Franz Ludwig von Erlachs gesellschaftliche «Verknüpfungen» · 76 Niklaus Kirchberger...

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Furrer: Gesellschaftliche Verknüpfungen 65 1. Einleitung Die Nähe zur Macht wurde Franz Ludwig von Erlach in die Wiege gelegt und kam ihm zeitlebens nicht abhanden. 1 Er wurde am 31. Dezember 1574 als Sohn des Hans Rudolf von Erlach (1547–1578) und der Ursula von Mülinen (*1543) in Bern geboren und am 2. Januar 1575 daselbst getauft. 2 Ursula von Mülinen war eine Tochter des Schultheissen Beat Ludwig von Mülinen (1521–1597) und der Schultheissentochter Margaretha Nägeli (1527–1576). Als Franz Ludwigs Vater 1578 an der Pest starb, wurde Beat Ludwig von Mülinen zum Vogt und Vormund der Witwe und der Halbwaisen bestimmt. Der Schultheiss blieb Franz Ludwigs Vormund bis zu dessen zwanzigstem Lebensjahr (1594). Auch väterlicherseits war Franz Ludwig «vorbelastet»: Sein Grossvater Jo- hann Rudolf von Erlach (1504 – 1553) hatte im Kleinen Rat gesessen; sein Ur- grossvater Johann von Erlach (1474 – 1539) war ebenso wie sein Ururgrossvater Rudolf von Erlach (1448 – 1507) Schultheiss der Stadt gewesen. Am 16. Sep- tember 1594 heiratete Franz Ludwig von Erlach Salome Steiger (1579 – 1613), Tochter des Schultheissen Johann Steiger (1518 – 1581) und der Schultheissen- tochter Magdalena Nägeli (1550 – 1628). Gut einundzwanzigjährig trat Franz Ludwig von Erlach am 8. April 1596 in den Grossen Rat der Stadt Bern ein. Am 28. Oktober 1597 nahm er die Huldigung seiner Herrschaftsleute als Frei- herr zu Spiez entgegen. Am 5. August 1604 wurde er für eine sechsjährige Amts- zeit zum Schultheissen (Landvogt) nach Burgdorf gewählt. Am 26. März 1611 wurde er Mitglied des Kleinen Rats der Stadt Bern, das heisst «Ratsherr», und am 15. April 1628 für ein Jahr Venner «in der Schmiden Viertell». Am Oster- montag, den 6. April 1629, erfolgte schliesslich – «mit vast einhälem mehr» – seine Wahl zum Schultheissen von Bern in ungeraden Jahren. 3 Er übte dieses Amt 21 Jahre lang bis zu seinem Tod am 20. April 1651 aus. 4 2. Franz Ludwig von Erlachs gesellschaftliche «Verknüpfungen» im Machtzentrum Berns Fragen wir uns nun, nachdem wir seine vita und seinen cursus honorum in der Berner Magistratur skizziert haben, welches Franz Ludwig von Erlachs gesell- schaftliche Verknüpfungen waren, was ihn an seine Mitmenschen band. Ich ziehe den Ausdruck «Verknüpfungen» dem der «Verflechtungen» oder «Netz- werke» vor, weil Menschen, wie ich glaube, miteinander über «Knoten» verbun- den sind und sich im Zusammenleben gegenseitig unsichtbare Fäden zuwerfen. Franz Ludwig von Erlachs gesellschaftliche «Verknüpfungen» Norbert Furrer

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Furrer: Gesellschaftliche Verknüpfungen 65

1. Einleitung

Die Nähe zur Macht wurde Franz Ludwig von Erlach in die Wiege gelegt und kam ihm zeitlebens nicht abhanden.1 Er wurde am 31. Dezember 1574 als Sohn des Hans Rudolf von Erlach (1547–1578) und der Ursula von Mülinen (*1543) in Bern geboren und am 2. Januar 1575 daselbst getauft.2 Ursula von Mülinen war eine Tochter des Schultheissen Beat Ludwig von Mülinen (1521–1597) und der Schultheissentochter Margaretha Nägeli (1527–1576). Als Franz Ludwigs Vater 1578 an der Pest starb, wurde Beat Ludwig von Mülinen zum Vogt und Vormund der Witwe und der Halbwaisen bestimmt. Der Schultheiss blieb Franz Ludwigs Vormund bis zu dessen zwanzigstem Lebensjahr (1594).

Auch väterlicherseits war Franz Ludwig «vorbelastet»: Sein Grossvater Jo­hann Rudolf von Erlach (1504 – 1553) hatte im Kleinen Rat gesessen; sein Ur­grossvater Johann von Erlach (1474 – 1539) war ebenso wie sein Ururgrossvater Rudolf von Erlach (1448 – 1507) Schultheiss der Stadt gewesen. Am 16. Sep ­tember 1594 heiratete Franz Ludwig von Erlach Salome Steiger (1579 – 1613), Tochter des Schultheissen Johann Steiger (1518 – 1581) und der Schultheissen­tochter Magdalena Nägeli (1550 – 1628). Gut einundzwanzigjährig trat Franz Ludwig von Erlach am 8. April 1596 in den Grossen Rat der Stadt Bern ein. Am 28. Oktober 1597 nahm er die Huldigung seiner Herrschaftsleute als Frei­herr zu Spiez entgegen. Am 5. August 1604 wurde er für eine sechsjährige Amts­zeit zum Schultheissen (Landvogt) nach Burgdorf gewählt. Am 26. März 1611 wurde er Mitglied des Kleinen Rats der Stadt Bern, das heisst «Ratsherr», und am 15. April 1628 für ein Jahr Venner «in der Schmiden Viertell». Am Oster­montag, den 6. April 1629, erfolgte schliesslich – «mit vast einhälem mehr» – seine Wahl zum Schultheissen von Bern in ungeraden Jahren. 3 Er übte dieses Amt 21 Jahre lang bis zu seinem Tod am 20. April 1651 aus. 4

2. Franz Ludwig von Erlachs gesellschaftliche «Verknüpfungen» im Machtzentrum Berns

Fragen wir uns nun, nachdem wir seine vita und seinen cursus honorum in der Berner Magistratur skizziert haben, welches Franz Ludwig von Erlachs ge sell­schaftliche Verknüpfungen waren, was ihn an seine Mitmenschen band. Ich ziehe den Ausdruck «Verknüpfungen» dem der «Verflechtungen» oder «Netz­werke» vor, weil Menschen, wie ich glaube, miteinander über «Knoten» verbun­den sind und sich im Zusammenleben gegenseitig unsichtbare Fäden zuwerfen.

Franz Ludwig von Erlachs gesellschaftliche «Verknüpfungen»Norbert Furrer

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Eine verbindende zwischenmenschliche Beziehung entsteht, wenn sich der Fa­den eines Menschen mit dem Faden eines anderen Menschen verknüpft, wenn die beiden Fäden einen Knoten bilden. Jeder Mensch ist in seinem Leben über verschiedenste Knoten mit anderen Menschen verbunden, und jeder Knoten verbindet verschiedene Menschen(gruppen) miteinander. 5 Dies gilt auch für Franz Ludwig von Erlach.

