Wi rtschaft - rhein-zeitung.de€¦ · Schlemmer&Kraus 20 Sport-undSeminarhotel Glockenspitze 31...

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Foto: llhedgehogll/stock.adobe.com Wirtschaft in Rheinland-Pfalz Die regionale Wirtschaftszeitung der Rhein-Zeitung 1/2019 3,50 Euro | 88914 Kontakt Bitte schreiben Sie uns! Wie finden Sie die vorliegende Ausgabe der „Wirtschaft in Rheinland-Pfalz“? Wir freuen uns auf Ihre Anregungen und Reaktionen. Schreiben Sie uns Ihre Meinung per E-Mail an [email protected] Editorial Liebe Leserinnen und Leser, die Mischung macht’s. Das gilt nicht nur in der industriellen Fertigung und natürlich beim Zubereiten von Speisen, sondern auch am Ar- beitsplatz: Die Jungen sind belastbar und bringen frische, unkonventionelle Ideen ein. Gestandene Mitarbei- ter überzeugen mit bewährten Kenntnissen und reichem Erfah- rungsschatz. Jeder Einzelne zählt im globalen Wettbewerb, der an Intensität anzieht. Der Wettbewerb zwischen Jung und Alt um Chancen und Füh- rung ist ein bekanntes Thema. Das Plädoyer aber, das Dr. Steffi Burkhart zugunsten der Jungen hält, ist lesenswert. Ihr Buch „Die spinnen, die Jungen. Eine Ge- brauchsanweisung für die Gene- ration Y“, lässt uns die Gedanken der 20- und 30-Jährigen nach- vollziehen und bietet Stoff für leb- hafte Diskussionen. Weitere ak- tuelle Bücher zum Thema Füh- rung hat unsere Redaktion auf Seite 5 für Sie zusammengestellt. Vieles, was ist, ist gut: Wer er- folgreich Führungsverantwortung trägt, das eigene Unternehmen auf Kurs hält und auch die Region voranbringt, verdient Anerken- nung und Respekt. Einer von ih- nen, der vieles kann und vieles macht, ist Peter Heinz vom gleich- namigen Hotel in Höhr-Grenz- hausen – WIRTSCHAFT porträ- tiert ihn auf Seite 6. Auch der Lei- ter der Koblenz-Kongress, Franz Hofmann, gehört in die Riege der Allroundgenies mit großem Ar- beitsethos (Seite 8). Welcher Un- ternehmer seine Wurzeln in Neu- wied hat, seit fast 30 Jahren auf Mallorca lebt und sonnengereifte Produkte exportiert, lesen Sie ab Seite 20. Ran an die Wahlurnen heißt es im Mai, wenn die Weichen in Eu- ropa neu gestellt werden. Wel- chen besonderen Handlungsbe- darf die Familienunternehmen sehen, beschreibt die Leiterin des Landesbereichs Rheinland-Pfalz, Claudia Sturm, in ihrem Gastbei- trag ab Seite 22. Die Europäische Union ist für Sie und mich ein Ga- rant für Frieden und wachsenden Wohlstand. Angenehme Lektüre wünscht Ihnen Ihr Hans Kary Geschäftsführer rz-Media GmbH Countdown für Sicherheit Cyber-Angriffe liegen im zwei- stelligen Gigabereich. SEITE 18 Erfolgreich im Ausland „Orangenkönig“ von Mallorca stammt aus Neuwied. SEITE 20 Fort Knox an der Mosel Ex-Bundesbank-Bunker will Eventlocation werden. SEITE 28 4 198891 403508 50108 H 3,50 WZ5 Vermögen in Quadratmetern Branchenreport Die Immobilienbrache ist einer der stärksten Wirtschaftszweige bundesweit und in Rheinland-Pfalz. Wohn- und Gewerbeimmobilien genießen als Anlageobjekte hohes Vertrauen bei Unternehmen und Privatleuten. O hne sie wäre Deutschland kaum lebensfähig: Die Im- mobilienwirtschaft ist eine der größten und wichtigsten Branchen für die deutsche Volkswirtschaft. Mit ei- ner Bruttowertschöpfung von mehr als 500 Milliarden Euro ent- fallen 18,2 Prozent der gesamten Wertschöpfung auf diesen Wirt- schaftszweig. Damit ist er deutlich größer als andere Big Player, etwa die Automobilwirtschaft oder der Einzelhandel. Zum Vergleich: Der Maschinenbau (93,8 Milliarden Euro), der Fahrzeugbau (129,6 Milliarden Euro) und der Handel (256,3 Milliarden Euro) liegen bundesweit deutlich dahinter. Le- diglich das sogenannte „verar- beitende Gewerbe“, der industri- elle Kern der Wirtschaft, trägt mit einer Bruttowertschöpfung von 604,5 Milliarden Euro noch mehr zur volkswirtschaftlichen Produk- tion bei. Gleichzeitig ist die Im- mobilienwirtschaft eine kleintei- lige Branche mit bundesweit mehr als 815 000 Unternehmen und zu- sätzlichen 3,9 Millionen privaten Vermietern. In Rheinland-Pfalz ist der Woh- nungsbestand 2017 laut jüngsten Erhebungen der Investitions- und Strukturbank (ISB) gestiegen. Den 4,07 Millionen Menschen, die zum Jahreswechsel 2017/2018 in Rheinland-Pfalz lebten, standen 2 Millionen Wohnungen in 1,18 Millionen Wohngebäuden zur Verfügung. Der Anteil der Woh- nungen in Einfamilienhäusern, sprich Gebäuden mit einer Woh- nung, ist mit 43 Prozent am höchs- ten. An zweiter Stelle folgen Woh- nungen in Wohngebäuden mit drei oder mehr Wohnungen (38 Prozent). Fast ein Fünftel der Wohnungen befinden sich in Zweifamilienhäusern (19 Pro- zent). Als ein besonderes Merkmal des Wirtschaftszweigs gilt nicht nur seine schiere Größe, sondern auch seine Stabilität. Trotz tur- bulenter makroökonomischer Rahmenbedingungen – Stichwort New-Economy-Krise, Finanz- und Staatsschuldenkrise – ist die Im- mobilienbranche relativ stabil ge- blieben. Damit trägt sie wesent- lich zur Resilienz der Volkswirt- schaft bei. Wohn- und Gewerbeimmobi- lien genießen auch als Anlage- objekte Vertrauen – bei der pri- vaten Altersvorsorge genauso wie bei unternehmerischen Investiti- onen und institutionellen Anle- gern. Mehr als 80 Prozent des An- lagevermögens in Deutschland sind in Immobilien gebunden; laut jüngsten Zahlen der Bundesar- beitsgemeinschaft Immobilien- wirtschaft Deutschland (BID) wa- ren 2014 etwa 7,72 Billionen Euro bundesweit in Immobilien ange- legt. Zudem sind Immobilien für Unternehmen ein wichtiger Ver- mögensgegenstand in der Bilanz, der die Chancen auf Kredite er- höht. Nicht zuletzt werden bun- desweit mehr als die Hälfte aller Kredite mit Immobilien abgesi- chert. Im Dossier dieser Ausgabe bie- ten wir einen Querschnitt durch Themen der Immobilienbranche. Im Interview plädiert der Vorsit- zende der Arbeitsgemeinschaft rheinland-pfälzischer Wohnungs- unternehmen, Thomas Will, für schnellere Prozesse, gemein- wohlorientierte Projekte und mehr ländlichen Wohnraum. Auch den Trend zu Tiny Houses haben wir aufgegriffen und erläutern, wa- rum diese Wohnform mehr ist als ein Öko-Refugium für Down- sizing-Fans. Mehr zum Thema ab Seite 9 Laut Branchen- verband BID sind mehr als 80 Prozent des deutschen An- lagevermögens in Wohn- und Gewerbeimmo- bilien gebun- den. Foto: valleyboi63/ stock.adobe.com Die jungen Wilden Interview über Potenzial und Führung in Zeiten von Arbeitskräftemangel Standortsicherung ist auch eine Frage des richtigen Personals. Human Capital Evangelist Dr. Steffi Burkhart empfiehlt, Change-Prozesse einzuleiten, starre Strukturen und Hierarchien aufzulösen und der Generation Y und Z Karriere- und Verwirklichungschancen zu bieten. Mehr auf den Seiten 2 bis 5

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Wirtschaftin Rheinland-Pfalz

Die regionale Wirtschaftszeitung der Rhein-Zeitung1/2019 3,50 Euro | 88914

Kontakt

Bitte schreiben Sie uns!Wie finden Sie die vorliegende Ausgabeder „Wirtschaft in Rheinland-Pfalz“?Wir freuen uns auf Ihre Anregungen undReaktionen. Schreiben Sie uns IhreMeinung per E-Mail [email protected]

EditorialLiebe Leserinnenund Leser,

die Mischungmacht’s. Das giltnicht nur in derindustriellenFertigung undnatürlich beimZubereiten von

Speisen, sondern auch am Ar-beitsplatz:

Die Jungen sind belastbar undbringen frische, unkonventionelleIdeen ein. Gestandene Mitarbei-ter überzeugen mit bewährtenKenntnissen und reichem Erfah-rungsschatz. Jeder Einzelne zähltim globalen Wettbewerb, der anIntensität anzieht.

Der Wettbewerb zwischen Jungund Alt um Chancen und Füh-rung ist ein bekanntes Thema.Das Plädoyer aber, das Dr. SteffiBurkhart zugunsten der Jungenhält, ist lesenswert. Ihr Buch „Diespinnen, die Jungen. Eine Ge-brauchsanweisung für die Gene-ration Y“, lässt uns die Gedankender 20- und 30-Jährigen nach-vollziehen und bietet Stoff für leb-hafte Diskussionen. Weitere ak-tuelle Bücher zum Thema Füh-rung hat unsere Redaktion aufSeite 5 für Sie zusammengestellt.

Vieles, was ist, ist gut: Wer er-folgreich Führungsverantwortungträgt, das eigene Unternehmenauf Kurs hält und auch die Regionvoranbringt, verdient Anerken-nung und Respekt. Einer von ih-nen, der vieles kann und vielesmacht, ist Peter Heinz vom gleich-namigen Hotel in Höhr-Grenz-hausen – WIRTSCHAFT porträ-tiert ihn auf Seite 6. Auch der Lei-ter der Koblenz-Kongress, FranzHofmann, gehört in die Riege derAllroundgenies mit großem Ar-beitsethos (Seite 8). Welcher Un-ternehmer seine Wurzeln in Neu-wied hat, seit fast 30 Jahren aufMallorca lebt und sonnengereifteProdukte exportiert, lesen Sie abSeite 20.

Ran an die Wahlurnen heißt esim Mai, wenn die Weichen in Eu-ropa neu gestellt werden. Wel-chen besonderen Handlungsbe-darf die Familienunternehmensehen, beschreibt die Leiterin desLandesbereichs Rheinland-Pfalz,Claudia Sturm, in ihrem Gastbei-trag ab Seite 22. Die EuropäischeUnion ist für Sie und mich ein Ga-rant für Frieden und wachsendenWohlstand.

Angenehme Lektüre wünschtIhnen

IhrHans KaryGeschäftsführer rz-Media GmbH

Countdown für SicherheitCyber-Angriffe liegen im zwei-stelligen Gigabereich. SEITE 18

Erfolgreich im Ausland„Orangenkönig“ von Mallorcastammt aus Neuwied. SEITE 20

Fort Knox an der MoselEx-Bundesbank-Bunker willEventlocation werden. SEITE 28

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Vermögen in QuadratmeternBranchenreport Die Immobilienbrache ist einer der stärksten Wirtschaftszweige bundesweit und in Rheinland-Pfalz.Wohn- und Gewerbeimmobilien genießen als Anlageobjekte hohes Vertrauen bei Unternehmen und Privatleuten.

O hne sie wäreDeutschland kaumlebensfähig: Die Im-mobilienwirtschaft isteine der größten und

wichtigsten Branchen für diedeutsche Volkswirtschaft. Mit ei-ner Bruttowertschöpfung vonmehr als 500 Milliarden Euro ent-fallen 18,2 Prozent der gesamtenWertschöpfung auf diesen Wirt-schaftszweig. Damit ist er deutlichgrößer als andere Big Player, etwadie Automobilwirtschaft oder derEinzelhandel. Zum Vergleich: DerMaschinenbau (93,8 MilliardenEuro), der Fahrzeugbau (129,6Milliarden Euro) und der Handel(256,3 Milliarden Euro) liegenbundesweit deutlich dahinter. Le-diglich das sogenannte „verar-beitende Gewerbe“, der industri-elle Kern der Wirtschaft, trägt miteiner Bruttowertschöpfung von604,5 Milliarden Euro noch mehrzur volkswirtschaftlichen Produk-tion bei. Gleichzeitig ist die Im-mobilienwirtschaft eine kleintei-lige Branche mit bundesweit mehrals 815 000 Unternehmen und zu-sätzlichen 3,9 Millionen privatenVermietern.

In Rheinland-Pfalz ist der Woh-nungsbestand 2017 laut jüngstenErhebungen der Investitions- und

Strukturbank (ISB) gestiegen. Den4,07 Millionen Menschen, die zumJahreswechsel 2017/2018 inRheinland-Pfalz lebten, standen 2Millionen Wohnungen in 1,18Millionen Wohngebäuden zurVerfügung. Der Anteil der Woh-nungen in Einfamilienhäusern,sprich Gebäuden mit einer Woh-nung, ist mit 43 Prozent am höchs-ten. An zweiter Stelle folgen Woh-nungen in Wohngebäuden mitdrei oder mehr Wohnungen (38Prozent). Fast ein Fünftel derWohnungen befinden sich inZweifamilienhäusern (19 Pro-zent).

Als ein besonderes Merkmaldes Wirtschaftszweigs gilt nichtnur seine schiere Größe, sondernauch seine Stabilität. Trotz tur-bulenter makroökonomischerRahmenbedingungen – StichwortNew-Economy-Krise, Finanz- undStaatsschuldenkrise – ist die Im-mobilienbranche relativ stabil ge-blieben. Damit trägt sie wesent-lich zur Resilienz der Volkswirt-schaft bei.

Wohn- und Gewerbeimmobi-lien genießen auch als Anlage-objekte Vertrauen – bei der pri-vaten Altersvorsorge genauso wiebei unternehmerischen Investiti-onen und institutionellen Anle-

gern. Mehr als 80 Prozent des An-lagevermögens in Deutschlandsind in Immobilien gebunden; lautjüngsten Zahlen der Bundesar-beitsgemeinschaft Immobilien-wirtschaft Deutschland (BID) wa-ren 2014 etwa 7,72 Billionen Eurobundesweit in Immobilien ange-legt. Zudem sind Immobilien fürUnternehmen ein wichtiger Ver-mögensgegenstand in der Bilanz,der die Chancen auf Kredite er-höht. Nicht zuletzt werden bun-desweit mehr als die Hälfte allerKredite mit Immobilien abgesi-chert.

Im Dossier dieser Ausgabe bie-ten wir einen Querschnitt durchThemen der Immobilienbranche.Im Interview plädiert der Vorsit-zende der Arbeitsgemeinschaftrheinland-pfälzischer Wohnungs-unternehmen, Thomas Will, fürschnellere Prozesse, gemein-wohlorientierte Projekte und mehrländlichen Wohnraum. Auch denTrend zu Tiny Houses haben wiraufgegriffen und erläutern, wa-rum diese Wohnform mehr ist alsein Öko-Refugium für Down-sizing-Fans.

Mehr zum Thema ab Seite 9

Laut Branchen-verband BIDsind mehr als 80Prozent desdeutschen An-lagevermögensin Wohn- undGewerbeimmo-bilien gebun-den.Foto: valleyboi63/stock.adobe.com

Diejungen

Wilden

Interview über Potenzialund Führung in Zeiten von Arbeitskräftemangel

Standortsicherung ist auch eine Frage des richtigen Personals. Human CapitalEvangelist Dr. Steffi Burkhart empfiehlt, Change-Prozesse einzuleiten, starreStrukturen und Hierarchien aufzulösen und der Generation Y und Z Karriere- undVerwirklichungschancen zu bieten.

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Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |

INHALT|TOP-THEMA Freitag, 22. Februar 20192

InhaltFamilienunternehmenHotelier &TechnikfreakPeter Heinz ist für seineGäste rund um die Uhr imEinsatz SEITE 6

BVMWHumankapitalMitarbeiter sind eine wertvolle Ressource undCoaching eine wichtige Investition SEITE 7

Schreibtisch der MacherFranz HofmannSüdtirol im Rücken, Koblenz als Kongressstadt imBlick SEITE 8

DossierWas Quadratmeter vermögenImmobilien bieten Schutz und Rendite SEITE 9

Interview„Wohnungsmärkte sind stabil“Thomas Will über spekulative Investments undgemeinwohlorientierte Entwicklung SEITEN 10/11

ForstimmobilienDer Wertdes WaldesBeste Aussichten für Eifel,Hunsrück und WesterwaldSEITE 12

GewerbeimmobilienLogistikers LieblingKoblenz als Scharnier zwischen großenBallungsgebieten SEITE 13

GastbeitragWarum ist Wohnraum teuer?Ingenieurkammerpräsident Horst Lenz macht dieRechnung auf SEITE 14

ArchitekturSchön und nachhaltigSind Ästhetik und Energieeffizienz miteinandervereinbar? SEITE 15

MinimalismusHäuschen gegenWohnungsnotTiny Houses sindschlüsselfertig und günstigzu kaufen SEITE 16

LightboxVon warm-weiß bis blaustichigGeschwisterpaar aus Andernach jongliertmit Kelvin, Lux und Lumen SEITE 17

GastbeitragZur Europawahl imMaiFamilienunternehmer fordern Sprachkenntnisseund weniger Handelsschranken SEITEN 22/23

StatistikZuzug? Ja, bitte!Unternehmen erweitern ihren Suchradius nachqualifizierten Fachkräften SEITE 24

BuchtippsWo 14 Schmetterlinge wachsenLeseempfehlungen von Elisabeth Sauer-Kirchlinne,Katharina Geutebrück, und Günter Hilger SEITE 25

PlatooningLastwagen im KonvoiLkw bald als digitales Gespann? SEITEN 26/27

SonderthemaTagungen und Hotels SEITEN 30-32

Impressum„Wirtschaft in Rheinland-Pfalz“die Wirtschaftszeitung der Rhein-Zeitungvom 22. Februar 2019.

Herausgeber: Mittelrhein Verlag GmbH,56055 Koblenz

Verleger: Walterpeter TwerGeschäftsführer: Thomas Regge

Chefredakteur: Peter Burger

Redaktion: Andreas Valentin, Barbara MalikBESTFALL Agentur - Public Relations – Events,www.bestfall.deMitarbeit: Bernd Fabritius, Julia Eckelt,Irmela Heß, Doris Kohlhas, Wolfgang K. Lembach,Mike Mezger, Jutta Schützdeller, Katharina Theiß,Ulla Ruths, Florian Zerfaß

Layout: Armin Lehmler, Alexander Altenberg

Anzeigen: rz-Media GmbH, 56055 Koblenz

Geschäftsführer: Hans Kary

Druck: Industriedienstleistungsgesellschaft mbH,56072 Koblenz

Index

Personen SEITE SEITE SEITE Unternehmen SEITE SEITE SEITE

Albers, Josef 15Anh Tran, Dr. Chung 26, 27Baulig, Andreas 7Baulig, Markus 7Bayer, Herbert 15Braun, Helge 4Buhr, Andreas 5Burkhart,Dr. Steffi 1, 2, 3, 4, 5Davis, Todd 5Dietrich, Paulus 26, 27Dueck, Dr. Gunter 2, 4, 5Echenoz, Jean 25Eskiocak, Umut 31Feltes, Florian 5Geffroy, Barbara 5Geffroy, Edgar 5Geutebrück, Katharina 2, 25Gropius, Walter 15Haas, Dr. Christian 27Häcker, Sascha 30Hammer, Dr. Sabine 27Heinz, Christina 6

Heinz, Claudia 6Heinz, Maria 6Heinz, Peter 1, 6Heinz, Rudolf 6Hennemann, Sarah 7Hilger, Günter 2, 25Hofer, Herbert 16Hofmann, Franz 1, 8Horx, Matthias 25Hugo, Victor 25Kanzler, Konrad 13Klöckner, Julia 4Knauth, Uwe 15Kohlhaas, Petra 17Kratz, Hans-Jürgen 5Kraus, Franz 20, 21Lehmann, Norbert 2, 4, 5Lenz, Dr. Horst 14Liebermeister, Barbara 5Lüling, Reinhard 31Merrill, A. Roger 5Moholy-Nagy, László 15Moon, Shawn D. 5

Müller, Josef 17Müller, Michael 17Müller, Winfried 17Pauly, Yvonne 32Reichel, Dr. André 25Reuter, Manfred 28, 29Reuter, Petra 28, 29Ruge, Nina 2, 4, 5Rump, Dr. Jutta 2, 4, 5Sauer-Kirchlinne,Elisabeth 2, 25Schätzing, Frank 25Schmidt, Joost, 15Simpson, Michael 5Steeg, Tanja 7Sturm, Claudia 1, 22, 23Tschersich, Thomas 18, 19Urfer, Frank 12Veseli, Arben 7Völl, Sebastian 26, 27Weiß, Michael 12Wende, Andreas 13Will, Thomas 1, 10, 11

1&1 13Adidas 13Amazon 4, 13Aquila Capital 12ArchitektenkammerRLP 15, 16Architektur Enso 16Arenz 15ARGE rheinland-pfälzischerWohnungsunternehmen

1, 9, 10, 11Bauhaus Verbund 15Baulig Consulting 7BID 1, 9Bundesbank-BunkerCochem 1, 28, 29BVMW 7C&U Sturm 23Cabin Spacey Berlin 16Comforthotel Vintage 28, 29Daimler 26DB Schenker 26, 27Debeka 13Deutsche Bahn 3, 26, 27Deutsche Bundesbank 28, 29DieFamilienunternehmen 22, 23DIHK 24

EU 1, 12, 22, 23, 24Fet a Sóller 20, 21GBZ Koblenz 32GdW 10Häcker’s Grand HotelBad Ems 30Heltwerk Architekten 15Hilger, Neumann &Partner 25Hochschule Fresenius 26, 27Hochtief 28Hotel Eisbach 6Hotel Heinz 6Hotel Silicium 6Hotelmanagement-Akademie 32HwK 17IBE Ludwigshafen 4IHK FOSA 24IHK Koblenz 24, 32Ingenieurkammer RLP 14ISB Rheinland-Pfalz 1, 9Keramik-Kasino 6Koblenz Touristik 8Koblenz-Kongress 1, 8Landesamt für Soziales,Jugend und Versorgung 24Lichthaus Müller 17

Lidl 13MAN 26, 27MEAG 12NAI Apollo 13Neubauer Architekten undIngenieure 15Restaurant Rudolfs 6Reuter & Reuter 28, 29Rewe 13Salm-Salm & Partner 12Savills 12Scania 27Schlemmer & Kraus 20Sport- und SeminarhotelGlockenspitze 31Stat. Landesamt RLP 24Telekom 18, 19T-SystemsInternational 18, 19Uni Koblenz-Landau 26, 27Verband der Wohnungs- undImmobilienwirtsch. 9, 10, 11Volvo 27Willi Sauer 25Winfried Müller 17ZDF 4, 5Zimmerei Otto 16Zukunftsinstitut 25

S peakerin, Human CapitalEvangelist und TV-Inter-viewpartnerin Dr. SteffiBurkhart hat ein Ziel: Siemöchte der deutschen

Wirtschaft die Sicht und das Poten-zial ihrer Generation näherbringen.Wer den Standort sichern wolle,müsse Change-Prozesse einleiten,Nachwuchstalente anziehen und di-gitale Könner einbinden. Die gebür-tige Rheinland-Pfälzerin, Jahrgang1985, wird in ihrem Vorhaben durchPersönlichkeiten wie Prof. Dr. JuttaRump, Prof. Dr. Gunter Dueck, Nor-bert Lehmann und Nina Ruge be-stärkt.

Frau Dr. Burkhart, in Deutschland undin der Region herrscht einvielbeschworener Kampf um Talente.Zu welchen „Waffen“ soll(t)enUnternehmen, insbesondere Mittel-

ständler im nördlichen Rheinland-Pfalz, greifen?Der Kampf um Talente geht erstnoch richtig los. Bis 2030 werden diemeisten Babyboomer in Rente ge-hen, dann entsteht eine Lücke vonacht Millionen Arbeitsplätzen, dienicht nachbesetzt werden können.Die Entwicklung ist schon heute er-kennbar – mit Ausnahme der Folgenvon Ein- und Auswanderung vonFachkräften und der Entwicklungder Künstlichen Intelligenz (KI).Diesen Arbeitskräftemangel werdenwir nicht nur in Deutschland erle-ben, sondern global. Aufgrund derDemografischen Entwicklung ver-schiebt sich der Arbeitgebermarkthin zu einem Bewerbermarkt. Dasführt für Stellenkandidaten zur so-genannten Multioptionalität. Schonheute bekommen Menschen bei So-cial-Business-Netzwerken wie Lin-kedIn oder Xing Headhunter-An-fragen für einen anderen Job oderArbeitgeber. Die Bewerber und Mit-arbeiter sitzen am längeren Hebel –nicht umgekehrt. Es braucht des-halb auf Seiten der Arbeitgeber eineneue Haltung. Im Silicon Valleymuss schon heute ein Arbeitgeberinnerhalb eines Tages einen Ar-beitsvertrag per E-Mail an denWunschkandidaten senden. Tut erdas nicht, entscheidet sich dieser fürdie Konkurrenz.

Können Arbeitgeber Nachwuchskräftenicht mehr langfristig binden?Der War for Talents macht es für Un-ternehmen nicht leicht. Vor allemgute, junge Leute haben Lust da-rauf, sich selbstständig zu machen –entweder um als freier Projektar-beiter Unternehmen zuzuarbeitenoder gemeinsam mit anderen ein

Start-up zu gründen. Vermutlichwerden bis 2030 40 Prozent der Mil-lennials frei mit Unternehmen ko-operieren, statt sich anstellen zu las-sen. Viele haben keine Lust mehrauf schlechte Führung, starre Struk-turen, alte Einzelzimmer-Büros, feh-lende Experimentierräume, Weiter-bildung nach Gießkannen-Prinzip,männliche Monokulturen in Chef-etagen oder auf ethisch-moralischesFehlverhalten, wie wir es aus der Fi-nanzbranche kennen und aktuell inder Automobilbranche erleben.

Für den Mittelstand kommt er-schwerend hinzu, dass die Großenviele Talente vom Markt abgreifen.Unternehmen stehen also vor einemstrategischen Wendepunkt: Esbraucht den systematischen Aufbaueines Talentpools auf allen Ebeneneiner Organisation. Die Investitio-nen in das intellektuelle Kapital –

von der Mitarbeitergewinnung bishin zur Mitarbeiterbindung – wer-den zukünftig über den Erfolg vonUnternehmen entscheiden. Leiderhaben das viele mittelständischeUnternehmen noch nicht verstan-den. Aufwachen ist angesagt!

Manche Unternehmen entscheidensich, freie Stellen nicht zu besetzten,weil sie die Bewerber nicht für geeignethalten. Würden Sie Unternehmen undPersonalabteilungen zu mehr Wagnisund Mut, gekoppelt an interneQualifizierungs- und Weiterbildungs-maßnahmen, raten?Ich halte sogar eine Weiterbil-dungspflicht der Mitarbeiter für ge-boten. Es ist grob fahrlässig, wennMitarbeiter nicht permanent strate-gisch entwickelt werden. Das ist einChange-Prozess, der verstanden undumgesetzt werden muss. Die Dring-

„Sie spinnennicht, siekönnen was“Generation Y/Z Millennials-BotschafterinSteffi Burkhart appelliert an Wirtschaftund Politik, den Jungen Führungsverantwortungzu übertragen. Ein Interview über denKampf um Talente und darüber, wie dieGeneration Y und Z tickt. Dr. Steffi Burkhart

repräsentiert dieGeneration Y und Z.Foto: privat

Quelle: Gabal Verlag

TOP-ARBEITGEBERWas macht einenattraktiven Arbeitgeber aus?Burkhart: „Eine Befragung der BostonConsulting Group mit 200.000 Jobsu-chenden in 189 Ländern hat bewiesen:Die drei wichtigsten Punkte für jungeBewerber sind:

n Wertschätzung ihrer Arbeit,n gute Beziehungen zu Kollegen,n Work-Life Balance.

Das Gehalt kommt erst an achter Stelle.Wir erleben also einen Wandel hin zueiner Fokussierung auf die Unterneh-menskultur. Und diese wirft Themenwie Gehaltstransparenz, gleiche Be-zahlung unter Geschlechtern und das

Überdenken oder gar Abschaffen vonHierarchien auf.“

Welches sind die wichtigstenMaßnahmen, um gute Arbeitnehmerzu halten?Burkhart: „Im Kern geht es um einenkulturellen Change auf drei Ebenen:

n Struktur der Organisation (Hierarchieversus Netzwerk; Art und Orte derArbeit/Zusammenarbeit),

n Empowerment der Mitarbeiter(Menschenbild, Arbeitsmethoden,Kollaboration, Führungskultur),

n Anwendung moderner Technologie(Kicker oder Yoga-Einheiten sind vielzu kurz gedacht).“

Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |

TOP-THEMA Freitag, 22. Februar 2019 3

lichkeit muss von ganz oben er-zeugt werden.

Wenn sich durch den Einzugvon Automatisierungsprozessen,Robotik und KI Jobprofile verän-dern oder neue Jobprofile entste-hen, müssen Menschen bei die-sen Veränderungen mitgenom-men werden – und im Übrigenauch selbst mitgehen. Das trifftauch auf meine Generation zu.Was wir vor zehn Jahren an derUni oder in der Ausbildung ge-lernt haben, ist heute zum Teilschon überholt. Damals gab esnoch keine technologiebasiertenLeistungskennzahlen (KPIs),BWLer wurden zum Großteil fürUnternehmensberatungen undWirtschaftsprüfungsgesellschaf-ten ausgebildet. Themen wie In-novationsmethoden, Digitalisie-rung von Geschäftsmodellen undFührung anhand von Objectiveand Key Results (OKRs) wurdennicht gelehrt. Deshalb haben wirin diesen Bereichen derzeit enor-me Defizite.

Was empfehlen Sieals Maßnahme dagegen?Wenn an Unis und Hochschulenzum Teil veraltetes und unrichti-ges Wissen vermittelt wird undwenn sich Anforderungen an unsMenschen schneller verändern,bleibt Unternehmen nichts ande-res übrig, als einen eigenen Bil-dungscampus aufzubauen, mitHochschulen und Unis zu koope-rieren und Lehrpläne mitzuge-stalten. Unternehmen sollten diebesten Trainer und Experten ein-kaufen. Weil klassische Bildungs-einrichtungen der Realität hin-terherhinken, bin ich fest davonüberzeugt, dass 2030 eines dergrößten Unternehmen der Weltaus dem Bereich Education stam-men wird.

Sie haben 2016 eine„Gebrauchsanweisung für dieGeneration Y“ veröffentlicht.Was ist Ihre Hauptaussage?Anders als viele unserer Eltern le-ben wir keine klassische Drei-Phasen-Biografie, sondern Multi-grafien: zwischen Vollzeitfestan-stellung, Selbstständigkeit, Teil-zeitanstellung, Sabbatical, Aus-landsaufenthalt und Branchen-wechsel. Wir sind die erste Ge-neration, die vermutlich acht Malihren Job wechseln wird – ob wires wollen oder nicht. Davon gehtdas World Economic Forum aus.Ich persönlich glaube, die Zahl

wird höher liegen. Wir le-ben eher im Zickzack,statt uns über Jahre hin-weg mühselig auf dervertikalen Karriereleiterhoch zu schuften. Wennwir woanders ein besseresArbeitsumfeld antreffen,uns besser entwickeln odermehr Wirkkraft erzeugenkönnen, dann sind wir ganzschnell weg. Dies gilt auch,wenn Millennials wahrneh-men, dass Chefs keine Lust aufMenschenführung haben.

„Die spinnen, die Jungen“, lautetder Titel des Buchs, das Sie 2016veröffentlicht haben. Spielen Siedamit auf zu große Erwartungen an,oder haben die Jungen vielleichteinen „Dachschaden“ aufgrund derDauer-Handybestrahlung?Das ist pure Ironie. Wir als Mil-lennials finden uns häufig in Or-ganisationen wieder, in denen wirunser Potenzial nicht wirklich ein-bringen können. Leider sitzen, bisauf Einzelfälle, in vielen Unter-nehmen und Ministerien und aufwichtigen gesellschaftlichen Po-sitionen oder in Vorständen aus-schließlich Vertreter älterer Ge-nerationen, die in ihrem altbe-währten Modus der Erfahrung

untereinander Geschäfte machenoder füreinander Politik. Der Ent-scheider-Prototyp ist männlich,älter als 50 Jahre und sehr kon-servativ. Es fehlt an Denk-Diver-sität. Als Generation sind wirquantitativ in der Minderheit. Bisauf den Bereich Gründung, wowir sicherlich die Hauptideenge-ber sind, passiert derzeit noch re-lativ wenig in Deutschland.

