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Ende Oktober 1998 trafen sich in Göttin- gen die Mitglieder eines Forschungs- schwerpunktes, der sich seit 1997 mit Förderung durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur intensiv mit der Geschichte des Montan- wesens im westlichen Harz beschäftigt. Sie kamen aus Bochum, Braunschweig, Clausthal-Zellerfeld, Goslar, Hannover, Salzgitter und aus der Universität Göt- tingen, in der das Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte die Arbeit des Schwerpunktprogamms koordiniert. Ge- genstand der Untersuchungen sind das Berg- und Hüttenwesen des Harzes vor allem in seiner frühneuzeitlichen Periode vom 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhun- derts, für das ungeachtet einer im ganzen guten Quellenlage noch erhebliche For- schungslücken bestehen. Nach den ersten beiden Arbeitsjahren zogen die Beteiligten Bilanz über ihre Studien, von denen einige vor dem Ab- schluß stehen und beachtliche Erträge versprechen. Gleich die zeitlich am frü- hesten angesiedelte Untersuchung ver- dient insoweit besonderes Interesse, als sich hier bei der Erforschung des Gosla- rer Montanwesens im Mittelalter und am Beginn der frühen Neuzeit die Methoden der Archäologie und der „traditionellen“ Geschichtswissenschaft mit gutem Erfolg ergänzen. Methodisch anregend war auch die Un- tersuchung des Grubengebäudes, also des untertägigen Teiles des Rammels- bergs, bei der durch Digitalisierung der Grubenrisse bemerkenswerte Ergebnisse erzielt werden konnten. Andere Ar- beiten haben die Eisenhütte, die Sozial- geschichte der Stadt Goslar um 1800, die Bergwarenhandlung, die Arbeits- verfassung des Goslarer Bergbaus, die Arbeitsverhältnisse und die soziale Lage der Bergarbeiter im Oberharz vor allem im 19. Jahrhundert sowie die wirtschaftli- chen und die gesellschaftlichen Verhält- nisse im Gebiet Clausthal-Zellerfeld zwi- schen 1918 und 1945 zum Gegenstand - ein breites Themenspektrum also, in dem sich die Vielgestaltigkeit des Harzer Montanwesens spiegelt. Da das Ministerium das Programm wei- ter fördern wird, werden im Zeitraum von 1999 bis 2001 einige Vorhaben fort- gesetzt und andere treten neu hinzu, wo- bei die bisher von der Forschung wenig beachtete Verwaltungsgeschichte mit vier Studien einen gewissen Schwerpunkt bilden wird. Weitere Arbeiten stellen die Beziehungen zwischen Forstwirtschaft und Montanwesen und die Rolle der Harzrandstädte für die Versorgung des Oberharzes mit Lebensmitteln in den Mittelpunkt. Die Beteiligten wollen sich Ende Oktober 1999 wieder in Göttingen treffen und über den weiteren Gang ih- rer Untersuchungen berichten. Karl Heinrich Kaufhold 37 SPEKTRUM 1 / 99 PHOTOGRAPHIEREN IM BERGWERK UM 1900 Das Oberharzer Bergwerksmuseum in Claust- hal-Zellerfeld verfügt über einen umfangrei- chen Bestand an Photographien vor allem aus dem Oberharz und hier besonders aus dem Bergbau der Zeit um 1900. Nachdem er mit Förderung durch die Stiftung Niedersachsen aufgearbeitet worden ist und im Herbst 1997 Gegenstand einer wissenschaftlichen Konfe- renz war, bei der sich Photo- wie Wirtschafts- und Sozialhistoriker zu einem fruchtbaren Ge- dankenaustausch trafen, wird nun eine reprä- sentative Auswahl von Aufnahmen aus diesem Bestand in einer eindrucksvollen Ausstellung im Oberharzer Berwerkmuseum bis zum 7. April 1999 gezeigt. Das Museum in Zellerfeld, Bornhardtstraße 16, ist täglich von 9 - 17 Uhr geöffnet. Zur Ausstellung erschien ein Begleit- band, der im wesentlichen die Ergebnisse der genannten Konferenz dokumentiert (Mu- seumspreis DM 29,80). Ausstellung und Band bieten dem an der Photographie Interessierten ebenso wie dem Freund des Harzes mannig- fache Anregungen. Karl Heinrich Kaufhold Die da unten, die da oben: Bergleute um 1910 im Fahrkorb des Schachtes „Kaiser Wilhelm II.“ FORSCHUNGSSCHWERPUNKT HARZER MONTANGESCHICHTE Die Hauptbücher der Hannoverschen Bergwarenhandlung, umfassend alle „Bergprodukte“ des Oberharzes außer Edelmetallen und Eisen (ein Detail aus Nr. 5 der Jahre 1724-26), sind wichtige Quellen für die Mitarbeiter der Göttinger Forschungsgruppe (von links: Dipl.Vw. Jenny Mex, Dr. Hans-Jürgen Gerhard, Ass. Martin Stöber und Dr. Annette von Stieglitz)

