gamma #181

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Antia-Newsfyer ür Leipzig & Umland Updates Am 09.10. ührten etwa 50 Nazis einen unan- gemeldeten Aumarsch in Grünau durch. re- punkt war, wie bereits bei rüheren Aktionen, das Allee-Center. Anlass war diesmal der 100. Geburtstag des SA-Sturmührers und Zuhälters Horst Wessel. Im selben Zusammenhang wur- den in mehreren Stadtteilen thematische Pla- kate verklebt, zwei einzelne tauchten auch au der B ernhard-Göring- Straße au. Am 18.11. wurde au Initiative des Vereins “Volksbund Deutsche Kriegsgräberürsorge” eine “Gedenkeier” zum sog. Volkstrauertag au dem Südriedho begangen, um die deutschen Oper der beiden Weltkriege zu ehren. Daran beteiligten sich auch Mitglieder der Burschen- scha Germania, die im Anschluss noch ihr eigenes Gedenken abhielten. Am selben ag be- teiligten sich Leipziger Nazis an einer Gedenk- eier in Döbeln. Am 22.11. überelen gegen 21 Uhr knapp 40  vermummte Nazis ein Wohnhaus in der Hol- steinstraße (Reudnitz-Tonberg). Dabei skan- dierten sie Parolen wie “Rotront verrecke ” und beschossen das Gebäude mit Signalmunition. Nach kurzer Zeit zerstreuten sich die Angrei- enden, die nach rund ün Minuten eintre- ende Polizei konnte nur noch einzelne Perso- nalienkontrollen durchühren. Nach eigener Darstellung wollte dasselbe Personenspektrum - “Freie Kräe Leipzig” und “Freie Kräe Bor- na” - zuvor eine Lin kspartei-V eranstaltung stö- ren, and aber den Eingang nicht. Bereits in der  vorangehenden Nacht wurden am Haus in der Holsteinstraße zwei große Hakenkreuz-Grat- is angebrach t. Nr. 181 – Januar/Febr. 2008 A m Sonnabend, den 12.01.2008, nahmen ca. 320 Personen an einem Naziaumarsch durch die Leipziger Stadtviertel Reudnitz, Anger-Crottendor und Stötteritz teil. Der Leipziger Osten war dabei nicht zuällig als Gebiet des Aumarsches gewählt worden, wohnen doch einige Kader der Leipziger Naziszene eben dort. Zunehmend kristallisiert sich hier ein neuer Home-Kiez des hiesigen Naziumelds heraus. Zu der Veranstaltung, die eigentlich geheim ge- halten werden sollte, hatten die „Freien Kräe Leip- zig“ augeruen, die mit dem “Freien Netz Leipzig” gleichzusetzen sind. Als Anmelder des Aumarsches trat Istvan Repaczki, mittlerweile eine Schlüsselgur in Kameradschaskreisen, hervor. Dass tatsächlich mehrere hundert Nazis dem FKL-Auru olgten, war ür viele überraschend. Zwar wurde in letzter Zeit ein Anwachsen der Leipziger Naziszene konstatiert, ein solches Mobilisierungspotential war jedoch uner war- tet, erst recht in solch konspirativer Art und Weise. Von besonderer Bedeutung ür die zahlreiche eilnahme an diesem Aumarsch, aber auch die an- deren Aktivitäten des regionalen Naziumeldes ist das Internetportal www.reies-netz.com. Das “Freie Netz” stellt inzwischen wohl d as wichtigste Nazime- dium im lokalen und regionalen Raum dar und dient der Szene als Propagandamittel. Die angestrebte Ver- netzung regionaler Nazigruppen durch das “Freie Netz” war scheinbar erolgreich - und ist als bedenk- lich einzuschätzen. So waren aus al len am Netzwerk beteiligten Städten (Zwickau, Delitzsch, Altenburg, Chemnitz, Ho) Nazis angereist. Weitere eilnehmer kamen aus dem Leipziger Umland (Eilenburg, Bor- na, Wurzen, Schkeuditz). Mit diesem Potential muss auch in Zukun bei gleichen oder ähnlichen Akti- onen gerechnet werden. Dass am 12.01. außerdem Nazis aus Berlin, Dresden und Türingen nach Leip- zig reisten, läßt eine gute Verknüpung der „Freien Kräe Leipzig“ mit der überregionalen Naziszene erkennen. Der Leipziger Anteil am Aumarsch dür- te etwa ein Drittel der eilnehmerzahl ausmachten. Die Größenordnung des unmittelbaren Mobilisie- rungspotentials der aktiven Nazis in Leipzig unter- liegt seit Monaten einem stetigem Wachstum und bendet sich im Moment bei etwa 80-90 Personen - ohne das Umland. Dennoch läßt sich esthalten, dass Leipzigs Nazis durchaus mit Gegenwehr rechnen: nicht um- sonst wollten die Nazis ihre Mobilisierung ür den Aumarsch nicht öentlich gestalten und grien mit dem Leipziger Osten au ein relativ unattraktive s Ge- biet zurück. Und si cherlich wäre die eilnehmerzahl des Aumarsches bei einem Ausbleiben des öent- lichen Bekanntwerdens durch die Antia-Mobilisie- rung geringer ausgeallen. Fronttransparent des Aufmarsches: 320 Nazis folgten dem Aufruf der “Freien Kräfte Leipzig” gamma Aufmarsch “Freier Kräfte” in Leipzigs Osten   M   i   t   F  o   t  o  -   s   t  o   r   y Der FAll „ProFe ssor Vogt“. Seit Ende 2007 hat die Uni Leipzig einen Lehrbeauragten weniger: der Münchner Michael Vogt muss seine ätigkeit am Institut ür Kommunikations- und Medienwis- senscha ruhen lassen und wird seinen Ehrenpro- essor-itel verlieren. Der Grund: Vogt drehte ge- meinsam mit Ola Rose die Pseudo-Dokumentation “Geheimakte Heß” und trat zu diesem Tema als Reerent au, etwa bei der einschlägigen Münchner Burschenscha “Danubia”, die ihn als “Bundesbru- der” bezeichnet. Bereits 1983 drehte er zwei Filme über “alliierte Kriegsverbrechen”. Damals stand er dem Hochschulbund der “Republikaner” nahe und schrieb Nachwörter zu Reprints “nationalrevoluti- onärer” Schrien. In der jüngeren Vergangenheit war er gemeinsam mit NPD-Mann Andreas Molau und dem Verleger Gert Sudholt im Vorstand der “Kontinent Europa Stiung”. Zuletzt nahm Vogt im September 2007 in Straßburg an einem reen der IS-Fraktion im Europaparlament (“Identität, ra- dition, Souveränität”) teil und unterzeichnete dabei gemeinsam mit bekannten Nazikadern eine Presse- erklärung. An der Uni Leipzig war Vogt seit 1998 Honorarproessor, seit 1990 erhielt er Lehrauräge am KMW-Institut. Seine Qualikation: Erahrung in V-Produktionen und eine Vita, die ihn als Phar- ma- und Rüstungslobbyist ausweist. Nach seinem Rauswur gab er der “Jungen Freiheit” ein Interview, in dem er si ch mit Eva Herman verglich und als „Op- er“ einer “Antia-Kampagne” bezeichnete.

