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Forum Z. Fokus Personal: Wie attraktiv ist die EZV als Arbeitgeberin? Dossiers Grenzüberschreitender Barmittelverkehr Neue Aufgaben der EZV im internationalen Umfeld Weltzollorganisation WZO: grosse Ehre für die Schweiz Aktuell Ferienzeit ist Reisezeit – Welche Aufgaben nimmt die Eidg. Zollverwaltung im Flughafen Zürich wahr? Die Zollfahndung meldet Erfolgreiche trinationale Medienkonferenz Panorama Andreas Wetter, Präsident des Verwaltungsrates Orange Schweiz, über den Zoll Arbeiten beim GWK: eine besondere Herausforde- rung Tessiner Radioprojekt «Frontaliers»: eine ideale Plattform Beilage: – Personalia Eidgenössisches Finanzdepartement EFD Eidgenössische Zollverwaltung EZV Das Informationsmagazin des Schweizer Zolls www.ezv.admin.ch 2/09 Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra

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Forum Z. 2/2009

Forum Z.FokusPersonal: Wie attraktiv ist die EZV als Arbeitgeberin?

DossiersGrenzüberschreitender Barmittelverkehr

Neue Aufgaben der EZV im internationalen Umfeld

Weltzollorganisation WZO: grosse Ehre für die Schweiz

AktuellFerienzeit ist Reisezeit – Welche Aufgaben nimmt die Eidg. Zollverwaltung im Flughafen Zürich wahr?

Die Zollfahndung meldet

Erfolgreiche trinationale Medienkonferenz

PanoramaAndreas Wetter, Präsident des Verwaltungsrates Orange Schweiz, über den Zoll

Arbeiten beim GWK: eine besondere Herausforde-rung

Tessiner Radioprojekt «Frontaliers»: eine ideale Plattform

Beilage:– Personalia

Eidgenössisches Finanzdepartement EFDEidgenössische Zollverwaltung EZV

Das Informationsmagazin des Schweizer Zolls www.ezv.admin.ch

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Eidgenössisches Finanzdepartement EFDEidgenössische Zollverwaltung EZV

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

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Zitiert

Thomas Winter

«Die Kantonspolizei Aargau hat mit dem Grenzwacht-korps einen verlässlichen und starken Partner.» Irene Schönbächler, Abteilungschefin Kapo Nord. Regional, 6/09

«Es gibt Leute, die sind auf �80, sobald sie eine Uni-form sehen.» Grenzwächter Thomas Winter. Tagblatt der Stadt Zürich, 4/09

«Nur weil die Schweiz nun zum Schengen-Raum gehört, heisst das noch lange nicht: Freie Fahrt für meinen Weinkeller.» Grenzwächter Patrick Ganten-bein über die immer häufiger anzutreffenden mobilen Weinkeller. Und oft sind sie auch noch viel zu schnell unterwegs. Wir fordern: freie Fahrt für freie Weinkel-ler! www.a-z.ch, 6/09

«Es gibt, vom Hochzeitskleid über Ersatzteile bis zu Schmuck, nichts, was nicht geschmuggelt wird.» Über den illegalen Grenzübertritt von Weinkellern ist allerdings noch nichts bekannt geworden. Patrick Gantenbein. Tages-Anzeiger, 5/09

«Einstein und ich sind ein Team, das sich unterstützt und beschützt.» Grenzwächter Patric Huber. Sonntag, 4/09

«Ich habe nichts zu verzollen – ausser meiner Intel-ligenz.» Oscar Wilde, irischer Schriftsteller (1854-1900), bei einer Zollkontrolle in den USA. Zitiert in der Glückspost, 07/09

«Dank Federer dürften wir jetzt noch mehr Interes-senten haben.» Thomas Schrämli, Kommando GWK. Das Schweizer Fernsehen schaltete den Rekrutierungs-film der Grenzwache in der Werbepause des Wim-beldon-Finals. Das bei einer Einschaltquote von 1,135 Millionen Zuschauern. 20 Minuten, 7/09

«Die Schweiz steht nach wie vor voll und ganz ein für eine freie und offenen Weltwirtschaft. Wir sind denn auch überzeugt, dass der freie Handel allen Partnern zugute kommt.» Bundespräsident Hans-Rudolf Merz in seinem Referat «Schranken gegen das Wiederer-starken von Grenzen» am 39. St. Galler Symposium, Hochschule St. Gallen, 5/09

«Im Zeichen der Weltwirtschaftskrise darf es keinen Rückfall in den Protektionismus geben! In der Tat: Alle Welt verlangt solches. Aber wenn es um die Vertei-digung eigener Interessen geht, werden die edelsten Prinzipien missachtet.» Bundespräsident Hans-Rudolf Merz, gleichenorts

«Von insgesamt 44 untersuchten Chargen von Erekti-onsförderern haben sich 27 als Fälschungen herausge-stellt. Vereinzelt waren die analysierten Produkte auch stark überdosiert, was ebenfalls zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen – z. B. Kreislaufkollaps – führen kann.» Weniger ist manchmal eben doch mehr! Aus einer Swissmedic-Information zu beschlag-nahmten Arzneimitteln. CD Sicherheitsmanagement, 5/09

«Massive Preiserhöhungen spielen den Schmugglern in die Hände.» Beat Gasser, Chef der Zentralstelle Zollfahndung, über den Zusammenhang von Preiser-höhung bei Zigaretten und Schmuggel. Aargauer Zeitung, 4/09

«Fälscher investieren nicht in Forschung und Entwick-lung, halten Umweltstandards nicht ein und lassen die Produkte zu schlechten Bedingungen, nicht selten von Kindern, herstellen.» Anastasia Li-Treyer, Präsidentin Stop Piracy. NZZ, 7/09

«Mittlerweile jedoch liebe ich Zollkontrollen. Ja, sollen sie mich nur kontrollieren. Denn das bedeutet im-merhin, dass man mit Gepäck ankommt.» Jürg Keim, Rechtsexperte beim Beobachter. Beobachter, 06/09

Patrick Gantenbein

Oscar Wilde

Hans-Rudolf Merz

Beat Gasser Patric Huber und Einstein

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Forum Z. 2/2009

ImpressumForum Z. – Herausgeberin: Eidg. Zollverwaltung EZV; erscheint dreimal jährlich auf Deutsch, Französisch und Italienisch; Auflage: 8500 Ex.; Redaktion: Walter Pavel (wp), Stefanie Widmer (sw), Kai-Bernhard Trachsel (kbt), Adrian Mettauer (am); Redaktionsadresse: Eidg. Zollverwal-tung, Oberzolldirektion, Kommunikation/Medien, Monbijoustr. 40, �00� Bern; Tel: 0�� �22 67 4�; www.ezv.admin.ch; [email protected]; Gestaltung: Oliver Slappnig, Herrenschwanden; Druck: UD Print, Luzern; Copyright: Nachdruck nur mit Quellenangabe.

Titelbild: Berufe bei der EZV, die Grenzwächterin

Inhalt10

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Fokus Personalsituation: Wie attraktiv ist die EZV als Arbeitgeberin? ................................................... 4

Dossiers Authorized Economic Operator (AEO): «Jedes Unternehmen muss selbst entscheiden» ....... 7 Grenzüberschreitender Barmittelverkehr: «Bei Verdacht schalten wir die Polizei ein» ............... 8 Forum Z.-Gast: Felix Gremminger, Vorsitzender der Zollkommission, Spedlogswiss............................ 9 International: «Jede Mission ist eine Herausforderung» ................................................. �0 Erwin Hurni: Vorsitzender des Ausschusses für das Harmonisierte System der Weltzoll- organisation WZO ................................................. �� Aussenhandel: Spiegelstatistik zwischen der Schweiz und Marokko ........................................... �4 In Kürze ................................................................ �6

Aktuell Strafsachen: Die Zollfahndung meldet .................... �7 Ferienzeit ist Reisezeit – Welche Aufgaben nimmt die Eidg. Zollverwaltung im Flughafen Zürich wahr? ......................................................... �8 Fragebogen I: ausgefüllt von Claude Meylan, Kommandant Grenzwachtregion VI ....................... 20 Fragebogen II: ausgefüllt von Thomas Zehnder, Kommandant Grenzwachtregion II......................... 2� Erfolgreiche trinationale Medienkonferenz in Basel 22 Emotach: Das neue Erfassungsgerät der LSVA ........ 2� In Kürze ................................................................ 24

Panorama «Wenn ich an den Zoll denke»: Andreas Wetter, Präsident des Verwaltungsrates Orange Schweiz .... 25 Berufe bei der EZV: Arbeiten beim GWK – eine besondere Herausforderung ........................... 26 Zollfahnder Fiechter ermittelt: ein anonymer Hinweis ................................................................. 27 Immobilien: Alte Zollgebäude – sind Sanierungen noch wirtschaftlich? ................... 28 Mitarbeiterkolumne: 80 Jahre Zoll in Muttenz ........ �0 Unterwegs... im Museum im Zeughaus .................. �� Mitarbeiterporträt: Stefan Buhl, Eidg. Dipl. Sportlehrer im Ausbildungszentrum Liestal ............. �2 Radioprojekt Frontaliers: ideale Plattform ............... �� In Kürze ................................................................ �4

Presseschau/Zollwelt .............................................. �5

Blickfang/Umfrage ................................................. �6

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wp. In der Gzw-Region Genf können derzeit viele Stellen nicht besetzt werden. Die Anstrengun-gen, neues Personal zu rekrutieren, sind deshalb verstärkt worden. Wie sieht die Personalsituation heute in der EZV generell aus?rd: Die Situation in Genf ist dramatisch. Im Mai 09 lag der Unterbestand bei 90 Stellen. Klar werden dadurch Aufgabenerfüllung und Abläufe beeinträch-tigt. Wir haben deshalb schon letztes Jahr begon-nen, etwas dagegen zu unternehmen. So wurde eine Arbeitsmarktzulage gewährt. Ausserdem sind die Anstrengungen, neues Personal zu rekrutieren, massiv verstärkt worden. Wir setzen aber auch bei der Führung an, die optimiert werden soll. Einen ersten Erfolg konnten wir erzielen, indem erstmals zusätzlich zur Ausbildung im AZL eine sog. B-Schule in Genf durchgeführt worden ist. Diesen Sommer sind dort �9 Gzw-Aspiranten brevetiert worden. Das GWK Genf ist aber ein Spezialfall. In der übrigen Schweiz haben wir keine Probleme, genügend Personal zu rekrutieren – auch nicht beim zivilen Zoll.

ae: Um den Engpass in Genf zu mildern, müssen an-dere Gzw-Regionen Personal vorübergehend abtreten. So bekommen eben auch diese Regionen selbst den personellen Unterbestand in Genf zu spüren. Wir fordern seit langem, das Personal bei Zoll und GWK um je 200 Stellen aufzustocken. Für die Kernaufga-ben im Fiskal- und Sicherheitsbereich sind heute zu wenig Ressourcen vorhanden. Die Kontrollquote ist klar zu tief. Das wird von der Politik anerkannt. So hat es mich speziell gefreut, dass der Nationalrat in der Sommersession zwei parlamentarische Vorstösse deutlich angenommen hat, die darauf abzielen, die Personalsituation zu verbessern.

Personal

Wie attraktiv ist die EZV als Arbeitgeberin?Der akute Personalmangel in der Grenzwachtregion Genf hat in den letzten Monaten für Schlagzeilen gesorgt. Forum Z. wollte wissen, wie schwierig es heute generell ist, neue Mitarbeitende für Zoll und Grenzwache zu finden. Dazu haben wir Oberzolldirektor Rudolf Dietrich (rd), EZV-Personalchef Hanspeter Glauser (hg) und garaNto-Zentralsekretär André Eicher (ae) zum Gespräch geladen.

brauchen sicher punktuell mehr Leute. Diese müssen gezielt, in ausgewählten Bereichen eingesetzt werden. So z. B. in der Projektführung oder in der Ausbildung. Wir sind heute gezwungen, Projektführungen extern zu vergeben.

ae: Im Fiskal- wie im Sicherheitsbereich ist nicht nur Qualität, sondern auch eine gewisse Quantität einfach erforderlich. Es gilt deshalb, v. a. den Betrieb zu stärken.

Wie schwierig ist es heute, Junge für eine Lauf-bahn bei der EZV zu gewinnen?hg: Grundsätzlich haben wir eigentlich immer genü-gend Bewerberinnen und Bewerber. Das Problem ist nicht die Quantität, sondern die Qualität. Wir stellen heute fest, dass viele Kandidaten den – zugegebener-massen – hohen Anforderungen nicht mehr genügen. Die Herausforderung besteht darin, Leute zu finden, welche die Aufgaben nicht nur erfüllen wollen, son-dern auch können. Im Sicherheitsbereich haben z. B. auch die Polizeikorps Mühe, genügend qualifiziertes Personal zu finden.

ae: Ich stelle immer wieder fest, dass die Mitarbei-tenden trotz Unterbestand motiviert sind und sich stark mit der EZV und mir ihren Aufgaben identifizie-ren. Ich glaube das liegt auch daran, dass die Leis-tungen in der Öffentlichkeit und von der Wirtschaft anerkannt werden. Das wirkt sich sicher positiv auf die Rekrutierung neuer Leute aus. Das GWK profitiert im Moment auch davon, dass die Durchlässigkeit zwischen dem Beruf als Polizist und als Grenzwächter grösser geworden ist. Es kommen vermehrt Polizisten zum GWK. Künftig könnte das aber umgekehrt sein.

Hat sich die Wirtschaftskrise auf die Personalre-krutierung ausgewirkt?hg: In der Vergangenheit war es immer so, dass die Zahl der Bewerbungen bei schlechter Wirtschaftslage zugenommen hat. Das wird auch diesmal so sein. Bis jetzt ist dies aber nicht der Fall. So hatten wir bisher z. B. noch keinen einzigen Bewerber, keine einzige Bewerberin von einer Bank oder einer Versicherung. Deutlich zugenommen haben die Bewerbungen von Lehrabgängerinnen und -abgängern.

«Wir stellen heute fest, dass viele Kandidaten den – zugegebener-massen – hohen Anforderungen nicht mehr genügen.»

rd: Ich freue mich natürlich auch über diese Unterstüt-zung. Es ist aber noch nicht lange her, als uns das Par-lament 400 Stellen gestrichen hat. Die Kontrollquote um 0,� oder 0,2 Prozentpunkte anzuheben, bringt meines Erachtens nichts. Stattdessen müssen wir noch risikogerechter, noch gezielter kontrollieren. Wir

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Braucht die EZV heute andere Leute als früher?rd: Die Anforderungen sind laufend gestiegen. Es werden immer höhere Qualifikationen gefordert. Die Leute müssen heute mehr und anspruchsvollere Aufgaben in einem schwierigeren Umfeld bewälti-gen. Das ist ein langfristiger Prozess. Ich bin deshalb überzeugt, dass auch bei uns niedriger qualifizierte Aufgaben künftig eine kleinere Rolle spielen werden.

ae: Die Breite an Wissen, die heute gefordert wird, ist enorm. Gleichzeitig müssen die Mitarbeitenden über Spezialwissen in ausgewählten Bereichen verfügen. Es werden ständig neue Abkommen geschlossen und das Recht ändert sich. Das wirkt sich direkt auf die Arbeit des Personals aus. Bei der ganzen Entwicklung, vor allem im IT-Bereich, besteht die Gefahr, dass die Mitarbeitenden zunehmend zu Technokraten werden. Sie müssen sich immer mehr der Technik unterordnen, wodurch der eigene Entscheidungsspielraum ab-nimmt. Dies macht den Beruf sicher nicht attraktiver.

rd: Ich bin da gerade gegenteiliger Meinung. Ich fin-de, die IT macht die Arbeit interessanter. Die Mitarbei-tenden werden von geisttötenden repetitiven Aufga-ben entlastet. Maschinen dürfen Mitarbeitenden aber sicher nicht die Entscheidungen abnehmen. Die Leute müssen Zusammenhänge erkennen, Informationen vernetzen und dann richtig entscheiden. Das macht die Aufgabe anspruchsvoller, aber auch attraktiver.

Sind die Monopolberufe ein Nachteil bei der Per-sonalgewinnung?hg: Für die Jungen von heute ist das nicht mehr rele-vant. Erstens haben sie, wenn sie zur EZV kommen, schon einen Beruf erlernt, und zweitens geht niemand mehr davon aus, dass er 40 Jahre im selben Beruf, beim selben Arbeitgeber bleibt. Ausserdem gibts auch die Möglichkeit, sich berufsbegleitend weiterzubilden. Und ich bin überzeugt, dass die Leute mit der Ausbil-dung bei der EZV Qualifikationen erwerben, die auch extern gefragt sind.

ae: Grundsätzlich sehe ich darin auch kein Problem. Die Durchlässigkeit zu anderen Berufen hat ja nicht nur extern, sondern auch innerhalb der EZV selber, zugenommen. Ich bin aber der Meinung, dass Mitar-beitende in Monopolberufen grundsätzlich von einem besseren Kündigungsschutz profitieren sollen.

rd: Die Wahrnehmung des Zollberufs als Monopolbe-ruf trifft nicht zu. Abgänger finden auch woanders Arbeit. Die Ausbildung ist viel breiter, als man denkt. Zollfachleute sind in der Schweizer Bildungslandschaft schon heute anerkannt. Mit der Zertifizierung ‚Höhere Fachschule Zoll’ wird dies erst recht der Fall sein.

