. Ein anderes Konzept zur Unterstützung der UW-Navigation verfolgte das System TAMIN „Track And Memory Indicated Navigation“ (www.taminportal.de). Das TAMIN zeichnete mit Hilfe von Sensoren, basierend auf Trägheitsnavigation automatisch abgetauchte Tracks auf und befähigte den Taucher, den Rückweg zum Startpunkt ohne weitere Hilfe zu finden. An der FH Aachen gab es zu dieser Technologie offensichtlich eine eigene

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Entwicklung (siehe auch: http://idw-online.de/pages/de/ news328723). Problematisch bei der Anwendung erscheint jedoch der Umstand, dass nur die Tracks zurückgetaucht werden können, deren Ausgangspunkt im System bereits bekannt ist. Das Antauchen unbekannter, also bisher nicht aufgesuchter Positionen, ist laut Systembeschreibung nicht ohne weiteres möglich. Die Georeferenzierung der abgeschwommenen Tracks scheint ebenfalls nicht möglich, da die Navigation systemintern erfolgt. Neuere Internetrecherchen führten indes zu dem Eindruck, dass das System TAMIN seit 2006 kaum bzw. gar nicht weiterentwickelt worden ist und die zuvor erzeugten Erwartungshaltungen möglicherweise nicht erfüllt werden konnten. Eine fortgeschrittenere Lösung stellt das EasyTrak-System (siehe www.appliedacoustics.com) dar. Dieses auf hydroakustischer Basis arbeitende System wird verwendet, um die Positionen von ROV’s (Remoted Operated Vehicles) und Tauchern bzgl. einer ÜW-Basisstation zu ermitteln. Die Position der Überwasserstation wird zuvor eingemessen und ist bekannt. Die Position des Tauchers kann jetzt zwar geortet werden, er selbst erhält aber keine Information über seinen Standort vom EasyTrak-System – das könnte ggf. nur über ein Tauchertelefon erfolgen. EasyTrack ist in verschiedenen Ausbaustufen auch für größere Wassertiefen erhältlich, jedoch nicht preiswert. Die Nutzung durch leichte Taucher scheint lediglich eine mögliche Option zu sein. Hauptanwender sind aber offensichtlich Betreiber von ROV’s im Off-Shore-Bereich. Die Anwendung des GPS für Taucher ist nun eine Idee, die sich in diesem Zusammenhang regelrecht aufdrängt, zumal das GPS als mobiles Navi-gationssystem im Straßen- und Schiffsverkehr und in der Luftfahrt in-zwischen nicht mehr wegzudenken ist. Es gibt dabei aber einige Probleme:

1. GPS-Signale sind hochfrequente, elektromagnetische Wellen, die im Wasser derart stark gedämpft werden, dass ihr Empfang unter Wasser praktisch nicht mehr möglich ist (Abb. 2).

2. GPS-Signale müssen demzufolge über Wasser empfangen und mit geeigneten Mitteln an den unter Wasser befindlichen Nutzer = Taucher weitergeleitet werden.

3. Die geografische Position des Nutzers stimmt dabei meist nicht mit der geografischen Position der GPS-Empfangsantenne überein. Diese verdriftet vom Standort des Tauchers infolge Wind, Strömung und Eigenbewegung des Tauchers.

Abb. 2. Frequenzabhängige Eindringtiefe elektromagnetischer Wellen in Wasser und Boden (Quelle: www.vfo-magazin.de_04/2005).

4. Bei der Fehlerbetrachtung spielt die Genauigkeit der GPS-Positionierung eine zusätzliche Rolle. Der Radius

RGPS des Fehlerkreises um die gemessene Position bewegt sich physikalisch bedingt meist bei 2-5 m. Dieser Fehler ist dann durchaus von Bedeutung, wenn sich die UW-Sichtweite in ähnlichem Bereich oder darunter bewegt (Abb. 3).

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Abb. 3. Fehlerradius RGPS und Differenz Cx zwischen der Position des Tauchers und der GPS-Antenne. Trotzdem lohnt es sich über eine GPS-Nutzung unter Wasser nach zu-denken, entstehende Fehler in ihrer Größenordnung zu analysieren, bzw. nach Möglichkeiten zu suchen, diese evtl. zu kompensieren. (Einfache) Nutzungsmöglichkeiten von GPS unter Wasser GPS-Empfänger können beim Tauchen wie folgt verwendet werden:

a) getrennt vom Taucher

b) vom Taucher mitgeführt Im Fall a) muss der Taucher auf alle von einem GPS-Handheld angebotenen Navigationshilfen verzichten – das GPS befindet sich nicht in seinem Sicht-bereich sondern an der Wasseroberfläche. Gelingt es aber, den GPS-Empfänger während des Tauchganges möglichst direkt über dem Taucher zu platzieren (vgl. Abb. 4), sollte im Nachhinein wenigstens der abgetauchte Kurs als GPS-Track auswertbar sein. Hierbei könnte eine Taucherboje (Blubb) zum Einsatz kommen, an der der GPS-Empfänger befestigt ist. Auf die „triviale“ Variante (GPS-Empfänger wird in einem Begleitboot platziert, welches sich direkt über dem Taucher aufhalten muss), soll jetzt nicht weiter eingegangen werden.

Abb. 4. Positionierung eines GPS-Empfängers direkt über dem Taucher [3]. Vorausgesetzt, zwischen der GPS-Zeit und der einstellbaren Gerätezeit in einer UW-Foto- bzw. –Videokamera besteht Übereinstimmung bzw. es wird eine Zeitsynchronisation vorgenommen (Korrektur der Erstellungszeit der UW-Aufnahmen), können in einem dem Tauchgang nachgelagerten Arbeitsgang den UW-Fotos oder -Videos des Tauchganges GPS-Koordinaten zugeordnet werden. Die Vorgehensweise mag primitiv anmuten – aber selbst die NASA war sich nicht zu schade dafür, genau so zu verfahren [3]; viele andere Arbeitsgruppen in der Welt gehen ähnlich vor.

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Eine prinzipiell andere Verfahrensweise wurde an der Universität Rostock bereits im Jahr 2008 vorgeschlagen: hier sollen im Tauchgebiet 3 GPS-Bojen an der Wasseroberfläche platziert werden. Deren eingemessene Positionen sind umzuwandeln und als hydroakustisches Signal zum Taucher zu übertragen. Aus der Laufzeit der Signale ergibt sich der Abstand des Tauchers zu jeder GPS-Boje und daraus wiederum wäre die Position des Tauchers im Tauchgebiet berechenbar. Allerdings ist für die Umsetzung dieser Idee bisher noch kein Geldgeber gefunden worden. Als Nutzungs-möglichkeit für GPS unter Wasser scheidet sie damit (vorerst noch) aus. Realisierte und einsetzbare, eigene Variante der GPS-Nutzung beim Forschungstauchen Zur Realisierung von Variante b) bei der GPS-Nutzung ist das Vorhanden-sein eines UW-Gehäuses für das GPS-Handheld eine Grundvoraussetzung. Seitens der Firma SEALUX (bekannt aus dem UW-Gehäusebau für hochwertige Foto- und Videosysteme) werden inzwischen für die Geräte von Garmin GPS 76 und GPS 76csx solche UW-Gehäuse angeboten, die die Bedienung sämtlicher Gerätefunktionen auch unter Wasser erlauben. Die Gehäuse wurden auf Initiative der Universität Rostock von der Firma SEALUX gebaut und gemeinsam auf der BOOT 2010 in Düsseldorf vorgestellt (siehe Abb. 5). Zu einer an der Wasseroberfläche befindlichen GPS-Antenne, montiert auf einer geeigneten Boje, besteht eine Kabelverbindung. HF-taugliche Spezialkabel, die die GPS-Antenne mit dem Handheld im UW-Gehäuse verbinden, können derzeit mit einer maximalen Länge von 50 m eingesetzt werden. Damit ist dann auch die maximale Tauchtiefe festgelegt. Prinzipiell wäre jetzt bereits die Hardware beschrieben.

