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48 2011 SONNABEND / SONNTAG, 3. / 4. DEZEMBER 2011 Unterwegs: 10 Museen zum Mitmachen Stadtgespräch: Rolf Zuckowski Titel-Thema: Ideen und Innovationen von 13 jungen Forschern Lokal-Termin: „Klippkroog“ in Altona Gestern & Heute: Hamburgs Volkshochschule schreibt Geschichte Markenmacher: Jugend forscht Fragen stellen und Antworten suchen – so wird aus Neugierde Forscherdrang. SABINE TESCHE über das Miteinander von Schülern, Eltern und Lehrern, das neues Wissen schafft M it so einer kleinen, fleißigen Ameise fängt es manchmal an. Auf glattem Steinboden kann man ihr wunder- bar hinterherrutschen, sie beobach- ten, mit dem Finger hinterherfahren, dann im entscheidenden Moment zerquetschen und genüsslich in den Mund stecken. Kleine Kinder machen das. Sie lieben Insekten, sind faszi- niert von ihnen, können sich stundenlang Regenwürmern und Heu- schrecken widmen. Sie sperren sie ein, untersuchen sie mit einer Lupe und nehmen dabei auch ihren Tod in Kauf. Kleine Kinder sind Forscher. Denn sie wollen ihr kleines Universum gründlich verstehen. Das fängt schon als Baby an. Da untersuchen sie die Schwerkraft, in- dem sie immer wieder Gegenstände aus unterschiedlichen Höhen fallen lassen. Sie erforschen mit ihren Fingerchen Nasenhöhlen, Ohren und Münder. Sobald sie beweglich sind, entdecken sie täglich etwas Neues, probieren es aus, schmecken, reißen, ziehen, stopfen, brechen. Und auch wenn es Nerven kostet, sollten Eltern Spaß daran haben, sie darin zu fördern, ihren Entdeckergeist zu unterstützen. Bis weit in die Grund- schulzeit lieben Kinder kleine Experimente mit Wasser, Sand, Feuer und Salz. Und es ist wunderbar, wie sie staunen können, mit offenem Mund. Und wie sie immer wieder Wiederholungen einfordern, bis sie verstan- den haben, wie diese kleinen Versuche funktionieren. Manche haben ein besonders ehrgeiziges Entdecker- Gen, wie mein Sohn Jascha. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, ein Perpetuum mobile zu erfinden. Wann immer er Zeit hat, kritzelt er auf Papier seine waghalsi- gen Maschinen, die er dann versucht, mit Legosteinen, Metallstäben und Magneten nachzubauen. Keine funktioniert wirklich, aber das treibt ihn nur weiter an. Bewundernswert. Sein Bruder Jannis mag lieber einfache Gerätschaften. Er hat immer eine Taschenlampe dabei und wird so auf jeder Wanderung zum Höhlenforscher. Fahren wir zu einem See, holt er sich den Käscher aus dem Auto, wird zum Kaulquappenfänger und an- schließend zum liebvollen Froschvater. Was Kinder antreibt, ist diese zunächst schier unendliche Neugier, das wichtigste Grundmotiv für das Forschen. Geboren werden wir alle mit dieser Neugier, allerdings scheint es nicht so leicht, sich diese über die Kindheit hinaus zu bewahren. Albert Einstein schrieb seinen Erfolg der Tatsache zu, dass er die kindliche Neugierde bis ins hohe Alter be- wahrte, dass er also in diesem Sinne nie erwachsen wurde. Der deutsche Wissenschaftler Theodor Hänsch (Physik-Nobelpreisträger 2005) sagt Ähnliches: „Ich bin immer noch ein Kind im Geiste. Ich bin neugierig, verspielt und ich habe einfach große Freude dran, etwas Neues zu pro- bieren.“ Forscher sind also auch große Kinder. Aber diese Genies haben Seltenheitswert, gerade in Deutschland, in dem es nur wenige Nobelpreisträger gibt, wo Universitäten die Etats ge- kürzt werden, wo es vor allem in den Naturwissenschaften einen Fach- kräftemangel gibt, wie Hochschulen und Unternehmen schon seit Jah- ren klagen. Kein Wunder, denn wie ist es möglich, die kindliche Begeis- terungsfähigkeit und den Forscherdrang in die Schule hinüberzuretten, in ein System, in dem es überwiegend um intensive Wissensvermittlung geht? Die Gestaltungslust der Kinder wird in vom Lehrplan vorgegebene Bahnen gelenkt, ihre Entdeckungslust gehemmt, Kinder müssen funkti- onieren, statt sich kreativ zu entfalten. Also braucht es Lehrer, die bereit sind, den Forscherdrang der Kinder weiter zu unterstützen, statt zu un- terbinden, auch wenn Letzteres bequemer ist. Denn Forschen bedeutet Zeit haben, Gedanken schweifen lassen, sich in Geduld üben, ungewöhn- liche Fragen stellen, Nebenwege ausprobieren und Zufälle zulassen. Es bedeutet: kein Unterricht nach Schema F. Doch wer als Lehrer die Theorie erlebbar macht und Projekte an- schiebt, wer mit seinen Schülern den engen Klassenraum verlässt, die Natur erobert, die Flüssigkeiten mischt, Gegenstände zum Rollen, Rau- chen, Riechen bringt, wird oftmals auch belohnt. Mit motivierten Schü- lern und – mit etwas Ehrgeiz – auch mit Preisen. Deswegen ist es so wichtig, dass es Lehrer wie Wolfgang Fraedrich vom Gymnasium Heid- berg in Langenhorn gibt, das bereits zum zweiten Mal mit dem Jugend- forscht-Schulpreis ausgezeichnet wurde. Seine Schüler untersuchen fos- sile Pollen, Vulkane oder auch Einkaufszentren. Sie arbeiten mit Institu- ten, Universitäten und Wissenschaftlern zusammen. Die wenigsten von ihnen werden wirklich Forscher, aber sie haben einmal weit über ihren schulischen Tellerrand geschaut. Es braucht auch Schüler wie Sarah Goldammer, früher ein eher schüchternes Mädchen, das jedoch über sich hinausgewachsen ist. Die 19-Jährige hat es mit ihren Geschichtsfor- schungen zur NS-Zeit bis zu einem Empfang bei Angela Merkel ge- schafft. Während ihrer Schulzeit an der Stadtteilschule Stellingen hat sie mit vielen Zeitzeugen gesprochen, Berichte verfasst, Vorträge gehalten. „Meine Haupttriebfeder war, wichtige Fakten über die Geschichte der Sinti und Roma während der NS-Zeit aufzudecken, die vorher keiner kannte. Damit habe ich viele Stunden nach der Schule zugebracht“, sagt Sarah rückblickend. Auch das hat mit Forschen zu tun: Leidenschaft. Und mit Durchhaltevermögen. Denn oftmals sind diese jungen Wissen- schaftler mit ihrer Begeisterung und dem Projekt ganz alleine. Mit einer Arbeit zur „Eutrophierung des Ökosystems der Tide-Elbe zwischen Geesthacht und Cuxhaven“ kann man vielleicht bei Jugend forscht einen Preis gewinnen (Landessieger 2011 Fachgebiet Biologie, Gymnasium Hochrad), aber keinen Beliebtheitswettbewerb. Warum eigentlich nicht? Vielleicht, weil die Forschung hier einfach keinen guten Ruf hat, weil Forscher als Streber und Eigenbrötler gelten. Das ist eben nicht Mainstream, das erfordert Mut. Manchmal bedeutet es, gegen den Strom zu schwimmen, sich zu isolieren, sich im Keller zu verkriechen, während draußen die Schulkameraden Fußball spielen, das andere Geschlecht entdecken und lieber Witze erzählen, statt tiefgreifen- de Gespräche über naturwissenschaftliche Stoffe zu führen. Dabei soll- ten wir diese Jugendlichen bewundern, sie sollten unsere wahren Super- stars sein, denn sie finden Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit. Forscher sind es, die sich um die künftige Energieversorgung, um Ernährungs- und Gesundheitsprobleme sorgen – und je früher sie damit anfangen, desto besser. Also, die Ameise schön im Mund lassen. S. 4 / 5 – Acht Ideen für die Zukunft: Junge Forscher aus der Metropol- region präsentieren ihre Projekte Die neue Kreidezeit: Für junge Forscherinnen gibt es kaum Grenzen FOTO: PLAINPICTURE / PAOLO Forsche Jugend

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SONNABEND / SONNTAG, 3. / 4. DEZEMBER 2011

Unterwegs: 10 Museen zum Mitmachen › Stadtgespräch: Rolf Zuckowski › Titel-Thema: Ideen und Innovationen von 13 jungen Forschern Lokal-Termin: „Klippkroog“ in Altona › Gestern & Heute: Hamburgs Volkshochschule schreibt Geschichte › Markenmacher: Jugend forscht

Fragen stellen und Antworten suchen – so wird aus Neugierde Forscherdrang. SABINE TESCHE über das Miteinander von Schülern, Eltern und Lehrern, das neues Wissen schafft

M it so einer kleinen, fleißigen Ameise fängt es manchmal an. Auf glattem Steinboden kann man ihr wunder- bar hinterherrutschen, sie beobach-ten, mit dem Finger hinterherfahren, dann im entscheidenden Moment zerquetschen und genüsslich in den Mund stecken. Kleine Kinder machen das. Sie lieben Insekten, sind faszi-

niert von ihnen, können sich stundenlang Regenwürmern und Heu-schrecken widmen. Sie sperren sie ein, untersuchen sie mit einer Lupe und nehmen dabei auch ihren Tod in Kauf. Kleine Kinder sind Forscher. Denn sie wollen ihr kleines Universum gründlich verstehen.

Das fängt schon als Baby an. Da untersuchen sie die Schwerkraft, in-dem sie immer wieder Gegenstände aus unterschiedlichen Höhen fallen lassen. Sie erforschen mit ihren Fingerchen Nasenhöhlen, Ohren und Münder. Sobald sie beweglich sind, entdecken sie täglich etwas Neues, probieren es aus, schmecken, reißen, ziehen, stopfen, brechen. Und auch wenn es Nerven kostet, sollten Eltern Spaß daran haben, sie darin zu fördern, ihren Entdeckergeist zu unterstützen. Bis weit in die Grund-schulzeit lieben Kinder kleine Experimente mit Wasser, Sand, Feuer und Salz. Und es ist wunderbar, wie sie staunen können, mit offenem Mund. Und wie sie immer wieder Wiederholungen einfordern, bis sie verstan-den haben, wie diese kleinen Versuche funktionieren.

Manche haben ein besonders ehrgeiziges Entdecker-Gen, wie mein Sohn Jascha. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, ein Perpetuum mobile zu erfinden. Wann immer er Zeit hat, kritzelt er auf Papier seine waghalsi-gen Maschinen, die er dann versucht, mit Legosteinen, Metallstäben und Magneten nachzubauen. Keine funktioniert wirklich, aber das treibt ihn nur weiter an. Bewundernswert. Sein Bruder Jannis mag lieber einfache Gerätschaften. Er hat immer eine Taschenlampe dabei und wird so auf jeder Wanderung zum Höhlenforscher. Fahren wir zu einem See, holt er sich den Käscher aus dem Auto, wird zum Kaulquappenfänger und an-schließend zum liebvollen Froschvater.

Was Kinder antreibt, ist diese zunächst schier unendliche Neugier, das wichtigste Grundmotiv für das Forschen. Geboren werden wir alle mit dieser Neugier, allerdings scheint es nicht so leicht, sich diese über die Kindheit hinaus zu bewahren. Albert Einstein schrieb seinen Erfolg der Tatsache zu, dass er die kindliche Neugierde bis ins hohe Alter be-wahrte, dass er also in diesem Sinne nie erwachsen wurde. Der deutsche Wissenschaftler Theodor Hänsch (Physik-Nobelpreisträger 2005) sagt Ähnliches: „Ich bin immer noch ein Kind im Geiste. Ich bin neugierig, verspielt und ich habe einfach große Freude dran, etwas Neues zu pro-bieren.“ Forscher sind also auch große Kinder.

Aber diese Genies haben Seltenheitswert, gerade in Deutschland, in dem es nur wenige Nobelpreisträger gibt, wo Universitäten die Etats ge-kürzt werden, wo es vor allem in den Naturwissenschaften einen Fach-

kräftemangel gibt, wie Hochschulen und Unternehmen schon seit Jah-ren klagen. Kein Wunder, denn wie ist es möglich, die kindliche Begeis-terungsfähigkeit und den Forscherdrang in die Schule hinüberzuretten, in ein System, in dem es überwiegend um intensive Wissensvermittlung geht? Die Gestaltungslust der Kinder wird in vom Lehrplan vorgegebene Bahnen gelenkt, ihre Entdeckungslust gehemmt, Kinder müssen funkti-onieren, statt sich kreativ zu entfalten. Also braucht es Lehrer, die bereit sind, den Forscherdrang der Kinder weiter zu unterstützen, statt zu un-terbinden, auch wenn Letzteres bequemer ist. Denn Forschen bedeutet Zeit haben, Gedanken schweifen lassen, sich in Geduld üben, ungewöhn-liche Fragen stellen, Nebenwege ausprobieren und Zufälle zulassen. Es bedeutet: kein Unterricht nach Schema F.

Doch wer als Lehrer die Theorie erlebbar macht und Projekte an-schiebt, wer mit seinen Schülern den engen Klassenraum verlässt, die Natur erobert, die Flüssigkeiten mischt, Gegenstände zum Rollen, Rau-chen, Riechen bringt, wird oftmals auch belohnt. Mit motivierten Schü-lern und – mit etwas Ehrgeiz – auch mit Preisen. Deswegen ist es so wichtig, dass es Lehrer wie Wolfgang Fraedrich vom Gymnasium Heid-berg in Langenhorn gibt, das bereits zum zweiten Mal mit dem Jugend-forscht-Schulpreis ausgezeichnet wurde. Seine Schüler untersuchen fos-sile Pollen, Vulkane oder auch Einkaufszentren. Sie arbeiten mit Institu-ten, Universitäten und Wissenschaftlern zusammen. Die wenigsten von ihnen werden wirklich Forscher, aber sie haben einmal weit über ihren schulischen Tellerrand geschaut. Es braucht auch Schüler wie Sarah Goldammer, früher ein eher schüchternes Mädchen, das jedoch über sich hinausgewachsen ist. Die 19-Jährige hat es mit ihren Geschichtsfor-schungen zur NS-Zeit bis zu einem Empfang bei Angela Merkel ge-schafft. Während ihrer Schulzeit an der Stadtteilschule Stellingen hat sie mit vielen Zeitzeugen gesprochen, Berichte verfasst, Vorträge gehalten. „Meine Haupttriebfeder war, wichtige Fakten über die Geschichte der Sinti und Roma während der NS-Zeit aufzudecken, die vorher keiner kannte. Damit habe ich viele Stunden nach der Schule zugebracht“, sagt Sarah rückblickend. Auch das hat mit Forschen zu tun: Leidenschaft. Und mit Durchhaltevermögen. Denn oftmals sind diese jungen Wissen-schaftler mit ihrer Begeisterung und dem Projekt ganz alleine. Mit einer Arbeit zur „Eutrophierung des Ökosystems der Tide-Elbe zwischen Geesthacht und Cuxhaven“ kann man vielleicht bei Jugend forscht einen Preis gewinnen (Landessieger 2011 Fachgebiet Biologie, Gymnasium Hochrad), aber keinen Beliebtheitswettbewerb.

Warum eigentlich nicht? Vielleicht, weil die Forschung hier einfach keinen guten Ruf hat, weil Forscher als Streber und Eigenbrötler gelten. Das ist eben nicht Mainstream, das erfordert Mut. Manchmal bedeutet es, gegen den Strom zu schwimmen, sich zu isolieren, sich im Keller zu verkriechen, während draußen die Schulkameraden Fußball spielen, das andere Geschlecht entdecken und lieber Witze erzählen, statt tiefgreifen-de Gespräche über naturwissenschaftliche Stoffe zu führen. Dabei soll-ten wir diese Jugendlichen bewundern, sie sollten unsere wahren Super-stars sein, denn sie finden Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit. Forscher sind es, die sich um die künftige Energieversorgung, um Ernährungs- und Gesundheitsprobleme sorgen – und je früher sie damit anfangen, desto besser. Also, die Ameise schön im Mund lassen.

S. 4 / 5 – Acht Ideen für die Zukunft: Junge Forscher aus der Metropol-region präsentieren ihre Projekte

Die neue Kreidezeit: Für junge Forscherinnen gibt es kaum Grenzen

FOTO: PLAINPICTURE / PAOLO

Forsche Jugend

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Wenn der Frost aus unserem Atem kleine Wölkchen macht in einer sternenklaren Winternacht, dann

ist es am Himmel deutlich zu erkennen: das Stern-bild des Orion. Mit ihrem Hang zur Mythologie waren es die alten Griechen, die den Sternbildern Namen gaben und sie in Geschichten von Liebe, Krieg und Heldentum verwickelten. Um Orion, den großen Jäger, ranken sich besonders viele Le-genden. So kommt darin Artemis vor, die Göttin der Jagd und des Mondes, und der Skorpion, dem Orion aus dem Wege geht, weshalb sich niemals beide Sternbilder gemeinsam am Himmel zeigen.

