Fulminantes Federgewicht - Frankonia · 2019. 4. 15. · Fulminantes Federgewicht Ob im...

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Fulminantes Federgewicht Ob im Automobilbau oder der Luftfahrtindustrie – Gewichtsreduzierung ist immer ein Thema. Da macht die Waffenwelt keine Ausnahme und der finnische Hersteller Sako offeriert speziell für die Jagd im Gebirge eine extrem leichte Büchse. Wir haben die Sako 85 Carbonlight in .300 Win. Mag. getestet. S ako (Suojeluskuntain Ase- ja Ko- nepaja Osakeyhtiö; Waffen- und Maschinenfabrik der zivilen Schutz- truppe) wurde 1921 in Helsinki gegründet und sechs Jahre später nach Riihimäki verlegt, wo das Unternehmen heute noch ansässig ist. Seit 2002 gehört der renom- mierte, skandinavische Gewehrhersteller zur großen Beretta Holding Firmengruppe und man produziert im Jahr über 118.000 Gewehre (2016). Aufgrund von sechs un- terschiedlichen Systemgrößen, einer Vielzahl von Schaftformen und Materialen (Holz, Kunststoff, Schichtholz) und ver- schiedenen Laufkonturen offeriert Sako eine breitaufgestellte Gewehrpalette. Handgefertigter Karbonschaft Dieses junge, elegante Gewehr in Leichtbau- weise wiegt nackt 2,9 kg und bringt bestückt mit Sako „Optilock“-Montage und Steiner Ranger 4-16x56-Zielfernrohr einsatzberei- te 3,9 kg auf die Waage. Der auf den ersten Blick markante Schaft aus karbonfaserver- stärktem Kunststoff ist in erster Linie für dieses Fliegengewicht verantwortlich. Der Verbundwerkstoff besteht aus einer synthe- tisch geschaffenen Kohlenstofffaser, die in einer Kunststoffmatrix (in der Regel Epoxid- harz) eingebettet ist. Der Vorteil dieser Fa- ser: sehr geringes Gewicht, extreme Tempe- raturbeständigkeit, hoch belastbar und sehr steif. Kohlefaser ist teuer und aufwendig in der Verarbeitung. Häufig wird die Herstel- lung eines CFK-Teils mit Spritzgusstechnik verwechselt. Doch das Herstellungsverfah- ren läuft anders ab. Die Backform heißt im Fachjargon Lami- nierwerkzeug. Damit ist die Form gemeint, die durch intensive Bearbeitungsschritte einer Aluminium-Knetlegierung die nöti- ge Negativform der Schafthälften liefert. Eine polierte Oberfläche erleichtert das Entformen der Teile. Robotergesteuert wurden vorher die nötigen Zuschnitte aus einer Stoffbahn aus Kohlenstofffasern, eingebettet in Epoxidharz, exakt heraus- geschnitten und beschriftet. Diese Zu- LANGWAFFEN Sako M85 Carbonlight in .300 Winchester Magnum 52 caliber 2/2019

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Fulminantes FedergewichtOb im Automobilbau oder der Luftfahrtindustrie – Gewichtsreduzierung ist immer ein Thema. Da macht die

Waffenwelt keine Ausnahme und der finnische Hersteller Sako offeriert speziell für die Jagd im Gebirge

eine extrem leichte Büchse. Wir haben die Sako 85 Carbonlight in .300 Win. Mag. getestet.

Sako (Suojeluskuntain Ase- ja Ko-nepaja Osakeyhtiö; Waffen- und Maschinenfabrik der zivilen Schutz-

truppe) wurde 1921 in Helsinki gegründet und sechs Jahre später nach Riihimäki verlegt, wo das Unternehmen heute noch ansässig ist. Seit 2002 gehört der renom-mierte, skandinavische Gewehrhersteller zur großen Beretta Holding Firmengruppe und man produziert im Jahr über 118.000 Gewehre (2016). Aufgrund von sechs un-terschiedlichen Systemgrößen, einer Vielzahl von Schaftformen und Materialen (Holz, Kunststoff, Schichtholz) und ver-schiedenen Laufkonturen offeriert Sako eine breitaufgestellte Gewehrpalette.