Abb. 5. Poster zur BOOT/2010. Wie so oft, liegen die Probleme aber im Detail: a) Fehleranalyse bei UW-GPS-Anwendung mit Kabelverbindung Grundlage der Satellitennavigation mit GPS ist die hochpräzise Messung von Signallaufzeiten bzw. Entfernungen. Für die 3-dimensionale Bestim-mung einer Position (Länge, Breite, Höhe) ist der Empfang von mindestens 4 Satellitensignalen erforderlich. Infolge von ortsabhängigen Satelliten-bahnfehlern, atmosphärischen Laufzeitverzögerungen und anderen Einflüs-sen liegt die Genauigkeit der Positionsbestimmung bei ca. 10 m (auf See ohne optische Hindernisse etwas besser). Durch satelliten- oder landge-stützte Referenzstationen (Differential -

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GPS) wären Genauigkeitsverbes-serungen möglich. Viele GPS-Handhelds geben dem Nutzer eine grobe Information über die Positionsgenauigkeit (RGPS). Der Gerätenutzer selbst ist jedoch nur bedingt in der Lage, hier Einfluss zu nehmen. Eine der wenigen Möglichkeit wäre, den „freien Blick“ auf möglichst viele Satelliten zu gewährleisten. Das mag bei der GPS-Navigation an Land, wo Bäume oder hohe Gebäude den Signalempfang beeinträchtigen können von Bedeutung sein. Auf einem ausgedehnten Gewässer sind aber die Empfangsbedingungen durch den Anwender kaum zu verbessern. Die von den Garmin GPS der 76-er Reihe angezeigten Genauigkeiten auf See lagen in der Regel bei 3-5 m. Eine zweite, wichtigere Fehlerquelle (Abb. 3) insbesondere bei Verwen-dung langer GPS-Antennenkabel ist der horizontale Abstand zwischen dem Ort der GPS-Antenne und dem Ort des GPS-Handhelds. Zieht ein Taucher eine GPS-Boje an einem Kabel hinter sich her, unterliegt dieser Versatz einer Reihe von Einflüssen, wie

- Differenzgeschwindigkeit und Relativbewegung zwischen Taucher und Wasserkörper

- Wassertiefe und Kabellänge

- Hydrodynamischer Widerstand der GPS-Boje

- Kabelparameter (Durchmesser, Gewicht je Meter) Hier können durchaus erhebliche Fehler auftreten, was sich mit dem Satz von Pythagoras bereits in vereinfachter Form schnell feststellen lässt: Angenommen, ein Taucher befindet sich in 20 m Wassertiefe und verwendet ein 22 m langes Antennenkabel, welches bis zur Wasseroberfläche reicht. Geht man in erster Näherung davon aus, dass die Form des Kabels eine gerade Linie ist, ergibt sich eine horizontale Differenz zwischen der Position des Tauchers und dem Ort der GPS-Antenne von mehr als 9 m! Dieser Fehler nimmt weiter, und zwar deutlich zu, je größer die Differenz zwischen Kabellänge und Wassertiefe wird. Es ist also anzustreben, das Kabel möglichst straff und so den Fehler klein zu halten. Damit entsteht aber die Gefahr, dass u.U. die GPS-Boje unter Wasser gezogen wird und dann das GPS-Signal nicht mehr empfangen werden kann. Man könnte jetzt argumentieren, dass die Boje einfach groß genug sein muss, um in allen Situationen ausreichend Auftrieb erzeugen zu können. Allerdings unterliegt ein großer, fülliger Auftriebskörper im Wellengang einer ständig wechselnden Auf- und Abwärtsbewegung, die wiederum zu einer entsprechend ausgeprägten, dynamischen Zugkraftbeanspruchung beim GPS-Antennenkabel inklusive seiner Verbindungsstellen führt. Hier heißt es also, nicht so viel Auftriebskraft zu erzeugen wie möglich, sondern wie unbedingt erforderlich – eine Frage der Optimierung. Um nun möglichst nahe an eine geeignete Lösung zu kommen, wurden an der Universität Rostock mit dem Programm KABKURR [4], welches sonst zur Berechnung flexibler Kabel, Leinen und (als ideal biegsam betrachtete) Kurrleinen in der Meeres- und Fischereitechnik eingesetzt wird, Variantenrechnungen ausgeführt. Mit demselben theoretischen Verfahren (sukzessive Approximation zur Berechnung von Leinensystemen mit formabhängiger äußerer Belastung) wurden bereits extrem große pelagische Schleppnetze berechnet. Der letzte industrielle Auftraggeber (Hampidjan / Island) ließ an der Universität Rostock mehrere Jahre lang wiederholt Netze der GLORIA-Serie, die Öffnungshöhen 200 m aufweisen können, optimieren.

Abb. 6. Modellierung eines Kabels für die Berechnung mit KABKURR [4]. Folgende Parameter wurden bei der GPS-Antennenkabelrechnung variiert:

- Kabeldurchmesser d=3 mm und d=5 mm

- das dem Kabeldurchmesser zugeordnete Kabelgewicht q [N/m]

- Bewegungsgeschwindigkeit v = 0,1…1,0 m/s

- Wassertiefen WT=5 m, 10 m, 20 m, 30 m, 40 m

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- Kabellängen s = WT+ds = WT+ (0,5 m….10 m) Ergebnisse für jede der ca. 1.000 Rechenvarianten sind u.a.:

- die Kabelform,

- der in die Horizontalebene projizierte Abstand Cx zwischen dem Ort der GPS-Antenne und dem Ort des Tauchers

- die notwendige Bojenauftriebskraft FGz zum Halten der Boje an der Wasseroberfläche

Abb. 7. Berechnete Kabelformen mit einer Länge von s=30,5…40 m für den Einsatz in 30 m Wassertiefe. b) Ergebnisse aus den theoretischen Voruntersuchungen

Der kleinste Versatz Cx zwischen GPS-Boje und Taucherposition ergibt sich bei minimaler Differenz zwischen Kabellänge und Wassertiefe. Realistisch sind hier ds=s-WT=0,5 m. Der dabei erreichbare Minimalwert für Cx ist in nachfolgender Tabelle für die beiden berechneten Kabel ausgewiesen: Fall A: Fall B: d=3 mm; q=0,01N/m d=5 mm; q=0,1N/m

WT=5 m Cx=2,3 m Cx=2,0 m

WT=10 m Cx=3,2 m Cx=3,1 m

WT=20 m Cx=4,6 m Cx=4,3 m

WT=30 m Cx=5,5 m Cx=5,4 m

WT=40 m Cx=6,8 m Cx=6,8 m

Interessanterweise ist dieser Versatz weniger stark abhängig von der An-strömgeschwindigkeit v als ursprünglich gedacht – dagegen nimmt er stark mit Vergrößerung der Kabellänge gegenüber der Wassertiefe zu:

-30

-25

-20

-15

-10

-5

0

ds[m]

Cx[m

]

WT=5m

WT=10m

WT=20m

WT=40m

WT=30m

2 10864

Abb. 8. Versatz Cx als Funktion von ds=s-WT (Fall B: durchgehende Linie, Fall A: Punktlinie).