Jetzt ist die Geschichte von Orion fi lmisch animiert worden. Im Auftrag des Hamburger Pla-netariums haben Trickfi lmzeichner die Gestalten der Sage zu neuem Leben erweckt. In der Ver-anstaltungsreihe „Legenden der Winternacht“, die an diesem Sonntag beginnt, wird der Trickfi lm erstmals gezeigt. „Die ganze Familie wird auf eine Reise zu den Sternbildern unseres Himmels mit-genommen“, verspricht Anja Michalke, Spreche-rin des Planetariums. Die Astronomen des Plane-tariums übertragen die gezeichneten Sternenfi gu-ren in die Realität und machen es den Zuschauern

Schnuppern, experimentieren oder auf Zeitreise gehen: In diesen Museen in und um Hamburg kann die ganze Familie etwas erleben! Hier gilt meist: Anfassen ist nicht nur erlaubt, sondern erwünscht.

TIPPS & TERMINE

1 MULTIMAR WATTFORUM Seepferdchen, Störe und ein gestrandeter Pottwal: In 36 großen Aquarien zeigt das Multimar Wattforum die Tiere des Wattenmeeres, insgesamt mehr als 280 Arten. Was man selbst machen kann? Zum Beispiel mit einer Kurbel Wellen im Brandungsbecken erzeugen oder dem Taucher bei der Fütterung im Aquarium per Mikrofon Fragen stellen.» Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum, Am Robbenberg, 25832 Tönning, Tel. 04861 / 962 00, Mo – So 10 – 17 Uhr, www.multimar-wattforum.de

2 PHÄNOMENTA Kann man sich selbst mit einem Flaschenzug hochheben? Wie baut man eine Brücke ohne Nägel und Schrauben? Hier ist anfassen erwünscht: Die Besucher sind eingeladen, auf fast 3000 Quadratmetern an mehr als 150 Stationen zu experimentieren und dabei Zusammenhänge aufzudecken. » Norderstr. 157 – 163, Am Nordertor, 24939 Flensburg, Tel. 0461 / 14 44 90, Mo – Fr 9 – 17, Sa / So 11 – 18 Uhr, www.phaenomenta.com

3 STURMFLUTENWELT „BLANKER HANS“ Mit einem Schauspieler geht es auf Zeitreise ins Jahr 1962, in die Nacht der großen Flut. Bei einer Fahrt in der Sturm-fl utrettungsbahn wird die Kraft der Nordsee deutlich und auf zwei Ausstellungs-ebenen werden multimedial die Phänomene der Natur gezeigt. » Dr.-Martin-Bahr-Str. 7, 25761 Büsum, Tel. 04834 / 90 91 35, tägl. 10 – 17 Uhr (am 24. und 25.12. geschlossen), www.blanker-hans.de

4 ERLEBNISZENTRUM NATURGEWALTEN SYLT Die Erde aus Astronauten-Perspektive betrachten, in einer Polarstation überprüfen, wie Klimaforschung be-trieben wird, sich dem Sturm entgegen stellen: Im Erlebniszentrum kann man sich auf 1500 Quadratmetern Naturgewalten aussetzen und lernen, sie zu verstehen. » Hafenstr. 37, 25992 List / Sylt, Tel. 04651 / 83 61 90, tägl. 10 – 18 Uhr, www.naturgewalten-sylt.de

5 KLIMAHAUS BREMERHAVEN Was ist das Klima eigentlich? Welche Faktoren beeinfl ussen das Wetter? Welche Ursachen hat der Klimawandel? Im Klimahaus gibt es Antworten. Entlang des 8. östlichen Längengrades durchwandert man fünf verschiedene Klimazonen, von arktischer Eiseskälte bis zum heißen Wüstenklima.» H.-H.-Meier-Straße, 27568 Bremerhaven, tägl. 10 – 18 Uhr (am 24., 25., 31.12. und 1.1. geschlossen), www.klimahaus-bremerhaven.de

6 UNIVERSUM BREMEN Wissenschaft wird zum Abenteuer: Im Science Center gibt es rund 250 Mitmach-Exponate. In der SchauBox gibt’s wechselnde Sonderausstellungen, bis zum 15.1.2012 die Lasershow „LichterMehr“. » Wiener Str. 1 a, 28359 Bremen, Tel. 0421 / 334 60, Mo – Fr 9 – 18, Sa / So 10 – 18 Uhr (23. – 25.12. und 31.12. geschlossen), www.universum-bremen.de

7 BALLINSTADT Über 5 Millionen Menschen wanderten zwischen 1850 und 1934 über den Hamburger Hafen in die Neue Welt aus. Viele dieser Reisen begannen auf der Veddel: in den 1901 von Albert Ballin errichteten Auswandererhallen. Drei Wohn- und Schlafpavillons wurden originalgetreu rekonstruiert, darin kann man sich selbst auf die Reise machen und das Schicksal der Emigranten verfolgen.» Veddeler Bogen 2, 20539 Hamburg, Tel. 31 97 91 60, tägl. 10 – 16.30 Uhr (am 24. und 31.12. geschlossen), www.ballinstadt.de

8 FREILICHTMUSEUM AM KIEKEBERG Schmieden, backen, weben, Intarsien schneiden oder Wippdrechseln: In den 30 Gebäuden und Gärten werden alte Handwerkskünste gezeigt. Beim „Wochenend-Erlebnis“ können Kinder nach historischen Vorbildern basteln und werken. » Am Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten-Ehestorf, Tel. 790 17 60, Di – So 10 – 16 Uhr (am 24., 25., 31.12. geschlossen), www.kiekeberg-museum.de

9 DIALOG IM DUNKELN Sehen? Nein, zu sehen gibt es hier nichts. Denn die Räume sind völlig abgedunkelt. Blinde Menschen führen die Besucher in kleinen Gruppen durch eine Ausstellung. Hier erlebt man Alltagssituationen ganz neu.» Alter Wandrahm 4, 20457 Hamburg, eine Tour dauert 90 Minuten, Anmeldung unter Tel. 309 63 40, Di – Fr 9 – 17, Sa 10 – 20, So 11 – 19 Uhr, www.dialog-im-dunkeln.de

10 HELMS-MUSEUM – ARCHÄOLOGISCHES MUSEUM HAMBURG Auge in Auge mit dem Mammut: Die Ausstellung „Eiszeit in Hamburg“ ist eine Zeitreise in das Leben unserer steinzeitlichen Vorfahren. Dabei gibt es Tiere zu sehen, die heute fast märchenhaft erscheinen.» Museumsplatz 2, 21073 Hamburg, Tel. 428 71 36 09, Di – So 10 – 17 Uhr, www.helmsmuseum.de

Krieg der Sterne: Wenn Orion, der Jäger, in den Kampf zieht,

dann leuchtet der Himmel …

Service» Bildschön, die Geschenke-messe der Illustrationskunst, Sa / So, 3. / 4. Dezember, 10 – 18 Uhr, Altonaer Museum (S / U Altona), Museumstr. 23, Eintritt 3 Euro, Kinder bis 18 Jahre frei, www.altonaermuseum.de

Himmlische MythenUnter dem Motto „Sternbilder und Legenden der Winternacht“ lädt das Planetarium Kinder ab 6 Jahren auf eine unterhaltsam animierte, sagenhafte Sternenreise ein. Und dabei wird aus dem Sternbild Orion ein mythenreiches Himmelsabenteuer

TEXT: FRIEDERIKE ULRICH

auf Entdeckungsreise

Was wären Kinderbücher und Zeit-schriften ohne Bebilderungen? Ein Bild sagt oftmals bekanntlich mehr

als tausend Worte. Viele Bücher und Magazine leben von ihren Illustrationen. Ob Strichzeich-nungen, Farbdrucke oder Fotocollagen: Sie alle wollen uns die Welt nicht nur erklären, sondern sie auch verschönern.

Unter dem Titel „Bildschön“ veranstaltet das Kinderbuchhaus im Altonaer Museum pünktlich zur Adventszeit die „Geschenkemesse der Illus-trationskunst“. „Das Besondere an der Messe ist, dass erstmals Illustratoren aus ganz Deutschland in Hamburg zusammenkommen“, sagt Dagmar Gausmann-Läpple, Geschäftsführerin des Kinder-buchhauses und Kunsthistorikerin. Im Säulen-gang des Altonaer Museums präsentieren und ver-kaufen zahlreiche Illustratoren alles, was durch Bilder schöner wird.

Elke Ehninger und Karin Bauer etwa zeigen, wie Leben in Magazine und Kinderbücher kommt. Darüber hinaus bietet die Messe allerlei Dinge, die man als Laie vielleicht nicht als Erstes mit Illus-trationskunst verbinden würde. So stellt Selda So-ganci Porzellan- und Schmuckkreationen her. Sie verziert Teller, Broschen und Ketten mit Motiven, die von Vögeln über Blumen bis hin zu rundlichen

Schöner Strich: lllustratoren und Kinderbuchkünstler kommen in Hamburg erstmals zu einer Messe zusammen

Auswandererhallen in Veddel: Aufbruch in die Neue Welt FOTOS: DENKMALSCHUTZ-

AMT HH, ISTOCKPHOTO

10 MUSEEN ZUM MITMACHENBitte berühren!

Oliver Schmidt

Was Bücher durch Gemaltes schöner macht, zeigt im Altonaer Museum die„Geschenkemesse der Illustrationskunst“

TEXT: SANDRA SCHRÖPFER

so kinderleicht, sie später am Winterhimmel wie-derzufi nden. Dort ist Orion, den sich die Griechen als großen Jäger mit erhobener Keule und einem Schild in der Hand vorstellten, gerade im Winter gut an drei hellen Sternen zu erkennen, die seinen Gürtel darstellen. Man kennt diese Gürtelsterne auch als „Jakobsleiter“: Sie weisen den Betrachter gen Sirius, dem hellsten Stern am Firmament. An Orions Gürtel hängt ein gut auszumachendes Schwert. Teil dieses Schwertes ist der mit bloßem Auge sichtbare Orionnebel.

Mitten im Weltall wähnt sich, wer in den Ses-seln unter der Kuppel des Planetariums Platz nimmt. Das liegt an der besonderen Kombination aus modernster Projektionstechnik: dem erstmals in Europa installierten Echtzeit-3D-Computer-grafi ksystem Digistar 4, der weltgrößten Laser- und Lichtanlage, dem Erdvisualisierungs-Cluster Sciss Uniview und dem Sternenprojektor Uni-versarium 9. So gleicht das Planetarium einem kosmischen Schauspielhaus mit einem weltweit einzigartigen Multimedia-Orchester.

In einer klaren Winternacht können Besucher nach ihrer Sternenreise zu Orion, Skorpion und Plejaden im Stadtpark noch auf Entdeckertour ge-hen. Und am Himmelszelt nach den Sternbildern suchen, die sie gerade kennengelernt haben.

Figuren reichen. Gabriela Kilian hingegen ent-wirft neben Postkarten und Plakaten auch Textili-en. Ihre Kinderkolletion „Dragababa“ reicht von Lätzchen mit Fischmotiven für die ganz Kleinen bis hin zu T-Shirts mit grimmig dreinblickenden Seemännern.

Hamburg hat ein ganz besonderes Verhältnis zur Illustration. Die Hansestadt gilt als Bilder-buchhauptstadt Deutschlands, hier gibt es so viele Kinderbuchverlage und Hochschulen mit gestal-terischen Studienschwerpunkten wie nirgends sonst. Dies sei ausschlaggebend für das Kinder-buchhaus gewesen, der Bilderbuchkunst eine ei-gene Messe zu widmen. „Wir hoff en, dass dies nur die erste von vielen Messen der Illustrationskunst sein wird“, sagt Gausmann-Läpple. Mit der Ge-schenkemesse, die im Rahmen der 20. Weih-nachtsmesse im Altonaer Museum stattfi ndet, wolle man das Kulturangebot der Stadt erweitern.

Begleitend dazu bieten das Kinderbuchhaus und das Altonaer Museum ein Rahmenprogramm für Jung und Alt an, bei dem vor allem die Kinder selbst kreativ werden können. In der Schreibwerk-statt entstehen unter fachkundiger Anleitung mit Griff el und Schiefertafel oder Gänsefeder zum Beispiel schön geschriebene Weihnachtsbriefe, Weihnachtsmänner und Christbaumschmuck aus Pappmaché und Papier. Einen schöneren Beginn der Weihnachtszeit kann es kaum geben.

KULTUR ERLEBEN

Lasst Bilder sprechen

DER GRÜNE PUNKT Kunsthandwerk und Ingwerwein: Der Öko-Weihnachtsmarkt im Museum der Arbeit mit ca. 100 Ständen bietet eine große Auswahl an nachhaltig produzierten Produkten und Bio-Gastronomie. Plus: Öko-Modenschau, E-Bike-Probefahrten, Feuerakrobatik. Sa�/�So 10�–�18 Uhr.

STADTLEBEN

Der Mitbegründer, 37, des Automuseums „Prototyp“, frühstückt ausgiebig und fährt mit einem Oldtimer an die Elbe

Service» Planetarium Hamburg, Hinden-burgstr. 1 b (U3 oder Metrobus 6 bis Borgweg), Tel. 42 88 65 20, 1. Vorstellung: So, 4.12., 14 Uhr,Eintritt: 8,50, Kinder 5,50 Euro,www.planetarium-hamburg.de

Sonnabend / Sonntag, 3. / 4. Dezember 2011

9 Uhr Auch am Wochenende fällt das Aufstehen nicht immer leicht. Nach einem starken Espresso geht’s aber – und ich starte den Tag mit einem Spaziergang zur Bäckerei.

9.45 Uhr Zurück zu Hause gön-nen meine Freundin und ich uns ein ausgiebiges und aufwendiges Frühstück.

12 Uhr Wir fahren Richtung Museum, um uns ein schönes Auto für unseren Ausfl ug an die Elbe abzuholen. Wir wählen diesmal einen Porsche 356 von 1951.

12.45 Uhr Wir haben uns für einen Abstecher zur „Kajüte“ in Blankenese entschieden. In der Umgebung kann man wunderbar spazieren gehen.

16 Uhr Um richtig in Weihnachts-stimmung zu kommen, besuchen wir den Weihnachtsmarkt am Überseequartier.

18 Uhr Wieder zu Hause ange-kommen, bereiten wir gemeinsam das Abendessen vor – in trauter Zweisamkeit.

22 Uhr Langsam lassen wir den Abend ausklingen. Ein bisschen klassische Musik und eine Runde Backgammon sind perfekt dafür.

Mein perfekterSonntag

KART

E: G

RAFI

KANS

TALT

TEXT: KIRSTEN RICK

Sylt

Heide

Cuxhaven

Bremerhaven HAMBURG

Lübeck

SchleswigHusum

Flensburg

7

1

Kiel

Föhr

24

23

27

Nordsee

Ostsee

4

1

3

2

5

Bremen6

7Wilhelmshaven

Oldenburg

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› WOCHENENDE

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Sonnabend / Sonntag, 3. / 4. Dezember 2011

Das Kind im Manne

lenholen wurden wir Kinder von der Mutter mit in den Alltag einbezogen. Meine Großeltern waren Ge-müsehändler. Da durfte ich mit verkaufen, Kartoffeln abwiegen, Gurken einwickeln. Das war für mich sehr spielerisch. Heute wäre das wahrscheinlich „Kinder-arbeit“. Aber für mich sind diese Erfahrungen der vielleicht größte Schatz, den ich in mir trage. Weil ich mich geborgen gefühlt habe und geliebt.

MAGAZIN: Müssen wir den Kindern mehr zutrauen?ZUCKOWSKI: Ja, sie sollten mehr einbezogen werden in alltägliche Dinge und weniger bespielt werden. Wichtig aber ist vor allem eins: Wir müssen uns als Eltern Zeit für sie nehmen, ihre Fragen ernst nehmen und diese beantworten. Kinder brauchen Zeit und Raum, um sich zu entfalten.

MAGAZIN: Statt einfach nur ein Programm abzuspulen ...ZUCKOWSKI: Kinder müssen in vielerlei Hinsicht heute mehr funktionieren als früher. Ihr Leben ist bereits im Kindergarten durchstrukturiert. Es gibt wissensorien-tierte Angebote, Lernspiele und nach der Kita geht es weiter mit Terminen. Manche Kinder haben bereits einen richtigen Terminkalender. Wie aber das dem jeweiligen Kind guttut, das weiß man nicht.

MAGAZIN: Wie können wir lernen, Kinder zu verstehen?ZUCKOWSKI: Indem sich Erwachsene auf Augenhöhe mit Kindern begeben. Das bedeutet nicht nur, in die Hocke zu gehen, auch wenn Blickbeziehungen etwas sehr Wertvolles sind. Es geht vielmehr darum, gedanklich auf Augenhöhe zu sein. Vielleicht mal ein Kinderbuch in die Hand zu nehmen, einen Film zu sehen, ein Lied mitzusingen. Kind sein bedeutet für mich, sich verzau-bern zu lassen, das Träumen zu wagen, offen zu sein.

MAGAZIN: Und zu spielen!ZUCKOWSKI: Am einfachsten kommt man in kindliche Stimmungen, wenn man sich wie ein Kind bewegt. Wenn man beim Spazierengehen anfängt zu hüpfen, zu springen. Oder wenn man beim Spielen auf dem Boden rumkrabbelt. Und man sollte sich öfter ganz bewusst sagen, ich will jetzt wie ein Kind fühlen und denken. Ich will jetzt mit meinen Kindern so spielen, dass wir noch nicht wissen, was dabei rauskommt. Und in diesem Sinne offen und neugierig auf die Welt zugehen.