Zu reden geben immer wieder die vielen Abgän-ge während der Ausbildung der Zollfachleute. Stellt die EZV zu hohe Anforderungen?

Oberzolldirektor Rudolf Diet-

rich (links im Bild), Personal-

chef Hanspeter Glauser (Mit-

te) und der Generalsekretär

von garaNto, André Eicher,

stellen sich den Fragen.

«Es werden ständig neue Abkommen geschlossen und das Recht ändert sich. Das wirkt sich direkt auf die Arbeit des Personals aus.»

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rd: Wir haben das in der Geschäftsleitung öfters dis-kutiert und sind immer zum gleichen Schluss gekom-men. Wir dürfen hier keine Zugeständnisse machen. Unsere Leute haben eine anspruchs- und verantwor-tungsvolle Aufgabe zu erfüllen. Dazu ist ein gewisses Vorwissen unabdingbar. Wir haben festgestellt, dass vor allem zu Beginn der Ausbildung, wo die Theorie im Vordergrund steht, viele Abgänge zu verzeichnen sind. Mit der neuen Grund- und Fortbildung ab nächs-tem Jahr ändern wir dies. Die Grundausbildung dauert neu zwei Jahre, statt wie bisher ein Jahr. Ausserdem wechseln Theorie- und Praxisteile häufiger ab. Das macht die Ausbildung zweifellos attraktiver.

ae: Ich bin ebenfalls dagegen, bei der Ausbildung Abstriche zu machen. Wir müssen das hohe Niveau halten. Mit der neu konzipierten Ausbildung und dem Fachhochschulabschluss haben junge Leute eine gute Perspektive. Entscheidend für den Erfolg der neuen Ausbildung wird die Betreuung der Aspirantinnen und Aspiranten in den Zollämtern sein. Hier mache ich mir Sorgen, ob genügend Kapazitäten vorhanden sind, um die Nachwuchsleute zu betreuen.

hg: Ein Grund für die hohe Abbruchrate liegt meines Erachtens darin, dass es viele Leute nicht mehr gewohnt sind, sich Faktenwissen anzueignen. Selbst Leute mit einem höheren Abschluss, die bei uns an-fangen, haben hier oft Mühe.

Immer wieder ist zu hören, wenn die Schweiz der EU beitrete, sei es sowieso vorbei mit dem Zoll.rd: Selbst bei einem EU-Beitritt der Schweiz wäre es mit dem Zoll auf gar keinen Fall vorbei. In jedem EU-

Land gibt es heute nach wie vor einen Zoll, der eine wichtige Rolle spielt. Klar würde ein solcher Schritt grundlegende Veränderungen mit sich bringen. Aber wir würden unsere wichtigen und vielfältigen Aufga-ben im Interesse von Öffentlichkeit und Wirtschaft weiterhin wahrnehmen.

hg: Die EZV hat gerade deshalb auch in Zukunft jungen Leuten interessante berufliche Perspektiven zu bieten. ae: Beim Personal sind in Bezug auf die EU-Integration schon Befürchtungen vorhanden. Viele fragen sich, ob es ihre Stelle dann noch geben wird. Ob das, was sie heute lernen, künftig noch etwas wert ist. Umso wichtiger ist das Signal, das der Nationalrat mit der Annahme der parlamentarischen Vorstösse zur Perso-nalaufstockung ausgesendet hat.

Wie attraktiv stufen Sie die EZV als Arbeitgeberin ein?ae: Zu den Pluspunkten zähle ich die Arbeitszeitre-gelungen, die Löhne und die Möglichkeit, in allen Sprachregionen und sogar im Ausland arbeiten zu können. Auf der Negativseite sind die Entlastungspro-gramme des Bundes, die häufigen Reorganisationen und die Verschlechterungen bei der Pensionskasse zu erwähnen. Wenn wir für Arbeitnehmer attraktiv blei-ben wollen, darf sich zudem das Bundespersonalrecht nicht noch weiter verschlechtern.

rd: Wir haben sichere und gut bezahlte Arbeitsplät-ze mit interessanten und relevanten Aufgaben auf allen Stufen zu bieten. Ausserdem profitieren unsere Mitarbeitenden von Entwicklungsmöglichkeiten in-nerhalb der EZV wie kaum in einem Betrieb. Und mit dem Fachhochschulabschluss werden wir für junge leistungswillige Leute noch attraktiver.

«Ein Grund für die hohe Abbruchrate bei der Ausbildung liegt meines Erachtens darin, dass es viele Leute nicht mehr gewohnt sind, sich Faktenwissen anzueignen.»

EZV-Ausbildungszentrum in Liestal

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wp. Warum führt die Schweiz den AEO-Status überhaupt ein?Grundlage ist das revidierte Güterverkehrsabkommen mit der EU, das am 25. Juni unterzeichnet worden ist. Darin anerkennen die beiden Vertragsparteien gegenseitig die Sicherheitsstandards im Zollbereich als gleichwertig. Die Schweiz wird damit ins Zoll-Si-cherheitsdispositiv der EU eingebunden. Im Waren-verkehr mit der EU lassen sich so neue Hürden für die Schweizer Wirtschaft vermeiden. Gleichzeitig hat sich die Schweiz aber verpflichtet, im Warenhandel mit Nicht-EU-Staaten die Sicherheitsbestimmungen der EU zu übernehmen. Das bedeutet, dass die Schweiz zu direkten Sendungen aus oder in Nicht-EU-Staaten ab �. Januar 20�� zusätzliche Sicherheitsdaten verlan-gen und gestützt darauf Risikoanalysen durchführen wird. Ziel ist es, die Lieferkette einer Ware sicherer zu machen. Der AEO-Status ist Teil des Güterverkehrsab-kommens.

Für welche Unternehmen kommt der AEO-Status in Frage?Grundsätzlich für alle Firmen, die im Handelsregister eingetragen sind. Der AEO-Status ist freiwillig.

Was bringt der AEO-Status einem Unternehmen?Ein AEO kann Vereinfachungen bei sicherheitsrele-vanten Kontrollen für sich in Anspruch nehmen. Wer

«Authorized Economic Operator» (AEO)

«Jedes Unternehmen muss selbst entscheiden»Ende Juni hat die Schweiz das revidierte Güterverkehrsabkommen mit der EU unterzeichnet. Damit hat sie sich auch verpflichtet, den Status des «Aut-horized Economic Operators» AEO (Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter) zu schaffen. Projektleiter Stephan Mebold von der Hauptabteilung Recht und Abgaben der OZD sagt, worum’s dabei geht und was der neue Status der Wirtschaft bringt.

«Ziel ist es, die Lieferkette einer Ware sicherer zu machen. Der AEO-Status ist Teil des Güterverkehrsabkommens.»

Zum einen im Unternehmen selbst, zum anderen in seinen Beziehungen zu Geschäftspartnern. Dazu gehören z.B. Zugangskontrollen zum Firmengelände oder Massnahmen, um Manipulationen an der Ware auszuschliessen. Der AEO-Status ist, wie gesagt, nicht obligatorisch. Jedes Unternehmen muss selbst ent-scheiden, ob die Vorteile den Aufwand zur Erfüllung der Sicherheitsvorgaben rechtfertigen. In Deutschland etwa nimmt das Interesse am AEO-Status zu, da die-ser als Qualitätszertifikat gilt, das Wettbewerbsvorteile bietet.

Wie läuft das Zertifizierungsverfahren ab?Zurzeit erarbeiten wir die Rechtsgrundlagen und das Zertifizierungsverfahren zusammen mit anderen Bundesämtern und Vertretern der Wirtschaft. Für die Zertifizierung ist der Zoll zuständig. Das Verfah-ren orientiert sich an jenem der EU. Antragsteller müssen anhand eines Fragebogens ein so genanntes Self Assessment vornehmen. Der Zoll prüft dann, ob die Kriterien für den AEO-Status erfüllt sind. Nach Möglichkeit werden andere Zertifikate, wie z.B. ISO 2800�, berücksichtigt. Der Zoll führt bei den zertifi-zierten Unternehmen Nachprüfungen durch. Werden Unregelmässigkeiten entdeckt, erfolgt eine Neubewer-tung. Der Status wird gegebenenfalls vorübergehend ausgesetzt oder entzogen.

Weitere Infos: www.ezv.admin.ch > Zollinformationen Firmen > 24-Stunden-Regel

die Zulassungskriterien erfüllt, gilt als sicherer Partner des Zolls und wird deshalb als risikoarm eingestuft. AEOs unterliegen deshalb grundsätzlich weniger Kon-trollen als andere Wirtschaftsbeteiligte. Ausserdem sind AEOs berechtigt, bei den ab 20�� verlangten Vorabanmeldungen einen reduzierten Datensatz abzugeben.

Lohnt sich der Aufwand für den Erwerb des AEO-Status für die Unternehmen?Die Vorabanmeldung im Warenverkehr mit Nicht-EU-Staaten ist für die Firmen mit mehr Aufwand verbun-den. Wer von den Erleichterungen des AEO-Status’, der Teil des Güterverkehrsabkommens ist, profitieren will, muss Sicherheitsmassnahmen nachweisen.

Stephan Mebold, AEO-Projektleiter bei der EZV

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wp. Wie viel Geld kann man eigentlich als Reisen-der bar in die Schweiz einführen?Hans Georg Nussbaum: Grundsätzlich unbeschränkt – und man muss es beim Zoll auch nicht anmelden. Im Gegensatz zu den Ländern der EU gibt’s in der Schweiz keine Deklarationspflicht für Devisen. Bei uns gilt das so genannte Auskunftssystem. Das heisst, Reisende müssen auf ausdrückliche Befragung hin Auskunft erteilen, ob sie Barmittel von mindestens �0’000 Franken mit sich führen.

Muss jemand, der z.B. mit 1 Mio. Franken in die Schweiz einreisen will, damit rechnen, dass der Schweizer Zoll den Steuerbehörden des Her-kunftslandes Meldung macht?Personen, die mindestens �0’000 Franken ein- oder ausführen, werden in einem separaten Informations-system erfasst – auch wenn kein Verdacht besteht. Eine automatische Meldung des Schweizer Zolls an die Steuerbehörden des Herkunftslandes ist nicht vorgesehen und auch nicht zulässig. Zugriff auf die Daten haben ausschliesslich die zuständigen Mitar-beitenden der EZV und der Bundeskriminalpolizei. Besteht ein Verdacht, melden wir dies der Polizei. Kürzlich hat die Grenzwache eine Person an der Gren-ze angehalten, die mit 200’000 Euro einreisen wollte. Als im Kofferraum Waffen entdeckt wurden, hat die Grenzwache die Polizei eingeschaltet.

Der Zoll hatte schon früher das Recht, Reisende nach Barmitteln zu befragen. Was hat sich mit der neuen Verordnung geändert?Bei einem Verdacht haben wir schon immer die Polizei beigezogen. Neu ist, dass wir die Reisenden ausdrücklich nach Barmitteln befragen dürfen. Und die Reisenden sind – mit gewissen Einschränkungen – verpflichtet, Auskunft zu erteilen. Gibt jemand an, er habe 5000 Franken dabei, und wir stellen dann fest, dass es 50’000 Franken sind, kann die Person entweder der Polizei übergeben oder mit einer Busse belegt werden.

Was ändert sich für das EZV-Personal?Nicht viel. Wir setzen die neuen Bestimmungen im Rahmen der bisherigen Kontrollen um. Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung sind Straftatbestände nach Strafgesetzbuch. In solchen Fällen mussten wir schon immer die Polizei einschalten.

Recht: Grenzüberschreitender Barmittelverkehr

«Bei Verdacht schalten wir die Polizei ein»Auf den 1. März 2009 ist die Verordnung über die Kontrolle des grenzüber-schreitenden Barmittelverkehrs in Kraft getreten. Damit soll der Zoll besser gegen Geldwäscherei und die Finanzierung von Terrorismus vorgehen kön-nen. Forum Z. hat mit Hans Georg Nussbaum, Chef des EZV-Rechtsdienstes, über die neuen Bestimmungen gesprochen.

Was passiert mit den Informationen, die der Zoll von den Reisenden erhält?Der Zoll speichert die Daten fünf Jahre lang im er-wähnten Informationssystem und wertet sie regelmäs-sig aus.

Welche Vorkehrungen sollen Reisende treffen, die mehr als 10’000 Franken mit sich führen?Die Leute müssen sich bewusst sein, dass sie bei einer Zollkontrolle nach dem Verwendungszweck des Geldes befragt werden können. Sie sollten begrün-den, weshalb sie das Geld nicht bargeldlos transferie-ren, und sie sollten belegen können, woher das Geld stammt.

Dossiers

Hans Georg Nussbaum,

Leiter des EZV-Rechtsdienstes

Mit der Verordnung über die Kontrolle des grenzüberschrei-

tenden Barmittelverkehrs ist der Zoll berechtigt, Personen

über mitgeführte Barmittel in der Höhe von mindestens

�0’000 Franken zu befragen. Wer befragt wird, ist verpflich-

tet, Auskunft zu erteilen über: seine eigene Person sowie die

Höhe des Betrags, den Verwendungszweck und die Person,

welcher die Barmittel gehören. Als Barmittel gelten Bargeld,

übertragbare Inhaberpapiere, Aktien, Obligationen, Schecks

und ähnliche Wertpapiere.

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Mit dem Grossprojekt e-dec Export und der Ab-lösung der vereinfachten Ausfuhrregelung (VAR) wird sich das Umfeld für unsere Mitglieder in der Speditionswelt erneut verändern, aber diesmal sind vor allem unsere Kunden, sprich Exporteure, an der Reihe. Die e-dec-Plattform ist seit der Einführung von e-dec Import bei den Spediteuren und Zollagenten

Forum Z.-Gast: Felix Gremminger, Vorsitzender der Zollkommission, Spedlogswiss

e-dec: «Make or Buy»?Als Vorsitzender der Zollkommission von SPEDLOGSWISS kann ich auf eine langjährige und spannende Zusammenarbeit mit dem Schweizer Zoll zurückblicken. Die vielen Projekte der letzten Jahre haben unsere Branche stark gefordert, und es stehen noch weitere, einschneidende Verände-rungen an.

sinnvoll, denn die Anforderungen an das eigene Per-sonal, welches gegenüber dem Zoll nun direkt als De-klarant auftreten müsste, ist nicht zu unterschätzen.

Das Problem wird sich verschärfen, wenn nach den �’000 bisherigen VAR-Nutzern auch die übrigen �5’000 Exporteure über e-dec Export abgehandelt werden sollen. SPEDLOGSWISS hat dafür bereits eine Antwort: das SPEDLOGSWISS DATACENTER. Der Ver-band hat eine elektronische Plattform für das Austau-schen von Speditionsaufträgen in Betrieb genommen. Verlader können dort entweder ihre Daten hinsenden oder über ein Web-Tool die Aufträge eingeben. Auf der anderen Seite erhalten unsere Mitglieder diese Daten direkt im gewünschten Format, so dass sie dann automatisch in das entsprechende Spediteur-System eingelesen werden können. Mit dem neuen DATACENTER sind die kleinen und mittleren Expor-teure in der Lage, die Sendungsdaten samt Beilagen bequem an ihren Dienstleister zu übermitteln, welcher dann für sie die Ausfuhranmeldung in e-dec vor-nimmt. Durch die Erfassung der Daten beim Exporteur werden Fehler und Doppelspurigkeiten minimiert und eliminiert.

Als Spediteure und Zollagenten sind wir auf Verzol-lungen spezialisiert und haben uns daher bereits sehr intensiv mit dem neuen Ausfuhrsystem auseinander gesetzt. Unsere EDV-Systeme wurden entsprechend angepasst und das Personal geschult. In Zusammen-arbeit mit dem Zoll haben wir verschiedene Schu-lungs- und Informationsveranstaltungen in der ganzen Schweiz durchgeführt. Die Mitglieder von SPEDLOG-SWISS sind bereit, die Exportwirtschaft zu beraten und zu unterstützen.

e-dec Export kennt nur noch die elektronische Veran-lagungsverfügung. Das Handling und die Archivierung des digitalen Ausfuhrnachweises sind problematisch und in den einzelnen Arbeitsschritten noch nicht rest-los geklärt. Auf Anregung von SPEDLOGSWISS und economiesuisse suchen die Zoll- und die Steuerverwal-tung zurzeit nach einer einfacheren Lösung.

