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ISSN 1865-5149 Adventsgruß des Katholischen Militärbischofs Militärbischof Overbeck in Fulda, Köln und Düsseldorf 12I13 Soldat in Welt und Kirche Flüchtlinge vor der Tür Deutschland im Advent:

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Adventsgruß

des KatholischenMilitärbischofs

MilitärbischofOverbeck

in Fulda, Köln und Düsseldorf

12I13Soldat in Welt und Kirche

Flüchtlinge vor der Tür

Deutschland im Advent:

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Liebe Leserinnen und Leser,

... was ich mir für Sie notiert habe.

„Eine Reform der

Reform wird es nicht

geben.“

Geht es nach dem Willen der jeweiligen Partei- und Fraktionsspitzen von CDU, CSU und SPD, dann wird Deutschland in der vor uns liegenden Legislaturperi-ode erneut von einer Großen Koalition regiert werden. Erneut, denn von 2005 bis 2009 war für die Christ- und Sozi-aldemokraten bereits Gelegenheit, in einer Koalition ihre Regierungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Wie es für die deutsche Sozialdemokratie am Ende der vier Jahre ausging, wissen wir. Viel-leicht ist dies ein Grund, warum diesmal die Mitglieder der SPD zur Koalitionsvereinbarung be-fragt werden sollen. Die Wahr-scheinlichkeit ist groß, dass eine knappe Mehrheit der Mit-glieder dem Vorhaben zustim-men wird. Völlig andere Fragen stellen sich, sofern die Basis der deutschen Sozialdemokra-tie dem Vorhaben eine Absage erteilt.

Was bislang an inhaltlichen Überlegun-gen, Vorhaben, Absichtserklärungen und angestrebten Zielen für eine Koali-tionsvereinbarung zwischen Christ- und Sozialdemokraten an die Öffentlich-keit gelangte, lässt sich nicht in einer Überschrift zusammenfassen, aus der hervorgeht, worum es – mit Blick auf langfristige Überlegungen – den beiden großen Volksparteien gehen könnte. Wahrscheinlich darf dies von einer Koa-litionsvereinbarung, die ja für die Dauer von vier Jahren angelegt ist, auch nicht erwartet werden. Alles, was vereinbart worden ist, muss machbar und bezahl-bar sein. Das reicht dann auch, um sich am Ende erneut dem Wählervotum stellen zu können. Mit Blick auf das Staats- und Kirchen-verständnis, die vorhandenen verfas-sungsrechtlichen Grundlagen und die

praktischen Fragen der Zusammen-arbeit zwischen Kirche und Staat in Deutschland ist nicht mit fundamen-talen Änderungen zu rechnen. Die bis-lang geltenden Staatsleistungen an die Kirchen werden nicht angetastet. Union und SPD kündigten an, dass sie den Dialog mit den Kirchen, Glaubensge-meinschaften und den religiösen Ver-einigungen „intensiv pfl egen“ werden. Zuständig dafür bleibt der Bundesmi-nister des Inneren. Eigens hervorge-

hoben wird ein 500-jähriges Jubiläum: „Das welthistorisch bedeutende Re-formationsjubiläum 2017 werden wir“, gemeint ist die zukünftiger Bundesre-gierung, „gemeinsam mit der evange-lischen Kirche gestalten“, so der Wort-laut im Entwurf.

Beachtung muss in diesem Zusam-menhang eher die Position der katho-lischen Laien fi nden. In seinem Bericht zur Lage vor der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Ka-

tholiken (ZdK) wies am 22. November 2013 der mit überaus großer Mehrheit wiedergewählte Präsident Alois Glück darauf hin, dass sich die Debatte um die Vorgänge in Limburg auch zu einer Generaldebatte über Kirche und Geld, um Transparenz in den kirchlichen Fi-nanzen, um die Finanzleistungen des Staates an die Kirchen und zu einer ausgeweiteten Debatte um das Staat-

Kirche-Verhältnis entwickelt hat. Das lässt aufhorchen, denn man kann an-nehmen, dass Anstöße dazu aus dem Raum der katholischen Kirche kommen werden. Von Interesse für die Soldatinnen und Soldaten und deren Familienange-hörige sind die unter dem Abschnitt „Auswärtiges, Verteidigung, Entwick-lungspolitik und Menschenrechte“ (in der Entwurfsgliederung) formulierten Überlegungen für die Bundeswehr und

den soldatischen Dienst in den deutschen Streitkräften. Eine wie auch immer geartete „Re-form der Reform“ wird es in ei-ner möglichen Großen Koalition nicht geben. Das gilt als sicher. Drei Bundesminister der Ver-teidigung haben in fünf Jahren vieles versucht, auf den Weg gebracht und verändert. Nun – so kann man beim Lesen den

Eindruck gewinnen – soll erst mal Ruhe einkehren. Dies gilt auch mit Blick auf die Beschaffung unbemannter bewaff-neter Drohnen. „Vor einer Entschei-dung über die Beschaffung qualitativ neuer Waffensysteme werden wir alle damit im Zusammenhang stehenden völker und verfassungsrechtlichen, sicherheitspolitischen und ethischen Fragen sorgfältig prüfen. Dies gilt ins-besondere für neue Generationen von unbemannten Luftfahrzeugen, die über Aufklärung hinaus auch weitergehende Kampffähigkeiten haben.“ So die Ab-sicht. Genug Stoff also für weitere The-menschwerpunkte in Kompass. Soldat

in Welt und Kirche.

Eine besinnliche Zeit des Advents und gesegnete Weihnachten!

Josef König,

Chefredakteur

3Kompass 12I13

Inhalt

Schwerpunktthema: Deutschland im Advent:Flüchtlinge vor der Tür

4 Adventsgruß

des Katholischen Militärbischofs

6 Ausbleibender Advent

7 Porträt einer Flucht

8 Grundsatz: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit ...?“ von Bischof Norbert Trelle

10 Interview mit Pater Frido Pfl üger SJ

11 Europäische Flüchtlingspolitik.

Wege zu einer fairen Lastenteilung

12 Kommentar zur Sache von Prof. Dr. Christian Spieß und Regina Friedmann, Berliner Institut für christliche Ethik und Politik

Aus der Militärseelsorge

14 Militärbischof Overbeck

unterwegs im Namen des Herrn

17 Runder Tisch „Friedensauftrag“

18 Vorstand des Katholikenrates

tagte in Berlin

18 20 Jahre Studienkreis

Katholischer Offi ziere

23 BDKJ ehrte Militärgeneralvikar

Wakenhut

23 In Dankbarkeit für eine sehr gute

Zusammenarbeit

26 Personalien:

• Pfarrhelfer Krug zum Diakon geweiht • Pfarrhelfer Jung erhielt Ehrenkreuz

Rubriken

5 Kolumne des Wehrbeauftragten:

Gedanken zum Jahreswechsel

19 Auf ein Wort:

Eine Seelsorge des Exodus

20 Medien:

• Filmtipp: DIE FRAU DIE SICH TRAUT

• Neu im Internet: Der Online- Adventskalender 2013 • Mehr als ein Liederbuch

22 Lexikon der Ethik: Leib

24 Glaube, Kirche, Leben:

• Mutter-Kind-Kuren f • Wir suchen Sie! • Geschenktipp • Hallo, hier ist Nils!

26 Impressum

27 Rätsel

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Weihnachtsbaum: Brigitte Heinen / pixelio.de

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Adventsgruß

des Katholischen Militärbischofs

Dr. Franz-Josef Overbeck an die

Soldatinnen und Soldaten und

deren Familien

„Weihnachten kommt immer so plötzlich“, so ein Run-

ning Gag in der oft hektischen Adventszeit. Vom stillen Er-Warten keine Spur. Dennoch: „Weihnachten geschieht!“, ganz gleich, ob wir alle Geschenke besorgt und die Weih-nachtspost erledigt haben. Mit all unseren Einkaufslisten, Menüplänen, adventlichen Feiern und Vorbereitungen kön-nen wir Weihnachten nicht machen. Das erfahren wir. Und dann sagen wir Christen: Weihnachten ist ein Fest ohne Bedingungen, ohne Vorleistungen, ohne Perfektionismus. Weihnachten ist ein Fest Gottes für uns.

Allerdings geschieht es nicht selten, dass wir den eigentli-chen Grund dieses Festes aus dem Blick verlieren und sogar der Meinung sind, dass das Fest erst dann zum Fest werde, wenn wir alles Notwendige an Vorbereitungen getan hätten. Aber längst bevor wir irgendetwas tun, ist Gott schon da, kommt er uns entgegen. „Durch die barmherzige Liebe un-seres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes“, so heißt es im Lukas-Evange-lium. Das ist die frohe Botschaft nicht nur für die Hirten an der Krippe, sondern für alle Menschen, die sie hören wollen: Gott kommt uns menschlich – als Mensch – entgegen. Er liebt uns. Gott ist da! Das feiern wir an Weihnachten.

Das zu Ende gehende Jahr 2013 ist ein Jahr der Verände-rungen: Benedikt XVI. tritt als Papst unerwartet zurück, ge-wählt wird als Nachfolger ein Bischof „vom anderen Ende der Welt“, Papst Franziskus. Deutschland bekommt eine neue Regierung; der Truppenabzug aus Afghanistan ist in vollem

Gange; gleichzeitig entsteht ein neuer Konfl ikt in Mali; die Bundeswehr stellt sich quasi komplett neu auf. Viele von Ihnen trifft das ganz konkret: als Soldat, der wieder einmal versetzt wird und zwischen Dienst- und Wohnort pendeln muss; als Familie, die eine erneute Trennung verkraften muss; als Soldatin, die nach dem dritten Auslandseinsatz zuhause nicht mehr zurechtkommt. Wieder anderen eröff-nen sich auf einmal ganz neue Möglichkeiten. Eines ist uns dabei gemeinsam. Wir alle müssen uns verändern, weil sich die Welt um uns herum ändert, privat wie berufl ich und auch sonst.

In all diesen Dynamiken und Veränderungen, so mein Glau-be, kommt Gott auf Sie, auf uns zu: Wo es menschlich zu-geht, da ist Gott. Was wir am Weihnachtsfest feiern, das gehört zum Alltag: Gott ist bei uns und bleibt uns nahe.Als Ihr Militärbischof wünsche ich Ihnen, dass Sie Gott im-mer wieder neu auf menschliche Weise entdecken! Das ver-ändert nämlich: Sie und uns!

Liebe Soldatinnen und Soldaten, liebe Soldatenfamilien, Ih-nen und allen, mit denen Sie im Herzen verbunden sind, wünsche ich ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest und Gottes Geleit im neuen Jahr 2014.

+ Dr. Franz-Josef OverbeckBischof von Essen,Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr

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Gedanken zum JahreswechselKolumne des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages

Die Weihnachtszeit und der Jahreswech-sel stehen vor der Tür, eine Zeit der Besin-nung. Man trifft sich im Kreis der Familie und Freunde. Man erinnert sich gemein-sam an das vergehende Jahr und das ge-meinsam Erlebte. Aber nicht alle können dies zusammen tun. Mein ganz besonde-rer Gruß gilt daher heute denen, die auch in dieser Zeit fern ihrer Lieben im Einsatz sind. Und natürlich auch deren Angehöri-gen, vor allem den Kindern, die ohne den Vater oder die Mutter unter dem Weih-nachtsbaum sitzen werden.

Das vergangene Jahr war geprägt von gro-ßen Herausforderungen, vielfach begleitet von bangem Warten und nicht selten von Enttäuschungen. Aber es markiert auch einen Neuanfang, gerade auch für die Bundeswehr und alle, die direkt oder in-direkt mit ihr zu tun haben. Die Heimkehr der Bundeswehr aus Afghanistan hat nach der Räumung des OP North und mit der Übergabe des Feldlagers in Kunduz end-gültig begonnen. Mit der Übernahme der Sicherheitsverantwortung durch die af-ghanischen Sicherheitskräfte endet bald ein Einsatz, in dem Bundeswehrsoldaten die schwersten Gefechte ihrer Geschich-te bestehen und zahlreiche Opfer bringen mussten. Meine Gedanken gehen gerade in dieser Zeit vorweihnachtlicher Freude zu den Gefallenen, den Verwundeten und den Versehrten aller Einsätze der Bundeswehr und ihrer Verbündeten. Und ganz beson-ders denke ich an jene Familien, die die festliche Adventsstimmung oftmals eher als bedrückend empfi nden angesichts des Fehlens eines nächsten Angehörigen in der trauten Runde. Das vergangene Jahr zeigte uns noch einmal in großer Härte, was der Dienst in den Streitkräften im äu-ßersten Fall bedeuten kann. Nach längerer Zeit mussten wir wieder einen deutschen Gefallenen betrauern. Ich bin darüber sehr traurig, aber doch gewiss, dass seine Hin-terbliebenen in einer guten und fürsorgli-chen Gemeinschaft der Kameraden Trost und Unterstützung fi nden.Nicht nur wegen der schweren Opfer, die viele der dort eingesetzten Soldatinnen und Soldaten und ihre Angehörigen hin-

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nehmen mussten, löst die baldige Been-digung des ISAF-Einsatzes auch Besorgnis aus. So wird es wohl eine Nachfolgemis-sion geben, von der noch nicht genau feststeht, mit welchem konkreten Auftrag sie entsandt wird und wie genau dieser umgesetzt werden soll. Außerdem muss-ten wir gerade erfahren, ohne dass die Hintergründe vollständig klar sind, dass einer unserer lokalen Helfer in Kunduz ermordet wurde. Fest steht jedoch, dass der getötete ehemalige Sprachmittler auf der Liste jener stand, die selbst nach den strengen bürokratischen Kriterien unserer Behörden als gefährdet gelten. Hier mahl-ten die bürokratischen Mühlen eindeutig zu langsam. Ich fordere die Zuständigen auf, dieses Menetekel ernst zu nehmen und all ihre Checklisten und Kriterienkata-loge zur Seite zu legen. Niemand, der uns geholfen hat, darf doch solchen Gefahren ausgesetzt bleiben, nur weil wir wegschau-en oder zaudern. Die Bundeswehr muss nach dem Einsatz in Afghanistan neue Erfahrungen verar-beiten. Schmerzliche Ereignisse, aber auch wichtige Erkenntnisse. Der Einsatz

wird nachhaltig und auf Jahre den inneren Zusammenhalt in der Bundeswehr ver-ändern. Viele Soldatinnen und Soldaten berichten mir von einer neuen Kamerad-schaft. Das Erleben, zusammen im Ge-fecht gestanden zu haben, hat das Mitei-nander auch über die Dienstgradgruppen hinaus gefestigt. Angesichts des baldigen Endes der ISAF-Mission sollten trotzdem unsere Soldatin-nen und Soldaten in den zahlreichen an-deren Einsätzen nicht vergessen werden. Auch sie müssen Trennung, Einsamkeit und manch andere Belastungen ertragen. Und ihre Angehörigen leiden ebenfalls da-runter, die Festtage allein verbringen zu müssen.