Mit Blick auf das Thema dieses Bandes interessieren uns die gesellschaftli­chen Verknüpfungen Franz Ludwig von Erlachs während der Zeit, als er dem Machtzentrum der Republik Bern angehörte. Gemeint sind die 40 Jahre zwi­schen 1611 und 1651, in denen er Mitglied des Kleinen Rats 6 war: zuerst von 1611 bis 1629 als einer von 25 Kleinräten, sodann von 1629 bis 1651 als einer der beiden Schultheissen. In dieser Zeitspanne waren 103 Männer – kürzere oder längere Zeit – Franz Ludwig von Erlachs Ratskollegen: als blosse Ratsher­ren oder Welschseckelmeister, als Mitglieder des Geheimen Rats (Venner, Deutschseckelmeister, Heimlicher von Burgern) oder als Mit­Schultheissen.7 Was, ausser der gemeinsamen Zugehörigkeit zur zentralen Machtgruppe im Staat, verband Franz Ludwig von Erlach sonst noch mit seinen Ratskollegen? Wie eng und vielseitig war Franz Ludwig von Erlach mit anderen Vertretern der Berner Machtelite (auch) gesellschaftlich verknüpft?

Ich habe die Verknüpfungen der 103 Ratskollegen mit Franz Ludwig von Er­lach in drei Kategorien eingeteilt (s. Tab. 1):

1. die geladenen Gäste zur Hochzeit und Nachhochzeit mit seiner zweiten Ehe­frau Johanna von Graffenried am 30. August 1613;

2. die «privaten» Bande: verwandtschaftliche Beziehungen, Patenschaften für Kinder Franz Ludwigs und Vaterschaften von Franz Ludwigs Patenkindern;

3. die «öffentlichen» Bande: Zunftgenossenschaft, Altersgenossenschaft, Mit­Gesandtschaft und Zugehörigkeit zum Adel.

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Nr. Namen (Lebensdaten) / Verknüpfungen:

Amtszeiten im Kleinen Rat Hochzeit 1613 8

«private» Bande «öffentliche» Bande

1 Jakob Bucher (1543 – 1618)1578, 1584 – 1589, 1614 –1617

ZunftgenosseAltersgenosse 9

2 Anton von Graffenried (1545 –1612)1578, 1586 –1612

3 Hans Rudolf Sager (1547–1623)1580 –1622

Hochzeits-gast

Kindspate 1598, 1617 10

Zunftgenosse 11

Mit-Gesandter 1612

4 Vinzenz Dachselhofer (1541 –1622)1583, 1589 –1622

5 Johannes Zeender (1532 –1618)1588 –1592, 1599 –1612

Hochzeits-gast

Kindspate 1599 Zunftgenosse

6 Niklaus Zurkinden (1552 –1624)1588, 1593 –1623

Hochzeits-gast

Kindspate 1596

7 Jakob Vogt (1537 – um 1614)1589–1595, 1597 –1614

8 Christian Willading († 1611)1590 –1611

9 Benedikt Marti (1555 –1617)1590 –1592, 1599 –1617

10 Albrecht Manuel (1560 –1637)1591, 1595 –1637

Hochzeits-gast

Kindspate 1599 Mit-Schultheiss 1629 –1632Mit-Gesandter 1620

11 Vinzenz Wysshan (1536–1612)1592–1612

12 Abraham Stürler (1566 –1624)1595 –1597, 1603 –1624

Hochzeits-gast

Mit-Gesandter 1612, 1617

13 Franz Güder (1558 –1631)1596 –1598, 1605 –1607, 1615 –1631

Hochzeits-gast

Kindspate 1617 Mit-Gesandter 1615, 1616, 1621/22

68

14 Hans Jakob von Diesbach (1559 –1627)1598 –1626

Hochzeits-gast

Cousin 12

Kindspate 1621Junker 13

Mit-Gesandter 1614

15 Wolfgang Michel (1557–1627)1598 –1600, 1607 –1627

Hochzeits-gast

Zunftgenosse

16 Konrad Zeender (1549 –1614)1598, 1604 – 1614

Hochzeits-gast

Zunftgenosse

17 Peter Freudenreich (1564 –1616)1599 –1601, 1609 –1616

Hochzeits-gast

Kindspate 1600, 1614

Zunftgenosse

18 Simon von Römerstahl (1533–1613)1601 –1602, 1607–1612

19 Anton von Erlach (1557–1617)1602 –1603, 1610 –1613

Hochzeits-gast

Onkel 3. Grades 14

JunkerMit-Gesandter 1612

20 Jakob I. Tillier (1552 –1625)1602–1625

Hochzeits-gast

21 (Johann) Anton Tillier III. (1569 –1634)1604 –1606, 1618 –1634

Hochzeits-gast

Mit-Gesandter 1617, 1619, 1620, 1621

22 Diebold von Erlach (156 1–1622)1606 –1613

Hochzeits-gast

Onkel 3. Grades 15

Kindspate 1618

Junker

23 Bernhard von Werdt (1574 –1643)1606 –1609

Kindspate 1600 Altersgenosse

24 Glado Weyermann (~1555 –1636)1608 –1635

Hochzeits-gast

Kindspate 1617 Mit-Schultheiss 1632–1636Mit-Gesandter 1615–1630

25 Daniel Lerber (1569 –1648)1608 –1610, 1618 –1647

Patin-Ehemann 1607, Kindspate 1640

Mit-Gesandter 1621

26 Johannes Megger († 1627)1609 –1610, 1618 –1627

27 Johannes Späting (1575 –1617)1610 –1617

Mit-Gesandter 1616

Furrer: Gesellschaftliche Verknüpfungen 69

28 Hans Rudolf Horn (1562 –1623)1611 –1612, 1619 –1623

Kindspate (1620)