Was empfehlen Sie?Unternehmen müssen agilere Or-ganisationsformen ausprobieren.Heute und morgen geht es um Ko-operation, um eine schnellere Ad-aption an die Marktdynamik,und darum, kreativ auf Chan-cen und Risiken zu reagieren.Sonst geht es linear abwärts,

wie wir es derzeit bei derDeutschen Bahn miterle-ben. Unternehmen müssensich neu einstellen aufZickzack-Lebensläufe so-wie Quereinsteiger undmehr Durchlässigkeit in-

nerhalb der eigenen Struk-turen ermöglichen. Dazu gilt

es, starre Hierarchien – auchin den Köpfen der Menschen

– aufzulösen und mehr in Netz-werken zu denken und zu agie-

ren.

Wie sieht gute Führung aus?Management, Leadership undFachexpertise müssen differen-ziert(er) betrachtet werden. Wirkommen aus einer Zeit, in der derVertriebler, der den besten Um-satz gemacht hat, zur Führungs-kraft befördert wurde. Die An-nahme, dass dieser auch Men-schen gut führen kann, ist häufigein Trugschluss! Oftmals ist dieseFührungskraft mehr daran inte-ressiert, weiterhin den bestenUmsatz zu machen, als die eige-nen Mitarbeiter dahin zu entwi-ckeln, noch bessere Zahlen zuschreiben. Unternehmen verlie-ren durch diesen Beförderungs-ansatz zwei Dinge: den Top-Ver-triebler und junge Talente, diedas Unternehmen wegenschlechter Führung wieder ver-lassen.

Im dynamischen und wettbe-werbsintensiven Marktumfeldreichen mittelmäßige Führungs-kräfte nicht mehr aus. Wenn Or-ganisationen und Menschen per-manent Ideen entwickeln undagiler arbeiten sollen, brauchenwir gut ausgebildete Leader, diedie Rahmenbedingungen schaf-fen. Schon das Schulsystem sollteanders ausgerichtet werden. InSingapur werden für Kinder bisacht Jahre keine Schulnoten mehrvergeben, Finnland schafft bis2020 klassische Schulfächer ab,der Dalai Lama stellt in Indien„Glück“-Unterricht an Schulenvor. Wir müssen in jungen Men-schen die Kompetenzen fördern,in denen sie sich als Menschenvon Maschinen unterscheiden,statt sie im Informations- und Di-gitalzeitalter mit Maschinen kon-kurrieren zu lassen. Technologi-sche Entwicklung setzt auch einhohes Maß an Kreativität undMut zu Regelbrüchen voraus – an-ders ist Innovation nicht möglich.Genau deshalb suchen viele Un-ternehmen derzeit auch hände-ringend nach kreativen Köpfen.

Fortsetzung auf Seite 4Foto: XtravaganT/stock.adobe.com

VORAUSSETZUNGEN FÜREINEN WETTBEWERBSVORTEILUm in dem wettbewerbsintensivenMarktumfeld, in dem sich derzeit vieleOrganisationen befinden, einenWettbewerbsvorteil zu erlangen undlängerfristig zu halten, sindfolgende Fähigkeiten entscheidend,so Dr. Steffi Burkhart:

Die Fähigkeit,

n schnell, sowohl inkrementelleals auch disruptive, Innovationenhervorzubringen,

n sich schnell an Veränderungenanzupassen,

n die besten Talente für die digitaleTransformation im Unternehmen zugewinnen

n ... und sie auch zu halten.

„Gute Führung wird darüber entschei-den, ob Ihre Organisation wachsenkann, ob Sie in der Lage sind Change-Prozesse durchzuführen, und ob Sie inder Lage sind, Top-Talente anzuziehenund vor allen Dingen halten zu kön-nen.“

MILLENNIALS„Millennials“ ist der Oberbegriff fürdie beiden Generationen Y und Z. ZurGeneration Y zählt man jene Bevölkerungs-kohorte, die zwischen 1980 und 1995 geborenwurde. Die Generation Z umfasst die zwischen1996 und 2010 Geborenen.

Auch Millennials wollen führen. Ihr Weg ist oft nicht geradlinig, sondern verläuft im Zickzack, weiß Dr. Steffi Burkhart. Foto: markus dehlzeit/stock.adobe.com

Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |

TOP-THEMA Freitag, 22. Februar 20194

Welche Rolle spielen Region, wirt-schaftliches Umfeld, Infrastrukturund Unternehmensgröße neben As-pekten wie Unternehmenskultur undFührungsstil für Stellenkandidaten?Der Standort spielt eine wichtigeRolle. Ich bin auf dem flachenLand in Rheinland-Pfalz aufge-wachsen, lebe und arbeite nun inKöln. Die digitale Infrastruktur istauf dem Land vielerorts katastro-phal. Ich kann bei meinen Elternzwischen Landau und Pirmasensnicht mit Businesspartnern sky-pen, im Garten habe ich 3G undkann somit keine E-Mails übers

Handy abrufen. Es braucht eineflächendeckende digitale Infra-struktur. Und zwar kompromisslos100 Prozent 5G-Netzabdeckung,sowie Breitband-Internet-Versor-gung. Wenn KanzleramtschefHelge Braun wie 2018 die Mei-nung äußert, wir brauchen den5G-Mobilfunk nicht überall inDeutschland, sehe ich unser Wirt-schaftswachstum gefährdet. Gan-ze Industrien können hinter dieinternationale Konkurrenz zu-rückfallen. Und wenn Bundesmi-nisterin Julia Klöckner behauptet,sie möchte aus Rheinland-Pfalzdas nächste Silicon Valley ma-chen, – das war ihre Aussage in

2016 bei einer gemeinsamen Pa-neldiskussion – klingt das völligweltfremd.

Aber Ziele zuformulieren ist der erste Schritt.Ja, aber dann müssen sie auchumgesetzt werden. Amazon alsBeispiel will seine zweite Haupt-zentrale bauen und dazu 5 Milli-arden Euro investieren und 50.000neue Arbeitsplätze schaffen. Eshat eine Ausschreibung für Städ-te formuliert. 238 Städte ausNordamerika haben sich darauf-hin beworben, 50 stehen in derengeren Auswahl und versuchen,mit kreativen Ideen zu überzeu-gen. Mein Appell: Zur Standort-politik gehört auch, sich bei nati-onalen und internationalen Groß-/Unternehmen als attraktiverStandort zu bewerben. Teslaüberlegt, einen Produktions-standort in Rheinland-Pfalz oderSaarland aufzubauen. Ich bin ge-spannt auf die Entscheidung. Al-lerdings darf man nicht alleineauf die Großen setzen, sondernmuss auch attraktiv für kleine

und mittelständige Unternehmensein. Vor allem kleine Unterneh-men brauchen Entlastung, denAbbau von Druck durch Regula-rien.

Sie fordern eine „Jugendquote“ inPolitik und Wirtschaft bis inSpitzenpositionen. Ist dort nicht zuRecht Erfahrung gefragt?Google, Tesla oder Facebookwurden auch nicht aus dem Mo-dus der Erfahrung gegründet,oder? Erfahrung ist in der heuti-gen Zeit überbewertet. Die Mil-lennials, also die zwischen 1980und 2010 Geborenen, sind dieeinflussreichsten Alterskohortenim digitalen Zeitalter. Ihre Mind-und Skillsets werden die Wirt-schaft nachhaltig verändern. DerEinsatz von 3D-Druck, Internet ofThings oder Künstlicher Intelli-genz ist die Zukunft.

Experten aus der Babyboomer-Generation haben diese Entwicklungmaßgeblich mitgeprägt.Ja, aber diese Technologien müs-sen weiter erforscht, entwickelt

und gesteuert werden. Das wer-den nicht mehr die Alten tun.

Millennials sind auch starkeTreiber für ein modernes Kun-denverhalten. Wer bei Google ei-nen Suchbegriff eingibt, erhält in-nerhalb von 0,3 Sekunden zweiMillionen Antworten. Wir erwar-ten eine Kundenreise ohne Frikti-onen. Bevor wir in ein Restaurantoder den Elektrohandel gehen,recherchieren wir als ‚vernetzterund informierter Shopper‘ auf Be-wertungsplattformen. Und derEinkauf vor Ort? Meine Generati-on will Wow-Momente, so vielewie möglich. Wir befinden uns imÜbergang zur Erlebnis-Ökono-mie. Die beste Kundenerfahrungzu ermöglichen und den Kundenin den Mittelpunkt allen Handelszu stellen, ist die neue Herausfor-derung im Umgang und Aus-tausch mit ihm. Große Markensind bereits bestrebt, den Mar-kenauftritt und die Personalbe-setzung im Verkauf zu verändern.

Sie haben bei Ihrem ersten Arbeit-geber, einem Großkonzern, zwei

Fortsetzung von Seite 3

ZUR PERSONDr. Steffi Burkhart (33) hat nach einerKarriere als Leistungssportlerin Sport-wissenschaften studiert, dann im Be-reich Gesundheitspsychologie promo-viert. Von 2010 bis 2012 arbeitete sieim Betrieblichen Gesundheitsmanage-ment eines Großkonzerns. Danachbaute sie in einem Start-up eine Füh-rungskräfteakademie auf und über-nahm die Akademieleitung. Seit 2015ist Burkhart selbstständig und setztsich in Politik und Wirtschaft für dieInteressen ihrer Generation ein. Seit2017 macht sie sich auch für das The-ma Frauen und Karriere stark.Wer Dr. Steffi Burkhart als Rednerin fürFirmenveranstaltungen oder Manage-menttagungen buchen möchte, er-reicht sie über: www.steffiburk-hart.de. Burkhart informiert über diegenannten Themen auch in einemmonatlichen Newsletter.

Dr. Jutta Rump gehört seit 2007 zuden „40 führenden Köpfen des Perso-nalwesens“ in der Kategorie „wich-tigste Professoren für Personalma-nagement im deutschsprachigen

Raum“. (Der Titel wird von der Zeit-schrift Personalmagazin alle zwei Jahrevergeben.) Rump ist Professorin fürAllgemeine Betriebswirtschaftslehre mitSchwerpunkt Internationales Perso-nalmanagement und Organisations-entwicklung an der Hochschule fürWirtschaft und Gesellschaft Ludwigs-hafen; zudem leitet sie das Institut fürBeschäftigung und Employability inLudwigshafen IBE.

Dr. Gunter Dueck hat als Mathematik-professor an der Universität Bielefeldgelehrt, ist Redner und Autor weltan-schaulich-philosophischer Sachbücher.(Schwerpunkte: Digitalisierung,Change, Innovation und Zukunft derArbeit). Er hat viele Jahre bei IBM inHeidelberg als Distinguished Engineerund Master Inventor an der technolo-gischen Ausrichtung, Strategiefragenund dem Cultural Change des Unter-nehmens mitgewirkt. Das MagazinComputerwoche wählte ihn 2011 zuden Top-100-Persönlichkeiten, die inDeutschland die Informations- undKommunikationstechnologie prägen.

Nina Ruge: Die Buchautorin, Journa-listin und Fernsehmoderatorin („heu-te-journal“ „heute Nacht“, „Leuteheute“ u.a.) moderiert auf Anfrage vonUnternehmen und Institutionen Kon-gresse, Podiumsdiskussionen undEvents, vorwiegend in den BereichenPolitik, Wirtschaft und Technologie.2009 erhielt sie den „Conga Award“(1. Platz in der Kategorie „Speakersund Moderatoren). Die ehemaligeStudienrätin für Deutsch und Biologieist Trägerin der Bayerischen Staats-medaille für besondere soziale Ver-dienste (2009) und des Verdienst-kreuzes am Bande für soziales Enga-gement (2013).

Norbert Lehmann: Der heutige Leiterder Stabsstelle Besondere Aufga-ben/Formatentwicklung in der ZDF-Hauptredaktion Sport (Jahrgang 1960)moderiert auf Anfrage Veranstaltungender Wirtschaft. Er war unter anderemLeiter des ZDF-Landesstudios Hessen,Leiter und Moderator des ZDF-Mit-tagsmagazins und des Reportagema-gazins „ZDF.reporter“.

Wie erhält man Talente? Quereinstieg und Durchlässigkeit innerhalb derStrukturen zulassen, ist eine Möglichkeit. Foto: everythingpossible/stock.adobe.com

HOHE ANSPRÜCHE AN DIE UNTERNEHMENSKULTURJunge Leute haben keine Lust auf...n schlechte Führungn starre Strukturenn alte Einzelzimmer-Bürosn fehlende Experimentierräumen Weiterbildung nach

dem Gießkannen-Prinzip

n männliche Monokulturenin Chefetagen

n ethisch-moralisches FehlverhaltenMehr in Steffi Burkharts Buch: „Diespinnen, die Jungen! Eine Gebrauchs-anweisung für die Generation Y“(24,90 Euro, ISBN: 9783869366913)

Die Millennials werden die Wirtschaft nachhaltig verändern, sagt Dr. Steffi Burkhart. Sie seien Wegbereiter einer Erlebnis-Ökonomie und wünschen sich viele Wow-Momente. Foto: peshkova/stock.adobe.com

Jahre ausgehalten. Wären Sie beieinem kleinen, mittelständischenUnternehmen voraussichtlich längergeblieben?Gute Frage. Zwei Dinge habenmich bewegt, den Konzern zu ver-lassen: Schlechte Führung undstarre Strukturen mit seinem Silo-Mindset. Abteilungen konkurrie-ren, statt zu kooperieren; Verant-wortung wird hin und herge-schoben. Für mich war das wieein Kulturschock. Den kann esaber auch in einem kleineren,mittelständischen Unternehmengeben.

Welche Anstöße haben Sie von Prof.Dr. Jutta Rump, Prof. Dr. GunterDueck und Nina Ruge erhalten?Prof. Dr. Jutta Rump und Nina Ru-ge haben meine Entscheidunggeprägt, mich nicht nur für denjungen Nachwuchs, sondern ins-besondere auch für die weiblicheNachwuchsförderung und gegenmännliche Monokulturen einzu-setzen. Die nächste Generationder Frauen soll gleichwertige Kar-riere- und Verwirklichungschan-cen erhalten. Gunter Dueck hatdas Konzept der doppelten F-Quote ins Spiel gebracht: ein „F“für die „Frauen“-Quote, das an-dere für die sogenannte „Fee-ling“-Quote, also für Menschen inFührungspositionen und in Vor-ständen, die emotionale Intelli-genz an den Tag legen.

Norbert Lehmann hat mir Prä-senz im ZDF-Mittagsmagazinverschafft und mir eine Stimme zuThemen wie Rente und Bundes-tagswahl verliehen. Allen bin ichfür ihren Support sehr dankbar.Dies führt zu meinem Abschluss-Appell an die Millennials: Um-gebt Euch mit Menschen, dieeuch ermutigen und supporten,eure Ziele, Wünsche und Visio-nen zu erreichen.

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TOP-THEMA Freitag, 22. Februar 2019 5

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Quelle: Gabal Verlag

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MACHER DER REGION Freitag, 22. Februar 20196

„Ich bin möglichst überallund löse Probleme“Porträt Hotelchef Peter Heinz kümmert sich gern um technische Dinge – vor allem aber um das Wohl der Gäste.

D ass er irgendwann dasHotel übernehmenwürde, war ihm schonfrüh klar. Sein Groß-vater hatte es 1919 ge-

baut und eröffnet, sein Vater hat-te es weitergeführt, und PeterHeinz war seit seiner Kindheitmit dem Betrieb vertraut. Schonals Junge half er in der Küchemit. Auch während der Schulzeit,während seiner Ausbildung zumKoch und später während des Stu-diums zum Betriebswirt arbeiteteer stets im Hotel mit und über-nahm nach und nach immer mehrAufgaben. Vor 100 Jahren wurdedas Hotel Heinz in Höhr-Grenz-hausen gegründet, seit 30 Jahrenist Peter Heinz hier der Chef – ge-

meinsam mit seiner Frau Claudia.Mittlerweile arbeitet auch dievierte Generation mit: TochterChristina (Jahrgang 1980) ist insManagement eingestiegen. DerSohn hat sich für einen anderenBeruf entschieden.

Im Hotel Heinz, am Hang et-was oberhalb des Ortes, sorgenrund 200 Mitarbeitende für dasWohl der jährlich etwa 25 000Gäste, die insgesamt rund 42 000Übernachtungen pro Jahr bu-chen. Die Hotelanlage ist weit-

läufig: Neben 98 Zimmern undSuiten gehören auch 2500 Quad-ratmeter Wellnessbereich, einFestsaal, eine Orangerie, sechsTagungsräume, ein kleiner Pfer-destall und ein großes Außenge-lände mit mehreren Terrassenund einer kleinen Schafzucht(Westerwälder Fuchsschafe). DemKlischee eines Hoteldirektors – infeinem Zwirn geruhsam durchdie Räume spazieren, höflich dieGäste begrüßen, hier ein Nicken,dort einen Handschlag oder einKüsschen auf die Wange – ent-spricht der 64-Jährige nicht. „Ichbin eher der, der möglichst über-all herumfährt und Probleme löst“,sagt er von sich und nennt sich ei-nen „Technikfreak“.

Herumfahren muss er deshalb,weil die Hotel Heinz GmbH inHöhr-Grenzhausen auch das Ho-tel Silicium, das Keramik-Kasinomit Gewölbekeller und die Wald-gaststube Flürchen betreibt. Zu-sätzlich gehört zum Familienbe-trieb auch das Hotel Eisbach inRansbach-Baumbach.

Dass in einem der Gastrono-mie- oder Beherbergungsbetriebeimmer etwas anliegt, um das sichjemand kümmern muss, verstehtsich von selbst. Wenn es irgend-wo ein Problem gibt, wird PeterHeinz gerufen. Und so kann essein, dass Gäste den Hotelcheftreffen, wenn er gerade mit einerWärmebildkamera ein defektesRohr untersucht oder mal eben

mithilft, einen neuen Heizkörperanzuschließen. Aber Peter Heinzmacht auch Fotos von oben mitder Drohne für ein neues Werbe-prospekt, kümmert sich um dieVermarktung des Hotels im In-ternet – denn ein kleines Inter-netunternehmen betreibt er ne-benbei. Außerdem arbeitet er aneinem Konzept, um ein DualesStudium anzubieten.

Und als ob das noch nicht ge-nug wäre, verantwortet er auchdie EDV des Hauses und entwirftgemeinsam mit seiner Tochterneue Software fürs Hotel. In derKüche zum Beispiel gibt es keingroßes Brett mehr mit angehefte-ten Bestellbons, sondern die Mit-arbeitenden lesen die Wünscheder Gäste, aber auch die vorhan-denen Vorräte auf Monitoren ab.Ein weiteres Programm wird dieAktivitäten im Spa-Bereich koor-dinieren, wo rund 20 Mitarbei-tende täglich von 9 bis 22 Uhr inverschiedenen Räumen im Ein-satz sind, um Hotel- und Tages-gäste termingenau mit Wohlfühl-behandlungen zu versorgen.

Auf die Wellnessanlage desHotels ist Peter Heinz besondersstolz. Die war nämlich schon da –wenn auch etwas kleiner -, als esden Begriff „Wellness“ noch garnicht gab. Damals hieß das An-gebot „Beautyfarm“ – bestehendaus Sauna, Dampfbad, kosmeti-schen Anwendungen, Physiothe-rapie und Schwimmbad. „Wir wa-

ren schon früh mit einer kleinenInternetfirma als Beautyfarm-An-gebot im Netz vertreten und wa-ren außerdem Kooperationspart-ner einer Agentur, die rund 200Farmen unter Vertrag hatte; da-mit gehörten wir mit zu denWegbereitern der Wellness-kultur“, erinnert sich derHotelchef.

Er selber entspanntgerne bei einer „rich-tig guten Massage“;aber auch die Saunawürde er gerne mehrnutzen, wenn er Zeithätte, was aber seltender Fall ist. Auf die

Länge seiner Arbeitstage ange-sprochen sagt Heinz lächelnd:„Ich halte die 35-Stunden-Wocheein – und bin damit mittwochs fer-tig. Danach kümmere ich michum mein Hobby.“ Soll heißen:Seine Arbeit macht ihm Spaß –und das eigentlich rund um dieUhr.

Was ihm wichtig ist: Qualitätauf hohem Niveau bei der Rund-umversorgung der Hotelgäste, ei-ne gute Zusammenarbeit mit al-

len Mitarbeitenden im Team undeine entspannte Atmosphäre imHaus. „Wir haben viele an-spruchsvolle Gäste, die aber bo-denständig geblieben sind.“ Wieer das meint? „Zu uns kommenauch Menschen, die einem Hand-werker die Hand geben, auchwenn sie nicht ganz sauber ist.Oder um es anders zu sagen: Hiergibt es wenig Schickimicki.“

Ob die Gäste so reich sind,dass sie die Übernachtungskostenin dem Vier-Sterne-Haus aus demKleingeldfach bezahlen können,oder ob sie für den Aufenthalt ei-ne Weile gespart haben, ob sie be-

kannte Stars oder unbekannteMenschen aus der Region sind:Peter Heinz ist für alle da. Und ermöchte allen ein vielfältigesWohlfühlprogramm bieten – inder Wellnesslandschaft, mit demgastronomischen Angebot undauch durch zusätzliche Aktionenwie einen Grillabend, eine ge-führte Wanderung oder den„Aperitiv-Abend mit FamilieHeinz“. Auch zu dem geht PeterHeinz übrigens nicht im feinenAnzug.

VOM BAUMEISTER ZUM HOTELIERDass die Familie Heinz heute eine be-kannte Größe in der Hotelbranche ist,daran ist mehr oder weniger der ErsteWeltkrieg schuld. „Mein Großvater warArchitekt. Er hat im Nahen Osten Brü-cken gebaut“, erzählt Peter Heinz.„Mit dem Bau eines Hotels hier inHöhr-Grenzhausen wollte er sich einenLebenstraum erfüllen.“ Doch währenddes Krieges stockten die Bauarbeiten,und weil das Haus nach dem Krieg nurhalb fertig war, fand sich kein Pächter.Also eröffnete der Baumeister RudolfHeinz mit seiner Frau Maria den Be-trieb, ein „Kurhotel mit fünf Bädern“,das ab Juli 1919 zur Erholung einlud.Heute erinnert vor allem „Marias Stu-be“ im ältesten Teil der Hotelanlageund das á la carte-Restaurant „Ru-dolfs“ an das Gründerpaar.

WELLNESS FÜR JEDEN BEDARFIm Hotel Heinz lassen sich viele ver-schiedene Wellnessangebote buchen.Ein Beispiel ist der „WesterwälderWellness-Tag“, den auch Gäste genie-ßen können, die nicht im Hotel woh-nen. In den Kosten von 142 Euro proPerson sind enthalten:ein alkoholfreier Begrüßungscocktail,ein leichtes Essen im Poolbistro, Nut-zung der Wellness- und Saunaland-schaft sowie des Fitnessstudios, einKräuter-Salz-Peeling mit Lavendel oderZitronenverbene aus dem Westerwaldund pflegende Öle, eine Massage mitgewärmten Basaltsteinen aus der Re-gion und Kräuteröl.Enthalten sind im Angebot auch dieBademantel- und Handtüchernutzung.Weitere Informationen unter:www.hotel-heinz.de

„Wir gehörten mit zu denWegbereitern der Wellnesskultur.“Peter Heinz, Familienunternehmer

„Ich halte die 35-Stunden-Woche ein –und bin damit mittwochs fertig. Danachkümmere ich mich um mein Hobby.“Peter Heinz, Hotelchef

Genuss wird im Hotel Heinz groß geschrieben – ob beim Empfangscocktail in der Lobby oder zahlreichen Veranstaltungen, die das Team um Hotelchef Peter Heinz rund um das Jahr organisiert. Foto: Hotel Heinz

Peter Heinz hat schon als Junge im familieneigenen Hotel mitge-arbeitet. Heute ist er 64 und noch immer leidenschaftlich gerneGastgeber. Als Allrounder kümmert er sich um zahlreiche Anliegenim Hotel Heinz und weiteren Gastronomie- und Beherbergungsbe-trieben in Höhr-Grenzhausen und Ransbach-Baumbach. Foto: privat

Das Hotel Heinz bietet 98 Zimmer und Suiten, die unterschiedlichenAnsprüchen und Geschmäckern gerecht werden. Gebäudeteile, die 1913erbaut wurden, wurden durch zeitgemäße Anbauten erweitert. Es findensich Räume im Landhausstil wie auch Räume in modernem Design.

Foto: Hotel Heinz

„Das wertvollste Kapitalverlässt das Unternehmen jeden Abend“BVMW Rhein-Lahn Ein Gastbeitrag von Tanja Steeg, selbstständige Unternehmerin und BVMW-Netzwerkerin.

H ätten sie gute Führungs-kräfte, würden deutscheUnternehmen 105 Milliar-

den mehr Gewinn im Jahr ma-chen. Diese Schätzung legte dasrenommierte Gallup-Institut vor,eines der führenden Markt- undMeinungsforschungsinstitute mitHauptsitz Washington D.C., underschütterte damit Politik undWirtschaft. Die Studie wird in re-gelmäßigen Abständen durchge-führt und ist daher keineswegsals Zufallsprodukt oder zu ver-nachlässigender Einmaleffekt zubetrachten.

Nur jeder fünfte Mitarbeiter,also lediglich 20 Prozent der Be-legschaft, hält dieser Studie zu-folge seine aktuelle Führungs-kraft für gut, fühlt sich durch sieverstanden, motiviert. Dem ent-gegen steht allerdings, dass sichüber 90 Prozent der Führungs-kräfte selbst als „gut“ bezeich-nen.

Wir brauchen offensichtlich inder Breite ein nachhaltiges Up-date von Führungsverständnis,

weil die aktuellen und kommen-den Jahre so veränderungsinten-siv sind und so viel Neues mitsich bringen werden, wie keineZeit je zuvor. Der „War of Ta-lents“ um gute Fachkräfte, Nach-wuchskräfte und fähige Mitar-beiter ist längst in vollem Gange.Um produktiv zu bleiben undüberhaupt im Zuge des demo-grafischen Wandels künftig ge-nügend Mitarbeiter zu finden,müssen sich Unternehmen ins-besondere im Mittelstand diesenHerausforderungen stellen. Denndas wertvollste Kapital verlässtdas Unternehmen jeden Abend:die Mitarbeiter! Zeit also, sich die-ser Ressource verstärkt zu wid-men.

Mitarbeiterzufriedenheit kannman aber weder bestellen nochkaufen. Man muss sie sich mitharter Arbeit und ehrlich ge-meinter Bereitschaft erarbeiten.Auch die Erkenntnis, dass es einimmerwährender Prozess ist undnicht eine einmalige Maßnahme,ist wesentlich. Was sind nun aberdie großen Schlüssel, die man dre-hen sollte?

Im Kern geht es darum, dassUnternehmer und Führungskräftelernen, die Menschen zu sehen.Das geschieht durch ehrliche undecht gemeinte Wertschätzung je-des Einzelnen, Investieren in Be-ziehungen zu den Mitarbeiternund Dinge gemeinsam tun.

Klingt trivial, erfordert aberhäufig ein Umdenken der übli-cherweise in Unternehmen ge-lebten Autoritätsstrukturen. Frü-her zählten Gehorsam und Diszi-plin – heute geht es um Autono-mie und Gleichwertigkeit. Früherwaren Fachwissen und Funktiondas Maß der Dinge – heute gehtes mehr um Beziehungswissenund Lösungskompetenz. Frühersetzte man auf Kontrolle, heutesteht Selbstführung im Fokus.„Einzelkämpfer sein“ war ges-tern, heute stehen Vernetzung,Kooperation und Führungskoali-tionen im Vordergrund.

Viele Unternehmer denkenvermutlich, dass ihr Unterneh-men für solche Veränderungender Führungsprozesse zu klein,zu hierarchisch, zu handwerklichoder grundsätzlich einfach unge-eignet ist. Das ist aber schlichtund einfach falsch. Die jeweilsmöglichen Maßnahmen mögensich von Unternehmen zu Unter-nehmen unterscheiden, nicht aberdie Notwendigkeit als solche. Im-mer wieder ist zu beobachten,wie bereits kleine, ernst gemeinteMaßnahmen die Mitarbeiternachhaltig verändern. „Füh-rungskraft sein“ ist das Privileg,zu erleben, wie Menschen Erfolghaben.

Dem Thema „Führung in Zei-ten von New Work“ widmet sichder BVMW bundesweit in ver-schiedensten Veranstaltungen.Gezielt für unsere Region wirdein zweimonatlicher, fester Mit-tags-Stammtisch etabliert, derUnternehmern einen praxisnahenAustausch mit zahlreichen sofortumsetzbaren und alltagstaugli-chen Maßnahmen bietet. Initiiertund moderiert wird dieser Mit-tagstisch von Tanja Steeg, Regi-onalleiterin des BVMW für die Re-gionen Rheingau, Taunus undRhein-Lahn.

Der erste Termin findet amFreitag, 22. März, in Nastättenstatt.

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MACHER&MÄRKTE Freitag, 22. Februar 2019 7

Als Coach gefragtBVMW Mittelrhein Koblenzer KMU macht Dienstleister, Agenturen undTrainer für den digitalen Auftritt fit. Eine Unternehmergeschichte aus demMittelstand, notiert von Sarah Hennemann.

N ein, es gibt kein zau-berhaftes Märchen,das von dem Teller-wäscher handelt, derin kurzer Zeit zum

Millionär wurde. Dennoch klingtdie Geschichte von Andreas undseinem Bruder Markus für vieleunwirklich und fast zu schön.

Andreas Baulig studierte Wirt-schaftsinformatik und Betriebs-wirtschaftslehre, schloss mit Best-noten ab und arbeitete anschlie-ßend als Software-Architekt in ei-nem mittelständischen Unterneh-men. In seiner Tätigkeit fand ernicht die Erfüllung, die er sich er-hofft hatte. So wurde sein Wunschgrößer, ein eigenes Unternehmenaufzubauen, Sinnvolles zu tun,gleichzeitig Geld zu verdienenund finanziell frei zu werden.Durch Zufall lernte er einen Men-tor kennen, der ihn auf die Weltder digitalen Beratung und desOnline-Coachings aufmerksammachte.

2012, im Alter von 23 Jahren,gründete er ohne vermarktungs-fähige Lebenserfahrung, sein ers-tes Unternehmen als akademi-

scher Coach mit einem einzigenZiel: aus einfachen Durch-schnittsstudenten Einserkandida-ten mit Bestnoten zu machen –aufbauend auf seinen eigenen,prägenden Erfahrungen. Er setztedazu eine Online-Plattform aufund ging aktiv mit einem Ge-schäftsmodell an den Markt, dasvirtuelles Coaching und digitaleAngebote für die Zielgruppe an-bot. Innerhalb von drei Jahren er-zielte er im deutschen Studen-tenmarkt ohne Mitarbeiter einenUmsatz von mehr als 1,3 Millio-nen Euro.

Etliche Anfragen aus der Wirt-schaft erreichten ihn alsbald, so-dass er sich 2015 auch Consul-ting-Aufträgen widmete und fe-derführend an Coaching-Pro-grammen der erfolgreichstenCoaches und Trainer mitwirkte.Dies war so erfolgreich, dass erseinen Fokus änderte und seinUnternehmen ausbaute: Die Bau-lig Consulting GmbH in Koblenz– eine digitale Unternehmensbe-ratung mit 22 Mitarbeitern undzuletzt 4,3 Millionen Euro Jah-resnettoumsatz – zielt darauf, an-

deren Coaches, Experten, Trai-nern, Agenturen und Dienstleis-tern einen Weg aufzuzeigen, sichdigital bekannt zu machen, alsHochpreisanbieter zu positionie-ren und Kundenanfragen onlinezu generieren.

Heute leitet Andreas Baulig dasUnternehmen gemeinsam mit sei-nem Bruder Markus und mit Ge-

schäftspartner Arben Veseli. Ihrerund 1000 Kunden kommen pri-mär aus dem deutschsprachigenRaum, teilweise auch aus der gan-zen Welt – aus Los Angeles, Dubaioder Kiew. Der nächste Schrittwird die Eröffnung weiterer Stand-orte in Deutschland sein. Bereitsim Januar wurde der neuesteStandort in Düsseldorf eröffnet.