Allen Angehörigen der Bundeswehr und Ihren Familien danke ich für ihre Anstren-gungen. Mir ist bewusst, dass Sie tagtäg-lich Belastungen meistern, die eine höhere Aufmerksamkeit verdient haben. Ich wün-sche Ihnen allen einen friedlichen Advent, ein gesegnetes Weihnachten und ein gu-tes neues Jahr 2014.

Hellmut Königshaus

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Denn selbst jene ausgewählten Jesaja-Texte verhalten sich recht sperrig zu dem bekannten, aber immer wieder gern be-mühten Schema von Verheißung dort und Erfüllung hier. Sieht man daher ge-nauer hin, so zeigen sich rasch Verhei-ßungen, die weder zur Zeit Jesu noch da-rüber hinaus in Erfüllung gegangen sind, deren Einlösung immer noch sehnlichst erwartet wird.

Schwerter zu Pfl ugscharen?

Machen wir aber die Probe aufs Exem-pel. Gleich am ersten Adventssonntag hören wir das Wort, welches Jesaja, der Sohn des Amos über Juda und Jerusa-lem geschaut hat: „Und sie (die Völker und Nationen) werden ihre Schwerter zu Pfl ugscharen schmieden und ihre Spee-re zu Winzermessern; nicht wird ein Volk wider ein Volk das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen“ (Jes 2,4). Wer aber will behaupten, dass diese Verheißungen irgendwann in Er-füllung gegangen seien? Selbst so jahr-hundertelang christlich geprägte Völker wie die in der Mitte Europas haben im vor fast 100 Jahren begonnenen Ersten Weltkrieg im Namen Gottes Sieg und Tod leidenschaftlich propagiert, für die Be-zwingung und Niederlage des jeweiligen Gegners inbrünstig gebetet. Nicht nur vor diesem Hintergrund bricht sich die Erkenntnis Bahn, dass – um im Bild zu bleiben – immer mehr Pfl ugscharen und

Winzermesser zu Schwertern und Lanzen in Gedanken, Worten und Werken umge-schmiedet werden, so dass das Lernen für den Kampf mit immer neueren Facet-ten an der Tagesordnung bleibt. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Ankunft eines weltweiten Friedens zwischen den Völkern erst für „das Ende der Tage“ (Jes 2,2) unter dem göttlichen Streitschlichter (Jes 2,4) verheißen ist. Vielleicht ist es eine Signatur unserer unerlösten Welt, dass Friede brüchig bleibt. Selbst in den synoptischen Evangelien ist zudem von kommenden Auseinandersetzungen und Kriegen die Rede (vgl. Mk 13,7 par).

Im Advent nichts Neues?

Ebenso ist der zweite Adventssonntag von einer Verheißung aus dem Buch Jesaja geprägt, die landläufi g unter der Überschrift „Ankündigung des messiani-schen Reiches“ bekannt ist. Wer kennt nicht das poetisch hochgestimmte Wort vom Säugling, der am Schlupfl och der Natter unbeschwert spielt oder die Zu-sage „Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen ...“ (Jes 11,8f.)? Doch selbst wenn diese Vision (allein?) dem Spross Isais gilt, der als Zeichen für die Völker aufgerichtet ist (Jes 11,10), so bleibt dennoch nüchtern festzustellen, dass ein solches Friedensreich bisher noch nicht angebrochen ist. Kurzum, die Erfüllung dieser zwei so wortbildmächtigen Friedensverheißungen

steht noch aus, deren Advent steht noch bevor, aber noch längst nicht unmittelbar. Von daher bilden diese unabgegoltenen prophetischen Verheißungen des Alten Testaments mindestens ein kritisches Korrektiv in zweifacher Hinsicht: Zum ei-nen machen sie skeptisch gegenüber vorschnell ausgerufenen Friedenszustän-den, wenngleich diese durchaus Lin-derung für die von Krieg und Unfrieden geplagten Menschen bedeuten können. Zum anderen lassen sie einen selbstkri-tisch gegenüber den eigenen Friedens-bemühungen sowohl im Kleinen als auch im Großen bleiben, so unverzichtbar und notwendig diese stets sind. Das ist viel-leicht eine Erkenntnis, die vordergründig kaum adventliche Stimmung verbreitet.

Sisyphus, ein adventlicher Mensch?

Das stete Bemühen um Frieden ist Sisy-phusarbeit. Vielleicht ist Sisyphus letzten Endes weniger ein glücklicher, sondern eher ein adventlicher Mensch. Denn viele Frauen und Männer mit unterschiedlichen religiösen Hintergrundannahmen haben sich trotz allem nicht entmutigen lassen, für die Ankunft eines gerechten Friedens auf vielfältige Weise einzustehen, sei es durch Taten, sei es durch Gebet; am bes-ten vielleicht durch beides.

Prof. Dr. theol. habil. Thomas R. Elßner,

Pastoralreferent im Katholischen Militärpfarr-

amt Koblenz III am Zentrum Innere Führung

Ausbleibender AdventSoeben hat ein neues Kirchenjahr begonnen und mit ihm

am 1. Dezember 2013 das Lesejahr A. Somit stehen die

alttestamentlichen Lesungen der diesjährigen vier Ad-

ventssonntage wieder ganz im Zeichen des Buchs Jesaja.

Die aus ihm entnommenen Texte verdien(t)en letztlich

im Gottesdienst eine je eigene Würdigung, zumal sie

zu kostbar sind, um als Hinführungen zu weiteren bibli-

schen Texten allein eingesetzt und gedeutet zu werden.

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FlüchtlingeNach Flüchtlingsbewegungen mit mehr als 100.000 Personen, Ende 2011

Quelle:United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR): Global Trends 2011Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/ Bundeszentrale für politische Bildung, 2013, www.bpb.de

Ziel der Flüchtlinge

Herkunftsland der Flüchtlinge

10.404.806 Flüchtlinge und

Personen in fl üchtlingsähnlichen

Situationen, die von UNHCR ge-

schützt oder unterstützt werden

Die Zahl der Personen, die gewaltsam vertrieben wurden, lag Ende 2011 bei etwa 42,5 Millionen. Davon waren 15,2 Millio-

nen Flüchtlinge, 895.000 Asylsuchende und 26,4 Millionen Menschen, die innerhalb ihres Landes vertrieben wurden.

August 2009: Das Ehepaar Meline und Abdul K. besteigt in Libyen mit 80 anderen Flüchtlingen ein Boot nach Europa. Sie suchen Schutz vor dem seit 20 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Somalia. Tagelang driftet das Boot orientie-rungslos auf dem Mittelmeer. Schließlich landen die Flücht-linge dehydriert und ausgehungert auf Malta.„Auf den Fotos, die kurz nach unserer Ankunft von uns ge-

macht wurden, erkannten wir uns später kaum wieder, so

ausgehungert, verwahrlost und erschöpft waren wir“, erin-nern sich die beiden.Doch nur, wem es extrem schlecht geht, wird ins Kranken-haus gebracht. Meline und Abdul K. kommen stattdessen in das Haftzentrum Safi . In dem zur EU gehörenden Inselstaat Malta, auf dem viele Bootsfl üchtlinge landen, werden Asyl-suchende systematisch inhaftiert.Meline wird nach ihrer Ankunft nicht gründlich untersucht, ihre Schwangerschaft bleibt unentdeckt. Im Gefängnis er-leidet sie eine Fehlgeburt. Sie blutet stark, tagelang. Doch medizinische Versorgung wird ihr verweigert. „Es war sehr schlimm für uns, das Kind zu verlieren und dann zu erleben, dass meine Frau nicht ärztlich versorgt wurde“, sagt Abdul.Im Dezember 2009 werden Meline und Abdul K. aus der Haft entlassen und in das Lager in Hal Far verlegt. Als Ehe-paar werden sie in einem der Container untergebracht. Je-der Container hat drei winzige Zimmer für je ein Ehepaar. Dort ist Platz für zwei schmale Betten, mehr nicht. Einen Kühlschrank gibt es nicht, aber auch sonst nichts, wo das

Essen vor den Kakerlaken sicher wäre. Hunderte von Men-schen warten viele Stunden, um einen der schmutzigen Her-de benutzen zu können. Die Sanitäranlagen bestehen aus mobilen Toilettenhäuschen und Duschcontainern aus Plas-tik. Bei starkem Wind fallen die Toiletten um, die Fäkalien verteilen sich dann durch den ganzen Raum. In dem Winter, in dem Meline und Abdul K. in Hal Far sind, wird es sehr kalt. Da es keine Heizungen im Container gibt, kaufen sie sich ein elektrisches Heizgerät. Die Lagerleitung nimmt es ihnen wieder ab – sie müssen Strafe bezahlen. Schließlich schafft es das Ehepaar von Malta nach Deutsch-land zu fl iehen, wo sie einen Asylantrag stellen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge verweist da-rauf, dass gemäß der EU-Asylzuständigkeitsregelung na-mens „Dublin-II“ Malta für ihre Asylverfahren zuständig sei – dem Paar droht, nach Malta abgeschoben zu werden. Nach langem Bangen können Meline und Abdul in Deutschland bleiben: Weil Meline erneut schwanger wird, sehen die Be-hörden von einer Abschiebung nach Malta ab. Im Asylverfah-ren erhalten sie endlich einen Schutzstatus.

PRO ASYL gibt es, weil Flüchtlinge Unterstützung brauchen.

Wer alles verloren hat und vor Verfolgung, Terror und Gewalt

in einem anderen Land Schutz sucht, hat ein Anrecht auf

Hilfe und Solidarität. PRO ASYL setzt sich für die Rechte von

Flüchtlingen und Migranten ein – in Deutschland und Europa.

Mehr Informationen unter www.proasyl.de

Porträt einer FLUCHT

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ndsatz

Macht hoch die Tür,

die Tor macht weit ...?von Norbert Trelle,

Bischof von Hildesheim,

Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit ...“, so lautet der Text eines beliebten Adventsliedes. Es handelt von der er-warteten Ankunft des Heilands, unseres Herrn Jesus Christus. Es ist derselbe Je-sus, der nicht als weltlicher König, son-dern in einem elenden Stall das Licht der Welt erblickte und der mit seinen Eltern vor Herodes nach Ägypten fl iehen muss-te (vgl. Mt 2,13) und der später im Bild vom Jüngsten Gericht (Mt 25,31–46) den Umgang mit Fremden und Obdachlosen zu einem der Kriterien für das gerechte Handeln der Menschen erhebt: „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen.“ Wir können – womöglich müssen wir es in unseren Tagen sogar – dieses vordergründig gefühlige Weih-nachtslied so verstehen, dass es auch die Flüchtlinge und Heimatlosen sind, de-nen wir unsere Tore öffnen sollen. In ih-nen begegnen wir Jesus selbst. Das Lied fährt fort: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, eu’r Herz zum Tempel zube-reit’“. Wir sind aufgerufen, auch unsere Herzen zu öffnen.

In der Realität unserer Welt müssen wir erkennen, dass die Tore Europas für die meisten Flüchtlinge keineswegs weit offen stehen. Das Schlagwort von der „Festung Europa“ steht für eine Flüchtlings- und Migrationspolitik, deren Auswirkungen wir seit Jahren kennen und die seit eini-gen Wochen erneut mit bedrängender Intensität in unser Bewusstsein gerückt sind. Die Bilder vom Schiffbruch vor Lam-pedusa, bei dem fast 400 Menschen ihr Leben verloren, sind verstörend. Wie dramatisch die Lebensumstände vieler Flüchtlinge sind, konnte ich selbst wäh-rend einer kurzen Reise nach Jordanien erfahren, die ich gemeinsam mit dem Ratsvorsitzenden der EKD, Dr. Nikolaus Schneider, Anfang November unternom-men habe. Die Begegnungen mit den Fa-milien, die entweder in Privatwohnungen untergekommen sind oder in größeren Lagern von Hilfsorganisationen und dem UNHCR notdürftig versorgt werden, haben

uns tief erschüttert. Die Flüchtlinge haben nicht selten massive Gewalterfahrungen gemacht – manche auch unter Folter. Oft sind sie traumatisiert bis hin zur Sprach-losigkeit. Kleine Kinder malen zerstörte Häuser und zeichnen die Leichen ihrer getöteten Verwandten. Sie wissen ge-nau, wie ein Panzer aussieht und kennen die Details von Maschinengewehren. Der Kontrast zu den Bildern, die in unseren Kindergärten in Deutschland gemalt wer-den, könnte kaum größer sein. Gerade die Begegnung mit Kindern zeigte uns jedoch auch Zeichen der Hoffnung: Inmit-ten der Krise sahen wir wenigstens für einige Momente lachende Gesichter und fröhliches Spielen. Menschen brauchen die Hoffnung auf eine gute Zukunft, um menschenwürdig leben zu können. Wir müssen uns nach Kräften bemühen, ih-nen eine solche Hoffnung zu geben.