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Die erforderlichen Bojenauftriebskräfte werden schnell sehr hoch, wenn in großen Tauchtiefen bei hohen Strömungsgeschwindigkeiten gearbeitet werden soll. Bei solchen Bedingungen wird aber eher selten getaucht. Eine noch gut handelbare Boje hat meist kaum mehr als 100N (=10 kp) effektiven Auftrieb. Man kann sich jetzt aus der Fülle von Ergebnisdaten die Geschwindigkeitsbereiche heraussuchen, wo einerseits diese 10 kp Auftriebskraft gerade noch ausreichend sind, andererseits aber auch der Taucher weiter arbeitsfähig bleibt und erhält folgende, gerade noch für diese Taucherarbeiten tolerierbaren Strömungsverhältnisse (vmax= Schwimmgeschwindigkeit des Tauchers+Strömungsgeschwindigkeit des Wassers):

WT [m] 5 10 20 30 40

vmax[m/s] 0,7 0,6 0,45 0,3 0,3

c) Ergebnisse aus Praxistests und Feldversuchen Sowohl an der UACH als auch an der Universität Rostock werden die vorhandenen UW-GPS bisher seit 2 Jahren sehr erfolgreich eingesetzt. Allerdings funktioniert die Signalübertragung via Kabel (Länge>9 m) nur mit dem Handheld Garmin GPS 76csx (im Gegensatz zum GPS 76) reibungslos. Während Kollegen an der UACH immer mit der dort maximal verfügbaren Kabellänge (40 m) und einer Aufspulvorrichtung arbeiten, wird das UW-GPS in Rostock mit mehreren, verschieden langen Antennenkabeln entsprechend der Einsatzwassertiefe eingesetzt. Zur schnellen Austausch-barkeit des Kabels wurde an diesem UW-Gehäuse die Stopfbuchse durch eine GISMA-UW-Steckverbindung ersetzt. Zur UW-Navigation beim Abschwimmen vorgegebener Kurse (Transsekten) erweist es sich als vorteilhaft, zuvor Routen zu definieren und nicht nur den Endpunkt (Zielpunkt) vorzugeben. Durch dichter liegende Zwischenpunkte gelingt es relativ genau, den vorgegebenen Kurs einzuhalten. Unter Umständen ist manchmal sogar ein Kurswechsel vorteilhaft, bspw. wenn verschiedene Areale aufgesucht werden sollen, die nicht auf einem Weg mit konstanter Richtung erreicht werden können. Zwischenzeitliches Auftauchen zur Neuorientierung an der Wasser-oberfläche ist dann nicht erforderlich.

Abb. 9. GPS-Einsatz während der Forschungstaucherausbildung 2009 im Lago Maihue (Südchile) durch Studenten der UACH (noch ohne Aufspulvorrichtung).

Für die Georeferenzierung von UW-Fotos und –Videos ist die Kenntnis evtl. Unterschiede zwischen den Kamera-Uhrzeiten und der GPS-Zeit die entscheidende Voraussetzung. Entweder man nimmt vor den Tauchgängen einen Uhrenabgleich vor oder korrigiert die Aufnahmezeit in einem nachgelagertem Schritt. Es gibt Softwaretools, die bspw. in den EXIF-Abschnitt eines jpg-Fotos diese Modifikationen bzw. Ergänzungen vorneh-men. Der Trackpoint, an dem ein Foto erstellt wurde, wird dabei in einen Wegpunkt umgewandelt. Tracks und Wegpunkte sind u.a. durch Google-Earth georeferenziert darstellbar, wobei die Wegpunkte durch weitere Informationen ergänzt werden können. Im Gegensatz zu terrestrischen Fotos ist die Einordnung eines UW-Fotos in ein Luftbild nicht unbedingt vorteilhaft, weil als Hintergrund meist nur die blaue Wasseroberfläche erscheint. Eine nützliche Option bei Google-Earth – die Overlaytechnik – könnte hier vorteilhaft eingesetzt werden, wenn vom Tauchgebiet grafisch aufbereitete Informationen vom Meeresboden vorliegen. Solche Informa-tionen könnten Ergebnisse aus SideScan-Sonaraufnahmen oder Vermessungen mit einem Fächerlot sein:

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99

Abb. 10. Abgetauchter Track im künstlichen Riff Nienhagen mit Wegpunktmarkierungen dargestellt mit Google-Earth [1]. Das Overlaybild ist eine Fächerlotaufnahme(Quelle: F. Peine, UniR).

Besteht der Wunsch, Tracks dreidimensional darzustellen, ist es erforderlich, den Trackpoints Höhe (Altitude) oder Tiefe zuzuordnen. Für das Eintragen der Tiefe sollte beim Tauchen ein am PC auslesbarer Tauchcomputer verwendet werden. Die Gerätezeit des Tauchcomputers ist natürlich dann ebenfalls bzgl. der GPS-Zeit zu synchronisieren. An der Universität Rostock wurden für diese Maßnahmen das Programm UNTERTITEL entwickelt, mit dessen Hilfe die Tiefenangaben in eine GPS-Datei (Austauschformat *.gpx) eingetragen werden, nachdem zuvor alle Gerätezeiten zur GPS-Zeit synchronisiert worden sind. Der eigentliche Einsatzzweck von UNTERTITEL besteht jedoch darin, eine Textdatei *.srt zu schreiben, die einen sich permanent (Zeitintervall = 1sec) veränderlichen Untertitel in ein UW-Video projiziert. Dieser Untertitel kann neben Datum und Uhrzeit einen frei wählbaren Kommentar, die geografische Position, Wassertiefe, Wassertemperatur, Kursrichtung, Bewegungsgeschwindigkeit und Tauchflaschendruck enthalten. Damit wäre auch für Videos eine Lösung zur Georeferenzierung gefunden. In dieser Form wurden UW-Videos ergänzt, die bei Monitoringarbeiten im Oktober 2010 vor der Insel Poel und im Januar/Februar 2011 auf King-George-Island (Antarktis) erstellt worden sind.

Abb. 11. Anwendungsschema des Programms UNTERTITEL.

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100

Abb. 12. Standbild aus einem georeferenzierten UW-Video.

c) Positionskorrektur Werden beim Monitoring UW-GPS und UW-Fotokamera zur Georeferenzierung von Fotos eingesetzt macht es Sinn, zur Minimierung des Fehlers Cx die Länge des Antennenkabels vor jedem Foto weitestgehend der Wassertiefe anzupassen. Das ist beim UW-Filmen nicht ohne weiteres möglich. Hier hat es sich bewährt, die Kabellänge über den gesamten Tauchgang hinweg konstant ca. 0,5 m über der maximal aufzusuchenden Wassertiefe zu lassen. Entsprechend Abb. 8 muss dann aber u.U. mit erheblichen Werten für Cx gerechnet werden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, die von der GPS-Antenne gemessene GPS-Position auf die Taucherposition zu korrigieren, wenn Cx und Kursrichtung bekannt sind. Dazu sind nützliche Algorithmen aus der terrestrischen Navigation im Internet veröffentlicht (siehe: www.movable-type.co.uk/scripts/latlong-vincenty-direct.html oder www.cosmocode.de). Ins Programm UNTERTITEL sind diese Algorithmen bereits integriert; sie werden ergänzt durch ein eigenes Näherungsverfahren, welches im Vergleich dazu ausreichend genaue Ergebnisse liefert:

dundd

RCxd

RCxd

E

E

1212

1

cos*/

cos/sin*/

mit: RE = Erdradius; ω = Kurswinkel; dλ, dφ = Winkeldifferenzen Antennenposition (λ1,φ1); Taucherposition (λ2,φ2) Zusammenfassung Ein UW-GPS in der beschriebenen Form ist für wissenschaftliche Taucherarbeiten sowohl zur effizienten Navigation nützlich als auch zur Georeferenzierung von Beobachtungen, von gesammelten Proben und/oder UW-Fotos und –Videos. Ergebnisse aus Monitoringkampagnen erfahren bei Verwendung dieser Technik eine deutliche qualitative Aufwertung. Aller-dings ist es erforderlich, immer auch auftretende Fehler zu erfassen und in der Ergebnisauswertung zu berücksichtigen. Während die Genauigkeit der GPS-Positionsmessung nur bedingt verbessert werden kann, gibt es mehrere Möglichkeiten, den Positionierungsfehler der GPS-Antenne an der Wasseroberfläche bzgl. der Taucherposition zu verringern. Diese Möglichkeiten sind aufgezeigt worden. Mit dem an der Universität Rostock zum Teil selbst erstellten Softwarepool ist die Georeferenzierung von UW-Fotos und –Videos nunmehr gleichermaßen gegeben. In zahlreichen praktischen Forschungstauchereinsätzen hat sich das Verfahren sowohl in Deutschland, in Chile und in der Antarktis bewährt. Die Vergabe des chilenischen Projektes zur Untersuchung der „Biodiversi-tät mariner, antarktischer Lebensformen“ durch den Nationalen Forschungs- und Technologierat Chiles (National Council of Scientific and Technological Research CONICYT) an die UACH wurde maßgeblich mit der Verfügbarkeit eines UW-GPS begründet. Die UACH hatte sich mit dieser Technik einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Mitbewerbern bei der Projektvergabe erarbeitet. Auch in Deutschland sollte künftig der Anspruch bestehen, wissenschaft-liche UW-Arbeiten zunehmend georeferenziert durchzuführen. Es liegen bereits Anfragen von den Forschungstauchern des Alfred-Wegner-Institutes aus Helgoland und verschiedenen deutschen Arbeitsgruppen aus der UW-Archäologie zur Nutzung des UW-GPS vor, dessen Handhabung inzwischen auch ein fester Bestandteil bei der Ausbildung von Forschungstauchern in Rostock geworden ist. Die Universität Rostock tritt gern in einen Erfahrungsaustausch mit anderen Nutzern von UW-GPS und wird künftig auch beratend fungieren.

