Forest Ecology and Remote Sensing P E R U · Forest Ecology and Remote Sensing. Hinweis für den...

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P E R U Botanische Exkursion 2008 Institut für Botanik und Botanischer Garten Universität Hohenheim, Stuttgart 11. – 30. August 2008 Herausgeber: Ina Dinter und Reiner Zimmermann FEARS Forest Ecology and Remote Sensing

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  • P E R UBotanische Exkursion 2008

    Institut für Botanik und Botanischer GartenUniversität Hohenheim, Stuttgart

    11. – 30. August 2008

    Herausgeber:Ina Dinter und Reiner Zimmermann

    FEARSForest Ecology and Remote Sensing

  • Hinweis für den BenutzerDie Botanische Exkursion nach Peru vom 11. - 30. August 2008 war die LehrveranstaltungGeländeübungen für Fortgeschrittene (Bio)/Geländepraktikum in Botanik (HL) im SS 2008unter Leitung von Dr. Reiner Zimmermann mit Prof. Dr. Manfred Küppers.Der vorliegende Exkursionsbericht wurde nach den Beiträgen und Tagesprotokollen derTeilnehmer zusammengestellt.Zur Vorbereitung war das Seminar für Botanik (Bio)/Hauptseminar in Botanik (HL) im SS2008 vorausgegangen (Prof. Dr. Manfred Küppers/Dr. Reiner Zimmermann). Die Seminar-beiträge der Teilnehmer stehen unter https://botanik.uni-hohenheim.de/exkursionen.htmlonline zur Verfügung.

    ISBN 978-3-00-030260-2

    Bibliografische Informationen der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Bildnachweis der TitelseiteAbb. 1 Ipomoea carnea Jacq. © DINTER Abb. 2 Cordia lutea Lam. © DINTERAbb. 3 Gentiana sedifolia Kunth Abb. 4 Weberbauerocereus weberbaueri subsp. weberbaueri © KÜPPERS (K. Schum. ex Vaupel) Backeb. © DINTER

    Für das Copyright in Bezug auf das verwendete Bildmaterial der Folgeseiten siehe Abbildungsnachweise in denLegenden.Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdrucks, der auszugsweisen oder vollständigen Wiedergabe,der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen und der Übersetzung vorbehalten.

    Korrespondenz der HerausgeberDr. Ina DinterInstitut für Botanik und Botanischer Garten (210)Universität Hohenheim · Garbenstraße 30 · D-70597 StuttgartTelefon: +49 711 459-23852 · Telefax: +49 711 459-23355Internet: www.botanik.uni-hohenheim.de · E-Mail: [email protected]

  • III

    Vorwort

    Mit der Botanischen Exkursion nach Peru im Sommer 2008 knüpft das Institut für Botanik und BotanischerGarten der Universität Hohenheim, Stuttgart sowohl thematisch als auch geographisch an die langjährigenForschungstätigkeiten des Institutes in Süd- und Mittelamerika an. Die bisher wohl weiteste studentischeExkursion des Institutes wurde mit dem Ziel geplant, den Studenten der allgemeinen und speziellenBotanik einen Überblick über die pflanzenökologischen Verhältnisse der äquatorialen Neotropis zuvermitteln.

    Das Kennenlernen und intensive Erleben eines unserem mitteleuropäischen Pflanzenraum in Artenvielfaltund Lebensbedingungen so verschiedenen Florenreiches steht ganz in der Tradition des bekanntenÖkologen und ehemaligen Institutsleiters Professor Heinrich Walter (Hohenheim 1945 - 1966), einemWegbereiter der vergleichenden globalen Ökosystemforschung. Für Heinrich Walter, dessen Lebenswerkdie im deutschen Sprachraum bis heute unübertroffene synoptische Darstellung der "Vegetationszonen derErde in öko-physiologischer Betrachtung" ist, war eine Grundvoraussetzung zum tieferen Verständnis vonökologischen Verhältnissen, die zu untersuchenden Regionen nicht nur zu kurzen, im Vorfeld bereitsinhaltlich eng umschrieben Feldstudien aufzusuchen, sondern zunächst im Lebensraum beobachtend zuverweilen, um erst dann mit einer genauen Fragestellung die ökologischen Verhältnisse zu untersuchen undzu interpretieren.

    Diese Forderung eines direkten und intensiven "Erlebens" als Schlüssel für einen vertieften Zugang zumUntersuchungsgegenstand mag dem modernen universitären Zeitgeist wenig effizient erscheinen. Dochspricht aus Heinrich Walter's Forderung nichts anderes als die auf jahrezentelange wissenschaftlicheErfahrung beruhende Einsicht, dass komplexe ökologische Zusammenhänge zuverlässiger wahrgenommenund erklärt werden können, wenn man vom Ganzen beginnend zu Detailkenntnissen voranschreitet.

    In diesem Sinne war es die wichtigste Zielsetzung unserer Botanischen Exkursion 2008, den Teilnehmerndiesen direkten pflanzenökologischen Zugang in teilweise stark kontrastierenden tropischen Biomen zuermöglichen. Die im Verlauf der Exkursion besuchten Gebiete reichten von der hyperariden peruanischenKüstenwüste über extrem trockenkalte Gebirgs-Puna bis hin zum perhumiden Regenwald imAmazonastiefland und den extremen Niederschlagschwankungen ausgesetzten Trockenwäldern inÄquatornähe. Das Erleben von Landschaft, Klima und Vegetation als Stimulus zum "Nachdenken" standdabei gleichberechtigt neben dem Vertiefen botanischer Kenntnisse.

    Für den Erfolg der Studienreise zeichneten in erster Linie die interessierten und engagierten studentischenTeilnehmer verantwortlich. Ihr Zusammenhalt, ihre Toleranzbereitschaft und ihre Mitarbeit warenvorbildlich. Nicht unerwähnt mag bleiben, dass eine erfreulich grosse Zahl der studentischen Teilnehmernach Abschluss der geistig wie körperlich recht fordernden Studienreise den Weg in die ökologisch-botanische Forschungsarbeit am Institut fand. Mit Frau Dr. Ina Dinter konnte eine in der klassischensystematischen Botanik versierte Wissenschaftlerin unseres Institutes als Exkursionsbegleiterin gewonnenwerden. Erst ihr Engagement ermöglichte die Auswertung und Zusammenstellung des nun vorliegendenExkursionsberichtes. Die erhebliche logistische Arbeit vor Ort wurde durch den vorbildlichen, ruhigenEinsatz von Frau Dipl.-Ing. Sabine Remmele bewältigt. Beiden Kolleginnen schulde ich für ihre Hilfegrößten Dank.

    Eine botanische Exkursion in das ferne Ausland kann nicht auf orts- und fachkundige Wissenschaftler undHelfer verzichten: Unser Dank gilt hier insbesondere Herrn Prof. Pedro Vásquez, dem Direktor des Centrode Datos para la Conservacion der Universidad Nacional Agraria La Molina, Lima (Nord-Peru) und FrauMS. Biol. Eliana Linares der Universidad Nacional San Agustín, Arequipa (Süd-Peru). Für diewissenschaftliche Vorbereitung und den reibungslosen Ablauf der Reise war die sachkundige Hilfe vonFrau Dr. Viviana Horna, Georg-August-Universität, Göttingen unentbehrlich. Während der Reise wurdenwir von vielen Personen unterstützt. Stellvertretend für alle Helfer seien genannt: Jorge "El Diablo",Manager auf der Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos und Maximo, unser Führer zumBergmassiv des El Viento. Unsere Dankbarkeit und unser Respekt gelten in besonderem Maße derGastfreundschaft der einfachen Menschen auf dem Lande, deren täglichen Lebensraum wir erkundendurften und die uns dabei stets freundlich und entgegenkommend begegneten.

    Hohenheim, im Dezember 2009 Reiner Zimmermann

  • IV

    Teilnehmer

    Leitung der Exkursion:Dr. Reiner ZimmermannProf. Dr. Manfred Küppers

    Wissenschaftliche Betreuer:Dr. Ina DinterDipl.-Ing. FH Sabine Remmele

    Studentische Teilnehmer:Yasmine Abou RajabDésirée BraunSören BroseFranziska BucherEllen DickreuterAndrej NiedermannMelike ÖmerogullariAdrian ReinehrAngelika SchmukerSimon SchützAndreas SchummerAylin SökücüRené SzymanskiMagnus Wachendorf

    Praktikanten:Armin MarquartSimone Weidner

    Organisatorische Betreuung in Peru:Dr. Viviana Horna, Georg-August-Universität, Göttingen

    Botanische Betreuung Südperu:MS Biol. Eliana Linares, Universidad Nacional San Agustín, Arequipa (Peru)Prof. Dr. Antonio Galan de Mera, Universidad San Pablo, Madrid (Spanien)

    Botanische Betreuung Nordperu:Prof. Pedro Vásquez Ruesta, Universidad Nacional Agraria La Molina, Lima (Peru)mitVíctor Pastor LoyolaRenzoandré de la Peña Lavander

    Begleitung und Führung bei Feldexkursionen:JorgeMaximo

  • V

    Inhalt

    Vorwort III

    Teilnehmer IV

    Tagesprotokolle

    11.08.2008 Lima – Treffen und Abreise nach Arequipa ...................................... 1

    12.08.2008 Arequipa ............................................................................................. 2

    13.08.2008 Cañón del Colca – von Arequipa nach Chivay .................................. 3

    14.08.2008 Cañón del Colca – von Chivay nach Huambo ................................... 9

    15.08.2008 Cañón del Colca – von Huambo nach Camaná ................................. 14

    16.08.2008 Umgebung von Camaná – von Camaná nach Arequipa .................... 18

    17.08.2008 Arequipa – von Arequipa nach Puerto Maldonado ........................... 24

    18.08.2008 Puerto Maldonado – zur Forschungsstation CICRA ......................... 26

    19.08.2008 Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos – Rundgang ...... 29

    20.08.2008 Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos – Aguajal .......... 35

    21.08.2008 Forschungsstation CICRA – Puerto Maldonado – Cusco ................. 41

    22.08.2008 Cusco – Abra Málaga (Cordillera del Vilcanota) .............................. 43

    23.08.2008 Cusco – von Cusco nach Lima .......................................................... 50

    24.08.2008 Lima – von Lima nach Piura ............................................................. 51

    25.08.2008 Piura – von Piura ins Schutzgebiet Coto de Caza El Angolo (CCA) 52

    26.08.2008 CCA – entlang der Quebradas Angolo und Potrerillo ....................... 58

    27.08.2008 CCA – von der Quebrada Angolo zum Cerro El Viento ................... 64

    28.08.2008 CCA – Aufstieg im Cerro El Viento zum Senal Viento .................... 68

    29.08.2008 CCA – vom Cerro El Viento zum Río Angolo .................................. 73

    30.08.2008 CCA – vom Schutzgebiet CCA nach Piura ........................................ 75

    Literatur

    Bücher, Zeitschriften, Vorträge ..................................................................................... 76

    Internetabfragen ............................................................................................................. 78

    Datenbanken .................................................................................................................. 80

    Anhang

    Tabellenverzeichnis und Artenlisten .............................................................................. 82

  • VI

  • Lima__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 11.08.2008 von Ina Dinter

    1

    Lima

    Datum 11.08.2008

    Programm1 Lima

    Die Anreise der meisten Teilnehmer fand bereits am Wochenende des 9./10. August 2008statt, um ausreichend Zeit zur Akklimatisierung, zur Lösung eventuell kurzfristig auftretenderorganisatorischer Probleme und zum Einkauf von benötigter Ausrüstung wie Zelt, Decken,Gummistiefel usw. zu haben. Nach der morgendlichen Besprechung erfolgte daher eingemeinsame Gang zum Supermarkt mit Geldtausch und den Besorgungen für die anstehendenExkursionstage, u.a. auch von Grundnahrungsmitteln für die Tage, an denen gezeltet wurde.Der Rest des Tages war zur freien Verfügung und konnte zum Besuch der Innenstadt vonLima2 genutzt werden. Das gemeinsame Abendessen stimmte auf den Exkursionsbeginn ein.