MAGAZIN: Wie kann man die kindliche Neugier wecken? ZUCKOWSKI: Kinder sind da sehr unterschiedlich. Aber wenn Kinder offen sind, muss man vor allem herausfin-den, worauf sie am stärksten reagieren. Man sollte in jedes Kind hineinhorchen. Worauf springt es an? Was macht ihm Freude? Und dann sollte man nichts an-deres tun, als einfach mitzumachen. So motiviert man die Kinder am besten.

MAGAZIN: Welche Rolle spielt dabei die Musik?ZUCKOWSKI: Die meisten Kinder sind sehr bewegungs-freudig. Und über Bewegung geht eigentlich immer was: springen, hüpfen, tanzen, aber auch richtiger Sport. Und dann gibt es Kinder, die besonders auf Mu-sik reagieren, gern singen. Singen in Verbindung mit Bewegung ist immer noch die erste Form, in der Kinder der Musik begegnen. Dabei können sich Schwerpunkte der Begabung herausstellen, die sich aus dem inspirie-renden Kern, also aus der Musik entfalten. Tanzen, Rol-lenspiel, Malen und Basteln zur Musik, Beobachtungen der Natur und der Umwelt in Bezug auf Liederinhalte lassen sich beliebig finden und weiterentwickeln.

MAGAZIN: Das klingt so, als wäre es ein kreatives Geben und Nehmen. Also lernen Sie auch von Kindern.ZUCKOWSKI: Zunächst einmal führen uns Kinder unver-blümt vor Augen, dass der Mensch grundsätzlich kein geborenes Kulturwesen ist. Gute Eigenschaften wach-sen erst durch das Vorleben. Wir erleben bei Kindern ungebremste Emotionen. Wutanfälle zum Beispiel, oder beleidigt sein. All das muss erst einmal in verträg-liche Bahnen gelenkt werden. Kinder aber zeigen ei-nem auch, wie groß der Bedarf an Geborgenheit ist. Ein Kind im Arm zu haben, zu spüren, ihm fehlt jetzt nichts. Es ist einfach nur aufgehoben, geborgen, voller Zuver-sicht. Träumt, schläft ein. Und man bleibt noch einen Augenblick mit dem schlafenden Kind sitzen und hat so ein Stück Lebensglück im Arm, wie es uns Erwachse-nen kaum noch geschenkt ist.

MAGAZIN: Was kann Musik dazu beitragen, Zukunft ver-antwortungsvoll zu gestalten?ZUCKOWSKI: Musik verbindet, schafft Gemeinschaft und kann Brücken bauen. Genau das versuchen wir mit der „Elbtour gegen den Strom“, die wir vor elf Jahren mit Chören aus Ost- und Westdeutschland gestartet haben. Im vergangenen Jahr sind wir mit den Elbkindern noch einmal auf die Reise gegangen und haben eine große deutsch-tschechische Begegnungstournee an der Elbe/Labe mit über 30 Kinder- und Jugendchören und Folk-loregruppen gestaltet. Dabei zieht sich der Gedanke des europäischen Miteinanders als roter Faden durch das gesamte Projekt. Das „Zusammenwachsen“ ist für uns nicht nur ein Schlagwort, sondern eine dauernde Her-ausforderung zum Wohle unserer Kinder und der kom-menden Generationen.

MAGAZIN: Mit Ihrer Frau Monika haben sie 2004 auch die Stiftung „Kinder brauchen Musik“ gegründet.ZUCKOWSKI: Die Stiftung setzt sich für eine musikalisch aktive Kindheit ein, aktuell fördert sie eine deutsch-polnische „Klassenreise zur Musik“. Die Öffentlichkeit muss erfahren, dass Kinder durch aktives Singen und Musizieren in ihrer individuellen Entwicklung und in ihrem Sozialverhalten gefördert werden. Sie erleben Glücksmomente und Herausforderungen, an denen sie wachsen können. Kinder brauchen Musik, weil Musik Kinder in eine Gemeinschaft hineinführt, die nicht so sehr konkurrenzbehaftet ist. Und die Kinder erwerben wertvolle Kompetenzen: Wenn sie viel Musik machen, sind sie für viele Lebensbereiche hinterher fitter.

MAGAZIN: Soll das heißen, dass Kinder, die musizieren, später erfolgreicher durchs Leben kommen?ZUCKOWSKI: Ja, genau das. Weil sie gelernt haben, im Team zu denken. Weil sie Kreativität nicht für Träume-rei halten, sondern für elementar wichtig. Weil sie ge-wohnt sind, aufzustehen, etwas zu sagen oder zu singen und sich nicht ängstlich irgendwo zu verstecken. Das kommt diesen Kindern später, wenn sie erwachsen sind, auch im Berufseinstieg zugute. Die Stiftung setzt sich dafür ein, dass auch Kinder in benachteiligten sozi-alen Lebensverhältnissen aktiv Musik machen und er-leben können. Unser Land braucht starke Kinder, und Musik kann Kinder stärker machen.

MAGAZIN: Und gleichzeitig wird an den Schulen der Musik-unterricht immer mehr zusammengestrichen …ZUCKOWSKI: Das ist ein großes Dilemma. Und hier sehen wir akuten Handlungsbedarf. Der Auslöser für die Gründung der Stiftung war tatsächlich, dass wir gehört haben, in Deutschland werde weit über die Hälfte des

Unser Land braucht nicht nur schlaue Köpfe. Wir brauchen vor allem

ideenreiche, einfühlsame Menschen

Kinder-Klänge: Rolf Zuckowski vor dem Klavier im Wohnzimmer

seines Blankeneser Hauses

Hanna Kastendieck trifft Rolf Zuckowski

Der 64-jährige Komponist über die erzieherische Kraft der Musik, den Wert der Geborgenheit und warum Erwachsene Kindern unbedingt mehr zuhören sollten

vorgesehenen Musikunterrichts gar nicht oder nur fachfremd gegeben. Diese Entwicklung zeigt u. a., wie viel Einfluss die Handelskammern auf das Schulleben bekommen haben. Heutzutage sollen funktionierende junge Leute aus der Schule kommen, die all die Kopf-fächer drauf haben müssen. Ich glaube, dass diese Entwicklung letztendlich für die Industrie, den Handel, das Gewerbe von großem Nachteil sein wird. Denn ge-rade unser Land braucht nicht nur schlaue Köpfe. Wir brauchen vor allem ideenreiche, einfühlsame, team-fähige und selbstbewusste Menschen. Unsere Position gegenüber den Nationen, die so gewaltig im Auf-schwung sind, hat viel damit zu tun, dass der Einzelne in vielem eigenständig und mitverantwortlich denkt.

MAGAZIN: Herr Zuckowski, seit 40 Jahren arbeiten Sie mit Kindern. Wie viel Kindliches steckt eigentlich in Ihnen?ZUCKOWSKI: Inzwischen vielleicht weniger als ich möchte. In vielen Situationen würden andere Menschen, die nicht Künstler sind, nicht kreativ arbeiten, nicht Musi-ker sind, vielleicht über mich sagen, ich sei ein großes Kind. Aber ich selber spüre schon, dass ich um dieses Kind auch wirklich ringen muss. Ich muss es lebendig halten wollen, weil viele Dinge um uns herum so nach-denklich machen. Menschen, die krank werden, die sich trennen. Das sind alles sehr erwachsene Dinge. Aber ich habe genug Kind in mir bewahrt, um es immer wieder stark machen zu können.

MAGAZIN: Herr Zuckowski, im vergangenen Jahr kam Ihr dritter Enkel zur Welt, der kleine John. Wie viel Zeit nehmen Sie sich für den neuen Erdenbürger?ROLF ZUCKOWSKI: So viel Zeit wie möglich. Ganz bewusst habe ich deshalb im vergangenen Jahr zurückge-schraubt. Weil ich ganz nah dran sein möchte an der Entwicklung meiner Enkelkinder. Aus diesem Grund habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein richtiges „Großelternjahr“ eingelegt. Ich habe in dieser Zeit eine sehr schöne Nähe zu John gewonnen. Und mit meiner siebenjährigen Enkeltochter Mascha habe ich das ge-meinsame Interesse am Theater entdeckt. Das ist eine große Chance, die ich nutzen möchte.

MAGAZIN: Es gibt keinen Geburtstag, an dem nicht Ihr „Wie schön, dass du geboren bist“ gesungen wird, kein Advent, in dem nicht wie „In der Weihnachtsbäckerei“ gekleckert wird. Warum machen Sie Musik gerade für Kinder?ZUCKOWSKI: Ich möchte die Kinder stärken, ihnen Selbst-vertrauen geben. Man muss ihnen zeigen, dass man ihnen etwas zutraut. Ich habe das selbst in meiner Kindheit erfahren. Vom Wäschewaschen bis zum Koh-

FOTO: THOMAS LEIDIG

I m Kleinen liegt das Geheimnis der Welt. In Kindern ist alles angelegt, was Menschsein bedeutet. Ihnen viele Wege aufzuzeigen und sie schließlich loslassen zu können, das ist für mich Elternliebe.“ Sagt Rolf

Zuckowski. Sänger, Komponist, Lieder-macher. Einer, der seit mehr als 30 Jahren für Kinder und mit Kindern Musik macht. Weil er der festen Überzeugung ist, dass Kinder Musik brauchen, damit sie zu selbst-bewussten, starken Persönlichkeiten wer-den. Deshalb organisiert der Hamburger, der in Blankenese zu Hause ist, mit seiner Elbtour Chorbegegnungen entlang des Stroms, hat die Stiftung „Kinder brauchen Musik“ gegründet und den deutschen Kita-Musikpreis ins Leben gerufen für beispiel-haftes aktives Musikleben im Vorschul-bereich. Hunderte Songs hat er geschrieben, Lieder, die in fast jedem deutschen Kinder-zimmer gespielt werden: „Rolfs Vogelhoch-zeit“ und „Rolfs Schulweg-Hitparade“ oder Lieder wie „… du da, im Radio“ und „Wie schön, dass du geboren bist“. Inspi-riert wird der Musiker vor allem durch die eigene Familie. So entstand das Lied „In der Weihnachtsbäckerei“ im November 1985, als er von einem Konzert in Niedersachsen nach Hause fuhr. Er rief zu Hause an und wollte wissen, was die Familie gerade macht. „Wir backen Plätzchen“, war die Antwort. Als er in die Einfahrt seiner Blankeneser Villa einbog, war das Lied in Gedanken bereits fertig. Er trug es der Familie vor. Söhnchen Andreas, damals knapp zwei Jahre alt, nahm es mit in sein Bettchen und sang es bis zum Einschlafen. Mit Tochter Anuschka, Mutter seiner drei Enkelkinder Tim, Mascha und John, hat Rolf Zuckowski gerade ein neues Album aufgenommen. „Dein kleines Leben“ heißt die CD, die ein zärtliches Geschenk zur Geburt sein soll. Sie ist für Enkelsohn John entstanden, der jetzt ein Jahr alt ist. Und der eine ganz besondere Nähe zu seinem musikalischen Großvater hat.

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Kurz-Biografie» Rolf Zuckowski, geboren am 12. Mai 1947 in Hamburg, begann seine Musikerkarriere 1965 mit Beat-Songs, später komponierte er für Schlager-stars. 1977 entstand das Sing-spiel „Rolfs Vogelhochzeit“, das wie „Rolfs neue Schulweg-Hitparade“ zu seinen bekann-testen Werken zählt. Bis heute hat er über 30 CDs und DVDs für Kinder veröffentlicht. Die Stiftung „Kinder brauchen Musik“ und der Verein „Elb-kinderland“ sind Beispiele für sein gemeinnütziges Engage-ment. Für seinen Einsatz in der musikalischen Bildung von Kindern erhielt er 2005 das Bundesverdienstkreuz am Bande sowie 2008 den „Echo“ für sein Lebenswerk. Rolf Zuckowski ist seit 1971 mit Ehefrau Monika verhei-ratet, hat drei erwachsene Kinder und drei Enkelkinder. Infos: www.musik-fuer-dich.de

› STADTGESPRÄCH

III

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H erzlichen Glückwunsch, liebe Teilneh-mer und Teilnehmerinnen“, verkün-den drei Info-Screens in den Ein-

gangsbereichen des Gymnasiums Dörpsweg. Beim „Tag der Mathematik 2011“ sei die Schu-le auf Platz fünf, das Team der Klassenstufe 7/8 sogar auf Platz drei gelandet.

Der 13-jährige Thomas Plotz ist einer vom Team der „Mathe-Ritter“, die für die Schule Bronze gewonnen haben. Angefangen hat sei-ne Mathekarriere aber schon in der vierten Grundschulklasse, mit dem 2. Preis der Ma-thematik-Olympiade auf Landesebene. Und seitdem begleiten ihn die Zahlen wohl bis in seine Träume. Zumindest bis ins Wochen-ende, denn samstags heißt es regelmäßig ab zur Kinder-Uni Mathematik, und dann war-ten da auch noch die Korrespondenzbriefe der „Talentförderung Mathematik“, die sechs Mal im Jahr ins Haus fl attern. Seitenweise Aufgaben, die gelöst und von einem Mentor korrigiert werden wollen.

„Logik mag ich. Aber Geometrie ist manch-mal etwas ärgerlich“, gibt Thomas zu. „Der letzte Korrespondenzbrief war über rationale Zahlen, der war auch ganz gut“, kommentiert er Rechenaufgaben, wie andere Kinder Scho-koriegel beschreiben würden. Gibt es ein Le-ben ohne Mathe? Ja, zumindest tageweise, wenn Thomas’ Hobbys wie Geräteturnen, Computer oder Gitarrespielen Vorrang ha-ben. Zwei Stunden pro Woche braucht er auch Zeit für die freiwillige AG „Schwarzes Thea-ter“, die ihm viel Spaß macht. Fast alle Szenen erfi nden die Kinder selbst. In schwarzer Klei-dung, mit weißen Handschuhen und fl uores-zierenden, selbst gebastelten Requisiten füh-ren sie ihre Stücke in der abgedunkelten Aula beim „Tag der off enen Tür“ vor. Gar nicht so leicht, wütend oder fröhlich zu spielen, „wenn man nicht sprechen darf und keine Mimik verwenden kann“, fi ndet Thomas.

Noch ein Blick auf sein Zeugnis? Mathe 1 (natürlich), Kunst 1, Sport 1, um es kurz zu fas-sen: Notendurchschnitt 1,0. Wenn der Acht-klässler dabei bleibt, wird es kein Problem sein, nach der Schule einen Studienplatz zu fi nden. Mathe oder Ingenieurwissenschaften sollen es werden. So ist im Moment der Plan.

Mathe olympisch

Junge Forscher

REDAKTION: PETRA NICKISCHFOTOS: THOMAS LEIDIG

A nfang des Jahres hat der 12-jährige Marcel Gumz mit seinem Projekt „Wie fi ltert man Öl aus Wasser“ den 2. Platz

im Regionalwettbewerb Schleswig-Holstein Süd von „Schüler experimentieren“ abge-sahnt. Schon hat er für den aktuellen Wettbe-werb das nächste Thema am Start, „Bio-Was-serstoff , der Energieträger der Zukunft“, für das er mit der Grünalge Chlamydomonas reinhardtii experimentiert, die Wasserstoff zur Stromerzeugung herstellen soll. Das drit-te Projekt fürs kommende Jahr steht auch schon fest, ein „Solarpanel aus recycelten Materialien für den Gartenpool“. Marcel hat-te damit bereits im Frühsommer begonnen, musste aber im Oktober stoppen, als die Kraft der norddeutschen Sonne nachließ.

Seine Energie dagegen macht alles andere als schlapp. Der ruhige und überlegt spre-chende Junge ist nicht zu bremsen, das ist schon mal klar. Geduldig erklärt er, warum ihn die einzellige Grünalge so fasziniert und war-um ein Haushaltsschwamm Öl besser absor-biert als Blähton, während unter seinem glat-ten, schwarzen Haarschopf die Ideen nur so nachzusprudeln scheinen. Zu Hause und im „Glaskasten“ seiner Schule in Norderstedt,

dem Gymnasium Harksheide, kann er sie um-setzen. Die Forscher-AG, die jeden Dienstag in der 7. und 8. Stunde in diesem speziellen, von außen knallrot gestrichenen Raum stattfi n-det, fördert die Experimentierfreude der Kin-der und Jugendlichen klassenübergreifend.

Dennoch sind Marcels Forschungsarbei-ten selbst gewählt und direkte Reaktionen auf die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und das Atom-Unglück in Japan, von denen Marcel aus den Medien erfahren hat. So weiß er auch, dass Deutschland ab 2022 vollständig ohne Atomkraft auskommen soll. „Jetzt müssen schnell Alternativen gefunden werden“, er-klärt er ganz selbstverständlich. Und man traut ihm zu, dass er es schaff en könnte. Im „Glaskasten“ der Forscher-AG oder zu Hause in seinem Zimmer. Denn forschen würde Marcel immer, auch wenn es keine Wettbe-werbe wie „Schüler experimentieren“ gäbe. Und zum Ausgleich weiterhin Tennis und Fußball mit seinen Freunden spielen.