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101

Referenzen [1] Niedzwiedz, G., Schories, D.:

“Progress in underwater research with the help of geotagging” Presentation und paper for DeMaT’09 – workshop on methods for the “Development and evaluation of marine technologies”, November, 5-7th 2009, NARA /Osaka/ published in “Contributions on the Theory of Fishing Gears and Related Marine Systems – Vol. 6” edited by T. Yamane, Faculty of Agriculture, University of Kinky, S. 53-66 ISSN: 0945-0874, ISBN:4-946-421-13-6

[2] Niedzwiedz, G.:

„Georeferenzierung als zusätzliche Komponente für UW-Arbeiten im marinen Bereich“, Projektlaufzeit: 1.7.2008 – 30.6.2010, Jahresberichte zum BMBF (IB) - Projekt CHL 07/007

[3] Morris, R. (SETI); Randy, B (NASA); Cabrol, N. (NASA):

„Diving at extreme Altitude: Dive Planning and execution during the 2006 High Lakes Science Expedition“ in „Diving for Science“, 2007, Proceedings: http://archive.rubicon-foundation.org

[4] Niedzwiedz, G., 1992-2005:

“The computer programme KABKURR for the computation of loads, shape and stresses of heavy cables and ropes, dragged in water”, University of Rostock

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Zur Entwicklung der Maränenwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern, fischereibiologische

Untersuchungen in drei Coregonenseen des Landes

Norbert Schulz und Gertraud Haunschild

Einleitung

Die innovativen Maßnahmen des aquakulturgestützten Fischereimanagements dienen neben der Erhaltung,

Entwicklung und dem Schutz der aquatischen Ressourcen des Landes Mecklenburg-Vorpommern auch der

Stärkung der Wirtschaftskraft der heimischen Fischereibetriebe.

Da die nachhaltige fischereiliche Nutzung der „traditionellen“ Fangobjekte wie Barsch, Zander, Hecht und Aal

durch Bestandsschwankungen und die Abnahme der fangbaren Biomasse eingeschränkt ist, sollen wenig

genutzte Arten und noch nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung stehende Arten wie der Ostseeschnäpel in

einer nachhaltigen, ökosystemgerechten Fischerei etabliert werden.

Die fischereilichen Ressourcen haben nicht nur in der offenen See, sondern auch in den inneren

Küstengewässern abgenommen, während die Nachfrage nach Fisch, insbesondere nach Ostseeschnäpel, steigt.

Die Bestände von Coregonus lavaretus balticus in den inneren Küstengewässern hatten sich bis Anfang der 90er

Jahre durch schlechte Reproduktionsbedingungen (schlechte Wasserqualität) stark verringert.

Die Große Maräne (Coregonus lavaretus) stellt gegenwärtig einen geringen Anteil am Fangaufkommen der

Binnenseen dar. Über die aktuelle Bestandssituation liegen keine Angaben vor. Die Fangzahlen schwanken

jährlich und betragen maximal 2,5 t.

Aus der Größe der Seen und den nahrungsökologischen Bedingungen lässt sich ableiten, dass der Aufbau eines

stabilen Bestandes möglich ist. Der Alt Schweriner See / Drewitzer See enthält einen nativen Maränenbestand

(Schaalseemaräne) und wurde daher im Rahmen des aquakulturgestützten Fischereimanagements für die

Laichgewinnung ausgewählt.

Durch die künstliche Aufzucht von Besatzfischen und kontinuierliche Besatzmaßnahmen soll eine gezielte

Vermehrung des Bestandes im Alt Schweriner See / Drewitzer See erreicht werden. Damit kann ein Beispiel für

nachfolgende Besatzaktionen in anderen geeigneten Binnenseen geschaffen werden.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Untersuchung wirtschaftlich effizienter Aufzuchtmethoden von Maränen in

Teichwirtschaften und Kreislauf- bzw. Durchflussanlagen.

Das Bestandsmanagement der Coregonen muss ebenfalls Untersuchungen zu den Bestandsgrößen der

Wildpopulationen, zu deren Reproduktionsverhältnissen und zu Beeinflussungen durch Besatzfische enthalten.

Zum Untersuchungsumfang gehören außerdem Laichplatzuntersuchungen, Ermittlungen der

Nachwuchsjahrgangsstärken, Ichthyoplanktonsurveys und die Ermittlung der genetischen Struktur der

Wildpopulationen. Es ist zu klären, ob es durch den Besatz zur Verdrängung der Wildpopulationen und / oder zu

einem Verlust an genetischer Variabilität kommt.

Produktion von Besatzfischen

Voraussetzung für ein aquakulturgestütztes Fischereimanagement des Ostseeschnäpels in den Küstengewässern

und der Großen Maräne in geeigneten Binnengewässern des Landes, aber auch für die Aufzucht der Arten zu

Speisefischen in Teichwirtschaften und „indoor“ Aufzuchtanlagen ist die Produktion von Besatzfischen in

ausreichender Zahl.

Daher wurde in den Jahren 2009 bis 2010 die Kapazität der Aufzuchtanlage in Damerow (Jabeler See) von 24

auf 36 Netzkäfige erweitert. Bei einer Anfangsbesatzdichte von 50.000 Stück pro Käfig können somit bei voller

Kapazitätsauslastung etwa 1,8 Mio. frischgeschlüpfte Larven in die Netzkäfige eingesetzt werden. Bei einer

Verlustrate während der zweimonatigen Aufzuchtphase von Anfang April bis Ende Mai von etwa 50% sind in

Damerow circa 900.000 auf 3 bis 5 cm vorgestreckte Ostseeschnäpel- Jungfische zu erwarten.

Diese Menge ist jedoch nicht ausreichend, um die Besatzziele in den inneren Küstengewässern zu erfüllen und

um gleichzeitig noch Besatzfische für die Aquakulturaufzucht in Siloanlagen und Teichwirtschaften

bereitzustellen.

Aus diesem Grund wurde 2009 begonnen, eine zweite Netzkäfiganlage zur Aufzucht von Coregonen

(Ostseeschnäpel und Große Maräne) im Cambser See mit der Landanbindung des Fischereihofs der BIMES

Binnenfischerei GmbH Görslow aufzubauen.

Da in Zittow keinerlei bestehende Anlagen vorhanden waren, mussten neben der eigentlichen Errichtung der

Anlage diverse vorbereitende und organisatorische Arbeiten mit z. T. längeren Antragsfristen und

Bearbeitungszeiträumen für den Aufbau der Anlage getätigt werden.

Diese schlossen neben der gesamten Elektroerschließung aus der Ortslage Zittow, z. B. Genehmigungsverfahren

der Containeraufstellung und der Netzkäfiganlage durch die Untere Naturschutzbehörde und eine Verlängerung

des Pachtvertrags mit der Gemeinde ein.

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Nach umfangreichen Aufbauleistungen, die sich bis in den Februar 2010 erstreckten, konnte die Anlage im März

fertiggestellt und am 9. April 2010 durch die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei

Mecklenburg-Vorpommern an die BIMES Binnenfischerei GmbH übergeben werden.

Die Netzkäfiganlage in Zittow besteht aus 24 Netzkäfigen und ermöglicht den Besatz mit circa 1.2 Mio.

Coregonenlarven, so dass etwa 600.000 vorgestreckte Coregonen- Jungfische mit einer Körperlänge von 3 bis 5

cm produziert werden können.

Damit stehen nunmehr in Mecklenburg-Vorpommern Aufzuchtkapazitäten für etwa 1.5 Mio. vorgestreckte

Coregonen zur Verfügung.