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Ende Oktober 1998 trafen sich in Göttin-gen die Mitglieder eines Forschungs-schwerpunktes, der sich seit 1997 mitFörderung durch das NiedersächsischeMinisterium für Wissenschaft und Kulturintensiv mit der Geschichte des Montan-wesens im westlichen Harz beschäftigt.Sie kamen aus Bochum, Braunschweig,Clausthal-Zellerfeld, Goslar, Hannover,Salzgitter und aus der Universität Göt-tingen, in der das Institut für Wirtschafts-und Sozialgeschichte die Arbeit desSchwerpunktprogamms koordiniert. Ge-genstand der Untersuchungen sind dasBerg- und Hüttenwesen des Harzes vorallem in seiner frühneuzeitlichen Periodevom 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhun-derts, für das ungeachtet einer im ganzenguten Quellenlage noch erhebliche For-schungslücken bestehen.

Nach den ersten beiden Arbeitsjahrenzogen die Beteiligten Bilanz über ihreStudien, von denen einige vor dem Ab-schluß stehen und beachtliche Erträgeversprechen. Gleich die zeitlich am frü-hesten angesiedelte Untersuchung ver-dient insoweit besonderes Interesse, alssich hier bei der Erforschung des Gosla-rer Montanwesens im Mittelalter und amBeginn der frühen Neuzeit die Methodender Archäologie und der „traditionellen“Geschichtswissenschaft mit gutem Erfolgergänzen.

Methodisch anregend war auch die Un-tersuchung des Grubengebäudes, alsodes untertägigen Teiles des Rammels-bergs, bei der durch Digitalisierung derGrubenrisse bemerkenswerte Ergebnisseerzielt werden konnten. Andere Ar-beiten haben die Eisenhütte, die Sozial-geschichte der Stadt Goslar um 1800, dieBergwarenhandlung, die Arbeits-verfassung des Goslarer Bergbaus, die

Arbeitsverhältnisse und die soziale Lageder Bergarbeiter im Oberharz vor allemim 19. Jahrhundert sowie die wirtschaftli-chen und die gesellschaftlichen Verhält-nisse im Gebiet Clausthal-Zellerfeld zwi-schen 1918 und 1945 zum Gegenstand -ein breites Themenspektrum also, in demsich die Vielgestaltigkeit des HarzerMontanwesens spiegelt.

Da das Ministerium das Programm wei-ter fördern wird, werden im Zeitraumvon 1999 bis 2001 einige Vorhaben fort-gesetzt und andere treten neu hinzu, wo-

bei die bisher von der Forschung wenigbeachtete Verwaltungsgeschichte mitvier Studien einen gewissen Schwerpunktbilden wird. Weitere Arbeiten stellen dieBeziehungen zwischen Forstwirtschaftund Montanwesen und die Rolle derHarzrandstädte für die Versorgung desOberharzes mit Lebensmitteln in denMittelpunkt. Die Beteiligten wollen sichEnde Oktober 1999 wieder in Göttingentreffen und über den weiteren Gang ih-rer Untersuchungen berichten.