S ie ist wagemutig und aktiv“, beschrie-ben Lisa Hillenbrand, 13 (l.), und Mi-chelle Thorwarth, 13 (r.), im vergange-

nen Jahr das Orang-Utan-Mädchen Harapan. Kein Seil war vor der damals fünfj ährigen Klei-nen sicher. Mit fl iegendem rostroten Strub-belhaar schwang sie sich zwischen Felsen, Palmen und Kunstbäumen durch ihr Gehege, nicht ahnend, dass sie von zwei Schülerinnen des Gymnasiums Heidberg genau beobachtet wurde. Drei Tage lang nahmen sich Lisa und Michelle Zeit, um im Orang-Utan-Haus für ihren „Schüler experimentieren“-Beitrag zu recherchieren. Ausgerüstet mit selbst erstell-ten Tabellen, spitzen Bleistiften, Fotoapparat und Zitronentee, richteten sie sich jeweils ge-gen 10 Uhr an ihrem Forschertisch nahe der Menschenaff en ein, um Daten für ihr Projekt zu sammeln: „Das Spielverhalten des Orang-Utan-Nachwuchses im Tierpark Hagenbeck“.

Wie oft und wie lange benutzt welches Jungtier welches Spielgerät? Greift es mit den Händen oder mit den Füßen zu? Die Mädchen mussten aufmerksam schauen. Im Minuten-takt füllten sie ihre Tabellen mit Kreuzen, wenn die kleine Simia mit der Decke spielte oder Kejutan zum Bambusstab griff . Auch die Netze und Seile standen im Fokus der Beob-

achtung, bis sich die jungen Aff en für ein Ni-ckerchen in ihre Nester zurückzogen und auch die Schülerinnen eine kurze Pommes-Pause einlegen konnten.

Im Computerraum des Gymnasiums wer-teten sie ihre Untersuchung aus und schrie-ben an ihren Arbeiten, die ihnen im Fachge-biet Biologie im Regionalwettbewerb 2010 den 2. Preis – im Dreierteam mit einer Mit-schülerin – und 2011 den 1. Preis bescherten. Auch an der aktuellen Wettbewerbsrunde nehmen die beiden Tierfreundinnen wieder teil. Bis zum Abgabetermin im Januar 2012 werden sie sich mit dem Verhalten der heran-wachsenden Jungtiere beschäftigen. Wäh-rend die Untersuchungen über die letzten drei Jahre immer diff erenzierter geworden sind, haben sich die Orang-Utans ganz einfach in die Herzen der Jungforscherinnen geschli-chen. Einer von ihnen besonders? „Ja, Hara-pan!“, kommt die Antwort blitzschnell. Die junge Aff endame, die wie alle Orang-Utans am liebsten mit den Seilen spielt.

P opcorn machen mit dem Handy – sol-che Filme geistern durchs Web. Ein Youtube-Video zeigt den Versuch von

vier asiatischen Jugendlichen, die ihre klin-gelnden Handys um ein paar Puff maiskörner legen, bis sie in die Luft springend platzen. Die Teenies lachen sich schlapp. Lars Rokita kann darüber nur müde lächeln. Seine ausge-klügelten Messungen haben ergeben, dass sich ein Testkopf unter 20-minütigem Ein-fl uss von Mobilfunkwellen höchstens um 0,04 Grad erwärmt. Keine Chance also für plop-pende Maiskörner. Alles Quatsch.

Im schalltoten Laborraum der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg-Bergedorf hat sich der 17-Jährige mit seinem selbst konstruierten Messsystem eingerich-tet. Einmal pro Woche ist er hier, um mit mög-lichst einfachen Mitteln von Frischhaltefolie bis Fischertechnik sein Projekt „Induktions-erwärmung in der Kopfregion beim Telefo-nieren mit mobilen Geräten“ voranzutreiben. Ganz ohne Computer, DECT-Telefon, Fre-quenzgenerator und einem mit 16 Tempera-tursensoren gespickten Testkopf – ein mit Silikon beschichtetes und mit Gelee gefülltes Becherglas – geht das freilich nicht. Rund 1000 Stunden hat der Schüler vom Gymnasi-

um Grootmoor schon in seine fi ligranen Mes-sungen investiert. Die Profi -Bedingungen im vierten Stock der Bergedorfer Hochschule stehen in keinem Vergleich zu seinen Anfän-gen am heimatlichen Schreibtisch, wo die Heizung Fehler verursachte oder hereinkom-mende Eltern gleich „einen Peak“ in den Mess ergebnissen auslösten. Im komplett mit Glaswolle-Spitzen ausgekleideten Laborraum sind all diese Störeinfl üsse wie Metall oder Temperaturveränderungen ausgeschlossen. Während der Messungen kann sich Lars im Nachbarraum aufh alten. So war es ihm mög-lich, seine Messgenauigkeit in der Zeit von seinem Regionalsieg bei Jugend forscht bis zum 4. Platz beim Bundeswettbewerb 2011, Fachgebiet Physik, zu verzwanzigfachen.

Und das beruhigende Ergebnis zu erzielen: Nur das Ohr erwärmt sich beim Telefonieren minimal, bis zum Gehirn dringt die Erwär-mung durch die elektromagnetische Strah-lung jedenfalls nicht vor.

Z u dumm aber auch, dass der Eisbär ständig von seiner Scholle rutscht. Sei-ne kleinen Füße bleiben einfach nicht

auf dem Eis haften. Kleine Füße? Nun ja, der Eisbär ist aus Kunststoff , 33 Gramm schwer und der heimliche Star beim Mathe-Bio-Phy-sik-Projekt „Rechnen mit Tieren“ der siebten Klassen des Kurt-Körber-Gymnasiums.

Wie sechs andere Gruppen auch, hatten Tanjot-Kaur Randhawa, 13 (l.), und Jennifer Silhan, 14 (r.), im vergangenen Schuljahr die Forscherfrage „Wie groß muss eine Eisscholle sein, damit sie einen Eisbären tragen kann?“ gewählt. Sie recherchierten die Dichte von Eis, rechneten die Wasserverdrängung aus und bauten aus Modelliermasse eine eckige Form, die, mit Wasser gefüllt, nach zwei Ta-gen im Gefrierfach des Schulkühlschranks eine Mini-Eisscholle hervorbrachte. Dann kam der große Moment. Waren die errechne-ten 412,5 cm3 Volumen ausreichend, um den Bären zu halten? Wie waren die Schollen der anderen gelungen? Mit den sanft stützenden Fingern der Lehrerin blieb der Eisbär endlich auf dem Eis – am längsten von allen und mit den wenigsten Münzen, die noch zusätzlich auf die Scholle gelegt werden konnten. Die Mädchen hatten eindeutig die beste Eisschol-le konstruiert und produziert.

„Ich experimentiere gern“, sagt Jennifer, Tanjot zählt Basteln zu ihren Hobbys, darum hat den beiden das „Rechnen mit Tieren“ be-sonders viel Spaß gemacht. In der Fünften und Sechsten gingen sie schon in die Profi l-klasse „Forscher“, zur Forscher-AG der Mit-telstufe zieht es sie dennoch nicht. „Zu viele Jungs“, fi ndet Tanjot, und Jennifer hat auch sonst genug zu tun: Sport, Konfi rmanden-unterricht, ihre Fische und Ratten. Auch wenn Mathe und Chemie zu den jeweiligen Lieblingsfächern der beiden gehören, über-treiben muss man ja nicht.

Das nächste fächerübergreifende Projekt für die Achtklässlerinnen heißt „Tauchen“. Es setzt sich zusammen aus Fragen der Physik, Chemie und Biologie. Lichtbrechung, Atmung und Sauerstoff sollen unter anderem behan-delt werden. Und besonders Jennifer hoff t, dass sogar ein Tauchausfl ug für die ganze Klasse drin ist. Mit kaltem Wasser kennt sie sich ja schon aus.

D ie Bevölkerungsdichte des italienischen Ortes Trecastagni ist höher als die Bux-tehudes. Höher ist erschreckenderwei-

se auch das Risiko seiner Einwohner, von ei-nem Lavastrom erfasst zu werden, denn Tre-castagni liegt direkt auf einer Störungszone am Hang des Ätnas und nicht wie die nieder-sächsische Gemeinde verträumt vor den To-ren Hamburgs. Obwohl Europas aktivster Vulkan immer wieder ausbricht, scheint die Stadt die Gefahr, in der sie schwebt, nicht wahrzunehmen. Das zumindest hat Sandra Hoeck im Juni bei ihren Recherchen für Ju-gend forscht auf Sizilien erfahren. Wichtiger Ansprechpartner war und ist für sie der dort lebende Vulkanologe Dr. Boris Behncke vom Istituto Nazionale di Geofi sica e Vulcanologia (INGV), mit dem ihre Schule, das Gymnasium Heidberg, in engem Kontakt steht.

Für ihre aktuelle „Jufo“-Teilnahme „Ist der Ätna für die Gemeinde Trecastagni eine Ge-fahr?“ hat sich die 18-Jährige einiges vorge-nommen. Es ist bereits ihr dritter Wettbe-werb. 2010 und 2011 gewann sie mit ihren Projekten „Bodenentwicklung auf Helgolän-der Trümmerschutt“ und „Verändert sich das Magma entlang einer Divergenzzone im Lauf von mehreren Millionen Jahren?“ jeweils den

1. Preis beim Regional- und den 3. Preis beim Landeswettbewerb. Schaff t sie es 2012 bis auf Bundesebene? Die Vorbereitungen laufen gut. Derzeit führt die Zwölftklässlerin mit Hilfe vom INGV eine anonyme Internet-Um-frage in Trecastagni durch, die klären soll, für wie gefährlich die Sizilianer ihren Vulkan hal-ten und ob sie für einen Notfall gut vorberei-tet sind. Wenn von den knapp 10�500 Einwoh-nern auch nur 50 teilnehmen würden, wäre Sandra schon glücklich. Ihre Umfrage-Aus-wertung soll ebenso in die schriftliche Arbeit einfl ießen wie der allgemeine Teil über den Ätna und eine Gefahrenkarte mit den am ehesten bedrohten Bereichen des Ortes.

Als besonderen Clou plant Sandra die Si-mulation eines Gefahrenszenarios am Com-puter. Im bewegten Bild möchte sie zeigen, welche Ortsteile der Lavastrom zerstören könnte. Denn wie die INGV-Wissenschaftler wünscht sie sich eine intensivere Aufk lärung der Menschen, um im Fall einer Eruption den Schaden so niedrig wie möglich zu halten.

Jugend forscht / Schüler experimentieren„Uns gefällt, was du im Kopf hast“ ist das Motto der 47. Wettbewerbsrunde, für die der Anmeldeschluss gerade abgelaufen ist. Nachwuchs-wissenschaftler können ihr Forschungsthema frei wählen, es muss nur in eines der sieben Fachgebiete passen: Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik / Informatik, Physik oder Technik stehen zur Auswahl. Bis Anfang Januar wird geforscht und experimentiert, dann reichen die Teilnehmer ihre schriftliche Arbeit ein. Jugendliche bis 15 Jahre starten in der Sparte „Jugend forscht“, Schüler ab Klasse 4 in der Juniorensparte „Schüler experimen-tieren“. Ab Sommer 2012 können sich Nachwuchs-wissenschaftler wieder mit neuen Projekten bewerben.www.jugend-forscht.de

Hamburger Kinder-UniJedes Jahr im Herbst erobern Hunderte von Kindern zwischen 8 und 12 Jahren den Campus der Uni Ham-burg und hören sich im Audimax spannende Vorlesun-gen an und lauschen gebannt, wenn eine Geophysikerin erklärt, wie man Eis in der Antarktis erforscht oder wenn ein Chemiker beim Thema „Wie speichert man Energie“ Versuche vorführt und Ballons anzündet. Der Eintritt ist kostenlos, erwachsene Begleiter können eine Video-Übertragung in einem Nachbarhörsaal sehen.www.kinderuni-hamburg.de

„Alle für eine Welt – Eine Welt für alle“ – Schulwettbewerb des Bundespräsidenten zur Entwicklungspolitik„Was siehst du, was ich nicht sehe? – Perspektive wechseln!“, ist das Thema des Wettbewerbs, der Kinder und Jugendliche der Klassen 1 bis 13 dazu auf-ruft, im Team kreativ zu werden. Bewerben kann man sich mit Daumenkino, Multimedia-Präsentation oder Theaterstück, Einsendeschluss ist der 7. März 2012.www.eineweltfueralle.de

Daniel-Düsentrieb-WettbewerbMeerestechnik ist das Thema 2011 / 2012. Wer baut den kräftigsten Schlepper? Wer baut den besten Flettner-Rotor? Bei dem Wettbewerb für die ganze Schule sollen Schüler und Schülerinnen unterschied-licher Altersstufen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern

gemeinsam naturwissen-schaftlich-technische Themen erörtern, denken und handeln, entwerfen und bauen. Die Anmeldungs-phase läuft schon, Anmeldeschluss ist bereits der 16.12.2011, die Beiträge können bis zum 18.5.2012 abgegeben werden.www.daniel-duesentrieb-preis.de

Meereswettbewerb „Forschen auf See“Mit einem Forschungsschiff auf eine einwöchige Expedition gehen und eine eigene zuvor eingereichte Forschungsidee zu Meeres-, Umwelt- und Klima-schutz in Begleitung eines erfahrenen Wissenschaft-lers in die Tat umsetzen: Dieser spannende Preis winkt Schülerteams (bis zu vier Schüler; ab der 9. Klasse; Altersobergrenze 20 Jahre), die sich mit einer Projekt-skizze bis zum 31. März 2012 einbringen. www.meereswettbewerb.de

BundesUmweltWettbewerbWer möchte eigene Ideen zur Lösung von Umwelt-problemen in die Tat umsetzen? Zum Motto „Vom Wissen zum nachhaltigen Handeln“ können Jugend-liche zwischen 13 und 21 Jahren bis zum 15. März 2012 Projektdokumentationen einreichen. Auf die Preis träger warten Geld- und Sachpreise im Wert von rund 25 000 Euro. Einen Jahres-Sonderpreis gibt es zum Thema „Wir sind Wald!“.www.scienceolympiaden.uni-kiel.de

Mathematik-OlympiadeSchüler der Klassen 3 bis 13 können in dem Wett bewerb, dessen Tradition bis in das Schuljahr 1961 / 62 zurückreicht, ihre mathematische Leis-tungsfähigkeit beweisen. Die erste Runde fi ndet jedes Jahr im September statt. www.mathematik-olympiaden.de

A ls 2010 die „Schweinegrippe“ um sich griff und jeder dazu angehalten wurde, sich die Hände zu desinfi zieren oder

zumindest häufi ger mit Seife zu waschen, fragten sich drei Gymnasiastinnen aus Ris-sen: Was sagt eigentlich unsere Haut dazu? Steckt sie die Benutzung der Reinigungsmit-tel locker weg oder trocknet sie dadurch aus? Das wäre nicht sehr hilfreich beim Schutz der Gesundheit, denn in trockener Haut bilden sich schneller Risse, Keime können leichter eindringen. Wendi Ormanschick, 15, Lale Petersen, 14, und Antonia Wilhelm, 14, (v.�l.�n.�r.) wollten es ganz genau wissen und meldeten sich als Nachwuchs-Hautforscherinnen bei „Schüler experimentieren“ an. Rund 160 Messungen führten sie an ihren Mitschülern und Lehrern durch und erstellten bis Januar 2011 eine 24-seitige Dokumentation, deren Ergebnisse und Präsentation ihnen den Regi-onalsieg im Fachgebiet Biologie einbrachte.

„Am Anfang ist es schwer. Da muss man sich erst mal in das Thema reinfi nden und al-les organisieren“, sagt Wendi, hinterlässt da-bei aber den Eindruck, als hätte das Dreier-team alle Vorbereitungen schnell und souve-

rän im Griff gehabt. Die Anfrage bei einem Hersteller von Hautanalysegeräten, ob er leihweise ein Messgerät zur Verfügung stellen kann, der Aufruf an die Klassen, in den Pausen zur Handrückenmessung in den Bioraum zu kommen, der Crashkurs in Excel, um die Mess ergebnisse übersichtlich in Computer-Tabellen darzustellen, und nicht zuletzt das Finden eines griffi gen Projekttitels. „Inter-view mit der Haut – Haut, was sagen Sie zu Ihrer Hautfeuchtigkeit“ ist es schlussendlich geworden. Und die Haut hat im Laufe vieler Projektarbeitsstunden so einige Antworten preisgegeben. Wie von den Mädchen vorher angenommen, haben Schüler im Durch-schnitt eine andere, nämlich trockenere Haut als Schülerinnen. Seife und Desinfektions-mittel wirken auf die Hände beider Ge-schlechter austrocknend, wobei Schulseife die Hautfeuchtigkeit noch stärker absenkt als das verwendete Desinfektionsmittel, dem ein rückfettendes Mittel zugefügt ist.

Mit ihrem 1. Platz hatten die drei Jungfor-scherinnen gar nicht gerechnet, fühlen sich dadurch aber enorm angespornt. Antonia bleibt beim aktuellen Schüler-experimentie-ren-Wettbewerb dem Thema Haut treu, Lale und Wendi haben sich ein völlig neues For-schungsgebiet gesucht: das Preis-Leistungs-Verhältnis von Tennisbällen.

Grünalge als Wasserstoff-lieferant

Wärmen Handys das Hirn?

Die Vulkan-

forscherin

Rechnen

mit Tieren

Interview mit der Haut

D ie zündende Idee entstand auf einem Segelfl ugplatz. „Lass doch mal ein Mo-dellfl ugzeug bauen, das von selbst

fl iegt“, überlegten Lasse Schuirmann (l.) und André Koloschin (r.), als sie sich 2009 bei der Abschlussveranstaltung eines Sommercamps der HAW Hamburg (Hochschule für Ange-wandte Wissenschaften) zum Thema Fliegen kennenlernten. Die Idee, ein Flugzeug selbst zu bauen, mussten sie aus Zeitmangel schnell wieder verwerfen, aber bei der Sache mit dem autonomen Flug blieben sie am Ball.