29 Johannes Steiger «weiss» (1573 –1621)1611–1612, 1619 –1620

Hochzeits-gast

Schwager 16 Altersgenosse

30 Rudolf Huber († 1618)1611–1617

31 Anton von Graffenried (1573 –1628)1612 –1628

Hochzeits-gast

Patenkindvater 1603

Mit-Gesandter 1615 Altersgenosse

32 Peter von Werdt (1553 –1641)1612 –1641

Hochzeits-gast

33 Johann Frisching (1569 –1620)1612–1620

Hochzeits-gast

34 Samuel Holzer (1568 –1628)1613 –1617, 1624 –1627

Hochzeits-gast

35 Niklaus von Mülinen (1570 –1620)1613 –1620

Hochzeits-gast

Junker, ZunftgenosseMit-Gesandter 1612, 1616

36 David Ammann († 1632)1613–1632

Hochzeits-gast

37 Jakob Thormann (~1567 –1639)1613–1616, 1625 –1638

Hochzeits-gast

38 Beat Herport (1574 –1627)1614 –1617, 1624 –1627

Altersgenosse

39 Samuel Jenner «rot» († 1633)1614 –1620

Hochzeits-gast

40 Adrian Knecht (1566 –1627)1615 –1626

Hochzeits-gast

Kindspate 1607

41 Johann von Büren (1567–1623)1617 –1622

Hochzeits-gast

70

42 Benedikt Marti (1581–1655)1617–1619, 1629 –1636, 1643 –1655

Hochzeits-gast

43 Niklaus Kirchberger (1569–1627)1618–1627

Hochzeits-gast

Patin-Ehemann 1600

ZunftgenosseVenner zu Schmieden 1624

44 Kaspar von Graffenried (1574–1627)1618–1626

Schwiegervater 17 Patenkindvater 1600

Mit-Gesandter 1612 Altersgenosse

45 Peter(mann) Haller (1575–1622)1618

Altersgenosse

46 Hans Rudolf Steiger «schw.» (1575–1645)1618 –1619, 1628 –1644

Hochzeits-gast

Altersgenosse

47 Marquard Zehender (1581 –1638)1620 –1624, 1631–1637

Kindspate 1622 Mit-Gesandter 1623

48 Vinzenz Späting (1559 –1624)1621 –1624

49 Beat Fischer (1577–1629)1621–1623, 1627–1628

Kindspate 1628

50 David Fellenberg (1587–1628)1621–1628

Hochzeits-gast

Zunftgenosse

51 Sebastian Im Haag († 1627/29)1622 –1627

Hochzeits-gast

52 David von Büren (1582 –1626)1623 –1625

Hochzeits-gast

Kindspate 1622

53 Michael Freudenreich (1585–1632)1623 –1632

Patenkindvater 1613

Zunftgenosse

54 Beat Ludwig May (1585 –1636)1624 –1636

Hochzeits-gast

Mit-Gesandter 1628

Furrer: Gesellschaftliche Verknüpfungen 71

55 Jakob Bickhart (1577–1630)1625–1629

Kindspate 1628

56 Niklaus Lombach (1583 –1665)1625 –1629, 1636–1665

Hochzeits-gast

57 Beat Ludwig Michel (1580 –1630)1625 –1630

Hochzeits-gast

Zunftgenosse

58 Simon Wurstemberger (1585 –1638 / 39)1625 –1632

Hochzeits-gast

59 Felix Schöni (1583 –1650)1626 –1650

60 Johannes Tribolet (1576 –1628)1627–1628

Altersgenosse

61 Niklaus von Diesbach (1579 –1628)1627–1628

Vetter 18 Junker

62 Johannes Haller (1579 –1648)1628 –1648

Hochzeits-gast

63 Jakob Keller (1568–1628), 1628

64 Hans Rudolf Bucher (1582–1646)1628–1646

Hochzeits-gast

Zunftgenosse

65 Nikolaus Zurkinden (1586–1628)1628

66 Johann Frischherz (1587–1640)1628–1639

Hochzeits-gast

Patenkindvater 1614

Mit-Gesandter 1630–1636 19

Feind 20

67 Niklaus Dachselhofer (1595–1670)1628 –1630, 1634–1669

Hochzeits-gast

Mit-Schultheiss 1636–1651

68 Daniel von Werdt (1575–1635)1629–1635

Altersgenosse

72

69 Burkard Fischer (1588 –1656) 1629–1630, 1637–1656

Hochzeits-gast

70 Johannes Wyss (1588 –1638)1629 –1633

Zunftgenosse

71 Hans Ludwig von Erlach (1595–1650)1629 –1638 21

Cousin 3. Grades 22

JunkerMit-Gesandter 1629

72 Wilhelm Hirz (1573 – um 1650)1629 –1650

73 Hans Rudolf Dubi (1591–1650)1630 –1634, 1643 –1649

Hochzeits-gast

74 Hans Rudolf Willading (1595 –1679)1630 –1678

Vetter 23 Mit-Gesandter 1635, 1637, 1638, 1640–1642, 1644–1648

75 Jakob Koch (1568 –1646)1631–1646

76 Niklaus Kirchberger (1591–1648)1631–1634, 1642–1647

Kindspate 1631 Zunftgenosse

77 Anton von Graffenried (1597–1674)1631–1673

(Nachfolger als Schultheiss 1651)

78 Abraham Jenner «schw.» (1592 –1633)1632

Hochzeits-gast

79 Jakob Gruser (1576 –1650)1633 –1650

Hochzeits-gast

Altersgenosse

80 Samuel Haas (1587 – um 1642)1633 –1642

81 Christoph Fellenberg (1591–1654) 1633 –1635, 1644 – 1654

Zunftgenosse

Furrer: Gesellschaftliche Verknüpfungen 73

82 Hans Sebastian Ryhiner (1594–1648)1634–1638

Hochzeits-gast

83 Johann Rudolf Zeender (1576–1651)1635–1650

ZunftgenosseAltersgenosse

84 Wilhelm von Diesbach (1593 –1664)1635–1636, 1647–1664

Junker

85 Franz Güder (1587–1651)1636 –1651

Hochzeits-gast

Patenkindvater 1614Kindspate 1628

86 Vinzenz Stürler (1592–1670)1636 –1669

87 Daniel Gerwer (1585 –1645)1637–1645

88 Abraham von Werdt (1594–1671)1637–1670

89 Ulrich Bitzius (1584–1658)1638–1646

90 Samuel Freudenreich (1596 –1643)1638–1643

Zunftgenosse

91 [Hans] Rudolf Lando (1584 –1646)1639 –1645

92 Marquard Zehender (1588 –1655)1639 –1654

93 Gabriel von Wattenwyl (1592 –1660)1639 –1660

Hochzeits-gast

Halb-Schwager 24

Junker

94 David Müller (1600 –1667/68)1640 –1642, 1650 –1667

Patenkindvater 1628

95 (Johann) Anton Tillier IV. (1604 –1682)1646 –1648, 1650 –1680

74

96 Samuel Jenner «rot» (1602–1654) 1645–1646

97 Samuel Frisching (1605 –1683)1646–1683

98 Theodor Morlot (1593 –1661)1647–1660

99 Vinzenz Wagner (1606 –1658)1647 –1658

Patenkindvater (J. von Graffenrieds)

Zunftgenosse

100 Abraham Amport (1595 –1660)1648–1655

101 Georg Tribolet (1609 –1662)1648–1652, 1656–1661

102 David von Büren (1614 –1659)1649, 1657–1659

103 Samuel Huser (1599– um 1656)1649–1656

Die 103 Kleinratskollegen und ihre «Verknüpfungen» mit Franz Ludwig von Erlach, 1611–1651.

Was in der Tabelle fehlt, sind Franz Ludwig von Erlachs Freundschaften.25 Diese sind wohl auch eher ausserhalb des Kollegiums der Kleinräte zu suchen, näm­lich im Kreis der Berner Späthumanisten und poetae docti. So zählten zu sei­nen Freunden der Arzt Fabricius Hildanus (1560-1634), der Botaniker Daniel Rhagor (1577–1648) und der Notar Johann Durheim († 1635).26

Von den gut 100 Ratskollegen scheinen nur gerade 15, also etwa jeder siebte, keine nennenswerten Beziehungen ausserhalb des Rats zu Franz Ludwig unter­halten zu haben.27 Vielleicht müsste man vier weitere Ratsherren dazuzählen, die bloss Altersgenossen waren, das heisst, zwischen 1573 und 1576 geboren wurden, was ja nicht zwangsläufig eine spezielle Beziehung mit sich bringt.28 Weitere 17 Ratskollegen treten lediglich als Hochzeits­ oder Nachhochzeitsgäste im August 1613 in Erscheinung.29 Als einer unter vielen an eine Hochzeit ein­geladen zu werden, bedeutete nicht notwendig, dass man mit dem Bräutigam auf engem Fuss stand. Es bleiben somit 67 Ratskollegen oder fast zwei von drei

Furrer: Gesellschaftliche Verknüpfungen 75

Kleinräten, die neben den Ratssitzungen mit Franz Ludwig von Erlach in ir­gendeiner Form – und oft mehrfach – gesellschaftlich verbunden waren, sei es in eher privatem oder eher öffentlichem Rahmen.

