REIF FÜR DIE INSEL - Fountaine Pajot · Isla Saona, ein kleines und weitgehend un berührtes...

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YACHT 10 2017 YACHT-TEST • SAONA 47 76 Der SAONA 47 von Fountaine Pajot veranschaulicht die guten Gründe, warum Fahrtenkatamarane immer beliebter werden. Der Neue aus La Rochelle im YACHT-Exklusivtest REIF FÜR DIE INSEL

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Y A C H T 1 0 — 2 0 17YACHT-TEST • SAONA 47 76

Der SAONA 47 von Fountaine Pajot veranschaulicht die guten Gründe,

warum Fahrtenkatamarane immer beliebter werden. Der Neue aus

La Rochelle im YACHT-Exklusivtest

REIF FÜR DIE INSEL

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Reizvoll. Der markante Deckssprung ist typisch für die Kats von Fountaine Pajot. Das schafft mehr Raum, und die Optik stimmt trotzdem

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ANDERS ARRANGIERT

Der Steuerstand steht isoliert auf dem Zwischendeck. Die Kommunikationswege sind kurz. Zum Trimmen der Segel muss

der Rudergänger allerdings DAS RAD VERLASSEN

BEGEHRTDie Grillstation auf dem hinteren Beam ist

natürlich nur eine Option – trotzdem beliebt

GROSSARTIGDie riesige Badeplattform lässt sich hydrau-lisch stufenlos absenken, ein echtes Novum

ERHOLSAM Auf dem Oberdeck kann man sitzend oder liegend genießen. Die Aussicht ist fabelhaft

REDUZIERTDas Trampolin ist nur noch klein. Dafür gibt

es Liegeflächen auch auf dem Vorschiff

Endlich. Ein bestens gehütetes Geheimnis ist gelüftet: Der neue Katamaran von Foun­taine Pajot heißt Saona 47. Es ist eine Strategie der Fran­zosen, ihre neuen Modelle

zunächst mit einem Arbeitstitel – in diesem Fall „New 47“ – anzukündigen und den rich­tigen Namen erst anlässlich der Weltpremie­re zu vermelden. Diese fand vor wenigen Ta­gen auf der Mehrrumpfmesse Salon Interna­tional du Multicoque im südfranzösischen La Grande Motte statt. Dass die YACHT den wirklichen Namen des neuen Modells be­reits im Heft publizieren kann, ist das Resul­tat einer ausgehandelten Schweigeverein­barung.

Ob wichtig, sinnvoll oder irrelevant: Die Taktik von Fountaine Pajot ist eine Tradition, genauso wie die Benennung ihrer Modelle mit Namen exotischer Inseln und Charter­destinationen. Im vorliegenden Fall ist es die Isla Saona, ein kleines und weitgehend un­berührtes Eiland im Südosten der Domi­nikanischen Republik mit langen weißen Sandstränden und türkisfarbenem Wasser rundherum. Saona hat eine Küstenlinie von 47 Kilometern, und der neue Kat ist 47 Fuß lang. Das ist die Verknüpfung.

ERFOLGREICH AM MARKTMit sicherlich größerer Spannung ist das neue Modell selbst erwartet worden; schließ­lich hat die Werft aus Aigrefeuille bei La Ro­chelle einige ziemlich aufregende Innova­tionen angekündigt. Wie zum Beispiel eine hydraulisch absenkbare Badeplattform am Heck zwischen den Rümpfen. Oder die sehr ungewöhnliche Auswahl für den Innenaus­bau in Varianten mit drei oder fünf Kabinen, aber nicht mit deren vier. Fountaine Pajot will sich damit gezielt von den Angeboten der Konkurrenz abheben, insbesondere in diesem speziell für den Chartermarkt wich­tigen Marktsegment um 45 Fuß (knapp 14 Me ter) Rumpflänge.

Die Werft hat in den letzten Jahren recht erfolgreich gewirtschaftet. CEO Romain Mot­teau berichtet beim Test des neuen Schiffs von einer jährlichen Umsatzsteigerung um 20 Prozent, beflügelt freilich vom aktuellen Boom im Mehrrumpfboot­Segment. Gegen 200 Katamarane baut der Betrieb im Jahr und sieht sich damit hinter dem Branchen­führer Lagoon Catamarans als Nummer 2 am Markt. Fountaine Pajot hat am Stand­ F

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Dynamisch. Unter dem großen Gennaker entwickelt der Saona 47reichlich Temperament

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1 Dimensionslose Zahl. Berechnung: 2√S/3√V. Je höher der Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in Relation zur Verdrängung (V). 2 Gemäß YACHT-Definition. Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer

SAONA 47

Ungewöhnlich. Zur Eignerversion mit nur drei Kabinen gibt es eine Variante für den Chartermarkt mit fünf Kammern

2 kn 4 kn 6 kn 8 kn 10 kn

4,0 Cruiser Performance-Cruiser 5,0

Knapp Durchschnitt Komfortabel

MESSWERTE

SEGELLEISTUNGEN, OHNE ABDRIFT UND STROM

Windgeschwindigkeit: 14 kn (4 Bft.)