Für den Neubau einer Netzkäfiganlage durch einen Fischereibetrieb ist an einem neutralen Standort ein Zeitraum

von etwa einem Jahr zu erwarten, beginnend mit der Genehmigungsplanung, der Beschaffung der

Ausrüstungsgegenstände bis hin zum Aufbau der Anlage.

Technische Hinweise, eine Auflistung der Ausrüstungsgegenstände und zu erwartende Investitionskosten können

durch die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern und Fisch und

Umwelt Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung gestellt werden.

Fischereiliche Untersuchungen in 3 Coregonenseen des Landes M-V

Die Große Maräne (Coregonus lavaretus) ist nur noch in wenigen Seen des Landes heimisch. Dazu gehören der

Schaalsee, der Schweriner See, der Tollensesee, die Müritz und der Alt Schweriner See / Drewitzer See.

Daneben sind in der fischereilichen Praxis noch einige kleinere Seen bekannt, in denen die Große Maräne

vorkam oder in Einzelexemplaren noch vorkommt. Dazu gehören der Pinnower See bei Schwerin und der

Glambecksee bei Basthorst.

Als Ausgangspunkt für die Entwicklung der Maränenwirtschaft (Große Maräne) in Mecklenburg-Vorpommern

wurden der Alt Schweriner See / Drewitzer See, mit einem kleinen Laicherbestand sowie der Pinnower See und

der Glambecksee als potentielle neue Besatzgewässer ausgewählt.

Die Bezeichnung des Alt Schweriner See / Drewitzer See rührt von den Orten Alt Schwerin (Südteil des Sees)

und Drewitz (Nordteil des Sees) her.

Die Projektumsetzung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Fischereipächtern dieser Seen, Herrn Thomas

aus Alt Schwerin und der BIMES Binnenfischerei GmbH in Görslow.

Der Maränenbestand im Alt Schweriner Sees / Drewitzer See wird kontinuierlich befischt, so dass zur Laichzeit

nur ein kleiner Laicherbestand verbleibt. Daher sollte nach Mitteln und Wegen gesucht werden, um über ein bis

zwei Jahre diesen Bestand zu schonen. Ob eine finanzielle Kompensation des Fangausfalls möglich ist, muss

geprüft werden.

Im Jahr 2009 wurden die fischereilichen Untersuchungen in den oben genannten Seen aufgenommen.

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Abb. 1. Geographische Lage des Glambecksees und Pinnower Sees.

Glambecksee

Pinnower See

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Abb. 2. Geographische Lage des Alt Schweriner Sees / Drewitzer Sees.

Habitatkartierungen Pinnower See und Glambecksee

Im November 2009 erfolgten Habitatkartierungen an vermuteten Laichplätzen der Großen Maräne im Pinnower

See und im Glambecksee durch Unterwasservideographie. Es wurde die Auswertung der Videodateien

vorgenommen und als Ergebnis sind Habitatkarten erstellt worden (Ergebnisse: Unterwassertechnik

Ingenieurbüro Axel Kordian, Fisch und Umwelt MV e. V.).

Pinnower See bei Schwerin

Der Pinnower See weist eine Fläche von 258 ha auf. Seine tiefste Stelle liegt bei 16,6 m (gemessen:

Unterwassertechnik Kordian, Angabe Seenreferat: 16,0 m). Die Videokartierung wurde in der 47. KW 2009

durchgeführt.

Zwei Inseln erheben sich über den Seeboden. Der größte Teil der Uferbereiche, besonders am Westufer, weist

eine starke Scharkante auf. Im Süden des Sees befinden sich mehrere Sandbänke.

Der Untergrund des Sees besteht bis zu einem Tiefenbereich von 6 bis 7 m aus festem Substrat (kiesig-

sandig). Kleine Steine und Grobkies wurden am „Bluerbarg“ und stellenweise am Ostufer festgestellt. Um

die zwei Inseln herum befinden sich größere Flachwasserbereiche. Ab 6 m Wassertiefe wird der

Untergrund leicht muddig. Ab 8 m Wassertiefe bedeckt eine Muddeauflage den Seeboden. Der

Untergrund der zwei flachen Buchten im Nordosten ist mit einer Moderschicht bedeckt.

An den Steilufern befinden sich abgestorbene Bäume und Äste im Wasser. Der Makrophytenbewuchs reicht von

1 bis 4 m Wassertiefe. Fast der gesamte Tiefenbereich zwischen 2 und 3 m ist flächendeckend mit Vertreten der

Leitgesellschaft Myriophylletum spicati besiedelt.

Mögliche denkbare Laichareale wären die Flachwasserzonen der Inselsockel, die Bänke am Südufer und die

Zonen vor der Abbruchkante am Nordostufer.

Bodenstrukturen, Substrate und die große Sichttiefe des Pinnower Sees sprechen für ein potentielles

Maränengewässer. Allerdings fehlen im Pinnower See größere kiesige Abschnitte, die frei von

Makrophytenbewuchs sind.

Pinnower See

Glambecksee

Drewitzer See /

Alt Schweriner See

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Der laut Literaturangaben von Maränen bevorzugte Tiefenbereich zum Ablaichen (2 bis 3 m) und die festen

Sedimentstrukturen sind im Pinnower See vorhanden, aber vielfach mit Makrophyten bewachsen.

Inwieweit der starke Makrophytenbewuchs in den Flachwasserbereichen des Sees für das Laichgeschehen

hinderlich ist, kann derzeit nicht eingeschätzt werden, jedoch sind auch freie Laichsubstrate vorhanden. Für das

Heranwachsen der Brut ist der natürliche Makrophytenbewuchs im See von Vorteil, da er unter anderem auch

Schutz vor Räubern bietet. Der Pinnower See kann daher eingeschränkt als Laichgewässer für die Große

Maränen empfohlen werden.

Die starken angelsportlichen Aktivitäten im Pinnower See sollten keine bedeutenden Auswirkungen auf

den Maränenbestand haben, da das Maränenangeln eine hohe Spezialisierung der Angler erfordert.

Es wird angestrebt, mit der lokalen Ortsgruppe des Anglerverbandes eine Übereinkunft über die Registrierung

gefangener Großer Maränen zu erreichen.

Abb. 3. Habitatkartierung des Pinnower Sees, November 2009.

Glambecksee bei Basthorst

Der Glambecksee ist ein typischer Schmelzwasser-Rinnensee. Seine Größe beträgt 34 ha und die tiefste Stelle

liegt bei rund 10 m.

Die vorkommenden Substrate folgen der Tiefenstruktur des Sees. Unmittelbar am Uferrand, insbesondere am

Ost- und Südostufer des Sees finden sich sandig-kiesige Abschnitte, die ab einer Wassertiefe von 1 m in Sand

mit leichter Detritus-Auflage übergehen. Ab 3 m Wassertiefe überwiegen als Substrat Sandmudden und ab einer

Wassertiefe von 5 m wird der Seeboden von Mudden bedeckt.

Makrophyten wurden während der Videokartierung im November 2009 bis zu einer Wassertiefe von 3,7 m

gesichtet. Erwähnenswert sind noch ein kleines Seerosenfeld am Nordwestufer und ein kompaktes

Makrophytenfeld in der Nähe der Badestelle am Westufer des Sees. Die Makrophyten waren während der

Videokartierung von einer leichten Detritus-Auflage bedeckt, wahrscheinlich verursacht durch eine stärkere

Windperiode vor dem Beginn der Videokartierung. Offensichtlich werden unter Windeinfluss Schwebeteilchen

aus den Tiefen des Sees nach oben verfrachtet. Falls dies nach der Laichabgabe der Großen Maränen geschieht,

wäre die Eientwicklung stark beeinträchtigt.

Sandbänke und Untiefen existieren nicht. Das Ufer fällt sofort steil ab. An den mit Bäumen bedeckten

Uferbereichen befinden sich abgestorbene Baumreste im Wasser und der Seeboden ist daher vielfach mit

organischem Material wie Laub bedeckt.

Die Dreikantmuschel Dreissena polymorpha wurde im gesamten See gesichtet. Sie bildet über den Seeboden

ihre typischen Klumpen aus. Diese Strukturen sind aus den inneren Küstengewässern als Laichsubstrate bekannt.

