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Fachbereich 1
LaborprotokollFP 22 Lichtmikroskopie
Schriftliche Ausarbeitung und
Protokollauswertung im Fortgeschrittenenpraktikum
für Physik SS 2007
Dozent: Prof. Dr. Thomas Schmidt
Tutorin: Tanja Dodenhof
vorgelegt von: Thorsten Schönbohm
Eschenplatz 2
26129 Oldenburg
Email: [email protected]
Bremen, 02.05.2007
FP 22 - Lichtmikroskopie 1
Inhaltsverzeichnis 1 Einführung und Ziel des Versuches................................................................. 2
2 Theoretische Ausarbeitung...............................................................................3
2.1 Kurzbeschreibung des Gesamtsystems Mikroskops................................3
2.1.1 Kurzbeschreibung der wichtigsten Teile des Mikroskops......................5
2.1.2 Die wichtigsten Größen eines Mikroskops.............................................5
2.2 Grundbegriffe.............................................................................................7
2.3 Brownsche Molekularbewegung, Bolzmann Konstante, ............................
Avogadrokonstante...................................................................................7
2.4 Kontrastverändernde Methoden................................................................8
2.4.1 Phasenkontrast..................................................................................9
2.4.2 Differential-Interferenz-Kontrast (DIK).............................................11
2.4.3 Reflektions-Interferenz-Kontrast (RIKM + Antiflex)......................... 13
2.4.4 Fluoreszenz......................................................................................15
3 Versuchsdurchführung und Auswertung........................................................16
3.1 Bestimmung der Auflösung und Tiefenschärfe von schwach bis mittel ..
vergrössernder Objekte.......................................................................... 16
3.2 Bestimmung der Avogadrokonstante mit Hilfe der Brownschen .............
Molekularbewegung................................................................................19
3.3 Vergleich der Kontrastmethoden.............................................................23
3.4 Fluoreszenzanfärben von zellulären Strukturen..................................... 25
4 Resümee.........................................................................................................27
3 Anhang............................................................................................................28
FP 22 - Lichtmikroskopie 2
1 Einführung und Ziel des VersuchesDer Versuch ist in vier Aufgabenbereiche geteilt:
1. Bestimmung der Auflösung und Schärfentiefe mit dem Ziel, die
Bedienung und den Aufbau des Mikroskops kennen zu lernen.
2. Bestimmung der Avogadrokonstante mit Hilfe der Brownschen
Molekularbewegung, wobei hier in die digitale Bildverarbeitung
eingeführt werden soll.
3. Hochauflösende Aufnahmen von Zellen dienen zur Einführung in die
verschiedenen Kontrastmethoden: Ölimmersion, Phasenkontrast,
Differential-Interferenz-Kontrast, Reflektions-Interferenz-Kontrast.
4. Einführung in die Fluoreszenzmikroskopie.
Bei den Fragestellungen soll die Sichtweise der Biophysik angenommen
werden, in dem man verschiedene Methoden der Lichtmikroskopie kennen
lernt.
FP 22 - Lichtmikroskopie 3
2 Theoretische Ausarbeitung
2.1 Kurzbeschreibung des Gesamtsystems MikroskopsMit Mikroskopen werden kleine im Nahbereich liegende Objekte in zwei
Stufen vergrößert betrachtet, während eine Lupe nur eine einstufige Vergrös-
serung ergibt. Im Gegensatz zum Fernrohr wird das Objekt bereits durch das
Objektiv vergrößert abgebildet; das Zwischenbild wird durch das Okular
nachvergrößert1. Die wichtigsten Komponenten eines Mikroskops sind:
● Lichtquelle
● Kondensor
● Objektiv
● Okular
● für ein Auflichtmikroskop kommt noch ein Strahlenteiler hinzu.
In der nachfolgenden Zeichnung werden die beiden wichtigsten, schemati-
schen Strahlengänge für die Durchlichtmikroskopie, Abb. 48a mit Hygens-
Okular und Auflichtmikroskopie, Abb. 48b. gezeigt.
verwendete Formelzeichen:
O, O' Objekt- und Bildpunkt auf der Achse
F, F' Objekt- und Bildbrennpunkt
Ob ObjektivOk OkularAP Aperturblendet Brennpunkt-
abstand von Systemen (optischeTubuslänge
T StrahlungsteilerL Tubuslinse
1 Schröder, Gottfried: Technische Optik, Grundlagen und Anwendungen. 8. ü. Aufl. Würzburg: Vogel, 1998 (= Kamprath-Reihe), S. 149f.
Abbildung 1: Strahlengang eines Mikroskops (Zeichnung nach DIN 1335) a) Abbildung durch das Objektiv in die Okularbrenn-
ebene b) Abbildung durch das Objektiv nach ∞, Einspiegeln
der Auflichtbeleuchtung durch den Strahlenteiler T.Quelle: Schröder, Gottfried (1998)
FP 22 - Lichtmikroskopie 4
1. Stativfuß
1.a Kippgelenk bei älteren Mikroskopen
mit „Hufeisenfuß“
2. Tubusträger oder Stativarm
3. Objekttisch
4. Kondensor
5. Zentrierschrauben
6. Kondensorhilfslinse
7. Filterhalter mit Einlegefilter
8. Kondensorträger (höhenverstellbar)
9. Grobtriebknöpfe (beidseitig)
10. Feintriebknöpfe (beidseitig)
12. Lampenfassung und Glühlampe
13. 14. Lampenkollektor
15. Beleuchtungsspiegel
16. Leuchtfeldblende
17. Objektiv
18. Objektivwechsler (Revolver)
19. Tubus: bei modernen Mikros-
kopen als Prismenkopf mit einem oder
mehreren Umlenkprismen für den
Schrägeinblick; auswechselbar gegen
andere Tuben.