    Der Morgen des 11. August, dem offiziellen Beginn der Exkursion, begann mit gemeinsamemFrühstück und anschließender Besprechung, wobei Professor Pedro Vásquez, UniversidadNacional Agraria La Molina, als Gast anwesend war. Wer nicht mit organisatorischen Fragenund Vorbereitungen beschäftigt war, hatte noch Freizeit bis zur gemeinsamen Fahrt mit Taxenzum Busterminal von Oltursa. Nach dem Einchecken pünktliche Abfahrt um 18.30 Uhr nachArequipa. Kleines Abendessen an Bord.

    1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Atlas_of_Peru.2 Informationen und Bildmaterial unter:

    Offizielle Website für Tourismus und Urlaub in Peru. In: http://www.peru.info/. http://de.wikipedia.org/wiki/Lima. Peru Reisen. In: http://enjoyperu.com/germany/guiadedestinos/lima.

    PERU

    Prospekt des Busunternehmens

  • Arequipa__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 12.08.2008 von Ina Dinter

    2

    Arequipa

    Datum 12.08.2008

    Programm1 Arequipa2

    Nach einem kleinen Frühstück an Bord und morgendlicher Ankunft des Oltursa-Busses inArequipa ging es mit Taxen zur Unterkunft, einem kleinen, nahe dem Zentrum gelegenenHostal. Die Verteilung der Zimmer und des Gepäcks gestaltete sich zeitaufwendig, wobei essich als günstig erwies, dass einige wenige Teilnehmer anderweitig untergebracht werdenkonnten. Der restliche Vormittag verging mit Besprechungen und der Organisation derfolgenden Exkursionstage.

    1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Atlas_of_Peru.2 Informationen und Bildmaterial unter:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Arequipa Peru Reisen. In: http://www.enjoyperu.com/germany/guiadedestinos/arequipa

    PERU

    1 © DINTER

    Während das Küchenteam weitere Einkäufe,insbesondere frische Lebensmittel wie Obst,Gemüse und Salate, tätigte, war für die rest-liche Gruppe Freizeit, um insbesondere dieSehenswürdigkeiten und die Umgebung vonArequipa2 zu erkunden.

    Arequipa liegt auf 2.300 m Höhe und hat ca.783.000 Einwohner. Beeindruckend sind dieVulkane in der nahen Umgebung wie der5.822 m hohe Misti [1] und der Chachanimit einer Höhe von 6.057 m NN [2]. DieHochfläche wird intensiv landwirtschaftlichgenutzt.

    2 © NIEDERMANN

  • Cañón del Colca – von Arequipa nach Chivay__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 13.08.2008 von Ellen Dickreuter

    3

    Cañón del Colca

    Datum 13.08.2008

    Programm1 von Arequipa nach Chivay

    1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: http://

    PERU

    © R

    Es ist morgens halb acht. Vor unserem Hostal stehen kleine Gruppen von Studenten, die zwaufgeregt und gespannt auf das, was kommen Dann kommt Bewegung in die Gruppe. WirBürgersteig. Zwei Meter weiter steht unser Rejetzt beladen werden. Reiner steckt seinen Koan. Chaos entsteht, als es an das Beladen desauch die Reiseküche müssen im Kofferraum unDann ist endlich Abfahrt! Erster Halt bereits müssen eingekauft werden. Und hier beginntkundung der Straßenrandflora, erste begeistertlaut.Nach diesem kleinen Zwischenstopp geht es wEingang des Cañon, wo bald ein Stop zur Erkes sechs Stops in ansteigenden Höhenstufenangeschaut.Um die Mittagszeit halten wir am StraßenranStärkung. Am Nachmittag erreichen wir den NN. Ab hier beginnt dann die Abfahrt zu unseIn Chivay am Hostal angekommen, müssen wird der Bus abgeladen und das Gepäck auf dverschiedene Restaurants aufgesucht, um sichausgetauscht, wer was gegessen und wie es vom ersten Tag ins Bett.

    DINTE

    de.wikipedia.org/wiki/Atlas_of_Peru.

    in Arequipa herrscht Aufbruchstimmung. Überallar noch etwas verschlafen aussehen, aber auchmag, miteinander plaudern. schaffen das Gepäck aus dem Hostal auf denisebus für die nächsten Tage bereit und der sollpf aus dem Fenster und treibt uns alle zur Eile

    Busses geht. Sowohl unsere Reiserucksäcke wied auf dem Dach des Busses verstaut werden.am Rand von Arequipa. Unsere Wasservorräte dann unsere botanische Exkursion mit der Er-e Ausrufe fündig gewordener Botaniker werden

    eiter und nach kurzer Fahrt erreichen wir denundung der Flora eingelegt wird. Insgesamt gibt. Dabei wird die sich verändernde Vegetation

    d an, und es gibt Brot mit Wurst und Käse zurhöchsten Punkt unserer Fahrt auf fast 5000 mrem Zielort Chivay.zunächst die Zimmer verteilt werden. Danachie Zimmer gebracht. In kleinen Gruppen werden nochmals zu stärken. Zurück im Hostal wirdgeschmeckt hat. Aber bald fallen alle erschöpft

  • Cañón del Colca – von Arequipa nach Chivay__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 13.08.2008 von Ellen Dickreuter

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    Einführung

    Der Cañon del Colca liegt ca. 100 km nördlich von Arequipa. Er ist, je nachdem ob man vomhöchsten Berggipfel nahe der Schlucht bis zum Rio Colca oder vom Rand der Schlucht ausmisst, 3200 m bzw. 1.200 m tief und damit der zweittiefste Canyon der Welt2.

    Die Vegetation des Cañon del Colca kann in fünf Vegetationsstufen eingeteilt werden, derenZonierung mit zunehmender Höhe beobachtet werden kann3: Die erste Zone beginnt ab ca. 1000 m NN und zeichnet sich durch hohe Trockenheit aus. Die

    dominierende Art ist die Cactaceae Weberbauerocereus weberbaueri. Die zweite Zone beginnt ab etwa 2850 m NN und ist gleichfalls trocken. Es dominieren Kakteen,

    und zwar weiterhin Weberbauerocereus weberbaueri und zunehmend Corryocactus brevistylus. Ab ca. 3400 m NN aufwärts beginnt die dritte Zone. Es ist eine Übergangszone, in welcher der

    Kakteenwuchs abnimmt und verschiedene Asteraceen Dominanz erlangen wie z.B. aus der GattungAmbrosia. Ab etwa 3700 m NN schließt sich eine weitere Übergangszone an, in der die AsteraceaeParastrephia lepidophylla in Depressionen dominiert. An den Hängen kommt bereits die PoaceaeStipa ichu vor.

    Es folgt die Puna. Mit diesem Begriff wird die Höhenstufe der Anden von ca. 4000 bis 4800 mHöhe NN sowie die vorherrschende typische Grasvegetation bezeichnet. Die dominierende Art istdie Poaceae Festuca ortophylla.

    Die fünfte Zone beginnt ab 4800 m NN und bildet den Übergang von der subnivalen zur nivalenStufe. Sie ist gekennzeichnet durch subalpine Polsterpflanzen, die große Teile des kargen Bodensbedecken. Die dominierende Art ist die Apiaceae Azorella compacta.

    Fundorte

    1. Yura (Chillhua4)

    Der erste Standort liegt auf einer Höhe von 2850 m NN in der zweiten Zone und zeichnet sichdurch sehr wenig Niederschlag aus. Kennzeichnend ist eine ausgedehnte Kakteenvegetation.Charakterarten sind neben den Cactaceae Weberbauerocereus weberbaueri und Corryocactusbrevistylus die beiden Asteraceae Ambrosia fruticosus und Tagetes multiflora sowie dieMalvaceae Tarasa operculata.

    Bemerkenswert war das Vorkommen von Cuscuta spec.5 auf Ambrosia. Die Arten derGattung Seide oder Teufelszwirn (Convolvulaceae) sind mit meist gelblichen, fadenförmigenSprossen kletternde Kosmopoliten, die wurzellos ohne Kontakt mit dem Boden auf denWirtspflanzen parasitieren. Die Blätter sind zu etwa 2 mm großen Schuppen reduziert odernicht vorhanden, sodass ohne Chloroplasten keine Photosynthese möglich ist. Cuscuta besitztkein Xylem, aber Phloem. Mittels Haustorien dringt sie in das Phloem des Wirtes ein undnimmt so Nährstoffe und Wasser direkt von diesem auf. Sie ist nicht wirtspezifisch und kannauch auf Tagetes vorkommen. Auch landwirtschaftliche Kulturen können befallen werden.

    Die frühere Kuhbeweidung degradierte die natürliche Vegetation. Heute findet noch gelegent-lich Ziegenbeweidung statt. Die Vegetation hat sich inzwischen erholt.

    2 Informationen und Bildmaterial unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Colca_Cañon.3 Die Höhenstufen. In: http://de.wikipedia.org/wiki/Anden.4 Chillhua ist der lokale Name für Festuca nigrescens Kunth (Poaceae). Abb. unter:

    http://fm2.fieldmuseum.org/plantguides/guide_pdfs/X005-06.pdf.5 Seide (Gattung). In: http://de.wikipedia.org/wiki/Cuscuta.

  • Cañón del Colca – von Arequipa nach Chivay__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

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    ab. 1: Artenliste des Fundortes 1 (2850 m NN)

    T

    Tagesprotokoll vom 13.08.2008 von Ellen Dickreuter

    2. Fundort

    Dieser Fundort zeichnet sich durch äußerst geringe Niederschläge von 50 – 150 mm/Jahr aus.Nachts kann es zu Frösten kommen, dabei vermag die Temperatur bis unter –5 °C abzusinken(Abb. 3). Charakteristisch für diese Übergangszone ist die Cactaceae Corryocactus brevi-stylus und die Asteraceae Ambrosia.

    Diese Übergangszone unterlag langer Zeit einem starkem Weidedruck durch Ziegen undLamas. Von den Lamas, den Kamelen der Neuen Welt, gibt es zwei Arten, das Guanako(Lama guanacoë), Wildform der Haustiere Lama und Alpaka, und das kleine und zierlichereVikunja (Lama vicugna)6. Die Vegetation beginnt gerade sich zu erholen.

    6 Vikunja (Lama vicugna) – sturmerprobtes Kamel der Anden. In:

    http://magazin.natursport.de/text/vikunja.html.