Äste und Bäume unter Wasser waren von der Muschel dicht besiedelt. So genannte sekundäre Hartböden wurden

nicht gesichtet.

Als mögliche Laichplätze für Maränen kämen nur einige sandig-kiesige Abschnitte in unmittelbaren östlichen

Uferbereichen und am Westufer nordöstlich der Badestelle in Frage, eventuell auch die Muschel-Aggregationen.

Tiefenbereiche:

Grobkies

sandig/kiesige Abschnitte

Mudde

Moder

potentielle LaicharealeMaräne

0 - 1 m

1 - 3 m

3 - 6 m

6 - 10 m

Legende

Substrat:

Videokartierung:Ing. Büro Axel KordianIsobathen:Ministerium für Landwirtschaft, Umweltund Verbraucherschutz, Seenreferat, 1995

-Bearbeiter: A. Dumke- Nov. 2009

Pinnower See

Habitatkartierung

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Die Tiefenstruktur und die Substrate sprechen nur eingeschränkt für ein Maränen-Laichgewässer. Allerdings

kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es, obwohl keine idealen Substratbedingungen vorliegen, doch zu

einem erfolgreichen Laichgeschehen kommen kann.

Vielleicht sollte man an diesem Gewässer testen, ob für ein erfolgreiches Laichgeschehen auch unter nicht

optimalen Substratbedingungen, ein sich selbst tragender Maränenbestand entstehen kann.

Abb. 4. Habitatkartierung des Glambecksees, November 2009. Fischereiliche Untersuchungen in den Binnenseen – Alt Schweriner See / Drewitzer See, Pinnower See und

Glambecksee

Die feldbiologischen Arbeiten zur Erfassung des Artenspektrums sowie dessen Längen-Gewichts- und

Altersstruktur in den Binnenseen des Landes M-V erfolgten im Alt Schweriner See / Drewitzer See, im

Glambecksee und im Pinnower See in den Monaten Oktober bis Dezember 2009.

Dabei wurde der Alt Schweriner See / Drewitzer See zweimalig befischt (im November und im Dezember),

während der Glambecksee und Pinnower See jeweils nur 1x im Oktober befischt wurden.

Methodik

Für die Bestimmung des Arteninventars im Alt Schweriner See / Drewitzer See, Pinnower See und Glambecksee

bei Basthorst wurden 14 bzw. 15 Multimaschennetze mit verschiedenen Maschenweiten eingesetzt. Die

Netzlänge betrug 30 m an der Oberleine und 37 m an der Unterleine, die Netzhöhe 1,50 m.

Somit wurden pro Fangtag 420 bis 450 m Netze eingesetzt (siehe Abbildung 16). Die befischen Wassertiefen

betrugen 1,7 bis 12,0 m im Drewitzer See (Nordteil des Altschweriner / Drewitzer Sees), 1,4 bis 15,0 m im Alt

Schweriner See (Südteil des Alt Schweriner See / Drewitzer See), 1,0 bis 9,9 m im Glambecksee und 2,0 bis

10,5 m im Pinnower See.

Abb. 5. Netzzeichnung mit Maschenweiten (mm), Länge und Höhe (m) eines Einzelnetzes für die Fischerei im

Alt Schweriner See / Drewitzer See, im Pinnower See und im Glambecksee.

Die folgenden Abbildungen zeigen die Lage der Fischereihols.

Tiefenbereiche:

sandig/kiesige Abschnitte

Sand

Sandmudde

Mudde

potentielle LaicharealeMaräne

0 - 1 m

1 - 3 m

3 - 5 m

5 - 10 m

Legende

Substrat:

Videokartierung:Ing. Büro Axel KordianIsobathen:Ministerium für Landwirtschaft, Umweltund Verbraucherschutz, Seenreferat, 1995

-Bearbeiter: A. Dumke- Nov. 2009

Glambecksee b. Basthorst

Habitatkartierung

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4521500

4522000

4522500

4523000

4523500

4524000

4524500

4525000

Rechtswert [m]

5932000

5932500

5933000

5933500

5934000

5934500

5935000

5935500

5936000

5936500

5937000

5937500

5938000

Ho

chw

ert

[m]

1A

2A

3A

4A

5A

6A

7A

8A

9A

10A

11A12A

13A

14A

15A

1A

2A

3A

4A

5A

6A

7A

8A

9A

10A

11A

12A

13A

14A

Legende:

24./ 25.11.2010

01./ 0 2.12.2010

Abb. 6. Netzpositionen im Alt Schweriner See / Drewitzer See.

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Abb. 7. Netzpositionen Glambecksee.

Der Glambecksee wurde vom 19.-21.10.2010 befischt.

4475800 4475900 4476000 4476100 4476200 4476300 4476400 4476500 4476600

Rechtswert [m]

5945300

5945400

5945500

5945600

5945700

5945800

5945900

5946000

5946100

5946200

Ho

chw

ert

[m]

4

5

6

7

89

1011

12

13

14

15

16

17

18 19

20

21

22 23

24

25

2627

2829

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Abb. 8. Netzpositionen Pinnower See. Die Fischerei auf dem Pinnower See erfolgte vom 21.10. zum 22.10.2010.

4467800

4468000

4468200

4468400

4468600

4468800

4469000

4469200

4469400

4469600

4469800

4470000

Rechtswert [m]

5940500

5940700

5940900

5941100

5941300

5941500

5941700

5941900

5942100

5942300

5942500

5942700

5942900

Ho

ch

wert

[m

]

1

2

3

4

5

6

7

8

9

1011

12

13

14

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Gesamtübersicht der Probebefischungen im Zeitraum Oktober bis Dezember 2009

Tabelle 1. Glambecksee bei Basthorst, 14 Netze.

Fischart Datum Gesamtfang

(n)

Ø Länge

(cm)

Ø Masse

(g)

Gesamtfang

(g)

Barsch 20./21.10.2009 293 12,95 47,38 13.882,00

Plötze 20./21.10.2009 688 14,92 51,758 35.478,00

Kaulbarsch 20./21.10.2009 35 8,59 7,51 262,80

Ukelei 20./21.10.2009 28 12,29 12,07 338,00

Sonstige

Arten

Güster

Hecht

9

3

17,83

59,83

55,78

1.784,00

502,00

5.352,00

Summe 55.814,80

Tabelle 2. Pinnower See bei Schwerin, 14 Netze.

Fischart Datum Gesamtfang

(n)

Ø Länge

(cm)

Ø Masse

(g)

Gesamtfang

(g)

Barsch 21./22.10.2009 793 10,77 31,38 24.885,00

Plötze 21./22.10.2009 184 18,23 107,53 19.786,00

Kaulbarsch 21./22.10.2009 155 7,76 6,14 951,00

Sonstige

Arten

Blei

Hecht

Kleine Maräne

Quappe

3

1

1

1

14,83

25,50

19,59

27,50

47,67

87,00

71,00

134,00

143,00

87,00

71,00

134,00

Summe 46.057,00

Tabelle 3. Alt Schweriner See / Drewitzer See, Nordteil (Drewitzer See), 15 Netze.

Fischart Datum Gesamtfang

(n)

Ø Länge

(cm)

Ø Masse

(g)

Gesamtfang

(g)

Barsch 24./25.11.2009 322 9,06 18,33 5.903,40

Plötze 24./25.11.2009 106 13,23 57,10 6.052,50

Kaulbarsch 24./25.11.2009 43 8,90 9,90 425,90

Rotfeder 24./25.11.2009 13 28,73 414,85 5.393,00

Sonstige

Arten

Hecht

Kleine Maräne

Große Maräne

Ukelei

Quappe

3 stachl. Stichling

7

3

4

3

2

2

28,21

20,17

47,75

14,83

21,00

6,50

172,61

55,67

1.113,75

23,47

100,35

2,20

1.208,30

167,00

4.455,00

70,40

200,70

4,40

Summe 23.880,60

Tabelle 4. Alt Schweriner See / Drewitzer See, Südteil (Alt- Schweriner See), 14 Netze.

