Flussufer im urbanen Raum: Potential für Naturschutz ... Abschlussbericht...Dezember 2010...

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Flussufer im urbanen Raum: Potential für Naturschutz & Erholung und Empfehlungen zu Konfliktmanagement & Unterhaltung Lebendiger Rhein – Fluss der tausend Inseln Az: 25281 Abschlussbericht Dezember 2010 NABU-Institut für Landschafts- ökologie und Naturschutz (ILN) Bühl NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen Bingen NABU-Naturschutzstation e.V. Kranenburg Gefördert durch:

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Flussufer im urbanen Raum: Potential für Naturschutz & Erholung

und Empfehlungen zu Konfliktmanagement & Unterhaltung

Lebendiger Rhein – Fluss der tausend Inseln

Az: 25281

Abschlussbericht

Dezember 2010

NABU-Institut für Landschafts-ökologie und Naturschutz (ILN)

Bühl

NABU-Naturschutzzentrum

Rheinauen Bingen

NABU-Naturschutzstation e.V.

Kranenburg

Gefördert durch:

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Flussufer im urbanen Raum:

Potential für Naturschutz & Erholung und Empfehlungen zu Konfliktmanagement & Unterhaltung

Abschlussbericht

Projektleitung Modellprojekte am Oberrhein

NABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl Sandbachstraße 2, 77815 Bühl

Dr. Volker Späth [email protected]

Modellprojekte am Mittel- und Inselrhein

NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen An den Rheinwiesen 5, 55411 Bingen

Robert Egeling [email protected]

Modellprojekte am Niederrhein NABU-Koordinationsstelle Rhein

c/o NABU-Naturschutzstation e.V. Bahnhofstraße 15, 47559 Kranenburg

Klaus Markgraf-Maué [email protected]

www.lebendiger-rhein.de Bühl, Dezember 2010

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Flussufer im urbanen Raum Potential für Naturschutz & Erholung und Empfehlungen zu Konfliktmanagement & Unterhaltung

Abschlussbericht, Dezember 2010 I NABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl

Dank

Der NABU e.V. dankt allen Beteiligten, die zum Ergebnis / zum Gelingen des Projektes beigetragen haben, insbesondere

den zahlreichen Akteuren aus der Wasser- und Schifffahrts-verwaltung, aus Fachbehörden, Kommunen und privaten Or-ganisationen für die tatkräftige Unterstützung des Vorhabens.

Unser besonderer Dank gilt den Förderern des Projektes

Deutsche Bundesstiftung Umwelt Deutsche Umwelthilfe

sowie den Teilnehmern am Projektbeirat für ihre kritisch-konstruktive Begleitung und

Unterstützung des Projektes

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Flussufer im urbanen Raum Potential für Naturschutz & Erholung und Empfehlungen zu Konfliktmanagement & Unterhaltung

Abschlussbericht, Dezember 2010 II NABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl

Inhalt Zusammenfassung 1 1 Das Projekt .............................................................................................................. 2

1.1 Anlass ................................................................................................................. 2 1.2 Projektstruktur & Projektorganisation ................................................................. 2 1.3 Projektbausteine ................................................................................................. 3 1.4 Arbeitsschritte und Methoden ............................................................................. 6 1.5 Finanzierung ....................................................................................................... 7

2 Ergebnisse .............................................................................................................. 8 2.1 Flussufer und ihre Nutzung ................................................................................ 8 2.2 Erfolgskontrolle von Revitalisierungsmaßnahmen am Rhein ........................... 15 2.3 Initiierung von Maßnahmen mit WSV und Kommunen ..................................... 20

3 Auswertung, Diskussion ...................................................................................... 28 3.1 Ansatzpunkte / Ansätze .................................................................................... 28 3.2 Konflikte und Potentiale .................................................................................... 29 3.3 Lösungsmöglichkeiten ...................................................................................... 30 3.4 Rolle der Kommunen ........................................................................................ 32 3.5 Maßnahmen und Maßnahmenvorschläge ........................................................ 33

3.5.1 Rückbau nicht mehr benötigter Uferbefestigungen .................................... 33 3.5.2 Naturnahe Gestaltung von Rheinufern ....................................................... 35 3.5.3 Ökologische Aufwertung von Leitwerken ................................................... 37

3.6 Empfehlungen für die Unterhaltung .................................................................. 38 3.7 Verfahrens- und Verwaltungsaspekte ............................................................... 39 3.8 Ausschlusskriterien für Maßnahmen am Rheinufer .......................................... 40

4 Kommunikation .................................................................................................... 41 4.1 Rheinstrandführer ............................................................................................. 41 4.2 Dokumentation von Fallbeispielen .................................................................... 42 4.3 Weitere Kommunikation ................................................................................... 43 4.4 Integration in Rheinschutzpolitik und Verwaltungshandeln ............................... 45

4.4.1 Projektbeirat ............................................................................................... 45 4.4.2 Einbindung in Projekte, Programme, Forschungsvorhaben ....................... 46

5 Weitere Aktivitäten ............................................................................................... 47 5.1 Monitoring ......................................................................................................... 47 5.2 Folgeaktivitäten der beteiligten Projektpartner ................................................. 48 5.3 Fazit und Ausblick ............................................................................................ 49

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Abschlussbericht, Dezember 2010 III NABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl

Tabellen Tabelle 1: Projektbeirat .................................................................................................... 5 Tabelle 2: Folgeuntersuchungen für revitalisierte Uferstrecken ..................................... 48 Abbildungen Abbildung 1: Projektorganisation und Lage der NABU-Fachinstitute ............................... 3 Abbildung 2: Schema zum Einbau einer Grundsicherung an der Plittersdorfer Raukehle

OR1 ........................................................................................................................ 36 Anhang

1 Fallbeispiele 2 Pressespiegel 3 Liste der Maßnahmen und Maßnahmenvorschläge 4 Literatur

Anlagen (auf CD)

1 Steckbriefe zu Maßnahmenvorschlägen 2 Erfolgskontrolle 3 Flussufer und Nutzung (Texte, Tabellen und Karten) 4 Rheinstrandführer 5 Weitere Dokumente Öffentlichkeitsarbeit 6 Protokolle und Mitschriebe

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Zusammenfassung

Ziele des Projektes „Flussufer im urbanen Raum“ waren, den Prozess bei der Umsetzung von Revitalisie-rungsmaßnahmen am Rheinufer voranzutreiben und dafür die Kommunen am Rhein zu aktivieren sowie Erfolgsfaktoren für die Umsetzung von Maßnahmen zu identifizieren.

Flussufer und ihre Nutzung - Am Oberrhein wurden ca. 8% der vorhandenen Naturufer durch die Pro-jekte „Revitalisierung degradierter Uferabschnitte des Rheins“ neu geschaffen, am Mittel- und Inselrhein waren es ca. 5 %. Die meisten Naturufer am Rhein liegen in Schutzgebieten (Natura 2000, NSG) und werden am Insel- und Niederrhein von bis zu 200 Besuchern pro 100 m Ufer aufgesucht. Dabei kommt es zu Konflikten zwischen Naturschutz und Erholung. Für ökologisch wertvolle Gebiete sollte der Zugang physisch erschwert werden oder durch Information und Besucherlenkung reduziert werden.

Erfolgskontrolle von Revitalisierungsmaßnahmen - Bei sieben Uferrevitalisierungs-Maßnahmen und einer ökologischen Leitwerks-Umgestaltung wurde eine Erfolgskontrolle durchgeführt. Bei allen Revitali-sierungsmaßnahmen fand eine naturschutzfachliche Aufwertung statt, ohne dass negative Auswirkungen auf die Schifffahrt zu erkennen waren. Eine abschließende Bewertung steht jedoch überwiegend auf-grund nicht ausreichender Hochwasser noch aus und die Erfolgskontrollen noch nicht abgeschlossen sind.

Initiierung von Maßnahmen mit WSV und Kommunen - Die Projektpartner erarbeiteten für 16 Kom-munen Maßnahmenvorschläge, von denen zwei bereits umgesetzt und für weitere eine günstige Basis für die Umsetzung geschaffen wurden.

Empfehlung für die Unterhaltung - Es wird empfohlen, abschnittsweise den Leinpfad aufzugeben oder im Bereich von „Sackgassen“ zu verkürzen, nicht mehr benötigte Uferbefestigungen zurückzubauen und Totholz am Ufer zu belassen bzw. ggf. mit Kabeln zu fixieren.

Rheinstrandführer - Im Rahmen des Projektes wurde ein „Rheinstrandführer“ erstellt, der versucht, die Anwohner für den Lebensraum Fluss, seine Erholungsmöglichkeiten und Konfliktpotentiale zu sensibili-sieren, aber auch konkrete Uferabschnitte für die konfliktarme Erholungsnutzung aufzuzeigen.

Fallbeispiele - Innerhalb von sechs Fallbeispielen wurden Erfolgsfaktoren für die Umsetzung von Revita-lisierungsprojekt genannt. Der wichtigste Erfolgsfaktor liegt in der zunehmenden Kooperation zwischen Akteuren der WSV und des Naturschutzes.

Projektbeirat - Auf der Bundesebene begleitete ein Projektbeirat aus Vertretern der maßgeblichen Ver-waltungen und zugeordneten Facheinrichtungen das Projekt. Er stellte sehr direkt und unmittelbar die Verbindung zur Verwaltung her. Die intensive ressortübergreifende Diskussion der Naturschutz-maßnahmen förderte das gegenseitige Verständnis der Vertreter und damit auch die Bereitschaft, Er-kenntnisse und Ergebnisse auf die Verwaltungspraxis rückwirken zu lassen.

Monitoring - Für die Erfolgskontrollen wird eine Fortführung gemäß den Empfehlungen für Kompensati-onsmaßnahmen beim Ausbau von Bundeswasserstraßen vorgeschlagen.

Ausblick - Einzelne Projekte werden als Life+ Projekte umgesetzt bzw. befinden sich in der Vorbereitung dazu. Weitere Projekte werden von den drei Projektpartnern kontinuierlich vorangetrieben. Bis Ende 2011 wird das NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen an der Fertigstellung eines leitbildorientierten Entwick-lungskonzeptes für die Rheinauen zwischen Mainz und Bingen weiterarbeiten.

Förderer - Das Projekt wurde unterstützt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Deutschen Umwelthilfe.

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1 Das Projekt

1.1 Anlass

Mit der Verbesserung der Wasserqualität der großen deutschen Flüsse Rhein und Elbe und Zunahme von Freizeitaktivitäten wächst auch die Nachfrage der Bevölkerung nach Erholung am Fluss, was sich z.B. durch die rege Beteiligung beim „big jump“ und durch die gut besuchten Rheinstrände in Mannheim und Köln zeigt. Insbesondere der heiße Sommer 2003 hatte viele Menschen ans Wasser gezogen, weil sandige Ufer und Kiesbänke zutage traten. Entsprechend wächst auch das Interesse von Kommunen an attraktiven Uferstränden. Gleichzeitig entsteht ein erhöhter Freizeitdruck auf gut erreichbare Naturschutz-gebiete und Vogelschutzgebiete mit attraktiver Ufersituation.

Da das Rheinumfeld sehr dicht besiedelt ist, ist die Konfliktlage Erholung/Naturschutz dort besonders ausgeprägt und Konzepte und Lösungen sind besonders dringlich. Durch die hohe Siedlungsdichte kommt den Städten am Rhein aber auch eine besondere Bedeutung zu, diese Konfliktlage zu lösen. Die Allianz mit Kommunen und das Gewinnen von Naherholungssuchenden als Partner bietet die Chance, bisher degradierte Uferbereiche im urbanen Raum durch eine Revitalisierung hinsichtlich des natur-schutzfachlichen Wertes und der Funktion für die Naherholung aufzuwerten. Voraussetzungen hierzu sind die Vereinbarkeit mit der Wasserstraße und Schutzgebieten sowie die Bereitstellung einer Erho-lungs- und Naturschutzfunktion.

Im Abstimmungsprozess mit Kommunen, Wasser- und Schifffahrtsämtern und Bundesbehörden konnte im Vorläuferprojekt „Revitalisierung degradierter Uferabschnitte des Rheins“ bereits eine gute gemeinsa-me Basis für die Umsetzung von Revitalisierungsmaßnahmen geschaffen werden, die die Grundlage für die Umsetzung weiterer Abschnitte bietet. Als Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen eines Ökokontos sind die Maßnahmen auch für Kommunen attraktiv. Für die Kommunen ist daher die Dokumentation der posi-tiven Wirkungen für Mensch und Natur anhand von Fallbeispielen und die Darstellung der Erfolgsfaktoren für die Umsetzung weiterer Maßnahmen hilfreich. Bedenken und Auflagen von Seiten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) wirken jedoch immer wieder als hohe Hürden auf dem Weg zu einem kommunalen Engagement am Rhein. Diese Bedenken der WSV können aber ggf. durch neue Erkennt-nisse ausgeräumt werden, die durch die Auswertung bereits umgesetzter Maßnahmen gewonnen wer-den.

1.2 Projektstruktur & Projektorganisation

Das Naturschutzprojekt „Flussufer im urbanen Raum“ ist ein Kooperationsprojekt von drei Einrichtungen des NABU Naturschutzbund Deutschland e.V. Die Durchführung des Projektes wurde dem NABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl in der Funktion der Projektleitung übertragen. Zwei weitere NABU-Fachinstitute am Rhein, das NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen in Bingen und die NABU-Koordinationsstelle Rhein in Kranenburg haben als „Büro vor Ort“ die inhaltlichen Arbeiten an Mit-tel- und Niederrhein ausgeführt. Das Projekt mit dem AZ 25281 hatte eine Laufzeit von 36 Monaten und wurde Anfang 2008 bis Ende 2010 bearbeitet.

Das Projekt „Flussufer im urbanen Raum“ ist ein Nachfolgeprojekt des Projektes „Revitalisierung degra-dierter Uferabschnitte des Rheins“, das eine fünfjährige Laufzeit von 2003 bis 2008 hatte und in dem sieben Modelmaßnahmen zur Aufwertung der Rheinufer umgesetzt und sechs weitere geplant wurden.

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Lebendiger Rhein – Fluss der tausend Inseln

Projektorganisation

NiederrheinNABU-NaturschutzstationKlaus Markgraf-MauéBahnhofstraße 1547559 Kranenburg

Insel- und MittelrheinNABU-Naturschutzzentrum RheinauenRobert EgelingAn den Rheinwiesen 555411 Bingen

Projektleitung + OberrheinNABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) BühlDr. Volker SpäthSandbachstraße 277815 Bühl

Abbildung 1: Projektorganisation und Lage der NABU-Fachinstitute

1.3 Projektbausteine 1. Baustein: Flussufer und ihre Nutzung

Zunächst wurde eine Bestandserfassung der vorhandenen Flussufer durchgeführt und die Nutzungen analysiert. Neben der Strukturgütekarten der Länder und Internationaler Kommission zum Schutz des Rheines (IKSR) wurden bestehende Erholungsnutzungen mittels Befliegung und Begehungen am Rhein (v.a. im urbanen Raum: Strasbourg, Kehl, Karlsruhe, Speyer, Mannheim und Worms, Oppenheim, Ingel-heim, Bingen, Mittelrheintal, Koblenz, Bonn bis Duisburg) fotographisch dokumentiert und die Aktivitäten der Erholungssuchenden (Sonnen, Baden, Boot fahren etc.) erfasst. Punktuell fanden Besucherbefra-gungen statt. Ergänzende Informationen zur Unterhaltung durch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung entstammten dem Unterhaltungsplan Rhein (1999) - Bundesanstalt für Gewässerkunde.

Mithilfe der erhobenen Daten und Literaturangaben wurde eine Konfliktanalyse zwischen Erholungsnut-zung, Naturschutz und Unterhaltung durchgeführt. Dabei wurden die folgenden Fragen behandelt:

• Wo gibt es eine Erholungsnutzung an Rheinstränden und welche Konflikte mit anderen Nutzun-gen bestehen?

• Welchen naturschutzfachlichen Wert besitzen die Ufer trotz ihrer Erholungsnutzung? Durch wel-che Gestaltungsmaßnahmen können Erholungs- und Naturschutzfunktionen verbessert bzw. Konflikte in Schutzgebieten entschärft werden?

• Wie können Projekte zur Entwicklung von Strandbädern am Rhein naturverträglich gestaltet wer-den?

• Wie kann durch eine Planung die Koexistenz von Erholungsnutzung und Naturschutz an natur-nahen Ufern verbessert werden?

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2. Baustein: Erfolgskontrolle von Revitalisierungsmaßnahmen am Rhein

Um den Erfolg von Revitalisierungsprojekten am Rhein zu analysieren und bewerten, wurden Biotopkar-tierungen und aspektweise vegetationskundliche und faunistische Untersuchungen an bereits revitalisier-ten Abschnitten und an noch bestehenden Ufersicherungen durchgeführt. Dabei wurde die Vegetation nach der Methode Braun-Blanquet und Laufkäfer mithilfe von Bodenfallen und Handaufsammlungen er-fasst. Aus dem räumlichen Vergleich der gesicherten Strecke mit der Revitalisierungsstrecke ergab sich der Erfolg der Maßnahmen. Pro Rheinabschnitt (Ober-, Mittel- und Niederrhein) fanden Untersuchungen an jeweils mindestens 2 realisierte Uferrevitalisierungsmaßnahmen statt. Ziel der Untersuchungen war es zu ermitteln, welchen naturschutzfachlichen Wert die Uferflächen (für Tiere und Pflanzen) trotz oder ohne Erholungsnutzung haben.

Darüber hinaus wurden vorhandene Unterlagen (z.B. Fragebogenaktion durch Bundesanstalt für Was-serbau zu alternativen Ufersicherungen an Binnenwasserstraßen) zu Uferstrukturen ausgewertet und die strukturelle Veränderung des Ufers anhand von Profilen analysiert.

Abschließend wurden Wechselwirkungen zwischen strukturellen und ökologischen Veränderungen der Ufer analysiert und bewertet. Als Resultat konnten Empfehlungen für die Unterhaltung der Bundeswas-serstraßen in die Dokumentation abgeleitet werden. Ein wichtiges Augenmerk lag bei der Wasserrahmen-richtlinie und der Verbesserung des ökologischen Zustands entlang des Rheines. Hier stellte das Projekt einen wichtigen Baustein dar.

3. Baustein: Initiierung von Maßnahmen mit WSV und Kommunen

Mithilfe von vielen projektbezogenen Terminen und Gesprächen im Rahmen von Arbeitsgruppen konnte eine positive Stimmung hinsichtlich der Umsetzung von Maßnahmen erzielt werden. Um weitere Rhein-kommunen im Rahmen dieses Projektes mit ähnlichen Plänen zu unterstützen, wurden sie nach Initiati-ven befragt, ihnen neue Projektideen vorgestellt und potentielle Revitalisierungsprojekte mit der Wasser und Schifffahrtsverwaltung vorabgestimmt. Letztlich zielte das Projekt darauf ab, mindestens 2 Kommu-nen pro Rheinabschnitt für die Aufwertung von Ufern im urbanen Raum zu gewinnen und konkrete Vor-haben zur Schaffung naturnaher Ufer anzustoßen.

Mithilfe von Exkursionen zu den Flusssystemen Rhein und Donau zusammen mit den Wasser- und Schifffahrtsämtern, den Bundesanstalten für Wasserbau und Gewässerkunde wurde der Austausch in-tensiviert. Ergebnisse dieses Abstimmungsprozess fanden in Arbeitsgruppen Eingang und dadurch sollte für die Umsetzung mittelfristiger Projekte geworben werden. Insbesondere wurde aufgezeigt, welche Finanzierungsoptionen für Kommunen und Bundesländer bestehen (z.B. Ökokonto, Ausgleichsmaßnah-men), wie weitere Revitalisierungsmaßnahmen umgesetzt werden können.

Projektbeirat - Die Einrichtung eines Projektbeirates aus Vertretern der relevanten Bundesministerien und zugeordneten Fachämtern bzw. –anstalten sowie der Länder (Tabelle 1) hatte sich bereits im Vorläu-ferprojekt „Revitalisierung degradierter Uferabschnitte des Rheins“ bewährt und wurde daher in diesem Projekt weitergeführt. Der angestoßene ressortübergreifende Dialog über Chancen und Grenzen von Revitalisierungsvorhaben anhand der konkreten Maßnahmen am Rhein schaffte gute Voraussetzungen dafür, dass die Ergebnisse Akzeptanz und Eingang in das Verwaltungshandeln finden. Der Beirat beglei-tete das gesamte Projekt.

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Tabelle 1: Projektbeirat

Institution Name BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-cherheit, Referat WA I 3, Gewässerschutz, Bonn

Werner Rohrmoser (2008 - 2009) Ina Lück (2010)

BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Referat WS 14, Klima und Umweltschutz für die Wasserstra-ßen, Gewässerkunde, Bonn

Kai Schäfer

BfN Bundesamt für Naturschutz, Abteilung II 2, Auenökosysteme und Wasserhaushalt, Bonn

Alfons Henrichfreise (2008) Eckhard Peters (20010)

WSD – West Wasser- und Schifffahrtsdirektion West, Münster Michael Heinz

WSD – Südwest Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest, Mainz Jens Stenglein

BfG Bundesanstalt für Gewässerkunde, Abteilung. U, Ökologie, Koblenz

Dr. Fritz Kohmann

Deutsche Kommission zur Reinhaltung des Rheins Regierungspräsidium Freiburg, Abteilung Umwelt – Referat 53.3 – Integriertes Rheinprogramm

Dr. Ulrike Pfarr

Universität Karlsruhe (TH)Institut für Wasser und Gewässerentwicklung, Bereich WWF-Auen-Institut, Rastatt

Prof. Dr. Emil Dister

Nordrhein-Westfalen Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Referat IV-10, Düsseldorf

Erik Buschhüter

Rheinland-Pfalz Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Mainz Bernd Schneider

Baden-Württemberg Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 56 – Naturschutz und Landschaftspflege

Daniel Raddatz (2010)

Netzwerk Fließgewässer im urbanen Raum e.V.c/o Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. e.V.

Britta Apelt

Maßnahmenbezogene Kooperationen - Auf der Ebene der Maßnahmenvorschläge in den Steckbriefen (Anhang) wurden einzelfallbezogen diverse Kooperationen angestoßen. Neben bilateralen Kooperations-projekten zwischen NABU e.V. und Bundeswasserstraßenverwaltung gab es Arbeitsgruppen unter Betei-ligung des jeweiligen Landes, angrenzender Kommunen, des Wasser- und Schifffahrtsamtes und weite-rer Beteiligter. Die Zusammensetzung wurde jeweils an dem Ziel ausgerichtet, zügig zur Umsetzung von Maßnahmen zu kommen.

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Integration in Rheinschutzpolitik und Verwaltungshandeln - Das Aufzeigen von Maßnahmenvor-schlägen am Rhein soll Impulse für die weitere Umsetzung des Rheinprogramm 2020 der IKSR und die EG-Wasserrahmenrichtlinie liefern. Voraussetzung dafür ist die Aufbereitung und Verfügbarmachung der Ergebnisse für Politik und Verwaltung. Dies erfolgte durch folgende Projektbestandteile:

• Projektbeirat

• Öffentlichkeitsarbeit

• Maßnahmebezogene Kooperationen

1.4 Arbeitsschritte und Methoden

Erfolgskontrolle von Revitalisierungsmaßnahmen am Rhein

Um den Erfolg von Revitalisierungsprojekten am Rhein des Vorläuferprojektes „Revitalisierung degradier-ter Uferabschnitte des Rheins“ zu analysieren und bewerten, wurden Biotopkartierungen und aspektweise vegetationskundliche und faunistische Untersuchungen an bereits revitalisierten Abschnitten und Referenzabschnitten mit noch bestehenden Ufersicherungen durchgeführt. Dabei wurden die Vege-tation nach der Methode Braun-Blanquet und Laufkäfer mithilfe von Bodenfallen und zeitbezogenen Handaufsammlungen erfasst. Darüber hinaus wurden Querprofile der Rheinufer mit einem Nivelliergerät und Meßlatte aufgenommen, sofern eine Veränderung des Ufers zu erkennen war. Aus dem räumlichen Vergleich der gesicherten Referenz-Strecke mit der Revitalisierungsstrecke ergab sich der Erfolg der Maßnahmen.

Am Oberrhein wurde die Erfolgskontrolle des Vorläuferprojektes für die umgesetzten Revitalisierungspro-jekte OR1 (Rastatt-Plittersdorf), OR6 (Mannheim-Reißinsel) und OR7 (Mannheim-Ballauf) und jeweils nicht revitalisierten Vergleichsabschnitten 2008 bis 2010 fortgeführt. Die Erfassung der Laufkäferfauna erfolgte mithilfe von Bodenfallen und zeitbezogenen Handaufsammlungen, Biotope und Vegetation wur-den nach der Methode Braun-Blanquet aufgenommen. Zusätzlich wurden bei OR1, OR6 und OR7 sowie den jeweiligen Referenzabschnitten je nach Biotoptyp 4-25 m² große Dauerbeobachtungsflächen ange-legt, mit Stahlpflöcken markiert und dort im Sommer 2009 und 2010 die Vegetation erfasst.

An den drei umgesetzten Maßnahmen am Oberrhein und den Referenzstrecken wurden jährlich jeweils drei ausgewählte Uferprofile eingemessen. Vor (2005) und nach der Umsetzung (2006 und 2007) fanden darüber hinaus Peilungen der Rheinprofile bei OR6 und OR7 mit den Geräten Echolot Krupp Atlas DESO 15 und Leica GPS 1200 statt. Die Toleranz bei der Überlagerung der jährlichen Fahrten dafür lag laut beauftragtem Unternehmen im Dezimeterbereich. Die grafische Auswertung der Peilungsergebnisse übernahm freundlicherweise die Bundesanstalt für Wasserbau.

Für die Uferrevitalisierungsprojekte Ingelheim (IR2a), Heidenfahrt (IR2b) und Budenheim (IR2c) am Insel-rhein fanden Laufkäferuntersuchungen durch Bodenfallen und Handaufsammlung 2008 und 2009 statt. Vegetationsaufnahmen und eine Erfassung der Biotoptypen, die zuletzt 2006 durchgeführt wurden, wur-den für die Uferbereiche im Sommer 2009 wiederholt. Auf die Wiederholung der Profilmessungen wurde verzichtet, da seit Sommer 2006 keine bedeutsamen Hochwässer die Uferbereiche geprägt haben.

Im Rahmen der Erfolgskontrolle zu den beiden in Nordrhein-Westfalen bereits realisierten Maßnahmen fanden 2008 und 2009 Laufkäferuntersuchungen bei der Maßnahme Rückbau der Uferbefestigung bei Duisburg-Rheinhausen (NR5) durch Bodenfallen und zeitbezogene Handaufsammlungen statt. Die zwei-te umgesetzte Maßnahme Umbau Leitwerk & Buhnen bei Duisburg-Beekerwerth (NR8) wurde nicht in die Laufkäfererfassung einbezogen. Die erfolgten Umbaumaßnahmen am Leitwerk ließen keine wesentlichen Einflüsse auf die Laufkäferzönosen des Bereiches erwarten. Bei dieser Maßnahme wurden deshalb al-ternativ die Fische als Indikatorgruppe in die Erfolgskontrolle aufgenommen.

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Am Niederrhein wurden 2009 bei NR5 und NR8 Strukturkartierungen durchgeführt und vier bzw. drei Uferprofile eingemessen. Darüber hinaus wurden die Vegetation und Biotoptypen entlang der Uferprofile aufgenommen.

Initiierung von Maßnahmen mit WSV und Kommunen

Um zu Maßnahmenvorschlägen für mindestens zwei Kommunen an den verschiedenen Rheinabschnit-ten zu kommen, wurden mehrere Arbeitsschritte nacheinander durchgeführt.

Zunächst wurden Kartengrundlagen Unterlagen, Erhebungen, Kartierungen und Planungen zur Situation der Rheinufer zusammengetragen und im Hinblick auf die Ziele des Projektes ausgewertet.

In Nordrhein-Westfalen wurde ein „Arbeitskreis Rhein“ der NABU Stadt- und Kreisverbände am Rhein zu der Frage „Wo liegen Erholungsschwerpunkte am Rheinufer, wo gibt es Konflikte zwischen Erholungs-nutzung und Naturschutz am Rhein und wo Entwicklungspotenziale für Revitalisierungsmaßnahmen und Entflechtung von Naturschutz und Erholung“, eingerichtet:

An einem heißen Sommertag im August 2008 wurden Befliegungen an allen drei Rheinabschnitten mit Kleinflugzeugen und einem Kleinhubschrauber durchgeführt und das Rheinufer fotografisch erfasst. Auf-grund der nicht optimalen Witterung fand eine Wiederholung der Befliegung des Rheins zwischen Worms und Bingen 2009 statt.

Die Luftaufnahmen wurden ausgewertet, die Strandnutzungen nach Art und Menge erfasst, in eine Karte eingetragen und mit den Schutzkategorien Naturschutzgebiet, FFH-Gebiet, EU-Vogelschutzgebiet ver-schnitten. Auf diese Weise wurden unter Anderem potenzielle Konfliktbereiche herausgearbeitet.

An ausgewählten Rheinuferabschnitten, für die aufgrund der Auswertung der Grundlagendaten und Be-fliegung ein Potential für Revitalisierungsmaßnahmen festgestellt wurde, wurden an einem heißen Som-mertag Zählungen durchgeführt und die Art der Erholungsnutzung aufgenommen.

Auf Basis der Luftaufnahmen, Zählungen und dem Schutzstatus wurden für mindestens zwei Strecken pro Rheinabschnitt Maßnahmenvorschläge in Form von Steckbriefen ausgearbeitet und diese mit den zuständigen Behörden (Wasser- und Schifffahrtsämter, Naturschutzbehörden) vorabgestimmt und den jeweiligen Kommunen vorgestellt. Zum Teil konnten eigene Initiativen der Kommunen in die Maßnah-menvorschläge eingearbeitet und Finanzierungsoptionen für die Umsetzung der Maßnahmen aufgezeigt werden. Die Maßnahmenvorschläge und Ergebnisse der Abstimmungsgespräche wurden dem Projekt-beirat in zwei Sitzungen vorgestellt und diskutiert.

1.5 Finanzierung

Finanzierung – Stand Dezember 2010

Deutsche Bundesstiftung Umwelt 124.950 Euro

Deutsche Umwelthilfe 15.975 Euro

Eigenanteil 108.975 Euro

Gesamtbudget 249.900 Euro

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Strandnutzung bei Rhein-km 400 am 30.8.2009

2 Ergebnisse

2.1 Flussufer und ihre Nutzung

Um die Beschaffenheit der Flussufer und ihre Nutzung zu erfassen, wurden vorhandene Unterlagen (z.B. Unterhaltungsplan der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) von 1999, Strukturgütekartierung der Länder) ausgewertet, Befliegungen und Uferstrukturkartierungen durchgeführt und an ausgewählten Rheinabschnitten die Erholungsnutzung bei Zählungen erhoben.

Dabei sollte ermittelt werden, wo es eine Erholungsnutzung an Rheinstränden gibt, wie die Ufer beschaf-fen sind (Mauer, Schüttung/Pflaster, Naturufer) und welche Schutzkategorien vorhanden sind.