20. Okulartubus
21. Okular
22. Auge
Abbildung 3: Seitenansicht eines Durchsichtmikroskops. Quelle: www.mikroskopie-muenchen.de/mikteile.html (04.2007)
Abbildung 2: Strahlengang eines Durchlichtmikroskops. Quelle: www.mikroskopie-muenchen.de/mikteile.html (04.2007)
FP 22 - Lichtmikroskopie 5
3.2.1 Kurzbeschreibung der wichtigsten Teile des Mikroskops
Der Kondensor (Pos. 4) ist ein Linsensystem und dient zur „Aufbereitung“
des Lichts. Das heißt, das von der Lichtquelle stammende Licht wird auf die
Objektebene / das Objekt gebündelt. Dabei wird die Apertur des Objektivs ganz
mit Licht gefüllt, um die größtmögliche Auflösung zu erreichen.
Das Objektiv (Pos. 17.) sitzt meistens auf einem so genannten Revolver
oder Objektivwechsler (Pos. 18). Dies soll eine einfache Handhabung beim
Umschalten zwischen den verschiedenen Vergrößerungen gewährleisten. Das
von ihm entworfene reale Zwischenbild des Objekts in der Zwischenbildebene
ist ausschlaggebend für die Qualität des Bildes, das man im Okular sehen kann.
Um Linsenfehler, wie sphärische und achromatische Aberration zu minimieren,
besteht das Objektiv nicht aus Einzellinsen, sondern aus einem Linsensystem,
dem so genannten Achromat. Um tiefer auf Linsenfehler einzugehen, vergleiche
hierzu Demtröder: Experimentalphysik 2, Elektrizität und Optik, 3. Aufl. Berlin,
Heidelberg, New York: Springer, 2004, S. 273 ff.
Die Okulare (Pos. 21) dienen als „Lupe“ um das Zwischenbild in der
Zwischenbildebene zu vergrößern. Ähnlich wie bei den Objektiven bestehen die
Okulare auch aus einem Linsensystem, um Linsenfehler zu minimieren.
3.2.2 Die wichtigsten Größen eines Mikroskops
Die Gesamtvergrößerung eines Mikroskops berechnet sich aus der
Vergrößerung des Okulars mal der Vergrößerung des Objektivs:
(1)
Hierbei sollte man aber beachten, dass es sich um die förderliche Vergrös-
serung und nicht um eine leere Vergrößerung handelt.1
1 Schröder, Gottfried: Technische Optik, Grundlagen und Anwendungen. 8. ü. Aufl. Würzburg: Vogel, 1998 (= Kamprath-Reihe), S. 151f.
V=VOb⋅V Ok
FP 22 - Lichtmikroskopie 6
Neben der Vergrößerung ist die Auflösung die wesentliche Größe eines
Mikroskops. Unter der Auflösung wird in der Mikroskopie, wie auch in der
Fotografie, die Möglichkeit verstanden, zwei Punkte zu unterscheiden. Je
geringer der Winkelabstand der Punkte, die noch unterschieden werden
können, desto größer die Auflösung. Hierzu kann das Rayleigh'sche Kriterium
herangezogen werden. Es besagt, dass bei einer kreisförmigen Öffnung mit
einem Durchmesser d die kritische Winkeldifferenz αk, bei der zwei Quellen
noch getrennt wahrzunehmen sind, gegeben ist durch:
(2)
Dabei ist λ die Wellenlänge und d der Öffnungsdurchmesser der Linse.
Nach Ernst Karl Abbe ist die Auflösung eines Mikroskops wesentlich von
dessen Numerischer Apertur AN bestimmt. Diese ergibt sich aus dem Berech-
nungsindex n des Mediums zwischen Objekt und Objektiv und aus dem Sinus
des halben Öffnungswinkels α des Objektivs:
(3)
Damit lässt sich der minimale Abstand dmin zweier unterscheidbarer Punkte
folgender Maßen mit der Wellenlänge λ und AN ausdrücken:
(4)
Die Schärfentiefe beschreibt die Länge der Strecke parallel zur optischen
Achse, die vom Betrachter scharf wahrgenommen werden kann. Die Schärfen-
tiefe hängt von der Objektiv-Brennweite, der Blendzahl, der Gegenstandsweite
und dem Zerstreuungskreisdurchmesser ab.
k=1,22⋅
d
AN=n⋅sin 2
dmin=
2⋅n⋅sin 2=
2⋅AN
FP 22 - Lichtmikroskopie 7
2.2 Grundbegriffe
2.3 Brownsche Molekularbewegung, Boltzmann Konstante, Avogadrokonstante
Robert Brown (1773-1858) war Botaniker und entdeckte 1827, dass in
Flüssigkeiten suspendierte Teilchen unregelmäßige Zitterbewegungen aus-
führen, die man unter einem Mikroskop beobachten kann. Diese Bewegungen
lassen sich erklären, wenn man annimmt, dass die im Vergleich zu den Atomen
sehr großen Teilchen – in unserem Versuch handelt es sich dabei um Latex-
Kugeln – dauernd von sich schnell bewegenden Atomen bzw. Molekülen in
statistisch verteilte Richtungen gestoßen werden. Abbildung 4 zeigt eine sche-
matische Darstellung der Brownschen Bewegung. Die grundlegende Theorie zur
Brownschen Molekularbewegung wurde 1905 gleichzeitig von Albert Einstein
(1879-1955) und Marian Smoluchowski (1872-1917) entwickelt.
