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Franz Petrak im Alter von 80 Jahren (Aufnahme Irmgard Lohwag)

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Handschrift F. Petraks aus seiner Frühzeit als Botaniker (1911)

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Franz Petrak1886—1973

Von K. H. Rechinger, Wien

Franz Petrak wurde am 9. Oktober 1886 in Mährisch-Weißkirchen— später Hranice genannt — als Sohn des Johann Petrak, Obergärtneran der Oberrealschule dortselbst, geboren.

Die äußeren Lebensumstände Franz Petraks sind bald geschildert.Sein Leben gliedert sich in vier Abschnitte: Der erste Aufenthalt inMährisch-Weißkirchen von der Geburt bis zum Abschluß der Gymna-sialstudien, der erste Wiener Aufenthalt vom Beginn der Universitäts-studien bis zum Ende des ersten Weltkrieges unterbrochen durch denMilitärdienst 1916—1918, der zweite Aufenthalt in Mährisch-Weiß-kirchen bis 1938 und anschließend der zweite Wiener Aufenthalt biszu seinem Lebensende, unterbrochen von einem zehnmonatigem Auf-enthalt in Beltsville, USA., in den Jahren 1950 und 1951.

Viel schwerer fällt es, ein Charakterbild von diesem in jeder Hin-sicht seltsamen Mann zu entwerfen. Die Mehrzahl seiner Wesenzügeläßt sich wohl von einigen Grundeigenschaften ableiten, die ihm inungewöhnlicher Intensität zu eigen waren, nämlich: Drang nach Unab-hängigkeit, Ausdauer, Kompromißlosigkeit, Verschlossenheit und Be-dürfnislosigkeit.

Dem Drang nach Unabhängigkeit bzw. dem daraus resultierendenMangel an Anpassungsfähigkeit ist es in erster Linie zuzuschreiben,daß er den größten Teil seines Lebens Privatmann gewesen ist. Er warinfolge seiner Unfähigkeit sich anzupassen eher geneigt auf einem nachheutigen Begriffen unglaublich niedrigen Lebensstandard zu beharrenals diejenigen Konzessionen zu machen, die nun einmal mit der Aus-übung eines jeglichen Berufes verbunden sind. Seinen Lebensunterhaltwährend der zweiten Weißkirchner Periode erwarb er dadurch, daß erKartoffeln und Gemüse selbst anbaute, zeitweise Kakteen in einemselbst errichteten Glashaus aus Samen für den Verkauf zog, ferner ausden Honoraren für die mykologischen Referate für Just's BotanischenJahresbericht sowie aus dem bescheidenen Erlös aus dem Verkauf vonExsikkaten. Wesentliche Ersparnisse erzielte Petrak dadurch, daß erseinen Sohn Hans in sämtlichen Gegenständen bis zur Matura selbstunterrichtete, auch durch die Vornahme fast sämtlicher häuslicher Ar-beiten und Reparaturen in eigener Regie. Es ist schwer vorstellbar,wann und wie unter diesen Umständen seine zahlreichen, langwierige

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mikroskopische Untersuchungen erfordernden mykologischen Arbeitenzustande gekommen sind, umsomehr, als Petrak nur ein einfachesMikroskop und an Literatur zunächst nur einige Bände von Raben-horst's Kryptogamenflora und der Pilzflora der Mark Brandenburgund etliche Separata zur Verfügung standen. Bezeichnend für denCharakter des Verstorbenen ist übrigens, daß er auch in späterenJahren die Verwendung neuerer technischen Hilfsmittel, ja selbst einerSchreibmaschine oder eines Mikrotoms strikt ablehnte. Hervorragendemanuelle Geschicklichkeit und bis ins hohe Lebensalter scharfe Seh-kraft mit größter Konzentrationsfähigkeit und einem ans Unglaublichegrenzenden Formengedächtnis ermöglichten es Petrak, seine Manu-skripte am Mikroskop direkt ins Reine zu schreiben. Dem Mangel anLiteratur begegnete er durch die Jahrzehnte lang fortgesetzte, enge Zu-sammenarbeit mit H. Sydow, Berlin. Dieser übernahm, für Petrak dieDurchsicht der Literatur in jedem einzelnen Fall, ein umständlichesund zeitraubendes, für den Außenstehenden kaum begreifliches Ver-fahren, bei dem, wie sich oft erst viel später zeigte, Irrtümer undFehler nicht ganz auszuschalten waren. Petrak revanchierte sich durchweitgehende Hilfeleistungen bei den Untersuchungen und Beschreibun-gen für H. Sydow's eigene Arbeiten. Kennzeichnend für die große Treueund Beständigkeit Petrak's ist, daß H. Sydow bis in Petrak's letzteLebensjahre in Gesprächen immer wiederkehrte und daß er der Fort-setzung der von Sydow begründeten „Annales Mycologici" den Namen„Sydowia" gab. Zutiefst betroffen war Petrak, der im Jahre 1925 eineWoche lang in Berlin Sydow's Gast gewesen war, von der Vernichtungder Sammlung und der Bibliothek Sydow's durch Bomben im Novem-ber 1943 und von Sydow's Tod drei Jahre später.