Zwei Jahre und viele Arbeitstreff en später, bei denen diskutiert – „Welche Befehle müs-sen wir dem Controller geben, damit das Ru-der bewegt wird?“ –, gelötet und vor allem die Hardware-nahe Software entwickelt wurde, war es dann so weit. Pünktlich zum Bundes-wettbewerb von Jugend forscht im Mai 2011 fl og die von den beiden 17-Jährigen neu ge-kaufte, mit Computer und Sensoren ausge-stattete Maschine zum ersten Mal eine Stre-

cke ohne manuellen Einfl uss. Sie gab ihr Bes-tes – aber leider auch, nur wenige Stunden nach der Jurybefragung, den Geist auf. „Die Platine war kaputt gegangen“, sagt André. Keine echte Entmutigung für den Studenten, der bereits an der TU Hamburg-Harburg Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung Flugzeug-Systemtechnik studiert. Auch Las-se, Schüler der 12. Klasse am Albert-Schweit-zer-Gymnasium, möchte das komplexe Pro-jekt weiter fortführen. Selbst wenn es bis zum Abschluss noch Jahre dauern kann.

Das Ziel, ein privat fi nanzierbares, voll-ständig autonom fl iegendes Modellfl ugzeug zu entwickeln, haben beide klar vor Augen. Immerhin liegt schon ein Jahr voller Erfolge hinter den beiden Flugzeug-Tüftlern. Erst der 1. Preis im Regionalwettbewerb Hamburg I, Fachgebiet Technik, dann Teilnahme und Sieg als „beste interdisziplinäre Arbeit“ beim Lan-deswettbewerb. Sowohl die Stunden im Focke-Windkanal in Bremen als auch der Einsatz von rund 2000 Euro für Material, Plakate und Fahrkarten, die teilweise durch den Förder-fonds der Behörde für Schule und Berufsbil-dung aufgefangen wurden, haben sich gelohnt. „Wir haben beim Projekt sehr viel gelernt“, sagt Lasse. „Und letztendlich macht es Spaß.“

Unbemannt

fl iegendes

Objekt – UFO

Verspielte

Orang-UtansMit Neugier, Scharfsinn und viel

Fleiß erklimmt der Wissenschafts-

nachwuchs die Siegertreppchen

von „Jugend forscht“, „Schüler

experimentieren“ oder sogar der

„Mathematik-Olympiade“. Trotz

Wettbewerbsfi ebers kommt der

Spaß an der Sache dabei nicht zu

kurz. 13 JUGENDLICHE zwischen

12 und 18 Jahren präsentieren –

mal alleine, mal im Team –, was

sie an neuen Ideen, Inspirationen

und Innovationen haben, um für

die Zukunft einiges zu verändern

Wissen für Schüler

Bundesentwicklungs minister Dirk Niebel präsentierte am

19.9. den Wettbewerb „Alle für eine Welt – Eine Welt für alle“

› THEMA DER WOCHE

IV VSonnabend / Sonntag, 3. / 4. Dezember 2011

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H erzlichen Glückwunsch, liebe Teilneh-mer und Teilnehmerinnen“, verkün-den drei Info-Screens in den Ein-

gangsbereichen des Gymnasiums Dörpsweg. Beim „Tag der Mathematik 2011“ sei die Schu-le auf Platz fünf, das Team der Klassenstufe 7/8 sogar auf Platz drei gelandet.

Der 13-jährige Thomas Plotz ist einer vom Team der „Mathe-Ritter“, die für die Schule Bronze gewonnen haben. Angefangen hat sei-ne Mathekarriere aber schon in der vierten Grundschulklasse, mit dem 2. Preis der Ma-thematik-Olympiade auf Landesebene. Und seitdem begleiten ihn die Zahlen wohl bis in seine Träume. Zumindest bis ins Wochen-ende, denn samstags heißt es regelmäßig ab zur Kinder-Uni Mathematik, und dann war-ten da auch noch die Korrespondenzbriefe der „Talentförderung Mathematik“, die sechs Mal im Jahr ins Haus fl attern. Seitenweise Aufgaben, die gelöst und von einem Mentor korrigiert werden wollen.

„Logik mag ich. Aber Geometrie ist manch-mal etwas ärgerlich“, gibt Thomas zu. „Der letzte Korrespondenzbrief war über rationale Zahlen, der war auch ganz gut“, kommentiert er Rechenaufgaben, wie andere Kinder Scho-koriegel beschreiben würden. Gibt es ein Le-ben ohne Mathe? Ja, zumindest tageweise, wenn Thomas’ Hobbys wie Geräteturnen, Computer oder Gitarrespielen Vorrang ha-ben. Zwei Stunden pro Woche braucht er auch Zeit für die freiwillige AG „Schwarzes Thea-ter“, die ihm viel Spaß macht. Fast alle Szenen erfi nden die Kinder selbst. In schwarzer Klei-dung, mit weißen Handschuhen und fl uores-zierenden, selbst gebastelten Requisiten füh-ren sie ihre Stücke in der abgedunkelten Aula beim „Tag der off enen Tür“ vor. Gar nicht so leicht, wütend oder fröhlich zu spielen, „wenn man nicht sprechen darf und keine Mimik verwenden kann“, fi ndet Thomas.

Noch ein Blick auf sein Zeugnis? Mathe 1 (natürlich), Kunst 1, Sport 1, um es kurz zu fas-sen: Notendurchschnitt 1,0. Wenn der Acht-klässler dabei bleibt, wird es kein Problem sein, nach der Schule einen Studienplatz zu fi nden. Mathe oder Ingenieurwissenschaften sollen es werden. So ist im Moment der Plan.

Mathe olympisch

Junge Forscher

REDAKTION: PETRA NICKISCHFOTOS: THOMAS LEIDIG

A nfang des Jahres hat der 12-jährige Marcel Gumz mit seinem Projekt „Wie fi ltert man Öl aus Wasser“ den 2. Platz

im Regionalwettbewerb Schleswig-Holstein Süd von „Schüler experimentieren“ abge-sahnt. Schon hat er für den aktuellen Wettbe-werb das nächste Thema am Start, „Bio-Was-serstoff , der Energieträger der Zukunft“, für das er mit der Grünalge Chlamydomonas reinhardtii experimentiert, die Wasserstoff zur Stromerzeugung herstellen soll. Das drit-te Projekt fürs kommende Jahr steht auch schon fest, ein „Solarpanel aus recycelten Materialien für den Gartenpool“. Marcel hat-te damit bereits im Frühsommer begonnen, musste aber im Oktober stoppen, als die Kraft der norddeutschen Sonne nachließ.

Seine Energie dagegen macht alles andere als schlapp. Der ruhige und überlegt spre-chende Junge ist nicht zu bremsen, das ist schon mal klar. Geduldig erklärt er, warum ihn die einzellige Grünalge so fasziniert und war-um ein Haushaltsschwamm Öl besser absor-biert als Blähton, während unter seinem glat-ten, schwarzen Haarschopf die Ideen nur so nachzusprudeln scheinen. Zu Hause und im „Glaskasten“ seiner Schule in Norderstedt,

dem Gymnasium Harksheide, kann er sie um-setzen. Die Forscher-AG, die jeden Dienstag in der 7. und 8. Stunde in diesem speziellen, von außen knallrot gestrichenen Raum stattfi n-det, fördert die Experimentierfreude der Kin-der und Jugendlichen klassenübergreifend.

Dennoch sind Marcels Forschungsarbei-ten selbst gewählt und direkte Reaktionen auf die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und das Atom-Unglück in Japan, von denen Marcel aus den Medien erfahren hat. So weiß er auch, dass Deutschland ab 2022 vollständig ohne Atomkraft auskommen soll. „Jetzt müssen schnell Alternativen gefunden werden“, er-klärt er ganz selbstverständlich. Und man traut ihm zu, dass er es schaff en könnte. Im „Glaskasten“ der Forscher-AG oder zu Hause in seinem Zimmer. Denn forschen würde Marcel immer, auch wenn es keine Wettbe-werbe wie „Schüler experimentieren“ gäbe. Und zum Ausgleich weiterhin Tennis und Fußball mit seinen Freunden spielen.

S ie ist wagemutig und aktiv“, beschrie-ben Lisa Hillenbrand, 13 (l.), und Mi-chelle Thorwarth, 13 (r.), im vergange-

nen Jahr das Orang-Utan-Mädchen Harapan. Kein Seil war vor der damals fünfj ährigen Klei-nen sicher. Mit fl iegendem rostroten Strub-belhaar schwang sie sich zwischen Felsen, Palmen und Kunstbäumen durch ihr Gehege, nicht ahnend, dass sie von zwei Schülerinnen des Gymnasiums Heidberg genau beobachtet wurde. Drei Tage lang nahmen sich Lisa und Michelle Zeit, um im Orang-Utan-Haus für ihren „Schüler experimentieren“-Beitrag zu recherchieren. Ausgerüstet mit selbst erstell-ten Tabellen, spitzen Bleistiften, Fotoapparat und Zitronentee, richteten sie sich jeweils ge-gen 10 Uhr an ihrem Forschertisch nahe der Menschenaff en ein, um Daten für ihr Projekt zu sammeln: „Das Spielverhalten des Orang-Utan-Nachwuchses im Tierpark Hagenbeck“.

Wie oft und wie lange benutzt welches Jungtier welches Spielgerät? Greift es mit den Händen oder mit den Füßen zu? Die Mädchen mussten aufmerksam schauen. Im Minuten-takt füllten sie ihre Tabellen mit Kreuzen, wenn die kleine Simia mit der Decke spielte oder Kejutan zum Bambusstab griff . Auch die Netze und Seile standen im Fokus der Beob-

achtung, bis sich die jungen Aff en für ein Ni-ckerchen in ihre Nester zurückzogen und auch die Schülerinnen eine kurze Pommes-Pause einlegen konnten.

Im Computerraum des Gymnasiums wer-teten sie ihre Untersuchung aus und schrie-ben an ihren Arbeiten, die ihnen im Fachge-biet Biologie im Regionalwettbewerb 2010 den 2. Preis – im Dreierteam mit einer Mit-schülerin – und 2011 den 1. Preis bescherten. Auch an der aktuellen Wettbewerbsrunde nehmen die beiden Tierfreundinnen wieder teil. Bis zum Abgabetermin im Januar 2012 werden sie sich mit dem Verhalten der heran-wachsenden Jungtiere beschäftigen. Wäh-rend die Untersuchungen über die letzten drei Jahre immer diff erenzierter geworden sind, haben sich die Orang-Utans ganz einfach in die Herzen der Jungforscherinnen geschli-chen. Einer von ihnen besonders? „Ja, Hara-pan!“, kommt die Antwort blitzschnell. Die junge Aff endame, die wie alle Orang-Utans am liebsten mit den Seilen spielt.

P opcorn machen mit dem Handy – sol-che Filme geistern durchs Web. Ein Youtube-Video zeigt den Versuch von

vier asiatischen Jugendlichen, die ihre klin-gelnden Handys um ein paar Puff maiskörner legen, bis sie in die Luft springend platzen. Die Teenies lachen sich schlapp. Lars Rokita kann darüber nur müde lächeln. Seine ausge-klügelten Messungen haben ergeben, dass sich ein Testkopf unter 20-minütigem Ein-fl uss von Mobilfunkwellen höchstens um 0,04 Grad erwärmt. Keine Chance also für plop-pende Maiskörner. Alles Quatsch.

Im schalltoten Laborraum der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg-Bergedorf hat sich der 17-Jährige mit seinem selbst konstruierten Messsystem eingerich-tet. Einmal pro Woche ist er hier, um mit mög-lichst einfachen Mitteln von Frischhaltefolie bis Fischertechnik sein Projekt „Induktions-erwärmung in der Kopfregion beim Telefo-nieren mit mobilen Geräten“ voranzutreiben. Ganz ohne Computer, DECT-Telefon, Fre-quenzgenerator und einem mit 16 Tempera-tursensoren gespickten Testkopf – ein mit Silikon beschichtetes und mit Gelee gefülltes Becherglas – geht das freilich nicht. Rund 1000 Stunden hat der Schüler vom Gymnasi-

um Grootmoor schon in seine fi ligranen Mes-sungen investiert. Die Profi -Bedingungen im vierten Stock der Bergedorfer Hochschule stehen in keinem Vergleich zu seinen Anfän-gen am heimatlichen Schreibtisch, wo die Heizung Fehler verursachte oder hereinkom-mende Eltern gleich „einen Peak“ in den Mess ergebnissen auslösten. Im komplett mit Glaswolle-Spitzen ausgekleideten Laborraum sind all diese Störeinfl üsse wie Metall oder Temperaturveränderungen ausgeschlossen. Während der Messungen kann sich Lars im Nachbarraum aufh alten. So war es ihm mög-lich, seine Messgenauigkeit in der Zeit von seinem Regionalsieg bei Jugend forscht bis zum 4. Platz beim Bundeswettbewerb 2011, Fachgebiet Physik, zu verzwanzigfachen.

Und das beruhigende Ergebnis zu erzielen: Nur das Ohr erwärmt sich beim Telefonieren minimal, bis zum Gehirn dringt die Erwär-mung durch die elektromagnetische Strah-lung jedenfalls nicht vor.

Z u dumm aber auch, dass der Eisbär ständig von seiner Scholle rutscht. Sei-ne kleinen Füße bleiben einfach nicht

auf dem Eis haften. Kleine Füße? Nun ja, der Eisbär ist aus Kunststoff , 33 Gramm schwer und der heimliche Star beim Mathe-Bio-Phy-sik-Projekt „Rechnen mit Tieren“ der siebten Klassen des Kurt-Körber-Gymnasiums.

Wie sechs andere Gruppen auch, hatten Tanjot-Kaur Randhawa, 13 (l.), und Jennifer Silhan, 14 (r.), im vergangenen Schuljahr die Forscherfrage „Wie groß muss eine Eisscholle sein, damit sie einen Eisbären tragen kann?“ gewählt. Sie recherchierten die Dichte von Eis, rechneten die Wasserverdrängung aus und bauten aus Modelliermasse eine eckige Form, die, mit Wasser gefüllt, nach zwei Ta-gen im Gefrierfach des Schulkühlschranks eine Mini-Eisscholle hervorbrachte. Dann kam der große Moment. Waren die errechne-ten 412,5 cm3 Volumen ausreichend, um den Bären zu halten? Wie waren die Schollen der anderen gelungen? Mit den sanft stützenden Fingern der Lehrerin blieb der Eisbär endlich auf dem Eis – am längsten von allen und mit den wenigsten Münzen, die noch zusätzlich auf die Scholle gelegt werden konnten. Die Mädchen hatten eindeutig die beste Eisschol-le konstruiert und produziert.

„Ich experimentiere gern“, sagt Jennifer, Tanjot zählt Basteln zu ihren Hobbys, darum hat den beiden das „Rechnen mit Tieren“ be-sonders viel Spaß gemacht. In der Fünften und Sechsten gingen sie schon in die Profi l-klasse „Forscher“, zur Forscher-AG der Mit-telstufe zieht es sie dennoch nicht. „Zu viele Jungs“, fi ndet Tanjot, und Jennifer hat auch sonst genug zu tun: Sport, Konfi rmanden-unterricht, ihre Fische und Ratten. Auch wenn Mathe und Chemie zu den jeweiligen Lieblingsfächern der beiden gehören, über-treiben muss man ja nicht.

Das nächste fächerübergreifende Projekt für die Achtklässlerinnen heißt „Tauchen“. Es setzt sich zusammen aus Fragen der Physik, Chemie und Biologie. Lichtbrechung, Atmung und Sauerstoff sollen unter anderem behan-delt werden. Und besonders Jennifer hoff t, dass sogar ein Tauchausfl ug für die ganze Klasse drin ist. Mit kaltem Wasser kennt sie sich ja schon aus.

D ie Bevölkerungsdichte des italienischen Ortes Trecastagni ist höher als die Bux-tehudes. Höher ist erschreckenderwei-

se auch das Risiko seiner Einwohner, von ei-nem Lavastrom erfasst zu werden, denn Tre-castagni liegt direkt auf einer Störungszone am Hang des Ätnas und nicht wie die nieder-sächsische Gemeinde verträumt vor den To-ren Hamburgs. Obwohl Europas aktivster Vulkan immer wieder ausbricht, scheint die Stadt die Gefahr, in der sie schwebt, nicht wahrzunehmen. Das zumindest hat Sandra Hoeck im Juni bei ihren Recherchen für Ju-gend forscht auf Sizilien erfahren. Wichtiger Ansprechpartner war und ist für sie der dort lebende Vulkanologe Dr. Boris Behncke vom Istituto Nazionale di Geofi sica e Vulcanologia (INGV), mit dem ihre Schule, das Gymnasium Heidberg, in engem Kontakt steht.