    Abb. 3: Temperatur-Differenzierung mit Abgrenzung der thermischen Höhenstufen im Süden Perus, ver-ändert nach RICHTER et al. (2007).

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Weberbauerocereus weberbaueri Cactaceae2 Corryocactus brevistylus Cactaceae3 Ambrosia fruticosa Asteraceae4 Tagetes multiflora Asteraceae5 Tarasa operculata Malvaceae6 Senecio yurensis Asteraceae endem7 Opuntia corotilla Cactaceae8 Gochnatia arequipensis Asteraceae endem9 Tiquilia elongata Boraginaceae10 Cuscuta spec. Convolvulaceae kosmo11 Ephedra americana Ephedraceae12 Haageocereus platinospinus Cactaceae endem

  • Cañón del Colca – von Arequipa nach Chivay__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 13.08.2008 von Ellen Dickreuter

    6

    Tab. 2: Artenliste des Fundortes 2 (3400 m NN)

    3. Tola

    Der Fundort liegt auf einer Höhe von 3700 m und ist gekennzeichnet durch die sog. Tola-Vegetation. Diese wird bedingt durch fortgesetzte Trockenheit. Der Niederschlag beträgt 200bis 250 mm/Jahr. Am Tag kann die Temperatur bis auf 20°C ansteigen. Nachts sinkt sie bisauf ca. - 5° C, und es kann zu Frösten kommen.

    Die Kakteenvegetation ist bedingt durch die niedrigen Nachttemperaturen verschwunden.Charakteristisch sind Gebüschfluren aus ca. 1 m hohen Sträuchern wie z.B. die TolaheideLepidophyllum quadrangulare (Asteraceae) und weitere Asteraceen sowie Tussockgräser(vgl. Seminarbeitrag 16 KANNENWISCHER, S. 78). Neben Hängen mit reiner Grasvegetation(Stipa ichu, Poaceae) dominierte in den Senken die Composite Parastrephia lepidophylla.

    Tab. 3: Artenliste des Fundortes 3 (3700 m NN)

    4. Fundort: Fotostop mit Vikunjas

    Am vierten Haltepunkt wurde ein Fotostop eingelegt, um eine Herde von Vikunjas zubeobachten. Dieser Standort liegt auf einer Höhe von 4080 m NN und ist der Beginn dervierten Höhenzone mit der typischen Puna-Vegetation, einer Grasgesellschaft mit Poaceae-Spezies. Charakterarten sind Calamagrostis curvula und Festuca orthophylla. Das ReitgrasCalamagrostis wird von den Vikunjas bevorzugt, u.a. auch Calamagrostis vicunarum,während nur in Notzeiten Festuca gefressen wird, da der Verzehr zu einer Entzündung imMaul führt.

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Stipa ichu Poaceae endem2 Parastrephia lepidophylla Asteraceae3 Baccharis tricuneata Asteraceae4 Erodium cicutarium Geraniaceae kosmo

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Corryocactus brevistylus Cactaceae2 Ambrosia spec. Asteraceae3 Adesmia spinossissima Fabaceae Bl gelb4 Junellia juniperina Verbenaceae

    Abb. 4: Vikunjas leben in Familiengruppen von fünf bis zu zwanzig Tieren. Sie konnten beim Durchziehen derleicht hügeligen Graslandschaft beobachtet werden.

    © Dinter © Braun

  • Cañón del Colca – von Arequipa nach Chivay__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

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    Tab. 4: Artenliste des Fundortes 4 (4080 m NN)

    Tagesprotokoll vom 13.08.2008 von Ellen Dickreuter

    5. Bofedal (Sonderstandort)

    Mit dem Bofedal wird an einem Sonderstandort in der vierten Zone auf einer Höhe von 4400m NN gehalten. Es findet sich die typische Gras-Vegetation der Puna. Das Klima ist kalt mitwechselhaften, insgesamt geringen Niederschlägen zwischen 200 und 300 mm/Jahr. DieTemperaturen können in der Nacht auf unter 0° C sinken. Charakterarten sind die GräserTriniochloa andina und Distichia muscoides.

    Beim Bofedal handelt es sich um ein Feuchtgebiet, das bei Verdichtungen des Bodens ent-stehen kann, wobei das Wasser nicht abfließen und über den Verdichtungen ein ganzjährigerFluss von Wasser stattfinden kann. Diese Feuchtgebiete sind von sozioökonomischerBedeutung, da die Bevölkerung ihr Weidevieh im Bofedal grasen lässt und von der Lama-,Alpaka- und Vikunjazucht lebt:

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Calamagrostis curvula Poaceae endem2 Calamagrostis vicunarum Poaceae endem3 Festuca orthophylla Poaceae6 Stipa ichu Poaceae5 Tetraglochin cristata Rosaceae4 Parastrephia lucida Asteraceae

    Abb. 5: Alpakas weiden im Bofedal.

    © DINTER

  • Cañón del Colca – von Arequipa nach Chivay__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________8

    ab. 5: Artenliste des Fundortes 5 (4400 m NN)

    T

    Tagesprotokoll vom 13.08.2008 von Ellen Dickreuter

    6. Fundort: Subnivale bis nivale Stufe

    Der letzte Standort liegt in in der fünften Zone in einer Höhe von 4850 m NN. Für die alpinenWüsten zwischen 3500 und 5200 m Höhe ist die extrem langsam wachsende Yareta Azorellacompacta (Apiaceae) charakteristisch. Sie bevorzugt temperaturausgleichend wirkende Stein-haufen und Felsblöcke und ist meist vergesellschaftet mit Parastrephia quadrangularis(Asteraceae).

    Die Anpassungen an die extremen Bedingungen der Hochanden bestehen u.a. in dem dichtenWuchs, der polsterförmigen Wuchsform und dem extensiven Wurzelsystem, das bis in denMineralboden vordringt, um die notwendigen Nährstoffe zu erschließen. Die harzhaltigenInhaltsstoffe halten die Pflanzen frei von Fraßfeinden.

    Azorella hat in vielen Darreichungsformen Verwendung in der Volksmedizin gefunden. Vongrößerer Bedeutung, aber auch erheblich problematischer ist die Nutzung der Pflanzen alsBrennmaterial. Aufgrund des langsamen Wuchses ist die Verwendung als Brennstoff nichtnachhaltig. Insbesondere die großen und alten Individuen7 sind bereits dezimiert.

    Tab. 6: Artenliste des Fundortes 6 (4850 m NN)

    7 über Beschreibung, Verbreitung, Ökologie und Verwendung von Azorella compacta siehe auch:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Azorella_compacta.

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Azorella compacta Apiaceae2 Pycnophyllum molle Caryophyllaceae3 Xenophyllum dactylophyllum Asteraceae

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Triniochloa andina Poaceae endem2 Distichia muscoides Poaceae3 Elodea potamogeton Hydrocharitaceae4 Alchemilla spec. Rosaceae

    Abb. 6: Die subnivale Stufe ist gekennzeichnet durch die Polster von Azorella compacta (Apiaceae).

    © DINTER© DINTER

  • Cañón del Colca – von Chivay nach Huambo__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 14.08.2008 von Aylin Sökücü

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    Cañón del Colca

    Datum 14.08.2008

    Programm1 von Chivay nach Huambo

    1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Atlas_of_Peru.

    PERU

    Nach dem Frühstück mit Brot, Marmelade und natürlich Cocatee machten sich einige auf denWeg, "Chivay bei Tag" zu erkunden (Marktbesuch, Internetcafé usw.). Dabei ist zum Glückniemand verloren gegangen, und so konnte noch im Rahmen des Zeitplans die Reise um 10.25Uhr fortgesetzt werden, direkt mit einer guten Tat durch die Mitnahme zweier Kinder, dieihren Schulbus verpasst hatten. Wir folgten dem enger und tiefer werdenden Cañón de Colca.Das Wort "Colca" hat seinen Ursprung in der Sprache der Inka, bedeutet so viel wie Speicheroder Vorratskammer und drückt die Fruchtbarkeit und den Ertragsreichtum dieser Böden aus.Kurze Zeit darauf machten wir eine beglückende Erfahrung einheimischer Freundlichkeit,indem uns Chicha (Maisbier) angeboten wurde.Vor unserem geplanten Mittagshalt am "Cruz del Condor" noch ein kurzer Stopp mit Blick aufdie traditionell bewirtschafteten Felder mit Mischkulturen für ein günstiges Mikroklima und zuzusätzlichem Schutz vor Parasiten wie z.B. beim Anbau von Mais und Bohnen: Die Bohnenkönnen sich am Mais hochranken und bieten dabei dem Mais durch ihre Knöllchenbakterienvermehrt Stickstoff. Nach der Ernte werden die Felder abgebrannt und liegen meist 1 - 2 Jahrebrach. Für das Überleben in Notzeiten ist die Cactaceae Austrocylindropuntia subulata wichtig,denn nach dem Abbrennen ihrer Dornen kann das Fruchtfleisch ans Vieh verfüttert werden.

    Abb. 2: Tagestour Chivay – Cruz del Condor – Huambo [verändert nach MAPA TOURISTICO Lima 2000].

  • Cañón del Colca – von Chivay nach Huambo__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 14.08.2008 von Aylin Sökücü

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    Fundorte – Haltepunkte

    7. Traditioneller Terrassenbau und Bewässerungskultur bei Chivay

    Es werden hauptsächlich angebaut: Kartoffeln ( Solanum tuberosum, Solanaceae), Bohnen (Phaseolus spec., Fabaceae), Linsen (Lens culinaris, Fabaceae), Oka (Oxalis tuberosa, Oxalidaceae) auch Yam oder peruanischer Sauerklee genannt, Mais (Zea mays, Poaceae), dessen Anbau bei zusätzlicher Bewässerung möglich ist, und Quinoa (Chenopodium quinoa, Chenopodiaceae), das als Mehl, für Müsli etc. genutzt wird.

    Tab. 7: Artenliste des Fundortes 7 (bei Chivay, ca. 3700 m NN)Nr Gattung Art Familie Bem.1 Salix humboldtiana Salicaceae2 Alnus acuminata Betulaceae3 Eucalyptus globulus Myrtaceae neophyt4 Eucalyptus saligna Myrtaceae neophyt5 Solanum tuberosum, Solanaceae6 Phaseolus spec. Fabaceae7 Lens culinaris Fabaceae8 Oxalis tuberosa Oxalidaceae9 Zea mays Poaceae10 Chenopodium quinoa Chenopodiaceae11 Opuntia subulata Cactaceae12 Ophryosporus peruvianus Asteraceae13 Austrocylindropuntia subulata Cactaceae14 Viguiera procumbens Asteraceae

    Zwischen der Straße und den landwirtschaft-lich genutzten Feldern fließt der Colca. Dienatürliche Vegetation der Flussaue wird durchSalix humboldtiana (Salicaceae) und Alnusacuminata (Betulaceae) gebildet. Zusätzlichstellen sich nichteinheimische Arten ein. Da-zu zählen insbesondere Eukalyptus-Kulturenmit den zur Familie der Myrtaceae gehören-den Arten Eucalyptus globulus und E.saligna.