Widersprüchliche Flüchtlingspolitik

Die Staaten Europas betreiben eine Flüchtlings- und Migrationspolitik voller Widersprüche. Sie betonen ihren Willen, die Menschenrechte von Flüchtlingen und Migranten zu achten und den inter-nationalen Verpfl ichtungen (etwa aus der Genfer Flüchtlingskonvention) nachzu-kommen. Die Praxis an den europäischen Außengrenzen zu Land und auf See weist indes gravierende menschenrechtliche Probleme auf. Als Beispiele seien nur das „Abdrängen“ von Flüchtlingsbooten, eine bisher völlig unzureichende Seenot-Rettung oder die menschenunwürdigen (und allen europäischen Richtlinien wi-dersprechenden) Zustände in den Erst-aufnahme-Einrichtungen auf Malta und Lampedusa genannt. Den Preis für diese Widersprüchlichkeit zahlen diejenigen, die ihr Leben gewissenlosen und kriminellen Schleppern anvertrauen müssen, weil sie darin ihre einige Chance sehen.

Man kann nicht alle Probleme sofort lö-sen. Aber die europäischen Staaten ste-hen in der Pfl icht, die drängendsten Fra-gen auch kurzfristig anzugehen:

• Die Nachbarstaaten Syriens haben die Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit für Flücht-linge trotz der fi nanziellen Unterstützung durch die Weltgemeinschaft längst er-reicht. Die Staaten Europas müssen auch selbst Flüchtlinge in weitaus größerer Zahl aufnehmen, als sie das bisher getan haben. Nur so kann eine gesellschaftli-che und politische Destabilisierung der Region vermieden werden. Die bisher von Deutschland und anderen Staaten beschlossenen Aufnahmezahlen reichen bei weitem nicht aus.

• Die Aufgabe der Seenot-Rettung muss ausdrücklich in das europäische Grenzsi-cherungssystem integriert werden. Natio-nale Gesetze, die dem entgegenstehen (wie etwa das so genannte „Bossi-Fini-Gesetz“ in Italien) müssen umgehend geändert werden. Der Hinweis auf die Be-kämpfung von Schlepperkriminalität darf nicht als Alibi für eigenes Unterlassen dienen. Die Äußerungen der Trauer über Bootsunglücke oder die Besuche von Po-litikern auf Lampedusa bleiben leere Ges-ten, wenn die Regierungen nicht einmal in Krisensituationen wie dem syrischen Bürgerkrieg sichere Fluchtwege eröffnen. • Die europäischen Regierungschefs müssen sich auf ein transparentes und faires Verfahren zur Aufnahme von Flücht-lingen verständigen. Das so genannte „Dublin-System“, das die Zuständigkeit für die Durchführung von Asylverfahren durch den Staat festlegt, in dem der An-tragssteller zuerst europäischen Boden betreten hat, bedarf einer gründlichen Überprüfung. Die geltenden europäi-schen Mindeststandards für Asylverfah-ren und die Versorgung von Flüchtlingen müssen eingehalten werden.

• Bei allem Verständnis für die Sorge vor einer Überlastung der Sozialsysteme in Europa gilt: Die europäischen Staaten müssen den Zugang zu Asylverfahren und zu internationalem Schutz gewährleisten. Der weitaus größte Anteil der Flüchtlin-ge fi ndet in der unmittelbaren Region

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ndsatz

Aufnahme, nur ein Bruchteil macht sich auf den Weg nach Europa. Unter ihnen ist der Anteil derjenigen, denen Schutz zugesprochen wird, so groß, dass von einem massenhaften Missbrauch des Asylrechts nicht die Rede sein kann. Hier müssen neue und kreative Wege be-schritten werden, die lebensgefährliche Reiserouten verhindern helfen. Das Eu-ropäische Parlament hat beispielsweise kürzlich in einer bemerkenswerten frakti-onsübergreifenden Erklärung noch einmal auf die Möglichkeit hingewiesen, Visa aus humanitären Gründen zu erteilen.

• Neben diesen kurzfristigen Maßnah-men bedarf es auch wirklich glaubwürdi-ger Anstrengungen, das weltweite Gefälle bei Freiheit und Wohlstand zu verringern. Die Regierungen sind dringend aufgefor-dert, ihre Handels- und Wirtschaftspolitik so gestalten, dass alle eine gerechte Chance auf gesellschaftlichen und wirt-schaftlichen Fortschritt haben. Das gilt sowohl für die reicheren Staaten als auch für die Eliten in den Entwicklungsländern, die ihrer Verantwortung für den eigenen Staat leider allzu häufi g nicht angemes-sen nachkommen.

Papst Franziskus deutet Migration in sei-nem Wort zum Welttag des Migranten und Flüchtlings theologisch als Zeichen für die „Spannung zwischen der von der Gnade und der Erlösung geprägten Schönheit der Schöpfung und dem Geheimnis der Sünde. Der Solidarität und der Aufnah-mebereitschaft, den Gesten der Brüder-lichkeit und des Verständnisses stellen sich Ablehnung, Diskriminierung und die Machenschaften der Ausbeutung, des Schmerzes und des Todes entgegen“. So der Heilige Vater. Beides haben wir während unserer Reise nach Jordanien sehen müssen und sehen dürfen. Wir sind Menschen begegnet, die vor Gewalt, Krieg und Verfolgung fl iehen mussten und auch während der Flucht erneut Opfer von Schleppern, Menschenhändlern und Ausbeutern wurden. Wir sind aber auch

Menschen begegnet, die den Flüchtlin-gen Solidarität und Nächstenliebe entge-genbringen und sich mit ganzer Kraft für sie einsetzen. Ich bin überzeugt davon, dass die Menschen in Europa bereit sind, die Aufnahme von Flüchtlingen – nicht nur von Christen und nicht nur aus Syrien – mitzutragen. Die Kirchen jedenfalls wer-ben dafür und wirken aktiv mit. Dass wir dies durch unsere Migrations- und Regel-dienste tun, ist selbstverständlich. Aber auch darüber hinaus ist – nicht zuletzt inspiriert durch unseren Papst – neue Be-wegung in das Engagement der Kirche für Flüchtlinge gekommen. Viele Bischöfe in Deutschland suchen derzeit nach geeig-neten kirchlichen Immobilien, die für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Ver-fügung gestellt werden können. In vielen Gemeinden in ganz Deutschland engagie-ren sich Christen tatkräftig in der Unter-stützung und Begleitung von Flüchtlingen.

Einen weiteren Gedanken aus dem Wort des Heiligen Vaters zum Welttag des Mig-ranten möchte ich Ihnen mit auf den Weg durch den Advent geben. Papst Franzis-kus wendet sich direkt an die Flüchtlinge und Migranten sowie an alle, die in der Hilfe für sie engagiert sind. Er ruft sie auf: „Verliert nicht die Hoffnung, dass auch euch eine sicherere Zukunft vorbehalten ist; dass ihr auf euren Wegen einer ausge-streckten Hand begegnen könnt; dass es euch geschenkt wird, die brüderliche So-lidarität und die Wärme der Freundschaft zu erfahren. Euch allen sowie denen, die ihr Leben und ihre Energie der Aufgabe widmen, euch zur Seite zu stehen, ver-spreche ich mein Gebet und erteile ich von Herzen den Apostolischen Segen.“ Öffnen wir unsere Herzen und wirken wir daran mit, dass der Segenswunsch des Heiligen Vaters für die Flüchtlinge und Mi-granten Wirklichkeit werden kann.

Bischof Norbert Trelle hat sich ein Bild von der Lage der syrischen Flüchtlinge in Jordanien gemacht.

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Niemand verlässt seine Heimat leichten Herzens

Interview mit Pater Frido Pfl üger SJ

Kompass: Pater Pfl üger, was ant-

worten Sie, wenn jemand sagt: „In

Deutschland gibt es schon zu viele

Ausländer“, bzw. „Asylsuchende sind

doch nur Wirtschaftsfl üchtlinge!“?

Pater Pfl üger: In Deutschland gibt es sicher nicht zu viele Ausländer, ganz im Gegenteil: Wir sind ja sogar darauf an-gewiesen, dass noch mehr Menschen zu uns kommen. Denn unsere Gesell-schaft ist überaltert und allein können wir unsere Zukunft gar nicht sichern. Gut wäre es, wenn wir denen, die zu uns kommen, von Anfang an die Mög-lichkeit eröffneten, sich bei uns einzu-bringen. Da ist noch vieles im Argen.

Zweitens müssen wir Asyl und Zuwan-derung auseinanderhalten: Zuwande-rung ist eine Möglichkeit, aber Asyl ist ein Menschenrecht, das wir Verfolgten

nicht zuletzt aufgrund unserer eige-nen historischen Erfahrung gewähren. Das nehmen aber nur sehr wenige in Anspruch: Von den 42 Millionen Men-schen, die weltweit auf der Flucht sind, haben 2012 gerade mal 77.000 in Deutschland einen Asylantrag gestellt! Davon kamen die meisten aus Krisen-regionen wie Afghanistan, Syrien, Paki-stan, Iran oder Tschetschenien.

Übrigens betrachte ich auch Roma aus Ländern, in denen sie gewalttäti-gen Übergriffen und systematischer Ausgrenzung ausgesetzt sind, nicht als Wirtschaftsfl üchtlinge. Wir haben in diesem Jahr bisher rund 7.000 Sy-rer aufgenommen – der kleine Libanon 700.000. Da können wir als eines der reichsten Länder der Welt doch nicht behaupten, wir seien überlastet.

Kompass: Als Jesuit schauen Sie

nicht nur auf die Situation in der

Stadt oder im Erzbistum Berlin, son-

dern haben mit Ihrer internationalen

Hilfsorganisation Europa und die gan-

ze Welt im Blick. Wo liegen zurzeit

Ihre Schwerpunkte und die größten

Probleme?

Pater Pfl üger: Eine der größten huma-nitären Katastrophen sehen wir ge-rade in Syrien, wo sich der Jesuiten-Flüchtlingsdienst stark im Land selbst engagiert. Mit Suppenküchen und Un-terrichtsangeboten für Kinder in syri-schen Großstädten können wir täglich noch Zehntausenden Notleidenden helfen. Dabei fragen wir nicht danach, auf welcher Seite die Menschen po-litisch stehen: So versuchen wir, in unserer Arbeit Vorbild für das Mitein-ander auch später im Frieden zu sein.

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Pater Frido Pfl üger SJDirektor des Jesuiten-Flüchtlings-

dienstes Deutschland (Jesuit

Refugee Service – JRS), zuvor

Regionaldirektor JRS Ostafrika

www.jesuiten-fl uechtlingsdienst.de

Ich persönlich habe nach wie vor Afrika im Blick, wo ich von 2003 bis 2012 tä-tig war. Die Unruhen in Somalia und im Ost-Kongo lassen die Menschen dort nicht zur Ruhe kommen. Hunderttau-sende leben in Flüchtlingslagern, und das auf unabsehbare Zeit. Aus die-ser Erfahrung heraus tue ich mich so schwer damit, wenn wir in Deutschland hitzige Debatten um die Aufnahme von ein paar Tausend Asylsuchenden füh-ren.

Kompass: Unterscheiden Sie in Ihrer

Arbeit zwischen Vertriebenen, Flücht-

lingen und Asylsuchenden? Gibt es

hier unterschiedliche Menschen- oder

Völkergruppen?

Pater Pfl üger: Nach meiner Erfahrung sind die Menschen auf der ganzen Welt sich in diesem Punkt ganz ähnlich: Die meisten wollen einfach in Sicherheit und Frieden mit ihrer Familie in ihrer an-gestammten Heimat leben. Das Völker-recht unterscheidet je nach Fluchtur-sache – wir als Flüchtlingsorganisation helfen unabhängig von der rechtlichen Kategorie denjenigen, die gezwungen waren, ihr Zuhause zu verlassen. Und nach meiner Erfahrung verlässt nie-mand seine Heimat leichten Herzens und ohne schwerwiegenden Grund.

Kompass: In diesem Jahr darf der

Blick auf Papst Franziskus nicht feh-

len. Auch er ist Jesuit und seine erste

Reise außerhalb Roms unternahm er

nach Lampedusa auf die italienische

„Flüchtlingsinsel“. Sehen Sie durch

den neuen Papst grundlegende Verän-

derungen in der katholischen Kirche?

Pater Pfl üger: Mit seiner ersten Reise hat Papst Franziskus ein Signal gesetzt, das viele aufgerüttelt und auf die Not von Flüchtlingen aufmerksam gemacht hat. Das Mittelmeer ist zu einem Mas-sengrab geworden, und wir haben das bisher einfach so hingenommen. Fran-ziskus hat deutlich gemacht, dass dies eine zentrale Frage ist, an der unsere Menschlichkeit gemessen wird. Daran kommt auch die europäische Politik nicht mehr vorbei – besonders, wenn sie auf ihre christlichen Grundlagen Wert legt.

Kompass: Unmittelbar an den Advent

und das Weihnachtsfest schließt sich

in Bibel und Kirchenjahr die „Flucht

der heiligen Familie nach Ägypten“ an.

Was bedeutet es für Sie als Priester,

dass Jesus Christus nach Aussage der

Bibel schon zu Beginn seines irdischen

Lebens ein „Flüchtling“ war?

Pater Pfl üger: Für Menschen, die Flucht und den Verlust ihres Zuhauses erlit-ten haben, kann es tröstlich sein, dass Gott selbst diese Erfahrung mit ihnen teilt. Für alle anderen, die an Jesus glauben, steckt darin ein Auftrag, den er später so formuliert hat: „Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenom-men.“ So bietet uns jeder Flüchtling die Möglichkeit, Gott zu begegnen.