Einstein und Smoluchowski formulierten die Gleichung:
(5)
Abbildung 4: Brownsche Molekularbewegung als Schema in zwei Vergrößerungen
D⋅f =k⋅T
FP 22 - Lichtmikroskopie 8
Dabei beschreibt der Koeffizient f die Reibung der Teilchen im Medium, k
ist die Boltzmann-Konstante und T die absolute Temperatur in Kelvin. Für eine
Latexkugel entspricht f der Stokes'schen Reibung. Diese beschreibt die
Abhängigkeit des Reibungskoeffizienten von der Viskosität η des Mediums und
dem Radius r für sphärische Kugeln:
(6)
Alle diese Größen sind messbar. Die Lohschmidt- oder auch Avogadro
Konstante NA kann nun über die Beziehung:
(7)
bestimmt werden. Die absolute Gaskonstante R ist ebenfalls makroskopisch
messbar. Eine Alternativmethode, um die Avogadro-Konstante zu messen, ist
den Zusammenhang F = NA * e zwischen der Faraday-Konstante F und der
Elementarladung e auszunutzen.
Eine empirische Beschreibung ermöglicht das Diffusionsgesetz, das den
zeitlichen Verlauf des mittleren Abstandsquadrates r2 zweier solcher Mole-
küle beschreibt. D ist die Diffusionskonstante, t die Zeit und n die Freiheits-
grade der Translation.
(8)
Im Mikroskop wird nur eine Ebene betrachtet, daher gilt für zwei
Freiheitsgrade die Gleichung:
(9)
2.4 Kontrastverändernde MethodenIm Versuch FP 22 werden verschiedene kontrastverändernde Methoden
der Mikroskopie verglichen. In diesem Abschnitt sollen die physikalischen
Prinzipien, die hinter diesen Methoden stehen, näher erklärt werden. Dabei
handelt es sich um die
● Phasenkontrast-Mikroskopie, entwickelt von den Niederländer Frits
Zernike in den 1930er Jahren. Zernike bekam für diese Arbeiten 1953 den
Physik-Nobelpreis,1
● DIK Mikroskopie, welche in den 1940er und 50er von der
österreichischen Firma Reichert entwickelt wurde,
1 www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/wissenschaft/nobelpreis/physik/index.html (05.2007)
r2=2⋅n⋅D⋅t
r2=4⋅D⋅t
f =6⋅⋅⋅r
N A=Rk
FP 22 - Lichtmikroskopie 9
● RIK Mikroskopie / Antiflex. Die Methode wurde zuerst von Curtis (1964)
zur Untersuchung der Zelladhäsion verwendet und mit der Einführung
der Antiflex-Technik durch Ploem (1975) entscheidend verbessert.
● Floureszenz-Mikroskopie.
2.4.1 PhasenkontrastDer Strahlenverlauf im Phasenkontrast-Mikroskop verläuft folgend1,
(vergleiche auch hierzu die Abbildungen 5 und 6):
● Der von einer Lichtquelle stammende Lichtstrahl wird durch einen
Kollektor und Leuchtfeldblende begrenzt und nahezu parallelisiert,
dieser trifft dann in der vorderen Brennebene des Kondensators auf eine
Ringblende.
● Durch die Ringblende wird ein „Lichtzylinder“ erzeugt und durch einen
Kondensor auf die Objektebene bzw. auf das Objekt fokussiert.
● Das Licht bricht sich im Objekt und ändert so seine Phase (Abbildung 5).
● Das mikroskopische Bild entsteht durch Interferenz des direkten
Mikroskopierlichts mit dem am Präparat gebeugten Lichts. Im Hellfeld-
Mikroskop würde dieses gebeugte Licht zu schwach sein, um durch
Interferenz mit dem direkten Mikroskopierlicht ein kontrastreiches Bild
zu ergeben.
● Der anschließende Phasenring in der hinteren Objektiv-Brennebene
verändert das direkte Licht durch Schwächung seiner Amplitude – da der
Phasenring getönt ist – und Veränderung seiner Phase. Das gebeugte
Licht nimmt dagegen weitgehend unbeeinflusst an der Bildentstehung
teil.
1 www.mikroskopie.de/kurse/navigation/phasenkontrast/kurs.htm (05.2007)
Abbildung 5: Amplituden- und Phasenobjekte
FP 22 - Lichtmikroskopie 10
● Im Phasenkontrast-Mikroskop wird somit der Einfluss des gebeugten
Lichts relativ zum direkten Mikroskopierlicht durch das Objektiv und
Okular vergrößert.
● Dadurch kommt es zu einer kontrastreichen Abbildung normalerweise
schwer erkennbarer Präparatstrukturen. Vergleiche hierzu Abbildung 7
und 8.