NEUE MITGLIEDER SEIT JANUAR 2019n Think-Unternehmensgruppen Rocking Digital – Bureau für digitale

Medienn Reisebüro Air Travel Ufern Beckermann & Zimmermann GmbHn Eventservice Cernotan Team N7n Kaiser Immobilienn Lowsoft GmbHn Jungbluth Fördertechnik GmbH &

Co. KGn Jakobsberg Hotel & Golfresortn OrgaBrain GmbH & Co. KGn S2 Software GmbH & Co. KGn Blocklink AGn Römer Healthcare + Sciencen MB Dr. Josef Haasn Baulig Consulting GmbH

EVENTSAuf den regionalen und überregionalen Netzwerktreffen,Fachgruppen-Meetings und Events treffen Interessierte aufoffene, kommunikative Unternehmer aus der Region, diegemeinschaftlich etwas bewegen wollen.

Informationen und Terminankündigungen unter:www.events-mittelrhein.dewww.mittelstand-rhein-lahn.de

Allgemeine Informationen über den BVMW und das Jahres-programm: www.bvmw.de

Tanja Steeg (42) ist seit 2014selbstständige Unternehmerin undNetzwerkerin. Innerhalb desBVMW leitet sie die Wirtschaftsre-gion Rhein-Lahn. Foto: FS Medien

Andreas Baulig als Speaker bei derzweitägigen „Marketingoffensive“in München im Oktober 2018.

Foto: Dominik Pfau/Baulig Consulting

Nachrichten aus dem Mittelstandwww.bvmw.de

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SCHREIBTISCHE DER MACHER Freitag, 22. Februar 20198

Franz Hofmann hat sich mit einer Fototapete ein Stück Heimat in seinBüro bei der Koblenz-Kongress geholt. Fotos: Sascha Ditscher

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W er an Franz Hof-manns rundemMeetingtisch 1Platz nimmt, ge-nießt eine prima

Aussicht: Der Blick schweift überdie Seiser Alm hinüber zu Lang-kofel und Plattkofel, dabei sitztman doch mitten in Koblenz!Der gebürtige Südtiroler Hof-mann, seit September 2017 Lei-ter der Koblenz-Kongress, holtemit einer Fototapete 2 ein Stückseiner Heimat hierher. Seine Ge-sprächspartner wissen das Do-lomiten-Ambiente zu schätzen.Hofmann selbst genießt die Wei-te, die das Bild seinem Büro ver-leiht. Seinen Blick richtet er al-lerdings meist intensiv auf seineArbeitsunterlagen, denn er möch-te Koblenz als Kongressstandortnoch fester etablieren. Beste Vo-raussetzungen dafür habe dieStadt, meint Hofmann. Ein gro-

ßer Schlüssel 3 an der Wand er-innert an die 2012 abgeschlos-sene Sanierung der Rhein-Mo-sel-Halle, die sich von der gu-ten Stube zu einem modernenVeranstaltungsort gewandelt hat.Hofmann betont, dass die gro-ßen Säle teils mit Glasfrontenbis zum Boden ausgestattet sindund freien Blick auf den Rhein ge-währen. Auch kleinere Räumemit Blick auf den Kongress-Gar-ten und die beliebte Rhein-lounge seien etwas Besonderes.

Neben der Rhein-Mosel-Hallevermarktet Koblenz-Kongressauch die Tagungsräume des Kur-fürstlichen Schlosses und das Fo-yer des Forum Confluentes. Damuss mitunter hart verhandeltwerden. „Ich lockere dabei gernmit einem unerwarteten Scherzdie Atmosphäre auf“, erzählt erund verweist auf den kleinen Gil-declown 4 auf dem Sideboard,der diese Eigenschaft symboli-siert. Hinter der Clownsfigur stehtein Luftbefeuchter 5, der das tro-ckene Raumklima ausgleicht.Auch im großen Saal der Rhein-Mosel-Halle wird eine Nachbe-feuchtungsanlage installiert. Daskommt auch der einzigartigenKemper-Orgel zugute, die mit5676 Pfeifen, 71 Registern undvier Manualen zu den größtenSaalorgeln Deutschlands zählt.Dank der hervorragenden Akus-tik des großen Saals bietet sie ei-nen besonderen Hörgenuss. „Da-von kann man sich bei den Büh-nenkonzerten, die wir künftig öf-ter anbieten, selbst überzeu-gen“, so Hofmann. Auf seinemTisch liegen viele Fachzeitschrif-ten 6 aus dem Event-, Hotel-,Veranstaltungs- und Gastrobe-reich. Er nutzt sie als Informa-tions- und Inspirationsquelle, umüber die neusten Trends auf demLaufenden zu sein und um neueIdeen zu entwickeln. „Modern ta-gen und kurfürstlich dinieren –

Koblenz bietet das Beste auszwei Welten. Auf dieser Basis ha-ben wir unser Marketing neu aus-gerichtet“, berichtet der Ta-gungsexperte. Langfristig strebter auf regionaler Ebene eine stär-kere Zusammenarbeit mit an-deren Veranstaltungsstätten an.„Wir könnten die Region ge-meinsam vermarkten und hät-ten dabei mehr Schlagkraft.“Wichtig sei jedoch ein Ausbauder Hotelkapazitäten, die in Ko-blenz für einen Kongressstand-ort derzeit noch recht niedrig sei-en.

Seinen Arbeitstag beginnt Hof-mann gegen 8 Uhr meist mit ei-ner Tasse 7 schwarzem Tee.Bis etwa 18 oder 19 Uhr läuftdas „normale“ Programm im Bü-ro und in den Event-Locations.Neben allen Vermarktungsauf-gaben gilt es auch, das rund20-köpfige Team zu leiten. Nachdem Büro-Feierabend geht esfür ihn dann oft noch weiter.Denn bei wichtigen Veranstal-tungen wie dem IHK-Sommer-fest, Wirtschaftsempfängen, demTourismustag Rheinland-Pfalzund bei Wirtschaftstagungen, andenen auch die Politprominenzaus Berlin teilnimmt, ist FranzHofmann selbstverständlich per-sönlich mit dabei. Einen Nine-to-five-Job hat er nie ange-strebt. „Ich bin hier Hausver-walter, Facility Manager, Mar-keting- und Vertriebsleiter undbei den Events auch mit da-bei“, lacht er sympathisch undgreift nach einem Sticker der Ko-blenzer Seilbahn, der zwischenLocher 8 und Tesafilm 9 aufdem Tisch liegt. „Die Seilbahnist großartig. Man sollte sie nichtnur touristisch, sondern auch fürden öffentlichen Nahverkehr nut-zen“, regt Hofmann begeistertan. Er ist eben ein Mann ausden Bergen, dem Seilbahnen ver-traut und angenehm sind.

ZUR PERSON

Franz Hofmann, 54, stammt aus Süd-tirol und fühlt sich in Koblenz rundumwohl. Der studierte Jurist hat lange inder Schweiz als Banker, in der Event-Branche und der Touristik gearbeitet.Zuletzt leitete er in Bern den SchweizerRodelverband, bevor er 2017 die Be-reichsleitung der Koblenz-Kongress,einer Abteilung der Koblenz TouristikGmbH, übernahm. Seine drei Kinderstudieren in der Schweiz. An den Wo-chenenden erkundet er liebend gern

mit seiner Partnerin die nähere undweitere Gegend um Koblenz. „Koblenzist eine schöne Stadt und es gibt soviel zu entdecken“, schwärmt er. Hof-mann fährt bei nahezu jedem Wettermit dem Fahrrad von Koblenz-Arenbergzur Arbeit und auch wieder zurück. Dasist sein sportlicher Ausgleich zum Ar-beitsleben. Im Winter geht er einerweiteren Passion nach: dem Rodel-sport. Dazu reist er dann gern nachSüdtirol oder in die Schweiz.

ZUM UNTERNEHMENKoblenz-Kongress gehört zur KoblenzTouristik GmbH und vermarktet dieVeranstaltungsorte Rhein-Mosel-Halle,Kurfürstliches Schloss und das in derInnenstadt gelegene Foyer des ForumConfluentes. Der Service reicht von derreinen Vermietung bis hin zur kom-pletten Organisation von Kongressenund Tagungen inklusive Hotelbuchun-gen, Rahmenprogramm, Teilnehmer-management und vielem mehr. Darü-ber hinaus organisiert die Koblenz-Kongress eigene Veranstaltungen undist Gastgeber vieler kultureller Events.Insbesondere die Rhein-Mosel-Halleund das Kurfürstliche Schloss wartenmit multifunktionaler Raumarchitekturauf und bieten modernste Veranstal-tungstechnik. Unter dem Motto „Fort-schrittlich – kurfürstlich“ präsentiertKoblenz-Kongress die Stadt Koblenz alsmodernes Geschäftsreiseziel.Weitere Informationen unter:www.koblenz-kongress.de

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Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |

DOSSIER Freitag, 22. Februar 2019 9

Dossier Als Betriebsmittel für Unternehmen elementar, als Unterkunft für Einzelne unverzichtbar: Immobilien erfüllen Ansprüche undGrundbedürfnisse. Das Wohnraumangebot in Rheinland-Pfalz ist zuletzt gestiegen.

V on „normalen“ Güternsprechen Ökonomenimmer dann, wenn dieNachfrage nach ihnenbei Einkommenszu-

wächsen steigt. Die Nachfragenach Immobilien erscheint unab-hängig davon immer hoch.Tatsächlich sind Immobilien inmehrfacher Hinsicht „besondere“Güter: Gewerbeimmobilien sindals Betriebsmittel für Unterneh-men sehr wichtig, wohingegenWohnimmobilien elementaremenschliche Bedürfnisse befrie-digen, nämlich jene nach Schutzund Wärme. Einen Blick wert sinddie Entwicklungen der Woh-nungsmärkte in Rheinland-Pfalz,die die Investitions- und Struk-turbank (ISB) und das BauforumRheinland-Pfalz untersucht ha-ben. Fast drei Viertel des Wohn-raums in Wohn- und Nichtwohn-gebäuden waren demnach 2017in Landkreisen verfügbar, also aufdem Land. Nur etwas mehr als einViertel des Wohnraums befindetsich also innerhalb von (kreisfrei-en) Städten.

Bemerkenswert: Die Zahl derWohnungen hat innerhalb einesJahrzehnts zugenommen. Im Jahr2017 gab es demnach 159 700Wohnungen mehr als 2007, ein

Plus von 8,3 Prozent. Gegenüber2016 war der Bestand um 12 400Wohnungen gestiegen (0,6 Pro-zent). Da sich aber auch die Zahlder Einwohnerinnen und Ein-wohner 2017 leicht erhöhte (7600oder 0,2 Prozent), verbesserte sich

die Versorgung der Bevölkerungmit Wohnungen gegenüber 2016rein rechnerisch nur leicht: Bezo-gen auf 1000 Rheinland-Pfälze-rinnen und Rheinland-Pfälzer gabes 512 Wohnungen – 2016 warenes noch 510.

Nicht nur die Bereitstellungausreichenden Wohnraums ist inder Wohnungs- und Immobilien-wirtschaft ein Thema, sondern siesteht auch vor den Herausforde-

rungen durch den demografi-schen Wandel: veränderte Ziel-gruppen mit veränderten Bedürf-nissen und Ansprüchen an Woh-nungen und Quartiere. Die Ver-sorgung mit altersgerechtemWohnraum in einer breiten bau-

lichen Vielfalt und in Ergänzungzu niedrigschwelligen Angebotenoder vollumfassender Pflege undBetreuung gewinnt immer mehran Bedeutung.

Die Branche hat mit Anpas-sungen an den geänderten Bedarfbereits begonnen: Das Spektruman Wohnformen für ältere Men-schen sowohl im Mietwohnungs-bereich als auch bei selbst ge-nutzten Wohnimmobilien hat sieerweitert – qualitativ wie quanti-tativ. In der Vergangenheit do-minierten sogenannte Sonder-wohnformen wie Altenwohnhei-me oder Altenwohnungen dasMarktangebot. Mittlerweile sindSeniorenimmobilien nicht mehrhomogen, sondern es gibt vielfäl-tige Kategorien: altersgerechtesWohnen im Bestand, ambulanteund vorstationäre Wohnformenwie Betreutes Wohnen oder Woh-nen mit Service, neue Wohnfor-men, zum Beispiel selbst organi-sierte Wohn- und Hausgemein-schaften, Wohngruppenmodelleund Mehrgenerationen-Wohnensowie vollstationäre Wohn- undPflegeformen.

Die neue Vielfalt kommt nichtvon ungefähr: Die Entwicklungenwerden auch durch neue rechtli-che Rahmenbedingungen be-günstigt, zum Beispiel das seit2010 geltende Wohnformen- undTeilhabegesetz auf Landesebene.

Ein die Branche ebenfalls starkbestimmendes Thema lässt sichunter dem Schlagwort „Energie“bündeln. Die Wohnungs- und Im-mobilienwirtschaft ist beispiels-weise über die Bestimmungen derEnergieeinsparverordnung(EnEV) von zahlreichen Vorga-ben betroffen, die das Bauen, Sa-nieren und Wohnen verteuern.Auch die steigenden Energiekos-ten verteuern das Wohnen. DieBranche versucht den Spagat: DieBelastung für Mieter soll Bran-chenverbänden zufolge geringgehalten werden, obwohl Ener-gieeinsparungen aus Klima-schutzgründen eines der erklär-ten Branchenziele sind.

Die Organisationen Verbandder Wohnungs- und Immobilien-wirtschaft (VdW) RheinlandWestfalen und VdW Südwest ha-ben in Zusammenarbeit mit demrheinland-pfälzischen Finanzmi-nisterium mehrere Immobilien-programme gestaltet. Inhaltlichging es unter anderem um dieFestlegung von höchstzulässigenMieten, um den Wegfall der Bau-kostenobergrenze sowie ange-passte Darlehenshöhen und -zin-sen.

Im Jahr 2012 investierten dieWohnungsunternehmen inRheinland-Pfalz insgesamt 145Millionen Euro in Neubau undBestand und haben dabei in er-heblichem Maße Eigenmittel ein-gesetzt. Ein bemerkenswertesProjekt rheinland-pfälzischerWohnungsunternehmen befasstsich mit dem Thema Ambient As-sisted Living (AAL). Es geht dabeium Methoden, Produkte undDienstleistungen, die den Alltagalter und benachteiligter Men-

schen unterstützen. Dafür hat dieArbeitsgemeinschaft rheinland-pfälzischer Wohnungsunterneh-men eng mit dem Finanzministe-rium und der TU Kaiserslauternzusammengearbeitet.

Bedeutsam ist auch das Pro-gramm „Experimenteller Woh-nungs- und Städtebau“. Mit För-dermitteln aus diesem Programmsind laut jüngsten Angaben bis2010 etwa 90 barrierearme Woh-nungen neu errichtet und mit mo-derner Hausautomatisierungs-technik ausgestattet worden: Eineigens entwickelter Tablet-PCnamens PAUL (Persönlicher As-sistent für unterstütztes Leben)ermöglicht die Nutzung umfang-reicher Services wie automati-sches Türöffnen, die Steuerungvon Rollläden und Beleuchtung –und auch die Kommunikation mitanderen Hausbewohnern.

BRUTTOWERTSCHÖPFUNGSBEITRAG NACH WIRTSCHAFTSBRANCHEN

Quelle: BID, Wohnungswirtschaftliche Daten und Trends 2015/2016

0 100 200 300 400 500

Wohnungs- und Immobilienwirtschaft

Handel

Gesundheit

Fahrzeugbau

486

245

188

110 (Angabe in Mrd. Euro)

IMMOBILIEN ALS VERMÖGENSGEGENSTANDEin Grund, warum viele Unternehmenbewusst das Eigentum an Immobilienhalten, ist die Finanzierungsfunktion.Sie dienen als Sicherheit, wenn beiBanken Kredite angefragt werden. Einanderer Grund ist die Spezifität ihrerImmobilien, gemeint ist die geringeChance auf Wiedervermietung beiAuszug eines Unternehmens. Geradeim Mittelstand ist es üblich, dass Un-ternehmen auch Eigentümer der ge-nutzten Immobilien sind und bei Pla-nung und Bau den spezifischen Be-dürfnissen und Abläufen innerhalb des

Unternehmens Rechnung tragen. Un-terscheidet man nach der Art der Nut-zung, sind die Eigentumsquoten vorallem in der Produktion, in der For-schung und Entwicklung und in derTechnik mit jeweils mehr als 80 Prozentsehr hoch. Auch Büros gehören in 70Prozent der Fälle den sie nutzendenUnternehmen. Lediglich im Handelliegt die Quote mit 51 Prozent Besitz-anteil an den Geschäftsflächen deutlichniedriger.

Quelle: BID

ZAHLEN & FAKTENDie Immobilienbranche umfasst lautder Bundesarbeitsgemeinschaft Im-mobilienwirtschaft (BID) in Deutschlandrund 300 000 Unternehmen, die lautjüngsten Zahlen im Jahr 2015 einenUmsatz von 145 Milliarden Euro erziel-ten. Das heißt: Auf diese Branche ent-fallen 9,3 Prozent aller Unternehmenund 2,3 Prozent aller Umsätze. DieBetriebe sind dabei durchschnittlichkleiner als in der Gesamtwirtschaft. DieBruttowertschöpfung beträgt 302,9Milliarden Euro, was 10,9 Prozent derGesamtwirtschaft entspricht.

Was die Beschäftigtenzahl betrifft, istdie Immobilienbranche ein wachsenderArbeitgeber. Sie konnte das Beschäfti-gungswachstum der 2000er-Jahreweiter fortsetzen. 2016 waren 252 000Menschen sozialversicherungspflichtigbeschäftigt, die Zahl der Erwerbstäti-gen betrug 467 000 Personen.

Quelle: BID

Neue Wohngebäude werden vermehrt mit moderner Hausautomatisierungstechnik ausgestattet, die etwa das Türöffnen erleichtern, das Licht regulieren oder die Kommunikation mit anderen Hausbewohnernermöglichen. Foto: elxeneize/stock.adobe.com

Unter Dachund Fach

Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |

DOSSIER Freitag, 22. Februar 201910

„Mehr Wohnungenallein werden den

Wegzug nicht stoppen“Interview Der Vorsitzende der verbändeübergreifenden Arbeitsgemeinschaft rheinland-pfälzischer

Wohnungsunternehmen, Thomas Will, plädiert im Gespräch mit WIRTSCHAFT für schnellere Prozesse beimImmobilienbau, gemeinwohlorientierte Quartiere – und erklärt, warum ländliche Regionen mehr Wohnraum

bereitstellen sollten.

H err Will, wird das Jahr2019 für die Woh-nungswirtschaft inRheinland-Pfalz vo-raussichtlich ein gutes

oder ein schlechtes Jahr?Bisher deutet alles auf ein gutesJahr hin. Die Rahmenbedingun-gen für die Wohnungswirtschaftbleiben weitgehend unverändertpositiv: stabile Wohnungsmärkte,sichere und maßvoll steigendeMieten, niedrige oder moderatnach oben gehende Zinsen für diehohen Investitionen in den Woh-nungsneubau und die Moderni-sierung von Bestandsgebäuden.Wenn auch die konkreten Zahlenfür 2018 noch ausstehen, setztsich klar erkennbar der Trend ausdem vorangegangenen Jahr fort:Da hatten die rheinland-pfälzi-schen Wohnungsunternehmenihre aktuelle Geschäftslage zu68,4 Prozent mit sehr gut bis gut,die übrigen mit befriedigend be-zeichnet.

Wie sicher und krisenfest istdie Immobilienbranche – angesichtsder Gefahr durchsogenannte Immobilienblasen?Der Immobilienmarkt hat hierzu-lande mehrere Gesichter. In denmeisten ländlichen Regionen undkleinen Städten kann man nichtvon einem Immobilienhype oder

überhitzten Märkten sprechen. Inmehreren Großstädten gibt es einanderes Szenario. Dort sind derrasante Preisanstieg und die sichweiter öffnende Schere zwischenKauf- und Mietpreisen ein Indizfür eine gewisse Blasengefahr.Das könnte spekulative Invest-ments auslösen. Aber die Regu-lationsmechanismen in Deutsch-land setzen früher ein, etwa beider Kreditvergabe. Hier gibt eshohe Standards, was die Kredit-höhen, -laufzeiten und -sicher-heiten betrifft. Zudem haben wirimmer noch eine starke Nachfra-ge nach Immobilien. Man kannsagen: Wir bewegen uns in einemgrundsoliden Rahmen, der einenImmobiliencrash ausgrenzt. Zu-dem erwarten die Experten einAbbremsen der Preisspirale. DieKaufpreise werden sich auf demerreichten hohen Niveau ehereinpendeln und nicht mehrsprunghaft steigen. Für Rhein-land-Pfalz mit seiner hohen Ei-gentumsquote, großen ländlichenRäumen und nur wenigenSchwarmstädten – Städten mitüberregionaler Anziehungskraft –sehe ich derzeit keine span-nungsgeladene Entwicklung.

Wie stark ist der Ruf nachDigitalisierung in der Wohnungs-und Immobilienbranche?

Die Wohnungswirtschaft stehtbeim Thema Digitalisierung zwarnoch am Anfang, mobile Endge-räte setzen aber bereits 83 Pro-zent der Unternehmen ein, digi-tale Plattformen 44 Prozent undCloud Computing immerhin 26Prozent. Aktuell werden insbe-sondere interne Abläufe digitali-siert, beispielsweise Wohnungs-abnahmen oder die Beauftragungvon Handwerkern mit Instand-haltungs- oder Wartungsarbeiten.Auch digitale Mieterakten oderVerkehrssicherungsmaßnahmenliegen im Trend. Die Smart-Living-Technologie ist im Kom-men, und auch beim Wohnungs-neubau gibt es spezielle Daten-banken und Software. Künftigwerden die Bereiche Rechnungs-wesen, Controlling und Vermie-tung digital bearbeitet. Man darfaber nicht verkennen: In der Woh-nungswirtschaft sind die Mieterdie Kunden; wir werden den per-sönlichen Kontakt und das Ge-spräch nicht vernachlässigen.

Was sind die größten innovativenEntwicklungen Ihrer Branche in derjüngsten Vergangenheit?Für mich steht der soziale Aspektim Vordergrund: Die Wohnungs-wirtschaft wirkt als Motor einergemeinwohlorientierten Ent-wicklung mit. Viele Unternehmen

beteiligen sich an der Aufwertungder Quartiere oder an der Bereit-stellung von sozialen Dienstleis-tungen. Ebenso werden Wohn-gemeinschaften und neue Wohn-projekte unterstützt. Das allesträgt wesentlich zur Integrationund guten Nachbarschaften bei.

Mit Blick auf die Klimaschutz-diskussion will ich auf die Beiträ-ge der Immobilien- und Woh-nungswirtschaft zur besserenEnergieeffizienz verweisen. Dasist ein wichtiger Schlüssel zurEnergiewende, weil der Gebäu-debestand in Deutschland für et-wa 40 Prozent des Energiever-brauchs und für über 30 Prozentder Treibhausgas-Emissionenverantwortlich ist. Gerade ange-sichts des noch nicht energetischertüchtigten, großen Gebäude-bestandes aus den 1960er- und70er-Jahren gibt es noch viel zutun.

Eingemeindungen könnten dasPlatzproblem für mehr Bauland inStädten lösen. Ist es eherChance oder Risiko für die Umland-gemeinden, wenn die Städte„ins Ländliche“ hinauswachsen?Auch die Kommunen in den länd-lichen Regionen und kleinereStädte müssen den Wohnungsbaumit ankurbeln. Die Städte in derRheinschiene von Landau über

IMMOBILIEN- UND WOHNUNGSWIRTSCHAFT IN RHEINLAND-PFALZ UND DEUTSCHLANDLaut dem Verbandsvorsitzendenrheinland-pfälzischer Wohnungsunter-nehmer, Thomas Will, sind Zahlenver-gleiche von Bundes- und Landesebeneschwierig:

Auf Bundesebene wird als Vergleichs-größe die gesamte Immobilienbrancheaufgeführt; sie umfasst auch die Bau-wirtschaft, Architekten und Ingenieuresowie Immobilienfinanzierer und Im-

mobilienbeteiligungsgesellschaften.Alles in allem geht man von rund788 000 Unternehmen mit mehr als2,8 Millionen Beschäftigten aus. Be-trachtet man die Immobilienwirtschaftim engeren Sinn, sind es hier rund286 000 Unternehmen mit rund215 000 Beschäftigten. Zum noch en-ger gezogenen Bereich Vermietung undVerpachtung von Immobilien gehöreninsgesamt etwa 220 000 Unternehmen

mit knapp über 88 000 Beschäftigten.Auch dieser Zuschnitt geht über dieWohnungswirtschaft hinaus, weil hieretwa alle Formen von Gewerbever-mietung enthalten sind. Der Gesamt-verband der deutschen Wohnungs-wirtschaft (GdW) organisiert rund 3000Wohnungsunternehmen. Insgesamtetwa 68 000 Beschäftigte in den Ver-bandsunternehmen bewirtschaftenbundesweit 6,2 Millionen Wohnungen.

Zum Vergleich: In Rheinland-Pfalz sindin der ARGE der Wohnungswirtschaft(vdw) aktuell 64 Unternehmen organi-siert. Rund 1300 Beschäftigte tragenhier innerhalb der Verbandsunterneh-men für die Bewirtschaftung von rund90 000 Mietwohnungen Verantwor-tung.

Quelle:ARGE der Wohnungswirtschaft (vdw)

Ludwigshafen, Mainz bis Koblenzsowie die Schwarmstadt Trierschaffen das nicht allein. Profitie-ren würden alle Beteiligten: diegroßen Städte durch Entlastungbeim Flächenverbrauch, bei derMietenspirale oder bei Baustellen.Im Gegenzug können vor allemjunge Leute, die zuhauf in dieStädte ziehen, in ihrer ange-stammten Heimat bleiben. Mitmehr Wohnungen allein wird sichder Wegzug aber nicht stoppenlassen. Man braucht eine gute Inf-rastruktur, heimatnahe Bildungs-angebote,starkeArbeitsplätzeundein leistungsstarkes Digitalnetz.

Inwiefern gibt es einen Ausverkaufvon Grund und Boden an ausländi-sche Investoren in Rheinland-Pfalz –und woher kommen diese?Es gibt zwar aktuell Nachfrage,aber wenig Geschäft. Der deut-sche Immobilienmarkt insgesamtist ein attraktives und beliebtesAnlageziel. Politische Unsicher-

heiten nach dem Crash in denUSA oder auch der Brexit, ge-paart mit konstant günstigen Fi-nanzierungskonditionen, unter-streichen die Interessenlage. Dochdas Angebot ist begrenzt. DieTransaktionen der vergangenenzwei Jahre gliedern sich eher aufin eine Vielzahl an kleinen undmittleren Verkaufsfällen, gepaartmit einer deutlich zurückgegan-genen Zahl größerer Portfolio-veräußerungen an inländischeAkteure. Das sind vorwiegendFondsgesellschaften, die eine si-chere Rendite suchen – oder gro-ße Immobiliengesellschaften, dieihren Bestand erweitern wollen.Rheinland-Pfalz ist von diesenEntwicklungen praktisch nichtbetroffen.

Inwieweit wird sich die aktuelleDiskussion der Grundsteuer auf denImmobilienmarkt auswirken?Die im Bundesverband deutscherWohnungs- und Immobilienun-

ternehmen (GdW) organisiertenUnternehmen appellieren an diePolitik, sich auf ein Modell zu ei-nigen, welches keine steigendenKosten verursacht. Dies könnteaus Sicht von Branchenexpertenauch ein Ertragswertmodell sein.Laut einem Urteil des Bundes-verfassungsgerichts vom April2018 sind die bei der Steuerbe-rechnung zugrunde gelegtenGrundstücks-Einheitswerte ver-fassungswidrig, weil veraltet. DasBundesfinanzministerium plant,die Grundsteuer künftig für jedeWohnung individuell berechnenzu lassen – basierend auf Fläche,Alter und Miethöhe. Da dieGrundsteuer über die Neben-kosten auf die Mieten umgelegtwird, kann das dann auch dieMiethöhe verändern – und inmanchen Gegenden spürbar stei-gen lassen. Ich plädiere deshalbdafür, zeitnah und mit der gebo-tenen Sorgfalt über die beste Lö-sung nachzudenken. Wir müssenweiter steigende Mieten verhin-dern.

Wenn Sie drei Wünsche für IhreBranche frei hätten, was würden Siesich wünschen?Erstens: weniger Aufwand undBürokratie beim Wohnungsbau.Zweitens: weniger Ich-Bezogen-heit und Polarisierung und mehrGemeinschaftssinn im sozialenMiteinander, weil das gute Nach-barschaften erhält. Drittens: vielejunge Leute, die auf unsere Woh-nungsunternehmen zugehen, umihren Berufswunsch als Ingeni-eurin oder Immobilienkaufmannzu erfüllen. Unsere Branche bieteteine erstklassige Ausbildung undzukunftsfähige Jobs. Den Ruf nachguter Marktlage, niedrigen Zin-sen oder boomender Bauwirt-schaft erspare ich mir, weil daskeine Frage von Wunsch, sondernVertrauen ist.

Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |

DOSSIER Freitag, 22. Februar 2019 11

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NACHGEFRAGT:Wie lassen sich Wohnraummangel undWohnungsnot verhindern?Thomas Will: „Politik und Experten ha-ben beim jüngsten Wohnungsgipfel er-neut betont, dass alles getan werdenmüsse, um den Bedarf an neuen Woh-nungen zu decken. Das Problem: Inkeinem der vergangenen Jahre ist dieRichtzahl erreicht worden. Ich fürchte,auch 2019 wird weder die Neubauquoteerfüllt, geschweige denn der Nachhol-bedarf im Wohnungsbau gedeckt. Esdauert zu lange, bis Flächen freigegebenwerden, bis Planungen im Labyrinth vonTausenden DIN-Normen, Vorschriftenund erforderlichen Gutachten erstelltsind und Baurecht geschaffen ist. Dannkommen die Behörden von der Denk-malpflege über den Kampfmittelräum-dienst bis zur unteren Wasserbehörde,

um die Grundstücke zu untersuchenoder zu sanieren, was wieder viel Zeitkostet. Wenn es endlich ans Bauengeht, klagen die Bau- und Handwerks-firmen über Personalmangel und Über-lastung. Darunter leidet nicht selten dieBauqualität, was eine Kette von Män-gelbeseitigungen nach sich zieht. DreiJahre sind für ein Bauprojekt schon einSprint-Ergebnis, vier bis fünf Jahre eherdie Regel. Hier muss an vielen Stell-schrauben gedreht werden, um zuschnelleren Ergebnissen zu kommen.Und bekanntermaßen fehlt vor allemWohnraum, der günstig zu kaufen undzu mieten ist. Das wird der Markt nichtrichten, hier muss der Staat eingreifen.Auch im ländlichen Raum, der bisher beidiesem Thema nicht im Fokus stand,muss mehr Wohnraum entstehen.“

LÖSUNGSANSÄTZE IM WOHNUNGSBAUViele Immobilienunternehmen ver-wenden heute Elemente modularenBauens, weil man so Wohnungstypenmit gleichen Maßen zu einem Wohn-komplex aufbauen kann. Das spartKosten.

Um Zeit und Geld geht es auch beimseriellen Bauen. Einige Großunterneh-men haben Systemhausvarianten fürden Geschosswohnungsbau oder Rei-henhaustypen entwickelt, die sie aufden Markt bringen wollen. Mit ent-

sprechenden Genehmigungen sollensolche Bauprojekte schnell und preis-günstig realisiert werden.

Das Tiny House, eine Kleinsteinheit mit15 oder 20 Quadratmetern Wohnflä-che, hat laut ARGE der Wohnungswirt-schaft (vdw) für die Wohnungswirt-schaft keine Bedeutung, weil größereFlächen nachgefragt werden.

Quelle:ARGE der Wohnungswirtschaft (vdw)

Thomas Will, Wohnbau-Mainz-Geschäftsführer und früherer GdP-Gewerkschaftssekretär, ist der Vorsitzende der verbändeübergreifendenArbeitsgemeinschaft rheinland-pfälzischer Wohnungsunternehmen.

Foto: vdw/Stefan Sämmer

Wirtschaft in Rheinland-Pfalz |

DOSSIER12 Freitag, 22. Februar 2019 13

WarumKoblenz LogistikersLiebling istGewerbeimmobilien Experten sehen Potenzial für die Region als Drehscheibe;die Aussichten bei Büro- und Handelsimmobilien sind eher durchwachsen.