Dank der guten Zusammenarbeit zwischen dem Schweizer Zoll und SPEDLOGSWISS können solche grossen Projekte für die Wirtschaft viel besser umge-setzt und erfolgreich abgeschlossen werden. Die gute Kommunikation ist uns als Dienstleister «auf der an-deren Seite des Schalters» sehr wichtig. Ich bedanke mich für die wertvolle Zusammenarbeit.

Felix Gremminger ist Vorsitzender der Zollkommission bei

SPEDLOGSWISS. Der Verband der international tätigen Spedi-

tions- und Logistikunternehmen ist verkehrsträgerneutral und

repräsentiert rund 95% der Schweizer Speditionsbranche.

bereits «tägliches Brot». Neu werden aber auch die Exporteure auf der e-dec-Plattform zu Akteuren. Für viele dieser exportorientierten Unternehmen stellt sich heute die Frage des «Make or Buy», also ob die Ausfuhranmeldung selber mittels neuer Software gemacht werden soll, oder ob man die gesamte Zolldienstleistung nicht einfacher einkaufen will. Für kleine und mittlere Exportfirmen ist das Outsourcing

Die Mitglieder von SPEDLOGSWISS sind bereit, die Exportwirtschaft zu beraten und zu unterstützen.

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sw. Kommen in diesem Jahr neue Aufgaben aus der internationalen Zollwelt auf die EZV zu? Andrea Canonica: Dieses Jahr packen wir gleich mehrere neue Missionen an. So sind wir im Juli dem Regional Intelligence Liaison Office for Western Euro-pe, kurz dem RILO WE, beigetreten. Das ist eines von elf weltweiten Regionalbüros. Wir sind Mitglied beim Regionalbüro in Köln, welches beim dortigen Zoll-kriminalamt stationiert ist. Weiter gehört die Justiz- und Polizeimission der EU nun ebenfalls zu unseren Aufgaben.

Welche Aufgaben erfüllen Mitarbeitende der EZV beim Regionalbüro RILO WE in Köln? In Köln arbeiten acht Experten aus verschiedenen Ländern. Ihre Hauptaufgabe ist, den Schmuggel zu bekämpfen. Die Fachleute erstellen regionale Lage-bilder, Situationsberichte und führen Analysen durch. Im Juli hat ein Zollexperte den Einsatz angetreten und wird für mindestens ein Jahr dort bleiben.

Wie können wir uns die Arbeit vorstellen – was macht unser Zollexperte vor Ort? Unser Mitarbeiter wird ebenfalls im Bereich der Schmuggelbekämpfung mitwirken. Gleichzeitig ist er unsere nationale Verbindungsperson. Der Schweizer Zollexperte vertritt die Interessen der Eidg. Zollverwal-tung beim Regionalbüro und den anderen Mitglieds-ländern. Sein Wissen ist dort sehr gefragt. Unser Experte hilft weiter bei Strafverfolgungsaktivitäten der Zollbehörden mit oder bereitet Trendanalysen vor.

Und wie sieht der Einsatz der Zollverwaltung im Kosovo aus? Der Rat der EU hat die Notwendigkeit dieser Missi-on bekräftigt. Die Mission heisst EULEX – das steht für European Union Rule of Law Mission in Kosovo. Die europäischen Länder sollen der kosovarischen Regierung helfen, einen Rechtsstaat aufzubauen. Die Mission hat zum Ziel, die Arbeitsweise der lokalen Po-lizei und Grenzpolizei den internationalen Standards anzupassen. Neben den EU-Staaten beteiligen sich auch die USA, Kanada, Norwegen, die Türkei, Kroatien und auch die Schweiz. An der Mission sind total über �500 internationale Experten beteiligt; für die Mission arbeiten Polizisten, Richter, Anwälte und Zollfachleute.

International

«Jede Mission ist eine Heraus-forderung»In dieser Ausgabe von Forum Z. erklärt der Chef des Dienstes Internatio-nale Angelegenheiten, Andrea Canonica, welche neuen Aufgaben die EZV im internationalen Umfeld wahrnimmt. Zudem erzählt der Grenzwächter Daniel Bader von seinem Einsatz im Kosovo und gewährt Einblick in seinen spannenden Berufsalltag.

Sie beraten und überwachen die lokalen Autoritäten, zusätzlich bilden sie die dortigen Mitarbeitenden aus.

Was bedeuten diese neuen Missionen für die EZV?Jede Mission bedeutet eine Herausforderung. Das internationale Engagement ist sehr wichtig. Die Mitarbeitenden der EZV, zolltechnisches und Grenz-wacht-Personal, erhalten die Gelegenheit, sich für eine Mission im Ausland zu bewerben und mit ihren Kenntnissen bei Projekten mitzuwirken. Ein solcher Einsatz ist eine wertvolle Erfahrung – beruflich wie auch privat. Deshalb mein Appell: Für alle Mitarbei-tenden der EZV lohnt es sich, die Ausschreibungen regelmässig zu lesen. Gerne nehmen wir die Bewer-bungen entgegen!

Daniel Bader hat die Herausforderung angenom-men: Der Grenzwächter absolviert im Rahmen der Mission EULEX einen Auslandeinsatz im Koso-vo, Arbeitsplatz ist der Flughafen in Pristina. Als Experte kontrolliert er Reisedokumente und Visa. Er berät seine kosovarischen Kollegen und bildet sie nötigenfalls weiter. Für Forum Z. beschreibt Daniel Bader einen typischen Tag bei seiner Ar-beit und schildert die Lage im Kosovo:

Auf dem Flughafen stehen Maschinen der Flugge-sellschaften Swiss, Hello und Edelweiss. Die vielen Schweizer Maschinen lassen auf den regen Reisever-kehr zwischen dem Kosovo und der Schweiz schlies-sen. Dies bestätigt die Statistik: 2008 hatten rund 60% aller zivilen Flüge die Schweiz als Reiseziel. Dies bedeutet etwa 800’000 Reisende mit Ziel Zürich, Genf oder Basel. Hoffnung Migration Die Migrationsbewegungen kann ich verstehen und nachvollziehen. Viele Familien im Kosovo sind auf finanzielle Hilfe von Angehörigen im Ausland an-gewiesen. Hilft dies nicht mehr weiter, scheint die Option der Auswanderung als letzter Ausweg. Leider manchmal auch auf illegale Weise. So wie in diesem Fall: Zwei Erwachsene mit zwei Kindern haben bei der Passkontrolle angegeben, sie seien eine Familie und hätten ihre Angehörigen im

Andrea Canonica

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Forum Z. 2/2009 Dossiers

Kosovo besucht. Nun wollten sie an ihren Wohnsitz in die Schweiz zurück kehren. Mein Kollege, Grenzpo-lizist Bastri Krasniqi, führte bei der Passkontrolle eine Routinebefragung durch*. Er prüfte die vorgelegten Reisedokumente auf mögliche Fälschungsmerkmale. Seinen geschulten Augen ist nichts aufgefallen. Jedoch machte ihn das Verhalten des angeblichen Vaters stutzig. Während der ganzen Zeit sprach dieser mit dem sechsjährigen Jungen. Das Kind reagierte aber nicht auf die Worte. Bastri Krasniqi war sich sicher, dass etwas nicht stimmen konnte. Er rief den Schichtführer, Fatmir Namani, und den Dokumen-

der Schweiz gekommen. Doch dann habe ihr Ehe-mann eine andere Frau geheiratet. Seine Familie im Kosovo hatte in seiner Planung keinen Platz mehr. Als allein erziehende Mutter kleiner Kinder ohne Einkom-men sieht ihre Zukunft düster aus. Die organisierte Kriminalität nutzt solche Schicksale skrupellos aus. Die Schlepper haben der Frau eine bessere Zukunft und das Leben zusammen mit ihrem Ehemann vorgegaukelt. Sie hatten ihr versprochen, sie würden ihr die Reisedokumente und auch die nötigen Aufenthaltsbewilligungen beschaffen. Die Hoffnung lässt die Frau die horrenden Preise für die vermeint-liche Reise ins Glück bezahlen. Dass sich die Mutter dafür verschulden musste, nahm sie billigend in Kauf.

Gute Zusammenarbeit zwischen dem Kosovo und der SchweizIm beschriebenen Fall konnte die Justiz eine ganze Gruppierung der Strafverfolgung zuführen. Mehrere Mittelsmänner konnten durch die Aussagen identifi-ziert und verhaftet werden, und auch der angebliche Ehemann, also der Schlepper, ist in Untersuchungshaft gekommen. Für ihn wartet nach Abschluss des Ver-fahrens im Kosovo das nächste. Da er die Reisedoku-mente seiner eigenen in der Schweiz lebenden Familie missbrauchte, werden sich die Strafverfolgungsbehör-den in der Schweiz der Sache ebenfalls annehmen. Ein erfreuliches Resultat der guten Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern. Die Erfahrung und das Fachwissen von Bastri Krasniqi und seinen Kollegen haben auch «Schweizer Wurzeln». Die Ausbildung der Kosovo Police wurde durch die UNO-Polizeimission UNMIK sichergestellt, dabei waren über mehrere Jahre auch Schweizer Grenzwächter als Ausbildner tätig. Diese Ausbildung begann 2002 unter der Schirmherrschaft der UNMIK mit den Grundelementen der Passkontrolle, so wie sie auch Grenzwächter in Liestal in der Grundausbildung erlernen.

Ein weiterer Schritt zum funktionierenden Rechts-staatFür Bastri Krasniqi und seine Kollegen ist die EU-Prä-senz im Kosovo ein weiterer Schritt in eine bessere Zu-kunft. Wenn man sich vor Augen führt, wo das Land vor zehn Jahren in den Wirren des Krieges stand, sind die erreichten Fortschritte beachtlich. Zweifelsohne ist der Weg zu einem stabilen, lebensfähigen und funk-tionierenden Rechtsstaat noch nicht abgeschlossen, aber die grössten Hindernisse sind überwunden. Mit der Rückkehr der Stabilität in die Region kann sich das junge Land auf den Weg als Teil von Europa machen.

*Namen von der Redaktion geändert

Das Können von Daniel Bader (Mitte) ist gefragt. Als Experte berät und unterstützt er seine

kosovarischen Kollegen.

tenberater, Shukri Sejdiu, hinzu. Sie sollten bei den Abklärungen helfen. Die beiden erfahrenen Polizisten gehören seit Anfang zur Kosovo Police und sind seit zehn Jahren im Dienst. Die Polizisten entschieden sich, die beiden Erwachsenen getrennt voneinander über ihren Aufenthalt zu befragen. Die beiden Reisenden widersprachen sich in ihren Aussagen und schon nach wenigen Minuten kam die Wahrheit ans Licht. Der Mann, E.B, ist nicht der Vater der Kinder, sondern ein Schlepper. Er hatte der Frau versprochen, sie und ihre zwei kleinen Kinder in die Schweiz zu bringen.

Einblicke in die RealitätDiese Geschichte zeigt einen Teil der Realität. Die Frau wollte mit ihren beiden Söhnen in die Schweiz reisen, wo sich ihr Ehemann seit mehreren Jahren aufhält. Anfänglich sei noch Geld vom Familienoberhaupt aus

«Die organisierte Kriminalität nutzt solche Schicksale skrupellos aus. Die Schlepper haben der Frau eine bessere Zukunft und das Leben zusammen mit ihrem Ehemann vorgegaukelt.»

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Die Mitarbeiten der EZV erhalten mit einem Aus-landeinsatz die Möglichkeit, ihr Fachwissen zu vermitteln und auch zu erweitern. Doch wie sieht es mit der Nachfrage seitens Personal aus?

Jeder achte Mitarbeitende mit einer zolltechnischen Laufbahn könnte sich einen Einsatz im Ausland vorstellen. Dies hat eine Umfrage ergeben, die vom Dienst internationale Angelegenheiten durchgeführt worden ist. Der Fragebogen war während zwei Mona-ten online verfügbar, die Zielgruppe war das zolltech-nische Personal.

«Rekrutierungspotenzial kann verbessert wer-den»Insgesamt haben �72 Personen den Fragebogen retourniert. Dies entspricht einer Rücklaufquote von

Prozentuale Nennungen der gewünschten Einsatzdauer Basis: Total 27� Nennungen

Prozentuale Auswertung der angegebenen geografischen Prioritäten

knapp ��% des Personals, welches sich einen Einsatz vorstellen kann. «Dieses Rekrutierungspotential ist im Quervergleich zu anderen Berufsgruppen eher überdurchschnittlich und zufriedenstellend, kann aber bestimmt noch verbessert werden» erklärt Christoph Gygax, Fachexperte vom Dienst Internationale Ange-legenheiten. Die meistgenannte Einsatzdauer ist «bis 6 Mo-nate». «Wir hatten einen Run auf so genannte Short-Term Engagements erwartet», räumt Christoph Gygax ein. Auch ermittelt wurde, in welchem geografischen Teil der Welt die Zöllnerinnen und Zöllner ihren Einsatz absolvieren möchten. Westeuropa und Nordamerika stehen zuoberst auf der Prioritätenliste. Hoch im Kurs sind aber auch Lateinamerika, Zentralasien sowie Ost- und Südeuropa.

Die Zöllnerinnen und Zöllner haben verschiedene Länder zur Auswahl – Auslandeinsätze sind in fast allen Kontinenten möglich.

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Erwin Hurni wird Vorsitzender des Ausschusses für das Harmonisierte System der Weltzollorganisation WZO

Eine grosse Ehre für die SchweizErwin Hurni, Stab Abteilung Zolltarif, ist Vorsitzender des Ausschusses für das Harmonisierte System HS der Weltzollorganisation. In zwanzig Jahren ist es das zweite Mal, dass eine Vertretung der Schweiz in diese Position gewählt wurde. Von Peter Krauer, OZD.

umfangreichen Vorschlages der Food and Agriculture Organization der UNO (FAO) zur Neuordnung des HS innerhalb gewisser Agrarkapitel. Dank seiner umsich-tigen Verhandlungsführung konnte trotz grossem Widerstand einzelner Delegationen ein Kompromiss gefunden werden.

Mehr Informationen: www.wcoomd.orgDas internationale Übereinkommen über das Harmo-nisierte System zur Bezeichnung und Codierung von Waren (SR 0.632.11) ist seit 1. Januar 1988 in Kraft und wurde von 137 Staaten unterzeichnet.

Anlässlich der Sitzung vom März 2008 haben die Delegierten des Ausschusses für das Harmonisierte System (HS) Erwin Hurni aus dem Stab der Abteilung Zolltarif zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Nach zwei er-folgreich geführten Sitzungen wurde er im März 2009 für ein weiteres Jahr in seinem Amt bestätigt.

Die Wahl kann als besondere Wertschätzung der Person von Erwin Hurni angesehen werden, der bereits seit �997 an den Sitzungen des Ausschusses teilnimmt. Das Amt bedeutet auch eine grosse Ehre für die Schweiz, ist es doch erst das zweite Mal in der über 20-jährigen Geschichte des HS, dass ein Schwei-zer den Vorsitz in diesem wichtigen Gremium innehat. Der Ausschuss für das Harmonisierte System trifft sich zweimal jährlich in Brüssel. Von den ��7 Mitgliedslän-dern des HS nehmen jeweils etwa 70 an den Sit-zungen teil. Zu den Hauptaufgaben des Ausschusses gehören – neben der Betreuung des HS – die Ausar-beitung von Erläuterungen und Einreihungsavisen. Arbeitssprachen sind Englisch und Französisch.

Manchmal braucht es Fingerspitzengefühl Die Übernahme der Präsidentschaft erfolgte in einer entscheidenden Phase der Verhandlungen über die 5. Revision des HS. In den beiden vergangenen Sitzungen galt es, die Änderungsvorschläge zu ver-abschieden und in eine Empfehlung zuhanden des Zollrates zu überführen. Besonderes Fingerspitzenge-fühl brauchte Erwin Hurni bei der Behandlung eines

Die Weltzollorganisation

(WZO) ist aus dem �952

gegründeteten Customs

Co-operation Council (CCC)

entstanden und hat ihren

Sitz in Brüssel. Als intergou-

vernementale Organisation

deckt sie sämtliche Belange

des Zollwesens ab (u.a. HS,

Zollwert, nicht präferenzielle

Ursprungsregeln, Zollver-

fahren und -sicherheit). Die

Mitgliederzahl beträgt �74.

Erwin Hurni freut sich über seine Wahl zum Vorsitzenden des

Ausschusses.