Die ausführlichen Berichte der einzelnen Rheinabschnitte zu den Ergebnissen und die dazugehörigen Karten finden sich in Anlage 3.

Oberrhein

Der Oberrhein wurde am 30.8.2009 zwischen Iffezheim (Rhein-km 366) und Mannheim (Rhein-km 433) mit einem Kleinflugzeug zur Mittagszeit beflogen. Für ausgewählte Rhein-uferabschnitte erfolgte eine Fotodokumentati-on über digitale Schrägluftbilder. Leider war die Witterung noch einen Tag zuvor kühl und es konnten nur verhältnismäßig wenige Besu-cher aufgenommen werden.

Insgesamt sind am Oberrhein zwischen Iffezheim und Mannheim naturnahe Rheinab-schnitte mit einer Länge von 11.600 m vor-handen. Von diesen Uferabschnitten wurden 980 m (= 8%) durch die Uferumgestaltung im

Rahmen des Projektes „Revitalisierung degra-dierter Uferabschnitte des Rheins“ geschaffen.

Auf der rechten Rheinseite (Baden-Württemberg) konnten bei der Befliegung Naturstrände mit einer Ge-samtlänge von 7.700 m verortet werden. Die längsten durchgängigen Naturstrände (inklusive Revitalisie-rungsprojekte) befinden sich in Au am Rhein (700 m), Altlußheim (1.100 m), am „Backofen südlich Mann-heim“ (1.000 m) sowie im Bereich Mannheim-Reißinsel (1.500 m) und Mannheim-Ballauf-Wilhelmswörth (600 m). Die Dichte der Erholungsnutzung lag bei keinem Naturstrand bei mehr als einer Person pro Hundert Meter Uferabschnitt. Lediglich am 800 m langen Strandbad von Mannheim-Neckarau bei der Reißinsel wurden ca. 4 Personen pro Hundert Meter Uferabschnitt bei der Befliegung registriert.

Naturstrände auf der linken Rheinseite (Rheinland-Pfalz) mit einer Gesamtlänge von 3.900 m wurden vorwiegend http://maps.google.de/ entnommen. Die längsten durchgängigen Naturstrände befinden sich bei niedrigen Wasserständen in Speyer (2.000 m), Altrip (1.000 m) und Ludwigshafen (500 m). Eine Dich-te kann für die Uferabschnitte in Rheinland-Pfalz nicht angegeben werden.

Von dem insgesamt 138 km langen Uferstrecken auf beiden Seiten des Rheins zwischen Iffezheim und Mannheim sind nur ca. 12 km (= 9%) naturnah ausgebildet. 91% der Ufer sind mit Schüttsteinen, Stein-pflaster oder Ufermauern gesichert.

Fast ein Zehntel der vorhandenen Naturufer in Baden-Württemberg flussab von Iffezheim wurden erst in den letzten Jahren im Rahmen des Projektes „Revitalisierung degradierter Uferabschnitte des Rheins“

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Zählung bei Karlsruhe-Maxau am 1.8.2009

Zählung bei Rheinsheim am 1.8.2009

geschaffen. Dadurch wird die hohe Bedeutung des Vorläuferprojektes für die Erreichung eines guten ökologischen Potentials am Oberrhein belegt. Ohne weitere Revitalisierungsprojekte oder Umgestaltung der Ufer im Rahmen von Unterhaltungsmaßnahmen durch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung kann das gute ökologische Potential am Oberrhein und die Erhöhung der Strukturvielfalt im Uferbereich auf 800 km Uferlänge bis 2020, wie es das Programm 2020 der IKSR fordert, nicht erreicht werden.

Aufgrund der geringen Erholungsdichten ist für keinen der Naturstrände ein erhebliches Konfliktpotential mit dem Naturschutz zu erkennen. Allerdings wird das Brutgeschäft störungsempfindlicher Vogelarten (z.B. Flussuferläufer, Flussregenpfeifer) schon durch weniger regelmäßige Besucher gestört.

An zwei Rheinabschnitten (Landschaftspark Karlsruhe-Maxau und Philippsburg-Rheinsheim), an denen ein Potential für die Aufwertung von Uferabschnitten eingeschätzt wurde, wurde am Samstag, den 1. August 2008 mit sommerlichen Temperaturen eine Zählung der Besucher durchgeführt und deren Aktivi-täten von 9:00 bis 17:00 dokumentiert.

Der Landschaftspark Karlsruhe-Maxau ist für die Naherholung in Karlsruhe bedeutend und wird v.a. von Radfahrern und Spaziergängern genutzt. Rad-fahrer gelangen in den Landschaftspark über den überregionalen Rhein-Radweg 2, der von Basel nach Mainz und im Zählabschnitt parallel zum Lein-pfad führt. Durch die Parkplätze beim Yachthafen und an der Rheinbrücke ist der Rheinabschnitt auch für Spaziergänger gut zu erreichen, die mit dem Auto anfahren. Darüber hinaus können Besucher auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis zur Halte-

stelle Maxau fahren und von dort aus zu Fuß den Landschaftspark erreichen. Das Rheinufer ist von Rhein-km 380,5 bis 362,0 wiesenartig ausgeprägt. Anlandungen sind am Rheinufer nicht vorhanden und der Haupthochwasserdeich liegt nur ca. 20 m von der Mittelwasserlinie entfernt. Die Wiese wird für das Lagern und Baden genutzt. Die Anlage eines fla-chen, neuen Strandes ist aufgrund der geringen Entfernung der Mittelwasserlinie zum Haupthochwasser-deich nicht möglich. Künstlich aufgeschütteter Kies und Sand würde voraussichtlich bei Hochwasser ab-getragen werden, so dass im weiteren Verlauf des Projektes der Maßnahmenvorschlag Uferabflachung und Aufbringen von Kies und Sand verworfen wurde.

Das Rheinufer im Zählabschnitt bei Phi-lippsburg-Rheinsheim hat eine hohe Bedeu-tung für die Landschaftsbezogene Naherho-lung. Zwischen Rhein-km 384,0 bis 385,0 be-findet sich ein Erholungsschwerpunkt. Durch den Parkplatz und Strandbar bei Rhein-km 384,0 sind dort viele Erholungssuchende kon-zentriert. Wenige Meter stromab wurden Wohnmobile angetroffen und die angrenzende Wiese zum Lagern genutzt. Der Naturstrand zwischen Rhein-km 384,30 bis 384,50 wird von zahlreichen Personen zum Baden und Lagern genutzt. Aufgrund der natürlichen Anlandungen bietet es sich für den Abschnitt 384,2 bis 384,9 an, die Uferbefestigung zu entfernen und die

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Erholungsmöglichkeiten zu verbessern. Der Rheinabschnitt zwischen 385,0 und 389,0 wird nur von weni-gen Radfahrern, Spaziergängern und Anglern genutzt. Dort könnte das Ufer naturnah umgestaltet wer-den, um die Voraussetzungen für die Entwicklung ufertypischer Pionier-Pflanzen und Tiere zu schaffen, ohne gravierende Konflikte mit der Erholungsnutzung zu bewirken.

Mittel/Inselrhein

Aufnahme der Erholungsnutzung:

Die Erfassung der Erholungsnutzung zwischen Worms und St. Goarshausen erfolgte anhand von Befliegungen und Auswertungen von Erfahrungswerten. Ebenso wurde im Bereich zwischen Mainz und Bingen eine terrestrische Kartierung der Ufer mit Aufnahme des Verbauungszustandes durchgeführt.

Es wurden zwei Befliegungen der Rheinufer durchgeführt. Eine Beflie-gung im Sommer 2008 (30.08.2008) hatte zum Ziel, besonders frequen-tierte Rheinuferbereiche durch Fo-tos aus der Luft zu dokumentieren. Hierzu wurde mit einem Girokopter eine Befliegung der Rheinufer zwi-schen Worms und Bingen durchge-führt. Aufgrund der nicht optimalen Witterung und weil nur punktuelle Fotos aufgenommen wurden, muss-te die Befliegung im Sommer 2009 (15.08.2009) wiederholt werden. Hierzu wurde mit dem gleichen Fluggerät eine komplette Uferauf-nahme von Worms bis St. Goar rechts und links des Rheines durch-

geführt. Bei dem ausgewählten Tag handelte es sich um einen heißen Spätsommertag, an dem zahlrei-che Menschen die Ufer des Rheins aufsuchten. Die am meisten besuchten Naturstrände befinden sich im Bereich des Strandbades Ingelheim und des Strandbades Oppenheim. Diese werden an optimalen Sommertagen von bis zu 1.000 Menschen aufgesucht. Die Effekte auf benachbarte Schutzgebiete sind an diesen Extremtagen enorm.

Die Daten der Befliegung vom 30.08.2009 wurden bezogen auf den Rheinabschnitt zwischen Mainz- und Bingen ausgewertet und in einer Karte dargestellt (Anlage 3).

Eine Kartierung der Uferbereiche zwischen Mainz und Bingen erfolgte im April 2010. Hierbei konnten für jeden hundert-Meter-Abschnitt des Rheinufers die Uferstruktur und Einflüsse der Erholungsnutzung (Tritt-stellen, vegetationsfreie Bereiche, Müll etc.) aufgenommen werden. Basierend auf diesen Informationen wird zusammen mit den Naturschutzbehörden, der Wasserwirtschaftsbehörde und dem WSA Bingen nach Möglichkeiten für Revitalisierungsmaßnahmen gesucht. Grundlage ist hierbei ein im Vorfeld abge-stimmtes Rahmenkonzept zwischen dem Land Rheinland-Pfalz und dem Wasser- und Schifffahrtsamt, das Potentiale im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie aufzeigt.

Für den Uferbereich wurden 28 % der Flächen als naturnah kartiert. Allein 4,5 % davon wurden innerhalb des Vorläuferprojektes "Revitalisierung degradierter Uferabschnitte des Rheins" angelegt. Fast alle na-turnahen Flächen liegen innerhalb von Naturschutzgebieten oder Natura-2000-Gebieten.

Girokopter

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Uferpionierfluren und Sonnenanbeter

Bezogen auf einen Rheinuferabschnitt zwischen Budenheim und Heidenfahrt wurde im Sommer 2009 eine Zählung und Kartierung von Ufernutzungen vorgenommen. Die Daten und deren Auswertung sollen bei Besucherlenkungsmaßnahmen in dem betroffenen Naturschutzgebiet einfließen.

Konflikt Naturschutz, Naherholung, Uferrevitalisierung

Der Konfliktbereich zwischen Anforderungen des Arten- und Biotopschutzes, der Schaffung naturnaher Uferbereiche und den Ansprüchen der Naherholung lässt sich für den Mittel- und Inselrhein durch folgen-de Punkte umschreiben:

Naturnahe Uferbereiche befinden sich meistens nur noch in Naturschutzgebieten, EU-Vogelschutzgebieten oder FFH-Gebieten. Eine Nutzung der Uferbereiche durch Erholungssu-chende verursacht Konflikte mit dem Schutz uferbewohnen-der Tier- und Pflanzenarten.

Die Revitalisierung von Uferbereichen in Naturschutzgebieten würde zu einer stärkeren Erholungsnutzung an den Ufern führen und wird aus diesem Grund von den Naturschutzbe-hörden teilweise abgelehnt.

Die Steuerung der Erholungsnutzung in Naturschutzgebieten ist völlig un-zureichend und wird wie weitere Re-gelungen der Schutzgebietsverord-nungen nur wenig kontrolliert.

Die Schaffung von naturnahen Ufer-situationen in der Nähe von Schutz-gebieten für Erholungszwecke, hat nur dann eine entlastende Funktion auf die Schutzgebiete, wenn es Len-kungsmaßnahmen (z.B. durch Ranger, natürliche Barrieren) gibt.

Niederrhein

Der Niederrhein im Abschnitt Bonn bis Duisburg (Rhein-km 645 bis 789) wurde am 31.08.2008 nachmit-tags beflogen. Dabei wurden die Ufer soweit möglich flächendeckend fotografisch dokumentiert, Einzelne Abschnitte mussten ausgespart werden aufgrund von Überflugverboten zum Beispiel im Umfeld queren-der Hochspannungsleitungen. Die Befliegung fand bei Sonnenschein an einem der wärmsten Wochen-enden des Sommers außerhalb der Schulferien statt. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass die Erholungsnutzung der Ufer repräsentativ erfasst wurde.

Flussregenpfeifer © Tom Dove

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Uferstruktur

Naturnahe Uferabschnitte von mehr als 1 km Länge finden sich ab Köln im Gleithang verschiedener gro-ßer Rheinbögen, zum Beispiel in Köln Lülsdorf-Langel (Rhein-km ca. 669 – 672,5) Weißer Bogen (Rhein-km ca. 677 – 680) und Riehler Bogen (Rhein-km ca. 691 - 699), in Neuss der Bogen bei Stürzelberg (Rhein-km ca. 722 – 724), in Düsseldorf der Himmelgeister Rheinbogen (Rhein-km ca. 728 – 729,5). Insgesamt sind auf dem bearbeiteten Rheinabschnitt von 144 km Länge in dieser Form gut 25 km recht naturnaher Uferabschnitte, verteilt auf 10 Rheinbögen, vorhanden.

Darüber hinaus sind naturnahe Ufer höchstens auf kleinen Abschnitten von wenigen 100 m Länge und mit entsprechend begrenzter Eigendynamik zu finden.

Weiterhin von ökologischer und landschaftlicher Bedeutung sind unbefestigte Ufer mit vorgelagerten Buhnen. In Abhängigkeit von der Länge der Buhnen und entsprechend der Tiefe und strukturellen Vielfalt der Buhnenfelder sind hier zum Teil hohe ökologische Wertigkeiten und / oder Strandaspekte vorhanden. Abschnitte dieser Art finden sich im Anschluss an die Naturuferabschnitte der Rheinbögen im beginnen-den und auslaufenden Gleithang, in weiteren Innenbögen und zum Teil an gestreckten Abschnitten. Be-merkenswerte Abschnitte aufgrund ihrer hohen Qualität für flussbezogene Naherholung sind zum Beispiel die Strecke der Poller Rheinwiesen (Rhein-km ca. 6683 – 685,5) nahe der Kölner Innenstadt und die Düsseldorfer Rheinwiesen gegenüber der Innenstadt. Bemerkenswert aufgrund ihrer besonderen ökolo-gischen Vielfalt und Qualität sind zum Beispiel Buhnenfelder bei Düsseldorf-Vollmerswerth (Rhein-km ca. 734 – 735) und bei Stockum (Rhein-km ca. 748 – 750) mit dem einzigen Nachweis von Unio crassus in NRW.

Befestigte Ufer finden sich neben den Prallhängen naturgemäß vor allem im inneren Bereich der Städte. Sind die befestigten Uferabschnitte selber nicht strömungsexponiert sind den Befestigungen oft mehr oder weniger breite Kiesstreifen vorgelagert, so dass auch hier zumindest bei niedrigeren Wasserständen attraktive Ufersituationen entstehen können. Ein herausragendes Beispiel dafür ist der Rheinpark Köln. Hier hat sich der Basaltpflasterung der Uferböschung auf über einem Kilometer Länge eine breite, natur-nahe und in dynamischer Veränderung befindliche Kiesbank vorgelagert. Aufgrund der innenstadtnahen Lage und der Anbindung an den Rheinpark ist das Ufer sehr stark von Erholungssuchenden frequentiert.

Erholungsnutzung

Die im Rahmen der Fotodokumentation der Rheinufer erstellten Luftbilder sind zugleich die Grundlage für die Ermittlung der Verteilung, der Art und Intensität der Nutzung der Ufer zur Erholung. Die Schwerpunkte der Strandnutzung mit den Aktivitäten Sonnenbad / Liegen, Laufen und Spiele am Ufer liegen erwar-tungsgemäß im Bereich vielfältiger, naturnaher Uferabschnitte im stadtnahen Bereich. Die Schwerpunkte der Strandnutzung mit über 100 Personen sind in Anlage 3 aufgeführt. Darüber hinaus wurden zahlreiche lokale Schwerpunkte der Strandnutzung mit Gesamtbesucherzahlen unter 100 Personen registriert.

Die Strandabschnitte mit der größten Besucheranzahl liegen im stadtnahen Bereich der Stadt Köln. Ufer-abschnitte bei Rodenkirchen und Riehl erreichen Besucherzahlen von knapp 1000 bis über 1.300 Perso-nen bei mittleren Dichten über die gesamte Länge von 45 bzw. 24 Besuchern pro 100 m Ufer. In den zentralen Bereichen wurden über 200 Besucher pro 100 m Ufer gezählt. In Düsseldorf sind die Rhein-wiesen gegenüber der Altstadt mit über 700 Besuchern auf 5 km Uferlänge der herausragende Rhein-strand. Zahlreiche kürzere Abschnitte haben ebenfalls hohe Nutzungsdichten zwischen 10 und 20 Perso-nen pro 100 m Uferlänge bezogen auf den gesamten Abschnitt auf. Diese Schwerpunkte der Strandnutzung liegen meist in Ortsrandlage oder sind über Fährübergänge oder andere Straßen gut erschlossen.

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Strandnutzung in Köln-Rhiel am 31.8.2008

Naturstrand bei Köln - Langel im NSG

Die Schwerpunkte der Erholungsnut-zung liegen weit überwiegend im Bereich von Uferabschnitten mit naturnah strukturierten Ufern mit vorgelagerten Buhnen. Die betont natürlichen Uferabschnitte in den großen Innenbögen (s.o.) sind meist weniger gut erschlossen und zu we-sentlichen Anteilen Naturschutzge-biete und entsprechend mit Betre-tungsverbot belegt.

Nur zwei Erholungsschwerpunkte liegen im Bereich vollständig befes-tigter Ufer in Bonn-Villich und Köln-Poll. Hier bieten angrenzende Wie-sen in Verbindung mit der Stadtlage offenbar den attraktiven Rahmen.

Duisburg fällt durch das weitgehende Fehlen intensiv genutzter Strandabschnitte auf. Über 100 Personen wurden ausschließlich bei Hochhalen gezählt, wo eine Straße die direkte Verkehrsanbindung gewährleis-tet. Einen kleineren Schwerpunkt gibt es bei Rheinhausen, ebenfalls mit direkter Straßenanbindung.

Naturschutz

Die ermittelten Erholungsschwerpunkte und Strukturtypen wurden mit den rechtskräftigen Naturschutzgebieten und FFH-Gebieten überlagert, um Kon-flikt- und Entwicklungspotenziale her-auszuarbeiten.

Die längeren, betont naturnahen Ufer-abschnitte in den Innenbögen der gro-ßen Rheinbögen sind etwa zur Hälfte als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Sechs von zehn als solche eingestufte Innenbögen entsprechend 14 km von 25 km sind NSG. Insgesamt liegen in dem bearbeiteten Abschnitt von Bonn bis Duisburg 20 Naturschutzgebiete, die zusammen knapp 55 km Ufer um-

fassen. Neben den betont naturnahen Innenbögen, die etwa ein Viertel der NSG-Ufer ausmachen, sind vor allem relativ naturnahe Ufer mit vorgelagerten Buhnen aufgenommen. Etwa 10 km Ufer in Naturschutzgebieten sind mit Blockwurf oder Pflasterung befestigt, auf etwa 3 bis 4 km davon hat sich vor der Uferbefestigung ein mehr oder weniger schmaler Kiesstreifen abgelagert, der unterhalb Mittelwasser eine naturnahe Strukturierung bewirkt.

Damit liegt innerhalb der Naturschutzgebiete ein erhebliches Optimierungspotenzial im Bereich der Rheinufer. Die Wiederherstellung eines naturnahen, durchgängigen, ökologischen Gradienten zwischen

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Rhein und Aue dürfte in praktisch allen Fällen den Schutzzielen dienen. Hier ergibt sich ein bedeutsamer Suchraum für Revitalisierungsmaßnahmen.

Konflikte Erholung – Naturschutz

Fast alle Naturschutzgebiete an dem bearbeiteten urban geprägten Rheinabschnitt unterliegen Störungen durch Belaufen der Ufer. Werden die Ergebnisse der Erfassung der Erholungs- / Strandnutzung mit den Naturschutzgebieten überlagert, so zeigt sich, dass die meisten Naturschutzgebiete bei landschaftlich oft besonders reizvoller Situation gering bis mäßig belastet sind. Die geringsten erfassten Nutzungsdichten in Naturschutzgebieten lagen bei 2,4 km Naturufer ungenutzt (NSG Zonser Grind, Rhein-km 722 – 724,4) bzw. 3 Personen auf 2 km Uferlänge entsprechend etwa 1 Person pro 650m (NSG Lülsdorfer Weiden im ortsferneren Abschnitt, Rhein-km 670 bis 672). In vielen Uferabschnitten der Naturschutzgebiete wurden Dichten von 0,5 bis 2 Personen pro 100m Uferlänge dokumentiert.

Stärkere Konflikte treten besonders dort auf, wo gut erschlossene bzw. angebundene Strandabschnitte mit intensiver Erholungsnutzung an Naturschutzgebiete grenzen. Hier strahlt die Strandnutzung bis zu mehrere hundert Meter in das Naturschutzgebiet aus. In zwei Naturschutzgebieten findet intensive Erho-lungsnutzung von Uferabschnitten innerhalb des NSG statt:

Ausstrahlung in NSG

Köln-Langel NSG Luelsdorfer Weiden

Düsseldorf-Himmelgeist NSG Himmelgeister Rheinbogen

Neuss-Stürzelberg NSG Zonser Grind

Neuss-Grimmlinghausen NSG Uedesheimer Rheinbogen

Erholungsschwerpunkte / lokale Erholungsschwerpunkte in NSG

Bonn - Siegmündung NSG Siegmündung

Köln - Fühlingen-Langel NSG Rheinaue Langel-Merkenich

Monheim - Urdenbacher Kämpe NSG Urdenbacher Kämpe

Krefeld – Gellep NSG Die Spey

Ein wichtiges Kriterium für die Konzeption und Priorisierung von Maßnahmen zur Wiederherstellung na-turnaher Ufer im Rahmen des Projektes ist der Beitrag zur Schaffung von Alternativen Erholungsufern oder zur Entflechtung von Erholungsnutzung und Naturschutz.

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Naturufer bei Rastatt Plittersdorf OR1 am 16.9.2010

2.2 Erfolgskontrolle von Revitalisierungsmaßnahmen am Rhein

An mindestens zwei umgesetzten Revitalisierungsmaßnahmen an den jeweiligen Rheinabschnitten wur-den in diesem Projekt Erfolgskontrollen zu Biotopen, Vegetation, Uferprofilen und Laufkäfer durchgeführt. In der Bewertung der Ergebnisse sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:

- Welchen naturschutzfachlichen Wert haben die Uferflächen trotz oder ohne Erholungsnutzung?

- Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen strukturellen und ökologischen Veränderungen der Ufer?

Die ausführlichen Berichte und Karten sind als Anlage 2 beigefügt. Im Folgenden werden die wesentli-chen Ergebnisse kurz dargestellt.

Projekt Plittersdorfer Raukehle OR1

Nördlich der Plittersdorfer Raukehle bei Rhein-km 342 wurde das Ufer im Frühjahr 2007 auf einer Länge von ca. 300 m natur-nah umgestaltet. Zunächst wurden Pflaster- und Schüttsteine abgebaut und das Ufer abgeflacht. Über das abgeflachte Ufer wurde daraufhin eine ca. 30 cm dicke Schicht aus Bruchsteinen und Steinen der Klasse CP 63/180 (nach TLW 2003) als Erosions-schutz eingebaut und mit anstehendem Kiessand überdeckt. Bis 2010 ist das flache Ufer durch Kies und stellenweise Sand und Lehm geprägt. Es wurde sehr schnell nach der Umsetzung von einer ufertypischen Laufkäferfauna mit Zielarten wie z.B.

Bembidion modestum besiedelt. Darüber hinaus wurde die stark gefährdete Heuschrecken-Pionierart Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus) am Ufer nachgewiesen. In Ansätzen ist die Ausbildung einer Uferzonierung mit vegetationsarmen Bereichen der Pionierfluren und luftseitig anschließend Auwaldinitiale mit Silberweide und Schwarzpappel erkennbar. Daher ist die naturnahe Umgestaltung naturschutzfachlich als großer Erfolg einzustufen. Seit der Umsetzung der Maßnahme sind bis dato drei Jahre vergangen und es kann ein erstes Resümee für die wasserwirtschaftliche Unterhaltung gezogen werden. Weder wurde das naturnahe Ufer durch ca. 10 jährliche Hochwasser vom 10.8.2007 erodiert, noch wächst es so schnell zu, dass aufkommende Gehölze zur Freihaltung der Schifffahrtszeichen gero-det werden müssten. Lediglich in den Übergangsbereichen zwischen steiler und flacher Böschung wurde das Ufer beansprucht. Dort sind die feinen Substrate vollständig ausgeschwemmt und die Grundsiche-rung tritt zu Tage.

Projekt NSG „Reißinsel“ Mannheim OR6

Im Naturschutzgebiet „Reißinsel“ wurden im Frühjahr 2005 bei Rhein-km 418 in Insellage ca. 2.500 Ton-nen Wasserbausteine vom Schwimmponton aus entfernt und das entsteinte Ufer der Gestaltung des Rheins überlassen. Bereits durch das erste größere Hochwasser vom 25.8.2005 seit Umsetzung der Maßnahme mit einem Abfluss von 2.950 m³/Sek. beim Pegel Worms wurde das Ufer durch natürliche Erosion auf eine Böschungsneigung von ca. 1:5 auf 1:7 bis 1:8 abgeflacht und dabei eine Steiluferkante mit einer Höhe von ca. 70 cm geschaffen. Durch die Ufererosion sind maximal 1.000 m³ Sedimente in

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Naturufer auf der Reißinsel OR6 am 22.9.2010

den Fluss gelangt. Eine Beeinträchtigung der Fahrrinne fand hierbei nicht statt. Seit-her haben nur noch geringe Veränderungen stattgefunden. Das kiesige Flachufer hat sich bis 2010 durch Erosion minimal binnenseits ausgeweitet und eine etwas steilere Abbruchkante bewirkt. Im Vergleich zu den normalen Materialbewegungen im Rhein sind die Sedimentmengen, die 2005 in den Rhein gelangt sind, verschwindend gering, so dass keine negativen Auswirkun-gen der Entsteinungen bei OR6 auf die Schifffahrt zu erkennen sind oder vom WSA

Mannheim beanstandet wurden. Im Ver-gleich der Handfänge für die Revitalisie-rungs- gegenüber der Referenzstrecke werden große Unterschiede in der Besiedlung durch Laufkäfer deutlich. Von sechs Wert gebenden Arten konnten alle im revitalisierten Abschnitt und vier nur im revitali-sierten Abschnitt erfasst werden. Die gefährdete Art Bembidion atrocaeruleum wurde zwar in beiden Uferbereichen nachgewiesen, besiedelt aber das Ufer von OR7 mit sehr viel höheren Individuendichten als den Referenzabschnitt. Aufgrund der Besiedlung mit Laufkäfer kann die Entsteinungsmaßnahme als erfolgreich gewertet werden. Bei der Vegetationsentwicklung ist kein klarer Trend hin zu einer natürlichen Zonierung zu erkennen. Am revitalisierten Ufer finden sich bisher nur Flutrasenarten und ruderale Arten. Dies ist wahrscheinlich auf die kontinuierliche Materialumlagerung am Ufer zurückzuführen. Mit dem ständig bewegten Rollkies können sich Silberweide und Schwarzpappeln nicht ansiedeln. Die Ergebnisse der Peilungen zeigen, dass sich seit 2005 unterhalb der Mittelwasserlinie lokal Sedimente abgelagert haben, so dass die Entwicklung eines flachen Ufers noch verstärkt wurde. Das Ufer wird trotz seiner Lage in einem Naturschutzgebiet und damit Betretungsverbot des Ufers intensiv von Erholungssuchenden zum Baden und Lagern genutzt, die je nach Wasserständen die Insel allerdings nur watend oder schwimmend erreichen können. Für eine Ansiedlung von Flussregenpfeifer oder Flussuferläufer ist das revitalisierte Ufer während der Brutzeit (Anfang April bis Mitte August) zu stark durch Erholungssuchende gestört.

Projekt NSG „Ballauf-Wilhelmswörth“ Mannheim OR7

Im Frühjahr 2005 wurden im Naturschutzgebiet „Ballauf-Wilhelmswörth“ auf eine Länge von ca. 400 m 3.500 Tonnen Wasserbausteine entfernt und dadurch die eigendynamische Entwicklung des Ufers er-möglicht. Nach weniger als einem Jahr hatte der Rhein in diesem Abschnitt ein eindrucksvolles Naturufer mit flachem Sand- und Kiesstrand und sich laufend verändernden Steilabbrüchen und Uferwällen ge-schaffen. Bereits durch das erste größere Hochwasser vom 22.4.2005 seit Umsetzung der Maßnahme mit einem Abfluss von 2.530 m³/Sek. und einem Pegelstand von 4,00 m beim Pegel Worms wurde das Ufer durch natürliche Erosion auf eine Böschungsneigung von 1:6 bis 1:7 abgeflacht und ein Steilufer von bis zu einem Meter geschaffen. Dabei sind maximal 2.000 m³ Sedimente in den Fluss gelangt. Seither haben nur noch geringe Veränderungen stattgefunden. Teilweise rutscht die Böschung leicht in Richtung Rhein ab, teilweise haben sich geringmächtige Sedimentschichten unterhalb Mittelwasser abgelagert und damit die Ausbildung eines natürlicheren, flachen Ufers noch verstärkt. In den Roten Listen geführte Laufkäferarten wurden ausschließlich im Revitalisierungsbereich gefangen und in der Referenzstrecke nur weit verbreitete und anspruchslose Uferarten. Aufgrund der Laufkäferergebnisse ist die Uferrevitali-sierung als großer Erfolg zu werten. Die Besiedlung des revitalisierten Ufer durch flusstypische Pflanzen-arten ist gering. Vereinzelt lässt sich aber bereits eine Verjüngung mit Silberweiden feststellen. Darüber hinaus entwickelt sich eine Pappelverjüngung vegetativ aus den durch Erosion freigelegten Pappelwur-zeln. Das neu entstandene Kiesufer wird als Ruhe- und Nahrungshabitat für größere Trupps von Wasser-

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vogelarten wie z.B. Stockente, Kanadagans, Kormoran und Lachmöwen genutzt. Die Nutzungsintensität am revitalisierten Ufer des NSG „Ballauf-Wilhelmswörth“ ist sehr gering. Dies liegt zum einen an der In-sellage und starken Einströmung in den parallel verlaufenden Altarm, zum anderen an der Lage in der Peripherie Mannheims. Dadurch gibt es kaum Konflikte zwischen Erholung und Naturschutz.

Projekt Ingelheim IR2a

Die Uferrevitalisierungsmaßnahme Ingelheim-Nord kann aufgrund der vorliegenden Daten als sehr erfolg-reich gelten. Die Vegetation entwickelt sich in Richtung einer auentypischen Vegetation und eine typische Laufkäferfauna hat sich angesiedelt. Die ergriffenen Maßnahmen der Besucherinformation und –lenkung waren erfolgreich.