Für ihre aktuelle „Jufo“-Teilnahme „Ist der Ätna für die Gemeinde Trecastagni eine Ge-fahr?“ hat sich die 18-Jährige einiges vorge-nommen. Es ist bereits ihr dritter Wettbe-werb. 2010 und 2011 gewann sie mit ihren Projekten „Bodenentwicklung auf Helgolän-der Trümmerschutt“ und „Verändert sich das Magma entlang einer Divergenzzone im Lauf von mehreren Millionen Jahren?“ jeweils den

1. Preis beim Regional- und den 3. Preis beim Landeswettbewerb. Schaff t sie es 2012 bis auf Bundesebene? Die Vorbereitungen laufen gut. Derzeit führt die Zwölftklässlerin mit Hilfe vom INGV eine anonyme Internet-Um-frage in Trecastagni durch, die klären soll, für wie gefährlich die Sizilianer ihren Vulkan hal-ten und ob sie für einen Notfall gut vorberei-tet sind. Wenn von den knapp 10�500 Einwoh-nern auch nur 50 teilnehmen würden, wäre Sandra schon glücklich. Ihre Umfrage-Aus-wertung soll ebenso in die schriftliche Arbeit einfl ießen wie der allgemeine Teil über den Ätna und eine Gefahrenkarte mit den am ehesten bedrohten Bereichen des Ortes.

Als besonderen Clou plant Sandra die Si-mulation eines Gefahrenszenarios am Com-puter. Im bewegten Bild möchte sie zeigen, welche Ortsteile der Lavastrom zerstören könnte. Denn wie die INGV-Wissenschaftler wünscht sie sich eine intensivere Aufk lärung der Menschen, um im Fall einer Eruption den Schaden so niedrig wie möglich zu halten.

Jugend forscht / Schüler experimentieren„Uns gefällt, was du im Kopf hast“ ist das Motto der 47. Wettbewerbsrunde, für die der Anmeldeschluss gerade abgelaufen ist. Nachwuchs-wissenschaftler können ihr Forschungsthema frei wählen, es muss nur in eines der sieben Fachgebiete passen: Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik / Informatik, Physik oder Technik stehen zur Auswahl. Bis Anfang Januar wird geforscht und experimentiert, dann reichen die Teilnehmer ihre schriftliche Arbeit ein. Jugendliche bis 15 Jahre starten in der Sparte „Jugend forscht“, Schüler ab Klasse 4 in der Juniorensparte „Schüler experimen-tieren“. Ab Sommer 2012 können sich Nachwuchs-wissenschaftler wieder mit neuen Projekten bewerben.www.jugend-forscht.de

Hamburger Kinder-UniJedes Jahr im Herbst erobern Hunderte von Kindern zwischen 8 und 12 Jahren den Campus der Uni Ham-burg und hören sich im Audimax spannende Vorlesun-gen an und lauschen gebannt, wenn eine Geophysikerin erklärt, wie man Eis in der Antarktis erforscht oder wenn ein Chemiker beim Thema „Wie speichert man Energie“ Versuche vorführt und Ballons anzündet. Der Eintritt ist kostenlos, erwachsene Begleiter können eine Video-Übertragung in einem Nachbarhörsaal sehen.www.kinderuni-hamburg.de

„Alle für eine Welt – Eine Welt für alle“ – Schulwettbewerb des Bundespräsidenten zur Entwicklungspolitik„Was siehst du, was ich nicht sehe? – Perspektive wechseln!“, ist das Thema des Wettbewerbs, der Kinder und Jugendliche der Klassen 1 bis 13 dazu auf-ruft, im Team kreativ zu werden. Bewerben kann man sich mit Daumenkino, Multimedia-Präsentation oder Theaterstück, Einsendeschluss ist der 7. März 2012.www.eineweltfueralle.de

Daniel-Düsentrieb-WettbewerbMeerestechnik ist das Thema 2011 / 2012. Wer baut den kräftigsten Schlepper? Wer baut den besten Flettner-Rotor? Bei dem Wettbewerb für die ganze Schule sollen Schüler und Schülerinnen unterschied-licher Altersstufen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern

gemeinsam naturwissen-schaftlich-technische Themen erörtern, denken und handeln, entwerfen und bauen. Die Anmeldungs-phase läuft schon, Anmeldeschluss ist bereits der 16.12.2011, die Beiträge können bis zum 18.5.2012 abgegeben werden.www.daniel-duesentrieb-preis.de

Meereswettbewerb „Forschen auf See“Mit einem Forschungsschiff auf eine einwöchige Expedition gehen und eine eigene zuvor eingereichte Forschungsidee zu Meeres-, Umwelt- und Klima-schutz in Begleitung eines erfahrenen Wissenschaft-lers in die Tat umsetzen: Dieser spannende Preis winkt Schülerteams (bis zu vier Schüler; ab der 9. Klasse; Altersobergrenze 20 Jahre), die sich mit einer Projekt-skizze bis zum 31. März 2012 einbringen. www.meereswettbewerb.de

BundesUmweltWettbewerbWer möchte eigene Ideen zur Lösung von Umwelt-problemen in die Tat umsetzen? Zum Motto „Vom Wissen zum nachhaltigen Handeln“ können Jugend-liche zwischen 13 und 21 Jahren bis zum 15. März 2012 Projektdokumentationen einreichen. Auf die Preis träger warten Geld- und Sachpreise im Wert von rund 25 000 Euro. Einen Jahres-Sonderpreis gibt es zum Thema „Wir sind Wald!“.www.scienceolympiaden.uni-kiel.de

Mathematik-OlympiadeSchüler der Klassen 3 bis 13 können in dem Wett bewerb, dessen Tradition bis in das Schuljahr 1961 / 62 zurückreicht, ihre mathematische Leis-tungsfähigkeit beweisen. Die erste Runde fi ndet jedes Jahr im September statt. www.mathematik-olympiaden.de

A ls 2010 die „Schweinegrippe“ um sich griff und jeder dazu angehalten wurde, sich die Hände zu desinfi zieren oder

zumindest häufi ger mit Seife zu waschen, fragten sich drei Gymnasiastinnen aus Ris-sen: Was sagt eigentlich unsere Haut dazu? Steckt sie die Benutzung der Reinigungsmit-tel locker weg oder trocknet sie dadurch aus? Das wäre nicht sehr hilfreich beim Schutz der Gesundheit, denn in trockener Haut bilden sich schneller Risse, Keime können leichter eindringen. Wendi Ormanschick, 15, Lale Petersen, 14, und Antonia Wilhelm, 14, (v.�l.�n.�r.) wollten es ganz genau wissen und meldeten sich als Nachwuchs-Hautforscherinnen bei „Schüler experimentieren“ an. Rund 160 Messungen führten sie an ihren Mitschülern und Lehrern durch und erstellten bis Januar 2011 eine 24-seitige Dokumentation, deren Ergebnisse und Präsentation ihnen den Regi-onalsieg im Fachgebiet Biologie einbrachte.

„Am Anfang ist es schwer. Da muss man sich erst mal in das Thema reinfi nden und al-les organisieren“, sagt Wendi, hinterlässt da-bei aber den Eindruck, als hätte das Dreier-team alle Vorbereitungen schnell und souve-

rän im Griff gehabt. Die Anfrage bei einem Hersteller von Hautanalysegeräten, ob er leihweise ein Messgerät zur Verfügung stellen kann, der Aufruf an die Klassen, in den Pausen zur Handrückenmessung in den Bioraum zu kommen, der Crashkurs in Excel, um die Mess ergebnisse übersichtlich in Computer-Tabellen darzustellen, und nicht zuletzt das Finden eines griffi gen Projekttitels. „Inter-view mit der Haut – Haut, was sagen Sie zu Ihrer Hautfeuchtigkeit“ ist es schlussendlich geworden. Und die Haut hat im Laufe vieler Projektarbeitsstunden so einige Antworten preisgegeben. Wie von den Mädchen vorher angenommen, haben Schüler im Durch-schnitt eine andere, nämlich trockenere Haut als Schülerinnen. Seife und Desinfektions-mittel wirken auf die Hände beider Ge-schlechter austrocknend, wobei Schulseife die Hautfeuchtigkeit noch stärker absenkt als das verwendete Desinfektionsmittel, dem ein rückfettendes Mittel zugefügt ist.

Mit ihrem 1. Platz hatten die drei Jungfor-scherinnen gar nicht gerechnet, fühlen sich dadurch aber enorm angespornt. Antonia bleibt beim aktuellen Schüler-experimentie-ren-Wettbewerb dem Thema Haut treu, Lale und Wendi haben sich ein völlig neues For-schungsgebiet gesucht: das Preis-Leistungs-Verhältnis von Tennisbällen.

Grünalge als Wasserstoff-lieferant

Wärmen Handys das Hirn?

Die Vulkan-

forscherin

Rechnen

mit Tieren

Interview mit der Haut

D ie zündende Idee entstand auf einem Segelfl ugplatz. „Lass doch mal ein Mo-dellfl ugzeug bauen, das von selbst

fl iegt“, überlegten Lasse Schuirmann (l.) und André Koloschin (r.), als sie sich 2009 bei der Abschlussveranstaltung eines Sommercamps der HAW Hamburg (Hochschule für Ange-wandte Wissenschaften) zum Thema Fliegen kennenlernten. Die Idee, ein Flugzeug selbst zu bauen, mussten sie aus Zeitmangel schnell wieder verwerfen, aber bei der Sache mit dem autonomen Flug blieben sie am Ball.

Zwei Jahre und viele Arbeitstreff en später, bei denen diskutiert – „Welche Befehle müs-sen wir dem Controller geben, damit das Ru-der bewegt wird?“ –, gelötet und vor allem die Hardware-nahe Software entwickelt wurde, war es dann so weit. Pünktlich zum Bundes-wettbewerb von Jugend forscht im Mai 2011 fl og die von den beiden 17-Jährigen neu ge-kaufte, mit Computer und Sensoren ausge-stattete Maschine zum ersten Mal eine Stre-

cke ohne manuellen Einfl uss. Sie gab ihr Bes-tes – aber leider auch, nur wenige Stunden nach der Jurybefragung, den Geist auf. „Die Platine war kaputt gegangen“, sagt André. Keine echte Entmutigung für den Studenten, der bereits an der TU Hamburg-Harburg Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung Flugzeug-Systemtechnik studiert. Auch Las-se, Schüler der 12. Klasse am Albert-Schweit-zer-Gymnasium, möchte das komplexe Pro-jekt weiter fortführen. Selbst wenn es bis zum Abschluss noch Jahre dauern kann.

Das Ziel, ein privat fi nanzierbares, voll-ständig autonom fl iegendes Modellfl ugzeug zu entwickeln, haben beide klar vor Augen. Immerhin liegt schon ein Jahr voller Erfolge hinter den beiden Flugzeug-Tüftlern. Erst der 1. Preis im Regionalwettbewerb Hamburg I, Fachgebiet Technik, dann Teilnahme und Sieg als „beste interdisziplinäre Arbeit“ beim Lan-deswettbewerb. Sowohl die Stunden im Focke-Windkanal in Bremen als auch der Einsatz von rund 2000 Euro für Material, Plakate und Fahrkarten, die teilweise durch den Förder-fonds der Behörde für Schule und Berufsbil-dung aufgefangen wurden, haben sich gelohnt. „Wir haben beim Projekt sehr viel gelernt“, sagt Lasse. „Und letztendlich macht es Spaß.“

Unbemannt

fl iegendes

Objekt – UFO

Verspielte

Orang-UtansMit Neugier, Scharfsinn und viel

Fleiß erklimmt der Wissenschafts-

nachwuchs die Siegertreppchen

von „Jugend forscht“, „Schüler

experimentieren“ oder sogar der

„Mathematik-Olympiade“. Trotz

Wettbewerbsfi ebers kommt der

Spaß an der Sache dabei nicht zu

kurz. 13 JUGENDLICHE zwischen

12 und 18 Jahren präsentieren –

mal alleine, mal im Team –, was

sie an neuen Ideen, Inspirationen

und Innovationen haben, um für

die Zukunft einiges zu verändern

Wissen für Schüler

Bundesentwicklungs minister Dirk Niebel präsentierte am

19.9. den Wettbewerb „Alle für eine Welt – Eine Welt für alle“

› THEMA DER WOCHE

IV VSonnabend / Sonntag, 3. / 4. Dezember 2011

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TEXT: JENS MEYER-ODEWALD • FOTOS: THOMAS LEIDIG

Gemütlichkeit kennt keine Grenzen: Im „Klippkroog“ isst man behütet und sehr gut

Kurz-BiografieKüchenchef Ilja Knabe

lernte bei Josef Viehhauser im Le Canard und arbeitete später u. a. im „Vienna“ und im „Opus“. Ergebnis ist ein

Hang zur süddeutschen Küche, angereichert mit

österreichischen, französi-schen und italienischen

Nuancen. Private Vorliebe des 44-Jährigen: Schmor-gerichte. Daheim in Eppen-

dorf pflegt Knabe seine 2000 Bände zählende

Sammlung alter, teils hand-geschriebener Kochbücher.

Atmosphäre in Altona

Die Holde ist entzückt: Es lockt ein Ausflug in die alte Heimat nach Altona-Nord. „‚Klipp-kroog‘? Was ist das denn?“ haucht sie ver-

blüfft beim Anblick des Restaurants mit dem riesigen Panoramafenster. „Das ist Plattdeutsch“, brilliert der Gastgeber mit zuvor gegoogeltem Halbwissen, „und heißt so etwas wie ‚einfache Gastwirtschaft‘.“ Hinein in die gute Stube. Die Innenarchitekten haben saube-re Arbeit geleistet. Profis mit Geschmack waren am Werke. Der gegossene und mit Harz versiegelte Fuß-boden und die Fabriklampen harmonieren erstaun-lich gut mit den schweren Holzbänken und entspre-chenden Tischen. Alles historische Baustoffe, ist später zu erfahren. Kommt gut in Kombination mit einem Kerzenmeer und einer Küche hinten links, die offener nicht sein kann. Auf der nach oben offenen Richterskala erreicht der Appetit einen Spitzenwert.

Der ebenso hemdsärmelige wie freundlich-fröhli-che Kellner weist auf den reservierten Tisch. „Kann nicht schaden“, hatten Freunde gesagt, die einen wei-teren Pluspunkt des Klippkroog priesen: Tagtäglich gibt’s hier Frühstück, werktags ab acht, am Wochen-ende ab neun Uhr – vor allem ohne die lästige Ver-pflichtung, einen Brunch buchen zu müssen.

Die Abendkarte ist mit fünf Gerichten plus einem Dessert überschaubar, aber interessant. In Sachen Vorspeise besteht Einigkeit: Steckrüben-Sellerie-Suppe mit Büsumer Krabben soll’s sein. Auf der Ge-tränkeliste sind so ausgefallene Drinks wie Ovomalti-

ne, Heiße Orange oder Pinkus Bio-Bier notiert. Passt zum individuellen Charme des Hauses. Wohnzim-mer atmosphäre herrscht hier.

Auf Anhieb entdeckt die Holde weitere Besonder-heiten. Eine Minibibliothek im Regal, Drucke aus dem benachbarten Ottensen an den Wänden, ein Ei-ne-Million-Euro-Schein im Bilderrahmen. Die Sup-pe ist klasse und alle Male 6,20 Euro wert. Sodann werden Kürbisrisotto mit Roter Bete und Petersilien-pesto sowie Kurzgebratenes von der Lammkeule ge-ordert. Das Klippkroog-Motto „Alles frisch auf den Tisch“, so schwört der nette Kellner, ist nicht nur so daher gesagt. Sämtliche Waren kommen von einem ausgewählten Stamm fester Lieferanten und Höfe.

Die Holde schnalzt mit der Zunge, ein gutes Zei-chen. Fraglos schmeckt das Essen auch wegen der angenehmen Atmosphäre so exzellent. Den Koch nicht durch eine Glasscheibe zu betrachten, sondern ihm praktisch über die Schulter schauen zu können, erinnert an zu Hause. Theoretisch. In dieser Woche kosten die Hauptgerichte zwischen zehn und 18 Euro. Das geht in Ordnung. Selbst gebackene Torte oder Pralinenmousse mit Orangen-Sternanis-Kompott? Ein mahnender Blick lässt dankend ablehnen. Was auch den Schnaps „Wurzelpeter“ oder den hausge-machten Eierlikör betrifft. Aber man sieht sich be-kanntlich immer zweimal im Leben. Mindestens.

» Klippkroog, Große Bergstraße 255, 22767 Hamburg, Tel. 57 24 43 68, Mo 8 – 18, Di – Fr 8 – 24, Sa 9 – 24, So 9 – 18 Uhr, www.klippkroog.de

Essen wie zu Hause, nur viel besser – das kann man dank Ilja Knabes vielseitiger, frischer Küche im „Klippkroog“

Sonnabend / Sonntag, 3. / 4. Dezember 2011

LOKAL-TERMIN

FOTO

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REZEPT VON ILJA KNABEHokkaidorisotto mit Gänseleber

1 Fond: 1 entkernten Kürbis u. Zwiebel würfeln; in Öl anschwitzen; mit 0,1 l Wein ablöschen. Mit 1 l Was-ser auffüllen. Gewürzbeutel dazu. 20 Min. köcheln, Beutel herausnehmen. Alles pürieren und passieren.

2 1 entkernten Kürbis würfeln. Mit Öl, Honig, Salz, Pfeffer marinieren. Im Ofen (200 °C) 15 Min. rösten.

3 Schalotten, Reis & Olivenöl anschwitzen. Mit Rest-wein ablöschen. Mit Fond nach und nach (ständig mit Holzlöffel rühren!) auffüllen und köcheln las-sen. Wenn Reis leichten Biss hat, abschmecken, But-terwürfel unterheben; gehobelten Käse unterrühren.

