Forschungsprojekt FIT BEE sucht Ursachen und Lösungen · Dieser Parasit überträgt pa-thogene...

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Seite 30 RBZ - Nr. 21 / 26. Mai 2012 SCHWERPUNKT Kranke Bienenvölker Forschungsprojekt FIT BEE sucht Ursachen und Lösungen Im Rahmen des Forschungsprojekts FIT BEE werden die komplexen Wechselwirkungen zwischen Einzelbienen, Bienenvolk, Bienenkrankheiten und Standortfaktoren erforscht. Foto: imago/blickwinkel Eine neue, optimierte Spritztechnik, bei der nicht wie bislang von oben in die Blüte, sondern von unten gegen die Pflanzen gespritzt wird, hat im Rapsanbau bereits in der vergangenen Saison vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Foto: H. Israel Im Rahmen des Forschungspro- jekts FIT BEE suchen Forscher und Praktiker in einem breiten Bündnis nach Ursachen und Lösungen für die regelmäßig auftretenden Bie- nenschäden. Annette Schroeder, Universität Hohenheim, stellt das Forschungsprojekt nachfolgend im Namen der beteiligten Projekt- partner vor. I nzwischen gibt es alle 2 - 3 Jahre einen Win- ter, den bis zu 30 % der Bienenvölker nicht überleben. Zunehmend haben auch diejeni- gen Imker höhere Verluste, die eigentlich alles richtig machen. Die Probleme häufen sich - ein Hinweis darauf, dass der „Superorganismus“ Biene insgesamt geschwächt sein könnte? Das Ausmaß und die Ursachen des so genann- ten Bienensterbens werden intensiv und kontro- vers diskutiert. Dabei werden unter dem Begriff Bienensterben sowohl Schädigungen der Völker während der Saison als auch die periodisch auftre- tenden außergewöhnlich hohen Überwinterungs- verluste einheimischer Imkereien zusammenge- fasst. Das Forschungsprojekt FIT BEE untersucht die unterschiedlichen Faktoren, die am Bienen- stand auf die Völker einwirken. Ziel hierbei ist es, die Bedingungen für eine gute Volksentwicklung von Bienenvölkern zu bewerten und zu verbes- sern. Vierzehn Partner bilden einen Verbund rund um das gesunde, vitale Bienenvolk (FIT BEE). In dem Projekt FIT BEE wird das Zusammen- spiel verschiedener Umweltfaktoren überprüft, die mehr oder weniger stark die Entwicklung der Bienenvölker an ihrem jeweiligen Bienenstand beeinflussen. Daneben werden praxisnahe Lösun- gen entwickelt, um negative Einflüsse an einem Standort auszugleichen oder zu verbessern. Da die jeweilige Rolle der einzelnen Umwelt- faktoren bislang noch nicht genau erforscht ist, geht es zunächst darum, die komplexen Wechsel- wirkungen zwischen Einzelbienen, Bienenvolk, Bienenkrankheiten und Standortfaktoren besser zu verstehen (siehe Kasten S. 31). Daher haben sich je sieben Forschungseinrichtungen und Wirt- schaftsunternehmen zusammengefunden, die sie- ben Teilprojekte, so genannte Module, bearbeiten (siehe Kasten S. 32). Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) im Rahmen des Programms zur Innovationsför- derung aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags. Hierbei soll in enger Zusammenar- beit von Industrie und Forschung die Entwick- lung innovativer, international wettbewerbsfähi- ger Produkte, Verfahren und Leistungen unter- stützt werden. Die Industriepartner übernehmen dabei 25 % der Kosten. Was wird erforscht? Modul 1: Wie erfasst man den Gesundheits- zustand der Einzelbiene? Bislang gibt es keine standardisierten Metho- den, um die Gesundheit einer einzelnen Biene zu beurteilen. Reaktionen des Immunsystems der Biene nach Kontakten mit Pestiziden können aber nicht ausgeschlossen werden, da bei einigen Pestiziden immunsupprimierende Eigenschaften nachgewiesen wurden. Um solche Immunreaktio- nen messbar zu machen, wird an der Entwicklung von Diagnose-Sticks geforscht. Diese könnten dazu verwendet werden, Substanzen, die als Pesti- zide zum Einsatz kommen oder kommen sollen, bereits frühzeitig im Hinblick auf ihre Bienenge- fährdung zu bewerten. Solche Testverfahren kön- nen helfen, bereits zu einem sehr frühen Zeit- punkt das Risikopotenzial einer Substanz und den daraus entwickelten modernen Pestiziden für Bienen abzuschätzen.

