Fotos:RegineGiesecke «WirwollenWohnungenmitreichenFarben» · ten des 20. Jahrhunderts....

1
50 Architektur 17. November 2019 | sonntagszeitung.ch Name des Bauwerks: Kolingeviert Zug Ort: Kolinplatz 19, Kirchenstrasse 3 + 5, Zug Nutzung: Läden im Erdgeschoss, darüber Wohnungen Auftragsart: Referenzensubmission Bauherrschaft: Einwohnergemeinde Stadt Zug Architektur: Röösli Architekten AG, Zug Jahr der Fertigstellung: 2018 Gesamtkosten BKP 1-9: 7,72 Millionen Franken Gebäudevolumen: 3065 Kubikmeter Zahlen und Fakten Perfekt integriert: Die restaurierten Gebäude (M.) zeigen das für die Zuger Altstadt typische Erscheinungsbild Fotos: Regine Giesecke Patrick Röösli, Inhaber und Geschäfts- führer Röösli Architekten Worin lag das Besondere an dieser Bauaufgabe? Interessant war die gleichzeitige Modernisierung und Sanierung von drei Zuger Altstadtliegenschaf- ten. Dabei beachteten wir die In- dividualität der einzelnen Häuser und erarbeiteten insbesondere im Ausbau gestalterische Synergien. Während der Demontagearbeiten entdeckten wir zu unserer grossen Überraschung ein bisher verbor- genes Wandgemälde. Dieses wur- de sorgfältig restauriert, und wir mussten, da es sich auf einer Brandmauer befand, unser Brand- und Schallschutzkonzept noch- mals überarbeiten. Welche Inspirationen lagen dem Projekt zugrunde? Vor Ort und mittels der Aufnahme- pläne machten wir uns ein genau- es Bild vom Bestand. Dabei unter- schieden wir zwischen der wertvol- len Bausubstanz der Primärkonst- ruktion und weniger bedeutenden Teilen. Auf dieser Grundlage ge- stalteten wir Wohnungen, die dem Bestand entsprechen und gerecht werden. Weiter fanden wir schöne alte Ausstattungen, etwa Pressfur- niere und Brusttäfer. Es entstanden Wohnungen mit stilistischer Prä- gung aus verschiedenen Jahrzehn- ten des 20. Jahrhunderts. Gab es wichtige Änderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk? Nach erfolgter Baueingabe – die Instruktion der Auftraggeberin war, das Vorprojekt möglichst unverän- dert zu übernehmen – untersuch- ten wir die Liegenschaften noch- mals auf ihre Qualitäten. Wir konn- «Wir wollen Wohnungen mit reichen Farben» Die Häuser an der Kirchenstrasse 3 + 5 sowie am Kolinplatz 19 in Zug wurden ab 1437 gebaut. Röösli Architekten haben die Liegenschaften modernisiert und dabei gezielt dem aktuellen Trend zu uniformen Räumen entgegengearbeitet ten das Projekt vereinfachen und insbesondere die infolge verschie- dener Umbauten verunklärte Dach- landschaft beruhigen. Heute zeigt sie wieder ein für Zug typisches Bild. Weiter machten wir bisher ver- borgene Aussenräume neu für Wohnzwecke nutzbar. Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein? Die Liegenschaften am Kolin- geviert gehören zu einer ganzen Serie von sanierten Altbauten, an denen wir gearbeitet haben. Bei all diesen Projekten haben wir die Qualitäten der alten Häuser mit ihren kraftvollen, früher üblichen räumlichen Ausstattungen wieder sichtbar gemacht. Beeinflussten aktuelle Tendenzen das Projekt? Nein, vielmehr arbeiten wir be- wusst an einem Gegentrend. Wir wollen weg von Wohnungen mit uniformen weissen Räumen und irgendwelchen teuren Parkett- böden hin zu solchen mit reichen Farben, abwechslungsreichen For- men und schönen Ornamenten. Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg beigetragen? Traditionelle Materialien wie etwa Massivparkett oder Kratzputz; her- vorragende handwerkliche Fertig- keiten bei der Verarbeitung dieser Baustoffe trugen wesentlich zum Gelingen des Gesamtwerks bei. Einmal im Monat präsentiert die Plattform Swiss-architects.com einen ausgewählten Bau. Sie hat auch den Fragenkatalog zusammengestellt. Die kunstvoll gefertigten und zum Teil reich verzierten Decken, Böden und Wände sind nun wieder in ihrer ganzen Pracht sichtbar: Blick in verschiedene Innenräume des Kolingevierts

Transcript of Fotos:RegineGiesecke «WirwollenWohnungenmitreichenFarben» · ten des 20. Jahrhunderts....