Durch die Erfolgskontrolle konnte belegt werden, dass eine allmähliche Auwaldentwicklung durch die Veränderung der Standortbedingungen eingeleitet werden konnte.

Gleichzeitig zeigt die Revitalisierung auch, dass in Erholungsschwerpunkten – wie dem Strandbad Ingel-heim – klare Regelungen für das Betreten des Rheinufers wichtig sind, damit störungsempfindliche Arten eine Chance haben.

Uferabschnitt IR2a vor Revitalisierung im Jahr 2003 Uferabschnitt IR2a im Jahr 2010

Projekt Heidenfahrt IR2b

Die Uferrevitalisierung Heidenfahrt ist als Teilmaßnahme in einem größeren Kontext umgesetzt worden. Hauptsächliches Ziel der Gesamtmaßnahme war die Aufwertung des Uferbereichs für die Naherholung.

In diesem Zusammenhang ist in dem Bewusstsein der Nutzer die Revitalisierung von zwei Uferbereichen als Anlage von „Stränden“ abgespeichert. Dementsprechend intensiv ist die Nutzung der Bereiche. Die Biotopfunktion bleibt weit hinter den Möglichkeiten zurück.

Dennoch können solche Uferbereiche im Umfeld des Rhein-Main-Gebietes wichtige Funktionen für die Besucherlenkung und die Entlastung von Schutzgebieten haben. Dieses allerdings nur, wenn mit ent-sprechenden Maßnahmen z.B. Besucherlenkung durch den Auenservice flankierend gearbeitet wird.

Ebenso muss bei der Pflege der neu revitalisierten Uferbereiche der Erhalt und die Schaffung von Le-bensräumen (z.B. Uferpionierfluren) stärker berücksichtigt werden.

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September 2007, Schlacke örtlich wieder freigespült

Projekt Budenheim IR2c

Der Rückbau des Brecherwerkes im Bereich des Budenheimer Rheinufers hat einen Entwicklungsschub hin zu einer naturnäheren Ufersituation bewirkt. Die Ablagerungen von Bauschutt und Kalkbrocken sind jedoch als Entwicklungshindernis für eine Auwaldsituation übrig geblieben. Zunächst wurden verschiede-ne Ansätze wie den Abtrag der Bauschuttreste oder die Überdeckung mit Baggergut aus dem Rhein in Erwägung gezogen. Mit der Zeit konnte jedoch eine natürliche Überdeckung mit Sedimenten und organi-schem Material beobachtet werden. Somit erfolgt eine natürliche Überprägung, wenn das Uferprofil na-turnah ist. Ebenso hat sich die Vegetation von stark ruderal geprägt zu einer Auwaldsukzessionsfläche entwickelt. Da der Uferstreifen recht schmal ist, wirken Störfaktoren wie Betreten und Lärm stärker. Die Kanalisierung von Besucherströmen kann nur durch ständige Wartungsarbeiten an Infrastruktureinrich-tungen und personelle Betreuung vor Ort erfolgen. Hier war der Auenservice des NABU-Naturschutzzentrums Rheinauen aktiv.

Die Wiederbegrünung des Uferbereiches mit einem standortgemäßen Auwald erfolgt sukzessive. Durch die Freihaltungs- und Wartungsarbeiten des Wasser- und Schifffahrtsamtes wird eine naturgemäße Waldentwicklung gestört. Freigehaltene Flächen wirken als Einfallstore für starke Erholungsaktivitäten am Rheinufer.

Projekt Rheinhausen NR5

In Rheinhausen sollte die im Gleithang vorhandene Uferbefestigung aus Hochofenschlacke und Basalt-blockschüttung auf insgesamt 1,4 km Länge rückgebaut und das freigestellte Ufer der eigendynamischen Entwicklung überlassen werden. Die Schlacke erwies sich als nicht verwertbar, so dass ein Rückbau im Rahmen des Projektes nicht zu finanzieren war.

Kiesüberdeckung: Auf etwa 700 m Uferlänge wurde die vorhandene Schlackebefestigung versuchsweise mit Kies aus nahegelegenen Strombaggerungen überschüttet. Dadurch entstand zunächst ein natur-naher Aspekt. Die Kiesdecke wurde im Laufe der folgenden Jahre bei Hochwasser in Teilen wieder abgetragen, blieb aber auf größeren zusammen-hängenden Teilflächen auch erhalten. Die Maßnah-me muss damit als nur teilweise zielführend bewer-tet werden. Ein größeres Hochwasser hat zudem seit Umsetzung der Maßnahme nicht stattgefunden, so dass die weitere Entwicklung abzuwarten bleibt.

Die Ergebnisse der zur Erfolgskontrolle durchgeführten Laufkäfererfassung deuten darauf hin, dass die Kiesüberdeckung wesentliche notwendige Habitateigenschaften für spezifische Uferarten nicht gewähr-leistet. Die festgestellte geringe Besiedlung mit uferspezifischen Arten ist demnach vermutlich auf die geringe Substratvielfalt (ausschließlich Kies) und zudem die fehlende Verbindung in den Boden infolge der unterlagernden Schlacke-Konkretion zurückzuführen.

Bewertung - Die Uferstruktur ist vielfältiger geworden und am Unterhang heute naturnah ausgeprägt. Dennoch hat sich die Kiesüberdeckung in diesem Abschnitt nur bedingt bewährt. Ohne Aufweitung des Profils hält sich auf der Uferböschung offenbar keine dauerhafte Kiesdecke. Die im Mittel- und Oberhang verbliebenen, dünnen und lückigen Kieslagen sind ökologisch offenbar von untergeordneter Bedeutung. Nur der Aspekt gestaltet sich etwas naturnäher.

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Im Unterhang haben sich die Kieslagen in so großer Schichtdicke gehalten, dass trotz unterlagernder Schlacke von einer ökologischen Aufwertung des Ufers ausgegangen werden kann. Die Habitatqualität der entsprechenden überströmten Flachwasserbereiche zum Beispiel für kieslaichende Fischarten dürfte sich deutlich verbessert haben. Das hier dokumentierte Monitoring kann dazu jedoch keine Aussagen liefern.

Die weitere Entwicklung der Kieslagen nach Durchgang größerer Hochwasser bleibt abzuwarten. Im Zeit-raum seit Realisierung der Maßnahme traten nur wenige und ausschließlich kleinere Hochwasser auf. Insofern ist davon auszugehen, dass die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Hier wäre eine weite-re Beobachtung dringend erforderlich. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Kieslagen sich nur dort dauerhaft halten, wo sie sich auch von selbst mittelfristig abgelagert hätten.

Basaltblockschüttung: Die Entfernung der Basaltblockschüttung wurde auf einem Probeabschnitt von etwa 40 Meter Länge realisiert. Der probeweise freigestellte Uferabschnitt zeigt in den im Rahmen des Monitoring dokumentierten zwei Jahren nach Umsetzung eine moderate aber deutliche Entwicklung in Richtung auf ein flacheres Uferprofil und damit verbunden eine Anreicherung an Kleinstrukturen und -habitaten. Unter der entfernten Basaltblockschüttung liegt jedoch eine zweite Befestigungslage aus Schlacke. Ein Rückbau dieser Schlackelage kommt aus Kostengründen bis auf Weiteres nicht in Be-tracht. Damit bleibt das weitere Entwicklungspotenzial in Richtung auf ein vielfältiges, dynamisches Ufer auch nach Rückbau des Basaltes stark eingeschränkt. Eine Weiterführung ist nicht mehr vorgesehen.

Projekt Beekerwerth NR8

Durch die Umgestaltung einer Parallelschüttung in Duisburg-Beekerwerth wurden wellengeschützte Flachwasserzonen in ständiger ökologischer Verbindung zum Rhein geschaffen. Als strömungsberuhigte, nahrungsreiche und sonnendurchwärmte Zonen kommt ihnen unter anderem große Bedeutung als Kin-derstube der Fische, zum Beispiel für Barben, zu.

Im mittleren Buhnenfeld ersetzt eine Hakenbuhne das Parallelwerk. In den anderen beiden Buhnenfeldern wurde die Parallelschüttung mehrfach unterbrochen, die Flachwasserbereiche wurden erweitert. In beiden Fällen sind Flach-wasserzonen entstanden, die laufend mit dem Strom in Verbindung stehen und die zugleich gegen den Wellenschlag vorbeifahrender Schiffe abgeschirmt sind.

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Gleichzeitig sollten mit diesem Modellprojekt verschiedene wasserbauliche Elemente zur Gestaltung von Buhnenfeldern erprobt werden. Die Bauarbeiten wurden von September 2004 bis Mai 2005 vom Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein durchgeführt.

Mit dem Ziel, die Parallelschüttung permanent passierbar zu gestalten, wurde diese jeweils mehrfach bis auf den Gewässerboden hinab geschlitzt. Dadurch ist die Passierbarkeit für Fische und andere Wasser-organismen dauerhaft gegeben. Die dahinter gelegenen Flachwasserzonen wurden erweitert.

Bei der zweiten Variante wurde die Parallelschüttung durch eine Hakenbuhne ersetzt. An der Spitze einer etwa 60 m langen Buhne setzt eine Parallelschüttung von etwa 100 m Länge an, die damit knapp zwei Drittel des Buhnenfeldes von der Fahrrinne abschirmt. Die dahinter gelegenen Flachwasserbereiche wur-den erweitert und teilweise vertieft.

Zur Erfolgskontrolle wurde neben Strukturkartierungen insbesondere eine Untersuchung zur Fischfauna durchgeführt. Sie kommt zu folgendem Ergebnis: „Die an der Buhnengruppe bei Duisburg-Beekerwerth durchgeführten Umgestaltungen entsprechen sehr weitgehend den auf der Grundlage umfangreicher Untersuchungen zum Jungfischaufkommen im Rheinstrom gemachten Empfehlungen zur Verbesserung der Habitatbedingungen (STAAS 1997). Im Rahmen der als Erfolgskontrolle durchgeführten Untersuchung konnten im Jahr 2007 jedoch kaum signifikante Unterschiede zwischen den Jungfischzönosen im Umge-staltungsbereich und in einem vergleichend untersuchten Referenzbereich nachgewiesen werden.“ Als möglicherweise ursächlich dafür werden die ungewöhnlichen Ganglinien der Temperatur und des Abflus-ses während der Hauptlaichzeit angeführt. Eine fundierte Bewertung der Maßnahme setzt somit ein mehrjähriges Monitoring voraus. Eine erneute Erfassung der fischfaunistischen Bedeutung ist für 2011 vorgesehen.

Bei den kleineren Flachwasserzonen deutet das Ausmaß der bei Schiffspassagen zu beobachtenden Ein- und Ausströmung sowie der entsprechenden Schwankungen des Wasserstandes darauf hin, dass die Relation der Weite der Schlitz zur Größe bzw. dem Volumen der angebundenen Flachwasserzone noch optimierbar ist. Hier sollten die Schlitze zum Beispiel im Zuge späterer Unterhaltungsmaßnahmen noch weiter eingeengt werden.

Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Universität Köln wurde im Sommer 2008 das Makrozoobenthos in den neuen Uferstrukturen untersucht und mit einem unveränderten Referenzabschnitt verglichen (GIES 2008). Zwar wurden im Bereich der Hakenbuhne erhöhte Abundanzen und Artenzahlen sowie eine Ver-schiebung in der Verteilung der Ernährungstypen festgestellt; diese führten jedoch nicht zu einer Verbes-serung der ökologischen Zustandsbewertung nach dem System PERLODES. Als relevante Faktoren für diesen Befund sind zu diskutieren: die geringe Zeitspanne seit Umsetzung der Maßnahme (4 Jahre), der geringe Gesamtumfang der morphologischen Anreicherung, die stark eingeschränkte Verfügbarkeit von Quellgebieten für die Wiedereinwanderung von Arten, die hohe Dominanz invasiver Neozoen und die meist nur langsame Ausbreitung indigener Arten im Rhein.

Die weitere Entwicklung sollte unter anderem im Hinblick auf die oben genannten Faktoren mittelfristig weiter dokumentiert und analysiert werden.

2.3 Initiierung von Maßnahmen mit WSV und Kommunen

Auf Grundlage der Befliegungen, Zählungen. Kartierungen und Schutzstatus von Projektgebieten wurden Konflikte zwischen Erholung und Naturschutz identifiziert und Potentiale für Aufwertung der ökologischen Funktionen und Erholungsnutzung des Ufers ermittelt. Für Rheinabschnitte, für die Aufwertungspotentiale bestehen, erarbeiteten die Projektpartner Maßnahmenansätze und stimmten diese bei Ortsterminen mit lokalen Akteuren und Kommunen ab. Die abgestimmten Maßnahmenvorschläge wurden in Form von konkreten Steckbriefen und Planungsskizzen ausgearbeitet (Anlage 1) und den jeweiligen Wasser- und Schifffahrtsämter zur Begutachtung übermittelt. Aufgrund der Stellungnahmen durch die jeweiligen Ämter

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Entfernung großer Steinblöcke

änderten ggf die Projektpartner diese, konkretisierten oder verwarfen sie als nicht umsetzungsfähig. Für umsetzungsreife Projekte wurde den potentiellen Vorhabensträgern Finanzierungsoptionen vorgestellt. Dabei kommen folgende Finanzierungsoptionen in Frage:

- Schifffahrtsverwaltung des Bundes

- Länder (Wasserwirtschaft und Naturschutz)

- Stiftungen (z.B. Deutsche Stiftung Umwelt, Deutsche Umwelthilfe, Michael Otto Stiftung, Natur-schutzfonds Baden-Württemberg, Kurt Lange Stiftung)

- Förderprogramme (z. B. Life+, Interreg-IVa, IVb, IVc, PAMINA 21)

- Kommunen (z.B. im Rahmen von naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen bei Eingriffspla-nungen)

Zwei Maßnahmen wurden bereits von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung umgesetzt.

Realisierte Maßnahmen

Uferrevitalisierung im Bereich Moerser Grinden / Duisburg: Zwischen der Autobahnbrücke A40 und der Ruhrmündung (Rhein-km 778,8 – 780, rechtes Ufer) befinden sich im Gleithang auf gut 1,5 km Ufer-länge schmale, tiefe Buhnenfelder. Im Bereich der ersten vier Buhnenfelder unterhalb der Brücke waren die Ufer mit einer lockeren Basaltblockschüttung belegt. Stromabwärts ist der Uferverbau zunehmend von Kies überlagert. In den Buhnenfeldern befinden sich zum Teil kleine Kiesinseln, so dass vielfältige, wellenberuhigte Flachwasserbereiche gebildet wer-den.

Im Sommer 2010 entfernte das WSA Duisburg-Rhein auf Anregung des NABU e.V. in Handarbeit die lo-ckere Basaltblockschüttung am Ufer der ersten bei-den Buhnenfelder. Die Struktur der Ufer wird im Ergebnis durch die vorhandenen Kies- und Sandablage-rungen geprägt, die bei entsprechenden Wasserständen vom Rhein umgelagert werden können. Der vielfältig strukturierte Uferkomplex der tiefen Buhnenfelder wurde über das naturnahe Ufer weiter aufge-wertet. Die Umsetzung erfolgte durch das WSA Duisburg-Rhein im Rahmen der laufenden wasserwirt-schaftlichen Unterhaltung.

Uferrevitalisierung Friemersheimer Aue / Duisburg: Im Bereich der Friemersheimer Aue in Duisburg ist das Rheinufer in Form einer hohen, steilen Uferböschung im Gleithang auf ca. 2 km Uferlänge mit Steinpflasterung und zum Teil darüber gelagerten Blocksteinschüttungen bis zur Oberböschung befestigt (Rhein-km 769 – 773, linkes Ufer). Die sehr alte Pflasterung ist auf wesentlichen Abschnitten von Ge-büsch und zum Teil altem Baumbestand durchsetzt und überwachsen. Im Rhein liegen kurze Buhnen. Am Fuß der Böschung haben sich abschnittsweise schmale Kiesstreifen abgelagert. Das Ufer ist Teil des Naturschutzgebietes „Friemersheimer Rheinaue“. Hier soll eine dynamische Uferentwicklung zur Optimie-rung des Naturschutzgebietes und zur ökologischen Verbesserung des Flussabschnittes initiiert werden. Zu diesem Zweck soll die Uferbefestigung abgetragen und das Ufer anschließend der eigendynamischen Entwicklung überlassen werden. Im Sommer 2010 wurde die Verbauung durch das WSA Duisburg-Rhein

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auf einem Probeabschnitt von etwa 50 m Länge entfernt. Dafür wurde ein weitgehend gehölzfreier Ab-schnitt ausgewählt. Die Umsetzung erfolgte im Rahmen der laufenden wasserwirtschaftlichen Unterhal-tung.

Die Eigentumsgrenze der WSV verläuft innerhalb der Uferböschung. Bereits die oberen Bö-schungsabschnitte befinden sich im Besitz der Stadt Duisburg. Ziel des WSA ist es deshalb zu untersu-chen, ob die Uferböschung bei Wegnahme des Deckwerkes soweit stabil bleibt, dass keine Gefährdung des anschließenden Grundstückes entsteht. Die Entwicklung soll seitens des WSA regelmäßig beobach-tet, quantitativ erfasst und dokumentiert werden, um Erkenntnisse für das weitere Vorgehen zu gewinnen. Im Hinblick auf die Wasserstraße ist in diesem Abschnitt in gewissem Rahmen Spielraum für dynamische Uferentwicklung. Entscheidender Engpass aus Sicht der WSV ist hier die Sicherungspflicht im Hinblick auf die angrenzenden Grundstücke.

Ziel aus Sicht des NABU e.V. ist es, mit dem Rückbau der Befestigung auch eine dynamische Ufer-entwicklung zu ermöglichen, die letztlich erst die ökologisch erwünschte Strukturvielfalt schafft. Das an-grenzende Naturschutzgebiet und die Flächen im Eigentum der Kommune stellen insofern grundsätzlich günstige Ausgangsbedingungen dar. Im Gespräch mit der Stadt Duisburg wurde erörtert, inwieweit die Möglichkeit gesehen wird, Uferabbrüche an städtischen Grundstücken zuzulassen. Ziel der weiteren Pro-jektentwicklung sollte es sein, die Initiierung naturnaher Rheinufer im Schutzkonzept des Naturschutzge-bietes zu verankern und angrenzende Grundstücke als Spielraum für morphodynamische Prozesse frei-zustellen. Damit könnten die Restriktionen für eine naturnahe Entwicklung der Ufer auf die eigentlichen Belange der Wasserstraße beschränkt werden.

Aufgrund der Einschätzung der beteiligten Ämter konnten umsetzungsreife und nicht umsetzungsfähige Maßnahmenvorschläge sowie Vorschläge erarbeitet werden, für die noch weitere Abstimmungen not-wendig sind.

Umsetzungsreife Maßnahmenvorschläge:

Aufwertung des Rheinufers im Bereich der Murgmündung bei Steinmauern: Das Institut für Land-schaftsökologie und Naturschutz Bühl wurde von der Gemeinde Steinmauern im April 2009 beauftragt, eine Ideenskizze für die „Aufwertung des Erholungsangebotes im Bereich der Murgmündung“ in Abstim-mung mit Maßnahmen im Bereich der Sauermündung, Münchhausen (F) zu erarbeiten. Ziele der Ideen-skizze waren u.a. die Aufwertung des Erholungsangebotes insbesondere für Naherholung der einheimi-schen Bevölkerung und Verbesserung des Zugangs und der Erlebbarkeit des Rhein- und Murgufers au-ßerhalb von Naturschutzgebieten. Für das Rheinufer zwischen Rhein-km 344,50 und 344,60 und die rechte Uferseite der Murgmündung wurde vorgeschlagen, soweit möglich Blocksteine zu entfernen und mit Kiessand zu überschütteten, um ein für Mensch und Natur attraktives Murgufer und einen Zugang zur Murg herzustellen. Die Ideenskizze wurde mit den Gemeinden Steinmauern (F), Munchhausen (D), WSA Freiburg Außenbezirk Plittersdorf, Naturschutzbeauftragter der Stadt, Umweltamt der Stadt Rastatt abge-stimmt. Dabei sind keine grundsätzlichen Bedenken aufgetreten und die Ideenskizze vom Gemeinderat Steinmauerns gut geheißen. Ziel der Gemeinde ist nun, die Ideenskizze in einen gemeinsamen Interreg IVa-Antrag mit der Gemeinde Munchhausen (F) aufzunehmen und/oder über Förderungen im Rahmen von PAMINA 21 Geldern zu erhalten.

Naturnahe Umgestaltung des Ufers im „Hockenheimer Rheinbogen“ in Hockenheim: Für den Be-reich zwischen Rhein-km 401,50 und 401,90 im NSG „Hockenheimer Rheinbogen“ wurden zwei Varian-ten vorgeschlagen: Entweder soll die vorhandene Steinschüttung bis zu einem Niveau von Mittelwasser-niveau – 0,3 m entfernt werden. Das abgetragene Deckwerk würde zur Verstärkung der Niedrigwasser-berme und Sicherung des Leinpfades verwendet werden. Darüber hinaus anfallende Steine würden auf Haufen zur Wiederverwendung durch das WSA Mannheim gelagert werden. Alternativ könnte das Ufer

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abgeflacht und mit einer Grundsicherung aus Steinen der Klasse versehen werden. Die Projektskizze wurde dem Stadtplanungsamt der Stadt Hockenheim und in der Ausschusssitzung zur Änderung eines Bebauungsplanes der Stadt Hockenheim vorgestellt. Die Stadt Hockenheim begrüßt die ökologische Aufwertung des Rheinufers auf ihrer Gemarkung und versucht, die Umsetzung der Maßnahme im Rah-men von Ausgleichsforderungen zur Änderung des Bebauungsplanes zu befördern. In der Stellungnahme vom 27. August 2010 des WSA Mannheim wird die Umsetzung der Maßnahme begrüßt, sofern die For-derungen aus der Vorabstimmung vom 12. Dezember 2006 eingehalten werden. Dazu gehören ein ma-ximales Abtragsniveau bis zur Buhnenwurzel, die Erhaltung der Funktion des Betriebsweges und der Einbau einer Grundsicherung. Der Einbau einer Grundsicherung würde die Maßnahme allerdings erheb-lich verteuern, dass statt der avisierten Uferrevitalisierung von ca. 400 Meter nur ca. 50 Meter realisiert werden könnten.

Rheinufer östlich Strandbad Ingelheim - Aufwertung des ehemaligen Campingplatzes in Ingel-heim: Östlich des Strandbades Ingelheim sind zwischen Rhein-km 519,45 und 519,70 die Entfernung einer Uferbefestigung und die Schaffung von kontrollierten Zugangspunkten zum linken Rheinufer vorge-sehen. Auf einer Länge von 250 m soll das Ufer revitalisiert werden. Dem Ufer vorgelagert ist ein Längs-leitwerk. Aufgrund der Nähe zur Uferrevitalisierung Ingelheim-Nord und dem Strandbad Ingelheim wäre diese Maßnahme sinnvoller Bestandteil eines Zonierungskonzeptes. Der Bereich könnte in einen Uferbe-reich für naturnahe, gelenkte Erholung entwickelt werden. Erste Ideen wurden vom NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen schon vor ca. 5 Jahren im Rahmen einer Planungswerkstatt der Stadt Ingelheim eingebracht. Diese und weitere Vorschläge wurden in einen Bebauungsplan aufgenommen. Die konkreten Maßnahmen wiederum sollen in einer weiteren Planungswerkstatt mit BürgerInnen, Pla-nern der Stadt Ingelheim und weiteren festgelegt werden. Eine entsprechende Berücksichtigung wurde von Seiten der Stadt Ingelheim zugesichert. Mit einer Umsetzung im Jahr 2011 ist zu rechnen.

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Strandbar bei Rhein-km 384 am 1.8.2009

Naturnahe Mündung Cuppengraben / Duisburg: Bei Rhein-Kilometer 770,6 mündet der Cuppengraben per Rohrdurchlass in den Rhein. Der Cuppengraben ist ein dauerhaft wasserführender Bach, der bei Friemersheim durch den Banndeich geführt wird und im Rheinvorland durch das Natur-schutzgebiet Rheinaue Friemersheim nahezu senkrecht auf den Rhein zuläuft. Der Bach wurde in den letzten Jahren im Rheinvorland durch die Stadt Duisburg und den Deichverband renaturiert. Weitere Ab-schnitte hinter dem Banndeich sollen folgen. Am Rhein wird der Bach aber weiterhin per engem Rohr-durchlass durch einen Wegedamm geführt und mittels Basaltblockschüttung befestigt. Initiierung einer naturnahen, unbefestigten Mündungssituation und ökologisch durchgängige Anbindung des renaturierten Bachlaufes und der angrenzenden Aue an den Rhein. Ziel der Maßnahme ist die Wiederherstellung einer unverbauten, dynamischen Bachmündung. Solche Mündungssituationen sind im Rheinabschnitt der Stadt Duisburg nicht mehr vorhanden, das Potenzial zur Renaturierung ist meist durch die Gegebenhei-ten stark eingeschränkt. Dem Cuppengraben kommt daher in diesem Zusammenhang besondere Bedeu-tung zu. Konkret soll der ufernahe Wegedamm mit Rohrdurchlass sowie die Basaltblockschüttung ent-fernt und so eine naturnahe, offene und durchgängige Mündungssituation geschaffen werden. Grund für das Enden der Bachrenaturierung kurz vor dem Rheinufer war offenbar die Grundstücksgrenze, die über den Wegedamm verläuft. Die Lösung wird in Form einer Kooperation und Kostenteilung zwischen Kom-mune und Wasser- und Schifffahrtsverwaltung angestrebt. Die Maßnahme ist fachlich mit der Kommune und der WSV abgestimmt. Die weitere Koordination bis zur Realisierung wurde zum Projektende von der vor Ort tätigen Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet übernommen.

Maßnahmenvorschläge, für die noch weitere Abstimmungen notwendig sind:

Naturnahe Umgestaltung des Rheinufers bei Rheinsheim: Für die Gemarkung Phi-lippsburg-Rheinsheim wurden zwei Maß-nahmenvorschläge ausgearbeitet. Der für die Erholungsnutzung attraktive Naturstrand unterhalb Rhein-km 384,50 und unterhalb der Strandbar Rheinsheim könnte durch die Entfernung des Steinsatzes um ca. 200 Me-ter verlängert werden. Zwischen Rhein-km 385,70 und 385,90 könnte das Ufer natur-nah umgestaltet werden, um geeigneten Lebensräumen für Pflanzen- und Tierarten der Uferpionierfluren zu fördern und kiesige Flachwasserbereiche als geeignete Jung-fischhabitate zu schaffen. Dazu würde der Leinpfad ca. 10 m binnenwärts verlegt, um den Platz für ein flacheres Ufer zu schaffen. In das flache Ufer würde eine Grundsicherung mit Steinen der Klasse CP 63/180 (nach TLW 2003 eingebaut und mit anstehendem Material überdeckt. Zusätzlich könnte ein Maulprofil eingebaut werden, um die Aue besser mit dem Abflussgeschehen des Rheins zu vernetzen. Der oberstromige Abschnitt würde insbesondere die Möglichkeiten zur Erholungsnutzung ver-bessern, der unterstromige sollte der natürlichen Uferentwicklung vorbehalten sein. Die Besucher-Zählung am 1.8.2009 hat ergeben, dass sich die Erholungsnutzung auf die Strandbar mit dem angren-zenden Parkplatz und auf den Abschnitt zwischen Rhein-km 384,60 und 384,70 konzentriert. Stromab-wärts der B35-Brücke konnten nur wenige Radfahrer und Spaziergänger notiert werden. Daher scheint die Aufteilung der Maßnahmen in Schaffung eines Rheinstrandes für die Erholungsnutzung und einen Abschnitt zur Förderung von Uferpionieren vielversprechend. Die Maßnahmenansätze wurden mit dem Umweltbeauftragten der Stadt Philippsburg vor Ort abgestimmt und modifiziert. Die Stadt befürwortet in erster Linie die ökologische Aufwertung der Ufers und steht der Ausweitung des Erholungsangebots kri-

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tisch gegenüber, da kein Konzept für die Entsorgung des anfallenden Mülls besteht. Das Wasser- und Schifffahrtsamt rät gemäß einem Schreiben vom 27.8.2010 von den Maßnahmen ab, v.a., da sich die Maßnahmenvorschläge im Bereich der Hafeneinfahrt Germersheim befinden und mögliche Anlandungen durch ein entsprechendes Gutachten ausgeschlossen werden müssten.

Naturnahe Umgestaltung des Ufers bei Rheinhausen: Zwischen Rhein-km 391,80 und 392,50 soll die Steinschüttung entfernt und der Leinpfad 10 m nach Osten versetzt werden. Um den Leinpfad auf glei-chem Niveau wieder neu anzulegen, müsste evtl. Material aufgebracht werden, da das Gelände östlich des Leinpfades abfällt und relativ tief liegt. Details bleiben jedoch einer Feinplanung vorbehalten. Mit der gewonnenen Fläche ist eine Abflachung des Ufers möglich. Vor dem Abflachen der Böschung müssen die vorhandenen Gehölze (eine Reihe Pappeln mitsamt Unterstand) gerodet werden. Das abgeflachte Ufer würde mit einer Grundsicherung versehen und mit dem unter der Steinschüttung anstehenden Mate-rial überdeckt werden. Der Maßnahmenvorschlag wurde Herrn Bürgermeister Büchner von der Gemeinde Oberhausen-Rheinhausen vorgestellt und begrüßt. Allerdings sieht er zurzeit keine Finanzierungsoptio-nen für den Vorschlag, da momentan keine Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen gefordert sind. Aus Sicht des WSA Mannheim wäre gemäß dem Schreiben vom 27. August 2010 eine Maßnahme mit einer Grundsicherung grundsätzlich denkbar.

Umgestaltung des Rheinufers bei Mainz-Laubenheim: Auf einer Länge von ca. 1000 m bei Rhein-km 490,95 bis 491,95 bietet sich die naturnahe Gestaltung des stark befestigten linken Rheinufers an. Über die Einrichtung von Buchten und die Rückverlegung des Leinpfades könnte ein aus Natur- und Naherho-lungssicht wertvolles Ufer geschaffen werden. Der Maßnahmenvorschlag fügt sich sehr gut in eine Au-wald-Begründung der Stadt Mainz ein. Eine Projektskizze wurde dem WSA Mannheim, der oberen Was-serbehörde (SGD-Süd Regionalstelle Mainz) und der unteren Naturschutzbehörde vorgestellt. Die Vor-schläge wurden grundsätzlich positiv beurteilt. Die Stadt Mainz käme als möglicher Vorhabensträger für diesen Maßnahmenvorschlag im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen in Frage.