    Der von der einheimischen Bevölkerung be-triebene traditionelle Trockenbau bietet eineErnte/Jahr. Die Bewässerung erfolgt hierbeiausschließlich über das in der Regenzeit ge-speicherte Wasser. Bei Wassernot müssen dieFelder aufgegeben werden. Ist jedoch einezusätzliche Bewässerung möglich, kann derErtrag auf zwei Ernten jährlich gesteigertwerden. Offene Kanalbewässerungssystemesind in Gemeinebesitz. Daher werden jährlichFeste zur Reinigung und Instandhaltung derFelder und der Kanäle angesetzt. Die harteArbeit obliegt den Männern, während sich dieFrauen um die Verpflegung kümmern.

    Abb. 3: Blick über den Flusseinschnitt des Colca aufdie Anbauterrassen um Chivay.

    © SÖKÜCÜ

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    8. Cruz del Condor (3780 m NN)

    Zwischen Cabanaconde und Chivay befindet sich das "Kreuz des Kondors", eine Aussichts-plattform zur Beobachtung des Andenkondors2 und Gelegenheit, Mittagspause zu machenund in der Halbwüstenlandschaft weitere Kakteenformationen kennen zu lernen.

    Tab. 8: Artenliste des Fundortes 8 (3780 m NN)

    Während der Weiterfahrt konnte bei ca. 3500 m NN ein Wechsel der Pflanzengesellschaftenbeobachtet werden, der sich von der zunächst dominierenden gelblichgrünblühenden, mehr-farbig wirkenden Ophryosporus peruvianus zu Proustia berberidifolia (beide Asteraceae)vollzog, welche schließlich mit einem graugrünen Blütenaspekt der Landschaft einen ehereinfarbigen, mehr eintönigen Eindruck verlieh.

    2 Andenkondor. In: http://de.wikipedia.org/wiki/Andenkondor.

    Abb. 4: In der großartigen Landschaft zog der Anden-kondor2 seine Kreise und beeindruckte mit Flügelspann-weiten von 2 – 3 m2.© SÖKÜCÜ

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Grindelia boliviana Asteraceae2 Diplostephium tacorense Asteraceae3 Lupinus paruroensis Fabaceae4 Austrocylindropuntia subulata Cactaceae5 Hypochaeris meyeniana Asteraceae6 Echinopsis pampana Cactaceae endem7 Calceolaria inamoena Scrophulariaceae8 Mutisia acuminata Asteraceae

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    Tab. 9: Artenliste (ca. 3500 m NN)

    Bei etwa 3800 m NN wurde die Kakteenstufe erreicht, die sich durch einen Jahresdurchschnittvon ca. 150 mm Niederschlag auszeichnete und zu einem ausgiebigen Halt führte:

    10. Cardonales (ca. 3800 m NN)

    Die dominante Kaktusart dieses Standortes war Corryocactus puquiensis (Cactaceae) mitauffälligem Befall des Mistelgewächses Ligaria cuneifolia (Loranthaceae).

    Diese Mistel, volkstümlich "Liga liga" genannt, transpiriert ein Mehrfaches an Wasser als ihrWirt (vgl. MAUSETH et al. 2006)3. Dies konnte durch einen direkten Temperaturvergleich derPflanzenoberflächen festgestellt werden, da aufgrund höherer Transpiration die Mistelober-fläche kühler war.

    3 MAUSETH, J.D., BENIGNO, S. & C. OSTOLAZA (2006): A mistletoe thats attacks cacti. Ligaria cuneifolia infects

    Corryocactus brevistylus. – Cactus and Succulent Journal 78(2): 88-91.

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Ophryosporus peruvianus Asteraceae2 Proustia berberidifolia Asteraceae

    Abb. 5: Es waren meist sehr stattlicheWirtspflanzen, die von Ligaria cunei-folia befallen waren.© DINTER

    Abb. 6: Ligaria cuneifolia blüht üppig auf dem Säulenkaktus Corryocactus puquiensis.

    © KÜPPERS © KUIJT

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    Tagesprotokoll vom 14.08.2008 von Aylin Sökücü

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    Obwohl die Mistel Chloroplasten hat und daher zur Assimilation befähigt ist, bezieht sie ihrenHauptbedarf wie z.B. das für den Aufbau von Kohlenhydraten notwendige Kohlendioxid ausdem Xylemsaft des Wirtes. Um ihren Bedarf an Nährstoffen decken zu können, ist die Trans-pirationsrate sehr hoch, d.h. die Mistel geht keinesfalls sparsam mit den Wasservorräten ihresWirtes um.

    Die Beeren der Mistel sind klebrig und ermöglichen damit eine Verbreitung der Samen durchVögel.

    Tab. 10: Artenliste des Fundortes 10 (3800 m NN)

    Abends erreichten wir Huambo. Der Schulhof der dortigen Schule sollte ursprünglich unserPlatz für diese Nacht sein, aber streunende Hunde und Katzen hatten ihn wohl verunreinigt.So entschied man sich dagegen und für die Weiterfahrt. Es wurde Nacht, als wir endlich südlichHuambo eine sandige Hochfläche ausmachten, wo wir unser Zeltlager aufschlagen konnten.Dies geschah bereits im Schein des Mondes, der das Zurechtfinden in unbekanntem Geländeerleichterte und auch dem Kochteam irgendwie die Zubereitung des Abendessens ermöglichte.Der Gaskocher ging nicht an und das Wasser für die Nudeln wollte und wollte nicht kochen,so blieben die Nudeln "extra al dente". Die Wartezeit bis zum Essen wurde durch pinguin-mäßiges Aneinanderreihen und synchrones Zähneklappern überbrückt. Der Vorschlag, dasheiße Nudelwasser in leere Getränkeflaschen abzufüllen, um diese als Wärmflaschen mit insZelt zu nehmen, fand begeisterte Zustimmung, bereitete uns aber nicht wirklich auf die Minus-temperaturen vor. Die zunächst bewunderte, romantisch wirkende sternklare Nacht mit einematemberaubenden Sternenhimmel erwies sich zunehmend als Alptraum und Kälteschock beigefühlten mindestens – 20° C. Einige versuchten die Kuscheltechnik, andere verließen ihreLeichtbauzelte, um bei den Fahrern im Bus Schutz vor der Kälte zu suchen. Diese ließen ver-mehrt den Motor laufen, um Wärme zu erzeugen, was nicht wirklich half und zu Lasten derTankfüllung ging usw. Die meisten von uns haben wenig oder gar nicht geschlafen, sondernwaren im permanenten "survival training".

    © WACHENDORF© WACHENDORF

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Corryocactus puquiensis Cactaceae2 Ligaria cuneifolia Loranthaceae parasit3 Mutisia orbignyana Asteraceae

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    Cañón del Colca

    Datum 15.08.2008

    Programm1 von Huambo nach Camaná

    E

    PERU

    © BRAUNE

    Nach der sehr kalten Nacht unter klarem Himmel - ein besonderes Erlebnis für alle Exkursions-teilnehmer – gab es keinen, der nicht gefroren hatte. Daher hörte man auch keine klagendenStimmen, so früh bei Sonnenaufgang aufstehen zu müssen. Nach dem Frühstück fuhren wir los,um den Berghang mit der seltenen Puya raimondii zu finden. Nach kurzer Besprechung undeiner ca. zweistündigen Wanderung kamen wir schließlich dort an. Nach über einer StundeAufenthalt wanderten wir zurück zu unserem Bus und waren froh, als ein verspätetes Mittags-picknick auf uns wartete.

    Tagesprotokoll vom 15.08.2008 von Melike

    Fundorte

    11. Puya raimondii

    An diesem Tag befanden wir uns obetrockene Hochgebirgsvegetation dar,Anden vorkommt2. In dieser HöhenVertretern Stipa ichu (Abb. 4) und Fe

    Ausgehend von einer Höhe von 4 25einer Rinne zwischen zwei BerghängFeuchtigkeit zur Verfügung steht. 1 Karte zur Programmübersicht, verändert na2 vgl. http://www.lateinaberika-studien.at/co

    http://de.wikipedia.org/Puna_(Anden).

    © REMMEL© REMMEL

    Ömerogullari

    rhalb der Kakteenstufe in der Puna. Die Puna stellt eine die zwischen ca. 4000 m bis 4800 m Höhe NN in denstufe dominieren Graslandschaften mit den typischenstuca orthophylla (Poaceae).

    4 m NN erreichten wir den Puya raimondii-Standort inen (Abb. 5), in der den Pflanzen vergleichsweise mehr

    ch: http://de.wikipedia.org/wiki/Atlas_of_Peru.ntent/natur/natur/natur-1327. html. Abfrage 31.10.2008. Abfrage 22.01.2009.

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    Tagesprotokoll vom 15.08.2008 von Melike Ömerogullari

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    Puya raimondii ist eine seltene Bromeliaceae, die in Peru, Bolivien und im Norden von Chilein Höhenlagen zwischen 3 500 und 4 500 m Höhe NN an sonnigen Hängen vorkommt (Abb.5)3.

    Es wurde über die Frage diskutiert, warum Puya raimondii nur an bestimmten Standorten zufinden ist, die z.T. weit voneinander entfernt liegen und somit disjunkte Areale darstellen. Dadie verschiedenen Standorte der Puya raimondii durchaus Refugialcharakter aufweisen, istvon der Möglichkeit auszugehen, dass diese Areale früher eine großflächige Einheit bildeten,deren Populationen während der Eiszeiten dezimiert und getrennt wurden. Für diese Theoriespricht z.B. die Tatsache, dass die Pflanzen an verschiedenen Standorten gleichzeitig zumBlühen kommen.Die Schopfform der nahezu kugeligen Blattrosette gilt als Schutzmechanismus gegen dieKlimaverhältnisse in der Puna, sowohl gegen die Strahlungsintensität in den Hochlagen alsauch insbesondere gegen Fröste. Die sich überlagernden Blätter schützen den Stamm undverhindern, dass Wasser in den Zellen gefriert. Die Blattränder sind mit hakig gekrümmtenStacheln bewehrt. Dies deutet auf Fraßschutz hin und führt zu der Vermutung, dass es vor denEiszeiten im Gebiet Megaherbivoren gab.

    3 vgl. http://www.weltbummeln.de/highlights/high_peru1.html. Abfrage 01.11.2008.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Puya_raimondii. Abfrage 11.12.2008.

    Abb. 5: Die seltene Puya raimondii (Bromeliaceae)wuchs in einer Rinne zwischen den Berghängen.

    Abb. 4: In der Graslandschaft dominierte Stipa ichu(Poaceae).

    © ÖMEROGULLARI© ÖMEROGULLARI

    Abb. 6: Die Einzelblüte der Puyaraimondii (Bromeliaceae) wirdvon Kolibis bestäubt3.

    Puya raimondii bildet mit bis zu 8 m den längsten Blütenstandder Welt. Die Zeit von der Entwicklung vom Sämling bis zurblühfähigen Pflanze wird mit etwa 50 bis maximal 100 Jahrenangegeben3. Der Blütenstand ist zusammengesetzt aus zahl-reichen traubigen Teilblütenständen mit Hochblättern und sehrvielen Einzelblüten (Abb. 6). Diese locken Andenkolibris an,die für die Bestäubung unentbehrlich sind. Ein Rückgang derAndenkolibris würde negative Auswirkungen auf die Beständeder Puya raimondii zeigen.