Amazon und Lidl sindschon länger da, habenriesige Logistikzentrenim Gewerbegebiet amAutobahnkreuz Ko-

blenz eröffnet. Im Norden derStadt – zwischen Rhein, B 9 undA 48 – hat Rewe gerade 71 Milli-onen Euro in sein 57 000-Quad-ratmeter-Zentrallager gesteckt.Der Standort boomt, lockt Firmenan – und das dürfte noch nicht dasEnde sein.

„Logistik ist das zukunftsträch-tigste Thema für Koblenz bei denGewerbeimmobilien“, sagt And-reas Wende, Geschäftsführer derFrankfurter ImmobilienberatungNAI Apollo. In den anderen bei-den großen Segmenten - Büros so-wie Handelsflächen – fallen seineErwartungen dagegen deutlichzurückhaltender aus.

Warum ist Koblenz LogistikersLiebling? „Scharnierfunktion“ istdas Wort, das Wende als Antwortgibt. Mit der Lage zwischen denbeiden großen BallungsgebietenRhein-Main und Rhein-Ruhr istdie Region optimal gelegen, umvon dort aus möglichst viele Men-schen erreichen zu können. DieAutobahnen nach Köln, Düssel-dorf und Bonn, Frankfurt, Wies-baden und Mainz sind längst nicht

alles, womit Koblenz punktenkann. Auch Richtung Trier/Bene-lux gibt es eine direkte Anbin-dung, dazu den Rhein als Was-serstraße und die Rheinstreckeder Bahn als Verbindung zuNordseehäfen, dem Rhein-Neckar-Raum und der Schweiz.

„Zum perfekten Standort fehlteigentlich nur ein Flughafen“,sagt Wende, der die Region gutkennt, seit er selbst einige Zeit imWesterwald gelebt hat. „Die po-sitive Entwicklung von Koblenzals Drehscheibe ruft danach, dasweiter zu forcieren und auszu-bauen.“ Doch um erfolgreiche Lo-gistiker buhlen viele Kommunen.Daher brauche es eine „brutal gu-te Strategie“, um Firmen zu fin-den und anzulocken – und einigesan Weitblick.

„Gute Logistikimmobilien sindnicht nur große Lager“, sagt Wen-de. Der Bereich der logistiknahenDienstleistungen wachse eben-falls stark. Solche Dienstleistersind zum Beispiel Firmen, die fürVersandhändler Retouren anneh-men und die Ware für einen er-neuten Verkauf aufbereiten. Odersich um Reparaturen und Kun-denservice kümmern.

Viel traut Wende auch demnoch jungen 3D-Druck zu. Dabei

werden mit speziellen DruckernGegenstände „ausgedruckt“. BeiAdidas können Kunden zum Bei-spiel schon ihre Schuhe individu-ell gestalten, dann werden sie mitso einem Spezialdrucker produ-ziert. Und zwar nicht auf denFließbändern der Schuhindustriefür die Massenprodukte, die inAsien stehen. Denn niemand willmehrere Monate warten, bis erseinen selbst designten Schuhendlich tragen kann. Auch Fir-men, die Werkzeuge oder Teilebei einem 3D-Druck-Dienstleisterbestellen, brauchen diese vielschneller. Das werde Produktionzurück nach Deutschland brin-gen, und bestens geeignet dafürseien Standorte mit hervorragen-der Verkehrsanbindung, meintWende: „Ich bin fest davon über-zeugt, dass man das Thema 3D-Druck in Koblenz ideal abbildenkann.“

So optimistisch die Bewertungbei den Logistikimmobilien aus-fällt, so zurückhaltend ist sie beiBüro- und Handelsimmobilien.

Woher die Diskrepanz? „Im Han-delsbereich ist Koblenz ein reinregionaler Markt“, sagt Wende.„Die Stadt hat den klassischenEinzugsbereich, den eine Stadtdieser Größe eben hat.“ Heißt:Die Leute aus dem Umland, ausden benachbarten Landkreisen,kommen zum Einkaufen. „Aberniemand fährt aus Frankfurt oderKöln nach Koblenz zum Shop-pen.“

Sein Kollege Konrad Kanzler,Chef der Marktforschung, kanndie Unterschiede mit Zahlen il-lustrieren: „In Koblenz liegt dieSpitzenmiete für innerstädtischeEinzelhandelsflächen bei 80 Europro Quadratmeter im Monat. InFrankfurt werden Spitzenmietenvon mehr als 300 Euro je Quad-ratmeter monatlich auf der Goet-hestraße erzielt.“ Nahezu dasVierfache! Ähnlich sieht es beiden Büromieten aus: 12,50 Europro Quadratmeter monatlich sindder Spitzenwert in Koblenz. Dadie Auftragsbücher der Baufirmenprall gefüllt sind, ist Bauen teuer

geworden – und eine Investitionin neue Büros in Koblenz weniglukrativ. „Damit können Sie beiden derzeitigen Preisen nicht malIhre Baukosten rausholen“, sagtKanzler. Zum Vergleich: Bundes-weit liegen die Büro-Spitzenmie-ten in den Top-Märkten bei 27 bis43 Euro je Quadratmeter im Mo-nat. Auch hier liegt Frankfurt inder Spitzengruppe mit 43 Euro –etwa dreieinhalb mal so viel wiein Koblenz.

„Bisher gab es keinen größerenZuzug von Firmen nach Koblenz“,sagt Wende. Ein solcher sei auchnicht zu erwarten. Große Büroflä-chennutzer, wie Versicherer De-beka oder der Internetkonzern1&1, seien in der Region groß ge-worden. Sie könnten denn auchals Vorbild dienen – und als An-sporn, die lebendige KoblenzerStart-up-Szene noch intensiver zufördern. „Die einzige Chance fürstärkere Büronachfrage sind Fir-men, die selbst hier wachsen“,sagt Wende. „Solche Start-upsvergessen ihre Heimat nicht.“

Andreas Wende ist Geschäftsfüh-rer der Frankfurter Immobilienbe-ratung NAI Apollo. Foto: NAI apollo

Konrad Kanzler leitet die Immobi-lienmarkt-Analyse bei NAI Apollo.

Foto: NAI apollo

Der Wert des WaldesInvestment Anleger stecken immer mehr Geld in Forstimmobilien und Waldflächen – miteinigen Chancen für den waldreichen Norden von Rheinland-Pfalz.

W ohnblocks, Lager-häuser und Büro-türme: Das sind dieersten Gedankenbeim Stichwort

Immobilieninvestments. An denWald denkt dabei zunächst kaumeiner. Doch er liegt voll im Trend.„Forstimmobilien und Waldflä-chen rücken vermehrt in den Fo-kus von Investoren“, betont Mi-chael Weiß, Berater für Forst-und Agrarinvestments beim Im-mobilien-Dienstleister Savills.

Anfang des Jahrzehnts flossenin Deutschland nur gut 300 Mil-lionen Euro pro Jahr in Waldin-vestments, aktuell rund eine hal-be Milliarde. Damit ist der Marktim Verhältnis immer noch klein,wächst aber rapide. Der Preis proQuadratmeter Wald schnellte2016 im bundesweiten Schnittauf 1,32 Euro hoch, ein Plus vonsatten 9,31 Prozent zum Vorjahr.Der Trend bietet Chancen gera-de für den Norden von Rhein-land-Pfalz: Die großen Waldflä-chen in Eifel, Hunsrück oderWesterwald haben Entwick-lungspotenzial.

Der Wald ist allerdings nichtsfür Glücksritter auf der Jagd nachschnellen Renditen. Holz wächstlangsam. Man kauft seinen Waldnicht, um ihn kurz darauf mit Ge-winn zu verkaufen. „Wer dort in-vestiert, der tut das für Jahrzehn-te“, sagt Savills-Manager FrankUrfer. Rund zwei Prozent Renditepro Jahr wirft so eine Investitionim langjährigen Mittel ab. „Spit-zenrenditen sind damit nicht drin,aber langfristig stabile, relativ si-cher fließende Erträge.“

Gefragt sind Waldflächen,forstwirtschaftliche Anwesen oderForstgüter mit angeschlossenerWaldfläche. „Einen Wald erfolg-reich zu bewirtschaften, brauchtjede Menge Fachwissen“, sagtUrfer. Bäume pflanzen, Bäumefällen, Holz vermarkten, Jagd-und Fischereilizenzen verkaufen:Nur einige der vielen Dinge, dieWaldbesitzer erledigen müssen.Käufer sind oft vermögende Un-ternehmer oder Erben. Doch auchinstitutionelle Investoren arbeitensich in diesen Markt vor – alsoFonds, die von Profis gemanagtwerden.

Was können Waldbesitzer tun,um von dem Trend zu profitieren?Häufig sind die Besitzer Kommu-nen. Den Gemeindewald an pro-fitorientierte Investoren zu ver-kaufen, würde auf Widerständestoßen. Doch das ist gar nicht nö-tig. „Kommunen könnten Ein-schlaglizenzen verkaufen, mit de-nen der Käufer jedes Jahr einefestgelegte Menge Holz aus demWald schlagen darf“, sagt Urfer.„Das würde ihnen Einnahmenbringen, ohne die Kontrolle überihren Wald dauerhaft abzugebenwie bei einem Verkauf.“

Gerade für klamme Gemein-den in strukturschwachen Ge-bieten wäre dies eine hervorra-gende Möglichkeit, Einnahmenzu generieren. Bei der Vermark-tung hapert es jedoch. „InDeutschland ist dieses Systemnoch nicht verbreitet“, so Weiß.Nachhaltig wäre es übrigens auch,wenn man es richtig gestaltet:„Dann darf nicht mehr Holz ge-schlagen werden als in einemJahr zuwächst.“

Um für Investoren interessanterzu werden, sollten Waldbesitzer

Zufahrtswege entwickeln. Kön-nen Maschinen die Wälder be-fahren, sind sie ertragreicher zubewirtschaften. Mit Gebiets-tauschs können aus kleinteiligen,zerstückelten Waldgebieten grö-ßere entstehen. Weiß: „Investorenzahlen in der Regel für größereForstflächen pro Quadratmetermehr als für kleine. Dann steigtdie forstwirtschaftliche Effizienz,die von der Flächengröße ab-hängt.“

Die höchsten Preise erzielenWaldflächen bisher in Bayern, Ba-den-Württemberg und Hessen. Jenach Lage gibt es starke Schwan-

kungen. Urfer: „In der Nähe vongroßen Metropolen mit mehr als600 000 Einwohnern werden diehöchsten Preise erzielt. Dort lie-gen sie schon mal bei mehr alsfünf Euro pro Quadratmeter.“

In der Eifel, dem Hunsrückund dem Westerwald sehen Weißund Urfer durchweg Entwick-lungsmöglichkeiten. Die bestenAussichten hat nach ihrer Ein-schätzung der Westerwald. Dennder kann mit seiner Lage zwi-schen Rhein-Main und Rhein-Ruhr punkten – und somit der Nä-he zu gleich zwei Metropolregi-onen.

KOMPAKTWISSENIMMOBILIENINVESTMENTSZwei Grundtypen unterscheiden Ex-perten: Wohnimmobilien und Gewer-beimmobilien. Zu den ersten zählenWohnungen, Häuser oder ganzeWohnblocks/Wohn-Hochhäuser. Beiden Gewerbeimmobilien gibt es dreiwichtige Gruppen:Logistikimmobilien sind etwa Lager-hallen, Immobilien und Flächen fürSpeditionen mit ihren Fuhrparks, Im-mobilien für Dienstleister rund um dieLogistik. Büroimmobilien sind ganzklassisch Räume für Büros, ob in derInnenstadt in einem Altbau oder demGlaspalast außerhalb. Handelsimmo-bilien umfassen Einzelhandelsflächen inder Stadt, große innerstädtischeShopping-Center sowie Marktflächenauf der grünen Wiese für Supermärkte,Drogerien oder Outlet-Center.

IN WALD INVESTIERENEinige Anlagegesellschaften habenFonds aufgelegt, in denen die betei-ligten Anleger zusammen investieren.Die Fondsgesellschaft kümmert sichum die Verwaltung und bekommt dafüreine Vergütung. Manche stehen auchPrivatanlegern offen.

In Wallhausen (Kreis Bad Kreuznach)sitzt Salm-Salm & Partner. WeitereAnbieter sind MEAG (München), eineTochter der im Dax notierten Rück-versicherung Munich Re, und AquilaCapital (Hamburg).

Viel Wald, viel Geld? Der Norden von Rheinland-Pfalz hat mit seinem Wald-Reichtum Entwicklungschancen. Foto: AVTG/stock.adobe.com

71 Millionen Euro hat Rewe in den Bau eines neuen Zentrallagers in Koblenz investiert. Die Stadt ist verkehrstechnisch hervorragend an die Ballungsgebiete Rhein-Main und Rhein-Ruhr sowie die Beneluxländer angebunden.Foto: Jens Weber.

In Koblenz sind die Perspektiven für Handels- und Büroimmobilien in derInnenstadt ziemlich durchwachsen. Dafür boomt der Logistik-Sektor.

Foto: oxie99/stock.adobe.com

SO KÖNNEN ANLEGER IN DEN IMMOBILIENMARKT INVESTIERENBeim Direktinvestment kaufen Anlegereine Immobilie und müssen sich umdie Vermarktung kümmern, entwederselbst oder per Auftrag an einenDienstleister. Wer sein Risiko streuenwill, muss mehrere Immobilien kaufen,am besten in verschiedenen Städten.Offene Immobilienfonds sind diewichtigste Anlageform für Privatleute.Hier schließen sich viele Anleger zu-sammen und kaufen gemeinsam eineReihe von Immobilien. So hängt derErfolg nicht an einer einzigen Immo-bilie. Wollen zu viele Anleger auf ein-mal ihr Geld zurück, kann der Fonds

aber die Auszahlungen vorübergehendsperren. Initiatoren sind zum BeispielBanken, Versicherungen und Vermö-gensverwalter, die Gebühren dafürkassieren.Mit Immobilienaktien ordern Anlegeran der Börse Anteile von Firmen, dieImmobilien kaufen und bewirtschaften.Die größten, wie Vonovia, DeutscheWohnen, et cetera setzen dabeiüberwiegend auf Wohnimmobilien. Inden zurückliegenden Jahren sind Ak-tien von Immobilienfirmen stark ge-stiegen, doch es gibt das Risiko vonKursverlusten.

HOLZ-PROFITE DÜRFTEN WEITER STEIGENDie Nachfrage nach dem Rohstoff Holzist in den zurückliegenden Jahrenständig gewachsen – und wird es nachEinschätzung von Savills-Manager FrankUrfer und Savills-Berater Michael Weißauch in Zukunft. „Holz wird als Bau-und Brennmaterial immer stärkernachgefragt“, so Urfer, „und es gibtimmer mehr Potenziale für weitereNutzungen.“Der finnische Konzern UPM, Europasgrößter Papierhersteller, hat kürzlichein Holz-Auto vorgestellt: Die Karos-serie ist vollständig, der Innenraum

weitgehend aus Holzwerkstoffen ge-fertigt. Urfer: „Das steckt alles noch inden Kinderschuhen, aber in dennächsten Jahren könnten noch einigeAnwendungen für Holzwerkstoffe hin-zukommen.“Im Auto wurden bisher fast aus-schließlich Metall und Kunststoffe ver-baut. „UPM hat mit dem Modell ge-zeigt, dass Holzwerkstoffe ein Ersatz fürPlastik sein können“, sagt Weiß. „Damerken Sie gar keinen Unterschiedmehr zu herkömmlichen Kunststoffen.“Weiß plädiert beim Holz für eine nach-

haltige Nutzungskaskade: Zuerst zumBauen verwenden, dann in Faserwerk-stoffen und erst am Ende als Brennstoff.„Holz aus dem Wald holen und direktverbrennen ist ökologisch dasSchlechteste, was man machen kann.“Für Waldbesitzer gibt es noch einenJoker: Die EU wird ihre Regelungen zuKohlendioxid-Emissionen überarbeiten.Bisher erhalten Waldbesitzer keineKompensation dafür, dass ihre Wälderdas Treibhausgas absorbieren. Wennsich das ändert, könnte Waldbesitznoch lukrativer werden.

Forstingenieur Michael Weißbetreut am Münchner Standort vonSavills die Kunden als Berater zumThema Forstinvestment. Foto: Savills

Frank Urfer leitet das StuttgarterBüro von Savills und hat dieFederführung beim Thema Wald-investments. Foto: Savills/Michael Kleinespel

Foto: Lilli/stock.adobe.com

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DOSSIER Freitag, 22. Februar 201914

„Wohnungspolitikvom richtigen Ende angehen“Gastbeitrag Ingenieurkammerpräsident Horst Lenz über Ursachen für und Lösungsansätze gegen Mehrkosten bei Bauprojekten.

D ie Immobilienpreise inDeutschland steigen.In etlichen StädtenDeutschlands ist seiteiniger Zeit eine stär-

kere Anspannung auf den Woh-nungsmärkten zu verzeichnen.Dies gilt vor allem für Ballungs-gebiete, Groß- und Universitäts-städte. Die Preise für Miet- undKaufobjekte sind mittlerweile sohoch, dass die Frage nahe liegt,wer sich das noch leisten kann.Vor allem in wirtschaftlich starkenRegionen des Landes sind Bau-plätze ein rares Gut. Grund-stückspreise explodieren und ma-chen Wohnen immer mehr zumLuxusgut und die Wohnungs-knappheit immer größer.

Die Akteure der Wohnungspo-litik suchen deshalb nach Wegenund Maßnahmen, gerade in Bal-lungsgebieten mehr bezahlbarenWohnraum zu schaffen. In Anbe-tracht des demografischen Wan-dels sollten zudem möglichst vielebestehende Wohnungen alters-gerecht umgebaut werden. Diesteigenden Baupreise schreckenallerdings ab. Was steckt hinterden hohen Kosten?

Für viele Beteiligte ist es dereinfachste Weg, den teuren Bau-leistungen die Schuld für unseremissliche Lage auf dem Woh-nungsmarkt zu geben. Auf denersten Blick scheint dies auch einelogische Konsequenz zu sein.Denn möchte jemand heute einnormales Einfamilienhaus bauen,muss er im Schnitt ganze 40 Pro-zent mehr bezahlen als noch imJahr 2000.

Ganz so einfach ist es leidernicht. Bauen ist heutzutage nichtnur teurer, sondern auch aufwen-diger geworden. Mit einfachenWänden und einem Dach ist eslängst nicht mehr getan. Die An-sprüche der Bauherren sind ge-stiegen. Gleichzeitig treiben ge-rade staatliche Auflagen und Re-gulierungen die Preise für Sanie-rungen und Neubau und am Endeauch die Mieten gewaltig in dieHöhe.

Einen erheblichen Einfluss aufdie Gesamtkosten haben nebenPreisaufschlägen bei Grundsteu-er, Grunderwerbsteuer und beikommunalen Gebühren vor allemdie Mehrkosten bei technischenVorschriften für die energetischeAusstattung eines Hauses. Dennum die eigenen und die europäi-schen Klimaziele zu erreichen,möchte die Bundesregierung, dassin Deutschland nur noch Häuserentstehen, die möglichst energie-effizient sind – mit einer gutenWärmedämmung, mit neuen, kli-mafreundlichen Heizungen undmit modernen Stromzählern, dieden Verbrauch kontrollieren.

Allein durch die Verschärfungder Energieeinsparverordnung(EnEV) zum Jahr 2016 ist das Bau-en in Deutschland erneut 7,3 Pro-zent teurer geworden. Und so wirddie Schaffung von bezahlbaremWohnraum – vor allem für ein-kommensschwache Bevölke-rungsschichten – immer schwieri-ger. Mittlerweile haben wir einenPunkt erreicht, an dem strengereVorgaben für mehr Energieeffizi-enz die Baukosten exponentiell

ansteigen lassen, während dieKurve des möglichen Einsparpo-tenzials beim Energieverbrauchimmer weiter abflacht und keinesignifikante Verbesserung für dieUmwelt mehr bringt.

Gesetzlich auferlegte Baunor-men werden mit den Jahren im-mer komplexer. Und die Komple-xität der Regelungen führt dazu,dass immer mehr unterschiedlicheFachleute in Bauprojekte mit ein-bezogen werden müssen. Konntennoch vor ein paar Jahren ein Ar-chitekt und ein Statiker alleine einGebäude planen und bis zur Bau-abnahme betreuen, so brauchenwir heute diverse Experten für et-wa Brandschutz, Schallschutz undWärmeschutz im Laufe des Bau-prozesses. Es entsteht eine Spiraleaus stetig steigendem erforderli-chen Expertenwissen und stetigsteigendem Aufwand. Viele mit-telständische Unternehmen müs-sen aus diesen Gründen insbe-sondere bei großen Bauprojektenoftmals Groß- und Generalunter-nehmen das Feld überlassen, dieeine Reihe verschiedener Exper-ten im Haus haben. Doch auchhier können die Mitarbeiter keineRoutine im Umgang mit den sichständig ändernden Vorschriftenentwickeln, was deren Produkti-vität erheblich mindert. Auch dasmacht Bauprojekte teurer.

Was könnte nun die Lösung desProblems sein? Auch wenn eineeinfache Antwort fast unmöglichscheint, könnte man damit anfan-gen, die Wohnungspolitik vom

richtigen Ende anzugehen. Stattder oftmals wirkungslosen Miet-preisbremse müsste der Staat diehausgemachten Ursachen derWohnungsnot anpacken – mitmehr günstigem Bauland, schnel-leren Genehmigungsverfahren

und weniger unnötigen Richtli-nien. Das würde eine erheblicheArbeitserleichterung für alle amBau Beteiligten darstellen und dasschaffen, was wir so dringend be-nötigen – bezahlbaren Wohnraumin der Stadt und auf dem Land.

ZUR PERSON

Dr.-Ing. Horst Lenz ist seit 2010 Präsi-dent der Ingenieurkammer-Rheinland-Pfalz, einer Körperschaft des öffentli-chen Rechts, sowie seit 2018 Präsidentdes Landesverbandes der Freien BerufeRheinland-Pfalz. Foto: ING-RLP

ZUR KAMMERDie Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz(ING-RLP) ist das gesetzliche Organ derSelbstverwaltung der Ingenieure inRheinland-Pfalz mit Sitz in Mainz.Rechtliche Grundlage ihres Wirkens istdas Ingenieurkammergesetz (IngKaG),verabschiedet vom rheinland-pfälzi-schen Landtag. Demnach gibt es dreiArten der Mitgliedschaft: die Pflicht-mitgliedschaft (§ 16 Abs. 2), die Frei-willige Mitgliedschaft (§ 16 Abs. 3) unddie Juniormitgliedschaft (§ 17).

Die Freiwillige Mitgliedschaft wurdefür angestellte und beamtete Ingeni-eur/innen eingeführt; auch Studieren-de haben durch eine Juniormitglied-schaft die Möglichkeit, der Ingenieur-kammer beizutreten und so frühzeitigKontakte zu späteren Kollegen und Ar-beitgebern zu knüpfen sowie in Fach-gruppen aktiv mitzuarbeiten.

AUFGABEN DER ING-RLP (AUSZUG)Laut § 18 IngKaG hat die Ingenieur-kammer Rheinland-Pfalz unter anderemdie folgenden Aufgaben:

n die Ingenieurtätigkeit zum Schutzund im Interesse der Allgemeinheit,insbesondere des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, sowie derUmwelt zu fördern,

n die Baukultur, das Bauwesen, denStädtebau und die Landschaftspfle-ge unter Beachtung des Schutzesder natürlichen Lebensgrundlagenzu fördern,

n die beruflichen und sozialen Belan-ge der Kammermitglieder zu wah-ren, deren Berufsinteressen zu för-dern und zu vertreten, die Berufs-grundsätze zu regeln und die Erfül-lung der Berufspflichten zu über-wachen,

n vorgeschriebene Listen und Ver-zeichnisse zu führen und die danachnotwendigen Bescheinigungen zuerteilen,

n die berufliche Aus-, Fort- und Wei-terbildung sowie entsprechendeEinrichtungen zu fördern und diehierfür notwendigen Regelungen zuerlassen; dies gilt nicht für die Tä-

tigkeit der mit öffentlichen Aufgabenbeliehenen Kammermitglieder,

n Behörden, Gerichte und Institutio-nen in allen Fragen des Ingenieur-berufs durch Vorschläge, Stellung-nahmen, Gutachten oder in sonsti-ger Weise zu unterstützen,

n auf die Beilegung von Streitigkeiten,die sich aus der Berufsausübungzwischen Kammermitgliedern oderzwischen diesen und Dritten erge-ben, hinzuwirken,

n im Rahmen ihrer ZuständigkeitSachverständige zu bestellen, zuvereidigen und zu überwachen undauf Anforderung von Behörden, Ge-richten oder Dritten Sachverständigenamhaft zu machen,

n im Wettbewerbswesen die Über-einstimmung von Wettbewerbsbe-dingungen mit den Vorgaben derbundes-, landes- und berufsrecht-lichen Vorschriften zu überwachen,

n das Bestehen eines ausreichenden Ver-sicherungsschutzes zu überwachen,

n die Zusammenarbeit mit anderenKammern und Institutionen zu pfle-gen und zu fördern,

n zur Qualitätssicherung von Ingeni-eurleistungen beizutragen.

Die Ursachen für gestiegene Baukosten sind mannigfach: In wirtschaftlich starken Regionen sind Bauplätze ein rares Gut. Auch die Ansprüche von Bauherren sind gestiegen. Zudem treiben die deutschenund die internationalen Klimaziele die Kosten in die Höhe. Foto: Lotfi Mattou/stock.adobe.com

Wegen komplexer Baunormen arbeiten an Bauprojekten viele unterschiedliche Experten mit. Foto: Rido/stock.adobe.com

Ästhetik Beim Immobilienbau schließen sich wirtschaftliche und ästhetische Aspektenicht zwangsläufig aus. Schönheit kann ein Hauptnachhaltigkeitsfaktor sein.S chönheit liegt zwar be-

kanntlich im Auge desBetrachters, dennochgilt: Was schön ist, dasbleibt. Einer Volksweis-

heit zufolge ist Schönheit einerder wichtigsten Nachhaltigkeits-faktoren – auch bei Gebäuden.Architekturphilosophen sind sichsicher, dass Dinge, die ästhetischfaszinieren, bei Menschen Ener-gie freisetzen, um ebendiese Din-ge zu erhalten. Häuser so zu bau-

en, dass Generationen sie nichtimmer wieder abreißen und neubauen – ist das nicht das besteNachhaltigkeitskonzept? Doch soeinfach ist es nicht: Architekturreagiert auf Zeitumstände. DasThema Nachhaltigkeit – hinterdiesem Begriff steckt alles, wasmit dem Klimawandel zu tun hat,etwa der sparsame Umgang mitEnergie, Fragen der Überbevöl-kerung und der Urbanisierung,oder der schonende Gebrauchvon Ressourcen – ist aus ökono-mischer Sicht wohl das wichtigsteParadigma des 21. Jahrhunderts.Das bedeutet: Gebäude und Im-mobilien, ob schön, hässlich oderschlicht praktisch, müssen sichdaran messen lassen.

Momentan verbrauchen Ge-bäude in Deutschland mehr alsein Drittel der Gesamtenergie-menge und verursachen ein Drit-tel der CO2-Emissionen. Laut UweKnauth, Vorstandsmitglied derArchitektenkammer Rheinland-Pfalz, kann energieeffizientesBauen und Sanieren – egal ob Alt-oder Neubau – gleichzeitig dasKlima schützen, Geld sparen so-wie Ästhetik und Komfort erhö-

hen. Die Vorschriften der Ener-gieeinsparverordnung (EnEV)sind für ihn nicht das Problem,eher deren fantasielose Anwen-dung. „Die EnEV schreibt bei-spielsweise nicht vor, historischeBauten unter Wärmedämmver-bundsystemen zu begraben.Denkmalgeschützte Gebäudewerden sogar als Ausnahmen be-handelt“, sagt Knauth. Vielen In-vestoren und Baufirmen fehle esan Informationen oder Bewusst-sein für ästhetisch ansprechendeLösungen. „Viele wissen zumBeispiel nicht, dass Dämmwir-kung nicht proportional ist zurDämmstärke.“

Einige wissen allerdings, dasses nicht allein um Lüftungstech-nik und modernste Bautechnolo-gien gehen kann. Mancherortsengagieren sich Menschen lei-denschaftlich dafür, dass ein Hausoder ein Quartier nicht abgerissenwird. Sie möchten an dem beson-deren Charakter festhalten, fin-

den etwas einfach schön odersinnlich. Uwe Knauth weist da-rauf hin, dass Energieeffizienz aufQuartiersebene sogar besser er-reicht werden kann als bei Ein-zelgebäuden: „Immobilienunter-nehmen, die größere Beständehalten, haben durch einen breitgefächerten Maßnahmen-Mixbessere Gestaltungsmöglichkei-ten.“

Immobilien, die ansprechend,bezahlbar, kostengünstig undbarrierefrei sind – und zudem dassoziale Miteinander fördern –, sinddemnach weder Widerspruchnoch Unmöglichkeit. Das zeigtauch der Wettbewerb „HoheQualität – Tragbare Kosten“. Die-ser würdigt Bauherren, die in Zu-sammenarbeit mit Architektenund Ingenieuren in besondererWeise Verantwortung für die ge-stalterische, ökologische und so-ziale Qualität von Gebäuden be-wiesen haben – als Beitrag zurBaukultur in Städten und Ge-meinden. Hauptauswahlkriteriumdabei ist die Bereitschaft, archi-tektonische Lösungen abseits desÜblichen zu finden. Auf der bun-desweiten Shortlist der Nomi-nierten stand 2017 eine Wohnan-lage aus Mainz, die für knapp1500 Euro pro Quadratmeter er-richtet wurde. Ein anderes Bei-spiel aus Rheinland-Pfalz ist derWohnpark Ebenberg mit vielenImmobilienprojekten, der als An-schlussverwendung auf einerTeilfläche der Landesgartenschau2015 in Landau entsteht – mit ei-nem erheblichen Anteil an sozia-lem Wohnungsbau.

Meist aber ist kostengünstigesund gleichzeitig schnelles Bauenmomentan schwer – darin sindsich die meisten Branchenexper-ten einig. Nicht für alle liegt dasan zu vielen Vorschriften. „Unseraktuelles Problem sind die Ver-säumnisse der vergangenen 20Jahre. Seit Mitte der 1990er-Jahrewurde sehr wenig in Wohnungs-bau investiert. Nun kommen diegeburtenstarken Jahrgänge an dieSchwelle zur Rente. Den Betrie-ben gehen damit die Fachkräfteaus, um nicht zuletzt den stei-genden Bedarf an Seniorenwohn-raum zu erfüllen“, erklärt Archi-tektenkammer-Vorstand Knauth.Zudem habe in den Jahren bis cir-ca 2011/2012 eine Marktbereini-gung stattgefunden: „Betriebesind ausgeschieden“.

Dennoch werde derzeit so vielgebaut, wie seit Jahrzehnten nicht,

betont Knauth. Neben dem hohenBedarf trügen dazu die Niedrig-zinsphase und die Euro-Unsi-cherheit bei. „Erst das Kulminie-ren aller Faktoren macht denMarkt so eng. Es nur auf die Fach-kräfte zu schieben, wäre falsch.Den höchsten Anteil am steigen-den Preisniveau hat die extremgute Auftragslage, die den Marktvon einem Nachfrager- zu einemAnbietermarkt hat werden lassen– das heißt ökonomisch gespro-chen: Der Anbieter kann denPreis bestimmen.“

Zurück zu den ästhetischen As-pekten beim Bau: Aus Angst vorVorschriften werde nicht unbe-dingt hässlicher gebaut; diesbe-züglich sieht Knauth nicht beiNeubauten, sondern bei der Be-standssanierung ein Problem:

„Manche Bauherren haben Angst,es könnte aufgrund der Vor-schriften zu teuer werden. Des-halb verzichten sie ganz auf diefällige Sanierung. Wir als Archi-tektenkammer haben privatenBauherren deshalb eine ‚Initial-beratung Modernisierung‘ aufer-legt. Diese Kurzberatung soll hel-fen, Unsicherheiten abzubauenund Entscheidungen zu erleich-

tern.“ Der Weg durch den Para-grafendschungel sei zwar lang.„Allerdings ist es ein wichtigerTeil unserer Leistungen als Ar-chitekten, Innenarchitekten,Landschaftsarchitekten undStadtplaner, genau diesen Wegmit dem Bauherren zusammen zugehen.“

„Immobilienunternehmen, die größereBestände halten, haben durch einenbreit gefächerten Maßnahmen-Mixbessere Gestaltungsmöglichkeiten.“Uwe Knauth, Architektenkammer Rheinland-Pfalz

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DOSSIER Freitag, 22. Februar 2019 15

Das Gewerbegebäude Arenz, eines auf Karnevalsbekleidung spezialisierten Textilproduktions- und Handelsbetriebes in Dernbach, sticht in mehrfacher Hinsicht aus der üblichen Gewerbearchitektur hervor: Das Panoramafens-ter zum Westerwald setzt einen gestalterischen Akzent, technisch beeindruckt das Gebäude durch eine hoch innovative Holz-Beton-Verbundkonstruktion im Auskragungsbereich, bilanziell handelt es sich um ein Plusenergie-gebäude – der Energiestandard ist also ebenfalls vorbildlich. (Architektur: Neubauer Architekten und Ingenieure, Emmelshausen). Fotos: Hannsjörg Pohlmeyer/Holzbaucluster Rheinland-Pfalz

GestaltloseMasse …

oderbezahlbareKlasse?