Maßnahmenvorschläge, für die eine Stellungnahme durch das WSA noch aussteht

Die im Folgenden für den Niederrhein aufgeführten Maßnahmenvorschläge beziehen sich auf den Zu-ständigkeitsbereich des WSA Köln von Bonn bis Düsseldorf. Sie sind mit den jeweiligen Kommunen auf der Fachebene (Umwelt- / Grünflächenämter) sowie mit weiteren Akteuren wie den Naturschutzver-bänden und Biologischen Stationen abgestimmt und dem zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt in einer ersten Abstimmungsrunde vorgestellt worden. Zur Realisierung steht jedoch die abschließende Stellungnahme des WSA aus. Das WSA Duisburg-Rhein hatte den NABU e.V. nach erster Vorstellung der Maßnahmenvorschläge zu einer Befahrung eingeladen, um die Örtlichkeiten und Maßnahmen kon-kret zu begutachten. In diesem Rahmen wurden die Vorschläge abschließend bewertet und aus Sicht des WSA realisierbare Vorschläge identifiziert. Beim WSA Köln kam eine entsprechende Befahrung letztlich nicht zu Stande, die abschließende Stellungnahme des WSA steht aus. Im Folgenden werden die Maß-nahmenvorschläge ausgeführt, zu denen positive Fachstellungnahmen der Kommunen und die grund-sätzliche Denkbarkeit seitens des WSA Köln geäußert wurden.

Uferrevitalisierung Zündorfer Groov / Köln: Vor Zündorf liegt die „Freizeitinsel Die Groov“, von der Ortslage Zündorf durch einen Altrhein getrennt. Dem Park sind recht tiefe Buhnenfelder mit naturnahen Uferstrukturen vorgelagert. Die Kies-Sandufer werden intensiv zur landschafts-orientierten Erholung ge-nutzt. Auf den letzten 500 m Uferlänge der Halbinsel bis zur unterstromigen Mündung des Althreinarmes (Rhein-km 676,9 – 677, rechtes Ufer) ist das Ufer mittels Basaltpflaster befestigt. Auf dieser Spitze der Halbinsel hat sich ein naturnaher Auenwald etabliert, gefördert durch „freie Sukzession“ (STADT KÖLN

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Ufersituation bei Rhein-km 736,6 – 736,7

2004, S.68) und Pflanzung standortheimischer Gehölze durch das WSA Köln. Hinter der Steinpackung liegt weiterhin ein Gewässer, dass entsprechend der Höhenlage der Steinpackung ab etwa Mittelwasser Verbindung zum Rhein hat. Die Uferbefestigung soll unter Erhalt der vorgelagerten Buhnenstummel rückgebaut und damit eine naturnahe Mündungssituation des Altrheinarmes initiiert werden. Das „Strand-gewässer“ soll dauerhaft an den Rhein angebunden werden, ggfls. unter abschnittsweisem Belassen der Steinpackung als Wellenschutz der Flachwasserbereiche. Mit der Anbindung des Gewässers soll zu-gleich eine Unterbrechung des Pfades am Ufer und damit gewisse Beruhigung der Spitze der Halbinsel erreicht werden.

Anlage wellengeschützter Flachwasserbereiche bei Köln-Westhoven: Im Bereich des ehemaligen Kasernengeländes Westhoven ist das Rheinufer mit Buhnen versehen. Bei Rhein-Kilometer 681,6 bis 681,8 ist ein Abschnitt in der Größe eines Buhnenfeldes vollständig verfüllt und mittels Parallelschüttung aus Basaltblocksteinen zum Rhein gesichert. Durch Auskofferung des Buhnenfeldes bis unter GlW zur Schaffung von Flachwasserbereichen und schmale Unterbrechungen der Parallelschüttung an mehreren Stellen bis auf GlW zur Anbindung der Flachwasser an den Rhein soll der Abschnitt zur ökologischen Aufwertung dieses städtischen Uferabschnittes genutzt werden.

Ökologische Aufwertung Flittarder Rheinaue / Köln: Im Rheinbogen bei Köln – Stammheim bis Köln – Flittard befindet sich auf nahezu 4 km Uferlänge das Naturschutzgebiet Flittarder Rheinaue. Das Rhein-ufer ist im Abschnitt zwischen etwa Rhein-Kilometer 696,2 und 699 als naturnahes Kiesufer mit ab-schnittsweise vorgeschalteten Buhnen ausgeprägt. Im an Stammheim angrenzenden Abschnitt von etwa Rhein-Kilometer 695 bis 696,2 ist das Ufer dagegen mit einer Basaltblockschüttung durchgängig natur-fern befestigt. Die auch hier ehemals vorhandenen Buhnen wurden seit den 1950iger Jahren sukzessive mit Aushubmaterial aus dem Niehler Hafen auf der gegenüberliegenden Rheinseite verfüllt. Auf dem da-durch gebildeten Geländestreifen hat sich in spontaner Sukzession ein lückiger Auenwald gebildet. Ziel ist hier die Schaffung von Flutrinnen und Flachwasserbereichen mit Rheinanbindung zur ökologischen Verbesserung des Flussabschnittes und Auenstreifens und des Auenwaldes im Naturschutzgebiet. Zu diesem Zweck sollen schmale Unterbrechungen der Parallelschüttung an mehreren Stellen bis auf GlW zur Anbindung der dahinter zu schaffenden Flachwasserbereiche angelegt werden. Hinter der Parallel-schüttung sollen vorhandene Mulden und Rinnen vertieft und örtlich bis unter GlW ausgehoben werden, um in den verfüllten Buhnenfeldern wieder dauerhaft wasserführende Flachwasserbereiche zu erhalten. Zur Förderung der Durchströmung wird weiterhin eine örtliche Tieferlegung der Parallelschüttung vorge-schlagen.

Aufwertung der Ufer im Bereich der Neusser Rheinwiesen: Die Neusser Rheinwiesen sind ein ortsnaher Erholungsschwerpunkt am Rhein. Das Ufer ist auf nahezu 2 km Länge in leichter Gleit-hangsituation mit Basaltblockwurf und abschnitts-weise kurzen Buhnen befestigt (Rhein-km 736,5 – 737,8, linkes Ufer). Örtlich haben sich in den Buh-nenfeldern vor der Uferbefestigung schmale Kies-streifen abgelagert. Im Übrigen wird der angren-zende Grünlandstreifen als ufernahe Liegewiese am Rhein genutzt. Mittels Rückbau der Basalt-blockschüttung und ggfls. Zulassen eigendynami-scher Uferentwicklung soll eine naturnähere Ge-staltung der Ufer zur ökologischen Aufwertung des

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Rheinabschnitts und zur Aufwertung für die stille, landschaftsbezogene Erholung erreicht werden. Durch die Aufwertung der stadtnahen Neusser Rheinwiesen soll zugleich ein Beitrag zur Entlastung naturnaher und störungsempfindlicher Uferabschnitte in umliegenden Naturschutzgebieten geleistet werden.

Buhnenfelder bei Düsseldorf-Vollmerswerth: Bei Düsseldorf-Vollmerswerth liegen auf etwa 1,5 km Uferlänge in leichter Gleithangsituation tiefe Buhnenfelder, die sich in fortschreitender Verlandung befin-den (Rhein-km 734 – 735, rechtes Ufer). Die ersten Buhnenfelder im Bereich Rhein-Kilometer 734 weisen noch sehr hochwertige weil diverse Verzahnungen von Kiesbänken und Wasserflächen mit unterschiedli-cher Flussanbindung auf. Stromabwärts bis etwa Rhein-Kilometer 735 nimmt die flächige Verlandung der Buhnenfelder zu. Das Buhnenfeld bei Rhein-Kilometer 734,8 ist nahezu bis zur Verbindungslinie der Buhnenköpfe sedimentiert. Der Uferabschnitt ist auf ganzer Länge Teil des FFH-Gebietes „Rheinfisch-schutzzonen zwischen Emmerich und Bad-Honnef“. Die hochwertigen, reichstrukturierten Buhnenfelder mit abwechslungsreicher Verzahnung von Kiesbänken, Kiesufern und Flachwasserzonen sollen als Teil der FFH-Fischschutzzone und unter anderem als Larvalhabitat für Gomphiden erhalten und wieder her-gestellt werden. Das soll erreicht werden durch Schlitzung von vier aufeinander folgenden Buhnen nahe der Buhnenwurzel zur Förderung der Hinterströmung der Buhnenfelder. Diese Maßnahme soll ergänzt werden durch teilweises Ausbaggern der landseitigen Bereiche der verlandeten Buhnenfelder zur Wie-derherstellung von Flachwasserbereichen und zur Herstellung einer durchströmten Tiefenlinie zwischen den Buhnen.

Ökologische Verbesserung im Bereich der Mündung des Urdenbacher Altrheins / Düsseldorf: Etwa bei Rhein-Kilometer 721 mündet der Urdenbacher Altrhein in den Rhein. Der eigentliche Mün-dungsbereich ist unverbaut. Der oberhalb angrenzende Uferabschnitt des Rheins ist dagegen mittels Basaltpflaster und Blockwurf auf etwa 600 m Länge massiv verbaut. Der Uferabschnitt ist Teil des FFH-Gebietes „Rheinfischschutzzonen zwischen Emmerich und Bad-Honnef“. Das Rheinufer angrenzend an die Altrheinmündung soll mittels Rückbau der Uferbefestigung und damit Initiierung einer eigendynami-schen Uferentwicklung revitalisiert werden. Damit wird zugleich eine Aufwertung des Flussabschnittes und der Mündungssituation erreicht. Die Maßnahme ergänzt das laufende Projekt der Stadt Düsseldorf und der Biologischen Station Haus Bürgel zur Öffnung des Sommerdeiches entlang des Urdenbacher Altrheins (zugleich Wiederherstellung eines leitbildtypischen Niederungsgewässers) ca. 2 km oberhalb der Altrhein-Mündung.

Nicht umsetzungsfähige Maßnahmenvorschläge

Umgestaltung des Rheinufers bei Eltville-Hattenheim: Zwischen Rhein-km 514,45 und 515,20 bei Eltville-Hattenheim soll das rechte Rheinufer auf einer Länge von ca. 750 m umgestaltet werden. Dem Ufer ist ein Längsleitwerk vorgelagert und die Landflächen sind in Eigentum des NABU Hessen. Auf Grundlage der Projektidee wurde eine Planskizze erstellt, die dem NABU Hessen und dem WSA Bingen vorgestellt wurde. Von Seiten des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen bestehen zunächst keine grundsätzlichen Bedenken, da aus Sicht der Wasserstraßenverwaltung die Fahrrinne nicht beeinträchtigt würde. Entsprechend hat sich das Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen am 9. November 2010 geäußert. Aus Gesprächen des NABU Hessen mit der Stadt Eltville war ein grundsätzliches Interesse an einer Ver-besserung für naturbezogene Erholung in dem Bereich bekannt. Problematisch bei der Umsetzung des Projektes ist die Absicht des Zweckverbandes Rheingau den Leinpfad zu einem asphaltierten Radweg auszubauen. Damit geht die Verlegung von Versorgungsleitungen (Gas) einher. Hierdurch würde der Leinpfad auf absehbare Zeit nicht verlegbar sein. Momentan befindet sich ein Teilstück des Leinpfades in Besitz des NABU e.V. Im Rahmen eines laufenden Flurbereinigungsverfahrens soll die Parzelle jedoch auf einen anderen Besitzer übergehen. Als mögliche Kooperationspartner kommen die Stadt Eltville und

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der NABU Hessen in Frage. Finanziert werden könnte die Maßnahme im Rahmen von Ausgleichsmaß-nahmen, allerdings ist eine kurzfristige Umsetzung unwahrscheinlich.

Möglichkeiten einer naturnäheren Gestaltung des Rheinufers an der Grünaue bei Hattenheim

3 Auswertung, Diskussion Die Ergebnisse des Projektes (Kapitel 2) werden im Folgenden im Hinblick auf das Spannungsfeld Natur-schutz, Erholung und Unterhaltung, ausgewertet und diskutiert Empfehlungen zu Konfliktmanagement und Unterhaltung abgegeben.

3.1 Ansatzpunkte / Ansätze

Im Zuge des Projektes kamen verschiedene Ansätze zur Anwendung, um in diesem Konfliktfeld zu We-gen und Lösungen für mehr Flussnatur zu kommen.

Der Ausbau der Wasserstraße und die damit verbundenen Befestigungen der Ufer stammen in wesentli-chen Teilen aus den ersten sieben Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts, zum Teil und in der Grund-struktur auch noch aus der zweiten Hälfte des vorletzten Jahrhunderts. Die wasserbauliche Praxis hat sich seitdem in vielen Details gewandelt. An vielen Stellen würden Uferbefestigungen und Verbauungen aus heutiger Sicht nicht mehr in dieser Form angelegt oder wären sogar vollständig zu erübrigen.

Andererseits gab es von Seiten der Wasserstraßenverwaltung, das heißt im Hinblick auf die Sicherung der Wasserstraße, bisher meist keinen Bedarf, aus heutiger Sicht überflüssige Verbauungen dann auch zu entfernen. Im Hinblick auf Revitalisierungsziele und flussökologische Ziele sind hier jedoch erhebliche Potenziale zu erwarten.

An dieser Stelle setzte das Vorläufer-Projekt „Revitalisierung degradierter Uferabschnitte des Rheins“ an. Es wurde gezielt nach Uferabschnitten gesucht, die aus wasserbaulicher Sicht heute zu erübrigen sind und die zugleich Potenziale im Hinblick auf die Ziele des Projektes hatten. Mit diesem Anliegen traf der NABU e.V. bei den Wasser- und Schifffahrtsämtern überwiegend auf offene Ohren. Zum Teil wurden gemeinsame Befahrungen durchgeführt, um entsprechende Uferabschnitte zu identifizieren, zum Teil wurden von Seiten des NABU e.V. Vorschläge gemacht, die dann vom WSA geprüft wurden. Auf diese Weise wurden sieben Uferabschnitte revitalisiert und für weitere 16 Maßnahmen in Form von Projektskiz-zen vorgeschlagen.

In den letzten Jahren ist eine Zunahme der Nachfrage der Bevölkerung nach Erholung am Fluss zu er-kennen, die einher geht mir dem gewachsenen Interesse von Kommunen an attraktiven Uferstränden. Zunehmend kommt es daher aus kommunaler Initiative zu Projektideen, mit Strandbädern und Freizeit-

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flächen die Rheinufer für die Erholung aufzuwerten. Im Rahmen des Projektes „Flussufer im urbanen Raum“ wurden daher gezielt Kommunen für die Entwicklung von Maßnahmenvorschlägen einbezogen, da sie häufig ein Eigeninteresses an Naturstränden für die ökologische Aufwertung von Schutzgebieten, aber auch an attraktiven Stränden für die Aufwertung der Erholungsnutzung haben. Darüber hinaus kön-nen Maßnahmen im Rahmen von Ausgleichmaßnahmen im Rahmen eines Ökokontos finanziert werden, für die die Kommunen zuständig sind.

Der größte Durchbruch für mehr Flussnatur kann die Aufgabenerweiterung der Wasser- Schifffahrtsver-waltung über den reinen Verkehrsbezug hinaus auch auf die aktive Erreichung ökologischer Zielstellun-gen bedeuten. Bis Herbst 2008 waren die Aufgaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung auf die Be-reitstellung einer leistungsfähigen Wasserstraßeninfrastruktur, Gewährleistung der Fahrrinnenbreite und –tiefe sowie der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs beschränkt. Mit den Erlassen WS 15/526/7.1 vom 01.12.2008 und WS14/5242.3/3 vom 10.02.2009 akzeptiert der Bund, dass die WSV als Eigentüme-rin der Bundeswasserstraßen für deren wasserwirtschaftliche Unterhaltung verantwortlich ist, soweit das Landesrecht nichts anderes vorsieht. Diese Aufgabe umfasst die Pflege und Entwicklung der Bundes-wasserstraßen und die explizite Ausrichtung der Unterhaltung an den Bewirtschaftungszielen der WRRL. Außerdem darf die WRRL-Zielerreichung nicht gefährdet werden und die Unterhaltung muss den Anfor-derungen der Maßnahmenprogramme nach WRRL entsprechen. Grenzen der Verantwortlichkeit sind Unterhaltungsmaßnahmen, die allein der Reinhaltung der Gewässer und dem Hochwasserschutz dienen und Ausbaumaßnahmen, die ausschließlich die Renaturierung oder Gewässerstrukturverbesserung be-zwecken. Seit dem 1.3.2010 ist die WSV gem. § 34 Abs. 3 Wasserhaushaltsgesetz darüber hinaus ver-pflichtet, die ökologische Durchgängigkeit an dem von ihr errichteten bzw. betriebenen Stauanlagen an Bundeswasserstraßen zu erhalten bzw. wiederherzustellen, wenn dies zur Erreichung der Ziele der WRRL erforderlich ist. Mit dem Erlass WS 2216.4/1 vom 03.03.2010 hat das BMVBS die Folgen für die WSV dargestellt. Für die Erreichung der ökologischen Durchgängigkeit an Bundeswasserstraßen hat die jeweils zuständige WSV-Behörde die erforderlichen Ressourcen (Personal- und Sachmittel) zur Verfü-gung zu stellen und die Erhaltung und Wiederherstellung der Durchgängigkeit und Verkehrssicherungs-pflicht stehen nun auf der gleichen Stufe.

Bereits im Vorläuferprojekt konnte im Abstimmungsprozess mit Vertretern der Wasser- und Schifffahrts-verwaltung eine gute Basis für die Umsetzung von Revitalisierungsmaßnahmen geschaffen werden. Al-lerdings konnten Kooperationen von Seiten der WSV selten öffentlich dargestellt werden, da gemäß dem Erlass WS 14/ WS 15/ 52.08.02-05 vom 11.12. 2007 eine ökologisch orientierte Gestaltung der Bundes-wasserstraße nur dann möglich war, wenn keine Mehrausgaben für den Bund entstehen und/oder weite-re verkehrsbezogene Nutzen (z.B. Kosteneinsparung durch verringerten Unterhaltungsaufwand) nach sich ziehen. Mit den neuen o.g. Erlassen hat die WSV nun die erforderliche rechtliche Absicherung erhal-ten, um sich aktiv für die Erreichung von ökologischen Zielen einzusetzen und die gute Kooperation mit Naturschutzakteuren wurde auf eine neue Basis gestellt. Die neusten Presseartikel in diesem Projekt (Anhang 2) bezeugen diese positiven Entwicklungen.

3.2 Konflikte und Potentiale

Durch die Zunahme an Freizeitaktivitäten im urbanen Raum entsteht ein erhöhter Freizeitdruck auf gut erreichbare Naturschutzgebiete und Vogelschutzgebiete mit attraktiver Ufersituation. Da das Umfeld des Rheins sehr dicht besiedelt ist, ist die Konfliktlage Erholung/Naturschutz im urbanen Raum besonders ausgeprägt und Konzepte und Lösungen sind besonders dringlich. Durch die hohe Bevölkerungsdichte kommt den Städten am Rhein aber auch eine große Bedeutung zu, diese Konfliktlage zu lösen. Die Alli-anz mit Kommunen und das Gewinnen von Naherholungssuchenden als Partner bietet die Chance, bis-her degradierte Uferbereiche im urbanen Raum durch eine Revitalisierung hinsichtlich des naturschutz-fachlichen Wertes und der Funktion für die Naherholung aufzuwerten.

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Im urbanen Raum gibt es zum Beispiel am Niederrhein einige Strandabschnitte, die naturnah aber auf-grund der starken Nutzung durch Erholungssuchende dennoch naturschutzfachlich wenig bedeutsam sind. An diesen stadtnahen „Erholungsufern“ treten immer wieder Konflikte im Hinblick auf Sicherheit und öffentliche Ordnung auf (z.B. Müll und Vandalismus). Aus der Bevölkerung besteht eine hohe Erwartung an die Kommune hinsichtlich der Unterhaltung und Pflege der Strandabschnitte. Da den Kommunen Kos-ten für die Müllentsorgung und Instandsetzung der Infrastruktur entstehen, wird häufig keine zusätzliche Bewerbung der Strände gewünscht. Daher konnten im Rahmen des Rheinstrandführers (Kapitel 4.1) nur fünf konkrete Rheinstrände am gesamten Rhein beworben werden, wovon drei in Großstädten liegen.

Grundsätzlich sind verschiedene Konflikte zwischen Naturschutz und Erholungsnutzung aufgetreten. An einzelnen Stellen am Niederrhein liegen lokale Erholungsschwerpunkte mit intensiver Strandnutzung unmittelbar in Naturschutzgebieten (z.B. Urdenbacher Kämpe / Monheim). An vielen Stellen strahlt die Strandnutzung in angrenzende, empfindliche Naturschutzgebiete aus. Im Strandbad Mannheim ist das Lagern am Ufer gestattet, aber einige Personen dringen in das benachbarte NSG „Bei der Silberpappel“ ein, obwohl das Betreten des Rheinstrandes dort nicht gestattet ist. Zum Teil werden dabei empfindliche Arten am Ufer (z.B. Wasservögel) gestört. Die Störungen strahlen aber auch ins Hinterland aus, in Berei-che, die nicht geschützt sind, aber schutzwürdige Arten beherbergen.

Trotz der teilweise intensiven Erholungsnutzung haben Uferflächen dann einen hohen naturschutzfachli-chen Wert, wenn wenig störungsempfindliche Arten vorkommen, die in den Roten Listen geführt werden. Am revitalisierten Ufer der Plittersdorfer Raukehle OR1 wurden wertgebende Laufkäferarten und die stark gefährdete Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus) erfasst. Laufkäfer sind gegenüber Störungen unempfindlich und können nur durch massiven Tritt geschädigt werden. In Anbetracht der natürlicherwei-se großen Individuenzahlen sind negative Auswirkungen aber in keinem bekannten Fall signifikant. Die Grüne Strandschrecke ist sehr mobil und gegenüber Störungen relativ unempfindlich, sofern sie nicht zu häufig auffliegen und dadurch viel Energie aufwenden muss.

In allen Fällen hat sich der naturschutzfachliche Wert durch die Revitalisierung des Ufers verbessert. Lediglich in Heidenfahrt ist die Strandnutzung so intensiv, dass die Biotopfunktion hinter den Möglichkei-ten zurückbleibt. Hier war allerdings das Ziel der Gesamtmaßnahme den Uferbereich für die Naherholung aufzuwerten.

In den meisten Fällen sind Verbesserungen der Lebensraumqualität insbesondere auch im aquatischen Teil der Maßnahme zu erwarten. In Duisburg-Beekerwerth NR8 war dieser Bereich Schwerpunkt der Umgestaltung von Buhnenfeldern und Flachwasserbereichen. Störungen durch Strandnutzung sind hier für wesentliche Teile der Lebensgemeinschaft wie etwa das Makrozoobenthos weitgehend irrelevant. Die Erfolgskontrolle zur Maßnahme in Beekerwerth ergab allerdings bisher weder im Hinblick auf die Fische noch im Hinblick auf das Makrozoobenthos signifikante Verbesserungen. Als Ursache für das Makrozoo-benthos wird das Fehlen von Quelllebensräumen im stark verbauten Duisburger Abschnitt in Verbindung mit einer extremen Präsenz invasiver Neozoen diskutiert. Zu den Fischen soll eine weitere Untersuchung zusätzliche Erkenntnisse liefern.

3.3 Lösungsmöglichkeiten

Keine oder geringe Konflikte zwischen Naturschutz und Erholung gibt es ausschließlich an Rheinuferstre-cken, die nur wenig von Erholungssuchenden frequentiert sind (Plittersdorfer Raukehle, Ballauf-Wilhelmswörth, Zonser Grind). Das neue Ufer ist an der Plittersdorfer Raukehle zwar attraktiv für die Er-holungsnutzung und wird gelegentlich durch Angler und Spaziergänger genutzt, die hier ihre Hunde ba-den lassen. Allerdings liegt die Strecke in Plittersdorf relativ weit von der nächsten Ortschaft entfernt und ist nur über für den Kfz-Verkehr gesperrte Wege zu erreichen. Aufgrund der geringen Nutzungsintensivi-tät und Fehlen störungsempfindlicher Arten (wie z.B. Wasservögel) kommt es zu keinen erheblichen Kon-

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Auenservice Informiert Angler am Rhein

flikten zwischen Naturschutz und Erholungsnutzung. Darüber hinaus wird die Nutzungsintensität am Ballauf durch die physischen Gegebenheiten verringert. Obwohl das neue Naturufer OR7 am Ballauf-Wilhelmswörth in einem Naturschutzgebiet liegt, gibt es kaum Konflikte zwischen Naturschutz und Erho-lung, da der Strand auf einer Insel liegt und aufgrund der starken Einströmung in den parallel verlaufen-den Altarm nicht gefahrlos zu erreichen ist.

Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte entlang des Rheins und zunehmenden Rheinstrandnutzung kommt es jedoch verbreitet zu Konflikten zwischen Erholungsnutzung und Naturschutz. Um diese zu lösen, kommt grundsätzlich ein segregativer, informativer oder integrativer Ansatz in Frage.

Beim segregativen Ansatz muss klar zwischen Stränden unterschieden werden, die vorwiegend der Naturentwicklung oder der Erholungsnutzung vorbehalten sind oder sein sollen.

Naturufer und Uferstrecken, für die Revitalisierungspotential besteht, liegen zu einem erheblichen Anteil in Schutzgebieten (NSG, FFH, VSG). Sie könnten durch Revitalisierungsmaßnahmen aufgewertet wer-den. Zur physischen Einschränkung der Erreichbarkeit von Naturstränden kommt hier die Anlage von Nebengerinnen, die Anbindung von Altarmen, die Initiierung von Uferabbrüchen oder die Aufhebung von Wegen in Frage. Bei unerwünschtem Zugang über angrenzende Grünlandflächen hat sich der Einsatz von Respekt einflößenden Weidetieren wie Hochlandrindern zur Besucherlenkung bewährt. Bei geeigne-ter Abgrenzung können auch die zu beruhigenden Uferabschnitte in die Weide der Tiere einbezogen und so nicht nur der Zugang sondern auch die Strandnutzung selber erschwert werden.

In städtischen Strandabschnitten mit dem Hauptziel Erholungsnutzung sind die Ordnungsämter bei Kon-flikten zwischen Erholungsnutzung und Sicherheit bzw. öffentlichen Ordnung zuständig.

In wenigen Fällen (Strandbad Ingelheim und Mannheim) liegen Strände, die hauptsächlich der Erho-lungsnutzung vorbehalten sind nahe bei Naturstränden in NSG. In Ingelheim wurden die Konflikte zwi-schen Erholung und Naturschutz durch Information und Besucherlenkung verringert (s.u.).

Anhand von konkreten Beispielen wird im Rheinstrandführer (Kapitel 4.1) aufgezeigt, wie und wo eine konfliktarme Erholungsnutzung stattfinden kann. In Abstimmung mit den zuständigen Akteuren hat sich gezeigt, dass die Naturschutzverwaltungen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz das Bewerben von Stränden generell nicht für sinnvoll halten, da fast alle Rheinstrände in Schutzgebieten liegen und nicht für die Freizeitnutzung freigegeben werden können. Die meisten Kommunen lehnen eine Bewer-bung der Strände ebenfalls ab, da sie eine Zunahme der Müllproblematik befürchten.

Konflikte zwischen Naturschutz und Erholung können auch durch Aufklärung und Lenkung in Form eines informativen Ansatzes verringert werden. Mit dem Auenservice hat das NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen ein Instrument geschaffen, um die Besucherlenkung und –aufklärung in den Naturschutzgebieten entlang des Rheins zwischen Mainz und Bingen zu ver-bessern. Ausgehend von der Situation, dass die verfügbare Freizeit der Bürger und der Erho-lungsdruck in weitgehend ausgeräumten Land-schaften wie Rheinhessen auf den Rhein und seine Ufer zunimmt, wurde das Konzept einer angeleiteten Gruppe Arbeitssuchender für die Besucherlenkung entwickelt.

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Es wurden sogenannte „Ranger“ ausgebildet, die folgende Aufgaben haben:

- Direkte Ansprache von Besuchern.

- Wartung und Schaffung von Infopfaden etc. über die Natur am Rheinufer.

- Ausstellungen, Kampagnen zum Thema Natur am Rheinufer.

Der Auenservice des NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen hat eine Informationsausstellung „Natur am Rheinufer“ erstellt. Diese wird durch eine kleine Informationsbroschüre und ein Naturposter begleitet. Hierdurch soll ein Bewusstsein für das Rheinufer als Lebensraum bedrohter Arten geschaffen werden.

Mit dem integrativen Ansatz wird versucht, in einem größeren Maßstab die wasserwirtschaftliche Unter-haltung, Maßnahmen zur Aufwertung der Schutzgebiete und Erholungsnutzung räumlich zu entflechten und Vorranggebiete zu definieren.

Für den Rheinabschnitt Mainz-Bingen wird vom NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen im Rahmen die-ses Projektes und bis Ende 2011 im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz ein integrierter Unterhal-tungsplan ausgearbeitet. Die wasserwirtschaftliche Unterhaltung des Rheinufers könnte zukünftig, da die Zuständigkeit nun vollständig beim Bund liegt, auch Maßnahmen zur Besucherlenkung umfassen. Ent-sprechende Vorschläge wie naturnahe Ufergestaltung mit Entwicklung von Ufergehölzen, Reduzierung von Rhein-km-Sichtzeichen und den damit verbunden Uferstörungen, Verlegung von Leinpfaden werden beispielhaft für den Rheinabschnitt Mainz-Bingen diskutiert.

3.4 Rolle der Kommunen

Erhebliche Anteile der Ufer des Rheins liegen in städtischen Räumen im Bereich der anliegenden Kom-munen. Diesen kommt damit grundsätzlich besondere Bedeutung für den Umgang mit dem Rheinufer bzw. dessen Gestaltung zu. Die Funktion des Rheins als Freiraum- („grüner Korridor“) und Naherho-lungsachse in den Ballungsräumen legt ein besonderes Interesse der Kommunen an der landschaftlichen Qualität und der Erholungseignung des Rheins nahe. Ein weiteres Interesse der Städte am Rheinufer ergibt sich aus der Zuständigkeit für die Naturschutzgebiete am Rhein. Im Gespräch mit den Kommunen wurde dies grundsätzlich bestätigt. Bemerkenswert ist jedoch, dass in städtischen Planungen und Kon-zepten die Ufer selber meist unberücksichtigt bleiben. Der Ausbauzustand der Ufer wird überwiegend als gegeben, im Hinblick auf die Bedürfnisse der Wasserstraße notwendig und einer Planung nicht zugäng-lich vorausgesetzt. Selbst Optimierungskonzepte für Auen-Naturschutzgebiete und Rheinufer sparen die Ufer selbst aus. So heißt es zum Beispiel im „Pflege- und Entwicklungskonzept für die Rheinufer …“ der STADT KÖLN (2004): Hochwasserschutzmaßnahmen (z.B. Deiche) sowie wasserbauliche Maßnahmen (z.B. Uferbefestigungen) sind in dem dicht besiedelten Raum des Planungsraumes als gegebene Restrik-

Plakat über Rheinufertiere informiert BürgerInnen

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tionen zu bewerten und können auch langfristig nicht als Gegenstand der Abwägung naturschutzfachli-cher Optimierungen betrachtet werden.“ Entsprechend bleiben in dem Konzept strukturverbessernde Maßnahmen völlig unberücksichtigt.