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Seite 30 RBZ - Nr. 21 / 26. Mai 2012

SCHWERPUNKT

Kranke Bienenvölker

Forschungsprojekt FIT BEE suchtUrsachen und Lösungen

Im Rahmen des Forschungsprojekts FIT BEE werden die komplexen Wechselwirkungen zwischenEinzelbienen, Bienenvolk, Bienenkrankheiten und Standortfaktoren erforscht. Foto: imago/blickwinkel

Eine neue, optimierte Spritztechnik, bei der nicht wie bislang von oben in die Blüte, sondernvon unten gegen die Pflanzen gespritzt wird, hat im Rapsanbau bereits in der vergangenenSaison vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Foto: H. Israel

Im Rahmen des Forschungspro-jekts FIT BEE suchen Forscher undPraktiker in einem breiten Bündnisnach Ursachen und Lösungen fürdie regelmäßig auftretenden Bie-nenschäden. Annette Schroeder,Universität Hohenheim, stellt dasForschungsprojekt nachfolgend im Namen der beteiligten Projekt -partner vor.

Inzwischen gibt es alle 2 - 3 Jahre einen Win-ter, den bis zu 30 % der Bienenvölker nichtüberleben. Zunehmend haben auch diejeni-

gen Imker höhere Verluste, die eigentlich allesrichtig machen. Die Probleme häufen sich - einHinweis darauf, dass der „Superorganismus“Biene insgesamt geschwächt sein könnte?

Das Ausmaß und die Ursachen des so genann-ten Bienensterbens werden intensiv und kontro-vers diskutiert. Dabei werden unter dem BegriffBienensterben sowohl Schädigungen der Völkerwährend der Saison als auch die periodisch auftre-tenden außergewöhnlich hohen Überwinterungs-verluste einheimischer Imkereien zusammenge-fasst.

Das Forschungsprojekt FIT BEE untersuchtdie unterschiedlichen Faktoren, die am Bienen-stand auf die Völker einwirken. Ziel hierbei ist es,

die Bedingungen für eine gute Volksentwicklungvon Bienenvölkern zu bewerten und zu verbes-sern. Vierzehn Partner bilden einen Verbundrund um das gesunde, vitale Bienenvolk (FITBEE).

In dem Projekt FIT BEE wird das Zusammen-spiel verschiedener Umweltfaktoren überprüft,die mehr oder weniger stark die Entwicklung derBienenvölker an ihrem jeweiligen Bienenstandbeeinflussen. Daneben werden praxisnahe Lösun-gen entwickelt, um negative Einflüsse an einemStandort auszugleichen oder zu verbessern.

Da die jeweilige Rolle der einzelnen Umwelt-faktoren bislang noch nicht genau erforscht ist,geht es zunächst darum, die komplexen Wechsel-wirkungen zwischen Einzelbienen, Bienenvolk,Bienenkrankheiten und Standortfaktoren besserzu verstehen (siehe Kasten S. 31). Daher haben

sich je sieben Forschungseinrichtungen und Wirt-schaftsunternehmen zusammengefunden, die sie-ben Teilprojekte, so genannte Module, bearbeiten(siehe Kasten S. 32). Gefördert wird das Projektdurch das Bundesministerium für Ernährung,Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)im Rahmen des Programms zur Innovationsför-derung aufgrund eines Beschlusses des DeutschenBundestags. Hierbei soll in enger Zusammenar-beit von Industrie und Forschung die Entwick-lung innovativer, international wettbewerbsfähi-ger Produkte, Verfahren und Leistungen unter-stützt werden. Die Industriepartner übernehmendabei 25 % der Kosten.