„NEUE“ BAUKUNST2019 feiert das Bauhaus, die 1919 vonWalter Gropius in Weimar gegründeteDesign- und Architekturschule, hun-dertjähriges Jubiläum. Es stand für eineneue „Baukunst“: Kunst und Handwerksollten vereint werden, wie in denmittelalterlichen Bauhütten, wo Archi-tekten, Steinmetze, Maurer, Bildhauerund Maler Hand in Hand arbeiteten.Das Jubiläum wird möglicherweise ei-nen Impuls für die heutigen Bau- undImmobilienakteure setzen, sich vonden altbewährten Idealen der Koope-ration inspirieren zu lassen. Die Re-formgedanken, die Gropius im Bauhausgemeinsam mit seinen Schülern undMitarbeitern fasste, haben vor allemdie Architektur bis heute nachhaltiggeprägt. Ein modernes, klares Designstand im Vordergrund, schnörkellosund funktional sollte es sein.

Das Jubiläum wird „in bester Bauhaus-Tradition gefeiert: experimentell, viel-gestaltig, transnational und radikalzeitgemäß“, so die Veranstalterauf der eigens erstellten Websitewww.bauhaus100.de. Ein vielseitigesProgramm ermöglicht es, „die histori-schen Zeugnisse des Bauhauses ebensoneu zu entdecken wie seine Bedeutungfür die Gegenwart und Zukunft.“ DerBauhaus Verbund lädt gemeinsam mitregionalen, nationalen und internatio-nalen Partnern ein.

In Rheinland-Pfalz beteiligt sich dasGutenberg-Museum mit der umfas-senden Sonderausstellung „Von Gu-tenberg zur Neuen Typografie“ an denJubiläumsveranstaltungen und gehtdarin dem Wirken des Bauhauses aufdem Gebiet der Druck-, Schrift- sowieder Plakatkunst nach: Bauhäusler wieHerbert Bayer, László Moholy-Nagy,Josef Albers oder Joost Schmidt habenmit der „Neuen Typografie“ oder„Elementaren Typografie“ das Grafik-und Kommunikationsdesign weltweitrevolutioniert.

Rund 17 Millionen Euro fließen laut Ju-biläumsveranstalter in Veranstaltungenund Ausstellungsprojekte in ganzDeutschland.

NACHGEFRAGT:Tiny Houses und genossenschaftlicheBauprojekte sind Versuche, kosten-günstig und nachhaltig zu bauen.Können Sie diesen Ansätzen etwasabgewinnen?

Uwe Knauth: „Die beiden Bewegungensind sehr unterschiedlich. ‚Tiny Houses‘machen den Suffizienzgedanken zumDreh- und Angelpunkt, also die Frage,mit wie wenig Raum Menschen aus-kommen können. Klein- und Kleinst-häuser, die vielleicht sogar mobil sind,scheinen mir nicht für jeden geeignet.So sympathisch mir die Minihäusersind: Wenn wir nach Infrastruktur undLandverbrauch fragen, sind solche Lö-sungen nicht massentauglich.

Genossenschaftliche Bauprojekte sindetwas anderes. Auch sie sind nicht je-dermanns Sache, dafür gibt es vieleVarianten. Hoch im Kurs stehen aktuellBaugemeinschaften. Da tun sich Men-schen aller Altersstufen zusammen –Familien, Paare, Singles – die sich fürein gemeinschaftliches Leben interes-sieren und gemeinsam ein Wohnprojekterrichten. Ob das dann tatsächlich dieRechtsform der Genossenschaft hat, istoffen. Voraussetzung hierfür ist derWunsch, in einer Gemeinschaft zu le-ben, sich gegenseitig zu unterstützenund Entscheidungen gemeinsam zutreffen. So etwas kann anstrengendoder bereichernd sein – möglicherweisebeides zugleich.“

Der landwirtschaftliche Strukturwandel hinterlässt in Dörfern zahlreichefunktionslos gewordene Bauten. Diese Hofanlage in Caan (Westerwald)ist ein gelungenes Beispiel für einen behutsamen Eingriff in die vorhan-dene Substanz und Anpassung an neue Nutzungen. (Architekten: helt-werk architekten, Caan).

„Die EnEV schreibt nicht vor, histori-sche Bauten unter Wärmedämmver-bundsystemen zu begraben.“Uwe Knauth, Architektenkammer Rheinland-Pfalz

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DOSSIER Freitag, 22. Februar 201916

M inimalismus liegt imTrend – auch beiImmobilien. Nach-dem hierzulandedas große Eigen-

heim lange Zeit als Statussymbolgalt, definieren sich immer mehrMenschen inzwischen über einenindividuellen und auf das Wich-tigste reduzierten Lebensstil. DerTrend hin zur Verkleinerung undzum Reduzieren kommt aber nichtvon ungefähr. Statussymbol hinoder her: Für viele Menschen istdas eigene Zuhause ein erstre-benswertes Ziel und ein wichtigerBestandteil eines selbstbestimm-ten und unabhängigeren Lebens.Für viele ist das Wohnen in den ei-genen vier Wänden nicht nur einGrundbedürfnis, sondern auch einGrundrecht. Und angesichts stei-gender Grundstücks- und Bau-preise erscheinen sogenannteTiny Houses als ideale Möglich-keit, dieses Grundbedürfnis um-zusetzen.

Denn in Zeiten steigender Mie-ten werden alternative Wohnmo-delle immer interessanter. Aufkleinem Raum lebt es sich ver-gleichsweise kostengünstig undumweltverträglich. Bei den Mini-häusern geht es auch um ein Ge-fühl der Unabhängigkeit, denn:Tiny Houses sind mobile Häuserim Miniformat. Daraus ergibt sich,dass die Einsatzmöglichkeitenvielfältiger sind als bei normalenWohnimmobilien: Sie können na-hezu perfekt als Ferien- oder Gäs-tehaus genutzt werden – oder alsmobiler Büroraum. Die meistenHersteller von Tiny-Häusern bie-ten die Wohnräume auf Wunschaus ökologischen und nachhalti-gen Rohstoffen wie Holz an.

Ein weiterer Vorteil ist derNutzwert. Die kleinen Häuser sindmeist lediglich 15 Quadratmetergroß – und verfügen dennochüber alles Wesentliche, wasMensch zum Wohnen braucht: ei-nen Wohnbereich mit Kochni-sche, einen Sanitärbereich mitDusche und Toilette sowie einenSchlafbereich. Ein weiteresMerkmal: Viele der Bauten sindso ausgestattet, dass die Bewoh-ner autark darin leben können.Die Häuschen besitzen beispiels-weise Solarpaneele und Bio-Toi-letten.

Der Wunsch vieler Tiny-House-Fans nach einem Leben ohneÜberfluss führt häufig nicht nurzu bewussten Abstrichen beiWohnraum und Besitz, sondern

auch zum Rückzug – zumindestein Stück weit – aus der Gesell-schaft, indem man sich beispiels-weise im Wald niederlässt. Vor-bild ist hier die Tiny-House-Be-wegung, die in den USA seit An-fang des Jahrhunderts dasDownsizing unterstützt.

Wie gesagt treibt hierzulandevor allem ein Aspekt den Mini-haustrend voran: Stetig steigendeMieten und horrende Immobili-enpreise in städtischen Regionen.Tiny Houses erscheinen deshalbals realistische Alternative fürMenschen, die sich den Traumvom Eigenheim erfüllen möchten,ohne sich mit einer jahrelangen

Verschuldung zu belasten. Einschlüsselfertiges Tiny House gibtes in der Regel ab einem An-schaffungspreis von 20 000 Euro.Einen Fertigbausatz gibt es be-reits ab 5000 Euro. Winzige Häu-ser mit nicht mehr als acht Quad-ratmetern Wohnfläche sind fürweniger als 15 000 Euro erhält-lich.

In Deutschland gibt es ver-schiedene Anbieter für Tiny-Häu-ser. Grundsätzlich lassen sich zweiVarianten unterscheiden: einer-seits vorgefertigte Serienproduk-tionen, andererseits die Möglich-keit, sich nach individuellen Wün-schen ein Tiny House bauen zulassen; Fertigbausätze aus Ein-zelteilen bieten dabei eine güns-

tige Alternative. Viele Herstellerbieten ein Basismodell an, dasheißt konkret: Das Tiny House istweitgehend vorgefertigt, aberElemente wie das Fassadenma-terial oder das Dach können indi-viduell nach den Wünschen desKäufers gefertigt werden.

Beim Kauf eines Minihauses istdas deutsche Baurecht zu beach-ten: Dieses sieht einen festenWohnsitz als Erstwohnsitz vor. Daes sich beim klassischen TinyHouse meist per se um ein mobi-les Haus handelt, ist die Geset-zeslage nicht eindeutig. DasWohnrecht ist Sache von Landund Kommunen, weshalb es re-gionale Unterschiede gibt. Aus-kunft geben hierüber die örtli-chen Bauämter.

Die Zimmerei Otto aus Boppardbeispielsweise bietet Tiny Housesin Rheinland-Pfalz an. Laut Fir-menwebsite verkauft sie „bau-biologisch einwandfreie undnachhaltig gebaute“ Tiny Houses

mit natürlichen Materialien undOberflächen. Jedes Modell

wird als Unikat indivi-duell hergestellt –

beispielsweise einAusbauwagen für

20 000 Euro, eine„Studentenbude“ ab 45 000

Euro und ein ausgebauter Wagenmit Hotelzimmer-Komfort für rund60 000 Euro.

Auch in Großstädten könntenMinihäuser künftig für mehrWohnraum sorgen. Eine unkon-ventionelle Idee gibt es bereits:Einraum-Wohnkabinen wie diedes Berliner Start-ups Cabin Spa-cey sollen Wohnraum auf den Dä-chern von bestehenden Groß-stadt-Wohnhäusern schaffen. Dasist weniger utopisch, als es klingt:Die TU Darmstadt hat errechnet,dass bundesweit etwa 1,5 Millio-nen zusätzliche Wohnungen durchsogenannte Dach-Aufstockungenentstehen könnten. Demnach gibtes Hunderttausende Quadratki-lometer ungenutzte Flächen aufden Flachdächern städtischerMehrfamilienhäuser. Zielgruppe:Studenten und Digital Natives,die zum Leben und Arbeiten kaummehr als einen Laptop und Smart-

phone brauchen. Es bleibt span-nend, ob Tiny Houses zwei

Probleme gleichzeitig lö-sen werden: steigende

Eigenheimpreise undWohnraummangel inStädten.

Genügsam wieDiogenes im FassTrend Tiny Houses sind nicht nur Öko-Refugien für Downsizing-Fans,sondern versprechen, zwei Probleme gleichzeitig zu lösen: explodierendeImmobilienpreise und Wohnungsknappheit in Städten.

NACHGEFRAGT:Sind Tiny Houses eine Lösung beiWohnraummangel?

Herbert Hofer, Architekt BDA (www.ar-chitekturenso.de) und Vorstandsmitgliedder Architektenkammer Rheinland-Pfalz:

„Inwiefern das Tiny House einen Bei-trag leisten kann, um Wohnraumman-gel zu beheben, sei dahingestellt. Aufjeden Fall kann es unsere Gesellschaftum eine weitere Wohn- und Lebens-form bereichern und mehr Eigentümerunabhängiger von steigenden Mietenmachen. In vielen Dingen entspricht eszudem den sich wandelnden gesell-

schaftlichen Werten – wie ein selbst-bestimmtes Leben, mehr Zeit für Fa-milie, Kinder und Freunde. Dabei rü-cken auch Aspekte wie Gemeinschaftund Gemeinwohl wieder mehr in denFokus. ‚Teilen‘ erlebt eine Renaissance,Konsum und Status spielen eine immergeringere Rolle. Tiny Houses könnteneine weitere Wohn- und Lebensformbieten.Im europäischen Vergleich istDeutschland mit einer Wohneigen-tumsquote von rund 52 Prozent immernoch Schlusslicht. Rumänien führt dieStatistik mit 96 Prozent an. Vor allemfür junge Menschen wäre das Tiny

House eine gute Alternative, um denTraum vom Eigenheim zu verwirkli-chen. Ältere Menschen könnten sichhiermit nach Bedarf räumlich verklei-nern. Für den Wohnungsmangel in denStädten bieten Tiny Houses jedoch eherkeine Entlastung. Grundstücke sindbegehrt, teuer und entsprechend dichtund hoch bebaut. Aber: Menschenunabhängiger von Boden und Miet-preisspekulationen zu machen, unteranderem durch Förderung gemein-schaftlicher Wohnprojekte, wäre einlohnendes Ziel.“

Quelle: www.diearchitekten.org

DIOGENES UND DAS MINIHAUSDer griechische Philosoph Diogenes sollfreiwillig ein radikal genügsames Lebengelebt und dies öffentlich zur Schaugestellt haben. Angeblich hatte er kei-nen festen Wohnsitz, und als Schlaf-stätte soll ihm ein Vorratsgefäß gedienthaben; daher das geflügelte Wort vonDiogenes im Fass beziehungsweise inder Tonne. Zu Diogenes’ Ausstattungsollen ein Wollmantel, ein Rucksack mitProviant und einigen Utensilien sowieein Stock gehört haben. Seinen Trink-becher und seine Essschüssel soll er derLegende nach weggeworfen haben, alser sah, wie Kinder aus den Händentranken und Linsenbrei in einem aus-

gehöhlten Brot aufbewahrten. Dioge-nes lebte minimalistisch: Er ernährtesich offenbar von Wasser, rohem Ge-müse, wilden Kräutern, Feigen undeinfachem Gerstenbrot. Alexander derGroße hatte eine besondere Begegnungmit Diogenes: Als er gerade zumobersten Feldherrn der Griechen ge-wählt worden war und von allen SeitenGratulationen entgegennahm, erschienDiogenes nicht. Als Alexander ihn da-raufhin in seiner Minibehausung auf-suchte, entgegnete Diogenes schlicht:„Geh mir ein bisschen aus der Sonne.“

Quelle: Wikipedia

Für manche Tiny-House-Besitzer spielt der Wunsch nach Downsizing, nach einem Leben ohne Überfluss, einewichtige Rolle. Dazu gehört, sich beispielsweise im Wald niederzulassen. Foto: ppa5/stock.adobe.com

Foto: lassedesignen/stock.adobe.com

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GELD&GESCHÄFT Freitag, 22. Februar 2019 17

Raumkonzept Licht vertreibt nicht nur Dunkelheit, sondern hält wichtige Körperfunktionen aufrecht. Lichthaus Müller in Andernach simuliert mit derselbst entwickelten „Lightbox“ die Wirkung von Licht und ist Partner von Architekten, Planern und Bauherren.

S chon Goethe forderte„mehr Licht“. Seine an-geblich letzten Wortesind Sinnbild für die le-benswichtige Bedeu-

tung von Beleuchtung. Licht ist,genauer betrachtet, Stimmungs-macher, Regisseur, Therapeut undsogar Imitator, wenn uns das all-zu helle Rechteck an der Deckesuggeriert, hinter ihm strahle dieSonne, wo doch nur eine Tages-lichtleuchte im Einsatz ist. Lichtist analysiert, in Einzelteile zer-legt und wieder zusammenge-setzt worden. Licht wurde ent-zaubert und übt trotz allem ge-nauso viel Faszination aus wie indem Moment, als die ersten Flam-men in der Nacht ein Lager er-hellten.

Dabei ist Licht weit mehr alsnur das Mittel, um Dunkelheit zuvertreiben. Allenfalls ein Bruch-teil des natürlichen Lichts dienttatsächlich dem Sehvorgang. Oh-ne dass wir uns dessen überhauptbewusst sind, verbraucht unserKörper den Großteil des Lichts,um wichtige Funktionen aufrechtzu erhalten. Mit Bedeutung fürStoffwechsel, Hormonhaushalt,Immunsystem, Zellstoffwechsel,Atmung, Puls und Körpertempe-ratur gibt es wohl kaum ein Agens,

das mehr Einfluss auf unser Wohl-befinden hat. Unser Körper hatsich an den Wechsel von Tag undNacht angepasst und richtet seineLeistungskurve am Stand derSonne aus. Unser Auge verfügt,wie wir erst seit 2002 wissen, so-gar über spezielle Fotorezeptorenauf der Netzhaut, die nicht zumSehen, sondern zur Weiterleitungvon „Licht-Informationen“ ansGehirn genutzt werden. FehltLicht, fühlen wir uns matt, kraftlosund antriebsschwach, zu viel Lichthingegen kann ebenfalls schäd-lich sein. Das Zusammenspiel vonrichtiger Dosis, Stärke und Dauersorgt für unser Wohlbefinden, för-dert unsere Kreativität und er-möglicht sicheres und effektivesArbeiten.

Der zutiefst menschlicheWunsch nach Licht und die wis-senschaftlichen Erkenntnisse überdessen Bedeutung haben schonlange zu einem Umdenken im ge-werblichen Bauen geführt, Licht-konzepte sind Bestandteil gut ge-planter Neu- und Umbauten, indeutsche Wohnzimmer ziehen siejedoch nur zögerlich ein. Zu kom-plex, zu abstrakt sind die Anfor-derungen, zu wenig bekannt ist,wie man Licht in Räumen cho-reografieren kann und sollte.

Hier kommen innovative An-bieter wie das Lichthaus Mülleraus Andernach ins Spiel. MichaelMüller und seine Schwester PetraKohlhaas machen in der 3. Gene-ration „Licht“. Im 1939 gegrün-deten Handwerksbetrieb habenGroßvater Josef und Vater Win-fried Müller die Grundlage fürdas heutige Unternehmen ge-schaffen, das sich als kompetenterPartner von Architekten, Planernund Bauherren für die ganzheit-liche Planung und Umsetzung vonElektroinstallationen und Tele-kommunikationslösungen etab-liert hat. Das Lichthaus-Team hatdabei stets die Trends und aktu-ellen Entwicklungen im Blick undkennt sich mit Themen wie Digi-talisierung und Smart-Home-Lö-sungen bestens aus.

„Papier oder Computersimula-tionen können Gebäude undLandschaften visualisieren, aberbei der Demonstration der Wir-kung von Licht in einem Raumstößt diese Technik an ihre Gren-zen“, erklärt Petra Kohlhaas. Sieund ihr Bruder Michael Müllerstanden häufig vor der heraus-fordernden Aufgabe, Kunden zuerklären, wie Licht einen Raumverändern und gestalten kann.Der Elektrotechnikmeister und

Fachplaner für Elektro- und In-formationstechnik und die Be-triebswirtin (HwK), die ebenfallsFachplanerin und Lighting De-signerin ist, nahmen diese He-rausforderung an und haben mitder „Lightbox“ ein innovativesStück Ausstellungsfläche ge-schaffen, in dem der Kunde ver-schiedene Lichtkonzepte quasi„zum Anfassen“ vorfinden kann.Ähnlich der Vorführung in einemKlangstudio, wo die Vorzüge desDolby Surround nachhörbar de-

monstriert werden können, ver-bergen sich in der Lightbox hinterunspektakulär aussehendenLichtschaltern ganze „Licht-Raum-Konzepte“. Müller undKohlhaas können mit dem Umle-gen des Schalters die Stimmungim Raum verändern und aus dergemütlichen Wohnhöhle mit Le-selicht die taghell ausgeleuchteteArbeitsstätte für betriebsameHobbyschneider oder Köche ma-chen.

Petra Kohlhaas und MichaelMüller sind bei den Demonstrati-onen vor Ort und lassen aus abs-trakten Begriffen wie Kelvin, Luxund Lumen greifbare Größenord-nungen werden, die der Besucherdirekt am eigenen Leib erfahrenkann. Dabei sind ihre Lichtkon-zepte nicht nur Neu- und Um-bauten vorbehalten, sondern mehrund mehr entsteht die Nachfrageauch im Kontext des alltäglichenWohnens. Und an dieser Stellekönnen Müller und Kohlhaas mitihrer Lightbox die möglichen Ver-änderungen ebenfalls plastischdarstellen. Die simple Glühbirnewar gestern. Ab jetzt lautet dieDevise: Mehr. Licht. Denn wie inden Schöpfungsgeschichten na-hezu aller Religionen übermittelt,hat Licht eine unbändige, le-bensbejahende und lebendigeWirkung.

ZUM UNTERNEHMENName: Winfried Müller GmbH

Gründungsdatum: 1939

Gründer: Josef Müller

Geschäftsführer: Michael Müller

Kernkompetenz: Lichtplanung undElektrotechnik

Mitarbeiterzahl: 11 Mitarbeiter,2 Azubis

Innovation: Lightbox

Kontakt:www.mueller-einschalten.de

BEGRIFFE RUND UM DAS LICHTLux:Stärke der Beleuchtung auf einerFläche.

Lumen:gibt an, wie viel Licht zur Verfügungsteht (nicht, wie es sich im Raumverteilt)

Kelvin:Maßeinheit für die Lichttemperatur, diewichtig für den Charakter des Lichts ist.Beispiele:n 2700 Kelvin:

warmweißes, „gemütliches“ Lichtn 5500 Kelvin:

blaustichiges Tageslichtn 12 000 Kelvin: Xenon-Licht

Es werde Licht!Michael Müller und Petra Kohlhaas vor ihrer Lightbox. Das Geschwisterpaar aus Andernach setzt die Tradition des Familienunternehmens mit pfiffigen Ideen fort. Foto: Neon Fotografie

Neugier auf die wechselnden Lichtstimmungen: Wo normalerweise nurwenige Personen die Demonstration verfolgen, drängten sich am Tag derVorstellung der Lightbox die Besucher. Foto: privat

Die Lightbox lässt sich problemlos in einen bestehenden Showroomintegrieren und veranschaulicht den Kunden vor der Auswahl derLeuchtmittel deren Wirkung. Foto: privat

E ins ist schon mal sicher:Digitalisierung ist dergrößte Trend in der Un-ternehmenswelt. Abernur wer Cybersicherheit

die nötige Bedeutung beimisst,wird Digitalisierung weiterhin vo-rantreiben können. Alles andereist wie barfuß joggen – jeder Schrittist unbequem, ein Fehltritt tutsehr weh.

Die Bedrohungslage durchCyberangriffe ist allgegenwärtig– und sie wächst täglich. Warum?Einerseits leben wir in einer zu-nehmend vernetzten und digita-lisierten Welt. Andererseits sehenwir im Jahr 2019 riesige Bot-Netz-werke zusammengeschaltet, dieHunderttausende Kunden oderganze Regierungsnetze ausschal-ten können. Vor 20 Jahren hattenwir es lediglich mit einer Hand-voll Viren und Würmer zu tun, diefür vereinzelte Schäden verant-wortlich waren. Heute wächst dieAngriffsfläche automatisch unddas Risiko von erfolgreichen An-griffsmustern steigt.

Vernetzte Kühlschränke, ver-netzte Kaffeemaschinen, vernetz-te Fernseher. Eine moderne Flim-merkiste verfügt heutzutage bei-spielsweise über ein eigenes Be-triebssystem sowie Internet-schnittstellen und somit über etli-che Programmzeilen, die weit

mehr als den Programmwechseloder die Lautstärke regeln. Mitsolchen TV-Geräten kann mansogar videotelefonieren. Was pas-sieren könnte, wenn die Kameragekapert und gar ferngesteuertwird, brauche ich nicht näher zuerläutern. Oder, wenn scheinbarwie durch „Geisterhand“ kosten-pflichtige Inhalte geladen wer-den. Trotz umfangreicher Testssind Fehler in der Software nie-mals ausgeschlossen. Sicherge-stellt sein muss also in erster Li-nie, dass Schwachstellen nach Be-kanntwerden schnellstmöglichbeseitigt werden. Ab dann läuftnämlich der Countdown: Die Fra-ge ist weniger ob, sondern wannKriminelle diese Lücke ausnutzenund so zum Beispiel gekaperteKühlschränke zu einem Bot-Netzverbinden, um diverse Angriffe zustarten.

Der Bedrohungsdruck steigtzusätzlich, weil die Hacker-Com-munity immer professionellerwird. Cyberkriminalität ist heut-zutage organisierter und zielge-richteter denn je, was das Aus-maß an potenziellem Schaden er-höht. So werden Schwachstellenimmer schneller ausgenutzt – mit-unter schon wenige Stunden nachVeröffentlichung und vollauto-matisch.

Auch die Intensität nimmt zu.Wer heute also einen so genann-ten DDoS-Angriff startet (Distrib-uted-Denial-of-Service), entwi-ckelt sehr viel mehr „Wucht“ alsnoch vor einem Jahr. Das lässtsich mit Zahlen belegen: ImCyber Defense & Security Opera-tions Center der Telekom in Bonnverzeichnen wir dramatisch an-wachsende Datenraten. Die Spit-zen haben den zweistelligen Gi-gabit-Bereich längst verlassen undden dreistelligen erreicht. SolcheAngriffe kann einfach nicht mehrjedes Unternehmen alleine ab-wehren, es braucht professionelleHilfe durch einen Sicherheitsex-

perten. Allein im November 2018wurden im Backbone-Netz derDeutschen Telekom AG mehr als3000 DDoS-Angriffe gezählt. Auchquantitativ ein hoher Wert. Hatauch nur einer dieser Angriffe Er-folg, kann eine Online-Plattformschnell nicht mehr erreichbar sein.Die Angst genau davor ist häufigdas Ziel der Cyberkriminellen,die einem Warnschuss gerne maleine Erpressungsforderung folgenlassen. „Zahle Geld oder deine IT(zum Beispiel die Produktions-steuerung) geht offline.“ SolcheAngriffe müssen dabei nichtzwingend von den Botnetz-Betreibern selbst ausgehen. Diesebieten ihr Heer von infiziertenZombie-PCs mittlerweile imDarknet leihweise an. Ein kleinerDDoS-Angriff ist aktuell schon für15 Euro zu haben – ein Schnäpp-chen, wenn man bedenkt, dassdamit ein ganzer Betrieb lahm-gelegt werden kann.

Aber – und hier kommt jetzt diegute Nachricht: Mehr Schutz mussnicht zwangsläufig teuer sein. Inerster Linie handelt es sich um ei-ne Frage der Sorgfalt. Ganze 95Prozent der Angriffsfläche wärekleiner, wenn elementare Grund-regeln befolgt würden. Dazu ge-hört etwa, dass Updates von Mit-arbeitern rechtzeitig eingespieltwerden. Das ist ein zwingend not-wendiger Schritt, der dennochoftmals ausgelassen wird. Oderwie oft haben Sie umgehend nacheiner Aufforderung alle Updatesinstalliert und nicht den Hinweiseinfach weggeklickt?

Doch nicht alles ist so einfachumzusetzen. Einige Aspekte derCybersicherheit sind tatsächlichhochkomplex und von Unterneh-men, die eine größere Infrastruk-tur schützen wollen, selten alleinzu leisten. Daher ist es durchausratsam, sich rechtzeitig einen ex-ternen Dienstleister zu suchen,der dabei hilft, die Bedrohungs-lage richtig einzuschätzen und al-

Gastbeitrag Thomas Tschersich, Senior Vice President, Internal Security andCyber Defense der T-Systems International GmbH, über Digitalisierung und

IT-Sicherheit.

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GELD&GESCHÄFT Freitag, 22. Februar 201918

IT-SICHERHEIT: KEIN WITZEs gibt vermutlich kein Unternehmen,in dem nicht irgendwann schon malWitze auf Kosten der IT-Sicherheits-spezialisten gemacht wurden. Warumist das so? „Lange galten wir alsSpielverderber oder notorische Nein-sager. Eben mehr als Hindernis undnicht als diejenigen, die das Geschäftantreiben“, sagt Thomas Tschersich,Cyber-Defense-Spezialist bei T-Sys-tems International. IT-Sicherheit wirdauch 2019 in den meisten Organisati-onen lange nicht so professionell be-trieben wie das Kerngeschäft – unddamit eher zweckmäßig als erfolgs-bringend.

Doch eine aktuelle Bestandsaufnahmezeigt: 55 Milliarden Euro Schaden er-leiden allein deutsche Unternehmenjedes Jahr durch Cyberattacken. Mehrals die Hälfte der heimischen Unter-nehmen sind bereits Opfer von Cyber-attacken geworden. „Cyberkriminalitätist heutzutage organisierter und ziel-gerichteter denn je“, so Tschersich.

Angriffe können unter anderem vonBotnetz-Betreibern aber auch von in-fizierten „Zombie-PCs“ ausgehen, dieim Darknet zu Schnäppchenpreisen„leihweise“ angeboten werden.

IT-Security kann mehr als nur Schadenabwenden, nämlich auch viel für dieGeschäftsentwicklung bewirken. Schonkleine Maßnahmen wirken: Wenn ele-mentare Grundregeln befolgt werden,ist die Angriffsfläche kleiner. Dazu ge-hört etwa, dass Updates von Mitarbei-tern rechtzeitig eingespielt werden –ein zwingend notwendiger Schritt, deraber oftmals ausgelassen wird.

Bestenfalls wird IT-Sicherheit schon inder Phase der Ideengenerierung mit anBord genommen und die Kosten fürnotwendige Schutzmechanismen insBudget integriert („Security by De-sign“).

Weitere Information und Kontakt:https://security.telekom.com

Profitieren stattstigmatisieren

Thomas Tschersich, Senior Vice President, Internal Security and CyberDefense der T-Systems International GmbH. Foto: Deutsche TelekomGr

afik:surasakpd

/stock.ado

be.com

le nötigen Schutzmaßnahmenumzusetzen. Außerdem kann soauch im Falle eines erfolgreichenAngriffs zeitnah aufgedeckt wer-den, wer dafür verantwortlich ist –um diesen dann wieder aus demSystem zu drängen. Hierfür gibtes diverse Lösungen, die je nachKundensituation und -bedarf er-bracht werden können.

Sieht die Führungsetage IT-Sicherheit jedoch als reinen Kos-tenfaktor, der alles komplex undteuer macht, sinken Stellenwertund Ansehen der Sicherheitsab-teilung. Positioniert man sie statt-dessen als Werttreiber, steigennicht nur Image und Einfluss, son-dern vor allem das Schutzniveau.Heißt im Umkehrschluss, dassUnternehmen ihre IT-Sicher-heitsabteilung so verankern kön-nen, dass sie nicht bremst, son-dern ganz im Gegenteil sogar In-novation voranbringt und letzt-endlich für mehr Umsatz sorgt.

Wie aber baut man die eigeneOrganisation so um, dass Sicher-heit nicht mehr als notwendigesÜbel angesehen wird? Das kannman beispielsweise über die Pro-zesse steuern. Indem man IT-Sicherheitsfachleute schon ganz

zu Beginn der Entwicklung miteinbindet. Bevor aus einer Ideeüberhaupt ein Projekt samt Bud-getplanung wird. Denn nur wenndie IT-Sicherheit schon in derPhase der Ideengenerierung mitan Bord kommt, können die not-wendigen Schutzmechanismenmit ins Budget aufgenommenwerden. Dieses so genannte „Se-curity by Design“, also das Be-rücksichtigen von Sicherheits- undDatenschutzaspekten von Minuteeins an, ist der Königsweg unterden Pfaden zum fertigen Produkt.Nicht zuletzt fordert ja auch dieEU-Datenschutzgrundverord-nung, dass Prozesse und Produktenach diesem Konzept gestaltetwerden. Wer diesen Prozess ein-mal etabliert hat, muss sich umdrohende Strafzahlungen in hor-render Höhe, wie sie in der Ver-ordnung festgelegt sind, deutlichweniger Sorgen machen. Vonverhinderten Umsatzeinbrüchen,die aufgrund von Imageschädenund Vertrauensverlust nach einerDatenpanne oftmals folgen, ganzzu schweigen.