Nach abgelegter Lehramtsprüfung unterrichtete Petrak im Jahre1914 vorübergehend Naturgeschichte, Geographie und Mathematik amGymnasium in Wien IX. Im September 1916 wurde Petrak zum Mili-tärdienst einberufen. Infolge eines Herzfehlers wurde er für nichtfrontdiensttauglich befunden und als Rechnungsunteroffizier verwendet,erst in Strij und Stanislau in Galizien dann 1918 in Albanien. In beidenGebieten legte Petrak während seiner Freizeit reichliche mykologischeSammlungen an. Bei dem überstürzten Rückzug aus Albanien konnteer nur retten, was er selbst tragen konnte. Ohne Zögern entschied ersich für seine Pilzausbeute und ließ einen guten Teil seiner persön-lichen Habe zurück. Während eines Diensturlaubes am 8. Juni 1917heiratete er Josefine Dörfler. Der Ehe entsproß ein einziges Kind, Hans,geboren am 25. 2. 1921, gegenwärtig mit dem Titel Amtsrat am Botani-schen Institut der Universität Wien tätig. Petraks Ehe muß glücklichgewesen sein. Er hatte in früheren Jahren öfters erwähnt, daß er, imFalle seine Frau vor ihm sterben sollte, Selbstmord begehen würde.Diese Absicht hat er zum Glück nicht ausgeführt, sondern er hat seineim Sommer 1969 verstorbene Frau noch mehr als vier Jahre überlebt.

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Obwohl selbst seit vielen Jahren leidend, war ihm seine Frau offenbarseelisch eine große Stütze. Er war auffallend, in welchem Maße Petraksich seit dem Tod seiner Frau zurückzog, sich zusehends vernachlässigte.Auch die Zwiespältigkeit seines Wesens machte sich mehr und mehrgeltend, indem er einerseits über mangelnde Teilnahme seiner Umweltklagte, andererseits jeden Rat und jede Hilfe oft in beleidigend schrof-fer Form zurückwies.

Petrak war von hoher, kräftiger, ebenmäßiger Gestalt. Seineblauen Augen konnten scharf blicken, bekamen aber einen warmenGlanz, wenn etwa von seinem geliebten Hund oder von Pflanzen-kultur die Rede war. Seine Stimme war eher hoch und wirkte in derErregung schrill. In mittleren Jahren hatte er einen weit ausgreifenden,eher leisen Gang, der etwas müde wirkte. Im Grunde genommen mußseine Konstitution sehr kräftig gewesen sein. Ein bedauerlicher Mangelan gesunden Instinkten ließ ihn im Krankheitsfall gewiß zu seinemSchaden an seiner gewohnten Lebensweise bis zum äußersten fest-halten, vor allem an seinen Eßgewohnheiten. Er pflegte nur ein biszwei Hauptmahlzeiten einzunehmen, dabei jeweils große Mengen Erd-äpfel und Gemüse zu genießen, auch als ihm der Arzt wegen seinesMagenleidens zu mehreren kleinen Mahlzeiten geraten hatte. ÄrztlicheHilfe lehnte er überhaupt so lang es nur irgend möglich war, ebensowie jede andere Hilfe ab. Er war nicht zu bewegen Milch zu sich zunehmen, ganz zu schweigen Käse: „Ich esse nichts Verdorbenes!".