Karl Heinrich Kaufhold

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PHOTOGRAPHIEREN IM BERGWERK UM 1900Das Oberharzer Bergwerksmuseum in Claust-hal-Zellerfeld verfügt über einen umfangrei-chen Bestand an Photographien vor allem ausdem Oberharz und hier besonders aus demBergbau der Zeit um 1900. Nachdem er mitFörderung durch die Stiftung Niedersachsenaufgearbeitet worden ist und im Herbst 1997Gegenstand einer wissenschaftlichen Konfe-renz war, bei der sich Photo- wie Wirtschafts-und Sozialhistoriker zu einem fruchtbaren Ge-dankenaustausch trafen, wird nun eine reprä-sentative Auswahl von Aufnahmen aus diesemBestand in einer eindrucksvollen Ausstellungim Oberharzer Berwerkmuseum bis zum 7.April 1999 gezeigt. Das Museum in Zellerfeld,Bornhardtstraße 16, ist täglich von 9 - 17 Uhrgeöffnet. Zur Ausstellung erschien ein Begleit-band, der im wesentlichen die Ergebnisse dergenannten Konferenz dokumentiert (Mu-seumspreis DM 29,80). Ausstellung und Bandbieten dem an der Photographie Interessiertenebenso wie dem Freund des Harzes mannig-fache Anregungen. Karl Heinrich Kaufhold

Die da unten, die da oben: Bergleute um 1910 im Fahrkorb desSchachtes „Kaiser Wilhelm II.“

FORSCHUNGSSCHWERPUNKT HARZER MONTANGESCHICHTE

Die Hauptbücher der Hannoverschen Bergwarenhandlung, umfassend alle „Bergprodukte“ desOberharzes außer Edelmetallen und Eisen (ein Detail aus Nr. 5 der Jahre 1724-26), sind wichtigeQuellen für die Mitarbeiter der Göttinger Forschungsgruppe (von links: Dipl.Vw. Jenny Mex, Dr. Hans-Jürgen Gerhard, Ass. Martin Stöber und Dr. Annette von Stieglitz)

Wer die Bibliothek des Seminars fürDeutsche Philologie der Universität Göt-tingen betritt, stolpert nicht unbedingtzuerst über Goethe oder Schiller. Es istein anderer Deutscher und auf seine Artist er ein Klassiker, doch – um mit demAutor selbst zu sprechen – es wäre un-möglich, ihn als deutschen Klassiker zubezeichnen. Sächsischer Phantast, Volks-schriftsteller – es gibt viele Versuche, dasPhänomen Karl May zu erklären. Umfra-gen haben ergeben, daß fast 90 Prozentaller Deutschen wenigstens einmal imLeben ein Karl-May-Buch in Händenhielten. Lange Zeit galt er als Jugend-schriftsteller, ein Prädikat, gegen das ersich selbst immer vehement wehrte. Dergeistige Vater von Winnetou und Had-schi Halef Omar Ben Hadschi Abul Ab-bas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah, derin den 1890er Jahren stets behauptete,selbst Old Shatterhand und Kara BenNemsi zu sein und alle Abenteuer selbsterlebt zu haben, wurde von seinen Zeit-genossen verehrt oder verachtet. Gleich-gültig hat er kaum einen seiner Leser ge-lassen.

1842 als Sohn sächsischer Webersleutegeboren, war ihm der Weg an die Univer-sität versperrt, mühsam nur konnte einebescheidene Lehrerausbildung finanziertwerden. Doch er scheitert an den Um-ständen – Aufmerksamkeitsdelikte, dieheute nur die Psychologen auf den Planrufen würden, führen zur Entlassung ausdem Schuldienst, kaum, daß die Lauf-bahn begonnen hat. Nach langen Jahren,angefüllt mit Gelegenheitsarbeiten undkleinen Delikten, ausgelöst durch de-pressive Schübe, sowie verschiedenenHaftstrafen, findet er mühsam den Wegin eine bürgerliche Existenz. Ab 1874 er-schreibt er sich den Respekt seiner Mit-menschen und kaschiert die „kriminelle“Vergangenheit mit Erzählungen überabenteuerliche Reisen. Als man ihn„Dr.“ tituliert, wehrt er sich nicht, er läßtentsprechende Visitenkarten drucken,antwortet auf Anfragen mit Hinweisenauf ausländische Universitäten. Er stili-siert sich selbst zur Kultfigur. Das kunst-voll errichtete Gebäude bricht in sichselbst zusammen, als nach 1900 in einemCopyright-Prozeß seine Vorstrafen ansLicht kommen. Heutige Popstars habenMühe, ihren Fans zu erklären, daß hinterdem Image ein Mensch steht. Karl Maynannte man einen Lügner, weil er seinImage so überzeugend zur Schau getra-

