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Was sind eigentlich Boomwhackers? („to boom“ = donnern, dröhnen, „whack“ = knallender Schlag) Als vor nunmehr etwa 10 Jahren die Firma Whacky Music aus Arizona, USA, ein neuartiges Musikinstrument auf den Markt brachte, ahnte noch niemand, dass diese quietsch- bunten Plastikröhren unterschiedlicher Länge, die Boom- whackers, einmal Einzug in deutsche Klassenzimmer hal- ten sollten. Im Gegenteil, der Vertreter des deutschen Im- porteurs musste die meisten Musikalienhandlungen unver- richteter Dinge verlassen, denn mit diesem „grellfarbigen Plastikspielzeug“ wollte kein Musikgeschäft, das auf sich hielt, etwas zu tun haben. Mittlerweile haben sich die Gemüter beruhigt und die meisten Skeptiker der ersten Stunde haben sich durch Er- folgsmeldungen aus der Schulpraxis überzeugen lassen. Das Prinzip der Klangerzeugung mit Boomwhackers ist einfach und wohl jedem bekannt: Eine Röhre produziert einen Ton, wenn man sie auf etwas schlägt. Je länger die Röhre, desto tiefer der Ton. Das funktioniert mit Papp- röhren (Plakatrolle, Geschenkpapierrolle, Küchenrolle) ge- nauso wie mit Röhren aus dem Baumarkt (Wasserrohre, Regenrohre). Von dieser Erkenntnis bis zum patent- rechtlich geschützten Instrument brauchte es nur Einführung 4 Boomwhackers – Spielstücke, Rhythmusübungen und methodische Hinweise noch Fantasie, Know-how und das nötige Kleingeld, um die Prototypen entwickeln zu können. Die Röhren beste- hen aus einem speziell entwickelten Plastik, das nicht zu hart (Bruch- und Verletzungsgefahr!) und nicht zu weich ist, denn sonst wären sie schlecht kontrollierbar und ungenau. Stimmung Boomwhackers gibt es in penta- tonischen, diatonischen, chro- matischen und Bass-Sätzen zu kaufen, wobei je- dem Ton seine spe- zielle Farbe zuge- ordnet ist. Ein „C“ ist immer rot, egal, in welcher Oktave, ein „E“ immer gelb. Die dazwi- schen liegenden Halbtöne aus dem Set „chromatische Ergänzung“ fügen sich in dieses Farb- Foto: Mirjam Schlemmer / Studio Neumann

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Page 1: Foto: Mirjam Schlemmer / Studio Neumann - Auer Verlag · PDF fileEinführung 6 Boomwhackers – Spielstücke, Rhythmusübungen und methodische Hinweise Als Grundausstattung für die

Was sind eigentlich Boomwhackers?

(„to boom“ = donnern, dröhnen, „whack“ = knallenderSchlag)

Als vor nunmehr etwa 10 Jahren die Firma Whacky Musicaus Arizona, USA, ein neuartiges Musikinstrument auf denMarkt brachte, ahnte noch niemand, dass diese quietsch-bunten Plastikröhren unterschiedlicher Länge, die Boom-whackers, einmal Einzug in deutsche Klassenzimmer hal-ten sollten. Im Gegenteil, der Vertreter des deutschen Im-porteurs musste die meisten Musikalienhandlungen unver-richteter Dinge verlassen, denn mit diesem „grellfarbigenPlastikspielzeug“ wollte kein Musikgeschäft, das auf sichhielt, etwas zu tun haben. Mittlerweile haben sich die Gemüter beruhigt und diemeisten Skeptiker der ersten Stunde haben sich durch Er-folgsmeldungen aus der Schulpraxis überzeugen lassen. Das Prinzip der Klangerzeugung mit Boomwhackers isteinfach und wohl jedem bekannt: Eine Röhre produzierteinen Ton, wenn man sie auf etwas schlägt. Je länger dieRöhre, desto tiefer der Ton. Das funktioniert mit Papp-röhren (Plakatrolle, Geschenkpapierrolle, Küchenrolle) ge-

nauso wie mit Röhren aus dem Baumarkt (Wasserrohre,Regenrohre). Von dieser Erkenntnis bis zum patent-

rechtlich geschützten Instrument brauchte es nur

Einführung

4Boomwhackers – Spielstücke, Rhythmusübungen und methodische Hinweise

noch Fantasie, Know-how und das nötige Kleingeld, umdie Prototypen entwickeln zu können. Die Röhren beste-

hen aus einem speziell entwickelten Plastik, dasnicht zu hart (Bruch- und Verletzungsgefahr!) und

nicht zu weich ist, denn sonst wären sie schlechtkontrollierbar und ungenau.

Stimmung

Boomwhackers gibt es in penta-tonischen, diatonischen, chro-

matischen und Bass-Sätzenzu kaufen, wobei je-

dem Ton seine spe-zielle Farbe zuge-ordnet ist. Ein „C“ist immer rot, egal,in welcher Oktave,ein „E“ immergelb. Die dazwi-schen liegendenHalbtöne aus demSet „chromatischeErgänzung“ fügensich in dieses Farb-

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schema ein. Das „Dis“ zum Beispielhat ein helleres Orange als das „D“,ist aber dunkler als das gelbe „E“.Durch „Octavators“, schwarzen Pla-stikkappen, mit denen ein Ende derRöhren verschlossen werden kann,klingt jede Röhre eine Oktave tiefer.Die Boomwhackers der Bass-Oktavemit aufgesetzten Octavators kön-nen als Stampfröhren gespielt wer-den, indem man sie mit der ver-schlossenen Seite auf eine weicheUnterlage, z. B. eine Teppichfliese,aufstößt.