An allen drei Rheinabschnitten scheint auch die Entwicklung / Förderung flussorientierter, landschaftsge-bundener Erholung mittels Uferrevitalisierung kaum thematisiert und Potenziale am Rheinufer selten wahrgenommen zu werden. Nichtsdestotrotz waren die Kommunen grundsätzlich gegenüber der Aufwer-tung von Uferabschnitten aufgeschlossen und Ideen und konkrete Ansätze wurden durchweg begrüßt. Insbesondere die Optimierung von Naturschutzgebieten wurde in der Regel befürwortet, während eine Aufwertung für die Erholungsnutzung aufgrund von Sorgen vor Vandalismus und Müll eher kritisch be-wertet wird. Eine aktive Rolle für die Abstimmung und Umsetzung von Maßnahmen wird jedoch über-wiegend abgelehnt. Die Kommunen fühlen sich nicht zuständig. Meist wird auf die Umsetzung der Was-serrahmenrichtlinie verwiesen und die Zuständigkeit dafür ausschließlich bei den Ländern gesehen.

Dieser zurückgezogenen Haltung der Kommunen stehen real erhebliche Optimierungspotenziale für städ-tische Rheinufer sowie Einfluss- und Gestaltungspotenziale der Kommunen gegenüber. So unterbleiben derzeit zielführende Maßnahmen am Rhein zum Beispiel aufgrund von Eigentumsgrenzen, die als abso-lute Maßnahmengrenze wahrgenommen werden. In Duisburg konnten am Beispiel der verbauten Mün-dung des Baches Cuppengraben die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung und die Kommune zusammen-gebracht werden. Für die naturnahe Umgestaltung und Öffnung der Bachmündung ist eine Kooperation in Vorbereitung, in der die Kosten entsprechend der Grundstücksanteile geteilt und die Bauarbeiten vom WSA Duisburg-Rhein ausgeführt werden sollen. Seitens der Kommune kommt zum Beispiel der Einsatz von Ausgleichsgeldern in Frage.

Bei der Maßnahme „Uferrevitalisierung Rheinaue Friemersheim“ grenzt Grundbesitz der Stadt Duisburg an die Maßnahme auf WSV-Grund. Die dynamische Entwicklung des entsteinten Ufers steht seitens der WSV unter dem Vorbehalt der Haftung für Erosionsschäden an den angrenzenden Grundstücken. Hier wurden im Rahmen des Projektes Gespräche mit der Kommune mit dem Ziel aufgenommen, die Ufer-entwicklung auch auf dem städtischen Grundstück zuzulassen, Diese stünde in vollem Einklang mit den Schutz- und Entwicklungszielen des dortigen Auen-Naturschutzgebietes. Formal müsste die Stadt die WSV von Haftungsansprüchen freistellen. Auf diese Weise könnte die bisher absolute Grenze des WSV-Besitzes überwunden und der Weg für eine naturnahe, dynamische Uferentwicklung freigemacht werden – ein Lösungsansatz mit erheblichem Potenzial in den städtischen Räumen am Rhein.

3.5 Maßnahmen und Maßnahmenvorschläge

3.5.1 Rückbau nicht mehr benötigter Uferbefestigungen Vier umgesetzte Maßnahmen waren darauf ausgerichtet, bestehende Verbauungen zu entfernen und die weitere Gestaltung dem Rhein zu überlassen. Nachfolgende eigendynamische Entwicklungen im Uferbe-reich werden maßgeblich von Hochwasserereignissen angestoßen und geprägt. Zur Bewertung im Hin-blick auf die Naturschutzziele fand bei den realisierten Maßnahmen eine Erfolgskontrolle statt. Alle vier Strandabschnitte (OR6, OR7, IR2a, NR5) wurden zunächst durch den Rückbau nicht mehr benötigter Uferbefestigungen aus Naturschutzsicht aufgewertet (Kapitel 2.2). Bei NR5 zeigt sich jedoch bald, dass unter der entfernten Basaltblockschüttung wiederum Hochofenschlacke als weitere Befestigungslage vorhanden ist. Im Zuge der einsetzenden Erosion des Ufers wurde anstatt der erhofften naturnahen Ufer-struktur diese unterlagernde Schlacke wieder herauspräpariert. Von einer Fortführung der Maßnahme wurde deshalb einvernehmlich abgesehen.

Am Oberrhein wurden alle Maßnahmenvorschläge aus dem Vorläuferprojekt „Revitalisierung degradierte Uferabschnitte des Rheins“ in den Bewirtschaftungsplan Bearbeitungsgebiet Oberrhein (Baden-

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Württemberg) gemäß EG-Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG) aufgenommen mit dem Zusatz „unter Gewährleistung der Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs“.

Als günstige Voraussetzungen für den Rückbau von Uferbefestigungen haben sich folgende Faktoren herausgestellt:

- Lage im Gleituferbereich

- Vorrang für den Naturschutz

- Keine Schutzgüter im direkten Hinterland (z.B. Leinpfad, Leitungen, Brunnengalerien)

- Keine Anlandungen in der Schifffahrtrinne

Größere Hochwasser gab es seit Umsetzung der Entsteinungsmaßnahmen nur am Oberrhein. Bei der Maßnahme OR7 hat das erste Hochwasser eine eindrucksvolle Entwicklung ausgelöst. Die nach Entfer-nung der Steinschüttung verbliebene, steile Uferböschung ist mehrere Meter verlegt. Davor hat sich ein flaches Kies- und Sandufer mit anschließenden Steiluferabschnitten ausgebildet. Das Beispiel OR7 illus-triert eindrucksvoll das Potenzial, dass durch den reinen Abtrag der Uferbefestigung ohne weitere Gestal-tungsmaßnahmen freigesetzt werden kann (siehe nachfolgende Fotoserie). Die dort angestoßenen ei-gendynamischen Prozesse führen zu Stadien und Strukturen, die am natürlichen Fluss verbreitet waren und heute weitgehend fehlen. Mittlerweile lässt sich dort sogar eine Verjüngung mit Silberweiden und Pappeln feststellen.

Befestigtes Ufer OR7 am 16.10.2003 Revitalisiertes Ufer OR7 am 17.6.2005

Revitalisiertes Ufer OR7 am 10.4.2007 Revitalisiertes Ufer OR7 am 22.9.2010

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Trotz der aus Naturschutzsicht bedeutsamen Uferumgestaltung sind die Sedimentmengen, die dadurch vom Rhein erodiert wurden, im Vergleich zu den natürlichen Geschiebemengen gering. Daher sind nega-tive Auswirkungen für die Schifffahrt bei OR6 und OR7 bisher nicht zu erkennen.

Nennenswerte Umlagerungen gab es seit dem ersten Hochwasser bei OR6 und OR7 nicht mehr. Da seit Umsetzung der Maßnahmen kein Hochwasser mit einer Jährlichkeit > 2 aufgetreten ist, können im juristi-schen Kontext der erteilten SSG leider weiterhin negative Auswirkungen auf die Schifffahrt nicht vollstän-dig ausgeschlossen werden. Das WSA Mannheim will die Auswirkungen eines solchen Hochwassers (HSW II) abwarten, um eine abschließende Bewertung der Entsteinungsmaßnahmen abzugeben.

Im Rahmen dieses Projektes wurden 16 weitere Maßnahmenvorschläge in Abstimmung mit den Kommu-nen erarbeitet und mit den zuständigen Wasser- und Schifffahrtsämtern in Form von Steckbriefen abge-stimmt (Anhang 1).

Der Rückbau von Uferbefestigungen (Schüttsteine, Ufermauern) wurde für folgende Strecken für eine Aufwertung der Ufer auf einer Länge von insgesamt 7.300 Metern vorgeschlagen

- Mainz-Laubenheim (1.000 m Uferlänge)

- Eltville-Hattenheim (750 m Uferlänge)

- Rheinufer östlich Strandbad Ingelheim (250 m Uferlänge)

- Zündorfer Groov (1.300 m Uferlänge)

- Neusser Rheinwiesen (1.300 m Uferlänge)

- Mündung Altrhein Urdenbacher Kämpe

- Friemersheimer Aue (bis zu 2500 m Uferlänge)*

- Schreckling / Moerser Grinden (200 m Uferlänge)**

* In der Friemersheimer Aue wurde durch das WSA Duisburg-Rhein auf einem Probeabschnitt von etwa 50 m Länge bereits die Verbauung entfernt, um die weitere Entwicklung genau zu beobachten und falls keine negativen Auswirkungen auf die Nachbargrundstücke der Stadt Duisburg festzustellen sind, ggf. weitere Steine abzubauen.

** In den Moerser Grinden wurden vom WSA Duisburg-Rhein ebenfalls die Basaltblöcke bereits entfernt.

3.5.2 Naturnahe Gestaltung von Rheinufern Nicht bei allen Modellprojekten im Vorläuferprojekt konnte die Uferbefestigung vollständig entfernt werden (OR1, NR5).

Um die Ausbildung eines naturnahen Kiesufers zu ermöglichen und dennoch der eigendynamischen Entwicklung Grenzen zu setzen, die zur Sicherung der Wasserstraße erforderlich waren, wurde an der Plittersdorfer Raukehle OR1 auf Anforderung des WSA Freiburg eine Grundsicherung eingebaut. Zu-nächst wurde der Leinpfad verlegt und das Uferprofil abgeflacht. Das ursprüngliche Deckwerk wurde aufgenommen, das Ufer abgeflacht und mit den entnommenen Wasserbausteinen sowie Steinen der Klasse CP 63/180 (nach TLW 2003) als Grundsicherung eingebaut. Dieses wurde anschließend wieder mit dem Ufersubstrat Kiessand überdeckt (Abbildung 2). Auf diese Weise sollen Erosion und Auskolkun-gen vermieden und dennoch natürliche Sedimentdynamik ermöglicht werden.

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Abbildung 2: Schema zum Einbau einer Grundsicherung an der Plittersdorfer Raukehle OR1

Einbau der Grundsicherung an der Plittersdorfer Raukehle OR1

Da an der Plittersdorfer Raukehle von vorneherein ein naturnahes, ausreichend flaches Uferprofil ge-schaffen wurde, sind entsprechend weniger dynamische Veränderungen zu beobachten. Es hat sich schnell ein naturnahes Ufer eingestellt, in dem in den letzten 3 Jahren lediglich die feinen Substrate der aufgebrachten Deckschicht zunehmend ausgespült wurden, so dass Kies und Sand zurück blieben. Die bei OR1 eingebaute Grundsicherung ist bisher trotz dem Auftreten eines 10 jährlichen Hochwassers au-ßer in den unmittelbaren Übergangsbereichen zwischen dem neuen flachen und dem alten steilen Ufer nicht freigespült worden. Daher wäre in Zukunft möglicherweise eine solche Sicherung nur in diesen

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Übergangsbereichen zu fordern (WSA Freiburg, mdl, 2009). Dadurch würden die sehr hohen Baukosten von ca. 1.100 Euro/Meter auf ein weniger als die Hälfte gesenkt.

Bei Duisburg-Rheinhausen NR5 sollte die Uferbefestigung aus Schlacke rückgebaut werden. Sie erwies sich als belastet, so dass ein Rückbau im Rahmen des Projektes nicht zu finanzieren war. Versuchsweise wurde stattdessen die vorhandene Schlackebefestigung vom WSA Duisburg-Rhein Kies auf etwa 700 m Uferlänge mit Kies aus nahe gelegenen Strombaggerungen überschüttet. Dadurch entstand zunächst ein naturnaher Aspekt. Die Überschüttung wurde im Laufe der folgenden Jahre bei Hochwasser in Teilen wieder abgetragen, blieb aber auf größeren zusammenhängenden Teilflächen auch erhalten. Die Maß-nahme muss damit als nur teilweise zielführend bewertet werden. Ein größeres Hochwasser hat zudem seit Umsetzung der Maßnahme nicht stattgefunden, so dass die weitere Entwicklung abzuwarten bleibt.

Für zwei weitere Strecken wurden Maßnahmenvorschläge in Abstimmung mit den Kommunen und der WSV ausgearbeitet und als umsetzungsfähig eingestuft.

In Steinmauern könnte das rechte Ufer der Murg im Mündungsbereich und das rechte Rheinufer zwi-schen Rhein-km 344,50 – 344,60 naturnah umgestaltet werden. Dazu würden oberhalb der bestehenden Uferbefestigung das Rheinufer zwischen Rhein-km 344,50 und 344,60 abgeflacht, lose Blocksteine ent-fernt und das abgeflachte Ufer inkl. der bestehenden Pflasterung mit Kiessand überschüttet werden. Für Rhein-km 401,50 – 401,90 auf Gemarkung Hockenheim begrüßt das WSA Mannheim eine naturnahe Umgestaltung des rechten Ufer naturnah mit Einbau einer Grundsicherung.

In einer Teststrecke der Bundesanstalten für Gewässerkunde und Wasserbau sollen zwischen Rhein-km 440,60 – 441,60 bei Worms am rechten Ufer 2011 verschiedene alternative biologisch-technische Ufersi-cherungen getestet werden. Die faunistische Voruntersuchung durch das Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz ergab eine sehr geringe Wertigkeit des Ufers bezüglich der Indikatorgruppen Laufkäfer, Webspinnen und Vögel. Nach der Umsetzung ist eine Erfolgskontrolle geplant.

3.5.3 Ökologische Aufwertung von Leitwerken Mit der Umgestaltung von Leitwerken und Buhnenfeldern zur Schaffung von Strömungs- und Substrat-vielfalt, zur Initiierung von Inselbildungen und zur Anlage von Seitenrinnen wurden im Rahmen der Pla-nungsprojekte im Vorläuferprojekt einige weitere Konzepte zur ökologischen Umgestaltung von Strom-bauelementen ausgearbeitet. In diesem Ansatz wird ein erhebliches Potenzial für ökologische Verbesse-rungen an der Wasserstraße gesehen.

Die Maßnahme Beekerwerth NR8 wurde bereits im Projekt „Revitalisierung degradierter Rheinufer“ um-gesetzt. Der „Haken“ an der neu entstandenen Hakenbuhne soll den Einfluss von Wellenschlag, Sog und Schwall vermindern und so, ähnlich wir die Schlitzung des Parallelwerkes, die Ausbildung ökologisch hochwertiger Flachwasserbereiche mit Stromanbindung ermöglichen.

Bereits wenige Wochen nach Abschluss der Arbeiten waren erste Erfolge nachweisbar: Ein Fischökologe wies im Juni 2005 zahlreiche Barbenlarven in den neuen wellengeschützten Flachwasserzonen nach.

Zur Erfolgskontrolle wurde neben Strukturkartierungen insbesondere eine Untersuchung zur Fischfauna durchgeführt. Sie kommt zu folgendem Ergebnis: „Die an der Buhnengruppe bei Duisburg-Beekerwerth durchgeführten Umgestaltungen entsprechen sehr weitgehend den auf der Grundlage umfangreicher Untersuchungen zum Jungfischaufkommen im Rheinstrom gemachten Empfehlungen zur Verbesserung der Habitatbedingungen (STAAS 1997). Im Rahmen der als Erfolgskontrolle durchgeführten Untersuchung konnten im Jahr 2007 jedoch kaum signifikante Unterschiede zwischen den Jungfischzönosen im Umge-staltungsbereich und in einem vergleichend untersuchten Referenzbereich nachgewiesen werden.“ Als

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möglicherweise ursächlich dafür werden die ungewöhnlichen Ganglinien der Temperatur und des Abflus-ses während der Hauptlaichzeit angeführt. Eine fundierte Bewertung der Maßnahme setzt somit ein mehrjähriges Monitoring voraus. Eine erneute Erfassung der fischfaunistischen Bedeutung ist für 2011 vorgesehen.

Bei den kleineren Flachwasserzonen deutet das Ausmaß der bei Schiffspassagen zu beobachtenden Ein- und Ausströmung sowie der entsprechenden Schwankungen des Wasserstandes darauf hin, dass die Relation der Weite der Schlitz zur Größe bzw. dem Volumen der angebundenen Flachwasserzone noch optimierbar ist. Hier sollten die Schlitze zum Beispiel im Zuge späterer Unterhaltungsmaßnahmen noch weiter eingeengt werden.

Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Universität Köln wurde im Sommer 2008 das Makrozoobenthos in den neuen Uferstrukturen untersucht und mit einem unveränderten Referenzabschnitt vergleichen (GIES 2008). Zwar wurden im Bereich der Hakenbuhne erhöhte Abundanzen und Artenzahlen sowie eine Ver-schiebung in der Verteilung der Ernährungstypen festgestellt; diese führen jedoch nicht zu einer Verbes-serung der ökologischen Zustandsbewertung nach dem System PERLODES. Als relevante Faktoren für diesen Befund sind zu diskutieren: die geringe Zeitspanne seit Umsetzung der Maßnahme (4 Jahre), der geringe Gesamtumfang der morphologischen Anreicherung, die stark eingeschränkte Verfügbarkeit von Quellgebieten für die Wiedereinwanderung von Arten, die hohe Dominanz invasiver Neozoen und die meist nur langsame Ausbreitung indigener Arten im Rhein.

Die weitere Entwicklung sollte unter anderem im Hinblick auf die oben genannten Faktoren mittelfristig weiter dokumentiert und analysiert werden.

Im Zuge des Projektes „Flussufer im urbanen Raum“ wurden weitere Maßnahmenvorschläge zu dieser Thematik ausgearbeitet und vorabgestimmt:

- Köln-Westhoven (Rhein-km 681,6 – 681,8, rechtes Ufer)

- Köln-Flittard (Rhein-km 695 – 696,2 rechtes Ufer)

3.6 Empfehlungen für die Unterhaltung Bei verschiedenen Modellvorhaben stellte sich die Frage nach der Regelung der weiteren Unterhaltung der Uferabschnitte nach erfolgter Revitalisierung. Da die Zuständigkeit für die laufende, verkehrlich be-dingte Unterhaltung grundsätzlich bei der WSV liegt, konnte bisher Mehraufwand, der gegebenenfalls in Folge der Maßnahme entstanden ist, nicht übernommen werden. Durch die Eigentümerverpflichtung des WSV sollten in Zukunft auch Mehrkosten übernommen werden können, sofern dadurch die Erreichung der Ziele der WRRL gewährleistet wird und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit der Bundeswasserstraße erhalten bleibt.

Mehrkosten für die WSV müssen aber nicht zwangsläufig entstehen. An der Plittersdorfer Raukehle OR1 muss zwar durch die naturnahe Umgestaltung des Ufers vermehrt angespültes Totholz entfernt werden, das sich im flachen Ufer aufgrund der geringen Strömungsgeschwindigkeiten ablagert, dafür konnte aber bisher auf das regelmäßige Mähen des Ufer verzichtet werden.

Hohe Kosten für die Unterhaltung der Bundeswasserstraßen entstehen der WSV durch die Aufrechterhal-tung des Leinpfades als Wirtschaftsweg. Es wäre zu überlegen, ob es nicht ausreicht, wenn jeweils ein Hektometerstein auf einer Rheinseite vorgehalten wird oder aufgrund der Ausstattung der Schiffe mit Navigationssystemen vollständig zu erübrigen wären. Am Oberrhein gibt es durch eine Vielzahl von Altrheinen, die unterstromig an den Rhein abgebunden sind, immer wieder „Insellagen“ oder „Halbinseln“, die in erster Linie wegen der Gewässerunterhaltung auf dem Leinpfad erschlossen sind. Hier besteht mit der abschnittsweisen Aufgabe oder Verkürzung des Leinpfads ein ökologisch bedeutsames Rekultivie-rungspotenzial.

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Bei Havarien erfolgen die Rettung der Schiffsbesatzung und das Löschen von brennenden Schiffen in der Regel vom Schiff aus. Daher wurde die Feuerwehr, die z.B. für den Nationalpark Donauauen unterhalb von Wien zuständig ist, mit entsprechenden Schiffen ausgestattet. Im Gegenzug konnte zumindest ein-seitig auf Hektometermarkierungen verzichtet und das Ufer der eigendynamischen Entwicklung überlas-sen werden.

Stellenweise findet der Rückbau von nicht mehr benötigter Uferbefestigung durch die WSV bereits statt, um sie an anderer Stelle einzubauen. Auch wenn dadurch Mehrkosten gegenüber dem Neukauf von Wasserbausteinen entstehen, ist dies aus Naturschutzsicht für längere Rheinabschnitte zu fordern.

In der Bundesanstalt für Wasserbau wird mit Schiffssimulationen der Raumbedarf von Schiffen ermittelt. Die entsprechende Schiffstechnik sollte mit dem Ziel weiter verbessert werden, den Wellenschlag zu reduzieren. Darüber hinaus sollten die Steuerungssysteme weiterentwickelt, um den Raumbedarf zu re-duzieren und flexibler mit flussdynamischen Vorgängen umgehen zu können.

Stehendes oder liegendes Totholz am Ufer besitzt eine hohe Funktion für eine spezifische Fauna (z.B. totholzbewohnende Käfer, Spechte) und schafft ein Mosaik aus verschiedenen Substraten. Diese dürfen jedoch nicht in die Fahrrinne gelangen und werden daher vom zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt entfernt. Zunächst wäre zu ermitteln, ob die Antriebs-systeme der Schiffe nicht vor Treibgut geschützt wer-den könnten. Falls dies nicht der Fall ist, können ab-gestorbene Bäume mit Kabeln fixiert und in der Bö-schung verankert werden, damit sie nicht in die Fahr-rinne gelangen.

3.7 Verfahrens- und Verwaltungsaspekte

Im Zuge der Genehmigung für OR6 und OR7 forderte das WSA eine zeitlich unbegrenzte, jährliche Auf-nahme von Profilen im Abstand von 50 m mittels Echolot, um mögliche Veränderungen der Sohle und Ufer infolge der Maßnahme zu dokumentieren. Für die beiden Modellvorhaben gab es die Option, nach drei Jahren einen Antrag auf Einstellung der Messungen zu stellen. Da kein ausreichend großes Hoch-wasser seither abgelaufen ist, konnte bisher nicht ermittelt werden, ob im juristischen Kontext der erteil-ten ssG nicht doch noch negative Auswirkungen auf die Schifffahrt erfolgen könnten. Im Projektbeirat herrschte die übereinstimmende Meinung, dass Nachuntersuchungen nach einem größeren Hochwasser durchgeführt werden sollen. Daher soll die Forderung nicht aufgehoben werden und das WSA Mannheim wird die Auswirkungen eines HSW II auf das Ufer und die Schifffahrtsrinne abwarten, um ein abschlie-ßende wasserwirtschaftliche Einschätzung abzugeben.

Die Haftung der WSV für Schäden an angrenzenden Grundstücken ist eine der bedeutendsten Hürden für Uferrevitalisierungsmaßnahmen am Rhein. Ankauf von entsprechenden Grundstücken oder Vereinba-rungen mit Eigentümern wie zum Beispiel der öffentlichen Hand sind hier ein wichtiger Ansatz, um im konkreten Fall Handlungsspielräume zu eröffnen. Bei der Maßnahme Rheinaue Friemersheim wird bei-spielhaft angestrebt, dass die Kommune als Eigentümer mögliche Erosion toleriert und die WSV entspre-chend von der Haftung freistellt. Bei den betroffenen Grundstücken handelt es sich um Grünland im Na-turschutzgebiet, dass mit entsprechenden Auflagen entsprechend der Schutzziele bewirtschaftet wird. Ein naturnaher, dynamischer Anschluss an den Rhein entspricht den Entwicklungszielen des Auenschutzge-

Stehendes und liegendes Totholz am Ufer der Reißinsel

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Liegeplatz von Schubleichter bei Duisburg Neuenkamp

bietes. Die Verhandlungen konnten nicht innerhalb der Projektlaufzeit abgeschlossen werden. Das Vor-haben wird von der örtlichen Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet in Kooperation mit der WSV und der Stadt Duisburg weiter betrieben.

3.8 Ausschlusskriterien für Maßnahmen am Rheinufer

Nicht immer sind die Voraussetzungen günstig, um am Rhein eine naturnähere Situation am Rhein zu schaffen. Daran scheiterten konkrete Maßnahmenvorschläge:

1. Belange Wasserstraße

- Ufersicherung / Haftung für angrenzende Grund-stücke

- Liegeplatz von Schubleichtern (Rangierbetrieb)

- Bestehende Aufweitungen des Flussschlauchs durch Hafeneinfahrten (z.B. Lauterburg, Germersheim)

- Geomorphologische Gegebenheiten, z.B. Hoch-wasserdeich direkt am Ufer und keine Anlandungen (Rheinpark Karlsruhe)

2. Belange Naturschutz

- Uferbereiche in Naturschutzgebieten zwischen Mainz und Bingen, Ablehnung einer Entsteinung, weil eine erhebliche Zunahme der Erholung befürchtet wird.

- Vorkommen von Unio crassus (Düsseldorf-Stockum)

3. Belange Kommunen

- Nutzung der ufernahen Flächen (Großveranstaltungen Köln - Deutzer Wiesen)

4. Sonstige

- Wassergewinnung / Brunnengale-rien

- Infrastruktur: Querende Leitungen

Hochwasserdeich bei Karlsruhe-Maxau liegt direkt am Ufer

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Rheinstrandführer

4 Kommunikation

4.1 Rheinstrandführer

Der seit November 2010 vorliegende "Rheinstrandführer" ver-sucht die Anwohner für den Lebensraum Fluss, seine Erho-lungsmöglichkeiten und Konfliktpotentiale zu sensibilisieren, aber auch konkrete Uferabschnitte für die konfliktarme Erho-lungsnutzung aufzuzeigen. Er gliedert sich in drei Teile. All-gemeine Informationen zur Geschichte des Rheins und insbe-sondere der Veränderung der Ufer werden im ersten Teil dar-gestellt. Der zweite Teil zeigt, was am Rheinstrand zu finden ist und worauf beim Naturerlebnis geachtet werden sollte. Im dritten Teil werden konkrete Stellen benannt, an denen mehr Flussnatur geschaffen wurde und wo eine konfliktarme Nut-zung der Ufer möglich ist. Für Rheinabschnitte, für die keine konkreten Stellen benannt werden können, werden Gründe und Ansätze für die Lösung der Konflikte dargestellt.

Die Erstellung und das Verteilen des Rheinstrandführers wur-den projektintern und im Projektbeirat kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite wird die Notwendigkeit gesehen, auf die gute Gewässerqualität hinzuweisen (s.u.) und die Bevölkerung aufzurufen, an geeigneten Strandabschnitten die Strandquali-tät zu testen und ihren Fluss neu zu erleben. Gerade ein posi-tiver Zugang zum Fluss kann die Menschen bewegen, sich für mehr Flussnatur einzusetzen. Auf der anderen Seite ist das

Baden im Rhein gefährlich und gefährliche Strömungen sind eine Gefahr selbst für geübte Schwimmer. Außerdem ist der Rhein eine ausgewiesene Bundeswasserstraße mit erheblichem Schifffahrtsaufkom-men der Berufs- und Freizeitschifffahrt, deren Geschwindigkeit schlecht eingeschätzt werden kann.

Die Wasserqualität des Rheins ist aufgrund des Baus vieler Kläranlagen und strengen Vorschriften für die Abwassereinleitung heute wieder so gut, dass der Rhein tageweise Badequalität besitzt. Allerdings schwankt die Wasserqualität stark und bei starken Regen kann es bei Mischkanalisation zum „Überlau-fen“ von Kläranlagen kommen. Das Abwasser gelangt dann ungereinigt in den Rhein und kann trotz der großen Verdüngung bei Verschlucken zur Magen- und Darmerkrankungen führen.

Bei der Suche nach geeigneten Strandabschnitten zeigte sich, dass die Naturschutzverwaltungen von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg in der Regel eine Bewerbung von Stränden nicht für sinnvoll hält, da fast alle Naturstrände in Schutzgebieten liegen und nicht für die Erholungsnutzung freigegeben werden können. Um Konflikte zwischen Naturschutz und Erholungsnutzung zu verringern, ist es notwen-dig weitere Naturstrände auch außerhalb von Schutzgebieten zu schaffen und dadurch Alternativen an-zubieten. Dies sollte flankiert werden durch ein entsprechendes Besucherlenkungskonzept, wie es derzeit vom NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen erstellt wird.

Mithilfe von Plakaten, Ausstellungen und Broschüren zum Rhein und seinen Ufern wird die breite Öffent-lichkeit durch das NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen erreicht und über Konflikte aufgeklärt, aber auch zur Naturbeobachtung ermutigt.

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4.2 Dokumentation von Fallbeispielen

Ursprünglich war geplant, innerhalb der Dokumentation von „Best practise“-Beispielen Erfolgsfaktoren für die Umsetzung von Revitalisierungsmaßnahmen am Rheinufer zu nennen. Dazu hätten viele verschiede-ne Revitalisierungsprojekte herangezogen werden sollen, um die „bestmögliche Praxis“ zu benennen. Im Rahmen einer Umfrage bei Direktionen und Ämtern des WSV im Rahmen des FuE-Projektes „Alternative technisch-biologische Ufersicherungen an Binnenwasserstraßen“ des Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) und Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) wurden außer den im Rahmen des Vorläuferprojek-tes „Revitalisierung degradierter Abschnitte des Rheins“ umgesetzten Maßnahmen nur der Umbau des Parallelwerk Walsum-Stapp benannt, der der Aufwertung von Uferabschnitten dient. Daher werden nur „eigene“ Maßnahmen in Form von Steckbriefen analysiert und bewertet und nur als Fallbeispiele und nicht als bestmögliche Praxis bezeichnet.

Grundsätzlich muss jede Revitalisierung und jeder Revitalisierungsvorschlag aufgrund seiner Lage im Rheinsystem und Schutzgebieten sowie spezifischen Erholungsdruck einzelfallbezogen betrachtet wer-den. Ergebnisse, die in einem Projekt gewonnen wurden, sind nicht unbedingt auf andere Fälle übertrag-bar, Einige Faktoren sind den verschiedenen Beispielen gemeinsam und können daher im Folgenden dargestellt werden. Die ausführliche Beschreibung der Fallbeispiele findet sich im Anhang 1.

Der wichtigste Erfolgsfaktor liegt in der zunehmenden Kooperation zwischen Akteuren der WSV und des NABU e.V. Während in der Vergangenheit hohe Auflagen für die Umsetzung von Maßnahmen gestellt wurden, wird nun aufgrund der geänderten Rechtslage die WSV selbst aktiv und sucht die Kooperation mit Verbänden. Beispielsweise wurden Vertreter der Länder und Verbände zu einer Infoveranstaltung des BMVBS am 17/18. Mai 2010 eingeladen, um sich über die gemeinsame Herausforderung „Umsetzung der WRRL an Bundeswasserstraßen“ auszutauschen.

Die rechtliche Vorgabe, gemäß der WRRL auch an dem erheblich veränderten Gewässer Rhein bis 2015 das gute ökologische Potenzial herzustellen, bietet die politische und rechtliche Vorgabe im Hintergrund, Revitalisierungsmaßnahmen befördern. Vorschläge aus dem Projekt finden sich zwar in den Bewirtschaf-tungsplänen gemäß der WRRL, allerdings lag bis zur Novellierung des Wasserhaushaltsgesetzes im März 2010 die Umsetzung ausschließlich bei den Ländern. Bisher konnten lediglich teilweise sehr teure Pilotprojekte umgesetzt werden, die eine ökologische Aufwertung der Ufer zum Ziel hatten. Für eine flä-chige Umsetzung muss die Einbindung ökologischer Zielstellung bei verkehrsbezogenen Baumaßnah-men erfolgen (z.B. Leitwerk & Buhnenumbau bei Duisburg-Beekerwerth NR8).

Ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Umsetzung von Revitalisierungsmaßnahmen ist die Verfügbar-keit von Haushalts- und Stiftungsmitteln. Diese wurden für die Umsetzung von Pilotprojekten eingesetzt, reichen jedoch bei weitem nicht für die Umsetzung auf einer Länge von 800 km aus, wie sie im Pro-gramm „Rhein 2020 – Programm zur nachhaltigen Entwicklung des Rheins“ der Internationalen Kommis-sion zum Schutz des Rheins (IKSR) aufgeführt ist. Dies kann nur durch eine Berücksichtigung von ökolo-gischen Zielen im Rahmen der wasserwirtschaftlichen Unterhaltung der Bundeswasserstraße erreicht werden.

Als erfolgreich haben sich Maßnahmen zur Besucherlenkung mit Infotafeln, Barrieren mit einfachem Zaun und eine kontinuierliche Betreuung des Gebietes durch den Auenservice des NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen erwiesen.

„Last but not least“ wurden die Erfolge des Projektes und die gute Kooperation zwischen Akteuren der WSV in vielen Presseartikeln dargestellt (Anhang 2).

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4.3 Weitere Kommunikation

Um die Ergebnisse der umgesetzten Maßnahmen darzustellen und neue Maßnahmenvorschläge abzu-stimmen, wurden weitere Kommunikationsformen genutzt.

Projektbegleitende Arbeitsgruppen / Arbeitskreise Über das Projekt „Flussufer im urbanen“ Raum hinausgehend ist das NABU-Naturschutzzentrum Rhein-auen mit der Erstellung eines leitbildorientierten Entwicklungskonzeptes für die Rheinauen zwischen Mainz und Bingen beauftragt worden. Im Rahmen der Konzepterstellung wird ein intensiver Kommunika-tionsprozess mit fünf Kommunen, der oberen und unteren Naturschutzbehörde, dem Wasser- und Schiff-fahrtsamt Bingen und der oberen Wasserwirtschaftsbehörde betrieben. Diese Kommunikation ist als fort-dauernder Prozess der Vertrauensbildung zwischen den Akteuren unerlässlich.

Expertengespräche In der Konzeptionsphase wurden die Maßnahmenvorschläge für konkrete Uferabschnitte am Niederrhein in Fachgesprächen mit Akteuren vor Ort als Experten „ihres“ Rheinabschnittes in unterschiedlicher Zu-sammensetzung diskutiert und abgestimmt. Zu den konsultierten Gruppen und Einrichtungen gehörten die regionalen Gliederungen der Naturschutzverbände, Biologische Stationen, Vertreter der Unteren Landschaftsbehörden und natürlich der Kommunen und der WSV.

Um die Auswirkungen der Maßnahmen am Oberrhein für die Schifffahrt zu diskutieren, wurden die Er-gebnisse am 22. Juli 2008 in der BAW und bei einer gemeinsamen Bereisung der WSV-Arbeitsgruppe „Alternative Ufersicherungen“ am 4. Dezember 2008 besichtigt und diskutiert. Im gesamten Projektverlauf wurden die zusammen mit Vertretern der BfG und BAW intensiv analysiert und bewertet.

Bürgerbeteiligung / Planungswerkstätten Die Planungen im Bereich des Rheinufers in Ingelheim werden im Rahmen von Planungswerkstätten mit BürgerInnen diskutiert. Hierdurch wird die Akzeptanz z.B. für Maßnahmen der Besucherlenkung vor Ort gesteigert.

Bereisungen Projektintern wurden die umgesetzten Modellprojekte am 1./2. September 2008 bereist und die Erfolge diskutiert.

Um Inspirationen für eigene Projekte zu erhal-ten und die Übertragbarkeit auf das Flusssys-tem Rhein zu diskutieren, wurde am 10./11.September 2009 eine zweitägige Ex-kursion in den Nationalpark Donauauen durch-geführt. Mit dabei waren Vertreter der WSV, den Bundesministerien für Verkehr, Bauen und Stadtentwicklung sowie Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, der Bundesanstalten für Wasserbau und Gewässerkunde sowie der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheines. Vor Ort wurden das Gewässervernet-zungsprojekt bei Schönau und der Rückbau der Uferbefestigung bei Hainburg besichtigt Exkursionsgruppe in Hainburg am 19.9.2009

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und das Flussbauliche Gesamtprojekt Donau östlich von Wien diskutiert (z.B. Sohlstabilisierungskonzept, stellenweiser Rückbau des Leinpfades, Treibholz). Ein stichpunktartiger nicht abgestimmter Reisebericht findet sich in Anlage 6.

Neue Netzwerke Neben den dargestellten Arbeiten und Ergebnissen innerhalb des Projektes ist an allen Rheinabschnitten in der Folge der Projektaktivitäten des e.V. eine Zunahme an Informationsaustausch und Kommunikation zwischen dem Naturschutzverband und den involvierten Institutionen und Personen auch außerhalb der Projektinhalte festzustellen. Vor dem Hintergrund der laufenden Projekte konnte der NABU e.V. als Initia-tor und koordinierende Kraft außerhalb der Verwaltungsstrukturen auch über das eigentliche Projekt hin-aus dazu beitragen, zielführende Prozesse und Maßnahmen am Rhein zu initiieren. So wurden die betei-ligten drei NABU-Büros vermehrt um Einschätzungen und Beiträge auch zu anderen Vorhaben am Rhein gebeten oder z.B. im Bereich Mainz-Bingen bei Planungs- und Abstimmungssitzungen frühzeitig einbe-zogen.

Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit

Eine umfangreiche Presse- und Medienarbeit war Bestandteil des Projektes. Ein wesentlicher Teil der Pressearbeit lief zu den Erfolgen der bereits umgesetzten Modellprojekte. Wesentliche und interessante Schritte wurden in der Regionalpresse verbreitet und vom Lokalradio oder regionalen Fernsehsendern aufgegriffen. Im Juli 2010 war sogar ein Japanisches Fernsehteam am Inselrhein, um einen Beitrag über beispielhaftes Natur- und Umweltengagement in Deutschland zu drehen. Besonders beeindruckt zeigten sich die Fernsehleute vom NABU-Engagement am Rhein im Rahmen des Projektes Lebendiger Rhein - Fluss der tausend Inseln mit dem Modellprojekt Ingelheimer Rheinufer.

Eine Auswahl an Presseartikeln liegt bei (Anhang 2).

Darüber hinaus wurde ein Set spezifischer Produkte und Veranstaltungen für die allgemeine Öffentlich-keitsarbeit konzipiert und erstellt bzw. organisiert.

Website Unter der Adresse www.lebendiger-rhein.de ist das Projekt im Internet vertreten. Dort wurden zu jedem Modellvorhaben die aktuellen Entwicklungen eingestellt. Im Reiter „Flussufer im urbanen Raum“ können die Fallbeispiele und der Rheinstrandführer herunter geladen werden. Darüber hinaus finden sich links zu Hintergrundinformationen.

Faltblätter Im Rahmen einer Kampagne des Auenservice des NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen wurden ein Plakat und ein kleines Bilderbuch zur Natur am Rheinufer erstellt, das als Anlage 4 beigefügt ist.

Rheinstrandführer Um die Bevölkerung für den Lebensraum Fluss zu sensibilisieren, konkrete Uferabschnitte für die kon-fliktarme Erholungsnutzung aufzuzeigen und für die Schaffung neuer Rheinstrände zu werben, wurde ein Rheinstrandführer in einer Auflage von 6.000 Exemplaren gedruckt und den Rheinanliegern verteilt (An-lage 4).

Vorträge, Führungen Das Projekt wurde regelmäßig auf Veranstaltungen mittels Vorträgen, Führungen und Tagungsbeiträgen der Fachöffentlichkeit und der allgemeinen Öffentlichkeit präsentiert.

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Besucherinformation, Besucherlenkung Maßnahmen zur Besucherinformation und –lenkung haben bei den einzelnen Modellprojekten zwischen Mainz und Bingen eine große Bedeutung. Beim revitalisierten Rheinufer in Ingelheim (IR 2a) wurde ein kniehoher Drahtzaun zur Besucherlenkung errichtet. Weiterhin bieten eine Aussichtsbereich und Informa-tionstafeln/Faltblatt Informationen über die Rheinuferrevitalisierung. Das revitalisierte Rheinufer in Bu-denheim (IR 2c) ist auch mit Infotafeln versehen.

Auenservice Seit Mai 2004 werden einige Projektgebiete im Bereich des Inselrheins in Rheinland-Pfalz durch den Auenservice des NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen betreut. Bis zu sechs Zusatzjobber informieren unter fachkundiger Leitung Besucher über Naturschutz und richtiges Verhalten in Naturschutzgebieten. Insbesondere in den Projektgebieten IR2a, IR2b und IR2c erfolgte durch den Auenservice die Vegetati-onspflege und die Instandhaltung von Einrichtungen der Besucherlenkung und Information. Durch eine Präsens vor Ort kann der Auenservice positiv für die Revitalisierung von Rheinufern werben.

Ausstellung und Infostände Im Rahmen der Kampagne „Natur am Rheinufer“ hat der Auenservice des NABU-Naturschutzzentrums Rheinau-en eine Ausstellung zu Tier- und Pflanzenarten am Rheinufer erstellt. Diese wird seit Oktober 2010 in Rat-häusern und anderen öffentlichen Einrichtungen zwischen Mainz und Bingen gezeigt. Durch die Ausstellung und die beglei-tenden Materialien soll die breite Be-völkerung über Tier- und Pflanzenar-ten an den Ufern des Rheins informiert werden und zur Einhaltung von örtli-chen Betretungsverboten aufgefordert werden.

4.4 Integration in Rheinschutzpolitik und Verwaltungshandeln

4.4.1 Projektbeirat Der Projektbeirat (Tabelle 1) aus Vertretern der maßgeblichen Verwaltungen und zugeordneten Fachein-richtungen stellte sehr direkt und unmittelbar die Verbindung zur Verwaltung her. Die intensive ressort-übergreifende Diskussion der Naturschutzmaßnahmen förderte das gegenseitige Verständnis der Vertre-ter und damit auch die Bereitschaft, Erkenntnisse und Ergebnisse auf die Verwaltungspraxis rückwirken zu lassen.

Am 13. Januar 2010 wurde statt einer Beiratsitzung ein Workshop zu den Themen aktuelle Konflikte zwi-schen Naturschutz, Schifffahrt und Erholung und Lösungsstrategien im Zusammenhang mit der erweiter-ten Kompetenz der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung durchgeführt. Aktuelle Probleme der Umsetzung von Maßnahmen wurden auf Karten zusammengetragen und gewichtet und anhand eines fiktiven Bei-spiels ein Verfahrensablauf für eine Uferrevitalisierung durchgespielt. Besonders intensiv wurden die Grenzen zwischen Unterhaltungs- und Ausbaumaßnahmen diskutiert. Diese Diskussion wird noch wei-tergeführt und sich in entsprechenden Erlassen des BMVBS niederschlagen.

Rheinufer-Ausstellung im Stellwerk Mensch, Natur und Technik

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Die Funktion des Projektbeirates ist im Verlaufe der beiden Projekte immer wichtiger geworden. Während in den ersten Beiratssitzungen des Vorläuferprojektes die Vertreter der WSV noch betonten, dass sie nur als neutrale Beobachter anwesend seien, nehmen sie zunehmend einen aktiven Part ein und unterstüt-zen Revitalisierungsprojekte am Rhein. Ein Vertreter des Beirates wies in der Abschlussveranstaltung darauf hin, dass diese aktive Rolle der WSV bei zukünftigen Projekten stärker in der Öffentlichkeit darge-stellt werden sollte.

4.4.2 Einbindung in Projekte, Programme, Forschungsvorhaben Um die Ergebnisse des Projektes allgemein und der Modellprojekte im besonderen möglichst konkret für die weitere Umsetzung des Programms Rhein 2020 und der EG-Wasserrahmenrichtlinie bekannt und nutzbar zu machen, wurden gezielt Kooperationen mit einschlägigen Projekten und Programmen ange-strebt.

„Untersuchungen zu alternativen technisch-biologischen Ufersicherungen an Bundeswasserstra-ßen“ Zwei der Modellprojekte am Oberrhein wurden in das Programm des FuE-Vorhabens der Bundesanstalt für Wasserbau und der Bundesanstalt für Gewässerkunde zur Erprobung alternativer Ufersicherungsme-thoden an Bundeswasserstraßen aufgenommen. Es wurden bei Rhein-km 418,65 (18.-20.11.2008) und 433,3 (21.-24.11.2008), d.h. jeweils 3 Tage lang, Verkehrsbeobachtungen durchgeführt. Dabei wurden alle passierenden Schiffe (insgesamt jeweils etwa 200 Schiffe im Messzeitraum) registriert mit Schiffsge-schwindigkeit, Uferabstand und Schiffsdaten. Außerdem wurden die hydraulischen Belastungen (Wellen-höhen, Wasserspiegelabsunk) am Ufer über Druckmessdosen gemessen.

Zwischen Rhein-km 440,6 und 441,6 werden in den nächsten Jahren im Rahmen des Vorhabens alterna-tive Ufersicherungen getestet und eine Erfolgskontrolle durchgeführt. Die faunistische Voruntersuchung wurde durch das Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz Bühl durchgeführt.

Umsetzung der EG Wasserrahmenrichtlinie am Rhein Drei der Planungsprojekte im rheinlandpfälzischen Abschnitt konnten in den Katalog „Ziele der Gewäs-serentwicklung für den rheinland-pfälzischen Rhein“ des Landes Rheinland-Pfalz eingebracht wer-den. Dieser Katalog der Landesregierung stellt im Kontext der Wasserrahmenrichtlinie Konzepte und Maßnahmen für den Rhein als Grundlage für die Erstellung des Maßnahmenprogramms in Rheinland-Pfalz zusammen.

Am Niederrhein werden die Ergebnisse und Erfahrungen aus den Projekten „Revitalisierung degradierter Uferabschnitte“ und „Flussufer im urbanen Raum“ in den Arbeitskreis zur Umsetzung der Wasserrahmen-richtlinie am Rhein bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingebracht. Im Rahmen der Runden Tische wurden in 2008 erste Ergebnisse aus den Modellvorhaben vorgestellt. Im Rahmen der jetzt laufenden Erarbeitung der Umsetzungsfahrpläne und der dazu vorgesehenen Konkretisierung und Priorisierung von Maßnahmen, ist ein einführendes Referat des NABU e.V. zu den Erfahrungen mit Maßnahmen zur Uferrevita-lisierung, mit Kooperationen und Finanzierungsoptionen vorgesehen.

Arbeitskreis „Entwicklungsplan für die Ufer/Auen im Rheinabschnitt Mainz-Bingen“ Über die Mitarbeit beim Arbeitskreis „Entwicklungsplan für die Ufer/Auen im Rheinabschnitt Mainz-Bingen“ des Landesamtes für Wasserwirtschaft Rheinland-Pfalz konnten einige Maßnahmen aus dem Projekt „Lebendiger Rhein – Fluss der tausend Inseln“ in den Plan integriert werden.

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Flussufer im urbanen Raum Potential für Naturschutz & Erholung und Empfehlungen zu Konfliktmanagement & Unterhaltung

Abschlussbericht, Dezember 2010 NABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl

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Durch die Erstellung eines leitbildorientierten Entwicklungskonzeptes sollen diese „Grobvorschläge“ nun in machbare Maßnahmen überführt werden. Veranstaltungen der IKSR und von Bundes- und Landeseinrichtungen Das Projekt wurde auf zahlreichen Symposien, Seminaren und Tagungen verschiedenster Veranstalter vor und zur Diskussion gestellt. Im Hinblick auf das Thema dieses Kapitels werden im Folgenden einzel-ne Veranstaltungen der IKSR und der einschlägigen Bundeseinrichtungen genannt, die konkret auf die Thematik und relevanten Zielgruppen ausgerichtet waren:

Abschlusstagung im Life-Projekt „Lebendiger Rhein bei Karlsruhe“ am 26./27. April in Karlsruhe

BAW/BfG Kolloquium zu ökologischen Optimierung von Buhnen am 1./2. April 2008 in Koblenz

Wasserbaulich-ökologische Veranstaltungsreihe der TU Wien und des Nationalpark Donauauen; Beitrag zur Veranstaltung „Flussaufweitung und weiche Ufer im Spannungsfeld von Naturschutz, Wasserbau und Transportwesen“ am 27.Februar 2009 in Wien

Training Workshop on integrated IWT Planning; Internationale Kommission zum Schutz der Donau und PLATINA; Beitrag zu Erfahrungen mit der Kooperation NABU e.V. und Wasserstraßenverwaltung am Rhein am 9.-10.Juni 2009 in Zagreb

15. Internationale Sommerakademie St. Marienthal zur Zukunft des Wasser, veranstaltet von Deutschen Bundesstiftung Umwelt vom 14. – 19. Juni 2009 in Ostritz

Rheinschifffahrt und Klimawandel, Kongress der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR)am 24./25. Juni 2009 in Bonn

BMVS-Veranstaltung „Ökologische Durchgängigkeit und wasserwirtschaftliche Unterhaltung der Bundes-wasserstraßen“ am 17./18. Mai 2010 in Bonn

BAW/BfG Tagung zu alternativen technisch-biologischen Ufersicherungen an Binnenwasserstraßen - Wirkungsweise, Belastbarkeit, Anwendungsmöglichkeiten am 26. Oktober 2010 in Hannover

Zukunft Rhein 2010 – Internationale Rheinkonferenz der Regionale 2010 am 17.-19. November 2010 in Bonn

5 Weitere Aktivitäten

5.1 Monitoring

Der Begriff Monitoring wird mitunter inhaltlich mit den Begriffen Erfolgskontrolle oder Beweissiche-rung gleichgesetzt. Beim Monitoring handelt es sich jedoch um großräumige, meist langfristig angelegte Untersuchungen, die nicht unbedingt in einem Zusammenhang mit einem bestimmten Vorhaben stehen.

Im Rahmen dieses Projektes und des Vorläufer-projektes wurden Erfolgskontrollen an acht revita-lisierten Uferstrecken durchgeführt. Dabei wurde die Entwicklung von bis zu sechs Jahren verfolgt.

Gemäß den Empfehlungen für Erfolgskontrollen zu Kompensationsmaßnahmen beim Ausbau von

Handaufsammlungen bei OR6

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Flussufer im urbanen Raum Potential für Naturschutz & Erholung und Empfehlungen zu Konfliktmanagement & Unterhaltung

Abschlussbericht, Dezember 2010 NABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl

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Bundeswasserstraßen (BMVBS 2006) wird bei der Herstellung naturnaher Uferstrukturen die Untersu-chung der Vegetation im 1.-3. und 5. Jahr empfohlen. Für das Monitoring im Rahmen der Untersuchun-gen zu alternativen technisch-biologischen Ufersicherungen an Binnenwasserstraßen wird empfohlen, die Vegetation und Fauna vor und direkt nach dem Bau sowie nach 1, 3, 6 und 10 Jahren zu untersuchen.

Folgt man der Empfehlungen für das Monitoring im Rahmen der Untersuchungen zu alternativen Ufersi-cherungen, so bedeutet dies für die revitalisierten Uferstrecken, dass sie in folgenden Jahren wieder un-tersucht werden sollten:

Tabelle 1: Folgeuntersuchungen für revitalisierte Uferstrecken

Projekt Umsetzung 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

OR1 6/2007 X X

OR6 4/2005 X X

OR7 4/2005 X X

IR2a 12/2004

12/2006

X

X

X

IR2c 2000/2001 X

NR5 2004/2005 X X

NR8 5/2005 X X

5.2 Folgeaktivitäten der beteiligten Projektpartner

Im Rahmen des Projektes „Flussufer im urbanen Raum“ konnten 16 Kommunen gewonnen werden, die an einer Aufwertung ihrer Ufer interessiert sind. Es bleibt abzuwarten, ob die entsprechenden Maßnah-menvorschläge in Zukunft umgesetzt werden. Besonders vielversprechend erscheint der Maßnahmen-vorschlag OR10 für die Stadt Hockenheim, die die Maßnahmen im Rahmen von Ausgleichsforderungen zur Änderung eines Bebauungsplanes umzusetzen. Ebenfalls vielversprechend ist der Maßnahmenvor-schlag IR5 für den Bereich östlich des Strandbades Ingelheim, da die im Rahmen eines Kurzkonzeptes vorgestellten Maßnahmenvorschläge von der Stadt Ingelheim bei der weiteren Umsetzung berücksichtigt werden. Ein neuer Aspekt wurde durch die Ausarbeitung eines Maßnahmenvorschlags für die Friemersheimer Aue beleuchtet. Dort hat das WSA Duisburg-Rhein versuchsweise einen 50 m langen Uferstreifen entsteint. Die eigendynamische Uferentwicklung wird durch ein angrenzendes Grundstück begrenzt, das nicht im Besitz der WSV ist. Gelingt es, die WSV von der Haftung für das angrenzende Grundstück freizustellen, könnte dort die Uferbefestigung auf einer längeren Strecke entfernt werden. Die Maßnahmen Friemersheimer Aue und Mündung Cuppengraben werden von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet in Kooperation mit der Stadt Duisburg und der WSV weiter vorangetrieben.

Nach der naturnahen Umgestaltung des Ufers bei Rhein-km 440,6 bis 441,6 im Winter 2011/2012 werden faunistische Erfolgskontrollen notwendig, für die sich das ILN Bühl bewerben wird.

Bis Ende 2011 wird das NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen an der Fertigstellung eines Leitbildorien-tierten Entwicklungskonzeptes für die Rheinauen zwischen Mainz und Bingen weiterarbeiten.

Hierdurch sollen die Maßnahmenvorschläge aus dem „Entwicklungsplan für die Ufer/Auen im Rheinab-schnitt Mainz-Bingen“ eine Konkretisierung erfahren.

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Flussufer im urbanen Raum Potential für Naturschutz & Erholung und Empfehlungen zu Konfliktmanagement & Unterhaltung

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Weiterhin aktiv soll der Auenservice des NABU e.V. die Besucherlenkung, Besucherbetreuung und Do-kumentation der Entwicklung in den revitalisierten Rheinuferabschnitten zwischen Mainz und Bingen be-treiben.

Drei der Planungsprojekte aus dem Projekt „Revitalisierung degradierter Uferabschnitte“ und ein Umset-zungsprojekt werden als Life+-Projekte umgesetzt bzw. befinden sich in der Vorbereitung dazu, Die Ne-benrinne Bislich-Vahnum (NR6) wird seit Januar 2010 als Life+ Natur-Projekt umgesetzt. Die Nebenrinne Emmericher Ward (NR1) soll ebenfalls im Rahmen eines Life+ Natur-Projektes realisiert werden. Das Land NRW hat die Kofinanzierung in Aussicht gestellt. Der Life+-Antrag befindet sich in der inhaltlichen Revision durch die EU-Kommission. Für das Projekt Reaktivierung Altarm Ölgangsinsel befindet sich ein Antrag zum Programm Life+ Umweltpolitik und Verwaltungspraxis für 2011 in Vorbereitung. Die Anlage eines Flachufers am rechten Rheinufer und Absenkung des Leinpfades von Rhein-km 343+550 bis 343+800 (OR2) wurde in ein genehmigtes Life+ Projekt aufgenommen und wird in den nächsten 5 Jahren umgesetzt.

In der Abschlussveranstaltung wurde das Bundesprogramm zur Biologischen Vielfalt vorgestellt. Es ist vorstellbar, bisher nicht umgesetzte Maßnahmen zu bündeln und einen Projektantrag für das Maßnahme-Paket zu stellen. Allerdings müsste dieses national Bedeutung besitzen.

Die Ergebnisse des Projektes „Flussufer im urbanen Raum“ sollen im Rahmen eines Pressegesprächs Anfang 2011 dargestellt werden. wozu Vertreter des Projektbeirats einbezogen werden. Die Einladung und eine Pressemitteilung wird durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt verfasst und verschickt.

5.3 Fazit und Ausblick

Die beiden Projekte „Revitalisierung degradierter Uferabschnitte des Rheins“ und „Flussufer im urbanen Raum“ haben substantiell zur Verbesserung der ökologischen Situation am Rhein beigetragen. Uferbe-festigungen wurden streckenweise rückgebaut oder die Ufer naturnah umgestaltet, so dass eine eigen-dynamische Entwicklung der Ufer möglich ist. In einem Modellprojekt wurde ein Leitwerk ökologisch auf-gewertet. Ohne weitere Revitalisierungsprojekte oder Umgestaltung der Ufer im Rahmen von Unterhal-tungsmaßnahmen durch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung kann das gute ökologische Potenzial gemäß der WRRL und die Erhöhung der Strukturvielfalt im Uferbereich auf 800 km Uferlänge des Rheins bis 2020, wie es das Programm 2020 der IKSR fordert, nicht erreicht werden. Es bestehen jedoch auf-grund der neusten Erlasse der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung große Hoffnungen, dass in Zukunft deutlich mehr Flussnatur geschaffen werden kann, da die Unterhaltung sich explizit an den Bewirtschaf-tungszielen der WRRL ausrichten muss und erforderliche Ressourcen (Personal- und Sachmittel) zur Verfügung gestellt werden.

In der nun fast achtjährigen Kooperation zwischen den drei Facheinrichtungen des NABU e.V. und der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung konnte eine positive, vertrauensvolle Atmosphäre geschaffen wer-den, durch die der Spielraum für mehr Flussnatur erweitert wurde. Bedenken gegenüber Revitalisie-rungsmaßnahmen konnten mit der Beweissicherung in einigen Fallbeispielen verringert werden, da in keinem Fall negative Auswirkungen auf die Schifffahrt festzustellen waren.

Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte im Umfeld des Rheins und einer intensiven Nutzung der Rhein-strände, kommt es verbreitet zu Konflikten zwischen Erholungsnutzung und Naturschutz. Diesem kann durch Information und Besucherlenkung in Form eines Naturschutzdienstes zwar begegnet werden, für die einzelnen Rheinabschnitte fehlen jedoch bisher integrierte Unterhaltungspläne, die die wasserwirt-schaftliche Unterhaltung mit den Zielen des Naturschutzes und der Erholungsnutzung verbindet. Es soll-ten weitere Strände im urbanen Raum außerhalb von Schutzgebieten geschaffen werden, um eine Alter-native für sensible Strände in Schutzgebieten anzubieten. Darüber hinaus müsste der Zugang zu ökolo-gisch wertvollen Gebieten physisch erschwert werden, indem z.B. Altarme angebunden, Uferabbrüche

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Flussufer im urbanen Raum Potential für Naturschutz & Erholung und Empfehlungen zu Konfliktmanagement & Unterhaltung

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initiiert und Wege aufgehoben werden. Entsprechende Maßnahmenvorschläge wurden für 16 Kommunen ausgearbeitet und z.T. bereits umgesetzt.

Im Rahmen dieses Projektes wurden Empfehlungen für die wasserwirtschaftliche Unterhaltung des Rheins abgegeben wie beispielsweise eine streckenweise Aufgabe des Leinpfades und den Erhalt von Totholz. Darüber hinaus sollten die Steuerungssysteme weiterentwickelt werden, um den Raumbedarf zu reduzieren und flexibler mit flussdynamischen Vorgängen umgehen zu können.

Der NABU e.V. setzt sich dafür ein, verbaute Ufer wo immer möglich naturnäher zu gestalten, nicht mehr benötigte Befestigungen rückzubauen und so Raum für Mensch und Natur am Rhein zu schaffen. Hier-durch kann der Rhein lebendiger und seinen vielfältigen Funktionen besser gerecht werden.

Dr. Volker Späth Dr. Jost Armbruster - Projektleiter – - Projektbearbeitung -

NABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl Dr. Volker Späth Sandbachstr. 2 77815 Bühl Tel: 07223/9486-11 E-Mail: [email protected]

www.lebendiger-rhein.de

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Flussufer im urbanen Raum Potential für Naturschutz & Erholung und Empfehlungen zu Konfliktmanagement & Unterhaltung

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Anhang

Anhang 1: Fallbeispiele

Anhang 2: Pressespiegel

Anhang 3: Maßnahmen und Maßnahmenvorschläge

Anhang 4: Literatur

Anlagen (nur auf CD)

Anlage 1: Steckbriefe der Maßnahmenvorschläge

Anlage 2: Berichte zur Erfolgskontrolle

Anlage 3: Ergebnisse der Erfassung der Flussufer und Nutzung

Anlage 4: Rheinstrandführer

Anlage 5: Dokumente Öffentlichkeitsarbeit

Anlage 6: Protokolle und Mitschriebe

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Flussufer im urbanen Raum Potential für Naturschutz & Erholung und Empfehlungen zu Konfliktmanagement & Unterhaltung

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Ablagebaum der Dokumente auf CD

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A1

Anhang 1

Fallbeispiele

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Fallbeispiel OR1 – Naturnahe Uferumgestaltung bei Rastatt-Plittersdorf

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, ILN Bühl, 12/2010 1

OR1 Naturnahe Umgestaltung des Ufers Nördlich der Plittersdorfer Raukehle bei Rastatt Rhein-km 342,10 – 342,35, rechtes Ufer

1 Stichworte Realisiert, Naturnahe Uferumgestaltung, Grundsicherung, Oberrhein, Rastatt

2 Situation Vorher - Das Ufer ist mit einem Deckwerk, bestehend aus Granitpflaster und stellenweise Steinschüttung, und dem unmittelbar angrenzenden Leinpfad naturfern ausgebaut. Kiesan-landungen in den Buhnenfeldern deuten auf ein hohes Entwicklungspotenzial hin.

Befestigtes Ufer bei OR1 am 15. April 2005 Revitalisiertes Ufer bei OR1 am 16. September 2010 Nachher - Oberhalb Mittelwasser + 0,55 m wurde ein naturnahes Flachufer mit Sand, Lehm und Kies geschaffen, das vom Rhein frei gestaltet werden kann. Der Spielraum für den Rhein wird begrenzt durch eine unterlagernde Grundsicherung und den um ca. 7 m nach Osten verlagerten Leinpfad. 3 Ziele Durch die Umgestaltung wird die Ausbildung einer auentypischen Zonierung ermöglicht. Im wassernahen Bereich wird vom Fluss ein Pionierstadium mit Kies-, Lehm- und Sandflächen hergestellt, das durch Eigendynamik des Rheins teilweise offen gehalten wird und flusstypi-schen Laufkäfern und Spinnen Lebensraum bietet. Auf Teilflächen wird die Ansiedlung eines neuen Weichholzauenwaldes und von Weidengebüschen erwartet. Lokal sollen sich Kiese und Sande ablagern.

4 Maßnahmen Von März bis Juni 2007 wurde im Bereich Nördlich der Plittersdorfer Raukehle bei Rhein-km 342,10 bis 342,35 das Ufer naturnah umgestaltet.