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«Spieglein, Spieglein, sag uns, wer ist… die Genaus-te?» Das ist im Wesentlichen die Frage, die sich die schweizerische und marokkanische Delegation stellte, bevor sie mit dem Vergleich der Statistiken startete. Der internationale Warenaustausch ist systembe-dingt Gegenstand einer doppelseitigen Erfassung, einmal beim Export- und einmal beim Importland. In der Theorie müssen die schweizerischen Ausfuhren nach Marokko den marokkanischen Einfuhren aus der Schweiz entsprechen – und umgekehrt. Diese theoretische Übereinstimmung ist der Ausgangspunkt für die Erstellung von Spiegelstatistiken. Obwohl die internationalen Empfehlungen der UNO die Vergleichbarkeit der Daten anstreben, sind Verzerrungen unvermeidlich. Die Wertangabe gemäss FOB-Klausel (Free On Board) bei der Ausfuhr und CIF (Costs, Insurance, Fright) bei der Einfuhr ist ein Schulbeispiel. Der Wert einer schweizerischen Ausfuhr nach Marokko wird an der Schweizer Grenze ermittelt, während der Einfuhrwert an der marok-kanischen Grenze bestimmt wird. Andere Ursachen werden ebenfalls häufig genannt; wie der Einfluss des Wechselkurses, die geringere Qualität der Exportdaten sowie die zeitliche Verzögerung zwischen dem Da-tum, an welchem die Ware das Land verlässt (z.B. im Dezember) und jenem, an welchem diese im anderen Land eintrifft (z.B. im Januar).

Aussenhandel

Spiegelstatistik zwischen der Schweiz und MarokkoUnter Leitung der EFTA haben die Schweiz und Marokko kürzlich eine Spie-gelstatistik durchgeführt. Deren Ziel besteht darin, die bilateralen Aussen-handelsstatistiken zu vergleichen. Für unser Land war es die erste Überprü-fung dieser Art. Eine kleine Übersicht über die wichtigsten Unterschiede und Erklärungen. Von Sébastien Dupré, Aussenhandelsstatistik, OZD.

Die schweizerischen Ergebnisse sind immer nied-riger als die marokkanischen Unsere Einfuhren aus Marokko zeigen nach Kon-vertierung der CIF- in FOB-Daten eine unter schwei-zerischen und marokkanischen Gesichtspunkten ähnliche Entwicklung. Die beiden Statistiken weisen eine durchschnittliche jährliche Differenz zwischen 2 (2004) und �� Mio. Franken. (2006) aus. Im Durch-schnitt liegt sie bei �2 Mio. Franken, das heisst �0% des schweizerischen Werts. Bedeutende Tatsache: Die schweizerische Quelle liefert systematisch tiefere Ergebnisse. Bei den Ausfuhren weichen die schweizerischen und marokkanischen Daten beträchtlich voneinander ab. So differieren sie durchschnittlich um 50 Mio. Franken, dass heisst 25% des schweizerischen Werts. Im Jahr 200� war die Abweichung mit �0� Mio. Franken am grössten, zumal die Schweiz Ausfuhren von nur �59 Mio. Franken auswies. Mit Ausnahme des Jahres 2006 lagen auch hier die schweizerischen Ergebnisse immer unter jenen der marokkanischen. Diese Abweichungen sind jedoch irreführend und unterschätzen die Realität, da sich die positiven (er-fasster Wert gemäss schweizerischer Statistik grösser als in marokkanischer) und negativen Differenzen (erfasster Wert gemäss marokkanischer Statistik grösser als in der schweizerischen) gegenseitig kom-pensieren. Auf Basis der Detaildaten je Produkt und nach Ausklammerung der Vorzeichen ergeben sich Unterschiede von insgesamt 294 Mio. Franken bei der Ausfuhr gegenüber �78 Mio. Franken bei der Einfuhr. Das heisst, eineinhalb Mal (!) den durch die Schweiz ausgewiesenen Wert.

Edelmetalle und elektrische Maschinen stark betroffenDie Abweichungen konzentrieren sich auf eine geringe Anzahl von Produkten. Einfuhrseitig sind es vor allem die Edelmetalle und Münzen (Kapitel 7�), gefolgt von Uhren (9�) sowie den elektronischen Ma-schinen (85). In den beiden erstgenannten übertref-fen die marokkanischen Ergebnisse systematisch die schweizerischen, während es sich bei letztgenannten genau umgekehrt verhält. Bei der Ausfuhr setzen sich die am stärksten betroffenen Produktgruppen aus Tabak (Kapitel 24), Edelmetallen und Münzen (7�) sowie elektrischen Maschinen (85) zusammen. Für all diese Waren wird in unseren Statistiken allgemein

�00

250

200

�50

�00

50

0

Schweiz – Marokko: Entwicklung des Handels und Unterschiede

2002 200� 2004 2005 2006 2002 200� 2004 2005 2006

Importe Exporte

Mio

. CH

F

gem. Statistik Marokko

gem. Statistik Schweiz

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Forum Z. 2/2009 Dossiers

ein kleineres Handelsvolumen ausgewiesen als in den marokkanischen.

Erklärungen für die UnterschiedeDie Studie – die bis zu 90% der Abweichungen im Export und bis zu zwei Drittel im Import zu erklären vermag – identifiziert begriffliche und methodolo-gische Ursachen sowie Fehler. Die vier Hauptfaktoren sind:– Ausschluss von Silber und Gold in Barren sowie

von Münzen in der Schweiz. Diese Ursache erklärt die Gesamtheit der Unterschiede in Kapitel 7� und ist die Hauptquelle der Abweichungen zwischen den schweizerischen und marokkanischen Ergeb-nissen.

– Schweizerische Definition des Erzeugungslands.Bei der Einfuhr verwendet die Schweiz den Begriff Erzeugungsland, der von jenem des Ursprungs-lands abweichen kann. Zirkulieren marokkanische Produkte (Textilien und Olivenöl) zollrechtlich frei in einem Drittland (Frankreich, Italien oder Spanien), so betrachtet die schweizerische Statistik dieses als Erzeugungsland.

– Fehler in der Landangabe. Es kommt häufig vor,dass das Ursprungsland beim Import oder das Bestimmungsland beim Export falsch angegeben ist. In der schweizerischen Statistik wurde bei der Ausfuhr von Zigaretten ein «Transitland» (Belgien bzw. die Niederlande) angegeben, obwohl das Endbestimmungsland (in diesen Fall Marokko)

zum Zeitpunkt des Versands bekannt war. Auf der anderen Seite führt die marokkanische Statistik manchmal das Land der Rechnungsstellung anstelle des Ursprungs- oder des Bestimmungslandes an. Aufgrund der vielen Handelsgesellschaften, die ih-ren Sitz in der Schweiz haben, ist unser Land davon besonders betroffen.

– Fehler in der Warenangabe. Die Fehler welche dieProdukte betreffen, sind oft im selben Kapitel zu finden. Als folgenschwer erweisen sich aber die kapitelübergreifenden Irrtümer. So betrachtete Ma-rokko zum Beispiel elektrische Mikroverbindungs-stücke (Kapitel 85) als Uhrenteile (9�).

Nutzen der SpiegelstatistikSpiegelstatistiken sind ein leistungsfähiges Werkzeug zur Verbesserung der Datenqualität in der Aussenhan-delsstatistik. Sie erlauben es, systematische Probleme bei der Zollanmeldung durch schweizerische und ma-rokkanische Unternehmen zu identifizieren. Kontakte mit Letzteren verhindern, dass sich dieselben Fehler in Zukunft wiederholen. Darüber hinaus erlauben die gemachten Erfahrungen mit Marokko, ähnliche Unre-gelmässigkeiten mit anderen Partnern zu erkennen.Das Interesse an Spiegelstatistiken geht klar über die statistischen Aspekte hinaus. Einige Länder nutzen sie zur Aufdeckung von Betrügereien. Sie erweisen sich auch in den Verhandlungen zu den Freihandels-abkommen als sehr nützlich, weil sie die Struktur des bilateralen Warenaustausches besser aufzeigen.

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Verstehen Sie Tarif? Im Sommer ist Barbecue-Zeit! Wer mag sie nicht, die Grillparty in der Gartenlaube? Doch verstehen Sie auch wirklich was vom Fach und wissen, wie Ihnen die schönste Glut gelingt? Die Auswahl für Feuer-Pro-fis ist gross, die Möglichkeiten scheinen schier unbe-grenzt. Vielleicht hilft Ihnen ein Auszug aus Kapitel 44 von Tares weiter:

– Brennholz in Form von Rundlingen, Scheiten, Zwei-gen, Reisigbündeln oder in ähnlichen Formen; Holz in Form von Plättchen oder Schnitzeln; Sägespäne, Holzabfälle und Holzausschuss, auch zu Scheiten, Briketts, Pellets oder ähnlichen Formen agglome-riert (...)

– Holzkohle (einschliesslich Kohle aus Schalen oder Nüssen), auch agglomeriert (...) – Rohholz, auch entrindet, entsplintet oder zwei- oder vierseitig behauen (...)

In KürzeVier Schweizer Exportschlager im VergleichExport von Kaffee, Getränken, Käse und Schokolade, in Mio. Fr.; �999 bis 2008

In den vergangenen zehn Jahren sind die Ausfuhren der vier Produkte Kaffee, Getränke, Schokolade und Käse deutlich angestiegen. Besonders beeindruckend war die Zunahme bei den Getränken und beim Kaffee. Bei den Getränken wirkte die Eröffnung einer neuen Produktionsstätte für den Energy-Drink Red Bull massiv auf die Exportentwicklung. So stiegen die Lieferungen seit 2004 um das Sechsfache, das heisst, von 270 auf �625 Mio. Franken. Der Absatz

von Kaffee hat sich seit der Vermarktung der Nes-presso Kaffeekapseln stark erhöht: Innert drei Jahren wuchsen die Ausfuhren um fast das Vierfache auf � Mrd. Franken an. Die Exporte von Schokolade und Käse verzeichneten über die zehn Jahre hinweg einen ruhigeren Verlauf, konnten aber trotzdem ein Wachs-tum aufweisen. Die durchschnittliche Zunahme belief sich bei der Schokolade auf 6,2% und beim Käse auf �,6% pro Jahr.

1’300’000 Personen in 700’000 Personenfah-zeugen täglich die Schweizer Grenze überqueren.

Seit 35 Jahren Frauen beim Zoll und seit 20 Jahren beim GWK arbeiten.

1929 Treffer bei Abfragen im Schengener Informa-tionssystem durch das GWK im ersten Halbjahr 09 erzielt worden sind.

Rund 6000 Personen bis Ende Juni die Sonderaus-stellung zum Artenschutz im Zollmuseum im Tessin besucht haben. Die Ausstellung läuft dieses Jahr noch bis Mitte Oktober.

�800

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0�999 2000 200� 2002 200� 2004 2005 2006 2007 2008

Kaffee

Käse

Schokolade

Getränke

?«Wussten Sie, dass?» ?

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Forum Z. 2/2009 Aktuell

Fleisch und Wein im Haus verstecktDank einem Hinweis aus der Bevölkerung deckte die Zollfahndung einen Schmuggel mit Wein und Fleischwaren auf. Bei der Hausdurchsuchung fanden die Zollfahnder rund �00 Kilogramm Schinken, 460 Liter Wein und etwa 40 Kilogramm Würste. Der Mann hatte die Waren aus Portugal bezogen und über die Grenze gebracht, ohne diese anzumelden. Die Ermittlungen haben ergeben, dass der Beschuldigte in zwei Jahren insgesamt 49 Mal nach Portugal gereist war. In dieser Zeit hatte er ungefähr 650 Kilogramm Rohschinken und total über �000 Liter Rotwein ge-schmuggelt. Die betroffenen Abgaben betragen fast �5’000 Franken.

Schmuggelfahrten mit Wurst und MilchFünf Männer schmuggelten in zwei Jahren rund 42 Tonnen Wurstwaren und Milchprodukte. Sie hinterzo-gen dadurch Eingangsabgaben in der Höhe von rund �67’000 Franken. Der illegale Handel ist aufgeflogen, als zwei Grenzwächter auf einen schwer beladenen Kleintransporter aufmerksam wurden und diesen kontrollieren wollten. Der Fahrer ergriff die Flucht und liess das Fahrzeug stehen. Vier Männer kamen nach einiger Zeit zurück, um die Waren aus dem Fahrzeug zu schaffen. Die Kontrolle konnte nun stattfinden; die Grenzwächter fanden über eine Tonne Wurst- und Fleischwaren, rund 80 Liter Speiseöl, �88 Kilogramm Milchprodukte und �27 Kilogramm Textilien. Die Ermittlungen der Zollfahndung ergaben, dass es sich bei den Lebensmitteln und den Stoffen um Schmug-gelware handelte.

627 Mobiltelefone im Auto verstecktEin Autofahrer meldete am Grenzübergang an, er möchte Pneus und Felgen seines Autos verzollen. Die Grenzwächter kontrollierten das Auto und fanden in der Mittelkonsole des Fahrzeugs �5 Mobiltelefone. Bei der weiteren Durchsuchung kamen über 600 weitere Handys zum Vorschein, diese waren im Hohlraum des Reserveradkastens versteckt. Die Zollfahndung ermittelte, dass der Mann seit fast einem Jahr mit Mobiltelefonen gehandelt hatte. Die Geräte wurden in Deutschland gekauft und in Albanien verkauft. Der Beschuldigte war in dem Geschäft ein Zwischenhänd-

Strafsachen

Die Zollfahndung meldetler, das Geld für die Waren hatte er als Anleihe im Voraus erhalten. Die geschmuggelten Telefone haben einen Wert von rund 50’000 Franken. Mit Luxusuhren unterwegsEin Geschäftsmann aus dem Libanon wollte vier Luxus-uhren in die Schweiz importieren, ohne diese beim Zoll anzumelden. Die Uhren haben einen Wert von rund 500’000 Franken. Bei der Befragung gab er an, er habe drei der Uhren schon lange in seinem Besitz. Eine Uhr habe er für einen Kollegen mitgeführt, da diese in der Schweiz repariert werden sollte. Weiter erklärte der Reisende, dass er die Uhren in England gekauft und die Mehrwertsteuer bereits dort entrich-tet habe. Die Zollfahndung leitete eine Untersuchung ein und befragte den Mann über Details des Uhren-kaufs. Der Mann gab schliesslich zu, dass er die Uhren steuerfrei erstanden hatte. Der Libanese musste die rund 29’000 Franken an fälligen Abgaben begleichen und eine Busse von �0’000 Franken bezahlen.

Riesenschlangen geschmuggeltEin Mann versuchte zwei grüne Anakondas in die Schweiz zu schmuggeln. Als die Grenzwächter die Tiere entdeckten, schalteten sie die Zollfahndung und den kantonalen Tierschutzbeauftragten ein. Bei einer Hausdurchsuchung fanden die Behörden noch mehr Reptilien. Der beschuldigte Sammler hat zugegeben, insgesamt zwei Brillenkaimane und acht grüne Ana-kondas geschmuggelt zu haben. Die Untersuchung der Zollfahndung läuft noch.

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Forum Z. 2/2009 Aktuell

sw. Die Passagierströme nehmen im Juli markant zu. Von Januar bis Juni sind durchschnittlich rund �,8 Millionen Reisende im Flughafen Zürich unterwegs. Im Juli steigt die Zahl jeweils auf über zwei Millionen. Zoll und Grenzwache unterstützen sich gegenseitig, die Einsatzteams sind auf einander abgestimmt. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit der Flughafenpolizei. Die Spezialabteilung der Kantonspolizei Zürich über-nimmt die grenz-, verkehrs-, kriminal- und sicherheits-polizeilichen Aufgaben am Flughafen. Das heisst, dass im Flughafen Zürich, im Gegensatz zu den anderen Schweizer Flughäfen, nicht die Grenzwache, sondern die Polizei die Passkontrollen durchführt.

Schwere Delikte im VordergrundRund um und im grössten Flughafen der Schweiz gilt es, zahlreiche Zollaufgaben zu erfüllen, dies sowohl im Reise- als auch im Frachtverkehr. Das sind beispielsweise die Bekämpfung von Schmuggel und Markenpiraterie oder der Artenschutz. «Ein wichtiges Ziel, das wir uns gesetzt haben, ist die Bekämpfung des illegalen Betäubungsmittelschmuggels», sagt Heinz Widmer. Der Zollinspektor vom Zürich Flugha-fen erklärt, dass die Prioritäten klar seien. «Wir wollen diejenigen erwischen, die mit fünf Kilogramm Kokain im Koffer unterwegs sind.» Für den Zollinspektor ste-hen die schweren Delikte klar im Vordergrund. Selbst wenn die Passagierzahl in der Ferienzeit zunimmt,

Flughafen Zürich

Klare PrioritätenFerienzeit ist Reisezeit – in den Flughäfen herrscht Hochbetrieb. So auch im Flughafen Zürich. In den Monaten Juli, August und Oktober schnellt die Zahl der Passagiere in die Höhe. Welchen Mehraufwand bringt dies für Zoll und Grenzwache? Welche Aufgaben nimmt die Eidg. Zollverwaltung im Flug-hafen Zürich wahr? Forum Z. hat sich mit den Verantwortlichen im Einsatz getroffen.

operiert der Zoll mit gleich viel Personal wie sonst. Heinz Widmer sagt weshalb: «Die Risikolage bleibt gleich. Organisierte Schmuggler, die mit teuren Waren oder gar mit illegalen Betäubungsmitteln handeln, sind nicht vorwiegend in der Ferienzeit aktiv».