gen hatte, daß alle den Menschen dahin-ter nicht sahen. Jahrelange Prozesse zer-mürben ihn, eine endlich durchgeführteOrientreise führt zum seelischen Zusam-menbruch, weil das Land seiner Träumeder Wirklichkeit nicht standhält. Mayentwickelt sich zum überzeugten Pazifi-sten und beginnt symbolisch-allegorischeRomane zu schreiben, die wiederum diemeisten Leser ihm verübeln, weil sie denUmschwung nicht verkraften.

Als er am 30. März 1912 stirbt, beginnteine neue Ära des Phänomens Karl May.Theaterstücke, Stumm- und Tonfilme,Freilichtaufführungen visualisieren seineAbenteuer. Bereits 1919 bricht E.A.Schmid „Eine Lanze für Karl May“. DieSchrift verteidigt May gegen einen bio-graphisch entstellenden und diskriminie-renden Nachruf. Von 1918-1933 erschei-nen die „Karl-May-Jahrbücher“, die vonBerichten über persönliche Erinnerun-gen geprägt sind, aber doch auch Ansät-ze zu einer wissenschaftlichen Forschungbieten. Nach einigen Arbeiten in den40er und 50er Jahren, versucht ArnoSchmidt 1963, seine „Etym“-Theorie amWerk Mays zu exemplifizieren („Sitaraund der Weg dorthin“). Das Buch ent-facht eine Diskussion um Leben undWerk Mays. Nur zwei Jahre später liefertsein Schüler Hans Wollschläger, Göttin-gern wohlbekannt aus verschiedenenAuftritten im „Literaturherbst“, mit„Karl May in Selbstzeugnissen und Bild-dokumenten“ die erste wissenschaftlicheBiographie Mays, die für die May-For-schung als Initialzündung wirken sollte.

„Göttinger“ Juraprofessor als Vorsitzender

Am 22. März 1969 wird in Hamburg die„Karl-May-Gesellschaft e.V.“ gegründet.Aus 11 Gründungsmitgliedern werden in30 Jahren knapp 2000. Die Gesellschaftwill das literarische Werk Karl Mays er-schließen und bewahren, das Leben undSchaffen Karl Mays erforschen und do-kumentieren und dem Autor und seinemWerk einen angemessenen Platz in derLiteraturgeschichte verschaffen. Die Zu-sammensetzung dieser Vereinigung, diezu den größten literarischen Vereinender Bundesrepublik zählt, ist von selte-ner Heterogenität. Folgerichtig sieht derbekannte Münchner Strafrechtler Prof.Dr. Dr. h.c. mult. Claus Roxin, der demVerein seit 1970 vorsteht und der übri-gens seine Professorenlaufbahn 1963 in

Göttingen begann, die Arbeit eines Vor-sitzenden vornehmlich im Zusammenhal-ten: „Man muß den Leuten, die sich inder Gesellschaft engagieren, und das sindals aktiv Mitarbeitende, die als Redak-teure, als Herausgeber, als Autoren undin vielerlei administrativen Funktionenmitwirken, vielleicht etwa rund 100 Per-sonen, man muß diesen Leuten eine ge-wisse Selbständigkeit geben, damit sieFreude an dieser für sich ja völlig ehren-amtlichen Arbeit gewinnen, und damitsie in dieser Arbeit ein Stück Selbstver-wirklichung sehen. Wenn man das tut,dann ist es möglich, diese Leute, die ja anganz verschiedenen Orten wohnen,durch freundliche Kontaktgespräche sozu moderieren und zu dirigieren, daß siesich nicht gegenseitig in die Haare gera-ten, sondern daß sie an einem Karrenziehen, freundschaftlich kooperieren unddann tatsächlich erhebliches zustandebringen, wie es die Geschichte der Karl-May-Gesellschaft zeigt.“

