Fuehren jenseits der routine thesen

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Führen jenseits der Routine. (1) Ausnahmesituationen machen klar, was Führung immer schon ist: Handeln unter Risiko. (2) Sowohl strukturelle Routinen, verankert in Regeln und Prozessen, als auch kulturelle Routinen in Formen der Zusammenarbeit und Kommunikation sind lebenswichtige Qualitäten von Organisationen. Sie reduzieren Komplexität und erzeugen Systemvertrauen. (3) Gedankenlos und im falschen Moment angewandt, können Routinen großen Schaden anrichten. Gefahr droht dabei von drei Seiten: a) Abschottung aufgrund der Denkweise „Ich schaffe das schon alleine!“, b) Wirklichkeitsblindheit durch Verkennung gefährlicher Situationen und c) eine „Vertoolung“, die bei Entscheidungen zu Verantwortungsdiffusion und pluralistischer Ignoranz führt. (4) Gerade in Ausnahmesituationen profitieren Führungskräfte sehr von Mustern und Standards. Im ersten Schritt helfen sowohl eindeutige Ablauf und Verhaltensregeln („Steh still und sammle dich!“ „Wer tut was, wenn…“) als auch klar definierte Kommunikationsprozesse („Wer muss mit wem zu welchem Zeitpunkt dann worüber sprechen“). Solche Routinen zweiter Ordnung, die vorab festgelegt und eingeübt sein müssen, ermöglichen die Hinwendung zur konkreten Situation, erleichtern Entscheidungen und vereinfachen Abläufe. (5) In Ausnahmesituationen gilt es für Führungskräfte, blinden Aktionismus zu unterbinden und folgenden Dreischritt zu durchlaufen: 1) wahrnehmen – gerade im anfänglichen Chaos, aber auch zur Revision eingeschlagener Lösungswege; 2) bewerten unter Einbeziehung möglichst vieler Perspektiven und mit dem Mut zur Entscheidung; 3) handeln – umsichtig, angstfrei und konsequent. Dieser Dreischritt muss mehrfach durchlaufen werden, um Handlungsfolgen erkennen und ggf. Änderungen vornehmen zu können. (6) Wichtig für jede Organisation und jeden Einzelnen ist es, die eigene „rote Zone“ zu kennen und für den Ernstfall – das Führen jenseits der Routine – vorbereitet zu sein. Hilfreich dafür sind faire Reviews von kritischen Ereignissen, wo es gerade noch einmal gut gegangen ist, sowie Räume zum Probehandeln, um im Ernstfall nicht unvorbereitet dazustehen. (7) Es ist die Aufgabe von Führung diesseits der Ausnahmesituation, mit dem äußerst Unwahrscheinlichen, ja mit dem Unvorstellbaren zu rechnen. Dafür muss es Freiräume zum Phantasieren und ein Denken in Szenarien geben, das nicht immer bereits nach Lösungen schielt. (8) Führung hat die Aufgabe zu verhindern, dass Routinen sich zum Selbstzweck entwickeln und die Organisation blind, träge und entwicklungsunfähig machen. Daher gilt es, 1. bestehende Routinen für den Normal und Ausnahmefall fortlaufend zu hinterfragen, und 2. das Einschlafen oder Blockadehandeln der AllzuRoutinierten zu verhindern. Routinen, die sich als entwicklungshemmend oder gar gefährlich erweisen, indem sie trügerische Handlungssicherheiten begünstigen, müssen entlernt werden.

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Führen  jenseits  der  Routine.    

(1) Ausnahmesituationen  machen  klar,  was  Führung  immer  schon  ist:  Handeln  unter  Risiko.    (2) Sowohl   strukturelle   Routinen,   verankert   in   Regeln   und   Prozessen,   als   auch   kulturelle  

Routinen   in   Formen   der   Zusammenarbeit   und   Kommunikation   sind   lebenswichtige  Qualitäten  von  Organisationen.  Sie  reduzieren  Komplexität  und  erzeugen  Systemvertrauen.    