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8/8/2019 gamma #181

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Antia-Newsfyer ür

Leipzig & Umland

Updates

Am 09.10. ührten etwa 50 Nazis einen unan-

gemeldeten Aumarsch in Grünau durch. re-

punkt war, wie bereits bei rüheren Aktionen,

das Allee-Center. Anlass war diesmal der 100.

Geburtstag des SA-Sturmührers und Zuhälters

Horst Wessel. Im selben Zusammenhang wur-

den in mehreren Stadtteilen thematische Pla-

kate verklebt, zwei einzelne tauchten auch au der Bernhard-Göring-Straße au.

Am 18.11. wurde au Initiative des Vereins

“Volksbund Deutsche Kriegsgräberürsorge”

eine “Gedenkeier” zum sog. Volkstrauertag au 

dem Südriedho begangen, um die deutschen

Oper der beiden Weltkriege zu ehren. Daran

beteiligten sich auch Mitglieder der Burschen-

scha Germania, die im Anschluss noch ihr

eigenes Gedenken abhielten. Am selben ag be-

teiligten sich Leipziger Nazis an einer Gedenk-

eier in Döbeln.

Am 22.11. überelen gegen 21 Uhr knapp 40

  vermummte Nazis ein Wohnhaus in der Hol-

steinstraße (Reudnitz-Tonberg). Dabei skan-

dierten sie Parolen wie “Rotront verrecke” und

beschossen das Gebäude mit Signalmunition.

Nach kurzer Zeit zerstreuten sich die Angrei-

enden, die nach rund ün Minuten eintre-

ende Polizei konnte nur noch einzelne Perso-

nalienkontrollen durchühren. Nach eigener

Darstellung wollte dasselbe Personenspektrum

- “Freie Kräe Leipzig” und “Freie Kräe Bor-

na” - zuvor eine Linkspartei-Veranstaltung stö-ren, and aber den Eingang nicht. Bereits in der

  vorangehenden Nacht wurden am Haus in der

Holsteinstraße zwei große Hakenkreuz-Grat-

is angebracht.

Nr. 181 – Januar/Febr. 2008

Am Sonnabend, den 12.01.2008, nahmen ca. 320

Personen an einem Naziaumarsch durch dieLeipziger Stadtviertel Reudnitz, Anger-Crottendor 

und Stötteritz teil. Der Leipziger Osten war dabei nicht

zuällig als Gebiet des Aumarsches gewählt worden,

wohnen doch einige Kader der Leipziger Naziszene

eben dort. Zunehmend kristallisiert sich hier ein

neuer Home-Kiez des hiesigen Naziumelds heraus.