Die Fragen stellte Jörg Volpers.

Europäische

Flüchtlingspolitik.

Wege zu einer

fairen Lastenteilung

aus SWP-Aktuell 65,November 2013

Ab Mitte 2015 wird die EU über ein „Gemeinsames Europäisches Asyl-system“ (GEAS) verfügen. Dieses wird nach Ansicht der zuständigen Kom-missarin Cecilia Malmström Schutz-suchenden einen besseren Zugang zum Asylverfahren, schnellere und gerechtere Entscheidungen und men-schenwürdige Aufnahme- und Lebens-bedingungen garantieren.

Allerdings ist Skepsis angebracht: Zum einen lassen die neuen Rege-lungen zu große Spielräume, als dass damit in der EU einheitliche Bedingun-gen für Schutzsuchende gewährleistet werden könnten. Zum anderen gibt es bei der Verteilung der Flüchtlinge auf die EU-Staaten keinen Fortschritt: Das »Dublin-System«, nach dem der Staat der Ersteinreise für das Asylverfah-ren und die Unterbringung zuständig ist, bleibt erhalten – und mit ihm das Problem der höchst ungleichen Vertei-lung der Schutzsuchenden.

Die Mitgliedstaaten sollten sich da-her auf ein Verfahren zur Bestimmung fairer Aufnahmequoten einigen. Dazu bietet sich ein Mehrfaktorenmodell an. Die darüber ermittelten fairen Quoten könnten dann eine Grundlage für die politische Debatte über eine Umverteilung von Flüchtlingen oder ei-nen fi nanziellen Ausgleich bieten.

Stiftung Wissenschaft und Politik.

Deutsches Institut für Internationale

Politik und Sicherheit

www.swp-berlin.org

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Deutschland im Advent

und Flüchtlinge vor der Tür

Kommentar von Prof. Dr. Christian Spieß und Regina Friedmann,Berliner Institut für christliche Ethik und Politik (ICEP)

Die öffentliche Diskussion um die Flüchtlings- und Einwanderungspolitik der EU und der europäischen Staaten hat mit den im Oktober 2013 medial stark thematisierten Schiffsunglücken vor Lampedusa eine neue Dynamik be-kommen. Zugleich haben in der deut-schen Perspektive die Auseinanderset-zungen um ein Asylbewerberheim im Berliner Stadtteil Hellersdorf den Blick darauf gelenkt, dass die gesellschaftli-che Bereitschaft, Asylsuchende, Flücht-linge und Einwanderer aufzunehmen, begrenzt ist. Wiewohl einerseits eine Art Konsens darüber besteht, dass unkon-trollierte und ungesteuerte Migration problematisch und nicht wünschens-wert ist, scheint doch andererseits die Sensibilität für das Schicksal vor allem der aus Teilen Afrikas unter anderem nach Europa fl üchtenden Menschen zugenommen zu haben. Unbeschadet der völlig offenen Frage, welche Folgen eine weitgehend unregulierte Migrati-on tatsächlich hätte (denn es sind ja nur höchst vage Prognosen möglich), und unbeschadet der selbstverständli-chen (aber zumindest in einigen Fällen angesichts der jeweiligen politischen Verhältnisse ziemlich schalen) Forde-rung, dass eigentlich die Situation in den Herkunftskontexten fl üchtender Menschen verbessert werden müsste, sollen im Folgenden einige Überlegun-gen zur Migrationspolitik vorgestellt werden. Denn Lampedusa ist natürlich nicht überall, auch nicht in Berlin-Hel-lersdorf – und wir meinen, dass gera-de eine sorgfältige Unterscheidung der Schlüssel ist für ein gerechtigkeitsthe-oretisch fundiertes kreatives Denken in der Migrationspolitik.

Kriterien für die Zuwanderungspolitik

Geht man von der politischen Voraus-setzung aus, dass Einwanderung regu-liert werden muss, stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien diese Regu-lierung stattfi nden soll. Systematisch vorgelagert wäre – auch wenn dies mit Verweis auf die staatliche Souveräni-tät und das politische Selbstbestim-mungsrecht gemeinhin weitgehend als selbstverständlich gilt – die Frage nach der moralischen Rechtfertigung, mit der Nationalstaaten das Recht der Ver-fügung über ihre politischen und terri-torialen Grenzen in Anspruch nehmen. In Anbetracht dieses Konsenses und der Tatsache, dass die wohlhabenden Staaten faktisch gewillt sind, ein solch geartetes Recht in Anspruch zu neh-men, wird diese Frage hintangestellt. Geht man ferner davon aus, dass Auf-enthaltstitel für aus jeglichen Gründen einreisende bzw. einwandernde Perso-nen ein knappes Gut sind (was sich unmittelbar aus der politischen Regu-lierungsabsicht ergibt), stellt sich ge-nauer die Frage, nach welchen Kriteri-en dieses knappe Gut zugeteilt werden kann.

In Frage kommen einerseits ökono-misch bzw. volkswirtschaftlich und andererseits sozialethisch bzw. ge-rechtigkeitstheoretisch begründete Kriterien. Ökonomische Kriterien spre-chen beispielsweise für die bevorzugte Behandlung von Personen, deren Kom-petenzen positive Effekte auf die Volks-wirtschaft des Ziellandes versprechen, also beispielsweise dringend benötigte Facharbeiter oder – wie einst – IT-Spe-

zialisten. Sozialethische Kriterien be-ziehen sich demgegenüber insbeson-dere auf Personen, die aufgrund von politischer oder religiöser Verfolgung, Bürgerkriegserfahrung, wirtschaftlicher Not oder aus ökologischen Gründen ihren Herkunftskontext verlassen bzw. nach Europa fl iehen. Zu der zweiten Gruppe gehören die – ansonsten recht verschiedenen – Personengruppen, die gegenwärtig mit den Ortsnamen „Hel-lersdorf“ und „Lampedusa“ in Verbin-dung gebracht werden. Und hier – also bei nicht aus ökonomischen Gründen erwünschter, sondern aus ethischen Gründen gebotener Zulassung von Ein-wanderung – gilt es zu unterscheiden: Welchen Personengruppen soll Priorität eingeräumt werden? Gibt es Flucht-gründe, die unter allen Umständen und unbegrenzt zu einer Aufnahme führen müssen? Welchen Migrantengruppen sollte oder darf nur bedingt Einwande-rung gewährt werden? In welchen Fäl-len sollte das knappe Gut der Aufent-haltstitel rationiert werden? Wie sollen also Asylbewerber, Bürgerkriegsfl ücht-linge, Flüchtlinge aus ökonomischen Gründen etc. behandelt werden – und schlicht: Welche dieser Gruppen sollte priorisiert werden?

Zu analysieren ist für derartige Entschei-dungen die jeweilige Situation der Mig-ranten bzw. der Bevölkerungsgruppen, aus denen die Migranten stammen: Handelt es sich beispielsweise bei den in Lampedusa eintreffenden Personen wirklich um die „Ärmsten der Armen“? Oder geraten diese, weil sie niemals in die Nähe der Möglichkeit kommen, nach Europa zu fl iehen, sondern inner-

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Zu den Autoren:

Christian Spieß, seit 2012 Professor für

ethische Grundlagen sozialprofessionellen

Handelns an der Katholischen Hochschule

für Sozialwesen (KHSB), Berlin.

Regina Friedmann, Wissenschaftliche Mit-

arbeiterin am ICEP innerhalb der KHSB.

Weitere Informationen:

www.ethikdiskurs.de

www.ethikjournal.de

www.icep-berlin.de

halb Afrikas unter ebenfalls menschen-unwürdigen Umständen migrieren, erst gar nicht in den Blick der europäischen Öffentlichkeit? Um nicht missverstan-den zu werden: Natürlich gibt es für die wohlhabenden Gesellschaften Europas so etwas wie eine moralische Pfl icht, hilfl os in kleinen Booten auf dem Meer in Richtung Europa fahrenden Personen zu helfen. Gerechtigkeitstheoretisch schließt sich aber die Frage an: Warum werden gerade jene, die es nach Euro-pa schaffen und im Fokus des öffent-lichen Interesses stehen, gegenüber anderen Personengruppen, für die dies nicht gilt, bevorzugt behandelt? Oder besser: Welche Konsequenzen müsste dies für eine sorgfältig ihre Entschei-dungen abwägende Migrationspolitik im Hinblick auf andere, noch viel mehr marginalisierte Personengruppen ha-ben? Oder ist es gar zynisch, solche Unterscheidungen zu treffen?

Dabei zu berücksichtigen ist außerdem eine möglichst präzise Analyse der Her-kunftskontexte und der Effekte der Aus-wanderung auf diese Herkunftskontexte – was übrigens auch für die aus öko-nomischen Gründen wünschenswerte

Einwanderung gilt: Welche Ressourcen – Kompetenzen, Humankapital, Geld – werden den Herkunftskontexten durch Auswanderung entzogen (Brain-Drain)? Und umgekehrt: Welche Vorteile, wel-chen Rückfl uss (Ausbildung, Kontakte, private monetäre Transfers) verschafft die Auswanderung den Herkunftskon-texten? Aktuellen Daten der Weltbank zufolge übersteigt die Summe der monetären Rimessen 2013 die offi zi-elle Entwicklungshilfe mit einer Stei-gerungsrate von über 6% gegenüber dem Vorjahr um das Dreifache. Das führt freilich – wiederum umgekehrt – in den Herkunftskontexten zu neuen Verschiebungen in der sozioökonomi-schen Struktur und tendenziell zur Ver-stärkung bereits bestehender Ungleich-heiten.

Fazit

Es muss also eine Vielzahl unterschied-licher Aspekte für eine – grundsätzlich zweifellos gebotene – Neuorientierung der Flüchtlings- und Migrationspolitik berücksichtigt werden. Die Dringlich-keit der Fluchtgründe kann zur Priori-sierung von bestimmten Personengrup-pen führen. Eine sorgfältige Analyse

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der Effekte der Migration sowohl im Einwanderungs- als auch im Auswan-derungskontext kann zu weiteren Priori-sierungsentscheidungen führen.Vor allem geht es um die Einordnung und Bewertung unterschiedlicher Mig-rations-phänomene (worum geht es inHellersdorf, worum in Lampedusa?)sowie um die Berücksichtigung je-ner marginalisierten Personengruppen,die nicht medial wahrgenommenwerden. Dass angesichts der glo-balen Ungleichheit des Lebensstan-dards, angesichts der kolonialen Ver-gangenheit und angesichts der globa-lisierten Wirtschaftsdynamik, von der Deutschland in hohem Maße profi tiert, eine restriktive Flüchtlings- und Einwan-derungspolitik nicht legitimiert werden kann, versteht sich eigentlich fast von selbst.

Englischsprachiger ,,Migra-

tion and Development Brief

21“, The World Bank, Octo-

ber 2013:

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„Akademie Oberst Helmut Korn“ unter

neuer Schirmherrschaft

Generalmajor Dr. Ansgar Rieks, seit Juli 2013 Kommandeur des neuaufge-stellten Kommando Unterstützungsver-

bände Luftwaffe (Köln-Wahn) und für die katholischen Soldaten Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katho-liken (ZdK), ist neuer Schirmherr der „Akademie Oberst Helmut Korn“, einer Bildungseinrichtung der Gemeinschaft

Katholischer Soldaten (GKS) für jüngere Offi ziere und Unteroffi ziere in den deut-schen Streitkräften. Sie führt alle zwei Jahre im Bonifatiushaus in Fulda ein Seminar durch. Dr. Rieks folgt in die-ser Aufgabe dem ehemaligen Direktor des Joint Warfare Centre der NATO im norwegischen Stavanger, Generalleut-nant a. D. Wolfgang Korte, der nach 42 Dienstjahren im Juli 2011 aus der Bun-deswehr ausschied und bis zum 14. Seminar der Akademie, das vom 4. bis 8. November 2013 wiederum in Boni-fatiushaus Fulda stattfand, die Schirm-herrschaft inne hatte. Militärbischof Dr.

Franz-Josef Overbeck, der Bundesvor-sitzende der GKS, Oberst Rüdiger At-termeyer, und der Leiter der Akademie, Oberst a. D. Karl-Jürgen Klein, dankten dem katholischen General für seine Bereitschaft, die Schirmherrschaft zu übernehmen und nutzten beim Emp-fang, der eigens zu diesem Anlass ge-geben wurde, die Gelegenheit, um auf die Bedeutung der friedensethischen Refl exion mit Blick auf den Dienst des Soldaten hinzuweisen.

Ethische und religiöse

Herausforderungen für christlich

gebundene Soldatinnen und Soldaten

in ihrem täglichen Dienst

Ethische Refl exionen standen im Mit-telpunkt des 14. Seminars, zu dem ehemalige und aktive Soldatinnen und Soldaten, Militärseelsorger aus dem In- und Ausland sowie Führungskräfte aus dem organisierten Laienaposto-lat unter den katholischen Soldaten in Deutschland eingeladen waren. Mi-litärdekan Bernd F. Schaller oblag es,

als Geistlicher Beirat der GKS, in das Tagungsthema einzustimmen. Dazu re-ferierte er zu Beginn der Akademiever-anstaltung über einen „ganzheitlichen Lösungsansatz“, in dessen Mittelpunkt der gelebte Glaube, die jeweilige Spiri-tualität sowie Grenzerfahrungen im sol-datischen Dienst standen. Mit Blick auf diese verwies der Militärseelsorger auf Erfahrungen, die eng mit seinem seel-sorglichen Dienst während des Einsat-zes in Afghanistan verbunden waren.