Seiner ursprünglichen Anlage nach war Petrak gewiß nicht ein-seitig. Chemie war nach seinen eigenen Äußerungen sein Hauptinte-resse. Daß er schließlich Botanik als Hauptfach und Chemie nur alsNebenfach gewählt hat, soll durch die zu hohen Kosten des Chemie-studiums begründet gewesen sein. Aber auch Geschichte interessierteihn sehr und er hatte in diesem Fach wohlfundierte und ausgedehnteKenntisse. Petrak war aber auch musikalisch; er spielte Geige undschien eine Vorliebe für technisch schwierige Stücke mit virtuosemEinschlag gehabt zu haben. Jahrelang spielte er mit seinem SohnViolinduette. Es ist anzunehmen, daß Petrak auch im GeigenspielAutodidakt war. Seine besondere Liebhaberei waren Uhren. Es tatihm sichtlich weh, eine beschädigte Uhr verkommen zu sehen. Einenderartigen Invaliden wieder in Stand zu setzen, bereitete ihm fastkindliehe Freude. Ein bewundernswertes, vielleicht von seinem Vaterererbtes Geschick hatte er im Kultivieren von Pflanzen. EinigeDutzende z. T. seltene, sonst nicht in Kultur befindliche Kakteen zog erjahrzehntelang an den hofseitigen Fenstern der Botanischen Abteilungdes Naturhistorischen Museums und es gelang ihm, selbst widerwilligeArten fast alljährlich zur Blüte zu bringen.

Petrak hatte bei Richard von Wettstein über den Formenkreis desCirsium eriophorum (L.) Scop. in Europa dissertiert (Bibliotheca Bo-tanica 78 (1972)). Der durch das selbstgewählte Dissertationsthema be-

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stimmten Neigung ist Petrak, der vielen Zeitgenossen nur als Mykologebekannt war, zeitlebens treu geblieben. Nach eigener Aussage hatte ereine umfassende Monographie der Gattung geplant und im Manuskriptweitgehend fertiggestellt. Es war ihm jedoch nicht gelungen, die Typeneiniger, von japanischen Autoren aufgestellter Arten zur Ansicht zuerhalten, daher vernichtete er eines Tages sein Manuskript. Die imBeiheft zum Bot. Centralblatt 27, 2: 207—255 (1910) erschienene aus-führliche Bearbeitung der zentral- und nordamerikanischen Cirsien istdas einzige erhalten gebliebene größere Bruchstück dieser Monographie.Zeugnis für sein nie erlahmendes, aktives Interesse an dieser Gattungist eine Reihe kleinerer in unregelmäßigen Abständen erschienenerArtikel, schließlich die Bearbeitung von Cirsium für die Flora Iranica,deren Manuskript er mir etwa zwei Jahre vor seinem Ableben über-geben hat. Die darin beschriebenen neuen Arten wurden im Anz. derOst. Akad. Wiss. Math.-Nat. Kl. 109; 165—169 (1972) publiziert. Petrakhat während seiner Weißkirchner Zeit auch ein Exsikkatenwerk „Cir-siotheca universa" ausgegeben und gelegentlich seines England-Auf-enthaltes im Jahre 1946 einen wesentlichen Teil der Cirsien im Herbardes British Museums revidiert. Sein Cirsium-Herbar hatte er bis aufgeringe, später an das Wiener Museum gelangte Reste von Weißkirchenaus an das Prager National-Museum verkauft.

Viele Jahre hindurch zeigte Petrak auch lebhaftes Interesse fürdie Gattung Mentha. Seine diesbezüglichen Studien scheinen aber nichtüber die ersten Ansätze und über umfangreiche Materialsammlungenhinausgediehen zu sein. Übrigens hat er Mentha über seinen eigenenWunsch für meine Flora Aegaea in Denkschriften der Akademie derWissenschaften Wien, Math.-Nat. Kl. 105, 1 (1943) bearbeitet.

Als Sammler und Herausgeber von tadellos präparierten Phanero-gamen-Exsikkaten hat Petrak neben der bereits erwähnten Cirsiothecaauch einige Jahre lang eine „Flora Bohemiae et Moraviae exsiccata"herausgegeben. Von seinem Aufenthalt in Nordamerika besonders ausder Umgebung von Beltsville (Maryland) und seiner Fahrt in die RockyMountains hat Petrak auch eine mehre hundert Nummern umfassendePhanerogamen-Ausbeute mitgebracht, die er zumeist selbst bestimmthat. Sie wurde dem Herbar des Naturhistorischen Museums in Wieneinverleibt.