    Die Bildung des Blütenstands ist so energieaufwändig, dass diePflanze danach abstirbt, d.h. nur einmal zur Blüte kommt. DiePflanzen des Fundortes 11 waren bereits verblüht, die Frucht-stände aber nicht minder eindrucksvoll.

    © S. SHEBS

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    Tagesprotokoll vom 15.08.2008 von Melike Ömerogullari

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    Von den Einwohnern wurde früher Puya raimondii als Brennholz verwendet. Dies führte zueinem starken Rückgang der Bestände. Häufig wurden auch die Hänge abgebrannt, da diestachelbewehrten Rosetten eine Gefahr für das Weidevieh darstellten. Heute ist die Puyaraimondii unter Schutz gestellt und gilt als Wahrzeichen Perus3.

    Tab. 11: Artenliste des Fundortes 11 (ca. 4 400 m NN)

    12. Polylepis-Wald

    Nach kurzer Fahrt konnte etwa 25 km südlich von Huambo auf 4 012 m Höhe NN ein kleinerPolylepis-Wald aufgesucht werden (Abb. 7).

    Die Polylepis-Wälder besitzen eine einzigarte Flora und Fauna mit Habitatspezialisten undhochgradigem Endemismus und stellen weit über die Anden verteilte, voneinander isolierteRückzugsgebiete dar4.

    Die Verbreitung, die Morphologie und insbesondere die Ökologie dieser interessanten Bäumewurden am Naturstandort diskutiert und sind im Seminarbeitrag dargelegt (18 SZYMANSKI, S.83-88). Ausführliche Bearbeitungen finden sich bei BAUMANN (1988) und KESSLER (2002).

    Die Polylepis-Bestände sind heutzutage gefährdet. Bereits die Inka verwendeten Polylepis fürBauzwecke und als Feuerholz. Die spätere Nutzung als Weideland führte zu einem weiterenSchwund der Wälder. Inzwischen gibt es Schutzmaßnahmen und Projekte, um die Polylepis-

    4 vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Polylepis. Abfrage 11.12.2008.

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Puya raimondii Bromeliaceae endem2 Mutisia spec. Asteraceae3 Opuntia ignescens Cactaceae4 Senecio nutans Asteraceae5 Parastrephia lepidophylla Asteraceae6 Festuca orthophylla Poaceae7 Stipa ichu Poaceae8 Chuquieragia spinosa Asteraceae9 Tetraglochin cristata Rosaceae

    10 Astragalus arequipensis Fabaceae endem

    Die Gattung Polylepis stelltimmergrüne Baumvertreter inder Familie der Rosaceae, diean das kalte Klima der Hoch-anden angepasst sind und dortüberwiegend in Höhenlagenzwischen 4 000 und 4 500 mHöhe vorkommen. Polylepisgehört zum Tribus Sanguisor-beae. Die zumeist kleinen, bisetwa 6 m hohen Sträucher undBäume sind wie Sanguisorba,der heimische Wiesenknopf,windbestäubt4. Abb. 7: Kleiner Polylepis-Bestand von P. rugulosa in sonniger Hanglage

    südlich von Huambo.

    © BRAUN

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    17

    Bestände in den Anden zu erhöhen. Aufforstungsmaßnahmen dienen dem Wasserhaushalt desBodens und damit der Reduzierung der Bodenerosion, denn vor allem spärlich bewachseneoder vegetationslose Hänge sind der Wassererosion ausgesetzt.

    Tab. 12: Artenliste des Fundortes 12 (4 012 m NN)5

    13. Kakteenstufe

    Es war bereits später Nachmittag, als das Hochgebirge verlassen wurde. Die Kakteenstufezwischen 2 800 und 2 000 m Höhe NN konnte nur im Vorbeifahren studiert werden, daaufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit noch ein Zeltplatz für das Nachtquartier gesuchtwerden musste.. 6

    Tab. 13: Artenliste des Fundortes 13 (2800 - 2000 m NN)Nr Gattung Art Familie Bem.1 Browningia candelaris Cactaceae2 Jatropha macracantha Euphorbiaceae endem

    Die dominierende Kakteenart war Browningia candelaris. Derbaumartige, säulenförmig wachsende Kaktus hat einen gut aus-gebildeten Stamm und kann bis zu 4,5 m hoch werden (Abb.8). Die weißen, an den Rändern rötlichen Blüten öffnen sichnachts6.

    Abb. 8: Browningia candelaris verzweigt sich erst im oberen Drittel desStammes. Daher kommt auch der einheimische Name "Cactus Candelabro". © ALARCÓN

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Polylepis rugulosa Rosaceae det. E. Linares

    Nachdem die Sonne bereits unterging und immer noch kein Platz für das Zeltlager gefundenwar, fiel der Entschluss nicht schwer, die Berge ganz zu verlassen und in ca. zwei Stunden bis indie Stadt Camaná weiter zu fahren, die direkt an der pazifischen Küste liegt. Hier fanden wirein Hostal, in dem alle untergebracht werden konnten. Nach der vergangenen kalten Nachtund der anstrengender Wanderung auf über 4 000 m Höhe wussten wir es alle zu schätzen,was es bedeutet, in weichen, warmen Betten zu liegen.

    Tagesprotokoll vom 15.08.2008 von Melike Ömerogullari

    5 Aufgrund der herrschenden Trockenheit konnte keine detaillierte Artenliste erstellt werden.6 vgl. http://www.deserttropicals.com/Plants/Cactaceae/Browningia_candelaris.html. Abfrage 05.11.2008.

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    Tagesprotokoll vom 16.08.2008 von Désirée Braun

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    Umgebung von Camaná

    Datum 16.08.2008

    Programm1 Camaná und UmgebungCamaná → Arequipa

    Einführung

    Camaná, an der pazifischen Westküste Perus gelegen, ist ein beliebter Ferienort insbesonderefür die Arequipaner, die in dieser Region ihre Sommerresidenzen haben. Die Zerstörungendurch den Tsunami des Jahres 2001 sind z.T. noch zu sehen. Dies gab Gelegenheit zu einerausführlichen Diskussion über den kalten Humboldtstrom und desses kaltes, sauerstoff- undnährstoffreiches Tiefenwasser aus der Antarktis, von dem die ganze Nahrungskette bis hin zuder Bevölkerung und der Wirtschaft Perus profitieren (vgl. Seminarbeiträge).

    Eine Abnahme des Fischreichtums erfolgt i.d.R. für 1-2 Jahre nach einem El Niño-Ereignis,nachhaltiger wirkt sich eine Überfischung aus, sodass inzwischen Fangbeschränkungen vonder Regierung erlassen wurden. Im Süden liegen die Probleme anders, hier sind es vielfachGemeinden, die die Ansiedlung fischfangender und -verarbeitender Industrie verhindern.

    El Niño hat im Süden Perus kaum Auswirkungen auf die Landwirtschaft, da es sich ohnediesum superaride Zonen mit Niederschlägen von 100 – 200 mm handelt. Im Norden an der

    1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Atlas_of_Peru.

    PERU

    © REMMELE

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    Tagesprotokoll vom 16.08.2008 von Désirée Braun

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    Grenze zu Ecuador sind die Effekte am stärksten, im Süden nahe Chile kaum mehr zu spüren.Der letzte starke El Niño fand 1998/99 statt. Die mit dem Klimaereignis einhergehendenÜberschwemmungen haben in den 20er und 80er Jahren des letzten Jhs. große Zerstörungenwie z.B. in ChanChan, der Lehmstadt, angerichtet. Anscheinend handelt es sich um einenFehlglauben, dass El Niño heutzutage schlimmere Folgen bringt, da schon frühere Kulturenvon Katastrophen berichten. Im Gebirge folgt Trockenheit auf das Ereignis, was zu Wald-bränden führen kann.

    Seit jeher werden die Flusstäler wirtschaftlich genutzt. Zu Kolonialzeiten wurde Baumwollefür den Export angebaut. Mit dem nach Nordamerika ausgeführten peruanischen Saatgutverlagerte sich auch der Baumwollanbau an den Mississippi. Mit dem Sinken der Weltmarkt-preise für Baumwolle vor ca. 50 Jahren wurde auf Reisanbau umgestellt. Dieser ist wasser-intensiv, da die Sprösslinge in überschwemmten Boden gepflanzt werden. Die Produktivitätdieser Region ist aufgrund der hohen Einstrahlung die beste in ganz Peru und ist weiterhin imAusbau begriffen, auf Kosten der natürlichen Lagunen und der davon abhängigen Vogelwelt.Der Reis kommt hier nicht mit Azolla als Symbiont vor, sondern wird gedüngt. Bewässertwird mit Flusswasser, das über staatliche Stellen zu günstigem Preis vermarktet wird. Bisherist keine Wasserknappheit zu befürchten. Durch das ständige "Durchspülen" des Bodens wirdauch eine Versalzung verhindert. Bei Bewässerung sind zwei Ernten, ohne Bewässerung eineErnte im Jahr möglich.

    Neben Reis werden insbesondere Mais, Tomaten, Spargel (ausschließlich für den Export)sowie Artischocken (Export als Konserven), d.h. möglichst hochwertige Gemüsesortenangebaut. Privatfelder stellen an der Küste einen Wohlstandsfaktor dar, während weiter imLandesinneren keine "cash crops", sondern Pflanzen zur Selbstversorgung gezogen werden.

    An der Küste können die folgenden Vegetationseinheiten betrachtet werden:

    Die Küste mit der salztoleranten Strandvegetation.

    Abb. 3:Kulturen in derKüstenregion.© DINTER

  • Umgebung von Camaná – von Camaná nach Arequipa__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 16.08.2008 von Désirée Braun

    20

    Der Fluss mit seinem Delta, dessen Vegetation ehemals bei hohem Grundwasserspiegeldurch Prosopis-Bäume geprägt war. Die ursprüngliche Vegetation ist inzwischen durchdie Landwirtschaft zurückgedrängt bzw. nahezu zerstört.

    Die Lomas, eine Vegetationseinheit, die als dichter, krautiger Bewuchs an Hängen von ca.800 – 900 m Höhe mit starkem Nebel vorkommt und in bevorzugten Lagen Baumwachs-tum erlaubt. In der Höhe folgt darauf die Kakteenstufe. Anstelle der Lomasvegetation isthier die Tillandsien-Stufe zu finden.

    Fundorte

    1. Die Küste

    Der Humboldtstrom ist für seine reiche Meeresfauna wie z.B. Wale, Delphine, Seehunde,Humboldtpinguine, Nutria usw. bekannt. In den meernahen Lagunen und Feuchtgebieten, dieselten geschützt sind und daher ein verschwindendes Biotop darstellen, haben ca. 200 Vogel-arten ihre Rast- und Nistplätze. Bei den Vögeln handelt es sich um stationäre und um Zug-vögel, deren Artenzusammensetzung über die Jahre – je nach Klima (El Niño) und Nahrungs-angebot – variieren kann ("fakultative Zugvögel"). Am Strand von Camaná können hand-tellergroße Krebse (Oxypouda gaudichaudii) gefunden werden, die Saprophyten sind undaufgrund ihrer Größe nicht als Nahrungsmittel dienen.

