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Anders: festes Bimini, Dach wie eine schirmmütze und Fat-head-Groß Gäste nutzen entspannt das große cockpit. Gesegelt wird im Obergeschoss

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YACHT-TesT blindboot

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Anders: festes Bimini, Dach wie

eine schirmmütze und Fat-head-Groß

Gäste nutzen entspannt das große cockpit. Gesegelt wird im Obergeschoss

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Wenn Fountaine Pajot, neben der Bénéteau-Tochter Lagoon eine der größten Katamaranwerften

der Welt, mit dem Lipari 41 ein neues Vo-lumenschiff herausbringt, lohnt es sich, ge-nauer hinzuschauen. Auch weil Kats in die-sen Abmessungen nicht nur bei Eignern, sondern ebenso im Charterbetrieb immer mehr Verbreitung finden.

Ein Doppelrumpfer dieser Größe bietet in der Charterversion vier reelle Kammern und eine ordentliche Nasszelle pro Rumpf. In der anderen Variante ist ein kompletter Schwimmer dem Eignerpaar vorbehalten.

Merkmale, die jedoch bereits das ähn-lich große Vorgängermodell Lavezzi 40 auf-weisen konnte, das seit 2003 rund 230-mal gebaut wurde und damit das stückzahlseitig erfolgreichste Schiff der Werft ist. Der Lipari wurde nur fünf Zentimeter länger, aber von 6,50 auf 6,73 Meter verbreitert, was nicht nur mehr Platz, sondern auch mehr Stabilität bringt. Die Segelfläche blieb annähernd die-selbe, jedoch fand hier eine Verschiebung zugunsten des Großsegels statt. Das hat jetzt einen breiten Kopf („fat head“) mit Diagonal-latte, wie es auf achterstagslosen Booten zu-nehmend zu sehen und in vielen Regatta-klassen längst üblich ist. Das Segel funktio-niert effektiver als ein dreieckiges.

Neuerungen auch im Cockpitbereich. Der Mann am Ruder sitzt wie beim Vor-gänger an Steuerbord direkt hinter dem

Aufbau, aber dort noch höher. Er wird umgeben von einem festen Bimini. Dort oben, drei Stufen sind zu gehen, laufen auch alle Bedienelemente zen-tral zusammen. Drei Winschen stehen hier für Fallen und Schoten zur Ver fügung, das langt; zudem kann das Ensemble vom Rad aus erreicht werden. Der Kat ist somit

perfekt einhandtauglich. Die lange Travel-lerschiene für den niederholerlosen Baum ist achtern auf dem Bimini montiert, die Großschot somit ebenso wie andere Bedien-ele men te komplett aus dem Cockpit ver-schwunden.

So werkeln die Segler oben mit perfek-tem Über- und Rundumblick, der beque me Sitz ist groß genug für zwei. Die Gäste genie-ßen das luftdurchströmte Trampolin vorn oder den Raum im Cockpit, wo sechs Per-sonen am festen Tisch und zwei weitere auf einem Sofa locker Platz finden. Über zwei Stufen erreichen sie die Badeplattformen und können von dort aus auch ins Dingi stei-gen, das sich an Davits achterlich des Cock-pits zwischen den Hecks lagern lässt.

Raum ist denn auch das große Plus des Kats, unter wie an Deck. Dies geht, wie bei einem Mono, oft zu Lasten der Segelleistung. Mit einem von der Werft angegebenen Leer-gewicht von 7,6 Tonnen ist der Neue jedoch eher auf der unteren Seite des Spektrums. Kielhacken, die nebenbei die Ruder und die Propeller schützen sollen, statt aus- und ein-

fahrbarer Seitenschwerter sind obendrein eine Konfiguration, die besser fürs Trocken-fallen oder das Abstellen an Land als für die Abdriftsreduktion unterwegs geeignet sind. Möglichst viel Raum und Kielhacken sind bei den weit verbreiteten Fahrtenkats heut-zutage das übliche Setup. Ausnahmen bie-ten nur kleinere Werften wie Catana oder Outremer. Der Massenmarkt verlangt derzeit mehr nach rein fahrtenorientierten Zwei-rumpfern anstelle von sportiven.

So ist denn die lange Jahre versprochene überlegene Geschwindigkeit gegenüber ei-nem ähnlich ausgerichteten Mono nicht mehr das zentrale Thema.