Die Geschäftsführung der KMG hat die-sen Grundsatz immer befolgt. Das Er-gebnis ist eine interaktive und interdiszi-plinäre Forschungsgemeinschaft, in derBiographInnen, Literaturwissenschaft-lerInnen, TheologInnen, Volkskund-lerInnen, JuristInnen, Theaterwissen-schaftlerInnen, PädagogInnen und vieleandere mehr zusammenarbeiten. Vieledieser WissenschaftlerInnen sind andeutschen oder ausländischen Universi-täten fest in Forschung und Lehre veran-kert, und tragen auf diese Weise ständigneue Impulse in die Arbeit der KMGhinein. Andere haben nach dem Studiumdie Universität verlassen, stehen im Be-ruf und widmen ihre Freizeit Karl May,andere wiederum sind Autodidakten.Südniedersachsen hat dabei für den Karl-May-Freund einiges mehr zu bieten alses den Anschein hat.

Das Seminar für Deutsche Philologie derUniversität Göttingen ist, wie eine Reiheanderer Universitätseinrichtungen, Mit-glied der Karl-May-Gesellschaft. In derBibliothek des Seminars findet man nichtnur alle Publikationen der KMG (die in-zwischen mehrere Regalmeter füllen),sondern auch eine reichhaltige Auswahlunterschiedlichster Karl-May-Ausgaben.Auch die SUB Göttingen kann mit einerganzen Reihe von Publikationen aufwar-ten, die für die Karl-May-Forschung un-erläßlich sind. So kam z.B. 1996/97 Alek-sandra Bochenek, eine Stipendiatin derUniversität Opole/Polen, aus eben die-sem Grund nach Göttingen. Die Magi-sterarbeit „Romantik und Tragik der In-dianer in der „Winnetou“-Trilogie vonKarl May“ wurde in Deutschland von Dr.Thorsten Unger (Seminar für DeutschePhilologie) sowie von Mitarbeitern derKarl-May-Gesellschaft betreut und ist in-zwischen in der Reihe „Sonderhefte derKarl-May-Gesellschaft“ (Nr. 117/1998)erschienen.

38UNIVERSITÄT GÖTTINGEN

„Ein Schreiber? O jazik, o wehe, und ich habe dich für einen tapferen Beduinen gehalten.“ oder:

WIE KARL MAY SEINEN WEGAN DIE UNIVERSTÄT FANDvon Gudrun Keindorf

Aber auch Biographen werden in Süd-niedersachsen durchaus fündig. Wennauch ein Besuch in Göttingen derzeitnicht beweisbar ist (die Briefeditionsteckt noch in den Anfängen), so kannein Aufenthalt in Kassel durchaus belegtwerden. 1895 erschien im „WitzenhäuserKreisblatt“ die Erzählung „Das Geheim-nis des Stollens“, bei der es sich um ei-nen Wiederabdruck von „Der Waldkö-nig“ unter neuem Titel handelte. DieseErzählung war bereits im Jahr 1879 in

der Zeitschrift „All-Deutschland“ er-schienen. Mit dem Heiligenstädter Verle-ger Cordier hatte Karl May seit 1892Kontakte. Cordier gab den „EichsfelderMarienkalender“ heraus. In diesem ka-tholischen Blatt erschienen 1893 die Er-zählung „Eine Ghasuah“ und 1894 „Ma-ria oder Fatima“. Aufgrund seiner gro-ßen Arbeitsbelastung und des sich ab-zeichnenden kritischen Gesundheitszu-standes in den späten 1890er Jahren wur-de die Zusammenarbeit unterbrochen.Im Oktober 1908 erschien dann einNachdruck der Erzählung „Bei den Aus-sätzigen“, die im Jahr zuvor im „GrazerVolksblatt“ erstmals veröffentlicht wur-de. Vor 90 Jahren entstand dann die Al-tersnovelle „Merhameh“, die 1910 eben-falls bei Cordier erschien, und den Ab-schluß seiner schriftstellerischen Lauf-bahn bedeuten sollte, sieht man einmalvon der Autobiographie „Mein Lebenund Streben“ ab, die im selben Jahr er-schien.