„Glaube, Kommunikation und

Führungsverantwortung“

Für den katholischen Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck, der bereits zum zweiten Mal an der Akademieveranstal-tung der GKS teilnahm, bot sich damit erneut die Gelegenheit, im Rahmen ei-nes Impulsvortrags das Tagungsthema aufzugreifen und „Kommunikation und Christsein in der Kirche unter Soldaten“ in den Mittelpunkt seiner Überlegungen zu stellen. Wörtlich führte er dazu aus: „Kirche ist kein ökonomischer Betrieb,

Für Sie unterwegs: Josef König

Militärbischof Overbeckunterwegs im Namen des Herrn

Generalmajor Dr. Ansgar Rieksist neuer Schirmherr der

„Akademie Oberst Helmut Korn“.

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Militärdekan Bernd F. Schaller referierte über einen „ganzheitlichenLösungsansatz“, in dessen Mittelpunkt der gelebte Glaube, die jeweilige

Spiritualität sowie Grenzerfahrungen im soldatischen Dienst stehen.

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sie bietet als gesellschaftliche Institu-tion ‚Sinnhorizonte‘, die sich an alle Menschen richten. Kirche ist als Ge-meinschaft Heimat für viele, ist Heimat in besonderer Weise für ihre haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter. Wenn Sie sich in der GKS dem Thema ‚Glaube, Kommunikation und Führungsverant-wortung‘ während der diesjährigen Aka-demie-Veranstaltung widmen, nehmen sie Menschen als Personen mit Bedürf-nissen in den Blick. Dieser Blick darf sich hinsichtlich des gesellschaftlichen Wandels und kirchlicher Veränderun-gen natürlich nicht in Strategieprozes-sen und Strukturdebatten erschöpfen. Immer ist der ganze Mensch zu sehen: In der Kirche sind wir eine Gemein-schaft, die ihren Dienst tut.“ In die-sem Kontext erinnerte Militärbischof Overbeck auch an Überlegungen, die im Bistum Essen unter seiner Verant-wortung als dortiger Diözesanbischof entwickelt wurden: „Sieben Worte als Orientierungshilfen, die biblische und theologische Bezüge sowie beispiel-hafte Konkretionen benennen, sind im Bistum Essen für ein Zukunftsbild von Kirche gemeinsam entwickelt worden“, so der Militärbischof zum Ende seines Akademievortrages.

Brigadegeneral Reinhard Kloss, der selbst langjähriger Präsident des Apo-

stolat Militaire International (AMI) war und jetzt die Abteilung Führung im Kom-mando Streitkräftebasis (Bonn) leitet, ging in seinem Vortrag zum diesjähri-gen Akademie-Seminar der Frage nach, ob ein gläubiger Soldat gleichsam der „bessere militärische Führer“ sei. Da-bei endete Brigadegeneral Kloss mit der Feststellung, dass dies „nicht au-tomatisch und zwangsläufi g“ der Fall ist. Er erinnerte in diesem Zusammen-hang an das in deutschen Streitkräften

gültige Regelwerk der Inneren Führung, welches als verbindliche Führungs-vorschrift und -philosophie seiner Auf-fassung nach ebenfalls ausreichende Grundlagen bietet, „um erfolgreich mili-tärisch führen zu können“.

Für die Generalpriorin der Arenberger Dominikanerinnen, Schwester M. Scho-lastika Jurt OP, war ebenfalls Gelegen-heit, aus Sicht einer Ordensschwester aufzugreifen, wie es um Reibungen mit der Welt steht, wenn es darum gehen soll, „Gott das zu geben, was Gottes ist“. In eindringlichen und authentisch vorgetragenen Gedanken gelang es der jungen Generaloberin sehr schnell, die ganze Aufmerksamkeit der zuhörenden Soldatinnen und Soldaten zu gewin-nen. Sie hatten im Anschluss an die vorgetragenen Überlegungen die Mög-lichkeit, diese während der gesamten Dauer der Akademieveranstaltung in Kleingruppenarbeit zu vertiefen.

2015 wird das 15. Seminar der Akade-

mie Oberst Helmut Korn wiederum in Zu-

sammenarbeit mit dem Bonifatiushaus

Fulda stattfi nden.

Militärbischof Overbeck erstmals im

neuen Bundesamt für das Personal-

management der Bundeswehr

Der Katholischen Militärbischof und Bi-schof von Essen, Dr. Franz-Josef Over-beck, reiste vom hessischen Fulda direkt weiter ins rheinische Köln, um dem vor knapp einem Jahr im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr neu geschaffenen Bundesamt für das

Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw, Köln) einen ersten Informa-tionsbesuch abzustatten.

Zur Begrüßung sagte der Präsident des Bundesamtes und vormalige Präsi-dent der Wehrbereichsverwaltung West (Düsseldorf), Georg Stuke: „So liegt die Verantwortung für den gesamten Per-sonalprozess einschließlich der damit verbundenen sozialen Rahmenbedin-gungen seit der offi ziellen Indienststel-lung am 6. Mai 2013 erstmals in einer Hand.“ Näherhin verdeutlichten diese Verantwortung „in einer Hand“ im Fort-gang des Informationsgesprächs die verantwortlichen Leiter der Abteilungen für die Personalführung des Zivilperso-nals, Herr Uhle, und der Reservedienst-leistenden, Oberst i. G. Rolf Gaus, sowie die Leiterin für soziale Angele-genheiten, Frau Strehl, die bei dieser Gelegenheit die enge Zusammenarbeit mit der Militärseelsorge beider Kirchen unterstrich.

Brigadegeneral Jürgen Knappe, der gleichsam die Verantwortung als „Chef des Stabes“ und nun als Geschäfts-führender General sowie Leiter der Ab-teilung für Zentrale Aufgaben (I) wahr-nimmt, informierte den Katholischen Militärbischof, in dessen Begleitung sich Monsignore Rainer Schnettker, Leitender Militärdekan West, Militär-dekan Hans Richard Engel für das >>

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>> Katholische Militärpfarramt Köln II sowie Pastoralreferent Klaus Spre-ckelmeier für das Katholisches Mili-tärpfarramt Köln I befanden, über die insgesamt sechs Abteilungen, die in vier Liegenschaften in Köln und im Um-land stationiert sind. „Insgesamt“, so Brigadegeneral Knappe, „erfüllen diese herausfordernden Aufgaben gut 3.000 Männer und Frauen, hälftig zivil und mi-litärisch zusammengesetzt.“ Weitere gut 2.400 Dienstposten, die mit zur Erfüllung der Aufgaben hinzugezählt werden dürfen, befi nden sich in 16 Kar-rierecentern und 110 Karrierebera-tungsbüros in ganz Deutschland.

Zum Ende des Informationsgesprächs, welches in der Kölner Lüttichkaserne stattfand, bedankte sich Militärbischof Dr. Overbeck für die ausführlichen In-formationen zu den herausfordernden Aufgaben der zeitgemäßen Personal-gewinnung und Personalführung. Diese steht bei sich ausschließlich freiwillig meldenden und bewerbenden Män-nern und Frauen für einen Dienst in der Bundeswehr in Konkurrenz zu anderen Dienst- und Arbeitgebern weiterhin vor großen Aufgaben, auch mit Blick auf die Vereinbarkeit von „Familie und Dienst“.

Antrittsbesuch beim Landes-

kommando Nordrhein-Westfalen

Über die Aufgaben und Organisation des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen, das seinen Sitz in der Landeshauptstadt Düsseldorf hat, in-formierte deren Kommandeur, Briga-

degeneral Peter Gorgels, den Katholi-schen Militärbischof im Anschluss an seinen Informationsbesuch im neu-geschaffenen BAPersBw in Köln. Dort nahm er die territoriale Wehrorganisa-tion, die zivil-militärische Zusammenar-beit und die Reservistenarbeit, die zu Teilen auch in der Abteilung VI im Köl-ner Personalamt, Personalführung der Reservedienstleistenden, verantwortet wird, in den Blick.

Die Hauptaufgabe des Kommandos ist – so Brigadegeneral Gorgels – die Zu-sammenarbeit mit zivilen Dienststellen und Behörden, verschiedenen Schutz- und Ordnungsorganen sowie zivilen Hilfs- und Rettungsdiensten. Grundlage dafür ist Artikel 35 des Grundgesetzes, der die Beziehung zwischen Dienst-stellen der Bundeswehr und zivilen Be-hörden sowie mit der Zivilbevölkerung beinhaltet. Nachdem in den Verant-wortungsbereich der Landeskomman-dos, die ihren Sitz bei den jeweiligen Regierungen der Bundesländer haben, alle Familienbetreuungszentren fallen, galt das besondere Augenmerk und Interesse des Katholischen Militärbi-schofs insbesondere den Erfahrungen, die aus der Zusammenarbeit mit der Militärseelsorge und deren Einrichtun-gen – in diesem Zusammenhang der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für

Soldatenbetreuung e. V. (KAS) – ge-wonnen wurden. Für die Familienbe-treuungszentren Euskirchen und Unna trugen zu diesem Thema deren Mitver-antwortliche, die Oberstabsfeldwebel

Ebeling und Pricking dem Militärbischof im Rahmen eines längeren Gespräches vor. Beide bekräftigten die guten Erfah-rungen, die in der Zusammenarbeit ge-macht werden.

Mit zu den Aufgaben des Landeskom-mandos zählt neuerdings auch der Einsatz der Jugendoffi ziere der Bundes-wehr. Für sie konnte Hauptmann Hen-drik Sandbrink, der den Bereich Nord-rhein verantwortet, den Militärbischof über seine Erfahrungen in der Arbeit als Jugendoffi zier an den Schulen und im Bereich der kirchlichen Jugendar-beit informieren. Für das Landeskom-mando brachte Brigadegeneral Gorgels zum Ausdruck, dass das Kommando als „der anerkannte und gesuchte An-sprechpartner in der zivil-militärischen Zusammenarbeit und in der Reservis-tenarbeit in Nordrhein-Westfalen gelten darf.“

Militärbischof Dr. Overbeck traf im Anschluss daran die Mitglieder des Pfarrgemeinderates beim Katholischen Militärpfarramt Wesel, welches für die Standorte in Düsseldorf, Hilden, Kal-kar, Mönchengladbach, Straelen, Ue-dem, Wesel und Wulfen zuständig ist und zum Militärdekanat Köln gehört. Dabei nutzte er die Gelegenheit, über die zukünftige Ausrichtung der Katholi-schen Militärseelsorge im Zuge der wei-teren Umsetzung der Ergebnisse aus dem zurückliegenden Strategieprozess zu unterrichten.

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Militärbischof Overbeck erstmals im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr.Präsident Stuke und er tauschten die Wappen.

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Zusammenkunft mit dem niederrheinischen Pfarrgemeinderatund Militärpfarrer Heinrich Kramer

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Das Präsidium der deutschen Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi sowie dessen Kommission Friedenspolitik hatte die Katholische Militär-seelsorge in Deutschland zu einem ersten Gespräch an einen „Runden Tisch“ eingeladen. Dieses fand nun am 9. November 2013 im DomForum in Köln statt, an dem seitens der Militärseelsorge verantwortliche Mitarbeiter aus dem Katholischen Militärbischofsamt (KMBA, Berlin) sowie Militärseelsorger aus dem Militärdekanat Köln teil-nahmen.

Eingangs erinnerten Odilo Metzler für die Kommission Frie-

denspolitik und der Leitende Wissenschaftliche Direktor i. K. Lothar Bendel als Referatsleiter für Grundsatzfragen und Ökumene im KMBA an die Aufforderung im Hirten-wort der Deutschen Bischöfe „Gerechter Friede“ (2000), innerhalb der Kirche in Deutschland eine Gesprächskultur zwischen katholischen Soldaten und katholischen Mitglie-dern der Friedensbewegung anzustreben. Wörtlich heißt es in diesem Zusammenhang im Hirtenwort: „Wir sehen an dieser Stelle nicht zuletzt eine wichtige Aufgabe der Seelsorge, namentlich der Militärseelsorger, der Seelsor-ger für die Zivildienstleistenden und der Geistlichen Beirä-te von pax christi.“

Im Mittelpunkt dieser Begegnung standen grundsätzliche und aktuelle friedensethische, außen- und sicherheits-politische, militärseelsorgliche und pastorale Fragen, die eng mit den unterschiedlichen Auffassungen über die Fra-ge nach ethisch vertretbaren Wegen hin zu einem gerech-ten Frieden verbunden sind. Insbesondere wurden Fragen nach dem Einsatz deutscher Streitkräfte außerhalb der bündnisbezogenen Landesverteidigung sowie die von staatlichen Weisungen unabhängige Praxis der Militär-seelsorge in den deutschen Streitkräften diskutiert.

Ferner ging es im Verlauf des längeren Gespräches auch um den pastoralen und rechtlichen Umgang mit Soldaten, die sich auf das Gewissen berufen. Von beiderseitigem Interesse waren die unterschiedlichen Einschätzungen, die mit Blick auf das Konzept der „Responsibility to Pro-tect“ hinsichtlich seiner völkerrechtlichen Bedeutung und hinsichtlich seiner Verhältnisbestimmung zur Charta der Vereinten Nationen vorgetragen wurden. Am Ende des Treffens wurde vereinbart, dieses Gespräch bei sich bie-tender Gelegenheit auch mit Blick auf eine thematische Ausweitung und Vertiefung fortzusetzen.

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„pax christi“ und katholische Militärseelsorge erstmals zu Gesprächen in Köln

Runder Tisch „Friedensauftrag“

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Militärseelsorger und pax christi-Vertreter an einem Tisch

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Vorstand des Katholikenrates tagte in Berlin

Am 9.11.2013 tagte der Vorstand des Katholikenrates beim Katholischen Militärbischof erstmals nach der Vollversammlung

und seiner Konstituierung Mitte September.

Traditionell wurde diese Herbstsitzung personell erweitert um die Moderato-ren der Dekanatsarbeitskonferenzen bzw. den Bereich Ausland und die Ver-treter der Laien im Verwaltungsrat der Katholischen Soldatenseelsorge AöR (KS). Erstmals nahm Generalvikar Rein-hold Bartmann, der zum 1.11.2013 sein Amt angetreten hatte, an einer Vorstandssitzung teil und sprach über aktuelle Themen und Entwicklungen in der Katholischen Militärseelsorge.