«Am Zoll kommt das grosse Aha-Erlebnis»In der Ferienzeit macht der Zoll bei den Gepäckkont-rollen vermehrt Aufgriffe. Erich Walt, Zollrevisor am Flughafen, kennt die Gründe: «Das Hauptproblem ist, dass vielen Passagieren die nötigen Informationen fehlen». Walt ist überzeugt, dass Reisende oft nicht wissentlich schmuggeln, sondern sich im Vorfeld nicht erkundigt haben. So würden bei Passagieren, die aus bestimmten Ländern kommen, regelmässig verbotene Souvenirs oder mehrwertsteuerpflichtige Artikel ge-funden. «Am Zoll kommt dann das grosse ‹Aha-Erleb-nis›, die Leute sind mit den Regeln wenig vertraut», so Walt weiter. Gerade kürzlich habe er bei einem Reisenden aus Brasilien frisches Rindfleisch im Koffer gefunden. Der Mann habe sich erstaunt gezeigt, dass das Fleisch nicht importiert werden dürfe und gab an, es sei nicht das erste Mal, dass er einen Leckerbissen mit nach Hause nehme. Mehr Passagiere bedeuten mehr Betrieb. So sind auf dem Gelände und um den Unique Airport etliche Last-wagen unterwegs, die Lieferungen mit Material und Lebensmittel zu den Flughafengebäuden oder direkt zu

Erich Walt weiss, dass sich

auch in der Ferienzeit regel-

mässig verbotene Mitbring-

sel in den Koffern befinden.

Viele Reisende schmuggeln, ohne es zu wissen.

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den Flugzeugen transportieren. «Wenn die Fahrzeuge das Gelände verlassen, liegt es in unserer Kompetenz zu kontrollieren, ob widerrechtlich Waren abtranspor-tiert werden», erklärt Postenchef Guido Gerig. Am Flughafen landen neben Linien- und Charter-flugzeugen täglich auch Business- und Privatflieger. In der Ferienzeit ist hier eine starke Zunahme spür-bar. An einem seperaten Zolleingang können die Geschäfts- und Ferienreisenden ihre Waren anmel-den. Auch hier öffnen die Grenzwächterinnen und Grenzwächter hie und da einen Koffer und prüfen, ob der Passagier nichts zu verzollen hat oder allenfalls illegale Waren mit sich führt. Aufgabe der Grenzwa-che ist es zudem, die Business- und Privatflugzeuge zu kontrollieren. Die Kontrollen sind analog zu denen im Strassenverkehr. «Wie in anderen Fahrzeugen können auch in einem Privatflugzeug Drogen ins Land ge-bracht werden», sagt Heinrich Schellenberg, Einsatz-leiter beim Grenzwachtposten Zürich-Flughafen.

Die Crew durchläuft dieselben Zollkontrollen In der Ferienzeit ist mehr Crew-Personal der Flug-gesellschaften im Flughafen unterwegs. Die Crew verlässt ihren Arbeitsort durch Dienstausgänge. Hier arbeiten Zoll und Grenzwache häufig zusammen. Die Mitglieder einer Crew durchlaufen dieselbe Zollkontrolle wie andere Flugpassagiere und müssen mehrwertsteuerpflichtige Mitbringsel anmelden. «Crewmitgliedern konnten schon massive Zoll- oder Mehrwertsteuervergehen nachgewiesen werden. Unter anderem fanden wir grosse Mengen Zigaretten, zur Einfuhr verbotenes Fleisch aus Südafrika oder iPods», so Heinrich Schellenberg. Im ganzen Flughafenareal werden unverzollte und unversteuerte Waren von immensen Wert umge-

Im Innern eines Privatflugzeugs kann Ware geschmuggelt werden, weiss Heinrich Schellenberg.

Die Grenzwache im Einsatz: Auch das Parkhaus ist Grenzregion.

schlagen. «Flughafenmitarbeiter oder Angehörige von Bauunternehmen können Waren an vielen Stellen illegal über die Zollgrenze bringen», zeigt Postenchef Gerig auf. Wichtig sei daher, die Kontrollen auf das ganze Gelände sowie auf alle Aus- und Eingänge auszudehnen. Guido Gerig unterstreicht die Notwen-digkeit der Kontrollen: «In den Parkhäusern und an deren Ausfahrten hatten wir schon einige Aufgriffe». Die Arbeit am Flughafen Zürich fordert Zoll und Grenzwache jeden Tag. Mit ihrem Einsatz tragen die Mitarbeitenden der Zollverwaltung dazu bei, die Sicherheit rund um den Flughafen zu erhöhen und verhindern, dass illegale Waren in die Schweiz ge-schmuggelt werden. Für die Einsatzteams am Flugha-fen ist eines jedoch klar: An Ferien ist bei ihrer Arbeit nicht zu denken.

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sw. Herr Meylan, seit 1. April sind Sie Komman-dant der Grenzwachtregion VI – welche Bilanz ziehen Sie nach den ersten Monaten? Claude Meylan: Ab Januar besuchte ich die Region VI einmal pro Woche, begleitet hat mich Victor Hedin-ger, Kommandant der Region VIII. Von meinem neuen Arbeitsumfeld hatte ich sofort einen guten Eindruck. Die Leute arbeiten motiviert und professionell. Ich wurde herzlich empfangen und fand ein eingespieltes Team vor. Ab �. April nahm ich mich dann meiner neuen Tätigkeit an. Mit der Umsetzung von Schengen im Flughafen Genf war alles neu. Doch meine Leute zeigten enormen Einsatz. Meine Bilanz: Es läuft gut, und es wird immer besser.

Welche Fähigkeiten muss eine Führungsperson mitbringen? Eine Führungsperson muss transparent handeln und ehrlich sein. Meiner Meinung nach muss ein Chef «Al-les» geben, Einsatz zeigen und mit guten Beispiel vor-angehen. In unserem Beruf ist es wichtig, nicht nur im Büro zu sitzen, sondern die Einsatzorte zu besuchen. Ein Chef soll auf die Leute zugehen und ein offenes Ohr für die Anliegen seiner Mitarbeitenden haben.

Fragebogen I: ausgefüllt von Claude Meylan, Kommandant Grenzwachtregion VI

«Vermehrt am gleichen Strang ziehen»

Was ist für Sie der grösste Erfolg Ihrer bisherigen Karriere? Ich war �� Jahre lang bei der Kantonspolizei Waadt. Ich habe es bei der Polizei vom Aspiranten zum Vize-kommandanten geschafft. Doch seit ich beim GWK arbeite, darf ich mich auch schon über einen grossen Erfolg freuen. Im Juni haben wir, zusammen mit dem zivilen Zoll, den Tag der offenen Tür organisiert. Wir hatten über �500 Besucher und Besucherinnen, das Interesse der Öffentlichkeit war gross.

Welches Ereignis Ihrer beruflichen Laufbahn hat sie besonders geprägt? Bei der Polizei hatte ich die Gelegenheit, alle sechs bis sieben Jahre die Abteilung zu wechseln. Jedes Mal bedeutete dies eine neue Herausforderung und lieferte Motivation. Der Ansporn war, in jedem Bereich neue Partnerorganisationen zu finden und die Abläufe zu optimieren. Ich profitiere noch heute von diesen Erfah-rungen und bin nach wie vor voller Tatendrang. Wenn ich bei der Polizei geblieben wäre, hätte ich Ende dieses Jahres in Pension gehen können. Doch dafür fühle ich mich noch zu jung, ich will meine Kenntnisse erweitern und meine Erfahrungen weitergeben.

Wo sehen Sie ihre Stärken und Schwächen? Ich denke, ich verfüge über eine natürliche Autorität. Das heisst, ich muss nicht schreien, um mir Gehör zu verschaffen. Eine Schwäche könnte sein, dass ich noch nicht über das «GWK-Wissen» verfüge, wie ich es möchte. Aber ich arbeite daran und werde es schaffen!

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Mitarbei-tenden? Mitarbeitende sollten direkt sein und sagen, was sie stört oder was ihnen gefällt. Ich wünsche mir, dass die Leute spontan und flexibel sind. Sehr wichtig ist mir auch, dass wir ehrlich miteinander umgehen.

Was sehen Sie bei Ihrer neuen Aufgabe als be-sondere Herausforderung und was möchten Sie unbedingt erreichen? Eine anspruchsvolle Aufgabe war, den Einsatz unserer Leute am Flughafen optimal zu organisieren. Rund �20 Grenzwächterinnen und Grenzwächter, die sonst im Gelände arbeiten, sind nun am Flughafen stationiert. Mein Ziel ist, dass ab �. Januar 20�0 alles einwandfrei läuft. Ausserdem will ich die Zusammen-arbeit zwischen Grenzwache und dem zivilen Zoll stärken. So können wir unsere Multifunktionalität steigern, immerhin sind wir ein und dieselbe Verwal-tung. Der Erfolg des Besuchstages in Genf hat mich in diesem Vorhaben bestärkt. Ich möchte, dass wir künftig vermehrt am gleichen Strang ziehen.

«Mir ist sehr wichtig, dass wir ehrlich miteinander umgehen.»

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Forum Z. 2/2009 Aktuell

sw. Herr Zehnder, seit 1. Juni sind Sie Komman-dant der Grenzwachtregion II – welche Bilanz ziehen Sie nach den ersten Wochen? Thomas Zehnder: Nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit über fünf Jahre beim damaligen Kommando im gleichen Gebäude als Chef Personelles und Ausbil-dung gearbeitet habe, sind mir Gesichter, Abläufe und Räumlichkeiten noch immer sehr bekannt. Ich fühlte mich schon fast wieder heimisch. Aus der Pri-vatwirtschaft habe ich mitgenommen, dass Einfach-heit enorm wichtig ist. Verantwortungs-Bekennungen statt Alibi-Unterschriften, Worte statt Texte und Personen statt Namen dürfen noch vermehrt einge-bracht werden.

Welche Fähigkeiten muss eine Führungsperson mitbringen? Sie müssen Mitarbeitende mögen. Nur dann wird direktes, persönliches Feedback auch akzeptiert – po-sitiv wie negativ. Pauschale, unpersönliche Fehlermel-dungen tragen nicht zu Qualitätssteigerungen bei. Sie müssen zudem die Mitarbeitenden kennen. Dies

Fragebogen II: ausgefüllt von Thomas Zehnder, Kommandant Grenzwachtregion II

«Eine Führungsperson muss die Mitarbeitenden mögen»

Was ist für Sie der grösste Erfolg Ihrer bisherigen Karriere?Interessant, dass Sie nicht nach Misserfolgen fragen, denn aus Misserfolgen habe ich deutlich mehr gelernt als aus Erfolgen. Persönlich darf ich meine Zeit als Ver-waltungsrat eines Fachhochschul-Institutes als grossen Lernerfolg bezeichnen. Ich war am Aufbau dieses Institutes beteiligt und wir konnten – trotz Rückschlä-gen – bereits im ersten Betriebsjahr deutlich bessere Zahlen erreichen als budgetiert.

Welches Ereignis Ihrer beruflichen Laufbahn hat sie besonders geprägt? Das Ereignis gibt es nicht. Es sind die Kontakte zu verschiedenen Persönlichkeiten, die meine Laufbahn immer wieder prägten. Berufsleute, Managertypen, Führungspersönlichkeiten und Machtleute haben mir meine eigene «Note» gegeben. Ich habe dabei auch meine Grenzen ausgelotst, mir bewusst gemacht, was ich wirklich will und was auch nicht.

Wo sehen Sie ihre Stärken und Schwächen? Ich will keine Schlagworte erwähnen, aber ich sage Ihnen gerne, was mir im vergangenen Jahr gut gelang und wo ich eben weniger erfolgreich war. So konnte ich in einer Unternehmung die Personalfluktuation massiv senken. Hingegen habe ich mir in der Finanz- und Betriebsbuchhaltung mehr Qualitätssteigerung erhofft.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Mitarbei-tenden? Ich möchte offene Mitarbeitende, die – in allem Anstand – Vorschläge statt Vorwürfe einbringen, die mit gesundem Menschenverstand handeln und sich auch mal von «eingebrannten» Einstellungen oder Vorstellungen lösen können. Ich schätze sehr, wenn Mitarbeitende Flexibilität an den Tag legen und auf ih-rem Karriereweg den Horizont durch unterschiedliche Tätigkeiten oder Einsätze erweitern.

Was sehen Sie bei Ihrer neuen Aufgabe als be-sondere Herausforderung und was möchten Sie unbedingt erreichen? Der Umstand, eine Unternehmung im Schichtbetrieb an diversen Standorten zu führen, hebt sich gegen-über vielen anderen Betrieben als besondere Her-ausforderung ab. Dabei gilt es, Mitarbeitende auch über örtliche und zeitliche Distanz immer wieder für Topleistungen zu animieren. Unsere Grenzwachtre-gion soll für die Bevölkerung eine Organisation sein, die sie nicht missen will, bei der sie weiss, dass der «Franken» richtig investiert ist.

«Unsere Grenzwachtregion soll für die Bevölkerung eine Organisa-tion sein, die sie nicht missen will, bei der sie weiss, dass der ‹Fran-ken› richtig investiert ist.»

erlaubt ein individuelles Fordern und Fördern, erhöht damit die Arbeitszufriedenheit und führt schlussend-lich zu gutem Output.

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Bereits im Frühling nahmen die Anfragen von Bür-gerinnen und Bürger aus der Nordwestschweiz zu. Viele Reisende erkundigten sich bei der Grenzwache Basel über die Zollvorschriften. Aber auch aus dem benachbarten Elsass und Baden-Württemberg gingen Anfragen ein. Dabei haben wir festgestellt, dass es sich nicht nur um Fragen zu Warenvorschriften im Reisendenverkehr, sondern auch um solche zu Aus-weisen handelt. In vielen Fällen wollten die Anrufer wissen, ob sich mit Schengen die Vorschriften geän-dert hätten. Dasselbe stellten die Kollegen der französischen Regionalzolldirektion in Mülhausen und des deutschen Hauptzollamtes in Lörrach fest. In einer gemeinsamen Sitzung kristallisierte sich schnell heraus, dass eine Medienmitteilung dem Informationsbedürfnis nicht gerecht würde. Eine gemeinsame Medienkonferenz sollte Abhilfe schaffen: Ein solcher Anlass bietet die Möglichkeit, die Fragen vor Ort zu beantworten und den Sachverhalt mit Gegenständen zu visualisieren.

Medien

Erfolgreiche trinationale Medien-konferenz Seit dem Schengenbeitritt der Schweiz sind bei der Grenzwache in Basel, aber auch bei unseren Zollpartnern in Frankreich und Deutschland, ver-mehrt Anfragen aus der Bevölkerung eingegangen. Deshalb haben sich die Zollbehörden der drei Länder – unter Leitung der Grenzwachtregion Basel – entschlossen, vor den Sommerferien einen gemeinsamen Medienauftritt durchzuführen. Das Resultat war ein riesiges Medienecho in allen drei Ländern. Von Patrick Gantenbein, Kommando Grenzwachtregion Basel, und Martin Leuenberger, Zollamt Basel-Flughafen.

Die Zusammenarbeit der Behörden funktioniert bestens.

Patrick Gantenbein (rechts im Bild), Martin Leuenberger (zweiter von rechts) stellten sich mit

ihren französischen und deutschen Kollegen den Fragen der Journalisten.

Am Dienstag, 2�.Juni 2009, rund eine Woche vor Beginn der Sommerferien 2009, war es soweit. Beim Grenzübergang Basel-St. Louis/Autobahn wurde die erste gemeinsame trinationale Medienkonferenz durchgeführt. Die Medienbeauftragten des franzö-sischen und deutschen Zolls, sowie ein Dienstchef des Zollamtes Basel-Mulhouse und der Medienbeauftragte der Grenzwachtregion Basel empfingen die zahl-reichen Medienschaffendenaus allen drei Ländern. Der deutsche und der französische Zoll präsen-tierten die entsprechenden Zollvorschriften der zwei Staaten. Ebenfalls unterstrichen die ausländischen Behördenvertreter, dass weiterhin Zollkontrollen an der Schweizer Grenze stattfinden. Der Vertreter des Flughafenzolls Basel ging beson-ders auf die Themenbereiche Warenfälschung und geschützte Tierarten ein. Bei diesen Themen war das Medienecho besonders hoch. Die Fragen zu Ausweisvorschriften, insbesondere die Möglichkeit von so genannten Notpässen, sowie Auskünfte zu Zollvorschriften im Reiseverkehr richte-ten sich an die Grenzwache.