Das alles ist, verbunden mit der zen-tralen Lage Göttingens, für die Karl-May-Gesellschaft Anlaß genug, ihrediesjährige Arbeitstagung vom 12. bis 14. März in Bovenden zu veranstalten.Zu einer solchen Arbeitstagung von Vor-stand und Mitarbeitern der Karl-May-Gesellschaft kommen regelmäßig etwa50 Personen zusammen, die anstehendeAufgaben besprechen und Beschlüssefassen, die für die Gesellschaft richtungs-weisend sind. Es wird z. B. besprochen,welche Reprints für einen Druck inFrage kommen, welche Aufsätze undVorträge publiziert werden sollen oderähnliches. Auf dieser Tagung geht eshauptsächlich um den anstehenden Kon-greß im Herbst dieses Jahres in Hohen-stein-Ernstthal (23. bis 26. September),der für die Gesellschaft eine besondereBedeutung hat.

Ein Kongreß wird alle zwei Jahre einbe-rufen, er findet immer in Städten statt,die mit Karl May direkt oder im weiterenSinn etwas zu tun haben; Hohenstein-Ernstthal ist die Karl-May-Geburtsstadtund aus diesem Grund ein besonderswürdiger Rahmen der wichtigen Veran-staltung. Alle vier Jahre steht die Wahldes geschäftsführenden Vorstandes an,das ist sind Vorsitzende und die beidenstellvertretenden Vorsitzenden, derSchriftführer, der Geschäftsführer undder Schatzmeister. Prof. Roxin stellt sichaus Altersgründen nicht mehr einer Neu-wahl, ebenfalls Geschäftsführer ErwinMüller und Schriftführer Erich Heine-mann scheiden aus dem Amt aus. Des-halb bedeutet der Kongreß im Herbst1999 einen Neubeginn mit neugewähltenKöpfen.

Publikationen der Karl-May-Gesellschaft:

• Jahrbuch der KMG: Essays, Vorträgeder Tagungen, Darstellungen deshistorischen oder literarischen Hinter-

grunds, Dokumentationen, Brief-wwechsel, Literaturberichte, Jahres-bericht der KMG

• Mitteilungen der KMG (quartals-weise): kleinere Forschungsbeiträge,aktuelle Themen

• Nachrichten der KMG (quartalswei-se): Vereinsneuigkeiten, Veranstal-tungshinweise, Abdruck von Pressear-tikeln, Kleinanzeigen

• Sonderhefte der KMG (erscheinenunregelmäßig, aber viermal pro Jahr):umfangreichere Einzelthemen, die ih-rer Art nach weder für die Jahrbüchernoch für die Mitteilungen geeignetsind

• Reprint-Ausgaben der Urtexte KarlMays: Zeitschriftenerstdrucke

Kontakt-Adresse: Karl May-Gesell-schaft, Erwin Müller, Eitzenbachstr. 22,D-54343 Föhren. – Dietrich Schober,Pressebeauftragter der KMG, München,Dr. Gudrun Keindorf, Bovenden. –http://karlmay.uni-bielefeld.de

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GMBHBüro Göttingen · 05 51 / 6 65 20 o. 37 53 12

Vielleicht hätten Sie jemanden fragen sollen,

der…

Baumpflege und -sanierungFällung von Gefahrenbäumen

Stubbenfräs- undSchredderarbeiten, Baumgutachten

Karl May als Old Shatterhand: Kostümfoto von 1896.

Karl May: Der Sohn des Bärenjägers. Umschlag einer Ausgabe der Union DeutscheVerlagsgesellschaft.

Dr. Gudrun Keindorf,Studium der FächerVolkskunde, Mittlereund Neuere Geschich-te und Ur- und Frühgeschichte an derUniversität Göttingenvon 1984-1993,Promotion: „Wegeder Überlieferung.Zum Funktions- undBedeutungswandelder Sagen von derBurg Plesse, seit 1995 wissenschaftliche Beirätinfür Literatur im „Verein Freunde der Burg Plesse e.V.“, seit 1996 Redakteurin der „Mitteilungen“ und der „Sonderhefte“ derKarl-May-Gesellschaft, seit 1997 Leiterin der Kommission Geschichte der „Arbeitsgemeinschaft SüdniedersächsischerHeimatfreunde e.V.“.