4 Leber putzen und scharf anbraten. Salzen, pfeffern und in der Pfanne gar ziehen lassen.

5 Ofenkürbis und Leber auf das Risotto geben.

Samurai-Sudoku

Lösungsweg: Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein Zen tral-Sudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je

einen Block mit dem Zentral-Sudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen

1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 × 3 - Feld nur einmal vorkommen.Lösung: siehe unten …

Irgendwo in Hamburg. Nur wo?Die Burg trägt er in der linken Hand, umringt von Löwen: „Kaiser Karl der Große, 768 – 814, Vater Europas – Gründer Hamburgs“, so die Inschrift auf den Resten des ehemaligen Brunnens. Anfang des 9. Jh. ließ Karl – oder sein Sohn – auf heutigem Stadtgebiet eine Taufkirche und das Kastell Ham-maburg erbauen, um den heidnischen Norden zu missionieren. Als Gründer Hamburgs gilt er trotz-dem nicht, allenfalls als mythologischer Motor, der den Gründungsprozess eingeleitet hat. Und vor Ort war er übrigens nie, er kam nur bis Hollenstedt.

Für scharfe Denker

Waagerecht:1 Einkellerer wissen schon, wovon die Rede ist. 16 Zum Wimmeln neigendes Raubtier. 17 Rassiges London-Rennen. 18 Weder Fisch noch Fleisch? Doch, beides. 19 Hüllen zum Füllen. 20 Als Damon damit schlich, ließ der Freund ihn nicht im Stich. 21 Wer auf der Treppe stürzt, fällt auf sie. 22 In der Poesie bezeichnet man so die Bestän-digkeit. 23 Schwimmvögel, kommen in Meldun-gen vor. 24 Russisches Gewässer mit Zug zum Ob-Busen. 25 Dieser Kurze sorgt in Zellen für die reibungslose Informationsweitergabe. 26 Ständi-ges Schlingen wird Pfunde bringen. 27 Die einen suchen Abstand - die anderen nicht. 30 Das ist in der Tat nicht viel. 33 So schräg, wie keine Musik es sein könnte. 37 Sie fließt in Ungarn in die Donau. 40 „Das Bernsteinherz“ gehört zu Agnes’ Werken. 41 Das Militante bildet, kurz gesagt, das Zentrum einer jeden Familie. 42 Ideales Mittel zur Überwindung der Ungebundenheit. 43 Er malte in den Niederlanden Porträts. 44 „Auf in den Kampf, Torero!“ Spanisch genug? 45 Er macht alles neu, ist aber kein Handwerker. 46 Sie spielt im Kaffeehaus eine zentrale Rolle. 47 Russischer Strom ohne Mündung. 48 Es tragen manche Damen gesuchten Vornamen. 49 Dies Boot schwebt meistens über dem Wasser. 50 Er macht am Ende daraus einen Schaulustigen. 51 War immer dabei, wenn die Germanen feierten.

Senkrecht:1 Dafür kann man Magen sagen; Bauch auch. 2 Ihr Motto: Kopieren geht über Kreieren. 3 Fremdwort, mit Zusammenhang zusammen-hängend. 4 Im Anzug? Besser Regenmantel anziehen. 5 Schaut man nur nach Westen, wird man sie nicht finden. 6 Adelsgeschlecht; Nach-kommen der Herren von Plauen. 7 Diese weiche Masse finden Kinder Klasse. 8 „Klösterliches“ in einer Röntgenabteilung. 9 Honoratioren, von der Gemeinde auserkoren. 10 Wie heißt die Insel der Kanaren, zu der viele im Urlaub fahren? 11 Ver-einigung mit bestimmten Regeln. 12 Leisteten hörige Bauern auf dem Herrenhof. 13 Man hat sie in der Kleidung und – eventuell – im Gesicht. 14 „Siehe da!“ auf Latein – was fällt Ihnen dazu ein? 15 Schauen Sie sich einen Stuhl an – da ist sie dran. 25 Ist von der östlichen Ostsee umzingelt. 28 Bitte, schütteln Sie eine Grün-fläche zum Gift. 29 Schadenfreude auf die Spitze getrieben. 30 Kein Remmidemmi ohne sie. 31 Flachs, der wenig taugt. 32 In Ober -franken liegt die Stadt, die Porzellanfabriken hat. 33 Gefällt Rindviechern und Galeriebesuchern. 34 Er sendete aus Berlin. 35 Beinloses Kleidungs-stück für Damen und Herren. 36 Nooteboom schrieb Lieder, die er vertonte: H. van ... 38 Hier gehört hin: eine Malerfamilie aus Rott am Inn. 39 Der höchste der Zoll-Tarife – zu zahlen bei den Kannibalen.

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Beutel: 2 Lorbeerblätter, 1 Sternanis, 3 Pimentkörner und 8 Pfefferkörner weiß 2 EL Honig0,3 l trockener Weißwein100 ml Olivenöl

IMPRESSUMChefredaktion: Lars Haider (V.i.S.d.P.)Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich)Art Direction: Julia WagnerMitarbeiter dieser Ausgabe: Albrecht Barke, Jörg Block, Laura Fölmer, Jan Haarmeyer, Oliver vom Hofe, Hanna Kastendieck, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Julia Marten, Peter Maus, Jens Meyer-Odewald, Joachim Mischke, Petra Nickisch, Norman Raap, Kirsten Rick, Sandra Schröpfer, Sabine Tesche, Friederike Ulrich, Isabell UszpelkatKonzeption & Realisation: mar10 media GmbH Geschäftsführer: Nikolas MartenAnzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel,Tel. 040/34 72 25 56Verlag & Druck: Axel Springer AG, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg

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SCHENKEN SIE IHREM SCHATZ EINEN UNVERGESSLICHEN ABEND

DER 5. WIENER BALL IM GRAND ELYSEE AM 25. FEBRUAR 2012

Die schönsten Geschenke sind die, an die man sich immer wieder gern erinnert. Eine Einladung zu einem rauschenden Ball gehört ganz sicher dazu.Wenn rund 80 Debütanten den Wiener Ball eröffnen, ist das für 500 Gäste aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Showbiz ein magischer Moment. Die Musiker der KlassikPhilharmonie präsentieren schwungvolle Walzerklänge und für das kuli-narische Vergnügen sorgt das 4-Gänge-Menü und das Dessertbuffet.195,00 EUR pro Person inkl. Menü und Getränke bis 00:30 Uhr.

Grand Elysée HamburgRothenbaumchaussee 10 | 20148 Hamburg | T 040/41 41 2 -765

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Freiheit, Gleichheit und irdischem Glück erziehen. Sie waren der Meinung, dass die menschliche Vernunft die Quelle allen Wissens sei. Und dass der Wert eines Men-schen nicht nach seinem Stand oder seiner Herkunft, sondern nach seinen Möglichkeiten und Leistungen be-messen werden sollte.

Später waren es dann die Arbeiterbildungsvereine, denen es, kurz gesagt, darum ging: durch Bildung die Arbeiter in die Lage zu versetzen, sich für ihre

Rechte einzusetzen und sich so aus der Situation der Unterdrückung zu befreien. „Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn der letzte Dollar weg ist“, erkannte der amerikanische Schriftsteller Mark Twain (1835�–�1910) , der sein Leben lang gegen die Heuchelei und Verlogen-heit der herrschenden Verhältnisse angeschrieben hat.

Und heute? Mit fast 1000 Volkshochschulen und weiteren 3000 Außenstellen bilden die Volkshochschu-len (VHS) in Deutschland ein dichtes Netz in der allge-meinen, berufl ichen, kulturellen und politischen Bil-dung. Jährlich besuchen rund neun Millionen Men-schen mehr als 700�000 Veranstaltungen. „Trotzdem sind uns die skandinavischen Länder sowie die Nieder-lande oder Kanada in Sachen Weiterbildung voraus, da können wir nicht mithalten“, sagt Faulstich. „In Län-dern wie Finnland oder Dänemark wird für Erwachse-nenbildung mehr Geld in die Hand genommen, die sind besser ausgestattet“, bestätigt auch Hannelore Bastian, 63, aus der Geschäftsführung der Hamburger VHS.

Aber auch an der Elbe lockt das Angebot jährlich mehr Wissbegierige in die Veranstaltungen. In Ham-burg gab es in den neun VHS-Zentren im Jahr 2010 knapp 94�000 Kursbuchungen. Tendenz der Nachfrage: steigend. „Darauf konnten wir mit einer Steigerung der Veranstaltungen um 5,2 Prozent reagieren“, sagt Hanne-lore Bastian. Auch für die Leiterin der VHS-Programm-abteilung ist Bildung ein ganzheitlicher Prozess – von der berufl ichen Qualifi kation bis zur Persönlichkeits-entwicklung. „Wir orientieren uns bei den Angeboten an der Nachfrage, setzen aber auch selbst Impulse.“

Sie nennt Veranstaltungen wie „Gängeviertel – das Wunder von Hamburg“, „Direkte Demokratie – Fluch oder Segen?“ oder „Georgswerder – der Berg ruft“, in denen auf aktuelle gesellschaftliche Ereignisse reagiert wird. In einer Veranstaltungsreihe geht es um den Brennpunkt Afghanistan, in „Se hett mi küsst“ um mo-derne Alltagsgeschichten op Platt, in einem Gesund-heitskurs um die Frage, wie man sich gegen Allergien „Besser schützen und wirksam vorbeugen“ kann.

Und es geht um Integration. Ein Schwerpunkt der integrativen VHS-Arbeit liegt bei „Deutsch als Fremd-sprache“, 1382 Kandidaten legten im vergangenen Jahr ihren Einbürgerungstest an der VHS ab. Erfolgsquote: 99 Prozent. Ein weiterer liegt bei der Grundbildung. Hannelore Bastian erzählt von dem „Alphateam“. Es entstand aus Teilnehmern aus Grundbildungskursen, die sich vorgenommen haben, an die Öff entlichkeit zu gehen, um auch andere zu ermutigen, den Schritt zum Weiterlernen zu wagen. Menschen, die durch ihre Lese- und Schreibschwierigkeiten stark belastet sind, zum Teil dadurch ihre Arbeit verloren haben. Heute besteht

das Alphateam aus zwölf Teilnehmern, die sich alle 14 Tage treff en. „Wir wollen uns nicht mehr verstecken, wir wollen ernst genommen werden, keiner soll uns für dumm halten“, sagen die Teilnehmer, die auch selbst Jugendliche mit Rechtschreibschwäche ansprechen.

Für Hannelore Bastian ist die direkte Ansprache „das A und O“ bei der Bildungsarbeit. Es gehe um neue Lern-formen, fl exiblere Angebotszeiten oder um gemeinsa-mes Lernen im Internet. Das seien die Herausforderun-gen der Zukunft.

Für Peter Faulstich geht es um Zeit. Um die Chan-ce, in einer Arbeitswelt mit immer mehr Stress die Möglichkeit der Teilnahme an Weiterbil-

dungsmaßnahmen für den Einzelnen zu verbessern. „Die Zeit ist das wichtigste Gut“, sagt er. Eine Erkennt-nis, die scheinbar zeitlos ist, wurde sie doch bereits vor 140 Jahren geäußert. „Die Bildung wird täglich geringer, weil die Hast größer wird“, warnte der deutsche Philo-soph Friedrich Nietzsche (1844�–�1900).

Faulstich geht es darum, Lernzeiten zu schaff en. Und es geht ihm um die Erfahrung, „dass Lernen Spaß ma-chen kann“. Nur damit kriegt man es hin, dass das An-gebot auch von denen genutzt wird, die es am nötigsten haben. Faulstich erzählt von der „vererbten Bildungsar-mut, die durch Weiterbildung nur teilweise kompen-siert wird“. Dennoch gebe es eine positive Entwicklung. Nahmen 1979 noch 29 Prozent der 19- bis 64-Jährigen an Weiterbildungsmaßahmen teil, waren es 2011 im-merhin 42 Prozent. In Hamburg, sagt Hannelore Basti-an, ist der typische VHS-Nutzer „weiblich, älter als 30 Jahre und an Kultur interessiert“. So wie Käthe Ahlers aus der Fruchtallee, vor 90 Jahren.

K äthe Ahlers aus der Fruchtallee 131 steht ganz oben auf der Teilneh-merliste. Die Eimsbüttlerin ist 34 Jahre alt, Telefonistin und eine von knapp 30 Hamburgern, die sich im Jahr 1922 an der Volkshochschule für den Kurs von Dr. Rudolf Klut-mann eintragen: „Goethes Iphige-

nie und die antike Weltanschauung und Kunst“.Man könnte sich Käthe Ahlers heute, fast 90 Jahre

später, gut bei Günther Jauchs Quiz-Show „Wer wird Millionär?“ auf dem Stuhl vorstellen. Jung, wissbegie-rig und als plietsche Hamburgerin bestimmt nicht auf den Mund gefallen. Und käme die Eine-Million-Euro-Frage zufällig aus dem Bereich „Goethes Versdramen“, hätte sie gar große Chancen auf den Hauptgewinn.

Peter Faulstich, 65, ist Experte für Erwachsenen- und Weiterbildung. Der Professor für Erziehungswis-senschaften an der Universität Hamburg hält nicht viel von der Aneignung sinnlosen Wis-sens wie in dem Frage-und-Ant-wort-Spiel um Millionen auf der Mattscheibe. Ihn erinnere dieser seit Jahren beliebte Spaß für das Fernseh-Volk ein bisschen an Zei-ten, in denen die Menschen ver-dummt und mit Brot und Spielen befriedet wurden. Mit Volksbil-dung hätte dieses unterhaltsame Abfragen von Wissen schon gar nichts zu tun.

Der Lehrer Franz Leibing, der Fabrikant Fritz Kalle und der sozial engagierte Genossenschaftsgründer Hermann Schulze-Delitzsch hatten wohl ebenfalls weniger die pure Un-terhaltung im Blick, als sie vor 140 Jahren, im Sommer 1871 in Berlin, die „Gesellschaft für Verbreitung der Volksbildung“ gründeten. Die Bildungsarbeit der Gesellschaft, so das erklärte Ziel, solle „alle Gebiete um-fassen“ und „allen Menschen zukommen“.

Bildung für alle? Was heute eher ein Ausrufe- als ein Fragezeichen nach sich zieht, weil es so selbstverständ-lich ist wie ein Handwerker als Hauptgewinner bei Jauch, ist in Wahrheit die mühevolle Errungenschaft einer aufgeklärten Gesellschaft. Erkämpft in einem langen Prozess. Er ist mitnichten abgeschlossen.

Was Bildung überhaupt ist? „Ha“, sagt Peter Faul-stich, lacht und schnappt nach Luft. Und zitiert dann sinngemäß den Bildungsreformer Wilhelm von Hum-boldt (1767�–�1835), der die Meinung vertrat, die Fähig-keit zu lernen sei in jedem Menschen angelegt und müs-se gefördert werden. Der deshalb jedem Bürger Bildung zugänglich machen wollte, zugleich aber die Trennung von Berufs- und Allgemeinbildung begründete. Und idealerweise ging es dabei nicht um die reine Wissens-anhäufung, sondern um die Bildung der Persönlichkeit und das Erlangen von Identität. „So viel Welt wie mög-lich zu ergreifen – und mit sich selbst zu verbinden“, darum gehe es, sagt Professor Faulstich. Der irische Schriftsteller Oscar Wilde (1854�–�1900) hat es etwas an-ders ausgedrückt: „Bildung ist etwas Wunderbares. Doch sollte man von Zeit zu Zeit daran erinnern, dass wirklich Wissenswertes nicht gelehrt werden kann.“

In der Wissenschaft, sagt Faulstich, gebe es dafür den Begriff des „toten Wissens“. Etwa Lexika auswendig ler-

nen oder sich alphabetisch durch die Bibliothek lesen, ohne den Sinn zu hinterfragen. „Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene“, hat der Schweizer Staatsrechtler Carl Hilty (1831�–�1909) formuliert.

Den frühen Aufk lärern ging es erst mal um etwas, das heute selbst-verständlich scheint. Um Lesezim-mer, Bibliotheken und Vorträge – wofür sie einen ständigen Wan-derlehrer beschäftigten. Die Volks-bildungs-Gesellschaft wollte „den Klassen der Bevölkerung, welchen nur die Grundlagen der Bildung zu-gänglich gemacht wurden, dauernd Bildungsstoff und Bildungsmittel zuführen“. Etwa durch Flugschrif-ten oder die Herausgabe einer eige-

nen Wochenschrift: „Der Bildungsverein“.Sie setzten fort, was unter dem Begriff Aufk lärung im

18. Jahrhundert begonnen hatte: Eine von gebildeten Menschen vertretene Grundeinstellung, die vom Glau-ben an die Vernunft in jedem Menschen geprägt ist. Aufk lärer wie John Locke (1632�–�1704), der englische „Vater des Liberalismus“, oder der französische Schrift-steller und Philosoph Voltaire (1694�–�1778) wollten ihre Mitmenschen durch Wissensvermittlung zu Toleranz,

Sonnabend / Sonntag, 3. / 4. Dezember 2011

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» Bildung für alle: Das ist der Auftrag der Ham-burger Volkshochschule. Das bedeutet auch: Der Zugang zu Bildung darf nicht am Geldbeutel hängen, weshalb es zahlreiche Vergünstigun-gen gibt. Momentaner Themenschwerpunkt der VHS ist „Einmischen“ – für mehr Teilhabe an unserer Gesellschaft und unserer Stadt. Über 80 Angebote gibt es für diesen Bereich. Infos: www.vhs-hamburg.de

warumWieso,

VOLKSHOCHSCHULE HAMBURG

Bildungs-Bürger: Hermann Schulze-Delitzsch begründete 1871 den Vorläufer der heutigen Volkshochschule mitFOTOS: PICTURE-ALLIANCE, FRIEDERIKE VON

GEHREN, WOLF STERNBERG, FABIAN HAMMERL

Maler-Meister: Unter freiem Himmel fand das VHS-Sommeratelier statt

Gesangs-Verein: Die VHS-Chöre „Cantus Caro“ und „Chor für alle“ traten im Polittbüro auf

Sprach-Reisen: 2007 waren Busse als „Hamburgs schnellster Sprachkurs“ unterwegs – mit Einladung zum Türkisch-Lernen

weshalb,

„Wir orientieren uns an der Nachfrage, setzen

aber auch selbst Impulse“ Hannelore Bastian, 63,

Geschäftsführung VHS Hamburg

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: VHS

Die „Gesellschaft für Volksbildung“ entstand vor 140 Jahren in Berlin. Heute ist „Bildung für alle“ möglich. Auch die Hamburger VHS steht hoch im Kurs, weiß JAN HAARMEYER

› GESTERN & HEUTE

VII

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Sonnabend / Sonntag, 3. / 4. Dezember 2011

Die Wochenvorschau 5. – 11. DEZEMBER

THEATER: „Die Feuerzangen-bowle“, der verschrobene Pennä-lerschwank nach dem Roman von Heinrich Spoerl, wird im Altonaer Theater gezeigt. 20 Uhr.