Wie in der Abbildung 8 zu erkennen, ist das Bild sehr kontrastschwach
und Einzelheiten sind kaum zu erkennen. Hingegen erscheint in Abbildung 7
das gleiche Präparat kontrastreich und Details – wie die beiden Zellkerne –
werden deutlich erkennbar.1
1 www.mikroskopie.de/kurse/navigation/phasenkontrast/kurs.htm (05.2007)
Abbildung 8: Präparat im Hellfeld
Abbildung 7: Präparat im Phasenkontrast
Abbildung 6: Strahlengang im Phasenkontrast-Mikroskop.Quelle: www.mikroskopie.de/kurse/navigation/phasenkontrast/kurs.htm (05.2007)
FP 22 - Lichtmikroskopie 11
2.4.2 Differential-Interferenz-Kontrast (DIK)
Von einer monochomatischen Lichtquelle trifft das Licht über den Polarisator,
das Nomarski Prisma und den Kondensor auf die Objektebene. Der Polarisator
erzeugt linear polarisiertes Licht. Im Nomarski-Prisma wird nun das Licht in
zwei kohärente Wellenfronten mit gleicher Amplitude aufgespalten. In der
Abbildung ist dies durch Querstriche oder Punkte im Strahlengang kenntlich
gemacht, die verdeutlichen sollen, dass die beiden Wellenfronten zueinander
senkrecht orientierte Schwingungsebenen besitzen. Der Kondensor parallelisiert
nun diese beiden Lichtstrahlen. Daher passieren die Wellenzüge die
Objektebene und somit auch das Beobachtungsobjekt in einem kleinen Abstand
zueinander. Dieser Abstand liegt aber unterhalb der Auflösungsgrenze des
Mikroskops. Anschließend werden die Wellenzüge über ein zweites Nomarski-
Prisma wieder vereint. Das zweite Nomarski-Prisma lässt sich senkrecht zum
Strahlengang verschieben. Das kann man sich so vorstellen, dass zwei
keilförmige Prismenhälften über die Diagonale verschoben werden. Dadurch
lässt sich der Gangunterschied zwischen den beiden Wellenzügen stufenlos
verändern. Nach dem zweiten Nomarski-Prisma befindet sich der Analysator in
Kreuzstellung zum Polarisator. Nach dem Austritt aus dem Analysator kommt
es zu Interferenz zwischen den zusammengeführten Wellenzügen. Diese
Interferenzerscheinungen sind einerseits vom eingestellten Gangunterschied
abhängig; andererseits wird der zwischen beiden Wellenzügen eingestellte
Gangunterschied durch das Präparat zusätzlich modifiziert. Dies rührt daher,
dass der eine Wellenzug beispielsweise nur durch das Einschlussmedium, der
andere, lateral versetzt laufende Wellenzug jedoch bereits durch eine
Präparatstruktur mit von dem Einschlussmedium abweichender Brechzahl
verläuft.
Die Abbildung zeigt eine Amöbe mit einem DIK Mikroskop aufgenommen.
Typisch dabei sind die hellen (oben) und dunklen (unten) Ränder des Präparats.
Diese Ränder machen das Bild quasi plastisch.
FP 22 - Lichtmikroskopie 12
Abbildung 9: Strahlengang eines DIK-Mikroskops
Abbildung 10: Amöbe im DIK mit dem typischen Relief-Kontrast hervorgerufen durch Interferenz. Dadurch ergibt sich ein Hell-Dunkel-Effekt an den Zellaus-senseiten.
FP 22 - Lichtmikroskopie 13
2.4.3 Reflektions-Interferenz-Kontrast (RIKM + Antiflex)
Für monochromatisches Licht sorgt eine Quecksilberdampflampe mit
hoher Intensität, die inkohärentes Licht in einem Linienspektrum aussendet.
Wie in der Abbildung erkennbar befindet sich zwischen Kollektor und Apertur-
blende ein Interferenzfilter (Monochromator), der eine bestimmte Lichtwellen-
länge im grünen Linienspektrum passieren lässt. Eine anschließende Köhler-
optik sorgt für eine gleichmäßige Ausleuchtung der Objektebene und bildet
außerdem die Leuchtfeldebene in dieser Ebene ab. Nun gelangt der Wellenzug
über einen dichroitischen Umlenkspiegel in das Objektiv, welches nun als
Kondensor dient. An den verschiedenen Grenzflächen der Probe reflektiertes
Licht interferiert und wird durch das Objektiv und die abbildende Linse in die
CCD-Kamera oder zum Auge des Betrachters geleitet. Die entstehenden Bilder
können mit Hilfe einer Bildverarbeitungssoftware weiter verarbeitet werden.
Das Antiflex-Verfahren trägt zu einer Kontrastverbesserung bei, da sie
Streulicht, das in der Mikroskopoptik entsteht, unterdrückt. Nach der Leucht-
feldblende wird wie beim DIK ein Polarisator in den Strahlengang eingesetzt,
der für linear polarisiertes Licht sorgt. Das polarisierte Licht ist in der
Abbildung als gestrichelte Linie dargestellt. Vorm Okular bzw. der CCD-Kamera
befindet sich zum Polarisator der gekreuzte Analysator. Oberhalb des Objektivs
befindet sich ein λ/4 – Plättchen, welches linearpolarisiertes Licht in zirkular-
polarisiertes Licht umwandelt. Die speziellen Eigenschaften des zirkular-
polarisierten Lichts werden nun geschickt genutzt: Bei der Reflexion unter
kleinen Winkeln an optisch dünneren Medien erhält die Komponente des
elektrischen Felds, die parallel zur Einfallsebene liegt, eine Phasenverschiebung,
die Komponente senkrecht zur Einfallsebene bleibt unverändert. Im Falle einer
Reflexion an optisch dichteren Medien bleibt die parallele Komponente erhal-
ten, die senkrechte verschiebt ihre Phase um einen bestimmten Betrag. Somit
wird bei jeder Reflexion die Richtung der Zirkularpolarisation geändert und
beim erneuten Durchgang durch das λ/4 – Plättchen entsteht Licht, das
senkrecht zur ursprünglichen Richtung linearpolarisiert (durch Plus-Zeichen im
Strahlengang gekennzeichnet) ist.