Auf der umfangreichen Tagesordnung standen eine Fülle von Berichten, ein Rückblick auf die Vollversammlung des Katholikenrates, die im Septem-ber stattgefunden hatte, sowie erste inhaltliche Festlegungen für die Vollver-sammlung im kommenden Jahr. In den Verwaltungsrat der KS wählte der Vor-stand für dessen neu beginnende Man-

datszeit die Herren Aßmuth, Lensch und Witsch.Der Vorstandssitzung vorausgegangen war ein Studientag des Vorstandes, der sich nach seiner Neuwahl während der „Woche der Begegnung“ über Arbeits-

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20 Jahre Studienkreis Katholischer Offi ziere

weise und thematische Schwerpunkte in der neuen Amtsperiode verständig-te. Zur Unterstützung wurden Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter in die Sach-ausschüsse des Vorstandes berufen.

Manfred Heinz

Der Zusammenschluss von katho-lischen Offi zieren, Stabsoffi zieren, Generalen und Admiralen aus ganz Deutschland tagte Mitte November im Gästehaus des Katholischen Militärbi-schofs in Berlin. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Theologie und Frie-

den (IThF, Hamburg) führte der Studien-kreis sein 26. Seminar durch, zu dem neben dem neuen Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann hochrangige Referenten und Gesprächspartner ge-laden waren. Als Generalthema zog sich durch die drei Tage der „Einsatz von deutschen Streitkräften als Mittel der Außen- und Sicherheitspolitik“ bis hin zur Frage nach dem Einsatz bewaffneter Droh-nen. Wegen des Schwerpunkts Außen-

politik referierten sowohl der Politische Direktor im Auswärtigen Amt, Ministe-rialdirektor Dr. Hans-Dieter Lucas, als auch der Leiter des Referats „Region-übergreifende Themen, Schwellenlän-der und neue Gestaltungsmächte“, der Vortragende Legationsrat Erster Klasse Dirk Lölke. Zur „unverzichtba-ren Bedeutung des soldatischen Ge-wissens“ sprach der Moraltheologe

Prof. Dr. Franz-Josef Bormann von der Universität Tübingen. Einen Vortrag mit Aussprache über „Bündnissolidarität“ hielt außerdem Prof. Dr. Hanns Maull von der Berliner Stiftung Wissenschaft

und Politik. Das Hamburger IThF war vertreten durch seinen Direktor, Prof.

Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven, sowie durch Dr. Bernhard Koch als Referent.Beim Abschluss übergab Vizeadmiral a. D. Frank Ropers die Leitung des 1993 gegründeten Studienkreises an Gene-ralleutnant a. D. Jan Oerding.

Jörg Volpers

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Seelsorge in der Tradition der Heils-erfahrung des Volkes Gottes beim Auszug aus Ägypten ist immer ein stän-diger Aufruf zur Erneuerung und Um-kehr. Zutiefst ist sie eine vom Exodus-geschehen erfüllte Einstellung, die den Aufbruch und die Selbständigkeit den sicheren Fleischtöpfen und der Unter-drückung und Sklaverei vorzieht.

Gewiss erkennt sie, dass sie von Si-cherheiten und Absicherungen Ab-schied nehmen muss, von Vertröstung und Beschwichtigung, von Leistungs- und Erfolgsdenken, vielleicht sogar vom Festhalten an „starren Wahrheiten“.

Klassische Pfarrgemeinden stellen bei-spielsweise nur noch für einen Bruch-teil der Menschen (und damit auch für viele Soldatinnen und Soldaten) den Ort dar, an dem sie die Lebens-Rele-vanz des Evangeliums und die „Evange-lien-Relevanz“ ihres Lebens erfahren! Das größte Problem der Kirchen heut-zutage ist dabei ihre „Exkulturation“, also die wachsende Selbstdistanzie-rung von den kulturellen, ästhetischen und sozialen Erfahrungsräumen sowie Ausdrucksformen der Menschen (und damit auch vieler Soldatinnen und Sol-daten) dieser Zeit.

In diesem Zusammenhang stehen sich hier zwei vielleicht auch konkurrieren-de, grundsätzliche Sichtweisen gegen-über: Kann und will sich die Kirche auf die fragmentierten Lebenszusammen-hänge der Menschen heute positiv ein-lassen und das Evangelium in diesen Lebenszusammenhängen neu entde-cken und zur Sprache bringen?

oder:

Will die Kirche eine normative Lebens-führung im Sinne ihrer Morallehre zur Vorbedingung von Mitgliedschaft, Par-tizipation und Sakramentenspendung machen und auf diese Weise ein inter-nes Sozialmilieu neu rekrutieren?

Eine Seelsorge des Exodus ist dagegen die Verheißung von Trost und Hoffnung, wider die Entfremdung, eine Seelsorge der Versöhnung und des Vertrauens in die Erlösung. Diese Art der Seelsorge trägt dazu bei, meine Entfremdung von mir selbst, von meinen Lebenszusam-menhängen, von meinem Nächsten und damit sicherlich auch von Men-schen „außerhalb der Kirche“ überwin-den zu helfen.

Dass Jesus als der eigentliche Herr der Kirche in seinen Begegnungen mit

den Menschen über die Zuwendung zu ihnen und ihre Bejahung hinaus den Weg für eine vertrauensvolle Beziehung zu seinem und unserem Vater geöff-net hat, öffnet den Blick auf eine tiefe Grundlage jeder vorbehaltlos akzeptie-renden Begegnung. Sein positiver Blick für die bruchstückhaften Lebenszu-sammenhänge der Menschen seiner Zeit ließ damals und lässt auch heute die Frohe Botschaft in diesen Lebens-kontexten neu entdecken.

Wenn ich beispielsweise davon über-zeugt bin, dass der Mensch bereits erlöst, versöhnt und befreit ist, dann gilt es, diese Tatsachen ans Licht zu bringen: statt ihn auf seine Missetaten der Vergangenheit zu fi xieren – den Druck der Vergangenheit, dort wo er belastend ist, von ihm zu nehmen, ihn zu allen seinen Möglichkeiten zu befrei-en, zu wecken und wachsen zu lassen, dem Menschen zu helfen, das zu wer-den, woraufhin er angelegt ist, seine Ressourcen und Chancen, die in ihm stecken, zu verwirklichen.

Pastoralreferent Michael Veldboer,

Katholisches Militärpfarramt Plön

Eine Seelsorge des Exodus

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Das Gefühl der Leere und die Frage „War das alles?“: Das beschäftigt viele Men-schen nach dem 40. Geburtstag und vor dem Rentenalter. So auch die Protago-nistin in dem neuen Kinofi lm DIE FRAU DIE SICH TRAUT, der am 12. Dezember in unsere Kinos kommt. Beate (Steffi Kühnert) ist um die 50 und ehemalige Leistungsschwimmerin der DDR. Als sie damals schwanger wurde, beschloss sie den Leistungs-sport aufzugeben, um den verabreich-ten Anabolika zu entgehen und ihre Schwangerschaft nicht weiter zu ge-fährden. Danach zog die Alleinerziehen-de zwei Kinder groß, für die sie jetzt die unersetzliche Oma ist. Bei Tochter Rike (Christina Hecke) betreut sie die 8-jäh-rige Lara (Lene Oderich) und ermöglicht ihr so, sich auf das Examen vorzube-reiten. Sohn Alex (Steve Windolf) und dessen Freundin Katrin (Anna Blomeier) wohnen noch im Haus von Beate und der sich andeutende Nachwuchs wird schon mal der Oma zur zukünftigen Be-treuung empfohlen. Doch dann passiert das Unvorherge-sehene: Beate bekommt die Diagnose „Gebärmutterhalskrebs im fortgeschrit-tenen Stadium“ – das ist auch ein Stück eigenes Verschulden, weil sie in

all den Jahren zu wenig an sich selbst dachte und nicht zur Vorsorgeuntersu-chung ging. Aber nun soll das anders werden: Sie will jetzt hauptsächlich an sich denken und ein ganz persönliches Ziel erreichen: 32 Kilometer Ärmelkanal durchschwimmen. Dafür will sie wie-der hart trainieren und so hat sie nur noch für diese Arbeit Zeit und braucht auch dafür ihr erspartes Geld. Das ver-stehen natürlich ihre Kinder nicht, die auch nichts von ihrer schweren Erkran-kung wissen. Davon weiß nur ihre bes-te Freundin Henni (Jenny Schily), die ihr am meisten auf diesem Weg hilft.

Der Film wird durch diese Frauenfreund-schaft zu einem überzeugenden Plä-doyer für Freundschaft und Selbstver-wirklichung. Gerade Henni zeigt Beate, dass mit 50 die Lebensträume und Ziele noch nicht vorbei sind – freilich kann man über Hennis persönliche Ant-worten darauf treffl ich streiten.

Filmtipp:

Bewertung

DIE FRAU DIE SICH TRAUT ist auf den ers-ten Blick ein Frauenfi lm, aber mit dem Blick dahinter ein Film über Ziele und darüber, dass Ziele einen Menschen auch ein Stück gesund machen kön-nen. Leider holpert der Film manchmal auf diesem Weg über die Leinwand: So glaubt keiner dem Filmteam, dass nach fürchterlichem Krach an allen Fronten die Kinder gleich danach ihrer Mutter eine traumhafte Geburtstagsparty be-reiten wollen – nur weil scheinbar die Dramaturgie danach verlangt.

Aber demgegenüber entschädigen ein gut aufgelegtes Schauspieler-Ensemb-le, sehr schöne Kameraeinstellungen und ein Spannungsbogen, der bis zum Schluss durchgehalten wird.

DIE FRAU, DIE SICH TRAUT ist wirklich einen Kinobesuch wert.

Thomas Bohne, Mitglied der

Katholischen Filmkommission

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-verleih

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Neu im Internet: Der Online-Adventskalender 2013Für jeden Tag ein Türchen auf www.katholische-militaerseelsorge.de

Die Adventszeit ist eine Zeit des Wartens. Eine Zeit, die wir intensiv wahrnehmen möchten – und sollten.

In unserem Adventskalender warten hinter jedem „Türchen“ besinnliche Impulse, viel Wissenswertes

und auch leckere Rezepte rund um Weihnachten auf Sie. Ab dem 1. Dezember / 1. Adventssonntag

fi nden Sie an jedem der Tage bis Weihnachten und darüber hinaus mit einem „Klick“ auf das passende

Türchen ein Bild und ganz vielfältige Texte!

Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Adventszeit, ein gutes Zugehen auf Weihnachten

und dann ein frohes Fest der Geburt des Herrn!

Jörg Volpers

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Wer wie ich zur „Generation Golf“ ge-hört, wurde in seiner Jugend nicht nur geprägt vom langjährigen Flaggschiff des VW-Konzerns. Katholische Sozia-lisation vorausgesetzt, wuchsen wir auch auf mit einem recht unscheinba-ren Buch, das mal mit einem weinroten, mal mit einem blauen oder schwarzen Einband daherkam. Zur Erstkommunion schenkten uns Großeltern oder Tanten dann die Goldschnitt-Ausgabe. Fast vierzig Jahre konnten wir auswendig sin-gen, wenn die Liedtafel im Gottesdienst „480ff.“ anzeigte. Das ist jetzt vorbei. Ab dem 1. Advent werden wir uns nach und nach an neue Nummern, Lieder und Gebete gewöhnen müssen. In ganz Österreich, Deutschland und in Bozen-Brixen wird das bisherige „Gotteslob“ in den kommenden Monaten durch das neue, einheitliche Gotteslob (GL), ein „katholisches Gebet- und Gesangbuch“ ersetzt.

In ganz Deutschland? Nein! Die Gläubi-gen des Erzbistums München-Freising müssen beispielsweise bis Ostern war-ten. Anderen Diözesen ergeht es ähn-lich. Dass es mit der Auslieferung des GL aufgrund mangelhafter Papierquali-tät eng wird, beherrscht die kirchliche Presse seit Wochen. Darüber kam ein wenig zu kurz, welch tiefgreifende Verän-derungen den katholischen Gemeinden tatsächlich bevorstehen.Es wäre einen eigenen Beitrag wert, wie sehr sich die musikalische Landschaft auch im Gottesdienst gewandelt hat. Nicht nur in der Popszene entstehen neue Kompositionen. Auch wenn an geistliches Liedgut andere inhaltliche wie gesangliche Ansprüche gestellt wer-den, unterliegen auch Gesänge für den Gottesdienst einem gewissen zeitlichen Wandel. Da gibt es neben „Evergreens“ und „Klassikern“, die schon Jahrhun-

derte überdauern, auch neue Gebete und Lieder, die die Sprache unserer Zeit sprechen und „die Freude und Hoff-nung, Trauer und Angst der Menschen von heute“ aufnehmen, so die Pastoral-konstitution „Gaudium et Spes“ des II. Vatikanischen Konzils.

Was ist neu am neuen „Gotteslob“?

Nicht weniger als zehn Jahre Vorberei-tungen mit vielen Testläufen, Arbeits-gruppen und nicht zuletzt Kompromis-sen stecken im neuen GL, das freilich mehr sein will als ein Liedkompendium. Es ist gleichzeitig angelegt als ein got-tesdienstliches Buch, ein „Hausbuch“ und ein Buch für unterwegs.

„Was bedeutet …?“: In dieser neu eingeführten Rubrik werden ehemals selbstverständliche Grundbegriffe aus der Liturgie von Absolution bis Ziborium

erläutert.