Was wird erforscht?

� Modul 1: Wie erfasst man den Gesundheits-zustand der Einzelbiene?

Bislang gibt es keine standardisierten Metho-den, um die Gesundheit einer einzelnen Biene zubeurteilen. Reaktionen des Immunsystems derBiene nach Kontakten mit Pestiziden könnenaber nicht ausgeschlossen werden, da bei einigenPestiziden immunsupprimierende Eigenschaftennachgewiesen wurden. Um solche Immunreaktio-nen messbar zu machen, wird an der Entwicklungvon Diagnose-Sticks geforscht. Diese könntendazu verwendet werden, Substanzen, die als Pesti-zide zum Einsatz kommen oder kommen sollen,bereits frühzeitig im Hinblick auf ihre Bienenge-fährdung zu bewerten. Solche Testverfahren kön-nen helfen, bereits zu einem sehr frühen Zeit-punkt das Risikopotenzial einer Substanz undden daraus entwickelten modernen Pestiziden fürBienen abzuschätzen.

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RBZ - Nr. 21 / 26. Mai 2012 Seite 31

� Modul 2: Welche Einfluss haben Insektizideauf das Verhalten von Bienen?

Um Verhaltensänderungen der Bienen durchPflanzenschutzmittel messen und beurteilen zukönnen, werden praxistaugliche Methoden benö-tigt. Wichtig für die Gesundheit des Bienenvolksist dabei vor allem das Heimfindevermögen derSammlerinnen. Ziel ist die Entwicklung eineseinfach anzuwendenden Tests, mit dem neue oderbereits im Einsatz befindliche Insektizide auf ihreGefährlichkeit für Bienen geprüft werden kön-nen. Hierzu werden unterschiedliche Verhaltens-experimente unter dem Einfluss verschiedenerSubstanzen durchgeführt. Der Test soll es ge-schultem Fachpersonal ermöglichen, eine verläss-liche Diagnose in der Praxis zu stellen und kannso den Imkern helfen, potenzielle Gefährdungenzu erkennen.

� Modul 3: Pestizidbelastung - wie hoch ist sietatsächlich und wie kann man sie reduzieren?

In den Modulen 1 und 2 wird der Einfluss ver-schiedener Substanzen auf die Einzelbiene unter-sucht. Daher muss man wissen, welchen Mengendie Bienen in der Praxis tatsächlich ausgesetztsind. In Modul 3 wird systematisch erfasst, wel-che Pestizide in welchen Mengen vom Feld in denBienenstock gelangen. Hierzu werden kontrol-lierte Spritzmaßnahmen durchgeführt und dabeiBienen-, Nektar-, Pollen- und Honigproben ge-sammelt und anschließend analysiert.

Um das Spannungsfeld zwischen Landwirten,Bienen- und Pflanzenschutz zu entspannen, wer-den gleichzeitig verbesserte Techniken für dieAusbringung von Pflanzenschutzmitteln er-forscht. Ziel ist die Reduktion der Menge an Sub-stanzen, denen die Bienen ausgesetzt sind bzw.

die in den Bienenstock eingetragen werden. Hier-bei werden zwei Ansätze verfolgt.