FP 22 - Lichtmikroskopie 14
Dieses Licht kann den Analysator passieren und das Streulicht, welches nicht
oberhalb des Objektivs entstanden ist, wird herausgefiltert.1
1 Lortz, Babara G.: Etablierung eines Modellsystems der Zelladhäsion über spezifische Bindungen geringer Affinität, Dissertation, TU München 2003
Abbildung 11: Optischer Weg eines RIK Mikroskops
Quelle: Lortz, Babara G.: Etablierung eines Modellsystems der Zelladhäsion über spezifische Bindungen geringer Affinität, Dissertation, TU München 2003
FP 22 - Lichtmikroskopie 15
2.4.4 Fluoreszenz
Im Gegensatz zur Phosphoreszenz, bei der die Emission eine sehr viel
längere Abklingdauer (10-10 bis 10-7 s1) besitzt und die Entstehung der Licht-
Emission aus einem angeregten Triplett-Zustand (Gesamt-Spinquantenzahl
S=1) stammt, besitzt die Fluoreszenz eine kürzere Lebensdauer (> 10-³ s) und
dessen Emissionsenergie stammt aus strahlenden Übergängen von vibro-
nischen Niveaus. Gewöhnlich sind es die niedrigsten eines elektronischen
Anregungszustandes des Grundzustandes. Vergleiche dazu die Abbildung 12. für
diese Übergänge gilt ebenfalls wie für die Absorption das Franck-Condon-
Prinzip2. Die Fluoreszenz erfolgt bei Quantenenergien, die kleiner oder höch-
stens gleich sind wie diejenigen der Absorption.3
1 www.chemie.uni-freiburg.de/aoanchem/cj/Analytik1/VL19_Fluoreszenz_und_FIAweb.pdf (05.2007)
2 Haken, Hermann; Wolf, Hans Cristoph: Molekühlphysik und Quantenchemie, Einführung in die experimentellen und theoretischen Grundlagen. 5. völlig neubearb. und erw. Aufl. Berlin; Heidelberg; New York: Springer, 2006 (=Springer-Lehrbuch) S. 275ff. und S. 343ff.
3 ebd. S. 303.
Abbildung 12: Termschema eines Moleküls mit Singulett- und Triplett-System zur Erläuterung der wichtigsten strahlenden und strahlungslosen Prozesse.
FP 22 - Lichtmikroskopie 16
3 Versuchsdurchführung und Auswertung
Für die Bestimmung der Auflösung, Vergrößerung der Bilder sowie für alle
weiteren Aufnahmen verwenden wir eine computergesteuerte CCD-Kamera, die
durch die Software IGOR unterstützt wird. Mit IGOR ist es möglich, Bilder
sowie Videosequenzen aufzunehmen, zu speichern und zu drucken. Die Kamera
wird an einem zusätzlichen optischen Ausgang angeschlossen und es ist so
möglich, zwischen Okular- und Kamerabetrieb umzuschalten.
3.1 Bestimmung der Auflösung und Tiefenschärfe von schwach bis mittel vergrössernder Objekte
Vergrößerung der verwendeten Objektive (Kalibrieren)
Zunächst soll die Vergrößerung der verwendeten Objektive bestimmt
werden. In den Abbildungen 13 bis 15 sind die dazu aufgenommenen Bilder in
20-, 40-, 63- und 100-facher Vergrößerung zu sehen. Die beiden Objektive mit
63-facher und 100-facher Vergrößerung sind Ölimmersionsobjektive. Diese
Objektive werden dazu verwendet, die Luft zwischen Objekt und Objektiv gegen
Öl austauschen zu können. Da Öl einen höheren Brechungsindex als Luft
besitzt, kann eine größere Numerische Apertur (Glg. 3) und dadurch eine
bessere Auflösung (Glg 4) erzielt werden.
Zur Kalibrierung wird ein Kalibriermaßstab verwendet. Dieser besitzt 100
Striche pro Milimeter. Mit dem jeweiligen Objektiv wurde dieser Kalibrier-
maßstab betrachtet, anschließend auf den zweiten optischen Ausgang umge-
schaltet und über die CCD-Kamera ein Bild aufgenommen. Die Bilder haben am
Rand eine Skala, dessen Werte in Pixel angeben sind. Mit einer Analyse-
funktion von IGOR kann nun ein Intensitätsprofil entlang einer gewählten Linie
(in den Bildern blau dargestellt) aufgenommen werden. Das Intensitätsprofil ist
jeweils über den Mikroskopaufnahmen zu sehen. Über eine weitere Software-
funktion von IGOR lässt sich der Pixelabstand im Intensitätsprofil bestimmen.
Dafür werden manuell zwei Marken ins Profil gesetzt. Der Abstand wird für
mehrere Linien bestimmt, um Fehler bei der Messung zu minimieren.