Handgefertigter Karbonschaft

Dieses junge, elegante Gewehr in Leichtbau-weise wiegt nackt 2,9 kg und bringt bestückt mit Sako „Optilock“-Montage und Steiner Ranger 4-16x56-Zielfernrohr einsatzberei-te 3,9 kg auf die Waage. Der auf den ersten Blick markante Schaft aus karbonfaserver-stärktem Kunststoff ist in erster Linie für dieses Fliegengewicht verantwortlich. Der Verbundwerkstoff besteht aus einer synthe-tisch geschaffenen Kohlenstofffaser, die in einer Kunststoffmatrix (in der Regel Epoxid-harz) eingebettet ist. Der Vorteil dieser Fa-ser: sehr geringes Gewicht, extreme Tempe-raturbeständigkeit, hoch belastbar und sehr

steif. Kohlefaser ist teuer und aufwendig in der Verarbeitung. Häufig wird die Herstel-lung eines CFK-Teils mit Spritzgusstechnik verwechselt. Doch das Herstellungsverfah-ren läuft anders ab.Die Backform heißt im Fachjargon Lami-nierwerkzeug. Damit ist die Form gemeint, die durch intensive Bearbeitungsschritte einer Aluminium-Knetlegierung die nöti-ge Negativform der Schafthälften liefert. Eine polierte Oberfläche erleichtert das Entformen der Teile. Robotergesteuert wurden vorher die nötigen Zuschnitte aus einer Stoffbahn aus Kohlenstofffasern, eingebettet in Epoxidharz, exakt heraus-geschnitten und beschriftet. Diese Zu-

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schnitte werden „Prepregs“ genannt. Eine Software platziert die Teile so, dass der Verschnitt des teuren Materials möglichst gering ausfällt. Da Kohlenstofffasern in Faserrichtung eine wesentliche höhere ex-treme Festigkeit aufweisen als quer dazu, wird vorher am Rechner exakt durch Simu-lation berechnet, welchen Belastungen der Schaft ausgesetzt ist. Als Ergebnis daraus ergibt sich ein sogenannter „Verlegeplan“. Dieser gibt vor, an welcher Position und in welcher Ausrichtung die jeweilige Lage durch den Werker platziert werden muss. Nur so können die gestellten Eigenschaf-ten erreicht werden. Die Positionierung der Lagen entscheidet letztendlich über die Festigkeit des Schaftes. Da die Hauptbe-lastungsrichtung im Schaft gerichtet und defi niert ist, kann durch die Wahl der La-gen die Steifi gkeit gegenüber Stahl um bis 200% erhöht werden, ohne dabei merklich an Gewicht zuzulegen. Jeder Karbonschaft ist somit eine arbeitsintensive Handarbeit. Beim Laminieren ist streng darauf zu ach-ten, dass keine Luftblasen eingeschlossen werden. Sie würden die Bindung der Mat-rix an die Faser enorm stören und somit die Steifi gkeit stark reduzieren. Zudem kann sich Luftfeuchtigkeit in den Blasen bilden, die bei niedrigen Temperaturen gefrieren kann. Dies hat Risse zur Folge. Schlussend-lich wird dann die Form samt den getränk-

Elegante Leistungsstärke: Die Sako M85 Carbonlight mit Karbonschaft, Sako-Montage und Steiner Ranger 4-16x56-Zielfernrohr in .300 Winchester Magnum. Der Schaft fühlt sich selbst bei tiefen Minustemperaturen noch angenehm „warm“ an.

Der Schaft wurde in Handarbeit hergestellt. Der Rückstoßstollen des Systems stützt sich in einem Stahlblock ab, der wiederum sein Widerlager im Schaft fi ndet.

Das System wird mit Schrauben im Schaft arretiert. Sie fi xieren auch die Abzugsbügel/Magazinschacht-Einheit. 53 c

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ten Lagen in einem Ofen, dem Autoklaven, bei Unterdruck und Wärme gebacken. Nach dem Abkühlen werden die Trennnähte ver-putzt. Weiterhin wird nur per Hand an den Schafthälften gearbeitet. Kanten werden egalisiert, Oberfl ächen feinstgeschliffen und die Schaftkappe angebracht. Der für Rechts- und Linkshänder geeignete Sako 85 Carbonlight-Schaft wiegt gerade ein-mal 592 Gramm. An der Unterseite des Hinter- als auch des Vorderschaftes wur-den die Riemenbügelbasen eingeschraubt. Der Rückstoßstollen des Systems greift in einen Stahlblock, der sich wieder-um mit einem Block im Schaft ab-

stützt. Die Struktur des Karbons fügt sich harmonisch in den Gesamteindruck der rostträgen Büchse ein. Aufgrund des Her-stellungsprozesses des Schaftes muss eine Fischhaut entfallen. Wer dennoch die Grif-fi gkeit erhöhen möchte, kann zu Skate-boardtape greifen. Egal ob Hitze oder Käl-te, die Haptik des Schaftes begeistert. Der Handballen wurde beidseitig ergonomisch ausgeformt und füllt die Hand gut aus. Der Pistolengriff ist sehr lang ausgeführt, bleibt aber im Winkel einem Standardgriff

treu. Auch größere Hände fi nden daran ausreichend Platz. Die Schaftlänge misst 365 mm und ist so-mit für Personen von 1,65

bis 1,85 m Körpergröße ge-eignet.