Die Hinwendung zur Mykologie erfolgte nach Petraks eigener Mit-teilung durch einen äußeren Anstoß. Er erhielt 1910 das Pilzherbar desDr. C. A. Eichler, Teplitz-Schönau, und einige Bände von RabenhorstsKryptogamenflora. Daraus resultierten die als Exsikkaten ausgegebe-nen „Fungi Eichleriani". Er gelangte bald zur Erkenntnis, daß imReiche der Kleinpilze, besonders der Askomyzeten und Fungi imper-fecti auch im bezüglich Blütenpflanzen relativ gut bekannten Mittel-europa noch sehr viel zu erforschen wäre. Petraks erste mykologischeArbeit erschien 1914 im 12. Band der Annales Mycologici; sie leitet die

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kaum übersehbare hunderte von Titeln umfassende Reihe von Petraksmykolagischen Artikeln ein. Als Mykologe war Petrak Autodidakt. DieGeisteshaltung eines solchen mit allen Vorzügen und Nachteilen warihm im höchsten Maß zu eigen und blieb es bis an sein Lebensende.Einerseits war er unbeeinflußt von allen wechselnden Lehrmeinungen,Modeströmungen und originell in seinen Beobachtungen, andererseitsvon der Richtigkeit der eigenen Auffassung zutiefst durchdrungen,voreingenommen und unduldsam bezüglich der Meinungen andererForscher und von einem im höheren Lebensalter zunehmenden Starr-sinn.

Die politischen Verhältnisse des Jahres 1938 machten ihm dasWeiterführen seines seit zwanzig Jahren gewohnten Lebens in Mäh-risch-Weißkirchen unmöglich. In den Jahren 1938 bis 1951 war PetrakVertragsbeamter des Wissenschaftlichen Dienstes am Wiener Natur-historischen Museum. Es mag Petrak schwer gefallen sein, im Alter von52 Jahren eine Anstellung anzunehmen, nachdem er — abgesehen voneinen kurzen Intermezzo als Mittelschullehrer in Wien und vom Mili-tärdienst im ersten Weltkrieg — zeitlebens sein eigener Herr gewesenwar. Petrak fiel in seiner Stellung die Betreuung des Kryptogamen-herbars sowie die Ausgabe der „Criptogamae exsiccatae" zu, ferner dasSichten und Bestimmen großer, nach der Pensionierung von Dr. Karlvon Keißler unbearbeitet liegen gebliebenen Pilzkollektionen. Dabeiging er bei den hohen Anforderungen, die er seiner Gewohnheit gemäßan Herbarbelege stellte, sehr rigoros vor. Bezüglich der Qualität vonPilz-Exsikkaten stellte Petrak hohe Ansprüche. Die reichen Erfahrun-gen, die er bereits in früheren Jahren durch Ausgabe seiner persön-lichen Exsikkaten-Werke gesammelt hatte, kamen den vom Natur-historischen Museum ausgegebenen „Cryptogamae exsiccatae" zugute.Er hat die Zenturien 33 bis 47 besorgt, sämtliches auch von anderenSammlern zur Ausgabe eingesandtes Material auf Portionen verteilt,eingekapselt und bei Kleinpilzen auf Reichlichkeit und Entwicklungs-zustand der Belege hin überprüft.

Die personellen Verhältnisse an der Botanischen Abteilung warendamals altersmäßig unkonventionell. Da ich bereits seit 1929 an derBotanischen Abteilung tätig, vom nationalsozialistischen Regime trotzmeiner „politischen Unzuverlässigkeit" als provisorischer Abteilungs-leiter „bis auf weiteres" geduldet war, war ich also formell der Vorge-setzte des um genau zwanzig Jahre älteren Franz Petrak, übrigens einigeJahre lang gleichzeitig auch des um zehn Jahre als ich älteren GeorgCufodontis. Ungeachtet des sozusagen negativen Altersunterschiedesund aller persönlichen Charakter- und Temperamentunterschiedeentwickelte sich bald ein wechselseitiges, freundschaftliches Vertrauens-verhältnis. Zunächst ging trotz Kriegsausbruches die intensive, wissen-schaftliche Tätigkeit an der Botanischen Abteilung noch weiter. ImJahre 1941 wurde ich zum Militärdienst eingezogen, kurz darauf auch