Eine neue, optimierte Spritztechnik für dieAusbringung von Pflanzenschutzmitteln im Raps-anbau, bei der nicht wie bislang von oben in dieBlüte, sondern von unten gegen die Pflanzen ge-spritzt wird, hat bereits in der vergangenen Saisonvielversprechende Ergebnisse gezeigt. ZusätzlicheAdditive, deren Geruch oder Geschmack Bienenabschrecken, sollen die Bienen zumindest in denersten Stunden nach der Spritzung von den be-handelten Flächen fernhalten. Einige Stoffe, wiez. B. das Benzaldehyd oder Nelkenöl sind zwarschon als Bienenrepellents bekannt, aber leiderverpufft deren Wirkung im Freien sehr schnell.Ziel ist es, die Stoffe so zu verkapseln, dass sienach und nach freigesetzt werden und somit dieBienen zumindest so lange vom Sammeln abhal-ten, bis die akute Gefährdung abgeklungen ist.Diese neuen Techniken können maßgeblich dazubeitragen, die Standortbedingungen für Bienen inder Agrarlandschaft zu verbessern.

� Modul 4: Wodurch wird die Ausbreitungvon Krankheiten beeinflusst und wie kann mandiese messen?

Bereits in Modul 2 wird untersucht, welcheSubstanzen einen Einfluss auf das Heimfindever-halten von Einzelbienen haben. Ein daraus resul-tierender Verflug von Bienen zwischen den Völ-kern eines Standorts und zwischen benachbartenStandorten hat unmittelbare Auswirkungen aufdie Ausbreitung von Krankheiten und Parasiten.Um diesen Ausbreitungsweg genauer bestimmenzu können, werden geeignete Methoden benötigt.Mit Hilfe molekulargenetischer Analysen, wirdfestgestellt, wie stark der Verflug unter verschiede-

nen Bedingungen tatsächlich ist. Dazu werden anden verschiedenen Projektstandorten Bienenpro-ben gesammelt und der tatsächliche Verflug inder Praxis untersucht.

Zusätzlich werden Diagnosemethoden benö-tigt, um schnell und einfach die Verbreitung vonKrankheiten messen zu können. Hierzu werdenschnelle und kostengünstige Verfahren zur Mes-sung verschiedener Bienenpathogene entwickelt.Diese Methoden dienen letztendlich dazu, dieGefährdung der Bienen durch die Ausbreitungvon Krankheiten an unterschiedlichen Standortenund unter unterschiedlichen Bedingungen bewer-ten zu können.

� Modul 5: Was ist ein „guter“ Bienenstand-ort?

Neben Pflanzenschutzmaßnahmen spielt fürdie Entwicklung von Bienenvölkern die Nah-rungsverfügbarkeit eine entscheidende Rolle.Modul 5 befasst sich daher mit der Frage der ge-eigneten Landschaftsstruktur im Flugkreis einesBienenvolks. Hierzu werden Völker unter ver-schiedenen Standortbedingungen geführt und re-gelmäßig deren Entwicklung, Honig- und Pol-leneintrag und der Krankheitsstatus ermittelt.Die entnommenen und Pollenproben werden aufihre pflanzliche Herkunft und Pflanzenschutz-mittelrückstände untersucht, so dass Aussagenüber die Qualität der verfügbaren Nahrung anden verschiedenen Standorten getroffen werdenkönnen.

Parallel werden für die jeweiligen Standorte re-levante Geoinformation aus amtlichen Geobasis-daten entnommen und mit den Ergebnissen ausden Untersuchungen der Bienenvölker zusam-mengeführt. Dadurch ergibt sich eine Art Stand-ortmuster, das Auskunft in einer Datenbank er-fasst wird. Ziel ist es, eine übergreifende zentraleDatenbank zu erstellen, in dem Fachleute und In-teressierte die verschiedenen relevanten Standort-daten abfragen können. Allerdings spielt nebender Umgebung des Bienenstandes auch das Wet-ter, Krankheiten, und Verflug eine wichtige Rollebei der Volksentwicklung.

� Modul 6: Welchen Einfluss hat das Wetterauf ein Bienenvolk?