Gemeinsam erfolgreicher Die Veranstaltung hat uns gezeigt, dass – trotz be-stehenden Landesgrenzen – die Zusammenarbeit der Behörden, die für den Schutz der Bürger, der Umwelt und der Wirtschaft zuständig sind, bestens funkti-oniert. Das Fazit aus deutscher, französischer und schweizerischer Sicht lautet: Durch die gemeinsame Medienaktion konnten die Bürgerinnen und Bürger optimal informiert werden.

Das Thema Artenschutz kam bei den Medienschaffenden

besonders gut an.

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kbt. Warum braucht es ein neues Gerät – das alte ist doch noch gut?Die heutigen Geräte wurden im Jahre 2000 pro-duziert. Der grösste Teil der damals produzierten Geräte ist seither im Einsatz. Es gab zwar nur wenige Ausfälle, doch bald ist die Wartbarkeit nicht mehr gewährleistet. Die Umrüstung der über 50’000 Fahr-zeuge wurde, wie schon die Ausrüstung vor fast zehn Jahren, öffentlich ausgeschrieben. Der günstigste Anbieter hat den Zuschlag bekommen.

Was ist neu oder besser?Der Fortschritt der Technik ermöglicht allerlei tech-nische Verbesserungen. Zum Beispiel die Funkschnitt-stelle Bluetooth, die im neuen Gerät zur Anwendung kommen wird. Damit kann der Fahrzeugführer in Zukunft die Fahrleistungsdaten via Mobiltelefon auf den Computer des Fahrzeughalters übermitteln. Allerdings wird es nicht möglich sein, die Daten direkt der OZD zu übermitteln. Nennenswert ist auch die

Emotach

Das neue Erfassungsgerät der LSVANächstes Jahr wird TRIPON, das Erfassungsgerät der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA), durch das emotach® der Firma Siemens er-setzt. Bruno Hofstetter, technischer Projektleiter der Sektion LSVA 1, stand Forum Z. Red und Antwort.

Bruno Hofstetter ist 47 Jahre

alt. Sein Flair für Technik

hatte er schon als Kind. Im

elterlichen Haushalt führte

er lieber allerlei Reparaturen

aus, als die Schulbank zu

drücken. Seine Begabung

professionalisierte er durch

eine Lehre als Elektrome-

chaniker und dem anschlies-

senden HTL-Studium zum

Elektroingenieur. Nach

langjähriger Tätigkeit in

der ABB gab der ehemalige

�.-Liga-Handballer 200� das

Förderprogramm zu Gunsten

einer Anstellung bei der

LSVA auf. Er gewichtete die

interessante Tätigkeit bei der

EZV höher als eine Karriere

in der Privatwirtschaft.

Verbesserung der Stromversorgung. Dadurch halten die internen Batterien länger und müssen weniger oft ersetzt werden.

Ab wann kommt das neue Gerät zum Einsatz? Ab Oktober 2009 findet ein Pilotbetrieb mit zirka 840 Fahrzeugen statt. Ist dieser erfolgreich, wird die Um-rüstung im Juli 20�0 starten. Die Umrüstung ist zwar obligatorisch, ein zusätzlicher Werkstattaufenthalt wird dafür aber nicht nötig werden. Der Gerätetausch erfolgt jeweils, wenn die Fahrzeuge sowieso in eine Garage müssen. Ausserdem werden auch die neuen Geräte gratis abgegeben.

In welchen Ländern kann das Gerät eingesetzt werden?Das neue Gerät kann – wie das alte – auch in Öster-reich eingesetzt werden. Zudem wurden technische Vorkehrungen getroffen, dass es gegebenenfalls auch in Frankreich und Italien eingesetzt werden könnte.

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Forum Z. 2/2009 Aktuell

In KürzeNeuer Geschäftsleiter bei SPEDLOGSWISSDer Verband schweizerischer Speditions- und Logisti-kunternehmen, SPEDLOGSWISS, hat seit dem �. Juni einen neuen Geschäftsleiter: Thomas Schwarzen-bach. Der Ökonom arbeitet seit rund acht Jahren für den Verband. Sein Vorgänger, Martin Oeschger, ist im Ruhestand und ist von all seinen Ämtern zurück getreten. Schwarzenbach hat auch hier die Nachfolge angetreten und ist ebenfalls Geschäfsleiter vom VBSL, dem Verband Basler Speditions-Logistiker.

66 neue ZollfachleuteAm 6. Juni durften 66 Zollschüler und -schülerinnen ihren Eidgenössischen Fachausweis entgegen neh-men. Über �00 Gäste feierten im Hotel Engel in Liestal mit der Abschlussklasse des Zentralkurses B. Der stellvertretende Direktor, Hans Peter Hefti, gratulier-te in seiner Rede den neuen Zollfachleuten zu ihrer Berufswahl. «Der Beruf bietet viele Weiterbildungs-möglichkeiten», so Hefti. Die Zollfachleute könnten beispielsweise einen Auslandaufenthalt machen und für eine internationale Organisation arbeiten. Wir gratulieren allen Absolventen und Absolventinnen herzlich und wünschen alles Gute für die Zukunft!

Besonders freuen durften sich Gabriela Steinemann, Jeremy

Streather, Michael Isler: Die drei neuen Zollfachleute wurden

für ihre Bestnoten geehrt.

19 neue Grenzwächterinnen und GrenzwächterAm �6. Juli war es so weit: die �9 Aspirantinnen und Aspiranten wurden offiziell zu Grenzwächtern. Die Klasse 2008-B aus Genf feierte ihren Abschluss auf dem Gelände des CERN. Jürg Noth, Chef GWK,

gab den neuen Grenzwächtern positive Worte für ihre berufliche Zukunft mit und sagte: «Die Zukunft unseres Berufs ist gesichert.» Auch Forum Z. gratuliert den Absolventinnen und Absolventen herzlich und wünscht viel Erfolg und Freude im Beruf!

Zoll und Grenzwache hautnah erleben Es war ein voller Erfolg: der Tag der offenen Tür am ��. Juni in Thônex-Vallard. Über �500 Besucherinnen und Besucher wollten der Grenzwache und dem Zoll bei ihrer täglichen Arbeit zusehen. Alle �0 Minuten wurde dem Publikum eine neue Show geboten. Die Veranstalter zeigten dem Publikum Vorführungen mit Drogen- und Sprengstoffspürhunden sowie Schutz-hunden, erklärten ihre Arbeit bei Kontrollen im Reise- und Warenverkehr oder führten den mobilen Scanner für Lastwagen vor. Privatpersonen und Medienschaf-fende durften unter anderem miterleben, wie mit dem Ionenspektrometer die kleinste Menge Betäubungs-mittel im Gepäck aufgespürt wird. Auch erklärten die Fachleute vor Ort, weshalb nicht jedes Ferienmitbring-sel ein harmloses Souvenir ist. Anhand von Exponaten zeigten die Zollfachleute und Grenzwächter auf, wes-halb es verboten ist, tierische Produkte wie Lederta-schen aus geschütztem Reptilienleder mit nach Hause zu nehmen und weshalb eine Designer-Luxustasche für �0 Franken bestimmt eine Fälschung ist.

Erfolgreiche Klasse 2008-B. Aus Genf kommen �9

Grenzwächterinnen und Grenzwächter.

Über �500 Interessierte wollten dem Zoll und der Grenzwa-

che über die Schultern schauen. Jede Show war ein Highlight

für sich.

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Es macht sich in mir das Bewusstsein breit, dass ich bald bekannten und unbekannten Menschen begeg-nen werde, die mir neue, unbekannte Werte, Ideen und Ansichten entgegenbringen werden. Kulturen und Landschaften erschliessen sich mir neu, und ich entdecke Neues an bisher nur flüchtig Bekanntem.

Bin ich als Verwaltungsratspräsident von Orange Schweiz und Verwaltungsratsmitglied verschiedener Orange Ländergesellschaften unterwegs, bedeutet für mich der Zoll, dass ich jetzt andere Marktterrains betrete. Dabei habe ich das Privileg, dass ich mein geistiges Gepäck, bestehend aus meinen Erfahrungen aus den verschiedenen Märkten, einbringen und mit anderen austauschen darf. So kann ich zum Erfolg von jeder Landesgesellschaft beitragen und dabei immer auch selbst lernen.

Auf der Rückreise ist das geistige Gepäck durch den erfolgten Austausch immer um ein paar neue Stücke reicher. Klar, es kommt auch vor, dass ich neue An- und Einsichten wieder verwerfe, wenn sie mir als nicht logisch, als falsch oder gar als destruktiv erschei-nen. Meistens lerne ich aber, das Bisherige anders oder neu zu betrachten.

Andreas S. Wetter, Präsident des Verwaltungsrates, Orange Schweiz

Wenn ich an den Zoll denke...... rieche und höre ich förmlich die Umgebung und die Atmosphäre von Flugplätzen, von Bahnhöfen und von Autozollstationen. Diese Eindrücke sind meistens mit grosser Vorfreude verbunden, egal ob ich beruflich oder privat reise.

Wer offen, ehrlich und neugierig auf eine Grenze und den Zoll zugeht, wird darin immer etwas Positives und Spannendes sehen. Wer sich Neuem verschliesst oder sich einer Grenze gar mit böswilligen Absichten nähert, wird den Zoll als etwas Negatives und Beängs-tigendes wahrnehmen.

So ist der Zoll für mich der Dreh- und Angelpunkt, an dem Bewährtes und Neues aufeinandertreffen. Grenzwächter rufen einem ins Bewusstsein, dass nun Neues kommt, oder dass man sich mit Neuem in Be-währtes wagt. Ob sich Bewährtes und Neues gewinn-bringend verbinden lassen, hängt massgeblich von den Menschen ab, die den Zoll durchschreiten.

Seit dem Inkrafttreten des Schengen-Abkommens für die Schweiz vermisse ich die kurzen Begegnungen mit den durchwegs sehr höflichen und interessierten Grenzwächterinnen und -wächtern. Eine Reise, die nicht mehr mit einem Kontakt zu diesen Menschen beginnt oder endet, verliert für mich irgendwie auch an Symbolik, Faszination und Reiz.

Wenn ich an den Zoll denke, denke ich aber trotzdem immer auch an die Chancen, die sich einem bieten, dies- und jenseits des Zolls Bewährtes mit Neuem zu verbinden.

Wer offen, ehrlich und neugierig auf eine Grenze und den Zoll zu-geht, wird darin immer etwas Positives und Spannendes sehen.

Der Zoll ist dann der bewusste Durchgang zurück ins bewährte und geliebte Zuhause und gleichzeitig der Prüfstein dafür, ob sich das Neue mit dem Bewährten verbinden lässt. Gelingt dies, entstehen Innovationen. Gelingt dies nicht, bleibt zumindest der relativierende Gedanke, dass es hinter dem Zoll andere Welten mit anderen Kulturen, Menschen und Sichtweisen gibt, die ich sehr zu schätzen gelernt habe.

Deshalb denke ich gerne an den Zoll. Den Zoll zu durchschreiten, ist für mich das bewusste Überschrei-ten von Grenzen, um mich mit anderen Menschen und Denkweisen auszutauschen. Das intensive Aus-einandersetzen mit Unbekanntem und die Vorfreude auf Neues lässt mich kritisch hinterfragen, inspiriert mich und bringt mich in meinem eigenen Denken weiter, beruflich wie privat.

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Forum Z. 2/2009 Panorama

sw. Die Mitarbeitenden des Grenzwachtkorps GWK haben viele Aufgaben. Zentral ist die Sicherheit der Schweizer Bevölkerung, denn Grenzwächterinnen und Grenzwächter bekämpfen die Kriminalität in enger Zusammenarbeit mit in- und ausländischen Behörden schon an der Grenze. So gehen sie gegen Betäu-bungsmittelschmuggel vor, legen Schlepperbanden das Handwerk oder spüren gefälschte Dokumente auf. Natürlich arbeiten sie auch im Zollbereich, wo sie die eingeführten Waren von Reisenden überprü-fen und Abgaben erheben. Die vielen, zum Teil ganz unterschiedlichen, Aufgaben machen klar: Der Beruf ist eine Herausforderung. Marine Keller hat die Herausforderung gepackt und sich für eine Ausbildung bei der Grenzwache entschieden. Die 2�-Jährige ist Doppelbürgerin und besitzt die Schweizer sowie die französische Staats-bürgerschaft. Sie ist sich Action in ihrem Berufsleben gewohnt; bevor sie zur Grenzwache kam, hatte sie bei

Serie: Berufe bei der EZV

Arbeiten beim GWK – eine besondere Herausforderung Bei der Eidg. Zollverwaltung EZV arbeiten die unterschiedlichsten Fachleu-te im Interesse der Öffentlichkeit. In dieser Serie stellt Forum Z. die Be-rufe bei der EZV vor. Den Auftakt macht der Grenzwächter respektive die Grenzwächterin. Marine Keller, Grenzwachtaspirantin, verrät, warum sie sich für diese Laufbahn entschieden hat und beschreibt, was sie an ihrem Beruf mag.

der französischen Staatspolizei gearbeitet. Über zwei Jahre war sie für die Grenzpolizei Police aux Frontières PAF im Dienst. Als Polizistin überprüfte Marine Keller verschiedene Reisedokumente auf ihre Echtheit und trug zur Sicherung des Flughafens bei. Die angehende Grenzwächterin bildet sich gerne weiter und ist offen, Neues zu lernen. So hatte sie vor ihrer Ausbildung zur Polizistin das literarische Abitur erlangt und studierte während zwei Jahren an der englischen Fakultät in Mulhouse.

«Hier bin ich am Ort des Geschehens» Im Januar dieses Jahres hat die junge Frau mit der Grundausbildung im Zoll- und Grenzwacht-Ausbil-dungszentrum Liestal AZL begonnen. Praxiserfahrung als Grenzwächterin wird sie ab nächstem Jahr in der Region Porrentruy sammeln. «Ich habe mich für die Ausbildung entschieden, weil der Beruf die Mög-lichkeit bietet, sich weiterzuentwickeln, und weil die Tätigkeit ausserdem sehr vielfältig ist», verrät die ehemalige Polizistin. Sie erklärt auch, was sie an ihrer Arbeit besonders schätzt: «Jeden Tag treffe ich die un-terschiedlichsten Leute, kann meine Fremdsprachen-kenntnisse festigen und bin am Ort des Geschehens.» Die Doppelbürgerin liebt die Spannung in ihrem Beruf, den Ausgleich holt sie sich in ihrer Freizeit. Nach der Arbeit geht sie gerne schwimmen, spazieren oder unternimmt etwas mit Kollegen und Kolleginnen. In der Basisausbildung erwerben die angehenden Grenzwächter und Grenzwächterinnen das nötige Wissen für den Beruf: so zum Beispiel Kriminalistik, Fahndung, rechtliche Grundlagen oder Dokumenten-prüfung. Wenn Marine Keller ihren Eidgenössischen Fachausweis einmal erhalten hat, werden sich ihr viele Möglichkeiten zur Weiterbildung bieten. Sie hat auch vor, diese Chance zu nutzen. «Ich will mein Wissen vertiefen. Ich könnte mir vorstellen, Spezialistin für Dokumentenfälschungen zu werden», so die Aspiran-tin. Dies ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten. Denkbar wäre auch ein internationaler Einsatz.

Marine Keller mag Action in ihrem Leben und lässt sich zur

Grenzwächterin ausbilden.

«Jeden Tag treffe ich die unterschiedlichsten Leute, kann meine Fremdsprachenkenntnisse festigen und bin am Ort des Geschehens.»

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Forum Z. 2/2009 Panorama

wp. Auf Fiechters Überzeitkonto hatten sich 600 Überstunden zusammengeläppert. Und aus Bern kam die Order, die Überstunden bis Ende Jahr abzubauen. «Da kann ich mich ja schon jetzt aus dem Büro ver-abschieden. Wer erledigt dann meine 200 pendenten Dossiers?», rief Fiechter aus. «Lass gut sein, Ruedi, reg dich nicht auf. Lass uns jetzt schlafen, es ist zwei Uhr», versuchte ihn seine Frau zu beruhigen. «Wäre doch schön, wir könnten wieder mal länger Ferien machen», sagte sie noch. In dieser Nacht träumte Fiechter von einer Zigarettenschmuggler-Bande. Es ging um 5 Mio. Franken, aber es gelang ihm einfach nicht, die Täter zu überführen – ein Albtraum.