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Cufodontis. Der junge Hydrobiologe Dr. Wolf gang Pichler, der ab 1938kurze Zeit der Botanischen Abteilung zugeteilt gewesen war, war gleichzu Kriegsbeginn eingerückt und bald darauf gefallen. So kam es, daßPetrak als einziger wissenschaftlicher Beamter ab 1943 die von denBehörden angeordnete „Bergung" von Herbarium und Bibliothekorganisieren und durchführen mußte. Unter Bergung war im Falleder Bibliothek deren Abtransport und Aufstellung in den unterirdi-schen, vor Bombenangriffe sicheren Räumen einer Bank im Stadtinnerenzu verstehen, im Fall des Herbariums das Verpacken und Abtranspor-tieren in fünf verschiedene, den Behörden als geeignet erscheinendeSchlösser innerhalb Niederösterreichs. Dieser Aufgabe hat sich Petrakmit Umsicht und Selbstaufopferung unterzogen, ebenso hat er einenwesentlichen Teil der Rückführung der Sammlungen nach Kriegsendedurchgeführt unter Verhältnissen, die heute jedem, der sie nicht selbsterlebt hat, unvorstellbar erscheinen, galt es doch zunächst von dersowjetischen Besatzungsmacht die Beistellung von militärischen Last-wagen zu erreichen, bzw. durch oft wochenlange Verhandlungen dieBeistellung von Eisenbahnwaggons zu erlangen und beim Belad,en undEntladen selbst mitzuhelfen. In Wien angekommen, mußte dann Paketfür Paket händisch die 144 Stufen ins oberste Stockwerk des Museumsgebracht werden, da der Aufzug erst 1958 (!) installiert wurde. DasErtragen von Hunger und Kälte in den letzten Kriegs- und erstenNachkriegsjahren fiel Petrak leichter als vielen anderen, wenigerasketisch veranlagten Personen. Immerhin machte sich schon damalsein merkwürdig zwiespältiger Zug in seinem Wesen geltend indem ernämlich einerseits wegen seines chronischen Herz- und Magenleidens inseiner Lebens- und Ernährungsweise einer Art kaprizierten Anspruchs-losigkeit huldigte, andrerseits aber de facto infolge seiner enormenWillenskraft und Selbstüberwindung immer noch leistungsfähiger warals ein Durchschnittsmensch. Dieser zwiespältige Wesenszug verstärktesich in seinen letzten Lebensjahren in einem Maße, daß es selbst fürseine nächste Umgebung oft kaum möglich war abzuschätzen, wieschlecht jeweils sein körperliches Befinden tatsächlich war oder ob undwie weit er es aggravierte, um sich irgendwelchen wohlgemeinten aberihm unwillkommenen Prozeduren zu entziehen.

Im September 1944 wurde Petrak's Wohnhaus, Wien II., Zirkus-gasse 52 von einer Sprengbombe getroffen. Seine, im zweiten Stock-werk gelegene Wohnung war zwar nur relativ leicht beschädigt, jedochbis lange Zeit nach Kriegsende unzugänglich, da das Stiegenhaus zer-stört war. Während dieser Zeit hatte ich Petrak in der Wohnungmeiner Eltern, die die letzten Kriegs- und ersten Nachkriegs jähre aufdem Lande verbrachten, einquartiert. Petrak hatte zum Glück seineSammlung und Bibliothek bereits vorher in Sicherheit gebracht. Einrelativ bombensicherer, ebenerdiger Depotraum des Museums dienteihm, seiner Frau und seinem geliebten Hund eine Zeitlang als Not-

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quartier und Notlaboratorium., denn seine mykologischen Untersuchun-gen erfuhren kaum eine Unterbrechung. Unmittelbar nach dem Bom-benangriff war seine Hauptsorge, seine Kakteen, die durch den Luft-druck auf die Straße geschleudert worden waren, aus dem Schutt zubergen, von Glassplittern zu befreien und wieder einzupflanzen.

Während der Kampfhandlungen und während des Einzugs derSowjetischen Armee in Wien im April 1945 wohnte Petrak im Mu-seum. Durch seine Kenntnis der tschechischen Sprache konnte er sichmit den Russen notdürftig verständigen. Gewiß ist es mindestensteilweise Petrak zu verdanken, daß das Museum und die wenigendamals dort verbliebenen Personen diese kritischen Tage relativ gutüberstanden haben.