    Ein Beispiel für die Salzwasserflora ist der Meersalat Ulva lactuca, eine lange, blattartigeGrünalge, welche z.B. auch in der Bretagne vorkommt und somit wie viele andere Algen einKosmopolit ist. Ihre Verwendung als Nahrungsmittel geht bis in die Vorinkazeit zurück.Heutzutage wird sie zusammen mit einer Curcubitacee als Salat zubereitet oder aber in Blöckegepresst verkauft2. Algen bevorzugen einen festen, i.d.R. felsigen Boden, kommen – bedingtdurch das Flussdelta – bei Camaná am Sandstrand vor. Sie werden, abgesehen von ihrermöglichen Nutzung als Nahrungsmittel, geerntet und u.a. als Zusatz zu Cremes, Verdickungs-mitteln und Parfüm verarbeitet. Inzwischen wird gesetzlich geregelt, dass der großindustrielleMaßstab, den die Algenausbeute angenommen hat, in Zukunft nicht zum Rückgang derPopulationen führen soll.

    Die Strandflora und die den Camaná-Bach begleitenden Pflanzen wurden ausführlich betrach-tet, denn Pflanzen, die auf sandigen, salzwasserbeeinflussten Flächen wachsen, haben mitmehreren Problemen zu kämpfen. Zum einen handelt es sich dabei um das Salz selbst, das dieWasseraufnahme erschwert. Salzeinlagerung, welche osmotisch die Wasseraufnahme möglichmacht, zeigen die sog. Halophyten, das sind salztolerante bzw. sogar salzliebende Arten wiez.B. der Queller Sarcocornia fruticosa (Amaranthaceae) oder die Asteracee Tessariaabsinthioides, die an Brackwasser gebunden ist3 (Abb. 4). Eine weitere Art der GattungTessaria (T. integrifolia) bildet sukkulente Blätter aus, d.h. Sukkulenz kann gleichfalls eineAnpassung an einen Standort mit schlechter Wasserzugänglichkeit sein. Die Ausbildung vonPfahlwurzeln erleichtern das Vordringen in tiefere, noch feuchte Sandschichten.

    Ein weiteres Problem stellt der Sand selbst als feines, lockeres und mobiles Substrat dar, dasüber- bzw. verschwemmt oder verdriftet werden kann. Ausläuferbildende Pflanzen wie z.B.verschiedene Strandgräser (u.a. Sporobolus virginicus) können die Dünen befestigen. Der

    2 weitere Informationen unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Ulva_lactuca. Abfrage 12.08.2009.3 zur Ökologie siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Brackwasser. Abfrage 12.08.2009.

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    starke Wind und die damit verbundene Sandverfrachtung fördern eine niedrige Wuchsformund eher kleine, stabile Blätter wie bei der Poacee Distichlis spicata. Weit und reich verästelteWurzelsysteme sind weitere Möglichkeiten, die Pflanzen dauerhaft im Boden zu verankern.4

    Je weiter man sich vom Strand entfernt und sich Bächen, Flüssen und damit dem Süßwassernähert, desto höher werden die Pflanzen, selbst wenn eine nährstoffreiche Humusschicht nochwenig ausgeprägt ist. Tessaria integrifolia ist am Brackwasser wie auch flussbegleitend zufinden, wobei der Phänotyp unterschiedlich ausgeprägt ist. Dem Salzwasser ausgesetztePflanzen zeigen sukkulente Züge sowie Salzeinlagerung und sind insgesamt kleiner, da essich um einen suboptimalen Standort handelt.

    ab. 14: Artenliste des Fundortes 14 (Strand- und Bachbereich bei Camaná, 0 – 2 m NN)

    Abb. 4: Zur Halophytenflora gehören die Amaranthaceae wie z.B. der Queller Sarcocornia fruticosa (li). Eshandelt sich bei Arten dieser Familie um vergleichsweise einfach gebaute Blütenpflanzen (re): typischer Habitus[1], Teil eines blühendes Sprosses [2] mit einzelner Trugdolde [3], Längsschnitt eines Blütensprosses [4], eineEinzelblüte [5] mit geöffnetem vierlappigem Perianth [6] und deren Längsschnitt [7]4.

    © BRAUN

    T

    Tagesprotokoll vom 16.08.2008 von Désirée Braun

    Sowohl am Strand als auch an anthropogen beeinflussten Flächen sind Kosmopoliten zufinden wie z.B. nahezu alle Gänsefußgewächse (siehe auch FROHNE & JENSEN 1998). Unter

    4 in: http://www.flowersofchania.com/html/sarcocornia_fruticosa.html. Abfrage 25.07.2009.

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Sarcocornia fruticosa Amaranthaceae2 Sporobolus virginicus Poaceae3 Distichlis spicata Poaceae4 Chenopodium spec. Amaranthaceae5 Cressa truxillensis Convolvulaceae6 Potamogeton pusillus Potamogetonaceae7 Tessaria integrifolia Asteraceae8 Tessaria absinthioides Asteraceae9 Phragmites australis Poaceae kosmo

    10 Heliotropium curassavicum Boraginaceae kosmo11 Phyla nodiflora Verbenaceae12 Hydrocotyle bonariensis Apiaceae13 Polypogon monspeliensis Poaceae14 Cynodon dactylon Poaceae15 Portula oleraceae Portulacaceae

  • Umgebung von Camaná – von Camaná nach Arequipa__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________22

    ihnen zeigen die Ruderalpflanzen Anpassungen, die jenen der Strandflora ähneln, aber nichtgleich stark ausgeprägt sind.

    2. Der Fluss

    Der bei Camaná einmündende Rio Ocoña ist Standort vieler unterschiedlicher Pflanzen. AmUfer befindet sich eine Langustenfarm. Es ist eine endemische Langustenart, die im Flussvorkommt und mittels Reusen im Flussbett geerntet wird (Abb. 5). Zwischen Dezember undApril/Mai ist der Fang verboten.

    Zur Begleitflora der Flussaue gehören auf sandigen Böden die Weiden (Salix humboldtiana),während sich auf mehr grobem Substrat wiederum die Composite Tessaria integrifolia findet.Auch das Stauwasser in verlandenden Altarmen zeigt eine reichhaltige terrestrische undaquatische Vegetation (Ludwigia palustris/octovalvis, Typha domingensis) mit beginnenderleichter Eutrophierung, sichtbar am Knöterich Polygonum acuminatum (Abb. 6). ZwischenFluss-, Strand- und Bachvegetation gibt es Gemeinsamkeiten wie z.B. das Auftreten vonTessaria integrifolia und Phragmites australis.

    ab. 15: Artenliste des Fundortes 15 (Flussvegetation Rio Ocoña bei Camaná, 5 – 20 m NN)

    Abb. 5: Langustenfang im Rio Ocoña. Der Übergangvon der üppigen Ufervegetation zu den nahezu kahlenGegenhängen ist offensichtlich.

    Abb. 6: Dichte Bestände von Salix humboldtiana undTypha domingensis prägen die Ufervegetation des RioOcoña. Im Unterwuchs breitet sich ein grüner Teppichmit Ludwigia-Arten und Polygonum acuminatum aus.

    © DINTER© DINTER

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    Tagesprotokoll vom 16.08.2008 von Désirée Braun

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Baccharis salicifolia Asteraceae2 Phyla nodiflora Verbenaceae3 Ludwigia palustris Oenotheraceae4 Ludwigia octovalvis Oenotheraceae5 Phragmites australis Poaceae kosmo6 Polygonum acuminatum Polygonaceae7 Salix humboldtiana Salicaceae8 Tessaria integrifolia Asteraceae9 Typha domingensis Typhaceae

    10 Vigna luteola Fabaceae11 Acacia macracantha Fabaceae

  • Umgebung von Camaná – von Camaná nach Arequipa__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 16.08.2008 von Désirée Braun

    23

    3. Die Tillandsienstufe

    Der nächste Fundort befand sich auf etwa 975 m Höhe NN der peruanischen Küstenwüste5,die auch als nördliche Atacamawüste bezeichnet wird. An den extrem trockenen Westhängenzwischen 800 – 900 (1000) m Höhe NN ist anstelle der Lomas-Vegetation die Tillandsien-stufe ausgebildet, in der die jährlichen Niederschläge unter 50 mm betragen. Unterhalb dieserHöhenzone befindet sich eine kühle Luftschicht, darüber eine warme. Diese Überlagerungvon Luftmassen unterschiedlicher Temperaturen führt zur Nebelbildung, der Voraussetzungfür das Tillandsien-Wachstum. Bedingt durch die extreme Trockenheit wird selbst Gips nichtausgewaschen.

    Tillandsien leben vornehmlich epiphytisch. Wenige Arten leben terrestrisch. Als weitgehendwurzellose Pflanzen haben sie eine hochgradig spezialisierte Lebensweise6. SchildförmigeAbsorptionshaare ("Saugschuppen") dienen nicht nur der Wasseraufnahme, sondern auch alsTranspirations- und Strahlungsschutz (vgl. Seminarbeitrag 20 WACHENDORF, S. 95-97). Inden Sandwüsten der Küsten ist Tillandsia purpurea vorherrschend.

    Während die Tillandsien ausschließlich auf den westexponierten Sanddünen wuchsen,konnten am Gegenhang kleine rot- und gelbblühende Kakteen der Gattung Eriosyce mit derehemals eigenständigen Gattung Neoporteria7 gefunden werden.

    Tab. 16: Artenliste des Fundortes 16 (Hänge der Küstenwüste beidseits der Straße nach Arequipa, 975 m NN)

    5 Deserts in Coastal Peru and Northern Chile. In: http://sacha.org/envir/deserts/intro.htm. Abfrage 15.01.2009.6 weitere Informationen unter : http://de.wikipedia.org/wiki/Tillandsia. Abfrage 11.12.2008.7 siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Eriosyce. Abfrage 15.02.2009.

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Eriosyce islayensis Cactaceae endem2 Tillandsia purpurea Bromeliaceae endem

    Abb. 7: Während eines "behutsamen" Aufenthaltes in der Tillandsienstufe konnte die Ökologie von Tillandsiapurpurea (re) und die Situation auf dem Gegenhang diskutiert werden.

    © WACHENDORF © DINTER

  • Puerto Maldonado__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 17.08.2008 von Ina Dinter

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    Puerto Maldonado

    Datum 17.08.2008

    Programm1 Arequipa – Puerto Maldonado

    Der Morgen des 17. August 2008 begann früh und hektisch, denn es standen die Flüge nachCusco und Puerto Maldonado auf dem Programm. Es herrschte ein gutes Flugwetter, so dassinsbesondere der Flug über die Anden begeisterte:

    In Puerto Maldonado angekommen, ging es mit Taxen vom Flughafen zum allgemeinenTaxenstand des Ortes, wo das Umladen in "Mototaxis" erfolgte (Abb. 3).

    1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Atlas_of_Peru.

    PERU

    Abb. 2: Die Flüge nach Cusco (oben) und über die Anden nach Puerto Maldonado (unten) waren von gutemFlugwetter begleitet. Fotos: DINTER

  • Puerto Maldonado__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    25

    Puerto Maldonado liegt im Amazonastiefland, 55 km westlich der Grenze zu Bolivien, amZufluss des Tambopata in den Río Madre de Dios, einem Amazonas-Nebenfluss. Die Stadtwurde nach dem Entdecker Faustino Maldonado benannt, der 1860 eine Expedition in dasperuanische Amazonastiefland leitete und 1861 dort verschollen blieb2.