HÖRSPIEL: Kult(ur) vom Feins-ten, „Die drei ??? & die schwarze Katze“, mit sechs Schauspielern und mindestens 40 Rollen. Große Freiheit 36, auch am 6.12., 20 Uhr.

THEATER: In „Zeitstillstand“, dem nachdenklichen, aber auch witzig-pointierten Stück, spielen u. a. Thomas Heinze und Leslie Malton. Premiere, St. Pauli Theater, 20 Uhr.

FESTIVAL: „Nordwind“, das größte Festival für Tanz, Theater und Musik aus Skandinavien und dem Baltikum, u. a. mit „12Karama-sows“ vom Finnen Kristian Smeds. Bis 16.12., Kampnagel, 19.30 Uhr.

KLASSIK: Beim „Weihnacht-lichen Orgelfest“ im Michel er-klingen Konzertorgel, große Orgel, Fernwerk und die Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Orgel. 19 Uhr.

SHOW: Ursli und Toni Pfi ster nehmen in „Servus Peter – Oh là là Mireille“ die Schlager-Stars Peter Alexander und Mireille Mathieu ins Visier. Fliegende Bauten, 20 Uhr.

KONZERT: Niels Frevert singt auf seinem neuen Album ganz gelassen über „Zettel auf dem Boden“. Und heute im Uebel & Gefährlich, 20 Uhr.

THEATER: „Frost“ von Thomas Bernhard – anlässlich seines 80. Geburtstags wird das Einpersonen-stück von „Theater.Punkt“ aus Wien in den Deichtorhallen gezeigt. Auch am 9. und 10.12., 20 Uhr.

EISHOCKEY: Die Hamburg Freezers auf meisterlichem Kurs? Die Kölner Haie werden es fröstelnd erleben. O² World, 19.05 Uhr.

MARKT: Beim „11. Historischen Weihnachtsmarkt“ rund um den Schmuggelstieg spielen die „Dudel-zwerge“ und tanzen Hexen ums Lagerfeuer. Norderstedt, Fr 16 – 23, Sa 11 – 23, So 11 – 19 Uhr.

KONZERT: „Advents- und Weih-nachtslieder bei Kerzenschein“ und eine Lesung mit Rainer Strecker bringen besinnliche Stimmung in die Hauptkirche St. Nikolai, 18 Uhr.

AUSSTELLUNG: Kunsthand-werk und Weihnachtliches wird bei der 20. Weihnachtsmesse im Altonaer Museum feilgeboten. Sa / So, 10 – 18 Uhr.

KONZERT: Alexander Klaws, DSDS-Gewinner und Tarzan-Darsteller, spielt mit seiner Band Songs seines neuen Albums „Für alle Zeiten“. Stage Club in der Neuen Flora, 18 Uhr.

MARKT: Auf dem Weihnachts-markt Winterhude zeigen 20 pro-fessionelle Kunsthandwerkerinnen ihre Unikate, von Lampen bis Hand-puppen. Goldbekhaus, 11 – 18 Uhr.

MISCHKESSTADTGEFLÜSTER

Es ist doch immer wieder schön, wenn das wahre Großstadt-Leben sich dem Klischee anpasst. Die

reiche Ausländerin beispielsweise, die sich sagt: Hamburg, na, wenn das nicht die Universumshauptstadt für gepfl eg-tes Shopping in angenehmer Atmo-sphäre ist, da fl iege ich doch kurz mal hin. Bei diesen Gästen gibt es die schö-ne und die exzentrische Variante. Beide kann man besonders gut in der Vor-weihnachtszeit besichtigen, dafür ist ein Nachmittag rund um den Neuen Wall und den Jungfernstieg ideal.

Die Schöne, nie über 23 Jahre jung, nie kleiner als 1,78, trägt eine Kleider-größe unterhalb von 34 und entwickelt beim Tragen containergroßer Bouti-quen-Taschen beachtliche Muskelkräf-te. Sie hat kein eigenes Geld und gibt deswegen Unsummen aus. Selbst der übelste Dezember-Gegenwind bringt sie auf ihren Einkaufsrunden im obe-ren fünfstelligen Bereich nicht aus der Balance. Sobald sie ein Geschäft betritt, schießen allen Verkäuferinnen Tränen der Vorfreude in die Augen.

Die andere, oft aus Russland, hat zum letzten Mal ihr wahres Alter verra-ten, als Breschnew noch das Sagen im Kreml hatte; beim Armdrücken mit ihm hätte sie garantiert immer gewon-nen. Eine von ihnen stürmte neulich das Café, in dem ich saß. Verpackt war sie in 47 Zobel-Felle, dazu fl otte Nietenstiefeletten aus dem „Modern

Talking“-Fanclub-Sortiment. Und in der tütenfreien Hand ein Telefon, in das sie hineinbrüllte. Ich tippe auf Be-fehle an den Gatten, er möge dawai die leergeräumten Kreditkartenkonten auff üllen. Danach überrumpelte sie die Dame am Nachbartisch, indem sie sich mit spitzem Kreischen an deren Hund zu schaff en machte. Hin und wieder rannte Katharina, die Übergroße, kurz hinaus (Sehnsucht nach dem heimatli-chen Permafrost?), um für die nächsten Handy-Kommandos ins Rampenlicht des Cafés zurückzukehren. Niemand da rührte sich vom Fleck. Es war wie im Western, wenn der Böse mit Saulaune in den Saloon stapft. Gott sei Dank ließ sie dann, fröhlich summend, von uns allen ab. Wahrscheinlich Richtung Rat-hausmarkt, Wodkapunsch suchen.

Gastspiel

ISABELL USZPELKAT, 18, hat ihr Abitur am Gymnasium Altona ge-macht und lebt seit Juli als Au-pair in Highlands Ranch im US-amerika-nischen Bundesstaat Colorado.

Etwas mehr als vier Monate ist es nun her, dass ich die Schule been-det, meine Sachen gepackt und mich mit der Organisation „Ayu-sa-Intrax“ in das bisher größte Erlebnis meines Lebens gestürzt habe. Nachdem ich mich am Hamburger Flughafen also von meiner Familie und meinen Freunden verabschiedet hatte, fragte ich mich im Flugzeug die ganze Zeit: Ist es wirklich das Richtige, dass ich diese großarti-gen Menschen und diese tolle Stadt für ein Jahr verlasse?

Nach unserem Orientie-rungsseminar in New Jer-

sey, wo ich schon nette Leute kennengelernt hatte, ging es also weiter nach Denver, Colorado. Und dort, als ich meine

Gastfamilie zum ersten Mal sah, war mir klar: Ja, ich

habe die richtige Entscheidung getroff en. Sie begrüßten mich freundlich und nahmen mich herzlich in meinem neuen Zu-hause auf. Sie zeigten mir mein Zimmer, das Bad und das Auto. Ich war also angekommen. Zu meinem Glück wohnte von Anfang an ein anderes deutsches Au-pair, mit dem ich zuvor auch schon korrespondiert hatte, nur ein paar Minuten von mir entfernt. Die ersten Tage war der Tagesab-lauf (Kinder zur Schule bringen, Wäsche waschen, Kinder zu Akti-vitäten fahren) noch etwas unge-wohnt, doch schon nach kurzer Zeit hatte ich mich eingewöhnt und fühlte mich zu Hause. Ein weiterer Grund, warum ich mich hier sofort willkommen fühlte, war, dass die Menschen hier sehr off en und freundlich sind. Ich habe jetzt schon ein paar Reisen mit anderen Au-pairs geplant. Letztes Wochenende war ich zum Beispiel mit einer beim Grand Canyon. Weihnachten kommen mich meine Eltern besuchen und wir fahren für ein paar Tage nach Aspen.

Für mich steht aber fest, dass ich, so toll es hier auch ist, nach mei-nen zwölf Monaten als Au-pair und meinem 13. Reisemonat zu-rück nach Hamburg komme, da ich hier in Amerika erst wirklich gemerkt habe, wie sehr ich meine Familie, meine Patentante, meine Freunde und Hamburg vermisse.

MADE IN HAMBURGHamburg, zerlegt in 500 kleine Teile, die man in langer Sucharbeit wieder zusammensetzt: ein unterhaltsamer Weg, den Stadtplan mit dem „City Puzzle“ so richtig kennenzulernen

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Highlands Ranch

Fisch: Fischbrötchen z. B. bei „Brücke 10“, Landungs-brücken, Fr – So ab 10 Uhr, www.bruecke-10.de

Nikolaus: Historischer Weihnachtsmarkt auf dem Rathausmarkt, bis 23.12., tägl. 11 – 21, Fr / Sa bis 22 Uhr

Lebkuchen: „Pre-Baked Gingerbread House Kit“ von Wilton für ein Lebkuchen-haus, um 27 Euro, bei KD Torten, Colonnaden 3

MEIN HAMBURG-TRIO

Sehenswürdigkeit: Wo sind Sie in Hamburg am liebsten?Zu Hamburg gehören für mich seit meiner Kindheit Was-ser, der Hafen und Schiff e. Immer wenn ich ein bisschen Fernweh habe oder mal aufs Wasser gucken muss, gehe ich an den Hafen zu den Landungsbrücken und esse bei Möwen-geschrei ein Fischbrötchen. Das geht bei jedem Wetter und ist für mich die Essenz der tollsten Stadt der Welt. Welches Ereignis darf man in Hamburg nicht verpassen?Den Historischen Weihnachtsmarkt auf dem Rathaus-markt. Der riesige Weihnachtsbaum leuchtet vor der ehr-würdigen Fassade des Rathauses, und mit meinen Enkeln bringt ein Bummel noch mal so viel Spaß. Der Große, Cedric, 4, ist besonders beeindruckt, wenn der Weihnachts-

mann mit seinem von Rentieren gezogenen Schlitten über den Markt fl iegt und sein „ho, ho, ho“ ertönt.

Ihr Tipp für die Weihnachtsbäckerei?Bei KD Torten fi ndet man alles, was man dazu braucht: von der Grundausstattung bis hin zu originellen Plätzchen- und Back-formen. Als erstes trauen wir uns an ein klassisches Lebku-chenhaus, da können die Enkel toll mit-machen und helfen.

Schauspielerin Doris Kunstmann, 67 („Sister Act“), liebt Fischbrötchen am Hafen, Advent am Rathaus und echte Lebkuchenhäuser

Freuden im Advent

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Er will die Welt schon als kleines Kind verstehen. Mit drei Jahren wundert er sich, warum das Licht am einen Ende des Zimmers angeht, wenn man am an-

deren auf den Schalter drückt. Andreas von Bechtolsheim fragt sich, warum der Himmel blau ist und warum eine Kompassnadel immer nach Norden zeigt. Mit sechs nimmt er den Cassettenrecorder des Vaters auseinander und setzt ihn wieder zusammen, als dieser protestiert. Mit 14 mon-tiert er auf dem Dach seines Elternhauses einen 25 Meter hohen Funkmast, den er mit Stahlseilen festzurrt. Der Sohn will die globale Kommunikation, der Vater fürchtet, das Haus stürzt ein. Und dann bewirbt sich der Junge bei „Ju-gend forscht“. 1974 gewinnt er den Bundeswettbewerb im Fachgebiet Physik. Wenige Jahre später gründet er mit drei Freunden das Stanford University Network, besser bekannt als SUN Microsystems. Er verdient Millionen.

Die Karriere von Bechtolsheims ist die wohl schillernds-te, die der Wettbewerb Jugend forscht seit seinem Start im Jahr 1966 hervorgebracht hat. Und er selbst hat einmal ge-sagt, seine Teilnahme an Jugend forscht sei der Moment gewesen, „an dem mein Leben interessant wurde“. 190�000 Schüler haben einen solchen Moment in den vergangenen 45 Jahren erleben dürfen.

Die Idee für Jugend forscht hatte der Hamburger „Stern“-Chefredakteur Henri Nannen. Unter dem Motto „Wir su-chen die Forscher von morgen!“ rief Nannen im Dezember 1965 erstmals zur Teilnahme an Jugend forscht auf. Er wuss-te, die Talente waren da. Sie mussten nur entdeckt werden.

An dem ersten Wettbewerb nahmen damals 244 Schüler teil. Seither ist die Beteiligung immer weiter gestiegen. Jedes Winterhalbjahr fi nden Regional- und Landeswettbe-werbe statt, im Mai treff en dann die Besten im Finale auf-einander. Beide Sparten zusammen brachten es im vergan-genen Jahr auf die Rekordzahl von 10�677 Anmeldungen.

Viel Originelles wurde in den 45 Jahren erforscht und erfunden. Zum Beispiel der Solar-Wurstgrill, mit dem sich Melanie Kalbrecht, Sven Junger und Andres Zabinski

GenialeEinfälleSeit 45 Jahren weckt der Wettbewerb Jugend forscht den Erfi ndergeist von Schülern mit tatkräftiger Unterstützung der Wirtschaft

TEXT: HANNA KASTENDIECK

1998/99 bewerben. „Eine 50-x-50-Millimeter-Solarzelle dreht die Wurst in der Brennlinie in 10 Sekunden um die Längsachse“, schreiben die Erfi nder. Nach 30 Minuten sei die „Heisse Rote“ dann fertig. 2004 schreibt ein Siebenjäh-riger an die Hamburger Geschäftsstelle von Jugend forscht und will wissen, ob denn schon eine „hertsjenschmeisma-schine“ erfunden sei. Die habe er nämlich gerade gebaut: aus einem „platenschpielermotor“ und einem „papkaton“.

Der Bedarf an naturwissenschaftlich-technischen Spit-zenkräften ist in Deutschland unvermindert hoch“, sagt Sven Baszio, Geschäftsführer der Stiftung Jugend forscht. Angesichts rückläufi ger Schülerzahlen und des zunehmen-den globalen Wettbewerbs werde sich der bereits bestehen-de Fachkräftemangel noch verschärfen. „Vor diesem Hinter-grund leistet Jugend forscht einen wichtigen Beitrag, die Begabungspotenziale zu identifi zieren und auszuschöpfen, die wir in Wirtschaft und Wissenschaft dringend benötigen.“

Jugend forscht wäre ohne Unterstützung der Wirtschaft undenkbar. Die Unternehmen stellen die Räume, tragen

MARKENMACHER

Verpfl egungs- und Reisekosten, sorgen für Unterbringung und Ausstellmöglichkeiten, und sie vergeben zahlreiche Geld- und Sachpreise. Darüber hinaus fi nanzieren Förderer auch so genannte Sponsorpools. Diese vergeben Mittel, wenn Schüler das Geld für die erforderlichen Gerätschaften oder Materialien nicht selbst aufb ringen können.

Die Mehrzahl der ehemaligen Jungforscher entscheidet sich später für einen naturwissenschaftlich-technischen Berufsweg. So wie Victor Brantl, heute Entwicklungs-Leiter eines mittelständischen Schweizer Pharmaunternehmens. „Durch Jugend forscht habe ich gelernt, wissenschaftlich zu arbeiten, meine Ergebnisse einer Jury vorzustellen und zu diskutieren“, sagt Brantl, der 1969 mit seinem Vetter Niko-laus mit einer selbst gebauten Rakete bei Jugend forscht gewann. Im Jahr der ersten Mondlandung erreichte die 80 Zentimeter lange Rakete eine Flughöhe von 8400 Metern. Nie zuvor und nie danach hat ein so billiges Geschoss ähnlich schwindelnde Höhen erreicht. Die Materialkosten lagen bei 1,90 D-Mark.

Kontakt» Stiftung Jugend forscht e. V., Baumwall 5, Tel. 374 70 90, www.jugend-forscht.de

Erfi nder fördern: Sven Baszio, heute Leiter der

Stiftung Jugend forscht, schöpft „Begabungspoten-

ziale aus“. Andreas von Bechtolsheim (r.) gewinnt

1974 im Fachgebiet Physik

Kolumne» Hier schreiben im wöchentlichen Wechsel die Hamburger Autorin Simone Buchholz und Abendblatt-Redakteur Joachim Mischke.

Erfi nder fi nden: Henri Nannen (2. v. r.) ruft 1965 Jugend forscht ins Leben. Hier wird ihm 1966 das Siegerprojekt präsentiert

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VIII

MONTAG DIENSTAG MITTWOCH DONNERSTAG FREITAG SONNABEND SONNTAG