FP 22 - Lichtmikroskopie 17
Das Programm gibt dann die gemessenen Pixel aus, mit denen über den
Kalibrierungsmaßstab die Länge pro Pixel berechnet werden kann. Die unten
stehende Tabelle listet die entsprechenden Kalibrierungsfaktoren auf. Die
Berechnung erfolgt über die Gleichung:
(10)
ObjektivAbstand Striche/
µmPixel/
pixFaktor k /
nm/pix
20 fach 450 1224 368
40 fach 310 1632 190
63 fach 190 1617 118
100 fach 130 1750 74
Tabelle 1: Berechnete Kalibrierungsfaktoren
Einschätzung der Auflösung
Um die Auflösung genauer zu bestimmen, müsste der Fehler des verwen-
deten Kalibrierungsmaßstabs und die genauere Pixelwahl im Intensitätsprofil
des Programms bekannt sein. Hier wird aber der Größtfehler grob geschätzt.
Für diese Schätzung vergrößern wir das Intensitätsprofil der 100fachen Vergrös-
serung. Da kein geeignetes Softwareprogramm für einen Ausschnitt zur
Verfügung stand, wurde das gesamte digital vergrößerte Bild in den Anhang
gestellt. Die Auswertung erfolgte jedoch am Bildschirm.
Werden nun die schwarzen Teilstriche und die hellen Zwischenräume im
Bild 16 stark vergrößert, erkennt man, dass die Teilstriche ca. 7 Pixel und die
Zwischenräume ca. 12 Pixel breit sind. Dies entspräche bei einem Kalibrierungs-
faktor für das 100 fach Objektiv für 7 Pixel ca. 518 nm und für 12 Pixel ca. 888
nm. Die Flanken der schwarzen Teilstriche verlaufen aber nicht sprunghaft,
sonder eher wie eine steile „Verteilungskurve“. Führt man nun theoretisch zwei
dieser Teillinien immer enger zusammen, so würde der helle Zwischenraum
grauer werden und schließlich ganz in schwarz übergehen. Eine Auflösung
würden wir so auf ca. 4 Pixel schätzen, bei denen noch zwei Teillinien vernünftig
getrennt werden können. Dies liegt ca. bei ± 296 nm und aufgerundet bei ± 300
nm.
k= n⋅Abstand der StrichePixelanzahl zwischennStriche
FP 22 - Lichtmikroskopie 18
Bilder mit Normalobjektiven aufgenommen:
Bilder mit Ölimmersionsobjektive aufgenommen:
Abbildung 13: Kalibrierung für 20facher Vergrößerung
Abbildung 14: Kalibrierung für 40facher Vergrößerung
Abbildung 16: Kalibrierung für 63facher Vergrößerung
Abbildung 15: Kalibrierung für 100facher Vergrößerung
FP 22 - Lichtmikroskopie 19
Theoretische Bestimmung der Schärfentiefe
Um eine Einschätzung der Schärfentiefe vorzunehmen, könnte man unter
eine Seite des Kalibrierungsmaßstabs einen Gegenstand mit bekannter Höhe
legen. Somit würde man einen definierten Höhenunterschied parallel zur
optischen Achse erzeugen. An dem Kalibrierungsmaßstab lässt sich so ablesen,
welcher Bereich noch scharf abgebildet wird. An dieser Stelle sollte noch darauf
hingewiesen werden, dass es sich korrekterweise um die Schärfentiefe und
nicht, wie es umgangssprachlich üblich ist, um die Tiefenschärfe handelt. Dieser
Teil wurde im Praktikum nicht durchgeführt.
3.2 Bestimmung der Avogadrokonstante mit Hilfe der Brownschen Molekularbewegung
Die Lösung der Latexkügelchen war bereits vorhanden. Anhand einer
Aufnahme mit vorher kalibrierten Längenmaßangaben in µm kann die Größe
der Latexkügelchen auf ca. 2,5-3µm am Bildschirm gemessen werden. Verglei-
che hierzu Abbildung 17.
Abbildung 17: Drei Latexkügelchen (ca. 2,9 µm) im Größen-vergleich zu einer eingeschlossenen Luftblase (ca. 22,5 µm).
Luftblase
Latex-kügelchen
FP 22 - Lichtmikroskopie 20
Um den sogenannten Random-Walk beobachten zu können, muss
zunächst eine geschlossene Kammer für die Latexkügelchen hergestellt werden.
Dazu wird auf einem Objektträger mit Vaseline ein Quadrat in Größe eines
Deckplättchens gezogen. In dieses Quadrat wird mit einer Pipette eine Lösung
mit Latexkugeln gegeben und anschließend mit einem Deckplättchen „luftdicht“
verschlossen. Dies wird gemacht, da ansonsten die Lösung schnell im
Strahlengang des Mikroskops verdunsten und so die Brownsche
Molekularbewegung mit dem „Verdunstungsstrom“ um ein vielfaches
überlagern würde. Im Bild 19 kann dieser Effekt bereits beobachtet werden. Es
zeugt davon, dass die Kammer ungenügend mit Vaseline abgedichtet wurde.