Nach und nach ändert sich sodie gesamte Kultur im Unterneh-men: Fachbereiche sehen die un-

mittelbaren Vorteile, die die IT-Sicherheit mit ins Projekt bringt.Und die IT-Sicherheitskollegenfühlen sich nicht länger alsBremsklotz, sondern werden alsechte Helfer wahrgenommen –die letztendlich zum Erfolg derKollegen aus dem Fachbereichbeitragen. Dennoch möchte ichan dieser Stelle auch ehrlich sein:In größeren Organisationen kannes einige Jahre dauern, bis dieserProzessumbau und der damit ein-hergehende Imagewandel der IT-Sicherheitsorganisation abge-schlossen sind.

Digitalisierung erfordert ebenin erster Linie neue Formen derUnternehmensorganisation. Cy-bersecurity spielt dabei eine zent-rale Rolle und muss als wesentli-cher Punkt zwangsläufig mitge-dacht werden. Besonders kleineund mittelständische Unterneh-men unterschätzen diese Gefahrjedoch noch immer. So ist wäh-rend des Lesens dieser Zeilenmindestens ein deutsches Unter-nehmen mehr von einem Cyber-angriff betroffen – laut Verfas-sungsschutz nämlich alle drei Mi-nuten.

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GELD&GESCHÄFT Freitag, 22. Februar 2019 19

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ZUM SOCUm sich selbst und ihre Kunden besserschützen zu können, hat die DeutscheTelekom AG im Herbst 2017 ein neuesintegriertes Cyber Defense und Secu-rity Operations Center (SOC) in Bonneröffnet. In der Cyber-Abwehrzentraleerkennen Security-Spezialisten Angriffenahezu in Echtzeit, wehren sie ab undanalysieren, wie die Angreifer vorge-gangen sind, um für neue Attacken zulernen.

Rund eine Milliarde Datensätze aus3000 Quellen durchlaufen täglich die

fast voll automatisierten Analyse-werkzeuge der Spezialisten. Wenn einDatensatz auffällig wird, startet einklar strukturierter und vorgegebenerAblauf: Events isolieren, analysieren,verstehen, bereinigen und gegebe-nenfalls neue Regeln für eine effektiveAbwehr ableiten. Die Experten nennendiese festgelegten Abläufe „RunBooks“. Die Telekom hat für die un-terschiedlichsten Vorkommnisse festvorgegebene Vorgehensweisen defi-niert – für sich selbst und für die mehrals 30 Kunden, die bereits Dienste aus

dem Cyber Defense Center gebuchthaben, so wie etwa die Linde Group.

Auf früheren Erkenntnissen und Si-mulationen beruht die sogenannteMalware-Library der Telekom, einemInformationspool von rund 20 Millio-nen Schadcodes. Dieses Wissen hilftzum Beispiel, die Abwehrsysteme aufAngriffe mit solchen oder ähnlichenSchadcodes vorzubereiten und zuprüfen, ob solche Codes vielleichtschon in interne Systeme eingedrun-gen sind.

Im Jahr 2018 hat die Deutsche Telekom insgesamt 47 326 Angriffe auf IT-Strukturen in Deutschland verzeich-net. Security-Spezialisten erkennen Angriffe nahezu in Echtzeit. Quelle: Deutsche Telekom

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ERFOLGREICH IM AUSLAND Freitag, 22. Februar 201920

D ie Berge der Serra deTramuntana im Nord-westen der spanischenBaleareninsel sind derLebensraum von rund

20.000 Einwohnern, von denenmehr als die Hälfte in der GemeindeSóller lebt. Auch Sie sind hier vorfast 30 Jahren gelandet. Was zog Siean?Sóller ist eine „Insel auf der In-sel“. Vor einem Jahrhundert gabes nur einen Eselspfad und Sóllerwar schlechter mit der Rest-Inselverbunden als etwa mit Frank-reich. So hat sich eine eigenstän-dige Kultur und Industrie entwi-ckelt. Erst mit dem Bau einer Zug-strecke vor rund 100 Jahren ent-stand eine Verbindung. Der ei-gene Charakter bleibt dennochausgeprägt.

Wie kamen Sie auf die Idee,nach Mallorca auszuwandern?Ich lege großen Wert darauf, dassich nicht ausgewandert, sondernumgezogen bin. Innerhalb vonEuropa wandert man nicht aus.Zur Frage: „Herr Reiner Zufall“hat mich eingeladen, dort Urlaubzu machen. Der Rest ist schnell er-zählt: Ich lernte meine (zukünfti-ge) Frau kennen – ein Mädel ausBingen am Rhein. Vier Monatespäter, am 23. Februar 1990, habeich meinen Industriejob aufgege-ben und bin nach Sóller gezogen.Die Zeit war sowieso reif, als Un-ternehmer einzusteigen und andieser Weggabelung musste ichin diese Richtung abbiegen. Nachdem Umzug war ich acht Jahreals Berater für die Lebensmittel-industrie in Europa tätig. Parallel

dazu gründeten wir 1994 unsereerste Firma, Sa Fabrica de Gelats(eine Eisfabrik), und zwei Jahrenspäter das zweite Unternehmen„Fet a Sóller“.

Wofür steht dieser Name?Der Name Fet a Sóller zeigt dieVerwurzelung mit dem schönenTal von Sóller und kommt ohneÜbersetzung aus. Das Unterneh-men ist Vermarkter von frischenProdukten und Hersteller von na-türlichen Lebensmitteln sowieAnbauer von naturbelassenen Bio-Zitrusfrüchten. Es richtet sich fastausschließlich an den Endver-braucher. Es gibt eigene Ge-schäfte auf Mallorca: zwei in Sól-ler – eines direkt im Ort und einesam Hafen – und eines in Palma. InHeimbach-Weis bei Neuwied be-

findet sich das Umschlagslagerfür Nordeuropa.

Welche Philosophie steckt hinterIhrer Geschäftsidee?Unsere Philosophie ist einfach er-klärt: Lebensmittel sind Mittel zumLeben im Sinne der gesundenMittelmeerdiät. Wir leisten einen

Beitrag zur gesundenErnährung, tragendaneben auch Ver-antwortung für un-sere Mitarbeiter

und die Menschenin der Region, in der wir

leben. Wir beschäftigen inunseren Produktionsstättenbeispielsweise 60 behinderteMenschen und möchten, dass

sie ihr Talent nutzen, Stolz ent-wickeln und Selbstwert.

Wir sind zwar nur ein kleinesUnternehmen für Deutschland,aber ein sehr großes für Sóllerund ein wichtiges für MallorcasLandwirtschaft. Wir sind füh-render Vermarkter von frischenZitrusfrüchten, Mandeln, kalt-gepresstem Olivenöl sowieMarmeladen und Konfitüren.

Wie oft besuchenSie ihre „alte Heimat“?Ich bin meiner alten Heimat sehrverbunden, pflege und liebe denDialekt – besonders das Rheini-sche. Alle drei Monate besucheich meinen Geburtsort Heimbach-Weis. Das ist ein Stadtteil vonNeuwied am Rhein und als kar-nevalistische Hochburg für seinenVeilchendienstagsumzug be-kannt. Ich bin Mitglied bei denStadtsoldaten und sorge mit demVerkauf der Eintrittsbändchen fürdie Finanzierung der Veranstal-tung. Spätestens dann bin ich vorOrt.

Sie beschäftigen sich mit derProduktion von Lebensmitteln.Heißt das für Sie „back to theroots“, da Sie ja in der NeuwiederSchlemmer & Kraus GmbH„Garten + Freizeit“ sozialisiertwurden.Wir Menschen werfen uns tag-täglich „Schrott“ in Rachen undBauch. Wichtig ist es aber, regel-mäßig Vitamine und Mineralienzu sich zu nehmen sowie einfachund mehrfach ungesättigte Fett-säuren und mit Genuss zu leben.Aufpassen, dass der Mensch nichtübersäuert, denn das hat viele ne-gative Auswirkungen. Fet a Sóllerbietet alles vom Frühstück überdas Mittagessen bis hin zumAbendessen. Unsere Produktereichen von Zitrusfrüchten wieGrapefruits, Mandarinen, Oran-gen und Zitronen, Olivenölen bishin zu Eiscreme, Saucen und Es-sigen, um nur die wichtigsten zunennen.

An wen vermarktenSie Ihre Erzeugnisse?Die Klientel sind die Menschenauf den Balearen und unsereKundschaft in Nordeuropa. DieProdukte werden in unseren Ge-schäften und insbesondere auchonline über fetasoller.com darge-boten. 80 direkte plus 200 indi-rekte Mitarbeiter tragen zu einemUmsatz von etwa zehn MillionenEuro bei. 65 Prozent erwirtschaf-ten wir über den Export.

Was ist aus Ihrer Sichtdie Grundlage Ihres Erfolgs?Ehrlichkeit. Konzentration. Inspi-ration. Innnovation. Konstanz.Natürliche Qualität. Die einzigeKonstante ist die Veränderungund der muss man sich stellen, da-mit leben und sich anpassen.

Mallorca Franz Kraus, Sohn aus dem Landprodukthandel Schlemmer & Kraus inNeuwied, betreibt im Ausland erfolgreich das Unternehmen „Fet a Sóller“.

Seit annähernd 30 Jahren lebt und arbeitet er auf der Insel, auf der andere gerne ihrenUrlaub verbringen.

ZUM UNTERNEHMENName: Fet a Sóller

Rechtsform: S.L. (GmbH)

Hauptsitz: Sóller/Mallorca

Gründung: 1996

Geschäftsführung: Franz Kraus

Umsatz: 10 Millionen Euro (50 Prozent des Umsatzeswerden in der Europäischen Union erzielt)

Mitarbeiter: 80

Kernkompetenz: Anbau, Herstellung und Vertrieb vonZitrusfrüchten, Mandeln, kaltgepresstem Olivenöl sowieMarmeladen und Konfitüren

Kontakt:Fet a Sóller , S.L., C/ Cristòfol Quintana Colom 1,E - 07100 Sóller/MallorcaTelefon: 0034/971/635008E-Mail: [email protected]

Weitere Information:www.fetasoller.com

Königder

Orangen

Seit 2011 Weltkulturerbe: das Tramuntana-Gebirge im Südwesten vonMallorca. Die höchste Erhebung ist der Puig Major mit 1445 Metern.Er ist damit auch der höchste Berg der gesamten Insel. Foto: Fet a Sóller S.L.

ZUR PERSONFranz Kraus, Gründer und Chef der Unternehmensgruppe Fet a Sóller,ist im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis am Rhein aufgewachsen. Erhat eine Lehre im elterlichen Betrieb Schlemmer & Kraus GmbH Garten+ Freizeit (Groß- und Außenhandel) absolviert. Danach studierte erBetriebswirtschaft in Münster, in Oxford sowie in Ypsilanti (Michigan,USA). Im Anschluss durchlief Kraus zehn Jahre verschiedene Stationenim Marketing und der Produktentwicklung bei multinationalen Lebens-mittelkonzernen, in diversen europäischen Ländern bis hin zur Ge-schäftsführung.

In Sachen Selbstständigkeit sind folgende Stationen wichtig:

1991: Gründung der „Franz Kraus Innovation“ (Entwicklung von neuenLebensmittelkonzepten)

1994: Gründung der Eis-Manufaktur “Sa Fabrica de Gelats S.L.“(Marktführer auf den Balearen bei hochpreisiger Eiscreme)

1996: Gründung des Lebensmittelherstellers „Fet a Sóller S.L.“ (Auf denBalearen führender Hersteller von zu 100 Prozent natürlichen Marme-laden und weiteren regionalen, natürlichen Lebensmittelspezialitäten,auch führendes Onlineportal für Zitrusfrüchte und natürliche Lebens-mittel von den Balearen, Betreiber von Delikatessenläden; Schlemmer &Kraus ist Logistikpartner für den Versand in Nordeuropa)

2016: Gründung von „Horts de Sóller S.L.“(Anbau von Bio-Zitrusfrüchten)Fo

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.L.

Foto: Ewa Brozek/stock.adobe.com

Das klingt nach einer gelungenenMischung deutscher und spanischerStärken. Wie wurden Sie eigentlichals Deutscher aufgenommen?Sehr herzlich. Meiner Meinungnach ist das oft auch eine Frage,wie man selbst „in den Wald hi-neinruft“. Ein wichtiges Wort indiesem Zusammenhang ist De-mut. Wie begegne ich Menschenin einer anderen Region? Es ist al-so eine regionale und keine nati-onale Frage. Menschen in ihrenunterschiedlichen Lebensweisenzu akzeptieren und zu respektie-ren, einfach ernst zu nehmen mitAchtung und Toleranz – das istder Weg.

Demut und Wirtschaft –geht das zusammen?Ohne die Verbindung von Öko-logie und Ökonomie geht esschneller zu Ende, als mangucken kann. Als Unternehmerist man verantwortlich für das Un-ternehmen, für sich, die Mitar-beiter und die Gesellschaft. Nach-haltigkeit ist der einzig gangbareWeg. Alles andere führt zu Chaos.

Was unterscheidet Unternehmertumauf Mallorca und in Deutschland?Der „Sankt Bürokratius“ und dieParagrafenreiter kursieren inSpanien genauso wie in Deutsch-land, mit dem Unterschied, dassin Spanien – im Rahmen der Le-galität – mit viel Empathie eineLösung gesucht wird.

Wie klappt es eigentlich ganzpraktisch mit der Verständigungvor Ort, konnten Sie Spanisch, alsSie herkamen?Nein, ich war des Spanischennicht mächtig; wir hatten keinSpanisch als Schulfach. Als Alt-Lateiner konnte ich mir aber ver-schiedene Formen herleiten. Ichhabe Sprachkurse belegt und vielgelesen. Jede neue Sprache stellt

eine Bereicherung dar und ist dieVoraussetzung für Verständi-gung. Ich spreche: Deutsch, Eng-lisch, Spanisch und Katalanisch,aber auch Moselfränkisch, Kölsch,Hessisch, Bayrisch.

Vermissen Sie Ihre Familie,Schulfreunde,frühere Arbeitskollegen?Sagen wir mal so: Sóller ist einspannender Ort und ich habe dasPrivileg, dass ich mich nicht fort-

bewegen muss, denn die Men-schen kommen mich besuchenund genießen den Strand und dieBerge. Man trifft sich gerne beiuns in Sóller.

Entstammt Ihr Lieblingsgerichtder mallorquinischen oder derrheinischen Küche?Klare Antwort: Mein Lieblings-gericht ist der rheinische Sauer-braten. Hätte ich noch eine zweiteAntwort frei, würde ich noch

Pamboli sagen. „Pa amb oli“ ist ei-ne mallorquinische Spezialität undbedeutet so viel wie Brot mit Oli-venöl. Sehr lecker.

Sie werden gelegentlich als Königder Orangen bezeichnet. Haben Sieschon als Kind Orangen geliebt?Ja, an Weihnachten gab es leuch-tend orangefarbene Clementinenoder Orangen. Sie brachten Son-ne auf den Tisch. Es fühlte sich anwie Sonne im Herzen.

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ERFOLGREICH IM AUSLAND Freitag, 22. Februar 2019 21

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SÓLLER UND TRAMUNTANASóller ist eine Gemeinde im Nordwes-ten der spanischen Baleareninsel Mal-lorca. Die Gemeinde liegt in der Ge-birgskette Tramuntana, die seit 2011Weltkulturerbe ist. Das Tramuntana-Gebirge besitzt eine einzigartige Was-serwirtschaft, von Römern und Arabernentwickelt, und Trockenbaumauernzwecks Kultivierung von Berghängen.Die höchste Erhebung ist der Puig Ma-jor mit 1445 Metern. Sóller hat 13 936Einwohner (Stand: 1. Januar 2017).15,3 Prozent (1960 Personen) sind

Ausländer (Stand: 2006), darunter 3,1Prozent (401) Deutsche.Sóller ist Verwaltungssitz der gleich-namigen Gemeinde. Der Ortskern liegtdrei Kilometer landeinwärts der Küste;mit dem Ortsteil Port de Sóller verfügtdie Stadt aber über einen direkten Zu-gang zum Mittelmeer. Die HauptstadtPalma ist rund 34 Kilometer entfernt.Tourismus und traditionelle Landwirt-schaft (Orangenanbau, Oliven, Zitrus-früchte sowie Obst- und Gemüsean-bau) bestimmen die Wirtschaft.

BUSINESS-TIPPS VON FRANZ KRAUSSieben Tipps, wie es mit einemUnternehmen auf Mallorca funktionie-ren kann:

n Eine klare eigenständige Idee ent-wickeln. Wie überall ist das Markt-potenzial zu überprüfen: mit Zahlenund Fakten und nicht durch sonnigeEmotionen

n Rechtliche Überprüfung durch einenRechtsanwalt

n Steuerliche Überprüfung durch einenSteuerberater

n Der Sprache wirklich mächtig sein,nicht zuletzt, um Missverständnissezu vermeiden.

n Die Mentalität respektieren – eben-falls, um Missverständnisse zu ver-meiden.

n Eigenkapital, Einsatzwillen, Könnenund einen langen Atem haben, dennman ist entbehrlich.

n Wenn es nicht klappt, nichtverzagen, sondern die Fehleranalysieren und es anschließendbesser machen.

Der Firmensitz in Sóller beherbergt Produktion, Logistik und Verwaltung. Hier werden zumBeispiel Zitronen gespalten, ausgepresst und ihr vitaminreicher Saft für Eiscremeprodukteund Lebensmittel der Gruppe Fet a Sóller S.L. verwendet. Foto: Fet a Sóller S.L.

Im Vordergrund die leuchtenden Bio-Zitronen, im Hintergrund der Blick auf die Berge von Tramuntana und dazwischen das fruchtbare Tal von Sóller.Foto: Fet a Sóller S.L.

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GELD&GESCHÄFT Freitag, 22. Februar 201922

E s vergeht kaum ein Tagohne neue Chaosmel-dungen aus Großbritan-nien. Die Versuche, ei-ne halbwegs praktikab-

le Trennung der Briten vonder EU zu organisieren,sind festgefahren. DieUnterhändler der Bri-ten und der EU su-chen die Schuld amChaos stets auf deranderen Seite desÄrmelkanals.Und von den ei-genen Positio-nen abrücken,möchte kaumnoch jemand.Ein ausgemach-ter Schlamassel, derin mancher Hinsicht sinn-bildlich steht für die Lage der Eu-ropäischen Union. Dieses Jahrwird das Europaparlament neugewählt und die EU steht vor vie-len ungelösten Fragen. HöchsteZeit, dass wir uns auch hier inRheinland-Pfalz rückbesinnen aufdie wesentlichen Stärken der Eu-ropäischen Union.

Aus der Taufe gehoben wurdedie EU in den 50er-Jahren desletzten Jahrhunderts. Eine Zeit, inder die Menschen die Schreckendes Zweiten Weltkrieges nochlebhaft vor Augen hatten. Ausden ersten Verträgen zur Kohle-und Stahlindustrie erwuchs mitder Zeit ein Europäisches Bünd-nis, das den Frieden auf demkriegsgebeutelten Kontinent si-

cherte und den Wohlstand för-derte. Weitere Jahrzehnte des Zu-sammenrückens führten schließ-lich zu einem gemeinsamen Bin-nenmarkt. Dessen Kern sind dieGrundfreiheiten für den Waren-verkehr, Dienstleistungen, Perso-nen und Kapital. Die gemeinsa-men Regeln für die nationalenMärkte der EU-Mitglieder habenden Handel gestärkt und Wachs-tum gefördert. Dennoch bleibtviel zu tun. Auf dem Arbeitsmarkthaben wir zum Beispiel inDeutschland einen starken Fach-kräftemangel, während andere

EU-Länder unter hoher Arbeits-losigkeit leiden. Anstatt die Prob-leme mit einer europäischen Ar-beitslosenversicherung bloß zuverwalten, sollte die EU die Ar-beitnehmerfreizügigkeit fördern.Das größte Hindernis ist hier dieSprachbarriere. Fremdsprachen-kenntnisse zu fördern, würde denMenschen in ganz Europa echteChancen eröffnen und einen EU-weiten Arbeitsmarkt begünstigen.

Um die Möglichkeiten welt-weiter Zusammenarbeit zu nut-zen, genügt es aber nicht, nur in-nerhalb der EU Hürden abzu-bauen. Genauso wichtig ist, dassdie EU sich auf internationalerEbene für unkomplizierte undumfassende Handelsabkommeneinsetzt. Wir befinden uns in Zei-ten globaler Verwerfungen imWelthandel. Deshalb muss dieEuropäische Union geschlossenauftreten und den Abbau vonHandelsschranken auch gegen-über Entwicklungsländern voran-treiben. Es liegt nicht nur an Zöl-len. Unübersichtliche, doppeltenationale Regulierungen verkom-

plizieren den grenzüberschrei-tenden Waren- und Dienstleis-tungsverkehr insbesondere fürkleine und mittlere Unternehmen.Mit aktuell noch einer halben Mil-liarde Bürgern vereint die EU dengrößten gemeinsamen Wirt-schaftsraum der Erde und hat da-mit automatisch ein großes Ge-wicht in Verhandlungen. Das soll-te sie nutzen.

Leider ist die EU bei wichtigenThemen für die Bürger immer sel-tener als Problemlöser erkennbar.Gründe dafür gibt es viele: Ent-weder versperren sich Mitglieds-staaten guten Lösungen. Oder dieVorschläge der EU-Kommissionsind als Mischung aus Kompe-tenzanmaßung und Praxisfernenicht mehrheitsfähig. Europa wirdaber weder mit Stillstand nochmit zentral gelenktem Zwang dieHerzen der Menschen erreichen.

Eine vertrackte Gemengelage.Die Lösung wäre, die EU flexiblerzu gestalten. Die Grundfreiheitendes Binnenmarktes, Frieden undWohlstand, das sollte das großeZelt sein, unter dem sich alle Mit-gliedsstaaten sammeln. Darunterkönnten die Staaten je nach ihren

Präferenzen unterschiedliche Al-lianzen bilden, um die zentralenFragen unserer Zeit zu beant-worten. Denn nicht alle 27 Staa-ten werden darauf dieselben Ant-worten geben. Bereits jetzt habenwir mit der Euro-Gruppe eine ArtKlub in der EU, der viele eigen-ständige Entscheidungen trifft,wenn auch in der Vergangenheitoftmals miserabel gemanagt.Weitere Klubs von Ländern, dienach vorne wollen, sind zum Bei-spiel bei Digitalisierungsfragenoder transeuropäischen Energie-netzen denkbar. In der Außen-und Sicherheitspolitik gibt es vie-le bilaterale Projekte, wie die ge-meinsame Brigade der Bundes-wehr und der französischen Ar-mee. Die EU muss diese Ansätzezusammenführen. Bei vielen neu-en Herausforderungen sollen dieeinzelnen Mitgliedstaaten indivi-duell entscheiden, ob sie sich ei-

„Auf marktwirtschaftlicheStärken besinnen“Gastbeitrag Claudia Sturm,Landesvorsitzende im VerbandDie Familienunternehmen,bezieht Position zur anstehendenEuropawahl im Mai.

WÜNSCHE DER FAMILIENUNTERNEHMER AN DIE POLITIKn Arbeitnehmerfreizügigkeit

verbessernn Fremdsprachenkenntnisse fördernn Handelsschranken abbauen (z.B.

Zölle und unübersichtliche, natio-nale Regulierungen) durchunkomplizierte und umfassendeHandelsabkommen auf internatio-naler Ebene

n flexible Allianzen innerhalb der EUzu relevanten Fragen wie Digitali-sierung oder Energie zulassen

n Bundestag und EU-Parlament festerverzahnen: bei der Diskussion vonGesetzesentwürfen beispielsweisegegenseitig Vertreter zu den Bera-tungen schicken, um einen besserenInformationsfluss zu gewährleisten

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GELD&GESCHÄFT Freitag, 22. Februar 2019 23

ZUR PERSON

Claudia Sturm leitet den LandesbereichRheinland-Pfalz im Verband Die Fami-lienunternehmer. Sie führt danebendie C&U Sturm GmbH (mit Sitz inHarthausen) als geschäftsführendeGesellschafterin in der dritten Genera-tion. Der Betrieb ist spezialisiert aufdas Maler- und Stuckateurhandwerk.

Weitere Information und Kontakt unter:www.familienunternehmer.eu/lb-rheinland-pfalz

Foto: DIE FAMILIENUNTERNEHMER/Frank Eidel

ZUM VERBANDDie Familienunternehmer folgen alspolitische Interessenvertretung derFamilienunternehmer den WertenFreiheit, Eigentum, Wettbewerb undVerantwortung. Die bundesweit mehrals 6000 Mitgliedsunternehmen er-wirtschaften einen Jahresumsatz voncirca 460 Milliarden Euro. Über 90Prozent der Unternehmen in Deutsch-land sind eigentümergeführte Famili-enunternehmen.

Der Verband gliedert sich in 16 Lan-desbereiche und 47 Regionalkreise.Der Landesbereich Rheinland-Pfalz/Saarland wird von Landesvorsit-zender Claudia Sturm geleitet. DerLandesbereich wiederum unterteilt sichin die drei Regionalkreise Mittelrhein,Metropolregion Rhein-Neckar undRheinhessen. Dr. Kai Rinklake(Skylotec GmbH, Neuwied) istRegionalvorsitzender Mittelrhein.

Weitere Information und Kontakt:www.familienunternehmer.eu

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nem gemeinsamen Projekt an-schließen, und damit auch denBürgerwillen stärker berücksich-tigen.

Damit alle Menschen verste-hen, wie viele Vorteile uns ge-meinsames europäisches Handelnbringt, müssen die Institutionen

der EU, die nationalen Parlamen-te und die Bürger wieder näherzusammenrücken. Eine sinnvolleMaßnahme wäre die regelmäßigefeste Verzahnung der nationalenParlamente mit dem EU-Parla-ment. Es wäre beispielsweise beider Diskussion von Gesetzesent-

würfen hilfreich, wenn das EU-Parlament und in Deutschland derBundestag sich verpflichtend ge-genseitig Vertreter zu den Bera-tungen schickten. Das fördert denInformationsfluss und schafft Be-wusstsein für die jeweiligen The-men. Die Abgeordneten in Straß-

burg und Berlin müssen diese par-lamentarische Arbeit ihren Wäh-lern insgesamt besser erklären.Doch auch wir Bürger müssen et-was tun. Informieren wir uns überunsere Abgeordneten im Euro-paparlament, stellen wir Fragenzu den Dingen, die uns betreffen,

äußern wir Ideen und Vorschläge.Nur so können wir ermöglichen,dass die Europäische Union sichin diesen schwierigen Zeiten aufihre marktwirtschaftlichen Stär-ken besinnt und weiterhin fürFrieden und wachsenden Wohl-stand sorgt.

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GELD&GESCHÄFT Freitag, 22. Februar 201924

Berufs- und Bildungsabschlüsse Qualifizierte Mitarbeiter aus dem Ausland sindin der deutschen Wirtschaft gefragt. Bewertung und Anerkennung von ausländischenQualifikationen sind eine Voraussetzung zur Integration in den Arbeitsmarkt.

S pätestens seit der Flüchtlingsdebatte, dieseit 2015 anhaltend in den Medien prä-sent ist, und der Frage, wie man arbeits-willige Zuwanderer am besten in den Ar-beitsmarkt integriert, stellt sich zuneh-

mend auch die Frage, wie ausländische Berufs-qualifikationen anerkannt werden können. Nichtnur für die Zuwanderer selbst ist diese Frage re-levant, sondern ebenso für die interessierten Be-triebe. Der viel beschriebene Fachkräftemangelhemmt besonders das Wachstum deutscher Mit-telständler: Die Mehrbelastung der vorhandenen Be-legschaft, die Einschränkungen des eigenen An-gebots sowie die Nicht-Annahme von Aufträgen füh-

ren zu Marktverschiebungen. Um die Wirtschafts-leistung auf lange Sicht halten zu können, ist dieBundesrepublik auf Zuwanderung angewiesen. Et-wa drei von fünf Unternehmen gaben in einer Be-fragung der IHK Koblenz an, bereits jetzt vom Fach-kräftemangel betroffen zu sein. Da sich die Baby-boomer Generation dem Rentenalter nähert und Be-werber, die erfahrene Mitarbeiter ersetzen, nichtin ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, wirdsich die Situation in den kommenden Jahren ver-schärfen. Auch 22 Prozent der befragten Unter-nehmen, die derzeit noch nicht vom Fachkräfte-mangel betroffen sind, rechnen in Zukunft mitSchwierigkeiten bei der Stellenbesetzung.

FACHKRÄFTESICHERUNGNach Angaben des Deutschen Indus-trie- und Handelskammertages (DIHK)investiert die deutsche Wirtschaft jedesJahr etwa 23 Milliarden Euro in dieAusbildung ihres Nachwuchses. DieAusbildung im eigenen Betrieb sei dasbeste Mittel, um dem Fachkräfteman-gel vorzubeugen. Dennoch blieben2017 bundesweit in mehr als jedemdritten Betrieb ausgeschriebene Aus-bildungsplätze unbesetzt.

Um der schwierigen Situation Herr zuwerden, haben Unternehmen denSuchradius nach potenziellen Mitar-beitern erweitert: Neben Studienab-brechern als Bewerbergruppe werdenauch Bewerber mit im Ausland erwor-benen Berufsqualifikationen zuneh-mend attraktiver.

In der Vergangenheit war die Erwerbs-migration besonders von der Zuwan-derung von Bürgern aus Mitgliedstaa-

ten der Europäischen Union geprägt.Doch nach Angaben der IHK Koblenzreiche dieser Zuzug bei Weitem nichtaus, um den Bedarf an qualifiziertenMitarbeitern zu decken. Fachkräfte ausNicht-EU-Ländern rücken daher zu-nehmend in den Fokus der Unterneh-men. In einer aktuellen Unterneh-mensbefragung der rheinland-pfälzi-schen Industrie und Handelskammerngaben mehr als die Hälfte der befragtenUnternehmen an, an Fachkräften ausdem nicht-europäischen Ausland inte-ressiert zu sein. Jedoch wünschen sichsechs von zehn Unternehmen Hilfsan-gebote und Unterstützungsmaßnahmenbei der Einstellung von Fachkräften ausDrittstaaten. Gewünscht werden ins-besondere unterstützende Maßnahmenzur Verbesserung der Sprachkenntnisseder Bewerber, mehr Transparenz unddie Vereinfachung administrativerVerfahren und rechtlicher Rahmenbe-dingungen.

ANERKENNUNG AUSLÄNDISCHER QUALIFIKATIONENDas 2012 beschlossene Berufsqualifi-kationsfeststellungsgesetz (BQFG) solldie Anerkennung von ausländischenBerufs- oder Bildungsabschlüssen er-leichtern und bundesweit ein einheit-liches und transparentes Verfahrengewährleisten. Das Gesetz ermöglichtes, Berufsqualifikationen von Zuwan-derern unabhängig von ihrem Aufent-haltsstatus oder ihrer Staatsangehö-rigkeit in Deutschland ganz oder zumTeil anzuerkennen. Im Zuge des Ver-fahrens werden Inhalt und Dauer einerangegebenen Ausbildung mit einemdeutschen Referenzberuf verglichen.Dabei wird geprüft, ob gegebenenfallsKenntnisse und Fertigkeiten von hiesi-gen Standards abweichen – und wennja, ob das für die Ausübung des Berufesin Deutschland entscheidend ist. Einevollkommene Übereinstimmung mussnicht vorliegen.

Nach Angaben des Unesco-Weltbil-dungsberichts 2019 erhöhe dieses Ge-setz die Wahrscheinlichkeit, dass Zu-wanderer eine Arbeit in Deutschlandfinden, um 45 Prozent.

Neben dem BQFG existieren weitereMöglichkeiten, berufliche Qualifikatio-nen anerkennen zu lassen. Je nachHerkunftsland gibt es unterschiedlicheRichtlinien. Für Bewerber aus dem eu-ropäischen Ausland beispielsweise, dieeinem reglementierten Beruf nachge-hen, gilt die europäische Berufsaner-kennungsrichtlinie. Für bestimmteBerufsgruppen, beispielsweise Apo-theker und Immobilienmakler, gilt in-nerhalb des europäischen Binnen-marktes seit 2016 der EuropäischeBerufsausweis (EBA) – ein elektroni-sches Zertifikat – der das Anerken-nungsverfahren vereinfachen soll.