Aktion SchmierölUm 4 Uhr riss ihn der Zollmarsch, der neue Klingelton auf seinem Handy, aus dem Schlaf. «Ruedi, die ‹Akti-on Schmieröl› geht schon heute über die Bühne. Du musst sofort kommen», sagte sein Chef. Eine halbe Stunde später sass Fiechter mit seinen Kollegen der Ermittlungsgruppe � im Büro. Für die Aktion waren zusätzlich Spezialisten und Grenzwächter aufgebo-ten. Insgesamt waren es fast �0 Leute, die sich zum Briefing eingefunden hatten. Für jene, die nicht mit dem Fall vertraut waren, fasste Müller � von der Vor-ermittlung zusammen: «Wir haben einen anonymen Hinweis erhalten, die Transportfirma XY betanke ihre LKWs mit geschmuggeltem Pflanzenöl. Die Ermitt-lungen haben ergeben, dass an der Geschichte was dran ist. Bei der Aktion heute geht’s darum, Beweise zu sichern.»

Zollfahnder Fiechter ermittelt

Ein anonymer HinweisRuedi Fiechter (52) ist ein «alter Hase» – seit über 20 Jahren ist er bei der Zollfahndung und hat schon in unzähligen Fällen ermittelt. Ob Abgabebe-trug, Handel mit geschützten Tieren oder Lebensmittelschmuggel: Fiechter hat alles erlebt. Forum Z. stellt in loser Folge Fälle aus Fiechters Fahnder-Laufbahn vor.

noch darum ging, das Ausmass des Schmuggels festzustellen. Der Firmenchef war an diesem Tag aber nicht mehr vernehmungsfähig. Erst später, nach dem dritten Verhör, rückte er mit der Wahrheit raus: Während zwei Jahren wurde Pflanzenöl in grossen Mengen aus Deutschland in die Schweiz geschmuggelt, versteckt unter der Ladung, die beim Zoll ordnungsgemäss deklariert wurde. Mit dem Pflanzenöl wurde fast die gesamte LKW-Flotte über die Firmen-Tankstelle betrieben. Damit hatte sich die Firma einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschafft. Umso happiger fiel jetzt die Nachforderung aus: über eine halbe Million Franken an Zöllen, Mine-ralölsteuer, Mineralölsteuer-Zuschlag und Mehrwert-steuer.

Fiechter träumtMit den Ermittlungen im Pflanzenöl-Fall hatte sich Fiechter weitere 20 Überstunden eingehandelt. Vor dem Einschlafen versuchte er sich vorzustellen, wie es wäre, an einem Palmenstrand seine Glieder auszustre-cken. Es wollte ihm nicht so recht gelingen, zu unge-wohnt war die Vorstellung. Trotzdem – langsam, aber sicher begann der Gedanke ihm zu gefallen, einmal etwas länger ausspannen. Er legte den Arm um seine Frau und sagte: «Vreni, schau doch morgen, ob du was findest, wohin wir verreisen könnten.» In dieser Nacht träumte Fiechter davon, wie er den Zigaretten-schmugglern das Handwerk legte.

Die Aufregung war gross, als die Zollfahndung um 8 Uhr bei der Firma anrückte. Der Firmenchef war ausser sich und fluchte wie ein Berserker. Fiechter zeigte ihm den Durchsuchungsbefehl und nahm ihn gleich mit zum Verhör. Seine Kollegen beschlag-nahmten in der Zwischenzeit die Buchhaltung, und die IT-Forensiker sicherten die Daten auf den Fir-men-PCs. Die Betriebsprüfer nahmen Proben aus der Firmen-Tankstelle und aus den Tanks der LKWs. Die Proben gingen zur Analyse ins chemisch-technische Labor der OZD. Obwohl die Beweise erdrückend waren, stritt der Chef die Tat hartnäckig ab. Fiechter war frustriert, weil dieser nicht kooperieren wollte. Er wusste, dass sich das Verhör unnötig in die Länge ziehen würde. Er hatte gründlich ermittelt und wusste, dass es nur

«Ruedi, die ‹Aktion Schmieröl› geht schon heute über die Bühne. Du musst sofort kommen.»

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Immobilien

Alte Zollgebäude – sind Sanierungen noch wirtschaftlich?Rund 900 Zollgebäude gibt es in der Schweiz. Viele davon sind älter als 50 Jahre. Bei Sanierungen oder Umbauten stellt sich wegen neuer Bauvor-schriften immer häufiger die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Urs Mani, Stv. Chef der Sektion Immobilien, OZD, über den Spagat, einerseits den Nut-zerbedürfnissen gerecht zu werden und andererseits den Bauvorschriften des Bundes nachzukommen.

Die Weisungen und Richtlinien für Bundesbauten stützen sich auf die revidierte «Verordnung über das Immobilienmanagement und die Logistik des Bundes» vom 5. Dezember 2008. Diese gelten selbstverständ-lich auch für Zollgebäude. Die wichtigsten Stan-dards*, die es einzuhalten gilt, sind:

– Kostenbewusstes Bauen: Gebäude müssen zweck-mässig, wirtschaftlich und benutzerorientiert sein. Dabei sind die kulturellen und ökologischen Belan-ge sowie die Anliegen von Menschen mit Behinde-rung zu beachten.

– Erdbebenvorsorge: Gebäude sind auf ihre Erd-bebensicherheit zu prüfen; es sind entsprechende Schutzmassnahmen umzusetzen.

– Minergie: Von bestimmten Ausnahmen abgesehen,sind Neu- und Umbauten so auszuführen, dass sie mindestens den Minergiestandard (www.minergie.ch) erfüllen. Bei Neubauten wird der Standard «Minergie-P-Eco» angestrebt.

– Hindernisfreies Bauen (Behindertengesetz, Art. �):Gebäude mit mindestens 50 Arbeitsplätzen oder acht Wohneinheiten müssen hindernisfrei gebaut werden.

Viele der insgesamt rund 900 Zollobjekte in der Schweiz sind älter als 50 Jahre. Einige stammen sogar aus der Zeit vor dem �. Weltkrieg. In den letzten Jahren sind etwa 250 Mio. Franken in die Sanierung und Erneuerung solcher Gebäude investiert worden. Ab �994 wurden ausserdem ca. ��0 dienstlich nicht mehr benötigte Immobilien mit einem Erlös von etwa 5� Mio. Franken verkauft. In den letzten Jahrzehnten hat sich in Bezug auf Gebäudestruktur, Wohnstandards, Ökologie und Öko-nomie vieles verändert. Bis vor wenigen Jahren wurde der «Erdbebenvorsorge», «Minergie» und dem «hin-dernisfreien Bauen» bei Zollbauten kaum Beachtung geschenkt. Dies im Gegensatz zum «kostenbewussten Bauen».

Bauvorhaben immer anspruchsvollerDie erwähnten Baustandards einerseits und die Anforderungen der Nutzer andererseits machen

Bauvorhaben immer komplexer und anspruchsvoller. Als verantwortliche Stelle beim Zoll stehen für die Sektion Immobilien zwar die Bedürfnisse der Nutzer im Vordergrund. Als «verlängerter Arm» des Bundes-amtes für Bauten und Logistik hat sie aber auch Re-chenschaft abzulegen, dass bei Bauvorhaben die Ziele der nachhaltigen Bewirtschaftung erreicht werden. Gerade dies wird aber immer schwieriger, weil sich aus der neuen Einsatzdoktrin des Grenzwachtkorps andere Bedürfnisse ergeben und weil mehr Standorte mit entsprechenden Betriebseinrichtungen auszurüs-ten sind. Zudem lassen sich durch die zoll- und grenz-wachtspezifische Standortgebundenheit bei Betriebs-bauten (Handelswarenabfertigung, Reisendenverkehr, Bahnkontrolle) kaum günstige Alternativstandorte erschliessen. Bei Wohnbauten hingegen ist man etwas flexibler. Dies, indem alter Wohnraum ver- und neuer, in gut erschlossenen Regionen, gekauft werden kann. Dies bedingt aber ein Entgegenkommen des Nutzers. Ge-rade bei alten Wohnbauten in abgelegenen Gebieten sind Sanierungs- und Erneuerungsmassnahmen kaum mehr wirtschaftlich.

*Weitere Infos: www.bbl.admin.ch

Urs Mani

Champéry, Gzw-Stützpunkt Col de Coux: Auch abgelegene

Bauten werden saniert, 2004/05.

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Chiasso Strada: Das 2005 neu erstellte Betriebsgebäude…

… erfüllt den Minergie-Standard.

La Louvière: Gesamtsanierung, 2005.

Kreisdirektion Basel: Gesamtsanierung des knapp �20-jäh-

rigen, unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes 2008/09.

Transitkabinen Rheinfelden: Exponierte Kleinobjekte müssen

hinsichtlich Sicherheit, Arbeitsergonomie, Lüftung und Küh-

lung ebenfalls Standards erfüllen (entsprechende Massnah-

men sind geplant).

Thayngen, Bietingerstrasse: Teilsanierung, 2008.

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In den �920er-Jahren wuchs der grenzüberschreitende Schienengüterverkehr um Basel stetig an. Weil die linksrheinischen Grenzbahnhöfe für französische und deutsche Güterzüge St. Johann und Wolf zu klein wurden, eröffneten die SBB am 7. Oktober �929 den damals modernsten Rangierbahnhof, Basel RB II, in Muttenz. Dieser war zugleich Grenzbahnhof zu Deutschland. Deshalb bezog der Zoll die Revisionsab-teilung auf der Rampe J. Anfänglich kontrollierte das Zollamt Basel SBB Frachtgut die Papiere formell im Güterbahnhof Wolf. Die Ware wurde im RB II kontrol-liert. Mit dem Einzug ins Betriebsgebäude Süd, �9�2, wurde das Zollamt SBB Rangierbahnhof Muttenz als Abteilung des Zollamts Basel SBB Frachtgut einge-weiht. Im gleichen Jahr nahm die Bahn die direkte Zufahrtslinie von St. Louis her in Betrieb, wodurch Muttenz auch die Grenze zu Frankreich wurde.

Mitarbeiterkolumne

80 Jahre Zoll in Muttenz Als die Schweizerischen Bundesbahnen SBB am 7.Oktober 1929 den Ran-gierbahnhof Basel RB II als Güter- und Grenzbahnhof in Betrieb nahmen, kam auch der Zoll nach Muttenz. Im Laufe von acht Jahrzehnten wandelte sich die kleine Amtsstube hinter den sieben Gleisen zur modernen Zollstel-le. Von Roman Dörr, Zollexperte, ZI Muttenz.

Während des 2. Weltkriegs war unsere Zollstelle eines der Tore zur Schweiz für lebenswichtige Güter wie Brotgetreide, Kohle oder Stahl. Zugleich wurde Muttenz zum Durchgangsbahnhof für Transite der Achsenmächte und der Alliierten sowie für humani-täre Hilfsgüter. Nach �945 stiegen die Güterabfertigungen unter anderem wegen den Kohletransiten und Reparations-lieferungen durch die Schweiz stark an. Das brachte den Zollbeamten, welche die Zugskontrolle im Mehr-schichtbetrieb durchführten, viel Arbeit. Am �. Januar �948 wurde die Dienststelle in Zollamt Muttenz SBB umbenannt und fortan als «selbständiges Hauptzoll-amt �. Klasse» geführt.

Ausländische Zollverwaltungen schickten ihre Vertreter nach Muttenz Die Wirtschaftswunderjahre bescherten der Zollstelle neue Verkehre und Waren wie etwa die Einfuhren von britischen Automobilen. Ausländische Zollverwal-tungen schickten ihre Vertreter nach Muttenz, um die neuen Verfahren zu studieren. Mit der Verlagerung der Transporte auf die Strasse wurde das Zollamt Mut-tenz auch neben den Schienen aktiv. Am �. Februar �97� bezog das Zollamt Muttenz die Dienstabteilung Lastwagenterminal (DA LWT) an der Stegackerstrasse und wurde damit auch Inlandzollamt. Vier Jahre später erfolgte der Umzug der DA Bahn in die Räum-lichkeiten des Hauptdienstgebäudes West im Rangier-bahnhof, wo �984 das heutige Verarbeitungszentrum eingerichtet wurde. In den darauf folgenden zwei Jahrzehnten setzte sich der Wandel kontinuierlich fort. Die Einführung der elektronischen Zolldeklaration beschleunigte die Handelswarenabfertigung. Das System der Zugelas-senen Versender und Empfänger (ZVE) brachte eine hohe Verfügbarkeit der Sendungen für die Spediteure. Ende 200� erfolgte der Innenumbau der DA LWT in ein helles Büro, das die Offenheit gegenüber den Anliegen der Zollbeteiligten symbolisiert. Neuerungen gab es auch im Bahngüterverkehr, wie beispielsweise die Abfertigungen chemischer Produkte und Treibstof-fe im «Open-Access»-Verfahren oder die Einführung des vereinfachten Transitverfahrens «Swiss-Corridor T2» durch die Schweiz. Was einst mit einigen Beamten auf der Rampe J begonnen hatte, wuchs zu einem modernen Kompe-tenzzentrum heran. Die Zollstelle Muttenz ist bereit, die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen.

Mit der Verlagerung der Transporte auf die Strasse wurde das Zoll-amt Muttenz auch neben den Schienen aktiv.

So sah es am Rangierbahnhof Basel anno �929 aus.

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Unterwegs...

... im Museum im Zeughaus Zurück in die Vergangenheit führt die Ausstellung im Schaffhausner Mu-seum im Zeughaus. Am 9. Juni öffnete die Sonderausstellung ihre Türen – die Besucherinnen und Besucher erleben eine Reise entlang der Schweizer Grenze. Wie lebten die Grenzwächter von damals? Wie sah es in den 20er-Jahren an der Grenze aus? Viele solcher Fragen beantwortet die Ausstellung «Grenzen im Wandel der Zeit». Die Exponate, alles Originalteile, lassen die Betrachter in die Vergangenheit schweifen.

Bundesrat Ueli Maurer liess

sich von Werner Schöni, ehe-

maliger Kommandant der

Region Schaffhausen, in die

Vergangenheit zurückführen.

Grenzwache und Zoll heute:

(von links) Roger Zaugg,

Kommandant Region Zürich/

Aargau, Alfred Gutknecht,

Postenchef Ramsen, Jürg

Noth, Chef GWK und Fredy

Bucher, Zollkreisdirektor

Schaffhausen.

Gross und Klein schauen dem Grenzwächter bei der Arbeit

über die Schultern.

Die Besucherinnen und Besucher erleben einen Einsatz der

Grenzwache hautnah.

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Mitarbeiterporträt

Stefan Buhl, Eidg. Dipl. SportlehrerSeit zehn Jahren trimmt der Sportlehrer Stefan Buhl im Ausbildungszentrum Liestal (AZL) angehende Zollfachleute fit. Den Sportunterricht sieht er als wichtige Investition in die Gesundheit der Zollaspirantinnen und -aspiran-ten. Und als Ausgleich zur lernintensiven Zoll-Ausbildung. Forum Z. hat sich mit Stefan Buhl unterhalten und festgestellt: Für den dienstältesten Instruk-tor im AZL ist der Beruf auch nach zehn Jahren immer noch Berufung.

wp. «Sportlehrer zu sein, ist für mich eine permanente Herausforderung», sagt Stefan Buhl. «Viele junge Menschen ernähren sich falsch und bewegen sich zu wenig. Dass es immer mehr Übergewichtige gibt, ist nicht die einzige Folge. Durch den Bewegungsmangel nimmt auch die Konfliktfähigkeit ab, und die Frustra-tionsschwelle sinkt.» Leider würden die meisten erst etwas dagegen unternehmen, wenn sie schon krank seien, statt vorbeugend etwas zu tun.

TraumberufDer 44-jährige Rheinfelder betreut am AZL die Sportlektionen der Zentralkurse I und II. Dabei ist er für die Fitness von etwa fünf bis sieben Klassen pro Jahr verantwortlich. Daneben unterrichtet er an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel und ist Praktikums-betreuer für angehende Sportlehrer am Institut für Sport und Sportwissenschaften der Universität Basel. Als Sportlehrer könne er seinen Traumberuf ausüben, so Stefan Buhl. «Die angehenden Zollfachleute müssen während ihrer Ausbildung am AZL sehr viel lernen und sind da-bei in ihrer Bewegung oft eingeschränkt», weiss Buhl. Den sportlichen Ausgleich hält er deshalb für beson-ders wichtig für die Gesundheit. Wenn sich jemand jahrelang nicht genügend bewege, seien Rückenlei-den und Herz-/Kreislaufprobleme unvermeidlich. Der Sport erfülle im AZL aber auch noch andere wichtige

Der Unterricht soll Spass machen und Erfolgserleb-nisse ermöglichen.» Für Stefan Buhl geht es darum, dass sich die Aspiranten bewusst sind, wie wichtig Bewegung für die körperliche und geistige Fitness ist. Er möchte sie motivieren, auch nach Abschluss der Ausbildung Sport zu treiben.