Die Kugeln werden mit dem 20fach-Objektiv betrachtet und 10 Sekunden
lang über die CCD-Kamera aufgenommen. Dazu gibt es zwei Auswertungsarten;
die erste wäre, einzelne Latexkugeln aufzunehmen, die zweite mehrere
Latexkugeln gleichzeitig auszuwerten. Im Praktikum haben wir uns auf die
zweite Variante beschränkt, da nicht mehrere einzelne Latexkugeln gefunden
wurden. Nach der Kalibrierung der Längen und der Zeit (Festlegen der
Framerate in der Software) werden drei Kugeln markiert und mit Hilfe der
Erkennungssoftware in IGOR verfolgt. Ein Makro protokolliert die Bewegungen
der drei Latexkugeln. Abbildung 19 zeigt das protokollierte Ergebnis des
Random-Walks der drei Kügelchen. IGOR erzeugt ein r²-t-Diagramm mit einer
Regressionsgerade und kann über diese mit Gleichung 9 die
Diffusionskonstante D berechnen. Mit IGOR wurde die Diffusionskonstante D
= 1,899 * 10-13 m2/s bestimmt. Die Auswertung mit mehreren Kügelchen
gleichzeitig führt man durch, da ein gemittelter Wert gegenüber Einzelwerten
genauer ist. Mit der Diffusionskonstante D lässt sich nun die Bolzmann-
Konstante k über
11)
bestimmen. Werte eingesetzt ergibt
12)
k = 2,36*10-23 J/K .
k= 6⋅ r DT
k=6⋅1⋅10−3 Ns
m2⋅2m⋅1,899⋅10−13 m
2
s303K
FP 22 - Lichtmikroskopie 21
Die Temperatur haben wir über die Annahme genähert, dass die Kammer
bei Raumtemperatur (ca. 20°C) gelagert wurde und die Temperatur im
Mikroskop durch die starke Beleuchtung um 10°C ansteigt. Als Radius der
Latexkugeln haben wir den im Skript vorgegebenen Wert von 1,1 µm und
unseren gemessenen Wert von 2,9 µm gemittelt. Mit Gleichung 7 ergibt sich
über die Gaskonstante R = 8,31 J/mol *K die Beziehung zwischen NA und D
(Glg 11 in 7 einsetzen):
NA = 3,52*1023 mol-1
Verglichen mit dem Literaturwert von
NALit = 6,022*1023 mol-1
ergibt dieser Einzelwert schon eine entsprechend gute Näherung. Auf eine
Fehlerabschätzung wird in diesem Zusammenhang verzichtet, da nur ein Wert
zur Verfügung stand. Würde man anstelle von einem Radius = 2µm den Skript-
Radius von 1,1 µm einsetzen, wäre der Wert entsprechend näher am
Literaturwert. Ebenso müssten wir uns genauer Gedanken über die tatsächliche
Temperatur machen, da es sich auch bei diesem Wert um einen Schätzwert
handelt.
N A=R⋅T
6⋅⋅⋅r⋅D
N A=8,31⋅ J
mol K⋅303K
6⋅⋅10−3 Nsm2
⋅2⋅µm⋅1,899⋅10−13⋅m2
s
FP 22 - Lichtmikroskopie 22
Abbildung 19: Brownsche Molekularbewegung mit Drift in x-Richtung von drei Latexkügelchen bei 20 facher Vergrößerung.
Abbildung 20: Multi-Auswertung von drei Latexkügelchen; r²-t-Diagramm bei 20 facher Vergrößerung.
Abbildung 18: Brownsche Molekularbewegung (random-walk) von einer Latexkugel bei 63 facher Vergrößerung.
FP 22 - Lichtmikroskopie 23
3.3 Vergleich der Kontrastmethoden
Für die Aufnahmen der 3T3-Zellen im Hellfeld und im Phasenkontrast
wurde wiederum eine geschlossene Kammer angefertigt. Unter Anleitung wurde
eine Lösung mit lebendigen 3T3-Zellen in die Kammer gegeben und anschlies-
send unter dem Mikroskop bei einer 40 fachen Vergrößerung betrachtet und
jeweils von der selben Stelle mit IGOR eine Aufnahme aufgenommen.
Deutlich zu erkennen ist, dass die Aufnahme im Phasenkontrast
wesentlich weniger Artefakte hat und somit das Gesamtbild homogener
erscheint. Die Zellen mit dem roten und blauen Pfeil haben eine ungefähre
Abmessung von 100 µm. Wobei davon auszugehen ist, dass der Zellkern
(Pfeilspitze) dicker ist als der übrige Zellkörper. Ebenso erkennbar ist, dass der
Zellkern (blauer Pfeil) im Hellfeld dunkel und im Phasenkontrast hell erscheint.
Dies ist durch konstruktive Interferenz zu erklären. Der rote Pfeil zeigt einen
anderen Zellkern. Die Details im rechten Bild dieses Zellkerns (Abb. 22)
scheinen bei Vergrößerung am Bildschirm reichhaltiger zu sein als im linken
Bild.
Abbildung 21: 3T3 Zellen im Hellfeld, 40x Abbildung 22: 3T3-Zellen im Phasenkontrast, 40x
FP 22 - Lichtmikroskopie 24
Die Abbildungen 23 und 24 wurden im DIC bzw. im RIC Verfahren
aufgenommen. Hierbei handelt es sich wiederum um Ölimmersionsobjektive.
Zu erkennen sind wiederum 3T3-Zellen mit 100 facher Vergrößerung bei der
DIC Aufnahme und 63 fache Vergrößerung in der RIC Aufnahme.