Ende Mai 1945 gelang es Petrak, den Bergungsort Kleinhöfleinim nördlichen Niederösterreich wieder aufzusuchen. Dort mußte erfeststellen, daß einige Wochen nach Beendigung der Kampfhandlun-gen in dem Schloß, in dem ein Teil des Museumsherbars eingelagertwar, Feuer ausgebrochen war. Der größere der beiden Bergungs-räume war vollständig ausgebrannt und etwa 2000 Faszikel Mono-kotyledonen und Monochlamydeen waren vernichtet. Aus der Art,wie Petrak mir später über diese Katastrophe berichtete, konnte manschließen, wie tief ihn der Anblick der Vernichtung erschüttert hat.

Meine persönliche Bekanntschaft mit Petrak reicht bis in dieMitte der dreißiger Jahre zurück. Gegen Ende des Schuljahres pflegteer seinen Sohn Hans jeweils zum Ablegen der Jahresschlußprüfungam Gymnasium nach Wien zu begleiten und bei dieser Gelegenheitdie Botanische Abteilung des Naturhistorischen Museums zu besuchen.

In den ersten Jahren seines zweiten Wiener Aufenthaltes habe ichPetrak mehrfach auf Sammelexkursionen begleitet. Er hat mich immerwieder angeregt, auf meinen Reisen neben Phanerogamen auchPilze zu sammeln. Er hat mein Augenmerk einerseits auf Wirtspflan-zen gelenkt, die erfahrungsgemäß oft verschiedenartige Pilze beher-bergen, andrerseits veranlaßt, auf eventuellen Pilzbefall bei „seltenen",wenig verbreiteten oder wenig auffälligen Blütenpflanzen zu achten.Als eifrigen und erfahrenen Pilzsammler waren ihm zahllose öko-logische und phänologische Tatsachen selbstverständlich, die wohl kaumjemals schriftlich niedergelegt worden sind, obwohl sie in mehrfacherHinsicht höchstes Interesse beanspruchen.

In den Kriegs- und Nachkriegs jähren, wie überhaupt in denletzten Jahrzehnten seines Lebens fand Petrak im Durchmustern vonumfangreichen Phanerogamenkollektionen auf Pilzbefall hin einengewissen Ersatz für eigene Exkursionen und Reisen. So hat er meinegesamten Phanerogamenausbeuten aus dem Flora Iranica-Gebiet ausden Jahren 1937, 1948, 1956/57 und 1962 ganz und die aus den Jahren1965 und 1967 wenigstens teilweise auf besonders ergiebige Gattun-gen hin, durchmustert, auch einen wesentlichen Teil meiner Grie-

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chenland-Ausbeuten. Als besonders ergiebig erwiesen sich im Orientdie zahlreichen Halbsträucher aus verschiedenen Pflanzenfamiliensowie Astragalus-Arten mit verdornenden, mehrere Vegetationspe-rioden hindurch erhalten bleibenden Blattrippen, besonders solche, dieaus schneereichen und dadurch bis in die wärmere Jahreszeit hineinfeuchteren Lagen stammen.