Zunächst wurde die an den alten Leinpfad angrenzende Pappelreihe gerodet und das Bau-feld geräumt. Das Deckwerk wurde oberhalb Mittelwasser + 0,55 m entfernt und zur Siche-rung des Übergangsbereiches zwischen weiterhin bestehendem Deckwerk und abgeflach-

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Fallbeispiel OR1 – Naturnahe Uferumgestaltung bei Rastatt-Plittersdorf

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, ILN Bühl, 12/2010 2

tem Ufer sowie zur Sicherung des um 7 m nach Osten verlegten, neuen Leinpfads wieder eingebaut. Durch die Abflachung der steilen Böschung wurde lehmig-kiesiges Material ge-wonnen und haufenweise zwischengelagert. In das abgeflachte Ufer mit einer Böschungs-neigung von ca. 1:9 wurde eine ca. 25 cm starke Grundsicherung aus Steinklasse I Steinen (CP 63/ 180, nach TLW 2003) eingebaut. Diese wurde abschließend mit dem lehmig-kiesigen Material überdeckt, das bei der Abflachung gewonnen wurde.

2007 März OR1 Umgestaltungsarbeiten – Die Granitpflaster der Uferbefestigung wurden entfernt und zur Sicherung des verlegten Leinpfades und Verstärkung des Übergangsbereiches zwischen weiterhin bestehendem Deckwerk und abgeflachten Ufer verwendet. In das abgeflachte Ufer wurde eine Grund-sicherung eingebaut und mit anstehendem Ufersubstrat überschüttet.

5 Zielkonflikte / Synergien Naturschutz – Erholung - Wasserstraße Da das Projektgebiet Teil des Naturschutzgebietes „Rastatter Rheinaue“ ist, kann es auf-grund von Erholungsnutzung zu Zielkonflikten zwischen Naturschutz und Erholungsnutzung kommen. Ein weiterer Zielkonflikt ergibt sich aus den diametralen Zielen der wasserwirt-schaftlichen Unterhaltung, die auf Erhaltung von statischen Zuständen am Ufer zielt und der Förderung einer eigendynamischen Entwicklung der Ufer als Naturschutzziel. Um diesen Konflikt zu entschärfen wurde die eigendynamischen Entwicklungsmöglichkeit durch den Einbau einer Grundsicherung begrenzt.

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Fallbeispiel OR1 – Naturnahe Uferumgestaltung bei Rastatt-Plittersdorf

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, ILN Bühl, 12/2010 3

6 Akteure / Vorgehen Die Standortwahl für das bei Rastatt umgesetzte Modellprojekt ist das Ergebnis eines insge-samt vierjährigen intensiven Abstimmungsprozesses mit der Wasser- und Schifffahrtsverwal-tung.

Ursprünglich wurde im Jahre 2002 gemeinsam mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt Frei-burg die Alte Sandbachmündung bei Rhein-km 337 als möglicher Standort für eine Beseiti-gung der Uferbefestigungen ausgewählt. Im Jahr 2002 war mit dem WSA an beiden Standor-ten eine Uferabflachung oberhalb der Vollschiffigkeit bei einem Abfluss von Q=1.500 m³/s vereinbart worden.

Nach Vorlage der technischen Entwurfsplanung im Jahr 2003 sah sich das WSA Freiburg zu einer erneuten Prüfung veranlasst. Entscheidende Argumente gegen die Planungen waren die Lage unmittelbar im Einbaubereich der Geschiebezugabe unterhalb der Staustufe Iffezheim. Gemeinsam mit dem WSA Freiburg wurde daher 2004 ein alternativer Standort Nördlich der Plittersdorfer Raukehle bei Rastatt gefunden.

Auf Anraten der Bundesanstalt für Wasserbau wurde in den tiefer zu legenden Uferbereichen zusätzlich eine Grundsicherung aus Klasse 1 Steinen als Erosionsschutz vorgesehen.

Aufgrund der Vorgabe des Landratsamtes, im Naturschutzgebiet und in der angrenzenden Ortschaft Plittersdorf keine erheblichen Beeinträchtigungen durch den Baubetrieb (z.B. LKW-Verkehr) zu verursachen, musste die Zufahrt per Schiff erfolgen. Vom ILN wurden zusätzlich eine Expertise zu Betroffenheit bzw. Auswirkungen in Bezug auf die Fischerei, das Natur-schutzgebietes und die Natura 2000-Gebiete erstellt, die keine negativen Auswirkungen ergaben. Das Landratsamt Rastatt hielt eine wasserrechtliche Genehmigung für nicht erfor-derlich, so dass eine Anzeige des Vorhabens ausreichte.

Die neuen Planungen stießen bei den beteiligten Gebietskörperschaften und Angelvereinen auf Zustimmung.

Vorhabensträger der Maßnahme war das Regierungspräsidium Karlsruhe Referat 53.1 und 56, die ökologische Baubegleitung wurde vom ILN Bühl bewerkstelligt.

7 Ergebnisse / Bewertung Bis 2010 ist das flache Ufer durch Kies und stellenweise Sand und Lehm geprägt. Es wurde sehr schnell nach der Umsetzung von einer ufertypischen Laufkäferfauna mit Zielarten wie z.B. Bembidion modestum besiedelt. Darüber hinaus wurde die stark gefährdete Heuschre-cken-Pionierart Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus) am Ufer nachgewiesen. In An-sätzen ist die Ausbildung einer Uferzonierung mit vegetationsarmen Bereichen der Pionier-fluren und luftseitig anschließend Auwaldinitiale mit Silberweide und Schwarzpappel erkenn-bar. Daher ist die naturnahe Umgestaltung naturschutzfachlich als großer Erfolg einzustufen.

Seit der Umsetzung der Maßnahme sind bis dato drei Jahre vergangen und es kann ein ers-tes Resümee für die wasserwirtschaftliche Unterhaltung gezogen werden. Weder wurde das natrnahe Ufer durch ca. 10 jährliche Hochwasser vom 10.8.2007 (Q = 4.160 m³/Sek.) ero-diert, noch wächst es so schnell zu, dass aufkommende Gehölze zur Freihaltung der Schiff-fahrtszeichen gerodet werden müssten. Lediglich in den Übergangsbereichen zwischen stei-ler und flacher Böschung wurde das Ufer beansprucht. Dort sind die feinen Substrate voll-ständig ausgeschwemmt und die Grundsicherung tritt zu Tage.

Obwohl die Herstellung des naturnahen Ufers vergleichsweise teuer war, ist sie als großer Erfolg zu werten, da die Umsetzung in enger Abstimmung zwischen Naturschutz und Was-ser- und Schifffahrtsverwaltung erfolgte. Insgesamt hat sich der Unterhaltungsaufwand für das neue Ufer für die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung nicht erhöht. Zum einen muss vermehrt angespültes Totholz entfernt werden, zum anderen konnte aber bisher auf ein Mä-hen des Ufers verzichtet werden.

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Fallbeispiel OR1 – Naturnahe Uferumgestaltung bei Rastatt-Plittersdorf

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, ILN Bühl, 12/2010 4

Das Projektgebiet ist Teil des Naturschutzgebietes „Rastatter Rheinaue“, das durch die Schaffung des ca. 300 m langen Naturufers aufgewertet wurde. Dieses ist nun nicht nur at-traktiv für eine ufertypische Fauna und Flora, sondern auch für die Erholung. Daher kann es zu einem Konflikt zwischen Naturschutz und Erholung kommen. Laufkäfer sind jedoch ge-genüber Störungen unempfindlich und können nur durch Tritt geschädigt werden. In Anbe-tracht der natürlicherweise großen Individuenzahlen sind negative Auswirkungen aber in kei-nem bekannten Fall signifikant. Die Grüne Strandschrecke ist sehr mobil und gegenüber Stö-rungen relativ unempfindlich, sofern sie nicht zu häufig auffliegen und dadurch viel Energie aufwenden muss. Die Strecke in Plittersdorf liegt relativ weit von der nächsten Ortschaft ent-fernt und ist nur über für den Kfz-Verkehr gesperrte Wege zu erreichen. Aufgrund der gerin-gen Nutzungsintensivität und Fehlen störungsempfindlicher Arten (wie z.B. Wasservögel) kommt es zu keinen erheblichen Konflikten zwischen Naturschutz und Erholungsnutzung.

8 Kosten / Finanzierung Durch die Umplanungen und die geforderte Grundsicherung sowie das Arbeiten von der Wasserseite verteuerte sich die Maßnahme erheblich, so dass sich die Baukosten auf ca. 1.100 €/m Uferstrecke beliefen.

Dieses Modelprojekt wurde aus Mitteln der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg, des Regierungspräsidiums Karlsruhe und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ge-fördert. Das Vorhaben wurde von der Stadt Rastatt freundlich unterstützt.

@ Geobasisdaten Landesvermessungsamt Baden-Württemberg Az.: 2851.2-D/3568

9 Erfolgsfaktoren Die Maßnahme kann als großer Erfolg gewertet und folgende Erfolgsfaktoren benannt wer-den:

• Kooperation der Akteure von WSV, Land (Naturschutz- und Wasserwirtschaft) und NABU, Zustimmung durch die Gemarkungsgemeinde

• Verfügbare monetäre Stiftungs- und Haushaltsmittel

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Fallbeispiel OR1 – Naturnahe Uferumgestaltung bei Rastatt-Plittersdorf

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, ILN Bühl, 12/2010 5

• Einbindung in überregionales Rahmenprojekt mit Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg

• Positive Presseartikel zu Kooperation und Erfolgen des Modell-Projektes

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Fallbeispiel OR6 Enfernung der Uferbefestigung Reißinsel Mannheim

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, ILN Bühl, 12/2010 1

OR6 Entfernung von Steinschüttungen und Steinpflaster auf der Reißinsel südlich des Mannheimer Rheinstrandbads Rhein-km 418,50 – 418,80, rechtes Ufer

1 Stichworte Realisiert / Umgesetzt, Entfernung Uferbefestigung, Eigendynamische Entwicklung, Flach-ufer, Oberrhein, Mannheim

2 Situation Vorher - Ufersicherungen aus Steinschüttungen und -pflaster prägen auf großer Strecke den Oberrhein zwischen Basel und Mannheim, so auch in den Naturschutzgebieten „Reißinsel“ und „Bei der Silberpappel“ bei Mannheim. Anlandungs- und Abtragungsprozesse mit Gleit- und Prallhangbildung, wie sie für naturnahe Fließgewässer typisch sind, werden dadurch unterbunden.

Befestigtes Ufer bei OR6 am 16. Oktober 2003 Flaches Kiesufer bei OR6 am 22. September 2010

Nachher - Nach Abtrag des Deckwerkes und Ablaufen mehrerer Hochwasserwellen hat sich ein naturnahes, flaches Kiesufer eingestellt. Die weitere Gestaltung bleibt dem Rhein über-lassen.

3 Ziele Im Kontext des Naturschutzgebietes Reißinsel soll durch Abtrag der Steinpflaster und Stein-schüttungen im Gleithangbereich ein naturnahes flaches Ufer entstehen, das im Weiteren der natürlichen Eigendynamik des Rheins überlassen wird. Das Naturufer bietet Lebensraum für eine typische Fauna und Flora und ist als potentielles Bruthabitat für Wasserrvögel ge-eignet.

Die Uferabschnitte auf der Reißinsel sollen in die normale Unterhaltung übernommen und aufgrund neuer Erkenntnisse zur Stabilität von naturnahen Ufern am Rhein Empfehlungen für die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung abgegeben werden.

4 Maßnahmen Im Bereich der Reißinsel bei Rhein-km 418,50 bis 418,80 wurde im Frühjahr 2005 die Ufer-befestigung bestehend aus 2.500 Tonnen Wasserbausteinen von einem Schwimmponton

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Fallbeispiel OR6 Enfernung der Uferbefestigung Reißinsel Mannheim

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, ILN Bühl, 12/2010 2

aus entfernt und dem WSA Mannheim zur Verfügung gestellt. Im Sommer 2005 wurden noch einzelne verbliebene Steinhaufen abgeräumt.

5 Zielkonflikte / Synergien Naturschutz – Erholung - Wasserstraße Das Betreten des Rheinstrandes auf der Reißinsel ist aufgrund seiner Lage im Naturschutz-gebiet „Bei der Silberpappel“ nicht gestattet. Dennoch wird der Strand intensiv von Badenden genutzt, die dorthin vom wenige Hundert Meter nördlich gelegenen Mannheimer Strandbad gelangen. Daher kommt es zu Zielkonflikten zwischen Naturschutz und Erholungsnutzung. Weitere Zielkonflikte bestehen zwischen Naturschutz und wasserwirtschaftlicher Unterhal-tung. Während die wasserwirtschaftlichen Unterhaltung auf die Erhaltung von statischen Zu-ständen am Ufer zielt, wird von Seiten des Naturschutzes die eigendynamische Entwicklung der Ufer gefordert. Darüber hinaus sollen aus Naturschutzsicht stehende und liegende Totbäume am Ufer erhalten werden. Diese dürfen jedoch nicht in die Fahrrinne gelangen und werden daher vom zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt entfernt.

6 Akteure / Vorgehen Die Umsetzung der Entsteinung auf der Reißinsel bei Mannheim im Frühjahr 2005 ist das Resultat einer zweijährigen, intensiven und engen Abstimmung. Sie war von großer Koope-rationsbereitschaft zwischen NABU, Land Baden-Württemberg Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Mannheim und der Stadt Mannheim geprägt.

Für die Auswahl dieses Rheinabschnitts sprachen mehrere Kriterien:

- Die „Reißinsel“ und das Gebiet „Bei der Silberpappel“ sind Naturschutzgebiet. - Die Lage in einem Gleithangbereich bietet günstige hydraulischen Bedingungen. - Es wird kein zwingend erforderlicher Bewirtschaftungsweg der Wasser- und Schiff-

fahrtsverwaltung tangiert, d.h. ein Leinpfad ist im Vorhabensbereich nicht vorhanden. - Kein Schutzgut im Hinterland erforderlich, das vor Erosion geschützt werden müsste.

7 Ergebnisse / Bewertung Bereits durch das erste größere Hochwasser vom 25.8.2005 seit Umsetzung der Maßnahme mit einem Abfluss von 2.950 m³/Sek. beim Pegel Worms wurde das Ufer durch natürliche Erosion auf eine Böschungsneigung von ca. 1:5 auf 1:7 bis 1:8 abgeflacht und dabei eine Steiluferkante mit einer Höhe von ca. 70 cm geschaffen. Das kiesige Flachufer hat sich bis 2010 durch Erosion minimal binnenseits ausgeweitet und eine etwas steilere Abbruchkante bewirkt. Unterhalb der Mittelwasserlinie hat sich stellenweise Sediment abgelagert, so dass die Uferabflachung noch verstärkt wurden. Durch die Ufererosion sind maximal 1.000 m³ Sedimente in den Fluss gelangt. Eine Beeinträchtigung der Fahrrinne fand hierbei nicht statt. Seither haben nur noch geringe Veränderungen stattgefunden. Im Vergleich zu den norma-len Materialbewegungen im Rhein sind diese Sedimentmengen verschwindend gering, so dass bisher keine negativen Auswirkungen der Entsteinungen bei OR6 auf die Schifffahrt zu erkennen sind oder vom WSA Mannheim beanstandet wurden. Das neue Flachufer scheint gegenüber Abtrag relativ stabil zu sein, so dass sich eine Uferbefestigung hier erübrigt. Da-rüber hinaus ist im Hinterland kein Schutzgut in der Näher, das vor Erosion geschützt wer-den müsste. Allerdings ist bisher noch kein Hochwasser größer als HSW II im Projektgebiet abgelaufen. Das WSA Mannheim will die Auswirkungen eines solchen Hochwassers abwar-ten, um eine abschließende Bewertung der Entsteinungen aus wasserwirtschaftlicher Sicht abzugeben.

Im Vergleich der Handfänge für die Revitalisierungs- gegenüber der Referenzstrecke werden große Unterschiede in der Besiedlung durch Laufkäfer deutlich. Von sechs Wert gebenden Arten konnten alle im revitalisierten Abschnitt und vier nur im revitalisierten Abschnitt erfasst werden. Die gefährdete Art Bembidion atrocaeruleum wurde zwar in beiden Uferbereichen

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Fallbeispiel OR6 Enfernung der Uferbefestigung Reißinsel Mannheim

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, ILN Bühl, 12/2010 3

nachgewiesen, besiedelt aber das Ufer von OR7 mit sehr viel höheren Individuendichten als den Referenzabschnitt. Aufgrund der Besiedlung mit Laufkäfer kann die Entsteinungs-maßnahme als erfolgreich gewertet werden.

Bei der Vegetationsentwicklung ist kein klarer Trend hin zu einer natürlichen Zonierung zu erkennen. Am revitalisierten Ufer finden sich bisher nur Flutrasenarten und ruderale Arten. Dies ist wahrscheinlich auf die kontinuierliche Materialumlagerung am Ufer zurückzuführen. Mit dem ständig bewegten Rollkies können sich Silberweide und Schwarzpappeln nicht an-siedeln. Die Ergebnisse der Peilungen zeigen, dass sich seit 2005 unterhalb der Mittelwas-serlinie lokal Sedimente abgelagert haben, so dass die Entwicklung eines Flachufers noch verstärkt wurde.

Das Ufer wird trotz seiner Lage in einem Naturschutzgebiet und damit Betretungsverbot des Ufers intensiv von Erholungssuchenden zum Baden und Lagern genutzt, die je nach Was-serständen die Insel allerdings nur watend oder schwimmend erreichen können. Für eine Ansiedlung von Flussregenpfeifer oder Flussuferläufer ist das revitalisierte Ufer während der Brutzeit (Anfang April bis Mitte August) zu stark durch Erholungssuchende gestört. Es wird daher vorgeschlagen, die Bevölkerung durch entsprechende Schilder über diese Problematik aufzuklären und die Alternative aufzuzeigen, das Strandbad zum Lagern und Baden zu nut-zen. Während der Brutzeit sollte der Rheinstrand auf der Reißinsel gesperrt werden und die Bevölkerung durch einen Naturschutzdienst vor Ort aufgeklärt werden.

Stehendes oder liegendes Totholz am Ufer besitzt eine hohe Funktion für eine spezifische Fauna (z.B. totholzbewohnende Käfer, Spechte) und schafft ein Mosaik aus verschiedenen Substraten. Abgestorbene Bäume können mit Kabeln versehen werden und in der Böschung verankert werden, damit sie nicht in die Fahrrinne gelangen.

8 Kosten / Finanzierung Da bei dieser Maßnahme die Uferbefestigung nur abtransportiert werden musste, war sie mit ca. 400 EUR/m Uferstrecke relativ günstig.

Das Modellprojekt wurde aus Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), des Re-gierungspräsidiums Karlsruhe und der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg geför-dert. Das Vorhaben wurde von der Stadt Mannheim freundlich unterstützt.

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Fallbeispiel OR6 Enfernung der Uferbefestigung Reißinsel Mannheim

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, ILN Bühl, 12/2010 4

@ Geobasisdaten Landesvermessungsamt Baden-Württemberg Az.: 2851.2-D/3568

9 Erfolgsfaktoren Die Maßnahme kann als sehr großer Erfolg gewertet und folgende Erfolgsfaktoren benannt werden:

• Kooperation der Akteure von WSV, Land (Naturschutz- und Wasserwirtschaft), Stadt und NABU

• Günstige hydraulischen Bedingungen aufgrund der Lage in einem Gleithangbereich

• Fehlen des Leinpfades, der vor Erosion geschützt werden müsste

• Einbindung in überregionales Rahmenprojekt mit Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg

• Positive Presseartikel zu Kooperation und Erfolgen des Modell-Projektes

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Fallbeispiel IR2a – Uferrevitalisierung Ingelheim-Nord

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen 12/2010

1

IR2a Uferrevitalisierung im Bereich Ingelheim-Nord Rhein km 520,10 bis 520,82, links 1 Stichworte Umgesetzte Maßnahme, Rückbau von Uferbefestigung, Leitwerke, Inselrhein, Naherholung, Betreuung durch Ranger (Auenservice)

2 Situation Der Rhein vor Ingelheim ist seit jeher von Ablagerung von Sand und Kies des Rheins ge-prägt. Zahlreiche Inseln zeugen heute noch von dieser Eigenart des Inselrheins. In den 70er Jahren des 20. Jahrhundert wurden viele Inseln durch Leitwerke verbunden, um eine konti-nuierlichere Wasserführung auf der Strecke zwischen Mainz und Bingen zu erreichen.

Zu diesen Abschnitten gehört auch der Bereich des Ingelheimer Rheinufers. Im Schutze der Leitwerke wurden die Uferbereiche intensiv für die Naherholung genutzt Bis Ende der 90er Jahre standen zahlreiche illegale Wochenendhäuser am dortigen Rheinufer. Im Jahre 2000 wurden die meisten Gebäude aus Gründen des Hochwasserschutzes und der Schadensmi-

nimierung im Überschwemmungsbereich abge-rissen.

Zurück blieb eine etwa 720 m lange Ufermauer. Teilweise befanden sich auch noch massive Terrassenbauten, Bauschuttansammlungen und Steinschüttungen am Ufer.

Ufermauer - Ausgangszustand

Durch den Rückbau dieser Mauer und das Entfernen der Abfälle konnte ein naturnahes Uferprofil geschaffen werden, das eine – hinter den Leitwerken beschränkte – Dynamik er-laubt.

Uferabschnittt nach Rückbau der Mauer (2005)

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Fallbeispiel IR2a – Uferrevitalisierung Ingelheim-Nord

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen 12/2010

2

Uferabschnitt im Jahr2007

Uferabschnitt im Jahr 2010 3 Ziele Durch die Entfernung der Uferbauten soll die Entwick-lung eines naturnahen Uferbereiches als Standort für Uferpionierfluren und Uferwald eingeleitet werden. Dieser soll seiner eigenen Dynamik und der natürli-chen Sukzession unterliegen. Aufgrund von vorgela-gerten Leitwerken kann diese Dynamik jedoch nur in begrenztem Maße stattfinden.

Durch eine Besucherlenkung und –information soll zudem eine Verringerung des Erholungsdrucks auf empfindliche Uferbereiche erreicht werden.

Infotafel und Abzäunung

4 Maßnahmen Die Uferrevitalisierung Ingelheim wurden in zwei Abschnitten durchgeführt. Der erste Ab-schnitt mit einer Länge von ca. 400 Metern wurde im Dezember 2004 revitalisiert.

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Fallbeispiel IR2a – Uferrevitalisierung Ingelheim-Nord

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen 12/2010

3

Folgenden Einzelmaßnahmen wurden durchgeführt:

• Fällen von 5 Hybrid-Pappeln

• Abriss von ca. 170 m3 Ufermauer einschließlich ca. 2.050 m3 Hinterfüllung und ca. 340 m3 vorgelagerter Steinschüttung (Massen

• ca. 800 m2 Aufreißen des (rheinseitigen) Weges

• 4500 m2 Grobprofilierung des Ufers

• Pflanzen von ca. 50 Steckhölzern bzw. Setzstangen Pflanzen von je ca. 30 Eichen und Eschen

• Beseitigen von ca. 20 nicht standortgerechten Bäumen und Sträuchern

• Schutz des revitalisierten Ufers sowie der Pflanzungen durch ca. 400 m Absperrung

Ein weiterer Abschnitt von 320 m Länge folgte im November/Dezember 2006. Auch hierbei wurden die oben beschriebenen Einzelmaßnahmen durchgeführt.

5 Zielkonflikte / Synergien Naturschutz – Erholung – Wasserstraße Aufgrund der vorgelagerten Längsleitwerke gab es von Seiten des Wasser- und Schifffahrts-verwaltung keine Bedenken gegen die Maßnahme. Befürchtungen der unteren Naturschutzbehörde, dass neue geschaffene Naturufer könnte sich zu einer Erweiterung des angrenzenden Strandbades entwickeln bestätigten sich nicht. Allerdings wurden hierzu auch umfangreiche flankierende Maßnahmen wie eine Drahtzaun, Infoschilder, Schranken und die Betreuung des Uferbereiches durch den Auenservice des NABU durchgeführt. Ein ungelöstes Problem besteht in der Erlaubnis, den Bereich fischereilich zu nutzen. Hier-durch kommt es zu erheblichen Trittschäden, Abfallablagerungen und weiteren Folgenutzun-gen. Ein entsprechendes Verbot der Angelnutzung wurde ins Auge gefasst.

Angelnutzung sorgt für Schäden am neuen Naturufer

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Fallbeispiel IR2a – Uferrevitalisierung Ingelheim-Nord

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen 12/2010

4

6 Akteure / Vorgehen Alle Überlegungen zur Umgestaltung des Uferbereiches Ingelheim-Nord wurden schon sehr frühzeitig mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen und dem Land Rheinland-Pfalz als Eigentümerin abgestimmt.

Das Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen sah den Uferbereich aufgrund der geschützten La-ge hinter Längsleitwerken nicht als von Erosion gefährdet an. Da bisher auch kein besonde-rer Pflege- und Unterhaltungsaufwand vorlag, wurde einer Umgestaltung grundsätzlich zu-gestimmt.

Von Seiten des Landes Rheinland-Pfalz (Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Regio-nalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz – Mainz) wurde einer Entfernung der Ufermauer zugestimmt, da ein naturnahes Ufer den Zielen der Wasserwirtschaftsverwal-tung des Landes entspricht.

Zudem erwies sich als vorteilhaft, dass die landseitigen Flächen im Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz sind.

Mit Beginn des Modellprojektes wurde von der Stadt Ingelheim eine Planungswerkstatt für die Entwicklung des Westlichen Rheinufers Ingelheim ins Leben gerufen. Unter Beteiligung des NABU haben BürgerInnen, Verbands- und Behördenvertreter Visionen für die Entwick-lung des Uferbereiches entwickelt. Hierbei wurde Zonen mit verschiedenen Nutzungs-schwerpunkten herausgearbeitet. Konsens war hierbei, dass der Uferbereich westlich der Strandgaststätte eine Revitalisierung erfahren sollte.

Auf Basis dieser breiten Zustimmung wurden konkretisierende Gespräche im Rahmen eines landesweiten Projektbeirates geführt (Beirat der Modellprojekte auf Landesebene).

In Absprache mit den Naturschutzbehörden konnte trotzt der Lage im FFH- und EU-Vogelschutzgebiet auf eine umfangreiche Verträglichkeitsprüfung verzichtet werden, da die Projektziele zu 100% mit den Naturschutzzielen dieses Bereiches übereinstimmten.

Da im Projektgebiet eine Verdachtsfläche für eine Altablagerung kartiert war, wurde im Rah-men eines geotechnischen Gutachtens eine Voruntersuchung des Grundes vorgenommen. Hierbei wurden lediglich Bauschutt und Erdablagerungen nachgewiesen.

Als Basis für eine wasserrechtliche Genehmigung des Vorhabens wurde ein detailliertes na-turschutzfachliches Konzept erstellt. Im Mai 2004 wurde der Antrag auf Erteilung einer was-serrechtlichen Ausnahmegenehmigung gemäß §89 LWG für die Durchführung einer Uferre-vitalisierung gestellt.

Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens wurden auch die Naturschutzbehörden und die Stadt Ingelheim beteiligt. Verzögernd wirkten sich Bedenken der Unteren Naturschutz-behörde aus, die revitalisierte Uferfläche könne sich in direkter Nachbarschaft zum Natur-schutzgebiet Fulder Aue – Ilmen Aue zu einem Strandbad entwickeln. Durch ein Bündel be-gleitender Maßnahmen konnten diese Befürchtungen entkräftet werden. Die Genehmigung für die Maßnahme wurde im Oktober 2004 erteilt.

Die Umsetzung erfolgte im Dezember 2005 auf einer Länge von ca. 400 Metern. Ein zweiter Abschnitt wurde im November/ Dezember 2006 auf einer Länge von 320 Metern revitalisiert.

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Fallbeispiel IR2a – Uferrevitalisierung Ingelheim-Nord

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen 12/2010

5

Die feierliche Eröffnung des ersten Bauabschnittes er-folgte unter Anwesenheit zahlreicher Behördenvertre-ter durch NABU-Präsident Olaf Tschimpke, Umwelt-ministerin Margit Conrad und DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde.

Symbolischer „Rückbau“ der Ufermauer.

7 Ergebnisse/Bewertung Das Projekt Uferrevitalisierung Ingelheim-Nord ist mit einem sehr breiten Konsens aller Be-teiligten gestartet. Die große Übereinstimmung war auch ein Ergebnis des begleitenden Bei-rats, der trotz der nur einmaligen Zusammenkunft, die Basis für eine gemeinsame Richtung aller Maßnahmen schuf.

Die Integration der Revitalisierungsmaßnahme in die von der Stadt Ingelheim durchgeführten Planungswerkstätten hat sich als wichtiges Instrument zur Akzeptanzsteigerung in der Be-völkerung herausgestellt.

Flankierende Maßnahmen zur Besucherinformation und die intensive Betreuung der Revita-lisierungsmaßnahme haben das Erreichen der Projektziele ermöglicht.

Die weitergehende Betreuung der Fläche durch den Auenservice im Rahmen des Projektes „Flussufer im urbanen Raum“ des NABU-Naturschutzzentrums Rheinauen sicherte den Er-halt der Informationseinrichtungen und des Zaunes zur Besucherlenkung.

Revitalisierter Uferbereich auch der Luft (15.08.2010)

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Fallbeispiel IR2a – Uferrevitalisierung Ingelheim-Nord

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen 12/2010

6

8 Kosten / Finanzierung Die Kosten für die beiden Revitalisierungsabschnitte teilen sich auf Bau- und Planungskos-ten, Personalkosten und flankierende Kosten auf.

Die Bau- und Planungskosten wurden zu 100% vom Land Rheinland-Pfalz als Kofinanzierungsbeitrag für das Projekt „Lebendiger Rhein – Fluss der tausend Inseln“ be-zahlt. Insgesamt beliefen sich diese Kosten auf 121.000,- Euro.

Personalkosten für die Projektbegleitung, Öffentlichkeitsarbeit und Monitoring wurden im Rahmen des Projektbudgets mit Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz und der Deutschen Umwelthilfe finanziert. Ein nicht vorgese-hener Kostenpunkt stellen die flankierenden Maßnahmen dar. Diese beziehen sich auf Be-sucherinformation und Besucherlenkung durch das „Auenservice-Team“ des NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen.

@ Geobasisdaten Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz Az.: 26 722-1.401

9 Erfolgsfaktoren Die Akzeptanz von Revitalisierungsmaßnahmen konnte durch einen begleitenden Beirat und die Beteiligung von BürgerInnen verbessert werden.

Eine Zonierung von verschiedenen Erholungsintensitäten vor Ort führt zu einer Beruhigung des neuen Naturufer. Infotafeln und Barrieren mit einem einfachen Drahtzaun waren wir-kungsvoll.

Eine kontinuierliche Betreuung des Gebietes durch den Auenservice sorgt für einen guten Zustand bei den Einrichtungen zur Besucherinformation und Lenkung.

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Fallbeispiel IR2c– Rheinuferentwicklung in Budenheim

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen 12/2010

1

IR2c Rheinuferentwicklung in Budenheim Rhein km 506,40 bis 506,70, linkes Rheinufer 1 Stichworte Naturerlebnisufer, Ablagerung von Sedimenten, Selbständige Uferentwicklung, Besucherlen-kung, Sukzession, Uferunterhaltung, Inselrhein

2 Situation Im Bereich des Rheinufers Budenheim stand bis zum Jahr 2001 ein Brecherwerk der Bonner Zement. Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden per Kleinbahn Kalksteine aus dem nahe gelegenen Steinbruch zum Brecherwerk transportiert. Anschließend wurde das Material verschifft.