WEITEREINFORMATION UND KONTAKTIn Rheinland-Pfalz sind für die Aner-kennung von ausländischen Berufs-qualifikationen oder gemäß BQFG fol-gende Stellen zuständig:

n in Industrie und Handel: IHK FOSA(Foreign Skills Approval) in Nürnberg(Im Bezirk der IHK Koblenz wurden imZeitraum vom 30.11.2017 bis30.11.2018 82 Anträge gestellt.)

n im Handwerk: Rheinland-pfälzischeHandwerkskammern

n für „nicht-akademische Gesund-heitsfachberufe“ (zum BeispielPhysiotherapeuten) und bei Verfah-ren zur Approbation von Ärzten,Zahnärzten, Apothekern und Psy-chotherapeuten: Landesamt fürSoziales, Jugend und Versorgung

n in der Altenpflege, Heilerziehungs-pflege und bei Anträgen von Erzie-herinnen und Erziehern: Aufsichts-und DienstleistungsdirektionRheinland-Pfalz (ADD)

FACHKRÄFTE-EINWANDERUNGSGESETZDas geplante Fachkräfteeinwande-rungsgesetz soll die „gezielte und ge-steuerte Einwanderung“ in den deut-schen Arbeitsmarkt regeln und vor al-lem die Zuwanderung von Fachkräftenaus Nicht-EU-Staaten deutlich er-leichtern. Das Gesetz, das am 19. De-zember 2018 von der Bundesregierungbeschlossen wurde, durchläuft nun dasparlamentarische Verfahren mit Stel-lungnahme und Beschlussfassung inBundestag und Bundesrat. Voraus-sichtlich Anfang 2020 soll das Fach-kräfteeinwanderungsgesetz in Krafttreten.

BEARBEITETE ANERKENNUNGSVERFAHREN 2017 (ENTSCHIEDEN NACH BUNDESRECHT)

Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

1275

144

81

42 30

27

24 21

15 Medizinische Gesundheitsberufe

Mechatronik, Energie- und Elektroberufe

Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe

Nichtmedizinische Gesundheits-, Körperpflege- und Wellnessberufe, Medizintechnik

Mathematik-, Biologie-, Chemie- und Physikberufe

Berufe in Unternehmensführung und –organisation

Metallerzeugung und –bearbeitung, Metallbauberufe

Gebäude- und versorgungstechnische Berufe

Übrige

Insgesamt bearbeitete Verfahren: 1656

ABGESCHLOSSENE ANERKENNUNGSVERFAHREN 2017(ENTSCHIEDEN NACH BUNDESRECHT)

Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Volle Gleichwertigkeit774

Auflage einer Ausgleichsmaßnahme

156

Keine Gleichwertigkeit 12

Teilweise Gleichwer-tigkeit81

Insgesamt abgeschlossene Verfahren: 1020

Fachkräftemangel –Was nun?

Um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, gehen Unternehmen neue Wege und greifen zunehmend auf Bewerber aus dem Ausland zurück. Die Anerkennung ihrer Berufs- und Bildungsabschlüsse ist dabeiein entscheidender Aspekt. Foto: nito/stock.adobe.com

LESEHILFEIn Rheinland-Pfalz wurden auf Grundlage desBQFG im Jahr 2017 insgesamt 1656 Aner-kennungsverfahren bearbeitet; 1020 Ver-fahren wurden abgeschlossen. In 774 der in2017 abgeschlossenen Verfahren wurden dieausländischen Abschlüsse als gleichwertiganerkannt.

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LEBEN&ARBEITEN Freitag, 22. Februar 2019 25

Buchtipps vonund fürUnternehmerHerausforderung Zukunftwurzelt in Vergangenheit.

B ücher führen an dieGrenzen des Vorstell-baren und darüber hi-naus.Mal fiktiv und verstö-

rend, wie im Buchtipp von Ge-schäftsführerin und Wirtschafts-ingenieurin Katharina Geute-brück. Mal vorausschauend undanimierend, wie in der Trendstu-die des Zukunftsinstituts, dieWirtschaftsprüfer und Steuerbe-rater Günter Hilger empfiehlt.

„14“, ein Roman auf der Buch-liste von Geschäftsführerin undBauunternehmerin ElisabethSauer-Kirchlinne, wiederum führtan die deutsch-französische Front– dorthin, wo es wehtut und Liebeund Leben auf Leid und Sterbentreffen. Der Blick auf die Kriegs-gräuel der heute befreundetenNationen Deutschland undFrankreich ist gleichsam War-nung vor dem Vergessen wieauch Appell, die freundschaftli-chen Beziehungen zu pflegen undstabile Verhältnisse wertzuschät-zen.

Daniel Anthes, Lena Papasabbas,André Reichel, Christian Schuldt, Julia Senft

Next GrowthWachstum neu denken

Zukunftsinstitut (2018), Trendstudie,144 Seiten, 255,00 Euro,ISBN: 9783945647530

Buchempfehlung von Günter Hilger,Partner/Wirtschaftsprüfer/Steuerberater bei Hilger, Neumann &Partner in Andernach

„Zurzeit lese ich die Trendstudie ‚NextGrowth‘ vom Zukunftsforschungsinsti-tut, die sich mit dem Potenzial künfti-gen Wachstums auseinandersetzt.Die Autoren aus dem Umfeld des Zu-kunftsforschers Matthias Horx zeigenauf, dass für ein langfristiges Wachstumeine Nachhaltigkeitsstrategie mit Effi-zienz, Konsistenz und Innovation er-forderlich ist. Next Growth ist ein ins-pirierendes (Arbeits-)Buch zur Neu-ausrichtung von Unternehmen in denBereichen Wachstum, Strategie, Inno-vation und Wertschöpfung, das Unter-nehmen Ansätze liefert, zukunftsfähigeStrategien zu entwickeln. Es bietetauch Umsetzungshilfen.“

Inhalt

Die Fixierung auf reine Wachstumsma-ximierung hat ausgedient, denn sie

führt in ökologische undsoziale Sackgassen – unddiese Entwicklungschränkt auch unter-nehmerische Entschei-dungsfreiheiten immerstärker ein. Die Studievon Herausgeber Prof. Dr.André Reichel ist einLeitfaden für Entscheider,die sich auf die Ökonomieder Zukunft einstellenwollen. Aufbauend auf vierzentralen Thesen zeichnetdie Studie ein Bild dernächsten Wirtschaft, in derdas Wachsen-Müssen ab-gelöst wird vom Wachsen-Können und -Dürfen. Dievier Thesen:

Befreiung vom Wachstumsfetisch:Wachstum muss neu gedacht werden.(Immer mehr verbreitet sich ein Mind-set, das ‚Wachstum‘ jenseits rein öko-nomisch-materieller Kategorien ver-steht.)Strategie als Experiment: Erfolg ist eineFrage der Anschlussfähigkeit. (Unter-nehmen müssen lernen, sich zu öffnen– nur so wird eine Organisation auf-

nahmefähig für die neuen gesell-schaftlichen Wertesets.)Die Neuerfindung des Neuen: Innova-tion ist kein Selbstzweck, sondern er-wächst aus geteilten Anliegen. (WahreInnovationen sind nicht technischer,sondern sozialer Natur. Sie reflektierenden Wandel sozialer Praktiken undentwickeln sie weiter.)

Qualität schlägt Quantität: Der Wohl-stand von morgen beruht auf neuenWerten. (Unternehmen sind hoch-emotionale Akteure. Denn Unterneh-men sind von Menschen gemacht undkeine Systeme, die der kühlen Logikvon Maschinen unterliegen.)

Quelle: Zukunftsinstitut GmbH

Jean Echenoz

„14“

Hanser Berlin (2014), Hardcover, 128 Seiten,14,90 Euro, ISBN: 9783446245006

Buchempfehlung vonElisabeth Sauer-Kirchlinne,Geschäftsführerin derWilli Sauer GmbH & Co. KG,Bauunternehmung in Koblenz

„Erstmals seit Generationen leben wir inDeutschland in Frieden und Eintracht mit un-serem Nachbarn Frankreich. In den Familienhörten wir vom Krieg aus den persönlichenErlebnissen und tradierten Erinnerungen. Heuteübernimmt die Literatur die Rolle der Zeitzeu-gen.Jean Echenoz schreibt in ‚14‘ aus der Perspek-tive dreier junger Franzosen und ihrer Freundekomprimiert und exemplarisch über den ErstenWeltkrieg und seine verheerenden Folgen an derFront und im Land. Warnend ist im Roman einZitat nach Viktor Hugos ‚1793‘ eingefügt: ‚aureshabet, et non audit‘ – er hat Ohren, hört abernicht. Das Erinnern ist heute wichtiger denn je,denn das europäische Einigungsprojekt, dem wirdie längste Friedensperiode unserer Geschichteverdanken, ist gefährdet und steht vor großenHerausforderungen.Ich las dieses Buch während eines Flugs. EineFranzösin neben mir, die den Roman in ihrerSprache gelesen hatte, bat es sich aus. EinBlick in die deutsche Ausgabe veranlasste sie zuder Bemerkung, dass sie das Buch wegen seinerguten Übersetzung auch in deutscher Sprachelesen werde.“

Inhalt

Frankreich, 1914: Ein idyllischer Sommertag,Anthime radelt durch die sonnenbeschieneneVendée. Er hört die Sturmglocken läuten, dasSignal für die allgemeine Mobilmachung. Mitder alle gerechnet haben, nur nicht an einemSamstag, dem 1. August. Echenoz erzählt vierKriegsjahre im Zeitraffer: Fünf Männer ziehen inden Krieg, eine schwangere Frau wartet auf dieRückkehr von zweien von ihnen. Bleibt zu er-fahren, ob sie wiederkommen. Und wann. Undin welchem Zustand. Der Erste Weltkrieg istheute nicht mehr mit traditionellen Mittelndarstellbar – Echenoz als Meister der Roman-subversion zeigt, wie es anders gelingt.

Quelle:Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag

Frank Schätzing

Die Tyrannei des Schmetterlings

Kiepenheuer & Witsch (2018),gebunden mit SU, 736 Seiten,26,00 Euro, ISBN: 9783462050844

Buchempfehlungvon Katharina Geutebrück,Geschäftsführerin derGeutebrück GmbH in Windhagen

„Mich interessiert das Buch „Die Ty-rannei des Schmetterlings“, weil inunserem Unternehmen das ThemaVernetzung, IOT, Industrie 4.0. geradeumgesetzt wird. Für einen Kunden ha-ben wir eine Lösung entwickelt, die dieZahl der Arbeitsunfälle auf ein Min-destmaß reduzieren wird – durch dasErkennen der korrekten Sicherheitsbe-kleidung. Schätzing spricht in seinemBuch hochinteressante Gedankenspielezum Thema Künstliche Intelligenz an.Durch einige Passagen muss man sichziemlich diszipliniert durchkämpfen.Aber die Geschichte selber ist faszi-nierend, inspirierend und auch einwenig verstörend.“

Inhalt

Kalifornien, Sierra Nevada. LutherOpoku, Sheriff der verschlafenenGoldgräberregion Sierra in KaliforniensBergwelt, hat mit Kleindelikten, ille-galem Drogenanbau und steter Perso-nalknappheit zu kämpfen. Doch derEinsatz an diesem Morgen ändert alles.Eine Frau ist unter rätselhaften Um-ständen in eine Schlucht gestürzt. Un-fall? Mord? Die Ermittlungen führenLuther zu einer Forschungsanlage,einsam gelegen im Hochgebirge undbetrieben von der mächtigen NordviskInc., einem Hightech-Konzern deszweihundert Meilen entfernten SiliconValley. Zusammen mit Deputy SheriffRuth Underwood gerät Luther bei den

Ermittlungen in den Sog aberwitzigerEreignisse und beginnt schon bald anseinem Verstand zu zweifeln. Die Zeitselbst gerät aus den Fugen. Das Ge-heimnis im Berg führt ihn an die Gren-zen des Vorstellbaren – und darüberhinaus.

Quelle: Kiepenheuer & Witsch

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LEBEN&ARBEITEN Freitag, 22. Februar 201926

2 018, 30 Jahre nach denTruckern im Roadmo-vie „Convoy“ sind aufder BAB 9 zwischenNürnberg und Mün-

chen zwei Lkw im täglichen Gü-terverkehr ebenfalls als Konvoiunterwegs. Der Unterschied? KeinKampf gegen Missstände ist hierdie treibende Kraft, sondern viel-mehr das Bestreben, das Konzeptdes autonomen Fahrens auf dieLogistikbranche zu übertragen.

Denn lassen es der Streckenver-lauf und der Verkehrsfluss zu,können beide Fahrzeuge digitalzu einem Gespann verbundenwerden, einem sogenannten Pla-toon.

Was für Außenstehende zu-nächst nach Science-Fictionklingt, könnte die autonome Fort-bewegung im Straßenverkehr ei-nen großen Schritt nach vornebringen. Ursprünglich beschreibtder Begriff Platoon eine militäri-sche Einheit, im deutschen einensogenannten „Zug“. Übertragenauf den Gütertransport auf derStraße steht Platooning mittler-weile stellvertretend für die ers-ten Anwendungsversuche mit au-tonomen Lenksystemen in Lkwauf nationaler wie internationalerEbene. Im Frühjahr 2016 organi-sierte das niederländische Ver-kehrsministerium beispielsweiseeine Sternfahrt nach Rotterdam,an der sich auch die deutschenHersteller MAN und Daimler be-teiligten. Daimler und weitereHersteller testeten die Platoo-ning-Technologie darüber hinausin den USA, in Japan und Skan-dinavien.

Diese ersten Erprobungen fan-den überwiegend auf weitgehendverkehrsfreien Highways oderabgesperrten Testgeländen statt,womit die zentrale Frage vor derEinführung jeder neuen Techno-logie unbeantwortet blieb: Be-währt sich diese auch in der Pra-xis? Um hierauf eine Antwort zufinden, schlossen sich im Frühjahr2018 die Unternehmensgruppe DBSchenker, die MAN-Gruppe unddie Hochschule Fresenius zu-sammen, um die Platooning-Technologie erstmals im Realein-satz zwischen zwei Logistikzent-ren von DB Schenker praxisori-

entiert zu testen. „Unseren Test-fahrten lagen weltweit einmaligeRahmenbedingungen zugrunde“,sagt der Leiter Autonomes FahrenGüterverkehr – Straße bei derDeutsche Bahn AG, Dr. ChungAnh Tran. „Mit der Durchführungvon Testfahrten im Realverkehrwollten wir zum einen demonst-rieren, dass Platooning sicher inden Straßenverkehr integriertwerden kann, zum anderen er-proben, wie viel Kraftstofferspar-nis das Platooning für die Logis-tikunternehmen mit sich bringt.“Denn seien die Lkw digital mitei-nander vernetzt, könne der Min-destabstand auf 12 bis 15 Meterreduziert und der Windschattengenutzt werden. Damit könntenbis zu zehn Prozent Kraftstoff ein-gespart werden. Dies ist ein ausdem Radsport bekanntes Prinzipder Fortbewegung, wenn die Fah-rer ein sogenanntes „Peloton“ bil-den, um ihre Kräfte zu schonen.

Wie aber funktioniert das Sys-tem Platooning? Lkw werden da-bei mit Hilfe einer sogenannten

elektronischen Deichsel gekop-pelt. Dazu übermittelt der Fahrerdes nachfolgenden Lkw via car-to-car-Kommunikation eine An-frage zur Übernahme der Steue-rung an das vorausfahrende Fahr-zeug, das entsprechend speziellausgerüstet sein muss. „Bestätigt

dessen Fahrer die Anfrage, sinddie Lkw elektronisch verbundenund das zweite Fahrzeug folgtdem ersten Lkw“, beschreibt Se-bastian Völl, der Projektleiter fürdas Platooning-Projekt bei MANTruck & Bus den Kopplungsvor-gang. Ab jetzt passe sich dernachfolgende Lkw automatischder Richtung und Geschwindig-keit des vorausfahrenden Fahr-zeugs an. „Theoretisch könnennatürlich mehr als zwei Lkw ge-koppelt werden. Die Verkehrs-dichte in Mitteleuropa lässt diesallerdings kaum zu“, ergänzt Prof.Dietrich Paulus, Head of the Ac-tive Vision Group an der Univer-sität Koblenz-Landau. Ein wei-terentwickeltes WLAN-System,Abstandsmessung per Laser, di-verse Sensoren und Kameras bil-den den Kern der Platooning-

„Theoretisch können mehr als zweiLkw gekoppelt werden. DieVerkehrsdichte in Mitteleuropa lässtdies allerdings kaum zu.“Prof. Dietrich Paulus, Universität Koblenz-Landau

PLATOONING IM PRAXISTESTDie Fahrzeuge im Praxistest von DBSchenker, MAN und der HochschuleFresenius operierten unter strengenAuflagen. Sie durften eine Höchstge-schwindigkeit von 80 km/h nichtüberschreiten und mussten 500 Metervor Autobahnkreuzen die digitale Ver-bindung lösen. An diesen Verkehrs-knotenpunkten musste der Fahrer desnachfolgenden Fahrzeugs wiederselbsttätig die Steuerung übernehmen.Der Praxistest erfolgte von Juni bisDezember 2018. Bei der DeutschenBahn und MAN arbeitet man weiterintensiv an der Platooning-Technolo-gie, die man als wichtigen Baustein aufdem Weg zur Weiterentwicklung desautonomen Fahrens betrachtet.

So funktioniert „Platooning“: Über WLAN tauschen die Fahrzeuge unter anderem Informationen überGeschwindigkeit, Beschleunigung, Bremsverzögerung, Zustand des Gespanns und Position der Fahrzeuge aus.Mittels Abstandsmessung per Laser und optischen Sensoren hält das nachfolgende Fahrzeug automatisch einenAbstand von 12 bis 15 Metern zum Führungsfahrzeug. Foto: Deutsche Bahn AG/MAN

Testfeld Logistik:Im Konvoiauf der StraßePlatooning Was vor 30 Jahren im Kino fürAdrenalinausschüttung und Euphorie sorgte, wird heuteauf deutschen Straßen Realität – allerdings mit andererZielsetzung.

„Unseren Testfahrten lagenweltweit einmaligeRahmenbedingungen zugrunde.“Dr. Chung Anh Tran, Deutsche Bahn AG

Von August bis Dezember 2018 transportierten die im digitalen Verbund operierenden Lkw täglich reale Güter,wie beispielsweise Getränke, Maschinenteile und Papier, zwischen München und Nürnberg.

Foto: Deutsche Bahn AG/MAN/Jan Hölzl

1978, ein Highway in der Wüste Arizonas: Eine Gruppe Truckerschließt sich mit ihren Lkw zu einem Konvoi zusammen, um sichgegen Polizeiwillkür und widrige Arbeitsbedingungen zur Wehr zusetzen. Getreu dem Motto: Gemeinsam sind wir stark.

Foto: andrew7726/stock.adobe.com

Technologie. Und diese hat sichnach Ansicht der am Test betei-ligten Unternehmen auch be-währt. „Wir sind sehr zufriedenmit der Funktionsweise aller Sys-temkomponenten“, zieht Völl ei-ne positive Bilanz. Für die Ent-wickler ein großer Erfolg, da einGroßteil der Hard- und Softwarenoch aus Prototypen besteht.„Dass die Komponenten im Ver-bund reibungslos miteinanderfunktionieren, konnten wir bereitsbei Vorabtests überprüfen. DieTestfahrten mit Gütern im Real-verkehr haben dieses positive Er-gebnis nochmals bestätigt“, sagtder MAN-Projektleiter. Insbeson-dere die Absicherung der Syste-me untereinander, die sogenann-

te Redundanz, stand für die Ent-wickler bei der Konzeption desSystemverbundes im Blickpunkt.So wird beispielsweise der Ab-stand zwischen den Lkw bei Aus-fall der digitalen Verbindung au-tomatisch vergrößert oder das Pla-toon ganz aufgelöst. Denn dieTechnik reagiert in Sekunden-bruchteilen, weitaus schneller alsder Mensch.

Der Lkw-Fahrer wird damitaber nicht überflüssig. Die Pla-tooning-Steuerungstechnik istnicht – zumindest noch nicht – dieLösung für das Nachwuchskräf-teproblem der Branche. Rein rechtlich müssen die Fahrer der

Folgefahrzeuge derzeit noch dieHände am Lenkrad behalten, umim Notfall eingreifen zu können.„Hier bewegen wir uns innerhalbsehr enger gesetzlicher Vorgabendurch die bayerischen Landesbe-hörden“, beschreibt DB-Projekt-leiter Tran die aktuelle Situation.Sebastian Völl ergänzt: „In Bezugauf autonomes Fahren sprechenwir hier von einem Level-Zwei-System. Das heißt, der Fahrermuss überwachend tätig sein. Zielder weiteren Entwicklung vonPlatooning ist Level Drei, auf demder Fahrer zumindest innerhalbvon zehn Sekunden das Fahrzeugübernehmen können muss.“Wann Level Drei als Serienlösungzur Verfügung stehen wird, hän-ge auch von der Gesetzgebungab.

Wie die Fahrer auf die verän-derte Situation im Führerhausbeim Platooning physisch undpsychisch reagieren, das unter-suchen Prof. Dr. Christian Haasund Prof. Dr. Sabine Hammer,beide Hochschule Fresenius. IhrForschungsschwerpunkt im Pro-jekt ist die Schnittstelle zwischenMensch und Maschine. „Wie dieTechnik angenommen wird, isteine der zentralen Fragestellun-

gen, die wir in diesem Projekt be-antworten wollen“, sagt Haas.Nach mehreren Testmonaten undeinem reibungslosen Testverlaufgeben die beiden Forscher ein op-timistisches Zwischenfazit: „Be-sonders positiv war für uns, dasswir die anfänglichen Sicherheits-bedenken der Fahrer durch dasHeranführen an die Platooning-Technologie schnell ausräumenkonnten“, so Hammer. KonkreteAussagen, wie sich die veränder-ten Bedingungen am Steuer aufdie Konzentration und die Psycheder Fahrer auswirken, können dieForscher noch nicht treffen. Dassei erst nach Auswertung allerDaten, die beispielsweise durchEye-Tracking und Analyse derHerzratenvariabilität erfasst wür-den, möglich. „Die Datenmengen,die wir im Laufe des Tests gene-riert haben, sind enorm. Faktorenwie die Verkehrssituation, der Er-schöpfungsgrad der Fahrer unddie Tageszeit beeinflussen die Er-gebnisse, die wir zur Belastungder Fahrer, zu ihrer Konzentrationund zum Situationsbewusstseinerhalten“, erklärt Haas.

Alle am Praxistest beteiligtenPartner sind sich einig, dass dieErgebnisse erheblichen Einflussauf die technischen, juristischen

und philosophischen Debattenhaben werden, die bereits jetzt inDeutschland und Europa geführtwerden. Wer trägt die Verant-wortung im Schadensfall? Welcheverkehrsinfrastrukturellen Ein-schränkungen gibt es auf natio-naler Ebene für das Platooning?

Welche Rolle nehmen die Fahrerkünftig ein? Es gibt noch vieleFragen zu klären. „Einige davonwird unser Praxistest für die Zu-kunft der Logistik und des auto-nomen Fahrens beantworten“, soDr. Tran von der Deutschen BahnAG.

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LEBEN&ARBEITEN Freitag, 22. Februar 2019 27

INDUSTRIEBÖDENG E R N O T KL E INIMPRÄGNIERUNG VERSIEGELUNG BESCHICHTUNG• •

Beschichtung von Hallen-, Garagen- und IndustriebödenIhr Spezialist

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ZUR PERSONDr. Chung Anh Tran:Leiter Autonomes Fahren Güterverkehr– Straße, Deutsche Bahn AG;Wirtschaftsingenieur, Promotion amKIT, Mitglied Acatech-Gremium Auto-nomes Fahren

Prof. Dr.-Ing. Dietrich Paulus:Head of the Active Vision Group,Universität Koblenz-Landau(Forschungsschwerpunkte: image un-derstanding, active vision, medicalimage processing, computationalvisualistics u.a.)

Sebastian Völl:Projektleiter Automatisiertes Fahren,MAN Truck & Bus;Dipl.-Ing. Maschinenbau, Mitglied imProjektteam MAN European TruckPlatooning Challenge (2016),Mitglied in der AG Communication im

Car2Car Communication Consortium(bis 2018)

Dr. Sabine Hammer:Professorin für Sozialforschung,Fachbereich Gesundheit & Soziales,Hochschule Fresenius (Forschungs-schwerpunkte: Zusammenhängevon Arbeit, Gesundheit und Arbeits-zufriedenheit); Forschungsprojekte:Berufliche Identität und gesellschaftli-che Wahrnehmung von Berufsgruppenin der Personenbeförderung u.a.

Dr. Christian T. Haas:Professor für quantitative Forschungs-methoden und Direktor des Instituts fürkomplexe Systemforschung, Hoch-schule Fresenius (Forschungsschwer-punkte sind unter anderem Neurophy-siologie von Mensch-Technik-Interak-tionen)

PLATOONING-PROGRAMMEUSA: Daimler hat das Platooning2017/2018 in den Bundesstaaten Ne-vada und Oregon getestet. Die US-Highways sind besonders gut geeignet,da sie über sehr lange Strecken gera-deaus verlaufen und der Verkehr fastdurchgängig fließt. Aufgrund unbefrie-digender Testergebnisse in Bezug aufdie Treibstoffeinsparungen hat derschwäbische Lkw-Produzent seinPlatooning-Programm Anfang 2019aufgegeben und legt den Entwick-lungsschwerpunkt künftig auf denvollautomatisierten Lkw.

Schweden: Hier gibt es einen Ver-suchslauf, die Systeme unterschiedli-cher Hersteller zu kombinieren.Volvo, Scania und DB Schenker er-arbeiten gemeinsam mit der KöniglichTechnischen Hochschule und derschwedischen VerkehrsbehördePraxislösungen. Der Test unter demNamen Sweden4Platooning wird mit4 Millionen Euro finanziert, davon stelltdie schwedische InnovationsbehördeVinnova 1,85 Millionen Euro bereit; denübrigen Betrag bringen die anderenProjektbeteiligten auf.

„Faktoren wie die Verkehrssituation,der Erschöpfungsgrad der Fahrer unddie Tageszeit beeinflussen dieErgebnisse, die wir zur Belastung derFahrer, zu ihrer Konzentration undzum Situationsbewusstsein erhalten.“Prof. Dr. Christian Haas, Hochschule Fresenius

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt müssen die Fahrer die Anzeigen der Assistenzsysteme und den Abstand zum vorausfahrenden Lkw noch überwachen– künftig sollen sie sich beim Fahren anderen Aufgaben widmen können. Foto: Deutsche Bahn AG/Wolfgang Groeger-Meier

Ein Knopfdruck genügt und die Lkw verbinden sich mittels elektronischer Deichsel zu einem digital gekoppel-ten Gespann, einem sogenannten „Platoon“. Foto: Deutsche Bahn AG / Wolfgang Groeger-Meier

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LEBEN&ARBEITEN28 Freitag, 22. Februar 2019 29

D agobert Duck, be-kannt als Comicfigurund „reichste Ente derWelt“, bewahrte seingesamtes Vermögen

in einem Geldspeicher auf. Er be-fand sich gut sichtbar auf demhöchsten Punkt von DagobertsHeimatstadt Entenhausen.

Unsichtbar in einem streng ge-heimen Geldspeicher unter einemWohngebiet im Stadtteil Conddes Moselstädtchens Cochem,zwischen Moselhängen, stapeltensich im Kalten Krieg in der Hälftedes 20. Jahrhunderts bis unter dieDecke 15 Milliarden D-Mark ei-ner geheimen Ersatzwährung derDeutschen Bundesbank. Im Falleiner Hyperinflation durch mas-senhaft eingeschleustes Falsch-geld sollte sie Deutschland vor ei-ner nationalen Wirtschaftskrisebewahren. An der Grenze zwi-schen Nato und Warschauer Paktschien Deutschland besonders ge-fährdet. BBk II hieß die Ersatz-währung, benannt nach der Bun-desbank. Die Scheine zu 10, 20,50 und 100 Mark hätten ganzschnell zur echten Währung derdamaligen Bundesrepublik wer-den können. Für Westdeutsch-land und Westberlin gab es übri-gens unterschiedliche Motive aufden Scheinen. Eigentlich warenes über 26 Milliarden D-Mark, die

in den 60er-Jahren in der Bun-desrepublik in Umlauf waren. Eswäre aber zu riskant gewesen, diegesamte Notstandswährung in denTresoren der Deutschen Bundes-bank in Frankfurt am Main zu la-gern, denn die Stadt lag zu naheam so genannten Fulda-Gap. Daswar die Region an der deutsch-deutschen Grenze, in der am ehes-ten mit einem Angriff aus dem Ost-block hätte gerechnet werdenmüssen. So wurden also 11 Milli-arden in Frankfurt vorgehalten,der größte Teil des Geldes für denKrisenfall aber wurde nach Co-chem verbracht. Die Stadt galt da-mals als besonders geeignet für ei-nen Bunker im Fall eines Atom-schlags: Man ging davon aus,dass eine nukleare Druckwelleüber das enge Tal hinweggehenkönnte. Cochem lag auch nicht all-zu weit entfernt vom „Regie-rungsbunker“ im Ahrtal in der Nä-he der damaligen HauptstadtBonn, dem Ausweichsitz des Bun-des im Krisen- und Verteidi-gungsfall.

Der Bundesbank-Bunker warso ausgestattet, dass eine über-schaubare Anzahl von Menschenzwei Wochen lang unabhängigvon der Außenwelt hätten arbei-ten und leben können. Es gab ei-ne Küche, Schlaf- und Arbeits-räume; die Kommunikations- und

Lüftungstechnik sowie die Strom-und Wasserversorgung entspra-chen dem damaligen Standard.

Am 14. Mai 1962 legte die Fir-ma Hochtief los mit den Bauar-beiten zum Cochemer „FortKnox“; im originalen Fort Knox la-gert die Goldreserve der USA. ImJahr zuvor, am 13. August 1961,hatte die DDR mit dem Mauerbaubegonnen und den Ost-West-Konflikt angeheizt. Ein riesigesunterirdisches Bunker- und Tre-sorsystem entstand unter demHang eines Wohngebiets in Co-chem, mit rund 5000 Einwohnerndie zweitkleinste Stadt Deutsch-lands. Über 100 Tonnen Papier-geld lagerten dann von 1964 bis1988 in dem 1500 Quadratmetergroßen Tresor hinter einer achtTonnen schweren Tür. DieSchlüssel wurden in der Frank-furter Bundesbank aufbewahrt.

Ende der 80er-Jahre galten dieScheine als nicht mehr fäl-schungssicher, der bargeldloseZahlungsverkehr setzte sichdurch. Das Geld, das niemals ge-braucht worden war, wurde ge-schreddert.

Sinn und Zweck des Bunkerswaren rund ein Vierteljahrhun-dert nicht bekannt. Zur Tarnunggehörten zwei miteinander ver-bundene Wohnhäuser auf demoberirdisch 8700 Quadratmeter

großen Grundstück. Offiziell wa-ren sie als Schulungszentrum fürMitarbeiter der Deutschen Bun-desbank genutzt worden.

Seit 2014 hat der ehemaligeBundesbank-Bunker gut 30 Meterunter der Erde einen neuen Be-sitzer. Das Ehepaar Manfred undPetra Reuter aus Treis-Karden(Landkreis Cochem-Zell) kauftedas Anwesen und machte darausein Museum. „Als Dokumentati-onsstätte der bundesdeutschenGeschichte zu Zeiten des KaltenKrieges ist der Bunker nicht nurein besonderes Kapitel der deut-schen Währungsgeschichte, son-dern nunmehr auch ein öffentli-cher Erinnerungsort und gleich-zeitig Mahnmal für den Frieden“,sagt das Unternehmer-Ehepaar.Unmittelbar nach dem Kauf sagteManfred Reuter, er könne sichden Bunker einschließlich derbeiden Häuser als „Eventlocati-on“ etwa für Firmen und Gruppenvorstellen. Voraussetzung sei, At-mosphäre und Flair des seit 2011unter Denkmalschutz stehendenKomplexes blieben authentischerhalten. „Besucher sollen denDuft des Geldes, der in der Un-terwelt immer noch in der Lufthängt, schnuppern und sich aucheinmal wie Dagobert in seinemGeldspeicher fühlen“, sagt PetraReuter.

„Der Bunker ist eine Lebensaufgabe“Interview mit Manfred Reuter, dem Eigentümer des früheren Bundesbank-Bunkers.

H err Reuter, Sie haben 2014den Bundesbank-BunkerCochem erworben. Was

motivierte Sie?2009 hörte ich erstmals von demObjekt, schaute es mir an und wargebannt von der Idee, diese im po-sitiven Sinn des Wortes unterirdi-sche Anlage als Dokumentati-onsstätte einer breiten Öffent-lichkeit zugänglich zu machen.Selbst in der Region aufgewach-sen, hatte ich vorher nie etwasvon der Anlage gehört. Alles warja streng geheim.