Diese Frage ist bislang noch völlig ungeklärt.Man weiß nicht, ob auch Bienen bei bestimmtenWetter oder Klimaereignissen besonders anfälligfür Krankheiten sind. Um herauszufinden ob eswichtige Wetterfaktoren gibt, muss erst eine ge-eignete Methode entwickelt werden, um Wetter-einflüsse auf ein Bienenvolk zu erfassen. Erstwenn diese Frage geklärt ist, kann man untersu-chen, ob Völker auf bestimmte klimatischeSchwankungen reagieren.

Hierzu wurden mittlerweile 86 Bienenständemit elektronischen Waagen möglichst in unmit-telbarer Nähe zu agrarmeteorologischer Messsta-tionen aufgestellt und mit neu entwickelten Da-tenloggern an eine ebenfalls neu eingerichtete Da-tenbank angebunden. Die Flugaktivität der Bie-nen, Flugbienenverluste sowie Nektar- und Pol-leneintrag werden zusammen mit den klimatischeFaktoren erfasst und anschließend in Hinblickauf relevante Einflussfaktoren ausgewertet.

Zusätzlich werden an ausgesuchten Versuchs-ständen mehrfach der Verlauf der Entwicklungder Völker ermittelt und Bienenproben fürKrankheitsuntersuchungen entnommen. Diesewerden auf parasitäre Bienenkrankheiten wie Var-roa- und Nosemabefall untersucht. Die Erkennt-nisse sind wichtig für Modul 5, da die Einflüssebestimmter Klima- und Wetterfaktoren relevanteEinflüsse eines Standorts unter Umständen über-lagern könnten, so dass Standorteinflüsse nichtmehr erkennbar sind.

Zusammenspiel der wichtigsten Einflussfaktorenauf das Bienenvolk

Umwelt, Bienenstand unddie Gesundheit der Einzel-bienen haben einen direktenEinfluss auf die Vitalität desBienenvolks (rote Pfei le).Die Nummern beziehensich auf die im Text be-schriebenen Module zurUntersuchung und Redu -zierung der entsprechendenSchadeffekte.

� Individuelle BieneDie Gesundheit der Ein-

zelbienen, die multifaktorielldurch Bienenkrankheitenund Umweltfaktoren beein-flusst wird, bestimmt maß-geblich die Vitalität des Bie-nenvolks.

� BienenstandDie Anzahl der Völker

am Bienenstand und die„Bienendichte“ im Bereich des Sammelradius beeinflussen die Verbreitung von Krankheiten unddamit auch die Vitalität der einzelnen Bienenvölker. Der Gesundheitszustand der Einzelbienenkann diesen Effekt durch Verflug noch verstärken.

� UmweltUmweltbedingungen wirken direkt über das Klima (Temperatur, Feuchtigkeit) auf das Bienen-

volk, aber auch indirekt über den Einfluss auf Bienenkrankheiten und die Ernährung der Einzelbie-nen. Hierzu gehört auch der Eintrag subletaler Mengen an Pflanzenschutzmitteln aus Kulturpflan-zen.

� KrankheitenVarroose und Nosemose haben als derzeit wichtigste Bienenkrankheiten einen erheblichen

Einfluss auf die Vitalität der Einzelbienen und damit auf die Populationsentwicklung des gesamtenBienenvolks.

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Bayer startet ein weltweites „Bee Care Pro-gram“ zur weiteren Förderung der Bienenge-sundheit. Als Teil des Programms sollen zwei„Bayer Bee Care Center“ entstehen. Für Europaist die Eröffnung eines solchen Zentrums imSommer in Monheim geplant. Ein zweites Zen-trum mit Schwerpunkt Nordamerika soll in derzweiten Jahreshälfte in North Carolina, USA,entstehen.

Die neuen Zentren werden als Wissenschafts-und Kommunikationsplattform dienen. Dort sol-len bestehende und zukünftige Bienengesund-heitsprojekte, die Bayer-Gesellschaften in Zusam-menarbeit mit externen Partnern realisieren, ge-bündelt werden. Die Zentren sollen den Informa-tionsaustausch fördern und als Plattform für Dis-kussionen und neue Ideen genutzt werden. Bayerhält eine solche Zusammenarbeit für entschei-dend, um nachhaltige Lösungen zur Verbesserungder Bienengesundheit zu finden.