Segelt schneller, als er aussiehtRund 12 Knoten Wind bietet die Bucht vor La Rochelle, ideale Bedingungen. 7,5 Knoten schafft der Lipari an der Kreuz, und das bei 90 Grad Wendewinkel. Dies sind gute Werte. Abgefallen auf 60 Grad, werden es zuweilen über 8 Knoten, raumschots ohne Gennaker sackt’s nicht unter 7. Schön dabei: Ein ge-wisses Steuergefühl ist gegeben, und die Anlage arbeitet trotz der langen und verwin-kelten Wege vom Rad bis zu den Blättern relativ reibungsarm. Die Wenden funktio-nieren problemlos ohne Backhalten des Vor-

segels, fein.Der erste Reffpunkt für den Lipari 41

soll bei 18 Knoten liegen, drei Stufen sind vorgesehen. Die Segel von Voiles Incidences, einem ausgewiesenen Experten für Mehrrumpf- und Hoch-see-Regattayachten, stehen eben-

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einen breiten Kopf („fat head“) mit Diagonal-latte, wie es auf achterstagslosen Booten zu-nehmend zu sehen und in vielen Regatta-klassen längst üblich ist. Das Segel funktio-

das langt; zudem kann das Ensemble vom Rad aus erreicht werden. Der Kat ist somit

Anlage arbeitet trotz der langen und verwin-kelten Wege vom Rad bis zu den Blättern relativ reibungsarm. Die Wenden funktio-nieren problemlos ohne Backhalten des Vor-

segels, fein.

soll bei 18 Knoten liegen, drei Stufen

Doppelhaus auf SeeMehr Platz, mehr Komfort, mehr Leistung: Der vielseitige Lipari 41 soll Fountaine Pajots neues Volumenmodell werden und neben Eignercrews auch verstärkt Charterer begeistern

Cabrio: Der Steuermann sitzt im Bimini, hat dort den perfekten

Rundumblick und erreicht die Schot- und Fallenwinschen ebenso gut wie

die Steuerungen der beiden MaschinenFOTO

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so ordent lich, wie sie verarbeitet sind. Ver-trauen er weckend auch das Rigg von Z-Spars mit seinem tiefen Mastprofil sowie die Har-ken-Winschen und die Spinlock-Hebelklem-men in ausreichender Größe.

Wie alle seegängigen Kats ist der Lipari mit zwei Maschinen ausgestattet. Der deut-sche Händler Euro-Cats baut serienmäßig die ansonsten optionalen 30 PS starken Ag-gregate von Volvo Penta ein. Diese stehen durch Schotten komplett vom Innenraum isoliert noch achterlich der Ruderkoker. Ein Standort, der wiederum dem Konzept des Fahrtenkats gerecht wird. So werden Ge-ruchs belästigungen gegen Null reduziert, und die Geräuschentwicklung ist gering. Tatsächlich sind selbst in den Achter-kammern gerade mal 72 db(A) bei Marschfahrt zu registrieren. Mit den 2600 Umdrehun gen pro Minute kommt das 41-Fuß-Schiff auf immer-hin 7,7 Knoten – mit den werftseitig eingebauten Serienmotoren.

Die Tatsache, dass die Propeller an ihrem Einbauort nicht mehr die Ruder anströmen können, ist zu ver-nachlässigen. Denn wie jeder Kat mit zwei getrennt schaltbaren Maschinen

lässt sich der Lipari auf dem Teller drehen. Weitere Vorteile sind das redundante System und die Möglichkeit, nur einen Motor mit höherer Drehzahl laufen zu lassen und so Sprit zu sparen.

Bietet Platz für volle BelegungFahrtentauglichkeit und reichlich Raum für eine große Crew – das Thema setzt sich im Inneren fort, und zwar nahtlos. Auf dem-selben Niveau wie das Cockpit schließt sich das Deckshaus an. Im Salon mit perfekter

Rundumsicht sind Pantry, Navigation und eine großzügige Sitzgruppe untergebracht. Das Boot ließe sich bei Dreckswetter aus dem Decksalon ideal per Autopilot und Fern-bedienung steuern.