Wehmut schwingt mitStefan Buhl hat in seinen zehn Jahren am AZL auch selber viel gelernt, wie er betont. «Ich habe interes-sante Menschen kennen gelernt und viele lustige, aber auch traurige Momente erlebt. Dafür bin ich dankbar. Für mich ist es nach wie vor ein Privileg, hier am AZL mit diesen Menschen arbeiten zu dürfen.» Man glaubt es Stefan Buhl deshalb, wenn er sagt: «Es schwingt immer etwas Wehmut mit, wenn ich die lieb gewonnenen Aspirantinnen und Aspiranten bei der Diplomfeier verabschieden muss.»

«Viele Aspirantinnen und Aspiranten schätzen den Sportunterricht, um ihr ‹Hirni durchzulüften› und Stress abzubauen.»

Funktionen. Stefan Buhl: «Viele Aspirantinnen und Aspiranten schätzen den Sportunterricht, um ihr ‹Hirni durchzulüften’ und Stress abzubauen. Es geht aber auch darum, dass man gemeinsam aktiv ist und die Klasse als kollegiale Gemeinschaft erlebt. Das gibt Zusammenhalt.»

Spass im VordergrundStefan Buhl liebt seinen Job am AZL. Dies habe vor allem damit zu tun, dass er die Aspiranten als hoch motiviert und zielstrebig erlebe. «Der Umgang ist stets freundlich, respektvoll und kooperativ. Das spornt mich an.» Der Unterricht am AZL sei insofern an-spruchsvoll, als die Klassen ziemlich heterogen seien, was Alter, körperliche Fitness und Erwartungshaltung angehe. «Genau das aber macht meine Aufgabe spannend. Ich versuche, die Lektionen gesundheits-orientiert und polysportiv zu gestalten. Mein oberstes Ziel ist es, dass alle gerne am Unterricht teilnehmen.

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Radioprojekt Frontaliers

Ideale Plattform Seit zwei Jahren nehmen die Moderatoren von Radio Rete3 den Beruf des Grenzwächters und der Grenzwächterin auf die Schippe. Die Radio-DJs haben sich zahlreiche Sketchs ausgedacht und zwei Karikaturen ins Leben gerufen: den Grenzwächter Loris Bernasconi und den italienischen Grenz-gänger Roberto Bussenghi. Im Grenzwachtkommando Lugano hat man die Gelegenheit beim Schopf gepackt: Die Sendung bietet die ideale Plattform, um Reisende zu informieren und Werbung im eigenen Sinn zu machen. Von Davide Bassi, Informationsbeauftragter, Grenzwachtregion Lugano.

Auch wir vom Grenzwachtkommando Lugano hörten die Sendung regelmässig. Da kam uns die Idee: Kommandant Mauro Antonini und ich sahen die Möglichkeit, mit der Sendung aktiv Werbung für das Grenzwachtkorps zu machen. Dafür wollten wir den fiktiven Grenzwächter Bernasconi so gut wie möglich einsetzen. Gleichzeitig wollten wir die Reisenden, die Waren in die Schweiz bringen, informieren und ihnen auch erklären, was beim Grenzübertritt genau passiert.

Die Zollvorschriften verständlich erklärenNoch vor einigen Monaten hätten wir uns nie zu träu-men gewagt, was wir alles erreichen würden.Über mehrere Monate fanden Sitzungen mit den Mo-deratoren von Radio Rete� statt. Die grösste Schwie-rigkeit lag darin, die Zollvorschriften verständlich zu erklären: Zollfreibetrag von �00 Franken, unteilbare Ware, Unterschied zwischen Schweinefleisch und Geflügel, Rotwein bis zu zwanzig Liter oder mehr, Unterschied zwischen frischen Tomaten und Toma-tenmark und Vieles mehr. Nach und nach bekam das Projekt immer klarere Konturen. Wichtig war uns, die Zuhörerinnen und Zuhörer auf unterhaltsame Weise zu informieren und ihnen so Kenntnisse über den Zoll zu vermitteln. Heute können wir voller Stolz sagen, dass sich das Ergebnis sehen lassen darf. Der Kommandant und ich waren an drei Samstagen im April im Radiostudio. Wir erzählten aus unserem Berufsalltag und beant-worteten die Fragen der Zuhörerinnen und Zuhörer.

Gleichzeitig wurden einen Monat lang die «virgole» gesendet; in diesen kurzen Sequenzen stellen sich Grenzwächterinnen und Grenzwächter von den verschiedenen Grenzübergängen vor. Das tönt dann mehr oder weniger so: «…ciao, ich heisse Marco. Ich arbeite am Grenzübergang Chiasso und auch ich höre Frontaliers!»

Grosse Nachfrage und positives EchoWir haben uns entschieden, die Aufnahmen und Beiträge zu «Frontaliers» auf CD zu brennen: Titel des Werks ist «Frontaliers Reloaded». Die CD enthält 25 Stücke, von denen neun Stücke informativ sind und Sachverhalte zum Zoll behandeln. Als Bonusma-terial sind drei Videoaufnahmen angefügt, die am Grenzübergang von Brusata – dem Arbeitsplatz des Grenzwächters Loris Bernasconi – gedreht wurden. Die Nachfrage war gross. An den Grenzposten rissen sich die Leute die ersten �000 Exemplare buchstäblich aus den Händen. Bereits im ersten Monat gingen bei uns über 200 Bestellungen via E-Mail ein. Daher haben wir uns entschieden, eine zweite Auflage von weiteren �500 Exemplaren zu produzieren. Wir freuen uns über das positive Echo. Die Grenzwächterinnen und Grenzwächter haben mit Eifer an dem Projekt teilgenommen und dazu beige-tragen, dass «Frontaliers» ein Erfolg geworden ist. Die Tessiner Grenzwache dankt allen von ganzem Herzen!

Kommandant der Region IV, Mauro Antonini, und Davide

Bassi wollen die Zuhörerinnen und Zuhörer über geltende

Zollvorschriften informieren.

Eine CD kostet zehn

Franken. Der Erlös wird vier

Stiftungen gespendet, die

sich im Tessin für die lokale

Bevölkerung einsetzen. In

Zusammenarbeit mit Radio

Rete� ist ein Fest geplant,

welches Ende November

dieses Jahres stattfinden

wird. An diesem Anlass wird

der Scheck an die Stiftungen

überreicht.

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In KürzeAus dem ArchivIm Archiv der Oberzolldirektion lagern alte Ausgaben des Zollmagazins, der «Zoll-Rundschau», die bis in die frühen Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückreichen – ein unerschöpflicher Fundus für Geschichten rund um den Zoll, aber auch ein Stück Zollgeschichte. Fo-rum Z. stieg ins Archiv und publiziert in lockerer Folge Müsterchen aus dem Zollalltag von anno dazumal.

«Wenn in den vergangenen Monaten die Zolltarifre-vision die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich lenkte, so galt das Interesse natürlich in erster Linie dem eigentlichen Zolltarif. […] Es ist anzunehmen, dass nicht jeder Leser Gelegenheit hatte, sich in die Botschaft des Bundesrates oder in die stenogra-phischen Bulletins über die Parlamentsberatungen zu vertiefen, weshalb es nicht schaden dürfte, das neue Zolltarifgesetz einmal näher zu betrachten.Eigentümlich mutet es an, dass das jetzige Zolltarif-gesetz aus dem Jahre �902 stammt, während der Gebrauchstarif auf einem �92� erlassenen und �92� verlängerten dringlichen Bundesbeschluss fusst. […] Somit stützte sich der Zolltarif fast vier Jahrzehnte

auf einen dringlichen Bundesbeschluss. […] Immer-hin, auch ein dringlicher Beschluss ist solange gültig, als er nicht aufgehoben wird![…] Das Zolltarifgesetz warf in den eidgenössischen Räten keine grossen Wellen auf. Eine wesentliche Änderung erfuhr einzig Artikel �0.» Die umstrittene Stempelgebühr wurde abgeschafft. Statt dessen wurde die statistische Gebühr von 2 auf �% erhöht. Dazu die Zollrundschau �959: «Eine willkommene administrative Vereinfachung. […] Am allerwenigs-ten trauern natürlich die Zollbeamten dieser [Stem-pel-] Gebühr nach!»

(Quelle: Zollrundschau 3/59, S. 82 ff.)

In dieser Ausgabe der Kommentar zum Schweize-rischen Gebrauchs-Zolltarif, der vor fünfzig Jahren am 19. Juni erlassen wurde. Er wurde 1986 durch das heute geltende Zolltarifgesetz ersetzt.

Basler Zollmusik: chice, neue Uniform Bei öffentlichen Anlässen der Zollverwaltung reprä-sentiert die Zollmusik die Verwaltung nach aussen und bietet den musikalischen Rahmen. Die letzten Auftritte absolvierten die Musiker und Musikerinnen noch in der grünen Uniform, da sie noch keine blauen Kleidungsstücke erhalten hatten. Anlässlich der Breve-tierungsfeier im Dezember 2008 der Grenzwachtaspi-ranten versprach der Oberzolldirektor Rudolf Dietrich, dass dies für die Zollmusik die letzte Brevetierung in grüner Uniform sei. Auf diese Aussage hin begannen die Vorberei-tungsarbeiten für die neue Uniform. Bei allen Musi-kanten wurde «Mass genommen» und bald konnte die neue Bekleidung fabriziert werden. Im Rahmen der Gewerbeausstellung LUGA im Frühling in Luzern präsentierte die Zollmusik Basel die neue Galauniform der Öffentlichkeit zum ersten Mal. Die blaue Uniform ist bei den Musikanten wie auch beim Publikum gut angekommen. Von Daniel Pflugi, ehemaliger Präsident der Zollmusik Basel.

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Arrêté avec 500 kilos de viandeLes gardes-frontière ont fait une sacrée prise le 6 mai dernier vers �6 heures dans la région de Veyrier. «La plus belle de l’année», souligne même l’adjudant Michel Bachar. Les douaniers ont ainsi arrêté un trentenaire alors qu’il introduisait illégalement, à bord de son fourgon, plus d’une demi-tonne de viande fraîche destinée à la vente dans le canton de Genève. L’ homme était sans permis de conduire valable et interdit de circulation. Le fourgon frigorifique, im-matriculé dans le Doubs en France, contenait lui, 20 pièces d’agneaux entiers, des tripes d’agneau, de la viande de bovin, des aloyaux de boeuf et des cuisses de dinde. Soit 552,80 kilos de bidoche à faire saliver d’envie tous les grands carnivores. Tribune de Genève, 5/09

Auch mit Schengen ändert sich am Zoll bei der Wareneinfuhr nichtsDie Behörden im Basler Dreiländereck machten vor den Medien klar: Schengen ändert bei der Warenein-fuhr nichts. (...) So können Privatpersonen im Reise-verkehr weiterhin abgabefreie Waren bis zu einem Wert von �00 Franken pro Person und Tag zollfrei in die Schweiz bringen. Besondere Regeln gelten etwa für Fleisch, Wein und Tabakwaren oder auch für Gü-ter, die beispielsweise dem Artenschutz unterstehen. Der Schweizer Zoll zieht zudem auch bei Reisenden gefälschte Markentartikel ein: die Luxustasche für nur 50 Euro, die am Strand gekaufte Designer-Sonnenbril-le und derlei, wie Martin Leuenberger vom Flugha-fenzoll sagte. Sonntags Zeitung, 6/09

Fumo di contrabbandoIl contrabbando inverte la direzione di marzia. La sezione antifrode doganale des Circondario di Lugano ha concluso tre inchieste penali doganali per un ragguardevole contrabbando di sigarette avenuto nel traffico turistico. I sequestri sono stati effettuati al valico autostradale di Chiasso Brogeda: su tre diversi automezzi sono state ritrovate stecche di sigarette che i conducenti stavano cercando di introdurre illegal-mente in Svizzera. «Si è trattato di tre casi particolari dove la merce sequestrata era superiore alla quantità abituale», ci spiega Massimo Sfiligoi, sostituto capo-sezione della Sezione antifrode doganale. La Regione, 6/09

Eine Verbrecherjagd auf SchienenDer Cisalpino fährt ein, Attila Lardori, Hans Arzet-hauser und Christian Küng sind bereit für Kontrol-len. (...) «Euch sieht man viel zu selten hier», ruft der Zugreisende Werner Brülisauer, als er den Uniformier-ten im Gang begegnet, «ich treffe so viele Gangster im Zug, ihr müsstet immer hier sein.» Zürcher Unter-länder, 6/09

Presseschau Les gardes-frontière pourront verbaliser les in-fractions La police cantonale jurassienne et le Corps des gardes-frontière intensifieront leur collaboration. L’accord prévoit que, dans l’espace frontière, le Corps des gar-des-frontière puisse traiter seul des infractions qui ne néssitent pas d’actes d’enquêtes considérables, comme dénoncer certaines infractions à la loi sur les étrangers ou à la législation sur les armes. Il pourra également régler les infractions mineures à la loi fédérale sur les stupéfiants et à certaines infractions à la loi sur la circulation routière. «Cet accord est une évolution. Les tâches de base demeurent les mêmes, avec, en plus, l’application de la loi sur les amendes d’ordre dans les cas flagrants», estime Victor Hedinger, commandant de la Région VIII Jura-Neuchâtel du Corps des gardes-frontière. Le Quotidien Jurassien, 05/09

ZollweltIn Los Angeles ist den Zöllnern ein Schmuggler der besonderen Art in die Hände gefallen: Der Mann hatte mehr als ein Dutzend lebender Singvögel in seiner Hose versteckt. Die Tiere waren in Stoff eingewickelt und unter Spezialstrümpfen an den Hosenbeinen befestigt. Die Zöllner wurden stutzig, weil bei dem 46-Jährigen Schwanzfedern aus der Hose blitzten. Wie die Polizei später herausge-funden hat, hatte der Reisende Kontakt zu einem Mann in Kalifornien, der ebenfalls mit Singvögeln handelte. Bei ihm fanden die Ordnungshüter 5� Vögel, die in einer Voliere gehalten wurden. Die Vögel sind mittlerweile in Quarantäne. Wenn sicher gestellt ist, dass sie gesund sind, sollen sie einem Zoo übergeben werden.

Martin Leuenberger

Massimo Sfiligoi

Hans Arzethauser

Christian Küng

Attila Lardori

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Auch ein Betäubungsmit-telspürhund braucht mal eine Pause.

Blickfang

UmfrageHaben Sie die Wirtschaftskrise bei Ihrer Arbeit gespürt?

«Die Wirtschaftskrise zeigt sich besonders ausgeprägt im Aus-senhandel; mit Deutschland ist 2009 ein Minus von fast 20% zu verzeichnen. Das hat deutliche Auswirkungen auf den grenzüber-schreitenden Schwerverkehr. Bei der BWA haben wir in den ersten fünf Monaten 2009 ��% weniger Lastwagen, entsprechend deutlich weniger Zollabfertigungen, aber auch weniger Lkw-Staus. Die Per-sonalsituation ist entspannter als in den letzten Jahren, und wir haben mehr Zeit, unseren Auftrag gut zu erfüllen. Wir spüren aber auch den rauen Wind bei den Spediteuren vor Ort, wo es schon zu Entlas-sungen gekommen ist.» Ruedi Flükiger, Zollinspektor, BWA

«Ja, die Krise ist bei unserer Arbeit spürbar. Bei den Einfuhren verzeichnen wir einen Rückgang von minus 6 bis 7 Prozent, bei den Ausfuhren ein Minus von 22 Prozent. Das wirkt sich auch auf die Anzahl der Zollameldungen aus. Der Rückgang trifft sowohl die «traditionellen» Spediteure – Speditionsfirmen – wie die zugelassenen Empfänger und Versender (ZE bzw. ZV), die Emp-fänger, Importeur und Spediteur in einem sind. Die Mitarbeitenden des Zollinspektorats, für die nicht nur die Anzahl der Zollanmel-dungen massgebend ist, sind vom Rückgang am Rande betroffen.» Giovanni Lazzaroni, Zollinspektor, Ponte Tresa

«Zwar geht aus den Statistiken der ersten fünf Monate dieses Jahres hervor, dass in unserem Zollins-pektorat 6 Prozent mehr Tariflinien deklariert wurden. Trotzdem ist der Frachtverkehr vom Konjunkturein-bruch stark betroffen, denn die Tonnage hat sich um �5 Prozent verringert. Zum Glück gibt es erste Anzeichen einer Stabilisierung. Beim Reiseverkehr kommt der Flug-hafen Genf mit einem Passagier-rückgang von nur 5 Prozent davon. Dank dem erfolgreichen Abschluss verschiedener Projekte – neue interkontinentale Verbindungen, Modernisierung der Infrastruktur – können wir zuversichtlich in die Zukunft blicken.» Vanni Soldati, Zollinspektor, Genf-Flughafen