Über seinen Aufenthalt in Beltsville, Maryland von 1. April 1950bis 2. Februar 1951 verdanke ich neben Petrak's eigenen, nicht sehrausführlichen Erzählungen ergänzende Mitteilungen Herrn Dr. J. A.Stevenson und Miss Muriel O'Brien. Der Aufenthalt wurde überAntrag von Dr. C. L. Shear durch die American Philosophical Societyof Philadelphia finanziert. Petraks Aufgabe war eine doppelte: Ein-mal sollte er die tausende von Exemplaren umfassenden, von Shearund anderen Sammlern in den Vereinigten Staaten, Cuba, Hawaiiund teilweise auch in Europa zusammengebrachten Pilzkollektionenbestimmen, andrerseits die ursprünglich gemeinsam mit H. Sydowgeplante Synopsis der Askomyzeten und Fungi Imperfecti fördern undwomöglich abschließen. Die erste Aufgabe hat er weitgehend erfüllt.Als ich zufällig etwa zwei Jahre nach Petraks Abreise aus Belts-ville dort einen Tag verbrachte, waren alle noch unter dem Eindruckvon Petraks fast unmenschlichem Arbeitseifer und Fleiß. SichtbarenNiederschlag fand seine Tätigkeit in einer langen Reihe von Artikeln,die in den Jahren 1951 und 1952 und teilweise auch noch später inder ,,Sydowia" erschienen sind. Der zweiten Aufgabe diente vor allemdie Revision einer großen Anzahl von Typen. Zu einer Zusammen-fassung ist es jedoch trotz des Zuspruchs von vielen von Petraksengeren Fachkollegen nicht gekommen. Hier machten sich PetraksSchwäche in der Synthese geltend. Mir gegenüber äußerte Petrakauf mein Drängen wiederholt, es hätte gar keinen Sinn eine Synopsisanzustreben, bevor er nicht alle in Betracht kommenden Typen revi-diert hätte; dies sei aber praktisch unmöglich. Überdies vertrat er dieMeinung, daß überhaupt erst ein zu geringer Bruchteil der Kleinpilzebekannt wäre als daß sich eine Zusammenfassung lohnen würde.Auch den von mir geäußerten Wunsch, wenigstens eine Art Führerdurch das Dickicht seiner Einzelveröffentlichungen zu verfassen, lehnteer als lächerlich ab. Dennoch glaubte Petrak bisweilen, daß seineAuffassungen und Interpretationen nicht genügend beachtet würden.Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, daß Petraks gewaltigesmykologisches Lebenswerk, von einzelnen Ansätzen abgesehen, man-gels eines weiteren Rahmens aus einer fast ameisenhaft anmutendenAnhäufung von sorgfältigen Einzelfunden besteht.

Es ist nicht leicht, sich Petraks tägliches Leben im fremdspra-chigen Ausland vorzustellen. Latein und Altgriechisch dagegen war ihmvom Gymnasium her zeitlebens geläufig. Unzähligen Mykologen hater durch Übersetzen oder Korrigieren ihrer lateinischen Pilzbeschrei-

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bungen wertvolle Dienste geleistet. Wohl war Petrak einigermaßenimstande englischsprachige Fachliteratur zu benützen, aber er konntenicht eigentlich Englisch sprechen oder verstehen und es war ihm,obwohl er es als Tatsache widerwillig zur Kenntnis nehmen mußte,niemals recht begreiflich zu machen, warum die gleichen Lautzeichenin verschiedenen Sprachen verschieden ausgesprochen werden. EinzelneHerren, die Deutsch konnten, besonders Dr. Diehl, Dr. Drechsler undDr. Steiner fungierten in Beltsville zeitweise als Dolmetscher. Petrakwohnte bei Dr. Archer vier Meilen von Beltsville entfernt und benutztetäglich den Autobus.

Der persönliche Eindruck, den Petrak hinterließ, war anschei-nend etwas zwiespältig. Völlig einmütig war lediglich die Meinungüber seine ungeheure Arbeitsintensität. Bei der Mehrzahl der Per-sonen galt Petrak als scheu aber freundlich und gutmütig. Manbemerkte zeitweise sogar Sinn für Humor; bei anderen überwog derEindruck der Zurückhaltung, ja Verschlossenheit. Den Höhepunkt desamerikanischen Aufenthaltes bildete in mancher Hinsicht wohl PetraksBesuch bei seinem Freund Dr. G. F. Brenkle in Mellette, North Dakotaund anschließend eine Rundfahrt durch Wyoming und Colorado unddie Teilnahme an der Sommertagung der Mycological Society ofAmerica in den Medicine Bow Mountains bei Laramie, Wyoming, vom7.—11. August 1950. Hier traf er mit zahlreichen amerikanischenMykologen zusammen. Besonders Prof. W. G. Solheim nahm sichPetrak's in freundschaftlich hilfreicher Weise an.