Das Gesagte könnte folgenden Schluss nahelegen: Franz Ludwig von Erlach kam zu Macht und Einfluss im Staat, und er verstand es, seine Macht, seine Interessen und seinen Einfluss zu sichern, indem er möglichst viele Mächtige – sprich Ratsherren – gesellschaftlich an sich band, indem er enge Beziehungen zu ihnen suchte, von diesen Beziehungen profitierte und die Ratskollegen ihrer­seits von seiner Macht profitieren liess. Ich bezweifle jedoch, dass dem so war. Daher die zweite meiner drei Fragen: Wie breit und tief war die Basis, auf der Franz Ludwig von Erlach seine soziale Stellung aufbaute und festigte? Mit an­dern Worten: Bevorzugte er die Beziehungen zum engen Kreis der Mächtigs­ten im Staat oder weitete er seine Beziehungen auf weniger Privilegierte aus? Handelte er – im Zeitalter des Klientelismus – als Patron, der möglichst viele und treue Broker (Mittelsmänner) und Klienten um sich scharte? 30

Eine mögliche Antwort auf diese Frage liefert die zahlenmässige Analyse von Franz Ludwig von Erlachs gesellschaftlichen «Verknüpfungen», wobei ich zwischen «endozentrischen» und «exozentrischen» Verknüpfungen unterscheide (s. Tab. 2). «Endozentrisch» nenne ich die Verknüpfungen mit Kollegen des Klei­nen Rats, Verknüpfungen mit Männern innerhalb des Machtzentrums; «exozen­trisch» nenne ich die Verknüpfungen mit Männern ausserhalb des Kleinen Rats, ausserhalb des Machtzentrums. 31

«Verknüpfungen» endo- zentrische

exo- zentrische

333 – namentlich erwähnte – erwachsene männliche Hoch-zeits- und Nachhochzeitsgäste 32 Franz Ludwig von Erlachs und Johanna von Graffenrieds am 30. August 1613

47(14%)

286(86%)

42 männliche Paten von Franz Ludwig von Erlachs getauften – 14 männlichen und 14 weiblichen – Kindern, 1596 –1640

19 33 (45%)

23(55%)

93 Berner Patenschaften Franz Ludwig von Erlachs, 1596 – 1642

6 34

(6,5%)87

(93,5%)

«Endo-» und «exozentrische» Verknüpfungen Franz Ludwig von Erlachs als Ratsherr.

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Porträt Gabriel von Erlach (1639–1673) mit Ehrenkette und Falken. Der Falke ist ein Sinnbild für die Jagd und war ein beliebtes Motiv auf Porträts von Knaben aus adeligen Familien. Anonym, 1643, Öl auf Leinwand, 70 x 53 cm. – Stiftung Schloss Spiez, Foto: Bernhard Strahm.

Furrer: Gesellschaftliche Verknüpfungen 77

1. Unter den 333 – erwachsenen männlichen – Gästen bei Franz Ludwig von Erlachs Hochzeit mit Johanna von Graffenried am 30. August 1613 waren nur 14 Prozent Kleinratskollegen. 2. Von den 42 männlichen Paten der Kinder Franz Ludwig von Erlachs waren hingegen fast die Hälfte, nämlich 19 bzw. 45 Prozent, Kleinratskollegen. 3. Wohl am erstaunlichsten: Nur 6 von 93 Patenkindern Franz Ludwig von Erlachs waren Kinder von Kleinratskollegen.

In diesem Zusammenhang lohnt sich ein kurzer Blick auf den Grossen Rat, den Rat der Zweihundert, die ducentum viri. Wenn man sich für den Kreis der den Staat Bern Regierenden interessiert, darf man die Grossräte nicht (ganz) vergessen, zumal jeder Kleinrat ja immer zuerst ein Grossrat war. Franz Lud­wig von Erlach wurde am 8. April 1596 in den Grossen Rat gewählt. Eine Ta­belle mit den Namen aller Zweihunderter während Franz Ludwigs Amtszeit als Grossrat, Kleinrat und Schultheiss zu erstellen, wäre nicht einfach und äus­serst zeitraubend. Aufschlussreich sind jedoch einmal mehr die Patenschaf­ten,35 und zwar sowohl die Patenschaften von Grossräten für Kinder Franz Ludwig von Erlachs als auch jene Franz Ludwig von Erlachs für Kinder von Grossräten.

Womit wir bei meiner dritten und letzten Frage wären. Mit wie vielen und mit welchen Zweihundertern – in re oder in spe – war Franz Ludwig von Erlach «patenschaftlich» verbunden?