Nach Aufgabe der Nutzung musste das Gebäude abgerissen und das Ufer in den ursprüngli-chen Zustand versetzt werden.

Vorher, Juni-2004: Bauschuttreste bestimmen das Bild.

Vom Rückbau blieben Bauschutt und andere Gesteine am Ufer zurück.

Nachher - Allmähliche Auflandung von Treibgut und kiesig-sandigen Sedimenten des Rheins bildet die Basis für eine naturnahe Auwaldentwicklung.

Nachher, Oktober 2006: beginnende Auenwaldentwicklung.

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Fallbeispiel IR2c– Rheinuferentwicklung in Budenheim

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen 12/2010

2

Nachher, September 2010: fortgeschrittene Auenwaldentwicklung.

3 Ziele Durch das Projekt des NABU sollen sich natürliche Sedimente im Uferbereich in Budenheim ablagern. Dieses ist die Basis für eine Auwaldentwicklung. Gleichzeitig soll durch Informati-ons- und Besucherlenkungsmaßnahmen der naturnahe Charakter bewahrt bleiben. Durch das Zurückdrängen neophytischer Bäume soll die Auwaldentwicklung des Ufers gefördert werden.

4 Maßnahmen Das Brecherwerk und weitere bauliche Anlagen wurden im Winter 2000/2001 vom Betreiber entfernt. Im Rahmen dieses Projektes wurden Maßnahmen zur Besucherlenkung und Besu-cherinformation ergriffen. So wurden Trampelpfade zurückgebaut und Informationstafeln errichtet. Neophytische Bäume wurden zurückgedrängt.

5 Zielkonflikte / Synergien Naturschutz – Erholung - Wasserstraße Aufgrund der isolierten Lage der Revitalisierungsfläche sind die Konflikte zwischen Naherho-lung und Naturschutz gering. Die Fläche stellte vorher eine Industriebrache dar und hat durch den Rückbau eine Aufwertung erfahren. Die nachfolgende Überdeckung mit natürlichem Substrat hat den Erholungswert der Fläche (Sand-Kiesufer) in Teilbereichen gesteigert. Weiterhin konnte hierdurch die Selbstbegrünung mit Auwald beschleunigt erfolgen. Ein Zielkonflikt besteht in der Freihaltung der Schifffahrts-Sichtzeichen gegenüber der natür-lichen Bewaldung. Die Mähschneisen des Wasser- und Schifffahrtsamtes stellen ebenso ein „Einfallstor“ für Erholung am Ufer dar.

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Fallbeispiel IR2c– Rheinuferentwicklung in Budenheim

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen 12/2010

3

Naturnahe Ufersituation in Budenheim mit Freihaltung Sichtzeichen (Befliegung 15.08.2010) 6 Akteure/Vorgehen Zunächst wurde eine großflächige Entfernung der verbliebenen Bauschutt- und Kalkschutt-reste in Erwägung gezogen. In Gesprächen mit der Wasserwirtschaftsverwaltung des Lan-des Rheinland-Pfalz wurde auf diese Maßnahme verzichtet, da nicht sicher war, ob noch massive Betonfundamente im Uferbereich verblieben waren. Diese hätten die Entsorgungs-kosten in unkalkulierbare Höhen getrieben.

Ein weiterer Vorschlag kam in der inhaltlichen Diskussion mit dem zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt auf: Die Überdeckung der Bauschuttreste durch eine Schicht von ca. 50 cm Baggergut aus dem Rhein.

Diese Option wurde zunächst einmal zurückgestellt. Erste Monitoringuntersuchungen des NABU zeigten, dass sich große Uferpartien selbstständig mit typischen Sedimenten bedeck-ten.

Die fachliche Begleitung der Uferentwicklung durch den NABU erfolgte in enger Absprache mit der Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes Rheinland-Pfalz, dem Wasser- und Schiff-fahrtsamt Bingen und der Gemeinde Budenheim. Die Gemeinde Budenheim sorgte für eine Verkehrsberuhigung des Bereiches. Durch seine direkte Lage an der Veloroute Rhein ist er für naturverbundene Besucher sehr geeignet.

Eine Infotafel mit interaktivem Element informiert über die Entwicklung und Bedeutung des Uferbereiches.

7 Ergebnisse/Bewertung Im Rahmen des begleitenden Montorings konnte festgestellt werden, dass die Uferbereiche allmählich von typischen Sedimenten überlagert werden. Eine Ansiedlung auentypischer Bäume findet statt. Allein aufgrund eines naturnahen Uferprofils kann somit von einer voll-ständigen Überdeckung der Bauschuttreste durch Sedimente des Rheins ausgegangen wer-den.

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Fallbeispiel IR2c– Rheinuferentwicklung in Budenheim

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen 12/2010

4

Die Unterhaltung im Vorfeld von neu errichteten Hektometerschildern verhindert allerdings eine natürliche Sukzession.

Besucherlenkung und Information am Ufer Budenheim

Mit relativ geringem Aufwand konnten in Kooperation mit der Gemeinde Budenheim Maß-nahmen zur Besucherinformation und –lenkung erfolgen.

Es ist ein Naturerlebnisufer entstanden, das neben der Entwicklung eines naturnahen Au-waldes der naturbezogenen Erholung dient.

8 Kosten/Finanzierung Die Kosten beliefen sich auf den Personalaufwand für das Monitoring und die Projektbeglei-tung. Ungefähr 2000,- Euro wurden in Informationen vor Ort investiert.

Wartungsarbeiten und Besucherinformation wurden durch das Beschäftigungsprojekt Auen-service des NABU durchgeführt.

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Fallbeispiel IR2c– Rheinuferentwicklung in Budenheim

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen 12/2010

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@ Geobasisdaten Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz Az.: 26 722-1.401

9 Erfolgsfaktoren Durch die Einrichtung eines Naturerlebnisufers fernab von Naturschutzgebieten wurde die naturnahe Erholung gefördert, ohne dass es zu Beeinträchtigungen in Naturschutzgebieten kam.

Durch eine Verkehrsberuhigung (Zugänglichkeit für PKW unterbinden) wurde eine Steuerung der Erholungsnutzung bewirkt.

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Fallbeispiel NR5 – Rückbau Uferbefestigungen bei Duisburg-Rheinhausen

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzstation, 12/2010

1

NR5 Rückbau von Uferbefestigungen bei Duisburg-Rheinhausen Rhein-km 774,30 – 775,70, linkes Ufer

1 Stichworte Umgesetzt, Rückbau Uferbefestigung, Naturnahe Umgestaltung Ufer, Niederrhein, Duisburg-Rheinhausen

2 Situation Vorher - Das Projektgebiet befindet sich in Gleithangsituation. Das Rheinufer im Projektge-biet lässt sich in zwei Abschnitte gliedern. Im oberstromigen Abschnitt ist das Ufer mit Hoch-ofenschlacke naturfern ausgebaut. Die Schlacke ist zu mächtigen, festen Lagen verbacken. Im anschließenden Abschnitt ist das Ufer mit einer Basaltblockschüttung befestigt. Unverbaute Ufer gibt es im urbanen Bereich Duisburgs nur auf wenigen kurzen Abschnitten.

Schlackebefestigung vorher Basaltblockschüttung vorher

Basaltblockschüttung - Nachher Die Basaltblockschüttung wurde im Winter 2004/2005 auf einem kurzen Probeab-schnitt rückgebaut.

Die Entwicklung an diesem Probeab-schnitt wurde in den Folgejahren mittels Strukturkartierung, Aufnahme von Ufer-profilen und Vegetationstransekten doku-mentiert. Hier stellte sich zunächst ein flacheres Sandufer ein. Basaltblockschüttung auf Probestrecke entfernt

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Fallbeispiel NR5 – Rückbau Uferbefestigungen bei Duisburg-Rheinhausen

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzstation, 12/2010

2

Es zeigte sich jedoch bald, dass unter der entfernten Basaltblockschüttung wiederum Hochofenschlacke als wei-tere Befestigungslage vorhanden ist. Im Zuge der einsetzenden Erosion des Ufers wurde anstatt der erhofften naturnahen Uferstruktur diese unter-lagernde Schlacke wieder heraus-präpariert.

Von einer Fortführung der Maßnahme wurde deshalb einvernehmlich abge-sehen.

Schlacke unter der früheren Basaltblockschüttung

Schlacke - Nachher

Die Schlacke erwies sich als belastet, so dass ein Rückbau im Rahmen des Projektes nicht zu finanzieren war. Versuchsweise wurde stattdessen vom WSA Duisburg-Rhein Kies aus nahe gelegenen Strombaggerungen aufgebracht. Das Material wird bei Hochwasser vom Rhein umgelagert und „sortiert“ und bildet einen naturnahen Kiesuferaspekt. Darunter ist die Schlackeschicht erhalten.

Im Zuge einiger Hochwasser wurden Teile der Schlacke wieder sukzessive herauspräpariert. Auf den weniger exponierten Abschnitten hat sich das aufgebrachte Kiesmaterial bisher ge-halten.

Überschichtete Schlacke, Juli 2005 September 2007, Schlacke örtlich wieder freigespült

3 Ziele Mit dem Rückbau der Basaltblockschüttung und dem Überdecken der Schlackeschicht sollte ein naturnahes Kiesufer im Gleithang entstehen. Dieses kann als Laichgrund für strömungs-gebundene Fischarten dienen. Gleichzeitig kommt dem Naturufer eine hohe Bedeutung für natur- und flussbezogene Naherholung im urbanen Raum zu. Vor dem Hintergrund regional hoher Verbauungsgrade im Bereich der Städte Duisburg, Krefeld und Moers kommt der Re-vitalisierung von Uferabschnitten hier auch eine regionale Schlüsselfunktion im Biotopver-bund zu.

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Fallbeispiel NR5 – Rückbau Uferbefestigungen bei Duisburg-Rheinhausen

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzstation, 12/2010

3

4 Maßnahmen Im November 2004 wurde mit den Baumaßnahmen zur Revitalisierung zwischen der Bahn-brücke und Rheinkilometer 775 begonnen. Die Basaltblockschüttung wurde auf kurzen Ab-schnitten entfernt. Diese Baumaßnahmen sollen weitergeführt werden, wenn Basaltblöcke zur Instandsetzung an anderen Uferabschnitten benötigt werden.

Die Schlacke wurde mit einer dicken Schicht Kiesmaterial überdeckt, nachdem sich eine Ent-fernung als zu kostenaufwändig erwiesen hatte. Die Sanierungskosten überstiegen das Pro-jektbudget bei weitem, so dass auf die weitere Aufarbeitung verzichtet werden musste.

5 Zielkonflikte / Synergien Naturschutz – Erholung - Wasserstraße Mitten in Duisburg gelegen, kommt die neue Flussnatur vor allem den Anwohnern zugute. Zum Abschluss des ersten Bauabschnittes wurde daher am 17. Juli 2005 im Rahmen des ersten europäischen Flussbadetages „Big Jump“ ein Strandfest organisiert. Im Strandcafé unter freiem Himmel nahmen viele Besucher neuen Kontakt zu „ihrem“ Fluss auf. Der Sprung in den Rhein konnte aus Sicherheitsgründen jedoch nur symbolisch stattfinden.

Strandcafé

Symbolischer Sprung in den Rhein

Das Projekt eröffnete grundsätzlich verschiedene Synergien zwischen den genannten Nut-zungen bzw. Zielbereichen. Im Hinblick auf die Wasserstraße sollte der Unterhaltungsauf-wand für die Ufersicherung verringert und ortsnah Wasserbaumaterial aus dem Rückbau gewonnen werden. Als attraktives Erholungsufer hat der neue naturnäher strukturierte Ab-schnitt zwar keine wesentliche Bedeutung für störungsempfindlichere Arten. Dennoch weist das Kiesufer ein höheres Potenzial für eine standorttypische Besiedlung auf.

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Fallbeispiel NR5 – Rückbau Uferbefestigungen bei Duisburg-Rheinhausen

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzstation, 12/2010

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6 Akteure / Vorgehen Der Uferabschnitt wurde im Rahmen einer Befahrung des Rheinabschnittes auf Einladung durch das Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein (WSA) ausgewählt. Die Umsetzung erfolgte im Rahmen der laufenden Unterhaltung durch das WSA. Auf die Schlacke wurde Material aus notwendigen Baggerungen in der Nähe aufgebracht. Basalt-Wasserbausteine wurden im Zusammenhang mit Instandsetzungsarbeiten an anderen Uferabschnitten ent-nommen, an denen die Steine wieder verwendet wurden, wodurch eine Rohstoffeinsparung erreicht wurde.

Der freigestellte Uferabschnitt wurde den gestaltenden Kräften des Rheins überlassen.

Nach Erhalt ihrer Einladung zum feierlichen Baustart war Duisburgs Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling zunächst skeptisch. Sie sah in der Entfesselung des Rheins mitten in Duisburg, der Stadt des weltgrößten Binnenhafens, ggf. eine Bedrohung für die Sicherheit und Funktion der Stadt. Frau Zieling ließ sich von den Fachargumenten überzeugen und erkannte die neuen Naturufer im städtischen Raum als Gewinn für Duisburg. Bei der Auftaktveranstal-tung bekam sie zum Dank den ers-ten Stein aus dem Uferpflaster über-reicht, handsigniert von NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

7 Ergebnisse / Bewertung Auf etwa 700 m Uferlänge wurde die vorhandene Schlackebefestigung mit Kies überschüttet. Dadurch entstand zunächst ein naturnaher Aspekt. Die Überschüttung wurde im Laufe der folgenden Jahre bei Hochwasser in Teilen wieder abgetragen, blieb aber auf größeren zu-sammenhängenden Teilflächen auch erhalten. Die Maßnahme muss damit als nur teilweise zielführend bewertet werden. Ein größeres Hochwasser hat zudem seit Umsetzung der Maßnahme nicht stattgefunden, so dass die weitere Entwicklung abzuwarten bleibt.

Die Ergebnisse der zur Erfolgskontrolle durchgeführten Laufkäfererfassung deuten darauf hin, dass die Kiesüberdeckung wesentliche notwendige Habitateigenschaften für spezifische Uferarten nicht gewährleistet. Die festgestellte geringe Besiedlung mit uferspezifischen Arten ist demnach vermutlich auf die geringe Substratvielfalt (ausschließlich Kies) und zudem die fehlende Verbindung in den Boden infolge der unterlagernden Schlacke-Konkretion zurück-zuführen. Bei der Bewertung der Ergebnisse ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Er-fassungen zur Erfolgskontrolle nur 6 Jahre nach Umsetzung der Maßnahme umfassen. Die Einregulierung der Substratverteilung dürfte noch nicht abgeschlossen sein und da bisher feine Substrate fehlen, fehlen auch die entsprechenden, spezifischen Laufkäferarten.

Die Entfernung der Basaltblockschüttung wurde nur auf einem Probeabschnitt von etwa 30 Meter Länge realisiert. Eine Weiterführung ist nicht mehr vorgesehen. Maßgebend dafür war die Beobachtung im Rahmen der Erfolgskontrolle, dass unter der Basaltblockschüttung wie-derum Schlacke als zweite Befestigungsschicht ansteht.

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Fallbeispiel NR5 – Rückbau Uferbefestigungen bei Duisburg-Rheinhausen

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzstation, 12/2010

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8 Kosten / Finanzierung Für die bauliche Realisierung entstanden keine Kosten, da das Ziel durch Unterlassen der Unterhaltung erreicht wurde. Der Rückbau erfolgte, wenn Material bei anderen Baustellen benötigt wurde und das aus dieser Maßnahme rückgewonnene Material eingesetzt werden konnte.

Dieses Modellprojekt wurde aus Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz, der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) und des NABU gefördert.

@ Geobasisdaten Landesvermessungsamt NRW

9 Erfolgsfaktoren Die Maßnahme konnte, wie oben ausführlich dargelegt, letztlich nur teilweise umgesetzt werden und kann auch in den realisierten Bereichen nur bedingt erfolgreich bewertet wer-den. Dennoch wird die Umsetzung von Maßnahmen an diesem städtischen Uferabschnitt als Erfolg gewertet und können entsprechend Erfolgsfaktoren benannt werden:

• Kooperation der Akteure der WSV und des NABU

• Politisch / rechtliche Vorgabe im Hintergrund (Wasserrahmenrichtlinie)

• Realisierung durch die WSV

• Einbindung in überregionales Rahmenprojekt mit Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt

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Fallbeispiel NR8 – Leitwerk & Buhnenumbau bei Duisburg Beekerwerth

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzstation, 12/2010 1

NR8 Umgestaltung einer Buhnengruppe bei Duisburg-Beekerwerth Rhein-km 783 – 784, rechtes Ufer 1 Stichworte Umgesetzt, Umgestaltung von Strombauelementen, Niederrhein, Duisburg

2 Situation Durch die Umgestaltung einer Parallelschüttung in Duisburg-Beekerwerth wurden wellenge-schützte Flachwasserzonen in ständiger ökologischer Verbindung zum Rhein geschaffen.

Vorher - Eine Blockstein-schüttung trennt bei Wasser-ständen bis Mittelwasser + 1 Meter die dahinter gelegenen Flachwasserbereiche vom Rhein. In Niedrigwasserpha-sen im Herbst fallen die Flachwasserzonen trocken, ohne dass sich die dort le-benden Organismen in tiefe-res Wasser zurückziehen können.

Nachher - Im mittleren Buhnenfeld ersetzt eine Hakenbuhne das Parallelwerk. In den ande-ren beiden Buhnenfeldern wurde die Parallelschüttung mehrfach unterbrochen, die Flach-wasserbereiche wurden erweitert. In beiden Fällen sind Flachwasserzonen entstanden, die laufend mit dem Strom in Verbindung stehen und die zugleich gegen den Wellenschlag vor-beifahrender Schiffe abgeschirmt sind.

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Fallbeispiel NR8 – Leitwerk & Buhnenumbau bei Duisburg Beekerwerth

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzstation, 12/2010 2

3 Ziele Durch den Ausbau des Rheins im Standardprofil und die Befestigung der Ufer sind die ehe-mals vielfältigen Flachwasserzonen weitgehend verloren gegangen. Verbliebene Flachwas-serbereiche, etwa in Buhnenfeldern, sind oft stark dem Wellenschlag passierender Schiffe ausgesetzt und dadurch stark entwertet.

Mit dem Umbau von Strombauelementen sollten in Beekerwerth rheinangebundene und wel-lengeschützte Flachwasserbereiche in den Buhnenfeldern geschaffen werden. Als strö-mungsberuhigte, nahrungsreiche und sonnendurchwärmte Zonen kommt ihnen unter ande-rem große Bedeutung als Kinderstube der Fische, zum Beispiel für Barben, zu.

Gleichzeitig sollten mit diesem Modellprojekt verschiedene wasserbauliche Elemente zur Gestaltung von Buhnenfeldern erprobt werden.

Passierende Schiffe verursachen erheblichen Wellenschlag.

4 Maßnahmen Die Bauarbeiten wurden von September 2004 bis Mai 2005 vom Wasser- und Schifffahrts-amt Duisburg-Rhein durchgeführt.

Es wurden zwei verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten für Parallelwerke erprobt:

Mit dem Ziel, die Parallelschüttung permanent passierbar zu gestalten, wurde diese jeweils mehrfach bis auf den Gewässerboden hinab geschlitzt. Dadurch ist die Passierbarkeit für Fische und andere Wasserorganismen dauerhaft gegeben. Die dahinter gelegenen Flach-wasserzonen wurden erweitert.

Bei der zweiten Variante wurde die Parallelschüttung durch eine Hakenbuhne ersetzt. An der Spitze einer etwa 60 m langen Buhne setzt eine Parallelschüttung von etwa 100 m Länge an, die damit knapp zwei Drittel des Buhnenfeldes von der Fahrrinne abschirmt. Die dahinter gelegenen Flachwasserbereiche wurden erweitert und teilweise vertieft.

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Fallbeispiel NR8 – Leitwerk & Buhnenumbau bei Duisburg Beekerwerth

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzstation, 12/2010 3

Durchbrochene Parallelschüttung mit Flachwasserzone

Hakenbuhne; Wasservögel nutzen den wellengeschützten Bereich

5 Zielkonflikte / Synergien Naturschutz – Erholung - Wasserstraße Die Erholungsnutzung ist am hier gestalteten Uferabschnitt von untergeordneter Bedeutung. Sie wird im Wesentlichen von Spaziergängern, oft mit Hund, repräsentiert. Durch die Maß-nahme ergibt sich diesbezüglich keine maßgebliche Änderung der Situation.

Die ökologische Verbesserung bezieht sich vorrangig auf den aquatischen Bereich der Buh-nenfelder und Flachwasserzonen. Interferenzen mit der Erholungsnutzung treten kaum auf.

Die Maßnahme erfolgte im Rahmen eines seitens der WSV anstehenden Umbaus der Ufer-befestigung durch Integration der ökologischen Zielsetzung.

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Fallbeispiel NR8 – Leitwerk & Buhnenumbau bei Duisburg Beekerwerth

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzstation, 12/2010 4

6 Akteure / Vorgehen In diesem Rheinabschnitt standen akut Maßnahmen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung an. Dies wurde genutzt, um mit relativ wenig Aufwand zugleich eine ökologische Verbesse-rung der Ufersituation zu erreichen und verschiedene wasserbauliche Elemente zu erproben.

Träger der Baumaßnahmen war das Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein. Die Maß-nahmen wurden im Rahmen weitergehender Umbaumaßnahmen an den Buhnen zur Siche-rung der Wasserstraße in diesem Abschnitt umgesetzt. Der NABU brachte die Vorschläge zur ökologischen Umgestaltung der Strombauelemente und Uferbereiche ein und begleitete das Vorhaben mit Untersuchungen zur Erfolgskontrolle.

7 Ergebnisse / Bewertung Der „Haken“ an der neu entstandenen Hakenbuhne soll den Einfluss von Wellenschlag, Sog und Schwall vermindern und so, ähnlich wir die Schlitzung des Parallelwerkes, die Ausbil-dung ökologisch hochwertiger Flachwasserbereiche mit Stromanbindung ermöglichen.

Bereits wenige Wochen nach Abschluss der Arbeiten waren erste Erfolge nachweisbar: Ein Fischökologe wies im Juni 2005 zahlreiche Barbenlarven in den neuen wellengeschützten Flachwasserzonen nach.

Zur Erfolgskontrolle wurde neben Strukturkartierungen insbesondere eine Untersuchung zur Fischfauna durchgeführt. Sie kommt zu folgendem Ergebnis: „Die an der Buhnengruppe bei Duisburg-Beekerwerth durchgeführten Umgestaltungen entsprechen sehr weitgehend den auf der Grundlage umfangreicher Untersuchungen zum Jungfischaufkommen im Rheinstrom gemachten Empfehlungen zur Verbesserung der Habitatbedingungen (STAAS 1997). Im Rahmen der als Erfolgskontrolle durchgeführten Untersuchung konnten im Jahr 2007 jedoch kaum signifikante Unterschiede zwischen den Jungfischzönosen im Umgestaltungsbereich und in einem vergleichend untersuchten Referenzbereich nachgewiesen werden.“ Als mögli-cherweise ursächlich dafür werden die ungewöhnlichen Ganglinien der Temperatur und des Abflusses während der Hauptlaichzeit angeführt. Eine fundierte Bewertung der Maßnahme setzt somit ein mehrjähriges Monitoring voraus. Eine erneute Erfassung der fischfaunisti-schen Bedeutung ist für 2011 vorgesehen.

Bei den kleineren Flachwasserzonen deutet das Ausmaß der bei Schiffspassagen zu be-obachtenden Ein- und Ausströmung sowie der entsprechenden Schwankungen des Wasser-standes darauf hin, dass die Relation der Weite der Schlitz zur Größe bzw. dem Volumen der angebundenen Flachwasserzone noch optimierbar ist. Hier sollten die Schlitze zum Bei-spiel im Zuge späterer Unterhaltungsmaßnahmen noch weiter eingeengt werden.

Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Universität Köln wurde im Sommer 2008 das Makro-zoobenthos in den neuen Uferstrukturen untersucht und mit einem unveränderten Referenz-abschnitt vergleichen (GIES 2008). Zwar werden im Bereich der Hakenbuhne erhöhte Abundanzen und Artenzahlen sowie eine Verschiebung in der Verteilung der Ernährungsty-pen festgestellt; diese führen jedoch nicht zu einer Verbesserung der ökologischen Zu-standsbewertung nach dem System PERLODES. Als relevante Faktoren für diesen Befund sind zu diskutieren: die geringe Zeitspanne seit Umsetzung der Maßnahme (4 Jahre), der geringen Gesamtumfang der morphologischen Anreicherung, die stark eingeschränkte Ver-fügbarkeit von Quellgebieten für die Wiedereinwanderung von Arten, die hohe Dominanz invasiver Neozoen und die meist nur langsame Ausbreitung indigener Arten im Rhein.

Die weitere Entwicklung sollte unter anderem im Hinblick auf die oben genannten Faktoren mittelfristig weiter dokumentiert und analysiert werden.

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Fallbeispiel NR8 – Leitwerk & Buhnenumbau bei Duisburg Beekerwerth

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzstation, 12/2010 5

8 Kosten / Finanzierung Die Baumaßnahmen wurden im Rahmen einer größeren Umbaumaßnahme vom Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein durchgeführt. Die ökologisch motivierten Teilmaßnah-men wurden nicht gesondert erfasst, Angaben zu den Kosten sind daher nicht möglich.

Das Modellprojekt wurde darüber hinaus aus Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz, der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) und des NABU finanziert.

Flachwasserbereich hinter geschlitzter Parallelschüttung, September 2007

@ Geobasisdaten Landesvermessungsamt NRW

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Fallbeispiel NR8 – Leitwerk & Buhnenumbau bei Duisburg Beekerwerth

Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, NABU-Naturschutzstation, 12/2010 6

9 Erfolgsfaktoren

• Kooperation der Akteure der WSV und des NABU

• Einbindung ökologischer Zielstellungen in eine verkehrsbezogene Baumaßnahme

• Realisierung durch die WSV

• Einbindung in überregionales Rahmenprojekt mit Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt

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A2

Anhang 2

Pressespiegel

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Badisches Tagblatt vom 6.8.2009

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A2

Badisches Tagblatt vom 22.10.2009Mannheimer Morgen vom 27.3.2010

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Allgemeine Zeitung Bingen vom 31.7.2010

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A4

NRZ Neue Rheinzeitung vom 19.11.2010

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A3

Anhang 3 Liste der Maßnahmen und Maßnahmenvorschläge

Nr. Ort/Rhein-km Ziel Stand

1. Umgesetzte Maßnahmen

NR10 Friemersheim 769 – 773 links

Naturnahes Rhein-ufer

Probeweises Entfernen der Verbauung durch das WSA Duisburg-Rhein auf 50 m Länge

NR11 Moers 778,8 – 780,3 rechts

Naturnahes Rhein-ufer

Manuelles Entfernen der Basaltblöcke durch das WSA Duisburg-Rhein

2. Maßnahmenvorschläge

OR2 neu

Plittersdorf 344,10 – 344,00 rechts

Naturnahes Rhein-ufer

Aufnahme in genehmigtes Life+ Projekt (2011-2015)

ORx Steinmauern 344,50– 344,60 rechts

Naturnahes Rhein-ufer

Ideenskizze erstellt

Gemeinderat befürwortet Umsetzung

OR8 Philippsburg 384,30 – 384,50 385,70 – 385,90 rechts

Naturnahes Rhein-ufer

Gemeinde befürwortet Projekt

Ggf. Planfeststellungsverfahren notwendig

OR9 Rheinhausen 391,80 – 392,50 rechts

Naturnahes Rhein-ufer

Gemeinde befürwortet Projekt

Keine Finanzierbarkeit seitens Kommune

OR10 Hockenheim 401,50 – 401,90 rechts

Naturnahes Rhein-ufer

Aufnahme als Kompensationsmaßnahme für Ände-rung Bebauungsplan

IR3 Mainz 490,95 – 491,95 links

Naturnahes Rhein-ufer

Umsetzung ggf. als Kompensationsmaßnahme mög-lich

IR4 Eltville 514,45 – 515,20 rechts

Naturnahes Rhein-ufer

Aufgrund Bau eines asphaltierten Radweges unrea-listisch

IR5 Ingelheim 519,45–519,70 links

Naturnahes Rhein-ufer

Laufender Planungsprozess im Rahmen einer Pla-nungswerkstatt

NR12 Köln-Zündorf 676,9 – 677,2 rechts

Naturnahes Rhein-ufer

Zustimmung der Fachbehörden der Stadt Köln. Ab-schließende Stellungnahme WSA Köln steht aus.

NR13 Köln-Westhoven 681,6 – 681,8 rechts

Naturnahes Rhein-ufer

Zustimmung der Fachbehörden der Stadt Köln. Ab-schließende Stellungnahme WSA Köln steht aus

NR14 Köln-Flittard 695,0 – 696,3 rechts

Flachwasserzonen, Anbindung Aue

Zustimmung der Fachbehörden der Stadt Köln. Ab-schließende Stellungnahme WSA Köln steht aus

NR15 Neuss 736,5 – 737,8 links

Naturnahes Rhein-ufer

Abschließende Stellungnahme WSA Köln steht aus

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A3

NR16 Düsseldorf-Vollmerswerth 734 - 735, rechts

Ökologische Umge-staltung von Buhnen-feldern

Abschließende Stellungnahme WSA Köln steht aus

NR17 Düsseldorf-Urdenbach 720,4 – 721,0 rechts

Naturnahes Rhein-ufer und Altrhein-mündung

Abschließende Stellungnahme WSA Köln steht aus

NR18 Duisburg 770,6, links

Naturnahe Bach-mündung

Inhaltliche Zustimmung aller relevanten Akteure. Organisation der Realisierung wird von der vor Ort zuständigen Biologischen Station weitergeführt.

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Abschlussbericht, Dezember 2010 NABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl

A4

Anhang 4 Literatur BMVBS (2006): Empfehlung für Erfolgskontrollen zu Kompensationsmaßnahmen beim Aus-

bau von Bundeswasserstraßen. 2. Überarbeitete Fassung - Bonn

GIES, MARIA (2008): Verschieden gestaltete Buhnen am Rhein und deren Auswirkungen auf das Makrozoobenthos.- Dipl.-Arbeit, Universität Köln, unveröffentlicht

STADT KÖLN (2004): Pflege- und Entwicklungskonzept für die Rheinufer zwischen Köln-Langel und Westhoven, zwischen Köln-Mülheim und Stammheim, den Weißer Bogen und zwischen Köln-Rodenkirchen und Bayenthal.- Unveröffentlichtes Gutachten des Büros für Umweltanalytik im Auftrag der Stadt Köln

STAAS, ST. (1997): Das Jungfischaufkommen im Niederrhein und angrenzenden Nebenge-wässern unter Berücksichtigung der Uferstrukturen am Strom. LÖBF-Schriftenreihe 12, Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten, Recklinghausen, Eigenverlag, 114 S.