Fortbildungsmodule für Lehrkräfte von ... · • schreibmotorische Übungen 4. Alphabetisiert in...
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Dr. Claudia Benholz / Gülşah Mavruk
Fortbildungsmodule für Lehrkräfte von
Seiteneinsteigerinnen und
Seiteneinsteigern
Vortrag auf der Tagung der Laki
am 16.05.2014 in Gelsenkirchen
Inhaltsübersicht
1) Besondere Potentiale von
Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern
2) Spracherwerb und Sprachförderung für diese
Schülergruppe
3) Zur Ausgestaltung der Fortbildungsmodule
Schülerstruktur: Mathematik E-
Kurse an 19 Gesamtschulen im
Ruhrgebiet im Jahr 2012
Gürsoy / Benholz Claudia / Renk
/ Prediger / Büchter (2013):
Erlös = Erlösung? – Sprachliche
und konzeptuelle Hürden in
Prüfungsaufgaben zur Mathema-
tik. In: Deutsch als Zweitsprache,
Heft 1, S. 14–24.
Varianten zwei- und mehrsprachigen
Spracherwerbs
Doppelter Erstspracherwerb
(bilingualer Erwerb - simultaner Erwerb)
Sukzessiver Zweitspracherwerb
(nachzeitiger Erwerb)
Später Fremdspracherwerb
Potentiale von Seiteneinsteigerinnen
und Seiteneinsteigern
Kulturelle Kompetenzen:
• genaue Kenntnis der Lebenswelten migrierter Familien
• Kenntnis der sozialen und ökonomischen
Lebensbedingungen migrierter Familien
• Genaue Kenntnisse verschiedener Herkunftskulturen und
religiöser Werte und Traditionen
• Beratungs- und Vermittlungskompetenz für einsprachig
deutsche Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und
Schüler sowie deren Eltern
Potentiale von Seiteneinsteigerinnen
und Seiteneinsteigern
Sprachliche Kompetenzen:
• breite sprachliche Kompetenz in der mitgebrachten
Sprache (mündlich und schriftlich) und u.U. in weiteren
Fremdsprachen
• Rückgriffsmöglichkeiten auf Lernstrategien aus dem
Fremdsprachenunterricht im Herkunftsland
• z.T. grammatisches Wissen um den Sprachkontrast des
Deutschen zu anderen Sprachen
• Ziel: effektiver fachadäquater Ausbau der Sprachkennt-
nisse und Entwicklung von analytischem Sprachwissen
Potentiale von Seiteneinsteigerinnen
und Seiteneinsteigern
Fachliche Kompetenzen:
• z.T. umfangreiche mathematisch-naturwissenschaftliche
Kompetenzen (hier insbesondere auch Wissen über
andere Vermittlungstraditionen)
• z.T. umfangreiche gesellschaftswissenschaftliche
Kompetenzen (z.B. historisches Wissen)
• z.T. breite und sichere Grammatikkenntnisse
• z.T. umfangreiche musische Vorerfahrungen
Konsequenzen für die Didaktik
• Aufgreifen der mitgebrachten Kompetenzen im Sprach-
und Fachunterricht
• Entwicklung eines Instrumentariums zur selbstständigen
Weiterarbeit an der Sprache: z.B. Karteiarbeit,
kontextgestützte fächerorientierte Wortschatzarbeit,
eigenes Fehlerprofil ermitteln, eigenständiges Erarbeiten
sprachstruktureller Regularitäten, Erwerb eines
Repertoires von adäquaten Formulierungen, …
• Anleitung zur adäquaten Nutzung von Sprachvorbildern
für gesprochene und geschriebene Sprache im Fach- und
Sprachunterricht
• Schaffung zahlreicher Lerngelegenheiten außerhalb des
Regelunterrichts
Angebote auf unserer Webseite
http://www.uni-due.de/prodaz
Wesentliche Elemente einer
sprachsensiblen Schule
• Anerkennung der Mehrsprachigkeit als wertvolle
Ressource für sprachliches, fachliches und kulturelles
Lernen aller Schülerinnen und Schüler
• Erhöhung der Anteile schriftnahen Arbeitens in allen
Unterrichtsfächern und in den Angeboten des Ganztags
• Entwicklung einer textsortenspezifischen schulfach- und
schulformspezifischen Didaktik
Spezielle Anforderungen für die
Unterstützung von Seiteneinsteigern
„Die schulische und außerschulische Unterstützung sollte
möglichst ganzheitlich arbeiten und neben fehlenden
Sprach- und in manchen Fällen auch Fachkenntnissen die
besondere soziale Situation der Schüler in den Blick
nehmen. In jedem Fall sollte der Ganztag genutzt werden,
dieser Schülergruppe Unterstützung anzubieten.“
Aus: Beese / Benholz / Chlosta / Gürsoy / Hinrichs / Niederhaus / Oleschko (2014):
Sprachbildung in allen Fächern, S. 147
Zentrale Gesichtspunkte bei
additiver Förderung
• Orientierung am einzelnen Schüler (d.h. Kleingruppen oder
Einzelarbeit),
• Benennung einer Vertrauensperson, die Ansprechpartner(in) für
alle sozialen und pädagogischen Fragen ist,
• Einrichtung von Patenschafts- und/oder Tutorenprogrammen
(mit älteren Schülern, Studierenden und/oder Eltern),
• Sprachliche Unterstützung in allen Fächern beim Erwerb der
jeweiligen fachspezifischen Sprache (sprachfördernder
additiver Förderunterricht in den zentralen Fächern),
• Vernetzung der Unterstützungsangebote mit anderen
Angeboten des Ganztags und mit dem Regelunterricht.