Paten 36 Patenkindväter 37 Taufdatum / Kind

1 Nikolaus Zurkinden (1552–1624), CC um 1585, Ratsherr 1593

29. Oktober 1596Franz Ludwig

2 Johann Weyermann († 1604), CC 1576, Ratsherr 1588

29. Oktober 1596Franz Ludwig

3 Hans Rudolf Sager (1547–1623), CC 1570, Ratsherr 1580, Schultheiss 1597 [= 28]

17. Februar 1598Hans Rudolf

4 Anton Gasser (1532–1605), CC 1560, Ratsherr 1572

17. Februar 1598Hans Rudolf

78

5 Albrecht Manuel (1560–1637), CC 1588, Ratsherr 1591,Schultheiss 1600–1632

4. Februar 1599Christoph

6 Hans Zeender (1532–1618), CC 1576, Ratsherr 1588

4. Februar 1599Christoph

7 Peter Freudenreich (1564–1616), CC 1588, Ratsherr 1599 [= 23]

6. Januar 1600Gabriel

8 Bernhard von Werdt (1574–1643), CC 1596, Ratsherr 1606

6. Januar 1600Gabriel

9 Kaspar von Graffenried (1574 –1627), CC 1596, Ratsherr 1618

25. Mai 1600Franz Ludwig

10 Hans Jakob von Wattenwyl (1571– 1628), CC 1608

17. November 1600Hans

11 Jacob Bucher (1543–1618), CC 1571, Ratsherr 1576

5. Juli 1601Niklaus Ulrich

12 Niklaus Dachselhofer (um 1543–1620), CC 1575, Ratsherr 1581

5. Juli 1601Niklaus Ulrich

13 Vinzenz Dachselhofer (1541–1622), CC 1564, Ratsherr 1583

28. Juni 1602Magdalena

14 Anton von Graffenried (1573–1628), CC 1599,Ratsherr 1611, Schultheiss 1623–1628

4. September 1603Maria

15 Hieronymus Stettler (1558–1625), CC 1581/83, Ratsherr 1596

26. Juni 1604Salome

16 Michael Zeender (1577–1629), CC 1610

25. August 1605Hans Caspar

17 Adrian Knecht (1566–1627), CC 1593, Ratsherr 1612

7. Juni 1607Maria

18 Konrad Zeender (1549–1614), CC 1594, Ratsherr 1596

17. Mai 1610Albrecht

19 Daniel Rhagor (1577–1648), CC 1601

26. Januar 1612Maria

Furrer: Gesellschaftliche Verknüpfungen 79

20 Michael Freudenreich (1585–1632), CC 1612, Ratsherr 1623

28. März 1613Michel

21 Franz Güder (1587–1651), CC 1612, Ratsherr 1636 [= 43]

27. Februar 1614Hans Franz

22 Hans Rudolf von Wattenwyl (1588–1639), CC 1627

23. April 1614Franz Ludwig

23 Peter Freudenreich (1564–1616), CC 1588, Ratsherr 1599 [= 7]

28. Juli 1614Albrecht

24 Hans Späting (1578–1617), CC 1599, Ratsherr 1612

28. Juli 1614Albrecht

25 Johann Jakob Tscharner (1575–1636), CC 1619

11. August 1614Friederich

26 Hans Rudolf Fellenberg (1595–1624), CC 1619

20. Juli 1616Hans Rudolf

27 Franz Güder (1558–1631), CC 1585, Ratsherr 1596

23. Februar 1617Rosina

28 Hans Rudolf Sager (1547–1623), CC 1570, Ratsherr 1580, Schultheiss 1597–1621 [= 3]

28. Dezember 1617Beat Ludwig

29 Glado Weyermann (um 1555–1636), CC 1593, Ratsherr 1608, Schultheiss 1632, 1634

28. Dezember 1617Beat Ludwig

30 Diebold von Erlach (1561–1622), CC 1588, Ratsherr 1606

22. November 1618Dorothea

31 Martin Müller (1583–1655), CC 1612

16. Mai 1619Judith

32 (Hans) Rudolf Horn († 1623), CC um 1595, Ratsherr 1601

3. Oktober 1620Amalia

33 Hans Jakob von Diesbach (1559–um 1627), CC 1591, Ratsherr 1598

13. September 1621Susanna

34 Marquard Zehender (1581–1638), CC 1604, Ratsherr 1620

8. Dezember 1622Hans Franz

80

35 David von Büren (1582–1626),CC 1608, Ratsherr 1623

8. Dezember 1622 Hans Franz

36 Hans Rudolf Bucher (1582–1646), CC 1608

28. Januar 1625Daniel

37 Johann Frischherz (1587–1640), CC 1614, Ratsherr 1628

12. November 1626Daniel

38 Hans Rudolf Stürler (1597–1665), CC 1632

1. November 1627Hieronymus

39 Hans Rudolf Kirchberger (1602–1668), CC 1629, Ratsherr 1656

19. November 1627Elisabeth

40 David Müller «mit Säulen» (1600–1668), CC 1627, Ratsherr 1640

28. April 1628Johannes

41 Jakob Bickhart (1577–1630), CC 1604, Ratsherr 1625

25. Mai 1628Johann Jakob, Zwilling

42 Beat Fischer (1577–1628), CC 1608, Ratsherr 1621–1623

25. Mai 1628Johann Jakob, Zwilling

43 Franz Güder (1587–1651), CC 1612, Ratsherr 1636 [= 21]

25. Mai 1628Beat Ludwig, Zwilling

44 Franz von Bonstetten (1588–1648), CC 1629

9. April 1629Franz Ludwig

45 Niklaus Kirchberger (1591–1648), CC 1619, Ratsherr 1631

31. Juli 1631Johanna Rosina

46 Michael Stettler (1580–1642), CC 1606

9. Februar 1634Albrecht

47 Niklaus Rodt (1598–1651), CC 1624

17. Mai 1635Niklaus

48 Abraham Manuel (1614–1653), CC 1645

27. Oktober 1636Dorothea

49 Johann Matthey († 1657), CC 1645

1. April 1638Franz Ludwig

50 Niklaus Bachmann (1594–1656), CC 1629

8. Juli 1638Franz Ludwig

Furrer: Gesellschaftliche Verknüpfungen 81

51 Daniel Lerber (1569–1648), CC 1596, Ratsherr 1608

5. Januar 1640Gabriel

52 Georg Thormann (1609–1654), CC 1635, Ratsherr 1651

29. Februar 1641Georg

«Zweihunderter» (CC) und Ratsherren als Paten von Franz Ludwig von Erlachs Kindern und als Väter von dessen Patenkindern, 1596–1641.38

Die Antwort ergibt die Zusammenstellung mit 52 Einträgen, wobei drei Män­ner zweimal erscheinen.39 Demnach waren 49 Gross­ oder Kleinräte paten­schaftlich mit Franz Ludwig von Erlach verbunden: 27 waren Paten von Kin­dern Franz Ludwigs und 23 waren Väter, deren Kindern Franz Ludwig Pate stand. Eine Doppelrolle spielte einzig Franz Güder. 40 Unter den 27 Paten von Franz Ludwigs Kindern waren zur Zeit der Taufe 23 bereits Ratsherren,41 und vier bloss Zweihunderter, wobei auch diese später noch in den Kleinen Rat ge­langten.42 Von den 23 Vätern, deren Kindern Franz Ludwig Pate stand, war zur Zeit der Taufe keiner Mitglied des Kleinen Rats. Dreizehn sassen aber be­reits im Grossen Rat; 43 und die zehn übrigen sollten noch Grossräte werden, waren ducentum viri in spe.

Kehren wir zum Kleinen Rat zurück! Das Tagungsthema – «Familieninte­res sen und Machtpolitik» – will es, dass wir uns Franz Ludwig von Erlachs Fa­mi lien angehörige bzw. Verwandte unter seinen Ratskollegen näher anschauen. Was sehen wir?

Mitglieder aus seinem engeren Familienkreis kommen nicht vor. An Verwand­ten zählen wir, Irrtum vorbehalten, nicht mehr als neun, das heisst nur 8,5 Pro­zent aller Ratskollegen (die Nummern 14, 19, 22, 29, 44, 61, 71, 74 und 93). Sechs von ihnen sind mit Franz Ludwig blutsverwandt: ein Cousin ersten Gra­des – Hans Jakob von Diesbach (Nr. 14) –, zwei Onkel dritten Grades – Anton von Erlach (Nr. 19) und Diebold von Erlach (Nr. 22) –, zwei entfernte «Vetter» – Niklaus von Diesbach (Nr. 61) und Hans Rudolf Willading (Nr. 74) – und ein Cousin dritten Grades – Hans Ludwig von Erlach (Nr. 71). Die durch Heirat mit Franz Ludwig Verwandten sind: Johannes Steiger (Nr. 29), ein Schwager und Bruder der ersten Frau Salome Steiger; Kaspar von Graffenried (Nr. 44), der Vater seiner zweiten Frau Johanna von Graffenried und sein Altersgenosse – so­wie der Halb­Schwager Gabriel von Wattenwyl (Nr. 93).

82

Franz Ludwigs wichtigste Bezugsperson unter diesen Verwandten und zugleich der für dessen politische, insbesondere diplomatische Tätigkeit wertvollste In­formant war zweifelsohne der um 20 Jahre jüngere Cousin dritten Grades Hans Ludwig von Erlach, Herr zu Kastelen, Gouverneur von Breisach, General in Frankreich und Staatsrat König Ludwigs XIII.