Dadurch, daß Petrak erst im Alter von 52 Jahren in den Staats-dienst eingetreten ist, mußte er zeitlebens Vertragsbeamter bleiben,konnte nicht pragmatisiert werden und kam nicht in den Genuß einerPension. Alle Bemühungen um eine Ausnahmsregelung blieben erfolg-los. Es gelang mir jedoch, nachdem Petrak im Jahre 1951 die Alters-grenze erreicht hatte und aus dem aktiven Staatsdienst geschieden war,für ihn eine sogenannte Gnadenpension zu erwirken. Überdies warer bis zu seinem Lebensende im Genuß eines alljährlich verlängertensogenannten Forschungsstipendiums. Im Jahre 1967 gelang es mir,sein umfangreiches Pilzherbar, das er aus Mährisch-Weißkirchen mit-gebracht hatte, für das Wiener Naturhistorische Museum anzukaufen.Er hätte somit in seinen letzten Lebensjahren reichlich Gelegenheit ge-habt, seine Lebensumstände wesentlich zu verbessern. Seine verkrampf-te Haltung und seine Unfähigkeit, mit materiellen Werten umzugehen,verhinderten ihn, sich etwas zu vergönnen. Alle Vorstellungen seinerAngehörigen und Freunde blieben vergeblich. Ja sogar auf meinefreundschaftliche Beziehung zu ihm fiel ein Schatten, da er die mit derAnnahme der Kaufsumme verbundene Verpflichtung, seine Sammlun-gen ratenweise dem Museum zu übergeben, offenbar als einen ihmlästigen Zwang empfand.

Obwohl Petrak niemals ein akademisches Lehramt innegehabt

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oder auch nur angestrebt hat, war er doch fallweise bereit von seinenKenntnissen mitzuteilen. In einem der ersten Jahre nach dem zweitenWeltkrieg verbrachte der Schweizer Mykologe J. A. von Arx ein Jahrin Wien, um sich unter Petrak's Anleitung weiter zu bilden. Derverstorbene Kurt Lohwag jun. war in engem persönlichen Kontaktmit Petrak und Harald Riedl hat von ihm viele wertvolle Hinweiseund Anregungen empfangen. Zeitweise hielt Petrak einmal wöchent-lich nachmittags in der Botanischen Abteilung des NaturhistorischenMuseums im engsten Kreis mykologische Kurse ab, an denen u. a.Josef Weindlmayr und Frau Dr. Gläser teilnahmen.

Viel Mühe und Zeit widmete Petrak der „Sydowia", der Fort-setzung der von seinem 1946 verstorbenen Freund H. Sydow heraus-gegebenen „Annales Mycologici". Das wesentliche Motiv der Heraus-gabe dieser Zeitschrift war wohl, daß er auf diese Weise für seineanfänglich sehr zahlreichen eigenen Artikel in Form und Inhalt nichtder Kritik anderer Personen unterworfen war. Auch hätte sich kaumdie Redaktion einer anderen Zeitschrift bereitgefunden, Petraks durch-aus handgeschriebene Manuskripte zur Publikation anzunehmen. Tat-sächlich hatte die „Sydowia" in den ersten Nachkriegsjahren als die imdeutschen Sprachraum damals einzige, vorwiegend die mykologischeSystematik pflegende, internationale Zeitschrift eine wichtige Funk-tion. Später allerdings, als Petraks eigene Produktion nachzulassenbegann und als auch andere Zeitschriften als Konkurrenten auftraten,war es zeitweise schwierig, geeignete Mitarbeiter zu finden. Auchergaben sich durch die altersbedingte Schwäche in der Redaktionund durch Verzögerungen im Erscheinen gewisse Schwierigkeiten, diesich Petrak sichtlich sehr zu Herzen nahm. Es ist zu hoffen, daß dieseZeitschrift unter dem neuen Redaktionskomitee einen neuen Auf-schwung nehmen wird.

Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, daß Petraks Sehkraft wäh-rend seiner allerletzten Jahre rapid abnahm. Bei seinen letztenmykologischen Arbeiten hat ihm teils sein Sohn, teils die Witwe desMykologen Kurt Lohwag, Frau Irmgard Lohwag beim Mikrosko-pieren Hilfe geleistet. Trotz dieser aufopfernden Hilfe ist diesen Arbei-ten gegenüber eine kritische Einstellung am Platz.

In seinen letzten Lebensjahren ist Petrak immer seltener insMuseum gekommen. Er mußte per Auto abgeholt werden und konntesich infolge hochgradigen Muskelschwundes nur gestützt mit größterMühe fortbewegen. Seine Sehkraft hatte in einem solchen Maß abge-nommen, daß er eine unmittelbar gegenüberstehende Person nicht mehrerkennen konnte. So war der Tod, der ihn an seinem 87. Geburtstagereilte, in vieler Hinsicht eine Erlösung; vor allem war ihm die zu-nehmende Abhängigkeit von der Hilfe anderer unerträglich und erwollte seine große Schwäche nicht zugeben. Geistig ist er jedoch, wasdie Mykologie anbelangt, bis zum Schluß klar geblieben.

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