Wellenhöhe: Schwell ca. 1,0 Meter

Mit der mächtigen Genua und dem

aus gestellten Groß ist die Segelfläche

recht üppig. Das sorgt für Sportlichkeit

POTENZIAL

7,2 kn

7,6 kn

8,1 kn

10,3 kn

8,9 kn

KOJENMASSE

1,93 x 1,58/1,00 m

50 Grad

60 Grad

90 Grad

120 Grad *

150 Grad *

STZ 1 = 4,7

Vorschiff

Achtern

* Mit Gennaker

2,00 x 1,55/1,20 m

Spannender Katamaran von Fountaine Pajot für die beliebte Klasse um 14 Meter Rumpf-länge. Unter Segeln zeigt sich der neue Saona 47sehr temperamentvoll. Solide und steife Bauausführung

KONSTRUKTION UND KONZEPT Übersichtliches Steuercockpit Aufwändige, robuste Konstruktion Gehobener Preis im Vergleich

SEGELLEISTUNG UND TRIMM Agile Reaktionen auf dem Ruder Hohes Leistungspotenzial Wenig Kurstreue unter Gennaker

WOHNEN UND AUSBAUQUALITÄT Unerschöpfliches Stauraumangebot Sehr gute Lüftungsmöglichkeiten Tadellose Verarbeitung im Detail

AUSRÜSTUNG UND TECHNIK Große Autonomie (Treibstoff/Wasser) Hochwertige Grundausstattung

Konstrukteur . . . . . B e r r e t / R a c o u p e a u

CE-Entwurfskategorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A

Rumpflänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 , 9 4 m

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7,7 0 m

Tiefgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1, 3 0 m

Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 , 8 t

Masthöhe über Wasserlinie . . . . . 21, 5 6 m

Großsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 5 , 0 m 2

Rollgenua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2 , 0 m 2

Maschine (Volvo P. ) . . 2 x 2 8 kW/3 8 P S

RUMPF- U. DECKS BAUWEISE GFK-Sandwichkonstruktion mit

Schaumkern, gebaut im Vakuum-Infu-

sionsverfahren. Schotten aus Komposit

PREIS UN D WERF T

Grundpreis ab Werft . . . . . . . . . . . 5 4 5 615 €

Preis segelfertig 2 . . . . . . . . . . . . . . 5 6 3 74 5 €

Komfortpreis 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 0 0 4 4 5 €

Garantie/gegen Osmose . . . . . . 2/5 Jahre

WERFT Fountaine Pajot, FR-17290

Aigrefeuille; www.fountaine-pajot.com

VERTRIEB Händlernetz

TEC H NISC H E DATEN - BEW ERT UNG

ort Aigrefeuille erst kürzlich eine komplett neue und hypermoderne Produktionsanlage in Betrieb genommen. Hier werden die Kats jetzt am Laufband gefertigt, das gilt auch für den großen Saona 47.

Das komplette Interieur wird nicht wie sonst in der Massenproduktion vielfach üb­lich in Form von vorgefertigten Modulen in die offenen Rümpfe eingesetzt, sondern erst nach dem Zusammenfügen von Rumpf und Deck, also im bereits geschlossenen Kasko in Einzelteilen eingearbeitet. Die Werft ver­spricht sich davon bessere Passungen und Verbindungen.

Der Saona 47 wird in drei Teilen herge­stellt. Die Rümpfe inklusive Plattform sowie das Deck mit den Flanken des Aufbaus und dem Cockpit werden in großen zusammen­hängenden Bauformen im Vakuum­Infu­sionsverfahren mit Balsaholzkern laminiert. Das Dach vom Kajütaufbau mit dem festen Bimini wird dagegen im doppelschaligen Vakuum­Injektionsverfahren gefertigt, was die perfekten Oberflächen an den Innen­ so­wie den Unterseiten bewirkt. Die Schott­wände sind ebenfalls als GFK­Sandwichkon­struktionen ausgeführt und werden fest an

die Rümpfe anlaminiert. Auffällig beim neu­en Schiff ist die Form der Schwimmer im Bugbereich. Die Konstrukteure im Büro von Berret/Racoupeau haben die Steven ge­rundet und zudem leicht negativ abfallend geformt. Das sieht modern und sportlich aus, mehr aber auch nicht. Die Formen seien ein rein optischer Gewinn, bestätigt der Chef Romain Motteau.