3. Fazit

Franz Ludwig von Erlach war fähig, in grosser Zahl und mit den verschiedens­ten Menschen, seinesgleichen und rangniedrigeren, Beziehungen zu knüpfen und zu unterhalten. Einen eindrücklichen Beleg dafür liefert auch sein «Haus­buch», das er von 1593 bis 1651 führte. 44

Die Durchsicht der überlieferten Briefe von und an Franz Ludwig von Er­lach fördert in erster Linie Familienangehörige zutage, ebenso nähere und wei­tere Verwandte 45 – darunter besonders die erwähnten Hans Ludwig von Erlach von Kastelen (1595–1650) und Sigmund von Erlach (1614 –1699) 46 –, die eine oder andere Vertrauensperson 47 sowie seine späthumanistischen Freunde, 48 in zweiter Linie verschiedene diplomatische Vertreter fremder Staaten.49

In einer schwach integrierten vormodernen Gesellschaft, die zwischen den Menschen verschiedenen Standes und Ranges zahlreiche Schranken setzte, in einem staatlichen Regime, das die politische Verantwortung ohne demokrati­sche Legitimation in die Hände weniger legte, war es für einen Magistraten nicht einfach, seine Macht und seinen Einfluss auf eine breite und dauerhafte Grund­lage zu stellen. Franz Ludwig von Erlach scheint dies, wiederholter Anfeindun­gen zum Trotz,50 recht gut – wenn nicht sehr gut – gelungen zu sein, dank einer hohen «klientelistischen» und sozialen Kompetenz und vielleicht auch dank Hintanstellung oder nur mässiger Beförderung seiner Familieninteressen zu­gunsten des Gemeinwohls. Ein sicher nicht unvoreingenommenes zeitgenössi­sches Urteil deutet jedenfalls in diese Richtung. 51 In der «Christlichen Traur­ und Trost­Predigt», gehalten am 23. April 1651 «in ansehnlicher und Volckreicher Versammlung», äussert sich der Spiezer Pfarrer Emanuel Weidmann zum Um­gang seines Patrons und Pfarrkindes mit dessen Mitmenschen auf folgende Art:

«Die Oberkeit, alß seine Hoch­geehrte Herren und Mit­Räht, hat Er allzeit hoch respectiert, von denselben ins gemein, und insonderheit, hoch und ehrlich gehalten, geredt und geschrieben: der grossen Ehren, die sie ihm gegönnt, ih­nen offt demütig gedancket: und Gott den Herren ohne underlaß für derselben Heyl, Sägen, Gesundheit, und Wolstand angeruffen.

Furrer: Gesellschaftliche Verknüpfungen 83

Die Underthanen hat Er als ein Vatter geliebet: gern einem jeden, ohne ansehen der Person, gehör gegeben: hitzige Klägten, lange Trölereyen, unnohtwendige Kosten, und dergleichen schädliche Ding, abgeleinet und abgestelt: also daß Er in warheit ein Vatter deß Vatterlands gewesen ist. Wie dann ihr, in dieser Frey­herrschafft Spietz, alß seine Natürlich­ und anerborne Underthanen, sampt der gantzen benachbarten Landschafften, solches Vatter­hertz in allerhand euch fürgefallenen Nohtfällen, an ihme erfahren, und deßwegen den Verlust dessel­ben erst recht ins künfftig zubeklagen Ursach haben werdet.

Der Armen hat Er stäts trewlich Rechnung getragen, und ihnen nach aller gelegenheit geholffen: welches Er auch damit offentlich bezeuget, daß er in sei­nem letsten Willen beyde Spitäl mit einer ansehenlichen Summa vergaabet hat.

Und demnach Er in einem solchen Stand gelebt, da er je nach gelegenheit, mit den frölichen, Hoch­ und Niderstands Persohnen,52 sich auch hat frölich erzeigen müssen: hat er doch allwegen der Bescheidenheit, Erbarkeit, Nüchter­ und Mässigkeit, mit fürsichtiger beobachtung seiner Person und Ampts, sich beflissen: Dieweil ihm unverborgen ware, daß die übermässige Füllerey und Trunckenheit, an einem, der anderen fürstehen solle, ein sehr heßliches und unanstendiges Laster seye, welches ihn zu gebürlicher verrichtung seiner Ge­schäfften untüchtig mache.» 53

Abkürzungsverzeichnis

BBB Burgerbibliothek Bern

CC Zweihunderter, Ducentum vir, Mitglied des Grossen Rats

HBLS Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz (8 Bände)

HLS Historisches Lexikon der Schweiz (13 Bände)

Leu Leu, Hans Jacob, Helvetisches, Eydgenößisches, oder

Schweitzerisches Lexicon (20 Bände)

StABE Staatsarchiv des Kantons Bern

Anmerkungen

1 Die Anmerkungen zu diesem Beitrag mussten aus Platzgründen beschränkt werden. Es fehlen fast alle biografischen Angaben zu den erwähnten Personen und Hinweise auf die einschlägigen Primär- und Sekundärquellen, insbesondere auf die burgerlichen Pfarrbücher: Tauf-, Ehe- und Totenrödel (BBB); Samuel von Werdts «Bernische Pfarrer, 16. bis Anfang 19. Jahrhundert» (StABE, DQ 537); Bernhard von Rodts «Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt

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Bern» (BBB, Mss.h.h.LII.9.1–7); Hans Jacob Leus «Allgemeines Helvetisches, Eydgenößisches, oder Schweitzerisches Lexicon» (Zürich 1747 – 1765, 20 Bände); das HBLS und das HLS. – Eine biografische Skizze Franz Ludwig von Erlachs findet sich in: Erlach, Hans Ulrich von: 800 Jahre Berner von Erlach. Die Geschichte einer Familie. Bern 1989, 170 – 231; im Anhang dieses Werks auch wertvolle genealogische Tafeln. – Eine wichtige zeitgenössische Quelle zum Leben Franz Ludwig von Erlachs ist: Weidmann, Emanuel: Christliche Traur- und Trost-Predigt, anzeigend, wie gläubige Kinder Gottes den zeitlichen Tod bedencken, und was sie davon halten sollen? Uber den seeligen Hinscheid auß dieser Welt weyland deß Wolge- bornen, Gestrengen, Hochgeachten, frommen, fürsichtigen und weisen Herrn, Herrn Frantz Ludwigs von Erlach, Freyherren zu Spietz, Herrn zu Oberhofen, und der löblichen Statt Bern gewesenen Schultheissen. Welcher den 23. Aprilis dieses 1651. Jahrs, in gedachter seiner Freyherrschafft Spietz christlichem Gebrauch nach zur Erden bestattet worden. In an- sehnlicher und Volckreicher Versammlung daselbsten gehalten, und nun auff der Traurenden Begehren zum Truck verfertiget. Bern 1651, 80 S.

2 StABE, (K Bern) B XIII 520: Burgerlicher Taufrodel, Bd. IV, 312, Nr. 4: Taufe vom 2.1.1575. – «Uff lesten tag Christmonat des 1574. Jars hatt sÿ [Ursula von Erlach, geb. von Mülinen] unß aber malen geboren ein sun genampt frantz ludwig und ist sin göttin und gotten gsin frantz von coligni willunt herren Admirals saligen eltester verlasner sun und Abraham von graffenriedt alter gubernator von Aellen und Jungfrouw margret von laval willundt herren von Andelots säligen eliche verlaßne dochter» (BBB, Mss.h.h.XV.71, Nr. 88, [6] ). – Das in der Literatur kolportierte Geburtsjahr 1575 ist falsch.