Das Sofa kann auch hervorragend als Seekoje für eine Person auf Freiwache die-nen, die so schnell zum Helfen an Deck ist. Klasse ebenfalls die Pantry: Wer hier werkelt, bleibt durch ein Schiebefenster mit der übri-gen Crew in Kontakt und freut sich nebenbei über einen auf Arbeitshöhe untergebrachten Ofen, den großen Kühlschrank und genug Stauraum.

Der Ausbau ist besonders im Deckshaus holzarm, hell und luftig. Zwei aufklappbare Frontluken im Aufbau sorgen hier für an-

genehmen Durchzug in heißen Revieren. Aufwärmung infolge der Sonneneinstrah-lung soll durch die leicht überstehende Schirm mütze des Aufbaudachs gemin-dert werden.

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Standort, der wiederum dem Konzept des Fahrtenkats gerecht wird. So werden Ge-ruchs belästigungen gegen Null reduziert, und die Geräuschentwicklung ist gering. Tatsächlich sind selbst in den Achter-

zwei getrennt schaltbaren Maschinen

Ofen, den großen Kühlschrank und genug Stauraum.

holzarm, hell und luftig. Zwei aufklappbare Frontluken im Aufbau sorgen hier für an-

genehmen Durchzug in heißen Revieren. Aufwärmung infolge der Sonneneinstrah-

TECHNISCHE DATEN

Konstrukteur . . . . . . . . . . . . . . Joubert/NiveltCE-Entwurfskategorie . . . A (Hochsee)Lüa (Rumpflänge) . . . . . . . . . . . . . 11,95 mGesamtlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11,95 mBreite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,73 mTiefgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,15 mGewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7,6 tGroßsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .56,0 m2

Rollgenua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33,5 m2

Maschine (Volvo) . . . 2 x 20 kW/27 PS

Rumpf- und Decksbauweise Rumpf Sandwich-Laminat im Vakuum-Infusionsverfahren, Deck Sandwich im Vakuum-Injektionsverfahren. Schaum als Kernmaterial. Teils Iso-Harze

Grundpreis ab Werft . . . . . . 276 020 EuroPreis segelfertig2 . . . . . . . . 288 538 EuroKomfortpreis2 . . . . . . . . . . . . . 314 219 EuroGarantie/gegen Osmose . . . 2/5 Jahre Werft www.fountaine-pajot.com Vertrieb Euro Cats, 53179 Bonn; Tel. 0228/93 39 99 08; www.euro-cats.de

PREIS UND WERFT

Der Kat ist als Fahrten- (o.) oder in einer Eignerversion erhältlich

MESSWERTE

Segelleistungen ohne Abdrift und Strom

2 kn 4 kn 6 kn 8 kn 10 kn

Windgeschw.: 12–14 kn (4 Bft.), Wellenhöhe: ca. 0,5 Meter

Am Wind (ca. 45 Grad) 7,5 kn

60 Grad Windeinfall 8,1 kn

90 Grad Windeinfall

130 Grad

180 Grad

7,7 kn

7,5 kn

KojenmaßeVorschiff (2 x) 2,00 x 1,55/1,18 m

Knapp Durchschnitt Komfortabel

Achtern (2 x) 2,00 x 1,50/1,54 m

Y-BEWERTUNG

Fountaine Pajots Neuer überzeugt unterwegs ebenso wie im Hafen und ist preislich recht attraktiv

Konstruktion und Konzept

ÅViel Volumen und StauraumÅEffizienter SegelplanÅÜbersicht am SteuerstandÅRundumsicht im SalonÅFestes Bimini

Segelleistung und Trimm

ÅErstaunliches PotenzialÅFür einen Kat gute HöheÅSteuergefühl vorhandenÅEinhandtauglich

Wohnen und Bauqualität

ÅGelungene AufteilungÅHell und gut belüftbarÍSpaltmaße

Ausrüstung und Technik

ÅGute GrundausstattungÅGroße Tanks

1 Dimensionslose Zahl. Berechnung: 2√S/3√V. Je höher der Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in Relation zur Verdrängung (V) 2 Gemäß YACHT-Definition

4,0 Cruiser Performance-Cruiser 5,0

STZ1 4,8

Potenzial

Der Wert stuft das Schiff als sportlich ein, ist aber mit denen von Monohulls kaum zu vergleichen

Eignerrumpf der „Maestro“-Version: große Doppelkoje achtern,

davor viel Fußraum, Schreibtisch und Schränke. Im Vorschiff gibt es

dazu ein üppiges Bad. In der Charter-version sind zwei Kabinen eingebaut

5,7 kn

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Die Aufteilung hat sich bewährt. Die ge­meinsamen Aktivitäten finden oben im Sa­lon und draußen statt. Die Kammern in den Schwimmern bewirken, dass nachts die Intimsphäre gewahrt bleibt. Alle Kabinen liegen in den Rümpfen und dort weit von­einander entfernt. Die Crew erreicht sie über offene Niedergänge im Salon.