Um wirklich Vergleiche von Aufnahmen machen zu können, müsste man
das gleiche Bild mit der gleichen Vergrößerung betrachten. Beides ist hier nicht
der Fall und somit in diesem Beispiel nicht zu realisieren. Ebenso scheinen die
Aufnahmen (besonders die DIC Aufnahme) recht verschwommen zu sein. Dies
mag auch daran liegen, dass die Schärfentiefe sehr gering ist.
Abbildung 24: 3T3 Zelle im DIC, 100x Abbildung 23: 3T3 Zellen im RIC, 63x
FP 22 - Lichtmikroskopie 25
3.4 Fluoreszenzanfärben von zellulären Strukturen
In diesem Versuchsteil wurden einige 3T3-Zellen mit Fluoreszenzfarb-
stoffen markiert. Es handelt sich dabei einerseits um Phalloidin-Rodamin und
andererseits um Ethidium-Bromid. Die Präparierung wurde unter Anleitung der
Tutoren vorgenommen. Die Zellen wurden anschließend bei 10 facher und 20
facher Vergrößerung betrachtet.
Abbildung 26: 3T3 Zellen, Rodamin 50%, 20x Abbildung 25: 3T3 Zellen, Rodamin und Brodamid 50%, 20x
Abbildung 27: 3T3 Zellen, Bromid, 10x
FP 22 - Lichtmikroskopie 26
Die Präparierung der Proben kann in drei Schritten beschrieben werden:
1. Zur Konservierung und Erhaltung der Zellen wird mit einer Paraform-
aldehyd Stammlösung fixiert und durch Formaldehyd die Proteine ver-
netzt und denaturiert.
2. Um die Zellmembran permeabel für die Farbstoffe zu machen, werden
die Zellen mit Triton X-100 aufgeschlossen. Triton X-100 löst Proteine
aus der Zellmembran.
3. Anschließend werden die Zellen mit einem oder beiden Farbstoffen ein-
gefärbt.
Bei der Präparierung der Proben müssen die MSDS (Sicherheitsdaten-
blätter) der verwendeten Stoffe unbedingt beachtet werden, da diese Stoffe als
giftig eingestuft sind. Ein entsprechender umsichtiger Umgang mit diesen
Stoffen ist ebenfalls notwendig.
Die Fluoreszenzfarbstoffe markieren unterschiedliche Zellbereiche.
Rhodamin-Phalloidin markiert Aktin (das ist ein Protein der Zellmembran) und
Ethidium-Bromid markiert hingegen die DNS bzw. die RNS, welche im Zellkern
liegt. Drei Zellkulturen standen zur Verfügung. Eine wurde mit Ethidium-
Bromid (Abb. 27), die zweite mit Rhodamin-Phalloidin (Abb. 26) und die dritte
mit beiden Farbstoffen (Abb. 25) eingefärbt.
Gut zu erkennen ist, welchen Bereich nun diese Farbstoffe zum
Fluoreszieren bringen. In der Abbildung 26 ist Aktin hervorgehoben worden
und somit auf dem Bild gut sichtbar. Leider sieht man auf den aufgenommenen
Bilder nicht den farblichen Unterschied. Das Aktin erleuchtete dem Betrachter
mit einem kräftigen Rot. Die Abbildung 27 zeigt mit Ethidium-Bromid einge-
färbte Zellen. Bei Vergrößerung am Bildschirm ist gut zu erkennen, dass nur der
Zellkern bzw. die DNS leuchten. Die Fluoreszenz überstrahlt aber dabei auch
andere Bereiche des Zellkerns und somit ist eine genauere Auflösung der DNS
nicht sichtbar.
FP 22 - Lichtmikroskopie 27
4 Resümee
Als Gesamtversuch betrachtet gab dieser Versuch einen anwendungs-
bezogenen Einblick in die Lichtmikroskopie und deren Grundlagen aus den
Bereichen Optik (Funktionsweise des Mikroskops und der Kontrastmethoden)
und Quantenmechanik (Fluoreszenz). Die Aufgabe, das Mikroskop zu kalibrie-
ren sowie eine Abschätzung der Auflösung und der Schärfentiefe vorzunehmen,
konnte gut nachvollzogen werden. Dies gilt auch für die zweite Aufgabe, anhand
der Brownschen Molekularbewegung die Bolzmann- und die Avogadro-
Konstante zu bestimmen. Die dritte Aufgabe, die verschiedenen Verfahren
miteinander zu vergleichen, gelang nur zwischen dem Hellfeld und dem
Phasenkontrast, da gleiche Ausschnitte betrachtet werden konnten und diese
Aufnahmen auch deutlich sichtbarer waren. Für den Vergleich und die
Bewertung der DIK-Aufnahmen und RIK-Aufnahmen bedürfte es einer
größeren Sorgfalt in der Durchführung und Vorbereitung und ggf. auch mehr
Erfahrung im Bereich der Mikroskopie. Der vierte Aufgabenteil zeigte
beeindruckende Bilder in die Fluoreszenzmikroskopie. Angeregt durch diese
Bilder stieg auch die Motivation, sich eingehender mit der
quantenmechanischen Wirkungsweise von Fluoreszenz und Phosphoreszenz
auseinander zu setzen.
FP 22 - Lichtmikroskopie 28
4 Anhang
Abbildung 28: Digitale Vergrößerung von Bild 15
ca. 7 pixca.12 pix