Teil I umfasst „Geistliche Impulse für

das tägliche Leben“: „Gottes Wort hö-ren – Umgang mit der Hl. Schrift“; tra-ditionelle und zeitgenössische Gebe-te zu den verschiedensten Anlässen und für unterschiedliche Zielgruppen; „Den Glauben leben“ – eine hilfreiche Zusammenstellung von Dekalog, Selig-preisungen, Werken der Barmherzigkeit und Kardinaltugenden, die so manches

Glaubenswissen auffrischt oder einen ersten Zugang eröffnet.

Teil II enthält fast 70 Psalmen, rund 270

Gesänge und 14 Litaneien. Von den Lie-dern wurde etwa die Hälfte aus dem bis-herigen GL übernommen. Zu den soge-nannten Neuen Geistlichen Liedern wie Taizé-Gesängen wurden noch 20% der Lieder eigens für das neue GL kompo-niert.

Teil III bezieht sich auf „Gottesdienstli-

che Feiern“: Neben der Eucharistiefeier fi nden sich hier unter anderem auch die verschiedenen Feiern der 7 Sakramen-te, Morgen- und Abendlob, Wort-Gottes-Feiern und Andachten.

Insgesamt kann das neue Gotteslob „ein reicher Vorrat sein, aus dem Altes und Neues hervorgeholt wird“ (Matthä-us-Evangelium 13,52). Oder, wie es der evangelische Pfarrer Michael Heymel ausdrückt: „Im Einzelnen mag also noch Manches zu verbessern sein. Doch ins-gesamt bringt das neue Gebet- und Ge-sangbuch eine solche Vielfalt an guten Möglichkeiten, dass es nicht so bald ausgeschöpft sein wird. Es erlaubt, Be-währtes zu bewahren und Neues so zu fördern, dass es sich bewähren kann.“

Petra Hammann

Mehr als ein Liederbuch

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Lexikon der Ethik: Leib

Wer hat nicht schon einmal dieses „Krib-beln im Bauch“ verspürt, wenn man – frisch verliebt – „glaubt, fast überzu-schäumen vor Glück“ (Pe Werner)? Starke Gefühle werden von uns leiblich erlebt. Ein trauriges Theaterstück „rührt uns zu Trä-nen“, das Unglück eines Freundes „geht uns an die Nieren“, die Profi tgier eines Ma-nagers „fi nden wir zum Kotzen“ und bei einem Bericht von amnesty international über Folterpraktiken „läuft uns ein eiskal-ter Schauer über den Rücken“. Umgekehrt wirkt sich die physische Verfassung auch auf die Psyche aus. Sprachfehler oder Hörschwächen können das Kommunikati-onsverhalten beeinträchtigen, frühzeitiger Haarausfall oder durch Akne hervorgeru-fene Vernarbungen das Selbstwertgefühl von Heranwachsenden schwächen. Kör-per und Geist, Leib und Seele gehören in der menschlichen Person zusammen. Wie aber lässt sich ihr Verhältnis genau bestimmen?

Leib und Seele

Bereits in der griechischen Antike lassen sich drei unterschiedliche Interpretati-onsweisen erkennen. Platon deutet das Verhältnis dualistisch: Die Seele (griech. psyche) ist eine und unvergänglich, dem unveränderlich Seiendem, den Ideen ver-wandt, während der Leib (griech. soma) zur vergänglichen, veränderlichen und mannigfaltigen materiellen Welt gehört, von dem sie sich durch Askese und Er-kenntnis, endgültig aber erst im Tod befrei-en kann. Aristoteles versteht Leib und See-le dagegen als dynamische Einheit, wobei die Seele die Materie zum Leib formt, ihn bewegt und mit ihm auch stirbt (Hylemor-phismus). Eine monistische Position fi ndet sich bei den griechischen Atomisten. Für Demokrit etwa ist alles Seiende aus Ato-men zusammengesetzt, die allein in Form, Größe, Anordnung und Lage verschieden sind; die Seele besteht nur aus besonders kleinen und beweglichen Atomen (vgl. Vor-sokratiker DK 68 A 101).In der Neuzeit verfolgt René Descartes eine streng dualistische Sichtweise, wenn er radikal zwischen Geist (lat. res cogitans) und Materie (lat. res extensa) trennt. In der Folge entstehen dann wiederum monisti-

sche Ansätze, die jedoch die volle Realität einer der beiden Dimensionen vernachläs-sigen: der Spiritualismus das materielle Sein (z. B. G. Berkeley) oder der Materi-alismus die geistige Wirklichkeit (z. B. K. Marx). Beide Richtungen werden bis heute in zahlreichen Variationen vertreten.

Körper haben – Leib sein

Im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen ermöglicht das Deutsche die begriffl iche Unterscheidung zwischen Leib und Kör-per. Auch wenn umgangssprachlich keine feste Bedeutungsgrenze zu erkennen ist, so versteht die heutige Philosophie unter Körper vornehmlich den menschlichen Organismus, zu dem wir eine äußerliche Haltung einnehmen, den wir wissenschaft-lich analysieren und mit dem wir aber auch „hantieren“ können, z. B. durch sportliche Aktivitäten formen, durch Schönheitspfl e-ge und Schönheitsoperationen optimie-ren. Dagegen ist der Leib „immer der Leib

eines Subjekts“ (G. Haeffner 42005: 99), der Bereich inneren Erlebens, über den auch nicht einfach verfügt werden kann. Schmerzen, Hunger und Durst werden individuell empfunden, eben am eigenen Leib gespürt.Eine detaillierte Philosophie des Leibes hat Maurice Merleau-Ponty entwickelt (1966). Er versteht den Leib als die Bedingung der Möglichkeit des Ichs, mit anderen, mit der Welt überhaupt in Beziehung zu treten, er ist „ein Vermögen des Selbst, welches den Leib nicht ‚hat‘, sondern Leib ‚ist‘“ (S. Wendel 22007).

Leibfeindlichkeit und Körperkult

In der christlichen Tradition kommt es – spätestens mit der Rezeption des neu-platonischen Leib-Seele-Dualismus bei Au-gustinus – zu einer moralischen Abwertung der Leiblichkeit (und im Zusammenhang damit auch zu einer Geringschätzung der Frau und einer repressiven Sexualmoral). Sie ist aber mit dem Kern der biblischen Botschaft unvereinbar.Schon bei Paulus gilt der Leib nicht als „Ker-ker der Seele“ (Platon: Phaidon 82e), son-dern als „Tempel des Hl. Geistes“ (1 Kor 6,19). Und das christliche Credo spricht auch nicht von einer Unsterblichkeit der Seele, sondern von der Auferstehung der Toten. Die erlösende Zuwendung Gottes in Jesus Christus (Inkarnation = Fleisch-werdung) betrifft den ganzen Menschen, auch wenn Erfahrungen von Krankheit und Behinderung, von mühseliger Arbeit und körperlicher Gewalt verständlicherweise die Hoffnung nähren können, vom Ballast des Leibes einst befreit zu sein.Die Kehrseite von Leibfeindlichkeit ist eine narzisstische Fixierung auf den eigenen Körper. Exzessive Piercings, Tattoos auf und Botox unter der Haut oder Silikonkis-sen in den Brüsten verwischen nicht nur leibliche Spuren der individuellen Biogra-phie, sie verdinglichen auch den Körper und degradieren ihn zu einem manipu-lierbaren Objekt. Manche sehen im Kör-perkult die „neue Sozialform der Religion“ (Th. Luckmann). Doch welches Heilsver-sprechen können so vergängliche Ideale wie „Waschbrettbauch“ und „Bodymaß 90-60-90“ wirklich einlösen?

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Dr. Matthias Gillner,

Dozent für Katholische Sozialethik an der Führungsakademie

der Bundeswehr in Hamburg

Beitrag des ehemaligen Militärbischofs Walter Mixanach der Verabschiedung von MilitärgeneralvikarWalter Wakenhut im Oktober 2013

Mit Dankbarkeit und Freude nahm ich die Einladung zur Verabschiedung von Generalvikar und Apostolischem Pro-tonotar Walter Wakenhut an. Die Verabschiedung hatte in besonderer Weise einen menschlichen und geistlichen Höhepunkt in der Feier der Hl. Messe, gestaltet mit einer bedenkenswerten Predigt durch meinen Nachfolger alsMilitärbischof, Hwst. H. Franz-Josef Overbeck.

Nach meiner Ernennung im August 2000 als Militärbischof in Verbindung mit der Diözese Eichstätt, für die ich als Bi-schof im Jahre 1996 geweiht worden war, entschied ich mich sehr wohl überlegt für die Berufung des Militärseelsorgers Walter Wakenhut als neuen Generalvikar. Während meiner zehnjährigen Tätigkeit als Ordinarius der Deutschen Bundes-wehr arbeitete ich mit Generalvikar Wakenhut, dem unmittel-baren Vertreter des Ordinarius, sehr gut zusammen. In einer menschlichen, zugleich auch offenen und – im besten Sinn des Wortes – kritischen Weise, besprachen wir die seelsorgli-chen Bemühungen für unsere Soldaten und hielten gleichzei-tig sehr guten Kontakt mit den Priestern und Mitarbeitern in der Katholischen Militärseelsorge.

Die Truppenbesuche in den schwierigen Auslandseinsätzen waren immer sehr gut vorbereitet, so dass es auch zu einer aufgeschlossenen, ehrlichen und guten Begegnung mit unse-ren Soldaten in den Standorten ihres Einsatzes kam. In den Gesprächsrunden wurden sehr deutlich die Nöte und Ängs-te bei den Einsätzen der Soldaten angesprochen, wobei die Gottesdienste sehr gut besucht waren; auch nicht getaufte Soldaten nahmen an den Hl. Messen teil. In dankbarer Er-innerung habe ich auch die ebenfalls sehr gut organisierten Pilgerfahrten unserer Soldaten nach Lourdes, im Rahmen der Internationalen Soldatenwallfahrt zu diesem bedeuten-den Ort des Gebetes und des gegenseitigen menschlichen Austausches.Immer wieder bin ich auch heute noch erinnert an die Begräb-nisfeiern unserer im Auslandseinsatz getöteten Soldaten, die ihr Leben im Einsatz für den Frieden und für den Schutz ihrer Kameraden lassen mussten. Gerade auch bei diesen her-ausfordernden seelsorglichen Einsätzen war der Austausch mit Generalvikar Wakenhut und den betroffenen Militärseel-sorgern immer sehr hilfreich und konnte den betroffenen An-gehörigen in dieser traurigen Situation doch auch Hilfe gege-ben werden.In Dankbarkeit für eine sehr gute Zusammenarbeit während zehn Jahren, wünsche ich dem verabschiedeten priesterli-chen Mitbruder Wakenhut Gottes Kraft und Segen für die kommenden Jahre bei all seinen menschlichen und weiterhin seelsorglichen Bemühungen!

Bischof Dr. Walter Mixa,

Päpstlicher Rat im Dikasterium

für die Pastoral im Krankendienst

In Dankbarkeit für eine sehr gute Zusammenarbeitwährend zehn Jahren

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Katholische Jugend in Deutschland ehrte Militärgeneralvikar Wakenhut

Nach mehreren Ehrungen, darunter die Verleihung des Ver-dienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundes-republik Deutschland durch den Verteidigungsminister im Auftrag des Bundespräsidenten, wurde dem Apostolischen Protonotar Walter Wakenhut an einem seiner letzten Tage im Dienst auch noch eine überraschende Würdigung zuteil.Der Bundespräses des Bundes der Deutschen Katho-lischen Jugend (BDKJ), Pfarrer Simon Rapp, verlieh dem scheidenden Militärgeneralvikar Walter Wakenhut in der Kurie des Katholischen Militärbischofs in Anwesenheit der Referatsleiter und -leiterinnen das Goldene Ehrenkreuz des BDKJ. Damit zeichnete der Dachverband der katho-lischen Jugendverbände in Deutschland den Leiter der Bundesoberbehörde und Generalvikar des Katholischen Militärbischofs für seine Verdienste um die verbandliche Jugendarbeit aus.

Wörtlich fügte Bundespräses Rapp anlässlich der Verlei-hung hinzu: „In all den Jahren deiner verantwortungsvollen Aufgabe innerhalb der Katholischen Militärseelsorge hast du stets auch einen guten und fruchtbaren Kontakt mit uns gepfl egt. Die Arbeit, die die ‚aktion kaserne‘ früher mit den Wehrpfl ichtigen und heute für alle jungen Soldatinnen und Soldaten anbietet, hast du inhaltlich, aber auch fi nan-ziell unterstützt und gefördert.“ „Dafür“, so Rapp abschlie-ßend, „gilt es zu danken und zu ehren.“

Josef König

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Versetzungen, Lehrgänge, Auslandseinsätze und damit verbundene Trennungen

von der Familie gehören zum Alltag des Soldatenberufs. Partnerschaften müssen

Fernbeziehungen überstehen, Kinder mit dem zeitweisen Wegfall einer Bezugs-

person zurechtkommen. Oft stellt sich dabei Routine ein, dennoch können diese

Situationen extrem belastend für die Beteiligten sein.

Die Katholische Arbeitsgemeinschaft

für Soldatenbetreuung e. V. (KAS) bie-tet seit 2012 in Kooperation mit dem Caritas-Haus Feldberg ein neuartiges Unterstützungsangebot für Soldatenfa-milien in Form einer Mutter-Kind-Kur an.

Angesprochen sind sowohl Familien, deren Männer in einem Auslandsein-satz sind oder waren, als auch Fami-lien, die durch die berufl iche Tätigkeit des Mannes im Inland in eine beson-dere Belastungssituation geraten sind. Die Maßnahme rückt die besonderen Bedürfnisse von Soldatenfamilien in den Mittelpunkt und gibt Partnerinnen von Soldaten die Möglichkeit, sich drei Wochen lang gemeinsam mit ihren Kin-dern zu erholen. Zusätzlich werden in verschiedenen Themengruppen Strate-gien zur positiven Bewältigung der be-sonderen Lebenssituation von Solda-tenfamilien miteinander ausgetauscht und bearbeitet. Außerdem werden am Einzelbedarf ausgerichtete medizini-sche, psychosoziale und psychologi-sche Maßnahmen angeboten. Kinder können an offenen Therapieangeboten teilnehmen, beispielsweise zu dem Thema „Kind in einer Soldatenfamilie“. Die Klinikschule erlaubt allen Schulkin-dern den Schulbesuch während der Mutter-Kind-Maßnahme und vermeidet so Lern-Ausfallzeiten.