3 StABE, A II 368: Ratsmanual, Bd. 57, 196f.

4 Im Jahr 1651 war Franz Ludwig von Erlach «nur mehr» alt-Schultheiss (Vice Consul). Siehe StABE, B VII 532, [55].

5 Siehe dazu Furrer, Norbert: Geschichtsmethode. Eine Einführung für Humanhistoriker. 2., überarbeitete und erweiterte Ausgabe. Zürich 2014, 38 – 40.

6 «Der Höchste Gewalt in der Stadt Bern stehet bey dem grossen Raht, der mit Einbegriff des kleinen Rahts genennt wird Räht und Burger der Stadt Bern, zumalen eine alte Ordnung seyn solle, daß dieser grosse Raht niemal minder, als aus 200 Gliedern bestehen solle, wiewol wann er ergänzt ist, derselben Anzahl bis auf 299, aber niemalen auf 300, wegen obiger Benamsung gesetzet wird; doch bleibt die Anzahl nicht allzeit so stark, sondern man läßt nach und nach 80 und mehr Rahts-Glieder etliche Jahr durch absterben, ehe man sie wieder besetzt […]» (Leu III, 167). – «Der kleine Raht absönderlich aber bestehet aus dem regierenden Amt-Schuldheissen, 24 Rahts-Gliedern, und zween sogenannten Heimlichern, und wird auch der tägliche Raht genannt, wie denn selbiger alle Tag, ausert an den Sonn- und Feyer-Tagen besammlet wird, und die sonst täglich vorfallenden Standes-Policey-Civil -Kirchen- &c. Geschäfte, welche nicht vor den grossen Raht oder ein oder die andere sogenannte Cammer oder Commission gehören, behandelt, die Wahlen der Geistlichen bestellet, auch alles das, was dem grossen Raht vorgetragen wird, in ein Vorberahtschlagung nimmet, so daß keine Sach an den grossen Raht gelanget, die nicht zuvor in dem kleinen Raht vorkommen» (Leu III, 169).

7 Der Kleine Rat bestand aus 15 Ratsherren, dem Welschseckelmeister, den Mitgliedern des Geheimen Rats (alt-Schultheiss, vier Venner, Deutschseckelmeister, zwei Heimlicher von Burgern) und dem amtierenden Schultheiss. Siehe HLS II, 264.

8 BBB, Mss. h. h. XV.71, Nr. 3: Lad Rodel uf Hr. Frantz Ludwigs von Erlach, des Rhats der Statt Bern und Frÿherren zu Spietz, unnd Jungfrauwen Johanna von Graffenried Eheversprochnen hochzÿt, angestelt uf den 30. Augsten des 1613. Jars, [21] S.; BBB, Mss. h. h. XV. 71, Nr. 2: Lad Rodell zu des Herren von Spietz [Franz Ludwig von Erlach] Nachhochzÿt 1613, [11] S.

9 Unter die «Altersgenossen» Franz Ludwig von Erlachs (* 31.12.1574) zähle ich die 1573, 1574, 1575 und 1576 geborenen Ratsherren.

Furrer: Gesellschaftliche Verknüpfungen 85

10 Kindspate: Pate von Franz Ludwig von Erlach (1574–1651) und Salome Steiger (1579 –1613) bzw. Johanna von Graffenried (1595–1671).

11 In der Schmiedenzunft.

12 Hans Jakob von Diesbachs Mutter, Magdalena von Erlach († 1577) – Tochter von Franz Ludwigs Grossvater Johann Rudolf von Erlach (1504–1553) und Schwester seines Vaters Hans Rudolf von Erlach (1547–1578) – war eine Tante Franz Ludwigs.

13 Junker bzw. «Wohledelfeste». – Als «Wohledelfeste» galten in Bern sechs Geschlechter: die von Bonstetten, von Diesbach, von Erlach, von Luternau, von Mülinen, von Wattenwyl.

14 Franz Ludwig von Erlachs Urgrossvater, Johann von Erlach (1474–1539), und Anton von Erlachs Grossvater, Diebold von Erlach (1485–1561), waren Brüder.

15 Franz Ludwig von Erlachs Urgrossvater, Johann von Erlach (1474–1539), und Diebold von Erlachs Grossvater, Diebold von Erlach (1485–1561), waren Brüder.

16 Johannes Steiger war ein älterer Bruder von Franz Ludwig von Erlachs erster Ehefrau Salome Steiger (1579 –1613).

17 Johanna von Graffenried (1595–1671), Franz Ludwigs zweite Ehefrau (1613), wurde am 12. September 1595 als Tochter des Kaspar von Graffenried und der Johanna von Luternau († 1595) getauft. – Kaspar von Graffenried heiratete 1596 in zweiter Ehe Katharina von Diesbach (1556–1603), 1604 in dritter Ehe Barbara von Schönau.

18 Niklaus von Diesbachs zweite Ehefrau, Elisabeth von Erlach (* 1586) – Tochter des Hieronymus von Erlach (1552–1591) – war eine Enkelin des Wolfgang von Erlach (1512–1556), eines Bruders von Franz Ludwig von Erlachs Grossvater, Johann Rudolf von Erlach (1504–1553).

19 «Mit Frischherz war er [Franz Ludwig von Erlach] in der kurzen Zeit von 1630 bis 1636 26-mal zu zweit unterwegs, davon je an zwölf Tagsatzungen und evangelischen Konferenzen. Das abrupte Ende der Gesandtschaftstätigkeit von Frischherz fällt mit dessen Wahl ins Amt des Seckelmeisters zusammen, das ihm zum Verhängnis werden sollte.» (Würgler, Andreas: Ein Berner Tagsatzungsgesandter. Franz Ludwig von Erlach (1575–1651). In: Holenstein, André (Hrsg.): Berns mächtige Zeit. Das 16. und 17. Jahrhundert neu entdeckt. Bern 2006, 115).

20 Siehe dazu Fetscherin, Bernhard Rudolf: Der Prozeß des am 5. März 1640 vor dem Rathause in Bern enthaupteten Teutsch-Seckelmeisters Johannes Frischherz. Neu nach den Quellen bearbeitet. Bern, Zürich 1849, 195 S.

21 Herr zu Kastelen, Sohn des Landvogts Rudolf von Erlach (1563 –1617) und der Ursula von Mülinen, CC 1627, Ratsherr 1629, Gouverneur von Breisach, General in Frankreich, Staatsrat Ludwigs XIII., verheiratet mit Margarete von Erlach (1611– 1655).

22 Franz Ludwig von Erlachs Urgrossvater, Johann von Erlach (1474–1539), und Hans Ludwig von Erlachs Urgrossvater, Diebold von Erlach (1485–1561), waren Brüder.

23 Hans Rudolf Willadings Mutter Margarethe von Mülinen (* 1578) war eine Tochter von Franz Ludwig von Erlachs Grossvater mütterlicherseits, Beat Ludwig von Mülinen (1521–1597), und seiner zweiten Ehefrau Anna von Wyngarten; Margarethe von Mülinen war eine Halb-schwester von Franz Ludwig von Erlachs Mutter Ursula von Mülinen (1543 – nach 1586) , Tochter von Beat Ludwig von Mülinens erster Ehefrau Margaretha Nägeli (1527–1576).