Rostträge Stahlteile

Der einteilige Verschluss mit kontrollierter Patronenzuführung, der die Patrone aus dem Magazin ins Patronenlager schiebt, wobei erst dann der Auszieher über den Rand der Patrone rutscht, verriegelt mit drei Warzen im Lauf. Ein feststehender Ausstoßer befördert beim vollständigen Zurückziehen des Verschlusses die Hül-sen nach außen. Deswegen befi ndet sich auch die kleine Nut auf der Unterseite des Verschlusses. Die Auszieherkralle ist zwischen der oberen und rechten Verrie-gelungswarze platziert und verrichtete ihren Dienst zuverlässig. Der Kammer-stängel ist ergonomisch ausgeführt und

in einen Stahlblock, der sich wieder-um mit einem Block im Schaft ab-

fi nden daran ausreichend Platz. Die Schaftlänge misst 365 mm und ist so-

mit für Personen von 1,65 bis 1,85 m Körpergröße ge-

eignet.

Die Verriegelung des Magazins ist einfach aber extrem stabil ausgeführt.

Die Hornady Superformance 180 Grains SST-Fabrikmunition lieferte mit über 5.000 Joule Energie die meiste Leistung in der Erprobung ab.

Die Leistungsausbeute des 620 mm langen, freischwingenden Laufes war mit verschiedenen .300 WM-Munitionssorten beachtlich.

Die Mündungsbremse bietet an 30 Öffnungen ausreichend Prallfl ächen für die dem Geschoss folgenden Pulvergase und reduziert damit den Rückstoß.

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ermöglicht ein sicheres, schnelles Repe-tieren. Er schließt mit in einer 19 mm star-ken Kugel ab, die glatt belassen wurde. Die Führungsbahnen erlauben einen sehr fl üssigen Repetiervorgang bei einem Öff-nungswinkel von 60 Grad. Der Kammer-fang sitzt als Wippe auf der linken System-seite und verfügt über eine strukturierte Oberfl äche, die dem Finger Halt bietet. Es muss nur die Wippe betätigt werden und schon kann der Verschluss nach hinten entnommen werden. Für diese Büchse wurde ein System der Größe L verwendet. In die Hülse war ein auf seiner kompletten Länge frei schwingender Lauf aus rostträ-gem Stahl eingeschraubt. Dieser durchlief bei Sako folgende Bearbeitungsstufen: tiefl ochbohren, honen, hämmern und an-schließend kehlen. Der kannelierte Lauf misst 62 cm in der Länge und ist mit ei-nem 11“-Drall mit vier Zügen und Feldern ausgestattet. Neben der größeren Ober-fl äche im Vergleich zu einem runden Lauf erhöht die Kannelierung die Steifi gkeit und trägt somit auch zur Schusspräzision bei. Zudem verringert sich durch diese Maßnahme auch das Gewicht des Laufes im Vergleich zu einem dicken Matchlauf.

Der Laufdurchmesser wurde an der Mün-dung mit lediglich 16,9 mm festgestellt. Die Länge von 62 cm ist ein gutes Maß um die hohe Pulversäule einer .300 WM auch umsetzen zu können. Sämtliche Metall-teile bis auf den Verschluss, waren aus rostträgem Stahl hergestellt und trotzen somit ärgsten Wetterkapriolen. Vor dem Kammerstängel liegt die Schiebesiche-rung. In der hinteren Position werden Abzug und Verschluss blockiert. In der vorderen Stellung ist die Büchse feuerbe-reit. Ein nun sichtbarer roter Punkt zeigt dies an. Ist das System gespannt, ragt die Verlängerung der Schlagbolzenmutter, ebenfalls mit einer roten Markierung ver-sehen, unter dem formschön gestalteten Schlösschen fühl- und sichtbar hervor. Eine kleine Taste vor der Sicherung er-möglicht das Entladen der Büchse im gesi-cherten Zustand. Ein trocken eingestellter Flintenabzug löste ohne jeglichen Vorweg bei 1.535 Gramm aus. Bei fünf Messungen mit der digitalen Abzugswaage war die Streuung mit ±20 g erfreulich niedrig. Der Abzug kann beliebig in-nerhalb der Bandbreite von 1,0 bis 2,0 kg eingestellt