Den Bunker haben Sie dann zweiJahre später, 2016, als Museumgeöffnet. Wie ist die Resonanz?Der Bunker ist eine Lebensauf-gabe. Wir haben die 1500 Quad-ratmeter Unterwelt zuerst re-cherchieren, restaurieren und re-novieren müssen. Die Vermark-tung ist nicht einfach, denn dasliegt ja alles in einem Wohngebietohne ausreichend viele Parkplät-ze. Es gibt folglich von Mai bis Ok-tober eine Shuttlebus-Linie vonder Stadt zum Bunker.

Läuft das?Die Besucherresonanz ist stei-gend, jedoch ausbaufähig. Im ers-ten Jahr hatten wir rund 10 000,im zweiten 20 000 Besucher, imvergangenen Jahr kamen wir auf30 000 Besucher. Die 60-minüti-

gen Führungen kommen gut an,ebenso altersgerechte Führungenfür Schulklassen. Aber es brauchtnoch seine Zeit, bis unser Muse-um über die Region hinaus alsLeuchtturm bekannt sein wird.

Schon beim Kauf des Komplexessagten Sie, Sie könnten sichden Bunker sowie die zwei Häuserals „Eventlocation“ fürFirmen und Gruppen vorstellen.Das heißt?Neben den klassischen Führun-gen wollen wir spezielle Events indieser einzigartigen Location an-bieten. Das gilt insbesondere mitBlick auf das stylische Hotel Vin-tage; früher waren das die beidenTarnhäuser. Die Hülle des Hotelsmuss wegen des Denkmalschut-zes vintage bleiben; innen ist je-doch alles komplett neu und mo-dern gestaltet worden. Nach demMotto „Back to the roots“ eignetsich die Symbiose aus Hotel undBunker-Casino besonders fürBankenseminare und selbstver-ständlich auch für Schulungenanderer Firmen.

Und die Region Cochem-Zell an sichhat ja auch seine Reize, oder?Die Region als Wein- und Kultur-landschaft bietet in der Tat viel-fältige touristische Angebote, diewir mit dem Bundesbank-Bunkerkombinieren können.

Was würde Ihre Eventlocation vonanderen unterscheiden?Unser Hotel Vintage gilt schonjetzt, nicht zuletzt wegen seinesgeheimen Zugangs zum Bunker,als außergewöhnlicher Über-nachtungsort. Die kühle Bunker-atmosphäre, verbunden mit demexklusiven Ambiente im Casino,einem ehemaligen Tresor- undSchließfach-Raum, sucht sicherseinesgleichen. Nicht nur für Se-minare, sondern auch für Wein-proben oder Konzerte.

Konzerte unter der Erde?Im September 2018 fand das erstestatt – im Rahmen des Moselmu-sikfestivals. Kaum jemand kannsich der Atmosphäre dieses Raumsentziehen.

Dem Vernehmen nach wollen SieIhre künftigen Gäste mit „EPAs“,sprich: Einmannpackungen derBundeswehr, verköstigen und inEtagenbetten nächtigen lassen...Übernachtungen im Bunker, wiedamals abseits jeglichen Kom-forts, wären ein weiterer Schritt.Er bedarf aber noch der Klärungbehördlicher Auflagen, bevor erbetriebswirtschaftlich geprüft unddann gegangen werden kann.

Und wann geht es los?Wir müssen einen Schritt nachdem nächsten tun. An erster Stel-

le steht die Vermarktung des Bun-ker-Casinos für Seminare mit lu-xuriösem Übernachten im Com-forthotel Vintage. Mittelfristig sindkarge Übernachtungen in Eta-genbetten mit EPAs aber durch-aus realistisch, denn die Men-schen suchen immer das Beson-dere.

Werden sich Ihre Gäste im Bunker angeheizten Räumen erfreuen können,oder sollen sie die Zeiten des KaltenKrieges im Bunker auch körperlichnachvollziehen?Bereits zu Bundesbank-Zeiten gabes eine Heizung im Bunker.

„Fort Knox“an der Mosel

Ersatzwährung Von der geheimen Anlage zur Eventlocation: Das Ehepaar Manfredund Petra Reuter verwandelt den früheren Bundesbank-Bunker in Cochem peu á peuin ein Museum mit Hotel. Wird es künftig Übernachtungen unter der Erde geben?

Der frühere Bundesbank-Bunker ist heute ein Mu-seum. Es zeigt anschau-lich die Zusammenhängezwischen Politik undWährungspolitik, insbe-sondere in Krisenzeiten.Während der Sommer-saison werden täglichfünf offene Führungengeboten. Gruppenfüh-rungen sind ganzjährigindividuell buchbar.Foto: Reuter & Reuter

15 Milliarden D-Mark ei-ner geheimen Ersatz-währung stapelten sichim Cochemer Fort Knox.Sie wurde glücklicher-weise niemals offizielleWährung. Die Scheinewurden später geschred-dert.Foto: Reuter & Reuter

Die Kommunikation in Zeiten des Kalten Krieges wäre aus heutiger Sicht gewöhnungs-bedürftig. Smartphone-Usern etwa entlocken solche unhandlichen Geräte Erstaunen,mehr noch mitleidiges Lächeln. Foto: Reuter & Reuter

Inzwischen haftetdem Bundes-bank-Bunker Co-chem nichts Ge-heimes mehr an.Schon der Ein-gang ist offenund einladendgestaltet undzieht Interessier-te unter die Erdean. Foto: Reuter & Reuter

„Als Dokumentationsstätte derbundesdeutschen Geschichtezu Zeiten des Kalten Kriegesist der Bunker nicht nur einbesonderes Kapitel der deut-schen Währungsgeschichte,sondern nunmehr auch einöffentlicher Erinnerungsortund gleichzeitig Mahnmal fürden Frieden.“Bundesbank-Bunker-Besitzer Manfred undPetra Reuter

WEITERE INFORMATION UND KONTAKTBundesbank-Bunker CochemReuter & Reuter GbRAm Wald 3556812 CochemTelefon: 02671/915 35 40E-Mail: [email protected]

„Besucher sollen sich aucheinmal wie Dagobert in seinemGeldspeicher fühlen.“Petra Reuter, Bundesbank-Bunker-Besitzerin

ZUM BEGRIFF: KALTER KRIEGAls Kalter Krieg wird der Konflikt zwi-schen den Westmächten unter derFührung der USA (Nato) und dem so-genannten Ostblock unter Führung derdamaligen Sowjetunion (WarschauerPakt) in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts bezeichnet. Eine direktemilitärische Auseinandersetzung imOst-West-Konflikt, der auch die Kon-frontation zwischen Kommunismus undKapitalismus symbolisierte, gab esnicht. Es wurden allerdings auf beidenSeiten politische, wirtschaftliche undmilitärische Anstrengungen unter-nommen, um den Einfluss des jeweilsanderen Lagers zu schwächen.

Foto: Rawf8/stock.adobe.com

H err Häcker, worauflegen Sie in IhrerPosition als Leiter einesTagungshotels wie demHäcker’s Grand Hotel

besonderenWert?Bei uns ist jeder Gast besonderswichtig, ganz gleich, ob geschäfts-oder privatreisend. In unseremhistorischen Haus soll jeder die fa-miliäre Atmosphäre spüren undsich rundum wohlfühlen. Nebender besonderen Ausstattung desHauses fördert das Ambiente dieMotivation der Teilnehmer und

somit den Erfolg der gesamtenTagung.

Besonders freut es mich, wennGeschäftsreisende am Ende ihresAufenthalts ankündigen, dass siezum Zwecke einer anderen Ta-gung, aber gerne auch privat, alsGäste zu uns zurückkehren möch-ten und langfristig Freunde desHauses bleiben.

Wo sehen Sie besondere „Stolper-stellen“ im Tagungsgeschäft?Wirkliche Stolpersteine sehen wirim Tagungsgeschäft keine. Aller-

dings erleben wir in diesem Be-reich die allgemeine Dynamik derGesellschaft. Zwischen Bu-chungs- und Anreisedatum liegenoftmals mehrere Monate, sodasswir als Hotel teilweise Personal-wechsel bei den Tagungskunden,das heißt, den Firmen und Orga-nisationen, und damit einherge-hende Änderungen am Ablauf imHinblick auf Personaleinsatz undlogistische Anforderungen zu be-rücksichtigen haben.

Darüber hinaus zeigt unsereErfahrung, dass die direkte Kom-

munikation mit dem Tagungs-kunden oftmals zu den erfolg-reichsten Tagungen führt. Da dieAbstimmung über Details für Ver-anstaltungen heutzutage oft überDritte in Form von Agenturenläuft, vermissen wir manchmalden persönlichen Kontakt im Vor-feld zum Kunden, den wir als sehrwertvoll erachten.

Inwiefern haben sich die AnsprücheundWünsche Ihrer Kunden im Laufeder letzten Jahre, vielleicht sogar imRahmen der Digitalisierung,verschoben oder verändert?Die Grundbedürfnisse unsererKunden im Hinblick auf ein sau-beres Haus, das einmalige Ambi-ente, eine gute, solide Küche undden persönlichen Service habensich wenig verändert. Auch beiden Tagungen: Selbst wenn un-sere modernen Smart Boards im-mer mehr Anklang finden, sindFlipcharts und Pinnwände wei-terhin unverzichtbar. Grundvo-raussetzung für alle erfolgreichenTagungen ist allerdings eine sta-bile WLAN-Verbindung.

Faktoren wie Teambuilding undEmployer Branding werden für Un-ternehmen immer relevanter. Mer-ken Sie diese Trends auch im Bereichder Tagungen, beispielsweise bei derPlanung des Rahmenprogramms?Während Tagungen früher in denmeisten Fällen nur einen Veran-staltungsraum brauchten, geht es

heutzutage oftmals darum, einumfassendes Rahmenprogrammzu planen. Zum Teambuildingoder „Employer Branding“, wie esheute heißt, werden für die Ta-gungsteilnehmer unterschiedlicheAktivitäten wie Barbecue-Aben-de, Weinproben oder Whiskey-Verkostungen mit Miniaturpfer-derennen an unserer ChrystalHorse Bar veranstaltet. Auch Aus-flüge zu Escape Games oder Kart-fahren sind als Rahmenprogrammbeliebt.

Trotzdem stellen wir immerwieder fest und weisen unsere Ta-gungskunden darauf hin, dass imHinblick auf ein Rahmenpro-

gramm weniger manchmal mehrist, denn auch ein bisschen Erho-lung im Saunabereich oder Ther-malbad tut einfach gut.

Auf welche persönlichen Highlightskönnen Sie im Rahmen IhrerTätigkeit beim Häcker’s Grand HotelBad Ems zurückblicken?(lacht) Darf ich an dieser Stelleaufgrund der Datenschutzgrund-verordnung überhaupt noch Aus-kunft geben? Was ich wohl sagenkann, ist, dass unter anderem so-wohl kleine als auch große Unter-

nehmen der Automobil-, Lebens-mittel-, und Chemieindustrie,Versicherer, Ministerien, Welt-marktführer aus Licht- und Glas-technik, verschiedenste Organi-sationen und Verbände sowieWirtschaftsforen bereits bei unsgetagt haben. Außerdem richtenwir auch Galaabende, verschie-denste Banketts oder private Fei-erlichkeiten wie Geburtstage undHochzeiten aus.

Worauf legen Sie bei IhrenMitar-beitern besonders Wert und welcheKernkompetenzen nehmen einenbesonders hohen Stellenwert ein?Am wichtigsten ist mir, dass meineMitarbeiter grundsätzlich überSozialkompetenz verfügen undein Gespür für Menschen haben.Sämtliches Fachwissen könnenwir im Unternehmen, im alltägli-chen Geschäftsbetrieb, vermitteln.

„Da die Abstimmung über Detailsfür Veranstaltungen heutzutage oftüber Dritte läuft, vermissen wirmanchmal den persönlichen Kontaktzum Kunden.“Sascha Häcker, Häcker’s Grand Hotel

Wirtschaft in Rheinland-Pfalz | Spezial Anzeigensonderveröffentlichung

TAGUNGEN&HOTELS Freitag, 22. Februar 201930

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ZUR GESCHICHTE DES GRAND HOTELSDas Hotel erlangte europäische ge-schichtliche Bedeutung durch die Kur-aufenthalte des russischen Zarenhofesund des preußischen Königs Wilhelm I.Dessen Begegnung mit dem französi-schen Botschafter Benedetti direkt vordem Hotel führte am 13. Juli 1870 zur„Emser Depesche“ und damit zumAusbruch des deutsch-französischenKrieges.

An der Stelle des heutigen Kurhotelsentstanden im 14. Jahrhundert dieersten Badehäuser mit Nebengebäudensamt Küche und Keller unter der Lei-tung der Katzenelnbogener Fürsten.

Im 18. Jahrhundert wurden die einzel-nen Gebäude miteinander verbunden,so dass das heutige Kurhotel einer ba-rocken Schlossanlage gleicht, mit Mit-

teltrakt, zwei Seitenflügeln und einemEhrenhof.Der Karlsruher Architekt Vitalli gab inden Jahren 1912 und 1913 dem Kurhausund damit dem heutigen Häcker´sGrand Hotel seine jetzige Gestalt. Da-bei blieb der Ostflügel (Kaiserflügel)praktisch unverändert.Seit über zehn Jahren wird das Hotelprivat von der Familie Häcker geführt.

ZUR PERSONSascha Häcker (38) führt zwei Well-nesshotels der Familie Häcker in zwei-ter Generation. Beide Häuser liegen inidyllischen Kurorten, zum einen in BadBertrich in der Eifel, unweit der Mosel,zum anderen in Bad Ems. Häcker ist imFamilienunternehmen groß geworden.Nach einer Ausbildung zum Hotelkauf-mann und einem Managementstudiumin der Schweiz sammelte er in den USAAuslandserfahrungen in der Hotellerie.Seit zehn Jahren ist er fest in Bad Emsals Geschäftsführer des Häcker’s GrandHotel zuhause.

„Wir stellen immer wieder festund weisen unsere Tagungskundendarauf hin, dass im Hinblickauf ein Rahmenprogramm wenigermanchmal mehr ist.“Sascha Häcker, Häcker’s Grand Hotel

Zu Gast inkaiserlichemAmbienteHistorisch Das Häcker’s Grand Hotel in Bad Emsverbindet klassische Eleganz mit modernerTagungsatmosphäre. Geschäftsführer Sascha Häckerspricht über neue Herausforderungen und Altbewährtes.

Kaiserliche Eleganz in Bad Ems: Am Ufer der Lahn steht das Häcker’s Grand Hotel, das bereits Kaiser und Zaren beherbergte und noch immer mithistorischem Glanz aufwartet. Foto: Häcker’s Grand Hotel

Wirtschaft in Rheinland-Pfalz | Spezial Anzeigensonderveröffentlichung

TAGUNGEN&HOTELS Freitag, 22. Februar 2019 31

Als eine der legendärsten Renn-strecken der Welt lässt derNürburgring mit seiner welt-berühmten Nordschleife dieHerzen der Motorsportfreundehöher schlagen. 1927 als „ErsteGebirgs-, Renn- und Prüfungs-strecke“ eröffnet, bietet erheute als pulsierende Motor-sport-, Event- und Business-Loca-tion eindrucksvolle Erlebnisseund vielfältige Angebote. Diesgilt für Veranstaltungsbesucher,die hier den Mix aus Motorsport,Musikfestivals und sonstigenSportveranstaltungen genießenund insbesondere für Firmenkun-den, die den außergewöhnlichenRahmen für ihre Veranstaltungsuchen. Von der Tagung, überdie Produktpräsentation bis hinzur Messe bietet die moderne

Infrastruktur der legendärenRennstrecke ihnen alles was dasVeranstaltungsherz begehrt. DerNürburgring kombiniert dabeigeschickt den Mythos Grüne

Hölle mit den vielfältigen Ange-boten und Möglichkeiten. So ist„Einzigartigkeit“ am Nürburg-ring nicht nur ein Wort, sondernein gelebter Wert.

Vormittags Tagungsraum, nach-mittags Formel-Renner, abendsein Dinner inmitten historischerFahrzeuge und abschließendeine stimmungsvolle Party-Nachtin der Nürburgring-eigenenMultifunktions-Diskothek „EifelStadl“. Dieser Satz macht deut-lich, welche Bandbreite die legen-däre Rennstrecke im Rahmen nureines Tages für ein Business-Eventbereithält. Die moderne Infra-struktur bietet große Hotelkapa-zitäten direkt an der Rennstrecke,verschiedene Räumlichkeiten fürnahezu alle Veranstaltungsgrö-ßen und -formate. Alles ist durchdie räumliche Nähe zueinanderinnerhalb kürzester Zeit zu Fußzu erreichen. Beliebig kombi-nierbar sind dabei auch die ein-zelnen Event-Bausteine inklusivedes umfangreichen Fahr- undErlebnisangebots. So könnenTeilnehmer bei Formel-Trainingsselbst ins Cockpit steigen, beieiner Co-Pilot-Fahrt die Rennstre-cke auf dem Beifahrersitz eineserfahrenen Piloten erleben oderauf der ring°kartbahn selbst aufBestzeiten-Jagd gehen. Darüberhinaus warten im Motorsport-Erlebnismuseum ring°werk diebesonderen Momente, Fahr-zeuge sowie Piloten der Nürburg-ring-Geschichte und im eigenen4D-Kino die aktuellen Kinofilme.Beim Motorsport Dinner wirdim Rahmen dieser besonderenAtmosphäre sogar gemeinsam zuAbend gegessen.

„Wie die Location selbst zeich-nen sich auch unsere Eventbau-steine durch Vielseitigkeit undEinzigartigkeit aus“, erklärt der

Leiter Vertrieb & Business Deve-lopment Michael Dürbaum.„Wir haben uns dafür entschie-den, diese Attribute auch in dieTagungsräume zu integrieren.“So können die Teilnehmer einerTagung zum Beispiel einen direk-ten Blick auf die Rennstreckewerfen und die Kulisse genießen.Darüber hinaus finden sie sich –umgeben von großen Fotomo-tiven – inmitten verschiedenerRennszenarien wieder. „Uns ist eswichtig, dass der Nürburgring anjeder Wand spürbar ist und sichder Teilnehmer oder die Teilneh-merin mittendrin im Geschehenfühlt. Der Motorsport ist undbleibt zentraler Bestandteil unse-rer Geschichte und wird immerunsere DNA sein“, sagt MichaelDürbaum.

Die Namen der Veranstaltungs-konzepte für Businesskundensind dabei so emotional wie

das Angebot selbst. So wartenauf die Teilnehmer zum Beispieleine „Vollgastagung“ oder der„Nürburgring Team-Cup“ undversprechen jede Menge Spaß,Emotionen und ein erfolgreichesTeambuilding.

Die komplette Dienstleistungwird am Nürburgring vom ers-ten Kontakt über die Planungbis hin zur Durchführung desEvents aus einer Hand angebo-ten und ist so für den Kundenbesonders unkompliziert undzuvorkommend.

Der Erfolg der Angebote lässtsich am Nürburgring auch in Zah-len messen. 400 Firmenkunden-veranstaltungen finden hier imJahr statt. Wer das emotionaleErlebnis mit Mitarbeitern undKollegen teilen möchte, kannsich unter www.nuerburgring.de/business informieren.

Dank vielseitiger Konzepte und moderner Infrastruktur:

Firmen-Events profitieren vom Mythos Grüne Hölle

Der Nürburgring heute ist mehr als eine Rennstrecke – er ist eine multifunktionale Motorsport-Event- undBusiness-Location. © Robert Kah Nürburgring

In den Tagungsräumen des Nürburgrings ist Motorsport und die DNAder Rennstrecke spürbar. © Dirk Holst

Die ring°arena des Nürburgrings wird auch als Messelocation benutzt –wie hier beim bfp Fuhrparkforum. © Nürburgring

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Auf kleine Details kommt es anRahmenprogramm Neben der eigentlichen Tagung und ihren Inhaltenlegen die Teilnehmer im Sport- und Seminarhotel Glockenspitze auchzunehmend Wert auf besondere Angebote des Tagungshotels.

I nsgesamt 32 sportliche The-menzimmer erwarten dieGäste im „Sport- und Semi-narhotel Glockenspitze“ inAltenkirchen im Westerwald.

Von der Segel-Suite über das Mo-torradzimmer mit Bergpanoramabis hin zum Fußballtor am Bett –

das Thema Sport zieht sich wie einroter Faden durch das ganze Haus.Auch die zahlreichen Tagungs-gäste sind bei ihrer Ankunft re-

gelmäßig überrascht. ServiceleiterUmut Eskiocak fasst das 2013 ei-gens für das Erlebnishotel ausge-arbeitete Zimmerkonzept zusam-men: „Alle Zimmer sind Unikate.Haben Sie schon einmal im Box-ring geschlafen, im Hotelzimmergebouldert oder am Schreibtischim Sattel gesessen? So etwas kannbei uns schon einmal vorkom-men.“

Auch mit seinen Freizeitange-boten ist das Hotel unter der Lei-tung von Geschäftsführer Rein-hard Lüling vor allem sportlichaufgestellt: Mehr als 20 Sportartenstehen den Gästen zur Auswahl;diese werden auch von den Ta-gungsteilnehmern regelmäßig inAnspruch genommen.

„Körperliche Betätigung ist ge-rade nach einem langen, im Ta-gungsraum verbrachten Lerntagbeliebt“, erzählt Eskiocak und er-gänzt: „Auch in den Pausen oderbei der Gestaltung des Rahmen-programms sind unsere Sportan-gebote gefragt. Viele Unterneh-men geben sogar an, dass sich derLerneffekt durch den sportlichenAusgleich merklich verbessere.“Auch die Saunalandschaft und dieWellnessmassagen werden vonden Gästen gerne in Anspruch ge-nommen.

Weitere Kriterien, die bei derHotelauswahl für eine geplanteTagung im Vordergrund stehen,sind die Ausstattung der Ta-gungsräume sowie die Verpfle-

gung. Während es mittags oftschnell gehen muss und neben ei-nem Buffet auch feststehendeMenüs beliebt sind, nehmen sichdie Gäste abends eher Zeit zumGenießen. Auf verschiedene Al-lergene und Vorlieben der Gäste,wie vegetarische oder veganeSpeisen, geht das Hotel gerne ein– diesbezügliche Anfragen häuf-ten sich in den vergangenen Jah-ren deutlich, sagt Eskiocak.

„Wer eine Tagung bei unsbucht, will am liebsten ein Rund-um-Sorglos-Paket und sich umEssen, Rahmenprogramm undTechnik keine weiteren Gedan-ken machen“, berichtet der Ser-viceleiter.

Für bis zu 150 Tagungsgäste hatdas Hotel Platz. Doch auch dieses

Geschäftsfeld ist mittlerweile hartumkämpft: „Um nicht den An-schluss zu verlieren, bleiben wirimmer mit dem Ohr am Gast, fan-gen Stimmungen, Anregungenund Wünsche ein, besuchen Mes-sen, lesen Fachzeitschriften undsetzen auf Trends“, sagt Eskiocak.Vor kurzem habe das Hotel imRahmen einer Tagung ein Street-food-Fest mit mehreren Essens-stationen im Haus ausgerichtet.Und für die „gute Laune zwi-

schendurch“ hält das Hotel Mini-Sportgeräte in den Tagungs- undAufenthaltsräumen bereit.

Der Serviceleiter weiß, dieHotels müssen sich darauf ein-stellen, dass mit zunehmendenAusweichmöglichkeiten auch derAnspruch nach Perfektion undQualität der Gäste steigt.

„Wir sind sehr stolz darauf, dasswir es unter die Top-250 der bes-ten deutschen Tagungshotels ge-schafft haben“, so Eskiocak.

ZAHLEN UND FAKTEN ZUM „SPORT- UND SEMINARHOTEL GLOCKENSPITZE“2009 übernommen vom heutigenInhaber2013 umgestaltet zum „Sporthotel“,

44 Zimmer, davon 32 Themenzimmer,insgesamt 83 Betten,diverse Sportangebote

„WIR SPEISEN AUF DEM FELDE,DAS EINST DEN GLÖCKNER SPEISTE“Der Name des Hotels stammt aus derZeit vor 200 bis 400 Jahren. DasGrundstück ist eine spitz zulaufendeFläche, die in einer Wegegabelungendet. Der Boden wurde einst bewirt-schaftet, um die Glocken und denGlöckner von Altenkirchen zu unter-halten. Heute verspricht die Lage imWesterwald nicht nur eine malerischeNatur, sondern auch interessanteGeschichten und unterschiedlicheAktivitäten.

„Viele Unternehmen fragen gezieltnach unseren Sport- und Freizeitmög-lichkeiten, um ihren Teilnehmerneinen gelungenen und ausgeglichenenAufenthalt zu bieten.“Umut Eskiocak, Sport- und Seminarhotel Glockenspitze

Das Sport- und Seminarhotel Glockenspitze in Altenkirchen liegt inmitten der Natur und lädt so auch dieTagungsgäste zu kleinen und großen Wanderungen ein. Foto: Hotel Glockenspitze, Altenkirchen

Yvonne Pauly ist Diplom-Betriebswirtin(FH) und im vierten Jahr als Leiterin derHotelmanagement-Akademie (HMA) tätig.Neben beruflichen Stationen als Be-triebsberaterin und Vertriebslei-terin war sie viele Jahre ne-benberuflich als Trainerintätig.Foto: P!el Media/Hotelmanagement-Akademie Koblenz

F rau Pauly, in der Hotel-management-Akademie inKoblenz werden Eventma-nager weiterqualifiziert.Welche Inhalte vermitteln

Ihre Seminare, und wer ist IhreZielgruppe?Im Zertifikatslehrgang zumEventmanager (IHK) erlernen dieTeilnehmer, wie sie Veranstal-tungen zum Erfolg führen. Vonder betriebswirtschaftlichen Pla-nung über die innovative Ver-marktung bis hin zur Nachberei-tung von Veranstaltungen wer-den die Teilnehmer ganzheitlichgeschult. Unsere Zielgruppe sindMitarbeiter in der Hotel- undGaststättenbranche, die für dieVeranstaltungsorganisation zu-ständig sind. Wir haben aber auchTeilnehmer von Campingplätzenoder Quereinsteiger, die sich be-ruflich verändern möchten. ImZertifikatslehrgang lernen sie, wiesie erfolgreich und zeitsparendVeranstaltungen und Events vonA bis Z planen, organisieren undbetreuen. Sie erstellen eigeneKonzepte für ihre nächste Veran-staltung und steigern ihre Kom-petenz in punkto eventbezogenesMarketing, Kommunikation undPräsentation. Sie erfahren auch,wie sie Events nutzen können, umPauschalen zu entwickeln undnachhaltig Übernachtungszahlenzu steigern.

Welche Fortbildungen und Tagungenbieten Sie an, damit Eventmanager„up to date“ bleiben und neuenAnforderungen gerecht werden?Die Themen Online-Marketingund Social Media werden speziellfür den Eventbereich angeboten.Einer unserer Social-Media-Trai-ner sagte mal: „Willst Du heute et-was verstecken, tu es auf GoogleSeite 3“. Das sagt sehr viel überdie Schnelllebigkeit dieses The-menfeldes aus. Daher bieten wirhier regelmäßig Seminare mitSpezialisten an. Des Weiteren ha-ben wir alle zwei Jahre eine Ver-anstaltung, die sich mit dem ste-tigen Wandel und den daraus re-sultierenden Veränderungen be-schäftigt: das Trendforum. Es isteine Netzwerkveranstaltung, diekomprimiert zu wichtigen The-men der Hospitality-Branche in-formiert, Entwicklungen aufgreiftund zum Weiterdenken anregt,damit individuelle Lösungsansät-ze entstehen können.

Inwieweit haben sich Fortbildungenund Seminare durch dentechnischen Fortschritt geändert?Die Digitalisierung und der damitverbundene Fortschritt erfordern

von Mitarbeitern eine stetigeWeiterentwicklung. Dies wirddurch flexible Möglichkeiten desLernens natürlich erleichtert. DerEinsatz von „Neuen Medien“ wirdauch im Gastronomischen Bil-dungszentrum stetig weiterent-wickelt. Neben der Ausstattungmit modernen, interaktiven Boardsarbeiten wir mit einer Online-plattform, auf der Unterlagen, all-gemeine Informationen undÜbungsaufgaben jederzeit abruf-bar sind. Wir bieten auch dieMöglichkeit eines virtuellen Klas-senzimmers. Unser neuestes Pro-jekt ist das Thema Virtual Reality.Wir haben zu unterschiedlichenThemen, wie beispielsweise „Tä-tigkeiten an der Rezeption“ oder„Arbeiten im Housekeeping“, Fil-me erstellen lassen, die mittels ei-ner 3D-Brille angeschaut werdenkönnen. Anhand eines Trainer-leitfadens können die Betriebedie interaktive Schulung vor Ortjederzeit selbst durchführen. Die-se spannende Art des Lernens er-gänzt den klassischen Präsenz-unterricht und sorgt für medialeAbwechslung.

Welche Zukunft haben Tagungenund Seminare aus Ihrer Sicht?Ich sehe die Zukunft von Tagun-gen und Seminaren darin, dass al-les in einer ausgewogenen Mi-schung zusammenpasst: Die Ver-knüpfung vom klassischen Un-terricht mit interaktiven techni-schen Möglichkeiten machen denUnterricht medial interessant unddennoch menschlich.

Wirtschaft in Rheinland-Pfalz | Spezial Anzeigensonderveröffentlichung

TAGUNGEN&HOTELS Freitag, 22. Februar 201932

IHR TAGUNGSHOTELIM NÖRDLICHEN WESTERWALD

Hotel tannenhof GmbH | Stebacher Straße 64 | 56276 Großmaischeid | Tel. 02689 92710-0 | [email protected]

Im Hotel tannenhof finden Sie alles, was Sie für eine erfolgreiche Veranstaltung brauchen. In den hel-len, technisch hervorragend ausgestatteten Räumen mit moderner Technik können Sie sich ganz aufIhr Tagungsziel konzentrieren. Unsere gepflegten Zimmer laden zu einem mehrtägigen Aufenthalt ein,während unser Restaurant anton's Sie in kreativen Pausen mit frischen, regionalen Gerichten verwöhnt.

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Stilvoll tagen

Zur Zukunft des Tagens

ZUR INSTITUTIONDie Hotelmanagement-AkademieKoblenz (HMA) ist ein Kompetenz-zentrum des Gastronomischen Bil-dungszentrums und wurde 1994 mitder Zielsetzung gegründet, enga-gierten Fach- und Führungskräfteneine betriebswirtschaftliche Weiter-bildung zu ermöglichen. Zusätzlichbietet die HMA gezielte Fachsemi-nare und Zertifikatslehrgänge an.

Das Gastronomische Bildungszent-rum Koblenz (GBZ) ist eine Bil-dungseinrichtung der Industrie- undHandelskammer Koblenz und wurde1987 gegründet. Hier werdenzahlreiche Aus- und Weiterbil-dungsprogramme für Fach- undFührungskräfte aus Weinwirtschaft,Hotellerie, Gastronomie, Gemein-schaftsverpflegung und der Ge-

sundheitsbranche angeboten. Zudiesem Zweck wurden fünf Kom-petenzzentren entwickelt: DieDeutsche Wein- und Sommelier-schule, die Hotelmanagement-Aka-demie, das Forum Diätetik & Er-nährung, die Koch- und Service-schule und die Prodestillate. Bun-desweit werden fachspezifischeWeiterbildungen durchgeführt.

Beim World Café werden die Gruppen immer wieder bunt gemischt. Dadurch kommen vielmehr Ideen zustande und die Teilnehmer lernen sich untereinander besser kennen.

Foto: contrastwerkstatt/stock.adobe.com

Interview Die Leiterin derHotelmanagement-Akademie in Koblenz,Yvonne Pauly, über die Trends im BereichWeiterbildung und Events.

NEUE VERANSTALTUNGSFORMATEEin Barcamp ist eine Tagung mit offe-nen Workshops. Die Inhalte und derAblauf werden von den Teilnehmern zuBeginn der Tagung selbst entwickelt.Das bedeutet konkret: Teilnehmermachen Vorschläge, die Mehrheit ent-scheidet, ob ein Thema interessant ist,und dann wird zu diesem Thema einWorkshop angeboten. Barcamps habeneine eigene Kultur: Legere Kleidungund „Du“ sind Pflicht.

Das World Café bringt Teilnehmer inKleingruppen an Themen-Tischen zu-sammen. Nach jeweils circa 25 Minu-ten wechseln die Teilnehmer die Tischeund finden sich in neuen Konstellatio-nen wieder. Ein „Gastgeber“ bleibt amTisch zurück und trägt die Ergebnisseder ersten Runde in die nächste spon-tan entstandene Gruppe weiter. AlleArbeitsergebnisse werden auf denTischdecken festgehalten und zumSchluss im Rahmen einer „Ausstellung“allen Teilnehmern zugänglich gemacht.