„Mit dem Bee Care Programm und der Ein-richtung von Bee Care Zentren werden die um-fangreiche Erfahrung und Kompetenz von Bayerim Bereich Bienengesundheit unter einem Dachvereint. Außerdem stehen damit Ressourcen ei-gens für die Bienengesundheit zur Verfügung“, so

wir unsere Produkte ausgiebig, nehmen eine sorg-fältige Risikobeurteilung vor und haben gezielteproduktbegleitende Maßnahmen eingeführt. Mitdem Vorhaben, diese beiden Bee Care Zentren zuerrichten, unterstreichen wir unser Engagementfür die weltweite Bienengesundheit.“

Bienen und andere Insekten spielen bei derBestäubung einer Vielzahl von Nahrungspflanzeneine außerordentlich wichtige Rolle. In den ver-gangenen Jahren sind daher die Diskussionen undForschungen zur Bienengesundheit und zum Ver-lust von Bienenvölkern speziell in Europa undNordamerika auf beträchtliches öffentliches Inte-resse gestoßen. Obwohl die Anzahl der Bienen-völker weltweit innerhalb eines halben Jahrhun-derts um rd. 45 % zugenommen hat, ist ihrRückgang in Europa und Nordamerika in denvergangenen Jahren besorgniserregend. Er ist aufeine Reihe von Faktoren wie Krankheiten, Parasi-ten, extreme Klima- und Umweltbedingungensowie auf eine bestimmte landwirtschaftliche undimkerische Praxis zurückzuführen.

„Seit mehr als 25 Jahren spielt Bayer mit sei-nen bewährten Produkten zur Kontrolle der Var-roamilbe eine führende Rolle beim Schutz derBienengesundheit. Dieser Parasit überträgt pa-thogene Viren und gilt als einer der wichtigstenFaktoren für Bienenverluste in Europa undNordamerika“, so Dr. Jean-Luc Lowinski, Leiterder Division Animal Health bei Bayer Health-Care. „Darüber hinaus entwickeln wir weitereProdukte und suchen nach technologischen Lö-sungen zur Ergänzung unseres derzeitigen Portfo-lios, die die Bienengesundheit weiter verbessernkönnen.“

Im „Bayer Bee Care Center“ in Monheimwird sich eine Gruppe von Spezialisten, darunterzwei erfahrene Imker, ausschließlich dem ThemaBienengesundheit widmen. Ausgestattet mit neu-ester Technologie, wird es eine moderne Infra-struktur für Besprechungen und Workshops bie-ten. Es soll zum Treffpunkt für Imker und Land-wirte sowie Forschungs- und Bildungseinrichtun-gen werden - und für alle anderen, denen die Ge-sundheit und das Wohlergehen von Bienen einAnliegen ist. Nach und nach wird das „Bayer BeeCare Program“ mit weiteren Aktivitäten aufwar-ten. Dazu sollen z. B. Informationsprojekte ge-hören oder Aktionen zur Förderung der Bienen-gesundheit, bei denen etwa Blumen gepflanztund natürliche Biotope angelegt werden, dieGrundvoraussetzung für das Gedeihen der Bie-nen sind. Pilotprojekte sind bereits im vergange-nen Jahr angelaufen. bay

Bayer startet weltweites „Bee Care Program“

Prof. Dr. Wolfgang Plischke, der im Vorstand derBayer AG für Innovation, Technologie und Um-welt zuständig ist.

Bayer CropSciencearbeitet weltweit mitLandwirten zusammen,um die sichere Anwen-dung von Pflanzen-schutzmitteln zu ge-währleisten, die zumSchutz der Pflanzen vor Krankheiten undSchadinsekten notwen-dig sind. „Wir nehmenunsere Verantwortungfür die Bienengesund-heit sehr ernst“, so San-dra Peterson, Chief Exe-cutive Officer von BayerCropScience. „Wir un-ternehmen große An-strengungen, damit un-sere Produkte bienen-schonend eingesetztwerden können. So er-forschen und erproben

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SCHWERPUNKT

� Modul 7: Wie ist die Varroamilbe auf biolo-gischem Weg zu bekämpfen?