Das Caritas-Haus Feldberg, Interdis-ziplinäres Therapiezentrum, ist als höchstgelegene Rehabilitationsklinik Deutschlands eine Einrichtung für Mutter-Kind-Kuren sowie Kinder- und Ju-gend-Rehabilitation. Die Kosten für die Kur werden in voller Höhe von den Kran-

kenkassen oder der Beihilfe übernom-men. Die gesetzliche Zuzahlung von derzeit 10 Euro pro Tag für Mütter wird durch die Abwesenheit von zu Hause in der Regel eingespart. Kinder sind zu-zahlungsfrei. Bei fi nanziellen Notlagen erstatten die Kassen den Eigenanteil.

Die nächsten Kur-Zeiträume 2014 sind:

• 28.01. bis 18.02.• 11.03. bis 01.04.• 13.05. bis 03.06.• 16.09. bis 07.10.• 18.11. bis 09.12.

Unter der kostenfreien Hotline 0800/

5 87 20 01 können sich Interessierte detailliert über die Mutter-Kind-Maßnah-me für Soldatenfamilien informieren, sich zur Beantragung beraten lassen sowie Plätze reservieren. Der Beantra-gungsweg dauert in der Regel ein bis zwei Monate.

Über die KAS

Die Katholische Arbeitsgemeinschaft

für Soldatenbetreuung e. V. (KAS) en-gagiert sich seit 1957 in der Betreuung der deutschen Soldatinnen und Solda-ten sowie ihrer Angehörigen und ergänzt damit die Angebote des Dienstherrn. Im Auftrag der Katholischen Militärseel-sorge und im Zusammenwirken mit dem Bundesministerium der Verteidi-gung führt sie Betreuungsmaßnahmen in Form von Freizeit-Events, Familienver-anstaltungen und Bildungsmaßnahmen im In- und Ausland durch. Gemeinsam mit ihrer evangelischen Schwesterorga-nisation EAS ist die KAS derzeit an über 80 Standorten in Deutschland sowie als OASE-Einsatzbetreuung in den Ein-satzgebieten der Bundeswehr präsent. Weiterführende Informationen zur Ar-beit der KAS gibt es im Internet unterwww.KAS-Bonn.org oder unter www.

facebook.com/KASBonn.Katharina Miksa

Mutter-Kind-Kurenfür Angehörige aus Soldatenfamilien

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Eigentlich sollte es im Oktober ein ganz normaler Wochenend-

einkauf im Supermarkt werden. Papa und ich

vorneweg und Mama mit meiner kleinen Schwester im Einkaufswagen hinterher. Während die Damen noch in der Obst- und Gemüseabteilung einkaufen, stromern Papa und ich schon weiter. Direkt neben dem Brot stoßen wir auf mehrere Paletten mit Weihnachtssüßigkeiten. „Wann ist eigentlich Weihnachten, Papa?“ „In neun Wochen“, murmelt er, während er sich zwei Packungen Dominosteine – Vollmilch – schnappt. Ich greife mir schnell eine Schachtel mit Lebkuchen. „Vor Toten-sonntag gibt es bei uns keine Weihnachts-naschereien“, zischelt Mama, während sie mit dem Einkaufswagen an uns vorbeifährt. Meine kleine Schwester winkt uns zu und sagt in süßester Babysprache „Neinnn“. Mama steuert direkt auf eine Verkäuferin zu und fragt, wo sie denn Ostereier und die süßen Schokoladenhasen fi nden würde. Die Verkäuferin schaut etwas irritiert zwi-schen ihr und meiner Schwester hin und her, die jetzt der Verkäuferin zuwinkt und so etwas wie „Oserwei“ sagt. Ich schaue Papa an, der die Szene beobachtet und frage: „Und?“ – „Zu riskant“, meint er und legt die Dominosteine langsam wieder zurück. Zwei Wochen später trifft ein Päckchen meiner Tante ein. Mama öffnet es, es sind Plätzchen. Sie probiert eins, dann noch eins und noch eins. „Eindeutig Weihnachtsplätz-chen“, meint sie und bringt die Plätzchen weg. „Ihr wisst doch, nicht vor Totensonn-tag.“ Papa grinst mich an und meint, er müsse noch Einkaufen fahren. „Willst du mit, Nils?“, fragt er mich und zwinkert mir zu. Wir fahren zum Supermarkt und kaufen dort so dies und das. Als wir wieder im Auto sitzen, holt Papa plötzlich zwei Packungen Dominosteine aus der Tüte. Eine reicht er mir und eine verputzt er selbst. Während ich noch nicht mal die Hälfte meiner Schachtel geschafft habe, startet er schon den Wa-gen. „Und kein Wort zu Mama, du weißt, sie achtet sehr auf die Tradition!“ Als wir zu Hause ankommen und die Ein-käufe in die Wohnung tragen, schaut uns Mama verschmitzt an. „Ist das Schokolade an euren Mündern?“, fragt sie. Papa grinst: „Die ersten Ostereier.“ Ich sage lieber gar nichts und geh mir schnell den Mund wa-schen, denn bei der Tradition versteht Mama keinen Spaß …

Wir suchen Sie!

Für ihren zukünftigen Dienstsitz in Ber-

lin sucht die KAS zum 1. März 2014

drei neue Mitarbeiter/innen im Bereich

der Familienbetreuung:

• zwei Referenten (m/w) für Familien- und Bildungsarbeit in Vollzeit (38 Stunden pro Woche)Zu den Schwerpunktaufgaben gehören unter anderem:- Organisation, Durchführung und Wei-terentwicklung von Seminaren sowie Familienferien für Soldaten und ihre Angehörigen - fachliche Begleitung externer Honorar-kräfte- Mitarbeit bei der Entwicklung, Umset-zung und Evaluation neuer Angebote in der Familienarbeit- Kontaktpfl ege und Zusammenarbeit mit Militärseelsorge, Bundeswehr und Kooperationspartnern

• einen Teamleiter (m/w) für Familien- und Bildungsarbeit in Vollzeit (38 Stunden pro Woche)Zu den Schwerpunktaufgaben gehören unter anderem:- ca. 40 % Leitung und Personalführung im Familienbereich- ca. 60 % operatives Geschäft vor al-lem in Projekten, Bildungsarbeit und Ehrenamtsmanagement

Erwartet wird ein abgeschlossenes Stu-dium (Universität oder Fachhochschu-le) im sozialen Bereich mit Erfahrung in der Bildungsarbeit oder vergleich-barer Qualifi kation, eine systemische Grundhaltung, Identifi kation mit den Aufgaben von Kirche und Bundeswehr sowie Interesse an Aufgaben, die per-sönliches Engagement, Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke, netzwerk-ori-entiertes Denken, Flexibilität und Mobi-lität erfordern.Die Einarbeitung wird für einen Über-gangszeitraum in Bonn stattfi nden.

Interessent/inn/en erhalten wei-tere Informationen zu den aus-geschriebenen Stellen auf der Homepage der KAS oder kön-

nen sich an die Verwaltungs-leiterin Frau Melanie Zolper wenden: [email protected] oder

(02 28) 9 88 62-14

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Eine Auswanderergeschichte

Nominiert für den Deutschen Jugend-

literaturpreis 2013, Kategorie Sach-

buch; Gerstenberg Verlag, ab 8 J.,

€ 14,95 / ISBN: 978-3-8369-5409-9

Bremerhaven im Jahr 1872. Die Ge-schichte eines Bauernsohns, der allein nach Amerika auswandert, als er ge-rade mal 15 Jahre alt ist. Mit seinem Skizzenbuch hält Wilhelm alle Beobach-tungen und Erlebnisse an Bord fest.„Die Passagiere drängten auf die Co-

lumbia und versuchten hastig, einen

möglichst guten Platz zu ergattern.

Wilhelm wurde im Halbdunkel des Zwi-

schendecks umhergeschoben, stolper-

te über Koffer und Bündel, duckte sich

unter drohend gehobenen Fäusten und

wich lautstarken Streitereien aus. ‚Be-

setzt! Hau ab! Du kannst hier nicht blei-

ben!‘“

Erzählt wird aus der Sicht des jungen Auswanderers – verbunden mit Skiz-zen, die auf Originale des historischen Wilhelm, der der Ururgroßvater der Au-torin dieses Buches ist, zurückgehen. Diese Momentaufnahmen nehmen den Leser mit an Bord und wecken Ver-ständnis für die Menschen, die derzeit ihr Land verlassen, um anderswo ein besseres Leben zu fi nden.Ein historisches Sachbilderbuch, das viele spannende Informationen über das große Zeitalter der Auswanderung und das Leben auf einem Segelschiff vermittelt. „Wilhelms Reise“ erzählt aber nicht nur von den Nöten der Pas-sagiere, sondern auch, wie man sich auf dem Meer orientierte oder an wel-che mysteriösen Meeresbewohner die Menschen damals noch glaubten.

Geschenktipp:Hallo,

hier ist Nils!

Euer Nils

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Impressum KOMPASS Soldat in Welt und Kirche

ISSN 1865-5149

Redaktionsanschrift

KOMPASS Soldat in Welt und Kirche

Am Weidendamm 2

10117 Berlin

Telefon: +49 (0)30 20617-421/-420

Telefax: +49 (0)30 20617-499

E-Mail: kompass@katholische-

soldatenseelsorge.de

www.katholische-militaerseelsorge.de

Chefredakteur Josef König (JK)

Redakteur Jörg Volpers (JV)

Bild, Layout und Satz Doreen Bierdel

Lektorat Schwester Irenäa Bauer OSF

Herausgeber

Der Katholische Militärbischof

für die Deutsche Bundeswehr

Verlag, Druck und Vertrieb

Verlag Haus Altenberg

Carl-Mosterts-Platz 1

40477 Düsseldorf

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sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

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weg ausgeschlossen.

Pfarrhelfer Krug zum Diakon geweiht

Dass ein Pastoralreferent Ständiger Diakon wird, ist schon recht selten; dass jedoch ein Pfarrhelfer diese erste der drei Weihestufen neben Priester und Bischof erlangt, ist durchaus ungewöhnlich. Wolfgang Krug (48), der auch nach seiner Weihe am Christ-königssonntag, 24. November, Pfarrhelfer im Katholischen Militärpfarramt Walldürn bleiben wird, hat dazu eine sie-benjährige Ausbildung durchlaufen. Nachdem sein letzter „Chef“, Militärpfarrer Artur Wagner, Anfang November als Leitender Militärdekan nach München gewechselt ist, wird sich Krug demnächst nicht nur an einen neuen Dienststel-lenleiter gewöhnen müssen, sondern sich auch vier bis sechs Stunden in der Woche nebenberufl ich in seiner Pfarr-gemeinde St. Margareta in Eiersheim engagieren – schwer-punktmäßig in der Altenseelsorge. Die Einführung ist dort am 30. November in einer feierlichen Heiligen Messe. Die Diakonenweihe von insgesamt 16 Männern aus dem Erzbistum Freiburg, die nicht den Priesterberuf anstreben, über eine längere Lebenserfahrung verfügen und zum gro-ßen Teil verheiratet sind, nahm Weihbischof Rainer Klug in der Mannheimer Jesuitenkirche vor.

Jörg Volpers

Pfarrhelfer Jung erhielt Ehrenkreuz

Am 7. November besuchte Militärbischof Overbeck das neue Bundesamt für das Personalmanagement der Bundes-

wehr in Köln. Zum Abschluss des Besuchs händigte der Prä-sident des BAPersBw, Präsident Georg Stuke, dem Pfarrhel-fer Heinz Wilhelm Jung das durch den Bundesminister der Verteidigung am 2. September 2013 verliehene Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold aus.In der Laudatio beschrieb Präsident Stuke die herausragen-de Einsatzbereitschaft, das besondere Engagement und die sehr häufi g im Verborgenen geleistete Arbeit von „Willi“ Jung. Er betonte die besondere Würdigung für einen „Zivi-listen“, der sich um die Soldatinnen und Soldaten überaus verdient gemacht habe.Heinz Wilhelm Jung ist seit vielen Jahren Pfarrhelfer im Ka-tholischen Militärpfarramt Köln I in der Lüttichkaserne und hat sich in Zusammenarbeit mit verschiedenen Militärpfar-rern und -dekanen unter anderem um die Soldatenwallfahrt nach Lourdes und um Weltfriedens- und Katholikentage ver-dient gemacht. Das Ehrenkreuz in Gold wird nach mindes-tens zwanzig Dienstjahren zur besonderen Anerkennung für treue Pfl ichterfüllung und überdurchschnittliche Leistungen verliehen. Stephan Ink / Martin Kofoth

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Gewinner des Rätsels der Ausgabe 11/13 ist:Alois Bauer aus Regensburg

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Die Lösung bitte bis

19. Dezember 2013an die Redaktion Kompass.

Soldat in Welt und Kirche Am Weidendamm 2

10117 Berlin

oder per E-Mail an [email protected]

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Erstkommunion oder Erste heilige Kommunion heißt in der katholischen Kirche der meist festlich begangene erste Kommunionempfang der Kinder. An diesem Tag empfangen sie zum ersten Mal die heilige Kommunion. Die Eucharistie gehört zusam-men mit der Taufe und der Firmung zu den Sakra-menten, die in die katholische Kirche eingliedern.

(Wir bitten um eine Lieferanschrift und um freiwillige Altersangabe.)Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kurie des Katholischen Militär bischofs (Berlin) und deren Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.