Fischart Datum Gesamtfang

(n)

Ø Länge

(cm)

Ø Masse

(g)

Gesamtfang

(g)

Barsch 01./02.12.2009 165 11,76 52,86 8.722,30

Plötze 01./02.12.2009 303 13,59 50,84 15.404,50

Kaulbarsch 01./02.12.2009 34 8,71 9,86 335,40

Kl. Maräne 01./02.12.2009 39 19,17 48,93 1.908,10

Page 84: FISCH und UMWELT3 Minuten in einem Testgefäß gekocht, abgekühlt und exakt an der Achse zwischen animalem und vegetativem Pol aufgeschnitten. Unter dem Mikroskop können dann folgende

112

Sonstige

Arten

Ukelei

Hecht

Große Maräne

Blei

Güster

Quappe

9

3

2

1

1

1

10,39

20,82

46,00

9,50

20,50

21,50

10,89

49,03

816,50

6,20

84,00

72,00

98,00

147,10

1.633,00

6,20

84,00

72,00

Summe 28.410,60

Vergleich der drei Seen

Biomassen

In allen drei Seen (der Alt Schweriner See und der Drewitzer See (AS) werden in dieser Bewertung als ein See

betrachtet), dominieren die Barsche und die Plötzen den Fang. Von den Stückzahlfängen ist weiter der

Kaulbarsch zu nennen, der insbesondere im Pinnower See (PS) häufig ist. Alle anderen Arten waren nur in

Einzelexemplaren vorhanden. Im Pinnower See war die Biomasse an Barsch am höchsten, während Plötzen die

Biomasse im Glambecksee (GS) dominierten.

Die Zielfischart Große Maräne wurde nur im Alt Schweriner See / Drewitzer See angetroffen, insgesamt 6 Stück

auf 29 Multimaschennetzen a´ 37 m Länge (Gesamtnetzlänge 1.073 m). Ohne Vergleichsfänge aus früheren

Jahren verfügbar zu haben, liegt die Vermutung nahe, dass die Gesamtbiomasse im See relativ klein ist und

somit die natürliche Reproduktion eingeschränkt ist. Mittelfristig stößt damit auch der Besatz mit künstlich

aufgezogenen Maränenlarven an Grenzen.

Abb. 9. Vergleich der Fangergebnisse (kg / Multimaschennetz und 24 h) der 3 untersuchten Seen (Alt

Schweriner See / Drewitzer See, Pinnower See und Glambecksee), Oktober bis Dezember 2009.

In diesem See wurde während der Untersuchungen im Herbst 2009 auch die Kleine Maräne (C. albula) in

kleinen Stückzahlen gefangen, vorrangig im Südteil des Gesamtsees, dem Alt Schweriner See.

Lediglich ein Exemplar der Kleinen Maräne wurde auch im Pinnower See gefangen.

Längen- und Gewichtskurven

0

500

1.000

1.500

2.000

2.500

3.000

Bar

sch

Plö

tze

Kau

lbar

sch

Ro

tfed

er

Ble

i

Güst

er

Ukel

ei

Hec

ht

Gro

ße

Mar

äne

Kle

ine

Mar

äne

Quap

pe

Dre

ista

chli

ger

Sti

chli

ng

g

Arten

Biomasse pro Netz, Alt Schweriner See / Drewitzer See, Pinnower See,

Glambecksee, Oktober-Dezember 2009

AS

PS

GS

Page 85: FISCH und UMWELT3 Minuten in einem Testgefäß gekocht, abgekühlt und exakt an der Achse zwischen animalem und vegetativem Pol aufgeschnitten. Unter dem Mikroskop können dann folgende

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Abb. 10. Längenverteilungen Barsch (Perca fluviatilis) in den 3 untersuchten Seen (Alt Schweriner See /

Drewitzer See, Pinnower See und Glambecksee), Oktober bis Dezember 2009.

Die Längenverteilungen der Barschbestände im Alt Schweriner See / Drewitzer See und im Pinnower See sind

für die unteren Längenbereiche (wahrscheinlich die Nullgruppe) nahezu deckungsgleich, während es sich im

Glambecksee entweder um eine besser gewachsene Nullgruppe oder um den Ausfall eines Jahrganges handelt.

Die Relation Länge zu Gewicht des Barsches ist bis zu einer Länge von etwa 25 cm in allen 3 Seen nahezu

identisch. Bei den größeren Längen ist die Datenlage nicht ausreichend gewesen, so dass die berechneten

Unterschiede statistisch nicht sicher sind.

Abb. 11. Längen- Gewichtskurven Barsch (Perca fluviatilis) in den 3 untersuchten Seen (Alt Schweriner See /

Drewitzer See, Pinnower See und Glambecksee), Oktober bis Dezember 2009.

Bei der Plötze sind die Längenverteilung der Fänge und damit auch die Alterszusammensetzung der Bestände

ziemlich uneinheitlich.

0

100

200

300

400

500

600

5 8 11 14 17 20 23 26 29 32 35 38 41 44

cm

Längenverteilung Barsch - Alt Schweriner See/ Drewitzer See, Pinnower See,

Glambecksee, Oktober-November 2009

AS

Nov. 09

PS Okt.

09

GS Okt.

09

AS n= 322 Ø Länge: 9,06 cm PS n= 793 Ø Länge: 10,77 cm GS n= 293 Ø Länge: 12,95 cm

y = 0,0117x2,9928

R² = 0,9868 y = 0,0136x2,9859

R² = 0,9936

y = 0,0078x3,1658

R² = 0,988

0

500

1000

1500

2000

0 10 20 30 40 50

g

cm

Länge-Gewicht Barsch - Alt Schweriner See/ Drewitzer See, Pinnower See,

Glambecksee,

Oktober-November 2009

AS Nov.

09

PS Okt.

09

GS Okt.

09

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Abb. 12. Längenverteilungen Plötze (Rutilus rutilus) in den 3 untersuchten Seen (Alt-Schweriner See / Drewitzer

See, Pinnower See und Glambecksee), Oktober bis Dezember 2009.

Während im Alt Schweriner See / Drewitzer See der Großteil der Fänge im Bereich 5 bis 12 cm lag,

wahrscheinlich Altersgruppen 0 und 1, war der Anteil dieser Längen in den anderen beiden Seen deutlich

geringer, hier dominierten Plötzen im Längenbereich 11 bis 21 cm. Möglicherweise ist die natürliche

Reproduktion der Art im Pinnower See und im Glambecksee im Jahr 2009 auf einem sehr niedrigen Niveau

gewesen (Abb. 12).

Die Längen- Gewichtsrelation der Plötze in den 3 untersuchten Seen ist bis zur Länge von 20 cm nahezu

identisch. Danach scheint es gewisse Wachstumsunterschiede zu geben, obgleich auch hier eine längere

Datenreihe notwendig ist, um die Unterschiede statistisch abzusichern (Abb. 13). Es kann sich auch durchaus um

zufällige Unterschiede handeln, die aufgrund der wenigen Messungen zustande gekommen sind.

Abb. 13. Längen-Gewichtskurven Plötze (Rutilus rutilus) in den 3 untersuchten Seen (Alt Schweriner See /

Drewitzer See, Pinnower See und Glambecksee), Oktober bis Dezember 2009.

Eine Einschätzung der Aufwuchsbedingungen der Plötze für diese 3 Seen ist aufgrund der vorhandenen

Datenlage rein spekulativ. Es scheint jedoch so, dass die Bedingungen für die Art in den 3 Seen ziemlich gleich

sind, was auch für den Barsch angenommen wird.

Generelle Wachstumsunterschiede lassen sich aus diesen Daten nicht ablesen. Endgültige Aussagen sind erst

nach mehrjährigen Untersuchungen möglich. Für die oben genannten Arten, aber auch für die weiteren

vorgefundenen Fischarten in diesen drei Seen scheinen die entscheidenden Wachstumsbedingungen, wie z. B,

das Nahrungsangebot ähnlich zu sein.

Die deutlichen Unterschiede bei den höheren Längengruppen sind statistisch nicht abzusichern, da zu wenige

Exemplare in diesen Längengruppen gefangen wurden.

Tabelle 5. Vergleich der berechneten Gewichte für verschiedene Längen des Barsches und der Plötze in den 3

untersuchten Seen.