Das Testschiff, die Baunummer 1, wurde von der Werft wohl zur Demonstration der Möglichkeiten auf einem extrem hohen Ni­veau ausgestattet, hauptsächlich mit einem schön gebauten Kohlefaserrigg von Axxon Composites sowie ultraleichten Textilwan­ten. Dazu passend haben die Franzosen in laminierte Segel von Incidences investiert, plus Gennaker. Insgesamt betragen die Zu­satzkosten für das sportliche Upgrade gegen 50 000 Euro. Werftstandard ist ein herkömm­liches Katamaran­Rigg aus Aluminium mit einfachen Dacron­Segeln.

TEMPERAMENTVOLL UNTERWEGSDer Vorteil des leicht gebauten Carbonriggs zeigt sich während des Testschlags bei mäßi­gem Schwell in der Bucht von La Rochelle.

KRAFTVOLLE BESCHLEUNIGERDas Testboot ist mit einem Kohlefasermast sowie mit einer besseren Segelgarderobe

bestückt. Das Gute gibt es als Option

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- BEWERTUNG

BALI 4. 5

Rumpflänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 , 6 0 m

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7, 4 2 m

Tiefgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1, 2 2 m

Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11, 6 t

Großsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2 , 0 m 2

Selbstwendefock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 9 , 0 m 2

Segeltragezahl 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 , 6

Grundpreis ab Werft . . . . . . . . . . 4 5 6 7 9 5 €

Preis segelfertig 2 . . . . . . . . . . . . . . . 47 7 5 5 5 €

YACHT-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . –

Eine Besonderheit der Katama-rane von Bali ist neben den offe-nen Deckshäusern die bis zu den Bugen durchlaminierte Platt-form mit einer im Vorschiff ein-gelassenen Sitzgruppe

LAGOON 450

Rumpflänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 , 9 6 m

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7, 8 7 m

Tiefgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1, 3 0 m

Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 , 0 t

Großsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 9 , 0 m 2

Rollgenua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51, 0 m 2

Segeltragezahl 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 , 6

Grundpreis ab Werft . . . . . . . . . . 4 4 3 8 7 0 €

Preis segelfertig 2 . . . . . . . . . . . . . . . 4 6 0 5 4 0 €

YACHT-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 /2 011

Bestseller von Lagoon. Erhältlich als Sporttop-Ausführung mit seit-lichem Steuerstand oder als Ver-sion Flybridge mit dem Cockpit auf dem Dach. Einrichtungsvari-anten mit drei oder vier Kabinen

LEOPA RD 45

Rumpflänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 ,7 2 m

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7, 3 5 m

Tiefgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1, 5 0 m

Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 , 5 t

Großsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3 , 0 m 2

Rollgenua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 0 , 4 m 2

Segeltragezahl 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 , 5

Grundpreis ab Werft . . . . . . . . . . . 4 6 2 910 €

Preis segelfertig 2 . . . . . . . . . . . . . . . 4 81 2 2 5 €

YACHT-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f o l g t

Neues Modell der US-Marke Leopard Catamarans, gebaut in Südafrika. Das Markenzeichen von Leopard ist das geräumige Front-Cockpit, beim 45er jetzt komplett überdacht

NAUTITEC H OPEN 46

Rumpflänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 ,7 9 m

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7, 5 4 m

Tiefgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1, 4 5 m

Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 , 8 t

Großsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 , 0 m 2

Selbstwendefock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 8 , 0 m 2

Segeltragezahl 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 , 4

Grundpreis ab Werft . . . . . . . . . . 4 8 6 9 3 0 €

Preis segelfertig 2 . . . . . . . . . . . . . . . . 4 91 5 6 0 €

YACHT-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 /2 016

Erster komplett von Bavaria Yachtbau entwickelter Katama-ran mit offenem Deckshaus. Mit drei oder vier Kabinen und auch in einer Version mit Fly-bridge erhältlich

STEUERRAD UND SCHOTEN

SIND GETRENNT. DAS HAT VOR-

UND NACHTEILE

Wegen der Gewichtseinsparung am langen Hebel des Masts stampft das Boot in der Welle deutlich weniger als vergleichbare Ka­tamarane bei denselben Bedingungen. Die Bewegungen sind sehr viel angenehmer – ein nicht zu verkennender Unterschied. Weil Katamarane aber kaum krängen, ist der Ge­winn in Sachen Performance jedoch unwe­sentlich.