werden. Dazu muss das System aus dem Schaft genommen werden. Die beiden Systemschrauben halten zudem das Bodenblech von Magazinkasten und Abzugsbügel aus Aluminium. Das zweireihi-ge Magazin mit einer Innenlänge von 94,4 mm verhindert mittels Schulterstopp, dass die Geschossspitzen beschädigt werden. Es wurde aus rostträgem Stahlblech herge-stellt und nimmt vier Patronen auf. Zum La-den/Entladen kann das Magazin über eine Wippe vor dem Magazin entriegelt werden. Wird mit dem Daumen kurz unterhalb der Wippe Druck auf den gebürsteten Alumini-ummagazinboden ausgeübt, lässt sich die Wippe sehr leicht bewegen. Dennoch ist die Verriegelung bombenfest. Beim Testschie-ßen blieb das Magazin fest im Schacht. Wenn es schnell gehen muss, kann das Ma-gazin auch über die breite Systemöffnung von oben bestückt werden. Die Passungen zwischen Karbon und Metall sind exakt ge-fertigt und auf beiden Seiten mit konstan-tem Abstand gehalten. Die Riemenbügelba-se ist im Abstand von 40 cm viel zu weit von der Mündung für eine bequeme Riemenbe-festigung entfernt. Vielmehr kommt Sako hier dem Bergjäger entgegen, der gerne ein Zweibein daran montiert.

Auf dem Schießstand

Mit gemischten Gefühlen zogen wir mit der leichten Büchse im leistungsstarken Kali-

Systemgrößen/Kaliber der Sako 85 Carbonlight

Systemgröße XS S* M* L**

Kaliber .223 Rem

.22-250 Rem

.243 Win

.260 Rem7 mm-08 Rem.308 Win

.25-06 Rem6,5x55.270 Win7x64.30-068x57 IS9,3 x 62

7 mm Rem Mag.300 Win Mag

Gewicht 2,35 kg 2,40 kg 2,60 kg 2,90 kg

Preis 3.690 € 3.815 € 3.815 € 3.985 €* inkl. Mündungsgewinde. ** inkl. Mündungsgewinde und Mündungsbremse

caliber-KontaktManfred Alberts GmbH, Bielsteiner Straße 16 51674 Wiehl-Bielstein, Telefon: +49-(0)2262-7221-0 Fax: +49-(0)2262-7221-40, www.manfred-alberts.de [email protected]

Technische Eckdaten der Sako 85 CarbonlightKaliber: .300 Winchester Magnum

Laufl änge: 620 mm

Mündungsdurchmesser: 16,6 mm

Schaftlänge: 365 mm

Länge: 116 cm/121,5 cm (mit Mündungsbremse)

Gewicht (ohne ZF, ohne Mündungsbremse): 2.966 g

Gewicht (mit ZF, Montage und Mündungsbremse): 3.907 g

Preis: 3.985 Euro

Im gespannten Zustand tritt eine Verlängerung sicht- und spürbar unter dem Metallschlösschen hervor.

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ber auf den Schießstand des SV Elkenroth e.V. im Westerwald. Wir waren beim Test-schießen über das Schussverhalten mehr als erstaunt. Anstatt auf die Schulter zu klopfen, schob die Büchse mehr als zu tre-ten. Die Schaftkontur leitete den Rückstoß kerzengerade in die Schulter. Die dicke, geschlossene Gummikappe leistet massiv einen Beitrag in der Aufzehrung der Rück-stoßenergie und dämpft sehr gut. Wem die Rückstoßkräfte zu hoch erscheinen, kann eine beiliegende Mündungsbremse aufschrauben. Die Bremse verlängert die Büchse allerdings um 55 mm. An der Brem-se sind 30 Bohrungen im Durchmesser 6 mm eingebracht, wobei die ersten drei Reihen im 90-Grad-Winkel stehen. Die bei-den letzten Reihen sind fl acher gewinkelt. Somit stehen den heißen Pulvergasen jede Menge Prallfl ächen zur Verfügung. Alterna-tiv kann auf dem Gewinde M15x1, das von einer Abdeckkappe zuverlässig geschützt wird, auch ein Schalldämpfer montiert werden. Es wird empfohlen, der Mündungs-bremse einen Tropfen Schraubensiche-rungslack zu spendieren. Sako empfi ehlt Loctite 278. Hier ein Hinweis: dieser Kleb-stoff bindet hochfest ab. Wer die Bremse öfters ab- und wieder aufschrauben will, verwendet Loctite 221 oder Loctite 243. In Anbetracht der dünnen Laufwandung re-duzierten wir die sonst üblichen 5-Schuss-Gruppen auf nur 3-Schuss-Gruppen. Um weiteres Gewicht zu sparen, wurde auf eine offene Visierung ersatzlos verzichtet. Sako kalkuliert anscheinend mit jedem Gramm. Denn auch das Sako Pistolengriffkäppchen fi el dem Rotstift zum Opfer. Erfreulich, dass der 62-cm-Lauf die Leistung der Patrone gut umsetzen kann. Mit einer Energie von über 5.000 Joule konnte hier die Hornady Superformance 180 Grains SST-Munition auftrumpfen. Das für seine gute Wirkung bekannte Norma Oryx Projektil wurde in allen drei verfügbaren Gewichtsklassen ver-schossen. Abhängig von Schussdistanz und Schwere des Wildes kann somit die optima-le Laborierung gewählt werden. Die RWS HIT lieferte mit 15 mm zwar den kleinsten Streukreis, bildete aber bei der kinetischen Energie das Schlusslicht. Der Durchschnitt aller Laborierungen beträgt im Mittel 37,25 mm und liegt somit unter dem jagdlichen Sollwert von 40 mm. Alle weiteren Ergeb-nisse können der Ballistiktabelle entnom-men werden.