Spieltechnik

Die Boomwhackers werden in dieHand genommen und auf den eige-nen Körper (Handfläche, Ober-schenkel, Knie usw.), den Boden, dieWand, eine Trommel oder einen an-deren Gegenstand geschlagen. Daalso jeder Spieler mangels weitererHände höchstens zwei Röhren be-dienen kann, braucht man genü-gend Mitspieler, um gemeinsamMusik auf Boomwhackers machenzu können – eine Voraussetzung, dieim Musikunterricht leicht zu erfül-len ist!

Möglichkeiten

Arbeitet man mit Boomwhackers,lassen sich Rhythmus, Melodie, Har-monie und Bewegung gut verbin-den. Durch die einfache Spieltech-nik können alle Schülerinnen undSchüler einer Klasse einbezogenwerden. Boomwhackers sind preis-wert, leise, fast unzerstörbar undaußerdem optisch wirkungsvoll.Mit Boomwhackers können Body-percussion-Übungen zum Rhyth-mus- und Timing-Training motivie-render gestaltet werden. Boom-whackers sind frisch, interessant,ungewöhnlich, fantasieanregend …Im Musikunterricht kann man mitBoomwhackers ■ perkussive, mehrstimmige Pat-terns spielen; ■ einfache Harmonieschemata mitverteilten Akkordtönen als Liedbe-gleitung einüben;■ Lieder in Form eines Melodie-puzzles, zu dem jeder Spieler „sei-nen“ Ton beiträgt, erarbeiten;

Einführung

Anschlagsarten und Spielhaltungen

Auf den Handballen schlagen, …

… auf Schultern, Armeoder Knie schlagen.

Mit Octavators kannauch auf den Bodengestampft werden.(weiche Unterlageoder Teppich)

Boomwhackers – Spielstücke, Rhythmusübungen und methodische Hinweise5

Octavators sind kleineDeckel, die den Klangum eine Oktave herab-setzen.

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Einführung

6Boomwhackers – Spielstücke, Rhythmusübungen und methodische Hinweise

Als Grundausstattung für die Schule empfehle ich mehrerediatonische Sätze und möglichst einen diatonischen Bass-Satz, außerdem einige Sets Octavators. Falls in dem einenoder anderen Spielstück doch mal ein erhöhter oder er-niedrigter Ton vorkommt, gibt es einen Trick, der in der Er-arbeitung des Stücks Sacco und Vanzetti beschrieben ist.

Grafische Notation – Tabulatur zum Ausmalen

Außer in der traditionellen Notation habe ich einige Stückedieses Heftes in einer den Boomwhackers angepassten Ta-bulatur notiert (siehe Beispiel unten). Die Töne einesStückes werden innerhalb dieses Kästchen-Schemas dunkelumrandet und von den Schülern in der Farbe des jeweili-gen Boomwhacker-Tons ausgemalt, so dass der Melodie-verlauf leicht mitzuverfolgen ist und jeder Spieler sehenkann, wann er mit seinem Ton dran ist. Auf diese Weisekann jede geeignete Melodie grafisch notiert werden. DieKopiervorlage ist für eigene Versuche in dieser Richtunggedacht. Wenn beispielsweise eine grafische Partitur für das StückOde an die Freude erstellt werden soll, würden die untenmarkierten Kästchen dunkel umrandet und dann von denSchülern ausgemalt werden (gelb, gelb, hellgrün, dunkel-grün etc.). Akkordtöne oder 2. und 3. Stimmen werden ver-tikal unter die entsprechenden Zählzeiten auf die gleicheWeise notiert.

Und nun viel Spaß beim gemeinsamen „Whackin’“!

■ rhythmisch-melodische Ostinati in Form von gebroche-nen Akkorden oder Bass-Linien ausprobieren;■ neue Klänge in rhythmische Improvisationen bringen;■ die musikalische Interaktion und Kommunikation in derGruppe trainieren;■ eine musikalische Präsentation optisch und choreogra-fisch interessant gestalten.Da die Boomwhackers sauber auf 440 Hz gestimmt sind,kann man sie mit anderen Instrumenten kombinieren, dieleise gespielt werden können, da die bunten Röhren nichtsehr viel Spielraum in Hinsicht auf die Dynamik bieten.

Grenzen

Bei komplizierteren Melodien stoßen die Boomwhackersan ihre Grenzen. Die Töne klingen kurz und perkussiv, siekönnen weder ausgehalten noch klanglich verändert wer-den. Mit Boomwhackers zu spielen kann man nicht alleinüben, da ihr Sinn ausschließlich im Gruppenmusizierenliegt. Das, was ein Einzelner mit seinen zwei Tönen anstel-len kann, ist sehr beschränkt.

Boomwhackers in der Schule

Die Stücke in diesem Heft können alle mit einem odermehreren diatonischen Boomwhacker-Sätzen gespieltwerden. Wenn man das „F“ und das „B“ (dt: H) weg-nimmt, hat man automatisch den C-Pentatonik-Satz. AlleStimmen können nach Belieben und vorhandenen Boom-whackers mehrfach besetzt werden.