    Die ursprüngliche Gründung der Siedlung ging auf die Gewinnung von Kautschuk zurück.Die örtliche Wirtschaft lebt heute vom Holzeinschlag, vom Goldwaschen in bescheidenemUmfang durch kleine Gruppen von Männern, die das Gold aus dem Flussbett waschen, unddem Ökotourismus. Damit verbunden ist der Bau von Booten, mit denen die Touristentransportiert werden.3

    Abb. 3:Sammeln von Gruppe und Gepäck am "Taxibahnhof" vonPuerto Maldonado (links) und anschließender Transfer mitdem Mototaxi (oben).© BRAUN

    © REMMELE

    Der restliche Tag verlief zunächst "gewohnheitsmäßig": Zimmer verteilen, auspacken, frischmachen, einkaufen für die nächsten Tage, etwas essen usw. Was besonders auffiel, war diegepflegte Atmosphäre unserer ***Unterkunft, der "Cabaña Quinta", in der eine angenehmeTemperatur herrschte. Der großzügige Aufenthaltsraum war klimatisiert und mit mehrerenkostenlosen Internetplätzen ausgestattet, so dass die Lieben zu Hause ihre E-Mail-Nachrichtbekommen konnten. Auch ein Aufarbeiten von Pflanzenlisten und Fotos der vergangenenTage konnte in Angriff genommen werden. Zuvor hatten wir uns mit einem gemeinsamenBesuch beim "El Kalife" gestärkt. Das Essen war ganz ausgezeichnet. Verschiedene tropischeFruchtsäfte wurden verkostet und es gab sogar zwei Flaschen "Freicola".

    Am Abend wurde es unerwartet hektisch, da einer unserer "Naturforscher" auf dem Markt vonden gerösteten "Suri" probiert hatte. Es handelte sich um die Larven des NashornkäfersRhynchophorus palmarum, die vom Mark abgestorbener Buriti-Palmen Mauritia flexuosaleben, von der Bevölkerung gesammelt, gegessen und verkauft werden3. Auf die genosseneSpezialität erfolgte innerhalb kürzester Zeit eine heftige allergische Reaktion, die sich über dengesamten Körper manifestierte. Medikamenteneinkauf, gute Ratschläge von allen Seiten undBettruhe trugen dazu bei, dass er sich am nächsten Tag noch geschwächt, aber fast wieder "wieneu geboren" fühlte.

    Tagesprotokoll vom 17.08.2008 von Ina Dinter

    2 http://de.wikipedia.org/wiki/Puerto_Maldonado. Abfrage 08.12.2008.3 http://www.rainforestconservation.org/data_sheets/agroforestry/Mauritia_flexuosa.html. Abfrage 02.09.2009.

  • Los Amigos – von Puerto Maldonado zur Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________26

    Los Amigos

    Datum 18.08.2008

    Programm1 Puerto Maldonado → Los Amigos

    PERU

    Nach dem Frühstück, das am Morgen des 18. August 2008 noch entspannt eingenommenwerden konnte, begann der "normale Stress" mit dem Auschecken aus dem Hostal und denTransfers (Mototaxi, Taxi) von Gepäck und Menschen zum Hafen Laberinto. Nach den wohl"üblichen" zeitaufwendigen Palavern um Boote und Preise erfolgte das Verladen des ganzenTrosses und unmittelbar nach dem Einsteigen und Anlegen von Schwimmwesten ging es los,wobei die Sorge mehr dem Gepäck und der Kamera galt als der eigenen Sicherheit.

    Tagesprotokoll vom 18.08.2008 von Ina Dinter

    Die mehrstündige Flussfahrt auf dem Madre de Dios sollte uns zur Forschungsstation bringen,die im Jahre 2000 von zwei Organisationen eingerichtet wurde, und zwar der Peruvian NGOAsociación para la conservación de la Cuenca Amazónica (ACCA) und der Amazonconservation Association (ACA) mit Sitz in den USA2. Der offizielle Name der Station istCentro de Investigación y Capacitación, unter der spanischen Abkürzung CICRA bekannt.Die Vision der Gründer war es, Wissenschaftlern aus aller Welt und insbesondere StudentenLabore und benötigte Räumlichkeiten für Forschungsaufenthalte zur Verfügung zu stellen,um die Amazonasforschung voran zu bringen. Während der Jahre 2005 – 2007 verzeichnetedie Station im Durchschnitt 25 Wissenschaftler mit ihren Hilfskräften pro Tag und wurde zurbedeutendsten ihrer Art, wobei die Projekte einen weiten Bogen der biologischen Wissens-gebiete umspannten. Seit 2006 erhielt die Station verschiedene Stiftungen, die den Fortgangder Forschungstätigkeit ermöglichen. 1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Atlas_of_Peru.2 http://en.wikipedia.org/wiki/Los_Amigos_Biological_Station. Abfrage 03.09.2009.

    Abb. 2: Hafenstimmung in Puerto Rosario de Laberinto und Ablegen der Boote. Fotos: DINTER

  • Los Amigos – von Puerto Maldonado zur Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 18.08.2008 von Ina Dinter

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    Während der überwiegend ruhig verlaufenden, mehrstündigen Flussfahrt war Gelegenheit,sich umzuschauen, kleine Ansiedlungen mit Goldwäschern zu beobachten und insbesonderedie Ufervegetation eingehend zu studieren und mit europäischen Flussauen nach ELLENBERG(1996) zu vergleichen.Wie sich an mitteleuropäischen Flüssen Pioniere des Auenwaldes wiez.B. die rasch wüchsigen Weidenarten Salix purpurea und S. triandra als Weidengebüschansiedeln, kann die einheimische Salix humboldtiana allenfalls auf breiten und zugleichniedrigen Kies- und Sandbänken des Madre de Dios Fuß fassen und dort größere Flächeneinnehmen. Zumeist waren aber die Uferterrassen höher und die Weiden bildeten nur einenschwachen Saum, der den Übergang vom kaum bewachsenen Ufer zu dem auf höheremNiveau stockenden Weichholz-Auenwald vermittelt. Im Weichholz-Auenwald Mitteleuropassind einige Weidenarten wie S. fragilis weiter verbreitet, während hier die S. humboldtiana-Gebüsche von der Asteracee Tessaria integrifolia abgelöst werden. Im Bereich der regel-mäßig eintretenden Sommerhochwassers unserer Flüsse werden die etwas höher gelegendenTeile der Weichholzaue von der Grauerle Alnus incana beherrscht, während am Madre deDios lockere Bestände hochwüchsiger Cecropia-Bäume dominieren.

    Abb. 4: Ufervegetation am Madre de Dios und Anlegestelle der Forschungsstation CICRA. Fotos: DINTER

    Abb. 3: Die Flussfahrt erfolgte auf dem Río Madre de Dios von Puerto Rosario de Laberinto zur Forschungs-station CICRA, westlich der Einmündung des Río de Amigos gelegen (Anlegestellen: ).

  • Los Amigos – von Puerto Maldonado zur Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 18.08.2008 von Ina Dinter

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    werden3.

    3 siehe in: http://amazonconservation.org/ourwork/research.html. Abfrage 03.09.2009.

    Pflanzenabbildungen unter: http://www.amazonconservation.org/pdf/cicra-ethnobotanical-plant-garden.pdf.

    Abb. 5: Die Forschungsstation CICRA. Fotos unter2

    Die Station hat uns angenehm überrascht. Wir hatten nicht mit dieser großzügigen Anlage, derQualität von Unterkunft und Laborräumen und der ausgezeichneten Verpflegung gerechnet.Schnell hatte man sich eingerichtet und erfrischt, so dass der Rest des Tages zur Erkundung derunmittelbaren Umgebung genutzt werden konnte, u.a. des "Ethnobotanical plant garden" mitArten häufig vorkommender Gattungen. Abbildungen hierzu sowie weitere wissenschaftlicheLiteratur konnten eingesehen werden3.Mindestens die männlichen Mitglieder unserer Truppe waren vom Fußballfeld begeistert undfanden sich "nach getaner Arbeit" zum Spiel mit dem Personal zusammen.

    Abb. 6: Aus dem Walddunkel leuchteten die Blüten einer Aphelandra, Familie Acanthaceae. Fotos: KÜPPERS

  • Los Amigos – Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 19.08.2008 von Ina Dinter mit einem Beitrag von Andreas Schummer

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    Los Amigos

    Datum 19.08.2008

    Programm1 Rundgang Los Amigos

    Nach ausgiebigem Frühstück und ausführlicher Vorbesprechung stand ein Rundgang durchden Tiefland-Regenwald auf dem Programm, wobei das hervorragende Wegenetz der Station– dankenswerterweise mit Karte (s.u.) – zur Verfügung stand, sodass von den mitgeführtenMacheten kaum Gebrauch gemacht werden musste.

    Zunächst auf Weg Nr. 1 und nach der Gabelung auf Weg Nr. 2 ging es in nordwestlicherRichtung in den Regenwald hinein, wobei ausreichend Gelegenheit war, die einzelnen Baum-arten und den Unterwuchs zu besprechen. 1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Atlas_of_Peru.

    PERU

    Abb. 2: Wegenetz der Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos.

  • Los Amigos – Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 19.08.2008 von Ina Dinter mit einem Beitrag von Andreas Schummer

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    Zu den interessantesten Arten gehören die Ameisenbäume der Gattung Cecropia, welche mit61 Spezies in der Neotropis verbreitet ist2.

    Insgesamt 48 der 61 Arten der Ameisenbäume leben mit Ameisen der Gattung Azteca3 ineiner speziellen, fakultativen Symbiose, der Myrmekophylaxis. Hohlräume in den Ästen undZweigen dienen als Lebensraum für die Ameisen. Insbesondere die relativ dünnen Spross-wände über den Blattansätzen werden von den Ameisen durchgebissen und als Kammernverwendet, in denen Kulturen von Napfschildläusen gehalten und mit dem Phloemsaft desWirtes ernährt werden (sog. "Müller'sche Körperchen"). Darüber hinaus fressen die Ameisen 2 ausführliche Informationen unter http://de.wikipedia.org/wiki/Cecropia. Abfrage 12.12.2008.3 vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Azteca. Abfrage 15.12.2008.

    Abb. 3: Auf dem zunächst breiten Weg durch den Tiefland-Regenwald konnten die ersten Eindrücke von denBaumriesen und dem Unterwuchs gewonnen werden (li). Nach Verlassen des Weges Nr. 1 wurde es sichtbar"enger" (re), sodass Erklärungen von Vorder- zu Hintermann weiter gegeben werden mussten. Fotos: BRAUN

    Es sind zweihäusige Bäume, die zwischen 5und 15 m (maximal 40 m) hoch werden. Siehaben einen hohen Lichtbedarf und gelten alsschnellwüchsige Pionierbäume, die bevorzugtz.B. in Sekundärwäldern, auf Lichtungen, anFlussläufen (vgl. Abb. 4, S. 27) oder entlangvon Waldschneisen zunächst unverzweigtemporwachsen und sich oftmals erst nach derBlüte mit Beginn der Fruchtentwicklung ver-zweigen. Die hohlen Stämme und Äste sindz.T. eine Anpassung an das Höhenwachstum,d.h. der Baum investiert in das Höhenwachs-tum, um nicht durch konkurrierende Bäumebeschattet zu werden. Es wird auch nicht inein tiefreichendes Wurzelsystem investiert.Zur besseren Verankerung im Boden werdenerst Adventivwurzeln ausgebildet, die sich zuStelzwurzeln weiter entwickeln.