Aus: Beese / Benholz / Chlosta / Gürsoy / Hinrichs / Niederhaus / Oleschko (2014):
Sprachbildung in allen Fächern, S. 147
Qualifizierungsangebot für
Lehrkräfte von Seiteneinsteigern
Modul 1 Grundlagen Daz/DaF: Spracherwerb und
Alphabetisierung
Modul 2 Grammatik und Wortschatz
Modul 3 Förderung des Lesens und Schreibens
Modul 4 Förderung in Mathematik und
Fremdsprachen
Grundlagen DaZ/DaF
Schwerpunkt: Seiteneinsteiger
• Begriffsklärung DaZ/DaF – Gemeinsamkeiten
und Unterschiede
• Varianten zwei- und mehrsprachigen
Spracherwerbs
• Exkurs: Definition Seiteneinsteiger
• Einflussfaktoren im mehrsprachigen
Spracherwerb
• Rückgriff auf Kompetenzen der Erstsprache
(Interdependenzhypothese Cummins 2000)
• Sprachvergleiche – sprachkontrastiver Ansatz
Alphabetisierung
Buchstaben lernen
1. Bisher in keiner Sprache alphabetisiert
• umfangreiche schreibmotorische Übungen
2. Alphabetisiert in lateinischer Schrift
• differenzierte schreibmotorischen Übungen nötig (z.B. Groß- und
Kleinschreibung, abweichende Grapheme)
3. Alphabetisiert in einer der lateinischen Schrift von der Form her
ähnlichen Schrift (z.B. Kyrillisch, Bulgarisch, Griechisch)
• schreibmotorische Übungen
4. Alphabetisiert in einer Schrift mit völlig anderen Zeichen (z.B. Arabisch,
Vietnamesisch, Aramäisch, Chinesisch)
• umfangreichere schreibmotorische Übungen notwendig
Strukturelle Unterschiede: Deutsch,
Russisch, Türkisch
Türkisch Russisch
Artikelwörter – –
Genusdifferenzierung – +
Komplizierte Pluralformen – +
Verbvorsilben – +
Präpositionen – +
Adjektivdeklination – +
unregelmäßige Verben – +
SVO-Struktur der Sätze – +
Partizip Perfekt – +
Unterscheidung gehen-fahren – +
Agglutination + –
Vokalharmonie + –
Wortschatzentwicklung und
Wortschatzarbeit
„Meist müssen neue –Wörter jedoch viele Male gehört
werden, ehe sie eigenständig wieder erkannt werden.
Untersuchungen zeigen, dass 8 bis 10 Wiederholungen
nötig sind, damit ein Wort aus einem Lautstrom
herausgefiltert werden kann (vgl. Dimroth et al. 2006, 4).
Mehr als 20 Wiederholungen sind nötig, damit eine
Bedeutung zugeordnet werden kann (vgl. Pigada/Schmitt
2006, 19)
und mehr als 50 Wiederholungen, bis ein neues Wort
schließlich auch eigenständig gebraucht wird (vgl. Nodari
2006, 4).“
Quelle: Apeltauer, E.: Wortschatzentwicklung und Wortschatzarbeit. In: Ulrich, W.
(2010) :Deutschunterricht in Theorie und Praxis, Bd. 9. Schneider Verlag:
Hohengehren
Planungsraster zur Entwicklung
sprachsensibler Schulen
Bereiche erfolgt in Arbeit geplant noch offen
Fachunterricht
Mehrsprachigkeit
Ganztagsangebote
Seiteneinsteiger
Sprachencurriculum
Verantwortlichkeiten
(über-)regionale Netzwerke
Fortbildung
Elternbeteiligung
Evaluation
Planungsraster nach
Beese, Benholz et al
(2014):
Sprachbildung in
allen Fächern, S.151
ProDaZ- Fachtagung zu
Seiteneinsteigern
Fachtagung am 31.10.2014 von 10 - 17 Uhr in Essen
Erich-Brost-Pavillon auf der Zeche Zollverein
SeiteneinsteigerInnen: eine Schülergruppe mit besonde-
ren Potentialen. Zu rechtlichen Rahmen-bedingungen,
schulorganisatorischen Herausforderungen und Kon-
zepten zur Sprachbildung.
Anmeldemaske ab Juni auf der ProDaZ-Webseite
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