caliber-Fazit

Die Sako 85 Cabonlight ist eine sehr robus-te, allwettertaugliche Waffe, die mit einem Gesamtgewicht von lediglich 3,90 kg die Messlatte hoch hängt. Jagen im bergigen Gelände lässt erfi nderisch werden. Es soll Jäger geben, die sägen sogar die Zahnbürs-te zur Gewichtsreduzierung mittig durch. Sako hat mit der Carbonlight eine Büchse im Portfolio, die „nackt“ mit nur 2.966 Gramm einen Meilenstein darstellt. Mit montier-ter Mündungsbremse bricht sie mit 3.015 Gramm die 3-kg-Grenze ganz knapp. Egal,

ob auf Maralhirsch, Steinbock oder auch Oryx und Kudu im südlichen Afrika. Mit der Leistung der .300 WM, dem robusten, wi-derstandsfähigen Schaft und dem zuverläs-sigen System ist man gut ausgerüstet. Ein Tester meinte: „Mit dem Schaft kannst du auch notfalls im Yukon paddeln“. Die Büch-se wird noch in drei weiteren Systemgrößen und vielen weiteren Kalibern angeboten (siehe Tabelle). Auch echte Linkssysteme sind in der Carbonlight-Ausführung erhält-lich. Die Testwaffe kostet 3.985 Euro.

Text und Fotos: Stefan Bader

Schussleistung der Salo 85 Carbonlight in .300 WMMunition GECO RWS Remington Hornady Hornady Norma Norma Norma

Geschossgewicht 165 165 180 180 180 165 180 200

Geschosstyp Express HIT Core Lokt bonded SST Interlock Oryx Oryx Oryx

OAL in mm 83,7 84,5 84,1 84,5 84,7 83,8 83,5 83,8

v3 Mittelwert in m/s 966 873 923 928 873 936 871 799

v3 Differenz in m/s 18 34 31 45 49 41 38 27

Streukreis in mm 37 15 40 53 37 39 27 50

Energie in Joule 4.992 4.074 4.968 5.022 4.445 4.684 4.424 4.137

Bemerkung hohe Rasanz

bleifreies Geschoss

kräftig geladen Superfor-mance Pulver

Aufgrund der dünnen Laufkontur wurde von üblichen 5-Schuss-Gruppen auf 3-Schuss-Gruppen abgewichen. Streukreise gemessen von Schusslochmitte zu Schusslochmitte. Waffe auf Bench-Rest 3-Bein am Vorderschaft und im Ohrensäcken mit dem Hinterschaft aufgelegt. Die Geschwindigkeit wurde 3 m vor der Mündung mit einem Mehl BMC-17 gemessen.

Um Gewicht zu sparen wurde der Lauf kanneliert und auf eine offene Visierung ganz verzichtet. Das Gewinde wird mit einer Abdeckung gut geschützt.

Pro Klick ändert sich die Treffpunktlage um 1 cm auf 100 m. Ganz links die 11 möglichen Stufen des Leuchtpunktes. Dazwischen der Parallaxenausgleich. Die beiden kleinen Kugeln links und rechts der 100-m-Markierung erlauben die Bedienung im Anschlag und geben eine spürbare Rückmeldung.

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