24 Magdalena Nägeli, Gabriel von Wattenwyls Mutter, war in erster Ehe mit Johann Steiger (1518–1581) verheiratet gewesen. Ihre Tochter, Salome Steiger (1579 – 1613), war die erste Ehefrau Franz Ludwig von Erlachs.

25 Als zum Feind gewordenen Ratskollegen bezeichne ich Johann Frischherz (Nr. 66).

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26 Zu diesem Kreis gehörte auch der Basler Professor, Theologe, Historiker und Schriftsteller Johann Jakob Grasser (1579 –1627), Franz Ludwig von Erlachs Patenkind. – Siehe dazu den Beitrag von Claudia Engler in diesem Band.

27 Die Nummern 2, 4, 7, 8, 9, 11, 18, 26, 48, 59, 65, 72, 75, 77, 80.

28 Die Nummern 38, 45, 60, 68.

29 Die Nummern 20, 32, 33, 34, 36, 37, 39, 41, 42, 51, 56, 58, 62, 69, 73, 78, 82.

30 Zum «Klientelismus» siehe HLS VII, 275.

31 Das Begriffspaar «endo-/exozentrisch» habe ich der Linguistik entnommen. Siehe Bussmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft. Unter Mithilfe und mit Beiträgen von Fachkollegin-nen und -kollegen. Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage. Stuttgart 1990, 209f., 231.

32 Von ungefähr 737 geladenen Gästen.

33 Nicht inbegriffen: Daniel Lerber (1569 –1648), Ratsherr 1608 –1610, 1618 –1647, als Ehemann der Margaretha von Werdt (1571–1644), Patin der am 7. Juni 1607 getauften Maria, Tochter Franz Ludwig von Erlachs und Salome Steigers; Niklaus Kirchberger (1569 –1627), Ratsherr 1618 –1627, als Ehemann der Veronika von Büren (* 1584), Patin des am 6. Januar 1600 getauften Gabriel, Sohn Franz Ludwig von Erlachs und Salome Steigers.

34 Nicht inbegriffen: Vinzenz Wagner (1606–1658), Ratsherr 1647–1658, als Vater eines am 27. März 1636 getauften Patenkindes – Beat Ludwig – von Johanna von Graffenried.

35 Zu den Patenschaften in Bern siehe «Satzung und Ordnung deß Chor- und Ehegrichts der Statt Bern […]». Bern 1634, 28: «Vom Touff»; Guggisberg, Kurt: Berner Kirchengeschichte. Bern 1958, 277.

36 29 von insgesamt 42 Paten – je 2 – von 14 männlichen und – je 1 – von 14 weiblichen Kindern.

37 23 der 93 Väter von Patenkindern Franz Ludwig von Erlachs.

38 «Zweihunderter», Ducentum viri: Mitglieder des Grossen Rats der Stadt und Republik Bern, zur Zeit der Taufe oder zu einem späteren Zeitpunkt. – Angezeigt ist das Jahr des (ersten) Amtsantritts.

39 Hans Rudolf Sager (Nr. 3 und 28); Peter Freudenreich (Nr. 7 und 23); Franz Güder (Nr. 21 und 43).

40 Franz Güder (Nr. 21 und 43).

41 Einer unter ihnen – Beat Fischer (Nr. 42) – war zum Zeitpunkt der Taufe allerdings nicht mehr Ratsherr.

42 Nämlich: Nr. 8: Bernhard von Werdt (1574–1643), CC 1596, Ratsherr 1606; Nr. 17: Adrian Knecht (1566–1627), CC 1593, Ratsherr 1612; Nr. 35: David von Büren (1582–1626), CC 1608, Ratsherr 1623; Nr. 43: Franz Güder (1587–1651), CC 1612, Ratsherr 1636.

43 Nr. 9, 14, 19, 20, 21, 31, 36, 37, 40, 46, 47, 50, 52.

44 BBB, Mss.h.h.XV.70, Nr. 96, 30–146: Hausbuch [in Bern], 1593–1611; StABE, HA Spiez 91: Hausbuch, 1611–1618; HA Spiez 93: Hausbuch, 1624–1635; HA Spiez 92: Hausbuch, 1635–1651. Es würde sich lohnen, eine Namensliste der Personen zu erstellen, mit denen Franz Ludwig von Erlach als Hausherr, Unternehmer, Freiherr von Spiez und Magistrat tagtäglich «handelte und wandelte».

45 Siehe BBB, Mss.h.h.XV.20, Nr. 1–161: Familienbriefe von Franz Ludwig von Erlach, zu Spiez, 1610–1661.

46 Siehe BBB, Mss.h.h.XV.21, Nr. 1–103: Briefe u. a. von Hans Ludwig von Erlach und Sigismund von Erlach an Franz Ludwig von Erlach, 1629–1649.

Furrer: Gesellschaftliche Verknüpfungen 87

47 Siehe BBB, Mss.h.h.XV.24, Nr. 1–111: Briefe verschiedener Personen an Franz Ludwig von Erlach, 1617–1647.

48 Siehe den Beitrag von Claudia Engler in diesem Band.

49 Siehe z. B. BBB, Mss.h.h.XV.22, Nr. 1– 61; Mss.h.h.XV.23, Nr. 1– 96.

50 Was nicht ausschliesst, dass er verschiedentlich angefeindet und verleumdet wurde. Siehe z. B. BBB, Mss.h.h.XV.27, Nr. 31: «Uffgenomne Kundtschafft, uß bevelch mÿner gn. hn. und Oberen, uff begeren Herren Frantz Ludwigen von Erlachs, Schultheißen der Statt Bernn, mÿnes gnedigen Herren», über das, was Seckelmeister [Johann] Frischherz wider Franz Ludwig von Erlach und den Herrn von Kastelen geredet, 1649, [5] S.; FA von Erlach I 273: «Emanuel Zehnders [Zeender], predicanten zu Gertzensee, vor Rhat gethane Reparation, und darüber ervolgte straff der Remotion», 25.– 27.4.1635, 1 S.

51 Ein weiteres Urteil steht in der satirischen Schrift «Heutelia»: «Der [Kronen-]Wirt [Hippolyt Perret] lobte noch weiters die Consules mit vermelden, daß der einte Nobilis [Franz Ludwig von Erlach] wer auß dem sehr alten Geschlecht der Ralechiorum [Erlach]; und sagt daß es schon ein gute Zeit, daß man die vom Adel wenig mehr zu dem Consulat befürdere. Jedoch hette die Noht erforderet, disen, als der in Standts-Sachen ein fürtreffenlicher Mann ist, dahin zu verordnen.» (Veiras, Hans Franz: Heutelia [1658], hrsg. von Walter Weigum. München 1969, 288, §151).

52 Am Rand: Rom [Brief an die Römer], 12:15.

53 Weidmann (wie Anm. 1), 60f. – Emanuel Weidmann war Pfarrer von Spiez von 1645 bis 1668, danach bis zu seinem Tod im Jahr 1672 zweiter Pfarrer (Kammerer) in Thun.