    Traditionell wurde Cecropia den Moraceaezugerechnet, dann in die Cecropiaceae undnach genetischen Untersuchungen nun zu denUrticaceae gestellt2.

    Abb. 4: Cecropia glaziovii Snethl. Foto: ZIMBRES

  • Los Amigos – Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    Tagesprotokoll vom 19.08.2008 von Ina Dinter mit einem Beitrag von Andreas Schummer

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    Honigtau von den Schildläusen. Die Ameisen "verteidigen" die Bäume gegen Schädlinge undFraßfeinde, besonders gegen Blattschneiderameisen, werden allerdings selbst von Spechtengefressen, die vermehrt Ameisenbäume aufsuchen.

    Zu den Ameisenpflanzen gehören z.B. auch die sog. "Büffelhorn-Akazien" mit besondersgroßen Nebenblattdornen, die von Ameisen der Gattung Pseudomyrmex ausgehöhlt und zumWohnraum werden. Neben extrafloralen Nektarien an der Basis der Blattstiele, die als Futterdienen, werden an den Blättchen protein- und fettreiche Futterkörperchen ausgebildet, die hierals "Belt'sche Körperchen" bezeichnet werden4.

    Die Früchte sind essbar und sehr reich an Vitamin A und dienen als Grundlage für Eiscremes,Säfte und Süßigkeiten5. Eine Palme produziert in einem Jahr etwa 100 bis 200 kg Früchte.Das Fruchtfleisch enthält 8-9% Öl. Aus den Samen kann man 48% Öl pressen. 4 http://de.wikipedia.org/wiki/Myrmekophylaxis. Abfrage 04.11.2009.5 vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Mauritia-flexuosa. Abfrage12.12.2008.

    Abb. 5: Socratea exorrhiza mit Stelzwur-zeln. Foto: SCHUMMER

    Unter den Palmen (Arecaceae) fiel insbesondere die sog."Wanderpalme" Socratea exorrhiza auf, von welcher dieFähigkeit bekannt ist, durch Neubildung und Absterbenvon Stelzwurzeln den Stamm verschieben zu können, umso aus dem Schatten größerer Bäume heraus den Standortbesser zum Licht zu exponieren (Abb. 5, vgl. Seminar-beitrag 13 REINEHR, S. 63-64).

    Zu den Arecaceae gehörte auch eine Pfirsichpalme derGattung Bactris. Die relativ kleine Palme hatte mehrereStämme. Das auffallendste Merkmal waren die Stachelnan Blattscheiden, Blattstiel und Rhachis.

    Mit Erreichen des Pozo Don Pedro, einem wenig beweg-ten Gewässer, entstanden aus einem Altarm des RíoMadre de Dios, kamen wir in Sumpfgebiete, die nachdem volkstümlichen Namen "Aguaje" für die Buriti-Palme Mauritia flexuosa Aguajales genannt werden.Diese Palme wächst bevorzugt an sumpfigen Standorten,wo sie Wuchshöhen von 20 bis 35 m erreicht (Abb. 6).

    Abb. 6: Der Pozo Don Pedro ist von Buriti-Palmen umstanden (li). Von einer noch kleinen Palme konnten dieherabhängenden Früchte erreicht werden (re). Fotos: DINTER

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    Tagesprotokoll vom 19.08.2008 von Ina Dinter mit einem Beitrag von Andreas Schummer

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    Zum Unterwuchs zählten Heliconia-Arten, die als immergrüne, ausdauernde Pflanzen wach-sen. Die oft wechselständigen und zweizeilig angeordneten Laubblätter sind in Blattscheide,Blattstiel und Blattspreite differenziert. Die sich überlappenden Blattscheiden formen einen"Pseudostamm"6. Die Heliconiaceae besitzen ein disjunktes Areal mit dem Verbreitungs-schwerpunkt in der Neotropis. Abb. 8 zeigt zwei der aufgefundenen Arten.

    6 weitere Einzelheiten zur Morphologie und den Inhaltsstoffen unter http://de.wikipedia.org/wiki/Heliconia.

    Abfrage 04.11.2008.

    Abb. 7: Während einer Floßfahrt auf dem Pozo Don Pedro konnte die Ufervegetation beobachtet werden, u.a.einige Cyperus- und Bambus-Arten (vgl. Seminarbeitrag 11 BRAUN, S. 49). Foto: SCHUMMER

    Abb. 8: Im Unterwuchs fallen Heliconia-Arten wie Heliconia densiflora Verlot [1] und H. stricta Huber [2] aufsowie die "hot lips" genannte Psychotria poeppigiana Müll. Arg. [3]. Fotos: DUNSTAN [1], KÜPPERS [2, 3]

    1 2 3

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    Tagesprotokoll vom 19.08.2008 von Ina Dinter mit einem Beitrag von Andreas Schummer

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    Nach Aufsuchen der einzelnen Messstationen zu Bestandesklima und Xylemfluss inMauritia-Stämmen und ausführlichen Erläuterungen erfolgte der Rückweg entlang desFlugfeldes, wobei neben seltenen Schönheiten wie Costus acreanus (Costaceae) und demRanker Gurania acuminata (Cucurbitaceae)7 einige mehr ruderale Arten wie z.B. Solanum-,Bougainvillea- und Ipomoea-Spezies gesehen werden konnten.

    Tab. 17: Artenliste des Fundortes 17Rundweg Station – Pozo Don Pedro – Plataforma – Flugfeld – Station, ca. 270 m NN

    Am Nachmittag ging es zu einem Aussichtspunkt8, um sich auf den Terra firme-Böden etwa40 m über dem Río de Los Amigos einen Überblick über die Landschaft und den Flusslauf zuverschaffen (Abb. 9). Die Vegetation auf diesen relativ flachen Terrassen über dem Fluss istgeprägt durch eine hohe Dichte der Brasil- oder Paranuss Bertholletia excelsa und weiteren

    7 Den fünf Spezies der Gattung Gurania, die auf dem Gebiet um die Forschungsstation vorkommen, ist eine

    ausführliche, bebilderte Beschreibung als "photo essay" gewidmet unter: JANOVEC, J., ed. (2009): Botany ofthe Los Amigos Conservation Area. In: http://cnx.org/content/m1162/latest/. Abfrage 05.11.2009.

    8 PITMAN, N.C.A. (2008): An overview of the Los Amigos watershed, Madre de Dios, southeastern Peru. In:http://cicra.acca.org.pe/espanol/paisaje_biodiversidad/los-amigos-overview9.pdf. Abfrage 05.11.2009.

    Nr Gattung Art Familie Bem.1 Hevea guianensis Euphorbiaceae2 Bertholletia excelsa Lecythiadaceae3 Simarouba amara Simaroubaceae4 Inga auristella Fabaceae5 Oxandra xylopioides Annonaceae6 Helicostylis tomentosa Moraceae7 Socratea exorrhiza Arecaceae8 Mauritia flexuosa Arecaceae9 Senna silvestris Fabaceae

    10 Heliconia stricta Heliconiaceae11 Vanilla spec. Orchidaceae12 Bactris spec. Arecaceae13 Miconia nervosa Melastomataceae14 Cyathea spec. Cyatheaceae15 Bougainvillea spec. Nyctaginaceae16 Pouteria spec. Sapotaceae17 Cecropia spec. Urticaceae18 Croton spec. Euphorbiaceae19 Psychotria poeppigiana Rubiaceae20 Iryanthera spec. Myristicaceae21 Gurania acuminata Cucurbitaceae22 Chelonanthus alatus Gentianaceae23 Cyperus ligularis Cyperaceae24 Erythrina poeppigiana Caesalpiniaceae25 Piperomia spec. Piperaceae26 Costus acreanus Costaceae27 Cyperus odoratus Cyperaceae28 Heliconia densiflora Heliconiaceae29 Gynerium sagittatum Poaceae30 Bixa urucurana Bixaceae31 Heliconia lasiorhachis Heliconiaceae32 Fittonia albivenis Acanthaceae33 Cecropia sciadophylla Urticaceae34 Calathea spec. Maranthaceae35 Solanum spec. Solanaceae36 Passiflora manicata Passifloraceae37 Psychotria tomentosa Rubiaceae

  • Los Amigos – Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________34

    Spezies der Lecythidaceae, durchmischt mit einer Vielzahl anderer Baumarten, aber mit einergeringen Rate von Lianen und Epiphyten9. Die Bäume sind meist hochgewachsen bei relativschmalen Kronen.

    Abendliche Besprechungen und Aufarbeiten von Fotos, Notizen und Eindrücken beendetenden Tag.

    Abb. 9: Blick vom Mirador auf den mäandrierenden Río de Los Amigos und die Vegetation des Regenwaldesauf den Terra firme-Terrassen. Foto: DINTER

    Beitrag von Andreas Schummer:Um 6:30 Uhr hieß es Aufstehen, um rechtzeitig zum Frühstück zu kommen, das es auf der US-amerikanischen Forschungsstation CICRA immer sehr früh gibt. Danach machten wir uns aufden Weg zu einem Aguajal. Ein Aguajal ist ein verlandeter, sumpfiger Altarm eines Flusses, dermit Mauritia-Palmen umstanden ist. Auf dem Weg dorthin lernten wir die Vegetation desRegenwaldes kennen. Am Aguajal durften wir eine kleine Bootsfahrt unternehmen, um dieAnakonda zu suchen, die dort mit ihren Jungen leben soll. Das Aguajal ist im Durchschnitt ca.6 m tief: 2 m organische Auflage (Torf), 2 m Schlick (abwechselnd mineralische und organischeLagen) und dann 6 – 8 m Sand (früherer Flussboden). Anschließend wurden uns die dortigenMessstationen gezeigt und deren Funktion erklärt. Danach machten wir uns wieder auf denWeg zurück zur Forschungsstation mit einem Abstecher zum Flugfeld. Zurück an der Stationwartete schon das Mittagessen (Nudeln, Kartoffeln und Hühnchen) auf uns. Nach der Mittags-pause um 14 Uhr ging es weiter zum Mirador am Rio de los Amigos. Auf dem Weg dorthinwurde uns wieder die Botanik des Regenwaldes näher gebracht. Danach schauten einige nochan einem anderen Altarm nach den Ottern, die sich aber trotz längerer Suche mit dem Bootnicht zeigten und der Heimweg musste angetreten werden, bevor es dunkel wurde. Ab 17 Uhrkonnte, wenn man noch Kraft hatte, bis zum Abendessen mit den Leuten von der Station Fuß-oder Volleyball gespielt werden. Abends gab es zum Abschluss des Tages eine Besprechung fürden nächsten Tag.

    Tagesprotokoll vom 19.08.2008 von Ina Dinter mit einem Beitrag von Andreas Schummer

    9 vgl.