Zu der Veranstaltung, die eigentlich geheim ge-

halten werden sollte, hatten die „Freien Kräe Leip-

zig“ augeruen, die mit dem “Freien Netz Leipzig”

gleichzusetzen sind. Als Anmelder des Aumarsches

trat Istvan Repaczki, mittlerweile eine Schlüsselgur

in Kameradschaskreisen, hervor. Dass tatsächlichmehrere hundert Nazis dem FKL-Auru olgten, war

ür viele überraschend. Zwar wurde in letzter Zeit ein

Anwachsen der Leipziger Naziszene konstatiert, ein

solches Mobilisierungspotential war jedoch unerwar-

tet, erst recht in solch konspirativer Art und Weise.

Von besonderer Bedeutung ür die zahlreiche

eilnahme an diesem Aumarsch, aber auch die an-

deren Aktivitäten des regionalen Naziumeldes ist

das Internetportal www.reies-netz.com. Das “Freie

Netz” stellt inzwischen wohl das wichtigste Nazime-

dium im lokalen und regionalen Raum dar und dient

der Szene als Propagandamittel. Die angestrebte Ver-

netzung regionaler Nazigruppen durch das “Freie

Netz” war scheinbar erolgreich - und ist als bedenk-

lich einzuschätzen. So waren aus al len am Netzwerk beteiligten Städten (Zwickau, Delitzsch, Altenburg,

Chemnitz, Ho) Nazis angereist. Weitere eilnehmer

kamen aus dem Leipziger Umland (Eilenburg, Bor-

na, Wurzen, Schkeuditz). Mit diesem Potential muss

auch in Zukun bei gleichen oder ähnlichen Akti-

onen gerechnet werden. Dass am 12.01. außerdem

Nazis aus Berlin, Dresden und Türingen nach Leip-

zig reisten, läßt eine gute Verknüpung der „Freien

Kräe Leipzig“ mit der überregionalen Naziszene

erkennen. Der Leipziger Anteil am Aumarsch dür-

te etwa ein Drittel der eilnehmerzahl ausmachten.

Die Größenordnung des unmittelbaren Mobilisie-rungspotentials der aktiven Nazis in Leipzig unter-

liegt seit Monaten einem stetigem Wachstum und

bendet sich im Moment bei etwa 80-90 Personen

- ohne das Umland.

Dennoch läßt sich esthalten, dass Leipzigs

Nazis durchaus mit Gegenwehr rechnen: nicht um-

sonst wollten die Nazis ihre Mobilisierung ür den

Aumarsch nicht öentlich gestalten und grien mit

dem Leipziger Osten au ein relativ unattraktives Ge-

biet zurück. Und sicherlich wäre die eilnehmerzahl

des Aumarsches bei einem Ausbleiben des öent-

lichen Bekanntwerdens durch die Antia-Mobilisie-

rung geringer ausgeallen.

Fronttransparent des Aufmarsches: 320 Nazis folgten dem Aufruf der “Freien Kräfte Leipzig”

gamma

Aufmarsch “Freier Kräfte” 

in Leipzigs Osten

  M  i  t

  F o  t

 o -

  s  t o  r  y

Der FAll „ProFessor Vogt“. Seit Ende 2007

hat die Uni Leipzig einen Lehrbeauragten weniger:

der Münchner Michael Vogt muss seine ätigkeit

am Institut ür Kommunikations- und Medienwis-

senscha ruhen lassen und wird seinen Ehrenpro-

essor-itel verlieren. Der Grund: Vogt drehte ge-

meinsam mit Ola Rose die Pseudo-Dokumentation

“Geheimakte Heß” und trat zu diesem Tema als

Reerent au, etwa bei der einschlägigen Münchner

Burschenscha “Danubia”, die ihn als “Bundesbru-der” bezeichnet. Bereits 1983 drehte er zwei Filme

über “alliierte Kriegsverbrechen”. Damals stand er

dem Hochschulbund der “Republikaner” nahe und

schrieb Nachwörter zu Reprints “nationalrevoluti-

onärer” Schrien. In der jüngeren Vergangenheit

war er gemeinsam mit NPD-Mann Andreas Molau

und dem Verleger Gert Sudholt im Vorstand der

“Kontinent Europa Stiung”. Zuletzt nahm Vogt im

September 2007 in Straßburg an einem reen der

IS-Fraktion im Europaparlament (“Identität, ra-

dition, Souveränität”) teil und unterzeichnete dabei

gemeinsam mit bekannten Nazikadern eine Presse-

erklärung. An der Uni Leipzig war Vogt seit 1998

Honorarproessor, seit 1990 erhielt er Lehrauräge

am KMW-Institut. Seine Qualikation: Erahrungin V-Produktionen und eine Vita, die ihn als Phar-

ma- und Rüstungslobbyist ausweist. Nach seinem

Rauswur gab er der “Jungen Freiheit” ein Interview,

in dem er sich mit Eva Herman verglich und als „Op-

er“ einer “Antia-Kampagne” bezeichnete.

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8/8/2019 gamma #181

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