(3) Gedankenlos   und   im   falschen   Moment   angewandt,   können   Routinen   großen   Schaden  anrichten.  Gefahr  droht  dabei  von  drei  Seiten:  a)  Abschottung  aufgrund  der  Denkweise  „Ich  schaffe   das   schon   alleine!“,   b)   Wirklichkeitsblindheit   durch   Verkennung   gefährlicher  Situationen   und   c)   eine   „Vertoolung“,   die   bei   Entscheidungen   zu   Verantwortungsdiffusion  und  pluralistischer  Ignoranz  führt.    

(4) Gerade  in  Ausnahmesituationen  profitieren  Führungskräfte  sehr  von  Mustern  und  Standards.  Im   ersten   Schritt   helfen   sowohl   eindeutige   Ablauf-­‐   und   Verhaltensregeln   („Steh   still   und  sammle   dich!“   „Wer   tut   was,   wenn…“)   als   auch   klar   definierte     Kommunikationsprozesse  („Wer   muss   mit   wem   zu   welchem   Zeitpunkt   dann   worüber   sprechen“).   Solche   Routinen  zweiter   Ordnung,   die   vorab   festgelegt   und   eingeübt   sein   müssen,   ermöglichen   die  Hinwendung  zur  konkreten  Situation,  erleichtern  Entscheidungen  und  vereinfachen  Abläufe.  

(5) In  Ausnahmesituationen  gilt  es  für  Führungskräfte,  blinden  Aktionismus  zu  unterbinden  und  folgenden  Dreischritt  zu  durchlaufen:  1)  wahrnehmen  –  gerade  im  anfänglichen  Chaos,  aber  auch   zur   Revision   eingeschlagener   Lösungswege;   2)   bewerten   –   unter   Einbeziehung  möglichst   vieler   Perspektiven   und  mit   dem  Mut   zur   Entscheidung;   3)   handeln   –   umsichtig,  angstfrei   und   konsequent.   Dieser   Dreischritt   muss   mehrfach   durchlaufen   werden,   um  Handlungsfolgen  erkennen  und  ggf.  Änderungen  vornehmen  zu  können.  

(6) Wichtig  für   jede  Organisation  und   jeden  Einzelnen   ist  es,  die  eigene  „rote  Zone“  zu  kennen  und  für  den  Ernstfall  –  das  Führen  jenseits  der  Routine  –  vorbereitet  zu  sein.  Hilfreich  dafür  sind   faire   Reviews   von   kritischen   Ereignissen,  wo   es   gerade   noch   einmal   gut   gegangen   ist,  sowie  Räume  zum  Probehandeln,  um  im  Ernstfall  nicht  unvorbereitet  dazustehen.  

(7) Es   ist   die   Aufgabe   von   Führung   diesseits   der   Ausnahmesituation,   mit   dem   äußerst  Unwahrscheinlichen,  ja  mit  dem  Unvorstellbaren  zu  rechnen.  Dafür  muss  es  Freiräume  zum  Phantasieren   und   ein   Denken   in   Szenarien   geben,   das   nicht   immer   bereits   nach   Lösungen  schielt.    

(8) Führung  hat  die  Aufgabe  zu  verhindern,  dass  Routinen  sich  zum  Selbstzweck  entwickeln  und  die  Organisation  blind,  träge  und  entwicklungsunfähig  machen.  Daher  gilt  es,  1.  bestehende  Routinen   für   den   Normal-­‐   und   Ausnahmefall   fortlaufend   zu   hinterfragen,   und   2.   das  Einschlafen   oder   Blockadehandeln   der   Allzu-­‐Routinierten   zu   verhindern.   Routinen,   die   sich  als   entwicklungshemmend   oder   gar   gefährlich   erweisen,   indem   sie   trügerische  Handlungssicherheiten  begünstigen,  müssen  ent-­‐lernt  werden.