Unabhängig von der Version ist der Back­bordschwimmer aufgeteilt. Die Kammern in Vor­ und Achterschiff sind ähnlich dimensio­niert. Beide Kojenmaße können mit 2,00 Meter Länge und mindestens 150 Zenti­meter Schulterbreite überzeugen; ebenso wie die Stauräume unter den Kojen, die groß genug sind, um sogar Koffer aufzunehmen (wer sie denn braucht). Die Stehhöhen sind mit knapp 1,90 Meter ebenfalls ausreichend wie auch die Belüftung. Partiell stören den pingeligen Betrachter jedoch unschöne Spalt­maße und zuweilen nicht mit Topcoat ver­siegelte GFK­Flächen, was heutzutage im Serienbau jedoch recht verbreitet ist.

Zwischen den beiden Kammern ist der längliche WC­Raum mit per Vorhang sepa­rierter Dusche eingebaut. Die Stehhöhe be­trägt satte 1,96 Meter. Die Bewegungsfreiheit ist ebenso ausreichend. Etwas knapp gera­ten ist hier jedoch der Stauraum.

Hat kaum KonkurrenzIn der Charterversion sind beide Rümpfe gleich aufgeteilt. Die Maestro genannte Ver­sion jedoch widmet den Steuerbordschwim­mer komplett dem Eignerpaar, dort wurde die Vorschiffskammer einem riesigen Bad geopfert. Der gesamte Mittschiffsbereich ist ein Privatsalon mit Schreibtisch und Stau­raum und geht in die offene Heckkoje über. Der Niedergang im Deckshaus lässt sich mit einer Schiebetür schließen, wodurch für den gesamten Steuerbordrumpf eine Separie­rung gewährleistet ist.

Insgesamt ist die Raumaufteilung sehr gelungen und kommt einer großen Crew entgegen. Selbst die volle Kabinenbelegung lässt sich hier in beiden Versionen verträg­lich ausschöpfen. In der Anmutung und be­sonders im Inneren wirkt das Schiff aller­

dings recht kühl und praxisorientiert, was letztlich Geschmackssache ist.

Für einen erfolgreichen Einsatz im Char­termarkt spricht auch der Preis des Lipari 41. Rund 276 000 Euro sind dafür zu überweisen, bei ordentlicher Basisausstattung. Serien­mäßig fehlen da lediglich der Fäkalientank, Anker und Kette, Lazy­Bag, Antifouling­An­strich und Ladegerät. Dafür sind beispiels­weise das ausgestellte Großsegel, kugelgela­gerte Mastrutscher und der Cockpittisch be­reits an Bord.

Erwähnenswert auch, besonders hinsicht­ lich des Einsatzes in warmen Revieren mit

vielen Ankertagen: 530 Liter Frischwasser können in zwei Tanks mitgeführt werden.

In der Summe der Eigenschaften sticht der Lagoon 400 als Hauptkonkurrent auch auf dem Chartermarkt hervor. Ansonsten gibt es kaum vergleichbaren Wettbewerb. Das Schiff aus Bénéteaus Tochterunterneh­men ist breiter, hat etwas weniger Segelfläche in Relation zum Gewicht und erwies sich wie der Lipari 41 im Test (Heft 16/09) ebenfalls als guter Segler. Ein Charterer dürfte mit bei­den Schiffen nichts falsch machen, ein po­tenzieller Eigner wird sich ohnehin beide Kats ansehen. Fridtjof Gunkel

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Segeln, sonnen, sitzen, kochen und navigieren: alle tätigkeiten finden auf einer Ebene statt

schöne Aussichten. In der Navigation, der sitzecke und der Pantry bleibt der

Blick aufs Wasser unverbaut. Das Interieur im hellen salon ist nüchtern

gehalten, der Holzanteil gering

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