0

50

100

150

200

250

300

350‰

cm

Längenverteilung Plötze - Alt-Schweriner See/ Drewitzer See, Pinnower See,

Glambecksee, Oktober-November 2009

AS

Nov.

09

PS Okt.

09

GS

Okt. 09

AS n= 106 Ø Länge: 13,33 cm PS n= 184 Ø Länge: 18,23 cm GS n= 688 Ø Länge: 14,92 cm

y = 0,0042x3,305

R² = 0,9891 y = 0,0074x3,192

R² = 0,9941 y = 0,0059x3,2314

R² = 0,9972

0

200

400

600

800

0 5 10 15 20 25 30 35 40

g

cm

Länge-Gewicht Plötze - Alt-Schweriner See/ Drewitzer See, Pinnower See,

Glambecksee,

Oktober-November 2009

AS Nov.

09

PS Okt.

09

GS Okt.

09

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Barsch (g) Plötze (g)

cm AS PS GS AS PS GS

10 11,5 12,5 11,4 9,1 11,5 10,1

17 57,3 56,3 61,3 50,7 62,6 53,1

20 93,8 102,1 102,5 85,8 105,2 94,4

35 510,1 574,1 602,9 525,1 627,9 575,9

AS:Alt Schweriner See / Drewitzer See

GS:Glambecksee

PS:Pinnower See

Zusammenfassung

Das Projekt „Entwicklung der Maränenwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern“ hat als ein Teilziel die

Voraussetzungen für die Aufzucht von Speisefischen der Arten Ostseeschnäpel (Coregonus lavaretus balticus)

und Große Maräne (Coregonus lavaretus, auch beschrieben als Coregonus holsatus) in Teichanlagen und

anderen geeigneten Aufzuchteinrichtungen wie z. B. Siloanlagen zu schaffen. Daneben ist in den inneren

Küstengewässern die Aufstockung der dort natürlich vorkommenden Ostseeschnäpelbestände vorgesehen und

als dritte Zielstellung werden der Wiederbesatz geeigneter Binnenseen, bzw. die Bestandsstabilisierung

vorhandener Binnenseebestände angestrebt.

In Absprache mit Fischereiexperten des Landes wurden der Alt Schweriner Sees / Drewitzer See, der Pinnower

See bei Schwerin und der Glambecksee bei Basthorst als geeignete Gewässer für den Besatz mit Großen

Maränen ausgewählt. Das Besatzmaterial soll aus dem Bestand des gewonnen werden, da andere Seen des

Landes nur noch über Restbestände der Art verfügen.

Die Gewinnung von Laichmaterial gestaltet sich aber auch im Alt Schweriner See / Drewitzer See schwierig, da

in der Hauptlaichzeit, November bis Dezember, offensichtlich nur noch ein kleiner Laicherbestand vorhanden

ist. Es ist daher dringend angeraten, mit dem Pächter über alternative Bewirtschaftungsempfehlungen, wie die

mehrjährige Schonung des Bestandes, zu beraten.

Für die Laichsaison 2011 / 2012 sind in Absprache mit dem Pächter des Pinnower Sees und des Glambecksees,

der BIMES Binnenfischerei GmbH, erstmals Laichfischfänge vorgesehen, da die Befischungen 2010 einen

kleinen Laichfischbestand vermuten lassen.

Anhand der Habitatkartierungen im Pinnower See und Glambecksee kann eingeschätzt werden, dass vorrangig

der Pinnower See, aufgrund der vorhandenen Laichsubstrate, für den Wiederbesatz mit Großen Maränen

geeignet scheint. Aber auch im Glambecksee wäre eine Wiederansiedlung zu prüfen.

Wie schon gesagt, stehen bei Beibehaltung des jetzigen Bewirtschaftungsregimes nicht genügend Laichfische

aus dem Alt Schweriner See / Drewitzer See und damit auch zu wenig Besatzfische zur Verfügung.

Aufgrund der Einzelfänge im Pinnower See und im Glambecksee sowie der äußerst geringen Fänge von Großen

Maränen während der Laichsaison im Alt Schweriner See / Drewitzer See, lassen sich derzeit keine Aussagen zu

populationsdynamischen Parametern dieser Art in den 3 Seen treffen.

Die Rekrutierungsmöglichkeiten sind im Alt Schweriner See / Drewitzer See zwar vorhanden, aber wegen des

wahrscheinlich kleinen Laicherbestandes ist die Rekrutierung auf einem sehr niedrigen Niveau.

Nach den vorgefundenen Habitaten sind auch im Pinnower See und im Glambecksee Rekrutierungsbedingungen

für die Große Maräne gegeben.

Für die genetische Differenzierung von Großen Maränen aus dem Alt Schweriner See / Drewitzer See und

Ostseeschnäpel aus dem Stettiner Haff wurden Eiproben und adulte Fische an die Christian-Albrechts-

Universität zu Kiel gegeben. Ergebnisse dieser Untersuchungen liegen derzeit noch nicht vor.

Das vorgefundene Artenspektrum im Pinnower See und im Glambecksee lässt eine Einnischung der Großen

Maränen in das Nahrungsgefüge dieser Seen zu. Die vermutlich kleinen Zander- und Hechtbestände in diesen

beiden Seen würden sich günstig auf die natürliche Mortalität der Großen Maräne auswirken, da nicht sehr viele

Prädatoren vorhanden wären.

Inwieweit andere Prädatoren negativen Einfluss auf die Jungfischbestände ausüben könnten, kann derzeit nicht

seriös bewertet werden. Von den Fischern in den inneren Küstengewässern sind Beobachtungen über den

Wegfraß von Jungfischen des Ostseeschnäpels durch Kormorane berichtet worden.

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Literatur

Schulz, N.: Projektentwurf: Aquakulturgestütztes Fischereimanagement der

Maränenbestände, Große Maräne (Coregonus lavaretus) und Ostsee

schnäpel (Coregonus lavaretus balticus) in Binnenseen und Küsten

gewässern des Landes Mecklenburg-Vorpommern in den Jahren 2009-

2013.

Schulz, N.: Jahresberichte 2009 und 2010 für die Landesforschungsanstalt für

Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, unveröffentlicht.

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Autorenverzeichnis Diplombiologe Gerd Michael Arndt Diplomingenieur Bodo Dolk Diplombiologe Anselm Dumke Diplombiologe Harry Hantke Diplombiologin Gertraud Haunschild Diplombiologe Thomas Lorenz Diplombiologe Norbert Schulz Fisch und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern e.V. Fischerweg 408 18069 Rostock Telefon: 0381-8113430 Fax: 0381-8114588 Email: [email protected]

Diplombiologe Carsten Kühn Diplombiologe Dr. Wolfgang Jansen Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern Institut für Fischerei Fischerweg 408 18069 Rostock Telefon: 0381-8113400 Fax: 0381-8113407 Email: [email protected] Diplomingenieur Dr. Gerd Niedzwiedz Diplombiologe Dr. Dirk Schories (Universidad de Austral Chile, Valdivia) Universität Rostock Institut für Biowissenschaften Wismarsche Straße 8 18057 Rostock Telefon: 0381- 4986041 Fax: 0381-4986042 Email: [email protected]

Die, in den Berichten zitierten Veröffentlichungen können auch bei den Autoren nachgefragt werden.

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Fisch und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern e.V. Gründungsdatum: 16. August 1991 Mitgliederzahl: 49 Publikationen: Jahreshefte 1992, 1993/1994, 1995, 1996, 1997/1998, 1999,

2000, 2001, 2002, 2003/2004, 2005/2006, 2007/2008; 2009/2010 Vorstand: Dipl.-Fischwirtin Margareta Holzlöhner Dipl.- Biologe Dr. Wolfgang Jansen Dipl.- Biologe Dr. Nils Jönsson Kapitän Volker Mitschke Dipl.-Ingenieur Dr. Gerd Niedzwiedz Projektmanager: Dipl.-Biologe Norbert Schulz Telefon: (0381) 8113428 Geschäftsstelle: Fischerweg 408 18069 Rostock Telefon: ++49 (0) 381 8113430 Fax: ++49 (0) 381 8114588 Email: [email protected] Internet: www.fischumwelt.de