Bei rund 12 bis 15 Knoten Wind läuft der Saona 47 mit seinen leistungsstarken Segeln hart am Wind einen ordentlichen Speed von 7,2 Knoten. Die Wendewinkel bleiben mit 100 Grad im Rahmen des Erwartbaren für ei­nen großen und relativ schweren Fahrten­katamaran. Eine Menge Temperament ent­wickelt der Neue von Fountaine Pajot auf raumen Kursen mit großem Gennaker, wel­cher beim Testboot bis in den Topp des Car­bonmastes gezogen wird. Bei nur mäßigem Wind und um die 120 Grad Wendewinkel bleibt die Logge im Test fast permanent im zwei stel ligen Bereich.

Speziell beim Segeln mit Gennaker zeigt das Testschiff aber eine gewisse Kurs­Un­treue, was irritierend ist. Der Steuermann ist gefordert, am Rad fast dauerhaft zu korrigie­

ren, um das Boot mehr oder weniger auf sei­nem Pfad zu halten. Der Umstand kann mit dem kraftvollen Rigg und dem fast schon übergroßen Topp­Gennaker zusammen­hängen. So jedenfalls erklärt dies Romain Motteau, selbst ein sehr erfahrener und er­folgreicher Regattasegler auf Hochleistungs­katamaranen. Das Standardboot mit dem konventionellen Rigg, versichert er, werde fraglos einen wesentlich besseren Ge rade­auslauf aufweisen.

Der Steuerstand liegt auf dem Saona 47 seitlich erhöht und getrennt von den Scho­ten­ und Fallenwinschen auf dem Kajütauf­bau. Will der Rudergänger die Segel selbst

trimmen, muss er das Rad dazu verlassen und am besten den Autopiloten bemühen, welcher im Normalfall wohl ohnehin die meiste Zeit steuert. Für die Wenden und Halsen sollte man aber trotzdem zu zweit sein. Die räumliche Trennung von Steuerrad und Schotenbedienung schränkt die Ein­handtauglichkeit auf dem Saona 47 etwas ein. Ein bisschen Übung und Knowhow vor­ausgesetzt, kommen aber auch Solisten mit dem Schiff zurecht.

COOLE BADEBÜHNE Für die Manöver unter Maschine im Hafen können Bug und Heck auf der Steuer bord­seite uneingeschränkt eingesehen werden. Gegenüber bleiben beide Schiffsenden da­gegen im Verborgenen. Im Bimini­Dach fehlt ein Sichtfenster oder ein Luk, um vom Steuerstand aus wenigstens auch das Back­bord­Heck erblicken zu können. Dies will die Werft zukünftig als Option anbieten.

Das Testboot war übrigens mit einem Motoren­Upgrade ausgestattet. Zwei Ma­schinen von Volvo Penta mit jeweils 55 PS schieben den Katamaran auf bis 9,6 Knoten unter Volllast und bis auf 8,6 Knoten in

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Marsch fahrt (80 Prozent der Höchstdreh­zahl). Bemerkenswert ist auch die Kraftstoff­ Autonomie: Schon ab Werft sind zwei Die­seltanks mit insgesamt 940 Liter Inhalt ver­baut, dazu zwei Frischwassertanks mit alles in allem 700 Liter Kapazität.

Herausragendes Detail auf dem Saona 47 ist die höhenverstellbare Badeplattform. Die Hebebühne zwischen den Rümpfen kann auf Knopfdruck und stufenlos über ei­ne maximale Höhe von 1,40 Meter bis 45 Zentimeter unter die Wasseroberfläche ab­gesenkt werden. Nicht nur zum Baden ist das die Wucht, auch zum Stauen und Zu­wasserlassen des Dingis. Die Annehmlich­keit hat neben dem zusätzlichen Gewicht al­lerdings ihren Preis: Mit gut 36 000 Euro Auf­

FUNKTION UND OPTIK IN SYMBIOSE

Platz ohne Ende und AUSSICHT ohne

Einschränkungen – die üppig großen

Fensterflächen sorgen für Licht und Luft im

Salon. Durch die SCHAUGLÄSER

im Dach lässt sich der Stand der Segel

beobachten

ANDERSRUMDas Bett im Vorschiff ist quer eingelassen.