Page 1: Fotos:RegineGiesecke «WirwollenWohnungenmitreichenFarben» · ten des 20. Jahrhunderts. GabeswichtigeÄnderungen vomerstenEntwurfbis zumvollendetenBauwerk? Nach erfolgter Baueingabe

50 Architektur 17. November 2019 | sonntagszeitung.ch

Name des Bauwerks: Kolingeviert ZugOrt: Kolinplatz 19, Kirchenstrasse 3 + 5, ZugNutzung: Läden im Erdgeschoss,darüber WohnungenAuftragsart: Referenzensubmission

Bauherrschaft: Einwohnergemeinde Stadt ZugArchitektur: Röösli Architekten AG, ZugJahr der Fertigstellung: 2018Gesamtkosten BKP 1-9: 7,72 Millionen FrankenGebäudevolumen: 3065 Kubikmeter

Zahlen und Fakten

Perfekt integriert: Die restaurierten Gebäude (M.) zeigen das für die Zuger Altstadt typische Erscheinungsbild Fotos: Regine Giesecke

Patrick Röösli,Inhaber undGeschäfts-führer RöösliArchitekten

Worin lag das Besonderean dieser Bauaufgabe?Interessant war die gleichzeitigeModernisierung und Sanierungvon drei Zuger Altstadtliegenschaf-ten. Dabei beachteten wir die In-dividualität der einzelnen Häuserund erarbeiteten insbesondere imAusbau gestalterische Synergien.Während der Demontagearbeitenentdeckten wir zu unserer grossenÜberraschung ein bisher verbor-genes Wandgemälde. Dieses wur-de sorgfältig restauriert, und wirmussten, da es sich auf einerBrandmauer befand, unser Brand-und Schallschutzkonzept noch-mals überarbeiten.Welche Inspirationen lagendem Projekt zugrunde?Vor Ort und mittels der Aufnahme-pläne machten wir uns ein genau-es Bild vom Bestand. Dabei unter-schieden wir zwischen der wertvol-len Bausubstanz der Primärkonst-ruktion und weniger bedeutendenTeilen. Auf dieser Grundlage ge-stalteten wirWohnungen, die demBestand entsprechen und gerechtwerden. Weiter fanden wir schönealte Ausstattungen, etwa Pressfur-niere und Brusttäfer. Es entstandenWohnungen mit stilistischer Prä-gung aus verschiedenen Jahrzehn-ten des 20. Jahrhunderts.Gab es wichtige Änderungenvom ersten Entwurf biszum vollendeten Bauwerk?Nach erfolgter Baueingabe – dieInstruktion der Auftraggeberin war,das Vorprojekt möglichst unverän-dert zu übernehmen – untersuch-ten wir die Liegenschaften noch-mals auf ihre Qualitäten.Wir konn-

«WirwollenWohnungenmit reichen Farben»Die Häuser an der Kirchenstrasse 3 + 5 sowie am Kolinplatz 19 in Zug wurden ab 1437 gebaut. Röösli Architekten habendie Liegenschaften modernisiert und dabei gezielt dem aktuellen Trend zu uniformen Räumen entgegengearbeitet

ten das Projekt vereinfachen undinsbesondere die infolge verschie-dener Umbauten verunklärte Dach-landschaft beruhigen. Heute zeigtsie wieder ein für Zug typischesBild.Weiter machten wir bisher ver-borgene Aussenräume neu fürWohnzwecke nutzbar.Wie gliedert sich das Gebäudein die Reihe der bestehendenBauten des Büros ein?Die Liegenschaften am Kolin-geviert gehören zu einer ganzenSerie von sanierten Altbauten, andenen wir gearbeitet haben. Bei alldiesen Projekten haben wir dieQualitäten der alten Häuser mitihren kraftvollen, früher üblichenräumlichen Ausstattungen wiedersichtbar gemacht.Beeinflussten aktuelleTendenzen das Projekt?Nein, vielmehr arbeiten wir be-wusst an einem Gegentrend. Wirwollen weg von Wohnungen mituniformen weissen Räumen undirgendwelchen teuren Parkett-böden hin zu solchen mit reichenFarben, abwechslungsreichen For-men und schönen Ornamenten.Welches Produkt oder Materialhat zum Erfolg beigetragen?Traditionelle Materialien wie etwaMassivparkett oder Kratzputz; her-vorragende handwerkliche Fertig-keiten bei der Verarbeitung dieserBaustoffe trugen wesentlich zumGelingen des Gesamtwerks bei.

Einmal imMonat präsentiert diePlattform Swiss-architects.comeinen ausgewählten Bau.Sie hat auch den Fragenkatalogzusammengestellt.

Die kunstvoll gefertigten und zum Teil reich verzierten Decken, Böden undWände sind nun wiederin ihrer ganzen Pracht sichtbar: Blick in verschiedene Innenräume des Kolingevierts