Jedes Bienenvolk in Deutschland ist mit derVarroamilbe befallen und muss behandelt wer-den, damit sein Überleben gesichert wird. Solange dieser Parasit und ggf. auch die eingesetztenBehandlungsmittel die Bienenvölker schwächen,

Projektpartner� Bienenforschende Institute• Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen,

Bieneninstitut Kirchhain• Institut für Bienenkunde Oberursel• Institut für Biologie & Institut für Zoo -

logie, Martin-Luther-Universität Halle-Wit-tenberg

• LAVES Institut für Bienenkunde Celle• DLR Westerwald-Osteifel, Fachzentrum

Bienen und Imkerei, Mayen• LWG, Fachzentrum Bienen, Veitshöch-

heim• Landesanstalt für Bienenkunde, Univer -

sität Hohenheim, Stuttgart� Industriepartner• BayerCropScience AG, Monheim• BioSolutions Halle GmbH, Molekulare

Diagnostik, Halle/ Saale• IP SYSCON GmbH, Hannover• Interactive Network Communications

GmbH, Frankfurt/Main• Lechler GmbH, Metzingen• Syngenta Agro GmbH, Maintal• IS Insect Services GmbH, Berlin

ist die detaillierte Erfassung und Bewertung derEffekte anderer Umwelteinflüsse erschwert. ImRahmen von FIT BEE wird daher an einer biolo-gischen Bekämpfung der Varroa mittels ihrer ei-genen Sexualduftstoffe gearbeitet.

Zwar konnten inzwischen die Duftstoffe iden-tifiziert werden, anhand derer die Varroamänn-chen die begattungsfähigen Milbenweibchen er-kennen, nun muss aber noch eine geeignete Me-thode für deren Einsatz im Bienenvolk entwickeltwerden. Da die Varroamännchen nur in verde-ckelten Bienenbrutzellen vorkommen, ist es nichtmöglich, eine Lockfalle, wie man sie beispiels-weise aus dem Weinanbau kennt, in den Bienen-stock zu hängen. Nun soll überprüft werden, wieman die Duftstoffe applizieren kann, um die Mil-benmännchen zu verwirren. Dadurch könntensich die Milben dann nicht mehr so stark ver-mehren.

Optimale Bedingungen für ein gesundes Bienenvolk

Alle Ergebnisse zusammen sollen einen idea-len Standort für ein gesundes Bienenvolk defi-nieren. Mit den im Rahmen des Projekts entwi-ckelten Produkten, wie z. B. den DiagnoseSticks, der Fachdatenbank, der optimiertenSpritzapplikation oder der biologischen Varroa-bekämfungsmethode, können die Bedingungenfür eine gute Volksentwicklung von Bienenvöl-kern beurteilt und verbessert werden. Dadurchkann auch eine Bewertung des Gesundheitszu-stands einzelner Völker in der Praxis einfach undschnell erfolgen.

Die Forschungsergebnisse sollen zu einerCheckliste führen, die die Bedingungen für einenguten Bienenstand und ein gesundes Bienenvolkabbildet. Dadurch sollen den Imkern Werkzeugeund Informationen an die Hand gegeben werden,mit denen sich die Bienengesundheit auf Dauerwieder steigern lässt.

Koordiniert wird das Projekt von der Universi-tät Hohenheim. Weitere Informationen sind imInternet unter http://fitbee.net zu finden. �

Im Bayer Bee Care Center in Monheim wird sich eine Gruppe vonSpezialisten, darunter zwei erfahrene Imker, ausschließlich demThema Bienengesundheit widmen. Foto: Bayer AG