Die Liegefläche ist so breiter, aber auch kürzer als bei der längs eingebauten Koje

OPULENTDas Bad im Eignerbereich setzt neue

Standards bezüglich der Größe, der Nutz-barkeit sowie der Vielfalt der Stauräume

FÜRSTLICHDie Doppelkoje in der Achterkabine hat

Kingsize-Format, könnte aber sogar noch größer sein. Seitlich gäbe es Platz dafür

Kabinen und zwei Toilettenräumen. Für den größeren Saba 50 (Test in YACHT 24/14) hat Fountaine Pajot übrigens ein ganz ähnliches Layout umgesetzt.

In der Eignerversion Maestro (unser Testschiff ) bleibt der Backbord­Rumpf als ein riesiger und durchgehender Wohnraum erhalten. Die Platzverhältnisse sprengen den Begriff Kabine bei weitem, die Nass zelle wird hier zum richtigen Bade zimmer mit ei­nem ausgewiesenen Duschbereich und ab­getrenntem WC­Raum. Dazu gibt es in sämt­lichen Bereichen unfassbar viele Stauräume, die nicht nur optimal zugänglich sind, son­dern auch noch durchdacht unterteilt. Hier findet man Platz für alles, selbst für sperrige Sachen.

preis hinterlässt die smarte Option schmerz­liche Spuren im Budget.

TADELLOS GEBAUTAnders als die Konkurrenz in derselben Län­genklasse bietet Fountaine Pajot seinen Sao­na 47 nicht in der sonst üblichen Charterver­sion mit vier Kabinen und vier Nasszellen an, sondern in einer seltenen Ausbauvarian­te mit fünf Kabinen und vier Bädern (Ver­sion Quintett). Bei diesem Layout ist die Achterkabine nur durch einen separaten Niedergang vom Außencockpit aus erreich­bar. Dazu wird das Wohnangebot im Back­bord­Rumpf mit einer weiteren Kammer mit quer eingebauten Stockbetten ergänzt. Im Steuerbordrumpf bleibt es dagegen bei zwei F

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MICHAEL GOOD

IMMER GUT AUFGERÄUMT –

STAURAUM GIBT ES IM

ÜBERFLUSS

Im Steuerbord­Rumpf mit dem Zwei­kabinen­Layout ist die vordere Doppelkoje nicht wie sonst üblich als Dreieck ins Vor­schiff eingelassen, sondern als Inselbett quer zur Fahrtrichtung. Damit haben zwei Schlä­fer mehr Platz auf Schulterbreite und mehr Beinfreiheit, dafür ist die Koje konzeptbe­dingt in der Länge reduziert auf 1,93 Meter.

Die qualitative Verarbeitung im Detail präsentiert sich auf einem erfreulichen Ni­veau. Fountaine Pajot verarbeitet viel Voll­holz im Bereich von Randleisten, Umlei­mern und Türzargen. Zudem sind die Be­schläge von überdurchschnittlich guter Machart sowie Qualität. Ein Lob ist noch für die vorbildlichen Lüftungsmöglichkeiten auszusprechen: In allen Wohnbereichen einschließlich der Nasszellen stehen min­destens zwei größere oder kleinere Luken zur Verfügung, die auch bei geschlossenen Türen eine Querlüftung erlauben.

Für die Eignerversion Maestro verlangt Fountaine Pajot einen Basispreis von 545 615 Euro, einschließlich 19 Prozent Mehrwert­steuer. Die Quintett­Ausbauvariante mit fünf Kabinen kostet gut 10 000 Euro mehr. In der Gruppe der vergleichbaren Konkurrenz (sie­he Übersicht auf Seite 81) ist der Saona 47 jetzt mit einem doch ziemlich überraschen­den Abstand das teuerste Angebot.

TEURER ALS GEWOHNTÜberraschend aus folgendem Grund: In der nächstkleineren Klasse der 40­Fuß­Kata­marane hat sich der Lucia 40 von Fountaine Pajot (siehe Test in YACHT 16/16) im Ver­gleich zu den Angeboten derselben Konkur­renz (Bali, Lagoon, Leopard und Nautitech) preislich noch als ungemein attraktiv prä­sentiert.

Der Saona 47 überzeugt unter Segeln, bezüglich seiner gehobenen Machart und mit seinen vielen attraktiven Optionen. Die Franzosen haben sich einiges überlegt, um sich von der Konkurrenz abzugrenzen und um mehr Vielfalt in das sonst eher homoge­ne Angebot der Fahrtenkatamarane dieser Größe zu bringen.

Auch unter dem Strich passt das alles sehr gut zusammen.

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